Vorbemerkung - michael colhaze homepage
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<strong>Vorbemerkung</strong><br />
Das 21.Jahrhundert wird religiös sein, oder es wird nicht sein.<br />
André Malraux<br />
Das Stück ist ein kleines Labyrinth mit verschiedenen Ebenen, durch die jeweils ein roter<br />
Faden führt für diejenigen, welche die Lust verspüren, ihn aufzuheben und ihm nachzugehen.<br />
Die erste Ebene ist die einfachste, denn die eher vordergründigen kritisch-polemischen<br />
Auslassungen sind all jenen verständlich, welche die organisierte Zerstörung unserer<br />
christlichen Kulturgesellschaft zumindest im Ansatz erkannt haben. Die zweite Ebene entfaltet sich<br />
schon schwieriger, denn hier wird der Betrachter über die Person des Orlando zur ganz<br />
persönlichen Entscheidung zwischen Gut und Böse ermuntert und in logischer Folge zur<br />
Selbsterkenntnis und somit zur Überwindung des Inneren Affen angehalten. Dies einmal<br />
vollbracht, mag er sich in das dritte und wichtigste Labyrinth vorwagen, hier den tieferen Sinn<br />
der Schöpfung entziffern und am Ende den Hauptgewinn davontragen, nämlich das Ewige Leben.<br />
Um diesem etwas abenteuerlichen Sujet auf die Beine zu helfen, wurden ganz zwanglos allerlei<br />
märchenhafte und mythische Personen eingewoben, wie z.B. ein Drache, der Teufel, Orpheus,<br />
Vater Rhein, eine Hexe, ein Klon etc. Die Konstruktion des Stückes basiert auf der ebenfalls<br />
frei nach Bedarf abgewandelten Idee des mittelalterlichen Tarot-Spiels. Daher die 21 Aufzüge.<br />
Es wurde ein buntes Durcheinander von Versmassen und Stilformen verwendet, der Erzbußfuss<br />
von Khartum z.B. ist unverdünnter klassischer nonsense.<br />
Zielgruppe sind in erster Linie junge Menschen, die abseits vom globalen Wahnwitz<br />
wirtschaftlicher, militaristischer und kultureller Aggressionen einen tieferen, gütigen, göttlichen<br />
Sinn des Lebens suchen, diesen aber nicht mehr in der einstmals einleuchtenden und spirituell<br />
erhebenden Auslegung unserer christlichen Lehre finden können. Die klägliche Konformität der<br />
etablierten Kirchen in allen Bereichen, ihre widerstandslose Akzeptanz sozio-politischer,<br />
materialistischer und kultureller Abnormitäten welche ganz eindeutig daurauf abzielen, die<br />
ethische, intellektuelle und soziale Substanz Europas und Amerikas zu unterwandern und zu<br />
vernichten, hat eine seelenlose Leere geschaffen, in der möglicherweise mein gänzlich<br />
unzulänglicher, aber durchaus vom Herzen kommender poetischer Purzelbaum ein kleines<br />
Lichtlein entzünden könnte.<br />
Davon abgesehen ist das Stück ein etwas romantischer aber durchaus ehrlicher Versuch, in den<br />
ausufernden Kommunikationswüsten unserer Zeit ein altes, ehrbares Metier neu zu beleben: das<br />
Verseschmieden.<br />
Da dem Werk ganz unumwunden unsere christlich-humanistische Heilsidee mitsamt ihrer<br />
klassischen Befruchtung zugrunde liegt, könnte man es bei einer etwas grosszügiger Einstellung<br />
als ein Mysterienspiel bezeichnen. Dazu passen allerdings der teils rüde Ton sowie der<br />
erdhafte Humor nicht so recht, und darum habe ich es einfach nur Eine Art Theaterstück<br />
genannt.<br />
mvp<br />
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