04.01.2015 Aufrufe

BUCHDOSSIER. - Hilfe für Kongo-Kivu

BUCHDOSSIER. - Hilfe für Kongo-Kivu

BUCHDOSSIER. - Hilfe für Kongo-Kivu

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Buchdossier.<br />

Zum Buchprojekt von Carlos Schuler und Erich Herger<br />

Leben und<br />

überleben<br />

im <strong>Kongo</strong><br />

Gorillaschutz und Familienleben im Krieg


«Keinesfalls möchte<br />

er den Anschein<br />

eines weissen Helden<br />

in Afrika erwecken.»<br />

«Massaker im Urwald.» Beitrag von Reto Kuster in der «SonntagsZeitung», 9. November 2003.<br />

Carlos Schuler zusammen mit Urgrossmutter Gostavi.<br />

Gedanken zum<br />

Buchkonzept<br />

Carlos Schuler hat seine Abenteuer, Erlebnisse<br />

und Erkenntnisse seit der Jugend<br />

auf beinahe 1000 A4-Seiten <strong>für</strong> sich und<br />

seine Familie niedergeschrieben. Sein<br />

Leben und Überleben im <strong>Kongo</strong> stehen<br />

im Zentrum. Er blieb in Afrika – trotz Völkermord<br />

und Krieg, trotz grösster Lebensgefahr.<br />

Als alle Weissen auf Geheiss das<br />

Land verliessen, als seine belgisch-kongolesische<br />

Frau Christine und seine Kinder<br />

Sarah und David mehrmals nach<br />

Ruanda, Burundi, Belgien oder in die<br />

Schweiz flüchteten, konnte er nicht fort<br />

und tatenlos zusehen. Was wir über sein<br />

Leben im <strong>Kongo</strong> zu lesen bekommen, ist<br />

faszinierend, hoch interessant, vor allem<br />

aber erschütternd, wenn er als Augenzeuge<br />

berichtet, zu welchen Taten Menschen<br />

fähig sind und wie andere Menschen und<br />

Staaten tatenlos zusehen. Er hatte seine<br />

Aufgabe und Bestimmung im Kahuzi-<br />

Biega-Nationalpark – im Krieg erst recht.<br />

Und es wird bei der Lektüre seiner Memoiren<br />

verständlich, warum er bis heute<br />

im <strong>Kongo</strong> geblieben ist.<br />

Erich Herger hat seinen Freund Carlos<br />

Schuler in der Bearbeitung dieses Buches<br />

unterstützt, In einem intensiven Dialog<br />

haben sie Text <strong>für</strong> Text, Bild <strong>für</strong> Bild zusammengetragen.<br />

Aus dem reichen Fundus<br />

und mit dem grossen Wissen von<br />

Carlos Schuler über Afrika ist der Umfang<br />

definiert worden. Brisante inhaltliche Passagen<br />

über Verbrecher und Ausbeuter im<br />

<strong>Kongo</strong> mussten zum persönlichen Schutz<br />

von Carlos sorgfältig umgeschrieben werden.<br />

Er kennt viele Beteiligte des Krieges<br />

und lebt bei ihnen. Selber hatte er bei der<br />

Niederschrift des Urstoffes aber kein Blatt<br />

vor den Mund genommen und kaum ein<br />

Detail ausgelassen.<br />

Das Buch ist eine Verbindung von Biografie<br />

und Berichterstattung, von Reportage<br />

und Kommentar. Es weckt Emotionen,<br />

schlägt uns zuweilen besondere Seiten<br />

des afrikanischen Lebens auf und liefert<br />

hauptsächlich Fakten – zum Völkermord<br />

in Ruanda, zum Sturz von Mobutu, zu den<br />

Kriegen und Massakern im <strong>Kongo</strong>, zu den<br />

Vergewaltigungen von Frauen und Kindern,<br />

zum Raubbau an der Natur. Carlos<br />

Schuler gewährt uns Einblicke in sein<br />

Familienleben, berichtet über die Not und<br />

das Leiden der Menschen, die Ausblutung<br />

des <strong>Kongo</strong>, die Flüchtlingscamps, den<br />

Einsatz der Blauhelme, über Machtstrategien<br />

in Afrika und in anderen Teilen der<br />

Welt, die Hilfsversuche, die Ausbeutung<br />

der reichen Bodenschätze, die Naturschutzorganisationen,<br />

die Bedrohung der<br />

Gorillas im Kahuzi-Biega-Nationalpark<br />

durch Militärs und Rebellen. Mit seiner<br />

Aufgabe als Verantwortlicher der Deutschen<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) zum Schutz der<br />

Gorillas und der Natur im Kahuzi-Biega-<br />

Nationalpark ist er, der Schwiegersohn<br />

des Parkgründers Adrien Deschryver,<br />

international bekannt geworden. Für diesen<br />

Einsatz hat er in Berlin das Deutsche<br />

Bundesverdienstkreuz entgegennehmen<br />

dürfen. Carlos Schuler hat während vieler<br />

Jahre <strong>für</strong> das Überleben der Gorillas sein<br />

Leben riskiert.<br />

Vor allem aber ist das Buch ein Zeitdokument,<br />

möglichst authentisch in der Sprache<br />

des Augenzeugen Carlos Schuler<br />

belassen, das auch aus dem Moment und<br />

den Gefühlen der Betroffenheit heraus<br />

geschrieben worden ist. Zeitweilig ergeben<br />

sich, klagend und anklagend, manchmal<br />

mit Ironie vermittelt, Wiederholungen<br />

der Umstände als Ausdruck der inneren<br />

Bedrängnis und der Ohnmacht, aber auch<br />

als Ausdruck der quälenden Sorge und<br />

der leisen Verzweiflung. Die Buchbeiträge<br />

von Erich Herger stehen einerseits im<br />

Verständnis zum engagierten Wirken von<br />

Carlos Schuler im <strong>Kongo</strong> und andererseits<br />

im Verhältnis als externer Beobachter der<br />

jüngeren Entwicklung des <strong>Kongo</strong>.<br />

Carlos Schuler will mit dem Buch – nach<br />

vielen erfolgten Berichterstattungen in<br />

internationalen Medien (Zeitungen und TV)<br />

– eine afrika-interessierte und entwicklungspolitisch<br />

motivierte Leserschaft ansprechen.<br />

Es sind vor allem spannend<br />

verfasste Augenzeugenberichte mit bisher<br />

unveröffentlichten Bildern. Das Buch zeigt<br />

aber auch auf, wie die Menschen trotz<br />

Aussichtslosigkeit und düsteren Perspektiven<br />

die Hoffnung auf eine bessere Zukunft<br />

nicht aufgeben.<br />

3


«Den Irrsinn stoppen»<br />

Der Spiegel<br />

Beitrag Thilo von Thielke,<br />

28. April 2003<br />

«…Der Bürgerkrieg dezimiert die letzten<br />

Gorillas: gejagt von Wilderern, abgeschlachtet<br />

von Buschkämpfern, verarbeitet<br />

zu Wurst. In wenigen Jahren dürften<br />

diese Menschenaffen ausgerottet sein (…).<br />

Schuler kennt die Gefahren, wenn er mit<br />

seinen Wildhütern durch den Park zieht.<br />

Er selbst wurde von bewaffneten Milizen<br />

überfallen, sein Schwiegervater…»<br />

www.spiegel.de<br />

«Massaker im Urwald »<br />

SonntagsZeitung<br />

Beitrag von Reto Kuster<br />

09. November 2003<br />

«Krieg und Wilderer bedrohen die letzten<br />

Flachlandgorillas im östlichen <strong>Kongo</strong>.»<br />

www.kongo-kivu.ch<br />

«Die Helden der Gorillas»<br />

Frankfurter Rundschau<br />

Reportage von Johannes Dieterich<br />

19. Juli 2005<br />

«…Für den Schutz der größten Menschenaffen<br />

der Welt riskieren im Osten <strong>Kongo</strong>s<br />

die Wildhüter ihr Leben(...). Das Chimanuka,<br />

dessen Zeigefinger fast den Durchmesser<br />

meines Unterarms aufweist, seinen<br />

schmächtig-bleichen Vettern so gelassen<br />

entgegenblickt, ist nicht zuletzt<br />

dem braunhaarigen Hünen zu verdanken,<br />

der jetzt seine Filmkamera in Position<br />

bringt: Carlos Schuler-Deschryver, gebürtiger<br />

Karl Schuler aus Bürglen im Kanton<br />

Uri. Der einstige Skilehrer ist bereits seit<br />

20 Jahren in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt<br />

Bukavu ansässig, um von<br />

dort aus - gemeinsam mit 130 einheimischen<br />

Wildhütern - eine der letzten Populationen<br />

des östlichen Flachlandgorillas<br />

vor dem Untergang zu retten…»<br />

www.kongo-kivu.ch<br />

«Ein Urner als Gorilla-<br />

Schützer im <strong>Kongo</strong>»<br />

Swissinfo.ch<br />

Bericht<br />

31. Oktober 2007<br />

«…Der 52-jährige Carlos Schuler ist einer<br />

der wenigen Schweizer, die sich durch die<br />

zehn Jahre dauernden Kriegswirren nicht<br />

aus dem <strong>Kongo</strong> vertreiben liessen…»<br />

www.swissinfo.ch<br />

«Bundesverdienstkreuz <strong>für</strong><br />

Gorillaforscher»<br />

«10vor10»<br />

Beitrag<br />

SRF, 17. Juni. 2008<br />

«Dem Träger des Deutschen Bundesverdienstkreuzes<br />

wird grosse Ehre zuteil –<br />

und selten wird diese Auszeichnung auch<br />

an Ausländer vergeben. Der Urner Naturschützer<br />

Carlos Schuler hat diesen Orden<br />

<strong>für</strong> seinen Einsatz <strong>für</strong> bedrohte Gorillas im<br />

<strong>Kongo</strong> erhalten.»<br />

www.srf.ch / player / tv / 10vor10<br />

«Eine Reise zu Mugaruka -<br />

Carlos Schulers Kampf um<br />

das Reservat»<br />

Reporter<br />

Schweizer im Ausland<br />

SRF, 8. Oktober 2010<br />

«…Der Schweizer Carlos Schuler versucht<br />

im Osten des <strong>Kongo</strong> die letzten Gorillas<br />

vor der Ausrottung zu bewahren. Mehr als<br />

die Hälfte aller Gorillas im Nationapark<br />

Kahuzi-Biega wurden in den vergangenen<br />

vier Jahren abgeschlachtet. Darunter so<br />

berühmte Tiere wie Mushamuka, einer der<br />

In Ägypten bereit <strong>für</strong> die Weiterfahrt Richtung Zaire, aber das Visum <strong>für</strong> den Sudan fehlt noch.<br />

Medienspiegel und Infos<br />

Stars aus dem Film ‹Gorillas im Nebel›<br />

(Dian Fossey). Der Grund: Im Osten des<br />

<strong>Kongo</strong> tobt ein brutaler Bürgerkrieg...<br />

Carlos Schuler aus Bürglen UR versucht<br />

zu retten, was schon verloren schien. Mit<br />

Geldern aus dem Westen unterstützt er<br />

die Parkwächter bei ihrer Arbeit. Diese<br />

haben <strong>für</strong> die Gorillas ein eigentliches<br />

Bewachungssystem aufgezogen, um sie<br />

vor den Wilderern zu schützen. Cristina<br />

Karrer hat Carlos Schuler und seine Ehefrau<br />

Christine wieder besucht und dabei<br />

erlebt, wie die Bemühungen zum Schutz<br />

der Gorillas zwar Früchte tragen, da<strong>für</strong> –<br />

ungleich schlimmer – die Frauen zu den<br />

Opfern der Auseinandersetzungen geworden<br />

sind.»<br />

www.srf.ch / sendungen / reporter<br />

«Geschichten aus:<br />

<strong>Kongo</strong> - die Schule in Miti»<br />

Kairo - Kapstadt:<br />

Geschichten aus dem Ostkongo...<br />

SRF, 4. November 2010<br />

«…Der Urner Carlos Schuler lebt seit über<br />

20 Jahren im Ostkongo. Er und seine Frau<br />

Christine setzen sich unermüdlich <strong>für</strong><br />

Kriegsopfer und Kinder im <strong>Kongo</strong> ein, so<br />

im kleinen Dorf Miti in der Nähe des Kahuzi<br />

Biega Nationalparks. Der Film zeigt, wie<br />

wichtig Bildung <strong>für</strong> die Entwicklung Afrikas<br />

ist, wo Schuler im Südkivu (Miti) eine<br />

Schule erbaut…»<br />

(Anmerkung: Im Feb. 2013 wurde die<br />

zweite grosse Schule eingeweiht)<br />

www.sendungen.sf.tv / kairo-kapstadt<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>für</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Kivu</strong><br />

Carlos & Christine Schuler-Deschryver<br />

Verein <strong>Hilfe</strong> <strong>für</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Kivu</strong> (HKK),<br />

gegründet im Jahre 2005<br />

«Der Hilfsverein unterstützt Nothilfe und<br />

Entwicklungsprojekte von Carlos und<br />

Christine Schuler-Deschryver in Bukavu,<br />

im Osten der Demokratischen Republik<br />

<strong>Kongo</strong> in Afrika. Im Vordergrund steht<br />

<strong>Hilfe</strong> <strong>für</strong> gewaltbetroffene Frauen und Familien,<br />

Unterstützung und Selbsthilfe auch<br />

im Bereich Gesundheit und Ausbildung.<br />

In den vergangenen vier Jahren realisierte<br />

Carlos S. dank Unterstützung des Vereins<br />

zwei Schulanlagen in Miti, nahe des<br />

Parks.»<br />

www.kongo-kivu.ch<br />

Kahuzi-Biega-National-Park<br />

«Der Nationalpark Kahuzi-Biega wurde<br />

1970 vom Belgier Adrien Deschryver (Vater<br />

von Christine Schuler-Deschryver)<br />

gegründet. Er liegt im Osten der Demokratischen<br />

Republik <strong>Kongo</strong>, 50 km westlich<br />

von Bukavu in der Region Sud-<strong>Kivu</strong><br />

(nahe des Westufers des <strong>Kivu</strong>sees und<br />

der Grenze zu Ruanda). Der Park ist seit<br />

1980 UNESCO-Weltnaturerbe.»<br />

www.biega.com<br />

5


«Sein Geheimnis:<br />

Um die Tiere zu retten,<br />

muss auch den Menschen<br />

geholfen werden.»<br />

«Schweizer im Nebel». Beitrag von Carsten Stormer im «Sie+Er Sonntagsblickmagazin»,<br />

Nr. 41, 9. Oktober 2005.<br />

Ein Augenzeuge, der die Hoffnung nie verlor.<br />

Leseproben<br />

Ein Tellensohn als<br />

Weltenbummler<br />

Es ist der 7. Mai 1974. Ein Arbeitskollege<br />

überzeugt ihn, abends ein Fussballspiel<br />

in Luzern zu besuchen. In der Vorbereitung<br />

auf die Fussball-Weltmeisterschaften in<br />

Deutschland spielt der FC Luzern gegen<br />

Zaire, den Afrikameister der Jahre 1968<br />

und 1974. Zaire ist 1974 der erste schwarzafrikanische<br />

Teilnehmer an einer Fussball-<br />

Weltmeisterschaft. Aber Kari weiss nicht,<br />

wo Zaïre auf dem Weltatlas zu finden ist.<br />

Die Spieler aus Afrika machen auf ihn einen<br />

sehr guten Eindruck, verlieren aber<br />

das Spiel mit 1:4. Und Kari denkt, dass<br />

Zaire an der WM wohl nur Kanonenfutter<br />

sein wird. Tatsächlich, die Afrikaner haben<br />

an der Fussball-WM in Deutschland gegen<br />

Brasilien, Jugoslawien und Schottland<br />

keine Chance. Aber Kari weiss seitdem,<br />

wo Zaïre liegt – ohne zu ahnen, dass er<br />

einst sein Leben in diesem fremden Land<br />

verbringen wird. Oder doch<br />

Ein Stürmer, ein Draufgänger, ein Siegertyp,<br />

ein Macher, das ist er, der Kari, wenn<br />

er selber Fussball spielt, Skirennen fährt,<br />

surft. Er kann einstecken, aber auch austeilen.<br />

Er weiss, was er will, wenn auch<br />

das, was er will, viel von ihm fordert. Mut,<br />

Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen.<br />

Auf die Zähne beissen, auch das hat er<br />

gelernt. In Bürglen und in der weiten Welt,<br />

in der Familie, in Freundschaften. Gottvertrauen<br />

und Glück, beides braucht er<br />

immer wieder – bis heute. Folgen wir<br />

seinen Spuren vom Stäubenfall in Äsch<br />

bis zum <strong>Kivu</strong>-See im <strong>Kongo</strong>! Es wird eine<br />

Lebensgeschichte zwischen Leben und<br />

Erleben, Familie und Flucht, Übermut und<br />

Verletzlichkeit, Fun und Angst, Enttäuschung<br />

und Bestätigung, Freude und<br />

Dankbarkeit.<br />

Zum Völkermord in Ruanda<br />

und des Flüchtlingsstroms<br />

in den Ostkongo<br />

Bei Ruzizi zwischen Cyangugu und Bukavu<br />

ist die Grenze abgeriegelt. Der<br />

Flüchtlingsstrom aber ist unbeschreiblich.<br />

Wir hoffen in Zaire, dass die Franzosen<br />

bei Cyangugu ihre Schutzzonen aufbauen.<br />

Doch am 19. Juli 1994 erleben wir<br />

eine völlig andere Entwicklung. Ich sehe<br />

es mit eigenen Augen. Flüchtlinge, Tausende<br />

an einem Tag, Kinder, Frauen, alte<br />

Menschen, Junge, Familien, Unschuldige,<br />

kommen über die Grenze. Unzählige Busse,<br />

mit Staub getarnte, gestohlene Autos,<br />

vollbeladene Lastwagen fahren ohne Kontrolle<br />

durch. Es ist nicht auszumachen,<br />

was sie alles mitführen. Dokumente der<br />

Ex-Regierung in Ruanda Waffen Denn<br />

auch die Ex-Soldaten, die gerade einen<br />

Genozid verübt haben, und Interahamwes<br />

werden mit dem Flüchtlingsstrom in ein<br />

fremdes Land gelassen und entkommen<br />

so der Justiz. Westliche politische Entscheidungsträger<br />

haben sich anscheinend<br />

<strong>für</strong> die Öffnung der Grenze nach<br />

Zaire entschieden. Mobutu ist längst nicht<br />

mehr der alleinige Herrscher in seinem<br />

Land, und der internationalen Politik ist<br />

nach dem Versagen der UNO beim Genozid<br />

in Ruanda vermutlich keine andere<br />

Lösung mehr opportun.<br />

So müssen die Zaïruesen nun auch die<br />

Massenmörder aufnehmen. Diese Flucht<br />

in der Menge der Unschuldigen ist ihnen<br />

dank der Opération Turquoise und dem<br />

UNHCR erleichtert worden. Und mit dem<br />

Schritt über die Brücke in Ruzizi bekommen<br />

sie dazu noch alle Rechte eines<br />

Flüchtlings. Beim zaïruesischen Zollhäuschen<br />

nahe der Brücke von Ruzizi liegen<br />

am späten Abend zwar einige Waffen und<br />

Gewehre herum, wie ich feststellen kann.<br />

Allein sie dienen bloss dazu, der Welt zu<br />

erklären, man habe die Soldaten entwaffnet.<br />

In Wirklichkeit aber ist hier die Grenzkontrolle<br />

streng vernachlässigt worden.<br />

Bewusst Die französischen Soldaten<br />

waren anwesend, und wer weiss heute<br />

schon, wer sich in Zukunft in Zaire um die<br />

Mörder des Genozids kümmern wird<br />

Kein <strong>Kongo</strong>lese wird mit seinen Bedenken<br />

und Zukunftsängsten ernst genommen.<br />

In den nächsten Tagen kommen weiterhin<br />

Hunderttausende von Flüchtlingen über<br />

die Brücke. Inzwischen gleicht Bukavu<br />

einer Geisterstadt. Alleine im Gelände des<br />

nahe gelegenen Kollegiums Alfajiri haben<br />

sich über 100‘000 Flüchtlinge niedergelassen.<br />

Hunderttausende lagern auf den<br />

Strassen oder in Gärten. Es fehlen Toiletten<br />

und Wasserstellen. An manchen Orten<br />

stinkt es <strong>für</strong>chterlich, auch wenn man mit<br />

dem Auto vorbeifährt. Es handle sich um<br />

den grössten Flüchtlingsstrom der Neuzeit,<br />

berichten die Medien. Es komme zu<br />

einer Flüchtlingsnot. Die ersten Flüchtlingsorganisationen<br />

treffen im <strong>Kivu</strong> ein. Es<br />

werden Felder und Orte gesucht, um<br />

ausserhalb der Stadt Flüchtlingslager aufbauen<br />

zu können. Man hilft mit, aber die<br />

Angst ist gross, denn wir wissen, dass<br />

sich die Massenmörder von Ruanda unter<br />

den unschuldigen Hutu verstecken. Und<br />

jeder zweite Einheimische, ja selbst die<br />

Kinder sagen den Medienschaffenden:<br />

«Die bringen uns den Krieg.» Die UNHCR-<br />

Leute haben alle Hände voll zu tun, und<br />

ihre Aufgabe ist es, den Flüchtlingen zu<br />

helfen, nicht den Zaïruesen. Auch die<br />

französischen Soldaten können sich nicht<br />

um die Einheimischen kümmern. Wir erklären<br />

den Verantwortlichen des UNHCR<br />

und den NGOs die Besorgnis der einheimischen<br />

Bevölkerung. Aber das wird<br />

kaum wahrgenommen. Im Gegenteil. Die<br />

Zukunft der Zaïruesen interessiert kaum<br />

jemanden. Man konzentriert sich beinahe<br />

ausnahmslos auf die Flüchtlinge. So auch<br />

in Goma.<br />

7


Militärs hausen in der Unterkunft des Kahuzi-Biega-Nationalparks.<br />

Zu den Autoren<br />

Carlos SChuler<br />

Karl Schuler, Jahrgang 1955, wuchs mit<br />

sechs Schwestern und drei Brüdern in<br />

Bürglen (Uri) auf. Er ist verheiratet und hat<br />

zwei erwachsene Kinder. Karl liebte Sport<br />

und Musik, fuhr Skirennen, betrieb Leichtathletik,<br />

sang im Kirchenchor Bürglen mit<br />

und machte Tanzmusik (Volksmusik). Das<br />

erste Geld verdiente er als Musiker, Tankwart<br />

und Hilfspolizist. Als gelernter Schriftund<br />

Maschinensetzer arbeitete er bei der<br />

«Bauernzeitung» in Küssnacht, beim «Urner<br />

Wochenblatt» in Altdorf und bei der<br />

«Aroser Zeitung» in Arosa. Zwischen seinen<br />

Weltreisen nahm er Teilzeitjobs an. Karl war<br />

Bodenleger bei der Urlit AG in Flüelen,<br />

«Munitionshülsenbeförderer» bei der Munitionsfabrik<br />

in Altdorf (MFA), Tauch-, Segelund<br />

Surflehrer in Porto Instana (Italien / Sardinien),<br />

Surflehrer in Roccamare (Toskana<br />

/ Italien) und in Cambrils (Costa Dorada<br />

/ Spanien), Skilehrer, Skimodel, Skiman<br />

(Service), Autohändler, Hilfsschreiner und<br />

Lebensmittellieferant in Arosa. Er arbeitete<br />

auch beim Kurverein Arosa, war Platzwart,<br />

Eismeister und Abwart der Zivilschutzanlage<br />

in Arosa.<br />

Seine Leidenschaft war das Reisen. So<br />

war er in Kenia, Gambia, Senegal, England<br />

(Sprachaufenthalt), Israel (Kibbuz), Ceylon,<br />

Marokko und Russland, machte Weltreisen<br />

durch Zentral- und Südamerika, Asien<br />

und Afrika. Er publizierte Reiseberichte<br />

im «Urner Wochenblatt». 1988 wanderte<br />

er mit Frau und Kind nach Zaire (Afrika)<br />

aus.<br />

Am Dienstag, 17. Juni 2008, durfte Carlos<br />

Schuler <strong>für</strong> seine aussergewöhnlichen<br />

Verdienste als Umwelt- und Naturschützer<br />

in Berlin das Deutsche Bundesverdienstkreuz<br />

entgegennehmen, überreicht von<br />

Erich Stather, Staatssekretär des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung, unterzeichnet<br />

von Bundespräsident Horst Köhler.<br />

Erich Herger<br />

Erich Herger, Jahrgang 1956, wuchs in<br />

Bürglen auf. Nach der Matura studierte er<br />

an der Universität Freiburg Germanistik,<br />

Journalistik und Kommunikationswissenschaft.<br />

Es folgte ein Nachdiplomstudium<br />

an der Universität Zürich und am Institut<br />

<strong>für</strong> Angewandte Medienwissenschaft in<br />

Winterthur in politischer Kommunikation.<br />

Er ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen<br />

Kindern.<br />

Während 24 Jahren war er Chefredaktor<br />

beim «Urner Wochenblatt» und Mitglied<br />

der Geschäftsleitung der Gisler Druck AG,<br />

Altdorf. Seit 2007 ist Erich Herger Lehrbeauftragter<br />

an der Universität Freiburg<br />

im Fachbereich Medien- und Kommunikationswissenschaft.<br />

Seit 2012 ist er Inhaber<br />

der Büro <strong>für</strong> Text GmbH, Sprache<br />

<strong>für</strong> Medien und Wirtschaft. Er ist als Journalist,<br />

Redaktor, Korrektor, Lektor, Texter<br />

und Autor tätig. Neben seinen zahlreichen<br />

politischen, kulturellen und sportlichen<br />

Engagements ist Erich Herger derzeit<br />

Gemeindepräsident von Bürglen und Botschafter<br />

des Kantons Uri.<br />

Erich Herger hat an zahlreichen Publikationen<br />

mitgearbeitet, so unter anderem<br />

am Buch «Wilhelm Tell in der Kunst» von<br />

Marion Sauter (2012), «Muotatal. Ein Stück<br />

Heimatkunde» von Walter Imhof (2011),<br />

«Uri eine starke Sache» (2001) oder am<br />

Buch «Uri im Gespräch. Seine Wirtschaft<br />

und seine Gemeinden» (1985).<br />

9


Vom Hunger getrieben. Die Bevölkerung wartet auf Lebensmittel.<br />

ProjektAngaben<br />

Herausgabe im Herbst 2013<br />

Umfang<br />

> rund 540 Seiten Inhalt, gebunden<br />

> Überzug Mattgewebe farbig<br />

> Vorsätze vorne und hinten<br />

> farbiges Kapitelband<br />

> Schutzumschlag, laminiert<br />

> 50 bis 70 Fotos, schwarz-weiss und<br />

vierfarbig<br />

Format<br />

> Buchblock: 17,5 x 24,0 cm;<br />

Deckelhöhe 24,5 cm<br />

> Schutzumschlag: 9 / 17,5 / 4 / 17,5 /<br />

9 x 24,5 cm<br />

Auflage<br />

> 3000 Bücher<br />

> Verkauf am Spätherbst 2013<br />

> Französische Auflage: in Planung<br />

Druck und Verlag<br />

> Gisler Druck AG, Gitschenstrasse 9, 6460 Altdorf (Offerte). Die Gisler Druck AG<br />

ist ein vielseitiges Kommunikations- und Medienhaus und in Uri verankert, unter<br />

anderem mit dem «Urner Wochenblatt». www.gislerdruck.ch<br />

> Der BfT Verlag ist in die Büro <strong>für</strong> Text GmbH<br />

(Schützengasse 1, 6460 Altdorf), integriert und arbeitet mit lokalen Unternehmungen<br />

zusammen. www.bft-verlag.ch<br />

Gestaltung / Layout<br />

> Herger Imholz Werbeagentur AG, Q4 / Hellgasse 23, 6460 Altdorf.<br />

Sie hat 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Zweigniederlassung in Zürich<br />

(Walchestrasse 30, 8006 Zürich). www.hergerimholz.ch<br />

Kostenvoranschlag / Grobbudget<br />

Druck / Bindearbeiten:<br />

Konzept, Layout, Bildbearbeitung:<br />

Lektorat / Co-Autor:<br />

Werbung, Verlagskosten, Vertrieb<br />

Buchpreis:<br />

Abz. MwSt., Buchhandelsrabatt<br />

Kalkulationspreis pro Buch<br />

Finanzierung / Kalkulation<br />

Gesamtkosten<br />

Verkauf 1500 Ex. X Fr. 33<br />

Eigenmittel Carlos Schuler<br />

Fehlbetrag / Stiftungen / Dritte<br />

65‘000 Franken<br />

30‘000 Franken<br />

20‘000 Franken<br />

15‘000 Franken<br />

ca. 55 Franken<br />

ca. 22 Franken<br />

ca. 33 Franken<br />

ca. 130‘000 Franken<br />

49‘000 Franken<br />

40‘000 Franken<br />

ca. 41‘000 Franken<br />

Direktverkauf, Buchhandel, Gisler Druck AG, Geschäftsstellen,<br />

online-Shop, eBook, Verlagspartner<br />

Termine / Zeitplan<br />

Sommer 2011:<br />

Juli / August 2012:<br />

Januar / Februar 2013:<br />

März / April 2013:<br />

Juni / Juli 2013:<br />

August / September 2013:<br />

Oktober 2013:<br />

Erstes Lektorat<br />

Buchkonzept / Offerten<br />

Zweites Lektorat<br />

Fundraising, Bildauswahl,<br />

Buch-Layout<br />

Layout-Prüfung und<br />

Korrektorat<br />

Gut zum Druck<br />

Produktion<br />

Buchvernissage<br />

11


Elefanten- und Gorillaschädel. Massaker auch an den Tieren.<br />

inhalt<br />

Vorwort<br />

> Freunde.<br />

Von Erich Herger<br />

Ein Weltenbummler<br />

> Ein Tellensohn auf dem Weg nach<br />

Zaire / <strong>Kongo</strong><br />

Kurzbiografie über Carlos Schuler<br />

von Erich Herger<br />

> Die schwarze Eiskunstläuferin<br />

Anekdote von Carlos Schuler<br />

> Mit dem VW-Bus durch den Sudan<br />

Reisebericht von Carlos Schuler<br />

Dokumentation einer<br />

wahnsinnigen Zeit<br />

Notiert von Zeitzeuge Carlos Schuler<br />

> Bukavu<br />

> Tod von Adrien Deschryver<br />

> Leben als Muzungu<br />

> Grosse Unruhe 1991<br />

> Ville morte 1992 und 1993<br />

> Völkermord in Ruanda 1994<br />

> Angst im und um den Kahuzi-<br />

Biega-Nationalpark<br />

> Der erste «Befreiungskrieg» 1996<br />

> Die Ausplünderung und Ausblutung<br />

des <strong>Kongo</strong><br />

> Gorillas und Naturschutz<br />

> Das Ende der 32-jährigen Mobutu-<br />

Diktatur 1997<br />

> Laurent-Désiré Kabila und der zweite<br />

«<strong>Kongo</strong>-Krieg» 1998<br />

> Eine Zeitschrift <strong>für</strong> die Gorillas<br />

> Wilderer, Parkwächter und Pygmäen<br />

> Präsidenten-Mord und Nachfolge:<br />

Vater und Sohn Kabila 2001<br />

> Das Zauberwasser der Mai-Mai<br />

> Die Übergangsregierung 2003 und<br />

der Verfassungsentwurf<br />

> Das Massaker von Nindja 2005<br />

> Die Frau, vergewaltigt, verstümmelt,<br />

vernichtet<br />

> <strong>Hilfe</strong> <strong>für</strong> <strong>Kongo</strong>-<strong>Kivu</strong><br />

> Gorilla-Zwillinge und Gorilla-Besuche<br />

> Zwei Wahltage, der 30. Juli und der<br />

29. Oktober 2006<br />

> Interne Machtkämpfe<br />

> Der Einsatz <strong>für</strong> die GTZ und ihre<br />

Projekte<br />

> Gastgeber in Bukavu<br />

Der herzliche Dank der Schulkinder von<br />

Miti<br />

Reportage vom Januar 2011 von Erich<br />

Herger<br />

Ehrung in Deutschland<br />

> Träger des Bundesverdienstkreuzes<br />

seit 2008<br />

Beitrag von Erich Herger<br />

Sagen und Versagen<br />

Kritische Einschätzungen von<br />

Carlos Schuler und Erich Herger<br />

> Die Hutu<br />

> Die Ohnmacht der Blauhelme<br />

> Die Unwahrnehmung der Medien<br />

> Die <strong>Kongo</strong>-Erfahrungen <strong>für</strong><br />

V-DAY-Aktivitäten<br />

> Die Meetings und der Wille der NGOs<br />

> 2011 / 12: die Demokratie im Abseits<br />

> Der Versuch demokratischer Wahlen<br />

Eine Familie zwischen<br />

Heimat und Flucht<br />

> Angst und Hoffnung<br />

Gedanken von Christine, David und Sarah<br />

Nachwort<br />

Von Reporter Christoph Müller<br />

Anhang<br />

> Karten<br />

> Historischer Überblick / Zeittafel<br />

> Bedeutende Personen und Volksgruppen<br />

> Abkürzungsverzeichnis<br />

> Glossar<br />

> Quellen<br />

13


Das, was uns Carlos Schuler aus Afrika mitteilt, ist nicht allein Familiengeschichte, das ist Weltgeschehen.<br />

AuszeichNung<br />

Träger des Deutschen Bundesverdienstkreuzes<br />

Staatssekretär Erich Stather überreicht Carlos<br />

Schuler das Bundesverdienstkreuz.<br />

Die seit 1996 anhaltende Kriegslage im<br />

Ostkongo hat den Druck auf die natürlichen<br />

Ressourcen erheblich erhöht. «Die<br />

schleichende Zerstörung des Kahuzi-<br />

Biega-Nationalparks und das Aussterben<br />

der Östlichen Tieflandgorillas müssen<br />

verhindert werden.» Das betonte Carlos<br />

Schuler, langjähriger Mitarbeiter bei der<br />

GTZ immer wieder. Die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

(heute: GIZ) unterstützte die Arbeit der<br />

Naturschutzbehörde und der Parkverwal-<br />

tung im Auftrag des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (BMZ). Als Mitarbeiter des<br />

kongolesisch-deutschen Projekts musste<br />

er mit ansehen, wie die Rechtlosigkeit den<br />

Park beinahe ruiniert hätte. Als der Krieg<br />

1996 mit dem Einmarsch ausländischer<br />

Truppen eskalierte, zogen alle internationalen<br />

Organisationen ihr Personal ab.<br />

Carlos Schuler blieb als lokaler Mitarbeiter<br />

in Bukavu und führte die Arbeit der GTZ<br />

weiter. Er riskierte mit seiner Familie mehrmals<br />

das Leben, um den Park vor bewaffneten<br />

Männern und Wilderern zu schützen,<br />

die Holz und Mineralien entwenden,<br />

Tiere töten oder junge Gorillas zum Verkauf<br />

jagen wollten. Dank seiner örtlichen<br />

Kenntnisse, seiner guten Beziehungen<br />

und seinem Verhandlungstaktik, dank<br />

Geschick und Mut hat er in der Region<br />

und im Nationalpark viel Gutes bewirken<br />

beziehungsweise viel Negatives verhindern<br />

können.<br />

Die 150 ICCN-Wächter des Kahuzi-Biega-<br />

Nationalparks erhielten weiterhin von der<br />

GTZ monatlich ihre Prämien und taten ihr<br />

Bestes, um den Park und die Gorillas vor<br />

Wilderern zu schützen. Das Parkgebiet<br />

mit einer Fläche von rund 6000 Quadratkilometern<br />

war Kampfplatz und Rückzugsgebiet<br />

der Rebellen, aber auch zehntausender<br />

Flüchtlinge. Sie schlugen Feuerholz,<br />

jagten Gorillas und Elefanten, um<br />

zu überleben. Das Tiefland mit seinen<br />

Gold-, Kasserit- und Coltanminen macht<br />

neun Zehntel der Parkfläche aus.<br />

Als GTZ-Mitarbeiter<br />

Wäre Carlos Schuler als GTZ-Mitarbeiter,<br />

wären seine Kollegen und die Wächter in<br />

den gefährlichen Zeiten der Kriege nicht<br />

geblieben, hätten sie nicht unter Lebensgefahr<br />

den Menschen und Tieren geholfen,<br />

würde es die Gorillas im Kahuzi-<br />

Biega-Nationalpark, einem UNESCO-<br />

Weltnaturerbe, vermutlich nicht mehr<br />

geben. Und jahrelange, wertvollste Entwicklungsarbeit<br />

vor Ort und die grosse<br />

finanzielle Unterstützung aus Deutschland<br />

wären vergeblich gewesen.<br />

Seit 1978 arbeitet die GTZ/GIZ im Auftrag<br />

des BMZ in Zaire beziehungsweise in der<br />

Demokratischen Republik <strong>Kongo</strong>; seitdem<br />

unterhält sie dort auch ein Büro. 1994<br />

wurde die Arbeit aufgrund des Völkermordes<br />

in Ruanda, der afrikanischen Kriege<br />

und der daraus resultierenden Sicherheitsrisiken<br />

reduziert. Mit der Wiederaufnahme<br />

der offiziellen EU-Kooperation<br />

2002 erfolgte wieder eine Intensivierung<br />

des deutschen Engagements.<br />

Carlos Schuler arbeitete von 1994 bis<br />

2007 <strong>für</strong> die GTZ (heute: GIZ), zuerst als<br />

Verantwortlicher <strong>für</strong> die Infrastruktur und<br />

dann als Projektleiter a.i. des Kahuzi-<br />

Biega-Nationalparks. In Zusammenarbeit<br />

mit dem ICCN organisierte und koordinierte<br />

er Aktivitäten zum Schutz der Bevölkerung<br />

und der Tiere, insbesondere<br />

der bedrohten Gorillas. Es war die Zeit des<br />

Völkermordes im unmittelbar benachbarten<br />

Ruanda mit der Flüchtlingsbewegung<br />

in den Ostkongo, die Zeit des politischen<br />

Umsturzes von Präsident Mobutu (Zaire),<br />

die Zeit mehrerer Kriege, des afrikanischen<br />

Weltkrieges, und die Zeit der ersten<br />

demokratischen Wahlen im <strong>Kongo</strong> (früher<br />

Zaire) nach 40 Jahren.<br />

Am 2. Juni 2008 erfuhr er, dass ihm der<br />

Verdienstorden der Bundesrepublik<br />

Deutschland, umgangssprachlich Bundesverdienstkreuz<br />

genannt, verliehen<br />

wird. Es ist eine Auszeichnung <strong>für</strong> besondere<br />

Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem,<br />

kulturellem, geistigem oder<br />

ehrenamtlichem Gebiet. «Ich verspürte<br />

grosse Genugtuung in einem Durcheinander<br />

vieler Gedanken über meine zahlreichen<br />

Aktivitäten in den vergangenen<br />

Jahren. Ich denke, dass ich Steuergeld<br />

aus Deutschland trotz Krieg und Wirren<br />

sinnvoll <strong>für</strong> den Natur- und Tierschutz, vor<br />

allem auch <strong>für</strong> die leidende Bevölkerung<br />

einsetzen konnte. Ich bin auch dankbar,<br />

dass der Kahuzi-Biega-Nationalpark<br />

überhaupt noch existiert», erklärte Carlos<br />

Schuler. Er nahm diese Auszeichnung<br />

gerne an. Einen Monat später erhielt er<br />

die Einladung zur Entgegennahme des<br />

Bundesverdienstkreuzes in Berlin.<br />

Wie Franz Beckenbauer<br />

Das Schweizer Fernsehen (SF) berichtete<br />

am 17. Juni 2008 in der Sendung «10vor10»<br />

über die hohe Auszeichnung <strong>für</strong> Carlos<br />

Schuler als Gorilla-Schützer im <strong>Kongo</strong>.<br />

Beispielsweise Udo Lindenberg, der Altmeister<br />

des deutschen Rocks, Franz Beckenbauer,<br />

der kaiserliche Fussballkünstler,<br />

oder Schauspielerin Maria Furtwängler<br />

hätten diese Ehrung auch schon erfahren.<br />

Es sei beachtenswert, dass ein<br />

Schweizer diesen deutschen Orden bekomme,<br />

sagte die Moderatorin. Am Dienstag,<br />

17. Juni 2008, durfte Carlos Schuler<br />

<strong>für</strong> seine aussergewöhnlichen Verdienste<br />

als Umwelt- und Naturschützer in Berlin<br />

das Deutsche Bundesverdienstkreuz entgegennehmen,<br />

überreicht von Erich Stather,<br />

Staatssekretär des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung, unterzeichnet von Bundespräsident<br />

Horst Köhler.<br />

Brief aus dem Kanton Uri<br />

Carlos Schuler aus Bürglen habe einen<br />

aussergewöhnlichen Beitrag zum Schutz<br />

der Gorillas in den Bergen des Süd-<strong>Kivu</strong><br />

geleistet. «Dank des Einsatzes von Carlos<br />

und seines Teams sind die Gorillas nicht<br />

nur nicht verschwunden, sondern sie haben<br />

sich sogar vermehrt. Das ist ein Wunder»,<br />

erklärte John Kahekwa, Koordinator<br />

einer lokalen Umweltschutzgruppe. Ein<br />

Aufsteller war auch ein Brief aus dem<br />

Kanton Uri. Der Regierungsrat gratulierte<br />

ihm zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />

und lobt seine Aktivitäten <strong>für</strong> den<br />

Naturschutz.<br />

15


Publikationsbeitrag<br />

Das Gesamtprojekt ist <strong>für</strong> mich mit grossen<br />

finanziellen Risiken verbunden. Es<br />

würde mich sehr freuen, wenn Sie das<br />

Buch «Leben und Überleben im <strong>Kongo</strong>.<br />

Gorillaschutz und Familienleben im Krieg»<br />

mit einem substanziellen Publikationsbeitrag<br />

unterstützen könnten. Für Ihr Interesse<br />

an diesem Buchdossier und Ihre wohlwollende<br />

Prüfung meines Gesuchs danke<br />

ich allen recht herzlich. Darf ich Sie bitten,<br />

mir bis Ende Juli 2013 Ihren Entscheid<br />

zukommen zu lassen. Bei Fragen stehe<br />

ich Ihnen gerne Red und Antwort.<br />

Liebe Grüsse und alles Gute<br />

Carlos Schuler<br />

Kontakt<br />

Erich Herger<br />

Büro <strong>für</strong> Text GmbH<br />

Schützengasse 1<br />

6460 Altdorf<br />

041 870 00 70<br />

text@bftext.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!