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[ „<strong>die</strong> fetten jahre sind längst vorbei“ ]<br />
Seit mehr als einer Generation frönen wir Deutschen einem kollektiven Verdrängungssyndrom:<br />
Wir leugnen <strong>die</strong> brutalen Konsequenzen <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Alterung unserer Gesellschaft, <strong>die</strong><br />
einhergeht mit einem säkularen Geburtenrückg<strong>an</strong>g, <strong>de</strong>r En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 60er-Jahre einsetzte. Die<br />
Verdrängung kulminierte in <strong>de</strong>m geflügelten Satz: „Die Rente ist sicher!“ Ein zwar sympathischer,<br />
aber doch ver<strong>an</strong>twortungsloser christ<strong>de</strong>mokratischer Arbeitsminister Blüm (IGM-Mitglied,<br />
<strong>die</strong> <strong>Redaktion</strong>) gab damit <strong>de</strong>r kollektiven Verdrängung eine bequeme Losung.<br />
Im Jahrzehnt zuvor hatte eine sozial-liberale Koalition zu einem Zeitpunkt, als <strong>de</strong>r massive Geburten-<br />
rückg<strong>an</strong>g bereits jahrel<strong>an</strong>ge Realität war, <strong>de</strong>n Vorruhest<strong>an</strong>d ohne Abschläge in <strong>de</strong>r Rentenver-<br />
prächtig mit. Es wollte belogen wer<strong>de</strong>n, weil<br />
ein Systemwechsel zu einschnei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verän-<br />
<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n persönlichen Lebensum-<br />
stän<strong>de</strong>n führt. Leistungszusagen in Gestalt von<br />
Bl<strong>an</strong>koschecks für das Alter schufen <strong>die</strong> richtige<br />
Atmosphäre für sorgenfreien Konsum und<br />
m<strong>an</strong>geln<strong>de</strong> private Altersvorsorge. Noch heute<br />
überschätzen fast <strong>die</strong> Hälfte <strong>de</strong>r Rentenver-<br />
sicherten ihre späteren Renten<strong>an</strong>sprüche.<br />
MEHR ARBEITEN, WENIGER URLAUB<br />
„Länger arbeiten, mehr privat vorsorgen, weni-<br />
ger konsumieren:“ <strong>die</strong>sen wenig lustvollen<br />
Dreikl<strong>an</strong>g wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> heutigen und künftigen<br />
Generationen beherzigen müssen, wenn wir<br />
<strong>die</strong> Konsequenzen <strong>de</strong>s säkularen <strong>de</strong>mographi-<br />
schen W<strong>an</strong><strong>de</strong>ls ohne Selbstbetrug bewältigen<br />
wollen. Gera<strong>de</strong>zu grotesk wirken vor <strong>die</strong>sem<br />
Hintergrund Streiks für <strong>die</strong> 35-Stun<strong>de</strong>n-Woche.<br />
sicherung eingeführt und gleichzeitig das Netto-<br />
rentenniveau von rund 60 auf etwa 70 Prozent<br />
erhöht. Das Füllhorn umlagefin<strong>an</strong>zierter staat-<br />
licher Sozialleistungen wuchs in einem sich selbst<br />
berauschen<strong>de</strong>n System <strong>de</strong>r Volksbeglückungspolitik,<br />
<strong>die</strong> große wie kleine Parteien ausnahmslos und<br />
skrupellos betrieben. Und das Wahlvolk spielte<br />
Wenn wir nicht wollen, dass unsere Sozialabgaben von heute 42 Prozentpunkten auf <strong>de</strong>utlich über<br />
60 Prozentpunkte explo<strong>die</strong>ren, wer<strong>de</strong>n wir längere Wochen- und längere Lebensarbeitszeiten<br />
akzeptieren müssen. Auch <strong>die</strong> bezahlten Urlaubstage wer<strong>de</strong>n längerfristig eher schrumpfen. Haben<br />
wir zu <strong>die</strong>ser Konsequenz keinen Mut, d<strong>an</strong>n posperieren in <strong>de</strong>n nächsten Jahren <strong>die</strong> Schatten-<br />
wirtschaft und <strong>die</strong> Schwarzarbeit noch mehr.<br />
EFFEKTIVE BILDUNG VON NÖTEN<br />
Weil alle staatlichen Leistungen - Renten und<br />
Pensionen, aber auch alle Leistungen für Be-<br />
treuung und Bildung <strong>de</strong>r nächsten Generation -<br />
durch volkswirtschaftliche Wertschöpfung erarbei-<br />
tet wer<strong>de</strong>n müssen, geht das in einer altern<strong>de</strong>n<br />
Gesellschaft nur durch Mehrarbeit und durch<br />
mehr kapitalge<strong>de</strong>ckte Vorsorge. Relativ zum<br />
längeren Lebenszyklus immer weniger zu arbei-<br />
ten, passt nicht zusammen. Für <strong>die</strong>se b<strong>an</strong>ale wie<br />
brutale Erkenntnis muss m<strong>an</strong> nur <strong>die</strong> Grund-<br />
rechenarten beherrschen.<br />
Lebensl<strong>an</strong>ges Lernen statt endloser Ausbil-<br />
dungen. Schlechte Vorschul- und Grundschul-<br />
qualitäten können wir uns in Deutschl<strong>an</strong>d genau-<br />
so wenig leisten wie generell viel zu l<strong>an</strong>ge Erst-<br />
ausbildungen. Dass Gymnasiallehrer mit knapp<br />
30 Jahren das erste Geld ver<strong>die</strong>nen und mit<br />
weniger als 60 Jahren in <strong>de</strong>n statistischen Ruhe-<br />
st<strong>an</strong>d eintreten, von <strong>de</strong>n Steuerzahlern bis zum<br />
Tod alimentiert, ist ein unbezahlbarer Luxus für<br />
unsere Gesellschaft. Damit <strong>die</strong> junge Generation<br />
früher ins Erwerbsleben einsteigt, sind für aka<strong>de</strong>-<br />
mische Ausbildungen Stu<strong>die</strong>ngebühren dringend<br />
notwendig, nicht nur wegen <strong>de</strong>r Beschleunigung,<br />
son<strong>de</strong>rn auch wegen <strong>de</strong>r unabdingbaren Quali-<br />
tätssteigerung in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Universitäten.<br />
AUTOR:<br />
OSWALD METZGER<br />
Mitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages<br />
Obm<strong>an</strong>n <strong>de</strong>r Fraktion Bündnis 90/<br />
Die Grünen im Haushaltsausschuss<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Reformkommission<br />
„Soziale Marktwirtschaft <strong>de</strong>r<br />
Bertelsm<strong>an</strong>n-Stiftung“<br />
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