07 - Sportkegeln-hf.de
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Quo vadis, Scherensport<br />
ensport<br />
Kegelsport. <strong>Sportkegeln</strong>. Kegeln. Sport Mit einem<br />
entschlossenen JA antworten wir, wann immer<br />
unser geliebtes Hobby hinterfragt wird. Aber<br />
können wir sicher sein, dass wir unseren Sport<br />
auch weiterhin ausüben können Der Verfasser<br />
dieser Zeilen antwortet mit einem betroffenen<br />
NEIN.<br />
Warum, wird <strong>de</strong>r Leser sich fragen. Die Antworten<br />
sind vielschichtig, und sicherlich nicht nach<br />
je<strong>de</strong>rmanns Geschmack. Vieles liegt im Argen, und<br />
Pessimisten unter uns könnten erste Anzeichen<br />
<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>rgangs erkennen. Beispiele Es gibt<br />
genügend. Zunehmend treten Mannschaften vom<br />
Sportbetrieb zurück, gera<strong>de</strong> in höheren Ligen<br />
gleichsam ein aktuelles Phänomen wie akutes<br />
Problem. Ganze Klubs und Vereine fallen auseinan<strong>de</strong>r.<br />
Spieler und ganze Teams treten bei Meisterschaften<br />
nicht an, die Aufstiegsrun<strong>de</strong> zur<br />
Damen-NRW-Liga wird nicht von allen Gauen<br />
besucht, selbst von internationalen Wettbewerben<br />
höchster Güte wer<strong>de</strong>n Teams einzelner Nationen<br />
kurz vor <strong>de</strong>r Meisterschaft zurückgezogen.<br />
Sponsoren – sofern überhaupt vorhan<strong>de</strong>n – ziehen<br />
sich zurück, Finanzmittel sind Mangelware.<br />
Was ist los mit unserem Sport<br />
Die Vermutung: Das System lähmt das Fundament,<br />
die breite Masse, etliche Spieler und Spielerinnen,<br />
verlieren die Lust. Es wird zu anstrengend.<br />
Eine mitunter unglückliche Terminplanung,<br />
zu viele Spieltage, und ein in <strong>de</strong>n ersten Jahren<br />
zwar als spannend empfun<strong>de</strong>nes, mittlerweile<br />
doch überholtes weil zu aufwendiges Spielsystem,<br />
bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r unbedarfte und ebenso seltene<br />
Zuschauer kaum etwas versteht, machen es<br />
auf Dauer zur Zumutung, „dabei“ zu bleiben.<br />
Wir brauchen eine entzerrte und familienfreundlichere<br />
Terminplanung, wünschenswerterweise<br />
ohne vielfach kritisierte Doppelspieltage,<br />
und innerhalb <strong>de</strong>s Spiels Mannschaft gegen<br />
Mannschaft benötigen wir ein neues System. Wir<br />
brauchen Transparenz und Spannung, nachvollziehbare<br />
Bigpoints, Match- und Satzbälle, mit<br />
<strong>de</strong>nen das Herzschlagfinale kein Zufallsprodukt<br />
ist. In <strong>de</strong>r NRW-Liga-Spielzeit <strong>de</strong>r vergangenen<br />
Saison gab es Spiele, bei <strong>de</strong>nen 5 Minuten nach<br />
Schluss noch darüber diskutiert wur<strong>de</strong>, ob es nun<br />
ein 3:0 o<strong>de</strong>r ein 2:1 gibt. Dies ist auf Dauer nicht<br />
das System, mit <strong>de</strong>m unser Sport überleben kann.<br />
Von <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> hat<br />
man mitunter <strong>de</strong>n Eindruck, sie wird mit Hausmitteln<br />
betrieben. Sicherlich gibt man sich hier<br />
bei Mühe, aber sie bleibt wirkungslos. Wo ist sie,<br />
die Dynamik unseres Sports, die wir so liebenAuf<br />
tausend und einem Foto vom Siegertreppchen<br />
wird man sie nicht erkennen können. Wo ist die<br />
Gänsehaut, wenn die Kugel einschlägt und <strong>de</strong>r<br />
Gegner auf <strong>de</strong>r Schlussgera<strong>de</strong>n noch abgefangen<br />
wird Auf ellenlangen Tabellen ohne je<strong>de</strong><br />
Kommentierung fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Betrachter eher Langeweile<br />
statt Action. Diese Zeilen sollen keine<br />
Kritik an <strong>de</strong>r Durc<strong>hf</strong>ührung sein, dies sei hier ausdrücklich<br />
klargestellt – vielmehr an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n<br />
Entschlossenheit <strong>de</strong>r Verantwortlichen, dieses<br />
heute so wichtige Thema in professionelle<br />
Hän<strong>de</strong> zu legen, auch, wenn es wahrscheinlich<br />
eine Stange Geld kostet. Es gibt schlicht und ergreifend<br />
erhebliches Verbesserungspotential.<br />
Die wirkliche Schere befin<strong>de</strong>t sich nicht auf <strong>de</strong>r<br />
Bahn – sie steckt vielmehr in unseren Köpfen.<br />
Einerseits lieben wir <strong>de</strong>n Kegelsport nicht nur, wir<br />
leben ihn regelrecht, je<strong>de</strong>nfalls die meisten von<br />
uns. Wir mel<strong>de</strong>n uns nicht bei einem Verein an<br />
und spielen dort einige Jahre, son<strong>de</strong>rn wir sind<br />
<strong>de</strong>m Thema ein Leben lang verschrieben, was<br />
doch durchaus zeigt, dass <strong>de</strong>r Kegelsport mehr<br />
als begeisterungswürdig ist. An<strong>de</strong>rerseits ist die<br />
Anerkennung in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit schlicht nicht<br />
vorhan<strong>de</strong>n. Immer noch trifft man regelmäßig auf<br />
die Hoch-<strong>de</strong>n-Humpen-Meinung, und immer<br />
noch ist vielen Menschen nicht bekannt, dass es<br />
beim Kegeln offizielle Meisterschaften o<strong>de</strong>r gar<br />
eine Bun<strong>de</strong>sliga gibt. Es gibt wahrlich viel zu tun.<br />
Eine weitere Schere tut sich auf, wenn man <strong>de</strong>n<br />
Vergleich mit <strong>de</strong>n „Classikern“ zieht, die technisch<br />
bedingt auf ihren Asphaltbahnen <strong>de</strong>utlich weniger<br />
Action erleben als „wir“. Dennoch ist hier nicht<br />
nur mehr Professionalität, son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>utlich<br />
mehr Akzeptanz und Interesse auf Seiten <strong>de</strong>r Öffentlichkeit<br />
zu sehen. In <strong>de</strong>n höheren Ligen sind<br />
die Hallen, trotz <strong>de</strong>r Erhebung nicht unbeträchtlicher<br />
Eintrittsgel<strong>de</strong>r, mitunter regelmäßig mit mehreren<br />
hun<strong>de</strong>rt zahlen<strong>de</strong>n Zuschauern gefüllt. Was<br />
also machen wir falsch<br />
Nicht nur in <strong>de</strong>r Politik ist die Zeit reif für Reformen,<br />
auch unserem Sport täten sie gut. Lasst uns<br />
darüber nach<strong>de</strong>nken, wie wir unseren Sport wie<strong>de</strong>r<br />
attraktiv machen können, wie wir die Sportlerinnen<br />
und Sportler bei <strong>de</strong>r Kugel halten, wie wir<br />
Nachwuchs, Medien und Zuschauer in die Hallen<br />
holen. Dies geht nach Meinung <strong>de</strong>s Verfassers<br />
auf Dauer nur über ein neues Spielsystem. Sonst<br />
ist es bald soweit: Der letzte macht das Licht aus.<br />
Im Juni 2005<br />
Michael Taschenmacher<br />
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