Ein anderes Bild von Afrika - CARE Deutschland e.V.
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Vorwort zur ersten Auflage:<br />
<strong>Afrika</strong> – eine Zumutung?<br />
Wer sich mit <strong>Afrika</strong> befasst, muss zunächst <strong>Afrika</strong>-<strong>Bild</strong>er aufarbeiten. <strong>Afrika</strong><br />
ist in der allgemeinen Wahrnehmung und in der massenmedialen Vermittlung<br />
der Kontinent mit den 4 Ks: Kriege, Krisen, Krankheiten und Katastrophen.<br />
Wenn uns überhaupt <strong>Bild</strong>er erreichen, so spiegeln sie diese 4 Ks wieder:<br />
Kriegsszenen aus dem Kongo oder dem Sudan, hungernde Kinder in den<br />
Flüchtlingslagern im Tschad oder in Uganda, Millionen <strong>von</strong> Aids-Opfern im<br />
Südlichen <strong>Afrika</strong>. Die Bereitschaft, sich derartigen Elendsbildern zu stellen, ist<br />
gering, auch unter jungen Menschen.<br />
Das auf diese Weise entstandene <strong>Afrika</strong>bild ist ja<br />
(leider) nicht falsch. Es ist unvollständig, weil es wesentliche<br />
Teile der Realität ausblendet, vor allem den<br />
Lebensmut so vieler Menschen, die trotz widrigster<br />
Umstände es irgendwie schaffen, für sich und ihre<br />
Familien das Überleben zu sichern. Diese Fähigkeit zu<br />
überleben, zu hoffen und immer wieder neu anzufangen,<br />
verdient Bewunderung und Unterstützung – und<br />
genau dies wollen wir auch in den Mittelpunkt dieser<br />
Unterrichtsmaterialien stellen. Sie sollen einen anderen,<br />
weniger üblichen Blick auf <strong>Afrika</strong> möglich machen.<br />
Es macht aber wenig Sinn, ein negatives oder einseitiges<br />
<strong>Afrika</strong>bild gegen ein positives Klischee auszutauschen.<br />
<strong>Afrika</strong> als Thema im Unterricht oder in der<br />
<strong>Bild</strong>ungsarbeit ist und bleibt eine Zumutung. Es mutet<br />
uns zu, die Widersprüchlichkeiten und Ambivalenzen<br />
dieses Kontinents zu ertragen: Engagierte Selbsthilfe<br />
und dumpfe Lethargie, visionäre politische Entwürfe<br />
neben korrupter Selbstbereicherung, zynische Ignoranz<br />
gegenüber den Problemen und die nicht tot zu<br />
kriegende Hoffnung auf Zukunft in einem Meer des<br />
Elends. Manchmal passen nicht einmal die Kategorien unserer Wahrnehmung<br />
– und trotzdem sollen und müssen wir wahrnehmen, uns ein <strong>Bild</strong><br />
machen. Alles was wir sagen und feststellen, wird teilweise richtig, aber auch<br />
teilweise falsch sein. Alle Aussagen tragen das „aber“ schon in sich. Nur wenn<br />
wir soviel Zumutung ertragen wollen, lernen wir etwas über <strong>Afrika</strong> – und<br />
über uns.<br />
Foto: Welthaus Bielefeld<br />
Bielefeld,<br />
August 2006<br />
Georg Krämer<br />
(Welthaus Bielefeld)<br />
2 GEMEINSAM FÜR AFRIKA