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Warum brauchen manche Menschen<br />
eine Brille?<br />
Dr. med. Hartmut Mewes<br />
Institut für Physiologie der <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong>
Lichtstrahlen breiten sich<br />
nicht immer geradlinig aus.<br />
An der Grenzfläche von Luft und Wasser oder Glas wird der Lichtstrahl „geknickt“.<br />
Man spricht von<br />
Lichtbrechung
Ein gerader Stab ins Wasser gesteckt sieht aus,<br />
als ob er an der Wasseroberfläche einen Knick hätte.
Schaut man über den Tassenrand so in eine Tasse hinein, dass man eine darin<br />
liegende Münze gerade nicht mehr sieht, dann kann vorsichtig eingefülltes Wasser<br />
diese Münze wieder sichtbar machen, da das Licht der Münze an der Wasseroberfläche<br />
gebrochen wird und unser Auge erreicht.
Der Fischer sieht den Fisch im Wasser an einer anderen Stelle.<br />
Die Fische sind nicht dort, wo wir sie sehen.
Wasservögel und Fische müssen beim Beutefang die Lichtbrechung beachten.
Ist die Luft-Wasser-Grenzfläche ideal gewölbt (Sammellinse, Lupe, Brennglas),<br />
so werden die einzelnen Lichtstrahlen unterschiedlich stark gebrochen und treffen sich<br />
alle in einem Punkt (F = Brennpunkt).<br />
Luft<br />
Wasser<br />
Schaut niemals! durch eine Lupe, Fernglas oder Lesebrille<br />
in die Sonne! Der Brennpunkt befindet sich dann in Eurem<br />
Auge und Ihr könnt erblinden!
Die Oberfläche dieses Schmuckstücks ist nicht gleichmäßig gewölbt.<br />
Dadurch entstehen viele Brennpunkte und es funkelt / glitzert.
Linsenformen<br />
Sammellinsen<br />
(+)<br />
Zerstreuungslinsen<br />
(-)<br />
Diese Linsen<br />
interessieren<br />
uns jetzt nicht.
Sammellinse<br />
(Lupe, Vergrößerungsglas)
Bildentstehung hinter einer Sammellinse<br />
Brennpunkt<br />
Beim Fotoapparat entsteht das auf dem Kopf<br />
stehende Bild auf dem Film bzw. CCD-Chip.<br />
Damit das Bild hell und scharf aussieht, haben<br />
teure Fotoapparate ein kompliziertes<br />
Linsensystem (Objektiv).
Unser Auge ist ähnlich aufgebaut.<br />
Die lichtempfindliche Schicht ist die Netzhaut.
Die Kerze bildet sich umgekehrt und scharf auf der Netzhaut ab.<br />
scharfes Bild auf der Netzhaut
Wird die Kerze näher an das Auge (die Linse) herangeführt, rückt das Bild<br />
weiter von der Linse weg und befindet sich hinter der Netzhaut.<br />
Mit der Netzhaut kann nur ein unscharfes Bild gesehen werden.<br />
unscharfes Bild auf der Netzhaut
Um das Bild scharf zu sehen, muss entweder die Netzhaut nach hinten geschoben<br />
werden (das Auge vergrößern ist jedoch schlecht möglich) oder die Brechkraft der Linse<br />
erhöht werden (Brennpunkt rückt näher an die Linse heran – das ist anstrengend).
Unser Auge kann also die Brechkraft der Linse verändern:<br />
- geringe Brechkraft beim Blick in die Ferne (nahe Gegenstände sind unscharf);<br />
- hohe Brechkraft beim Sehen in der Nähe (Hintergrund ist unscharf).
Ist das Auge ein klein wenig zu groß (zu lang) oder die Brechkraft der Linse zu groß,<br />
können entfernte Gegenstände nicht klar erkannt werden, weil das Bild vor der Netzhaut<br />
entsteht. Wir können dann nur in der Nähe scharf sehen – wir sind kurzsichtig.<br />
Um auch in der Ferne scharf sehen zu können, müssen wir die Brechkraft der Linse mit<br />
Zerstreuungslinsen (Minusgläsern) verringern.<br />
kurzsichtig<br />
Korrektur:<br />
Zerstreuungslinse<br />
(-)
Verschiedene Schweregrade<br />
der Kurzsichtigkeit
Ist das Auge dagegen ein klein wenig zu klein (zu kurz) oder die Brechkraft der Linse zu<br />
gering, dann können nahe Gegenstände nicht klar erkannt werden, weil das Bild hinter der<br />
Netzhaut entsteht. Wir können dann nur in der Ferne scharf sehen – wir sind weitsichtig.<br />
Um auch in der Nähe scharf sehen zu können, müssen wir die Brechkraft der Linse mit<br />
Sammellinsen (Plusgläsern) vergrößern.<br />
weitsichtig<br />
Korrektur:<br />
Sammellinse<br />
(+)
Mit zunehmendem Alter lässt die Brechkraft der Augenlinse immer mehr nach.<br />
Der nächste Punkt vor unseren Augen, den wir gerade noch scharf sehen können<br />
(Nahpunkt) liegt im Alter von 10 Jahren bei ca. 7 cm, mit 40 Jahren bei 22,5 cm und<br />
bewegt sich dann immer schneller in Richtung unendlich (∞).<br />
Alte Leute (ab 45 Jahre etwa) können in der Nähe nicht mehr scharf sehen und brauchen<br />
eine Lesebrille (Plusgläser, die die Brechkraft der Augenlinse erhöhen).
Testen kann man die Sehschärfe mit Sehprobentafeln, auf denen Buchstaben und<br />
Ziffern (aber auch Haken und Bilder für kleine <strong>Kinder</strong>, die noch nicht lesen können)<br />
in abnehmender Größe aufgezeichnet sind.
Mit einer Brille kann man dann die Unterschiede sehen.
Eine Brille ist also nur ein Halter für die Linsen, die man sich vor das Auge hält.<br />
Es gibt verschiedene Arten von Brillen bzw. Sehhilfen:<br />
Zwicker<br />
Lorgnon, Lorgnette
Monokel<br />
Kontaktlinse<br />
Bifokalbrille
WC-Brille<br />
Brille<br />
für Chirurgen und Uhrmacher<br />
für Künstler
Und kleine.<br />
Es gibt große Brillen…
Hier eine selbst gebastelte Brille aus Draht und Klebestreifen.<br />
Man braucht für eine Brille eigentlich nur ein Gestell und die Linsen …
Dieser Herr hat scheinbar etwas verwechselt.
Manche Menschen<br />
brauchen eine Brille!<br />
Dr. med. Hartmut Mewes<br />
Institut für Physiologie der <strong>Uni</strong>versität <strong>Rostock</strong>