Entscheidungsfindung im Gebirge
Entscheidungsfindung im Gebirge
Entscheidungsfindung im Gebirge
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Gebirgslage und taktische Lage werden<br />
durch die Spezialisten <strong>im</strong>mer gegeneinander<br />
abgewogen<br />
Bild: Österreichisches Bundesheer<br />
208<br />
Praxis<br />
<strong>Entscheidungsfindung</strong> <strong>im</strong> Österr. Bundesheer<br />
4 Abschließende Anmerkungen und Ausblicke in die Zukunft<br />
Von Soldaten wird erwartet, dass sie gehorsam in die Gefahr hinein handeln. Gehorsam<br />
ist jedoch nicht absolut und unbedingt, sondern an ethische und fachliche<br />
Normen gebunden und erfordert von den Führern aller Ebenen der Hierarchie ein<br />
entsprechendes Verantwortungsgefühl gepaart mit Fachkompetenz.<br />
Natürlich ist <strong>im</strong> militärischen Bereich <strong>im</strong>mer ein Kompromiss zwischen gefechtstechnischer<br />
Risikoverminderung und Risikoverminderung der Gebirgslage zu finden.<br />
So kann die Verwendung des Lawinenverschüttetensuchgerätes zur Bedrohung werden,<br />
wenn der Gegner über entsprechende Aufklärungs- bzw. Ortungsmittel verfügt.<br />
Der militärische Führer hat dann mit allen Konsequenzen die Entscheidung über die<br />
richtige Handlungsanweisung zu treffen.<br />
Das oben beschriebene taktische Führungsverfahren ist eine vielfach erprobte und<br />
bewährte Form, extreme Situationen erfolgreich zu bewältigen. Es unterliegt natürlich<br />
wie alle anderen Verfahren einem ständigen Wechsel bzw. einer Weiterentwicklung.<br />
Manchmal wird auch oft nur „das Rad neu erfunden“. Nehmen wir zum Beispiel<br />
den Bereich der derzeit gerade so viel diskutierten sogenannten „Strategien“<br />
zur Beurteilung der Lawinengefahr. Be<strong>im</strong> Studium der alten Schriften eines Zdarsky,<br />
Kugi oder Bilgeri usw. findet man vieles davon vorgedacht und beschrieben. Neue<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse auf Grund der technischen Möglichkeiten und deren<br />
Ableitungen veränderten jedoch unseren Zugang zur Materie nachhaltig. Für Organisationen,<br />
die sich in gefährliche Lagen begeben müssen, ist es eine Verpflichtung, nicht<br />
nur die Entwicklung zu beobachten, sondern aktiv mit zu entwickeln.<br />
1<br />
Ermittlung der mittleren Schneedeckenstabilität nach Werner Munter.<br />
Retten – wo andere nicht mehr können<br />
Der Internationale Rettungsspezialist<br />
Kurt Pflügl<br />
In vielen Krisenregionen <strong>im</strong> <strong>Gebirge</strong> herrscht „Krieg“<br />
„Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ schrieb einst Carl von<br />
Clausewitz in seinem 1832 erschienen Buch Vom Kriege. Soldaten werden dort eingesetzt,<br />
wo es kein anderes Mittel mehr gibt, also die Diplomatie versagt hat. Damit<br />
unterscheiden sich Soldaten grundsätzlich von allen anderen Berufsgruppen, denn sie<br />
müssen in einem kriegerischen Umfeld ihre Aufgabe erfüllen. In unserem speziellen<br />
Fall geht es um die Rettung und Bergung von Verwundeten und Verletzten in einem<br />
kriegerischen Umfeld <strong>im</strong> <strong>Gebirge</strong> oder schwierigen Gelände.<br />
Erfahrungen aus der Geschichte<br />
Schon mehr als 100 Jahre bildet das Militär in Österreich Bergführer aus. Diese<br />
Ausbildung ergab sich aus der Notwendigkeit, Soldaten auch <strong>im</strong> schwierigen Gelände<br />
bis ins Hochgebirge einsetzen zu können. Im Laufe der Zeit wurden daraus wesentliche<br />
Erkenntnisse gezogen, die die allgemeine Lehrmeinung bis heute beeinflussen.<br />
Die allgemeine Lawinenkunde resultiert zum Beispiel aus den Erfahrungen des 1.<br />
Weltkrieges und wurde nur <strong>im</strong> Rahmen von sogenannten Strategien in ein neues,<br />
vielleicht leichter verständliches Kleid verpackt.<br />
In all diesen Jahren zählte das Österreichische Bundesheer zu den größten „Alpinschulen“<br />
des Landes und konnte daraus ein sehr umfangreiches Wissen und einen gewaltigen<br />
Erfahrungsschatz aufbauen. Durch die veränderten Bedrohungen änderten<br />
sich allerdings auch für die gebirgsqualifizierten Soldaten die Rahmenbedingungen.<br />
Geänderte Rahmenbedingungen verlangen Anpassung<br />
Soldaten werden zur Friedensschaffung und -sicherung in vielen Teilen der Welt eingesetzt.<br />
Konflikte sollen dort gelöst werden, wo sie passieren. Vor allem in Regionen,<br />
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Der Internationale Rettungsspezialist<br />
Praxis