Ressourcenentwicklung in der frühen Kindheit - Sinn-Stiftung
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hochkomplizierten Nervenzellverschaltungen <strong>in</strong> ihrem Hirn und dort speziell im<br />
Frontallappen stabilisieren sich jedoch nicht von alle<strong>in</strong>. Sie müssen – wie im<br />
Gesangszentrum <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Nachtigallen – durch eigene Erfahrungen anhand<br />
entsprechen<strong>der</strong> Vorbil<strong>der</strong> herausgeformt und gefestigt werden.<br />
3. Was K<strong>in</strong><strong>der</strong> stark macht: Vertrauen<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen immer, und sie lernen immer, <strong>in</strong>dem sie sich zu dem, was sie erfahren<br />
und was es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt zu entdecken gibt, <strong>in</strong> Beziehung setzen. Genau wie wir als<br />
Erwachsene, müssen auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> versuchen, jede neue Wahrnehmung und jede<br />
neue Erfahrung an etwas anzuknüpfen, was bereits da ist, was sie schon wissen und<br />
können, was ihnen also bereits irgendwie vertraut ist. Und wie bei uns Erwachsenen<br />
ist auch die Bereitschaft von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, sich auf etwas Neues e<strong>in</strong>zulassen, etwas<br />
Neues anzuprobieren um so größer, je sicherer sie s<strong>in</strong>d und je größer das Vertrauen<br />
ist, mit dem sie sich <strong>in</strong> die Welt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wagen. Jede Art von Verunsicherung, von<br />
Angst und Druck erzeugt <strong>in</strong> ihrem Gehirn e<strong>in</strong>e sich ausbreitende Unruhe und<br />
Erregung. Unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen können die dort über die S<strong>in</strong>neskanäle<br />
e<strong>in</strong>treffenden Wahrnehmungsmuster nicht mit dem bereits abgespeicherten<br />
Er<strong>in</strong>nerungen abgeglichen werden. Es kann so nichts Neues h<strong>in</strong>zugelernt und im<br />
Gehirn verankert werden. Oft wird die Erregung und damit e<strong>in</strong>hergehende<br />
Durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong> im Kopf sogar so groß, dass auch bereits Erlerntes nicht mehr<br />
er<strong>in</strong>nert und genutzt werden kann. Das e<strong>in</strong>zige was dann noch funktioniert, s<strong>in</strong>d<br />
ältere, sehr früh entwickelte und sehr fest e<strong>in</strong>gefahrene Denk- und Verhaltensmuster.<br />
Das K<strong>in</strong>d fällt dann zurück <strong>in</strong> solche Verhaltensweisen, die immer dann aktiviert<br />
werden, wenn es an<strong>der</strong>s nicht mehr weiter geht: Angriff (Schreien, Schlagen),<br />
Verteidigung (Nichts mehr hören, sehen, wahrnehmen wollen, Stur bleiben,<br />
Verbündete suchen) o<strong>der</strong> Rückzug (Unterwerfung, Verkriechen, Kontaktabbruch).<br />
Jedes K<strong>in</strong>d verliert so se<strong>in</strong>e Offenheit, se<strong>in</strong>e Neugier und se<strong>in</strong> Vertrauen – und damit<br />
die Fähigkeit, sich auf Neues e<strong>in</strong>zulassen. Dieser Zustand ist für K<strong>in</strong><strong>der</strong> genau so<br />
schwer auszuhalten wie für Erwachsene. Sie fühlen sich ebenso ohnmächtig und<br />
beschämt und reagieren mit Wut, Zorn o<strong>der</strong> gar mit Resignation auf die erlebte<br />
Enttäuschung.<br />
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