Ausnutzung der Scher- und Dehn- erwärmung zur ... - Provvido
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3. Modellversuche<br />
Für die praktischen Versuche wurde<br />
eine Maplan-Spritzgießmaschine <strong>der</strong> Type<br />
MTF 750/160 Edition mit einem speziell für<br />
die Massetemperaturmessung konzipierten<br />
Werkzeug eingesetzt. Die Massetemperatur<br />
wurde mittels IR-Kamera <strong>und</strong> Thermoelement<br />
gemessen. Die mit einem vorgeheizten<br />
Messer aufgeschnittene Masse wurde mit<br />
<strong>der</strong> IR-Kamera gefilmt <strong>und</strong> die gemessenen<br />
Temperaturen ausgewertet. Die Ermittlung<br />
Diskretisierung <strong>der</strong> konischen Düsengeometrie für das<br />
Berechnungsmodell<br />
<strong>der</strong> korrekten Massetemperatur erwies sich<br />
als nicht trivial. Die IR-Kamera ermöglichte<br />
eine grobe Einschätzung <strong>der</strong> Temperaturverteilung<br />
im ausgespritzten Massekuchen. Die<br />
absolut gemessenen Temperaturen wichen<br />
aber deutlich von denen des Thermoelementes<br />
ab. Weiterhin konnten auch große Unterschiede<br />
zwischen <strong>der</strong> Oberflächen- <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Kerntemperatur <strong>der</strong> Masse festgestellt<br />
werden. Dieser Effekt wurde auf die <strong>Scher</strong><strong>erwärmung</strong><br />
in den Randbereichen des Materials<br />
<strong>zur</strong>ückgeführt.<br />
Das oben erwähnte Versuchswerkzeug<br />
verfügt über austauschbare Düsen, um die<br />
Masse temperaturerhöhung beim Durchströmen<br />
unterschiedlicher konischer Geometrien<br />
zu untersuchen. Die ermittelten Haupteinflüsse<br />
auf die Temperatur stellten dabei die<br />
Spritzgeschwindigkeit, <strong>der</strong> Düsenwinkel <strong>und</strong><br />
die Düsenöffnung dar. Die Vorhersagequalität<br />
des Modells konnte bisher noch nicht vollständig<br />
überzeugen, bedingt durch noch unzulängliche<br />
Daten für die <strong>Dehn</strong>viskosität <strong>und</strong><br />
eine zu grobe Beschreibung <strong>der</strong> Randzonen<br />
<strong>und</strong> Randwirbel im konischen Einlauf. Qualitativ<br />
ist eine Aussage über die Temperaturerhöhung<br />
möglich, während <strong>der</strong> quantitative<br />
Vergleich zum Experiment keine zufriedenstellenden<br />
Ergebnisse liefert. Dennoch liefert<br />
das Modell signifikant bessere Ergebnisse als<br />
klassische Strömungssimulationen, welche die<br />
Temperaturerhöhung weit unterschätzen.<br />
4. Fazit<br />
In den bisherigen Versuchen zeigte sich,<br />
dass mit steigendem Volumenstrom die<br />
Temperatur erhöhung durch höhere <strong>Scher</strong><strong>und</strong><br />
<strong>Dehn</strong><strong>erwärmung</strong> gesteigert werden<br />
konnte. Mit dem Berechnungsmodell konnte<br />
nachgewiesen werden, dass dabei die <strong>Dehn</strong><strong>erwärmung</strong><br />
einen wesentlichen Teil <strong>der</strong> gesamten<br />
Dissipationswärme ausmacht. Je nach<br />
Starttemperatur <strong>und</strong> Volumenstrom konnten<br />
Temperaturerhöhungen zwischen 20 °C <strong>und</strong><br />
60 °C berechnet <strong>und</strong> gemessen werden. Niedrigere<br />
Starttemperaturen sorgen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
höheren Viskosität für eine stärkere Erhöhung<br />
<strong>der</strong> Temperaturwerte als höhere Starttemperaturen.<br />
Dies dürfte von beson<strong>der</strong>er anwendungstechnischer<br />
Relevanz sein, da die Materialför<strong>der</strong>zone<br />
<strong>der</strong> Spritzgießmaschine relativ<br />
kühl temperiert werden kann, um ein<br />
verfrühtes Anvulkanisieren des Materials zu<br />
verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dennoch verkürzte Heizzeiten<br />
aufgr<strong>und</strong> höherer Massetemperaturen nach<br />
dem Einspritzen zu erzielen.<br />
Maschinenhalle Kunststofftechnik <strong>der</strong> Montanuniversität Leoben<br />
Projektleiter Leonard<br />
Perko im Technikum<br />
Kunststofftechnik <strong>der</strong><br />
Montan-Universität Leoben<br />
mit <strong>der</strong> Elastomermaschine<br />
Maplan MTF<br />
750/160 Edition<br />
5. Ausblick<br />
Das FFG-Projekt-Bridge „Heizzeitverkürzung“<br />
kommt nach den beschriebenen Arbeiten<br />
im Jahr 2013 in die Abschlussphase.<br />
Maschinenversuche <strong>zur</strong> Herstellung von<br />
Formteilen unter Anwendung <strong>der</strong> bisher<br />
gewonnenen Erkenntnisse werden aktuell<br />
durchgeführt. Dabei werden Effekte <strong>der</strong> erreichbaren<br />
Heizzeitverkürzung ebenso aufgegriffen,<br />
wie Aspekte <strong>zur</strong> Formteilqualität<br />
(Vernetzungsgrad). In einem zweiten Bericht<br />
werden die Autoren auf die Abschlussergebnisse<br />
des Projekts eingehen. Am Ende soll<br />
ein neues System <strong>zur</strong> Heizzeitverkürzung im<br />
Kautschukspritzguss stehen, von dem die im<br />
Projekt vertretenen Industriepartner <strong>und</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Elastomerverarbeitung profitieren<br />
können.<br />
GAK 9/2013 – Jahrgang 66 623