spiele der „trümmerfrauen“ - Österreichisches Spiele Museum

DIE SPIELE DER „TRÜMMERFRAUEN“
1945 in Wien war sicher keine leichte Zeit. Wien war schwer gezeichnet, in vier Zonen aufgeteilt.
Essen Mangelware. Hab und Gut zerstört oder verloren. Und trotzdem gab es Hoffnung und Mut zu
Neuanfängen.
Es werden Spiele und Spielefirmen, die aus der Zeit des Wiederaufbaues stammen (von ca. 1945 bis
ca. 1955), vorgestellt. Also Spiele von Firmen, deren Frauen und Männer unter widrigsten Umständen
oder mit manchmal - aus heutiger Sicht - primitiven Mitteln Spiele produzierten und auch erfanden.
Die Spiele waren zunächst einmal hergestellt aus Grau- oder Braunpappe, mit Holzsteinen oder Tonfiguren,
teilweise zum Ausschneiden und Zusammenbauen oder Falten. Zum Teil nahm man „Restbestände“
von früheren Produktionen.
Man organisierte sich Rohstoffe, wie Franz Weigl, der 1946 in die Schweiz fuhr, um sich 2 Wagenladungen
Bakelit zu ertauschen, um damit Steine für sein Spiel Typ–Dom zu pressen.
Manche Papier- und Schreibwarengeschäfte produzierten als zweites Standbein Spiele, wie TRUWI,
Josef Studerer oder Margarete Steflischek.
Etliche nahmen ihre Produktion wieder auf wie Piatnik, STOMO, JSJW oder KASPI.
Aber auch Leute wie Dieter Pitsch (Das Neue Spiel), der als Werkstudent 1952 seine ersten Spiele
sozusagen „in der Garage“ produzierte, nahmen ihre Tätigkeit wieder auf.
Bereits in den ersten 10 Jahren nach dem Krieg gab es rund 50-60 neue Brettspiele. Die wichtigsten
davon wollen wir auch den Spieler/innen von heute zeigen. Leider lassen sich nicht alle Spiele aus
dieser Zeit Firmen zuordnen.
Auch im Spielverlauf unterscheiden sich die Brettspiele der 50er-Jahre erheblich von heutigen Spielen.
Mit wenigen Ausnahmen liefen diese Spiele sequentiell ab. Interaktion am Spieltisch – das gleichzeitige
Eingreifen mehrerer Spieler/innen in den Ablauf – kannte man kaum.
Leicht nachvollziehbar ist auch, dass dem Spielen in jener schwierigen Zeit generell weniger Bedeutung
beigemessen wurde als heute.
Spielen galt als reine Kinderbeschäftigung, von Glücks- und Zockerspielen einmal abgesehen. Manche
dieser Spiele werden ihnen bekannt vorkommen, denn in der einen oder anderen Form sind sie heute
noch im Handel.
Brama Spiele unter Kobald 1946
Centrex Spiele unter Franz Tichy 1950
Das neue Spiel unter Dieter Pitsch 1953
FR - Spielwaren unter Friedrich Rosenberger ab 1948
Hermusspiele unter Weiner & Co 1948
JO-STU Spiele unter Josef Studera 1948
JSJW unter Josef Schneider 1928 mit Unterbrechung ab 1946
Kaspi–Spiele unter Maria Salaman 1921 mit Unterbrechung ab 1946
Johann Korbuly 1891 mit Unterbrechung ab 1946
Piatnik 1824 mit Unterbrechung ab 1945
Margarete Steflischek 1938 mit Unterbrechung ab 1945
STOMO unter Stockinger & Morsack 1921 mit Unterbrechung ab 1948
TRUWI–Spiele unter Erwin Trubig 1936 mit Unterbrechung 1946
Gustav Walda 1948
Franz Weigl 1937 mit Unterbrechungen ab 1946
Manfred Schreiber
Titelseite: Konjunktur - Wirtschaftsspiel ca. 1950 Hrst. unb.
Rückseite: JEEP auf Reisen - Laufspiel 1945 Tretanto