GET2010_Beihefter Solarregion_end:Layout 1 - Energieagentur ...
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Altbausanierung:<br />
Wecksignale aus dem Dornröschenschlaf<br />
Allein in Baden-Württemberg gibt es<br />
rund 2,2 Millionen Wohngebäude. 70 Pro -<br />
zent davon wurden vor 1977 errichtet. Der<br />
größte Teil ist noch nicht saniert und hat<br />
einen vielfach höheren Heiz bedarf als<br />
en er getisch modernisierte Häuser. Dieser<br />
hartnäckige Sanie rungs stau könnte sich<br />
jedoch schon bald auflösen.<br />
Ein neues Argument für Hausbesitzer, ihren<br />
Altbau zu sanieren, ist der bundesweite<br />
Energieausweis. Seit Januar 2009<br />
benötigen alle Wohngebäude, die neu<br />
vermietet oder verkauft werden, dieses<br />
Gütesiegel. „Der Energieausweis macht<br />
auf einer Skala von grün bis rot das<br />
Niveau der Heizkosten transparent“, so<br />
Claudia Rist, die Leiterin des Landes pro -<br />
gramms Zukunft Altbau vom Umwelt -<br />
ministerium Baden-Württemberg. „Mieter<br />
und Käufer werden vor der Schlüssel -<br />
übergabe nun verstärkt Wohnungen mit<br />
der Farbe grün auswählen.“<br />
Einen weiteren Schub bei der Altbau -<br />
sanierung erhoffen sich Experten von<br />
dem Erneuerbaren-Wärme Gesetz der<br />
Stuttgarter Landesregierung. Seit dem 1.<br />
Januar 2010 gilt das Landesgesetz für be-<br />
Kooperationspartner der Gebäude.Energie.Technik 2010<br />
steh<strong>end</strong>e Wohngebäude. „In Baden-<br />
Württemberg dürfen in Wohngebäuden<br />
jetzt nur noch Heizanlagen eingebaut<br />
wer den, die durch mindestens zehn Pro -<br />
zent erneuerbare Energien unterstützt<br />
werden. Das ist bundesweit einzigartig“,<br />
erklärt Rist.<br />
Das komplexe System<br />
„Haus“ auf Herz und<br />
Nieren prüfen – Optimales<br />
Sanierungs konzept inklusive<br />
finanz ieller Förderung am<br />
besten durch einen versierten<br />
Gebäudeenergieberater<br />
erstellen lassen<br />
Das Energieeffizienzpotenzial in Altbau -<br />
ten ist groß. Oft liegt der Heizbedarf bei<br />
umgerechnet 20 Litern Heizöl pro Qua -<br />
dratmeter und Jahr. Mehr als zwei Drittel<br />
der Heizkosten könnten Hausbesitzer<br />
einsparen, wenn sie alles tun, was technisch<br />
möglich ist. Dazu zählen die Däm -<br />
mung von Dächern, Wänden und Fens -<br />
tern. Steht eine Generalsanierung an,<br />
Foto: rockwool<br />
kann manchmal sogar das Niveau eines<br />
Passivhauses erreicht werden. Der Heiz -<br />
energiebedarf liegt dann nur noch bei 1,5<br />
Litern Heizöl pro Quadratmeter und Jahr.<br />
Soll der Energieverbrauch in diese Rich -<br />
tung sinken, sind neben der Dämmung<br />
der Gebäudehülle auch neue Heiztech -<br />
niken nötig: Sie minimieren die Wärme -<br />
verluste von bis zu 30 Prozent auf nur<br />
noch rund acht Prozent. Dazu gehören<br />
Brennwertheizungen und Holzpellet kes -<br />
sel, die etwa durch Solarkollektoren gut<br />
ergänzbar sind. Die Ausgaben rentieren<br />
sich in vielen Fällen bereits nach wenigen<br />
Jahren, die Vermietungs- und Ver -<br />
kaufs erlöse steigen.<br />
Damit der Sanierungserfolg maximiert<br />
werden kann, rät Claudia Rist von Zukunft<br />
Altbau zu einem überlegten Vorgehen.<br />
„Dazu gehört die Einschaltung eines<br />
Gebäudeenergieberaters.“ Der Energie -<br />
berater prüft das komplexe System Haus<br />
auf Herz und Nieren und schlägt ein optimales<br />
Sanierungskonzept vor – inklusive<br />
finanzieller Förderung.<br />
Zukunft Altbau informiert Wohnungsund<br />
Hauseigentümer unabhängig über<br />
den Nutzen energieeffizienter Altbau -<br />
modernisierung und über Förder mög -<br />
lich keiten. Auf der Gebäude.Energie.<br />
Te ch nik 2010 finden Sie den Stand von<br />
Zukunft Altbau in der Halle 2, Stand-Nr.<br />
2.4.69 n<br />
www.get-freiburg.de<br />
Keine fossilen Energieträger mehr nötig –<br />
die Energiekosten sanken dabei auf ein Fünftel<br />
Familie Bisanz aus Stuttgart hat ihr<br />
Haus zum Effizienzhaus umgebaut. Holz<br />
und Sonne decken den Wärmebedarf,<br />
das Erscheinungsbild des Altbaus aus<br />
dem Jahr 1929 blieb erhalten. Die<br />
Energiesparmaßnahmen wurde auch<br />
mit einem Preis der Europäischen<br />
Union prämiert.<br />
„Wir wollten ein Vorzeigeobjekt mit max -<br />
imaler Energieeffizienz und regenerativer<br />
Energieerzeugung verwirklichen“,<br />
sagt Carsten Bisanz. „Das war unser<br />
Anspruch.“ Der 40jährige Familienvater<br />
steht vor dem liebevoll sanierten Altbau<br />
im Garten und zeigt auf die energetischen<br />
Neuerungen. „Eine Dämmung an<br />
den Außenwänden senkt den Wärme -<br />
bedarf. Die Lüftungsanlage mit Wärme -<br />
rückgewinnung verstärkt diesen Tr<strong>end</strong>.<br />
Der Lüftungsschlitz verbirgt sich hinter<br />
dem holzverschalten Anbau.“ Den Rest -<br />
bedarf an Energie liefern CO2-neutral eine<br />
thermische Solaranlage auf dem<br />
Dach und, von außen unsichtbar, die<br />
Pelletheizung im Keller.<br />
Eine umfass<strong>end</strong>e Sanierung des Alt -<br />
baus war auch aus anderen Grünen<br />
dring<strong>end</strong> nötig. Kleine Grundrisse, alte<br />
kalte Bäder, eine nicht in den Wohn -<br />
raum integrierte Küche und dunkle<br />
Flure waren nicht das, was sich die<br />
Familie wünschte, als sie 2004 das Haus<br />
kaufte. „Da ich selbst Gebäude energie -<br />
berater bin und Haustechnik im Wohn -<br />
bau plane, entschlossen wir uns, die<br />
Sanierung selbst in die Hand zu nehmen“,<br />
so Bisanz.<br />
Der Erfolg gibt der Familie Recht. War -<br />
me Wände und allzeit frische Luft bei einem<br />
Energiebedarf von nur noch einem<br />
Viertel ist das Ergebnis der Sanierung.<br />
Benötigte der Altbau vorher 295 Kilo -<br />
wattstunden Endenergie pro Jahr und<br />
Quadratmeter, sind es nun noch 26<br />
Prozent oder 76 Kilowattstunden. Die<br />
Heizkosten sind sogar auf gut 20 Pro -<br />
zent gefallen: Die Familie zahlt nach<br />
Umsetzung der Energieeffizienz maß -<br />
nah men 45 Euro monatlich. Vorher waren<br />
es 210 Euro. Das überzeugte auch<br />
die Juroren des Wettbewerbes „Ener -<br />
gie effizienz und gute Architektur“ der<br />
EU und des Umweltministeriums Ba -<br />
den-Würt temberg. Sie prämierten den<br />
erneuerten Altbau auf dem Energietag<br />
Baden-Württemberg im September.<br />
Wie gut das Ergebnis wirklich ist, zeigt<br />
ein Vergleich. „Bezogen auf die damals<br />
gültige Energieeinsparverordnung 2007<br />
hat das Haus einen 40 Prozent geringeren<br />
Energiebedarf als ein Neubau“, bestätigt<br />
Claudia Rist von Zukunft Altbau,<br />
dem Landesprogramm des Umwelt -<br />
ministeriums. „Und das, obwohl es bereits<br />
80 Jahre alt ist.“ Für Häuser dieser<br />
Generation sei Energiesparen prinzipiell<br />
kein Problem.<br />
Beispiel: 20 Zentimeter Dämmung der<br />
Außenwand wie bei der Familie Bisanz<br />
stellen auch bei einem Altbau kein<br />
Problem dar. Um tiefe Dämmleibungen<br />
zu vermeiden, wurden die Fenster vom<br />
Mauerwerk nach außen in die neue<br />
Dämmebene gesetzt. Für gute Luft sorgt<br />
dann die Lüftungsanlage, auch morgens<br />
im Schlafzimmer, ohne dass die<br />
Fenster geöffnet werden müssen. Die<br />
Anlage verhindert auch Schimmel bi l -<br />
dung, da sie die Feuchte nach Draußen<br />
transportiert. Gleichzeitig sinken die En -<br />
er giekosten, da die Wärme der Abluft<br />
größtenteils wieder in das Haus zurückgeführt<br />
wird.<br />
Projektdaten:<br />
Einfamilienhaus mit drei Geschossen<br />
Baujahr: 1929<br />
Wohnfläche: 171 Quadratmeter<br />
Biomasse und Solar -<br />
energie – die beiden<br />
einzigen Energieträger<br />
Die Solarthermieanlage liefert von Mai<br />
bis September so viel Warmwasser,<br />
dass der Pelletkessel komplett abgeschaltet<br />
bleibt. „Die Sonne erwärmt das<br />
Duschwasser“, weiß der 13jährige Sohn<br />
Hauke. „Auch Waschmaschine und Spül -<br />
maschine bekommen das Warm wasser<br />
vom Dach.“ In der kalten Jahresszeit<br />
heizt die automatische Pelletsanlage<br />
das Wasser und die Räume. Der Kessel<br />
steht im Keller, der Vorratsspeicher für<br />
die Pellets auch. Die Sanierung lohnt<br />
sich auch finanziell, bekräftigen die<br />
Bau herren. „Von den Mehrkosten für<br />
die energetische Sanierung hat der<br />
Staat 13.400 Euro übernommen“, so<br />
Bisanz. „Rechnet man die gesunkenen<br />
Heizkosten, den gestiegenen Immo bil -<br />
ien wert und künftige moderate Heiz -<br />
preissteigerungen hinzu, haben sich die<br />
Kosten in spätestens 15 bis 18 Jahren<br />
amortisiert“. Danach spart die Familie<br />
rund 2.000 Euro Heizkosten pro Jahr. n<br />
Sanierung Gebäudehülle/Gebäudetechnik:<br />
l Dämmung Außenwand: 20 Zentimeter<br />
l Dämmung Dach: 28 Zentimeter<br />
l Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />
l Holzpelletheizung, solarthermische Anlage<br />
mit 8,4 Quadratmeter<br />
Vorher Nachher<br />
Energiebedarf |nachher’<br />
76 kWh / m 2 x Jahr<br />
Energiebedarf |vorher’<br />
295 kWh / m 2 x Jahr<br />
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