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| TEST | YAMAHA GRIZZLY <strong>550</strong> EPS<br />
Würde man den neuen Bären in einer<br />
Boxer-Klasse ansiedeln, so<br />
wäre er ein Kandidat für das Mittelgewicht.<br />
Ausgerüstet ist er allerdings wie<br />
ein Preisboxer, nämlich mit allem, was<br />
den 700er so erfolgreich machte. So ist<br />
die Idee hinter dem Neuen keine<br />
schlechte: Ein mit allen denkbaren technischen<br />
Raffinessen voll ausgestattetes<br />
ATV mit einem gut dosierbaren Motor<br />
in der Mittelklasse. Weniger Kosten und<br />
dennoch das gesamte Spektrum abdecken.<br />
Das müsste den Kunden doch gefallen.<br />
So entstand ein Fahrzeug, welches<br />
den Freizeitfahrer voll befriedigen<br />
dürfte. Trailriding - also Geländetouren<br />
- von einfach bis schwer ist der Einsatzschwerpunkt<br />
des <strong>550</strong>er Bären.<br />
Was ist neu - was kennen wir?<br />
Neu ist der Motor. Wir finden das Triebwerk<br />
im bekannten Chassis des 700er<br />
Grizzly. Zwar liegt er mit 558 ccm um<br />
acht Kubik höher als der Modellname<br />
angibt, aber damit 128 unter dem Toppmodell.<br />
Die Leistung des Neuen ist mit<br />
37 PS angegeben. Ein neuartiger Zylinderkopf<br />
deckelt das Kraftwerk mit seinem<br />
92er Schmiedekolben. Der Zylinder<br />
ist mit Keramik beschichtet und zur Gewichtsersparnis<br />
mit einem neuen, leichten<br />
Anlasser ausgerüstet. Eine Ausgleichswelle<br />
bringt Laufkultur,<br />
elektronische Einspitzung - EFI - über-<br />
DIE RIVALEN<br />
nimmt das Management des Gesamtprozesses.<br />
Neu ist die elektronische Stabilitätskontrolle<br />
der Drehzahl. Will heißen,<br />
dass die Befehle vom Daumengas<br />
exakter umgesetzt werden. Ohne Probleme<br />
lässt sich der neue Treibling zum<br />
Leben erwecken, um rasch Betriebstemperatur<br />
anzunehmen. Hierzu hat Yamaha<br />
eigens eine Zündkerze entwickelt.<br />
Nach einigen Metern auf der ausgiebigen<br />
Teststrecke, vermissen wir zunächst<br />
etwas Dampf von unten aus dem Drehzahlkeller.<br />
Aber ab einer mittleren<br />
Drehzahl kommt ordentlich Schwung in<br />
die Sache. Konstant dreht der Motor<br />
hoch bis zur Spitze, ohne in ein Leistungsloch<br />
zu fallen. Beherrschbare<br />
Kraft für jegliche Situation steht dem<br />
Fahrer zur Verfügung. Die Tour abseits<br />
der Strassen im leichten bis schweren<br />
Gelände wird zum Genuss. Ein großer<br />
Kühler verschafft dem Aggregat die nötige<br />
Betriebstemperatur, auch wenn's<br />
hoch her geht. Wir erreichten auf der<br />
Geraden rund 100 km/h, gemessen mit<br />
dem bordeigenen, hochinformativen<br />
Display. Besonders gut arbeitet beim<br />
<strong>550</strong>er Grizzly die Automatik und die<br />
Motorbremse. An einem extremen<br />
Steilstück konnten wir uns voll auf die<br />
Bremskraft des Systems verlassen. Nur<br />
wenig oder gar nicht musste mit den<br />
vier Scheibenbremsen unterstützt werden.<br />
Bekannt ist wie erwähnt das Chassis<br />
des 700er Grizzly. Übernommen wur-<br />
MOTOR Arctic Cat 500 4x4 Kymco MXU 500<br />
Typ Einzylinder, 4-Takt Motor, flüssiggekühlt Einzylinder, 4-Takt, flüssiggekühlt<br />
Hubraum 493 ccm 498,5 ccm<br />
Leistung 25 kW / 34 PS 14,3 kW (VKP) 28,6 kW (ZM)<br />
Getriebe<br />
Typ Automatic CVT CVT-Getriebe,P/R/N/L/H<br />
Antrieb 4x4, Kardan, Diff.-Sperre 4x4, Kardan<br />
Fahrwerk und Maße<br />
Länge/Breite/Höhe 2180/1240/1290 mm 2200/1220/1230 mm<br />
Gewicht 315 kg 316 kg<br />
Bremsen vorne/hinten 2 Scheiben/2 Scheiben 2/1 Scheiben hydraulisch<br />
Radaufhängung vorne/hinten Doppelte Dreieckslenker vorne und hinten Einzelrad/Schwinge<br />
Preis 9.100 Euro inkl. VKP Zul. 7.795 Euro inkl. Zul.<br />
Mehr Infos www.arcticcat.eu www.kymco.de<br />
Quadwelt-Test Ausgabe 5/2006<br />
Ausgestattet mit allen Features des 700er Grizzly, geht der neue Bär ins Rennen. Der Schwerpunkt liegt eindeutig im freizeitorientierten Einsatz,<br />
weniger im Arbeitsbereich. Die Konkurrenz in der Klasse ist heftig.<br />
Bremskraft: Die Motorbremse klappt vorbildlich<br />
wenn's abwärts geht.<br />
Trail-Maschine: Der neue Grizzly <strong>550</strong> EPS.<br />
Bärenjagd: Rund 100 km/h sind drin.<br />
de die Einzelradaufhängung und die<br />
Bremsanlage. Bis auf den kleinen Unterschied,<br />
dass hier der Kolben der Bremszange<br />
quasi verkehrt herum montiert<br />
ist, was weniger Bremsflüssigkeit erforderlich<br />
macht und somit die Wartung<br />
erleichtert. Die Stopper zeigten sich im<br />
Test über jeden Zweifel erhaben. Bergab<br />
und schnelle Fahrt wissen sie zuverlässig,<br />
mit deutlicher Dosierbarkeit zu<br />
verzögern. Das Fahrwerk harmoniert<br />
mit dem Motor. Man fühlt sich wohl,<br />
weil die Fahrt gut kontrollierbar ist. Yamaha<br />
hat aber viel dazu getan, um dieses<br />
Gefühl zu verstärken bzw. zu unterstützen.<br />
Da sei zunächst die aufgepolsterte,<br />
bequeme Sitzbank zu nennen.<br />
Auf langen Ausfahrten sitzt man<br />
sich nicht den Allerwer<strong>test</strong>en breit. Gegen<br />
Ermüdung des Gasdaumens wurde<br />
der Gashebel neu gestaltet. In der Tat<br />
macht sich dies bemerkbar. Die beste<br />
Hilfe ist jedoch das EPS - Electronic<br />
Power Steering. Diese Servolenkung<br />
stammt ebenfalls vom großen Bruder.<br />
Was bringt das? Das, was es auch im Au-<br />
tomobil bringt: Kraftsparende Lenkbewegungen<br />
- sehr von Vorteil in unserem<br />
deutschen Asphaltdschungel. Je schneller<br />
der Grizzly unterwegs ist, desto<br />
mehr wird unangenehmes Verreissen<br />
des Lenkers durch Bodenunebenheiten<br />
spürbar aufgefangen. Das EPS wirkt wie<br />
ein Lenkungsdämpfer. Vor allem aber<br />
im schweren Terrain macht sich das System<br />
bezahlt. Querrillen, Wurzeln, Steine<br />
und sonstiger Untergrund sind erheblich<br />
leichter zu überwinden. Kein<br />
Verreissen des Lenkers. Damit ist eine<br />
zügigere, aber vor allem sichere Fahrweise<br />
möglich. Wir hatten Gelegenheit,<br />
den Grizzly <strong>550</strong> mit und ohne EPS zu <strong>test</strong>en.<br />
Mit fährt es sich wesentlich entspannter<br />
und weniger ermüdend für<br />
die Unterarme. Nach einigen Stunden<br />
auf dem Modell ohne Unterstützung,<br />
schwollen die Unterarme der Testpiloten<br />
merklicher an. Martin Pust von Yamaha<br />
Motor Deutschland gibt an, hier<br />
zulande nur die EPS-Version anzubieten:<br />
"Der Preisunterschied ist zu gering,<br />
um auf dieses Feature zu verzichten." In<br />
der Tat - einmal gefahren, will man es<br />
nicht mehr missen. Verbessert haben<br />
die Konstrukteure den Wahlschalter für<br />
die Stellungen P-R-N-H-L. Butterweich<br />
ist der <strong>550</strong>er schaltbar. Geschützt wird<br />
der Unterboden und die A-Arms beider<br />
Achsen durch üppigen Unterfahrschutz.<br />
Die Gelenke der Antriebswellen sind<br />
durch neue, dichtere Manschetten von<br />
Umwelteinflüssen abgeschirmt. Auffallend<br />
sind die neuartigen, bogenförmigen<br />
A-Arms, welche dem bekannten<br />
Fahrwerk noch mehr Bodenfreiheit und<br />
Quadwelt Quadwelt 53<br />
Einsatzprofil<br />
Motocross<br />
Enduro<br />
Trial<br />
Gelände leicht<br />
Gelände mittel<br />
Gelände schwer<br />
Gelände extrem<br />
Straße Tour<br />
Straße Sport<br />
sehr gut gut mittel<br />
ausreichend<br />
schlecht<br />
YAMAHA GRIZZLY <strong>550</strong> EPS | TEST |