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1945–1968

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WACHSTUM ERLEBEN<br />

KAPITEL 4<br />

Clemens von Velsen – Der Bergassessor<br />

als Salzdetfurth-Chef<br />

Der gebürtige Berliner Clemens von Velsen<br />

(1905–1983), Diplom-Ingenieur und Bergassessor,<br />

studierte in Heidelberg und Berlin<br />

das Bergfach und legte 1932 das Assessorexamen<br />

ab. Anschließend wurde er Prokurist<br />

der Steinkohlenzeche Carl-Alexander. Bis<br />

Kriegsende 1945 war er im Vorstand der<br />

Preussag und trat 1947 in die Geschäftsführung<br />

der Olex ein, einer Vorgängerin der BP.<br />

1956 wurde er in den Vorstand der Salzdetfurth<br />

AG berufen, deren Vorsitzender er von<br />

1961 bis 1971 war.<br />

Um die Salzdetfurth AG, die nur das<br />

Kali-Standbein hatte, abzusichern, suchte<br />

von Velsen nach Möglichkeiten der Diversifizierung.<br />

Darum verfolgte er den Kauf der<br />

CFK und der COMPO, forcierte aber auch ein<br />

Projekt am Großen Salzsee in den USA, bei<br />

dem gemeinsam mit einem amerikanischen<br />

Partner eine Anlage zur Salzgewinnung durch<br />

Verdunstung errichtet wurde. Nach dem<br />

Scheitern des Salzsee-Projektes versicherte er:<br />

„Wenn ich nicht so fest an die Zukunft des<br />

Großen Salzsees geglaubt hätte, hätte ich<br />

134<br />

K+S GRUPPE<br />

GETRENNTE WEGE.<br />

DIE KALI- UND DÜNGEMITTELINDUSTRIE IM GETEILTEN DEUTSCHLAND<br />

<strong>1945–1968</strong><br />

Einstieg in die Produktion<br />

von Mehrnährstoffdünger<br />

In den 1950er Jahren stiegen die Kaliproduzenten<br />

Wintershall, Salzdetfurth und Kali-<br />

Chemie AG verstärkt in das Geschäft mit<br />

Mehrnährstoffdüngern ein, um dadurch<br />

den Kaliabsatz zu sichern. Sie sahen in den<br />

NPK-Düngern eine wichtige Ergänzung ihrer<br />

Angebotspalette und wollten an diesem rasch<br />

wachsenden Markt teilhaben. Außerdem fiel<br />

das für die Mehrnährstoffdünger produzierte<br />

Kali nicht unter die Quotierung der VDK, mit<br />

den NPK-Düngern konnte also der Absatz der<br />

einzelnen Werke erhöht werden.<br />

es niemals gewagt, eine so optimistische<br />

Prognose zu stellen.“<br />

In ihrem Nachruf 1983 beschrieb die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung Clemens von<br />

Velsen als eher leisen, zurückhaltenden Mann<br />

und als eine bedeutende Persönlichkeit der<br />

deutschen Wirtschaft. Mit seinem Charisma<br />

konnte er die Mitarbeiter für das Unternehmen<br />

und für sein Ziel, mit Salzdetfurth zu wachsen,<br />

begeistern. Als typischer preußischer Bergassessor<br />

„vom Scheitel bis zur Sohle“ hatte<br />

er jene umfassende Ausbildung genossen,<br />

die der preußische Staat bereits im 19. Jahrhundert<br />

eingerichtet hatte, um Führungspersonal<br />

für seine Bergwerke zu gewinnen.<br />

Nach der Zusammenführung der westdeutschen<br />

Kali- und Steinsalzwerke von Salzdetfurth<br />

und Wintershall in der neu gegründeten<br />

Kali und Salz schied Clemens von Velsen 1972<br />

aus dem aktiven Geschäftsleben aus.<br />

Salzdetfurth übernimmt CFK und COMPO<br />

Die Salzdetfurth AG erwarb 1952 eine 25-prozentige<br />

Beteiligung an der Chemischen Fabrik<br />

Kalk in Köln (CFK). 1957 stockte sie ihre Beteiligung<br />

auf 75 Prozent auf und übernahm 1960<br />

das Werk zu 100 Prozent. Die CFK gehörte seit<br />

1930 mit ihrem Stickstoff-Phosphat-Dünger<br />

KAMP zu den Pionieren der Mehrnährstoffdüngerindustrie.<br />

Nach 1945 kam die Fabrik<br />

mit dem Mehrnährstoffdünger KAMPKA auf<br />

den Markt, der zusätzlich Kali enthielt. Damit<br />

wurde die CFK zu einem wichtigen Kunden<br />

der Kaliwerke. Nach der Übernahme durch<br />

Salzdetfurth baute die CFK die Palette der<br />

angebotenen Düngemittel immer weiter aus<br />

und bot darüber hinaus auch Phosphate für die<br />

Futtermittelindustrie an. Allerdings arbeitete<br />

die CFK wenig rentabel. Die Salzdetfurth AG<br />

musste wiederholt Verluste ausgleichen.<br />

Einen anderen Weg beschritt die Salzdetfurth<br />

AG, als sie 1967 einen Anteil von<br />

50 Prozent an der COMPO GmbH übernahm.<br />

Diese Gesellschaft war 1956 als „Holländisch-<br />

Deutsche Düngemittel-Gesellschaft Sprenger &<br />

Todenhagen KG“ gegründet worden und hatte<br />

ihren Sitz in Münster. Das Unternehmen produzierte<br />

und vertrieb „Original Holländische<br />

Blumen-Kompost-Erde“ unter dem Markennamen<br />

„COMPO Sana“. 1959 zog das Unter-<br />

135<br />

K+S GRUPPE<br />

nehmen auf das heutige Werksgelände in<br />

Münster-Handorf und nutzte seit 1964 die<br />

COMPO-Primel als Markenzeichen. Salzdetfurth<br />

stieg mit der COMPO in den wachsenden Markt<br />

der Gartendüngung und -pflege ein, der sich in<br />

den folgenden Jahren rasant entwickeln sollte.<br />

Salzdetfurth hatte mit der Salzdetfurth<br />

Verkaufskontor GmbH unter dem Markennamen<br />

„Dr. Glück’s“ ein ähnliches Geschäft<br />

wie die COMPO angestoßen. In die Marktdurchdringung<br />

hatte die Gesellschaft sehr viel Geld<br />

investiert, ohne dass sich der erwartete wirtschaftliche<br />

Erfolg einstellte. Die entsprechenden<br />

Betriebsverluste sorgten für einige Unruhe bei<br />

den Hauptversammlungen, und die beteiligten<br />

Banken drängten auf eine Veränderung. Da<br />

fügte es sich, dass der Gründer von COMPO,<br />

Konsul Sprenger, nach einer Nachfolgeregelung<br />

suchte. Die COMPO war 1967, als die Salzdetfurth<br />

einstieg, ein erfolgreiches Unternehmen<br />

mit kleiner Verwaltung und Produktion, aber<br />

mit einem hohen Handelsanteil. Die Salzdetfurth<br />

AG verzichtete daher auf ihre eigene<br />

Produktlinie „Dr. Glück’s“ und konzentrierte<br />

den Bereich der Spezialdünger bei COMPO.<br />

Das führte unter anderem dazu, dass COMPO<br />

ab 1971 auch die Spezial- und Flüssigdünger<br />

der CFK vertrieb.<br />

von links nach rechts<br />

Blick auf die CFK um 1960<br />

Konsul Ernst Hindrik Sprenger,<br />

der Gründer der COMPO<br />

Erfolgreiches Markenzeichen:<br />

Die COMPO-Primel

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