âTierrechteâ und âVersklavung der Tiereâ
âTierrechteâ und âVersklavung der Tiereâ
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Einleitung<br />
Jacques Camatte, Grün<strong>der</strong> <strong>und</strong> Herausgeber <strong>der</strong> Zeitschrift Invariance ab<br />
1966, war sicher einer <strong>der</strong> ersten Ultra-Radikalen, die sich mit dem<br />
Hygienismus von Dr. Shelton beschäftigt hat. Er blieb aber nicht beim<br />
Vegetalismus, d. h. bei <strong>der</strong> rein diätetischen Ablehnung je<strong>der</strong> tierischer<br />
Nahrung stehen (wobei doch gesagt werden muss, dass <strong>der</strong> Hygienismus viel<br />
radikaler als die jüngere Vegan-Bewegung ist, die mit feiner, lukullischer<br />
Küche, mit Zerealien, eiweisskonzentrierter Nahrung, Gewürzen <strong>und</strong> Salz<br />
überhaupt kein Problem hat). Nein, Camatte begann schon Ende <strong>der</strong><br />
Siebzigerjahre die Zivilisation, bzw. die sie einleitende Neolithische Revolution<br />
zu hinterfragen. Die Zähmung von Tieren <strong>und</strong> Pflanzen wurde dann vor allem<br />
in den Achtzigerjahren in verschiedenen Nummern von Invariance zum Thema.<br />
Jacques Camatte <strong>und</strong> einige Satelliten um seine Zeitschrift Invariance herum<br />
lehnten von nun an die Zähmung von Tieren gr<strong>und</strong>sätzlich ab. In einer<br />
grossen, nie vollendeten Arbeit, „Emergence de Homo Gemeinwesen“,<br />
zeichnete Camatte ein Panoptikum aller Zusammenhänge, welche sich aus dem<br />
Schritt von Sammeln/Jagen zu Produktion <strong>und</strong> Zähmung ergaben:<br />
Sesshaftigkeit, Bevölkerungswachstum, Fehlernährung, Bildung<br />
gesellschaftlicher Hierarchie, Aufkommen <strong>der</strong> Schrift, Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> oralen<br />
Kultur usw. usw. Was John Zerzan seit den Neunzigern reisserisch als neueste<br />
Erkenntnis <strong>der</strong> amerikanischen Anthropologie verkündet, ist von Jacques<br />
Camatte viel f<strong>und</strong>ierter <strong>und</strong> differenzierter schon 20 Jahre zuvor einem<br />
kleinen Kreis von Lesern von Invariance vorgestellt worden.<br />
Diese Zeitschrift argumentierte bezüglich Fleischgenuss <strong>und</strong> Nutzung<br />
tierischer Körper nie moralisch. Als Marxist das Gattungswesen ‚Mensch’<br />
definierend kam Camatte zum Schluss: Fleischgenuss (zu schweigen von<br />
Milchgenuss) ist für den menschlichen Körper unges<strong>und</strong>. Basta.<br />
Gewichtiger war daneben das Anliegen, die zivilisatorische Natur-<br />
Entfremdung rückgängig zu machen <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> ein solidarisches Verhältnis zu<br />
allen Wesen <strong>und</strong> Lebewesen auf Terra zu finden. Das findet sich ganz in <strong>der</strong><br />
primitivistischen Sprache <strong>und</strong> Denkweise, welche Jacques Camatte als einer<br />
<strong>der</strong> ersten (wie<strong>der</strong>) aufnahm, dargestellt. (Sie ist mir, nebenbei gesagt, nicht<br />
ganz geheuer, da sie m. E. recht rousseauistisch-naiv ist; wobei ich inhaltlich<br />
mit Jacques Camatte immer einig war: mit <strong>der</strong> Tierzähmung, mit <strong>der</strong> Haltung<br />
von Haustieren muss ein Ende gemacht werden). Diese Natur-Entfremdung<br />
machte Jacques Camatte schon in <strong>der</strong> Grosswild-Jagd aus (von <strong>der</strong> wir ja<br />
heute wissen, dass sie den quaternary overkill vor 10 – 15000 Jahren<br />
hervorgerufen hat).<br />
Ich widme die folgenden vier Schriften, die ich alle (ausser <strong>der</strong> ersten) 2010,<br />
vor allem zur eigenen Verständigung, geschrieben habe, Jacques Camatte.<br />
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