Fernsehen und Bildung
Fernsehen und Bildung
Fernsehen und Bildung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
672<br />
Editorial<br />
Abb. 1 Einfluss des täglichen Fernsehkonsums in Kindheit <strong>und</strong> Jugend auf die berufliche Qualifikation im Alter von 26<br />
Jahren.Jede Säuleentspricht 100% derjeweiligen Untergruppemit einem täglichenFernsehkonsumvon wenigerals 1St<strong>und</strong>e,<br />
1bis 2St<strong>und</strong>en,2bis 3St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mehr als3St<strong>und</strong>en (schwarz:keinAbschluss; dunkelgrau: Schulabschluss; hellgrau:<br />
beruflicherAbschluss; weiß: Universitätsabschluss; Daten aus2,S.616).<br />
sammenhang stand; ein geringer Fernsehkonsum<br />
im Kindesalter dagegen am stärksten<br />
mit dem Erreichen eines Universitätsabschlusses<br />
verb<strong>und</strong>en war. Beim ersten<br />
Bef<strong>und</strong> ist nämlich die Richtung der Verursachung<br />
nicht klar: Es könnte sein, dass<br />
die Jugendlichen zu viel fernsehen <strong>und</strong> deswegen<br />
die Schule verlassen; es könnte aber<br />
auch sein, dass sie sich inder Schule langweilen<br />
<strong>und</strong> deswegen mehr fernsehen. Der<br />
negative Zusammenhang zwischen <strong>Fernsehen</strong><br />
in der Kindheit <strong>und</strong> Universitätsabschlusshingegen<br />
lässt sich nicht in dieser<br />
Weisekausal-neutraldeuten. Hier bleibt nur<br />
die Interpretation, dass das <strong>Fernsehen</strong> den<br />
erreichten <strong>Bildung</strong>sabschluss negativ beeinträchtigt.<br />
Man fand weiterhin, dass das <strong>Fernsehen</strong><br />
die beruflicheQualifikation derKinder mit<br />
mittlerem Intelligenzniveau am deutlichsten<br />
beeinflusste. Mit anderenWorten: Der<br />
gering Begabte hat, relativunabhängig vom<br />
täglichen Fernsehkonsum, eher keinenAbschluss,<br />
<strong>und</strong> derHochbegabte landetander<br />
„Kinder vor dem zweiten Lebensjahr<br />
sollten nicht vor dem Fernseher sitzen.“<br />
Universität, ebenso unabhängig vom täglichen<br />
Fernsehkonsum. Wasabermit derbreitenMasse<br />
in derMitte geschieht,hängt wesentlich<br />
davon ab, wie viel fern gesehen<br />
wird.<br />
Die zweite Studie von Zimmerman <strong>und</strong><br />
Christakis (10) bezieht sich auf einen US-<br />
Nervenheilk<strong>und</strong>e8/2005<br />
amerikanischen großen nationalen <strong>und</strong> repräsentativen<br />
Datensatz. Bei 1797 Kindern<br />
wurde der Fernsehkonsum (von den Mütternberichtet)<br />
im Altervon vor3Jahrensowie<br />
im Alter von3bis 5Jahrenmit Testwerten<br />
für eine Reihe kognitiver Funktionen<br />
(Konzentration, Lesefähigkeit, Sprachverständnis,<br />
mathematische Fähigkeiten) im<br />
Alter von sechs Jahren in Verbindung gebracht.<br />
Zudem wurdendie sozialeHerkunft<br />
<strong>und</strong> das Intelligenzniveau der Mütter erfasst,<br />
umden Einfluss dieser Messgrößen<br />
aus den Effekten des <strong>Fernsehen</strong>s herausrechnenzukönnen.<br />
Der durchschnittliche Fernsehkonsum<br />
vordem dritten Lebensjahr lag in dieser Studie<br />
bei 2,2 <strong>und</strong> bei 3,3 St<strong>und</strong>en zwischen<br />
dem 3. <strong>und</strong>5.Lebensjahr. MitsechsJahren<br />
schauten die Kinder im Durchschnitt 3,5<br />
St<strong>und</strong>en täglich fern. Insgesamt zeigte sich<br />
beim Vergleich der Vielseher (mehr als 3<br />
St<strong>und</strong>entäglich) mit denWenigsehern(weniger<br />
als 3St<strong>und</strong>en täglich) ein deutlicher<br />
Effekt des<strong>Fernsehen</strong>simSinneeinerBeeinträchtigung<br />
der kognitiven Fähigkeiten.<br />
Dieser Effekt blieb auch bestehen, wenn<br />
man die zusätzlich gemessenen Variablen<br />
berücksichtigte, <strong>und</strong> derwar für das<strong>Fernsehen</strong><br />
vor dem 3.Lebensjahr besonders ausgeprägt.<br />
Entsprechend folgern die Autoren, dass<br />
den Empfehlungen der Amerikanischen<br />
Akademie für Kinderheilk<strong>und</strong>e ( American<br />
Academy of Pediatrics), Kinder vor dem<br />
zweitenLebensjahrnicht vordem Fernseher