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Feuer für Farben - Franco Costa

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1965 lernt der junge Bekleidungsdesigner den italienischen<br />

Filmregisseur Federico Fellini kennen. Der ordert <strong>für</strong> seinen<br />

neuen Film „Julia und die Geister“ Entwürfe <strong>für</strong> seine Gespenster.<br />

Daraus entwickelt sich eine weitere Zusammenarbeit<br />

mit Fellini. Vor einem Postergeschäft hängt ein Plakat mit der<br />

Aufschrift „Dolce Vita“. An dem Fellini-Klassiker mit Marcello<br />

Mastroianni und Anita Ekberg in den Hauptrollen hat <strong>Costa</strong><br />

ebenfalls mitgewirkt, wenn auch nur als „Assistent eines Assistenten“.<br />

Egal, „Hauptsache, dabei gewesen“. Dieser Film hat<br />

<strong>für</strong> ihn noch in einem anderen Zusammenhang Bedeutung: in<br />

Anlehnung an den Titel kreierte <strong>Franco</strong> <strong>Costa</strong>, grammatikalisch<br />

nicht allzu korrekt, sein Lebensmotto: „Arte Vita“. Das<br />

meint, frei übersetzt, so viel wie „die Kunst des Lebens“.<br />

Über die schwedische Schauspielerin kommt er auf Skandinavien<br />

zu sprechen. Als Jugendlicher ist <strong>Costa</strong> zum ersten<br />

Mal durch Europa getrampt, bis nach Schweden. Schon in der<br />

ersten Nacht auf einem Campingplatz lernt er einen jungen<br />

Tschechen kennen, der Beziehungen zur Oberschicht hat. Der<br />

führt ihn ein in die schwedische High Society. Dieser Kontakt<br />

hat bis heute überdauert.<br />

<strong>Costa</strong> malt nebenher immer wieder. Als Künstler ist er leidlich<br />

erfolgreich, er gewinnt Preise bei Theaterwettbewerben.<br />

Nur eines ist er nicht: glücklich. Als eine Beziehung in die<br />

Brüche geht, will er sich sogar das Leben neh-<br />

men. Die Malerei rettet ihn, sie tritt mehr und<br />

mehr in den Vordergrund. <strong>Costa</strong> ist dabei hinund<br />

hergerissen zwischen dem Leben in Luxus<br />

und dem unsteten Dasein als Weltenbummler.<br />

Er nimmt seinen Mut zusammen, bricht mit Karriere und Familie<br />

und konzentriert sich fortan ganz aufs Malen.<br />

Anfang der siebziger Jahre begibt er sich mit einer Ausstellung<br />

in sein geliebtes Schweden, nach Göteborg. Unter<br />

den Bildern ist auch sein erstes Segelmotiv, ein einfacher Spinnaker.<br />

Als Besucher kommt der berühmteste Segler Schwedens<br />

in die Ausstellung, Pelle Petterson. Der fragt <strong>Costa</strong>, was<br />

denn wohl dieses runde Tuch sein soll? Als <strong>Costa</strong> antwortet,<br />

das sei ein Spinnaker, lacht Petterson lauthals los. „Ich konnte<br />

doch gar nicht segeln“, sagt <strong>Costa</strong>, und er kann es, um der<br />

Porträt <strong>Franco</strong> <strong>Costa</strong><br />

nicht ganz so schmeichelhaften Wahrheit die Ehre zu geben,<br />

bis heute nicht. Petterson lädt ihn zu einem Törn aufs Kattegat<br />

ein. Da sieht der Italiener Boote und Segel, Masten und<br />

Winschen mit anderen Augen. Mit denen des Seglers. <strong>Costa</strong><br />

hat eine neue Passion entdeckt.<br />

Petterson, der an einem schwedischen America’s-Cup-<br />

Projekt arbeitet, führt <strong>Franco</strong> <strong>Costa</strong> in die Szene ein. Er lernt<br />

die Koryphäen des Segelsports kennen und schätzen. Unter<br />

ihnen Chris Dickson, wie erwähnt Dennis Conner, Russell<br />

Coutts, Peter Gilmour, Ed Baird, Paul Cayard, Peter Holmberg<br />

und wie sie alle heißen. Sein Name und sein Ruf verbreiten<br />

sich rasend schnell.<br />

Dennoch hat <strong>Costa</strong> zu keiner Zeit im Sinn, ausschließlich<br />

Segelyachten zu malen. Ihn interessiert seit je alles Mögliche.<br />

Und immer schon Kinder. 1979 führt er in Zusammenarbeit<br />

mit der Unicef, dem Hilfswerk der Vereinten Nationen, zum<br />

„Jahr des Kindes“ mehrere Ausstellungen durch. Dabei werden<br />

Bilder von Picasso, Chagall und Miró gezeigt – und von<br />

<strong>Costa</strong>. Er ist aufgenommen in die Galerie der Größten.<br />

Die Erlöse der Ausstellung, die in Europa, den USA und<br />

Kanada gezeigt wird, fließen der Unicef zu. Er sei „dankbar<br />

und stolz“, sagt <strong>Costa</strong>, „damit einen Beitrag <strong>für</strong> das Global village<br />

geleistet zu haben“.<br />

<strong>Franco</strong> <strong>Costa</strong>s Bild zum Gedenken an den<br />

Holocaust hängt im Schlafgemach des Papstes<br />

Dann kehrt er zurück zum Segeln. Für den America’s Cup<br />

1980 vor Newport malt er sein erstes offizielles Bild. Es heißt<br />

„Swedish Challenge“ und entsteht im Auftrag von Pelle Pettersons<br />

Herausforderung. Nun kennt ihn wirklich jeder in der<br />

Segelwelt. Auch König Karl XVI. Gustav, Ehrenmitglied der<br />

schwedischen Mannschaft, wird auf <strong>Costa</strong> aufmerksam.<br />

Es spricht sich wie ein Lauffeuer herum, dass es ein italienischer<br />

Kauz war, der das offizielle Bild der Schweden gemalt<br />

hat. Das Bild ist so begehrt, dass allein tausend am Tag<br />

der Präsentation weggehen und ähnliche Motive nachge-<br />

Ein großer Moment in <strong>Costa</strong>s Leben: Bei einer Audienz überreicht er Papst Johannes Paul II. sein Bild zum Gedenken an den<br />

Holocaust (M.). Seine Interpretation von der Teilung in arme und reiche Welt (r.) prangte als Emblem auf 50 Spinnakern<br />

U<br />

YACHT 15/2004 249

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