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Die drei Federn von Schloss Landeck

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vorzeigte, so sprach der Vater abermals: „Ihm gehört das Reich.“ <strong>Die</strong><br />

zwei ältesten ließen nicht ab, den Vater zu quälen, bis er sich eine<br />

dritte Aufgabe überlegte und zu ihnen sagte, der sollte das Reich<br />

haben, der die schönste Frau heimbrächte. <strong>Die</strong> <strong>drei</strong> <strong>Federn</strong> blies er<br />

nochmals in die Luft, und sie flogen wie die vorigen Male.<br />

Da ging der Dummling ohne weiteres hinab zu der dicken Itsche<br />

und sprach: „Ich soll die schönste Frau heimbringen.“ –<br />

„Ei“, antwortete die Itsche, „die schönste Frau! <strong>Die</strong> ist nicht gleich<br />

zur Hand, aber du sollst sie doch haben.“ Sie gab ihm eine ausgehöhlte<br />

gelbe Rübe, mit sechs Mäuschen bespannt. Da sprach der Dummling<br />

ganz traurig: „Was soll ich damit anfangen“ <strong>Die</strong> Itsche antwortete:<br />

„Setze nur eine <strong>von</strong> meinen kleinen Itschen hinein.“ Da griff er aufs<br />

Gratewohl eine <strong>von</strong> den Itschen und setzte sie in die gelbe Kutsche,<br />

aber kaum saß sie darin, so wurde sie zu einem wunderschönen Fräulein<br />

verwandelt, die Rübe wurde zur Kutsche und die sechs Mäuschen zu<br />

Pferden. Da küsste er sie, fuhr mit den Pferden da<strong>von</strong> und brachte sie<br />

zum Grafen. Seine Brüder kamen auch, die hatten sich gar keine Mühe<br />

gegeben, eine schöne Frau zu suchen, sondern die ersten besten<br />

Bauernmägde mitgenommen. Als der Graf sie alle erblickte, sprach er:<br />

„Dem jüngsten gehört das <strong>Landeck</strong>er Reich nach meinem Tod.“ Aber<br />

die zwei ältesten betäubten die Ohren des Vaters aufs Neue mit<br />

ihrem Geschrei: „Wir können’s nicht zugeben, dass der Dummling Graf<br />

wird“, und verlangten, der sollte das Reich erben, dessen Frau durch<br />

einen Ring springen könnte, der da mitten im Saal hing. Sie dachten:<br />

„<strong>Die</strong> Bauernmägde können das wohl, die sind stark genug, aber das<br />

zarte Fräulein springt sich tot.“ Der alte Graf gab das auch noch zu.<br />

Da sprangen die zwei Bauernmägde, sprangen auch durch den Ring,<br />

waren aber so plump, dass sie fielen und ihre groben Arme und Beine<br />

entzwei brachen. Danach sprang das schöne Fräulein, das der<br />

Dummling mitgebracht hatte, und es sprang so leicht hindurch wie ein<br />

Reh, und aller Widerspruch musste aufhören. Also erhielt der<br />

Dummling die Grafenkrone und hat lange in Weisheit über sein<br />

<strong>Landeck</strong>er Reich geherrscht. Und wenn er nicht gestorben ist, dann<br />

lebt er heute noch mit der dicken Itsche in einer Höhle im <strong>Landeck</strong>er<br />

Berg, denn das <strong>Schloss</strong> <strong>Landeck</strong> ist ja bekanntlich verfallen.<br />

(Copyright Karl Honikel, Schenklengsfeld 2011)

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