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hörtest<br />
Schlagzeug<br />
in allen Variationen<br />
Unser weiteres Angebot an Testmikrofonen<br />
lud förmlich zu umfangreichen Experimenten<br />
mit dem Schlagzeug ein, zumal<br />
einige der im Testangebot befindlichen<br />
Mikrofontypen sogar ausdrücklich<br />
für diesen Anwendungsfall entwickelt wurden.<br />
Die Ausnahme bildete das Josephson<br />
C700S, dessen Schwestermodell 700A wir<br />
ja schon einmal ausgiebig und mit sensationellen<br />
Ergebnissen testen durften. Da wir<br />
keine andere passende Anwendungssituation<br />
herstellen konnten, platzierten wir das<br />
C700S als Overhead über dem Schlagzeug.<br />
Josephson C700S<br />
Um die Funktionalität dieses<br />
Stereo-Mikrofons zu beleuchten,<br />
muss man etwas weiter<br />
ausholen. Das C700S ist<br />
prinzipiell identisch mit dem<br />
C700A, verfügt jedoch zusätzlich<br />
über eine weitere Großmembrankapsel<br />
mit Achtercharakteristik,<br />
die im Vergleich<br />
zur Hauptkapselausrichtung<br />
um 90 Grad gedreht<br />
angeordnet ist. Auf diese Weise<br />
können Koinzidenz-Aufnahmeverfahren<br />
in beliebiger<br />
Ausprägung durchgeführt wer-<br />
Marcel Bucksteeg<br />
den, mit der Besonderheit, die einzelnen<br />
Kapselsignale (insgesamt drei) separat aufnehmen<br />
zu können, um bei der Mischung<br />
mit Aufnahmewinkel, Richtung und Richtcharakteristik<br />
nachträglich zu ‚spielen‘. Das<br />
Kapselsystem ist intern elastisch entkoppelt,<br />
so dass eine externe elastische Halterung<br />
überflüssig wird. Die beiden, im C700A<br />
verfügbaren Kapseln, finden sich auch im<br />
C700S wieder. Die separate Kugelkapsel<br />
wurde mit einer Achterkapsel kombiniert<br />
und arbeitet als Druckempfänger. Die sich<br />
daraus ergebenden Vorteile sind bekanntlich<br />
eine erweiterte Tiefenwiedergabe und hohe<br />
Verfärbungsarmut. Da die Anzahl der Spuren<br />
ja heute kein Thema mehr ist, bietet es<br />
sich eigentlich grundsätzlich an, die drei herausgeführten<br />
Kapselsignale separat aufzuzeichnen.<br />
Die Ausgänge sind mit W, X und Y<br />
gekennzeichnet und repräsentieren die Kugel<br />
(W), die ‚frontale‘ Acht (X) und die ‚verdrehte‘<br />
Acht (Y). Hier ein Beispiel: Aus W<br />
und X mit gleichen Pegelanteilen entsteht<br />
eine Niere, da die Kugel und das rückwärtig<br />
erzeugte Signal der Acht sich gegenseitig<br />
auslöschen. Betrachtet man das X-Signal<br />
als Konstante, so wird ein steigender Signalanteil<br />
von W langsam in eine Frontorientierung<br />
des Signals übergehen. Dreht man die<br />
Phase des X-Signals, dreht sich die Richtungsorientierung<br />
um 180 Grad, da sich nun<br />
der Frontanteil der Acht mit dem Kugelsignal<br />
auslöscht. Prinzipiell steuert man also die<br />
Richtcharakteristik und die Richtung mit den<br />
Pegelanteilen von W und X. Das C700S verfügt<br />
nun darüber hinaus auch noch über die<br />
um 90 Grad verdrehte zusätzliche Achterkapsel<br />
(Y), mit der man das X-Signal praktisch<br />
in jede Richtung orientieren kann. Addiert<br />
man zwei Achterkapseln, ist das Ergebnis<br />
immer noch eine Acht, die jedoch in eine<br />
andere Richtung zeigt. Mischt man W<br />
mit Y, erfolgt die Ausrichtung der Acht nicht<br />
mehr auf der Vorne/hinten-Achse, sondern<br />
um 90 Grad gedreht. Eine Mischung von X<br />
und Y bewirkt eine Orientierung zwischen<br />
90 (nur Y) und 45 Grad (gleiche Signalanteile<br />
von X und Y), oder aber in die Frontale<br />
(nur X). Dreht man die Phase von Y um 180<br />
Grad, entsteht die entgegengesetzte Richtung<br />
nach rechts wie im Beispiel von X. In-<br />
56 | 57 <strong>Studio</strong> <strong>Magazin</strong> 06/11