flow360° Q3/2012 - Architektur/Design/Lifestyle
E-Magazine about Architecture, Design and Lifestyle by contemporary architecs of flow.studio. Kundenmagazin der flow.studio GmbH zu Architektur, Design & Lifestyle
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f360° | Fokus Pflanzen<br />
Pinus pentyphylla<br />
und Ihre Schwestern<br />
Japanische geformte Kiefern<br />
(Gartenbonsai)<br />
Geformte Kiefern gehören zu einem japanischen<br />
Garten wie Yin zu Yang. Kein anderer Baum ist im<br />
Bewusstsein der Japaner stärker verwurzelt. Kiefern<br />
stehen dort für Langlebigkeit, weil sie sehr alt<br />
werden, und da sie oft noch älter erscheinen, assoziiert<br />
man mit ihnen Weisheit und Klugheit. Die<br />
Kiefer im Garten ist für die Japaner der Inbegriff des<br />
„niwaki“, das soviel wie Gartenbaum bedeutet.<br />
Insbesondere drei Arten der japanischen Kiefern<br />
findet man (durch Importe) auch bei uns:<br />
• Pinus pentyphylla (syn. Pinus parviflora), die<br />
japanische Mädchenkiefer<br />
• Pinus densiflora,<br />
die japanische Rotkiefer mit<br />
längerer weicherer Benadelung<br />
• Pinus thunbergii die japanische Schwarzkiefer.<br />
Während die ersten beiden Sorten als „weibliches“<br />
Gestaltungselement gelten, wird die japanische<br />
Schwarzkiefer als männliche Variante angesehen.<br />
Für letztere gilt derzeit ein Importverbot, weil die für<br />
den Pflanzenschutz zuständigen Behörden den Import<br />
von Krankheitserregern und Schädlingen, die<br />
hier noch nicht um sich gegriffen haben, vermeiden<br />
möchten. Ältere Exemplare mit besonderen Gesundheitszeugnissen<br />
findet man noch gelegentlich<br />
in unseren spezialisierten Baumschulen, oft nach<br />
einem Importumweg über südeuropäische Baumschulen,<br />
wo die Importvorschriften weniger streng<br />
ausgelegt werden.<br />
Für die Kiefern gibt es in Japan zwei grundsätzlich<br />
zu unterscheidende Grundgestaltungsformen, denen<br />
aber gemeinsam ist, dass ein interessanter<br />
charaktervoller Baum entsteht. Zum einen haben<br />
die Äste eher eine rundlich flachere Form für die<br />
eher landschaftlich gestalteten Gerüstbäume oder<br />
einzeln stehende, von allen Seiten zu sehende sogenannte<br />
Betrachtungsbäume. Bei der anderen<br />
Gestaltungsart werden die Äste flach und lang gezogen,<br />
um die Anmutung von Bäumen zu erreichen,<br />
die windgepeitscht an den Küsten stehen. Diese<br />
Bäume werden in der Regel über Wasserflächen<br />
oder Wasserflächen symbolisierenden Trockenkiesflächen<br />
(kare-san-sui) gepflanzt.<br />
In den ersten ca. 20 - 30 Jahren der Aufzucht gilt<br />
das Hauptaugenmerk der japanischen Gestalter<br />
der Grundform des Stammes und der Äste (Erziehungsschnitt).<br />
Ist die Grundform zufriedenstellend, werden die<br />
einzelnen Teller oder Ebenen (teilweise durch Unterstützung<br />
von Bambusgerüsten) geformt und perfektioniert.<br />
Diese im weiteren Leben des Baumes<br />
zweimal jährlich auszuführenden Arbeiten, bestehen<br />
in der Entfernung oder dem Rückschnitt der<br />
neuen Kerzen im Frühjahr (midoritsumi) und dem<br />
Auslichten / Ausputzen der Ebenen im Herbst (momiage).<br />
Gerade letztere Maßnahme wird hierzulande häufig<br />
vernachlässigt und führt oft dazu, das die unteren<br />
Ebenen nicht mehr genug Licht bekommen und<br />
braun und dürr werden.<br />
So entwickeln sich Kiefern im Laufe der Jahre zu<br />
immer ausdrucksstärkeren und schöneren Exemplaren.<br />
Für alle Kiefern gilt: Staunässe ist Gift, zu tiefes<br />
pflanzen ist ebenfalls in fast jedem Falle tödlich.<br />
Eine Kiefer lieber auf einen kleinen Hügel setzen<br />
(ca. + 10 cm gegenüber dem Standortgelände). Im<br />
Zweifelsfalle das Pflanzloch tiefer ausheben und<br />
eine Drainage unterbauen.<br />
Gute Baumsubstrate (mit einem deutlichen Anteil<br />
an Lava o.ä.) mit Sand 2:1 gemischt sollten eine<br />
gute Entwicklung gewährleisten, gegebenenfalls<br />
mit etwas Torf den PH-Wert des Bodens in die<br />
Nähe von 6 - 6,5 bringen.<br />
Nun wie immer in meinen Beiträgen zu den Gefahren<br />
für unsere Kiefern:<br />
Neben Staunässe (siehe oben) gibt es ein paar<br />
Feinde der Bonsai-Kiefern :<br />
28 29<br />
1. Kiefernschütte<br />
Was man über Jahrzehnte hinweg als einen Pilz,<br />
nämlich Lophodermium pinastri angesehen hat,<br />
ist in Wirklichkeit ein Komplex aus wenigstens zwei<br />
verschiedenen Pilzen, die heute unter den Namen<br />
Lophodermium seditiosum und Lophodermium pinastri<br />
bekannt sind. Oft überwindet die genügend<br />
widerstandsfähige Kiefer diesen Pilzbefall. Bei unseren<br />
Bonsaikiefern ist dies aber oft mit dem Verlust<br />
der Benadelung ganzer Ebenen verbunden, was<br />
den Habitus der Pflanzen komplett zerstört und die<br />
Schönheit verlieren lässt. Da die oben genannten<br />
japanischen Kiefern sehr kostspielig und wertvoll<br />
sind, empfehle ich die sachgerechte Behandlung<br />
mit einem Fungizid z.B. Dithane M45 (0,2%-ig verdünnt).<br />
Besondere Vorsicht gilt an Koiteichen:<br />
Spritzen bei Windstille und wenn keine Niederschläge<br />
unmittelbar folgen können. Angrenzende Wasserflächen<br />
in jedem Falle mit Planen abdecken.