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Sommer in Haarzopf - Kirche-haarzopf.de

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Die Gol<strong>de</strong>ne Konfirmation fand am 3. März<br />

im Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>zentrum Fulerum statt<br />

Der frühere <strong>Haarzopf</strong>er Vikar und spätere Bonner Professor für Altes Testament Werner H.<br />

Schmidt war ebenfalls zugegen und hielt beim Kaffeetr<strong>in</strong>ken die folgen<strong>de</strong> Ansprache:<br />

Me<strong>in</strong>e Damen und Herren, darf ich sagen:<br />

Liebe Konfirmand<strong>in</strong>nen und Konfirman<strong>de</strong>n!<br />

E<strong>in</strong> paar persönliche Er<strong>in</strong>nerungssplitter aus <strong>de</strong>r Zeit vor e<strong>in</strong>em halben Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

als Vikar <strong>in</strong> <strong>Haarzopf</strong>:<br />

Theologie habe ich studiert, ohne Pfarrer wer<strong>de</strong>n zu wollen. Für die Praxis hielt ich<br />

mich zu wenig geeignet.<br />

Me<strong>in</strong> künftiger Chef, Hans Walter Wolff – <strong>de</strong>r im Rhe<strong>in</strong>land hoch angesehen, auch<br />

für das Amt <strong>de</strong>s Präses vorgeschlagen war – wollte mich als Assistenten nur e<strong>in</strong>stellen,<br />

wenn ich zuvor <strong>in</strong>s Vikariat g<strong>in</strong>ge. So kam ich nach <strong>Haarzopf</strong> – angesichts me<strong>in</strong>er<br />

bisherigen Tätigkeit nicht ohne Be<strong>de</strong>nken. Am ersten Tag me<strong>in</strong>es Vikariats zog<br />

<strong>de</strong>r alte Pfarrer, <strong>de</strong>r Vater von Helmut Neuse, Alfred Neuse, im Pfarrhaus e<strong>in</strong> Stockwerk<br />

höher. So hatte ich Möbel zu tragen, wur<strong>de</strong> aber mit <strong>de</strong>m Urteil belohnt: Sie<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> praktischer Theologe. Wi<strong>de</strong>r Erwarten habe ich mich, selbst e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>de</strong>s<br />

Ruhrgebiets, nicht weit von hier <strong>in</strong> Mülheim / Ruhr geboren, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> rasch<br />

zuhause gefühlt.<br />

Welcher Pfarrer kümmert sich wohl so um <strong>de</strong>n Vikar<br />

Der Tag begann morgens nach <strong>de</strong>m Frühstück (um 7 Uhr) im Pfarrhaus mit e<strong>in</strong>er<br />

Stun<strong>de</strong> geme<strong>in</strong>samer Lektüre e<strong>in</strong>es theologischen Buches (damals zunächst Manfred<br />

Metzgers, „Amtshandlungen“). In <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Seelsorgestun<strong>de</strong> konnte man<br />

zu Herrn Neuse kommen, und ich musste zuhören. E<strong>in</strong> Besucher ist mir unvergesslich:<br />

„Herr Pfarrer, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er ersten Ehe war ich kirchlich getraut, mit me<strong>in</strong>er Frau verstand<br />

ich mich bestens, sie ist aber lei<strong>de</strong>r verstorben. Me<strong>in</strong>e zweite Frau, mit <strong>de</strong>r ich<br />

nur stan<strong>de</strong>samtlich verheiratet war, war e<strong>in</strong>e Hexe. Jetzt versuche ich es zum dritten<br />

Mal, und Sie müssen mir helfen, dass es wie<strong>de</strong>r gut geht.“ Für <strong>de</strong>n Mann habe ich<br />

mich e<strong>in</strong>gesetzt. Ganz war damals se<strong>in</strong> Wunsch nicht zu erfüllen, aber e<strong>in</strong>e Segenshandlung<br />

war möglich.<br />

Die Pfarrersfrau, Frau Neuse, war fürsorglich gegenüber <strong>de</strong>m Vikar: Für <strong>de</strong>n Speiseschrank<br />

bekam ich e<strong>in</strong>en eigenen Schlüssel; so konnte ich bei Rückkehr am Sonntagabend<br />

noch von <strong>de</strong>m üblichen Gericht, Kartoffelsalat mit Würstchen, essen, was<br />

me<strong>in</strong>em Gewicht allerd<strong>in</strong>gs nicht so gut bekam.<br />

Täglich hatte ich zwei Hausbesuche zu machen, etwa die Eltern <strong>de</strong>r Konfirman<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r die Angehörigen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trauerfall zu besuchen. Lei<strong>de</strong>r war <strong>de</strong>r evangelische<br />

Vikar nicht an se<strong>in</strong>er Kleidung zu erkennen. So konnte es passieren, dass mir, wenn<br />

ich als unbekannter Frem<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Haustür kl<strong>in</strong>gelte, entgegengehalten wur<strong>de</strong>:<br />

„Bettler und Hausierer wollen wir nicht.“ Die Reaktion än<strong>de</strong>rte sich aber, wenn ich<br />

me<strong>in</strong> Anliegen vortrug, und durchweg wur<strong>de</strong> ich freundlich empfangen.<br />

Jeweils schon am Montag habe ich mir <strong>de</strong>n für die Predigt am nächsten Sonntag<br />

bestimmten biblischen Text angesehen, bei <strong>de</strong>n Hausbesuchen zugehört, so Anregungen<br />

erhalten, die ich aufgreifen konnte.<br />

Ich wohnte („Auf’m Bruch“) <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nähe von Fam. Vetter, die bei Pfarrer Neuse e<strong>in</strong><br />

hohes Ansehen genoss, mich freundlich aufnahm. So war ich oft <strong>in</strong> ihrem Haus,<br />

und diese Gespräche zählte ich zu <strong>de</strong>n zwei Hausbesuchen, die ich täglich machen<br />

musste. Der Kontakt hat sich bis heute erhalten o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r aufgefrischt.<br />

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