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Artlaunch 01/2015

Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.

Artlaunch – Das Magazin für Kunst, Design & Köpfe. Ausgabe 01/2015 mit folgenden Themen: Interviews: Suzanne von Borsody, Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, Wolfgang Stumph, Ulrich Finger; Berichte: Amalfiküste, Olivenöl Toskana, Heinz-Detlef Moosdorf, Tauernscheckenzucht u.v.m.

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artlaunch.de<br />

Sonderausgabe<br />

Kunst, Design & Köpfe <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

Toskana<br />

Das Öl der Alten Römer<br />

Amalfiküste<br />

Mediterran neu definiert<br />

Foto: Mirko Joerg Kellner<br />

Alte Meister<br />

Ingrid und Prof. Dr.<br />

Kurt Biedenkopf im<br />

Doppelinterview<br />

08/15<br />

oder echte Kunst<br />

Die neue Dresdner<br />

Kunstmesse<br />

Wolfgang Stumph<br />

Kein Blindgänger<br />

Du immer<br />

mit deinen<br />

Blumen…!<br />

Suzanne von<br />

Borsody malt Erinnerungen


editorial<br />

herzlich willkommen<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Kunst boomt! Selten war das Interesse an<br />

bildender und angewandter Kunst so groß wie<br />

heute, allen voran „neue“ Kunstformen. Fotografie<br />

beispielsweise steht stark im Fokus der Betrachter,<br />

aber auch experimentelle Malerei, zunehmend in Verbindung mit außergewöhnlichen<br />

Trägermaterialien. Dekoration steht dabei ein ganzes stückweit mehr im Mittelpunkt<br />

als in vergangenen Jahrzehnten. Kunst und Interieur rücken näher zusammen, Farbenund<br />

Formensprache sind Grund und Anreiz für die heutige Kaufentscheidung. Aber<br />

nicht nur die Kunst hat sich verändert, sondern auch das Klientel, die Kunstkäufer.<br />

Damit aber auch der Aspekt der Wertanlage: mit relativ geringen Investitionskosten ist<br />

es heutzutage möglich, nach ein paar Jahren beim Wiederverkauf im Sekundärmarkt<br />

gute Gewinne zu erzielen. Vorausgesetzt, von dem entsprechenden Werk wurde nur<br />

eine limitierte Stückzahl ausgegeben oder es handelt sich um ein Unikat.<br />

Der Kunstmarkt ist demnach nicht mehr elitär, sondern breitentauglich geworden.<br />

Einer der dieses Potenzial erkannt hat, ist Dresdens Messe-Chef Ulrich Finger<br />

(Interview S. 8). Im Frühjahr 2<strong>01</strong>6 soll eigens zu diesem Thema eine ganz neuartige<br />

Kunstmesse in Dresden positioniert werden. Kunst nicht hinter Vitrinen, sondern<br />

dabei sein wenn sie entsteht. Den Kreativen bei ihrem Schaffen über die Schulter<br />

schauen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Finger erhofft sich dabei einen großen<br />

Andrang für seine Messe, und große Umsätze in Form von Kunstverkäufen für die<br />

Künstler. Kunst-Entertainment wird damit zum zentralen Schlagwort werden. Denn<br />

das ist es, was letztlich den Kunstinteressierten zum Kauf eines Werkes verführen wird:<br />

die direkte Kommunikation mit dem Künstler und seinem Werk; Kunstobjekt und<br />

Charisma; Kunstgenuss mit allen Sinnen. Eines ist jedoch geblieben wie immer: was<br />

Kunst ist, liegt im Auge des Betrachters.<br />

Zu erfahren, welche Geschichte sich hinter einem Kunstwerk verbirgt, ist immer<br />

wieder spannend. Lesen Sie dazu auch unseren exklusiven Beitrag über Suzanne von<br />

Borsody (S. 52), die mittlerweile von der Presse für ihre schauspielerischen Leistungen<br />

als „Grande Dame des deutschen Fernsehens“ bezeichnet wird, aber als Künstlerin<br />

noch weit mehr zu bieten hat und mit ihrer Malerei für Überraschung sorgt.<br />

Viel Vergnügen mit dieser <strong>Artlaunch</strong>-Ausgabe wünscht Ihnen Ihr<br />

Titelthema<br />

Was viele nicht wissen,<br />

die Schauspielerin<br />

Suzanne von Borsody<br />

ist passionierte Malerin.<br />

Schon in jungen Jahren<br />

absolvierte sie ihren<br />

„Master of Art“ und<br />

entwickelte ihre Technik<br />

stets weiter. Erfahren Sie<br />

mehr auf Seite 52.<br />

Mirko Joerg Kellner<br />

Chefredakteur<br />

Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 3


Die Neue<br />

Kleiderordnung<br />

bei Hunger<br />

Unangenehme Essensgerüche im Seidenkleid, Tragoder<br />

Knitterfalten im Anzug: bisher eigentlich<br />

alles Fälle für die professionelle Reinigung oder<br />

wo es gut wäre einen «James» zur Hand zu haben.<br />

Der REFRESH-BUTLER von V-ZUG, bringt die Lösung.<br />

Hochwertige Textilien lassen sich künftig<br />

zu Hause mittels Photokatalyse auffrischen,<br />

entknittern, hygienisieren und trocknen.<br />

Jetzt bei Hunger.<br />

Das Gerät kann<br />

freistehend platziert<br />

oder als integrierte<br />

Version auch mit einem<br />

nach Kundenwunsch<br />

gefertigten Dekor in<br />

einen Schrank eingebaut<br />

werden.<br />

Erhältlich bei:<br />

Wohn+Küchenkultur Hunger<br />

Bergstrasse 11<br />

D-<strong>01</strong>458 Ottendorf-Okrilla<br />

Telefon +49(0)3520554682<br />

verkauf@kuechenhunger.de<br />

www.kuechenhunger.de<br />

4 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Die Küchenmanufaktur Wohn+Küchen Kultur Hunger bietet seit<br />

1990 Einrichtungslösungen für den gehobenen Bedarf an. Dabei<br />

setzt die Familienfirma auf Tradition. Schon Urgroßvater Max<br />

Hunger begann hier 1924 mit der Herstellung und dem Vertrieb<br />

von Möbeln. Die heutigen Ausstellungsräume befinden sich im<br />

Saal des ehemaligen Kinos, das Max Hunger 1929 erbaut und<br />

betrieben hat. Auch heute noch stehen die 35 mm Filmaschinen<br />

und die Leinwand. Filmvorführungen in Schwarzweiß zu<br />

besonderen Anlässen sind immer ein Highlight und verwandeln<br />

die Ausstellung mit Küchen von bulthaup, Eggersmann, La<br />

Cornue, Val Cucine und Hunger in ein außergewöhnliches<br />

Ambiente.<br />

Zur Room & Style Messe 2<strong>01</strong>5 in Dresden wird die Val Cucine-<br />

Küche „New Logica“ in Glas präsentiert. Dieses besondere<br />

Modell wird im Anschluss auch zur internationalen Möbelmesse<br />

in Köln ausgestellt.<br />

kuechenhunger.de<br />

Seit dem Jahr 2000 hat Hunger auch die schweizer Marke<br />

V-ZUG im Angebot. Nach Kombidampfbacköfen, Spül- und<br />

Waschmaschinen mit Dampffinish hat die Firma V-ZUG auch<br />

jetzt wieder eine Weltneuheit entwickelt: den REFRESH-BUTLER,<br />

erhältlich bei Hunger.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 5


inhalt<br />

sehen was drin ist<br />

Neue Kunstmesse<br />

Dresden, Ulrich Finger<br />

Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf,<br />

Doppelinterview<br />

14<br />

60<br />

Amalfiküste,<br />

Kunst&Design im Hotel<br />

8<br />

24<br />

Feinstes Olivenöl aus<br />

der Toskana<br />

43<br />

Heinz-Detlef Moosdorf †<br />

48<br />

impressum<br />

Wichtige infos zum Heft<br />

Suzanne von Borsody,<br />

die Malerin<br />

Titelthema<br />

52<br />

Wolfgang Stumph, neuer<br />

Film „Blindgänger“<br />

38<br />

Bock auf Alm,<br />

Tauernschecken<br />

Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Foto- und Textbeiträge wird keine<br />

Haftung übernommen. Eine<br />

Rücksendung kann nur erfolgen,<br />

wenn ausreichend Porto beigefügt<br />

ist. Veröffentlichte Texte<br />

geben nicht immer die Meinung<br />

des Herausgebers wieder. Das<br />

Magazin ARTLAUNCH ist mit allen<br />

darin enthaltenen Beiträgen<br />

und Abbildungen urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung<br />

außerhalb der engen Grenzen<br />

des Urheberrechtsgesetzes ist<br />

ohne Zustimmung des Herausgebers<br />

unzulässig und strafbar.<br />

Dies gilt insbesondere für<br />

Vervielfältigung, Übersetzung,<br />

Mikroverfilmung sowie die Einspeicherung<br />

und Verarbeitung in<br />

elektronischen Systemen.<br />

© 2<strong>01</strong>4 ARTLAUNCH<br />

Gedruckt in Deutschland<br />

Über Ihre Meinungen und<br />

Anregungen freuen wir uns!<br />

post@artlaunch.de<br />

<strong>Artlaunch</strong>, Ausgabe <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

Erscheinungsweise<br />

einmal jährlich in deutscher Sprache<br />

Bezugspreis<br />

Sonderausgabe, kostenfrei erhältlich<br />

Verbreitung<br />

Leseexemplar an ausgewählten Auslageplätzen in Dresden<br />

Herausgeber<br />

<strong>Artlaunch</strong> Magazin Verlag<br />

c/o Kellner Mediapool, Unter den Linden 16, D-1<strong>01</strong>17 Berlin<br />

E-Mail: post@artlaunch.de<br />

Anzeigenschaltung<br />

<strong>Artlaunch</strong> Anzeigenvertrieb, Rähnitzgasse 22, D-<strong>01</strong>097 Dresden<br />

Telefon: (+49) 0351. 89960714<br />

Mobil: (+49) <strong>01</strong>52. 06006830<br />

E-Mail: anzeigen@artlaunch.de<br />

Chefredakteur<br />

Mirko Joerg Kellner (verantwortlich)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />

Dr. Richard Althoff (Text), Mirko Joerg Kellner (Fotos und Text)<br />

Layout<br />

luxusfrei – Atelier für Design, Werbung & Kommunikation<br />

Druck<br />

Druckhaus Weppert Schweinfurt GmbH


artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 7


interview<br />

Ulrich Finger, Geschäftsführer Messe Dresden<br />

Messe die Kunst<br />

Ulrich Finger, Geschäftsführer der<br />

Dresdner Messe GmbH im Erlweinhof<br />

des Ausstellungsareals.<br />

8 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Als Geschäftsführer der Messe Dresden<br />

ist Ulrich Finger Herr über eine weitläufige<br />

Ausstellungsimmobilie und gleichzeitig<br />

leitender Veranstalter zahlreicher eigener<br />

Verbrauchermessen. Darüber hinaus vermietet<br />

er seine Hallen auch für Großkongresse,<br />

Musikkonzerte, Fernsehshows und mehr.<br />

Hunderttausende Menschen strömen jedes<br />

Jahr in die Messehallen an der Elbe. Aber<br />

Finger will mehr, mehr Kunst.<br />

Fotos & Interview Mirko Joerg Kellner<br />

Eine Ihrer renommiertesten eigenen<br />

Messen ist die room+style. Ein Ausstellungsmix<br />

aus Interieur, Design, Mode,<br />

und eben auch Kunst. Wieso noch eine<br />

separate, eigenständige Kunstmesse<br />

U. Finger: Das hat viele Gründe, aber<br />

der Wichtigste für mich ist der, dass<br />

Kunst in Form einer Schau, einer Messe,<br />

in Dresden unterrepräsentiert ist. Es<br />

gibt hier zwar viele Galerien und große<br />

Kunstausstellungen, aber keine wirkliche<br />

Plattform. Damit meine ich einen Ort,<br />

an dem die Vielfalt der Kunstszene geballt<br />

gezeigt wird und dabei das Potenzial hat,<br />

über die Stadtgrenze hinaus wahrgenommen<br />

zu werden. Außerdem ist es für mich<br />

persönlich immer wieder sehr spannend,<br />

ein Messeprojekt wachsen zu sehen. Wir<br />

haben es bereits mit der room+style begonnen,<br />

dort als ein kleiner Baustein<br />

inmitten einer Interieur- und Design-<br />

Messe, aber schon immer mit dem An-<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 9


satz, dass daraus ein selbständiges<br />

Thema werden soll. Die Grundsteine<br />

sind also schon gelegt, jetzt legen<br />

wir nach. Ab Juni 2<strong>01</strong>6 werden wir<br />

eine eigenständige Kunstmesse in<br />

Dresden veranstalten.<br />

Spricht da der Kunstfreund aus<br />

Ihnen oder der Kaufmann<br />

U. Finger: Sicherlich in erster Linie<br />

der Kunstfreund, aber ein wenig<br />

natürlich auch der Kaufmann. Für<br />

eine Kunststadt wie Dresden ist es<br />

wichtig, eine Kunstmesse vorweisen<br />

zu können. Bei aller Romantik darf<br />

man dabei aber auch die Umsatzzahlen<br />

nicht aus den Augen verlieren.<br />

Ich bin der Meinung, dass solche<br />

Projekte wachsen müssen.<br />

In anderen Städten gibt es bereits<br />

gut funktionierende Kunstmessen.<br />

Echte Besuchermagnete mit<br />

beachtlichen Kunstverkäufen direkt<br />

vor Ort. Kann Dresden das<br />

auch<br />

U. Finger: Dresden vergleicht sich<br />

immer gerne mit den Großen der<br />

Welt. Hinsichtlich des Kunstmarktes<br />

ist uns das aber nicht möglich.<br />

Es wäre töricht zu denken, wir<br />

starten jetzt eine Kunstmesse und<br />

stehen damit auf einer Ebene mit<br />

der „Art Basel“ oder der „Art Cologne“.<br />

Trotz großem Interesse vieler<br />

Kunstfreunde: auch die haben<br />

sicherlich hart mit der Realität zu<br />

kämpfen. Unsere Chance in Dresden<br />

sehe ich dabei eher im Kleinen.<br />

Was wollen Sie bei Ihrer Kunstmesse<br />

in Dresden anders machen<br />

Gibt es konkrete Pläne<br />

U. Finger: Unsere Gedanken gehen<br />

dahin, dass Künstler sich präsentieren,<br />

ohne dass wir vorher Einfluss<br />

auf das nehmen, wer was ausstellt.<br />

Sowohl für etablierte Künstler als<br />

auch für Neueinsteiger wollen wir<br />

eine Plattform bieten, und diese<br />

auch für Laienkünstler öffnen.<br />

Sicherlich wird sich das Konzept<br />

über die Jahre weiterentwickeln,<br />

dennoch soll ein Grundgedanke<br />

bestehen bleiben: insbesondere<br />

auch dem Messebesucher einen<br />

unverfälschten Überblick über die<br />

künstlerische Vielfalt zu bieten. Wir<br />

wollen also vorher nicht selektieren<br />

und sagen: das ist Kunst und darf<br />

ausgestellt werden, und das ist keine<br />

Kunst. Das steht uns nicht zu.<br />

Diese Offenheit ist sicherlich auch<br />

im Sinne der Künstler und Kunstinteressierten.<br />

Soll es eine Messe der Galerien<br />

oder der Künstler werden, oder<br />

eine Kombination aus beiden<br />

ALTHOFF<br />

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Ostra-Allee 9<br />

<strong>01</strong>067 Dresden<br />

mit weiteren Standorten in Dortmund und Erfurt<br />

Fon 0351 43311- 60<br />

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Fachkanzlei - ausschließliche Tätigkeiten: Grundstücks- und Immobilienrecht, Bau-, Ingenieur- und Architektenrecht<br />

10 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


U. Finger: Alles soll frei sein. Wir<br />

freuen uns, wenn bereits renommierte<br />

Künstler ausstellen, ebenso<br />

freuen wir uns über Kunstanfänger,<br />

die ihre Arbeiten erstmals zeigen<br />

wollen. Und genauso können sich<br />

auch Galerien präsentieren oder sogar<br />

Unternehmen, die beispielsweise<br />

spezielle Künstlerprodukte herstellen<br />

oder vertreiben: Rahmenbau,<br />

Farbenhersteller – alles ist möglich.<br />

Wir wollen auch die Kunstformen<br />

nicht einschränken. Maler, Grafiker,<br />

Musiker, Tänzer, Fotografen,<br />

Bildhauer… Alle sind willkommen<br />

und jeder darf sich so individuell<br />

präsentieren wie er möchte. Jeder<br />

Messestand ist eine kleine Bühne,<br />

ein kleines Atelier, und dort kann<br />

und soll auch tatsächlich gearbeitet<br />

werden. Das gehört auch zu unseren<br />

Bedingungen, dass der ausstellende<br />

Künstler anwesend sein muss<br />

und vor Ort seinem künstlerischen<br />

Schaffen nachgeht. Damit der Messebesucher<br />

miterleben kann wie ein<br />

Werk entsteht. Vielleicht auch so,<br />

dass der Messebesucher aktiv wird<br />

und nicht nur dem Künstler über<br />

die Schulter schaut und mit ihm<br />

spricht, sondern sich hier und da<br />

auch selbst einmal an der Kunst<br />

versucht. Unser Ziel ist, dass etwas<br />

passiert. Ich denke, gerade dieser<br />

interaktive Mix zum großen Thema<br />

Kunst ist das, was unsere Kunstmesse<br />

in Dresden besonders und<br />

einzigartig machen wird.<br />

Alle Welt weiß, dass Künstler für<br />

gewöhnlich kein Geld haben und<br />

Messestände kosten viel. Wie wollen<br />

Sie diese Messe finanzieren<br />

U. Finger: Also allein über die<br />

Messestände der einzelnen Künstler<br />

wird sich das nicht finanzieren.<br />

Jeder Künstler soll zwar einen Beitrag<br />

bezahlen, der aber eher symbolischer<br />

Natur ist. Die Finanzierung<br />

erfolgt über einen Mix aus Standmieten<br />

von professionellen Ausstellern,<br />

Galerien und Künstlern. Darüber<br />

hinaus hoffen wir natürlich<br />

auch auf viele Besucher, die dann<br />

Eintrittsgelder bezahlen. Und im<br />

besten Fall finden wir auch noch<br />

Sponsoren. Aber glücklicherweise<br />

sind wir als Messe Dresden Eigentümer<br />

der Immobilie und müssen<br />

somit keine Miete für die Hallen<br />

bezahlen, um eine solche Messe zu<br />

veranstalten und ein solches Pilotprojekt<br />

starten zu können. Insofern<br />

werden sich die Kosten für alle Aussteller<br />

und Besucher im Rahmen<br />

halten.<br />

Fortsetzung auf Seite 42<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 11


dies&das<br />

empfehlungen und mehr<br />

Buchempfehlung<br />

Diagnose: Ermutigung<br />

Krebs – der Befund trifft sie wie ein<br />

Schlag. Jung, schön, erfolgreich und mit<br />

dem richtigen Mann an ihrer Seite, sieht<br />

die Zukunft der Moderatorin Susanne<br />

Klehn glänzend aus. Und nun! Was<br />

bedeutet das, wie damit umgehen<br />

Kopf in den Sand, Selbstmitleid oder<br />

aber kämpfen – immer mit dem Blick<br />

nach vorn!<br />

67 Prozent lautet die Prognose, ihre<br />

persönliche Chance. Trotz des bitteren<br />

Loses verliert die Promi-Expertin<br />

nicht den Lebenswillen. Klehn erzählt<br />

ihre bewegende Geschichte frei<br />

vom Herzen weg, optimistisch und<br />

lebensbejahend. Sie gibt Mut, ohne<br />

banal zu werden, in einer Situation,<br />

die alles verändern – kann!<br />

Fritz Wolf<br />

Kunstmaler<br />

Atelier: Gostritzer Straße 10<br />

<strong>01</strong>217 Dresden<br />

Telefon: <strong>01</strong>71. 1718495<br />

Das Buch erscheint am 03. März 2<strong>01</strong>5 im Eulenspiegel Verlag<br />

192 Seiten, 12,0 x 19,0 cm, gebunden, 14,99 €<br />

ISBN 978-3-359-02457-6<br />

Susanne Klehn seh‘n<br />

Auch 2<strong>01</strong>5 gibt es jeden Montag ab 16.30 Uhr „Klehn hat’s gesehn“ im MDR,<br />

und alle zwei Wochen sogar 30 Minuten lang im XXL-Format. Im Januar<br />

und Februar 2<strong>01</strong>5 ist sie zum zweiten Mal als „Dschungelexpertin“ bei RTL<br />

„Guten Morgen Deutschland“ unterwegs und zu sehen.<br />

Hagedorn Design<br />

Dipl.-Designerin Sabine Hagedorn<br />

Ausstellung<br />

Annedore Dietze – Malerei<br />

W I L L K O M M E N !<br />

Eröffnung 24.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>5, 14-21 Uhr zum<br />

Dresdner Galerie Rundgang<br />

galerie sybille nütt<br />

obergraben 10, <strong>01</strong>097 dresden<br />

www.galerie-sybille-nuett.de<br />

Kaitzer Straße 119a, <strong>01</strong>187 Dresden<br />

Fon: 0351. 4729479 oder: <strong>01</strong>74. 9870864<br />

hagedorn.design@gmx.de<br />

Einladung zur Werkschau in der Galerie<br />

Mirko Joerg Kellner & Friends<br />

Thomas Reimann<br />

Bildhauerei | Grafik | Malerei<br />

zum Dresdner Galerie Rundgang<br />

am 24. Januar 2<strong>01</strong>5 von 12-22 Uhr<br />

Atelier: Lahmannring 19 c, <strong>01</strong>324 Dresden<br />

Rähnitzgasse 22, <strong>01</strong>097 Dresden<br />

www.mjkf.de<br />

Telefon: <strong>01</strong>63. 8888070<br />

12 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

www.tmvo.de


artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 13<br />

www.messe-dresden.de


interview<br />

Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf<br />

Traumpaar, nicht nur für den<br />

sächsischen Aufschwung: Ingrid<br />

Biedenkopf, die ehemalige sächsische<br />

Landesmutter mit ihrem Mann, dem Alt-<br />

Ministerpräsidenten von Sachsen, Prof.<br />

Dr. Kurt Biedenkopf.<br />

14 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Allein<br />

Montagnachmittag, an<br />

Museum<br />

einem ganz besonderen Ort<br />

in Dresden. Genauer gesagt, im<br />

in einem der berühmtesten<br />

Museen der Welt: der Gemäldegalerie „Alte Meister“, das Flaggschiff der<br />

Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, eines der meist besuchten Museen<br />

Deutschlands. Aus jedem Teil der Erde kommen die Besucher zu diesen<br />

herausragenden Werken der Kunstgeschichte, allen voran zu Raffaels<br />

Sixtinischer Madonna. Aber heute ist das Museum menschenleer, montags<br />

ist Schließtag. Nur für unser Treffen wurden die heiligen Hallen der Malerei<br />

geöffnet: für ein Gespräch mit „Alten Meistern“.<br />

Von Dr. Richard Althoff Fotos Mirko Joerg Kellner<br />

Während ich auf meine Gesprächspartner warte,<br />

genieße ich dieses einzigartige Gefühl,<br />

die Pracht der Jahrhunderte sei nur für mich<br />

da. Meine Blicke schweifen über die großen Gemälde<br />

in ihren schweren, goldfarbenen Rahmen… „Einen<br />

Moment, Schatz – meine Krawatte!“ …Die Stimme<br />

des ersten sächsischen Ministerpräsidenten im wiedervereinten<br />

Deutschland holt mich aus vergangenen Jahrhunderten<br />

schlagartig in die Gegenwart zurück. Die<br />

Eheleute Ingrid und Prof. Dr. Kurt Biedenkopf waren<br />

mittlerweile die lange, große Treppe von der Eingangshalle<br />

zu den Ausstellungsräumen heraufgestiegen. Kurt<br />

Biedenkopf bleibt einen Moment am Türflügel stehen,<br />

greift in die Seitentasche seines Sakkos, und mit Hilfe<br />

des Spiegelbildes im Türglas bindet er sich erst einmal<br />

in aller Ruhe seine Krawatte um. Albrecht Dürer schaut<br />

von der Wand gegenüber zu. Vielleicht ruft er auch ein<br />

imaginäres Willkommen dem alten Meister von den Alten<br />

Meistern zu. Kurt Biedenkopf – ein „alter“ Meister<br />

der Politik, der brillanten Rede, des geschliffen scharfen<br />

Gedankens.<br />

Prof. Dr. Kurt Biedenkopf feiert im Januar 2<strong>01</strong>5 seinen<br />

85. Geburtstag. „Alte Meister“ erscheint als wahrhaftiges<br />

Stichwort. Doch tatsächlich will in Anbetracht<br />

dieser blitzenden lebhaften Augen das Wort „alt“ so<br />

gar nicht über die Lippen, „Meister“ schon viel eher.<br />

Als Rechtsanwalt, Autor, Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen und<br />

Mitglied weiterer Gremien ist von Ruhestand bekanntlich<br />

keine Spur. Aber womit genau beschäftigt sich<br />

der Ministerpräsident a. D. eigentlich derzeit<br />

Kurt Biedenkopf: Aufgaben, die mir vorgegeben werden,<br />

habe ich eigentlich nicht mehr. Aber ich stelle mir<br />

selbst viele Aufgaben. So die Betreuung einiger großer<br />

Mandate. Aber der anwaltliche Anteil geht jetzt zurück.<br />

Derzeit befasse ich mich mit unserer Demokratie. Dabei<br />

möchte ich der Frage auf den Grund gehen, ob Demokratien<br />

in der Lage sind, nicht nur zu expandieren,<br />

sondern sich auch zu begrenzen. Begrenzung wird eine<br />

zentrale Zukunftsfrage der demokratischen Gesellschaft<br />

sein. Außerdem bearbeite ich mein umfangreiches Tagebuch,<br />

das ich seit 1975 geführt habe.<br />

Bei einem Blick in den Lebenslauf von Kurt Biedenkopf<br />

fällt auf, dass er sich im Jahr 1949, im Alter von<br />

19 Jahren, zu einem Auslandsaufenthalt in die USA<br />

begab. Also ein Studienaufenthalt als Deutscher in<br />

den USA, nur vier Jahre nach Ende des Weltkriegs<br />

Kurt B.: Ja, das war natürlich nicht so, wie man sich<br />

heute „in die USA begibt“. Es war eines der ersten Austauschprogramme,<br />

für das ich mich bewerben konnte.<br />

Das wurde damals noch von der amerikanischen Mi-<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 15


Dr. Richard Althoff im Gespräch mit Ingrid und Prof.<br />

Dr. Kurt Biedenkopf in den Ausstellungshallen der<br />

Gemäldegalerie „Alte Meister“ in Dresden.<br />

litärregierung in Wiesbaden organisiert, zusammen<br />

mit amerikanischen Universitäten. Ich lebte damals<br />

bei meinen Großeltern und besuchte dort die Schule.<br />

Wir hatten eine Schülerzeitung gegründet. Die musste<br />

durch die Militärregierung lizenziert werden. Dort war<br />

ein Professor der Oxford University in Ohio zuständig.<br />

Er empfahl, mich für das Austauschprogramm zu bewerben.<br />

Wider Erwarten wurde ich genommen – durch<br />

ein ausgezeichnetes College nördlich von Charlotte in<br />

North Carolina. Nach einer vorgezogenen mündlichen<br />

Abiturprüfung reiste ich per Schiff, auf einem Truppentransporter,<br />

nach New York. Ich war sehr unsicher,<br />

wie man mich dort aufnehmen würde. Aber das College<br />

empfing mich mit offenen Armen. Trotzdem war ich jeden<br />

Tag auf mich selbst gestellt, man konnte ja schließlich<br />

nicht einfach mal so nach Hause telefonieren. Es<br />

war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Lebens.<br />

Eine weitere ganz wichtige Erfahrung für die Eheleute<br />

Ingrid und Kurt Biedenkopf war dann sicherlich<br />

die Wende 1989…<br />

Kurt B.: Nein, sagen Sie nicht „Wende“, sondern friedliche<br />

Revolution und Wiedervereinigung! „Wende“ ist<br />

ein Begriff, den Egon Krenz geprägt hat. Er wollte damit<br />

verniedlichen, was in Wirklichkeit eine gewaltfreie<br />

Revolution war.<br />

Aber wie und warum überhaupt begann das Leben<br />

des Ehepaares Biedenkopf hier im Revolutionsland<br />

Kurt B.: Zusammen mit Meinhard Miegel hatte ich<br />

1977 in Bonn das „Institut für Wirtschaft und Gesellschaft“<br />

gegründet. Seit 1984 bestand ein wissenschaftlicher<br />

Kontakt zur Karl-Marx-Universität Leipzig.<br />

Einmal im Jahr fuhren wir dorthin, nahmen an einer<br />

eintägigen Konferenz teil und organisierten sie auch.<br />

Als die Mauer überwunden war, riefen mich die Leipziger<br />

an: es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, hier eine<br />

Vorlesung zu halten. Die habe ich dann auch gehalten,<br />

über das, was jetzt kommen werde. Es war, glaube ich,<br />

am 19. oder 20.12.1989. Die Vorlesung musste in zwei<br />

weitere Hörsäle übertragen werden.<br />

In einer sehr denkwürdigen Begegnung habe ich bei<br />

dieser Gelegenheit Kurt Masur kennengelernt. Ich fragte<br />

ihn, wie ich helfen könne. Und etwas später sagte er<br />

mir, ich solle Gastprofessor an der Uni in Leipzig werden:<br />

„Dann sind Sie einer von uns“, meinte Masur. Er<br />

hatte damals großen Einfluss. Das Problem war: es gab<br />

keine Gastprofessur, was ihm auch der Universitätsrektor<br />

so erklärte. Aber Kurt Masur versprach, sich darum<br />

zu kümmern und empfahl dem Rektor, er solle Modrow<br />

anrufen. So geschah es auch und der Universität<br />

wurde eine Gastprofessur zur Verfügung gestellt. Trotz<br />

meiner 60 Jahre habe ich mich einem ordnungsgemäßen<br />

Berufungsverfahren unterzogen. So habe ich dann<br />

ab Januar 1990 Vorlesungen gehalten.<br />

Und wie wurde dann aus dem Leipziger Professor<br />

der sächsische Ministerpräsident<br />

Kurt B.: Es war Ende August 1990. Meine Frau und ich<br />

waren in unserem Haus am Chiemsee. Nachts klingelte<br />

das Telefon, so gegen halb ein. Lothar Späth war dran.<br />

Er säße mit dem Präsidium der sächsischen CDU in<br />

16 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


„Tatsächlich handelt es<br />

sich um die Symptome viel<br />

gröSSerer Veränderungen.“<br />

Chemnitz und man würde gerne wissen, ob ich bereit<br />

wäre, endgültig von Bonn nach Sachsen zu kommen<br />

und für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren.<br />

Ich antwortete, ich sei nicht gewohnt, solche Entscheidungen<br />

nachts um halb eins zu treffen. Das sah er<br />

ein und meinte: Einverstanden, wir geben Dir Zeit bis<br />

7 Uhr. Wir einigten uns dann auf 8 Uhr. Aber eigentlich<br />

haben meine Frau und ich nur eine halbe Stunde<br />

gebraucht, bis wir der Meinung waren, dass wir nicht<br />

Nein sagen können und wollen.<br />

Ingrid Biedenkopf: Ich war gleich dieser Meinung!<br />

Kurt B.: Ich habe schon etwas gezögert. Ich war damals<br />

Mitglied des Bundestages und ein recht erfolgreicher<br />

Anwalt. Wir hatten gänzlich andere Pläne für<br />

unser weiteres Leben. Gegen Ende der 80er Jahre hatten<br />

wir unser Haus in Süddeutschland total renoviert und<br />

ausgebaut. Wir besaßen ein Ferienhaus auf Lanzarote<br />

und eine Ferienwohnung im Oberengadin. Das waren<br />

im Grunde genommen alles Dinge, von denen wir<br />

wussten, dass wir uns – bis auf unser Haus – von ihnen<br />

trennen müssten. Aber die neue Aufgabe war uns<br />

doch wichtiger. So rief ich am nächsten Morgen 8 Uhr<br />

Lothar Späth an und sagt ihm, ich sei bereit, die Aufgabe<br />

zu übernehmen. Allerdings unter drei Bedingungen:<br />

Erste Bedingung war, dass ich von der Sächsischen<br />

Union mit einer überzeugenden Mehrheit nominiert<br />

würde. Ohne diese Basis hätte ich die Aufgabe nicht<br />

übernehmen können. Zweitens wollte ich völlige Freiheit<br />

bei der Auswahl meines Kabinetts haben, denn nur<br />

so bildet sich eine gute Mannschaft. Ich wollte nicht,<br />

dass man mir eine Liste von Personen präsentiert, von<br />

denen ich nicht wusste, ob wir zusammen passen. Und<br />

drittens habe ich angekündigt: wenn es Intrigen gibt,<br />

gehe ich. Ich kann mit Intrigen nicht umgehen. Alle<br />

drei Bedingungen sind akzeptiert worden. Und so habe<br />

ich mich Anfang September 1990 der Wahlversammlung<br />

gestellt. Es wurde eine wirklich bewegende Veran-<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 17


Kunst<br />

23<br />

&<br />

Antiquitäten<br />

Galerien, Antiquariate und<br />

Museen<br />

Design<br />

22<br />

&<br />

Kunsthandwerk<br />

Studios, Werkstätten und<br />

Manufakturen<br />

Wellness<br />

12<br />

&<br />

Gesundheit<br />

Salons, Parfümerien und<br />

Apotheken<br />

Mode<br />

36<br />

&<br />

Accessoires<br />

Ateliers, Boutiquen und<br />

Schmuckgestalter<br />

18<br />

Übernachten<br />

Restaurants,<br />

Hotels, Pensionen<br />

Cafés,<br />

und<br />

Bars Gäste-Apartments<br />

und Feinkostläden<br />

Gaumenfreuden<br />

21<br />

Restaurants, Cafés, Bars<br />

und Feinkostläden<br />

1 Semperoper<br />

2 Goldener Reiter<br />

3 Japanisches Palais mit<br />

Völkerkundemuseum<br />

und Damaskuszimmer<br />

4 Neustädter Markthalle<br />

5 Dreikönigskirche<br />

6 Societaetstheater<br />

www.neustaedter-barockviertel.de<br />

7 Hans Körnig Museum<br />

8 Erich Kästner Museum<br />

9 Museum für Sächsische<br />

Volkskunst mit Puppentheatersammlung<br />

10 Kunsthaus Dresden<br />

11 Kügelgenhaus – Museum<br />

der Dresdner Romantik<br />

ÜBERNACHT<br />

18 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5<br />

Fotos: Blaurock & Nuglisch, Mirko Joerg Kellner, Marko Kubitz, Lars Neumann, Sylvio Dittrich,


staltung; von großem Ernst getragen und auf eine besondere<br />

Weise rührend. Rührend deshalb, weil so brav<br />

und ernsthaft auch über die Listenplätze bis etwa zu Nr.<br />

140 diskutiert und abgestimmt wurde. Obwohl es so<br />

viele Abgeordnete gar nicht gab! Aber diese Ernsthaftigkeit,<br />

mit der die Versammlung ihre Arbeit erledigte, hat<br />

mich sehr bewegt.<br />

Am <strong>01</strong>.09.1990 nominierte der Landesparteitag der<br />

sächsischen CDU im Dresdner Hygienemuseum<br />

Kurt Biedenkopf zum Kandidaten für das Amt des<br />

Ministerpräsidenten. Am 14.10.1990 wählte das<br />

Bundesland Sachsen seinen ersten Landtag nach<br />

dem Ende der sozialistischen Diktatur. Nach der<br />

Verkündung des Vorschaltgesetzes durch den gerade<br />

gewählten Landtagspräsident Iltgen wurde Professor<br />

Biedenkopf als sächsischer Ministerpräsident mit<br />

großer Mehrheit gewählt und vereidigt. Und nun<br />

Wie begann die Arbeit unter den seinerzeitigen Bedingungen<br />

und wie gestaltete sich das Alltagsleben<br />

Kurt B.: Wir zogen in das Hotel Bellevue. Dort bauten<br />

wir eine kleine Staatskanzlei auf. Dort habe ich dann<br />

auch die wichtigsten Personalgespräche geführt.<br />

Ingrid B.: Ich hatte den Wunsch, den Menschen zu helfen.<br />

Deshalb ist mir eigentlich nichts schwer vorgekommen.<br />

Ich hatte das Ziel vor Augen und nicht den Weg.<br />

Ein besonderes Problem war die Wohnungssituation.<br />

Es kamen viele Menschen in die Regierung, die helfen<br />

konnten, aber sie hatten keine Wohnung. Wir waren<br />

inzwischen in das ehemalige Gästehaus in der Schevenstraße<br />

gezogen. Da gab es viele leere Zimmer. Deshalb<br />

habe ich meinem Mann vorgeschlagen, dass wir die leeren<br />

Zimmer nutzen, um die Menschen unterzubringen,<br />

die gebraucht wurden. Er meinte, das komme nicht in<br />

Frage, da bekäme ich nur Ärger. Ich habe ihn dann aber<br />

überzeugt. So hatten wir ein Haus voll Menschen, die<br />

meinem Mann und dem Land geholfen haben.<br />

Kurt B.: In den ersten Jahren haben bis zu dreißig Personen<br />

in dem Haus gewohnt. Vom Minister bis zur<br />

Sekretärin, kunterbunt. Anfangs war sogar die Staatskanzlei<br />

dort untergebracht. Meine Frau hat später die<br />

Leitung des Hauses übernommen.<br />

Ingrid B.: Die damalige Leiterin des Hauses erhielt 3.000<br />

DM im Monat, das konnte sich das Land auf Dauer nicht<br />

leisten. Ich habe der Dame eine Stelle in der Wirtschaft<br />

vermittelt und dann die Leitung des Hauses selbst in die<br />

Hand genommen. So konnte das Geld gespart werden.<br />

Ein Atelierbesuch<br />

beim Holzkünstler Thomas Schwarz<br />

Unter dem Motto „Eine andere<br />

Welt erleben - voller bewegender<br />

Formen, Farben und Geschichten“,<br />

überraschen seine Kunstwerke,<br />

ob figurbetont realistisch oder<br />

abstrakt.<br />

Aus exklusiven uralten Hölzern<br />

entstehen seine edlen Skulpturen,<br />

Stelen und Reliefarbeiten.<br />

Am Rande des Lausitzer Seenlandes<br />

liegt das Holzatelier von<br />

Thomas Schwarz - gern gesehene<br />

Besuche nach Absprache.<br />

Exklusive und moderne<br />

Holzkunst<br />

in einem besonderen<br />

Ambiente<br />

Thomas Schwarz<br />

Spremberger Straße 45<br />

02959 Schleife<br />

Mobil: +49 162 160 73 25<br />

www.der-holzkünstler.de<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 19


„Seitdem wir<br />

Ministerpräsident<br />

sind…“<br />

Ingrid Biedenkopf wuchs in eine ganz eigene Rolle<br />

in der Aufbauarbeit in Sachsen. Oder besser gesagt:<br />

sie wurde von der sächsischen Bevölkerung hinein<br />

gedrängt. Immer mehr persönliche Zuschriften, Hilfegesuche<br />

und Petitionen gingen ihr zu. Ihr Wunsch,<br />

den Menschen zu helfen, nahmen diese in nicht geahntem<br />

Ausmaß beim Wort – ganz persönlich. Es entstand<br />

eine einzigartige Institution in den deutschen<br />

Bundesländern: das „Büro Ingrid Biedenkopf“.<br />

Ingrid B.: Nach wenigen Jahren hatte ich vier Mitarbeiter,<br />

um das alles zu bewältigen. Es waren im Schnitt rund<br />

3.000 Fälle im Jahr. Selbst wenn wir in unserem Haus<br />

am Chiemsee im Urlaub waren, habe ich Post bearbeitet.<br />

Jeden Brief, der rausging, habe ich vorher gelesen.<br />

Kurt B.: Es war sicher nicht ganz unproblematisch, dass<br />

meine Frau eine derartige Aufgabe übernahm und dafür<br />

auch Personal bekam. Und manche hatten Bedenken.<br />

So verband ich eine Umfrage mit der Frage, wie die Bevölkerung<br />

das sah. Das Ergebnis war eine Zustimmung<br />

von über 70 Prozent. Trotzdem war es sehr ungewöhnlich,<br />

für das „Büro Ingrid Biedenkopf“ im Haushalt des<br />

Freistaates Sachsen zwei Stellen auszuweisen. Am Rande<br />

einer der nächsten Ministerpräsidentenkonferenzen<br />

wurde ich wohl auch deshalb von zwei Kollegen gefragt,<br />

ob ich glaubte, ich könnte das durch den Landtag bringen.<br />

Ich habe den beiden Herren geantwortet, ich glaubte<br />

das schon, denn ich hätte im Landtag eine Mehrheit.<br />

Als ich dann nach gemeinsamer Arbeit aus dem Amt<br />

schied... Kurt Biedenkopf unterbricht den Satz, neigt den<br />

Kopf zur Seite seiner Frau und fragt: „Darf ich die Geschichte<br />

erzählen, Ingrid“. Nach einem herzlich-zustimmenden<br />

Lachen ihrerseits spricht er weiter: Meine Frau<br />

hat ihr erstes Benefizkonzert in der Semperoper mit<br />

Justus Frantz am Piano veranstaltet. Vorher richtete sie<br />

ein kleines Buffet aus, welches sie mit Hilfe ihrer Belegschaft<br />

selbst zubereitet hatte. Zu Beginn der Veranstaltung<br />

begrüßte sie als Gastgeberin von der Opernbühne<br />

aus die Gäste. Dabei fiel der Satz: „Seitdem wir Ministerpräsident<br />

sind…“. Alle haben gelacht und geklatscht.<br />

Aber so haben wir uns in dieser Zeit gesehen…<br />

Ich erinnere mich an ein Bild in der Zeitung, auf dem<br />

Sie mit Ihrer Modelleisenbahn zu sehen waren. Ist<br />

das auch heute noch Ihr Hobby oder spielen inzwischen<br />

die Enkel damit<br />

Kurt B.: Ich hatte schon früher zwei Mal eine größere<br />

H0-Anlage. Weil meine Freunde mein Hobby kannten,<br />

schenkten sie mir zum 65. Geburtstag einen neuen<br />

Grundstock. Ich habe wieder mit dem Aufbau begonnen<br />

– aber die Zeit war zu knapp. Heute habe ich merkwürdigerweise<br />

noch weniger Zeit als damals. Das war’s<br />

dann für die Eisenbahnanlage…<br />

Ingrid B.: Aber du hast ja auch mich!<br />

Kurt B.: (drückt fest ihre Hand) Stimmt! Wir sind beide<br />

zum zweiten Mal verheiratet und am Anfang haben uns<br />

die Wenigsten Chancen gegeben. Jetzt sind wir über 40<br />

Jahre zusammen. Es hätte uns nichts auseinander bringen<br />

können.<br />

Dennoch, die Dinge, die uns beschäftigen, sind heute<br />

vielfältiger und komplizierter. Es gibt für uns Ältere<br />

noch viel zu tun.<br />

Vor allem die Sorge um die Zukunft der Gesellschaft<br />

scheint Sie zu beschäftigen, oder – um es mit dem Ti-<br />

20 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


tel eines Ihrer Bücher auszudrücken – die Sorge um<br />

„Die Ausbeutung der Enkel“.<br />

Kurt B.: Schon 1979 haben Meinhard Miegel und ich<br />

ein Buch veröffentlicht: „Die programmierte Krise“. Es<br />

ging schon damals um die Staatsverschuldung. Wir haben<br />

bereits zu dieser Zeit auf die Notwendigkeit verwiesen,<br />

die Rentenversicherung umzubauen. Denn es war<br />

absehbar, dass die demographische Entwicklung dem<br />

jetzigen Rentensystem die Grundlage entziehen werde.<br />

Die Folgen werden Sie zu spüren bekommen! Seitdem<br />

versuche ich, die geburtenstarken Jahrgänge darauf hinzuweisen,<br />

dass sie das Land zukunftsfähig machen müssen.<br />

Die Resonanz ist bisher gering. Dabei müssten die<br />

Mitglieder der jetzigen Bundesregierung, die überwiegend<br />

den geburtenstarken Jahrgängen angehören, doch<br />

ein besonderes eigenes Interesse an Reformen haben.<br />

Aber sie tun sich sehr schwer.<br />

Ingrid B.: Ihnen fehlen die Erfahrungen, die wir im<br />

Krieg und der Nachkriegszeit machen mussten.<br />

Kurt B.: Wir, meine Frau und ich, sind groß geworden<br />

mit den Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit,<br />

mit Einschränkungen. Scheinbar war das<br />

eine schwere Zeit, aber in mancher Hinsicht war sie<br />

einfacher. Warum Weil der Krieg und die Zeit danach<br />

Einschränkungen erzwangen, die für alle galten und<br />

unvermeidlich waren. Hingegen Einschränkung und<br />

Begrenzung als neue Notwendigkeit einzusehen, dies<br />

zudem ohne entsprechende Erfahrung, während es anderen<br />

besser geht, das wird wohl schwieriger! Ihre Generation<br />

hat die Alternative, entweder auf der Grundlage<br />

des Wissens und Könnens die richtigen Vorbereitungen<br />

zu treffen oder von der Wirklichkeit dazu gezwungen zu<br />

werden. Das zweite ist weit schmerzhafter als das erste.<br />

Was wir im Augenblick politisch erleben, erweckt den<br />

Eindruck, als ob alle Beteiligten so mit der Gegenwart<br />

beschäftigt sind, dass sie für die Zukunft kaum noch<br />

Zeit haben. Als ließen sich die jeweils auftauchenden<br />

Schwierigkeiten durch Einzelentscheidungen unter<br />

Kontrolle bringen! Tatsächlich handelt es sich jedoch<br />

um die Symptome viel größerer Veränderungen. Dass<br />

es nur Symptome sind, wird aber nicht verstanden.<br />

Fehlt es der Politik an Visionen und den Politikern<br />

an analytischem Denken<br />

Kurt B.: Vorsicht! Wenn wir „die Politik“ sagen, meinen<br />

wir die Politiker! Die Politik als solche ist kein Subjekt.<br />

Sie ist ein Prozess. Will man Ursachenforschung betreiben,<br />

muss man fragen: ist es der richtige Prozess, sind<br />

es die richtigen Leute – oder hat beides Mängel Ein<br />

praktisches Beispiel: die Aufgabe der Bundesversammlung.<br />

Nimmt man die jüngere Geschichte Deutschlands<br />

in den Blick, was leider viel zu wenig geschieht, dann<br />

wird man feststellen, dass die Bundesversammlung das<br />

Ergebnis einer schlimmen Erfahrung aus der Endzeit<br />

der Weimarer Republik ist: nämlich die Erfahrung mit<br />

der Direktwahl des Reichspräsidenten in der Weimarer<br />

Republik. Sie führte zu einer Politisierung des Amtes<br />

und schließlich durch Hindenburg zur Ernennung Hitlers<br />

als Reichskanzler.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 21


Prof. Dr. Kurt Biedenkopf feiert am 28. Januar 2<strong>01</strong>5<br />

seinen 85 Geburtstag – von Ruhestand keine Spur.<br />

Deshalb entschied man sich im Grundgesetz gegen<br />

die Direktwahl des Bundespräsidenten oder die Wahl<br />

durch das Parlament und stattdessen für die der Bundesversammlung.<br />

Sie besteht aus den Mitgliedern des<br />

Bundestages und einer gleichen Zahl von Mitgliedern,<br />

die von den Länderparlamenten entsandt werden. Von<br />

dieser breiten Basis erwartet die Unabhängigkeit der<br />

Wahlentscheidung, die dem gewählten Bundespräsidenten<br />

die notwendige Autorität sichert.<br />

Was ich damit sagen will ist: wer von „der Politik“<br />

spricht, muss auch danach fragen, ob die Institutionen,<br />

die wir uns geschaffen haben, um uns demokratisch zu<br />

regieren, in dem Geiste genutzt werden, dem zu dienen<br />

sie geschaffen wurden, also richtig oder verfälscht<br />

genutzt werden. Demokratisches Regieren ist in besonderer<br />

Weise auf das Vertrauen der Regierten angewiesen.<br />

Dieses Vertrauen gefährdet, wer sich zwar dem<br />

Wortlaut der Verfassung oder der Gesetze nach verhält,<br />

aber nicht ihrem Sinn und Auftrag. Vertrauensverluste<br />

bedeuten jedoch immer auch eine Gefährdung für<br />

demokratisches Regieren. Wo sie sich häufen, können<br />

sie zu einer Zerstörung des Zutrauens der Bevölkerung<br />

zur demokratischen Regierungsform führen. In einer<br />

solchen Situation muss man fragen, ob die beteiligten<br />

Personen in der Lage sind, diese Zusammenhänge zu<br />

sehen und danach zu handeln. Dann geht es nicht mehr<br />

um „die Politik“, sondern um die handelnden Personen.<br />

Ingrid B.: Es gibt eben wenige, die das verstehen…<br />

Kurt B.: Natürlich könnten sie die neuen Wirklichkeiten<br />

verstehen. Dann müssten sie jedoch bewährtes<br />

Denken korrigieren und zugeben: „Daran habe ich<br />

nicht gedacht.“<br />

Wenn die Gesellschaft und der Staat mit einem grundlegenden<br />

Paradigmenwechsel aller gesellschaftlichen<br />

Prozesse konfrontiert werden, dann gehen beide durch<br />

eine Zwischenzeit ohne verlässliche Orientierung. Das<br />

erscheint vielen als chaotisch. Die alten Strukturen, an<br />

denen man sich festhalten möchte, leisten nicht mehr,<br />

was wir erwarten, und die neuen Strukturen sind noch<br />

nicht entwickelt.<br />

Und wohin führt uns der Paradigmenwechsel Ihrer<br />

Meinung nach<br />

Kurt B.: Die westliche Welt hat sich seit ihrer technologischen<br />

Entwicklung daran gewöhnt, dass sie für ihre<br />

Lebensfähigkeit Fortschritt braucht. Nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg sah sie diesen Fortschritt in der Vermehrung<br />

des Bruttoinlandsproduktes. Das kann man messen, die<br />

meisten anderen „Fortschritte“ wie Wohlbefinden oder<br />

Glück, oder Zufriedenheit nicht. Man hat Wirtschaftswachstum<br />

als Ausdruck von Fortschritt und Grundlage<br />

politischer und sozialer Stabilität für so wichtig gehalten,<br />

dass man sich für berechtigt hielt – und noch<br />

immer hält – den Staat dafür auch zu verschulden.<br />

Zeichnet sich nun ein Wechsel des herrschenden Paradigmas<br />

ab, dann läutet keine Glocke „Achtung, jetzt<br />

komme ich!“. Aber die bisher brauchbaren Wege werden<br />

zu unbrauchbaren und zunehmend destruktiven<br />

Wegen. Deshalb beginnen wir, nach anderen Formen<br />

des Wachstums zu suchen. Nach Strukturen, die stärker<br />

auf Eigenverantwortung bauen. Nach Wegen, die<br />

uns unabhängig werden lassen von einem sich ständig<br />

beschleunigenden Wachstum der Wirtschaft und des<br />

Bruttoinlandproduktes; das, zu Ende gedacht, zu absurden<br />

Ergebnissen führt und nicht in eine Sieben-Milliarden-Menschen-Welt<br />

passt – nicht einmal in die Zwei-<br />

Milliarden-Menschen-Welt zur Zeit meiner Geburt.<br />

Ganz andere Dinge müssen wachsen. Das Wachstum,<br />

das wir jetzt brauchen, ist ein Wachstum des Engagements<br />

der Zivilgesellschaft. Wir müssen sie wieder<br />

aufwecken, sie aktivieren. Es geht um ein Wachstum<br />

22 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


an Intelligenz, wie wir unsere Gesellschaft organisieren.<br />

Wir organisieren sie im Augenblick nach einem „Verschwendung-ist-auch-Wachstum-Prinzip“.<br />

Helmut Schmidt gründete 1993 zusammen mit Kurt<br />

Biedenkopf, Kurt Masur und anderen die Deutsche<br />

Nationalstiftung und zitierte einen Satz Biedenkopfs,<br />

der sinngemäß und zusammengefasst lautet: „Die<br />

Mehrheitsfähigkeit tendiert zur Mittelmäßigkeit.“<br />

Wenn man Leute für Führungspositionen danach<br />

aussucht, ob sie mehrheitsfähig sind, dann fördert<br />

dies das Mittelmaß. Ist das nicht ein Urdilemma der<br />

demokratischen Politik, die nun einmal Mehrheiten<br />

braucht<br />

Kurt B.: Man muss die richtigen Fragen stellen, nicht<br />

die einfachen! Wir haben ein Problem mit der Rekrutierung<br />

für Führungs- und Verantwortungspositionen ausschließlich<br />

aus den geburtenstarken Jahrgängen. Wenn<br />

alle etwa gleichaltrig sind, dann optiert eine Führung in<br />

der Regel unter ihr Niveau. Immer ist einer da, der sich<br />

betroffen fühlt durch den Neuen als Konkurrenten. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Gleichaltriger so viel Autorität<br />

aufbaut, dass die anderen Gleichaltrigen ihn akzeptieren,<br />

ist jedenfalls gering. Da müssen sie oder er schon<br />

ganz ungewöhnlich sein. Wichtige Möglichkeiten sind<br />

uns so verloren gegangen. Und im Übrigen gilt das nicht<br />

nur für die Politik. Jetzt entdecken die Unternehmen<br />

wieder den Nutzen und die Unentbehrlichkeit Älterer<br />

und holen sie in die Betriebe zurück. Sie merken, dass<br />

gleichaltrige Gruppen häufig Schwierigkeiten miteinander<br />

haben und weniger kompromissfähig sind, dass sie<br />

oft keine Wege finden, wie sie sich verständigen sollen…<br />

Ingrid B.: …und die Erfahrung und die Gelassenheit<br />

der Älteren auch gar nicht haben können.<br />

Kurt B.: Diese Erfahrung zu haben, das ist eines der<br />

wirklich schönen Dinge, die ich im Alter empfinde.<br />

Möglicherweise auch ein Grund, warum ich mich überhaupt<br />

nicht alt fühle.<br />

Ingrid B.: (lacht) Sind wir alte Meister ||<br />

Dresdner Kunst der Gegenwart<br />

Malerei . Grafik . Skulptur . Objekt<br />

Gestaltung: blaurock-nuglisch.de, Foto: Marko Kubitz<br />

Obergraben 10 . <strong>01</strong>097 Dresden<br />

Telefon 0351 2529593 . Mobil <strong>01</strong>77 2529593<br />

www.galerie-sybille-nuett.de<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 23<br />

Kunstquartier im Neustädter Barockviertel


eisegenuss<br />

feinstes Olivenöl aus der Toskana<br />

Das Öl der<br />

Alten Römer<br />

Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />

Olivenöl betont die<br />

leichte, mediterrane<br />

Küche, liegt im Trend und<br />

ist zudem ausgesprochen<br />

gesund. Manche dichten<br />

ihm sogar die Fähigkeiten<br />

eines Jungbrunnens an.<br />

Fernsehköche sprechen es<br />

heilig und bringen es in die<br />

moderne Familienküche.<br />

Feinkostläden und Discounter<br />

passen sich der wachsenden<br />

Nachfrage an und so gibt<br />

es für jeden Geldbeutel ein<br />

passendes Öl. Zu einem der<br />

besten zählt das „Extra<br />

Vergine Il Casone“ aus der<br />

italienische Provinz Lucca.<br />

Ähnlich wie sogenannte<br />

„Garagenweine“ gilt dieses Feine<br />

Olivenöl als Geheimtipp und ist<br />

nicht im gewöhnlichen Handel<br />

erhältlich.<br />

24 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Die Olivenplantage „Il Casone 1729“ in<br />

der Toskana. Das Anwesen ist nicht nur<br />

Produktionsstätte von erstklassigem Olivenöl,<br />

sondern auch luxuriöses Feriendomizil.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 25


Prestige und Geschmackssache<br />

er glaubt, dass die große Bedeutung<br />

von Olivenöl ein Phänomen<br />

unserer Zeit ist, irrt. Selbst der<br />

qualitative Unterschied – um nicht<br />

zu sagen die Qualitätskluft – war<br />

schon vor einigen tausend Jahren so<br />

vielschichtig wie heute auch.<br />

Bereits in der Antike teilten die Alten Römer ihr Olivenöl<br />

in fünf verschiedene Güteklassen. Diese reichten<br />

vom „Oleum ex albis ulivis“, welches den Gipfel der<br />

erreichbaren Qualität darstellte und dementsprechend<br />

wertvoll war, bis zum „Oleum cibarium“, dem Öl der<br />

Sklaven, das die unterste Stufe auf der Qualitätsleiter<br />

belegte und aus bereits verfaulten und von Würmern<br />

zerfressenen Oliven hergestellt wurde. Ersteres, das<br />

hochwertige „Oleum ex albis ulivis“, das „Grüne<br />

Gold“, wurde ausschließlich aus grünen, noch nicht<br />

ausgereiften Oliven gewonnen und blieb den einflussreichen<br />

und wohlhabenden Römern vorbehalten.<br />

Was kaum ein Verbraucher ahnt, auch die Olivenöle<br />

unserer Zeit werden nach diesen überlieferten Kriterien<br />

beurteilt und produziert. Es ist also ein offenes Geheimnis:<br />

mancher Flaschenaufdruck, der „Extra Vergine<br />

Olivenöl“ verspricht, besagt oft nur, dass darin ein<br />

(Bruch-)Teil hochwertigen Olivenöls enthalten ist. Die<br />

sensorische Qualität reicht also auch heute noch von<br />

intensiv-fruchtig bis faulig. Wer die Produktionsstätte<br />

seines Vertrauens kennt, ist demnach gut beraten.<br />

Toskanisches Olivenöl aus der Provinz Lucca ist seit jeher<br />

wegen seines ausdrucksvollen Charakters besonders<br />

begehrt. Für die einen ist es eine Geschmacksfrage, für<br />

die anderen nur Prestige. Bewahrt wird der Mythos<br />

mit dem „DOP Lucca“-Siegel. Damit werden besonders<br />

strenge Regeln zur Qualitätssicherung aufgestellt.<br />

Eines der hochwertigsten Olivenöle dieser Region wird<br />

auf der Plantage „Il Casone 1729“ produziert. Hier<br />

werden die Qualitätsnormen des „Oleum ex albis ulivis“,<br />

dem Premiumöl der Alten Römer, und der DOP<br />

Lucca sogar noch um ein vielfaches übertroffen.<br />

Das Urteil der Männer<br />

Ich trete einige Schritte auf die Terrasse hinaus und<br />

blicke nach oben auf den steil ansteigenden Olivenhang<br />

– ich bin mittendrin. Es ist noch kühl von der<br />

Nacht und dünne Nebelschwaden umschmeicheln die<br />

alten Bäume. Vom Hang tönen dumpfe Stimmen herüber.<br />

Ich drehe mich wieder um und schaue durch das<br />

große Panoramafenster nach innen in meine Bugalow-<br />

Suite. Innen feinstes Mobiliar, außen knorrig-faltige<br />

Olivenbäume. Die Hausherrin beweist Geschmack.<br />

Exzellent, auserlesen, mit Hang zur Perfektion. So sei<br />

es auch bei ihrem Öl, sagt man. Dieser Gedanke bringt<br />

mich wieder zurück zum eigentlichen Grund meiner<br />

Reise: Olivenöl, dem besten der Toskana. Dieser Meinung<br />

sind hier mittlerweile selbst viele Männer, was<br />

viel wiegt, denn schließlich ist sie eine Frau, und dann<br />

noch eine „Tedesca“, eine Deutsche!<br />

26 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 27


Andrea Lehmann betreibt in der nördlichen Toskana<br />

am Fuße der Apuanischen Alpen die Olivenplantage Il<br />

Casone 1729. Gemeinsam mit ihrem Sohn Alexander,<br />

ihrer Schwester Angelika und ihrem Schwager Cornelio<br />

bewirtschaftet sie das beeindruckende Anwesen<br />

in eigener Regie. Eine Handvoll treuer Mitarbeiter<br />

ergänzt das kleine Team. Eigentlich ein für Italien<br />

typisches Familienunternehmen, mit der Besonderheit,<br />

das hier der „Padrone“ eine Frau ist. Bevor die 51jährige<br />

Schwäbin vor 16 Jahren hierher kam, hatte sie<br />

nie mit Landwirtschaft zu tun. Jetzt stellen sich sogar<br />

Einheimische die Uhren für den richtigen Erntebeginn<br />

nach ihr. Denn für die Produktion von erstklassigem<br />

Olivenöl ist neben vielen anderen Faktoren der richtige<br />

Erntezeitpunkt entscheidend.<br />

Neben der aufwändigen Pflege der Terrassenhänge<br />

sind die Sommermonate ganz dem Beobachten und<br />

Bekämpfen der Olivenfliege gewidmet. Die kleinen<br />

Tiere sind die größten Feinde der Olivenbäume. Sie<br />

stechen in die Frucht und legen dort ihre Eier ab. Im<br />

schlimmsten Fall wird dadurch der Ertrag eines ganzen<br />

Jahres ruiniert. Zum Schutz vor den Insekten werden<br />

alle Bäume auf dem vier Hektar großen Terrassenhang<br />

alle 20 Tage mit Porzellanerde besprüht. Schneeweiß<br />

sticht dann der Oliveto von Andrea Lehmann vor dem<br />

langen Bergkamm heraus. Die weißen Bäume irritieren<br />

die Olivenfliegen derart, dass sie verschwinden. Und<br />

sollte sich doch eine Fliege auf Il Casone 1729 verirren,<br />

so werden die Oliven von der Kaolinschicht der<br />

Porzellanerde vor dem gefährlichen Einstich geschützt.<br />

Die Wirkung dieser Schutzmaßnahme ist groß, ebenso<br />

wie die Kosten dieser außergewöhnlichen Aktion. Aber<br />

diesen zusätzlichen Aufwand nimmt Andrea gern in<br />

Kauf, denn diese Behandlung stellt die einzige biologisch<br />

korrekte Alternative zu den üblichen chemischen<br />

Keulen dar.<br />

Die Luft schmeckt nach Öl<br />

Es ist Mitte Oktober. Der Golfstrom bringt noch<br />

immer warme Meeresluft ins Land und macht die<br />

Herbsttage angenehm warm. Dennoch werden die<br />

mondänen Strandbäder winterfest gemacht, denn die<br />

Badeurlauber haben die Gegend an der Versiliaküste<br />

längst verlassen. Stille kehrt trotzdem noch nicht ein.<br />

Eine seltsame Betriebsamkeit ist spürbar, aber anders<br />

als sonst im Jahr. Statt Cafés an den Promenaden<br />

öffnen nun allerorts die Ölmühlen wieder ihre Pforten.<br />

Der Duft teurer Parfums weicht nun dem ölig-herben<br />

Geruch von Oliven, wenn untereinander die Ernte<br />

begutachtet wird. Small Talk wird zur Fachsimpelei,<br />

und dann zum lauten Kino. Denn eine Aussage beansprucht<br />

jeder Olivenbauer konsequent für sich: „Die<br />

besten Früchte kommen von mir!“<br />

28 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Das ehemalige Herrenhaus in der Toskana ist in<br />

idyllisches Grün gehüllt und umgeben von einer<br />

weitläufigen Poollandschaft. Das historische Anwesen<br />

ist heute zugleich Arbeits- und Lebensmittelpunkt sowie<br />

romantische Entspannungsoase für die Familie von<br />

Andrea Lehmann und deren Gäste.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 29


Diese Seite oben: Cornelio und Claudio rütteln<br />

mit ihren Erntewerkzeugen die Oliven von den<br />

Ästen. Unten: Von allen Seiten des Hanges<br />

strömen die Arbeiter herbei und bringen die<br />

frische Ernte. Giorgio (links im Bild) ist mit<br />

79 Jahren der dienstälteste im Oliveto und<br />

behält den Überblick. Rechte Seite oben:<br />

Tiberio (li.) und Cornelio (re.) beladen den APE<br />

mit frisch geernteten Oliven. Unten: Cornelio<br />

auf dem Weg in die Ölmühle.<br />

Andrea erzählt von den Auflagen der „DOP Lucca“,<br />

welche zur Qualitätssicherung für Olivenöl aus dieser<br />

Provinz aufgestellt wurden. Und von der nochmals<br />

gesteigerten Qualitätsnorm, die sie sich für ihr „Extra<br />

Vergine Il Casone“ selbst auferlegt hat. Demnach<br />

müssen ihre Oliven spätestens am 10. November vom<br />

Baum geerntet sein. Früchte die von selbst herunterfallen<br />

werden nicht verwendet. Anschließend dürfen<br />

bis zur Pressung höchstens zehn Stunden vergehen.<br />

Schließlich sollen nur frische Früchte in der Ölmühle<br />

gepresst werden. Doch zuvor besteht die Schwäbin auf<br />

akkurate Säuberung des gesamten Presswerks. In der<br />

Ölmühle hat man sich mittlerweile schon auf die Sonderwünsche<br />

der deutschen Olivenbäuerin eingestellt.<br />

Auch die zusätzliche Filtration des Öls ist für Andrea<br />

ein Muss. Denn dies steigert die Qualität nochmals.<br />

Die sofortige Lagerung bei 13 bis 15 Grad Celsius<br />

in stickstoffversiegelten Edelstahlbehältern bewahrt<br />

schließlich die feinen Aromen.<br />

Abgefüllt wird das Olivenöl nur bei Bedarf, direkt<br />

im hauseigenen Ölkeller. Bestellungen werden direkt<br />

verschickt, weltweit, an die besten Adressen. Lange<br />

Transportwege, oder gar die Langzeitlagerung in<br />

lichtdurchlässigen Flaschen, gibt es nicht. Das erklärt<br />

30 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


auch die Exklusivität, und dass dieses Öl in keinem<br />

Lebensmittelmarkt erhältlich ist. Es gibt weltweit nur<br />

wenige Plantagen, die auf derart hohem Niveau Olivenöl<br />

produzieren und weiterverarbeiten. Das „DOP<br />

Lucca“-Siegel, welches schon hochwertige Olivenöle<br />

garantiert, hat im Vergleich zur Produktionsweise<br />

von Andrea Lehmann fast schon lockere Vorschriften.<br />

Um die DOP Lucca Norm zu erfüllen, dürfen vom<br />

Zeitpunkt der Olivenernte bis zur Pressung ganze 48<br />

Stunden vergehen. Selbst der Erntezeitpunkt darf bis<br />

31. Dezember hinausgezögert werden. Eine Filtration<br />

ist nicht zwingend und die anschließende Lagerung des<br />

Öls muss auch nicht überwacht werden. Wohlgemerkt:<br />

bereits das DOP Lucca Siegel gewährleistet eine sehr<br />

hohe Qualität. Und dann gibt es eben noch Olivenöle,<br />

die ohne diese Normerfüllung produziert werden: vom<br />

Boden aufgesammelt, für eine Woche oder länger in<br />

Plastiksäcken zwischengelagert, darin schwitzend und<br />

faulend, bis daraus Öl gepresst wird. Auch ein derart<br />

hergestelltes Olivenöl kann man sicherlich genießen,<br />

aber besser nur als Lampenöl an einem lauschigen<br />

Abend.<br />

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Angeln & Jagen Dresden | 13. bis 15. März 2<strong>01</strong>5<br />

Kulinaria & Vinum Dresden | 20. bis 22. März 2<strong>01</strong>5<br />

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artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 31


Kenner erkennen den Unterschied<br />

Darf in der<br />

mediterranen Küche<br />

niemals fehlen:<br />

feinstes Olivenöl.<br />

Spitzenköche<br />

empfehlen das<br />

toskanische „Extra<br />

Vergine Il Casone“ für<br />

höchsten Genuss.<br />

Im Mittelmeerraum wird<br />

Olivenöl in fast maßloser<br />

Art verwendet.<br />

Während die Deutschen<br />

pro Jahr mit knapp einem<br />

Liter auskommen, verbrauchen<br />

die Italiener und<br />

Spanier das Zehnfache für<br />

ihre Speisen. Ein Grieche<br />

verwendet im Schnitt 25 Liter<br />

pro Jahr, und ein Kreter<br />

„überschwemmt“ sein Essen<br />

sogar mit bald 35 Litern.<br />

Und das nicht ohne Grund:<br />

Olivenöl ist ausgesprochen<br />

gesund. Die gleiche Menge<br />

Sonnenblumenöl oder<br />

Schweineschmalz würde<br />

einen Menschen wohl rasch<br />

unter die Erde bringen, aber<br />

die einfach ungesättigten<br />

Fettsäuren im Olivenöl senken<br />

das LDL-Cholesterin<br />

und schützen die Gefäßwände.<br />

Der reichliche Genuss<br />

von Olivenöl beugt somit<br />

aktiv Herzerkrankungen vor.<br />

Die Ausdauer zur konsequenten Durchsetzung ihrer<br />

qualitätsbewussten und ökologischen Produktionsmethode<br />

hat die schwäbische Olivenbäuerin wohl aus<br />

ihrer Heimat mitgebracht. Denn das Verständnis für<br />

rundum biologischen Anbau steckt in Italien noch<br />

in den Kinderschuhen. Selbst bei der Pflege ihres<br />

Olivenhains setzt Andrea neue Maßstäbe. Arbeiten wie<br />

der Baumschnitt und die Bodenversorgung mit organischen<br />

Mineralen werden bei ihr jedes Jahr durchgeführt,<br />

obwohl dies nur alle zwei Jahre gefordert wird.<br />

„Oliven sind nicht anders als Menschen und bedürfen<br />

Liebe und Zuneigung, Ehrlichkeit und Fürsorge. Und<br />

zwar Tag für Tag, ein Leben lang“, begründet Andrea<br />

ihren Einsatz. Spitzenköche und Genießer wissen die<br />

hohen Qualitätsstandards zu schätzen. Sternekoch<br />

Michael Hoffmann vom Gourmet-Tempel „Margaux“<br />

in Berlin hat für das „Extra Vergine Il Casone“ sogar<br />

eine persönliche Liebeserklärung verfasst, berichtet<br />

Andrea stolz und lässt mich lesen: „Das Öl von Il<br />

Casone 1729 ist unglaublich tief, geschmeidig wie<br />

Kaschmir, warm wie ein Herz und unglaublich lang<br />

im Abgang. Für mich ist es die größte kulinarische Offenbarung<br />

der letzten Jahre, und ich freue mich sehr,<br />

dieses wunderbare Olivenöl in meiner Küche nutzen<br />

32 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


zu dürfen“. Rein betriebswirtschaftlich gesehen ist die<br />

Produktion eines derart hochwertigen Olivenöls aber<br />

völlig ertraglos. Zur „Subventionierung“ ihres feinen<br />

grünen Goldes vermietet die Olivenbäuerin auf ihrem<br />

Anwesen deshalb noch luxuriöse Ferienappartements.<br />

Vom Baum in die Kiste<br />

Die ältesten Bäume im Olivenhain von Andrea<br />

Lehmann sind bereits über 500 Jahre alt. Und jeder<br />

einzelne der 1111 Exemplare (tatsächlich 1111 Bäume)<br />

trägt sein eigenes unverkennbares Gesicht. Der eine<br />

ist längs aufgespalten und die Rinde gleicht einer<br />

wilden, schroffen Landschaft. Ein anderer wächst aus<br />

einem vor langer Zeit abgesägten Stamm heraus und<br />

windet sich fast drei Meter flach am Boden entlang.<br />

Wer Olivenbäume töten will, hat schlechte Karten. Ihr<br />

Überlebenswille ist grenzenlos. Dabei verblüffen die<br />

jahrhundertealten Bäume mit prallen Früchten.<br />

Moreno und Pedro breiten große Netze auf dem<br />

Boden aus, mit denen die Oliven aufgefangen werden.<br />

Sie klettern über Bruchsteinmauern von einer Terrasse<br />

zur nächsten und befestigen die Netze straff an den<br />

Baumstämmen. So fallen die kostbaren Früchte sanft.<br />

Zuvor müssen die Oliven jedoch von den Bäumen<br />

geschüttelt werden. Das ist die Arbeit von Cornelio<br />

und Claudio. Mit langen Erntewerkzeugen mit Rüttelmechanismus<br />

lösen sie die Früchte von den Ästen.<br />

Ein solches Rüttelgerät wiegt fast sechs Kilogramm<br />

und besitzt zwei große gegenüberliegende Harken mit<br />

Greifmechanismus, die an einer etwa vier Meter langen<br />

Teleskopstange aus Aluminium befestigt sind. Bis weit<br />

in die Baumkronen müssen diese von den Schüttlern<br />

über Kopf nach oben gestreckt werden, um die Oliven<br />

systematisch von den Ästen abzukämmen. Über einen<br />

langen Schlauch sind die Erntewerkzeuge mit einem<br />

Traktor verbunden, der etwas unterhalb im Hang steht<br />

und für Pressluft sorgt. Die harkenähnlichen Geräte<br />

fangen an zu schnattern. Auf und zu, auf und zu, auf<br />

und zu... In rasender Geschwindigkeit. Die Oliven lösen<br />

sich durch die schnellen Greif-Kämm-Bewegungen<br />

von den Ästen und fallen nach unten in die Netze,<br />

wo sie sofort von Giorgio, Tiberio und den anderen<br />

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Frank Höhler, exklusiv vertreten mit<br />

Fotografien, in Halle 2 bei Lux@art auf<br />

der „room+style“ 2<strong>01</strong>5.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 33


Olivenlesern von Hand aufgesammelt und behutsam<br />

in Kisten gelegt werden.<br />

Giorgio ist bereits 79 Jahre alt. Schon von seiner<br />

Geburt an ist der freundliche alte Herr fest mit dem<br />

Haus Il Casone 1729 und den Oliven verbunden. In<br />

der Küche des ehemaligen Herrenhauses ist er zur Welt<br />

gekommen und mit acht Jahren hat er bereits angefangen<br />

auf dem Gut zu arbeiten. Oliven sind sein Leben,<br />

und so lässt er sich nicht davon abhalten, in gebückter<br />

Haltung die steilen Hänge und Bruchsteinmauern zu<br />

erklimmen.<br />

Tipp<br />

Auf „Il Casone 1729“ werden nicht nur Oliven<br />

angebaut, hier kann man auch fürstlich entspannen.<br />

Auf dem feinfühlig restaurierten Anwesen befinden<br />

sich drei luxuriöse Appartements und vom 1 Hektar<br />

großen Poolareal genießt man Fernsicht bis zur<br />

Versiliaküste. An der offenen Sommerküche finden<br />

Kochkurse mit Spitzenköchen statt und es werden<br />

Aroma-Massagen mit bestem hauseigenen Olivenöl<br />

angeboten.<br />

Mehr Infos: www.ilcasone1729.com<br />

Merenda unterm Blätterdach<br />

„Mereeenda...“ schallt es über den Berg. Andrea und<br />

ihre Schwester Angelika rufen im Chor laut zu den<br />

Männern herüber. „Mereeenda…“, was soviel bedeutet<br />

wie „Essen kommen“. Weit oben im Hang an einem<br />

Quellbrunnen treffen sich alle zum Mittagsimbiss. Von<br />

hier oben hat man einen atemberaubenden Blick bis<br />

zum Meer. Die Sonne blinzelt mittlerweile auch über<br />

den Kastanienwald neben dem Oliveto und trocknet<br />

die letzten schattigen Plätzchen. Eidechsen sonnen<br />

sich in den Ritzen der Trockenmauern und aus weiter<br />

Ferne hört man Ziegen meckern. Die Hunde des<br />

Hauses warten geduldig auf herunterfallende Essenkrümel,<br />

während die Männer zu Bier und deftig belegten<br />

Pizzaecken greifen. Das gesamte Il Casone-Team und<br />

Gäste des Hauses haben sich hier oben versammelt<br />

und sind geeint vom würzigen Duft des hauseigenen<br />

Olivenöls, welches natürlich auch bei dieser Tafelrunde<br />

nicht fehlen darf. Mit wild gestikulierenden Händen<br />

wird das Ernteergebnis der letzten Stunden besprochen.<br />

Der viele Regen hat den Oliven in diesem Jahr<br />

34 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


von der planung<br />

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Links: Der neue Jahrgang, frisch<br />

aus der Zentrifuge in der Ölmühle.<br />

Rechts: Die Olivenbäuerin<br />

Andrea Lehmann begutachtet die<br />

Früchte. Mitte links: Ölkeller und<br />

„Schatzkammer“ von Il Casone 1729:<br />

hier lagert das „Grüne Gold“. Mitte<br />

rechts: Cornelio Raffi, der Schwager<br />

und Mitarbeiter von Andrea<br />

Lehmann.<br />

Musse<br />

brobiere…<br />

zugesetzt. Es gibt nicht so viele Früchte wie erhofft,<br />

aber die Qualität scheint sehr gut zu sein. Gewissheit<br />

wird es jedoch erst später geben, wenn Cornelio mit<br />

dem schwer beladenen APE zur Ölmühle fährt und am<br />

späten Abend mit zwei oder drei Fässern des grünen<br />

Goldes zurückkehrt.<br />

Musse probiere<br />

Ein Jahr schwere Arbeit im Olivenhain ergießt sich<br />

bedächtig aus dem massiven Hahn der Zentrifuge in<br />

ein glänzendes Fass aus Edelstahl. Fünfzig Liter passen<br />

dort hinein. Zweieinhalb dieser Fässer werden Andrea<br />

und Cornelio heute nach diesem ersten Erntetag mitnehmen<br />

und in die großen Tanks im Ölkeller umfüllen<br />

können. Das sind gerade einmal zehn Prozent des<br />

Erntegewichts. Oder anders ausgedrückt: von einem<br />

Olivenbaum erhält man etwa einen Liter Öl. Mit<br />

einem Becher schöpft Cornelio eine Probe des frischen<br />

Öls ab und reicht sie Andrea. „Musse probiere“, sagt er<br />

mit seinem italienischen Akzent. Bange Momente. Die<br />

intensive Farbe des frischen Olivenöls ist fast unwirklich<br />

und erinnert an einen Mix aus Schalen von grünen<br />

Äpfeln und dem Fruchtfleisch reifer Kiwis. Schmecken<br />

sollte es kurz nach der Pressung so, wie frisch gemähtes<br />

Gras riecht. Aromatisch-würziger Duft verbreitet sich.<br />

Ähnlich wie beim Wein schmeckt ein geschulter Gaumen<br />

auch bei Olivenöl Einflüsse von Boden und Pflege<br />

heraus. Das kleine freundliche Lächeln von Andrea<br />

wird plötzlich zum strahlenden Lachen, sie sprudelt<br />

über beim sprechen und ihr Körper fängt freudig an zu<br />

tänzeln. „Was iss, isse guud...“, fragt Cornelio rhetorisch,<br />

während er sich mit breitem Lachen eine seiner<br />

Zigarillos in den Mundwinkel steckt. ||<br />

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interview<br />

Wolfgang Stumph<br />

Kein<br />

Blindgänger<br />

Am 26. Januar läuft Wolfgang Stumphs neuer<br />

Fernsehfilm „Blindgänger“ im ZDF. Schon vorher<br />

waren zahlreiche schaulustige Passanten und<br />

Bewohner der Dresdner Innenstadt dabei, als<br />

Wolfgang Stumph alias Conny Stein bei den<br />

Dreharbeiten zwischen Dresdner Schloss und<br />

Kulturpalast eine Bombe entschärfte und dabei<br />

noch ein neunjähriges Flüchtlingsmädchen fand –<br />

quasi die 300. Bombe in der Karriere des pensionierten<br />

Bombenexperten. Denn das kleine Mädchen<br />

sprengt alles auseinander was für Conny Stein<br />

augenscheinlich in Ordnung war.<br />

Von Mirko Joerg Kellner<br />

Wolfgang Stumph, der erstmals<br />

offiziell auch als Co-Produzent<br />

agierte, spielt den kauzigen Bombenentschärfer<br />

Conny Stein vom<br />

Dresdner Kampfmittelräumdienst.<br />

Steins Ehe ist schwer belastet, da<br />

er seinen Ruhestand nicht erträgt.<br />

Brummig und wortkarg vergrault<br />

er schließlich seine Frau Sanna, die<br />

nach seiner Verrentung endlich die<br />

lang ersehnten Reisen mit ihrem<br />

Mann machen möchte. Stein will<br />

aber lieber Bomben entschärfen.<br />

Bereits in Pension, bekommt er seinen<br />

letzten hochgefährlichen Fall:<br />

die 299. Bombe seiner Laufbahn.<br />

Bei diesem letzten Einsatz als Bombenentschärfer<br />

entdeckt Griesgram<br />

Stein das Flüchtlingsmädchen Olli,<br />

das sich in einem Kellergewölbe<br />

versteckt hat, nachdem es einer<br />

Razzia entkommen war. Als er das<br />

Mädchen dem zuständigen Ausländeramt<br />

übergeben will, muss er<br />

feststellen, dass die dort herrschenden<br />

Verhältnissen völlig inakzeptabel<br />

sind. Olli soll in den Kaukasus<br />

abgeschoben werden, obwohl sie<br />

in Deutschland aufgewachsen ist.<br />

Also beschließt Stein eine andere<br />

Lösung für Olli zu finden und<br />

lässt das fremde Mädchen in seiner<br />

Wohnung übernachten. Nicht nur<br />

Steins Alltag gerät damit völlig aus<br />

dem Takt…<br />

Ein Flüchtlingsthema in Dresden<br />

– sehr nah an der Realität. Kam<br />

die Idee von Ihnen<br />

Wolfgang Stumph: An diesem<br />

Stoff habe ich gemeinsam mit<br />

Simone Kollmorgen fast drei Jahre<br />

gearbeitet und dann Peter Kahane<br />

hinzugezogen, damit er aus dem<br />

„Blindgänger“ ein Drehbuch mit<br />

dem „Kahanischen Stumphsinn“<br />

schreibt. Die zunehmende Zahl<br />

38 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Foto: Mirko Joerg Kellner<br />

Als „Charakterkopf und<br />

vor allem Menschenfänger“<br />

beschreibt Erfolgsregisseur Peter<br />

Kahane Wolfgang Stumph.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 39


Szenenfoto aus „Blindgänger“:<br />

Wolfgang Stumph als Conny Stein<br />

mit Mia Kasalo als Olli.<br />

Foto: ZDF/Krumwiede<br />

von Flüchtlingen bestärkt die<br />

Aktualität der Thematik. Wer<br />

soll ins Land gelassen werden<br />

und warum Sollen wir uns<br />

abschotten oder hält sich die<br />

Zahl in Grenzen, und haben wir<br />

die moralische Pflicht zu helfen<br />

Diese Fragen beherrschen die<br />

öffentliche Debatte und machen<br />

diesen Film notwendiger denn je.<br />

Denn die menschliche Wahrheit<br />

offenbaren weniger Statistiken und<br />

Demonstrationen, sondern immer<br />

das Schicksal einzelner.<br />

Mit dem „Blindgänger“ bewegen<br />

Sie sich eigentlich exakt in Ihrer<br />

wirklichen Lebenssituation:<br />

Pensionär, wegen des Alters –<br />

und wenn Sie sich dem hingeben<br />

müssten, was würde dann mit<br />

dem agilen Wolfgang Stumph<br />

passieren<br />

Wolfgang Stumph: Ja, ich kann<br />

das nachvollziehen, sonst würde<br />

ich dieses Problem nicht auch<br />

im Film zu meinem Anliegen<br />

machen. Auch in meiner Branche<br />

passiert es, dass man nicht mehr<br />

gebraucht wird, und nicht erst ab<br />

dem Rentenalter. „60 ist die neue<br />

50“, wird propagiert. Richtig,<br />

wenn man noch arbeiten kann,<br />

und wenn man Arbeit hat, kommt<br />

Freude auf.<br />

Nach 20 Jahren und 50 Folgen<br />

habe ich zwar „Stubbe“ in den<br />

Ruhestand geschickt, mich selbst<br />

aber im Unruhestand belassen.<br />

Anders könnte ich es nicht. Das<br />

Ergebnis ist unter anderem der<br />

Film „Blindgänger“.<br />

Bei den meisten Ihrer bisherigen<br />

Filme haben Sie großen Einfluss<br />

auf die Produktion genommen.<br />

Aber bei dem „Blindgänger“<br />

sind Sie erstmals offiziell als<br />

Co-Produzent aufgetreten. Hat<br />

das einen Unterschied bei Ihrer<br />

Arbeit gemacht<br />

Wolfgang Stumph: Ich habe<br />

mich schon in den letzten Filmen<br />

der ST-Figuren, von Stankoweit<br />

bis Conny Stein, immer auch für<br />

die ganzen Vorgänge hinter der<br />

Kamera verantwortlich gefühlt<br />

und so gearbeitet. Das Ganze<br />

war also nicht wirklich neu für<br />

mich. Bei allem was ich mache<br />

bin ich mit vollem Herzen dabei.<br />

Nur dieses Mal bekam ich dafür<br />

eben eine Tätigkeitsbezeichnung.<br />

Geblieben bin ich aber kritisch zu<br />

meiner Arbeit, was ja nicht immer<br />

unzufrieden heißt.<br />

Das hört sich ganz danach an,<br />

dass der „Blindgänger“ kein<br />

Blindgänger wird und Wolfgang<br />

Stumph seinen Zuschauern<br />

treu bleibt. Gibt es schon neue<br />

Projekte<br />

40 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


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Fortsetzung Interview Ulrich Finger<br />

Was sagt Ihr Bauchgefühl, wird<br />

dieses Messekonzept von den<br />

Besuchern in Dresden angenommen<br />

U. Finger: Ich habe im Hinterkopf<br />

Bilder aus DDR-Zeiten, als<br />

lange Menschenschlangen vor den<br />

Kunstausstellungen warteten, um<br />

hineinzugehen und Kunst zu sehen.<br />

Das ist natürlich ein stückweit<br />

Nostalgie, aber ich denke auch, dass<br />

die Menschen heute wieder bereit<br />

dafür sind, gerade auch in Dresden.<br />

Die Dresdner sind sehr kunstinteressiert<br />

– ich persönlich würde auch<br />

hingehen!<br />

Danke für das Gespräch, und viel<br />

Erfolg für 2<strong>01</strong>6! ||<br />

Wolfgang Stumph: Ja, ein weiterer<br />

Film ist bereits abgedreht: „Die<br />

Insassen“.<br />

Klingt ernsthaft. Wollen Sie ein<br />

wenig verraten<br />

Wolfgang Stumph: Ich spiele<br />

darin einen Finanzmanager, der<br />

nach einem Nervenzusammenbruch<br />

in der Klinik gelandet ist.<br />

Seine Situation als Patient hat der<br />

Wirtschaftsboss allerdings noch<br />

nicht verinnerlicht. Stattdessen<br />

versucht er „seine“ Krankenstation<br />

als Premiumanbieter für gehobene<br />

Burnout-Therapien an die Börse zu<br />

bringen…<br />

Hört sich dann doch eher nach<br />

einer Komödie an… Auf subtile<br />

Veräppelung als typisch stumphsinniges<br />

Stilmittel werden Sie<br />

wohl auch zukünftig nicht verzichten,<br />

oder<br />

Wolfgang Stumph: Auf keinen<br />

Fall. Aber eben nur von Fall zu<br />

Fall, immer wieder.<br />

Nun dann, danke für das Gespräch<br />

und ein gutes Jahr! ||<br />

Blindgänger<br />

26. Januar 2<strong>01</strong>5, 20.15 Uhr im ZDF<br />

Regie: Peter Kahane. Neben Wolfgang Stumph spielen Mia<br />

Kasalo, Ulrike Krumbiegel, Inka Friedrich, Götz Schubert, Franz<br />

Dinda und Christina Große.<br />

www.stumph.de<br />

Caspar David Friedrich<br />

Der Wanderer über dem Nebelmeer<br />

60 x 80 cm 320,- Euro<br />

42 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Die Tauernschecken von Daniela und Rocco<br />

Damm im Sommer beim Weiden auf der<br />

Hochkaseralm unterhalb des Klingspitz im<br />

Salzburger Land.<br />

Bock auf<br />

Alm<br />

Von Mirko Joerg Kellner<br />

Fotos: Klaus Bauer (1), Mirko Joerg Kellner (1)<br />

Nur noch wenige Tage, dann kann Edi wieder<br />

seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen: entlang<br />

der steilen Bergkämme seiner österreichischen Heimat<br />

über unberührte Almen streifen, klettern, zarte Kräuter<br />

suchen und die Witterung der weiblichen Reisebegleitung<br />

aufnehmen. Es ist Anfang Juni und die Freiheit lockt, so weit das<br />

Tauernscheckenauge reicht…<br />

Edi<br />

ist ein Bock, und was für einer! Als<br />

hervorragender Zuchtbock hat er<br />

schon viel erlebt und geleistet. Erst der<br />

Umzug nach Zwickau in Sachsen – denn dort ist sein<br />

neues zu Hause – und was ganz wesentlich ist, zahlreiche<br />

kleine Zicklein tragen seine charakteristischen<br />

schwarzen, braunen und weißen Schecken, die seiner<br />

Rasse neben der Herkunftsregion auch den Namen<br />

verleihen. Als Tauernschecke trägt man dazu eine<br />

strahlend weiße Blässe und schmückt sich mit Gehörn<br />

bei stolzer, mittelgroßer Statur.<br />

Die Tauernschecken sind eine vom aussterben<br />

bedrohte Ziegenrasse. Früher lebten die trittsicheren<br />

Gebirgsziegen noch zahlreich und freilebend in den<br />

Bock Edi<br />

Hohen Tauern in Österreich. Heute kommt Edi mit<br />

seiner Herde nur noch über den Sommer auf die 1500<br />

Meter hoch gelegenen Almen im Rauriser Tal. Hier<br />

ist er bei seinem Ziehvater Engelbert Langbrandtner<br />

aufgewachsen. Fast wie sein Kind hat er Edi als einen<br />

der letzten Hoffnungsträger weit oben in der Abgeschiedenheit<br />

aufgezogen. Das hat ihn geprägt. Und<br />

dass Langbrandtner taubstumm ist. Edi ist deshalb sehr<br />

anhänglich und menschenbezogen mit, für einen Bock,<br />

sehr ruhigem Temperament. Er reagiert auf die leisen<br />

Töne, viel Gerede braucht es nicht.<br />

Eingeschlossen in ein abgeschiedenes Tal, zu<br />

dem es keinen Zugang gab, konnten sich die letzten<br />

freilebenden, reinrassigen Tauernschecken behaupten.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 43


Daniela und Rocco Damm sind Tauernschecken-Züchter aus Leidenschaft. Ihr großes Anwesen in Zwickau haben sie<br />

mittlerweile vollständig an die Bergziegen angepasst.<br />

Denn während sich andernorts im Laufe der Zeit die<br />

verschiedenen Ziegenrassen immer wieder gekreuzt<br />

haben, blieben die Tauernschecken auf diesem kleinen<br />

Landstrich im Rauriser Tal „unter sich“. Ein Bauer<br />

brachte sie Anfang der 1970er Jahre hierher. Aber<br />

dann gerieten sie in Vergessenheit. Später nahm sich<br />

der heutige Zuchtwart Johann Wallner dieser letzten<br />

neun Tauernschecken an und züchtete sie intensiv<br />

weiter. Wallner gilt als einer der Vorreiter bei der Tauerscheckenzucht<br />

und gab mit seiner eigenen Initiative<br />

einen Impuls für den Erhalt dieser bedrohten Bergziegenrasse.<br />

Und so erblickte schließlich auch bei Engelbert<br />

Langbrandtner Bock Edi mit seinen beispielhaften<br />

Rassemerkmalen das Licht der Alm.<br />

Etwa zeitgleich hat der erfolgreiche Vermögensverwalter<br />

Rocco Damm mit seiner Frau Daniela im 600<br />

Kilometer entfernten Zwickau ein großes Anwesen mit<br />

weitläufiger Rasenfläche fertiggestellt. Ein Rasenmäher<br />

musste her, so der erste pragmatische Gedanke des ehemaligen<br />

Bankers. „Der Entschluss Tiere anzuschaffen,<br />

war schnell gefasst“, erinnert sich Damm. „Bergziegen<br />

haben dabei ganz gut gepasst, denn wir besitzen ein<br />

großes Grundstück mit steilem Hang. Bei unseren<br />

Recherchen sind wir auf die Rasse der Tauernschecken<br />

gestoßen. Wir haben uns schließlich für sie entschieden,<br />

vor allem weil sie vom Aussterben bedroht sind.“<br />

Die Veränderung im Leben mit der neuen Verantwortung<br />

wurde den Damms aber erst nach dem<br />

Kauf der ersten drei Tiere bewusst, als sie bemerkten,<br />

dass die Ziegen trächtig waren und sich Nachwuchs<br />

anmeldete. Und plötzlich wurde der Ziegenstall zum<br />

Lebensmittelpunkt der Familie. Durchwachte Nächte<br />

bei der Geburt der ersten Zicklein und intensive<br />

Beschäftigung mit der Aufzucht der Tiere bestimmten<br />

nun die Freizeit der Damms. „Mit der Haltung und<br />

Zucht der Tauernschecken hat sich bei mir ein nie<br />

gekanntes Bewusstsein für Naturschutz und Nachhaltigkeit<br />

entwickelt“, so Damm nachdenklich. Und als<br />

er spricht, marschiert an uns eine 20-köpfige Sulmtaler<br />

Hühnerherde vorbei. Auch das prächtige Kaiserhuhn<br />

aus Österreich ist vom Aussterben bedroht. „Wenn<br />

Tierliebe für mich früher auf das ‚Stöckchen werfen‘<br />

bei Hunden reduziert war, ist es heute ein ausgeprägter<br />

Idealismus, fast schon eine Passion.“ Seine stahlblauen<br />

Augen blitzen, als er davon spricht. Fest mit beiden<br />

Füßen steht Damm auf der Weide seines Grundstücks<br />

und lässt sich auch nicht stören, als ihm eine seiner<br />

Ziegen am Hosenbein kaut. „Die Arbeit mit den<br />

44 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />

Tieren lehrt, viel genauer zu beobachten und ‚hinzuhören‘,<br />

weil sie ja nicht sprechen können. Und das hat<br />

nicht nur mein privates Leben beeinflusst. Auch mit<br />

geschäftlichen Angelegenheiten gehe ich heute viel entspannter<br />

und zielsicherer um, was auch immer häufiger<br />

als positives Feedback von meinen Kunden zurückkommt.<br />

Man kann sagen, die Tauernschecken haben<br />

mich geerdet. Mich zurückgeholt zu den einfachen,<br />

ursprünglichen Dingen des Lebens.“<br />

Kein Leben als Almbauer<br />

Ein Leben als Almbauer, hoch in den österreichischen<br />

Bergen, kann Rocco Damm sich aber nicht<br />

vorstellen, obwohl er die malerischen Landschaften<br />

dort liebt. „Die Menschen, mit denen wir in Österreich<br />

Zeit verbringen und die mit der bodenständigen<br />

und schweren Arbeit auf den Almen ihren Lebensunterhalt<br />

bestreiten, schätze ich sehr, und sie tun mir<br />

richtig gut“, so Damm. Aber Annehmlichkeiten, die<br />

auf seinen beruflichen Erfolg als Vermögensverwalter<br />

zurückzuführen sind, möchte er nicht mehr missen.<br />

„Es ist die besondere Kombination meines anspruchsvollen<br />

und risikobehafteten Berufes und die einfache,<br />

körperliche und engagierte Arbeit mit den Tauern-<br />

Für die Zucht geeignete<br />

Tauernschecken kann<br />

man nicht einfach<br />

kaufen, sondern muss sie<br />

ersteigern. 1400 Euro für<br />

ein weibliches Zuchttier<br />

sind da keine Seltenheit,<br />

ein erstklassiger Bock<br />

liegt noch ein ganzes<br />

Stück darüber. Heute gibt<br />

es bereits wieder 1000<br />

Tauernschecken in der<br />

Herdbuchzucht*, aber erst<br />

ab 3000 Tieren gilt diese<br />

Population nicht mehr als<br />

gefährdete Rasse.<br />

(*Das Herdbuch ist eine<br />

Zusammenstellung beglaubigter<br />

Abstammungsnachweise von Tierfamilien<br />

und Zuchttieren. Anm. d. Red.).<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 45


Mittlerweile wurde nicht nur die<br />

Ziegenzucht der Damms, sondern auch<br />

das Produktangebot darum erweitert.<br />

Erhältlich sind nun Ziegenkäse von der Milch der<br />

Tauernschecke, frisches Ziegenfleisch und Felle.<br />

In aufwändiger Handarbeit werden Taschen, Kissen,<br />

Jacken, Westen, Mützen und Kappen aus dem Fell der<br />

Tauernschecken hergestellt. Außerdem wurde von Rocco<br />

Damm unter Mitarbeit von Klaus Bauer, Hans Wallner,<br />

Adalbert Böker und Michael Fazokas das reich bebilderte<br />

Buch „Mythos Tauernschecken“ herausgegeben (ISBN<br />

978-3-00-040483-2). Auf 200 Seiten sind dort neben<br />

vielen Geschichten und Anekdoten der Züchter auch<br />

Sachinformationen zur Tauernscheckenzucht<br />

nachzulesen.<br />

Bestellmöglichkeiten und Infos:<br />

www.mythos-tauernschecken.com<br />

In Handarbeit<br />

gefertigte<br />

Taschen und<br />

Kissen aus dem<br />

Fell der Tauernschecken.<br />

Ziegenkäsevariationen aus<br />

der Milch der Tauerschecken.<br />

Info<br />

Nach seinem Studium arbeitete<br />

Rocco Damm als Banker.<br />

Gemeinsam mit seinen zwei<br />

Geschäftspartnern Lutz Hering und Marco<br />

Rumpf gründete der heute 43jährige Damm<br />

1997 die Vermögensverwaltungsgesellschaft<br />

„Damm Rumpf Hering“ in Zwickau und später<br />

eine zweite Niederlassung in Dresden. Seitdem<br />

betreuen sie mit ihren zehn Mitarbeitern<br />

zirka 400 sächsische Kunden und deren<br />

Vermögen. Darüber hinaus engagiert sich<br />

das Unternehmen seit zwölf Jahren für den<br />

Dresdner Salon und seit sieben Jahren für die<br />

Stiftung Kinderhilfe.<br />

www.dammrumpfhering.de<br />

Daniela und Rocco Damm mit dem<br />

Buch „Mythos Tauernschecken“ zur<br />

Präsentation in Zell am See.<br />

46 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


schecken, die mir gut tut.“ Meine Frage, ob denn seine Frau Daniela<br />

mit dieser Art von Hobby einverstanden ist, beantwortet sich fast<br />

von selbst, als ich sie im Heu mit den Ziegen schmusen sehe. „Ich<br />

bin morgens ab sechs als Erste im Stall“, rebelliert sie lachend bei<br />

meiner Frage. Damm strahlt dazu freudig, wohl weil sich seine ganze<br />

Familie – auch Tochter und Sohn – in dem gemeinsamen Hobby<br />

wiederfinden.<br />

Zur Hochzeit kam Edi<br />

Als Daniela und Rocco Damm im Mai 2009 heirateten, bekamen<br />

sie von Freunden aus Österreich einen jungen Bock geschenkt:<br />

Edi. Seitdem konzentrieren sich die Damms mit leidenschaftlicher<br />

Hingabe auf den Fortbestand und das Wachstum dieser gefährdeten<br />

Ziegenrasse und sind damit die einzigen erfolgreichen Züchter von<br />

Tauernschecken in Sachsen. Ihr Engagement in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Salzburger Landesverband für Ziegenzucht hat sich<br />

gelohnt. Ende der 1960er Jahre bestand die gesamte Population der<br />

Tauernschecken nur noch aus neun Tieren. Eben die, die Johann<br />

Wallner in seinem Tal vorfand und aus denen irgendwann Edi<br />

hervorging. Inzwischen umfasst die Herde von Rocco Damm neben<br />

Edi 18 Muttertiere sowie zahlreiche Kitze und leistet damit ihren<br />

Anteil an der Gesamtpopulation der Tauernschecken. Aber das liegt<br />

dem Vermögensverwalter wohl im Blut: Dinge zu vervielfachen.<br />

Denn auch das Grundstück der Damms hat sich mit dem Herdenzuwachs<br />

vergrößert. Hinzugekommen ist eine weitläufige Wald- und<br />

Wiesenfläche für die Tiere. Hierher zurück kommt Edi mit seinen<br />

Ziegen wieder im Herbst, vom Rauriser Tal nach Sachsen. Zurück<br />

in sein ganz eigenes Revier, hoch auf der „Zwickauer Alm“. ||<br />

Fotos: Klaus Bauer (4), Mirko Joerg Kellner (1)<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 47


inerinnerung<br />

Heinz-Detlef Moosdorf, Künstler<br />

48 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Linke Seite: Das Porträt von Heinz-Detlef Moosdorf entstand<br />

in seinem 74. Lebensjahr. Rechts: Selbstbildnis von Heinz-<br />

Detlef Moosdorf, das ihn als jungen Mann in der Blüte seines<br />

künstlerischen Schaffens zeigt.<br />

Moosdorf<br />

Das Feuer brennt<br />

In Erinnerung an den Künstler Heinz-Detlef Moosdorf †<br />

Gefeierter Star, stilsicher und: ausgezeichnet, neben Gret Palucca.<br />

Seinen Pinselstrich erlernt er bei Hans-Theo Richter, obwohl der ihm<br />

Grafik lehrt. Durch ihn erfährt er die Kunst von Otto Dix. Seine Farben:<br />

die Rottöne. Sein Element: das Feuer. Die Loyalität: sein Verhängnis.<br />

Die Liebe: seine Hoffnung, und sein Alterssitz. Heinz-Detlef Moosdorf:<br />

Maler, Grafiker, Bildhauer, Künstler. Preisgekröntes und verstoßenes<br />

Kind der DDR, vergessenes Genie. Aber das Feuer brennt!<br />

Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />

Heinz-Detlef Moosdorf, den Freunde liebevoll<br />

„Moosi“ nannten, wurde am 27. September 1939 in<br />

Wurzen geboren. Am <strong>01</strong>. Oktober 2<strong>01</strong>4 verstarb er im<br />

Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.<br />

In tiefer Trauer und zugleich mit herzlicher Freude<br />

erinnere ich mich an meine letzte Begegnung mit ihm,<br />

ein Treffen, bei dem ich ihn porträtieren durfte. Viel<br />

wollte er wissen von mir, über die Fotografie. Unsere<br />

Gemeinsamkeit – das Licht zum Arbeiten – faszinierte<br />

ihn. Mich hingegen die verborgene Kraft, das Feuer in<br />

ihm. An diesem Tag entstand eines der letzten Porträts<br />

von Heinz-Detlef Moosdorf.<br />

Rückblick: Da steht er. Fest mit den Füßen auf dem<br />

Boden. Das Haar wirr, der Bart voll und gekräuselt, die<br />

Falten tief. Aber die Augen blitzen wie bei einem Kind.<br />

„Was soll ich machen“, fragt Moosdorf mit amüsierter,<br />

feiner Stimme, „Tanzen“ Er hopst von einem Bein auf<br />

das andere, um seine wiedererlangte Stärke zu demonstrieren,<br />

denn er war lange Zeit krank.<br />

Viel zu lange war es still um Moosdorf geworden,<br />

schon zu DDR-Zeiten. Denn das SED-Regime setzte<br />

ihn auf die Liste der verbotenen Künstler. Dann, nach<br />

der Wiedervereinigung fand er keinen Anschluss mehr.<br />

Das „neue“ Land war ihm zu fremd. Für moderne Pressearbeit,<br />

Werbung und das notwendige Auftreten in<br />

wichtigen Kunstzentren, war er über die Jahre zu müde<br />

geworden. Zwar gab es verschiedene kleinere Ausstellungen,<br />

aber nur in der näheren Umgebung seines früheren<br />

Arbeitsumfeldes. Unterstützung fand Moosdorf<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 49


ei seiner früheren Muse Ingrid Schneider. Viele Jahre<br />

hatten sie sich aus den Augen verloren. Im Alter trafen<br />

sie sich wieder, und dann haben die beiden 2<strong>01</strong>2 geheiratet.<br />

Seine Ingrid wurde eine echte Moosdorf.<br />

Als der Zweite Weltkrieg begann, wurde er<br />

geboren. Nach Kriegsende gründeten sich<br />

zwei neue deutsche Staaten. In diesem geteilten<br />

Deutschland lebte er in der sowjetischen Besatzungszone,<br />

wie viele Millionen andere Menschen auch.<br />

Es folgten Aufstände und schließlich die Deutsche<br />

Wiedervereinigung. Im 25. Jubiläumsjahr der Friedlichen<br />

Revolution verstarb Moosdorf. Viel ist passiert in<br />

diesem, seinem Leben. Ereignisse, die ihn als Künstler<br />

beeinflusst und geprägt haben. Aber seine hauptsächliche<br />

Schaffensperiode fand in der DDR statt. Ist er etwa<br />

ein Urgestein einer längst vergessenen, „nicht mehr zeitgemäßen“<br />

Kunstära Sicher nicht! Sein Pinselstrich ist<br />

äußerst prominent. Hans-Theo Richter hat den jungen<br />

Moosdorf an der Hochschule für Bildende Künste in<br />

Dresden unterrichtet, als einen seiner letzten Schüler.<br />

Richter selbst war Schüler bei Otto Dix. Eine einzigartige<br />

Stilepoche wurde so weitergegeben – unverkennbar!<br />

Später fand Moosdorf seinen eigenen Weg. Seinen<br />

Blick. Seinen Stil. Richter brachte ihm vor allem das<br />

breite Feld der Grafik näher. „Es wird nicht gemalt, es<br />

werden nur Grafiken gemacht. Da ist genug zu tun!“,<br />

erinnert Moosdorf sich an die resoluten Worte seines<br />

Professors. Aber heimlich hat er doch mit Farben experimentiert.<br />

Ein echter Moosdorf!<br />

Ein Maler verwischt die Grenzen. Aus Erinnerungen,<br />

Träumen und realer Gegenwart<br />

entstehen Empfindungen. Und diese Gefühle<br />

wollen auf eine Leinwand. Das vom DDR-Regime ausgesprochene<br />

Arbeits- und Ausstellungsverbot traf Moosdorf<br />

deshalb besonders tief. Aber im Verborgenen wirkte<br />

er weiter. Sein gesamtes Lebenswerk zählt weit über<br />

5000 Exponate; Gemälde, Schnitte, Drucke, Zeichnungen,<br />

Plastiken. Ein Maler der nicht malen darf. Ist er<br />

wütend darüber Ein klares „Nein“. Moosdorf galt immer<br />

als sanftmütiger Riese und war nah am Menschen.<br />

Schon damals, als er sein Atelier im Stahlwerk Gröditz<br />

hatte, in den 60er Jahren. Viele Bilder zeugen von dieser<br />

Zeit und der schweren Arbeit am Schmelzkessel. Nach<br />

einem Regierungsbeschluss der DDR, der sinngemäß<br />

besagte, dass die Künstler dorthin gehen sollen wo die<br />

Arbeiter sind und die Volkswirtschaft wächst, kam er in<br />

eines der großen Vorzeigewerke der DDR – ins Gröditzer<br />

Stahlwerk. Eine Ehre zur damaligen Zeit. Auch der<br />

junge Künstler und Hobby-Geologe Moosdorf war darüber<br />

erfreut. Schon immer war er von Feuer, Asche und<br />

Vulkanen fasziniert. „Und natürlich von der Liebe…“,<br />

berichtet seine Ingrid verschmitzt. Alle diese Themen<br />

finden sich auch in seinen Bildern wieder. Übergroß,<br />

in satten Farben.<br />

Als der Liedermacher Wolf Biermann 1976 vom<br />

SED-Staat zwangsausgebürgert wurde, unterschrieb<br />

Heinz-Detlef Moosdorf gemeinsam mit zahlreichen anderen<br />

bedeutenden Künstlern den geschichtsträchtigen<br />

Brief, mit dem die Künstler-Elite der DDR ihre Empörung<br />

ausdrückte. Viele von ihnen verließen in den kommenden<br />

Jahren die DDR aufgrund der sturen Beharrlichkeit<br />

der Regierung. Armin-Müller Stahl, Manfred<br />

Krug, Nina Hagen… der Romantiker Moosdorf blieb.<br />

Als aufrichtiger Freund sozialer Gerechtigkeit wollte er<br />

diesem Staatsmodell noch immer seine Chance geben,<br />

obwohl er quasi über Nacht sein Atelier im Stahlwerk<br />

Gröditz räumen musste. Arbeits- und Ausstellungsverbot,<br />

angeordnet von höchster Regierungsebene. Noch<br />

einige Zeit zuvor wurde Moosdorf gemeinsam mit<br />

Gret Palucca für hochrangige künstlerische Verdienste<br />

50 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


ausgezeichnet. Plötzlich war das nicht mehr von Wert.<br />

Fortan wurden seine Gemälde und die einzigartigen Linolschnitte<br />

nur noch im Verborgenen gesammelt und<br />

betrachtet. Moosdorf-Werke durften bis zum Fall der<br />

Mauer offiziell nicht mehr verkauft werden.<br />

Da steht er nun. Nicht vergessen, nur verborgen.<br />

Mit hoffnungsvollen, neugierigen<br />

Augen. Fast wie ein Kind. Er betrachtet<br />

seine eigenen patinierten Werke und schaut zurück in<br />

sein gelebtes Leben: großformatige Akte in fetten Farben<br />

– Rot! Geschichten vom Ursprung der Menschheit<br />

– verwirrend, und dennoch geordnet komponiert.<br />

Schöne schwarze Frauen mit prallen Formen – Erinnerungen<br />

an seine Studienreise nach Afrika. Markante<br />

Porträts stolzer Stahlarbeiter am Hochofen – von Hitze<br />

schwere Luft quellt förmlich aus den Bildern. Selbstbildnisse<br />

verschiedener Lebensabschnitte – sein Feuer<br />

brennt auch hier: gewissenhaft, mutig, liebeshungrig,<br />

verträumt, stolz und stark. Dennoch, Moosdorf wird<br />

langsam schwach, der Tag war anstrengend.<br />

Linke Seite: Moosdorfs Verarbeitung seiner Studienreise<br />

nach Afrika. In der DDR galt eine solche Auslandsreise<br />

als hohe Auszeichnung. Oben: Das großformatige<br />

Moosdorf-Werk „Utopia“ zeigt Schmerzen des Krieges,<br />

Hoffnungen danach in großer Gemeinschaft, die Familie<br />

als kleinste Form der Gesellschaft, sowie die Liebe.<br />

Der kleine Junge ist sein Sohn Nico, verriet Moosdorf.<br />

Unten: Arbeiter des Gröditzer Stahlwerks zur Zeit, als<br />

Moosdorf sein Atelier dort hatte. Alle Männerportraits<br />

von Moosdorf erinnern an sein eigenes Gesichts.<br />

Als ich Moosdorf damals traf, hatte ich eine vage<br />

Ahnung, und der bin ich mit meiner Kamera gefolgt.<br />

Dabei durfte ich für einen kurzen Moment etwas entdecken:<br />

eine leidenschaftliche Glut, ein Feuer, einen<br />

Vulkan. „Ich muss wieder malen, da geht es mir besser“,<br />

sagte Moosdorf beiläufig, als er zu seiner Ingrid ins Auto<br />

stieg. Moosi, dein Feuer brennt weiter! ||


portrait<br />

Suzanne von Borsody, die Malerin<br />

Du immer mit<br />

deinen Blumen…!<br />

Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />

Barfuß und mit verschränkten Beinen sitzt sie im Schneidersitz auf dem blanken Holzboden. Um<br />

sie herum liegen zahlreiche ihrer Arbeiten verteilt. Büttenpapiere mit Siebdrucken ihrer Werke.<br />

Aus dem Aschenbecher raucht eine Zigarette vor sich hin. Die Haare sind flüchtig zum Knoten<br />

auf dem Kopf zusammen gebunden, hier und da hängen einzelne Haarsträhnen auf die Schulter<br />

herunter. Unter ihren Augen sieht man noch Schatten der letzten Nacht, die Teetasse neben ihr<br />

zeichnet einen Rand auf die Holzdielung. „Mohnmond“ murmelt sie mit sonorer Stimme vor sich<br />

hin. Der Titel einer der Arbeiten, die nummeriert und signiert werden müssen.<br />

Nein, das ist keine Szene aus einem<br />

weiteren Fernsehfilm, bei dem Suzanne<br />

von Borsody der Filmfigur unbedingte<br />

Glaubwürdigkeit schenkt, obwohl auch<br />

dieser sicherlich ein Erfolg wäre. Hier<br />

spielt sie keine Rolle. Das ist ihr Leben, alles ist echt.<br />

„Bei dem habe ich mit Pastellkreide und Wachs nachgearbeitet…“,<br />

sagt sie, zieht lange an ihrer Zigarette,<br />

kneift dabei das linke Auge zu, weil der Rauch brennt<br />

und fährt fort: „Halte mal ins Licht, dann siehst du<br />

den Unterschied – eine ganz feine, seidenglänzende<br />

Struktur“. Tatsächlich ist jede dieser Arbeit anders,<br />

und wird damit zum Unikat. Handsignierte Serigrafien,<br />

die in limitierter Stückzahl nummeriert ausgegeben<br />

werden.<br />

Suzanne von Borsody ist Malerin. Ihre Werke sind<br />

mit Acryl auf Leinwand gearbeitet. Motive, die jedem<br />

Menschen im Leben begegnen. Viele ihrer Arbeiten<br />

zeigen Blumen. Nicht die Prächtigen, sondern<br />

scheinbar unbedeutende. Dem Löwenzahn beispielsweise<br />

räumt sie eine Präsenz ein, die einer Rose zuteil<br />

kommen könnte. Sie erarbeitet einen Zyklus des<br />

Wachstums; von der Knospe über die Blüte bis hin<br />

zum Samenflug. „Wandlung“ nennt sie anschließend<br />

diese Werkreihe, mit der sie 2<strong>01</strong>2 in Leipzig erstmalig<br />

als Malerin in die Öffentlichkeit trat. Eines der<br />

herausragendsten Arbeiten dieser Serie ist das Motiv<br />

„Wandlung Nr. 4“. Eine Pusteblume in berührender<br />

Einfachheit und Pracht. Einfach in der Bildkomposition<br />

und völlig abgelöst vom Hintergrund, wird sie zur<br />

fesselnden Erscheinung. In feinster Detailzeichnung<br />

beweist die Künstlerin Präzision und handwerkliches<br />

Können.<br />

„Du immer mit deinen Blumen…! hat meine<br />

Mama oft gesagt. Mal‘ doch mal was richtiges, Gesichter<br />

zum Beispiel.“ Die von Borsody lacht bei dieser<br />

52 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Suzanne von Borsody (57) wird<br />

mittlerweile von der Presse für ihre<br />

schauspielerischen Leistungen<br />

als „Grande Dame des deutschen<br />

Fernsehens“ bezeichnet. Als<br />

Künstlerin hat sie aber noch weit<br />

mehr zu bieten, und die Wenigsten<br />

wissen um ihre Malerei.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 53


Die Pusteblume aus dem<br />

fast fotorealistischen Zyklus<br />

„Wandlung“ von Suzanne von<br />

Borsody. Im Original ist diese<br />

Arbeit mit Acryl auf Leinwand<br />

gemalt. Käuflich erwerben kann<br />

man dieses limitierte Motiv als<br />

hochwertige, nummerierte und<br />

handsignierte Serigrafie.<br />

bewussten Einsetzen von Kontrasten zur Steigerung<br />

der Dramaturgie und in der Kunst der Hintergründe.<br />

Die, meisterhaft gemalt, die Seele und den Rahmen<br />

eines jeden Werkes bilden. Zwar unterscheiden sich<br />

die Arbeitsweisen der beiden Künstler grundlegend,<br />

dennoch erlernt Suzanne von Borsody richtungsweisende<br />

Arbeitsabläufe, Stilelemente und Fertigkeiten,<br />

die ihre Bilder fortan verändern sollten.<br />

Erinnerung und ist dennoch merklich von Trauer um<br />

ihre Mutter Rosemarie Fendel getragen. Dann, im Jahr<br />

2005, arbeitet von Borsody in Nicaragua an einem<br />

neuen Bild. Das Werk „Frau im Schatten“ entsteht.<br />

Mit dieser Arbeit stellt sie die Weichen für eine weitere<br />

Handschrift: Portraits. „Ich male schon seit 50 Jahren.<br />

Das ist meine eigentliche Passion. Leider komme ich<br />

nicht so oft dazu, weil ich noch einen Nebenjob habe“.<br />

Grinst, und meint damit natürlich den Film, das Theater,<br />

die Lesungen…<br />

Schon als kleines Mädchen im Alter von<br />

sechs Jahren beginnt Suzanne von Borsody<br />

zu malen. „Als ich meine ersten Bilder<br />

malte, da war an Schauspielerei noch gar<br />

nicht zu denken. Für mich stand schon<br />

immer fest: ich werde Malerin“. Tatsächlich schloss<br />

von Borsody 1977 an der Munich International School<br />

ihren Master of Art ab. Es folgten zahlreiche Atelierund<br />

Arbeitsaufenthalte bei verschiedenen bedeutenden<br />

Künstlern im In- und Ausland. Sie besuchte Akademien,<br />

nahm Unterricht und machte Studienreisen. Sie<br />

war unersättlich nach Malerei.<br />

Volker Altenhof, der sein Atelier im gleichnamigen<br />

Ort Altenhof, direkt an der Steilküste in Schleswig-<br />

Holstein hat, malt klassisch Tempera auf Leinwand,<br />

Suzanne von Borsody mit Acrylfarben. So unterschiedlich<br />

wie die Arbeitsmethoden sind, so verschieden sind<br />

auch die Charaktere der beiden Künstler. Während<br />

der Schulungsphasen arbeiten sie intensiv zusammen,<br />

prallen aufeinander und ergänzen sich durch<br />

ihren Antagonismus. Es entsteht eine enge Freundschaft,<br />

auch mit Altenhofs Frau und Künstlerkollegin<br />

Corinna Altenhof. Von ihr wird von Borsody später<br />

feinste Detailzeichnungen erlernen, die sie in ihren<br />

Bildern umsetzt. Die beiden kreativen Frauen arbeiten<br />

daraufhin an einem gemeinsam Werk und stellen<br />

anschließend zusammen aus. Auch hier treffen wieder<br />

völlig verschiedene Methoden aufeinander. So arbeitet<br />

Corinna Altenhof mit Pigmenten und Wachs und lässt<br />

einzigartige abstrakte „Landschaften“, Strukturen und<br />

Oberflächen entstehen.<br />

Die originalen Gemälde von Suzanne von Borsody<br />

sind nicht käuflich zu erwerben. Diese hängen bei ihr<br />

zuhause. Sie sind Wegbegleiter, Freudenspender und<br />

Tröster in schmerzhaften Lebenssituationen. Ähnlich<br />

wie bei einer Filmfigur, der Suzanne von Borsody<br />

2005 traf sie in Griechenland auf den Maler<br />

Volker Altenhof. Daraus entwickelte sich schließlich<br />

eine enge kreative Verbindung. Altenhof schulte sie im<br />

54 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


„“<br />

Ich male<br />

schon seit<br />

50 Jahren. Das ist<br />

meine eigentliche<br />

Passion.<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 55


„Leider komme<br />

ich nicht so<br />

oft dazu, weil<br />

ich noch einen<br />

Nebenjob habe.<br />

56 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Das Künstlerpaar Corinna und<br />

Volker Altenhof war für die<br />

Malerei von Suzanne von Borsody<br />

stilprägend. Darüber hinaus<br />

verbindet die drei Künstler eine<br />

enge Freundschaft. Mehr Infos zu<br />

den Künstlern Corinna und Volker<br />

Altenhof umseitig.<br />

Fotos: Mirko Joerg Kellner<br />

mit ihrem Gespür für Feinheiten das „Laufen lernt“,<br />

arbeitet sie an ihren Bildern. Sie sind ein kleines Stück<br />

ihrer Seele und ein stückweit Ewigkeit dieser mehrfach<br />

genialen Künstlerin.<br />

Dem Wert der von Borsody-Bilder ist es zuträglich,<br />

dass die Originale als unverkäuflich gelten. Die aus den<br />

Gemälden hergestellten Serigrafien, also Kunstdrucke,<br />

können gerade deshalb auch wie ein Original angesehen<br />

werden. Schließlich sind diese in nur limitierter<br />

Stückzahl erhältlich und, wenn einmal ausverkauft,<br />

für potenzielle Wertsteigerungen offen. Jede dieser<br />

Serigrafien ist im handwerklichen Siebdruckverfahren<br />

auf Hahnemühle Büttenpapier hergestellt. Jedes<br />

einzelne Blatt ist nummeriert und von der Künstlerin<br />

handsigniert. Darüber hinaus wurden die Arbeiten mit<br />

feinsten Detailveränderungen versehen und zur Einzigartigkeit<br />

veredelt. Somit stellt jedes einzelne Exemplar<br />

ein Unikat dar.<br />

Barfuß und mit verschränkten Beinen sitzt Suzanne<br />

von Borsody im Schneidersitz auf dem blanken<br />

Holzfußboden und zündet sich eine neue Zigarette<br />

an. Der Abdruck von der Teetasse ist mittlerweile eingetrocknet.<br />

Und bei jedem Motiv erinnert sie sich an<br />

eine Geschichte aus ihrem Leben: „Asia asleep, damals,<br />

als dieses Bild entstand, …“ sie lacht. ||<br />

Info<br />

Arbeiten von Suzanne von Borsody haben<br />

bereits in verschiedenen öffentlichen und<br />

privaten Sammlungen ein neues „Heim“<br />

gefunden. Denn das ist es, was die Künstlerin<br />

sich wünscht: das dieser kleine Teil ihrer selbst<br />

seinen eigenen, einzigartigen Platz findet.<br />

Preise: Die Bilder ihrer Zyklen „Wandlung“ und<br />

„Weg ins Licht“ sind in zwei Größen erhältlich:<br />

80x80cm zum Preis von je 1.500,- Euro sowie<br />

40x40cm zum Preis von je 750,- Euro.<br />

Charity: Zehn Prozent der Verkaufserlöse gehen<br />

an das Hilfsprojekt „Hand in Hand vor Africa“,<br />

für das sich Suzanne von Borsody engagiert.<br />

Ausstellung: Von Borsody‘s Werke sind in<br />

der Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends in<br />

Dresden ausgestellt und können dort käuflich<br />

erworben werden.<br />

Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends<br />

Rähnitzgasse 22, <strong>01</strong>097 Dresden<br />

Telefon: 0351-89960714<br />

Di-Sa 12-19 Uhr<br />

www.mjkf.de<br />

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Corinna Altenhof<br />

Malerin<br />

Info<br />

Corinna Altenhof<br />

Atelier: Brooktorkai 11, 2. Boden<br />

20457 Hamburg<br />

Telefon: <strong>01</strong>72-4113785<br />

www.corinna-altenhof.de<br />

Volker Altenhof<br />

Atelier: Brunnenbek<br />

24340 Altenhof<br />

Telefon: <strong>01</strong>63-8199071<br />

www.volker-altenhof.de<br />

Mond II von Corinna Altenhof, Wachs<br />

und Pigmente auf Leinwand.<br />

Ausstellung Dresden: Ausgewählte Werke von Corinna<br />

und Volker Altenhof sind u.a. in der Galerie Mirko Joerg<br />

Kellner & Friends in Dresden ausgestellt.<br />

Galerie Mirko Joerg Kellner & Friends<br />

Rähnitzgasse 22, <strong>01</strong>097 Dresden<br />

Telefon: 0351-89960714<br />

Di-Sa 12-19 Uhr<br />

www.mjkf.de<br />

Am Beginn der künstlerischen Arbeit von<br />

Corinna Altenhof steht ein einzelner<br />

erlebter Augenblick, eine erinnerte<br />

Seelenlage oder eine eindrucksvolle<br />

Situation. Um diese Momente festzuhalten<br />

und dauerhaft zu fixieren, verwendet sie Wachs,<br />

Graphit und Pigmente. Auf die mit Schlemmkreide<br />

und Marmorstaub grundierte Leinwand kommt<br />

ein erster Farbauftrag und das erhitzte, flüssige<br />

und mit Pigmenten vermischte Bienenwachs. In<br />

sich wiederholenden Schritten wird in die sich<br />

überlagernden und transparenten Wachsschichten<br />

weiteres Pigment eingearbeitet.<br />

Das Wachs ist schützendes und verletzliches Element<br />

zugleich. Es fasziniert nicht zuletzt durch seine<br />

elegante, unaufgeregte Schönheit und farbliche wie<br />

sensible Sinnlichkeit. Die Materialität der Bildelemente<br />

enthält zudem starke Wirkungsunterschiede bei sich<br />

änderndem Lichteinfall. Sehr plastische Eindrücke<br />

wechseln sich ab mit Momenten, die die flächigen<br />

Strukturen erfahrbar machen. Zudem schaffen<br />

die übereinander gelagerten Malschichten eine<br />

kontrastreiche Bildtiefe.<br />

Corinna Altenhof hält flüchtige Erscheinungen und<br />

Emotionen fest, die während der Ausgestaltung<br />

immer eine intensive Selbstreflexion, Abstrahierung<br />

und Ästhetisierung fordern; und so wird auch der<br />

Betrachter, wenn er in diese Bildwelt eintaucht,<br />

seine Sehgewohnheiten aufgibt und sich auf die<br />

Bildsprache einlässt, zur Reflexion angeregt. Das<br />

eigene Bewusstsein muss die Lesbarkeit der Bilder<br />

erfahren und die ihnen innewohnenden Stimmungen<br />

aufspüren. ||<br />

Infos: www.corinna-altenhof.de<br />

58 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Fischgott von Volker Altenhof,<br />

Tempera auf Leinwand.<br />

Volker Altenhof<br />

Maler<br />

Arbeiten von Volker Altenhof inspirierten<br />

Björn Engholm zu folgenden Worten:<br />

„Andere Bilder und Landschaften zeigt<br />

uns der Maler Volker Altenhof… Und<br />

anders, das heißt neu und unterscheidbar<br />

vom schon Bekannten, werden die Erfahrungen der<br />

Betrachter mit diesen Bildern sein.“<br />

Altenhofs Arbeiten beziehen sich häufig auf<br />

Erfahrungen und Eindrücke, die er auf Reisen<br />

sammelt. Seine thematischen Zyklen und Motive,<br />

seine lyrische Bildsprache und sein gutes Gefühl für<br />

Farben, berühren den Betrachter.<br />

Altenhof durchläuft immer einen umfangreichen<br />

Prozess von Veränderungen, Varianten, Experimenten<br />

und Möglichkeiten, bevor seine eigentliche<br />

künstlerische Arbeit beginnt. Als Künstler, der er<br />

ganz im Zeichen der Malerei ist, hat er einen hohen<br />

technischen Standard erreicht. Altenhof arbeitet stets<br />

mit der Tempera-Technik der alten Meister und<br />

erzeugt alle Farben selbst aus Farbpigmenten. Sein<br />

Spiel mit Farben greift nach der Farbe selbst. ||<br />

Infos: www.volker-altenhof.de<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 59


designreise<br />

Amalfiküste, Hotel Casa Angelina<br />

Praiano ist ein kleiner<br />

bezaubernder Ort mit nur<br />

2025 Einwohnern und<br />

wenigen Hotels. Seine Lage,<br />

direkt an der Amalfitana<br />

mit Blick Richtung<br />

Positano, macht ihn zum<br />

begehrten Urlaubsziel<br />

für Menschen, die Ruhe<br />

suchen und gleichzeitig<br />

die Nähe zu den exklusiven<br />

und renommierten<br />

Touristenmagneten. Hier ist<br />

alles ganz typisch für die<br />

Region: Bruchsteinmauern<br />

und pastellfarbene<br />

Häuschen, fruchtig-herber<br />

Duft von Zitronen und<br />

knatternde Motorini; eben<br />

Costiera-Amalfitana-<br />

Romantik pur. Wäre da nicht<br />

dieses im hellen Licht der<br />

Mittelmeersonne strahlende<br />

Bauwerk an den Klippen<br />

jener ursprünglichen Küste.<br />

Wir trafen Antonino<br />

Cappiello, den Mann, der mit<br />

seinem Hotelkonzept „Casa<br />

Angelina“ dem kleinen<br />

Örtchen Praiano und somit<br />

auch der Amalfitana ein<br />

neues Gesicht mit klarer<br />

Botschaft verliehen hat:<br />

Lifestyle-Hotellerie an<br />

der Amalfiküste.<br />

60 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Urlaub im<br />

weiSSen haus<br />

Die hochwertigen Hotels der Amalfiküste sind zumeist luxuriös und<br />

mediterran geprägt. Nicht so im Hotel „Casa Angelina“ in Praiano. Hier<br />

weis(s)t man den Weg neu. Luxuriös ja, mediterran nein. Letzteres<br />

bleibt der Umgebung vorbehalten. Klare Linien und strahlendes Weiß,<br />

kombiniert mit ausgewählten Kunstobjekten, bringen Luft für die Seele.<br />

Fotos & Text Mirko Joerg Kellner<br />

Das Lifestyle-Hotel Casa Angelina im<br />

Farbenspiel der Abenddämmerung mit<br />

Blick nach Positano (rechts) und Capri in<br />

der Ferne (Mitte).<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 61


1<br />

Verwöhnt von der Farben- und<br />

Formenpracht unserer Amalfitana-Tour<br />

erwarten wir nicht allzu<br />

viele neue Entdeckungen bei der<br />

Anfahrt zu dem 5-Sterne-Hotel<br />

„Casa Angelina“. Schon zu viele „Ahs“ und<br />

„Ohs“ sind bisweilen gefallen. Wir lassen<br />

uns entlang der kurvenreichen Küstenstraße<br />

durch die Dämmerung treiben, den noch<br />

immer warmen Wind im Gesicht, bis wir<br />

die letzte Kehre vor einem Tunnel nehmen,<br />

der das kleine Örtchen Praiano deutlich von<br />

Positano trennt. Vor tiefblauem, fast schwarz<br />

schimmernden Meer und einem vom Blutrot<br />

der Abendsonne durchtränkten Himmel<br />

erblicken wir eine schneeweiße „Fata Morgana“.<br />

Angeklebt an den schroffen Felsen einer<br />

hohen Klippenwand.<br />

Kaum drei Meter breit windet sich die<br />

Hotel-Zufahrt eine romantische Schlucht<br />

hinunter. Eine enge, mehrfach gewundene<br />

Serpentine führt uns direkt an das Portal<br />

des Lifestyle-Hotels Casa Angelina in Praiano.<br />

Ein freundlicher Hotelpage möchte<br />

mir beim Einparken behilflich sein, aber das<br />

exakte Positionieren unseres Wagens in der<br />

engen Parkbucht vor dem tief abfallenden<br />

Abgrund lasse ich mir nicht nehmen. Ebenso<br />

wie die ersten Aufnahmen vor dieser abendlichen<br />

Kulisse, auch wenn die Direktorin Annarita<br />

Aprea schon mit der Begrüßung wartet.<br />

Aber ein solcher Moment tiefgesättigter<br />

Farbenpracht zeigt sich nur einmal. Dachte<br />

ich. Aber das Motiv hätte ich wohl auch am<br />

nächsten Tag fotografieren können, denn das<br />

Haus scheint dieses Naturschauspiel gepachtet<br />

zu haben.<br />

Vor einem Panoramafenster, mit direkter<br />

Blickachse zur Schwalbennest-Idylle von<br />

Positano und dessen Hafen, befindet sich<br />

der Empfangsbereich des Hotels. Zwei erfreulicherweise<br />

unaufdringlich-freundliche<br />

Mitarbeiterinnen des Hauses haben hier ihren<br />

Arbeitsplatz und begrüßen die Gäste mit<br />

einem sehr leckeren Erfrischungsgetränk.<br />

Nicht Schreibtisch, nicht Bar, nicht Galerie,<br />

nicht Lobby; Dieser Platz ist irgendetwas dazwischen<br />

und alles zusammen. Hier beginnt<br />

die lange Reise in das Ambiente prägende,<br />

schneeweiße Hotelkonzept.<br />

Ein Sog zieht mich ich in die strahlende<br />

Pracht, welche diffus akzentuiert ist. Das<br />

breite Spektrum der typischen süditalieni-<br />

1. Hotel wird zur Galerie: Der Kunstliebhaber Antonino Cappiello<br />

präsentiert in den großzügigen Räumen des Hotels Teile seiner<br />

Sammlung. 2. und 3. Freiraum ganz in Weiß in der „Junior Suite Sea<br />

View“. 4. Auf der Terrasse des Restaurants „Un Piano nel Cielo“ genießt<br />

man exzellente mediterrane Küche und atemberaubende Blicke nach<br />

Positano und Capri.<br />

62 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


2<br />

3 4<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 63


Rundblick übers Meer,<br />

auch vom Innenbereich des<br />

Restaurants.<br />

schen Farben, Formen, Dekorationen<br />

und Einbauten suche ich hier<br />

vergebens. Die dominante „Farbe“<br />

Weiß entdecke ich in unzähligen<br />

Abstufungen und Facetten. Unterbrochen<br />

wird sie nur von präzise<br />

platzierten Kunstgegenständen,<br />

auserlesenem Mobiliar und einem<br />

edlen Holzboden. Ich fühle mich<br />

mittlerweile komplett entspannt<br />

und mein Kopf kommt auf „Nullstellung“.<br />

Das strahlend weiße<br />

Schock-Konzept geht auf: ich bin<br />

frei für Neues!<br />

Noch 190 steile Treppenstufen<br />

abwärts, dann sind<br />

wir an der hoteleigenen<br />

Bucht. Mächtige Baumwipfel überhängender<br />

Zypressen spiegeln sich<br />

im türkisblauem Wasser. Wer hier<br />

zum baden herunter kommt, will<br />

entspannen. Ruhe und Abgeschiedenheit<br />

sind an der Tagesordnung.<br />

Nur zwei kleine ehemalige Fischerhäuschen<br />

stehen hier in unmittelbarer<br />

Nähe zum Wasser. Heute<br />

befinden sich kleine rustikale und<br />

dennoch luxuriöse Gästesuiten für<br />

besonders ruhebedürftige Hotelgäste.<br />

Sting soll schon hierher gekommen<br />

sein, um wenige Tage zu<br />

relaxen. Schließlich sind es ganze<br />

vier Wochen geworden. Vielleicht<br />

lag es an den 190 beschwerlichen<br />

Stufen aufwärts, oder an dem praktischen<br />

Umstand, dass das Hotelpersonal<br />

die 380 Stufen auf und<br />

ab für jede Menu- oder Getränkelieferung<br />

beschreitet. Auf jeden Fall<br />

kommen Aussteiger auf Zeit hier<br />

unten ganz auf ihre Kosten, ohne<br />

dabei auf den exzellenten Service<br />

und die Annehmlichkeiten des obigen<br />

Hotels verzichten zu müssen.<br />

Aber schon allein der Spaziergang<br />

ist ein Erlebnis und man wird mit<br />

immer wieder faszinierenden Ausblicken<br />

– und auf halber Strecke<br />

mit einem Brunnen der frisches<br />

Quellwasser spendet – belohnt.<br />

Nach einem anstrengendem<br />

Aufstieg bei sengender Hitze hinauf<br />

zum Hotel treffe ich mich mit Antonino<br />

Cappiello, dem Besitzer und<br />

Kreateur dieser bemerkenswerten<br />

Anlage. 1969 war es, als er von Italien<br />

nach Deutschland kam, um sein<br />

Glück zu suchen. Cappiellos erste<br />

Station war Düsseldorf. Er erzählt<br />

von seiner Schule nahe der Berliner<br />

Allee, in der er deutsch lernte und<br />

der Altstadt, die so schön war…<br />

Antonino schwärmt beinahe wehmütig<br />

von Düsseldorf.<br />

Lässig sitzt er auf der Terrasse<br />

seiner luxuriösen Hotelanlage an der<br />

Amalfiküste. Man könnte man meinen,<br />

Cappiellos Leben war schon<br />

64 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


immer so „sonnig“ wie der heutige<br />

Tag. Aber der Weg hierher war<br />

weit und beschwerlich, erzählt er.<br />

Nach dem frühen Tod seines<br />

Vaters – Antonino war gerade<br />

16 Jahre alt – ging er alleine nach<br />

Deutschland um zu arbeiten und<br />

seine Mutter und seine sieben<br />

Geschwistern finanziell zu unterstützen.<br />

Er fing in einem kleinen<br />

Düsseldorfer Hotel als „Laufbursche“<br />

an. Später führte ihn sein<br />

Weg nach Brüssel, wo er als Kellner<br />

arbeitete und dann nach England<br />

um die Sprache zu erlernen.<br />

Die vielen Kontakte seiner zahlreichen<br />

Stationen sollte er später gut<br />

nutzen können. „Ich habe immer<br />

auf deutsch geträumt“, betont Antonino<br />

stolz, was wohl der Anfang<br />

seiner bemerkenswerten Karriere<br />

war. Denn die Verbindung beider<br />

Kulturen hat ihn bis heute geprägt.<br />

Das große Geld kam Anfang der<br />

1990er Jahre mit harter Arbeit, und<br />

mit einer kleinen grauen Maus:<br />

Cappiellos Kommunikations- und<br />

Verkaufsgabe machte die bekannte<br />

„Diddl-Maus“ zum Mega-Erfolg.<br />

Nach über 20 Jahren Vertriebsarbeit<br />

in Kooperation mit der deutschen<br />

Firma „Depeche“ hat sich<br />

längst eine freundschaftliche Beziehung<br />

aufgebaut. Dennoch zog es<br />

den leidenschaftlichen Süditaliener<br />

in seine Heimat, um von hier aus<br />

seine Geschäfte zu dirigieren. Obwohl<br />

es für ihn sehr viel einfacher<br />

gewesen wäre sich in Mailand niederzulassen,<br />

ging er damals zur brodelnden<br />

Metropole Neapel zurück.<br />

Den üblichen Schwierigkeiten im<br />

Süden Italiens zum Trotz, brachte<br />

der Verkauf der „Grauen-Maus-<br />

Produkte“ allein am italienischen<br />

Markt 30 Millionen Euro Umsatz<br />

jährlich. Mittlerweile besitzt Cappiello<br />

die finanzielle Freiheit seinem<br />

Multitalent Antonino Cappiello ist<br />

Vertriebsgenie, Hotelbesitzer und<br />

Kunstsammler in einer Person.<br />

Sein Hobby ist das Kreieren<br />

außergewöhnlicher Hotels.<br />

kostspieligen Hobby nachzugehen:<br />

exklusive Hotels zu kreieren.<br />

„Viele Jahre reiste ich selbst um<br />

die ganze Welt und habe dabei<br />

in zahlreichen luxuriösen Hotels<br />

übernachtet. Und nicht selten kam<br />

es vor, dass ich das Individuelle<br />

vermisste und nicht wusste in welchem<br />

Land, in welcher Stadt und<br />

in welchem Hotel ich mich gerade<br />

befinde“, erklärt Cappiello. Dass<br />

den Gästen seines Hotels das nicht<br />

passiert, war eine seiner wichtigsten<br />

Anliegen bei der Konzeption. Ein<br />

„Hotel“ im herkömmlichen Sinne<br />

wollte er deshalb nicht kreieren,<br />

sondern ein „Haus“, ein „Zuhau-<br />

Antonino Cappiello war ursprünglich<br />

nicht Hotelier, sondern<br />

hat den Vertrieb der bekannten<br />

Diddl-Mäuse auf den<br />

Weg gebracht. In seinem Job ist<br />

er viel um die Welt gereist und<br />

war in zahlreichen Hotels zu<br />

Gast. All das, was er dort immer<br />

vermisst hat, hat er nun in seinen<br />

eigenen Häusern versucht<br />

umzusetzen. Insgesamt besitzt<br />

Cappiello drei Hotels, Tendenz<br />

steigend. Eines davon, das Hotel<br />

„La Locanda delle Monache“,<br />

ein wunderschönes ehemaliges<br />

Kloster, liegt in Maratea in der<br />

Basilikata.<br />

www.locandamonache.com<br />

artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5 65


Panoramaterrasse der<br />

„Junior Suite Sea View“ mit<br />

Fernblick bis nach Capri.<br />

se“. Entstanden ist das Hotel „Casa<br />

Angelina“. „Hier erfüllte ich mir<br />

meinen Wunsch, etwas anderes zu<br />

erbauen als an der Costiera Amalfitana<br />

üblich ist“, schwärmt er. Ein<br />

Hotel mit moderner Struktur, in<br />

dem sich die Gäste nicht fremd fühlen.<br />

Ein Ort, in dem die Zimmer<br />

und Suiten, aber auch die öffentlichen<br />

Räume jeden erdenklichen<br />

Luxus bieten und trotzdem zum<br />

puren Wohlfühlen einladen. Das<br />

Hotel widmete Cappiello seiner<br />

Mutter, die mit Vornamen Angelina<br />

heißt. Und sogar der Schriftzug des<br />

Hotel-Logos entstammt ihrer ori-<br />

ginalen Handschrift. Eben typisch<br />

italienisch, familiär und auch multikulturell.<br />

Denn mittlerweile strömen<br />

Gäste aus aller Welt ins Hotel<br />

Casa Angelina, darunter auch zahlreiche<br />

Prominente.<br />

Kommt man dem Hotel am<br />

Tag näher, wird man von<br />

der strahlend weißen Fassade<br />

geblendet, welche die grelle Sonne<br />

der Costiera Amalfitana reflektiert.<br />

Der Grund ist denkbar einfach wie<br />

effektiv: Es soll sich von den anderen<br />

Häusern abheben und in Erinnerung<br />

bleiben. „Anfangs wurde<br />

das viele Weiß und die geradlinige<br />

Bauart des Hauses von vielen Ortsansässigen<br />

bemängelt“, schmunzelt<br />

Cappiello, „wie so oft wenn etwas<br />

neu ist“. Doch wenn man sich hier<br />

länger aufhält und das ganze Farbspektrum<br />

der näheren Umgebung<br />

aufsaugt und verbindet; das intensive<br />

Blau des Himmels, das Smaragdgrün<br />

des Meeres, das Pink der<br />

Blüten, dann wird sicherlich jedem<br />

Besucher die beruhigende Kombination<br />

spürbar bewusst.<br />

„Das Lifestyle-Hotel Casa Angelina<br />

ist die Essenz meines gesamten Lebens“,<br />

stellt Cappiello fest. Hier hat<br />

er alles Erlebte und Gesehene zusammengeführt<br />

und zu seinem eigenen<br />

perfekten Platz an der Sonne<br />

gemacht, den er gern mit den Menschen<br />

teilt, die dieses sehr persönliche<br />

Haus besuchen. Die Liebe zum<br />

Detail spüren hier nicht nur die<br />

Gäste des Hauses, sondern leben<br />

auch die Mitarbeiter, welche, wie<br />

auch das eigens kreierte Maskottchen<br />

dieses besonderen Hotels, kleine<br />

Engel an der Seite des Gastes sind<br />

– immer da, wenn er sie braucht. ||<br />

Info<br />

Hotel Casa Angelina * * * * *<br />

Via G. Capriglione 147<br />

84<strong>01</strong>0 Praiano (Sa)<br />

Amalfi Coast - Italy<br />

Tel.: 0039 089 8131333<br />

www.casangelina.com<br />

66 artlauncH <strong>01</strong>/2<strong>01</strong>5


Morgenwasser, Fotografie von Mirko Joerg Kellner<br />

Echter Fotoabzug auf Alu-Dibond hinter Acryl,<br />

150,0 x 100,0 cm, Limited Edition, Auflage: 11 Exemplare<br />

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Im Neustädter Barockviertel<br />

Rähnitzgasse 22 (neben Hotel Bülow Palais)<br />

D-<strong>01</strong>097 Dresden<br />

+49 (0)351 89960714<br />

Di-Sa 12-19 Uhr<br />

Im QF – Quartier an der Frauenkirche<br />

Töpferstraße 10 (QF Passage im 1. OG)<br />

D-<strong>01</strong>067 Dresden<br />

+49 (0)351 49768300<br />

Mo-Sa 12-19 Uhr


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