Amphetamine DE korrigiert - Prevention.ch
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<strong>Amphetamine</strong> und<br />
Methamphetamine<br />
Informationen für Eltern und Lehrpersonen<br />
Ob als Aufputs<strong>ch</strong>- und Dopingmittel, als Fit- und S<strong>ch</strong>lankma<strong>ch</strong>er<br />
oder als Partydroge: <strong>Amphetamine</strong> und Methamphetamine<br />
– bekannt au<strong>ch</strong> als «Speed» – sind psy<strong>ch</strong>oaktive<br />
Drogen, die im Alltag und in der Freizeit mehr Leistungsfähigkeit<br />
und Wohlbefinden verspre<strong>ch</strong>en und daher oft<br />
missbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> verwendet werden.<br />
Wel<strong>ch</strong>es sind die wi<strong>ch</strong>tigsten Eigens<strong>ch</strong>aften der <strong>Amphetamine</strong><br />
und ihrer Abkömmlinge Wie wirken sie und wel<strong>ch</strong>e<br />
Risiken hat der Konsum zur Folge Wie ist der Zugang zu<br />
<strong>Amphetamine</strong>n geregelt Wel<strong>ch</strong>e Wege der Prävention<br />
existieren<br />
Dieses Drogeninfo behandelt die <strong>Amphetamine</strong> und amphetaminähnli<strong>ch</strong>en<br />
Stoffe wie Methamphetamine mit<br />
Ausnahme von Ecstasy/MDMA und <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> verwandter<br />
Substanzen (MDA, DOM, 2CB). Letztere werden wegen ihrer<br />
andersartigen Drogenwirkungen ni<strong>ch</strong>t mehr zu den reinen<br />
Aufputs<strong>ch</strong>mitteln, sondern zu den Halluzinogenen und<br />
Entaktogenen gezählt. Informa tionen über diese Drogen<br />
können dem Drogeninfo «Ecstasy» entnommen werden.
<strong>Amphetamine</strong>: Stimulierende Reizübermittler<br />
Unter <strong>Amphetamine</strong>n versteht man eine Gruppe von psy<strong>ch</strong>oaktiven Adrenalin die Blutgefässe und verhilft so zu einer besseren Atmung.<br />
Substanzen, deren Wirkung in erster Linie anregend und aufputs<strong>ch</strong>end Zudem erhöht es die Frequenz und die S<strong>ch</strong>lagkraft des Herzens und<br />
ist. <strong>Amphetamine</strong> leiten si<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> – wie andere Psy<strong>ch</strong>ostimulanzien<br />
– von einer so genannten Muttersubstanz, dem Phenylethylamin, ab tungsfähigkeit beiträgt wie die Freisetzung von Energieträgern wie<br />
erzeugt einen höheren Blutdruck, was ebenso zu einer höheren Leis-<br />
und sind den körpereigenen Hormonen Adrenalin und Noradrenalin Glukose – eine weitere Wirkung des Adrenalins.<br />
strukturähnli<strong>ch</strong> aufgebaut. Bei einer Adrenalinauss<strong>ch</strong>üttung im Körper<br />
wird hö<strong>ch</strong>ste Leistungsfähigkeit hergestellt, wie sie bei Kämpfen Methaphetamin ist ein Abkömmling des Amphetamins mit ähnli<strong>ch</strong>er,<br />
do<strong>ch</strong> mit stärkerer und längerer oder bei der Flu<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong> ist: Im Berei<strong>ch</strong> der Bron<strong>ch</strong>ien erweitert<br />
Wirkung.<br />
Zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
Psy<strong>ch</strong>ostimulanzien auf synthetis<strong>ch</strong>er Basis wurden erstmals gegen<br />
Ende des 19. Jahrhunderts hergestellt. Stimulierende Arzneimittel mit<br />
dem Wirkstoff Amphetamin und amphetaminähnli<strong>ch</strong>en Stoffen gegen<br />
S<strong>ch</strong>nupfen und Seekrankheit kamen erst ab 1930 auf den Markt. Einen<br />
regelre<strong>ch</strong>ten Boom erfuhren die synthetis<strong>ch</strong>en <strong>Amphetamine</strong> und die<br />
no<strong>ch</strong> potenteren Methamphetamine im 2. Weltkrieg als Wa<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>er<br />
(Weckamine) für Soldaten und Bes<strong>ch</strong>äftigte in der Rüstungsindustrie.<br />
In den USA, Japan oder Skandinavien kam es dur<strong>ch</strong> den Amphetaminmissbrau<strong>ch</strong><br />
breiter Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts zu regelre<strong>ch</strong>ten «Drogenkrisen». Als Tanz- und<br />
Sexdroge innerhalb bestimmter Jugendkulturen gewann «Speed»<br />
ebenfalls an Bedeutung.<br />
Ursprüngli<strong>ch</strong> als Heilmittel frei zugängli<strong>ch</strong>, wurden die Herstellung,<br />
Abgabe und Verwendung von <strong>Amphetamine</strong>n angesi<strong>ch</strong>ts der unerwüns<strong>ch</strong>ten<br />
gesundheitli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>osozialen Folgen ihres Gebrau<strong>ch</strong>es<br />
seit den 50er-Jahren der Kontrolle der internationalen und<br />
jeweiligen nationalen Betäubungsmittelgesetzgebung unterstellt.<br />
Amphetaminkonsum in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
In der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Gesundheitsbefragung aus dem Jahre 2002<br />
fanden si<strong>ch</strong> 1% der 15- bis 39-jährigen Befragten, die in ihrem Leben<br />
bereits Amphetamin genommen hatten. Die reale Ziffer dürfte höher<br />
sein, weil in allgemeinen Bevölkerungsumfragen Sonderpopulationen<br />
wie Amphetaminkonsumierende nur teilweise erfasst werden.<br />
Au<strong>ch</strong> dürften die gema<strong>ch</strong>ten Angaben ni<strong>ch</strong>t immer zuverlässig sein.<br />
Denno<strong>ch</strong> lässt si<strong>ch</strong> festhalten, dass umgere<strong>ch</strong>net auf die Wohnbevölkerung<br />
der S<strong>ch</strong>weiz etwa 25 000 Personen der Altersgruppe der 15- bis<br />
39-Jährigen mit <strong>Amphetamine</strong>n in Kontakt gekommen sind. Bei 15- bis<br />
16-jährigen S<strong>ch</strong>ülern und S<strong>ch</strong>ülerinnen hatten im Jahre 2002 etwa 3 %<br />
Erfahrungen mit <strong>Amphetamine</strong>n.<br />
Wirkungen<br />
Die körperli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Wirkungen der <strong>Amphetamine</strong> sind<br />
vielfältig:<br />
• Sie unterdrücken das Gefühl von Müdigkeit und das Bedürfnis na<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>laf<br />
• Sie erzeugen Gefühle erhöhter Wa<strong>ch</strong>heit und Euphorie<br />
• Sie erhöhen die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />
• Sie lassen Hungergefühle vers<strong>ch</strong>winden und vermindern S<strong>ch</strong>merzgefühle<br />
• Sie steigern das Selbstbewusstsein<br />
Eine objektivierbare Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit<br />
und Kreativität tritt jedo<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ein, wenn au<strong>ch</strong> subjektiv dieser Eindruck<br />
infolge der Unterdrückung von Müdigkeit bei glei<strong>ch</strong>zeitiger Enthemmung,<br />
abnehmender Kritikfähigkeit und verbesserter physis<strong>ch</strong>er<br />
Leistungsfähigkeit und Ausdauer entstehen mag.<br />
Konsumformen, Wirkungseintritt und<br />
Wirkungsdauer<br />
<strong>Amphetamine</strong> bzw. Methamphetamine gibt es als Tabletten, Pulver<br />
oder in kristalliner Form. Sie können ges<strong>ch</strong>luckt oder gerau<strong>ch</strong>t, gesnieft<br />
und dem Körper dur<strong>ch</strong> intravenöse Injektion zugeführt werden.<br />
Der Wirkstoff wird na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>lucken dur<strong>ch</strong> den Magen-Darm-Trakt<br />
ras<strong>ch</strong> im Körper verteilt und überwindet die Blut-Hirn-S<strong>ch</strong>ranke ausgespro<strong>ch</strong>en<br />
gut. Na<strong>ch</strong> dem S<strong>ch</strong>lucken treten die Wirkungen na<strong>ch</strong><br />
etwa 30 Minuten ein, beim Sniefen bereits na<strong>ch</strong> einigen Minuten.<br />
Die hö<strong>ch</strong>ste Konzentration des Wirkstoffs findet si<strong>ch</strong> in Niere, Lunge,<br />
Leber und im Gehirn. Tödli<strong>ch</strong>e Überdosierungen mit Amphetamin<br />
bzw. Methamphetaminen sind mögli<strong>ch</strong>. Die Halbwertszeit der Auss<strong>ch</strong>eidung<br />
von Amphetamin aus dem Körper beträgt etwa 6 bis 32<br />
Stunden. Dementspre<strong>ch</strong>end ist S<strong>ch</strong>lafen in der Regel no<strong>ch</strong> Stunden<br />
na<strong>ch</strong> der Substanzeinnahme unmögli<strong>ch</strong>.<br />
Risiken und Folgen<br />
Unmittelbare Risiken des Amphetamingebrau<strong>ch</strong>s<br />
<strong>Amphetamine</strong> aktivieren das Herz-Kreislauf-System. Bereits bei<br />
geringem Konsum steigen der Puls und die Herzfrequenz, was zu<br />
Herzrasen, Blutho<strong>ch</strong>druck bis hin zu Wärmestau, Kollapszuständen<br />
und S<strong>ch</strong>laganfällen führen kann. «Speed kills» galt bereits in der Zeit<br />
der «Flower Power»-Drogenepo<strong>ch</strong>e als stehende Redewendung. Als<br />
potenziell tödli<strong>ch</strong>e Einzeldosis gelten 100 Milligramm oral eingenommen.<br />
Wer ni<strong>ch</strong>t an Amphetamin gewöhnt ist, kann s<strong>ch</strong>on mit weniger<br />
in Lebensgefahr geraten. Plötzli<strong>ch</strong>e Todesfälle bei Sportlern werden<br />
oft dem Amphetamingebrau<strong>ch</strong> zu Dopingzwecken zuges<strong>ch</strong>rieben.<br />
Au<strong>ch</strong> die Gewi<strong>ch</strong>tsregulierung dur<strong>ch</strong> <strong>Amphetamine</strong> kann bedrohli<strong>ch</strong>e<br />
körperli<strong>ch</strong>e Nebenwirkungen haben (Blutdrucks<strong>ch</strong>wankungen,<br />
Lungenho<strong>ch</strong>druck). Zu gefährli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wankungen des Blutdruckes<br />
kann es au<strong>ch</strong> bei der glei<strong>ch</strong>zeitigen Einnahme von <strong>Amphetamine</strong>n und<br />
Medikamenten, die auf das Zentralnervensystem wirken (z. B. Antidepressiva),<br />
kommen. Bei Amphetamin-Injektionen besteht zudem das<br />
Risiko der Hepatitis- und HIV-Infektion.
Risiken des <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en Amphetamingebrau<strong>ch</strong>s<br />
Das grösste Risiko beim länger dauernden Amphetamingebrau<strong>ch</strong> ist<br />
zweifelsohne die Entwicklung einer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Abhängigkeit. Die<br />
Su<strong>ch</strong>tklassifizierung der Weltgesundheitsbehörde (WHO) kennt den<br />
Typus der Amphetamin-Abhängigkeit, die si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> eine besonders<br />
starke psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Abhängigkeit auszei<strong>ch</strong>net. Eine Gewöhnung an<br />
<strong>Amphetamine</strong> setzt relativ s<strong>ch</strong>nell ein (na<strong>ch</strong> ein bis vier Wo<strong>ch</strong>en des<br />
Konsums). Die dabei entstehende Toleranz hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> der Drogenwirkung<br />
ma<strong>ch</strong>t Dosissteigerungen unauswei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>. Beim Absetzen der<br />
<strong>Amphetamine</strong> kommt es zu Entzugsers<strong>ch</strong>einungen, die si<strong>ch</strong> in Form<br />
von Mundtrockenheit, S<strong>ch</strong>laflosigkeit, Unruhe, aber au<strong>ch</strong> in Form psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er<br />
Symptome wie Stimmungss<strong>ch</strong>wankungen, Angststörungen,<br />
Depressivität und paranoid-psy<strong>ch</strong>otis<strong>ch</strong>er Reaktionen (paranoide<br />
Amphetaminpsy<strong>ch</strong>ose) äussern können. Neben dem Abhängigkeitsrisiko<br />
führt Speedkonsum zu einer erhöhten Risikobereits<strong>ch</strong>aft mit<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Folgeproblemen (Unfällen, Gewaltakten).<br />
Eine Daueranwendung von <strong>Amphetamine</strong>n kann zu paradoxen Wirkungen<br />
und Nebenwirkungen führen. Häufig sind na<strong>ch</strong> Langzeitgebrau<strong>ch</strong><br />
Konzentrationsstörungen, Hektik, Realitätsverlust, aber au<strong>ch</strong><br />
Persönli<strong>ch</strong>keitsveränderungen, Deliriumzustände und Halluzinationen<br />
festgestellt worden. Bei häufigem Gebrau<strong>ch</strong> kann es bei Frauen<br />
zu Menstruationsstörungen kommen.<br />
Gebrau<strong>ch</strong><br />
Lebensstildroge Amphetamin<br />
Die vielfältigen körperli<strong>ch</strong>en und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Wirkungen der <strong>Amphetamine</strong><br />
lassen diese zu «Allzweckwaffen» im stressrei<strong>ch</strong>en Arbeitsalltag<br />
werden, mit deren <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er Hilfe si<strong>ch</strong> Belastungen und Frustrationen<br />
vermeintli<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>ter bewältigen lassen. In einer Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />
die Leistung und Erfolg über alles stellt, erstaunt der Griff zu sol<strong>ch</strong>en<br />
Fitma<strong>ch</strong>ern ni<strong>ch</strong>t. Die Leistungssteigerung bei gestressten Berufsleuten<br />
sowie der Amphetamingebrau<strong>ch</strong> bei siegeshungrigen Sportlern<br />
zwecks Doping sind Beispiele dafür. Au<strong>ch</strong> die Gewi<strong>ch</strong>tsregulierung<br />
dur<strong>ch</strong> amphetaminhaltige Appetitzügler oder die künstli<strong>ch</strong>e Steigerung<br />
von Lebenslust dur<strong>ch</strong> Speed-Pillen sind Folgen fragwürdiger<br />
Verhaltensmodelle der modernen Gesells<strong>ch</strong>aft, wie sie in der Werbung<br />
oder in den Medien propagiert werden. In den Drogenszenen und in<br />
bestimmten Risikogruppen, z.B. bei regelmässigen jugendli<strong>ch</strong>en Diskothekengängern,<br />
gehören <strong>Amphetamine</strong> häufig zu den mögli<strong>ch</strong>en<br />
psy<strong>ch</strong>oaktiven Einsatzmitteln. Das Spritzen von <strong>Amphetamine</strong>n in der<br />
«harten» Drogenszene, um si<strong>ch</strong> ras<strong>ch</strong> aus einem psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Tief zu<br />
befreien, oder das S<strong>ch</strong>lucken von «Uppern» in der Partyszene, um die<br />
Tanzmarathons dur<strong>ch</strong>zuhalten, sind hier als Beispiele zu nennen. Der<br />
Gebrau<strong>ch</strong> von <strong>Amphetamine</strong>n wird häufig mit der Gewaltanwendung<br />
dur<strong>ch</strong> Fussball-Hooligans, Jugendgangs und extreme Gruppierungen<br />
in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t.<br />
Amphetamin als Heilmittel<br />
Wie zahlrei<strong>ch</strong>e Drogen wurde Amphetamin ursprüngli<strong>ch</strong> als Medikament<br />
entwickelt, besonders als Narkosehemmer, Kreislaufverstärker<br />
oder Asthmaheilmittel. <strong>Amphetamine</strong> als Psy<strong>ch</strong>opharmaka<br />
einzusetzen – etwa zur Behandlung von Epilepsie, Neurosen oder<br />
Depressionen –, gilt ni<strong>ch</strong>t mehr als angemessene Behandlung dieser<br />
Erkrankungen. Bei Kindern mit hyperkinetis<strong>ch</strong>em Syndrom (Aufmerksamkeitsstörung)<br />
werden <strong>Amphetamine</strong> na<strong>ch</strong> wie vor therapeutis<strong>ch</strong><br />
eingesetzt. Au<strong>ch</strong> die Narkolepsie, eine seltene Krankheit, bei der die<br />
Betroffenen kurze S<strong>ch</strong>lafanfälle erleben, wird no<strong>ch</strong> mit Amphetamin<br />
behandelt.<br />
Amphetamin als S<strong>ch</strong>lankheitsmittel<br />
Die Einnahme von <strong>Amphetamine</strong>n als <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>e Appetitzügler<br />
hat ebenfalls eine lange Tradition. Die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die Funktion<br />
des Magen- und Darmtraktes gedämpft und damit Hungergefühle<br />
unterdrückt werden, hat die Hoffnung auf ein lei<strong>ch</strong>tes Abnehmen<br />
wa<strong>ch</strong>sen lassen. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zeigt si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong>, dass allein mit Hilfe<br />
von <strong>Amphetamine</strong>n langfristig niemand erfolgrei<strong>ch</strong> und dauerhaft<br />
abnehmen kann.<br />
<strong>Amphetamine</strong> im Sport: Reserven mobilisieren<br />
und Aggressionen steigern<br />
Spitzenleistungen im Sport sind das Resultat von konsequentem Training<br />
und Spass an der Sa<strong>ch</strong>e. Der Einsatz von <strong>Amphetamine</strong>n mit kurzfristig<br />
stimulierender Wirkung kann diese Voraussetzung niemals ersetzen.<br />
Amphetamin ist eine der bekanntesten Dopingsubstanzen, deren<br />
Missbrau<strong>ch</strong> im Sport in den 60er-Jahren zu spektakulären Todesfällen<br />
führte. Sowohl das Internationale Olympis<strong>ch</strong>e Komitee als au<strong>ch</strong> der<br />
internationale Radsportbund führten darauf 1967 die ersten Anti-<br />
Doping-Regeln ein. <strong>Amphetamine</strong> lassen si<strong>ch</strong> in Doping-Tests relativ<br />
lei<strong>ch</strong>t feststellen; wird gedopt, werden vor allem im Spitzensport deshalb<br />
nur s<strong>ch</strong>werer feststellbare Substanzen eingenommen.<br />
<strong>Amphetamine</strong> und andere Drogen<br />
<strong>Amphetamine</strong> werden häufig in Verbindung mit anderen psy<strong>ch</strong>oaktiven<br />
Substanzen gebrau<strong>ch</strong>t. Der sukzessive Konsum von Stimulanzien<br />
und dämpfenden Wirkstoffen (Barbiturate, Tranquilizer, Cannabis,<br />
Alkohol) soll die anregenden Effekte (Unruhe) der <strong>Amphetamine</strong><br />
lei<strong>ch</strong>t zurücknehmen, um Zustände eines beruhigten Wohlbefindens<br />
zu verlängern. Umgekehrt ist in der Drogenszene au<strong>ch</strong> der Gebrau<strong>ch</strong><br />
von Speed zur Antriebssteigerung na<strong>ch</strong> dem Konsum von Opiaten und<br />
Cannabis bekannt. We<strong>ch</strong>selwirkungen können beim Mis<strong>ch</strong>konsum<br />
mit nahezu sämtli<strong>ch</strong>en Drogen auftreten. Besonders problematis<strong>ch</strong><br />
ist der Mix mit Alkohol, da die Alkoholwirkung weniger stark wahrgenommen<br />
wird.
Zugang zu <strong>Amphetamine</strong>n<br />
<strong>Amphetamine</strong> sind Betäubungsmittel gemäss dem S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />
Betäubungsmittelgesetz (BtmG) vom 3. Oktober 1951. Die Herstellung,<br />
Abgabe und Verwendung von <strong>Amphetamine</strong>n und amphetaminähnli<strong>ch</strong>en<br />
Stoffen sind somit gesetzli<strong>ch</strong> geregelt. Ärzte und Ärztinnen<br />
können <strong>Amphetamine</strong> und amphetaminähnli<strong>ch</strong>e Medikamente per<br />
Rezept vers<strong>ch</strong>reiben. Der Konsum von Amphetamin ohne medizinis<strong>ch</strong>e<br />
Vers<strong>ch</strong>reibung ist verboten und als Vergehen gegen das BtmG<br />
strafbar. Ausnahmen gelten für gewisse amphetaminähnli<strong>ch</strong>e Heilmittel<br />
und Appetitzügler.<br />
Methamphetamine<br />
Prävention<br />
Einsi<strong>ch</strong>t in die eigenen Grenzen f ördern<br />
<strong>Amphetamine</strong> und amphetaminähnli<strong>ch</strong>e Mittel lassen si<strong>ch</strong> angesi<strong>ch</strong>ts<br />
ihres hohen S<strong>ch</strong>adenspotenzials nur im Rahmen einer engen medizinis<strong>ch</strong>en<br />
Indikation verantwortungsbewusst anwenden. Von einer<br />
Selbstmedikation mit <strong>Amphetamine</strong>n etwa bei Müdigkeit oder Übergewi<strong>ch</strong>t<br />
ist wegen des hohen Risikos einer psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en Abhängigkeit<br />
dringend abzuraten. Au<strong>ch</strong> in der Funktion als «Weckmittel» sollten<br />
<strong>Amphetamine</strong> ni<strong>ch</strong>t verwendet werden. Wer vers<strong>ch</strong>reibungspfli<strong>ch</strong>tige<br />
<strong>Amphetamine</strong> als «Lebensstildroge» zweckentfremdet, betreibt Medikamentenmissbrau<strong>ch</strong>.<br />
<strong>Amphetamine</strong> mit Betäubungsmittelstatus, die<br />
ärztli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vers<strong>ch</strong>rieben werden können, sind verbotene Substanzen,<br />
deren Konsum ni<strong>ch</strong>t allein wegen der Substanz selbst, sondern<br />
au<strong>ch</strong> wegen der unbekannten Verunreinigungen, Beimis<strong>ch</strong>ungen und<br />
Dosierungen der Drogen auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt hö<strong>ch</strong>st risikorei<strong>ch</strong> ist.<br />
Die Prävention des Amphetamingebrau<strong>ch</strong>s kann hier nur einen Ni<strong>ch</strong>teinstieg<br />
in den Speedkonsum bzw. den Ausstieg daraus anvisieren.<br />
Dazu bedarf es der Vermittlung inhaltli<strong>ch</strong>en Drogenwissens über die<br />
Risiken sowie der Förderung der nötigen emotionalen und sozialen<br />
Kompetenzen, um die «gesunde Ents<strong>ch</strong>eidung» des Ni<strong>ch</strong>tkonsums<br />
treffen zu können. Besonders die Einsi<strong>ch</strong>t in die eigenen Grenzen, die<br />
si<strong>ch</strong> dauerhaft au<strong>ch</strong> <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vers<strong>ch</strong>ieben lassen, sollte dabei<br />
gef ördert werden.<br />
Au<strong>ch</strong> Methamphetamin ist keine neue Droge, wurde es do<strong>ch</strong> bereits<br />
in den frühen 30er-Jahren entdeckt. Ursprüngli<strong>ch</strong> vor allem unter<br />
dem Namen Pervitin ® verkauft, werden Methamphetamine als<br />
Partydrogen unter Bezei<strong>ch</strong>nungen wie Crank (Pulverform) oder Ice<br />
(Kristallform) neu lanciert. Daneben sind Bezei<strong>ch</strong>nungen wie Crystal,<br />
Glass, Meth, Amp im Umlauf. Aus Thailand, wo Methamphetamin<br />
trotz Verbot in grossen Mengen produziert wird, stammt das Yaba<br />
(= verrückte Medizin), eine Tablettenform, die neben Methamphetamin<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Vers<strong>ch</strong>nittstoffe wie Koffein, Laktose, Paracetamol<br />
usw. enthält. Aus dem philippinis<strong>ch</strong>en Raum stammt eine weitere<br />
Ers<strong>ch</strong>einungs form des Metamphetamins: das Shabu, eine kristalline<br />
Aufbereitung der Substanz. In Ausnahmefällen kommt Methamphetamin<br />
au<strong>ch</strong> in Pillen vor, die als Ecstasy verkauft werden.<br />
Methamphetamin kann auf einfa<strong>ch</strong>e Weise in kristalline Form umgewandelt<br />
und so gerau<strong>ch</strong>t werden. Ice oder Crystal, so die Szene-<br />
<strong>Amphetamine</strong> auf dem S<strong>ch</strong>warzmarkt<br />
Die Herstellung von Amphetamin ist wegen der einfa<strong>ch</strong>en <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>en<br />
Grundstruktur der Substanz kein besonderes Problem. Selbst Laien<br />
wagen si<strong>ch</strong> in so genannten «Kü<strong>ch</strong>enlabors» an die Synthetisierung<br />
von Amphetamin und dessen <strong>ch</strong>emis<strong>ch</strong>er Derivate. Entspre<strong>ch</strong>end<br />
s<strong>ch</strong>wankt die Qualität der auf dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Drogens<strong>ch</strong>warzmarkt<br />
erhältli<strong>ch</strong>en Produkte. Im Jahr 2002 wurden in 358 Fällen total<br />
mehr als 10 Kilogramm <strong>Amphetamine</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz bes<strong>ch</strong>lagnahmt.<br />
Im Jahre 2000 waren es in 484 Fällen insgesamt no<strong>ch</strong> über 39 Kilogramm<br />
gewesen.<br />
bezei<strong>ch</strong>nungen für rau<strong>ch</strong>bares Methamphetamin, verhält si<strong>ch</strong> zu<br />
seinem Ausgangsstoff wie Crack zu Kokain. Es wird wie Crack in einer<br />
Pfeife oder auf einer Folie erhitzt, und die aufsteigenden Dämpfe werden<br />
inhaliert.<br />
S<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> wenigen Sekunden tritt ein starkes Raus<strong>ch</strong>gefühl ein.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Kick kommt es zu einer 4- bis 8-, dosisabhängig bis zu einer<br />
70-stündigen Euphorie mit Neigung zu aggressivem Verhalten und der<br />
Gefahr atypis<strong>ch</strong>er Raus<strong>ch</strong>verläufe. Auftreten können au<strong>ch</strong>: Zittern,<br />
Unruhe, S<strong>ch</strong>lafstörungen, erweiterte Pupillen, einges<strong>ch</strong>ränktes Kurzzeitgedä<strong>ch</strong>tnis,<br />
Halluzinationen, aggressive Stimmung, Herzrhythmusstörungen.<br />
Bei Überdosis: Fieber, S<strong>ch</strong>witzen, trockener Mund,<br />
S<strong>ch</strong>windelgefühl, Kollaps. Na<strong>ch</strong> Absetzen der Substanz ist es mögli<strong>ch</strong>,<br />
dass Wirkungen mit entgegengesetzten Symtomen auftreten, wie zum<br />
Beispiel extremes S<strong>ch</strong>lafbedürfnis, starkes Hungergefühl, Paranoia,<br />
depressive Stimmung usw. Diese Nebenwirkungen können bis zu zwei<br />
Wo<strong>ch</strong>en andauern.<br />
Alternativen zum Amphetamingebrau<strong>ch</strong><br />
Wer mit <strong>Amphetamine</strong>n Gefühle von Müdigkeit und Ers<strong>ch</strong>öpfung bekämpft,<br />
verliert die Signalwirkung dieser Körperempfindungen und<br />
bringt seinen S<strong>ch</strong>laf-Wa<strong>ch</strong>-Rhythmus dur<strong>ch</strong>einander. Speed wirkt wie<br />
die spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>e Peits<strong>ch</strong>e auf das bereits müde Pferd. Statt dur<strong>ch</strong><br />
Erholung und Ruhezeiten dem Körper eine Chance zur Regenerierung<br />
zu geben, werden letzte Reserven mobilisiert und damit <strong>ch</strong>ronis<strong>ch</strong>en<br />
Ers<strong>ch</strong>öpfungszuständen Vors<strong>ch</strong>ub geleistet. Fitness und Leistungsfähigkeit<br />
auf natürli<strong>ch</strong>er Basis lassen si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Sport und ausgewogene<br />
Ernährung f ördern. Eine verbesserte Konzentration bewirken Te<strong>ch</strong>niken<br />
wie das Autogene Training oder au<strong>ch</strong> fernöstli<strong>ch</strong>e Meditation.<br />
Au<strong>ch</strong> zur Gewi<strong>ch</strong>tsreduzierung gibt es gesündere Massnahmen wie<br />
eine kalorienarme Ernährung und mehr Bewegung.<br />
S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Fa<strong>ch</strong>stelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme<br />
Postfa<strong>ch</strong> 870, 1001 Lausanne | Tel.: 021 321 29 35, Fax.: 021 321 29 40<br />
bu<strong>ch</strong>handlung@sfa-ispa.<strong>ch</strong> | Herausgeberin: SFA Lausanne, 2004<br />
Weitere pädagogis<strong>ch</strong>e Unterlagen,<br />
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