3 (Heft Apr. - Jun. 2008) - St. Johannis Bemerode
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Liebe Leserin, lieber Leser …<br />
Haben Sie schon einmal das<br />
„Universum“ in Bremen besucht<br />
Es war interessant zu<br />
beobachten, wie viele junge<br />
Leute dort auf Entdeckungsreise<br />
gingen und die Angebote<br />
zum spielerischen<br />
Nachvollzug der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse über unsere Welt<br />
nutzten. Eins dieser Angebote lotete in einer<br />
Animation die Dimensionen der unseren Sinnen<br />
zugänglichen Welt aus. In Schritten von Zehnerpotenzen<br />
führte der Weg in den Mikrokosmos zu<br />
den zuletzt nicht mehr fassbaren kleinsten Teilchen<br />
eines Atoms und dann in Gegenrichtung in<br />
den Makrokosmos der unvorstellbar vielen Galaxien,<br />
Lichtjahre von uns entfernt.<br />
Eine solche Reise kann uns in ehrfürchtiges<br />
<strong>St</strong>aunen versetzen. Aus diesem Blickwinkel sehen<br />
wir die Erde neu. Ein Foto aus dieser Perspektive<br />
zeigt die aufgehende Erde aus der Sicht<br />
des Mondes. Ein Bild, das viele Astronauten<br />
zum <strong>St</strong>aunen über den ‚ blauen Planeten‘ veranlasst<br />
hat, dem belebten Juwel, das unsere<br />
Heimat ist.<br />
Durch diesen Blick von oben, den die Weltraumfahrt<br />
eröffnet hat, ist unser Bewusstsein verändert<br />
worden. Wir sehen die Welt als Einheit, als<br />
Ganzes. Und in den Fragen der Nutzung der<br />
Energie, des Umgangs mit den lebenswichtigen<br />
Ressourcen, der Veränderung des Klimas zeigt<br />
sich, dass unser Verhalten immer Auswirkungen<br />
für die ganze Erde hat.<br />
In dieser Zeit zwischen Ostern und Pfingsten feiern<br />
wir Feste, die uns auch eine andere Perspektive<br />
eröffnen. Die Osterbotschaft von der Auferweckung<br />
Jesu Christi, seiner Erhöhung zur Rechten<br />
Gottes, der Sendung des Heiligen Geistes<br />
zeigt uns eine Dimension, die mit unseren Sinnen<br />
nicht zu erfassen ist. Aus dieser Perspektive<br />
gibt es kein Foto. Gottes „rechte Hand“ ist kein<br />
kosmographisch bestimmbarer Ort. Luther beschreibt<br />
ihn so: Gott ist „wesentlich gegenwärtig<br />
an allen Enden in und durch alle Kreatur in all<br />
ihren <strong>St</strong>ücken und Orten, dass also die Welt Got-<br />
2<br />
tes voll ist und er sie alle füllet, aber doch nicht<br />
von ihr beschlossen oder umfangen ist, sondern<br />
auch zugleich außer und über alle Kreatur ist.“<br />
Das klingt für uns paradox. Aber die Wirklichkeit<br />
Gottes sprengt unsere begrifflichen Festlegungen.<br />
So wie die Naturwissenschaft in der Beschreibung<br />
mancher Phänomene sich widersprechende<br />
Aussagen machen muss, so auch<br />
unser Reden von Gott. Entscheidend ist nicht,<br />
dass wir es verstandesmäßig fassen, sondern<br />
dass wir es zu Herzen nehmen und unser Leben<br />
davon bestimmen lassen, dass wir bei Gott vorkommen,<br />
dass er uns nahe ist, dass der Geist<br />
seiner Liebe auch in uns wirken will und wir<br />
einander achten als Gottes geliebte Geschöpfe.<br />
Der Pfingstgeist grenzt nicht ab, sondern schlägt<br />
die Brücke zu allen Menschen. Auch diese Perspektive<br />
verbindet uns zu einer Einheit, der einen<br />
weltweiten Kirche derer, die sich Gott verdanken.<br />
Und sie lässt uns erkennen, dass wir für<br />
das Ganze Verantwortung tragen.<br />
Es grüßt Sie herzlich Ihr