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Osmolalität und pH von Getränken und Sportgetränken in der Schweiz

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tränke mehr Teilchen enthalten. Gemäss <strong>der</strong> aktuellen<br />

Verordnung über Speziallebensmittel des Eidgenössischen<br />

Departements des Innern darf <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schweiz</strong> e<strong>in</strong> Getränk als isotonisch bezeichnet werden,<br />

wenn se<strong>in</strong>e Osmolarität zwischen 250 <strong>und</strong> 340<br />

mmol/L liegt *** . Pr<strong>in</strong>zipiell führt e<strong>in</strong>e <strong>Osmolalität</strong> über<br />

290 mmol/kg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Getränk zu e<strong>in</strong>em vorübergehenden<br />

Wasserfluss <strong>in</strong> Richtung Darm statt <strong>in</strong> Richtung<br />

Blut. Bei hochkonzentrierten (hypertonen)<br />

<strong>Getränken</strong> entzieht das Getränk im Darm dem Körper<br />

also Wasser, bis es ausreichend verdünnt wurde<br />

(d.h. bis es isoton ist)..<br />

Entgegen <strong>der</strong> weitläufigen Me<strong>in</strong>ung s<strong>in</strong>d jedoch<br />

auch die isotonischen Getränke nicht diejenigen, die<br />

am schnellsten absorbiert werden. Hypotone Getränke<br />

för<strong>der</strong>n vom Pr<strong>in</strong>zip her den Wasserfluss <strong>in</strong><br />

Richtung Blut. Denn <strong>in</strong> dieser Situation stellt das Blut<br />

die höher konzentrierte Lösung dar <strong>und</strong> Wasser<br />

fliesst pr<strong>in</strong>zipiell immer <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> höher konzentrierten<br />

Lösung. Dies ist e<strong>in</strong> Naturgesetz. Leicht<br />

hypotone Getränke werden deshalb als ideal betrachtet<br />

für die Wasseraufnahme (was auch <strong>in</strong> entsprechenden<br />

Untersuchungen bestätigt wurde).<br />

<strong>Osmolalität</strong> <strong>und</strong> Wasserabsorption<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte man bedenken, dass die <strong>Osmolalität</strong><br />

nur e<strong>in</strong> Kriterium unter vielen ist, um e<strong>in</strong><br />

Sportgetränk zu beurteilen. Die <strong>Osmolalität</strong> e<strong>in</strong>es<br />

Getränkes kann die Magenentleerung <strong>und</strong> die Wasseraufnahme<br />

im Darm bee<strong>in</strong>flussen. Der Kohlenhydratgehalt<br />

e<strong>in</strong>es Getränkes spielt jedoch e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens<br />

so wichtige Rolle. E<strong>in</strong> Kohlenhydratgehalt <strong>von</strong><br />

über 6 bis 8 % verlangsamt die Verdauung, weshalb<br />

Kohlenhydratgehalte <strong>von</strong> über 10 % (100 g pro Liter)<br />

<strong>in</strong> den meisten Situationen nicht empfohlen werden.<br />

Hypotone Getränke för<strong>der</strong>n die Magenentleerung<br />

<strong>und</strong> die Wasserabsorption im Dünndarm, währenddem<br />

hypertone Getränke (o<strong>der</strong> Getränke mit mehr<br />

als 6 bis 8 % Kohlenhydraten) die Magenentleerung<br />

<strong>und</strong> die Wasserabsorption verlangsamen, sowie<br />

vermutlich auch das Auftreten <strong>von</strong> Seitenstechen<br />

för<strong>der</strong>n. Je langsamer e<strong>in</strong> Getränk aus dem Magen<br />

<strong>in</strong> Richtung Darm entleert wird, desto grösser ist das<br />

Magenvolumen <strong>und</strong> dies ist meistens nicht ideal<br />

während <strong>in</strong>tensivem Sporttreiben. Es sche<strong>in</strong>t auch,<br />

dass die geschmackliche Bevorzugung <strong>von</strong> <strong>Getränken</strong><br />

mit abnehmen<strong>der</strong> <strong>Osmolalität</strong> ansteigt, wodurch<br />

das Tr<strong>in</strong>ken geför<strong>der</strong>t werden dürfte.<br />

Interpretation <strong>der</strong> <strong>Osmolalität</strong><br />

*** H<strong>in</strong>weis: Neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit <strong>Osmolalität</strong> (Anzahl<br />

Teilchen pro Kilogramm) gibt es auch die E<strong>in</strong>heit<br />

Osmolarität (Anzahl Teilchen pro Liter). Vorausgesetzt,<br />

dass die Hauptkomponente e<strong>in</strong>er Lösung<br />

Kohlenhydrate s<strong>in</strong>d (wie bei <strong>Sportgetränken</strong>) führt<br />

die Gleichsetzung <strong>von</strong> <strong>Osmolalität</strong> <strong>und</strong> Osmolarität<br />

jedoch nur zu e<strong>in</strong>em vernachlässigbaren Fehler <strong>von</strong><br />

ca. 1 % pro 30 g Kohlenhydrate pro Liter.<br />

Wie bereits besprochen, sollte e<strong>in</strong> Sportgetränk<br />

idealerweise leicht hypoton se<strong>in</strong>. Die analysierten<br />

Werte <strong>der</strong> verschiedenen Sportgetränke <strong>in</strong> unserer<br />

Untersuchung erstreckten sich jedoch über e<strong>in</strong>en<br />

relativ grossen Bereich (Tabelle 1). Ganz theoretisch<br />

ist e<strong>in</strong> Getränk mit e<strong>in</strong>er <strong>Osmolalität</strong> <strong>von</strong> über 290<br />

mmol/kg hyperton. Praktisch h<strong>in</strong>gegen gibt es wenige<br />

Anhaltspunkte dass sich e<strong>in</strong>e <strong>Osmolalität</strong> im<br />

Bereich <strong>von</strong> 300 bis 350 mmol/kg wirklich negativ<br />

auswirken würde. Da die allgeme<strong>in</strong>e Tendenz jedoch<br />

andeutet, dass nicht nur die Wasserabsorption,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Magenverträglichkeit <strong>und</strong> die<br />

geschmackliche Beurteilung im hypotonen Bereich<br />

verbessert ist, ist es doch eher überraschend, dass<br />

e<strong>in</strong>ige käuflich erwerbbaren Sportgetränke eher im<br />

hypertonen als im hypotonen Bereich liegen. E<strong>in</strong>ige<br />

Getränke erreichen sogar Werte über 350 mmol/kg.<br />

Sportgetränke, die für den Konsum während dem<br />

Sport entworfen wurden, sollten aber idealerweise<br />

eher <strong>in</strong> Richtung 150 bis 250 mmol/kg als <strong>in</strong> Richtung<br />

350 bis 400 mmol/kg gehen.<br />

An<strong>der</strong>erseits stellt die hohe <strong>Osmolalität</strong> <strong>von</strong> Regenerationsgetränken,<br />

die normalerweise nach dem<br />

Sport konsumiert werden, ke<strong>in</strong> Problem dar. Jedenfalls<br />

nicht, solange nicht möglichst schnell e<strong>in</strong> Wasserverlust<br />

ausgegelichen werden muss (z.B. Turniersituation).<br />

Dann kann das Problem jedoch relativ<br />

e<strong>in</strong>fach gelöst werden durch e<strong>in</strong>e höhere Verdünnung<br />

<strong>der</strong> Produkte. Auch an<strong>der</strong>e Sportgetränke<br />

können gr<strong>und</strong>sätzlich verdünnt werden, um die<br />

<strong>Osmolalität</strong> zu senken, allerd<strong>in</strong>gs wird damit auch<br />

<strong>der</strong> Kohlenhydratgehalt reduziert, was je nach Situation<br />

nicht ideal ist.<br />

Interpretation <strong>der</strong> <strong>pH</strong>-Werte<br />

Etwas unerwartet war <strong>der</strong> durchwegs saure <strong>pH</strong><br />

eigentlich aller käuflich erwerbbaren Sportgetränke,<br />

sowie <strong>der</strong> selbst gemachten Getränke auf Sirupbasis.<br />

Die e<strong>in</strong>zigen Sportgetränke mit neutralem <strong>pH</strong>-<br />

Wert waren auf Wasser o<strong>der</strong> Tee basierende selbst<br />

gemachte Getränke. Verschiedene Studien haben<br />

gezeigt, dass Sportgetränke (genauso wie viele<br />

Süssgetränke) den Zahnschmelz durch ihren Säuregehalt<br />

aufweichen können. Obwohl verschiedene<br />

technische Möglichkeiten bestehen, den <strong>pH</strong>-Wert<br />

<strong>und</strong> Säuregehalt <strong>von</strong> <strong>Sportgetränken</strong> zu verbessern,<br />

sche<strong>in</strong>t dieser Aspekt für die Hersteller zurzeit<br />

(noch?) ke<strong>in</strong> Thema zu se<strong>in</strong>.<br />

Weitere Bemerkungen<br />

E<strong>in</strong>e praktische Frage stellt sich beim Mixen <strong>der</strong><br />

Sportgetränke, die als Pulver gekauft werden: Wie<br />

genau kann die Zielkonzentration dieser Getränke<br />

erreicht werden? Die meisten Hersteller lösen das<br />

Problem mit e<strong>in</strong>em Dosierlöffel o<strong>der</strong> gleich mit fertigen<br />

Portionenbeuteln. Mit <strong>der</strong> Befolgung <strong>der</strong> Information<br />

auf den Packungen war es <strong>in</strong> den meisten<br />

Fällen möglich, die Konzentration des Getränks<br />

relativ zuverlässig herzustellen, <strong>und</strong> zwar unabhängig,<br />

ob <strong>der</strong> Löffel sehr genau gefüllt wurde, o<strong>der</strong> ob<br />

© http://www.sfsn.ethz.ch, Verfasser: Samuel Mettler Seite 2 <strong>von</strong> 4, Version 2.2

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