**
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>**</strong><br />
Wolfgang Bosbach<br />
Die letzte Schlacht<br />
des Unbeugsamen S. 4<br />
Fritz J. Raddatz – das<br />
Vermächtnis des Kritikers S. 47<br />
Verschwörungstheorien –<br />
ihre geheime Macht Titelthema<br />
Kreuzfahrt Spezial<br />
So luxuriös sind die<br />
neuen Schiffe Beilage<br />
1. März 2015 Nr. 9 B <strong>**</strong> International Newspaper Of The Year | Gegründet 1948 | World’s Best-Designed Newspaper Preis D € 3,70<br />
NATURSCHUTZ<br />
Angst vor Wölfen<br />
in Deutschland<br />
Ein Mord,<br />
der für Putin<br />
gefährlich ist<br />
GRÜNE GEGEN SPRACHPOLIZEI<br />
Keine Deutschpflicht<br />
für Imame<br />
Russlands Oppositionsführer<br />
Boris Nemzow ist tot – doch<br />
genau das könnte für den<br />
Präsidenten ein Problem werden<br />
Seiten 6 und 7<br />
Frust in der Bundeswehr<br />
Viele junge Soldaten sind unterfordert und quittieren den Dienst<br />
DPA (2), GETTY IMAGES, PICTURE ALLIANCE; MONTAGE WELT AM SONNTAG<br />
ENERGIEWENDE<br />
Riskante Windkraft<br />
Aus Angst vor Gesundheitsschäden<br />
werden in Dänemark kaum noch Windenergie-Anlagen<br />
gebaut. Menschen,<br />
die in ihrer Nähe wohnen, klagen über<br />
Schlafstörungen, Erschöpfung und<br />
Kopfschmerzen. Ursache sollen die von<br />
den Rädern erzeugten Schwingungen<br />
unterhalb der Hörbarkeitsgrenze sein.<br />
Die dänische Regierung hat eine Untersuchung<br />
in Auftrag gegeben. Sollten<br />
sich die Befürchtungen bewahrheiten,<br />
dürfte das auch für die weitere Entwicklung<br />
der Energiewende in Deutschland<br />
unangenehme Folgen haben.<br />
Seite 29<br />
FUSSBALL<br />
Milliarden-Schreck<br />
In der englischen Premier League wird<br />
von der Saison 2016/17 an jeder Aufsteiger<br />
mehr TV-Geld kassieren als der FC Bayern.<br />
Jährlich 3,2 Milliarden Euro pro Jahr<br />
werden dort an die Klubs ausgeschüttet.<br />
Die Bundesliga fürchtet, dass sie keine<br />
Chance mehr haben werde, gute Spieler<br />
zu verpflichten. „Wir können das Portemonnaie<br />
zu lassen, wenn die Engländer<br />
einsteigen“, so Christian Heidel von<br />
Mainz 05. Wolfsburgs Klaus Allofs glaubt,<br />
dass Wechsel wie der von André Schürrle,<br />
der im Winter vom FC Chelsea kam,<br />
„wohl nicht mehr möglich“ sein werden.<br />
Seite 23<br />
Die Zahl der Wölfe in Deutschland nimmt stetig<br />
zu und entwickelt sich zu einem Problem. Mit der<br />
Rückkehr der Tiere ist besonders für Haus- und<br />
Nutztiere ein Risiko verbunden, erklärt Gert Dittrich<br />
vom Deutschen Jagdverband. Es könne niemand<br />
ausschließen, „dass es auch zu Übergriffen<br />
auf Menschen kommt“, sagte er weiter. In jüngster<br />
Zeit ist es schon zu bedenklichen Zwischenfällen<br />
gekommen. Der Wolf müsse „die Scheu vor dem<br />
Menschen erst wieder lernen“, so Dittrich. Bislang<br />
werden die Tiere durch Gesetze streng geschützt,<br />
ihr Abschuss ist verboten.<br />
Seiten 2 und 3<br />
ISLAMISMUS<br />
Bremer Polizei<br />
warnt vor Terror<br />
In Bremen hat die Polizei vor der Gefahr durch<br />
gewaltbereite Islamisten gewarnt und ihre Präsenz<br />
in der Innenstadt deutlich erhöht. Es gebe<br />
Hinweise einer Bundesbehörde auf Aktivitäten<br />
potenzieller islamistischer Gefährder. Am Samstagabend<br />
setzte die Polizei mehrere Menschen<br />
fest. „Jetzt sind einige in Gewahrsam“, sagte ein<br />
Sprecher. Dieses Vorgehen werde angewendet,<br />
wenn Gefahr drohe. Außerdem habe es eine vorläufige<br />
Festnahme gegeben. Ein Islamisches Kulturzentrum<br />
wurde durchsucht. Das Heimspiel des<br />
Fußball-Bundesligisten Werder Bremen am heutigen<br />
Sonntag soll dennoch wie geplant stattfinden.<br />
Müssen Imame, die in Deutschland arbeiten,<br />
Deutsch sprechen? Die Forderung von Bundestagspräsident<br />
Norbert Lammert (CDU) trifft bei<br />
den Grünen auf Widerstand. In welcher Sprache<br />
die Predigt erfolge, solle „den Religionsgemeinschaften<br />
überlassen bleiben“, sagte Grünen-Chef<br />
Cem Özdemir der „Welt am Sonntag“. „Wir wollen<br />
keine Sprachpolizei, die beim Gebrauch von<br />
Latein, Hebräisch oder Arabisch einschreitet.“<br />
Entscheidend sei nicht die Sprache der Predigt,<br />
sondern deren Inhalt. Unterstützung erhielt Lammert<br />
dagegen von CSU-Generalsekretär Andreas<br />
Scheuer. „Für gelingende Integration und einen<br />
aufgeklärten Islam muss es selbstverständlich<br />
werden, dass Imame in deutschen Moscheen<br />
Deutsch sprechen“, sagte er. „Wir wollen keine<br />
Parallelgesellschaften.“ Lammert hatte in der<br />
„Welt“ daran erinnert, dass auch Priester, die aus<br />
dem Ausland kämen, in der Regel die deutsche<br />
Sprache erlernen müssten.<br />
44<br />
Prozent und weniger soll der Anteil der Weißen<br />
an der Gesamtbevölkerung der USA im Jahr 2060<br />
noch betragen. Das prognostizieren die Autoren<br />
einer Studie des American Enterprise Institute.<br />
Waren es 1980 noch 80 Prozent, sind heute nur<br />
noch 63 Prozent der Bevölkerung der USA weiß.<br />
Vor allem der Anteil der Hispanics und der Asiaten<br />
wird deutlich steigen.<br />
Seite 9<br />
Nur jeder fünfte Rekrut will sich nach<br />
Ende des Dienstes als Zeitsoldat bewerben.<br />
Das ist das Ergebnis einer<br />
Studie des Zentrums für Militärgeschichte<br />
und Sozialwissenschaften<br />
der Bundeswehr. Erstmals seit Aussetzung der<br />
Wehrpflicht ist es der Bundeswehr 2014 zwar gelungen,<br />
mehr als 10.000 freiwillig Wehrdienstleistende<br />
zu rekrutieren. Der Forschungsbericht zeigt<br />
aber auf, dass sich zwei Drittel davon vom Dienst<br />
in ihrer jeweiligen Einheit intellektuell und körperlich<br />
unterfordert fühlen.<br />
VON THORSTEN JUNGHOLT UND ANDREAS MAISCH<br />
„Diese Unterforderung betrifft Befragte aller<br />
Bildungsschichten, wenn auch in unterschiedlichem<br />
Ausmaß“, heißt es in der im April 2014 fertiggestellten<br />
Studie, die erst jetzt veröffentlicht<br />
wurde. Den schlechtesten Wert erhält die „Sinnhaftigkeit<br />
des Dienstes“, mit dem nur 31 Prozent<br />
zufrieden sind. Auch mit dem täglichen Dienstablauf<br />
sind nur 36 Prozent der Wehrdienstleistenden,<br />
die kurz vor dem Ende ihrer Dienstzeit befragt<br />
wurden, glücklich. Sogar ein Viertel derjenigen,<br />
die im Rückblick mit ihrer Zeit bei der Bundeswehr<br />
zufrieden waren, gab an, sich persönlich<br />
nicht weiterentwickelt zu haben. Und jeder Dritte<br />
sagt, er habe „nichts Nützliches gelernt“.<br />
Eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2013 hatte<br />
belegt, dass diejenigen, die sich für den Wehrdienst<br />
entscheiden, anfangs meist noch hoch motiviert<br />
sind. Die jungen Frauen und Männer wollten<br />
sich „bei der Bundeswehr aktiv einbringen.<br />
Teamwork und Kameradschaft, fordernde Tätigkeiten,<br />
Verantwortungsübernahme, die eigenen<br />
Grenzen erfahren und etwas Neues erleben“ seien<br />
als Motiv für den Wehrdienst angegeben worden,<br />
schreiben die Wissenschaftler. Die Erwartungen<br />
hätten in der Retrospektive allerdings „nicht vollumfänglich“<br />
erfüllt werden können.<br />
Am Geld liegt es nicht, dass sich der Frust in<br />
der Truppe ausbreitet. Mit der Bezahlung sind<br />
mehr als 83 Prozent aller Freiwilligen eher oder<br />
sogar sehr zufrieden. Auch Unterkunft, Verpflegung<br />
und die Entfernung zum Heimatort bewerten<br />
die Soldaten als gut. „Attraktivitätssteigernde<br />
Maßnahmen, die auf diese Aspekte einwirken sollen,<br />
versprechen somit keine deutlichen Zusatzerfolge“,<br />
schreiben die Autoren der Studie. Die in<br />
dieser Woche vom Bundestag verabschiedeten<br />
Gesetze zur Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr<br />
zielen also an den Bedürfnissen der Wehrdienstleistenden<br />
vorbei.<br />
„Die Studie zeigt, dass die Konstruktion dieses<br />
freiwilligen Wehrdienstes falsch ist“, sagte der<br />
Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im<br />
Bundestag, Hans-Peter Bartels (SPD). „Es gibt nur<br />
feste Dienstposten für 5000 Rekruten. Alle, die<br />
darüber hinauskommen, müssen sich wie das<br />
fünfte Rad am Wagen fühlen.“ Diese Rekruten<br />
müssten in Einheiten dienen, in denen es keine<br />
originäre Aufgabe für sie gebe. „Das hat den Effekt,<br />
dass man junge Menschen verprellt, die eigentlich<br />
großes Interesse an der Bundeswehr haben“,<br />
sagte Bartels. Das Verteidigungsministerium<br />
müsse nachsteuern und „das Personalstrukturmodell<br />
überarbeiten“. Sinnvoll wären beispielsweise<br />
Wechseldienstposten für Wehrdienstleistende<br />
und Zeitsoldaten. Die Autoren der Studie schlagen<br />
eine aufwendigere Planung und eine individuellere<br />
Betreuung der Wehrdienstleistenden vor.<br />
ANZEIGE<br />
Energiebündel am Himmel<br />
„Vorsicht Hochspannung!“<br />
Heute ab 18.05 Uhr<br />
BUNDESLIGA<br />
Dortmund feiert<br />
Batman und Robin<br />
Hochverdient gewann Borussia Dortmund<br />
das Revierderby gegen Erzrivale<br />
Schalke 04. Die Torschützen Pierre-<br />
Emerick Aubameyang und Marco Reus<br />
zogen sich dabei Masken über ihre<br />
Gesichter und ließen sich von den<br />
79.000 Zuschauern als Batman und<br />
Robin feiern. Seiten 24 und 25<br />
Samstag<br />
Dortmund – Schalke .............................. 3:0<br />
Leverkusen – Freiburg ............................ 1:0<br />
Hoffenheim – Mainz ............................... 2:0<br />
Hannover – Stuttgart .............................. 1:1<br />
Hertha – Augsburg ................................. 1:0<br />
Frankfurt– Hamburg .............................. 2:1<br />
ANZEIGE<br />
Welche Farbe hat Dein Glück?<br />
Die sogenannten IGel-Leistungen<br />
sind nutzlos, wenn nicht gar<br />
schädlich. Das hat der Medizinische<br />
Dienst der Krankenkassen herausgefunden.<br />
Die Abkürzung IGel steht für „Irrelevante<br />
Gesundheitsleistung“, die es<br />
Ärzten ermöglicht, Geld ihrer Patienten<br />
auf das eigene Konto zu transplantieren. Als besonders<br />
nutzlos wird die Messung des Augeninnendrucks<br />
eingestuft, mit der Ärzte ihren Urlaub in<br />
Neuseeland finanzieren. Noch sinnloser ist die<br />
Messung des Augenaußendrucks, die meist in Verbindung<br />
mit einem Lidschlag-EKG und einem Augenbrauen-Screening<br />
zum Preis von 199 Euro angeboten<br />
wird. Auch der Nutzen der professionellen<br />
Zahnreinigung konnte nicht festgestellt werden, sie<br />
ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG<br />
Schmerzen in der Leistungsgegend<br />
scheint aber sinnvoller zu sein als die unprofessionelle<br />
Zahnreinigung oder die<br />
Messung des Zahnrauminnendrucks. Die<br />
Krankenkassen fordern: Ärzte sollen ihre<br />
Patienten aufklären und ihnen genau darlegen,<br />
für welchen Urlaub sie das IGel-<br />
Geld verwenden wollen. Der Mitschnitt<br />
einer Darmspiegelung mit Musik und einem Kommentar<br />
von Veronica Ferres gehört auf jeden Fall<br />
zu den gemeingefährlichen IGel-Leistungen, die<br />
man genauso ablehnen sollte wie die Messung des<br />
Blinddarminnendrucks oder eine professionelle<br />
Hirnreinigung mit Entkalkungsmitteln. In diesem<br />
Zusammenhang warnen die Krankenkassen eindringlich<br />
davor, 149 Euro für eine Schutzimpfung<br />
gegen IGel-Leistungen zu bezahlen.<br />
ANZEIGE<br />
Kollektion WAHRES GLÜCK • www.wellendorff.de<br />
KUNDENSERVICE:0800/926 75 37<br />
Gebührenfrei aus dem deutschen Festnetz<br />
und von allen deutschen Mobiltelefonen<br />
DIGITALE ANGEBOTE:<br />
0800/951 5000; E-Mail: digital@welt.de<br />
A 3,90 € • B 4,00 € • CH 5,50 CHF • CZ 160 CZK • DK 34,00 DKK<br />
E 4,50 € / I. C. 4,50 € • F 4,50 € • FIN 5,90 € • GB 3,70 GBP<br />
GR 4,50 € • H 1280 HUF • I 4,50 € • IRL 4,50 € • L 4,00 €<br />
MA 50 MAD • N 42,00 NOK • NL 4,00 € • P 4,50 € (Cont.)<br />
PL 20 PLN • S 50 SEK • TN 6,50 TD • ZA 70,00 ZAR<br />
ISSN 0949 – 7188<br />
vanlaack.com
*<br />
2 POLITIK<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Liebe Leserinnen,<br />
liebe Leser!<br />
Jan-Eric Peters,<br />
Chefredakteur<br />
Alexander Litwinenko, Anna Politkowskaja,<br />
Natalja Estemirowa, Sergej<br />
Magnitski ... vergiftet, erschossen, entführt<br />
und ermordet oder in Isolationshaft<br />
ums Leben gebracht. Wer in Russland<br />
auf Oppositionskurs geht oder als<br />
Jurist oder Journalist einfach nur unabhängig<br />
seine Arbeit tut, begibt sich in<br />
Lebensgefahr. Diese traurige Erfahrung<br />
mussten wir auch in unserem Verlag<br />
schon machen: Unser Kollege Paul<br />
Khlebnikov, Chefredakteur der russischen „Forbes“-<br />
Ausgabe, starb 2004 vor dem Redaktionsgebäude von<br />
Axel Springer in Moskau, getroffen von vier Kugeln.<br />
Nun also Boris Nemzow. Ein Mord, der eine große<br />
politische Sprengkraft entwickeln und Präsident Putin<br />
gefährlich werden kann, wie unsere Korrespondentin Julia<br />
Smirnova schreibt – auch wenn Täter und Motiv unklar<br />
sind und der Anschlag auf einen der wichtigsten Oppositionsführer<br />
des Landes wie alle anderen genannten Attentate<br />
wohl nie zweifelsfrei aufgeklärt werden wird. Unser<br />
Reporter Jörg Eigendorf hatte Nemzow mehrfach getroffen<br />
und erzählt von seinen Begegnungen mit dem charismatischen<br />
Mann (Seite 6 und 7).<br />
Die Leiche von Boris Nemzow lag noch am Tatort auf<br />
der Großen Moskwa-Brücke, da machten schon die ersten<br />
Theorien die Runde, wer es gewesen sein könnte und<br />
warum es ausgerechnet jetzt passierte. Ein Auftragsmord<br />
aus dem Kreml, ein perfider Schlag der Opposition selbst,<br />
die einen Märtyrer brauche, und natürlich: die CIA, die wie<br />
immer hinter allem stecke. Ein Komplott? Unsere Autorin<br />
Céline Lauer hat sich dem Thema Verschwörungstheorien<br />
einmal grundsätzlich gewidmet. Warum sind sie so beliebt,<br />
und wer glaubt sie eigentlich? Sie können harmlose Hirngespinste<br />
sein oder, das zeigt die Geschichte, gefährliche<br />
politische Waffen (ab Seite 15).<br />
Viel Potenzial für konspirative Theorien bietet auch<br />
die Auseinandersetzung um Nutzen und Schaden der<br />
Windkraft. In Dänemark, dem Windrad-Musterländle mit<br />
einem Anteil von 40 Prozent an der gesamten Stromerzeugung,<br />
werden seit einem Jahr praktisch keine neuen<br />
Anlagen mehr gebaut. Es ist ein Glaubenskrieg um mögliche<br />
Gesundheitsgefahren ausgebrochen – der auch die<br />
Energiewende in Deutschland gefährdet. Angefangen hat<br />
alles mit einem mysteriösen Ereignis in der Nacht zum<br />
6. Dezember 2013 auf der Farm von Kaj Bank Olesen in<br />
Jütland. Unser Energieexperte Daniel Wetzel hat den Nerzzüchter<br />
besucht. Macht Windkraft krank? (Seite 29 bis 31)<br />
Aber vielleicht möchten Sie lieber erst einen interessanten<br />
Gast an Ihren Frühstücktisch laden. Zum Beispiel<br />
Madonna. Die hat Martin Scholz in New York zum<br />
Gespräch getroffen – und musste für jede Frage, die ihr<br />
nicht gefiel, einen Tequila trinken (Seiten 20/21). Benjamin<br />
von Stuckrad-Barre interviewte Maximilian Lenz alias<br />
DJ Westbam, ohne den das Nachtleben der vergangenen<br />
30 Jahre nicht denkbar wäre (Seiten 50/51). Susanne Gaschke<br />
begleitete Wolfgang Bosbach, der Politik lebt wie kein<br />
anderer – trotz schwerer Krankheit: „Ich kann nicht abends<br />
auf der Terrasse entspannen, wenn ich weiß, dass ich dafür<br />
einen politischen Termin ausgeschlagen habe“ (Seiten 4/5).<br />
Unbedingt empfehlen möchte ich Ihnen das Protokoll<br />
eines letzten Gesprächs mit Fritz J. Raddatz, der vergangene<br />
Woche freiwillig aus dem Leben schied. Kurz vor dessen<br />
Tod hatte unserer Literaturchef Richard Kämmerlings den<br />
großen Kritiker gebeten, uns die fünf wichtigsten Bücher<br />
seines Lebens vorzustellen. Das Gespräch ist zu seinem<br />
Vermächtnis geworden (Seite 47).<br />
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag!<br />
chefredakteur@weltn24.de<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
NACKTE WAHRHEIT<br />
Queen of Pop und der Provokation:<br />
Madonna im Gespräch über Raubkopierer,<br />
soziale Netzwerke, Mike Tyson<br />
und ihr Gitarrenspiel Seite 20<br />
WEIBLICHE STRATEGIE<br />
Mehr Frauen für die Finanzbranche:<br />
Sie sind risikobewusster und umsichtiger<br />
bei der Geldanlage als ihre<br />
männlichen Kollegen Seite 41<br />
GEMISCHTE GEFÜHLE<br />
ALTE BEKANNTE<br />
Weg der Ernüchterung: Yanis Varoufakis<br />
und Alexis Tsipras sind nicht die<br />
ersten Revoluzzer, die auf dem Boden<br />
der Realpolitik landen Seite 8<br />
ETLICHE MILLIARDEN<br />
Sie nehmen alles besonders intensiv<br />
wahr und denken viel darüber nach: die<br />
Hochsensiblen. Ein Vorteil im täglichen<br />
Leben ist das selten Seite 58<br />
Ein dominantes Spiel: Mittlerweile<br />
werden im englischen Fußball horrende<br />
Summen umgesetzt. Andere Ligen<br />
können nicht mehr mithalten Seite 23<br />
BESONDERE NOTE<br />
Der Komponist und sein Werk: Forscher<br />
vermuten, dass Beethoven<br />
seine Herzrhythmusstörungen musikalisch<br />
verarbeitet hat Seite 61<br />
E<br />
Es sollte ein harmloser Spaziergang werden.<br />
An einem sonnigen Freitagnachmittag<br />
im Februar geht Anja Nowak mit ihrem<br />
Golden Retriever „Sam“ und dem<br />
Nachbarshund „Bolle“ in einem Wald<br />
bei Munster in der Lüneburger Heide<br />
spazieren. Plötzlich bemerkt sie in etwa<br />
200 Meter Entfernung mehrere Tiere.<br />
Vorsichtshalber leint sie die Hunde an<br />
und geht weiter. Die Tiere kommen im<br />
Pulk auf sie zu, immer näher. Bis sie erkennen<br />
kann, dass es Wölfe sind. Sieben<br />
Wölfe. Nur etwa zehn Meter sind sie<br />
noch entfernt.<br />
VON ECKHARD FUHR UND<br />
CLAUDIA EHRENSTEIN<br />
Anja Nowak gerät in Panik. Sie tritt den<br />
Rückzug an, will sich in ihrem Auto in Sicherheit<br />
bringen. Die Wölfe folgen ihr. Sie<br />
schreit. Das stört die Wölfe nicht. Einer<br />
der Hunde bellt, aber auch davon lassen<br />
sie sich nicht vertreiben. Sie verhalten sich<br />
ganz anders, als es in Faltblättern und<br />
Broschüren immer beschrieben wird,<br />
nicht wie scheue Waldgespenster, die den<br />
Der will nicht<br />
nur spielen<br />
In Deutschland breiten sich Wölfe immer<br />
weiter aus. Doch sie sind längst nicht so<br />
menschenscheu und harmlos, wie manche<br />
Tierfreunde behaupten. Bauern, Viehzüchter<br />
und Jäger schlagen Alarm<br />
Tierische Probleme in Wald und Flur<br />
WASCHBÄR<br />
Der Waschbär ist ein Pelztier<br />
aus Nordamerika. Die<br />
Zucht in Deutschland erwies<br />
sich im vergangenen<br />
Jahrhundert als wenig erfolgreich,<br />
weil die Winter<br />
nicht kalt genug waren. Die<br />
Tiere bildeten nicht das erwünschte<br />
dichte Fell. 1934 wurden<br />
mehrere Exemplare am hessischen<br />
Edersee ausgesetzt, 1945 entkamen Waschbären<br />
aus einem Gehege bei Berlin. Inzwischen ist das Tier in<br />
ganz Deutschland heimisch; nur weit im Norden und in<br />
den Alpen wurde es noch nicht gesichtet. Der Bestand<br />
wird auf mehrere Hunderttausend geschätzt. Jäger bringen<br />
jedes Jahr mehrere Zehntausend Tiere zur Strecke.<br />
Der Waschbär sieht mit seinen Knopfaugen putzig aus,<br />
doch er bereitet Probleme. Der Allesfresser macht regional<br />
auch Jagd auf bedrohte Arten wie etwa die Sumpfschildkröte<br />
in Brandenburg. Waschbären sorgen auch<br />
bei Hausbesitzern für Unmut. So heben sie Dachziegel<br />
an, wühlen in Mülltonnen. Wer Waschbären auf dem<br />
Dachboden hat, wird sie nur schwer wieder los.<br />
Problemfaktor: mittel<br />
WILDSCHWEIN<br />
Wildschweine haben auf den intensiv bestellten Feldern<br />
in Deutschland schon immer reichlich Nahrung gefunden.<br />
Seit aber Bauern vermehrt Mais für ihre Biogasanlagen<br />
anbauen, geht es den Tieren so richtig gut. Der Mais<br />
ist sehr nahrhaft, die dicht stehenden Pflanzen bieten<br />
zudem noch gute Deckung. Der sogenannte Frühjahrsbestand<br />
wird auf mehr als eine Million Tiere geschätzt.<br />
Allein in der vergangenen Jagdsaison haben die Jäger<br />
fast 500.000 Wildschweine erlegt. Schwierig wird die<br />
Jagd in Städten wie Berlin, wo sich die Tiere immer weiter<br />
ausbreiten und gern auch von Abfällen ernähren.<br />
Wildschweine versuchen zwar, Begegnungen mit Menschen<br />
zu vermeiden. Wird aber eine Bache mit Frischlingen<br />
überrascht und fühlt sie sich in die<br />
Enge gedrängt, kann sie aggressiv<br />
werden und mit Angriff reagieren.<br />
Wildschweine können<br />
auch zur Gefahr für Autofahrer<br />
werden. In der Statistik<br />
der Wildunfälle liegen sie<br />
nach Rehwild (rund 170.000<br />
Unfälle) mit 17.000 Unfällen<br />
an zweiter Stelle.<br />
Problemfaktor: sehr hoch<br />
NANDU<br />
Menschen meiden und sich bei einer unverhofften<br />
Begegnung leicht vertreiben<br />
lassen. Die sieben Wölfe finden die Frau<br />
und ihre beiden Hunde offensichtlich interessant.<br />
Nach 15 nervenzerfetzenden Minuten<br />
sind sie plötzlich verschwunden.<br />
Wieder zu Hause, bricht Anja Nowak<br />
zusammen, der Notarzt muss kommen.<br />
In einem Interview sagt sie Tage später,<br />
die Wölfe hätten keine Drohgebärden gezeigt.<br />
Sie seien nicht aggressiv gewesen<br />
und hätten sie quasi aus dem Revier hinausbegleitet.<br />
Aber ja, natürlich, habe sie<br />
Angst gehabt. Angst vor einem Raubtier,<br />
das einen Menschen töten kann. Selbst<br />
ein erfahrener Wolfskenner wie der Wildbiologe<br />
Ulrich Wotschikowsky gibt zu,<br />
dass er in einer solchen Situation „die<br />
Hose voll“ hätte. Die Angst vor dem Wolf<br />
sitzt tief. Sie ist ein kulturelles Erbe, die<br />
der Mensch so schnell nicht loswird.<br />
Ein knappes Jahrhundert hatte der<br />
Mensch in Deutschland Ruhe vor dem<br />
Wolf. Am 27. Februar 1904 war in der<br />
Lausitz das letzte frei lebende Exemplar<br />
erschossen worden. Ende der 1990er-<br />
Jahre tauchte der Wolf genau dort wie-<br />
Die Heimat der Nandus ist eigentlich<br />
die südamerikanische<br />
Pampa. Sie sind Laufvögel wie<br />
ihre südafrikanischen Verwandten,<br />
die Strauße. Wenn<br />
sie sich recken, bringen sie es<br />
von der Kralle bis zur Schnabelspitze<br />
leicht auf 1,60 Meter<br />
Höhe. Wenn sie richtig losrennen,<br />
schaffen sie bis zu 60 Stundenkilometer.<br />
In freier Wildbahn kommen<br />
Nandus in Europa nicht vor – bis auf eine kleine<br />
Population in Norddeutschland. Ihre Geschichte dort<br />
begann in einem privaten Freigehege, südlich von Lübeck.<br />
Ende der 1990er-Jahre rissen einige der Tiere aus,<br />
flüchteten über die angeblich zugefrorene Wakenitz von<br />
Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern –<br />
wo sie seither Jahr für Jahr im Biosphärenreservat<br />
Schaalsee zwischen Mais, Raps und Weizen ihre Nester<br />
bauten. Der Bestand schwankt um etwa 100 Tiere. Die<br />
größte Gefahr ist nasskaltes Wetter. Ein milder Winter<br />
dagegen kann genügen, um die Zahl sprunghaft ansteigen<br />
zu lassen. Nandus dürfen nicht gejagt werden.<br />
Problemfaktor: sehr gering
*<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />
POLITIK<br />
3<br />
der auf. Seither breitet er sich in einem<br />
atemberaubenden Tempo vom Osten in<br />
Richtung Westen aus – euphorisch begleitet<br />
von Naturschützern und Umweltpolitikern.<br />
Die frühere brandenburgische<br />
Ressortchefin Anita Tack (Linke) erklärte<br />
ihr Bundesland zum „Wolfserwartungsland“<br />
– und forderte gar, das wolfsfeindliche<br />
Ende von Rotkäppchen umzuschreiben.<br />
Doch in die Begeisterung über die<br />
Rückkehr des Wolfes mischen sich jetzt<br />
sorgenvolle Stimmen. Denn die Wölfe<br />
benehmen sich nicht so wie erwartet. Sie<br />
gehen den Menschen nicht aus dem<br />
Weg, sondern suchen neugierig ihre Nähe,<br />
streifen um ihre Häuser und hinterlassen<br />
Spuren auf Gartenwegen und Terrassen.<br />
Lässig spazieren sie mit einem<br />
erbeuteten Huhn im Maul über die Dorfstraße.<br />
Oder lassen sich auf einem Truppenübungsplatz<br />
von Soldaten in einem<br />
Fahrzeug aus nächster Nähe filmen.<br />
Bei Mölln in Schleswig-Holstein trieb<br />
ein Wolf am helllichten Tag eine Schafherde<br />
vor sich her – verletzte und tötete<br />
Tiere. Dass Menschen mit einer Kamera<br />
in der Nähe waren, störte ihn nicht. Nur<br />
mit großer Mühe und vereinten Kräften<br />
ließ er sich vertreiben. Zwischen Elbe<br />
und Weser streifen die Raubtiere in<br />
Sichtweite von Landhäusern vorbei;<br />
Hausbewohner finden nach Schneefall<br />
sogar Wolfsspuren auf der Terrasse. Im<br />
niedersächsischen Goldenstedt wurde<br />
kürzlich ein Wolf in der Nähe eines<br />
Waldkindergartens gesichtet. Ein Zaun<br />
mit bunten, im Wind wehenden Lappen<br />
soll das Gelände nun schützen. Die Eltern<br />
beruhigt das nicht.<br />
Gert Dittrich, Wolfsexperte beim<br />
Deutschen Jagdverband, ist überzeugt,<br />
dass solche Begegnungen zwischen Wolf<br />
und Mensch in Zukunft noch zunehmen<br />
werden. Gerade im Frühjahr, wenn die<br />
jungen Wölfe aus ihrem Rudel vertrieben<br />
werden und umherstreifen, um sich<br />
neue Reviere zu suchen. „Der Wolf ist<br />
gekommen, um zu bleiben“, sagt Dittrich<br />
und warnt davor, den Wolf romantisch<br />
zu verklären. Die Menschen müssten<br />
lernen, mit dem Wolf zu leben.<br />
Der Wolf ist kein Kuscheltier, er ist<br />
ein Raubtier. Über Jahrhunderte teilten<br />
ILLUSTRATION: JAN FEINDT FÜR WELT AM SOONTAG<br />
Wolf und Mensch denselben Lebensraum,<br />
jagten dieselben Beutetiere und<br />
waren sich in ihren Jagdstrategien und<br />
ihrer sozialen Organisation sehr ähnlich.<br />
So entwickelten sie ein besonderes „Verhältnis“<br />
zueinander. Jägern und Sammlern<br />
war der Wolf so etwas wie ein „Bruder“.<br />
Ackerbauern und Viehzüchtern<br />
wurde er zum Feind und zur Verkörperung<br />
des Bösen schlechthin. Die lange<br />
gemeinsame Geschichte erklärt die gewaltige<br />
Resonanz, auf welche die Rückkehr<br />
der Wölfe nach Deutschland stößt.<br />
Naturschützer sehen im Wolf einen<br />
Boten angeblich unberührter Wildnis<br />
und übersehen dabei gern, dass es die intensive<br />
Landwirtschaft ist, die auch Rehe,<br />
Rotwild und Wildschweine mästet<br />
und damit den Wölfen den Tisch deckt.<br />
Ein Schlaraffenland für die Tiere, sie vermehren<br />
sich prächtig. Inzwischen ist ihr<br />
Bestand auf 25 Rudel mit etwa 200 Tieren<br />
angewachsen. Und bald, im Mai,<br />
werden wieder neue Welpen geboren.<br />
Weil die Wölfe unter strengstem Schutz<br />
stehen, bleiben sie von Verfolgung verschont<br />
und machen kaum noch schlechte<br />
Erfahrungen mit dem Menschen. So<br />
verlieren sie ihre Scheu und kommen<br />
dem Menschen immer näher.<br />
Trotzdem klammern sich immer noch<br />
viele Naturschützer an das Bild vom<br />
scheuen Wolf. Sie wollen der Öffentlichkeit<br />
einreden, dass sich mit der Rückkehr<br />
der Wölfe für die allermeisten Menschen<br />
überhaupt nichts ändert. Ein spektakulärer<br />
Erfolg des Artenschutzes, fast<br />
zum Nulltarif. Doch diese Rechnung<br />
geht nicht auf, weil die Wölfe immer öfter<br />
nicht mitspielen. In Niedersachsen<br />
riss ein Wolf innerhalb von drei Monaten<br />
mehr als 60 Schafe. Ein anderer fiel<br />
sogar über Jungrinder her. Pferdezüchter<br />
sperren aus Angst vor dem Wolf nachts<br />
die Fohlen in den Stall.<br />
Die Zeiten, in denen die Rückkehr der<br />
Wölfe als ein staunenswertes Naturphänomen<br />
in den dünn besiedelten Weiten<br />
Ostdeutschlands bestaunt wurde, sind<br />
längst vorbei. Die Wölfe erobern sich<br />
neue Gebiete. Und wo sie neu auftreten,<br />
brechen die alten Konflikte besonders<br />
scharf auf, weil sich vor allem die Weidetierhalter<br />
noch nicht auf die neuen<br />
Bedingungen eingestellt haben. Peter<br />
Reuter, der Vorsitzende der Vereinigung<br />
Deutscher Landesschafzuchtverbände,<br />
ist pessimistisch. „Wo der Wolf lebt,<br />
wird es keine Schafe und keine Trockenrasenlandschaften<br />
mehr geben“,<br />
warnt Reuter. So deutlich hat das ein<br />
Vertreter dieses Berufsstandes bislang<br />
nicht gesagt. Vor allem in kleinparzelligen<br />
Mittelgebirgslandschaften oder auf<br />
lang gezogenen Deichen könnten die<br />
Schafhalter ihre Tiere nicht nur schwer,<br />
sondern gar nicht davor schützen, gerissen<br />
zu werden. Gerade für kleinere Betriebe<br />
seien wirkungsvolle Elektrozäune,<br />
Flatterband und Herdenschutzhunde<br />
oft zu kostspielig.<br />
Ein artenschutzpolitischer Selbstläufer,<br />
wie manche bislang glaubten, ist die<br />
Rückkehr der Wölfe keineswegs. Die Widerstände<br />
wachsen. In Sachsen haben<br />
Wolfsgegner bereits vor zwei Jahren eine<br />
Petition mit fast 9000 Unterschriften an<br />
den Landtagspräsidenten übergeben.<br />
Wo immer der Wolf auftaucht, bekommt<br />
er auch Ablehnung zu spüren.<br />
Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht<br />
durch die Rückkehr des Wolfes schon<br />
grundsätzlich die Haltung von Weidetieren<br />
in Gefahr. „Aus landwirtschaftlicher<br />
Sicht brauchen wir einen einheitlichen<br />
Wolfsmanagement-Plan auf Bundesebene“,<br />
fordert Rukwied. Notwendig sei eine<br />
„bundeseinheitliche Entschädigungsregelung<br />
für Wolfsschäden“. Bislang legen die<br />
Länder im Rahmen ihrer Wolfsmanagement-Pläne<br />
die Entschädigungen fest.<br />
Mithilfe von Gentests lässt sich dabei<br />
einwandfrei feststellen, ob tatsächlich<br />
ein Wolf der Übeltäter war; in vielen<br />
Fällen sind es auch wildernde<br />
Hunde, die Schafe reißen.<br />
„Der Schutz von Mensch und<br />
Nutztier muss Vorrang vor dem<br />
strengen Artenschutz haben“, sagt<br />
Rukwied und fordert mit Blick auf<br />
das „enorme Wachstum“ der Wolfsbestände,<br />
den derzeit „hohen Schutzstatus“<br />
zu überprüfen. „Wir benötigen<br />
eine ergebnisoffene Diskussion, ob und<br />
wo in unserer Kulturlandschaft Lebensräume<br />
für den Wolf vorhanden sein können.“<br />
Rukwied deutet damit an, dass in Deutschland<br />
möglicherweise auf Dauer nicht genug<br />
Platz für das Raubtier Wolf ist.<br />
Wenn sich der Wolf weiter ausbreitet,<br />
wird der Mensch ihm Grenzen setzen<br />
müssen, damit es ein friedliches Miteinander<br />
geben kann. Wolfsfreunde neigen<br />
dazu, die Gefahren, die von Wölfen ausgehen<br />
können, herunterzuspielen. Sie<br />
antworten damit reflexhaft auf die Versuche<br />
der Gegenseite, diese Gefahren zu<br />
dramatisieren und den „Ernstfall“ herbeizureden<br />
– dass ein Mensch durch einen<br />
Wolf zu Schaden kommt.<br />
In Europa wurden in den vergangenen<br />
50 Jahren insgesamt neun Vorfälle<br />
bekannt; zuletzt wurde in Spanien 1970<br />
ein Kind von einem Wolf getötet. In<br />
Alaska kam vor zwei Jahren eine Joggerin<br />
bei einem Wolfsangriff ums Leben.<br />
VON OST NACH WEST<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Mecklenburg-<br />
Hamburg<br />
Vorpommern<br />
Bremen<br />
Brandenburg<br />
Berlin<br />
Niedersachsen<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Thüringen<br />
Sachsen<br />
„<br />
Bayern<br />
Hier wurden Wölfe nachgewiesen<br />
Stand: Okt. 2014 QUELLE: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ<br />
Pferdezüchter<br />
sperren aus<br />
Angst die Fohlen<br />
in den Stall<br />
Alle am Wolfsmanagement Beteiligten –<br />
also Politik und Naturschutz – müssen<br />
klar aussprechen, dass die Nachbarschaft<br />
mit großen Raubtieren auch eine<br />
Zumutung ist, nicht nur für Schafhalter,<br />
sondern für jeden. Umsonst ist der Wolf<br />
als Trophäe eines erfolgreichen Artenschutzes<br />
nicht zu haben.<br />
Dabei ist nicht jeder neugierige Jungwolf<br />
ein Problemwolf. Ziel muss es aber<br />
sein, die neue Vertrautheit und Vertraulichkeit<br />
der Wölfe zu bekämpfen. Der<br />
Wolf muss die Scheu vor dem Menschen<br />
wieder lernen. Es schadet ihm nichts,<br />
wenn er die Erfahrung macht, dass ihm<br />
Knallkörper um die Ohren fliegen, wenn<br />
er durchs Dorf schleicht. Und wenn es<br />
Anzeichen dafür gibt, dass ein Wolf jede<br />
Scheu verloren hat, dann darf der Abschuss<br />
kein Tabu sein. Das Bundesnaturschutzgesetz<br />
räumt schon heute diese<br />
Möglichkeit ein.<br />
Die Wolfspopulation in Deutschland<br />
ist so vital, dass der Verlust eines einzelnen<br />
Tieres nicht ins Gewicht fiele. Der<br />
größte Schaden für die Wölfe wäre der<br />
Verlust der Akzeptanz in der Bevölkerung.<br />
Das tritt ein, wenn sich der Eindruck<br />
verfestigt, dass der Wolf die Spielregeln<br />
bestimmt und der Mensch sich<br />
dem zu fügen hat.<br />
Noch steht die Rückkehr des Wolfes<br />
am Anfang. Das Bundesamt für Naturschutz<br />
(BfN) beobachtet sehr genau, wie<br />
sich der Bestand entwickelt. Erst wenn<br />
mindestens 1000 erwachsene Wölfe in<br />
Deutschland leben, ist von einer „günstigen<br />
Erhaltungssituation“ auszugehen.<br />
BfN-Präsidentin Beate Jessel ist überzeugt,<br />
dass der Wolf seinen Platz finden<br />
wird: „Konflikte offen diskutieren, lösen<br />
und dem Wolf seine Ruhe lassen – so<br />
könnte daraus eine Erfolgsgeschichte<br />
des Naturschutzes werden.“<br />
Wenn aus höchstem Anspruch<br />
der Bitburger Siegelhopfen wird.<br />
ANZEIGE<br />
BIBER LUCHS Wenn aus Bier Bitburger wird.<br />
Für den Naturschutz sind Biber willkommene Helfer bei<br />
der Renaturierung von Bächen und Flüssen. Mit ihren<br />
Dammbauten schaffen sie Auenlandschaften und damit<br />
neuen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Für<br />
die Landwirte aber sind sie in manchen Regionen<br />
Deutschlands zur regelrechten Plage geworden. Die Biber<br />
setzen nicht nur Felder und Wiesen unter Wasser,<br />
sie untergraben Deiche und Böschungen, fällen Bäume –<br />
immer häufiger auch in Gärten. Mit einem Körpergewicht<br />
von bis zu 30 Kilogramm und einer Körperlänge<br />
von bis zu 1,30 Metern ist der Biber das größte Nagetier<br />
Europas. In Deutschland war er fast ausgestorben. Nur<br />
an der Elbe in Sachsen-Anhalt überlebte eine kleine Population.<br />
In den brandenburgischen Oderbruch wanderten<br />
Biber aus Polen ein, in Süddeutschland<br />
wurden Biber ausgesetzt.<br />
In fast allen Bundesländern<br />
ist der Biber inzwischen<br />
wieder heimisch. Der Bestand<br />
wird auf etwa 25.000<br />
Tiere geschätzt, die zum<br />
Teil erhebliche Schäden verursachen.<br />
Der Luchs ist ein sehr scheues<br />
Waldtier, und kaum ein<br />
Mensch bekommt ihn zu Gesicht.<br />
Vor etwa 200 Jahren<br />
war er in Europa nahezu ausgerottet.<br />
In den 1980er-Jahren<br />
wurde damit begonnen, die<br />
Art im Harz mit Nachzuchten<br />
wieder anzusiedeln. Luchse gibt<br />
es heute wieder in Sachsen-Anhalt,<br />
Thüringen und Hessen. In den Bayerischen<br />
Wald sind Luchse eingewandert, die vor etwa 40 Jahren<br />
auf tschechischer Seite ausgewildert wurden. Heute wird<br />
der Bestand in Deutschland auf etwa 25 erwachsene Tiere<br />
und zehn Jährlinge geschätzt. Im Pfälzer Wald an der<br />
Grenze zu Frankreich sollen noch in diesem Jahr ebenfalls<br />
Luchse ausgesetzt werden. Ziel ist es, eine Verbindung<br />
mit Populationen in Frankreich und der Schweiz<br />
zu schaffen. Unterstützt wird dieses Projekt auch von<br />
der Landesjägerschaft in Rheinland-Pfalz. Luchse können<br />
immerhin Tiere von der Größe eines Rehs erbeuten.<br />
An Haus- und Nutztiere des Menschen gehen sie in der<br />
Regel aber nicht heran.<br />
Aus Tradition einzigartig: unser Bitburger Siegelhopfen.<br />
Es ist schon besonders, dass unsere Braumeister direkt vor der Haustür eine der wichtigsten Zutaten zum Brauen von Bitburger<br />
Pils finden: den Bitburger Siegelhopfen. Der wächst in Holsthum, einem kleinen Dorf im Kreis Bitburg-Prüm. Hier pflanzen<br />
unsere Hopfenbauern mit großem Einsatz und viel Können Hopfen in bester Qualität an. Doch was macht ihn so besonders?<br />
Kurz gesagt: der Anspruch, das Bestmögliche zu erreichen.<br />
Denn genau das haben die Brauer der Bitburger Brauerei<br />
mit den Holsthumer Hopfenbauern gemeinsam. Und so<br />
führten Jahrzehnte intensiver Zusammenarbeit zur Kultivierung<br />
unseres Bitburger Siegelhopfens. Gereift auf dem<br />
bedeutendsten Anbaugebiet von Rheinland-Pfalz verleiht er<br />
Bitburger Premium Pils seinen unverwechselbaren feinherben<br />
Charakter. Die Folge: echter, vollmundiger Pils geschmack. Ein<br />
echtes Bitburger kann eben nur in der Eifel aus den besten<br />
Zutaten gebraut werden. So erklärt sich auch, warum jedes<br />
Bitburger Pils ein vollendeter Genuss ist. Und warum es so<br />
oft in geselliger Runde heißt: Bitte ein Bit.<br />
Problemfaktor: hoch<br />
Problemfaktor: gering
*<br />
4 POLITIK<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
NACHRICHTEN<br />
STABILITÄTSPAKT<br />
CSU kritisiert EU für laxe<br />
Behandlung Frankreichs<br />
Die CSU hat die Entscheidung der<br />
EU-Kommission kritisiert, Frankreich<br />
zwei Jahre länger Zeit zu geben,<br />
um die Neuverschuldung auf unter<br />
drei Prozent zu drücken. In einem<br />
Brief von Landesgruppenchefin Gerda<br />
Hasselfeldt an Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker heißt<br />
es: „Gerade jetzt, wo wir in unserer<br />
Verantwortung für die Europäische<br />
Union und für die Euro-Zone vor<br />
großen Herausforderungen stehen,<br />
ist es wichtig, keine Ausnahmen<br />
zuzulassen.“ Hasselfeldt weiter: „Wir<br />
dürfen nicht den gefährlichen Eindruck<br />
erwecken, mit zweierlei Maß<br />
messen zu wollen.“ Für alle Länder –<br />
„egal ob groß oder klein“ – müssten<br />
dieselben Regeln gelten. tsv<br />
Wolfgang Bosbach<br />
(CDU) hat als<br />
einer von wenigen<br />
MdBs gegen eine<br />
Verlängerung der<br />
Finanzhilfen für<br />
Griechenland<br />
gestimmt<br />
SYRIEN<br />
Weiterer Schlag gegen<br />
IS-Terrormiliz<br />
Kurden und andere Kämpfer haben<br />
der Terrormiliz „Islamischer Staat“<br />
(IS) im Nordosten Syriens eine empfindliche<br />
Niederlage beigebracht. Die<br />
Einheiten hätten die Extremisten aus<br />
dem strategisch wichtigen Ort Tel<br />
Chamis nahe der Grenze zum Irak<br />
vertrieben, berichtete die syrische<br />
Beobachtungsstelle für Menschenrechte.<br />
Für den IS sei es die schwerste<br />
Niederlage seit der vollständigen<br />
Rückeroberung von Kobani.<br />
FLÜCHTLINGE<br />
Dresden setzt ein Zeichen<br />
der Solidarität<br />
Mehrere Tausend Menschen haben in<br />
Dresden für Solidarität mit Flüchtlingen<br />
demonstriert. Die Elbestadt<br />
war bewusst für die bundesweite<br />
Aktion ausgewählt worden, da hier<br />
die wutbürgerliche Pegida-Bewegung<br />
entstand. Redner warfen deren Anhängern<br />
vor, ein rassistisches Klima<br />
gefördert zu haben. Auch mehrere<br />
Politiker von SPD, Grünen und Linken<br />
reihten sich in den Zug ein.<br />
USA<br />
Für Heimatschutz noch<br />
eine Woche Geld<br />
Eine drohende Teilschließung des<br />
US-Ministeriums für Heimatschutz<br />
ist vorerst abgewendet. Kurz vor<br />
Ablauf einer Frist stimmte der Kongress<br />
einer einwöchigen Verlängerung<br />
des Etats der Behörde zu. Das<br />
Heimatschutzministerium wurde<br />
nach den Terroranschlägen vom<br />
11. September 2001 geschaffen.<br />
ANZEIGE<br />
IKB Tages- und Festgeld in US-Dollar<br />
Zinsstarke Anlage<br />
mit attraktiven Konditionen<br />
USD-Tagesgeld<br />
0,7% * p. a.<br />
Ein Mann reibt sich auf<br />
Geht er oder bleibt er? Wolfgang<br />
Bosbach, einer der beliebtesten<br />
deutschen Parlamentarier, denkt über<br />
einen Rückzug aus der Politik nach.<br />
Susanne Gaschke kann sich nicht so recht<br />
vorstellen, dass er Ernst machen wird<br />
1,3<br />
USD-Festgeld<br />
% *<br />
2 Jahre Laufzeit<br />
p. a.<br />
Wenn Sie Ihr Kapital in US-Dollar anlegen möchten, bietet Ihnen die IKB jetzt<br />
Tages- und Festgeld zu attraktiven Konditionen. Profitieren Sie von der kostenfreien<br />
Kontoführung und einer unbegrenzten Anlagesumme in US-Dollar. Mehr<br />
Informationen finden Sie unter www.ikb.de.<br />
* Stand 6.2.2015<br />
Es ist sehr unfair, jemanden von oben<br />
dabei zu beobachten, wie er ein Brötchen<br />
isst. Zumal dann, wenn das Brötchen,<br />
wie heute üblich, auf tückische<br />
Weise mit Garnituren belegt wurde, die<br />
allesamt nur darauf warten, dem Essenden<br />
auf die Krawatte zu fallen. Wolfgang<br />
Bosbach, CDU-Bundestagsabgeordneter<br />
und Vorsitzender des Innenausschusses<br />
des Deutschen Bundestages, hat eine<br />
sehr akkurate Art, von seinem Brötchen<br />
abzubeißen. Da krümelt nichts, da fällt<br />
nichts, da wird nicht geschlungen; und<br />
gleichzeitig besteht kein Zweifel daran,<br />
dass der Vorsitzende mit voller Aufmerksamkeit<br />
den Ausführungen eines<br />
BKA-Beamten zu der Frage lauscht, was<br />
der jüngste Terroranschlag von Kopenhagen<br />
für die Bundesrepublik bedeutet.<br />
Bosbachs Verhandlungsführung im<br />
Ausschuss ist locker, witzig und souverän.<br />
Es gebe ja durchaus Vorsitzende, denen<br />
die Mitarbeiter noch „einatmen“<br />
und „ausatmen“ auf ihre Sprechzettel<br />
schreiben müssten, lästert eine leidgeprüfte<br />
Abgeordnete. Darauf käme man<br />
bei Wolfgang Bosbach so wenig wie auf<br />
die Idee, dass hier ein todkranker Mann<br />
sitzt. Ein 62-Jähriger, der darüber hinaus<br />
immer wieder mit seiner Partei hadert,<br />
obwohl sie, jenseits der Familie, wohl<br />
das Wichtigste in seinem Leben ist. Was<br />
man zu sehen meint von der Galerie des<br />
hellen Sitzungssaales PLH 2300 im Berliner<br />
Paul-Löbe-Haus, ist vielmehr ein<br />
glücklicher Mensch bei der Arbeit. Und<br />
„Ausschuss“ ist noch nicht einmal Karneval,<br />
den Bosbach liebt, oder die politische<br />
Rede im Wahlkreis, die er beherrscht<br />
und zelebriert wie nur wenige.<br />
Wolfgang Bosbach hat Krebs und<br />
weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit<br />
bleibt. Prostatakrebs, zu spät entdeckt,<br />
zu spät operiert, Metastasen überall. Ein<br />
Satz, der sich viel zu leicht schreibt. Und<br />
viel zu leicht liest. Und von dem man<br />
sich kaum vorstellen kann, wie damit zu<br />
leben sein soll.<br />
Und wie man damit so engagiert Politik<br />
machen kann. Wolfgang Bosbach ist<br />
unglücklich über manche Entwicklungen<br />
in seiner CDU. Am vergangenen Freitag<br />
stimmte er im Bundestag gegen eine<br />
weitere Verlängerung der Finanzhilfen<br />
für Griechenland. Das hatte er schon<br />
einmal, 2011, angekündigt und auch getan<br />
– und der damalige Kanzleramtsminister<br />
Ronald Pofalla hatte ihn dafür<br />
wüst beschimpft: „Jeden Abend sehe ich<br />
dich mit deiner Fresse im Fernsehen. Ich<br />
kann deine Fresse nicht mehr sehen.“<br />
Pofallas Ausfall brachte Bosbach damals<br />
viel Sympathie ein. Diesmal hat die<br />
große Koalition eine überwältigende<br />
In 20 Jahren nie<br />
länger als eine<br />
Woche Urlaub<br />
Mehrheit, deshalb sind seine Kollegen<br />
gelassener. Man kann sich eine Menge<br />
Abweichler leisten. Aber von Bosbach<br />
selbst war nun in der Zeitung zu lesen,<br />
es falle ihm schwer, „immer gegen die<br />
Fraktion zu stimmen“, und er wolle auch<br />
nicht immer die Kuh sein, die quer im<br />
Stall stehe. Er denkt jetzt über seinen<br />
Rückzug aus der Politik nach. „Ich überlege<br />
persönlich, wie es weitergehen soll.“<br />
Seine Frau Sabine und er telefonieren<br />
in den Sitzungswochen des Bundestages<br />
nicht oft miteinander. Es müssen schon<br />
Anlässe sein wie die Pofalla-Geschichte.<br />
Jetzt aber rief sie ihn frühmorgens an<br />
und fragte: „Du willst doch nicht dein<br />
Mandat niederlegen?“ Wolfgang Bosbach<br />
wäre nicht er selbst, wenn er dazu nicht<br />
sofort einen Witz machen würde: Seine<br />
Frau sei wahrscheinlich die einzige gewesen,<br />
die seine Gedanken als eine Art<br />
Drohung empfunden habe, sagt er. Denn<br />
für sie hätte das ja bedeutet, dass er<br />
dann dauernd zu Hause sei und ihr Leben<br />
durcheinanderbringe. In diesem<br />
Scherz ist sehr viel aufgehoben. Es sind<br />
Botschaften über Beziehungen, zur Partei<br />
und zur Familie.<br />
Für die Partei reibt er sich seit der<br />
Bundestagswahl<br />
„<br />
1972 auf, da hatte er als<br />
junger Mann Wahlkampf für die CDU<br />
gemacht, schlimm über ihre Niederlage<br />
geweint – und war dann eingetreten. Tag<br />
für Tag, Wochenende für Wochenende<br />
ist er unterwegs, Hunderte und Tausende<br />
von Kilometern im Auto und in der<br />
Bahn, auf Ortsverbandssitzungen und in<br />
Podiumsdiskussionen, an Wahlkampfständen<br />
und in Talkshows, zuletzt bei<br />
Anne Will, natürlich zum Thema Griechenland,<br />
und natürlich ganz schön krawallig.<br />
Bosbach hat allerdings eine sympathische<br />
Art, sich zu echauffieren: Bedrohlich<br />
wirkt er dabei nie.<br />
In der Jungen Union, im Kreistag, als<br />
Stadtverbandsvorsitzender, Abgeordnetenmitarbeiter<br />
und von 1994 an als Mandatsträger:<br />
Wolfgang Bosbach lebt seit<br />
40 Jahren das Leben eines totalen Politi-<br />
kers. Ohne Rücksicht auf sich selbst, ohne<br />
Rücksicht auf sein Wohlbefinden.<br />
Durch eine verschleppte Grippe zog er<br />
sich in einem harten Wahlkampf eine<br />
Herzmuskelschwäche zu; seither trägt er<br />
Herzschrittmacher und Defibrillator. Eigentlich<br />
macht er genau das, was allen<br />
Parteireformern, allen Seiteneinsteigern<br />
in die Politik ein Graus ist. „Ich kann<br />
aber nicht abends auf der Terrasse entspannen,<br />
wenn ich weiß, dass ich dafür<br />
einen politischen Termin ausgeschlagen<br />
habe“, sagt er. In 20 Bundestagsjahren<br />
hat er nie länger als eine Woche Urlaub<br />
gemacht. „Aber ich bekomme ja sowieso<br />
schon nach drei Tagen Heimweh.“ Für<br />
einen rheinischen Katholiken hat Bosbach<br />
ein enorm protestantisches Pflichtbewusstsein.<br />
Die Familie, seine Frau und die drei<br />
Töchter mussten damit von Anfang an<br />
klarkommen, irgendwie. Bosbach war<br />
eine abwesender Vater. Das geht nur<br />
bei sauberer Arbeitsteilung, die fast<br />
nach 50er-Jahren klingt und bis in die<br />
Emotionen reicht. Über Politik und<br />
über seine Krankheit wird zu Hause<br />
nicht gesprochen, jedenfalls nicht mit<br />
ihm. Dass er in den Medien durchaus<br />
Auskunft über den Krebs gibt, mag für<br />
die Familie hart sein. Aber Bosbach<br />
sagt, er habe das Thema nicht vorangetrieben,<br />
sondern nur auf legitime<br />
Fragen geantwortet. Zu Hause brauche<br />
er einen Freiraum, wo er nicht bemitleidet<br />
werde. Die Bosbach-Biografin<br />
Anna von Bayern hat in ihrem lesenswerten<br />
Buch „Jetzt erst recht!“<br />
beschrieben, dass Sabine Bosbach es<br />
auch nicht anders haben wolle: „Irgendwann<br />
habe ich verstanden, der<br />
macht das einfach total gern, der wäre<br />
todunglücklich, wenn er nicht weitermachen<br />
würde“, zitiert von Bayern<br />
sie. Auch die älteste Tochter Caroline<br />
kommt im Buch zu Wort, auch sie<br />
zeigt viel Verständnis für die Arbeitswut<br />
ihres Vaters: „Alles, was er macht,<br />
macht er gern. Wenn du einen Job<br />
hast, den du gern machst, dann<br />
brauchst du nicht viel Schlaf und<br />
nicht viel Freizeit.“<br />
Wenn er den Job aber so gern macht,<br />
wenn er sich so sehr einsetzt und so viel<br />
investiert, wenn es ihn schmerzt, gegen<br />
seine Fraktion zu stimmen: Warum tut er<br />
es dann? Warum gibt er nicht einfach Ruhe<br />
und verhält sich konform? Oder, wenn<br />
er das nicht aushalten kann: Warum<br />
dann nicht doch aussteigen und sich<br />
endlich selbst etwas mehr Ruhe gönnen?<br />
Die Antworten auf beide Fragen sind<br />
vielschichtig. Zunächst einmal beharrt<br />
Bosbach als Abgeordneter auf seinem
*<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />
POLITIK<br />
5<br />
grundgesetzlich garantierten Recht zur<br />
freien Gewissensentscheidung. Natürlich<br />
muss eine Regierung, die handlungsfähig<br />
sein soll, sich einigermaßen auf die<br />
Fraktionen verlassen können, die sie tragen.<br />
Natürlich geht es bei „Gewissensentscheidungen“<br />
nicht um Launen oder<br />
Geschmacksfragen. Aber eine rational<br />
begründete, zutiefst als nötig empfundene<br />
Abweichung ist möglich und wichtig.<br />
Wenn alle sich verhalten würden wie<br />
Bosbach, könnte das System nicht funktionieren.<br />
Wenn keiner sich so verhielte<br />
wie er, wäre es keine Demokratie. Diese<br />
Spannung müssen alle Beteiligten aushalten.<br />
„Deshalb finde ich es schwierig,<br />
wenn jede Abstimmung zur Loyalitätsfrage<br />
gemacht wird“, sagt Bosbach, der<br />
in seiner gesamten Bundestagszeit nur<br />
noch bei einem einzigen anderen Thema,<br />
der Neuregelung des Paragrafen 218,<br />
die Fraktionslinie verlassen hat.<br />
Dann ist da die Sachfrage. Bosbach ist<br />
tatsächlich überzeugt davon, dass die<br />
Verlängerung der Griechenlandhilfe zu<br />
nichts Gutem führt. Drei Szenarien stehen<br />
ihm vor Augen: „Wir halten an der<br />
Illusion fest, dass eine Krise, die durch<br />
Überschuldung entstanden ist, durch<br />
immer neue Kredite, also immer neue<br />
Schulden, gelöst werden kann – und dass<br />
Griechenland tatsächlich in der Lage ist,<br />
die eigene Wirtschaft und Landesverwaltung<br />
so fit zu machen, dass die Schulden<br />
wirklich zurückgezahlt werden können.<br />
Oder: Griechenland gelangt selbst zu der<br />
Erkenntnis, dass es wegen mangelnder<br />
Wirtschaftskraft unter den gegebenen<br />
Bedingungen den Euro nicht schaffen<br />
kann. Dann wird man dem Land bei einem<br />
Austritt aus der Euro-Zone helfen<br />
müssen. Wir können Griechenland ja<br />
nicht im Chaos versinken lassen. Oder:<br />
Wenn man zu der Überzeugung kommt,<br />
dass Griechenland auf jeden Fall in der<br />
Euro-Zone gehalten werden muss, und<br />
wenn das Land das nicht aus eigener<br />
Kraft schaffen kann – dann sollten wir<br />
den Steuerzahlern wenigstens ehrlich sagen,<br />
was diese Entscheidung sie auf Dauer<br />
kosten wird.“<br />
Das ist eine Position, die dem rationalen<br />
Diskurs – und den verunsicherten<br />
Wählern – sehr viel zutraut. Ist es da<br />
nicht sicherer, argumentativ mit einer<br />
gewissen Unschärfe zu arbeiten, wie Angela<br />
Merkel es tut? Genau diese Unschärfe<br />
ist Bosbach zuwider. Vielleicht<br />
hat er aus der kaufmännischen Ausbildung<br />
vor seinem Jurastudium eine gewisse<br />
Rechenhaftigkeit zurückbehalten.<br />
Oder könnte es daran liegen, dass er rhetorische<br />
Auseinandersetzungen meist<br />
gewinnt? Er spricht gern, er spricht<br />
DOMINIK BUTZMANN<br />
überzeugend, er klingt stets überaus vernünftig,<br />
ist kenntnisreich und hat immer<br />
noch Energie für einen Scherz übrig. Er<br />
setzt großes Vertrauen darauf, dass er<br />
sich Klartext leisten kann. Andere können<br />
sich da nicht so sicher sein.<br />
Auch Fraktionskollegen, die seine Position<br />
nicht teilen, bescheinigen ihm außerordentliche<br />
kommunikative Fähigkeiten,<br />
Authentizität und eine überdurchschnittliche<br />
Begabung, „den Leuten Politik<br />
zu erklären“. Ein hessischer Abgeordneter,<br />
der selbst ziemlich witzig ist, sagt<br />
mit gespieltem Stöhnen, immer wenn<br />
Bosbach in der Talkshow sitze, würde<br />
seine eigene Ehefrau ihm vorhalten, der<br />
sei jedenfalls mal jemand mit Rückgrat.<br />
Das Publikum sieht das genauso. Für<br />
seine Medienauftritte bekommt er sehr<br />
viele positive Rückmeldungen. Unendlich<br />
viele Einladungen zu Veranstaltungen.<br />
Wöchentlich bergeweise Mails und<br />
Briefe von Wählern, die sich darüber beklagen,<br />
dass die Kluft zwischen Wählern<br />
und Gewählten immer größer werde. Er<br />
nimmt sie sehr ernst. Und er beantwortet<br />
fast alles persönlich.<br />
Bosbach ärgert sich sehr, wenn ihm<br />
unterstellt wird, er lege sich bloß mit der<br />
Parteiführung an, um sich zu profilieren:<br />
In keinem Entscheidungsprozess habe<br />
die Union derart oft ihre Meinung geändert<br />
wie in der Frage der Euro-Rettungsmaßnahmen.<br />
Er selbst sei bei seiner geblieben.<br />
„Man kann mir vielleicht mangelnde<br />
Flexibilität vorwerfen, aber kein<br />
taktisches Verhältnis zur Sache.“<br />
Doch natürlich profitiert er davon,<br />
dass die Zuschauer Rebellen lieben. Die<br />
Devise „leg dich quer, dann bist du wer“<br />
hat politisch schon vielen genützt. Dem<br />
Grünen Christian Ströbele ebenso wie<br />
dem CSU-Mann Peter Gauweiler. Auch<br />
Joschka Fischer und Gerhard Schröder<br />
fielen nicht dadurch auf, dass sie allzu<br />
konform mit dem Mainstream gingen.<br />
Dabei ist es ziemlich egal, wie man in die<br />
Querlage gekommen ist.<br />
Unterhalb des Unterhaltungsinteresses<br />
geht es aber um ernsthaftere<br />
Dinge. Es geht um ein wachsendes<br />
Entfremdungsgefühl der Repräsentierten<br />
gegenüber ihren Vertretern,<br />
das sich zum Beispiel in den diffusen<br />
Pegida-Protesten äußerte. Oder darin,<br />
dass mehr als 40 Prozent der Befragten<br />
in einer Studie des Berliner Otto-<br />
Suhr-Instituts der Aussage zustimmen,<br />
Deutschland sei keine richtige<br />
Demokratie mehr. Kann es sein, dass<br />
sich das Publikum inzwischen zu oft<br />
unterfordert fühlt, während gleichzeitig<br />
die Leistung der Politikvermittler<br />
unterkomplex ausfällt?<br />
Von sich weist Bosbach die Mutmaßung,<br />
dass sein moderates Rebellentum<br />
schlicht damit zu tun haben<br />
könnte, dass er weder 2005 noch 2009<br />
Bundesinnenminister wurde. Vielleicht<br />
ging das wegen des Regionalproporzes<br />
im Kabinett nicht, vielleicht<br />
ja auch deshalb nicht, weil er<br />
Angela Merkel zu unabhängig gewesen<br />
wäre. In der Fraktion sagte Bosbach<br />
damals, er sei schon enttäuscht. Aber<br />
eben auch eine rheinische Frohnatur.<br />
Am Abend werde er einen trinken,<br />
dann sei die Sache wieder gut. Aber<br />
ist sie das?<br />
Es gehört zum politischen Comment,<br />
Enttäuschung öffentlich zu leugnen. Warum<br />
eigentlich? Wenn einer die Partei so<br />
liebt, sich so einsetzt wie Bosbach – darf<br />
der sich nicht wünschen, wiedergeliebt<br />
zu werden? Dürfte der nicht sogar ziemlich<br />
enttäuscht sein? Wäre das nicht nur<br />
menschlich? Die Wähler, die Bosbach<br />
beim letzten Mal 58,5 Prozent ihrer<br />
Stimmen gaben, mögen ja offenbar Leute<br />
mit Brüchen und Widersprüchen.<br />
Man muss gar nicht ganz heil sein, um<br />
zu überzeugen.<br />
Wenn wir also einfach davon ausgehen,<br />
dass die Enttäuschung irgendwo in<br />
Bosbach existiert: Wäre sie nicht auch<br />
ein sehr starkes Motiv, sich die ganze<br />
Mühe der Abweichung, den ganzen Terminstress<br />
und alle weiteren Anfeindungen<br />
zu ersparen? Bosbach ist keine Maschine,<br />
auch er steht gern auf einem<br />
Gipfel in Obertauern, bei strahlender<br />
Sonne und knackiger Kälte, kurz vor der<br />
Abfahrt. Auch er kann, von einem kleinen<br />
Strandrestaurant aus, den Sonnenuntergang<br />
genießen.<br />
Auch er hat sich in den vergangenen<br />
Jahren gefragt, was er alles verpasst hat<br />
und ob das richtig war. Wahrscheinlich<br />
gibt er der Enttäuschung aus den gleichen<br />
Gründen keine Macht über sein politisches<br />
Schicksal, wie er dem Krebs nur<br />
widerwillige Zugeständnisse macht: Diese<br />
Arbeit gehört zu seinem Leben, er<br />
macht sie gut, so wie andere gutes Brot<br />
backen oder einen guten Tisch schreinern.<br />
Er bekommt Anerkennung dafür.<br />
Der Berggipfel, der Sonnenuntergang,<br />
sogar die Zeit mit der Familie – sie haben<br />
ihren Platz in diesem Spannungsverhältnis<br />
zwischen ganz viel Tätigkeit und<br />
ganz bewusst dosierter Muße. Dass<br />
Wolfgang Bosbach mit der Politik aufhört,<br />
ist etwa so wahrscheinlich und etwa<br />
so sinnvoll, wie dass Helmut Schmidt<br />
das Rauchen einstellt.<br />
Auch die Mongolei gehört zu Deutschland<br />
Bei bayerischem Bier, Haxn,<br />
Hendln und Brezn hatte Tsachiagiin<br />
Elbegdordsch seinen letzten<br />
Besuch in Berlin beendet. Zweieinhalb<br />
Stunden lang hielt sich der mongolische<br />
Präsident im „Hofbräuhaus“ in der Nähe<br />
des Alexanderplatzes auf – einem,<br />
nun ja, eher unkonventionellen Ort für<br />
derart hochrangige Gäste. Über seinen<br />
„ersten Staatsbesuch“ freute sich damals<br />
der Restaurant-Chef. „Danke“,<br />
antwortete der Präsident in deutscher<br />
Sprache. An diesem Dienstag, knapp<br />
drei Jahre später, wird Elbegdordsch<br />
abermals in Berlin empfangen, kommt<br />
mit Bundespräsident Joachim Gauck<br />
und Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen.<br />
VON DANIEL FRIEDRICH STURM<br />
Fremdheit und vor allem Ferne symbolisieren<br />
die Mongolei in Deutschland.<br />
Bisher weckten allenfalls Heldengeschichten<br />
Dschingis Khans oder der entzückende<br />
Kinofilm „Die Geschichte vom<br />
weinenden Kamel“ Interesse an der<br />
Mongolei und ihren Mythen. Aber das<br />
Land will mehr, wirbt ab Mittwoch als<br />
Partnerland der Internationalen Tourismus-Börse<br />
(ITB) Berlin für sich.<br />
Umgekehrt ist das nicht nötig. In<br />
der Mongolei trifft Deutschland auf<br />
mehr als nur „Made in Germany“-Bewunderung.<br />
Deutschland ist nicht nur<br />
beliebt, sondern in Teilen des Volkes<br />
fest verankert. Wer etwa als Deutscher<br />
durch die Straßen der Hauptstadt<br />
Ulan-Bator streift, kann damit rechnen,<br />
von Einheimischen auf Deutsch<br />
angesprochen zu werden. Mit rund<br />
30.000 Mongolen beherrscht etwa ein<br />
Prozent der gut drei Millionen Einwohner<br />
die deutsche Sprache – ein positives<br />
Erbe der DDR; sie hatte schon<br />
kurz nach ihrer Gründung, im Jahre<br />
1950, diplomatische Beziehungen zur<br />
Mongolei aufgenommen. Bonn entschied<br />
sich dazu erst 1974. Im vorigen<br />
Rund 30.000<br />
Mongolen sprechen<br />
Deutsch. Unter<br />
ihnen sind viele, die<br />
einmal ein<br />
Stipendium der DDR<br />
erhalten hatten. Jetzt<br />
kommt ihr Präsident<br />
nach Berlin<br />
Zweieinhalb Stunden im „Hofbräuhaus“:<br />
Tsachiagiin Elbegdordsch<br />
Jahr feierte Außenminister Frank-Walter<br />
Steinmeier (SPD) 40 Jahre diplomatische<br />
Beziehungen in Ulan-Bator.<br />
Dabei waren es vor allem Entwicklungsprojekte<br />
und Stipendien der DDR,<br />
die (Ost-)Deutsche und Mongolen über<br />
Jahrzehnte hinweg in Kontakt brachten.<br />
Die schönste Zeit ihres Lebens hätten<br />
sie einst in Ost-Berlin, Leipzig oder<br />
Rostock verbracht, ist von Mongolen<br />
immer wieder zu hören. Mancher, der<br />
in der DDR ausgebildet wurde (und dies<br />
genoss), will heute seine Kinder abermals<br />
nach Deutschland schicken. Viele<br />
junge Mongolinnen interessieren sich<br />
für einen Au-pair-Platz – nicht etwa in<br />
Frankreich oder Spanien, sondern in<br />
Deutschland. Erst im Januar stellte die<br />
PICTURE ALLIANCE / KYODO/DPA<br />
deutsche Botschaft das 75.000. Visum<br />
aus. Der Botschafter lud zu einer kleinen<br />
Zeremonie, stolz präsentierte Ya<br />
Oyunbileg ihren Pass mit dem Visum<br />
vor der deutschen, europäischen und<br />
mongolischen Fahne. Die Wirtschaftsjuristin<br />
hatte einst in Berlin studiert.<br />
Die deutsche Botschaft in Ulan-Bator<br />
befindet sich in dem Gebäude, in der<br />
einst die Diplomaten der DDR tätig waren<br />
– ein Symbol, das hier niemanden<br />
stört. Ein Überbleibsel aus alten kommunistischen<br />
Zeiten war lange auch die<br />
direkte Flugverbindung zwischen Berlin-Schönefeld<br />
und Ulan-Bator, betrieben<br />
von der kleinen mongolischen Gesellschaft<br />
Miat. Noch vor wenigen Jahren<br />
gab es von Berlin aus zwar keinen<br />
Direktflug nach New York, sehr wohl<br />
aber einen nach Ulan-Bator. Derzeit<br />
sind die Direktflüge ausgesetzt. Wer<br />
Zeit hat, Lust auf viel Landschaft (und<br />
auf Tee aus dem Samowar), wählt die<br />
Transsibirische Eisenbahn, genauer gesagt<br />
den Zug Nummer 6 von Moskau<br />
nach Ulan-Bator. Jeden Donnerstagabend<br />
beginnt diese 6266-Kilometer-<br />
Reise, Ankunft am Dienstagmorgen.<br />
Sowohl die russischen als auch – auf<br />
der Weiterfahrt nach Peking – die chinesischen<br />
Grenzbeamten sind nicht<br />
durchweg nett. Es schwingt eine gewisse<br />
Überheblichkeit der beiden Weltmächte<br />
gegenüber der „kleinen“ Mongolei<br />
mit – deren Fläche übrigens viereinhalbmal<br />
so groß ist wie Deutschland.<br />
Als „ein kleines friedliches Pony zwischen<br />
zwei Elefanten“ sieht der mongolische<br />
Präsident sein Land zwischen<br />
den mächtigen Nachbarn.<br />
Anders als die autoritären Staaten<br />
China und Russland ist die Mongolei<br />
seit der Transformation 1989 eine Demokratie.<br />
Hier wechseln Regierungen.<br />
Es gibt echte Wahlen, und eine Umweltministerin<br />
von der Grünen Partei. Den<br />
„Freiheitswillen der Mongolen“ würdigte<br />
Bundespräsident Gauck, als er seinen<br />
Amtskollegen 2012 empfing. Die Mongolei<br />
gehört der Organisation für Sicherheit<br />
und Zusammenarbeit in Europa (!)<br />
an. Das einstige Bundeswehr-Feldlager<br />
im afghanischen Faisabad war von mongolischen<br />
Soldaten gesichert worden.<br />
In den vergangenen Jahren reisten etliche<br />
deutsche Politiker nach Ulan-Bator.<br />
Von einer „Rohstoffpartnerschaft“<br />
spricht Kanzlerin Merkel gewohnt<br />
nüchtern. Sie hatte vor dreieinhalb Jahren<br />
mit dem Präsidenten in einer Jurte<br />
innerhalb des Regierungshauses gesprochen.<br />
Die Mongolei birgt große Vorräte<br />
Seltener Erden. „Noch viel Potenzial“<br />
gibt es nach Ansicht der Bundesregierung<br />
für mehr Wirtschaftsbeziehungen<br />
zwischen dem Rohstoff-Riesen Mongolei<br />
und dem Vize-Exportweltmeister<br />
Deutschland. Die Korruption wird allenthalben<br />
beklagt, außerdem die Umweltzerstörung.<br />
Erst jüngst stiftete<br />
Deutschland 400 Ofenaufsätze für arme<br />
Familien in Jurtenvierteln Ulan-Bators.<br />
Während des Winters herrschen hier<br />
Temperaturen bis zu minus 40 Grad<br />
Celsius. Smog herrscht in der Stadt. Alte<br />
Autoreifen werden verbrannt, wenn<br />
es an Holz fehlt.<br />
Das auf gut 1300 Metern gelegene<br />
Ulan-Bator ist durch extreme Temperaturunterschiede<br />
geprägt. Im Sommer<br />
wird es hier bis zu 40 Grad heiß. Da<br />
schmeckt das Bier, ob bayerisch oder<br />
nur als bayerisch gepriesen. Tausende<br />
Mongolen verfolgten auf einem Groß-<br />
Bildschirm die Spiele der Fußball-WM<br />
2006 in Deutschland. Zumeist trugen<br />
sie Trikots in Schwarz-Rot-Gold, meistens<br />
in korrekter Anordnung der Farben.<br />
Podolski und andere Namen waren<br />
auf ihren Trikots zu lesen. Der mongolische<br />
Reporter konnte sogar „Schweinsteiger“<br />
fehlerfrei aussprechen. Übertragen<br />
wurde das „Sommermärchen“ in<br />
einem riesigen Zelt. Das Bier gab es in<br />
Masskrügen, und es wirkte. Auf den Tischen<br />
wurde jedes deutsche Tor bejubelt.<br />
Jenes Spektakel zu Ulan-Bator trug<br />
damals einen Namen: „Oktoberfest“.<br />
ANZEIGE
*<br />
*<br />
6 POLITIK<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />
POLITIK<br />
7<br />
Die tragische Mission<br />
eines Hoffnungsträgers<br />
Boris Nemzow ist seinen Idealen treu geblieben.<br />
Begegnungen mit einem russischen Reformer<br />
Moskau im Juni 1997.<br />
Der Mann passte so<br />
gar nicht in das staatstragende<br />
Ambiente des<br />
russischen Regierungssitzes.<br />
Breitbeinig wie ein Cowboy<br />
schlenderte er über den langen Flur auf<br />
der 5. Etage des Weißen Hauses – auf<br />
den Lippen das Lächeln eines Politikers,<br />
der sicher war, in Zukunft noch<br />
viel bewegen zu können. Mit seinem<br />
schwarzem Lockenkopf wirkte der 37-<br />
jährige Boris Nemzow in seinem überdimensionierten<br />
Büro wie ein Junge,<br />
dem man ein viel zu großes Spielzeug<br />
geschenkt hatte. Nur eine Kleinigkeit<br />
hatte sich verändert: Er trug nicht mehr<br />
Jeans und Wollpullover wie als Gouverneur<br />
von Nischni Nowgorod, sondern<br />
ein weißes Hemd und Krawatte.<br />
VON JÖRG EIGENDORF<br />
Nemzow war zu diesem Zeitpunkt<br />
gerade seit 100 Tagen Erster Vize-Premier<br />
der Zentralregierung, gemeinsam<br />
mit dem ehemaligen Privatisierungsminister<br />
Anatoli Tschubais. Es war ein<br />
Samstagmittag, 25 Minuten hatte Nemzow<br />
eingeplant für sein erstes Interview<br />
mit einem deutschen Medium (gemeinsam<br />
mit Michael Thumann für die<br />
„Zeit“) seit seinem Wechsel von der<br />
Provinz in die Hauptstadt. Es ging um<br />
Reformen, die hohen Erwartungen und<br />
den Präsidenten Boris Jelzin, als dessen<br />
Nachfolger Nemzow damals gehandelt<br />
wurde.<br />
Engagiert: Boris Nemzow bei einer<br />
Demonstration im Mai 2012 in Moskau<br />
Sein Wechsel in das heiße politische<br />
Umfeld der Hauptstadt war fast einhellig<br />
als ein Signal des Aufbruchs für<br />
Russland gewertet worden. Entsprechend<br />
groß waren die Hoffnungen auf<br />
Therapie für den größten Flächenstaat<br />
der Welt, nachdem dieser vor allem<br />
Schocks erlitten hatte. Nemzow, das<br />
war die Erwartung damals, würde sich<br />
mit Jelzins Rückendeckung gegen die<br />
Eliten durchsetzen.<br />
In Nischni Nowgorod, der Stadt rund<br />
400 Kilometer östlich von Moskau, in<br />
die einst der Physiker und Friedensnobelpreisträger<br />
Andrei Sacharow verbannt<br />
wurde, hatte Nemzow relativ ungestört<br />
arbeiten können. Noch kam er<br />
nicht in Konflikt mit den Moskauer Oligarchen<br />
oder den mächtigen Herrschern<br />
über das Gas. Der studierte Physiker<br />
war das Antiprogramm zum etablierten<br />
Politiker, ein ziemlich cooler<br />
Typ, der als Frauenschwarm galt und<br />
selbst neckische Schneeballschachten<br />
mit Fernsehreporterinnen vor laufenden<br />
Kameras nicht scheute. Allerdings<br />
zeichnete Nemzow in seiner Nischni-<br />
Zeit auch etwas anderes aus: Er setzte<br />
sich durch, schaffte Fakten und blieb<br />
trotzdem sehr beliebt.<br />
Ständig war er unterwegs in seinem<br />
Gebiet. Im Frühjahr 1995 ging es auf der<br />
Ladefläche eines Militärhubschraubers<br />
zu Bauern ins Dorf Tumanka am Rande<br />
seines Regierungsgebietes, um bei der<br />
Privatisierung einer Kolchose dabei zu<br />
sein. Als der Hammer an diesem Tag<br />
zum letzten Mal fiel, waren 188 Bauern<br />
zu Kleinunternehmern geworden.<br />
AP/MISHA JAPARIDZE<br />
Dass er als Reformer beliebt blieb,<br />
hatte viel mit seiner selbstbewussten,<br />
aber doch sympathischen Art zu tun. Als<br />
er sich mit Unternehmensführern in der<br />
Region traf, stieß er schon mittags mit<br />
Wodka an. Man sollte den ersten besser<br />
ablehnen, wenn man vom Rest des Tages<br />
noch etwas haben wollte. Nemzow hingegen<br />
stand auch nach einem solchen<br />
Mittagessen noch ein Pensum durch, das<br />
Respekt abforderte. Und er driftete nicht<br />
ab, sondern blieb bodenständig. Zurück<br />
in Nischni Nowgorod wurde er an diesem<br />
Tag von einem Wolga, einer Sowjetkarosse,<br />
am Flughafen abgeholt. Nemzows<br />
Frau und seine Tochter warteten<br />
im Auto. Herzlich war er nicht zu ihnen,<br />
er beachtete sie kaum. Das war die andere<br />
Seite des Boris Nemzow: Er konnte<br />
kühl, manchmal sogar schroff sein.<br />
Solange er in der Provinz blieb,<br />
schien er sich frei entfalten zu können.<br />
Das änderte sich in Moskau. Die Berufung<br />
in die Hauptstadt kam zu früh, die<br />
Mission war zu groß für ihn, Jelzins<br />
Rückhalt zu schwach. Nemzow startete<br />
wie in Nischni: kompromisslos, direkt<br />
und auch populistisch. Sein erster Erlass<br />
lautete, dass Politiker nur noch russische<br />
Autos fahren dürften.<br />
Jelzins Schützling sollte bald merken,<br />
dass seine Anweisungen ins Leere liefen.<br />
Nemzow selbst erzählte einmal in<br />
einem vertraulichen Gespräch, dass von<br />
ihm unterschriebene Erlasse auf den<br />
Fluren des Weißen Hauses verloren<br />
gingen. Als „Kamikaze-Mission“ hatte<br />
er im März 1997 seine Ernennung zum<br />
Vize-Premier bezeichnet. Er sollte<br />
recht behalten: Nach nicht einmal eineinhalb<br />
Jahren hatte er sich aufgerieben<br />
im Moskauer Polit-Sumpf. Nach einem<br />
Börsenabsturz im Juni 1998 bat Nemzow<br />
Präsident Jelzin um Entlassung.<br />
Es spricht für ihn, dass er im Gegensatz<br />
zu seinem Vize-Premier-Partner<br />
Tschubais nicht nach dem großen Geld<br />
gestrebt hat. Nemzow blieb in der Politik<br />
und musste mit ansehen, wie der Familienclan<br />
Wladimir Putin zum Nachfolger<br />
auserkor – ein ehemaliger Geheimdienstmann,<br />
der quasi aus dem<br />
Nichts kam und als gefügig galt.<br />
Nemzow emigrierte in die Opposition<br />
und wählte damit den wohl schwierigsten<br />
Weg in einem Land, das zunehmend<br />
autokratisch regiert wurde und in<br />
dem Andersdenkende heute als Vaterlandsverräter,<br />
Faschisten oder psychisch<br />
Kranke diffamiert werden. Nemzow<br />
blieb, trotz einiger Fehltritte, immer<br />
sich selbst treu, war mutig und artikulierte<br />
Kritik wie kaum ein anderer.<br />
Es war klar, dass seine Opposition gegen<br />
den Ukraine-Feldzug des Kreml die<br />
geringe Toleranz des Machtapparats, allen<br />
voran des Geheimdienstes FSB und<br />
des Militärs, irgendwann überstrapazieren<br />
würde. Der Gegenwind wurde immer<br />
stärker, Nemzow immer desillusionierter,<br />
bis er schließlich spürte, dass<br />
man ihm nach dem Leben trachtete.<br />
„Millionen werden es nicht sein“,<br />
sagte Nemzow am Freitagabend in seinem<br />
letzten Interview mit dem ukrainischen<br />
Radiosender Vesti. Damit meinte<br />
er die Demonstration an diesem Sonntag<br />
in Moskau. Ein Marsch gegen Krieg<br />
und die Krise seiner Bewegung „Frühling“<br />
sollte es werden.<br />
Jetzt wird es ein Trauermarsch, und<br />
vielleicht werden es doch Millionen. Es<br />
wäre eine angemessene Würdigung von<br />
Nemzows Lebenswerk. Auf die Frage,<br />
ob er Präsident werden wolle, sagte er<br />
am Freitagabend: „Jelzin hatte mich ja<br />
als seinen Nachfolger vorgesehen, hat<br />
es sich dann aber anders überlegt und<br />
machte Putin zum Präsidenten. Das<br />
war sein größter Fehler.“ Dann lachte<br />
er. Es waren seine letzten öffentlichen<br />
Worte. Wie recht er damit hatte.<br />
Mord in einem der am besten überwachten Gebiete der Erde: Auf der Großen Moskwa-Brücke liegt der Leichnam von Boris Nemzow – nur etwa hundert Meter von Kreml entfernt<br />
Vor den Mauern des Kreml<br />
D<br />
Die Große Moskwa-Brücke ist voller<br />
Menschen. Sie bringen Blumen, Kerzen,<br />
Heiligenbilder an eine Stelle der Brüstung,<br />
nah am Nordufer. Es ist der Ort, an<br />
dem in der Nacht zum Samstag Boris<br />
Nemzow von vier Kugeln aus einer Makarow-Pistole<br />
getroffen wurde. Wer hierherkommt,<br />
zeigt offen, dass er um den<br />
fähigsten Oppositionsführer Russlands<br />
trauert. Dazu gehört Mut. Denn wer<br />
nicht einverstanden ist mit der Politik<br />
von Präsident Wladimir Putin, der<br />
fürchtet sich spätestens jetzt. Dieser<br />
Was bedeutet der<br />
Mord an Boris<br />
Nemzow? Russlands<br />
Oppositionelle haben<br />
Angst vor weiterer<br />
Gewalt – und vor<br />
einem unglaublichen<br />
Vorwurf: dass in<br />
Wahrheit sie die<br />
Täter seien<br />
VON JULIA SMIRNOVA<br />
AUS MOSKAU<br />
Novy Arbat 11<br />
ca. 20:07 Uhr<br />
bis 20:52 Uhr<br />
Interview mit<br />
Echo Moskwy<br />
ca. 21:45 Uhr<br />
Telefoninterview mit<br />
ukrain. Radio Westi<br />
Christ-<br />
Erlöser-<br />
Kathedrale<br />
DER LETZTE ABEND<br />
Die Mörder müssen seinen Weg gekannt<br />
haben, wird die Polizei später sagen. Da<br />
verhört sie noch Anna Duritskaja, das 23-<br />
jährige ukrainische Model, mit dem Boris<br />
Nemzow seit drei Jahren zusammenlebte.<br />
Nur die junge Frau war bei ihm, als der 55-<br />
jährige, frühere Vizepremier und Putin-<br />
Gegner in der Nacht zum Samstag mitten in<br />
Moskau erschossen wurde, keine hundert<br />
Meter von der Kreml-Mauer entfernt. Nemzows<br />
letzter Abend war lang und geschäftig:<br />
politisches Engagement, urbaner Lebensstil.<br />
Um 20.07 Uhr Moskauer Zeit beginnt ein<br />
dreiviertelstündiges Interview mit Nemzow<br />
beim Radiosender Echo Moskwy. Es geht um<br />
die bevorstehende Demonstration gegen<br />
Putins Ukraine-Politik. Immer wieder unterbricht<br />
Nemzow die Moderatoren, so als habe<br />
er keine Zeit mehr. „Dieser Marsch fordert<br />
den sofortigen Stopp des Krieges mit der<br />
Ukraine“, sagt er energisch. „Die Sanktionen,<br />
die Kapitalflucht: All das kommt von Putins<br />
unsinniger Aggression gegen die Ukraine.“<br />
Um kurz vor 21.00 Uhr ist das Gespräch<br />
beendet. Um 21.45 Uhr gibt Nemzow dem<br />
ukrainischen Sender Westy das nächste<br />
Radiointerview, diesmal am Telefon. Dann<br />
isst er in einem Café im Kaufhaus GUM zu<br />
Abend, Russlands traditionsreichem Luxustempel.<br />
Es ist keine ungewöhnliche Zeit für<br />
ein Abendessen in der russischen Metropole.<br />
Später brechen Nemzow und seine Freundin<br />
zu Fuß in Richtung seiner Wohnung in der<br />
Uliza Malaja Ordynka 3 auf. Sie liegt auf der<br />
anderen Seite der Moskwa. Als Nemzow und<br />
Duritskaja kurz vor Mitternacht die Bolschoi-<br />
Moskworezki-Brücke betreten, fallen aus<br />
einem fahrenden weißen Auto sieben oder<br />
acht Schüsse. Vier Kugeln treffen Nemzow in<br />
den Rücken. Er bricht zusammen. boe.<br />
Roter<br />
Platz<br />
Kreml<br />
Haus an der<br />
Uferstraße<br />
Moskwa<br />
Tretjakow-<br />
Galerie<br />
Abendessen in einem<br />
Café im Kaufhaus Gum<br />
Basilius-<br />
Kathedrale<br />
kurz vor<br />
0:00 Uhr<br />
Mord<br />
Nemzows Ziel:<br />
Seine Wohnung in der<br />
Uliza Malaya Ordynka 3<br />
Mord scheint eine Botschaft zu enthalten,<br />
die an diesem grauen Morgen noch<br />
nicht zu entschlüsseln ist. Aber er verkündet<br />
Unheil. Denn: Wie könnte es<br />
ausgerechnet hier Zufälle geben? Bis zu<br />
den Kreml-Mauern sind es nur etwa 100<br />
Meter. Nichts, was hier geschieht, entgeht<br />
den allgegenwärtigen Überwachungskameras,<br />
und sie werden vom Sicherheitsdienst<br />
des Präsidenten gesteuert.<br />
Doch davor schienen die Mörder keine<br />
Angst zu haben. Kurz vor Mitternacht<br />
schossen sie Nemzow aus einem Auto<br />
heraus in den Rücken. Danach flohen<br />
sie, und von ihrem Fahrzeug fehlt am<br />
Morgen noch jede Spur. Der demonstrative<br />
Mord im Herzen Moskaus droht<br />
ungeklärt zu bleiben. Es wäre nicht das<br />
erste tödliche Rätsel im Russland des<br />
Wladimir Putin.<br />
Die Journalistin Anna Politkowskaja,<br />
der Anwalt Stanislaw Markelow, der Ex-<br />
Agent Alexander Litwinenko – die Schicksale<br />
getöteter Putin-Kritiker haben die internationale<br />
Öffentlichkeit immer wieder<br />
beschäftigt. Doch der Fall Nemzow ist anders.<br />
Zum ersten Mal wurde in Russland<br />
ein Politiker von solchem Format umgebracht.<br />
Es könnte der Beginn einer neuen,<br />
noch düstereren Phase der russischen<br />
Politik sein. Boris Nemzow hätte die<br />
Chance gehabt, russischer Präsident zu<br />
werden. Als junger, energischer Reformer<br />
gehörte er in den 90er-Jahren zum engsten<br />
Umfeld des ersten postsowjetischen<br />
Kremlherrschers Boris Jelzin. Als der einen<br />
Nachfolger suchte, war sein Vizepremier<br />
Nemzow einer der Kandidaten.<br />
Doch Jelzin und seine Familie entschieden<br />
sich schließlich für den Geheimdienstler<br />
Wladimir Putin und gaben damit<br />
der russischen Geschichte eine neue<br />
Wendung: Sicherheit statt Aufbruch.<br />
Nemzow, ein direkter, offener Gesprächspartner<br />
und allem Anschein nach vergleichsweise<br />
ehrlicher Politiker, verlor zunehmend<br />
an Einfluss. Bei der Wahl 2003<br />
schaffte er es nicht mehr ins von Putin<br />
dominierte Parlament. Doch auch außerhalb<br />
der Duma blieb er eine der wichtigsten<br />
Stimmen, die Putin und sein System<br />
offen kritisierten. Mit seinem Tod verschwindet<br />
die Gestalt, die im Russland<br />
von heute am stärksten an den Optimismus<br />
der Demokratisierung erinnerte.<br />
Für die Opposition und die verbliebenen<br />
unabhängigen Medien in Russland<br />
ist fast sicher, dass der Mord mit Nemzows<br />
politischer Tätigkeit zu tun hat.<br />
Seine Mitstreiter wie Ilja Jaschin und<br />
Michail Kassjanow sprechen von einem<br />
politischen Mord. Kurz vor seinem Tod<br />
arbeitete Nemzow an einem Buch über<br />
Russlands Beteiligung am Krieg in der<br />
Ukraine. Er soll Beweise dafür gesammelt<br />
haben, dass Moskau den Krieg auslöste<br />
und die Separatisten mit Waffen<br />
und Soldaten unterstütze. In seinen Interviews<br />
und Auftritten sprach er immer<br />
offen darüber. „Putin hat in der Ukraine<br />
eine verrückte, aggressive, tödliche Politik<br />
für unser Land und viele unserer Bürger<br />
betrieben“, sagte er nur wenige Stunden<br />
vor seinem Tod im russischen Radiosender<br />
Echo Moskwy. Die Annexion<br />
der Halbinsel Krim sei ein „Verbrechen“.<br />
Kaum ein anderer Politiker traut sich<br />
noch so offen über den Bürgerkrieg im<br />
Nachbarland zu sprechen. Der Oppositionelle<br />
Alexej Nawalny hatte etwa letztes<br />
Jahr in einem Interview gesagt, dass<br />
er die Krim keinesfalls der Ukraine zurückgeben<br />
würde, wenn er denn einmal<br />
Präsident wäre.<br />
Ist der Mord an Nemzow als Todesdrohung<br />
an alle Putin-Kritiker gemeint?<br />
Dafür spricht der öffentliche Charakter<br />
der Tat mitten im Herzen der Hauptstadt.<br />
„Das ist eine Demonstration für<br />
uns alle, für alle frei denkenden Menschen“,<br />
sagt der Oppositionelle und frühere<br />
Premierminister Michail Kassjanow.<br />
„Wir sollen lernen, wie man im<br />
heutigen Russland mit dem freien Wort<br />
abrechnet.“<br />
Natürlich schließen die Behörden<br />
ganz und gar aus, dass Nemzow ein Opfer<br />
des Kreml oder seines politischen<br />
Umfelds geworden sein könnte. Justizsprecher<br />
Wladimir Markin erklärte am<br />
Samstag ganz offen, welchen Spuren die<br />
Ermittler nachgehen: Die wichtigste sei<br />
„ein Mord als Provokation, um die politische<br />
Lage im Land zu destabilisieren“.<br />
Nemzow könnte „von jenen ans Messer<br />
geliefert worden sein, die vor keinem<br />
Mittel haltmachen, um ihre politischen<br />
Ziele zu erreichen“. Die zweite Version<br />
AFP/DMITRY SERERYAKOV; ALISTAIR FULLER; PHOTOSHOT; DPA PA / PETER ENDIG; IMAGO/EASTNEWS; REUTERS / OLIVIA HARRIS; DPA PA / TASS; SERGEI PONOMAREV; CORBIS<br />
sei eine islamistische Spur. Schließlich<br />
habe Nemzow wegen seiner Haltung<br />
zum Terroranschlag auf die Redaktion<br />
des französischen Satiremagazins „Charlie<br />
Hebdo“ Drohungen erhalten. Außerdem<br />
könnte es auch eine Verbindung zu<br />
den „innerukrainischen Ereignissen“ geben.<br />
Dort gebe es nämlich auf allen Seiten<br />
„radikale Figuren“, die keiner staatlichen<br />
Gewalt gehorchten, sagte Markin.<br />
Nemzows Geschäftstätigkeit und andere<br />
unpolitische Versionen würden ebenfalls<br />
geprüft. Dabei hatte sich der ehemalige<br />
Manager schon seit Jahren nur noch politisch<br />
betätigt.<br />
Letztlich wiederholte die Ermittlungsbehörde<br />
nur, was Präsident Putin kurz<br />
nach dem Mord als Deutung vorgegeben<br />
hatte. Er nannte den Tod Nemzows eine<br />
„Provokation“, also einen Versuch von<br />
nicht näher bezeichneten Kreml-Gegnern,<br />
den unschuldigen Staat als Mörder<br />
erscheinen zu lassen. Schon vor drei Jahren<br />
hatte Putin gemutmaßt, gewisse<br />
Mächte wollten Chaos in Russland stiften<br />
und würden dafür sogar jemanden<br />
aus ihren eigenen Reihen opfern. „Das<br />
sind vor allem diejenigen, die im Ausland<br />
sitzen“, sagte Putin damals. „Sie suchen<br />
nach einem prominenten Opferlamm.<br />
Sie werden es selbst erschlagen<br />
und dann den Machthabern die Schuld<br />
daran geben.“<br />
Diese Worte hallen nun nach. Und sie<br />
wecken die Furcht in der Opposition,<br />
dass der Mord an Nemzow als Anlass für<br />
eine noch stärkere Welle von Repressionen<br />
dienen soll. In den Diskussionen<br />
über die Tat taucht immer wieder der<br />
Name Sergej Kirow auf. Nach dem Mord<br />
an dem sowjetischen Parteifunktionär<br />
1934 begann eine Reihe von Prozessen,<br />
die in den „Großen Terror“ des Diktators<br />
Josef Stalin gegen seine angeblichen<br />
und tatsächlichen Kritiker mündete. Es<br />
wurde immer vermutet, dass Stalin das<br />
Attentat als Alibi für die Säuberungen in<br />
Auftrag gegeben hatte. Doch Beweise dafür<br />
wurden nie vorgelegt. Dennoch werden<br />
nun Parallelen gezogen. Heute<br />
könnte es durchaus sein, dass der Staat<br />
die Täter im Umfeld des Oppositionellen<br />
Alexej Nawalny suche, meint etwa der<br />
Oppositionspolitiker Ilja Ponomarjow.<br />
Nawalny und der Kreml-Kritiker Wladimir<br />
Milow machten darauf aufmerksam,<br />
dass Nemzow zur Zeit seines Todes<br />
mit großer Wahrscheinlichkeit von Sicherheitskräften<br />
beschattet wurde. Nawalny<br />
beschrieb mehrere Fälle, bei denen<br />
in den letzten Wochen regierungsnahe<br />
Medien verdächtig schnell von<br />
Treffen seiner Bewegung erfahren hätten.<br />
Außerdem sei es in der Vergangenheit<br />
immer wieder vorgekommen, dass<br />
Mitschnitte seiner Telefongespräche veröffentlicht<br />
wurden. Außerdem würden<br />
die Organisatoren großer Demonstrationen<br />
im Vorfeld immer mehrere Tage<br />
lang beschattet. Nemzow gehörte zu Organisatoren<br />
einer oppositionellen Demonstration<br />
gegen Putins Ukraine-Politik,<br />
die am Sonntag stattfinden sollte.<br />
Sie wird nun als Trauermarsch für den<br />
Getöteten abgehalten.<br />
Es könnte aber auch sein, dass Nemzow<br />
Opfer radikaler Kräfte wurde, die der<br />
Kreml im vergangenen Jahr entfesselt<br />
hat. Seit dem Beginn der Proteste in der<br />
Ukraine begann die russische Regierung<br />
eine regelrechte Hetzkampagne gegen die<br />
prowestliche Opposition. In seiner Krim-<br />
Rede verdammte Putin „Landesverräter“,<br />
und seitdem ufert der Hass auf die „fünfte<br />
Kolonne“ des Westens aus, die angeblich<br />
eine blutige Revolution in Russland<br />
WELTWEITE ERSCHÜTTERUNG<br />
„Wir rufen die russische Regierung<br />
zu einer raschen, überparteilichen<br />
und transparenten<br />
Ermittlung auf. Boris Nemzow<br />
war ein unermüdlicher Anwalt<br />
seines Landes.“<br />
Barack Obama, US-Präsident<br />
„Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
ist bestürzt über die hinterhältige<br />
Ermordung des russischen Oppositionspolitikers<br />
Boris Nemzow.<br />
Sie würdigt den Mut des ehemaligen<br />
stellvertretenden Ministerpräsidenten,<br />
der seine Kritik an<br />
der Regierungspolitik immer<br />
wieder auch öffentlich geäußert<br />
hat. Sie übermittelt seinen Angehörigen<br />
ihr Mitgefühl und fordert<br />
Präsident Wladimir Putin auf,<br />
zu gewährleisten, dass der Mord<br />
aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft<br />
gezogen werden.“<br />
Steffen Seibert,<br />
Regierungssprecher<br />
„Nemzows Tod macht mich traurig<br />
und wütend. Er hat sich gegen<br />
Korruption und Willkür gestellt –<br />
sein Tod ist ein schwerer Rückschlag<br />
für alle, die sich mutig für<br />
ein offenes Russland einsetzen.“<br />
Frank-Walter Steinmeier,<br />
Außenminister<br />
Tel. +49.89.2080770<br />
„Das Attentat wirft ein Schlaglicht<br />
auf die veränderte innere<br />
Verfassung Russlands und das<br />
innere Meinungsklima, das vor<br />
allem in den staatlichen Medien<br />
durch aggressiven Nationalismus<br />
und Militarismus geprägt wird.<br />
Hier liegt die Verantwortung<br />
Putins. Aggression nach außen<br />
und Aggression im Inneren<br />
sind die zwei Seiten einer<br />
Medaille.“<br />
Norbert Röttgen (CDU),<br />
Vorsitzender des Auswärtigen<br />
Ausschusses im Bundestag<br />
„Für die gesellschaftliche<br />
Debatte in Russland ist sein<br />
Tod ein unermesslicher<br />
Verlust. Gerade jetzt wird<br />
seine Stimme fehlen.“<br />
Joachim Gauck,<br />
Bundespräsident<br />
„Es ist ein Versuch, in dieser Situation<br />
Komplikationen zu stiften,<br />
möglicherweise sogar, die Lage im<br />
Land zu destabilisieren. Die Verbrecher<br />
müssen gefunden werden,<br />
aber auf solche Delikte lassen sich<br />
Täter ein, die gewöhnlich schwer<br />
ausfindig zu machen sind.“<br />
Michail Gorbatschow,<br />
Friedensnobelpreisträger<br />
vorbereitet. Nemzow war für hurrapatriotische<br />
Verbände eine der wichtigsten<br />
Hassfiguren. Im vergangenen Jahr hing<br />
sein Porträt zusammen mit Bildern anderer<br />
Putin-Kritiker auf einem großen Plakat<br />
im Zentrum Moskaus. „Fünfte Kolonne.<br />
Fremde unter uns“, lautete die Beschriftung.<br />
Und erst vor Kurzem demonstrierte<br />
in Moskau eine aggressive „Antimaidan“-Bewegung<br />
gegen Andersdenkende.<br />
Die Aktivisten dieser Bewegung haben<br />
mehrfach Oppositionelle auf der Straße<br />
zusammengeschlagen.<br />
„In unserem Land wurde gezielt<br />
Nachfrage nach Hass und Aggression geschaffen“,<br />
erklärt der frühere russische<br />
Vizepremier Anatoli Tschubais, der in<br />
den 90er-Jahren zusammen mit Nemzow<br />
zu Jelzins Reformer-Team gehörte.<br />
„Wenn vor nur wenigen Tagen Menschen<br />
Plakate mit der Aufschrift ‚Schlagt<br />
die fünfte Kolonne‘ durch unsere Straßen<br />
getragen haben und heute Nemzow<br />
getötet wird, dann denken Sie doch mal<br />
nach – was passiert morgen?“ Die Gewaltspirale,<br />
die mit dem Krieg in der<br />
Ukraine in Gang gesetzt wurde, dreht<br />
sich immer weiter. Wenn die radikalen<br />
und nationalistischen Kräfte nicht mehr<br />
unter Kontrolle gehalten werden können,<br />
könnte das auch für Putin gefährlich<br />
werden. Dann könnte mit dem Mord<br />
an Nemzow eine Phase von politischen<br />
Auseinandersetzungen beginnen, in der<br />
die Schwelle zum Töten bereits überschritten<br />
wurde. Wenn Russland in Gewalt<br />
versinkt, dann könnte auch für die<br />
Mittelschicht und die Eliten – Putins<br />
Stütze – die Grenze des Erträglichen erreicht<br />
sein.<br />
ANZEIGE<br />
Opfer eines<br />
mörderischen<br />
Systems<br />
2003<br />
Moskau, 7. Oktober 2006<br />
Die Menschenrechtsaktivistin und<br />
Journalistin Anna Politkowskaja fällt<br />
im Aufgang ihres Wohnhauses<br />
einem Attentat zum Opfer. Es ist<br />
Putins Geburtstag. Die Hintermänner<br />
sind unbekannt, westliche<br />
Medien tippen auf den Kreml.<br />
2006<br />
Moskau, 19. Januar 2009<br />
Als Rechtsanwalt vertrat Stanislaw<br />
Markelow viele russische Oppositionelle,<br />
unter anderem Anna<br />
Politkowskaja. Auch er wird in der<br />
Moskauer Innenstadt erschossen.<br />
Die Täter, nationalistische Russen,<br />
werden gefasst und verurteilt.<br />
2009<br />
Saratow, 15. Juli 2009<br />
Die Historikerin und Menschenrechtlerin<br />
Natalja Estemirowa wird vor<br />
ihrem Wohnhaus in Grosny entführt.<br />
Am selben Tag findet man ihre Leiche<br />
in einem Waldstück in Inguschetien.<br />
Sie wurde erschossen. Nach den<br />
Tätern wird noch immer gesucht.<br />
2009<br />
Ascot, 23. März 2013<br />
Der im britischen Exil lebende<br />
Oligarch und Putin-Gegner<br />
Boris Beresowski wird tot<br />
aufgefunden. Die genaue<br />
Todesursache wird trotz gerichtsmedizinischer<br />
Untersuchung<br />
nicht geklärt.<br />
Moskau, 17. April 2003<br />
Sergej Juschenkow wird vor<br />
seiner Wohnung erschossen. Der<br />
liberale Politiker war Mitglied<br />
einer Untersuchungskommission,<br />
die Sprengstoffanschläge auf<br />
Wohnhäuser untersuchen sollte.<br />
Die Tat wird nie aufgeklärt.<br />
2006<br />
London, 23. November 2006<br />
Der KGB-Agent und spätere Putin-<br />
Kritiker Alexander Litwinenko<br />
stirbt an einer durch Polonium<br />
verursachten Strahlenvergiftung.<br />
Zwei Tage vor seinem Tod hatte er<br />
Wladimir Putin für den Anschlag<br />
verantwortlich gemacht.<br />
2009<br />
Moskau, 19. Januar 2009<br />
Die Journalistin Anastassija Baburowa<br />
starb zusammen mit Anwalt<br />
Markelow, als beide eine Pressekonferenz<br />
verließen. Sie schrieb<br />
für die regierungskritische Zeitung<br />
„Nowaja Gaseta“ über Nationalisten<br />
und Missstände bei der Polizei.<br />
2009<br />
Moskau, 16. November 2009<br />
Der Anwalt Sergej Magnitski stirbt in<br />
Haft – angeblich an Herzinfarkt. Er<br />
hatte für Hermitage Capital Management<br />
Korruption unter hohen Beamten<br />
aufgedeckt. Sein Tod belastet<br />
die amerikanisch-russischen Beziehungen<br />
bis heute.<br />
2013
8 POLITIK<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Es waren Sätze, wie sie<br />
nur in der Stunde der<br />
Wahrheit fallen: „Was<br />
auch immer Deutschland<br />
sagt oder tut, es<br />
muss in jedem Fall bezahlen.“<br />
Finanzminister<br />
Yanis Varoufakis, der Yul Brynner der<br />
griechischen Revolution – Spitzname<br />
„Varou-Funk-is“ –, benahm sich von Anfang<br />
an wie der coole Prophet eines neuen<br />
Welttags, Aufklärer des Abendlandes,<br />
Befreier Europas. Ex oriente lux. Schluss<br />
mit dem Spardiktat, mit dem finstere<br />
Mächte, vor allem aus Germanien, die<br />
„soziale griechische Wirtschaft zerstören<br />
und Menschen liquidieren“: ein „finanzielles<br />
Waterboarding nach dem Vorbild<br />
der Foltermethoden der CIA“.<br />
VON REINHARD MOHR<br />
Schließlich die ultimative Warnung an<br />
den Rest Europas: „Wenn ihr denkt, ihr<br />
tut gut daran, progressive Regierungen<br />
wie unsere zur Strecke zu bringen, dann<br />
macht euch auf das Schlimmste gefasst.“<br />
Keine Angst, das tun wir. Und diabolisch,<br />
wie wir sind, warten wir jeden Tag<br />
gespannt auf die neueste Hammer-Parole,<br />
den neuesten Super-Tweet von Großmeister<br />
Varoufakis, der nicht nur ein Experte<br />
der Spieltheorie ist, sondern auch<br />
ein Rhetor von antikem Format.<br />
Selbstverständlich sind auch für Premierminister<br />
Tsipras Europa, EU und<br />
Euro zum Schlachtfeld geworden, auf<br />
dem Krieg geführt wird – eine Art Revolutionskrieg<br />
gegen die teutonische Hegemonie<br />
und für die Würde der unterjochten<br />
griechischen Volksmassen.<br />
Das Syriza-Programm steckt deshalb<br />
voller Versprechen an die Bevölkerung<br />
und fordert zugleich die Verstaatlichung<br />
von Banken, Krankenhäusern, Flughäfen,<br />
Bahn und Post, dazu die Beendigung der<br />
militärischen Kooperation mit Israel und<br />
den Austritt aus der Nato.<br />
Auch die vorläufige „Reformliste“, die<br />
gerade durch den Bundestag gewunken<br />
wurde, ist nur eine kleine dialektische<br />
Etappe auf dem Weg zum Sieg im Volkskrieg.<br />
Ein Stück Papier voller „produktiver<br />
Undeutlichkeit“ (Varoufakis), mehr<br />
nicht. Wahre Revolutionäre lassen sich<br />
davon nicht aufhalten, zumal sie am Beispiel<br />
des Ukraine-Konflikts studieren<br />
können, dass der alte dialogversessene<br />
EU-Kontinent auf Drohgebärden und<br />
kriegerische Auseinandersetzungen<br />
überhaupt nicht eingestellt ist.<br />
Historische Erfahrungen nicht einfach<br />
übertragbar. Doch das Auftreten von<br />
Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis, der<br />
beiden Spitzenkräfte der neuen griechischen<br />
Linksregierung, erinnert durchaus<br />
an frühere Gestalten revolutionärer<br />
Aufbrüche. Der überlegene Habitus des<br />
noch nie Dagewesenen, des radikalen<br />
Bruchs mit der alten, verfaulten Gesellschaft,<br />
das wissende Lächeln derer, die<br />
das Gesetz der Geschichte zu kennen<br />
glauben – all das manifestiert sich in der<br />
wehenden schwarzen Lederjacke auf<br />
dem Motorrad genauso wie in dem offen<br />
getragenen krawattenlosen Hemd, das<br />
von keinem Gürtel gebändigt wird.<br />
Auch wenn Tragödie und Farce, Größe<br />
und Lächerlichkeit dicht beieinander<br />
liegen, wäre es sicher vermessen, das finanzpolitische<br />
Duo Hellenale mit Robespierre<br />
und Danton in einem Atemzug<br />
zu nennen. Doch schon der verstorbene<br />
venezolanische Caudillo Hugo<br />
Chavez weist eine gewisse Verwandtschaft<br />
mit den stolzen Syriza-Helden<br />
auf. Immerhin verehrt Tsipras Fidel<br />
Castros legendären Kampfgefährten Ernesto<br />
„Ché“ Guevara. Einem seiner<br />
Söhne, zwei und vier Jahre alt, gab er<br />
Sponti Joschka Fischer spielte sich 1986 als Taxifahrer im Film „Va Banque“ selbst. Auch Griechenlands linker Finanzminster Varoufakis trägt Lederjacke<br />
gar den ehrenvollen Vornamen der Guerilla-Ikone.<br />
Selbst mit dem alles andere als<br />
juvenilen französischen Präsidenten<br />
François Hollande, der im Mai 2012 auf<br />
der Place de la Bastille als Herold einer<br />
neuen linken Ära gefeiert wurde, gibt es<br />
einen zentralen Berührungspunkt: In<br />
Paris wie Athen will man von der Idee<br />
nicht lassen, dass Träume wahr werden<br />
können, wenn nur alle solidarisch zusammenstehen.<br />
Leider ist der brave, doch unglückliche<br />
Hollande zugleich ein Paradebeispiel<br />
für das Problem, das alle Propheten einer<br />
lichten Zukunft einholt: Sie müssen,<br />
früher oder später, der Realität ins Auge<br />
sehen. Die Folgen sind dramatisch: Ernüchterung,<br />
Enttäuschung, ja Verbitterung.<br />
Die einst begeisterten Anhänger,<br />
für die eine Welt zusammenbricht, wenden<br />
sich ab. Aus Hoffnung wird Verzweiflung,<br />
Ratlosigkeit, Wut.<br />
Der griechische Soziologe Michael<br />
Kelpanides fragt sich deshalb zu Recht,<br />
Das Joschka-Prinzip<br />
Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis, die neuen Helden Griechenlands, müssen schnell den<br />
Weg zur Realpolitik finden. Deutsche Revoluzzer brauchten dafür Jahrzehnte. Ein Szenario<br />
wie die linksextremistischen Gruppierungen<br />
innerhalb der Regierungspartei<br />
Syriza, darunter orthodoxe Stalinisten,<br />
Maoisten, Trotzkisten, Ökosozialisten<br />
und sonstige radikale Antikapitalisten,<br />
mit dieser unvermeidlichen Konfrontation<br />
fertig werden: „Sie kommen sich<br />
nach ihrem Wahltriumph nun mit ihrem<br />
überhöhten Siegesbewusstsein vor wie<br />
die Bolschewiki nach der Oktoberrevolution“,<br />
sagte er der „Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung“. Seine Prognose: „Da<br />
sie sich bisher kaum am parlamentarischen<br />
Spiel des Kompromisses beteiligt<br />
und auch das ‚Hören auf den anderen‘<br />
nicht gelernt haben, werden sie versucht<br />
sein, die längst toten marxschen<br />
Dogmen, die sie in ihren linken Seminaren<br />
studiert haben, wieder zum Leben zu<br />
erwecken.“<br />
Da wäre dann guter Rat teuer. Wenn<br />
nicht alles täuscht, hat der Marxismus<br />
als Grundlage von Regierungspolitik in<br />
Europa nicht wirklich reüssiert. Die<br />
Konsequenz aus dieser Erkenntnis<br />
„<br />
müsste<br />
„Sie kommen<br />
sich vor wie die<br />
Bolschewiki nach<br />
der Oktoberrevolution“<br />
Michael Kelpanides, Soziologe<br />
darin bestehen, sich von Marx zu<br />
verabschieden. Aber wie sollen Tsipras<br />
und Co. jenen Prozess der Desillusionierung<br />
in wenigen Monaten durchlaufen,<br />
für den Revolutionäre früherer Zeiten,<br />
etwa die 68er, Jahrzehnte gebraucht haben?<br />
Ein Ding der Unmöglichkeit?<br />
Andererseits: Von geläuterten Genossen<br />
lernen schadet nie. In Deutschland<br />
ist dieser Weg, der wahrlich kein leichter<br />
ist und auch als „langer Lauf“ Popularität<br />
erlangte, als Joschka-Prinzip<br />
aktenkundig: vom Revolutionär zum<br />
Realo, vom Straßenkämpfer zum Außenminister.<br />
Am Anfang standen schmerzhafte<br />
Grenzerfahrungen. Bei Joschka Fischer<br />
war es die Erkenntnis, wie nahe er jener<br />
„revolutionären Gewalt“ gekommen war,<br />
deren nächste Eskalationsstufe der Terrorismus<br />
gewesen wäre – die endgültige<br />
Sackgasse. Andere Genossen scheiterten<br />
schon am wöchentlichen Putzplan der<br />
Wohngemeinschaft und der sozial gerechten<br />
Befüllung des Kühlschranks.<br />
ULLSTEIN BILD; REUTERS/PETER NICHOLLS<br />
Während man die Vergesellschaftung der<br />
Produktionsmittel forderte, klappte<br />
nicht einmal der Käse- und Schinkennachschub<br />
im WG-Kollektiv. Auch in Sachen<br />
„Beziehungskiste“ stellte sich heraus:<br />
Bürgerliche Verhaltensweisen wie<br />
exklusive Zweisamkeit und rasende Eifersucht<br />
hielten sich hartnäckig – trotz<br />
aller Debatten zwischen Rainer Langhans<br />
und Uschi Obermaier in der Kommune<br />
1. Theorie und Praxis klafften auseinander<br />
wie die rostigen Kotflügel des 2<br />
CV. Hilfreich auf dem beschwerlichen<br />
Weg von der Utopie zur Realität waren<br />
auch berufliche Erfahrungen jenseits<br />
von Uni und K-Gruppe, dem bevorzugten<br />
Biotop von Tsipras und Varoufakis.<br />
Nicht wenige 68er stellten am Fließband<br />
bei Opel Rüsselsheim oder Osram Berlin<br />
fest, dass der Proletarier – trotz aller<br />
Sorgen und Nöte – lieber auf einen Opel<br />
Ascona sparte, als auf die Weltrevolution<br />
zu warten. Eine bittere, doch heilsame<br />
Einsicht. Sie wurde weiter vertieft durch<br />
die Lektüre sogenannter „Renegatenliteratur“<br />
von ehemals überzeugten<br />
Kommunisten wie Manès Sperber und<br />
Arthur Koestler. Das Denken war wieder<br />
in der Lage, selbständig die Richtung zu<br />
wechseln.<br />
Dieses Schlüsselerlebnis verdankte<br />
Joschka Fischer nicht zuletzt seiner<br />
mehrjährigen Tätigkeit als Taxifahrer in<br />
Frankfurt am Main. Die Nahbegegnung<br />
mit dem Querschnitt der Volksmassen –<br />
vom betrunkenen Topmanager bis zum<br />
arbeitslosen, aber redseligen Geisteswissenschaftler<br />
– verstärkte die Zweifel an<br />
der marxistischen These von der<br />
Klassengesellschaft, die nur „oben“ und<br />
„unten“ kennt. Auch der Gedanke, das<br />
ausgebeutete Volk, die „Basis“, die<br />
„einfachen Leute“ seien grundsätzlich<br />
edel und gut, nahm am Steuer erheblichen<br />
Schaden.<br />
Gelegentlich kam es gar zu regelrecht<br />
antirevolutionären Augenblicken, blitzartigen,<br />
fast surrealen Begegnungen mit<br />
der Realität. Frank Wolff, ehedem SDS-<br />
Vorsitzender und seit vielen Jahren brillanter<br />
Musiker, hielt an einer Autobahnraststätte<br />
und schaute auf die Lastwagen,<br />
die vorbeifuhren. Sinnierend fragte<br />
er seine Genossen: „Sind wir wirklich die<br />
Richtigen, diesen ziemlich gut organisierten<br />
Güterverkehr auf eine komplett<br />
andere und bessere Weise hinzubekommen?<br />
Läuft es nicht so ganz gut?“<br />
Wie, bitte schön?! Es läuft „ganz gut“<br />
im wirklichen Leben des Spätkapitalismus?!<br />
Das war schon mehr als die halbe<br />
Kapitulation vor der Wirklichkeit – und<br />
das Eingeständnis der eigenen Anmaßung,<br />
alles anders und alles besser machen<br />
zu können, obwohl man von den<br />
meisten Dingen überhaupt keine Ahnung<br />
hatte. „Aus Nichtwissen schöpften<br />
wir Gewissheit“, resümiert der Schriftsteller<br />
Wolfgang Pohrt heute. „Ahnungslosigkeit<br />
inspirierte unsere Träume, unseren<br />
gemeinsamen Traum vom Schlaraffenland.“<br />
Schon diese wenigen Beispiele zeigen:<br />
Das ist kein 100-Tage-Programm für eilige<br />
Schnellaussteiger. Für den kompletten<br />
Rückzug vom Schlachtenlärm des<br />
Troika-, Pardon: Troja-Kriegs müsste<br />
man zumindest den regionaltypischen<br />
Zeitaufwand für kreative Irrfahrten ansetzen:<br />
eine zehnjährige Odyssee.<br />
Griechische Auguren warnen angesichts<br />
zunehmender Konflikte innerhalb<br />
des jakobinischen Revolutionslagers allerdings<br />
schon vor dem Ende der großen<br />
Reise im Frühsommer 2015. Wenn die<br />
Koalition in Athen am Streit über die Reformversprechen<br />
zerbricht, dann ist die<br />
Wirklichkeit schneller gewesen. Den Gesang<br />
der Sirenen bekommen die Helden<br />
dann nicht einmal von Weitem zu hören.<br />
„Tsipras ist prima! Und Varoufakis ist sein größter Fehler!“<br />
Schon vier Krimis hat Petros<br />
Markaris über Griechenlands<br />
Finanzkrise geschrieben. Jetzt<br />
wolle er mal was anderes machen,<br />
sagt der 78-Jährige. „Ein<br />
Buch, in dem es Griechenland wieder<br />
gut geht.“ Nur wisse er noch nicht, wie<br />
es dazu kommen könnte. Vielleicht hilft<br />
da ein Blick auf die politische Realität.<br />
VON BORIS KÁLNOKY<br />
AUS ATHEN<br />
WELT AM SONNTAG: Herr Markaris,<br />
Ihre Krimis lesen sich wie ein<br />
Spiegel der griechischen Gesellschaft.<br />
Ihr Roman „Live!“ über die<br />
Olympischen Spiele 2004, wirkt wie<br />
ein Erklärstück zur Krise.<br />
PETROS MARKARIS: Damit begann alles<br />
– neun Milliarden Euro Kosten, alles<br />
auf Kredit. Eine riesige Zuwanderung<br />
von Migranten, um die Gebäude zu errichten.<br />
Das lastet noch heute auf uns.<br />
Und was halten Sie von Tsipras?<br />
Ich hätte nie gedacht, dass er sich als so<br />
Griechenlands bekanntester Krimiautor hat nicht<br />
Syriza gewählt. Nun ist er positiv überrascht.<br />
Außer von dem Minister, den er am besten kennt<br />
gut erweisen würde. Ich habe auch nicht<br />
für ihn gestimmt. Aber jetzt denke ich, er<br />
ist der Einzige, der versteht, was nötig<br />
ist, und das auch durchsetzen kann. Ich<br />
bin ganz überrascht, nicht nur ich, sondern<br />
viele Griechen.<br />
In Brüssel ist er aber doch ziemlich<br />
eingeknickt. Griechenland steht weiterhin<br />
unter Kontrolle der Troika, nur<br />
dass sie jetzt anders heißt, damit es<br />
den Griechen besser gefällt.<br />
Das ist es ja eben: dass Tsipras lernfähig<br />
war. Er hat sehr schnell verstanden, dass<br />
sein Programm und der konfrontative<br />
Stil nicht funktionieren können. Anders<br />
als sein Finanzminister Varoufakis.<br />
Was bewirkte den Sinneswandel?<br />
Tsipras kann zuhören, und ich glaube,<br />
dass sowohl Kommissionspräsident Jean-Claude<br />
Juncker als auch EU-Parlamentspräsident<br />
Martin Schulz ihm sehr<br />
geholfen haben. Anscheinend kann Tsipras<br />
mit beiden gut, und sie sagten ihm,<br />
dass er seine Herangehensweise ändern<br />
muss, weil er sonst gegen die Wand fährt.<br />
Sein Bündnis mit den rechtsnationalen<br />
Unabhängigen Griechen von Petros<br />
Kammenos behagt Europa nicht<br />
besonders. War das nicht ein Fehler?<br />
Tsipras hat einige Fehler gemacht, aber<br />
der größte heißt Varoufakis.<br />
Der Finanzminister? Der ist doch<br />
wahnsinnig beliebt.<br />
Ich kenne ihn persönlich, ich habe verschiedentlich<br />
an Podiumsdiskussionen<br />
mit ihm teilgenommen. Er ist unglaub-<br />
lich arrogant und sagt unsinnige Dinge.<br />
Er benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen,<br />
und die Zusammenarbeit<br />
mit Tsipras gestaltet sich bislang so, dass<br />
Varoufakis das Porzellan zerbricht und<br />
Tsipras es nachher wieder zusammenflicken<br />
muss. Die jüngste Einigung in Brüssel,<br />
da mussten Bundeskanzlerin Merkel<br />
und Tsipras die Dinge am Telefon besprechen,<br />
weil Varoufakis vom Charakter<br />
her nicht in der Lage war, sich mit Schäuble<br />
zu einigen.<br />
Und Kammenos? Er hat mit antisemitischen<br />
Bemerkungen von sich reden<br />
gemacht. Hat Griechenland ein Antisemitismusproblem?<br />
Da steht Kammenos jedenfalls nicht allein.<br />
Es gibt auch in der konservativen<br />
Nea Dimokratia antisemitische Stimmen.<br />
Es gibt aber auch mutige Politiker in<br />
Griechenland, wie den Bürgermeister<br />
von Thessaloniki, Jiannis Boutaris, der<br />
gegen den aufsteigenden Antisemitismus<br />
kämpft. Was ich sehe, ist, dass der Antisemitismus<br />
in Europa wieder wächst,<br />
und das ist sehr besorgniserregend.<br />
PETROS MARKARIS<br />
SCHRIFTSTELLER<br />
Er ist eine Kombination<br />
aus<br />
moralischer<br />
Instanz und literarischem<br />
Massenmörder.<br />
Petros Markaris,<br />
1937 in Istanbul<br />
geboren, hat unter anderem in Stuttgart<br />
studiert und nicht nur Goethes<br />
„Faust“ sondern auch Brechts „Mutter<br />
Courage“ ins Griechische übersetzt.<br />
Sein Kommissar Kostas Charitos ermittelt<br />
in Krimis, die immer auch Griechenlands<br />
Gesellschaft erkunden. Die<br />
Finanzkrise hat den Präsidenten des<br />
griechischen Schriftstellerverbandes zu<br />
bisher vier Romanen inspiriert. Der<br />
jüngste Band, „Zurück auf Start“, erscheint<br />
im April 2015 beim Schweizer<br />
Diogenes-Verlag auf Deutsch.<br />
PA/DPA/TONI ALBIR<br />
Manolis Glezos, eine Ikone der Altlinken,<br />
hat zum Protest gegen den<br />
neuen Tsipras-Kurs aufgerufen.<br />
Das hat Tsipras sehr geärgert, und ich<br />
denke, dass hat er ihm mitgeteilt. Auch<br />
der bei den Linken einflussreiche Sänger<br />
Mikis Theodorakis hat solche Dinge gesagt.<br />
Es spricht für Tsipras und seine Fähigkeit,<br />
Konsens zu suchen, dass er<br />
Theodorakis daraufhin persönlich besucht<br />
hat, um über alles zu reden.<br />
Schafft Syriza die Legislaturperiode?<br />
Ich hoffe schon, aber ich kann mir eine<br />
Kabinettsumbildung vorstellen, um ein<br />
paar Radikale loszuwerden. Notfalls sind<br />
sowohl die gemäßigte neue Partei To Potami<br />
als auch die alte sozialdemokratische<br />
Pasok bereit, mit Tsipras zu koalieren,<br />
er wird also wahrscheinlich weiterhin<br />
Mehrheiten im Parlament finden.<br />
Und wenn er scheitert?<br />
Die Faschisten von der Goldenen Morgendämmerung<br />
sagen schon jetzt: Wenn<br />
Syriza scheitert, sind wir dran. Diese Gefahr<br />
droht tatsächlich.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
POLITIK 9<br />
Die neue<br />
Leitkultur<br />
der USA<br />
Makdes Hailu erinnert<br />
sich noch<br />
an den Moment,<br />
als sie sich wie<br />
eine Fremde vorkam<br />
in der<br />
Highschool Bethesda-Chevy<br />
Chase am Rande Washingtons.<br />
Die schwarze Schülerin hatte gerade<br />
einen der begehrten Plätze im akademischen<br />
Team bekommen. Und dann<br />
hörte sie zufällig die abfälligen Bemerkungen<br />
einer Schulkameradin, die meinte,<br />
sie habe den Platz nur bekommen,<br />
weil sie schwarz sei. „In diesem Moment<br />
fühlte ich mich so verletzt“, erzählt Makdes<br />
in einem von Schülern gedrehten Video,<br />
das das Problem von Minderheiten<br />
wie Schwarzen und Hispanics an der<br />
mehrheitlich weißen Schule thematisiert.<br />
„Für den ganzen Rest des Jahres<br />
hatte ich das Gefühl, jeder würde mich<br />
nur als das Mädchen ansehen, das es ins<br />
Team geschafft hatte, weil sie schwarz<br />
war und nicht wegen ihrer Leistungen.“<br />
VON CLEMENS WERGIN<br />
AUS WASHINGTON<br />
Die B-CC-Highschool in Maryland gilt<br />
als vielfältige und tolerante Schule. Und<br />
doch offenbarte das von der Schulleitung<br />
unterstützte Videoprojekt, dass viele<br />
aus Minderheiten stammende Schüler<br />
sich auch hier diskriminiert fühlen. Der<br />
Film unter dem Titel „Auch ich bin<br />
B-CC“ wirbt um Verständnis für die Perspektive<br />
anderer, für schwarze oder hispanische<br />
Schüler, die das Gefühl haben,<br />
nicht in die weiße Mehrheitskultur der<br />
Schule zu passen. Für Maryland ist das<br />
von elementarer Bedeutung. Der Staat<br />
an der Ostküste wird zusammen mit Nevada<br />
in den kommenden fünf Jahren zu<br />
jener bisher vier Bundesstaaten umfassenden<br />
Gruppe von Staaten (Kalifornien,<br />
Hawaii, New Mexiko und Texas) hinzustoßen,<br />
in der Weiße in der Minderheit<br />
sind. Umso wichtiger, dass das gedeihliche<br />
Miteinander der verschiedenen ethnischen<br />
Gruppen früh thematisiert und<br />
eingeübt wird. Denn Amerika befindet<br />
sich gerade in einem rasanten demografischen<br />
Umwälzungsprozess. „Das Maß<br />
an rassisch-ethnischer Transformation<br />
in den Vereinigten Staaten ist verblüffend“,<br />
schreiben die Autoren einer neuen<br />
Studie zum Thema. „Im Jahr 1980 war<br />
die Bevölkerung der USA zu 80 Prozent<br />
weiß. Heute ist dieser Anteil auf 63 Prozent<br />
zurückgegangen, und im Jahr 2060<br />
wird er Hochrechnungen zufolge auf<br />
weniger als 44 Prozent fallen.“ Was die<br />
Studie „States of Change“ beschreibt,<br />
ist der Abschied vom weißen Amerika.<br />
250 Jahre nach dem Beginn der Rebellion<br />
gegen die britische Herrschaft brechen<br />
die Amerikaner erneut in eine ungewisse<br />
Zukunft auf.<br />
„Was da abläuft, ist wie ein natürliches<br />
Experiment“, sagt Karlyn Bowman,<br />
die für das konservative American Enterprise<br />
Institute an dem Bericht mitgearbeitet<br />
hat, der gemeinsam mit dem<br />
linksliberalen Thinktank Brookings und<br />
dem linken Center for American Progress<br />
erstellt wurde. Auch wegen dieser<br />
Transformation durchlaufe Amerika gerade<br />
eine Periode demokratischer Turbulenzen,<br />
sagt Bowman. Aber letztlich<br />
sei sie zuversichtlich, was die Zukunft<br />
des Landes anbelange. Schließlich habe<br />
man schon ganz andere Probleme gemeistert.<br />
„Man denke nur an die GI-Generation,<br />
eine sehr große Gruppe, die<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte.<br />
Der Kongress hat damals das GI-Gesetz<br />
verabschiedet, das ihnen die Chance<br />
auf höhere Bildung ermöglichte. Das<br />
wiederum führte dazu, dass sie in die<br />
Vorstädte ziehen konnten, was zur Errichtung<br />
des Interstate Straßennetzes<br />
geführt hat.“ Auch die langsam in Rente<br />
gehende Babyboomer-Generation habe<br />
das Land politisch, kulturell und wirtschaftlich<br />
verändert. „Die Babyboomer<br />
haben uns zu einem toleranteren Land<br />
gemacht“, sagt Bowman. Und sie haben<br />
damit die kulturelle Grundlage geliefert<br />
für die künftigen Herausforderungen,<br />
wenn die Weißen ab etwa 2044 nur eine,<br />
wenn auch die größte, von vielen Minderheiten<br />
sein werden.<br />
Gewinner werden vor allem die Hispanics<br />
sein. Im Jahr 1980 betrug ihr Anteil<br />
an der Bevölkerung nur 6 Prozent.<br />
Heute sind es 17 Prozent, und im Jahr<br />
2060 werden es voraussichtlich 29 sein.<br />
Die Nachkommen von Einwanderern aus Mittel- und Südamerika werden den USA in den kommenden Jahren ihren Stempel aufdrücken<br />
Auch der Anteil der Asiaten wächst kräftig,<br />
von zwei Prozent 1980 auf heute<br />
acht und im Jahr 2060 rund 15 Prozent.<br />
Damit werden sie die Schwarzen überholen,<br />
deren Anteil bei 12 bis 13 Prozent<br />
stagnieren wird. Politisch kommt die<br />
Transformation Amerikas den Demokraten<br />
zugute. „Die republikanische Partei<br />
hat kurzfristig gesehen ein ernsthaftes<br />
Problem, sie müsste sich mehr öffnen<br />
und eine Willkommenskultur entwickeln,<br />
besonders gegenüber den Hispanics“,<br />
meint Bowman. Schließlich<br />
werde die weiße Bevölkerung, das Wählerreservoir<br />
der Republikaner, in jedem<br />
vierjährigen Wahlzyklus um weitere anderthalb<br />
Prozent schrumpfen. Ruy Teixeira<br />
vom Centre of American Progress<br />
sagt, die Republikaner müssten schon<br />
bei den Präsidentenwahlen in zwei Jahren<br />
mehr als 64 Prozent der weißen<br />
Stimmen holen, um ihre Unpopularität<br />
bei Minderheiten auszugleichen. Allerdings<br />
weist Bowman darauf hin, dass die<br />
Republikaner eine starke „Nachwuchsbank“<br />
von Latino-Politikern hätten und<br />
etwa jetzt schon über Politiker wie Jeb<br />
Bush und Marco Rubio verfügten, die<br />
„eine einzigartige Art haben, Latino-<br />
Wähler anzusprechen“.<br />
Dazu kommt auch, dass nicht jeder<br />
aus der wachsenden Minderheitenbevölkerung<br />
einen Pass hat und wählen darf.<br />
Und selbst wenn es sich um US-Bürger<br />
handelt, gehen sie nicht mit derselben<br />
Verlässlichkeit an die Wahlurnen wie<br />
weiße Amerikaner. Die Weißen werden<br />
Die jahrhundertelange<br />
weiße Dominanz ist<br />
bald zu Ende. Der<br />
Anteil der Asiaten und<br />
Hispanics an der<br />
Bevölkerung wächst.<br />
Gefährdet das die<br />
Einheit der USA?<br />
100<br />
AMERIKA WIRD VIELFÄLTIGER<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Weiße<br />
Latinos<br />
0<br />
1980 2000<br />
1990<br />
Prognose<br />
2010<br />
Schwarze<br />
Asiaten und andere<br />
in Prozent<br />
50 %<br />
2020<br />
2030<br />
2040<br />
2050<br />
2060<br />
QUELLE: CENTER FOR AMERICAN PROGRESS /AMERICAN<br />
ENTERPRISE INSTITUTE / BROOKINGS INSTITUTION<br />
also noch Jahre politisch mehr Einfluss<br />
auf die Waage bekommen, als es ihrem<br />
schrumpfenden Anteil an der Bevölkerung<br />
entspricht.<br />
Doch was bedeuten die Veränderungen<br />
für Amerika als Nation? Wird der<br />
Schmelztiegel weiter funktionieren,<br />
wenn es keine Leitkultur mehr gibt?<br />
Über Jahrhunderte mussten Neuankömmlinge<br />
sich in eine weiße, protestantisch<br />
geprägte Mehrheitskultur integrieren,<br />
wenn sie zu echten Amerikanern<br />
werden wollten. Das hieß nicht,<br />
dass Katholiken, Juden, Hindus oder<br />
Muslime ihre Religion am Einwanderungsschalter<br />
abzugeben hatten. Aber<br />
Werte und Kultur dieser jungen Nation<br />
waren stark von dieser Kultur geprägt,<br />
von ihren Moralvorstellungen genauso<br />
wie von ihrer Arbeitsethik.<br />
„Als ich aufwuchs, hatte ich das Gefühl,<br />
ich müsste aussehen wie die Weißen,<br />
mich anziehen wie die Weißen und<br />
reden wie die Weißen, um von anderen<br />
als auf derselben Stufe stehend gesehen<br />
zu werden“, berichtet etwa die schwarze<br />
B-CC-Schülerin Sisan Dorsu. Ein Mitschüler,<br />
der ebenfalls afroamerikanische<br />
Ari Bryson, stimmt ihr zu. „Manchmal<br />
hatte ich das Gefühl, zwei Leben zu führen.“<br />
Was die Schüler in ihrem Video beschreiben,<br />
ist ein Gefühl der Fremdheit<br />
in einer von Weißen dominierten Umgebung.<br />
Wenn man das einzige schwarze<br />
Mädchen oder der einzige Latino-Junge<br />
in einer der Leistungsklassen ist, dann<br />
kommt man sich wie ein Außenseiter vor.<br />
In Zukunft wird es diesen Anpassungsdruck<br />
an eine weiße Mehrheitskultur jedoch<br />
immer seltener geben. „In vergangenen<br />
Einwanderungswellen gab es diesen<br />
Druck, Minderheitenkulturen zu marginalisieren“,<br />
sagt Ruy Teixeira. „Das wird<br />
in Zukunft so nicht mehr der Fall sein.“<br />
Demnach dürfte sich der Anpassungsdruck<br />
in Schulen wie dem B-CC demografisch<br />
von selbst erledigen. Wird der<br />
Verlust einer prägenden weißen Leitkultur<br />
aber auch dazu führen, dass Amerika<br />
nicht mehr eine geeinte Nation sein<br />
wird, wie es der alte Leitspruch „E pluribus<br />
unum“ suggeriert, sondern nur ein<br />
Sammelsurium verschiedener ethnischer<br />
Erzählungen? Laut Bowman ist das keineswegs<br />
ausgemacht. Es sei etwa offen,<br />
ob die Hispanics sich in der zweiten<br />
oder dritten Generation weiter als Latinos<br />
identifizieren werden oder eher als<br />
Amerikaner. „Wir machen einen Fehler,<br />
wenn wir annehmen, dass die Latino-Bevölkerung<br />
ein monolithischer Block sein<br />
wird. Es ist wichtig zu sehen, dass gemischte<br />
Ehen in diesem Land einen signifikanten<br />
Trend darstellen.“ Auch Teixeira<br />
glaubt nicht, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
der Amerikaner leiden<br />
wird. „Es gibt eine Basis für einen<br />
neuen amerikanischen Patriotismus“,<br />
sagt er. „Er wird kulturell weniger eng<br />
gefasst, offener und toleranter sein. Aber<br />
es wird weiterhin einen starken Patriotismus<br />
geben.“ Um den Zusammenhalt<br />
der amerikanischen Nation muss einem<br />
demnach nicht bange sein.<br />
GETTY IMAGES<br />
ANZEIGE<br />
Brille: Fielmann. Internationale Brillenmode in Riesenauswahl zum garantiert günstigen Fielmann-Preis. Mehr als 600x in Europa. Fielmann gibt es auch in Ihrer Nähe. www.fielmann.com
10 FORUM<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
LESERBRIEFE<br />
Kampf und Kino<br />
Russland und Amerika haben zwei Filme bei den Oscars präsentiert, die symptomatisch für<br />
beide Gesellschaften sind, schreibt Chruschtschows Enkelin Nina L. Chruschtschowa<br />
Ochsentouren in der Stadt<br />
Zu: „Die Metropole, der fremde Stern “ vom 22. Februar<br />
Großstädter sind weniger politikinteressiert, meckern aber mehr, weil es mehr Zuhörer<br />
gibt als auf dem „Dorf“. Zumindest in NRW werden die zu verteilenden Steuergelder derart<br />
gesteuert, dass Städte bevorzugt werden und sogar per Gesetz von diesem Steuerkuchen<br />
mehr bekommen, weil man dort rot-grüne Wähler füttern will. Großstadtprobleme<br />
werden kleingeredet. Oder haben wir einmal amtlich gehört, dass es an Schulen ein Drogenproblem<br />
gibt? So etwas wird totgeschwiegen, denn die Schulämter der Städte sind<br />
meist in SPD-Hand. Vielleicht sollten die CDU-Mitglieder sich mehr auf die „Ochsentour“<br />
begeben und von Tür zu Tür gehen, so wie das in den ländlichen Gegenden praktiziert<br />
wird. Oder sind sich die Städter zu fein dafür? In der Stadt gibt es zwar mehr Türklinken,<br />
dafür sind auf dem Land die Entfernungen größer. Hermann Schmitz, Pulheim Brauweiler<br />
Masern brauchen Zeit<br />
Zu: „Ende der Masernparty “ von Claudia<br />
Kade, 22. Februar<br />
Bemerkenswert, mit welcher Energie gegen<br />
die Kinderkrankheit Masern und für die<br />
Impfpflicht gekämpft wird. Genau diese<br />
Energie würde ich mir wünschen bei Schadstoffen<br />
in Kinderkleidung und Spielzeug,<br />
bei BPA in Schnullern, bei den vermeintlich<br />
so gesunden Kinderlebensmitteln oder<br />
auch bei der Berücksichtigung von Kinderbedürfnissen<br />
bei Stadt- und Wohnungsbau.<br />
Geht es hier um das Wohl unserer Kinder<br />
oder das Klingeln in den Kassen? Natürlich<br />
sind Masern keine harmlose Krankheit,<br />
deshalb müssen sie auch entsprechend<br />
behandelt und dann lange genug auskuriert<br />
werden, doch dafür haben weder Kinder<br />
noch Eltern die Zeit. Schade.<br />
Katharina Rummel, per E-Mail<br />
Wenn Frauen altern<br />
Zu: „Die besten Jahre“ und „Das ewige<br />
Mädchen“, von Lorraine Haist und Kerstin<br />
Rottmann , 22. Februar<br />
Ja, es stimmt: Frauen ab 50 plus geht es<br />
gut. Einige wagen einen Neuanfang in Beruf<br />
und Partnerschaft und sind erfolgreich<br />
damit. Andere genießen die abnehmende<br />
Belastung im Job und in der Familie und<br />
freuen sich, endlich mehr Zeit für sich zu<br />
haben. Gleichzeitig merken sie, dass ihre<br />
körperliche Attraktivität nachlässt. Und sie<br />
spüren, dass auch ihr Leben endlich ist. Das<br />
bedauern sie, und es macht sie traurig. Aber<br />
sie stellen sich dem: Nichts wird besser<br />
dadurch, dass man es verdrängt. Diese<br />
Bandbreite prägt das Leben der Frauen von<br />
50 plus. Ob Madonna und Nena dafür die<br />
passenden (Vor-)Bilder sind?<br />
Margret Vennebörger, Frankfurt am Main<br />
Eine 54-Jährige, die in Röhrenjeans und<br />
Turnschuhen über die Bühne hampelt, ist<br />
einfach nur peinlich. Und seien wir doch<br />
mal ehrlich, der künstlerische Wert ihrer<br />
Liedchen ist überschaubar.<br />
Markus Bürger, Köln<br />
Mit Kippa geht nicht<br />
Zu: „Gekommen, um zu bleiben “ von Freia<br />
Peters, 22. Februar<br />
Ich bin Deutsch-Israeli und kann das Fazit<br />
Ihres Textes, dass es in Deutschland für<br />
Israelis/Juden sicher ist, nicht teilen.<br />
Selbstverständlich werde ich weder von<br />
rechts oder von Muslimen angefeindet,<br />
wenn sie mich nicht als jüdisch erkennen.<br />
Wenn die laut Goethe-Institut geschätzten<br />
20.000 Israelis ab morgen aber eine Kippa<br />
tragen würden, sähe die Situation definitiv<br />
anders aus. Der Beauftragte der jüdischen<br />
Gemeinde Berlin für Antisemitismus, Daniel<br />
Alter, wurde angegriffen, als er eine<br />
Kippa trug. Heute tut er dies nicht mehr in<br />
der Öffentlichkeit. Ich möchte nicht sagen,<br />
dass es den Israelis in Berlin nicht gut geht,<br />
aber wir dürfen nicht denken, dass, was in<br />
Kopenhagen und Paris passierte, nicht auch<br />
hier geschehen kann.<br />
David Kellermann, per E-Mail<br />
Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns über jede Zuschrift,<br />
müssen uns aber das Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der sehr großen Zahl von Leserbriefen,<br />
die bei uns eingehen, sind wir nicht in der Lage, jede einzelne Zuschrift zu beantworten.<br />
SCHREIBEN SIE UNS UNTER: LESERBRIEFE@WAMS.DE<br />
DPA/PA; GETTY IMAGES<br />
Oscar hat gesprochen. Weder der als<br />
bester fremdsprachiger Film nominierte<br />
russische Beitrag „Leviathan“<br />
noch der als bester Film nominierte<br />
„American Sniper“ haben<br />
gewonnen. Und doch sind beide in gewisser Weise<br />
die repräsentativsten Filme des Jahres, da jeder<br />
Streifen den Kern dessen erfasst, warum Russland<br />
und die Vereinigten Staaten dazu verdammt erscheinen,<br />
einen neuen Kalten Krieg zu führen.<br />
Nach der russischen Invasion in der Ukraine<br />
gestaltete sich die PR-Kampagne für „Leviathan“<br />
überaus schwierig. Doch das in ihm gezeichnete<br />
düstere Porträt des Lebens im heutigen Russland<br />
liefert die Bestätigung für viele Gründe, warum<br />
die Amerikaner immer wieder an der Reformfähigkeit<br />
Russlands nach dem Zusammenbruch<br />
des Kommunismus zweifelten. Diese Zweifel<br />
fanden ihren Niederschlag in der Populärkultur.<br />
Seit 1991 dokumentierte Hollywood das amerikanische<br />
Misstrauen gegenüber dem postsowjetischen<br />
Russland in einer Reihe von Filmen – wie<br />
beispielsweise in „The Saint – Der Mann ohne<br />
Namen“, „Airforce One“, „Der Goldene Kompass“<br />
aus dem Jahr 2006, „Salt“ und „The November<br />
Man“. Die aggressive Außenpolitik des russischen<br />
Präsidenten Wladimir Putin bestätigte die Russophoben<br />
in ihrer Haltung, weswegen die Nominierung<br />
von „Leviathan“, dieser hervorragenden<br />
Studie des Putin-Regimes über die Armseligkeit<br />
des Lebens, mehr als richtig war.<br />
Und obwohl dem Film die Oscar-Weihen verwehrt<br />
blieben, verdient er alles Lob. Unter der<br />
Regie von Andrej Swjaginzew entstand ein sowohl<br />
epischer als auch zutiefst nuancierter Streifen in<br />
gespenstisch anmutendem Stil, den man als<br />
„Realismus der Verzweiflung“ bezeichnen könnte.<br />
Der Filmtitel ist eine Anlehnung an das Buch<br />
Hiob und erinnert auch an Herman Melvilles<br />
„Moby Dick“.<br />
„Leviathan“ spielt in einer Kleinstadt an der<br />
Barentssee und zeigt, dass man dem auf Moskau<br />
zentrierten Staat und seinem heuchlerischen<br />
Doppelgänger, der orthodoxen Kirche, nicht einmal<br />
in der Arktis entrinnen kann. Unter einem<br />
dunkelgrauen Himmel, der den Rahmen für eine<br />
menschliche Landschaft aus politischem Missbrauch,<br />
Ehebruch, Gesetzlosigkeit und dem Zynismus<br />
allmächtiger Priester bildet, liegt am Strand<br />
neben alten Bootswracks ein riesiges Walskelett –<br />
möglicherweise Leviathan selbst.<br />
Die Geschichte ähnelt Alexander Solschenizyns<br />
anspruchsvollem Meisterwerk „Ein Tag im Leben<br />
des Iwan Denissowitsch“ aus dem Jahr 1962 und<br />
ist eine permanente Anklage gegen die Korruption<br />
staatlicher Macht – einer Macht, die stets bereit<br />
,,<br />
ist, zu töten und sich mit einer noch korrupteren<br />
Macht zu verbünden, nämlich der orthodoxen<br />
Kirche. Wie der Kommunismus, der einst im<br />
Gegenzug für Loyalität Absolution für die<br />
schlimmsten Verbrechen verhieß, erlaubt Russlands<br />
aktuelle Staatsreligion Untaten, einschließlich<br />
Mord, – ja, fördert sie sogar – solange man<br />
sich Gott gegenüber loyal zeigt.<br />
Nikolai, der hitzköpfige Protagonist in „Leviathan“,<br />
sieht sein Leben durch den Kampf gegen<br />
den Bürgermeister der Stadt um sein Anwesen an<br />
der Küste zerstört. „Ich bringe ihn um, wenn er<br />
hier einen Palast baut“, schreit Nikolai in Anspielung<br />
auf die Vorliebe der derzeitigen russischen<br />
Führung für die Errichtung protziger Monumente<br />
zur Demonstration ihrer persönlichen<br />
Großartigkeit: Putins im italienischen Stil erbauter<br />
Palast am Schwarzen Meer soll beispielsweise<br />
über eine Milliarde Dollar gekostet haben.<br />
Am Ende seines Kampfes ist Nikolais Leben<br />
ruiniert. Seine Frau wird getötet, und er wird<br />
beschuldigt, sie aufgrund einer kurzen Affäre mit<br />
seinem Freund umgebracht zu haben. Am Ende<br />
stellt sich heraus, dass Nikolai nicht schikaniert<br />
wurde, um dem Palast des Bürgermeisters, sondern<br />
einer Kathedrale Platz zu machen. Sogar die<br />
Russland-Klischees – eine in anmaßender Staatsmacht,<br />
Wodka, Flüchen, Schießen und Schreien<br />
begründete Tragik – verstärken diese außergewöhnlich<br />
dichte Schilderung der Zerstörung einzelner<br />
Leben durch aus der Ferne wirkender,<br />
verheerender Kräfte.<br />
Das ist russische Politik in ruchlosester Form.<br />
Zu Zeiten Stalins übernahmen die Meisterwerke<br />
von Künstlern wie etwa Boris Pasternak oder<br />
Dmitri Schostakowitsch die Aufgabe, der mundtoten<br />
Zivilgesellschaft eine künstlerische Stimme<br />
zu verleihen. Daher ist es blanker Zynismus, dass<br />
„Leviathan“ teilweise vom russischen Kulturministerium<br />
finanziert wurde – und bezeichnend,<br />
dass die russischen Behörden keinerlei Interesse<br />
an einem Oscar für diesen Film zeigten. Tatsächlich<br />
kritisierte Kulturminister Medinski den Film<br />
wegen dessen Düsternis und Pessimismus. (Er<br />
wurde in Russland gezeigt, aber zensiert.)<br />
Der Film „American Sniper“ unter der Regie<br />
von Clint Eastwood spiegelt amerikanische Haltungen<br />
in gleicher Weise wider wie „Leviathan“<br />
den aktuellen russischen Zeitgeist. Wo „Leviathan“<br />
allerdings Putins Russland mit chirurgischer<br />
Präzision unter die Lupe nimmt, werden in „American<br />
Sniper“ lediglich vermeintliche nationale<br />
Werte hinausposaunt, und zwar ohne Rücksicht<br />
auf deren Geltung in anderen Teilen der Welt.<br />
Während seiner vier Einsätze als von seiner<br />
Mission beseelter Soldat im Irak wird der wackere<br />
Texaner Chris Kyle (gespielt von Bradley Cooper)<br />
als Legende bekannt, ein Killer mit Erlöser-Komplex.<br />
Der an Kyles Memoiren angelehnte „American<br />
Sniper“ verherrlicht die amerikanische<br />
Frontier-Mentalität – es handelt sich um einen<br />
neuen Cowboyfilm von einem ehemaligen<br />
Cowboyfilmstar. Ebenso wie „Leviathan“ ein<br />
Russland in den Fängen eines politischen Albtraums<br />
darstellt, zeigt „American Sniper“ ein<br />
Land, das in seiner – in unzähligen Westernfilmen<br />
definierten – heroischen Mythologie des konsequenten<br />
Individualismus im eigenen Land und<br />
der Verteidigung von Freiheit und Ordnung im<br />
Ausland gefangen ist.<br />
Doch die Welt hat sich verändert, und vielfach<br />
wird Amerikas globale Rolle nicht mehr als Ausdruck<br />
seiner einzigartigen Unschuld und Güte<br />
betrachtet. Angesichts all dessen, was wir über<br />
den Irakkrieg erfuhren – falsche Behauptungen<br />
über Massenvernichtungswaffen, nicht vorhandene<br />
Verbindungen zwischen Saddam Hussein und<br />
der Al-Qaida und so weiter –, erscheint Eastwoods<br />
Film enttäuschenderweise wie ein Marketingprodukt<br />
und nicht wie ein Werk der Reflexion<br />
und kritischen Betrachtung. Eastwood hat lediglich<br />
seine früheren Filme aktualisiert – man denke<br />
an „Der Texaner“ oder „Pale Rider – Der namenlose<br />
Reiter“ – mit ihrer unerschütterlichen Überzeugung,<br />
dass Amerikas Gott der Gerechtigkeit<br />
die Oberhand behalten muss.<br />
Und so kann man nach dieser hochspannenden<br />
Oscar-Konstellation zwischen Amerika und Russland<br />
nur zu dem Urteil kommen: „American Sniper“<br />
versagt, wo „Leviathan“ reüssiert. George<br />
Orwell brachte den Grund dafür knapp auf den<br />
Punkt: „Sämtliche Propaganda ist Lüge, selbst<br />
wenn sie die Wahrheit spricht.“<br />
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier<br />
Die Autorin lehrt Internationale Beziehungen an der<br />
New School und ist Senior Fellow am World Policy<br />
Institute in New York<br />
Copyright Project Syndicate 2015<br />
George Orwell brachte es auf den Punkt:<br />
„Sämtliche Propaganda ist Lüge, selbst<br />
wenn sie die Wahrheit spricht“<br />
Impressum<br />
Verleger AXEL SPRINGER (1985 †)<br />
Herausgeber: Stefan Aust<br />
Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />
Stellvertreter des Chefredakteurs:<br />
Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Beat Balzli, Oliver Michalsky<br />
Geschäftsführender Redakteur:<br />
Dr. Marius Schneider<br />
Chefreporter Investigativ: Jörg Eigendorf<br />
Textchefs: Rainer Marx, Annette Prosinger<br />
Chefkommentatoren: Torsten Krauel,<br />
Dr. Jacques Schuster<br />
Leitung Layout/Artdirection: Marie-Luise Müller,<br />
Maud Radtke<br />
Politik: Jochen Gaugele, Marcus Heithecker, Lars<br />
Schroeder; Stv. Karsten Kammholz, Claus Christian<br />
Malzahn Außenpolitik: Dr. Sascha Lehnartz; Stv.<br />
Dietrich Alexander Forum: Andrea Seibel; Stv. Rainer<br />
Haubrich Titelthema/Digital Storytelling: Jennifer<br />
Wilton Wirtschaft/Finanzen/Immobilien: Thomas<br />
Exner, Olaf Gersemann; Stv. Jan Dams, Dietmar Deffner,<br />
Michael Fabricius Kultur/Stil: Cornelius Tittel,<br />
Andreas Rosenfelder; Stv. Annemarie Ballschmiter,<br />
Inga Griese (Senior Editor), Elmar Krekeler<br />
Reportagen/Panorama: Wolfgang Scheida, Heike<br />
Vowinkel Sport: Stefan Frommann; Stv. Sven Flohr,<br />
Christian Witt, Volker Zeitler Wissen: Dr. Norbert<br />
Lossau; Stv. Dr. Pia Heinemann Reisen: Sönke Krüger;<br />
Stv. Kira Hanser Motor: Dr. Ulf Poschardt<br />
(komm.) Boot: Reinhold Schnupp<br />
Chefreporterin: Dagmar von Taube Chefkorrespondentin<br />
Wirtschaftspolitik: Dr. Dorothea Siems<br />
Korrespondenten Politik/Gesellschaft: Ulrich Exner,<br />
Dr. Richard Herzinger, Alan Posener Korrespondent<br />
Kultur/Gesellschaft: Eckhard Fuhr Leitender<br />
Redakteur Zeitgeschichte: Sven-Felix Kellerhoff<br />
Ständige Mitarbeit: Prof. Michael Stürmer, Lord<br />
George Weidenfeld<br />
Autoren: Michael Backhaus, Henryk M. Broder,<br />
Wolfgang Büscher, Dr. Susanne Gaschke, Matthias<br />
Matussek, Alan Posener, Benjamin von Stuckrad-Barre,<br />
Hans Zippert<br />
Chef vom Dienst: Diemo Schwarzenberg, Stv. Ives<br />
Knipp Foto: Michael Dilger, Stv. Kirsten Johannsen,<br />
Stefan A. Runne Grafik: Sandra Hechtenberg, Karin<br />
Sturm Social Media: Martin Hoffmann Video:<br />
Martin Heller<br />
Auslandskorrespondenten: Brüssel: Dr. Christoph<br />
Schiltz Budapest: Boris Kalnoky Jerusalem: Gil Yaron<br />
Kapstadt: Christian Putsch London: Stefanie<br />
Bolzen, Thomas Kielinger, Nina Trentmann Madrid:<br />
Ute Müller Mailand: Tobias Bayer Marrakesch: Al-<br />
rhein-Westfalen: Dr. Willi Keinhorst, Stv. Andreas<br />
Fasel Regionalbüro Frankfurt: Sebastian Jost<br />
Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes:<br />
Seite 1: Jan-Eric Peters Innenpolitik: Claus Christian<br />
Malzahn Außenpolitik: Daniel-Dylan Böhmer<br />
Forum: Andrea Seibel Reportage/Vermischtes:<br />
Holger Kreitling Titelthema: Jennifer Wilton<br />
Sport: Stefan Frommann Wirtschaft: Daniel<br />
Zwick Finanzen: Michael Fabricius Kultur/<br />
Kunstmarkt/Fernsehen: Andreas Rosenfelder<br />
Zeitsprung: Ulli Kulke Wissen: Dr. Pia Heinemann<br />
Stil: Cornelius Tittel Reisen: Sönke Krüger<br />
Wohnen: Michael Fabricius Motor: Robert Dunker<br />
Boot: Robert Dunker Foto: Michael Dilger<br />
Alle: c/o WeltN24 GmbH, 10888 Berlin, Axelfred<br />
Hackensberger Moskau: Julia Smirnova Paris:<br />
Dr. Sascha Lehnartz (komm.) New York: Tina Kaiser,<br />
Michael Remke, Hannes Stein Peking: Johnny<br />
Erling Prag: Hans-Jörg Schmidt Singapur: Sophie<br />
Mühlmann Warschau: Dr. Gerhard Gnauck Washington:<br />
Ansgar Graw, Stephan Strothe, Clemens Wergin<br />
Die Zeitungen von WeltN24 erscheinen in<br />
Redaktionsgemeinschaft mit Berliner Morgenpost<br />
und Hamburger Abendblatt.<br />
Regionalredaktionen: Bayern: Stefan Felbinger, Stv.<br />
Peter Issig Berlin: Christine Richter, Gilbert<br />
Schomaker (alle: Berliner Morgenpost) Hamburg:<br />
Jörn Lauterbach, Stv. Insa Gall, Dr. Jens Meyer-Wellmann<br />
(alle: Hamburger Abendblatt) Nord-<br />
Springer Straße 65 Berlin: Jule Bleyer, Berliner Morgenpost,<br />
Kurfürstendamm 21–22, 10874 Berlin Hamburg:<br />
Jörn Lauterbach, Hamburger Abendblatt, Axel-Springer-<br />
Platz 1, 20355 Hamburg NRW: Dr. Willi Keinhorst,<br />
Adersstraße 12–14, 40215 Düsseldorf Bayern: Stefan Felbinger<br />
, Isartorplatz 8, 80331 München Anzeigen: Stephan<br />
Madel, WeltN24 GmbH, 10888 Berlin, Axel-Springer<br />
Straße 65<br />
Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar,<br />
Dr. Torsten Rossmann General Manager: Johannes<br />
Boege Gesamtanzeigenleiter: Stephan Madel<br />
Nationale Vermarktung: Silvana Kara (Display),<br />
Peter M. Müller (Handel)<br />
Redaktion Sonderthemen: Astrid Gmeinski Walter<br />
Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Axel Springer<br />
SE beide: 10888 Berlin, Axel Springer Straße<br />
65. Telefon: 030 / 259 10. Die Rechte für die<br />
Nutzung von Artikeln für elektr. Pressespiegel<br />
erhalten Sie über PMG Presse-Monitor<br />
GmbH, Telefon: 030/28 49 30 oder www. pressemonitor.de.<br />
Für Syndication-Rechte wenden<br />
Sie sich an nachdrucke@wams.de. Es gilt die<br />
Preisliste der WELT-Gruppe Nr. 93, gültig ab<br />
1. 1. 2015 sowie die Preisliste Märkte, Ergänzung<br />
zur Preisliste der WELT-Gruppe Nr. 93,<br />
gültig ab 1. 1. 2015.<br />
Sie erreichen die Redaktion telefonisch<br />
unter 030/25 91 0
*<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />
FORUM<br />
11<br />
PRO<br />
KONTRA<br />
LEITARTIKEL<br />
Gender und Wahnsinn liegen oftmals nahe beieinander.<br />
Einmal habe ich mich mit einer Feministin<br />
unterhalten, die meinte, dass die soziale<br />
Ungerechtigkeit der Geschlechter nur überwunden<br />
werden könne, wenn man auch das<br />
biologische Geschlecht überwinde und als Soziologe<br />
in der Pflicht stehe, auch die Robotik mitzudenken.<br />
Denn irgendwann, sagte sie dann, irgendwann gäbe<br />
es nur noch Menschmaschinen, die weder<br />
Mann noch Frau seien – und sie meinte das vollkommen<br />
ernst.<br />
Wer heute Gender sagt, der denkt den Wahnsinn<br />
gleich mit, und die Gender-Aktivisten, die viel zu oft<br />
die Karikaturen übertreffen, die man von ihnen zeichnet,<br />
sind ein verständlicher Grund dafür. Ein anderer ist<br />
problematischer. Für die meisten Menschen in Deutschland<br />
sind die Debatten, die Gender-Aktivisten führen, zu abgehoben.<br />
Abgehoben ist immer das, was an der eigenen Lebensrealität<br />
vorbeigeht. Und das tun ja tatsächlich alle Gender-Debatten.<br />
Weil es sich für die meisten<br />
Menschen eben so anfühlt, als<br />
ob die Gleichberechtigung von<br />
Mann und Frau und Transgender<br />
und all den anderen fiktiven und<br />
realen sexuellen Geschlechtern<br />
in Deutschland längst gelebte<br />
VON DENNIS SAND<br />
Realität sind. Das Problem dabei<br />
ist, dass die meisten Menschen<br />
die Mehrheit sind und die Mehrheit<br />
immer nur sehr bedingt in<br />
der Lage ist, über die Gefühle<br />
und Lebensrealitäten einer Minderheit<br />
Auskunft zu geben. Auch<br />
ich habe zwar das Gefühl, dass in<br />
Deutschland im Prinzip alle<br />
gleich behandelt werden, aber<br />
ich weiß eben nicht wirklich, ob<br />
man als Homosexueller oder als<br />
Transgender das auch so sieht.<br />
Darum hat Gender-Politik ihre<br />
Berechtigung. Sie will in erster<br />
Linie nicht viel mehr als Geschlechtergerechtigkeit.<br />
Dagegen<br />
kann man nichts haben. Die<br />
meisten Kritiker stören sich nur<br />
an den teils abstrusen Forderungen,<br />
die die Aktivisten stellen.<br />
Aber auch dieser Gender-Wahnsinn<br />
hat seine Berechtigung.<br />
Wenn man in unserer Mediengesellschaft<br />
gehört werden will, dann muss man laut sein. Wenn<br />
Alice Schwarzer fordert, Prostitution zu verbieten, wird sie<br />
wohl wissen, dass am Ende des Tages die Prostitution nicht<br />
verboten wird – aber alleine die absurde Forderung hat eine<br />
Debatte darüber ausgelöst, welche Stellung eine Prostituierte<br />
in unserer Gesellschaft hat. Ach was, entgegnen die konservativen<br />
Gender-Kritiker und verweisen darauf, dass wir ganz andere<br />
Probleme hätten. Das stimmt, aber es ist ja nicht so, dass<br />
diese anderen Probleme dadurch schneller gelöst werden, indem<br />
wir nicht mehr über die Gleichstellungsproblematik sprechen.<br />
Die übrigens nicht bedeutet, dass man alles gleichmachen<br />
muss, sondern Möglichkeiten schafft, allen Menschen die<br />
gleichen Chancen zu eröffnen.<br />
Man kann dagegen sein, Prostitution zu verbieten, gegen eine<br />
Frauenquote und auch gegen gegenderte Sprache. Aber man<br />
sollte zumindest darüber sprechen. Eine postmoderne Gesellschaft<br />
in permanentem Umbruch sucht diese Diskurse, um<br />
sich ihrer Grundwerte zu vergewissern. Wir brauchen in<br />
Deutschland eher ein bisschen mehr als weniger Gender-<br />
Wahnsinn. Und sollten entspannter sein. Als Lann Hornscheidt,<br />
der/die Berliner Professor/in, der/die weder männlich<br />
noch weiblich sein will, auf die Anrede Professx bestand,<br />
musste Hornscheidt lange nicht nur hämische Kommentare,<br />
sondern auch Morddrohungen ertragen. Da fragt man sich<br />
schon, wo für viele Menschen eigentlich das Problem liegt. Seien<br />
wir doch stolz auf unseren Gender-Wahnsinn. Wir können<br />
ihn uns nicht nur leisten, er macht unsere freiheitliche Gesellschaft<br />
erst aus.<br />
Das Fasten ist für den Katholiken<br />
eine fast selbstverständliche<br />
Handlung. Die Protestanten tun<br />
sich damit manchmal schwerer. Wie man<br />
dem Duell von Claudia Becker und Matthias<br />
Matussek entnehmen kann.<br />
Claudia Becker: Wir Protestanten sind<br />
nicht gegen Verzicht und eine bewusst<br />
gestaltete Fastenzeit. Aber genauso, wie<br />
wir nicht glauben, dass wir uns durch einen<br />
Ablass einen Platz im Himmel erkaufen<br />
können, glauben wir nicht, dass wir<br />
durch Askese Gott milder stimmen. Wir<br />
sollen nicht einfach hungern oder zwanghaft<br />
auf Vergnügungen verzichten, weil<br />
man das so tut, wir sollen bewusst entscheiden,<br />
worauf wir verzichten.<br />
Matthias Matussek: Na, das hört sich ja<br />
wieder butterweich an. Ihr habt doch die<br />
Kampagne „Sieben Wochen ohne …“. Ein<br />
Pastor will die Bänke entfernen, damit<br />
die Gläubigen beim Knien den harten Boden<br />
spüren. Buße, Askese, ich dachte, da<br />
kommen wir mal zusammen!<br />
Becker: Es gibt eben so manche protestantische<br />
Torheit. Übrigens hat besagter<br />
Pfarrer einer Düsseldorfer Gemeinde<br />
nicht mit Askese argumentiert, sondern<br />
mit einer Wischiwaschi-Begründung: Den<br />
Besuchern soll ermöglicht werden, sich<br />
die Kirche „auf unterschiedliche Weise<br />
neu zu erschließen“. Blabla. Da wäre mir<br />
ein klares Wort zum Fasten schon lieber.<br />
Jesus jedenfalls mochte es gar nicht,<br />
wenn die Superfrommen beim Fasten mit<br />
Leidensmiene und ungewaschenem Gesicht<br />
durch die Gegend liefen. Wenn man<br />
fastet, dann im Verborgenen.<br />
Matussek: Ja, ganz große Stelle bei Markus,<br />
wurde bei uns Aschermittwoch verlesen.<br />
„Sie stellen sich beim Gebet gern an<br />
die Straßenecken, damit sie von den Leuten<br />
Dennis Sand (29) ist<br />
Kulturwissenschaftler<br />
und schließt derzeit<br />
an der Universität<br />
Bayreuth seine<br />
Promotion ab. Er ist<br />
Redaktionsmitglied<br />
Gender-Politik<br />
zwischen<br />
Wahn und Sinn<br />
Es gibt Menschen, die wollen weder Mann<br />
noch Frau sein. Ihr Bedürfnis nach Anerkennung bleibt<br />
ein Dauerbrenner in Deutschland<br />
Birgit Kelle (40) ist<br />
verheiratet und hat vier<br />
Kinder. Gerade ist<br />
„Gendergaga – Wie eine<br />
absurde Ideologie unseren<br />
Alltag erobern will“ (Adeo<br />
Verlag) erschienen<br />
MATUSSEK VERSUS BECKER<br />
Auf die Knie und Reue!<br />
gesehen werden.“ Jesus hatte Humor, großer<br />
Satiriker! Aber Fasten tut gut, ich hab’s<br />
grad zehn Tage gemacht, es hält ein reiches<br />
inneres Erlebnis bereit. Betonung liegt auf<br />
„inneres“, ich schreib trotzdem drüber, was<br />
soll ich machen als Journalist. Übrigens hat<br />
auch Jesus gefastet, 40 Tage lang, und hat<br />
sich vom Satan versuchen lassen.<br />
Das Problem mit der Gender-Politik beginnt schon<br />
damit, dass sie auf einer falschen Annahme basiert.<br />
Und die lautet: Es gibt keinen Unterschied<br />
zwischen Mann und Frau. Alles sei nur Erziehungssache,<br />
wir seien alle nur Opfer unserer<br />
„gender-unsensiblen“ Erziehung, gefangen in unserer zwangskultivierten<br />
Heterosexualität, gefangen in „Rollenstereotypen“,<br />
die selbstredend immer zum Nachteil der Frau gereichen<br />
und aus denen wir natürlich endlich befreit werden sollen. Eine<br />
These, auf deren Beweis wir nun schon über 20 Jahre warten,<br />
seit Gender-Mainstreaming bei der UN-Weltfrauenkonferenz<br />
in Peking erstmals auf der Tagesordnung stand. Eine Behauptung,<br />
die trotz der mehr als 140 Gender-Lehrstühle in<br />
Deutschland – Tendenz steigend – nie bewiesen wurde.<br />
Jede andere Theorie ohne wissenschaftliches Fundament<br />
hätte man längst auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen.<br />
Wir haben ein Leitprinzip unserer Politik daraus gemacht. Das<br />
hilft der Mehrheit der Frauen nicht, die überhaupt kein Problem<br />
mit ihrer Weiblichkeit haben. Aber es verschafft einer<br />
wahren Gender-Industrie zweifelhafte<br />
Legitimation. Man will<br />
uns Frauen zwangsbeglücken,<br />
auch diejenigen, die sich nie diskriminiert<br />
gefühlt haben. Weil es<br />
ja nicht sein darf, dass Frauen<br />
möglicherweise deswegen zu<br />
VON BIRGIT KELLE<br />
Hause bei ihren Kinder bleiben,<br />
weil sie es gern tun. Weil es ja<br />
nicht sein darf, dass Frauen deswegen<br />
Germanistik und Kunstgeschichte<br />
studieren statt Maschinenbau,<br />
weil sie es vielleicht<br />
lieber mögen. Die Opferrolle der<br />
Frau darf nicht infrage gestellt<br />
werden, gerade gesellen sich diverse<br />
geschlechtliche Opfergruppen<br />
dazu und eines eint: Als Opfer<br />
hat man die volle Aufmerksamkeit<br />
des Systems, während<br />
sich die Mehrheit im Land plötzlich<br />
auf der Diskriminierungs-<br />
Täterseite wieder findet. Wie<br />
praktisch.<br />
Gender-Mainstreaming gilt als<br />
Leitprinzip unserer Politik, ohne<br />
jemals demokratisch legitimiert<br />
worden zu sein. Und nein, dass<br />
sich ein Bundeskabinett eine<br />
neue Geschäftsordnung gibt, ist<br />
kein Ersatz für eine gesellschaftliche<br />
Debatte über Sinn und Zweck einer Maßnahme, die wir<br />
alle teuer mit unseren Steuergeldern bezahlen. Unter dem<br />
Deckmantel von Frauenförderung, Gleichstellungspolitik und<br />
der Förderung von Toleranz gegenüber ständig neu entdeckten<br />
Geschlechtern frisst sich dieses Konzept durch unsere Sprache,<br />
Universitäten, Lehrstühle, Verwaltungen, Studiengänge,<br />
Bildungspläne, Kirchen, Unternehmen und vor allem Budgets.<br />
Ein ganzer Wirtschaftszweig lebt inzwischen davon, an jeder<br />
Ecke neue Diskriminierungen oder Geschlechter ausfindig zu<br />
machen oder „Gender-Kompetenz“ zu vermitteln und sei es<br />
nur in Form von weiblich quotierten Straßennamen,<br />
Unisex-Toilettentüren, gendergerechten Spielplätzen<br />
oder emanzipierten Ampelweibchen. Hauptsache,<br />
es findet sich ein neues Handlungsfeld, mit dem<br />
das nächste Jahresbudget gesichert ist. Damit sind<br />
wir beim zweiten Problem der Gender-Bewegung:<br />
Bei Erfolg droht Arbeitslosigkeit. Wohin mit all<br />
den Gleichstellungs- und Diversity-Beauftragten,<br />
den liebgewonnenen Lehrstühlen, Instituten und<br />
Projekten der Gender-Kompetenten, wenn es objektiv<br />
keine Diskriminierung mehr gibt? Wenn Mann und Frau gar<br />
kein Problem mehr haben, und wenn ein Schwulen-Outing nur<br />
noch Abwinken beim ermüdeten Publikum hervorruft?<br />
Während also ein ganzes Land politisch korrekt so tut, als<br />
gäbe es typisch weiblich und typisch männlich nicht mehr, ist<br />
die größte Diskriminierung heute vermutlich diejenige, einem<br />
Mann seine Männlichkeit abzusprechen, und einer Frau ihre<br />
natürliche Weiblichkeit nicht zu gönnen.<br />
MARTIN U. K . LENGEMANN<br />
Becker: Und er hat ihm widerstanden<br />
mit diesen großen Worten: „Der Mensch<br />
lebt nicht vom Brot allein.“ Eine tolle Erkenntnis,<br />
zu der wahrscheinlich wirklich<br />
nur kommt, wer bewusst verzichtet. Fasten<br />
– finde ich ja gut. Aber im Sinne von<br />
Leere aushalten, Stille, nicht ständig in<br />
die Mails gucken, nicht alles haben wollen.<br />
Auch jenseits von Ostern.<br />
Matussek: Richtig. Stille, nicht zustopfen,<br />
ich verzichte auf Facebook – weitgehend,<br />
auch auf Nuckelkram. Aber um die<br />
Buße, liebe protestantische Kollegin, machen<br />
Sie einen Bogen, dabei können wir<br />
alle, sollten wir alle Buße tun, in dieser<br />
Passionszeit, wir Sünder, ernsthaft, gerade<br />
wir Journalisten. Wir hauen so auf die<br />
Kacke, dabei verfehlen wir die Wahrheit<br />
so oft. Also: auf die Knie und Reue!<br />
Becker: Wenn Fasten dazu führt, dass<br />
der Journalismus wahrhaftiger wird, dann<br />
werfe ich alle meine Vorbehalte über den<br />
Haufen und verzichte auch auf Kirchenbänke.<br />
Ich bin mir aber nicht sicher, ob<br />
die selbstverzehrende Buße der richtige<br />
Weg ist. „Deine ganze Reue sei eine schönere<br />
Tat“, sagt Jean Paul. Das gefällt mir<br />
besser. Und meine biblische Lieblingsbüßerin<br />
ist „die Sünderin“, die mit ihrem<br />
Haar die Tränen von Jesus’ Füßen wischt.<br />
Reue ist gut, Liebe ist besser.<br />
Matussek: Das ist mir zu kitschig. Och<br />
nööö. Zu wahrer Liebe gehört auch die<br />
Bereitschaft zur Reue.<br />
; KERSTIN PUKALL<br />
MARTIN U. K. LENGEMANN<br />
Was wusste Volker Bouffier<br />
über den Mord in Kassel?<br />
STEFAN AUST<br />
Die Bundesanwaltschaft<br />
hält den Fall für „ausermittelt“.<br />
Da fehlt nur<br />
noch die Kleinigkeit,<br />
Beate Zschäpe im<br />
Münchner NSU-Verfahren wegen<br />
Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe<br />
zu verurteilen. Ja, hätte<br />
man denn einen Zeugen, der glaubwürdig<br />
aussagt, dass sie zehn Minuten<br />
vor einem Mord eine Plastiktüte mit<br />
einem schweren Gegenstand an den<br />
Tatort getragen hätte. Und dann ein<br />
paar Meter von den Mördern entfernt<br />
an einem Computer gechattet. Sie wäre<br />
wohl längst verurteilt. Diese Indizien<br />
jedoch treffen nicht auf sie, sondern<br />
auf einen hessischen Verfassungsschutzbeamten<br />
zu.<br />
Teil der Lösung<br />
oder Teil des<br />
Problems?<br />
Der Fall Andreas Temme machte<br />
vergangene Wochen Schlagzeilen,<br />
nachdem die „Welt am Sonntag“ in einer<br />
Titelgeschichte bisher unbekannte<br />
Passagen aus polizeilich abgehörten<br />
Telefonaten veröffentlichte. In einem<br />
dieser Gespräche zwischen dem damals<br />
unter Mordverdacht stehenden<br />
Verfassungsschützer und dem Geheimschutzbeauftragten<br />
des Landesamtes<br />
hieß es: „Ich sag ja jedem –<br />
wenn er weiß, dass da irgendwas passiert<br />
– nicht vorbeifahren.“<br />
Das Zitat ist keinesfalls aus dem<br />
Zusammenhang gerissen und kaum<br />
anders zu interpretieren als so: Temme<br />
hat nach Auffassung seines Betreuers<br />
vom LfV gewusst, „dass da irgendetwas<br />
passiert“. Das stärkt, neben<br />
vielen anderen Indizien, den Verdacht,<br />
dass der Verfassungsschützer dienstlich<br />
am Schauplatz des Mordes in dem<br />
Kasseler Internetcafé war – und nicht<br />
zufällig, um ganze elf Minuten auf einer<br />
Erotik-Plattform zu chatten.<br />
Hessens Ministerpräsident Volker<br />
Bouffier sieht weder bei sich noch bei<br />
seiner Behörde ein Versagen. Er sei<br />
natürlich an einer vollständigen Aufklärung<br />
interessiert. Man sollte ihn<br />
beim Wort nehmen. Niemand wird<br />
dem ehemaligen Innenminister unterstellen,<br />
dass er oder sein Verfassungsschutz<br />
als Behörde den Mord an Halit<br />
Yozgat, dem Betreiber des Internetcafés<br />
in der Holländischen Straße 82<br />
in Kassel am 6. April 2006 mit verübt<br />
oder gebilligt hat. Auch das Bundesland<br />
Hessen dürfte für den viel beschworenen<br />
„tiefen Staat“ deutlich zu<br />
flach sein.<br />
Man kann berechtigte Vorwürfe<br />
auch selbst so verdichten, dass sie zu<br />
„ungeheuerlichen“ und „unverschämten<br />
Unterstellungen“ werden. In einer<br />
eilig zusammengetrommeltem Pressekonferenz<br />
wies Bouffier mit zitternder<br />
Stimme und zitternden Händen etwas<br />
zurück, was ihm niemand ernsthaft<br />
unterstellen würde. Weder der ehemalige<br />
hessische Innenminister noch seine<br />
Behörde sind an der Mordserie des<br />
„Nationalsozialistischen Untergrundes“<br />
(NSU) beteiligt. Wohl aber an der<br />
mangelnden Aufklärung, die die<br />
Schwelle zur Vertuschung und zur<br />
Blockierung von Ermittlungen deutlich<br />
überschreitet.<br />
Welche Rolle Verfassungsschützer<br />
Temme und dessen V-Mann in der<br />
rechten Szene, Benjamin Gärtner, bei<br />
dem Mord gespielt haben, wird indessen<br />
zur Kernfrage, mit der sich der<br />
neu eingerichtete Untersuchungsausschuss<br />
des Hessischen Landtages beschäftigen<br />
muss und wird. Nur wer<br />
sich blind stellt, kann übersehen, dass<br />
Agent Temme und sein V-Mann den<br />
Mördern sehr nahe gekommen sind.<br />
Wie und warum, wird aufzuklären<br />
sein. Welche nachrichtendienstliche<br />
Operation war es, von der Temmes<br />
Ehefrau in einem von der Polizei abgehörten<br />
Gespräch mit einer Freundin<br />
sagte: „Der hatte unglaublichen Druck<br />
an der Arbeit, also, da sind so ein paar<br />
ganz, ganz heiße, super geheime Sachen<br />
gelaufen“?<br />
Vielleicht hat sich Innenminister<br />
Bouffier damals von seiner Behörde<br />
davon überzeugen lassen, dass die<br />
„heißen, supergeheimen Sachen“ auf<br />
keinen Fall auffliegen dürfen, vielleicht<br />
hat er deshalb die Vernehmung<br />
des V-Mannes Gärtner durch die Polizei<br />
blockiert, vielleicht hat er deshalb<br />
dann die V-Mann-Akten nicht freigegeben?<br />
Immerhin waren die NSU-<br />
Mörder Böhnhardt und Mundlos da<br />
noch unterwegs. Aber nach deren<br />
Selbstentlarvung durch Selbstmord<br />
gab und gibt es keinen Grund mehr,<br />
die Aufklärung einer zehnfachen<br />
Mordserie zu behindern. Das ist ein<br />
strafbarer Tatbestand, auf den fünf<br />
Jahre Gefängnis stehen: Strafvereitelung<br />
im Amt.<br />
Ministerpräsident Volker Bouffier<br />
muss sich entscheiden: Will er Teil<br />
der Lösung sein – oder Teil des Problems?<br />
Viren sind kein Kinderspiel<br />
Die ersten werden die letzten<br />
sein. Seit drei, vier Milliarden<br />
Jahren leben Mikroben auf<br />
der Erde, sie sind also viel älter als<br />
wir und widerständiger. Also müssen<br />
wir nach Kräften dafür sorgen, dass<br />
sie uns nicht kleinkriegen. Gerade<br />
versuchen sie es wieder, dieses Mal<br />
die Masernviren. Erinnert sich noch<br />
jemand, wie das bei Ebola lief? An<br />
der Armut in Westafrika habe es gelegen,<br />
dass sich das Virus so schnell<br />
ausbreitete, an ärztlicher Unterversorgung,<br />
so hieß es, besonders aber<br />
an unvernünftigen Reaktionen der<br />
Menschen dort. Manche sprachen<br />
hierzulande sogar von Voodoo-Verhalten.<br />
Mag alles stimmen, aber was<br />
soll man jetzt in Liberia und Guinea<br />
denken, wenn man davon hört, wie<br />
rasant sich etwa in Berlin eine Masernepidemie<br />
ausbreitet? An Armut,<br />
Mangel an Ärzten oder Krankenhäusern<br />
liegt es nicht. Sondern an der<br />
verbreiteten Weigerung, sich impfen<br />
zu lassen, und dies ohne wirklich<br />
nachvollziehbaren Grund. Für dieses<br />
Verhalten mag es vielleicht auch andere<br />
Ausdrücke geben als Voodoo,<br />
aber es wäre schon interessant, was<br />
man zu dieser Ignoranz in Afrika sagen<br />
würde.<br />
Viren kann man zwar als Mikroorganismen<br />
bezeichnen, andererseits<br />
aber auch als eine Art Superorganismus,<br />
der uns das Leben schwer<br />
macht. Er benutzt uns als Vehikel für<br />
seine Verteilung. Dem können wir<br />
nur begegnen, wenn auch wir als Superorganismus<br />
auftreten, also gemeinsam<br />
handeln, indem wir uns –<br />
zum Beispiel – möglichst großflächig<br />
immunisieren, also impfen. Bei den<br />
Pocken ist das (auch durch Impfpflicht)<br />
gelungen, ein Welterfolg. Bei<br />
der Kinderlähmung größtenteils, bei<br />
anderen Krankheiten darf man ruhig<br />
hoffen.<br />
Die Menschen in den reichen Industrieländern<br />
sind in der Pflicht,<br />
hier voranzugehen. Nicht nur, weil<br />
sie sich nicht hinter Armut oder einem<br />
Klinikmangel verstecken können.<br />
Vor allem deshalb, weil sie<br />
durch ihre fieberhafte Reisetätigkeit<br />
ständig Viren und Bakterien um die<br />
Welt tragen. Das ist es, was den Gesundheitsstrategen<br />
besondere Sorgen<br />
bereitet, worauf sie mit Computermodellen<br />
und Planspielen zu reagieren<br />
versuchen. Es ist gar nicht<br />
einzusehen, wie etwa die Bundesbürger<br />
an anderer Stelle zum Korpsgeist<br />
gezwungen und staatlich verordnet<br />
zum Beispiel in ein einig Volk von<br />
Nullenergie-Häuslebauern und Konsumenten<br />
von windiger Energie verwandelt<br />
werden, sich hierbei als<br />
Weltmeister brüsten dürfen – aber<br />
damit leben sollen, dass viele ihre<br />
Kinder ohne Impfung in Kita oder<br />
Schule schicken. Von erwachsenen<br />
Impfmuffeln am Arbeitsplatz gar<br />
nicht zu reden.<br />
Würde die Impfverweigerung –<br />
weit verbreitet gerade in den wohlhabenderen<br />
Vierteln – nicht so groß<br />
sein, bräuchte man über eine Impfpflicht<br />
nicht nachzudenken.<br />
Ulli Kulke
*<br />
12 PANORAMA<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Klein, rundlich, kurz<br />
geschnittene schwarze<br />
Haare, ziemlich<br />
große und ziemlich<br />
freundliche Augen. So<br />
sieht sie also aus, „die<br />
Tochter“. Und daneben<br />
die Mutter, kaum größer, kaum<br />
rundlicher, die dunklen Haare gerade<br />
lang genug für eine ordentliche amerikanische<br />
Föhnfrisur. Beide tragen dunkle<br />
Kleider und schwarze Strümpfe und<br />
schwarze Pumps, wäre man ein galanter<br />
Verehrer, würde man zur Tochter so etwas<br />
sagen wie „oh, Sie haben Ihre<br />
Schwester mitgebracht!“<br />
VON IRIS ALANYALI<br />
Nicht ohne<br />
meine Mutter<br />
Die Amerikanerin Betty Mahmoody wurde mit ihrem Buch<br />
über die Flucht aus dem Iran berühmt. Tochter Mahtob erzählt<br />
nun ihre eigene Geschichte – von Angst, Flucht und dem<br />
Wunsch nach Normalität<br />
Betty Mahmoody (l.) und ihre Tochter Mahtob leben seit ihrer Flucht aus dem Iran 1986 in den USA<br />
schule, holt ihre Mutter sie eines Nachmittags<br />
ab und erzählt ihr noch im Auto<br />
bestürzt von einem Flugzeugabsturz im<br />
Iran: „Viele Iraner sind gestorben!“ Mahtob<br />
verschränkt die Arme vor der Brust:<br />
„,Gut‘, schnaubte ich, ,ich hoffe, Dad war<br />
dabei.‘“<br />
An dem Tag startet Betty Mahmoody<br />
die ideelle Familienzusammenführung:<br />
„Sie wäre sonst ihr Leben lang eine Gefangene<br />
ihres Vaters geblieben.“ Regelmäßig<br />
blättert sie mit ihrer Tochter das<br />
Familienalbum durch, erinnert an den<br />
liebe- und hingebungsvollen Dad, bereitet<br />
persische Gerichte zu. Dass Betty<br />
sich nach wie vor mit den alten Freunden<br />
aus dem Nahen und Mittleren Osten<br />
zum Kochen trifft, trägt wesentlich zur<br />
Versöhnung mit dem orientalischen Erbe<br />
bei. Durch Mahtobs Buch ziehen die<br />
Düfte von karamellisierten Zwiebeln,<br />
von gebratenem Hackfleisch, Basmatireis,<br />
Minze, Zimt, Orangenessenz. Von<br />
einer engen armenischen Freundin be-<br />
(C) OLIVIER FAVRE<br />
Als Küchenpsychologe aber zuckt man<br />
innerlich zusammen und denkt, „aus ihr<br />
ist die jüngere Version der Mutter geworden<br />
– wie unheimlich ist das denn!“<br />
Weil die Tochter im öffentlichen Bewusstsein<br />
nie ohne die Mutter existiert<br />
hat. Mahtob ist das Kind aus „Nicht ohne<br />
meine Tochter“, Betty Mahmoodys<br />
Erfahrungsbericht über ihre Zeit in Teheran,<br />
wo ihr damaliger Ehemann sie<br />
und Mahtob über ein Jahr lang festhielt.<br />
Später während unseres Gesprächs werden<br />
die beiden lachen: „Wir sind immer<br />
noch ein Team!“<br />
Was 1984 ein zweiwöchiger Besuch bei<br />
der Verwandtschaft sein sollte, wurde<br />
Betty Mahmoodys Autobiografie zufolge<br />
zu einem 18-monatigen Albtraum. Der in<br />
den USA ausgebildete Arztgatte, der der<br />
einfachen Farmerstochter aus Michigan<br />
ein Leben mit Hausmädchen, Dinnerpartys<br />
und Auslandsreisen ermöglichte, war<br />
nach der Vertreibung des Schahs zu einem<br />
glühenden Mitstreiter der iranischen<br />
Revolution geworden, ein politischer<br />
Extremist, der seine Religion wieder<br />
entdeckte und antiamerikanische<br />
Slogans skandieren ging. In Teheran eröffnet<br />
Bozorg, genannt Moody, seiner<br />
Frau, er wolle und könne auch gar nicht<br />
zurück, seine Greencard sei abgelaufen.<br />
Als Betty protestiert, stellt er beide unter<br />
die ständige Aufsicht seiner Familie.<br />
Er schlägt seine Frau und zwingt Mahtob<br />
zum Schulbesuch. Über die Vermittlung<br />
eines iranischen Geschäftsmanns gelingt<br />
den beiden schließlich mithilfe von Drogenhändlern<br />
die Flucht über die Berge in<br />
die Türkei.<br />
Über die Zeit danach hat nun Mahtob<br />
Mahmoody ihre Autobiografie geschrieben.<br />
„Endlich frei!“ (Bastei Lübbe, 416 S.,<br />
19,99 Euro) gehört zu jenen Büchern, die<br />
in amerikanischen Buchhandlungen im<br />
Lebenshilfe-Regal als „inspirational“<br />
oder „motivational“ angepriesen zu werden<br />
pflegen. Die Übergänge sind fließend,<br />
aber damit eine Autobiografie inspirierend<br />
statt nur motivierend wirken<br />
kann, wird meist ein christliches Fundament<br />
vorausgesetzt. In diesem Sinne ist<br />
Mahtobs Leben unbedingt inspirierend.<br />
Bei ihrer Rückkehr nach Michigan im<br />
Februar 1986 ist Mahtob sechs Jahre alt.<br />
Als ihre Mutter sie am ersten Abend im<br />
Haus der Großeltern ins Bett bringt, beenden<br />
sie ihr gemeinsames Nachtgebet:<br />
„Beschütze uns auch weiterhin, mach,<br />
dass nichts uns trennt. In Jesu Namen.<br />
Amen.“ Dann beugt sich Betty hinunter<br />
und küsst Mahtob auf die Stirn: „Shab<br />
bekhair“ sagt sie, gute Nacht. Die Tochter<br />
erstarrt vor Zorn: „Ich möchte nie<br />
wieder die Sprache Khomeinis hören“,<br />
faucht sie ihre Mutter an.<br />
„Ich habe Farsi tatsächlich vergessen“,<br />
erzählt sie heute. „Das ist nur ein simples<br />
Beispiel für die zerstörerische Kraft<br />
des Hasses: Er hat meine Zweitsprache<br />
ausgelöscht. Ich will nicht wissen, was<br />
passiert wäre, wenn meine Mutter nicht<br />
eingegriffen hätte, als sie sah, was für ein<br />
hasserfüllter, verbitterter Mensch ich zu<br />
werden drohte.“<br />
Mahtob war zur Bettnässerin geworden<br />
und wurde regelmäßig von Träumen<br />
geplagt. Neun Monate nach der Rückkehr<br />
in die USA, Mahtob besucht inzwischen<br />
die lutheranische Salem-Grundkommt<br />
Mahtob den Kaffeesatz gelesen,<br />
mit einem iranischen Freund feiert sie<br />
das Neujahrsfest Nouruz. Beide sind<br />
„Tante“ und „Onkel“ für sie.<br />
Im Gespräch fällt auf, dass Betty ihren<br />
einstigen Ehemann nie beim Namen<br />
nennt, auch nie „Exmann“. Er ist ausschließlich<br />
„Mahtobs Vater“ – als sei das<br />
der einzige Platz, der ihm in ihren Erinnerungen<br />
zusteht. „Nicht ohne meine<br />
Tochter“ wurde 1988 ein Bestseller, mehr<br />
als acht Millionen Exemplare sollen weltweit<br />
verkauft worden sein, allein in<br />
Deutschland beträgt die Auflage über vier<br />
Millionen. Und besonders in Deutschland<br />
hagelt es Proteste. Weil viel von Kakerlaken,<br />
Dreck, Gestank, ungehobelten Essmanieren<br />
und haarsträubenden Hygienevorstellungen<br />
die Rede ist. Betty Mahmoody<br />
wird als engstirnige Amerikanerin<br />
verhöhnt. Dabei beschränkt sie ihre Kritik<br />
auf die Familie ihres Mannes und ihn<br />
selbst, und sie macht deutlich, dass es<br />
sich bei Moody um einen psychisch kranken<br />
Mann handelt, dessen Identitätskrise<br />
durch das Entsetzen über sein Land noch<br />
verstärkt wird.<br />
Hat sie das Geschriebene jemals bereut?<br />
Nein, sagt sie. „Es waren meine damaligen,<br />
ungefilterten Gefühle. Ich stehe<br />
hinter jedem Wort.“ Die Arbeit an<br />
„Nicht ohne meine Tochter“ wird für<br />
Betty Mahmoody ein heilender Prozess –<br />
Mahtob betont, dass ihr Buch das gerade<br />
Ich drohte zu<br />
einem<br />
hasserfüllten,<br />
verbitterten<br />
Menschen zu<br />
werden<br />
Mahtob Mahmoody, Tochter<br />
nicht sei: „Meine Verarbeitung fand in<br />
den Gesprächen mit meiner Mutter<br />
statt. Als ich jünger war, wollte ich mein<br />
eigenes Leben haben. Ich wollte normal<br />
sein, eine Karriere haben, leben, wo ich<br />
wollte. Das ist mir gelungen – und ich<br />
hörte immer noch, dass die Menschen<br />
gerne meine Sicht der Dinge lesen würden.“<br />
Also schrieb sie genau darüber:<br />
Über ein vielleicht nicht ganz normales<br />
Leben, aber davon, dass sie nicht mehr<br />
das krankhaft schüchterne kleine Mädchen<br />
ist, das in Interviews stumm neben<br />
der eloquenten Mutter sitzt und in die<br />
Kamera starrt wie ein Rehkitz ins<br />
Scheinwerferlicht.<br />
Als ihre rastlose Mutter 1994 zum x-<br />
ten Mal umziehen will, weigert sich die<br />
14-Jährige und setzt ein protestantisches<br />
Internat durch, eine Zeit, an die sie sich<br />
bis heute mit Hanni-und-Nanni-seliger<br />
Begeisterung erinnert: „Die Freundinnen<br />
von damals sind Freundinnen fürs Leben!“<br />
Als Kind war sie aus Schutz vor<br />
dem Vater Amanda Smith (ein Onkel,<br />
der wie der Rest der amerikanischen Farmersfamilie<br />
Moody nie verziehen hat,<br />
nennt sie bis heute Mandy), aber im Internat<br />
kennt man sie wieder unter ihrem<br />
richtigen Namen.<br />
Im Anschluss daran wird sie zu einer<br />
der Psychologiestudentinnen, die das<br />
Fach vor allem aus Neugier aufs eigene<br />
Seelenleben belegen. Resilienz wird ihr<br />
Steckenpferd, die Frage, warum Menschen<br />
eine unterschiedliche Widerstandskraft<br />
gegenüber Schicksalsschlägen,<br />
Problemen, Krankheiten besitzen.<br />
Mahtobs Antwort: „Gott, Beziehungen,<br />
die eigene Einstellung.“ In dieser Reihenfolge.<br />
Die regelmäßigen Gebete mit der<br />
Mutter im Iran und die erfolgreiche<br />
Flucht haben sie zu einer tiefgläubigen<br />
Frau gemacht, für die Gott der allmächtige<br />
Vater im wahrsten Sinne des Wortes<br />
ist. „Ich weiß nicht, wie oder wann genau<br />
ich meinem Dad vergeben habe,<br />
aber ich weiß, warum. In Salem lehrte<br />
man mich jeden Tag, welche unglaublich<br />
befreiende Kraft in der Liebe liegt.“ Mutter<br />
und Tochter haben Moody nie wiedergesehen.<br />
Er starb 2009 in Teheran.<br />
Mahtob hat keine eigene Familie. Und<br />
sie lebt wieder mit ihrer Mutter zusammen.<br />
Betty Mahmoody, die nach ihrem<br />
Bestseller eine Kinderrechtsorganisation<br />
gründete und auf deren Lobbyarbeit hin<br />
in den USA ein Gesetz erlassen wurde,<br />
das es unter Strafe stellt, mit einem Kind<br />
unter 16 ohne die Einwilligung des anderen<br />
Elternteils auszureisen, ist in Rente<br />
gegangen. „Ich gebe ihr alle Hände voll<br />
zu tun“, sagt Mahtob. Denn die Tochter<br />
leidet an der Autoimmunkrankheit Lupus.<br />
„Ganz schön ironisch, dass ausgerechnet<br />
ich eine Krankheit habe, bei der<br />
mich mein eigenes Blut attackiert!“, sagt<br />
sie gut gelaunt. Die Krankheit, an der sie<br />
schon längst hätte sterben können, führt<br />
zu regelmäßigen Schwächeanfällen.<br />
Stress ist ein Auslöser.<br />
Jedes Anzeichen, ihr Vater könnte ihren<br />
Aufenthaltsort herausgefunden oder<br />
Verwandte geschickt haben, um Mahtob<br />
in den Iran zu holen, führte zu einer Attacke.<br />
Mahtob bekam verstörende Mails<br />
oder kehrte während des Studiums in eine<br />
Wohnung zurück, in der jemand gewesen<br />
zu sein schien. Sie befürchtete<br />
auch, Moody könne versuchen, sie zu erpressen,<br />
indem er ihr Umfeld angreift:<br />
„Jedes Mal, wenn mein Vater als Bedrohung<br />
wieder in unserem Leben auftauchte,<br />
musste ich alles wieder durchmachen:<br />
Ihm wieder vergeben, wieder<br />
mit meinem Leben weitermachen.“ Und<br />
plötzlich geht alles „wieder von vorn los:<br />
Ich bin in Gefahr, ich bringe meine<br />
Freunde in Gefahr. Schön war das nicht.<br />
Aber wenn man daran glaubt, dass nichts<br />
ohne Grund passiert, dann fühlen sich<br />
Schicksalsschläge nicht so hoffnungslos<br />
an: Jemand, der stärker ist als ich, hat<br />
die Lage unter Kontrolle.“<br />
Das Psychologiestudium hat Mahtob<br />
wegen ihrer Krankheit „nur mit dem Bachelor“<br />
abgeschlossen. Und für das<br />
Schreiben hat sie ihren Job als Eventmanagerin<br />
einer psychiatrischen Anstalt<br />
aufgegeben, als die sie die Vorbehalte<br />
der örtlichen Gemeinde gegen das Krankenhaus<br />
abbauen half. Um jeweils ein<br />
paar Tage Pressearbeit für ihr Buch<br />
durchzustehen, muss Mahtob „alle Kräfte<br />
mobilisieren, und dann schlafe ich eine<br />
Woche“. An manchen Tagen kriege<br />
ihre Tochter wirklich kaum die Augen<br />
auf, ergänzt Betty. „Sie ist jetzt Schläferin<br />
von Beruf.“<br />
Als Nächstes würden sie am liebsten<br />
gemeinsam ein Buch schreiben. Ein<br />
Kochbuch: „Weil wir so gern mit Freunden<br />
kochen“, sagt Mahtob. „Über das<br />
Kochen als interkulturellen Dialog“, sagt<br />
Betty. Die beiden sind wieder ein Team.<br />
Das war unsere schöne Kindheit mit Mister Spock<br />
Der Weltraum, unendliche<br />
Weiten. Wir schreiben das<br />
Jahr 1972. Dies sind die<br />
Abenteuer der Kinder der<br />
Bundesrepublik, die mit<br />
der „Enterprise“ und seiner 400 Mann<br />
starken Besatzung unterwegs sind, um<br />
neue Welten zu erforschen, neues Leben<br />
und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre<br />
von der Erde entfernt dringen die jungen<br />
Zuschauer in Galaxien vor, die nie ein<br />
Mensch zuvor gesehen hat.<br />
VON HOLGER KREITLING<br />
Die Kinder strahlen vor Glück. Sie<br />
sind acht Jahre alt oder zehn oder zwölf.<br />
Es ist ihre Reise mit der „Enterprise“,<br />
nicht die von Erwachsenen. Sie träumen<br />
vom Beamen. Sie träumen von Phasergeräten,<br />
die sich auf Betäubung stellen<br />
lassen. Sie träumen von einem Mann mit<br />
spitzen Ohren. Sie würden am liebsten<br />
ihr rotes Blut gegen grünes eintauschen,<br />
Vulkanier-Blut. Und immer, wenn die<br />
Kinder erklären sollen, was ihnen an dieser<br />
seltsamen amerikanischen Fernsehserie<br />
besonders gefällt, sagen sie mit<br />
Mister Spock „faszinierend“. Sie versuchen<br />
dazu, eine Augenbraue zu heben,<br />
aber ehrlich gesagt klappt es oft nicht.<br />
„Ich habe Spock<br />
geliebt“<br />
Barack Obama, US-Präsident, über<br />
Leonard Nimoy, der am Freitag im<br />
Alter von 83 Jahren verstorben ist<br />
LANDOV/DPA PICTURE-ALLIANCE<br />
Wahrscheinlich kann man Nachgeborenen<br />
nur schwer erklären, was für ein<br />
positiver Kulturschock „Raumschiff Enterprise“<br />
war. Die geburtenstärksten<br />
Jahrgänge Deutschlands erlebten ihre<br />
Fernsehinitiation mit einer globalisierten<br />
Truppe, die in einem schicken<br />
Raumschiff flog und in engen Uniformen<br />
auf fremden Planeten landeten, wo<br />
die Steine nach Pappmaché aussahen.<br />
Das gehörte zum Spiel. Mister Spock als<br />
Wissenschaftsoffizier sorgte für Ordnung,<br />
selbst wenn er sich bloß über ein<br />
Gerät beugte, das blaues Licht ausstrahlte.<br />
In diesem Apparat las Spock<br />
die Dinge des Universums. Es war einfach<br />
faszinierend.<br />
„Raumschiff Enterprise“ wurde ab<br />
Mai 1972 samstags um 18 Uhr im ZDF<br />
ausgestrahlt. Es roch nach Haarshampoo<br />
und Seife vom Bad davor, im Sessel<br />
saß ich in Schlafanzug und Pantoffeln.<br />
Natürlich gab es nur einen Fernseher im<br />
Haus. Unendlich dankbar bin ich meinem<br />
Vater, dass er es vorzog, samstags<br />
die „Sportschau“ mit Fußball-Freunden<br />
im „Darmstädter Hof“ zu schauen, sonst<br />
wäre die Enterprise ohne den Jungen im<br />
Wohnzimmer geflogen.<br />
Der Halb-Vulkanier Spock war der Erwachsene<br />
an Bord, die anderen benahmen<br />
sich selbst wie Kinder, besonders<br />
Captain Kirk. Spock verstand deshalb<br />
oft die Menschen nicht. Aber Spock verkörperte<br />
auch eine anziehende Rationalität,<br />
eine Coolness, die versprach, dass<br />
das spätere Leben interessant sein könne,<br />
aufregend, weniger spießig als die<br />
Normalität von 1972. Und wenn irgendwer<br />
seit den antiken Stoikern etwas für<br />
das Ansehen der Logik getan hat, dann<br />
er. Leonard Nimoy wurde zum geheimen<br />
Schutzheiligen aller Mathematiklehrer.<br />
Er lebte das Versprechen, künftig<br />
so denken zu können wie Mister Spock,<br />
sonst hätte es nämlich wenig Gründe<br />
gegeben, dem Unterricht zu folgen.<br />
Deshalb übten die Kinder. Wer ins<br />
Weltall wollte, und das wollten alle,<br />
musste logisch denken. Die Kinder übten<br />
nicht bloß Dreisatz und binomische<br />
Formeln, sie übten den Vulkaniergruß,<br />
was für Kinderhänden nicht zu lernen<br />
war. Leonard Nimoy konnte das wie<br />
selbstverständlich, so wie die Sache mit<br />
den Augenbrauen. Er war ungemein<br />
glaubwürdig. Seine Lehre: Es ist okay,<br />
wenn deine Ohren oder deine Frisur<br />
seltsam sind. Es geht in Ordnung, wenn<br />
du andere Ansichten hast als deine Umgebung.<br />
Es ist überhaupt normal, anders<br />
zu sein. Das verstand jedes Kind.<br />
Spock sagte als Vulkanier-Gruß „Langes<br />
Leben“, und die Kinder hoben die<br />
Hände und riefen „Langes Leben“, wenn<br />
sie sich am Nachmittag auf dem Spielplatz<br />
verabschiedeten. Die schönere<br />
Originalversion „Live long and prosper“<br />
kannten die Kinder natürlich nicht. Es<br />
blieb ihnen auch verborgen, welche Blicke<br />
sich Spock und Kirk zuwarfen, und<br />
dass das etwas mit unterdrücktem Sehnen<br />
zu tun hatte. Diese Feinheiten entdeckten<br />
sie später.<br />
Und dann wurde Leonard Nimoy zum<br />
Paten aller Nerds, die sich in wissenschaftlichen<br />
Weiten verlieren wollten<br />
und am liebsten über Weltraumnebel,<br />
schwarze Löcher und den Big Bang redeten.<br />
Die Brücke der Enterprise verselbstständigte<br />
sich. Der Computer wurde<br />
zu Mister Spocks Apparat, als Erwachsene<br />
schauen die Kinder von damals<br />
heute nächtelang ins blaue Licht<br />
des Internets, um dort die Dinge des<br />
Universums zu finden, auch die unwesentlichen.<br />
Leonard Nimoy konnte gar<br />
nicht anders, als dem starken Wunsch<br />
nach Identifikation nachzugeben. Er<br />
musste Spock bleiben, und er blieb es.<br />
Die Kinder von heute schauen sich die<br />
Enkel von Mister Spock in „Big Bang<br />
Theory“ an.<br />
Es gibt einen Werbefilm von 2014 mit<br />
Leonard Nimoy und seinem jungen<br />
Nachfolger als Mister Spock, Zachary<br />
Quinto. Die beiden fahren Autos in Kalifornien,<br />
wer zuerst am Golfplatz ist, hat<br />
gewonnen. Der alte Mister Spock stellt<br />
sich seltsam an. Er verliert. Sie stehen<br />
vor der Tür, Nimoy sagt, es geht darum,<br />
drinnen zu sein, oder? Und er fasst<br />
Quinto am Hals, worauf der ohnmächtig<br />
zu Boden sinkt. Nun war das keine Magie<br />
oder Schauspielerei. Sondern die reine<br />
Wahrheit. Nur der echte Mister<br />
Spock kann den Mister-Spock-Griff, da<br />
braucht es weder Beweis noch Glaube.<br />
Viel wurde über Leonard Nimoys<br />
Wirken geschrieben, und was für ein liebenswürdiger<br />
Mensch er war. Der Twitter<br />
nutzte, um friedliche Botschaften<br />
weiterzugeben, auch von Gefühlen, die<br />
Mister Spock versagt bleiben. „Ich habe<br />
Spock geliebt“, teilte Barack Obama mit.<br />
„Ich habe ihn wie einen Bruder geliebt“,<br />
schrieb William Shatner, also Captain<br />
Kirk. Mister Spock war Familie, Vorbild,<br />
väterlicher Freund. Er bleibt es für uns<br />
Kinder für immer. So ist der Freitag, an<br />
dem Leonard Nimoy mit 83 Jahren starb<br />
und sich in den Weltraum, die unendlichen<br />
Weiten verabschiedete, auch ein<br />
heiterer Tag. Live long and prosper.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
PANORAMA 13<br />
Kein Drama. Das ist<br />
das höchste Gebot<br />
am Bahnhof, und deswegen<br />
dürfen Mama<br />
oder Papa auch nicht<br />
mit ans Gleis und<br />
dort Abschied nehmen,<br />
wenn die Kinder alleine in den Zug<br />
steigen. Es ist Freitag, früher Nachmittag,<br />
und im Warteraum der Bahnhofsmission<br />
am Berliner Hauptbahnhof sitzen<br />
einzelne Eltern mit einzelnen Kindern<br />
um runde Tische und erledigen die<br />
letzten Formalitäten. Reisevertrag unterzeichnen,<br />
Gesundheitszeugnis ausfüllen.<br />
VON CHRISTINE KENSCHE<br />
„Hast du deine Bahncard eingesteckt?“,<br />
fragt Dana Burckhardt ihren<br />
elfjährigen Sohn. Hannes nickt.<br />
„Handy dabei?“<br />
„Ja.“<br />
„Hast du gerade Probleme mit deinem<br />
Heuschnupfen?“, fragt der Mitarbeiter<br />
der Bahnhofsmission dazwischen.<br />
„Nee.“<br />
„Klasse“, gibt Markus Bilke zurück.<br />
Der Mann mit der leuchtend blauen<br />
Weste übernimmt jetzt das Kommando.<br />
Bilke ist Betreuer des „Kids on Tour“-<br />
Programms der Deutschen Bahn. Es ist<br />
eines der erfolgreichsten Angebote des<br />
Unternehmens – mit dem traurigsten<br />
Hintergrund.<br />
Von Hamburg nach Stuttgart, von<br />
München bis Berlin, ab Frankfurt/Main<br />
Richtung Leipzig: Auf insgesamt neun<br />
Strecken quer durch Deutschland begleiten<br />
Mitarbeiter der Bahnhofsmission allein<br />
reisende Kinder zwischen sechs und<br />
14 Jahren. Freitags hin, sonntags zurück.<br />
Die Bahn erfasst den Grund der Reise<br />
nicht, deshalb gibt es darüber keine offizielle<br />
Statistik. Aber er würde schätzen,<br />
dass 80 bis 90 Prozent von ihnen Scheidungskinder<br />
sind, sagt Bilke. Seit 2003<br />
gibt es das Programm. Rund 200 Kinder<br />
fuhren im ersten Jahr mit. 2014 waren es<br />
fast 10.000. Man möchte eine „adäquate<br />
Antwort auf veränderte Familienmodelle“<br />
geben, heißt es bei der Bahn. Steigende<br />
Scheidungsraten und erhöhte berufliche<br />
Mobilität fördern offenbar das Geschäft.<br />
Vielen Eltern fehlt das Geld und<br />
noch häufiger die Zeit, ihre Kinder in einer<br />
anderen Stadt abzuholen oder sie<br />
selbst zu begleiten.<br />
Die Lufthansa hat diese Marktlücke<br />
als erste erkannt: Bereits 1968 führte das<br />
Unternehmen einen Betreuungsservice<br />
für allein reisende Kinder ein. 1992 erhob<br />
die Fluggesellschaft erstmals die Zahl<br />
der Kinder, die ohne Eltern an Bord gingen.<br />
Damals waren es rund 40.000. Heute<br />
sind es bereits 70.000. Wie die Bahn<br />
hält auch die Lufthansa den Zweck der<br />
Reise nicht fest. Viele Kinder flögen etwa<br />
ins Ferienlager oder zur Oma, sagt ein<br />
Sprecher des Unternehmens. Doch auch<br />
bei geschiedenen Eltern läge das Angebot<br />
sicherlich im Trend.<br />
Der ICE 693 ist die letzte Verbindung<br />
zwischen Hannes’ Mutter und seinem<br />
Vater. Hannes lebt in Berlin, jedes zweite<br />
Wochenende und die Hälfte der Schulferien<br />
verbringt er bei seinem Vater in<br />
Hannover. Seine Eltern teilen sich das<br />
Sorgerecht. Den Kontakt haben sie auf<br />
die nötigsten E-Mails reduziert. Ich<br />
möchte am Wochenende mit Hannes<br />
Schwimmen gehen, bitte pack seine Badehose<br />
ein.<br />
Seit sich seine Eltern trennten und die<br />
Mutter vor zwei Jahren von Hannover<br />
nach Berlin zog, kommt Hannes jeden<br />
zweiten Freitag nach der Schule in den<br />
Warteraum neben Gleis elf. Die Mitarbeiter<br />
mit den blauen Westen begrüßen<br />
ihn mit Namen. Hannes kennt hier jeden.<br />
Die zehnjährige Jule schaut sich mit<br />
hochgezogenen Augenbrauen um, neben<br />
ihr parkt ein Rollkoffer. Sie fährt heute<br />
zum ersten Mal alleine Zug, Freunde in<br />
der Nähe von Fulda besuchen.<br />
„Du hast keine Angst oder?“, fragt Bilke<br />
das Mädchen. „Du hast ja heute einen<br />
Profi-Mitfahrer. Der Hannes kann dir alles<br />
erklären.“<br />
Jule umarmt ihre Kinderfrau zum Abschied.<br />
Hannes reißt den rechten Arm in<br />
die Höhe: „High five“. Er klatscht mit seiner<br />
Mutter ab. „Nimm’ im Zug die Mütze<br />
ab, sonst kommt dir noch Dampf aus den<br />
Ohren“, ermahnt ihn Dana Burckhardt.<br />
„Und du rufst mich nachher an, ja?“.<br />
„Mal gucken“, murmelt Hannes im<br />
Weggehen.<br />
Die Mütze behält er auf. Für die beiden<br />
Kinder und ihren Betreuer ist ein<br />
Sechser-Abteil mit Tisch reserviert.<br />
„Gleich kriegen wir noch ein Geschenk“,<br />
verrät Hannes.<br />
„Echt?“, fragt Jule.<br />
„Ja, manchmal gibt es kleine Plastik-<br />
ICEs.“<br />
„Davon habe ich auch einen.“<br />
„Ich hab’ acht“, sagt Hannes.<br />
„Oh.“<br />
Hannes möchte betont erwachsen<br />
und unbeeindruckt wirken, aber so ganz<br />
gelingt ihm das noch nicht. „Cool, ein<br />
Memory“, ruft er aus, als ihm der Betreuer<br />
das kleine Geschenkpaket überreicht.<br />
Los geht’s: Hannes, 11, fährt jeden zweiten Freitag mit einem Betreuer von Berlin nach Braunschweig. Seine Eltern leben getrennt<br />
Die letzte<br />
Verbindung<br />
Hunderte Kinder fahren am Wochenende<br />
quer durchs Land. Für Minderjährige, die<br />
alleine reisen, stellt die Bahn Betreuer. Die<br />
meisten Fahrgäste sind Scheidungskinder<br />
Im Zug: Markus Bilke (l.) begleitet Kinder bei ihren Reisen ehrenamtlich<br />
„<br />
Geschafft: Vater Lars begrüßt seinen Sohn Hannes am Bahnsteig<br />
Bei der Hinfahrt sind die Kinder<br />
meist ganz entspannt. Auf der<br />
Rückfahrt kommt der Kummer durch<br />
Markus Bilka, Betreuer für „Kids on Tour“<br />
BRAUNSCHWEIG 15.56 UHR<br />
Draußen ziehen Windräder durch die<br />
untergehende Sonne. Eine Stunde und<br />
22 Minuten fährt der ICE bis nach<br />
Braunschweig, dort holt der Vater ihn ab.<br />
Hannes tippt auf seinem Handy herum.<br />
Jule schaut aus dem Fenster. „Meine Mama<br />
sagt, für Erwachsene ist Langeweile<br />
etwas Schönes.“ Markus Bilke lacht.<br />
„Kommt, wir spielen jetzt mal was.“ Er<br />
zieht ein Quartett aus der Tasche. Große<br />
Schiffe. Damit, sagt er, kriege man die<br />
Kinder auch von ihren Handys weg. „Das<br />
zieht immer.“<br />
Der Betreuer hat sich über die Jahre einige<br />
Spiele und Tricks angeeignet, um die<br />
Kinder abzulenken. Von ihren Handys.<br />
Von der Hektik beim Einsteigen. Und von<br />
der Trauer beim Abschiednehmen. Die<br />
Hinfahrt sei meistens ganz entspannt,<br />
sagt der 30-Jährige, dann freuten sich die<br />
Kinder auf das Wochenende, auf den Elternteil,<br />
den sie lange nicht gesehen haben.<br />
Auf der Rückfahrt sei das anders.<br />
„Da kommt dann der Kummer durch.“<br />
Für viele Kinder ist Bilke ein wichtiger<br />
Gesprächspartner, der „Kummerkasten“,<br />
wie er sagt. Jemand, der weder auf Mamas<br />
noch auf Papas Seite ist. „Was auf<br />
der Fahrt besprochen wird, bleibt im Abteil“,<br />
sagt Bilke. „Es ist so doof, dass sich<br />
meine Eltern getrennt haben“, hört er<br />
oft. Oder „jetzt kann ich der Mama wieder<br />
nicht erzählen, wie schön es bei Papa<br />
war, weil die sich nicht leiden können“.<br />
Einmal hat er zwei Mädchen auf ihrer<br />
Rückfahrt von einem Gerichtstermin begleitet.<br />
Die beiden mussten vor dem<br />
Scheidungsrichter aussagen. „Kann sein,<br />
dass wir bald nicht mehr zu Papa fahren<br />
dürfen“, erzählten sie ihm.<br />
Markus Bilke kennt fast alle Kinder,<br />
die regelmäßig fahren. Seit acht Jahren<br />
ist er jedes Wochenende als Begleiter<br />
unterwegs. Ein polizeiliches Führungszeugnis<br />
musste er vorweisen, einen Erste-Hilfe-Kurs<br />
für Kinder, ein Schulungs-<br />
Wochenende und Probefahrten absolvieren,<br />
bevor er sich die Weste mit dem Logo<br />
der Bahnhofsmission überstreifen<br />
durfte. Viel Aufwand für ein Ehrenamt.<br />
Die insgesamt rund 200 Betreuer arbeiten<br />
unentgeltlich – die meisten sind<br />
Rentner. Bilke arbeitet als Musical Director<br />
für ein Kreuzfahrtschiff. Der 30-<br />
Jährige organisiert und choreografiert<br />
die Abendshows auf dem Schiff, vom<br />
Festland aus. Daneben hat er Sozialpädagogik<br />
studiert. Wenn er zu alt fürs Showbusiness<br />
wird, möchte er auch hauptberuflich<br />
mit Kindern arbeiten. „Ich bin<br />
selbst Scheidungskind“, sagt er. Bilke<br />
ging auf ein Internat in der Schweiz, seine<br />
Eltern kamen nur sehr selten zu Besuch.<br />
„Hätte es damals schon so ein Programm<br />
gegeben, hätte ich sie viel öfter<br />
sehen können.“ Und andere Kinder treffen,<br />
die in der gleichen Situation sind.<br />
Oft tauschten sich die Kleinen untereinander<br />
über ihre Probleme aus, probierten,<br />
sich gegenseitig aufzuheitern:<br />
„Das ist doch toll, wir haben zwei Kinderzimmer<br />
und zum Geburtstag kriegen<br />
wir doppelt so viele Geschenke“ – so<br />
versuchten die anderen Kinder ein betrübtes<br />
Mädchen von den Vorteilen einer<br />
Scheidung zu überzeugen, erinnert<br />
sich Bilke an eine Fahrt.<br />
Ein Koffer, zwei Zimmer. Eine halbe<br />
Stunde vor Braunschweig ruft der Vater<br />
auf Hannes’ Handy an und fragt, ob alles<br />
gut läuft, oder es Verspätung gibt. Die<br />
BERLIN 14.32 UHR<br />
Zeit im Zug, sagt Lars Burckhardt, brauche<br />
Hannes um „umzuswitchen“. Von einer<br />
Welt in die andere. „Wenn er kommt,<br />
sagt er ‚lass uns nach Hause fahren‘“. An<br />
den Wochenenden in Hannover unternehmen<br />
Vater und Sohn Männersachen.<br />
Mit Cross-Motorrädern durch den<br />
Schlamm fahren. Schweißen üben. Angeln.<br />
Lars Burckhardt arbeitet bei Volkswagen<br />
in der Gießerei, die Motorteile<br />
produziert. Er überlegt gerade, ein Haus<br />
in einem Gewerbegebiet zu kaufen, mit<br />
einem großen Grundstück drumherum.<br />
„Da können wir eine Rennstrecke ums<br />
Haus bauen, für BMX oder Gokart“, erzählt<br />
Hannes. An diesem Wochenende<br />
wollen sie zusammen in die Stadt fahren.<br />
Wohnwagen anschauen.<br />
Er hätte sich in Hannes’ Alter nicht<br />
getraut, ohne Eltern Zug zu fahren, sagt<br />
der Vater, und auch, wie stolz er auf seinen<br />
Sohn ist. „Hannes ist da schmerzfrei“,<br />
sagt er. Nie habe es Tränen gegeben.<br />
„Er steckt das gut weg.“ An das Zugfahren<br />
habe er sich gewöhnt, sagt Hannes.<br />
Auch an die ständigen Abschiede.<br />
„Ich sag’ Papa ‚tschüss‘ und Mama ‚hallo‘.<br />
Nur manchmal ist es doof, wenn ich<br />
wieder fahren muss. Man müsste sich<br />
beamen können.“<br />
Anfangs hat der Vater einen Mietwagen<br />
genommen und Hannes in Berlin abgeholt.<br />
Doch drei Stunden Fahrt hin und<br />
drei Stunden zurück, das zog zu viel von<br />
ihrer kostbaren Freizeit ab. Der Fernbus<br />
war noch langsamer. Und für einen Flug<br />
ist die Strecke Berlin–Hannover zu kurz.<br />
Aber auch der Zug hat Nachteile. Die Betreuung<br />
wird nur freitags und sonntags<br />
angeboten, für Hannes kommt bloß eine<br />
Verbindung infrage. Auf der Hinfahrt<br />
kommt er nur bis Braunschweig; den<br />
Zug mit Begleitung nach Hannover<br />
schafft er nicht, da hat er noch Schule.<br />
„Das Angebot ist ziemlich unflexibel“,<br />
sagt Lars Burckhardt.<br />
Nach den Sommerferien, haben Vater<br />
und Sohn überlegt, könnte Hannes das<br />
erste Mal probieren, ganz alleine Zug zu<br />
fahren. Die Mutter soll ihn bis nach<br />
Spandau bringen, der Vater ihn in Wolfsburg<br />
abholen – ohne Zwischenhalt, bei<br />
dem Hannes verloren gehen könnte. Momentan<br />
traut sich der Elfjährige das<br />
noch nicht zu. „So weit bin ich noch<br />
nicht“, sagt Hannes. Über seine Handyspiele<br />
könnte er vielleicht vergessen auszusteigen,<br />
fürchtet er.<br />
„Hannes zieh schon mal deine Jacke<br />
an, wir sind gleich da“, ermahnt ihn Markus<br />
Bilke.<br />
Der Betreuer bringt den Jungen an die<br />
Zugtür. „Jule, du wartest bitte im Abteil.“<br />
„Und keine Fremden reinlassen“,<br />
ergänzt Hannes. Am Gleis steht schon<br />
sein Vater und winkt. „Also das verstößt<br />
jetzt gegen das Protokoll“, sagt Bilke.<br />
Normalerweise holt ein Mitarbeiter der<br />
Bahnhofsmission die Kinder vom Gleis<br />
ab und bringt sie dann in den Warteraum<br />
zu ihren Eltern. Aber weil Lars<br />
Burckhardt heute der einzige Wartende<br />
in Braunschweig ist, hat der Betreuer<br />
dort eine Ausnahme gemacht.<br />
Als die Tür aufgeht, verrät sich Hannes’<br />
gespielte Coolness mit einem Lächeln.<br />
Aber das hat er schnell wieder unter<br />
Kontrolle. Der Vater zieht ihn an sich<br />
und drückt ihm Küsse auf die Wange.<br />
Hannes schaut demonstrativ zur Seite.<br />
Jetzt bloß kein Drama.<br />
GORDON WELTERS (3)<br />
NACHRICHTEN<br />
GALA<br />
Goldene Kamera für<br />
„Tatort“ und Tukur<br />
Der „Tatort“ mit dem Titel „Im<br />
Schmerz geboren“ ist der große Gewinner<br />
der 50. Verleihung der Goldenen<br />
Kamera. Der Film, in dem um<br />
die 50 Tote gezählt wurden, ist am<br />
Freitagabend in Hamburg als „Bester<br />
Fernsehfilm“ ausgezeichnet worden.<br />
Zudem bekam Ulrich Matthes den<br />
Preis für seine Hauptrolle als Bösewicht<br />
als „Bester Schauspieler National“.<br />
Weitere Auszeichnungen der<br />
Programmzeitschrift „Hörzu“ erhielten<br />
Martina Gedeck, Herbert Grönemeyer,<br />
Hape Kerkeling und Kevin<br />
Spacey als „Bester Schauspieler International“.<br />
Die Stars Arnold<br />
Schwarzenegger, Danny DeVito und<br />
Susan Sarandon verliehen der Gala<br />
Hollywood-Glanz.<br />
TIERE<br />
Bessere Chancen für<br />
Pandabären in China<br />
In China gibt es wieder mehr Pandabären<br />
in freier Wildbahn. Der Bestand<br />
der vom Aussterben bedrohten<br />
Art hat sich seit 2003 deutlich erholt,<br />
wie die Forstverwaltung bei der<br />
jüngsten Zählung feststellte. Erfasst<br />
wurden 1864 Große Pandas, 268 mehr<br />
als 2003. Fast drei Viertel der Tiere<br />
leben in der Provinz Sichuan im<br />
Südwesten der Volksrepublik, die<br />
übrigen in den Nachbarprovinzen<br />
Shaanxi und Gansu. China begann<br />
schon in den 1970er-Jahren, die Art<br />
genau zu beobachten. Der jüngste<br />
Panda-Zensus dauerte drei Jahre.<br />
Derzeit gibt es 67 Schutzgebiete, 27<br />
mehr als bei der letzten Zählung. Von<br />
allen erfassten Tieren lebten 1246 in<br />
diesen Regionen. Die rasante wirtschaftliche<br />
Entwicklung Chinas setzt<br />
den Pandas aber nach wie vor zu.<br />
DROGENHANDEL<br />
Polizei fasst Anführer des<br />
Tempelritter-Kartells<br />
Jahrelang hatte er die Ermittler verhöhnt.<br />
In Videobotschaften präsentierte<br />
sich Servando Gómez Martínez<br />
alias „La Tuta“ als Messias mit<br />
Sturmgewehr, als Wohltäter der verarmten<br />
Bauern und gläubiger Christ.<br />
Jetzt hat die Polizei dem Spuk ein<br />
Ende bereitet und den mächtigen<br />
Drogenboss im Westen von Mexiko<br />
festgenommen. Der ehemalige Lehrer<br />
und Chef des Drogenkartells<br />
„Caballeros Templarios“ (Tempelritter)<br />
war der unumstrittene Herrscher<br />
im Bundesstaat Michoacán. Beamte<br />
hatten „La Tuta“ samt Komplizen in<br />
der Stadt Morelia gefasst. Am Freitagabend<br />
war er in ein Hochsicherheitsgefängnis<br />
verlegt worden.<br />
SPEKTAKEL<br />
Spanien will Stierkampf<br />
als Weltkulturerbe<br />
Spaniens Regierung will sich dafür<br />
einsetzen, dass der auch im Land<br />
selbst umstrittene Stierkampf von<br />
der Unesco zum Weltkulturerbe<br />
erklärt wird. „Stierkampf ist Kultur“,<br />
sagte Kulturminister José Wert. Der<br />
Stierkampf sei wichtigster „Kulturausdruck“<br />
der Spanier, man dürfe ihn<br />
nicht verlieren, sagte die Generalsekretärin<br />
der regierenden konservativen<br />
Volkspartei (PP), María Dolores<br />
Cospedal. Erst vor einer Woche<br />
hatte Ex-König Juan Carlos „die<br />
Intelligenz, den Mut, die Geschicklichkeit<br />
und die Kunst“ der Stierkämpfer<br />
gewürdigt.<br />
BLUTTAT<br />
Acht Tote bei<br />
Amoklauf in USA<br />
Ein Mann hat im US-Staat Missouri<br />
bei einem Amoklauf sieben Menschen<br />
erschossen und sich dann<br />
selbst gerichtet, teilte die Polizei mit.<br />
Die Bluttat in dem Ort Tyrone ereignete<br />
sich in der Nacht zu Freitag.<br />
Einige Opfer waren mit dem Täter,<br />
36, verwandt. Untersuchungsrichter<br />
Tom Whittaker vermutetet einen<br />
Zusammenhang mit dem natürlichen<br />
Tod der 74-jährigen Mutter des<br />
Schützen. Der Sohn kam „nach Hause<br />
und fand sie tot vor. Daraufhin<br />
drehte er durch und begann, Menschen<br />
zu erschießen“, sagte Whittaker.<br />
Der Täter ging mit einer Pistole<br />
bewaffnet zu vier Häusern, die wenige<br />
Kilometer auseinanderlagen – und<br />
eröffnete jeweils das Feuer.
*<br />
14 PANORAMA<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
JAN WEILER<br />
In den Augen<br />
der anderen<br />
Oprah Winfrey, 61, mächtige Fernseh-<br />
Moderatorin und Unternehmerin<br />
Die Schwester<br />
„Sie wollte schon als Kind groß hinaus.<br />
Sie hat mir oft erzählt: Wenn ich groß<br />
bin, werde ich ein Star“, sagte ihre<br />
Schwester Patricia Lee.<br />
Der Präsident<br />
„Je näher man Oprah kennt, umso spektakulärer<br />
erscheint einem ihr Charakter<br />
und ihre Seele zu sein. Und umso deutlicher<br />
wird, was sie für eine wunderbare<br />
und talentierte Person ist“, sagt Barack<br />
Obama.<br />
Der Nachwuchs<br />
„Wenn ich Kinder hätte, würden sie<br />
mich hassen. Sie würden bei einer Art<br />
Oprah-Show landen und dort über mich<br />
reden“, sagt die kinderlos gebliebene<br />
Oprah Winfrey selbst.<br />
5<br />
TAGE ZEIT<br />
nimmt sich Kim Kardashian, 34, berühmt<br />
als Berühmtheit, bis zur nächsten Haarwäsche.<br />
Am Waschtag trägt sie Fönfrisur,<br />
am zweiten „eine etwas unordentlichere<br />
Frisur“, am dritten Tag wird das Haar<br />
mit dem Glätteisen bearbeitet und eingeölt,<br />
am vierten zum Pferdeschwanz<br />
gebunden.<br />
Krieger werden ist nicht schwer, aber Krieger<br />
sein? Prinz William ist in die Rolle eines Samurais<br />
geschlüpft. Anstatt aber so durchs Land zu ziehen<br />
oder seinem Herrn bis zum Tode zu dienen, saß<br />
er lieber auf einem Stuhl in einem TV-Studio in<br />
Tokio. Der britische Thronfolger ist (ohne seine<br />
schwangere Frau) auf Staatsbesuch in Japan.<br />
William ließ sich eigens ein Samuraischwert bringen.<br />
„Wie sieht es aus?“, fragte der Prinz. Diplomatisch<br />
korrekte Antwort: „Es steht Ihnen wirklich<br />
gut.“ Jetzt keine Scherze bitte!<br />
GETTY IMAGES WIREIMAGE/ALBERTO E. RODRIGUEZ; CHRIS JACKSON; MARIO ANZUONI (2)<br />
PRINZ WILLIAM<br />
Verkleidung<br />
macht schön<br />
Das dänische Mädchen: Der britische Schauspieler und frisch gekürter Oscar-Gewinner Eddie Redmayne in seiner neuen Rolle<br />
Wer kennt diese Frau?<br />
Eddie Redmayne, 33, ist ein gut aussehender<br />
Mann, seit dem vergangenen Sonntag<br />
hat der Schauspieler auch seinen<br />
ersten Oscar für die beste Hauptrolle. Richtig<br />
unfair wird es, wenn ein attraktiver Mann<br />
dann als Frau auch noch umwerfend schön<br />
aussieht: Das Foto oben zeigt ebenfalls Eddie<br />
Redmayne. Wurde er gerade für seine Darstellung<br />
des gelähmten Astrophysikers Stephen<br />
Hawking, 73, ausgezeichnet, spielt er in „The<br />
Danish Girl“ einen der ersten offen transsexuellen<br />
Männer, den dänischen Künstler Einar<br />
Mogens Wegener (1882–1931). Wegeners Frau<br />
Gerda, ebenfalls eine Malerin, malte Bilder einer<br />
Schönheit im Kleid – es war ihr Ehemann,<br />
LUPITA NYONG’O<br />
Perlen<br />
machen schön<br />
Mehr Schein als Sein? Die Oscar-Robe von Schauspielerin<br />
Lupita Nyong’o, 31, ist möglicherweise<br />
wieder aufgetaucht. Das Kleid war am Mittwoch<br />
in einem Hotel in Los Angeles verschwunden. Ein<br />
Anrufer gestand der Polizei, es am Freitag in das<br />
Hotel zurückgebracht zu haben. Tatsächlich wurde<br />
eine entsprechende Robe gefunden. Der Clou:<br />
Der Dieb sagte, er habe die Echtheit der 6000<br />
Perlen prüfen lassen, sie seien falsch. Der Wert<br />
des Calvin-Klein-Kleids war eigentlich auf 150.000<br />
Dollar beziffert worden.<br />
der für sie Modell saß, wie 1913 bekannt<br />
wurde. Er nannte sich jetzt<br />
Lili Elbe, und seine Frau stellte ihn<br />
oft als ihre Schwägerin vor. 1930<br />
entschloss sich Wegener zur Operation;<br />
es war eine der ersten Geschlechtsumwandlungen<br />
überhaupt.<br />
Lili Elbe starb 1931, wahrscheinlich<br />
an Komplikationen der<br />
Operation.<br />
Redmaynes Ehefrau Hannah<br />
Bagshawe übrigens – die beiden heirateten im<br />
Dezember vergangenen Jahres – machte sich<br />
bei der Oscar-Verleihung vor allem Sorgen, ob<br />
ihr Mann in Los Angeles auch genug zu essen<br />
Oscar: Redmayne<br />
mit seinem Preis<br />
MARGOT ROBBIE<br />
Essen macht<br />
schön<br />
Margot Robbie, 24, australische Schauspielerin,<br />
kann Unmengen von Spaghetti essen. Am Set der<br />
australischen Fernsehserie „Neighbours“ wollte<br />
sie einmal einen Esswettbewerb gewinnen, wie sie<br />
jetzt erzählte. „Ich habe in der Mittagspause fast<br />
zwei Kilo Spaghetti geschafft. Als die Dreharbeiten<br />
weitergehen sollten, konnte ich mich nicht<br />
mehr bewegen.“ Es wurde die Krankenschwester<br />
gerufen, Robbie bekam ein Brechmittel. Das half.<br />
Will Smith, 46, neben ihr auf dem Talkshow-Sofa,<br />
zuckte nur ein bisschen zusammen.<br />
bekommt. Das erzählte Redmayne<br />
gerade seiner Kollegin Jennifer Lawrence,<br />
24: „Meine Ehefrau sah ein<br />
paar Fotos und meinte: ,Ed, du siehst<br />
untergewichtig aus.‘“ Er erwiderte,<br />
dass er Sushi und Säfte bekomme.<br />
Die Gattin: „Davon sprech ich nicht.<br />
Ich rede von einer verdammten<br />
Schüssel Spaghetti Bolognese und einem<br />
Burger!“<br />
Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich,<br />
dass ein Redmayne sich nicht<br />
durchsetzen kann an einem Büfett und hungern<br />
muss: Eddie wuchs als eines von fünf Geschwistern<br />
in London auf.<br />
Ich bin voll<br />
die Oma.<br />
Meine<br />
Schlafenszeit<br />
ist 22 Uhr!<br />
Gigi Hadid, 19,<br />
palästinensisch-amerikanisches<br />
Model, mag außerdem: „Für<br />
meinen Freund kochen und<br />
einen Film anschauen“<br />
UNIVERSAL PICTURES; JASON MERRITT<br />
MEIN LEBEN ALS MENSCH<br />
Höchstverrat<br />
Was habe ich nicht alles unternommen,<br />
wie fürsorglich habe ich mich 16 Jahre<br />
lang um die musikalische Erziehung<br />
meiner Tochter gekümmert. Sie hat immer so<br />
schön Klavier gespielt. Und nun das. Sie hat eine<br />
Grenze überschritten, wenn nicht sogar den Rubikon,<br />
denn sie hat: sich eine Gitarre gekauft. Ja, ich<br />
weiß: Andere Jugendliche richten sich Crystal-<br />
Meth-Küchen ein, melden sich bei der Fremdenlegion<br />
an oder nehmen Zehnjährigen den iPod weg.<br />
Doch dafür gibt es zumindest theoretisch eine<br />
gewisse und sei es eine juristische Handhabe. Die<br />
fällt hier leider weg. Ich kann ja jetzt schlecht zur<br />
Polizei gehen und meine Tochter wegen seelischer<br />
Grausamkeit anzeigen, bloß weil sie eine Gitarre<br />
besitzt. Das nimmt ja niemand ernst. Trotzdem.<br />
Eine Gitarre. Oh Gott, was für eine Niederlage.<br />
Schließlich waren und sind Gitarristen das<br />
Schlimmste, was einem überhaupt zu Hause im<br />
Flur begegnen kann. Nun spüre ich bereits, wie<br />
ein riesiger Gitarristen-Shitstorm im Internet<br />
heraufzieht, denn Gitarristen sind die Veganer<br />
unter den Musikern. Total humorlos, wenn es um<br />
ihr Instrument geht. Sie halten sich außerdem für<br />
die Krone der musikalischen Schöpfung. Dabei<br />
sind sie in Wahrheit gnadenlose Generalnervensägen.<br />
Gitarristen schleppen ihre Instrumente auf<br />
jede Wanderdüne der Welt, um ihre Opfer mit<br />
schlechten Interpretationen von „Roxanne“ die<br />
Ohren blutig zu klampfen. Sie fallen über arme<br />
Instrumentengeschäfte her, wo sie Stunden damit<br />
verbringen, das Intro von „Stairway to Heaven“ zu<br />
bestümpern. Haben die an die armen Verkäufer<br />
gedacht, die sich das ihr ganzes Berufsleben hindurch<br />
anhören müssen? Gitarristen quälen ihr<br />
Publikum mit endlosen Soli und ihrem Anblick,<br />
der an einen Hund erinnert, der sich in selbstvergessener<br />
Ekstase an einem gedrechselten<br />
Stuhlbein reibt. Dass Gitarristen dabei auch noch<br />
ihre Zunge heraushängen lassen, ist nur eines der<br />
unappetitlichen Details ihrer kruden Verrichtung.<br />
Gitarristen gniedeln ihr Publikum zur Bewusstlosigkeit<br />
und dienen inzwischen sogar ihrer Vertreibung.<br />
Kürzlich war nämlich zu lesen, dass eine<br />
Bank die Automaten-Foyers ihrer Berliner Filialen<br />
nachts beschallt, damit die Obdachlosen sich dort<br />
unwohl fühlen und am Schlaf gehindert werden.<br />
Zum Einsatz kommt dabei Musik von Mike Oldfield,<br />
dem legendären Saitenschinder aus England.<br />
Und bevor jetzt die Gitarristen den verhornten<br />
Finger heben und rufen: „Der ist aber ein toller<br />
Musiker“, sage ich gleich: „Ja, das stimmt. Das ist ja<br />
gerade das Problem.“<br />
Bei Gitarristen dient der Verweis auf ihr technisches<br />
Vermögen als Hauptargument für ihre<br />
Existenzberechtigung. Als ob Musik schon alleine<br />
deswegen gut wäre, weil der Gitarrist so viel drauf<br />
hat. Da kann man nur mit dem Maler Gerhard<br />
Richter sagen: „Virtuosität hat über ihre handwerkliche<br />
Bedeutung hinaus keinen künstlerischen<br />
Wert.“ Ich mag Musiker, die das erkannt haben.<br />
Malcom Young von AC/DC zum Beispiel. Der ist<br />
ein wunderbarer Gitarrist, denn er hat nie öffentlich<br />
ein Solo gespielt. Er überließ das seinem Bruder<br />
Angus und widmete sich völlig den Basisakkorden<br />
seiner Lieder. Leider kann er sich an diese<br />
inzwischen nicht mehr erinnern.<br />
Eben beklagte ich mich bei meiner Frau über<br />
Carlas hinterhältige Anschaffung. Sara nahm diese<br />
gelassen. Damit sei es sicher bald vorbei und dann<br />
würde Carla wieder am Klavier sitzen. Und Sara<br />
fügte hinzu: „Sei doch froh. Es könnte schlimmer<br />
kommen. Sie könnte sich ein Didgeridoo anschaffen.“<br />
Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.<br />
Dann lieber Gitarre.<br />
ANZEIGE<br />
Als Flugbegleiterin bin ich meist nicht lange in einer Stadt. Trotzdem will ich natürlich<br />
was erleben – und Schlange stehen am Eiffelturm gehört nicht gerade dazu. Zum Glück<br />
hat mir meine Freundin aus Paris einen guten Tipp gegeben: Im Norden der Stadt steht<br />
die Sacré-Cœur de Montmartre. Wer die 237 Treppenstufen der Kirche raufsteigt, wird<br />
belohnt: Von der Kuppel hat man den besten Ausblick auf die Stadt, den Eiffelturm –<br />
und auf die, die dort immer noch Schlange stehen.<br />
Mehr Tipps unserer<br />
Crew unter LH.com/<br />
wo-ich- gern-lande<br />
Deutschland heute<br />
Friedrichshafen<br />
7<br />
Stuttgart 5<br />
11<br />
7<br />
München<br />
Gebietsweise Regen<br />
und windig<br />
6<br />
Reykjavik<br />
3<br />
-2<br />
6<br />
4 Kiel<br />
8<br />
Heute: Anfangs ist es stark bewölkt, und es regnet<br />
3<br />
verbreitet, in den höheren Lagen fällt Schnee. Im<br />
Rostock<br />
Bremen Hamburg 8<br />
Westen und Nordwesten lockern die Wolken auf,<br />
9<br />
8<br />
4<br />
und der Regen lässt nach, es gibt aber noch Regenoder<br />
Graupelschauer. Vor allem im Nordwesten sind<br />
4<br />
3<br />
Hannover<br />
Gewitter möglich. 5 bis 11 Grad werden erreicht.<br />
Berlin<br />
10 9<br />
5<br />
9<br />
Münster 5<br />
4<br />
Biowetter: Asthmatiker werden zurzeit besonders<br />
9<br />
Düsseldorf<br />
Leipzig 4<br />
geplagt und müssen mit Atemproblemen rechnen.<br />
Bei erhöhten Blutdruckwerten können sich heute<br />
Köln<br />
9<br />
Kassel<br />
11 5 94<br />
Kreislaufbeschwerden einstellen.<br />
6<br />
Dresden<br />
6 Vorhersage<br />
4<br />
Lissabon<br />
Frankfurt<br />
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />
19<br />
11<br />
Saarbrücken<br />
7<br />
10 Nürnberg 4<br />
Norden<br />
6 1 6 2 6 2 6 1 6<br />
8 9<br />
5 6<br />
4<br />
Mitte<br />
Süden<br />
2 9 3 8 2 7 2 8<br />
1 9 0 8 -1 6 -2 5<br />
H<br />
20<br />
19<br />
Las Palmas<br />
Dublin<br />
12<br />
9<br />
Madrid<br />
20<br />
19<br />
21<br />
Palma<br />
Malaga<br />
15<br />
11<br />
London<br />
11 Hamburg<br />
Brüssel<br />
Paris<br />
11 München<br />
Zürich<br />
13<br />
6<br />
Bordeaux<br />
20<br />
Barcelona<br />
18<br />
Algier<br />
Nizza<br />
3<br />
Oslo<br />
Kopenhagen<br />
4<br />
Rom<br />
3<br />
Stockholm<br />
Berlin<br />
11<br />
Wien<br />
Zagreb<br />
11<br />
Athen<br />
16<br />
Warschau<br />
Budapest<br />
11<br />
Helsinki<br />
St. Petersburg<br />
-9 bis -5 -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35<br />
T<br />
16<br />
14<br />
9<br />
13<br />
15<br />
Tunis<br />
Kiew<br />
7<br />
Istanbul<br />
13<br />
Moskau<br />
2<br />
Hoch / Tief Warmfront Kaltfront Okklusion Warmluft Kaltluft<br />
6<br />
13<br />
3<br />
15<br />
9<br />
15<br />
2<br />
Riga<br />
17<br />
2<br />
8<br />
Weltwetter heute<br />
Bali<br />
Buenos Aires<br />
Djerba<br />
Honolulu<br />
Innsbruck<br />
Jerusalem<br />
Kairo<br />
Kapstadt<br />
Mailand<br />
Manila<br />
Mombasa<br />
Neu Delhi<br />
Rio de Janeiro<br />
Sydney<br />
Temperaturrekorde<br />
Hamburg Maximum 15,6° (1992),<br />
Minimum -11,2° (1929)<br />
Berlin Maximum 16,3° (1959),<br />
Minimum -11,0° (1986)<br />
Frankfurt Maximum 16,0° (1992),<br />
Minimum -12,6° (1963)<br />
Sonne<br />
28° wolkig<br />
30° Regenschauer<br />
15° sonnig<br />
26° Regenschauer<br />
7° Schneeschauer<br />
14° sonnig<br />
22° sonnig<br />
28° wolkig<br />
13° wolkig<br />
31° wolkig<br />
37° wolkig<br />
18° Regen<br />
30° heiter<br />
38° Regenschauer<br />
Sonne & Mond Angaben für Kassel<br />
Mond<br />
07:08 18:02 14:04 04:39<br />
Calgary -5°<br />
Vancouver 10°<br />
Winnipeg -11°<br />
Montreal -8°<br />
Toronto -3°<br />
Salt Lake City 6°<br />
New York<br />
Chicago -4°<br />
-3°<br />
San Francisco 18° Denver -9° Washington 1°<br />
Los Angeles 18° Dallas 6° Atlanta 14°<br />
Phoenix 22°<br />
New Orleans 21° Miami29°<br />
Nassau 24°<br />
Mexico City 23°<br />
Peking 9°<br />
Havanna 32°<br />
Seoul5°<br />
Chengdu 15°<br />
Tokio 15°<br />
Shanghai10°<br />
Dhaka 35° Hongkong Taipeh 15°<br />
Yangon 39°<br />
24°<br />
Bangkok 37°<br />
Ho Chi Minh Stadt<br />
Manila 31°<br />
38°<br />
Kuala Lumpur 34° Brunei 30°<br />
Singapur 32°
Titelthema<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 15<br />
Im Auge der<br />
Verschwörung<br />
Nichts ist, wie es scheint. Alles<br />
ist geplant worden. Und alles ist<br />
miteinander verbunden:<br />
Konspirative Theorien sind so<br />
beliebt wie nie. Woran liegt das?<br />
Und wer glaubt eigentlich an sie?<br />
Text: Céline Lauer<br />
Fotos: Norman Konrad<br />
Das „Auge der Vorsehung“, stets im Dreieck, findet sich u.a. auf dem amerikanischen Dollarschein. Um das Symbol ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien
16 TITELTHEMA<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
N<br />
Nachts, wenn der Himmel sich klar über dem Tal<br />
von Dörfles-Esbach wölbt, streift sich Andreas<br />
von Rétyi eine Daunenjacke über, greift nach der<br />
Taschenlampe und klettert den steilen Hang hinter<br />
seinem Haus hinauf. Er schließt einen Gartenschuppen<br />
auf, knipst das Licht an und drückt ein<br />
paar Knöpfe. Rumpelnd schiebt sich das Flachdach<br />
zurück, fast wie bei einem Cabrio, bis über<br />
den vier Wänden nur noch das Firmament thront<br />
und von Rétyi seine Teleskope danach ausrichten<br />
kann. Weißlackierte, mannshohe Carbonröhren,<br />
der 51-Jährige hat die hochprofessionellen Geräte<br />
für seine Zwecke maßanfertigen lassen. Mit ihnen<br />
tastet er sich in den Weltraum vor, fotografiert<br />
Gestirne und Galaxien, Tausende von Lichtjahren<br />
entfernt. Dort, wo es vielleicht auch noch andere<br />
Dinge gibt, Raumschiffe in Planetengürteln vielleicht<br />
oder nichtirdische Lebensformen, was weiß<br />
man denn. Von Rétyi will sich da nicht festlegen.<br />
Er sagt nicht, dass es diese Phänomene gibt, aber<br />
er hält sich alle Möglichkeiten offen, dass es sie<br />
geben könnte. „Wir wissen nichts“, sagt er. „Im<br />
Grunde wissen wir gar nichts.“<br />
Andreas von Rétyi arbeitet auch als Astrofotograf,<br />
vor allem aber ist er Buchautor. Rund 30<br />
Sachbücher hat er geschrieben, darunter zahlreiche<br />
astronomische Werke, aber auch Titel wie<br />
„Denn sie wussten zu viel ... : Mysteriöse Todesfälle<br />
und ihre wahren Hintergründe“, „Die unsichtbare<br />
Macht – Hinter den Kulissen der Geheimgesellschaften“<br />
oder auch „Die Terror(f)lüge<br />
– der 11. September und die besten Beweise, dass<br />
wirklich alles anders war“. Viele Leute nennen<br />
das Verschwörungstheorien. Von Rétyi mag dieses<br />
Wort überhaupt nicht, er findet es abwertend.<br />
Man werde schnell zum Freiwild, wenn man auch<br />
nur etwas abseits des Wegesrandes schreibe, sagt<br />
er: „Da gibt es gewisse Konventionen und gewisse<br />
Schlagwörter.“<br />
Verschwörungstheorien sind in den letzten<br />
Monaten und Jahren so präsent wie nie. Einerseits<br />
gibt es eine ganze Reihe vermeintlicher Intrigen<br />
und Komplotte – das Attentat auf John F.<br />
Kennedy, die Anschläge auf das World Trade Center,<br />
die Mondlandung – deren Strahlkraft nahezu<br />
ungebrochen ist, obwohl sie längst widerlegt wurden<br />
und eigentlich verjährt sein müssten. Andererseits<br />
schießen stetig neue Thesen zu aktuellen<br />
Nachrichtenlagen aus dem Kraut. Sie verbreiten<br />
sich per Hörensagen und vor allem in einschlägigen<br />
Foren – wo etwa nach den Pariser Anschlägen<br />
auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Nutzer<br />
die Möglichkeit einer „False Flag Operation“ diskutieren,<br />
hinter der „die Franzosen“ oder „die<br />
Amerikaner“ stecken sollen.<br />
Nicht jeder, der einmal eine offizielle Darstellung<br />
bezweifelt oder Dinge hinterfragt, ist ein<br />
Verschwörungstheoretiker – das Spektrum reicht<br />
vom gelegentlichen Skeptiker bis hin zum Hardliner,<br />
der sich als einzig Aufgeklärten in einer Welt<br />
voller Ahnungsloser begreift. Die Grenzen zwischen<br />
dem, was noch als kritischer Zweifel gilt,<br />
und dem, was eine Verschwörungstheorie ausmacht,<br />
sind dabei genauso schwer greifbar und<br />
verschwommen wie die Argumente, mit denen<br />
hantiert wird. Aber es gibt eine Minimaldefinition<br />
dessen, was eine Verschwörungstheorie ist: Ein<br />
Gedankenkonstrukt um mindestens zwei beteiligte<br />
Personen, die sich verabredet haben, um im<br />
Geheimen ihre dunklen Ziele durchzusetzen. Und<br />
es gibt drei Maximen, die für nahezu jede Verschwörungstheorie<br />
gelten: Nichts ist, wie es<br />
scheint. Alles ist geplant worden. Und alles ist<br />
miteinander verbunden.<br />
Menschen wie Andreas von Rétyi werden oft<br />
als Verschwörungstheoretiker belächelt, weil sie<br />
hinter wichtigen Ereignissen Hintergründe vermuten,<br />
die nicht innerhalb des Mainstreams liegen.<br />
Sie stellen den Reim infrage, den sich der<br />
Rest der Welt gemacht hat, und halten offiziellen<br />
Erklärungen ihre eigenen Begründungen entgegen.<br />
Früher galten solche Menschen schnell als<br />
versprengte Spinner. Heute vernetzen sie sich im<br />
Internet, sie lesen die ungezählten Bücher, die<br />
der Markt bietet, und sie treten zunehmend präsenter<br />
in Erscheinung, sei es als Impfgegner oder<br />
Chemtrails-Aktivist.<br />
Die Verschwörungstheoretiker, so viel lässt sich<br />
sagen, sind mitten unter uns. Es gibt Menschen in<br />
Deutschland, die seit Jahren, teilweise schon Jahrzehnten<br />
Teil dieser erfolgreichen Szene sind – als<br />
Beobachter, Mitspieler oder Deuter. So wie der<br />
Tübinger Professor Michael Butter, der Experte<br />
für amerikanische Verschwörungstheorien ist und<br />
nun versucht, ihrem Wesen kulturübergreifend<br />
Der Buchautor: Andreas von Rétyi schreibt seit 25 Jahren über wissenschaftliche Themen, aber auch über Grenzphänomene – eine „Gratwanderung im Dienste der Wahrheitsfindung“, sagt er<br />
auf den Grund zu gehen. Oder so wie Kai Blitz,<br />
ein IT-Manager aus Berlin, der eines der zentralen<br />
deutschsprachigen Foren betreibt und den Konspirologen<br />
damit eine virtuelle Heimat bietet –<br />
obwohl er sich selbst als Skeptiker, also als Verschwörungsungläubigen,<br />
sieht. Oder eben wie Andreas<br />
von Rétyi, Buchautor, Wissenschaftsjournalist<br />
und Ex-Chefredakteur eines populären Magazins<br />
über Weltraumforschung, der sich allerdings<br />
auch mit „militärischen Geheimprojekten und<br />
Grenzphänomenen“ befasst – und sagt: „Der Gegenstand<br />
einer Untersuchung an sich kann nicht<br />
grundsätzlich unseriös sein, sondern nur die Art<br />
und Weise, wie man ihn untersucht.“<br />
Von Rétyi, ein Mann mit blondem Scheitel und<br />
mildem Händedruck, empfängt seinen Besuch in<br />
einem Lesezimmer im ersten Stock, mit Blick auf<br />
das Tal, hinter der die Veste Coburg aufragt. Die<br />
Aussicht interessiert hier drinnen allerdings<br />
kaum, denn der Raum mit seinen eichenen Regalen<br />
bis zur Zimmerdecke wirkt wie ein Setzkasten,<br />
in den von Rétyi die Requisiten seines Lebens<br />
einsortiert hat. Bücher, alles voller Bücher,<br />
davor verstauben Globen, Dolche, Kelche, Halbedelsteine,<br />
ägyptische Schakale, Totenköpfe, antike<br />
astronomische Geräte, eine vierhundert Jahre<br />
alte Bibel und vergilbte Schwarzweißfotografien<br />
seiner Vorfahren. Die altmodische Wärme dieses<br />
Zimmers umgibt auch den Hausherrn selbst: Andreas<br />
von Rétyi ist ein formvollendeter Gastgeber,<br />
aufmerksam und zurückhaltend, nichts an<br />
seinem Auftreten wirkt laut oder plakativ. Das<br />
Auffälligste ist der Siegelring mit dem Familien-<br />
„Wir wissen<br />
nichts. Im<br />
Grunde wissen<br />
wir gar nichts“<br />
Andreas von Rétyi schreibt Bücher<br />
über astronomische Themen,<br />
militärische Geheimprojekte und<br />
Grenzphänomene<br />
wappen, den er am kleinen Finger trägt. Er entdecke<br />
an sich selbst gewisse Parallelen zu seinem<br />
Urgroßvater, der Hofmaler des Zaren war und mit<br />
dem ihn neben der künstlerischen Ader auch ein<br />
gewisser „eigener Kopf“ verbinde.<br />
Mit dem „eigenen Kopf“ meint Andreas von<br />
Rétyi, dass er eine „Gratwanderung im Dienste<br />
der Wahrheitsfindung“ betreibt – und seit rund<br />
25 Jahren zahlreiche astronomische Bücher, aber<br />
auch über die Area 51, die Illuminaten, das alte<br />
Ägypten, die Energieversorgung der Welt und die<br />
Mysterien des Universums schreibt. Der Kopp-<br />
Verlag, in dem er publiziert, geriert sich gerne als<br />
Augenöffner und Tabubrecher: Das Haus vertreibt<br />
laut Selbstbeschreibung „Fakten und Meinungen,<br />
die in den Mainstream-Medien tabuisiert<br />
und unterdrückt werden“. Dazu zählen kapitalismuskritische,<br />
rechtspopulistische und islamfeindliche<br />
Werke ebenso wie „Die Zitronensaftkur“<br />
oder „Das Krisen-Kochbuch“ bis hin zum<br />
Œuvre des Grenzphänomen-Großmeisters Erich<br />
von Däniken – ein weites Feld. Von Rétyi erklärt<br />
seine eigene thematische Vielfalt damit, dass das<br />
eine zum anderen geführt habe: „Ich erlebe einfach<br />
sehr oft, dass bestimmte Dinge oder Phänomene<br />
einfach ausgeklammert würden, wenn die<br />
Gesellschaft sie nicht wirklich fassen kann“, sagt<br />
er. „Vielleicht bin ich ja auch der notorische Fettnäpfchentreter,<br />
weil ich sozusagen von Rätsel zu<br />
Rätsel oder von Verschwörung zu Verschwörung<br />
komme – wenn man es denn so nennen will.“<br />
Verschwörungstheorien mögen sich im Laufe<br />
der Jahrhunderte geändert haben, doch für sich<br />
genommen bilden sie eine anthropologische Konstante<br />
– so lautet eine wissenschaftliche Erklärung.<br />
Ihr zufolge gab es solche Thesen zu allen<br />
Epochen und in allen Schichten, angefangen in<br />
der Antike bis in unser hyperaufgeklärtes Internetzeitalter;<br />
zu ihren Anhängern zählten einfache<br />
Leute ebenso wie Staatsführer und Präsidenten.<br />
Am Anfang jeder großen Theorie stand eine Krise:<br />
verheerende Kriege, Krankheiten, Missernten,<br />
politische Umstürze, soziale Umwälzungen,<br />
Angst vor totaler Vernichtung. Jede Epoche fand<br />
dafür Sündenböcke: im Mittelalter die Juden und<br />
die Hexen, im 21. Jahrhundert westliche Nachrichtendienste<br />
oder mächtige Geheimbünde.<br />
Ein anderer wissenschaftlicher Ansatz erklärt<br />
sie dagegen als eine Art Ersatzreligion: Denn mit<br />
der Demontage Gottes – Nietzsche lässt grüßen –<br />
und damit auch des Satans fehlte plötzlich ein<br />
Schuldiger für das unerklärliche Durcheinander<br />
in der Welt. Verschwörungstheorien füllen diese<br />
Lücke, sie bieten Struktur und Sinn. So besehen<br />
sind sie der Preis, den die Gesellschaft für die<br />
Aufklärung zahlen musste.<br />
Was die Thesen so verführerisch macht, ist ihr<br />
Grundprinzip: Sie zerlegen das Weltgeschehen in<br />
einen binären Code aus Gut und Böse. Und wer<br />
diesen Code einmal dechiffriert hat, so das implizite<br />
Versprechen, der weiß die Zeichen zu lesen,<br />
die uns alle umgeben. Der lässt sich nicht mehr<br />
hinters Licht führen und besitzt in einem unübersichtlichen,<br />
multikausalen und chaotischen Umfeld<br />
den Schlüssel zu einem rar gewordenen Gut –<br />
Gewissheit.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
TITELTHEMA 17<br />
Der Mann im Netz: IT-Berater Kai Blitz aus Berlin gründete 2001 das Forum „weltverschwoerung.de“, eine virtuelle Heimat für Konspirologen. Er selbst hegt für seine Seite eine Art „Hassliebe“<br />
„Die Welt wird dadurch planbar und verstehbar“,<br />
sagt Michael Butter, „denn theoretisch ist es<br />
ja vorstellbar, dass die Verschwörung besiegt wird<br />
– und man dann in einer Welt lebt, in der man<br />
selbst die Strippen ziehen kann.“<br />
Butter, ein hochgewachsener Mann mit Cordsakko<br />
und Brille, sitzt in seinem Büro im fünften<br />
Stock eines Betonklotzes der Tübinger Universität,<br />
vor seinem Fenster erstrecken sich grüne Hügel<br />
hinter pastellfarbenen Häusern. Ein hübscher<br />
Kontrast zu dem düsteren Geraune, mit dem Butter<br />
sich hier drinnen von Berufs wegen umgibt.<br />
Der Professor für Amerikanistik ist erst im Oktober<br />
eingezogen, seine Regale sind noch ziemlich<br />
leer, aber die Bände, die darin stehen – darunter<br />
etwa Wolfgang Wippermanns Klassiker „Agenten<br />
des Bösen – Verschwörungstheorien von Luther<br />
bis heute“ –, verraten den Forschungsschwerpunkt<br />
des 37-Jährigen: Butter hat zu amerikanischen<br />
Verschwörungstheorien von den Puritanern<br />
bis in die Gegenwart habilitiert, er gibt Seminare<br />
und schreibt Bücher darüber. „Wir wissen<br />
relativ viel über die US-Theorien und ziehen daraus<br />
Schlüsse auf ihr allgemeines Wesen“, sagt er.<br />
„Aber wie sie in Europa, Osteuropa oder auch in<br />
der arabischen Welt funktionieren, darüber wissen<br />
wir oft gar nichts.“ Butter will das ändern, er<br />
stellt momentan ein internationales, interdisziplinäres<br />
Forschungsteam zusammen, um das Phänomen<br />
kulturübergreifend zu ergründen.<br />
Dabei sind Verschwörungstheorien längst nicht<br />
mehr nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern<br />
auch ein wirtschaftliches – und ein lukratives<br />
dazu. Das zeigt allein der Buchmarkt, der von<br />
entsprechenden Titeln überschwemmt wird und<br />
unermüdlich Käufer findet. Der Kopp-Verlag<br />
versendet nach eigenen Angaben zwischen 10.000<br />
und 25.000 Bücher pro Tag, Tendenz steigend.<br />
Allein zur 9/11-Verschwörung gibt es derzeit rund<br />
ein Dutzend verschiedener Werke, und das nur<br />
auf dem deutschsprachigen Markt. Der „Loose<br />
Change“-Film zum gleichen Thema, der Teilen<br />
der US-Regierung die Schuld an den Anschlägen<br />
gibt und den drei Filmemacher einst als Amateurstreifen<br />
für 2000 Dollar produzierten, wurde in<br />
seiner zweiten Version zum viralen Hit und im<br />
Netz zig millionenfach angesehen. Und selbst der<br />
Berliner IT-Berater Kai Blitz, der sein Verschwörungsforum<br />
nur hobbymäßig betreibt, kann von<br />
den Einnahmen der dort geschalteten Werbeanzeigen<br />
nicht nur seine laufenden Kosten decken,<br />
sondern auch andere Projekte querfinanzieren.<br />
So verbinden die Verschwörungstheorien Leute<br />
wie Kai Blitz, Michael Butter und Andreas von<br />
Rétyi auch auf diese rein materialistische Weise.<br />
Die erste Verschwörungstheorie, mit der Professor<br />
Michael Butter selbst in Kontakt kam, war<br />
die Mondlandung, rund 15 Jahre ist das her. Butter<br />
studierte damals in England, als er in der Uni-<br />
Zeitung einen großen Bericht zum 30. Jahrestag<br />
des historischen Ereignisses las – mit allen Legenden,<br />
die sich seither darum rankten, und ihren<br />
vermeintlichen Beweisen: nummeriertes Mondgestein<br />
(Requisiten!), Spiegelungen im Astronauten-Helm<br />
(Studioscheinwerfer!) und natürlich<br />
die Fahne, die nicht wehen dürfte (der Mond hat<br />
„Ich wollte<br />
wissen, wie das<br />
Internet<br />
funktioniert“<br />
Kai Blitz, IT-Berater und Betreiber<br />
der Internetseite<br />
„weltverschwoerung.de“<br />
keine Atmosphäre!). Butter war belustigt, griff<br />
das Thema aber nicht weiter auf. Erst als er zur<br />
Darstellung Hitlers in der amerikanischen Literatur<br />
promovierte, stieß er erneut auf Verschwörungstheorien:<br />
Diesmal in Romanen, etwa über<br />
Hitlers schwangere Geliebte, die 1945 per U-Boot<br />
in die USA geschmuggelt wird und deren Tochter<br />
40 Jahre später Präsidentin zu werden droht. „Eine<br />
beliebte Plotline zur Reagan-Zeit“, sagt Butter<br />
und grinst. Für seine Habilitation erforschte er<br />
US-Verschwörungstheorien von der Besiedelung<br />
der weißen Kolonialisten bis in die Gegenwart.<br />
Sein Favorit ist bis heute die Mondlandung geblieben,<br />
weil sie so fantasievoll und vor allem<br />
harmlos ist – also keine politischen Krisen oder<br />
Menschenleben auf dem Gewissen hat.<br />
Denn Verschwörungstheorien, auch das zeigt<br />
die Geschichte, können harmlose Hirngespinste<br />
sein – oder gefährliche Waffen, die systematisch<br />
dazu genutzt werden, Kriegserklärungen, Gewalttaten<br />
oder sogar Genozide zu rechtfertigen. Mit<br />
der von ihm postulierten „jüdisch-bolschewistischen<br />
Weltverschwörung“ etwa verband Hitler<br />
Antisemitismus und Antikommunismus zu einer<br />
einzigen, vernichtenden Ideologie. Doch nicht<br />
nur politische Führer instrumentalisieren Verschwörungstheorien<br />
für ihre Zwecke. So ist Butter<br />
zufolge auch bei einigen Amokläufern der<br />
westlichen Welt erwiesen, dass sie Verschwörungstheorien<br />
rezipierten und glaubten – Anders<br />
Breivik aus Norwegen sei so ein Fall. „Die Frage<br />
ist nur, ob der Glaube daran auch der entscheidende<br />
Faktor dafür ist, dass die Leute gewalttätig<br />
werden“, sagt Butter. „Der Zusammenhang zwischen<br />
Verschwörungstheorien und Gewalt muss<br />
noch erforscht werden.“<br />
Gerade dieser offene Punkt – das Radikalisierungspotenzial<br />
von Verschwörungstheoretikern –<br />
ist ein Grund dafür, weshalb sich die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit in den letzten Jahren zunehmend<br />
auf das Nischenthema Verschwörungstheorien<br />
gerichtet hat, auch hierzulande. Michael Butter<br />
wird deshalb seit einiger Zeit deutlich häufiger<br />
für eine Expertise angefragt. Er äußert sich<br />
dann manchmal zur hiesigen Lage, obwohl ihm<br />
dabei nicht ganz wohl ist; er sei ja kein richtiger<br />
Experte für Deutschland und habe zudem nicht<br />
so viel Distanz dazu. Dann wiederum ist Butter<br />
gerade deshalb der ideale Fachmann, weil er nicht<br />
nur sehr versiert und unterhaltsam über Verschwörungstheorien<br />
spricht, sondern weil viele<br />
von ihnen amerikanische Exportschlager sind.<br />
Area 51, John F. Kennedy, die Mondlandung, 9/11 –<br />
sie alle tragen das Siegel „Made in USA“ und finden<br />
auch diesseits des Atlantiks scharenweise<br />
Anhänger. Laut Butter liegt das zum einen am<br />
historischen Erbe der Staaten, das ihnen zu einem<br />
gefühlten „Vorsprung“ in solchen Theorien<br />
verholfen hat – und zum anderen an der Allgegenwärtigkeit<br />
der amerikanischen Popkultur, die<br />
das Sujet in Spielfilmen, Serien oder Romanen<br />
immer wieder aufgriff und so Europa infiltrierte.<br />
Wer wie genau zum Verschwörungstheoretiker<br />
wird – auch das will Michael Butter in seinem<br />
Forschungsprojekt herausfinden. Es gibt Vermutungen,<br />
dass bestimmte Prädispositionen – also<br />
etwa der biografische oder sogar biologische Hintergrund<br />
– darüber entscheiden, wer daran<br />
glaubt; erforscht ist das aber nicht. Ein Verschwörungs-Gen,<br />
das klingt erst mal etwas weit hergeholt,<br />
aber in sehr vielen Menschen schlummert<br />
eine unterschiedlich starke Affinität zum Thema<br />
– und zwar unabhängig von Bildung oder Intellekt.<br />
Wenn Butter durch das Foyer seines Instituts<br />
läuft, sieht er an den Betonwänden Aufrufe<br />
gegen die Borreliose-Impfung hängen, hinter der<br />
ein Komplott der Pharmalobby gewittert wird.<br />
Und als Vater eines fünf Monate alten Jungen, erzählt<br />
der Professor, sei seine Frau auch kurz damit<br />
beschäftigt gewesen, das Für und Wider von<br />
Baby-Impfungen zu recherchieren – bis in einem<br />
der Foren als Beleg eine Seite von Chemtrails-Aktivisten<br />
angegeben wurde. „Da sagte sie dann<br />
auch: Okay, wenn das die ‚seriöse Quelle‘ ist,<br />
dann wisse sie jetzt, womit sie es da zu tun habe.“<br />
Gute Verschwörungstheoretiker behaupten wenig<br />
und bezweifeln viel. Ihr Hauptargument lautet<br />
„Ask questions, demand answers“ – stelle Fragen,<br />
verlange Antworten. Nach außen hin gäben<br />
sie sich damit offen für alles und blieben sehr<br />
vorsichtig in ihren Andeutungen, aber „darunter<br />
liegt doch immer ein relativ klares Narrativ“, sagt<br />
Butter. Diese vordergründige Zurückhaltung hat<br />
mit dem Status als illegitimes, stigmatisiertes,<br />
nicht offiziell akzeptiertes Wissen zu tun, den<br />
Verschwörungstheorien heutzutage haben. Denn<br />
das war bei Weitem nicht immer so: „Wenn Sie<br />
sich die amerikanische Kultur anschauen, galt es<br />
noch bis in die 1950er-Jahre als völlig normal und<br />
salonfähig, über Verschwörungen zu debattieren“,<br />
sagt Butter. „Nahezu jeder US-Präsident,<br />
von Washington über Lincoln bis Eisenhower,<br />
war ein Verschwörungsanhänger. Das war früher<br />
völlig etabliert.“ Erst ab den 60er-Jahren wurden<br />
die Verschwörungstheorien zunehmend delegitimiert,<br />
als Problem empfunden und an den gesellschaftlichen<br />
Rand gedrängt, und mit ihnen ihre<br />
Verfechter – eine Position, die sie bis heute innehaben.<br />
„Man kann“, resümiert Butter, „niemanden<br />
so schnell disqualifizieren wie mit der Feststellung:<br />
‚Du bist ein Verschwörungstheoretiker‘.“<br />
Ein Grund dafür dürfte ihre Art der Welterklärung<br />
sein, die irgendwo zwischen abenteuerlich<br />
und abstrus schwankt. Konspirologen sind meisterhaft<br />
darin, Widersprüche zu umarmen. Nicht<br />
nur, dass ihre Erklärungen oft viel verwirrender<br />
sind als die „offizielle Version“ und gerade deswegen<br />
plausibler sein sollen – auch die Masterminds,<br />
die angeblich dahinterstecken, sind Paradoxe<br />
auf zwei Beinen. Im Grunde, sagt Michael<br />
Butter, seien diese Leute übermenschlich: Sie tun<br />
alles, um ihre Verschwörung über Jahrzehnte hinweg<br />
in Gang zu halten, ohne dass ihnen je persönliche<br />
Befindlichkeiten, Eifersüchteleien oder<br />
Uneinigkeiten dazwischenkommen. Gleichzeitig<br />
sind sie aber völlig schwach, da zu dämlich, ihre<br />
Intrige geheimzuhalten – sonst könnten die Verschwörungstheoretiker<br />
ihnen ja nicht schon<br />
längst auf die Schliche gekommen sein.<br />
Butters Lieblingsbeispiel für diese Kippfigur ist<br />
die Watergate-Affäre: „Wenn nicht mal der mächtigste<br />
Mann der USA in der Lage ist, die Zentrale<br />
des politischen Gegners auszuspionieren, ohne<br />
dass jemand was mitbekommt – wie soll es dann<br />
erst möglich sein, so etwas wie die vorgetäuschte<br />
Mondlandung oder die Ermordung Kennedys geheimzuhalten?“<br />
Für Verschwörungstheoretiker<br />
dagegen sei Watergate natürlich genau der Beweis,<br />
dass Komplotte und Intrigen ständig passieren<br />
– und alles wahr ist. „Seltsamerweise wollen<br />
die Strippenzieher denen dafür nie ans Leben“,<br />
Fortsetzung auf Seite 18
18 TITELTHEMA<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Fortsetzung von Seite 17<br />
Der Professor: Michael Butter erforscht Verschwörungstheorien. Sein Favorit ist die These zur Mondlandung, die angeblich nie stattfand – und bei der die US-Fahne eine zentrale Rolle spielt<br />
„In Amerika war<br />
es bis in die<br />
50er-Jahre völlig<br />
normal, über<br />
Verschwörungen<br />
zu debattieren“<br />
Michael Butter, Professor für<br />
Amerikanistik an der Universität<br />
Tübingen, erforscht konspirative<br />
Theorien<br />
sagt Butter und grinst wieder. „Diese Enthüller<br />
artikulieren ihre Vorstellungen überall und können<br />
das jahrelang ungestört tun – die Verschwörung<br />
interessiert sich überhaupt nicht dafür.“<br />
Der Autor Andreas von Rétyi schreibt seit<br />
mehr als zwei Jahrzehnten Bücher. Erst nur über<br />
astronomische Themen, dann auch über Grenzphänomene.<br />
Sein Einstieg in diese Welt begann<br />
mit einer Reise zum legendenumrankten Testgelände<br />
von Area 51 in der Wüste Nevadas. Immer<br />
wieder sollen in der Nähe der gewaltigen Anlage<br />
unerklärliche Himmelserscheinungen gesichtet<br />
worden sein. Ein denkbar interessanter Ort für<br />
von Rétyi, dessen ganze Leidenschaft dem Weltall<br />
gilt – obwohl er dieses berufliche Interesse nicht<br />
immer verfolgt hatte. Eine musikalische Laufbahn,<br />
wie sie ursprünglich durch seinen verstorbenen<br />
Vater, einen Konzertviolinisten des Bayerischen<br />
Rundfunks, vorgegeben war, hatte der Sohn<br />
aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen;<br />
als Kind war er schwer an Knochen- sowie Lungenkrebs<br />
erkrankt. Nach dem Abitur entschloss<br />
sich von Rétyi für eine publizistische Laufbahn<br />
und begann im Verlagswesen zu arbeiten. Wie er<br />
erklärt, blieb er dabei stets der Wissenschaft treu<br />
und konzentrierte sich „in vielfachem Dialog mit<br />
zahlreichen Forschern“ vor allem auf das Gebiet<br />
der Astronomie. „Ich stehe immer zwischen den<br />
Fronten: Einerseits die Wissenschaft, andererseits<br />
die Seiten, die ungewöhnlich sind – nennen<br />
wir’s mal so“, sagt er. „Das ist fast so eine Geschichte<br />
von Jekyll und Hyde.“<br />
Denn andererseits erlebte von Rétyi als Kind<br />
und Jugendlicher immer wieder Dinge, die sich<br />
nicht ableugnen ließen und weltweit von einer<br />
nicht unerheblichen Zahl von Menschen, darunter<br />
durchaus auch nüchternen Wissenschaftlern,<br />
bestätigt worden seien, wie er sagt. So beschreibt<br />
er seine Beobachtung von Erdbebenlichtern oder<br />
eine eigene außerkörperliche Erfahrung: „So etwas<br />
prägt. Ungeachtet der Interpretation dieser<br />
Vorgänge, können sie als Phänomen prinzipiell<br />
nicht abgestritten werden.“<br />
Von Rétyi spricht viel von Wahrheit. Aber wenn<br />
man ihn fragt, was die Wahrheit ist, weicht er oft<br />
aus. Nach seinen größten investigativen Erfolgen<br />
gefragt, erwähnt er unter anderem seinen Bestseller<br />
zu den Anschlägen des 11. September 2001: Wie<br />
Augenzeugen, darunter auch der Hausmeister des<br />
Nordturms, mit dem er gesprochen habe, ein völlig<br />
anderes Szenario schilderten als das, was in den offiziellen<br />
Ermittlungsakten stand. Oder wie ein renommierter<br />
Physikprofessor aus Utah anhand von<br />
Untersuchungen und Bildanalysen zu dem Schluss<br />
gekommen sei, dass in den Zwillingstürmen Sprengungen<br />
stattgefunden hätten, um daraufhin von einem<br />
„Ingenieur mit Regierungskontakten“ deutlich<br />
unter Druck gesetzt zu werden. „Beweis, das ist<br />
immer ein großes Wort“, sagt von Rétyi. „Aber ich<br />
glaube, die Öffentlichkeit hat das Recht, auch diese<br />
Geschichten zu hören – und dann selber für sich<br />
zu entscheiden, was wirklich war.“<br />
Von Rétyi hat in einem etwas wackeligen Lehnstuhl<br />
Platz genommen, mit dem Rücken zum<br />
Fenster, und während über dem Tal hinter ihm<br />
langsam die Dämmerung aufzieht, spricht er über<br />
Meinungsfreiheit und Vorurteile – reflektiert und<br />
differenziert, der 51-Jährige ist kein Eiferer. „Die<br />
Lächerlichkeitmachung als Methode hat immer<br />
funktioniert, bis heute“, sagt er. Der Autor hat<br />
diese Erfahrung mehr als einmal gemacht, das ist<br />
spürbar – ebenso wie seine Angst davor, erneut<br />
lächerlich gemacht zu werden.<br />
Er verweist auf gesellschaftliche Normen, die<br />
es unmöglich machten, Dinge außerhalb eines<br />
klar definierten Rahmens zu äußern, ohne dafür<br />
an den Pranger gestellt zu werden. Dann erwähnt<br />
er den italienischen Astronomen und Vordenker<br />
Giordano Bruno, der bereits im 16. Jahrhundert<br />
bewohnte fremde Welten postulierte und dafür<br />
auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde – weil<br />
er den Konventionen seiner Epoche um Jahrhunderte<br />
voraus gewesen war. Von Rétyi würde sich<br />
nie als modernen Bruno bezeichnen, dazu ist er<br />
zu vorsichtig und überdies auch zu höflich. Aber<br />
Seriosität, sagt er, sei nun mal keine zeitunabhängige<br />
Konstante; schließlich habe es schon mal als<br />
seriös gegolten, kostbare Meteorite aus den Mineralienkabinetten<br />
zu entfernen und wegzuwerfen,<br />
weil angeblich keine Steine vom Himmel fallen<br />
können. Die heutige Zeit scheint diesbezüglich<br />
gerade sich zu seinen Gunsten zu wenden,<br />
denn „immer mehr Leute wollen Alternativen zu<br />
den heute als seriös geltenden Quellen hören“.<br />
Diese Alternativen lassen sich längst nicht<br />
mehr nur in den entsprechenden Büchern finden.<br />
Jeder, der will, bekommt sie quasi frei Haus geliefert,<br />
über das größte Verschwörungsvehikel aller<br />
Zeiten: das Internet.<br />
An einem windigen Abend läuft Kai Blitz durch<br />
die Straßen Berlins. Mantel, Anzug, Aktentasche,<br />
dazu ein energischer Schritt: Der 37-Jährige könnte<br />
gerade seine Anwaltskanzlei zugeschlossen haben.<br />
Tatsächlich arbeitet Blitz als Berater im IT-<br />
Service-Management, betreut diverse Großkunden<br />
– und verwaltet nach Feierabend das Forum<br />
„weltverschwoerung.de“, das er im Mai 2001 gegründet<br />
hat. Mit 100.000 Visits im Monat dürfte<br />
es, zumindest was Verschwörungstheorien allgemein<br />
betrifft, zu den deutschen Marktführern<br />
zählen; die meisten großen Verschwörungen, so<br />
erklärt der Administrator, haben nochmals eigene<br />
Foren. Als er die Domain „weltverschwoerung-<br />
.de“ erwarb, stand der damals 23-Jährige gerade<br />
am Ende seiner Ausbildung – und brauchte ein<br />
griffiges Thema: „Ich wollte wissen, wie das Internet<br />
funktioniert, vor allem technisch betrachtet.<br />
Deshalb habe ich diese Seite aufgesetzt.“<br />
Blitz hat den ehemaligen Flughafen Tempelhof<br />
als Treffpunkt vorgeschlagen. Das Gelände bietet<br />
hier, mitten in der Hauptstadt, Stoff für gleich<br />
mehrere mysteriöse Thesen. Dazu zählt etwa das<br />
Brummtonphänomen: eine global bekannte, von<br />
den Betroffenen als aufdringliches, tiefes Dröhnen<br />
beschriebene akustische Erscheinung, die im<br />
Falle Tempelhofs durch unterirdische Radaranlagen<br />
verursacht werden soll. Kai Blitz hegt eine<br />
Vorliebe für verlassene Orte und ihre teils seltsamen<br />
Geschichten; man hat das Gefühl, als könne<br />
der Administrator an jeder Straßenecke den Bezug<br />
zu einer Verschwörungstheorie herstellen.<br />
Der goldene Adler vorm Terminal-Gebäude erinnert<br />
ihn prompt an die „BRD GmbH“-Theorie,<br />
derzufolge es sich bei der Bundesrepublik<br />
Deutschland nicht um einen Staat, sondern in<br />
Wahrheit um eine Kapitalgesellschaft handelt.<br />
Das alles erzählt er beiläufig im Vorübergehen,<br />
mit präzisem Gedächtnis für Details. Blitz ist<br />
wahrscheinlich einer der bestinformiertesten Antiverschwörungstheoretiker<br />
Deutschlands – sein<br />
Wissen verdankt er ohne Zweifel seinem Forum.<br />
Dessen große Besuchermasse ließ in den ersten<br />
Monaten noch auf sich warten. Auch die Zahl der<br />
Beiträge blieb sehr überschaubar. Manchmal<br />
führte Blitz unter verschiedenen Usernamen Debatten<br />
mit sich selbst, um in dem toten Forum einen<br />
Pulsschlag zu simulieren. Doch dann, an einem<br />
Dienstagnachmittag, saß er im Büro und<br />
klickte sich gebannt durch die Nachrichtenseiten<br />
diverser Medien. Es war der 11. September 2001,<br />
und Blitz sah die Zwillingstürme des World Trade<br />
Center, die erst rauchten und dann kollabierten.<br />
Ohne lange nachzudenken, loggte er sich in seinem<br />
Forum ein, Username „Filz“, und eröffnete<br />
einen neuen Thread. Er schrieb einen Artikel<br />
über die Anschläge und stellte offene Fragen – die<br />
in Richtung „Inside Job“ gingen, also Drahtzieher<br />
seitens der US-Regierung nahelegten.<br />
Nicht, dass der 37-Jährige das je glaubte oder<br />
auch nur vermutete. Kai Blitz begreift sich als<br />
Skeptiker, als Verschwörungsungläubigen; und<br />
obwohl aus dem Kontakt mit seinen Forumsbenutzern<br />
schon Freundschaften entstanden sind,<br />
sieht er die Masse der Konspirologen, vorsichtig<br />
formuliert, kritisch. Zum Treffen hat er eine Liste<br />
mit beliebten Forumsthemen mitgebracht. Darüber<br />
prangt mottohaft ein Zitat, das Wettermoderator<br />
Jörg Kachelmann jüngst in einem Interview<br />
zum Thema Chemtrails äußerte: „Auch vor dem<br />
Internet gab es in jedem Dorf einen Deppen,<br />
manchmal auch zwei. Durch das Internet können<br />
sich nun die Dorfdeppen untereinander austauschen<br />
und organisieren.“<br />
„Genau so ist es“, sagt Blitz und grinst. Aber<br />
damals, am 11. September 2001, wollte er genau<br />
diese Leute vor ihren Rechnern dazu bringen, in<br />
die Diskussion einzusteigen, ihre Zweifel und<br />
Ängste zu teilen – und zwar auf seiner Plattform.<br />
Eine antiamerikanische Theorie zu verbreiten,<br />
schien ihm dafür ein probates Mittel zu sein. Und<br />
er sollte recht behalten: Die Besucherzahl<br />
schnellte noch am selben Abend auf über 200, in<br />
den nächsten Tagen und Wochen erlebte das kleine<br />
deutsche Netzwerk einen regelrechten Boom.<br />
Seinen größten Zulauf aber hatte es ziemlich genau<br />
zehn Jahre nach seiner Gründung, am 2. Mai<br />
2011: dem Tag der Tötung Osama bin Ladens.<br />
Manchmal passiert es auch, dass die Wirklichkeit<br />
die Debatten aus dem Forum einholt. Blitz<br />
erzählt, wie er vor mehr als zehn Jahren einen gar<br />
nicht mal unernst gemeinten Post über das real<br />
existierende Echelon-Spionagenetz verfasste –<br />
und über dessen groß angelegte Abhöraktion von<br />
Kommunikationsdaten. Also der Grundgedanke<br />
dessen, was Edward Snowden 2013 über die NSA<br />
und das Prism-Abhörprogamm enthüllen sollte.<br />
Und was der Verschwörungsszene seitdem als<br />
Vorzeigebeweis dafür dient, dass all ihre Befürchtungen<br />
richtig seien. Blitz selbst würde nicht so<br />
weit gehen, aber er sagt auch, dass ihn Snowdens<br />
Enthüllungen nicht wirklich überrascht hätten.<br />
Nur mit den tatsächlichen Ausmaßen des Abhörskandals<br />
habe auch er nicht gerechnet.<br />
Weder Autor Andreas von Rétyi noch der Tübinger<br />
Professor Michael Butter wissen genau,<br />
mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Ihr spo-
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
TITELTHEMA 19<br />
radischer Kontakt zu Verschwörungstheoretikern<br />
erschöpft sich meist in einzelnen Mails. Es gibt<br />
zwar ein paar US-amerikanische Studien, die<br />
Rückschlüsse auf das Geschlecht – überwiegend<br />
männlich – oder auf die Hautfarbe – überwiegend<br />
weiß – zulassen, aber selbst diese Ergebnisse sind<br />
Butter zufolge nicht unumstritten. Der Berliner<br />
Administrator Kai Blitz hat dagegen gleich zwei<br />
Instrumentarien zur Hand, um die Verschwörungstheoretiker<br />
in seinem Forum zu vermessen:<br />
Google Analytics – und die Angaben, die sie in<br />
den Postings selbst über sich machen. Seine Statistik<br />
lautet: 70 Prozent männliche Nutzer, 30<br />
Prozent weibliche, der größte Teil davon zwischen<br />
25 und 34 Jahre alt und aus nahezu allen<br />
Bundesländern, besonders häufig aus Nordrhein-<br />
Westfalen. Unter ihnen gibt es Langzeitarbeitslose<br />
und Akademiker, Einzelgänger und Familienmenschen.<br />
60 Prozent sind wiederkehrende<br />
Stammbenutzer. Es gibt solche, die nur an eine<br />
Theorie glauben, und andere, die überall Verschwörungen<br />
sehen. Selbst Freimaurer, sagt Blitz,<br />
tummelten sich in seinem Forum – also echte:<br />
„Die geben sich nicht gleich zu erkennen, aber<br />
wenn jemand mal irgendwo eine Freimauerverschwörung<br />
wittert, diskutieren die auch mal mit.“<br />
Inzwischen hält sich Blitz mit eigenen Posts<br />
eher zurück. Er verwaltet hauptsächlich, hält die<br />
Software aktuell, liest die Mehrzahl der Themen,<br />
kümmert sich um eintrudelnde Anwaltspost –<br />
meist geht es um Urheberrechte – und sorgt gemeinsam<br />
mit seinen fünf ehrenamtlichen Moderatoren<br />
dafür, dass übereifrige Nutzer zurückgepfiffen<br />
werden und keine verfassungswidrigen Inhalte<br />
auf der Seite stehen wie etwa die „Auschwitzlüge“,<br />
die den Holocaust verleugnet. „Phasenweise<br />
macht es mir Spaß, manchmal wird es<br />
mir zu viel“, sagt Blitz. Mehrmals habe er schon<br />
kurz vor dem Verkauf gestanden; Interessenten<br />
gäbe es, aber letztlich sei die „Hassliebe“ doch<br />
stärker gewesen – „so eine Seite ist wie ein Kind,<br />
dem man beim Wachsen zusehen will“, sagt er.<br />
Neben dem beträchtlichen Zeitaufwand ist es<br />
vor allem der unerfreuliche Kontakt zu den überzeugtesten<br />
Verschwörungstheoretikern, der an<br />
den Nerven scheuert: unschöne Mails, Telefonanrufe<br />
auf dem Privatanschluss, Diffamierungen im<br />
Netz. Er sei, erzählt Kai Blitz, schon als SS-Mann<br />
und Kindermörder diffamiert worden; entsprechende<br />
Einträge erschienen, sobald man seinen<br />
Namen in Google eingab. Diese Suchergebnisse<br />
hat er inzwischen löschen lassen.<br />
Tatsächlich gibt es diesen einen Punkt, der den<br />
Hauptstadt-Administrator mit dem Tübinger Professor<br />
und dem Buchautor aus Dörfles-Esbach<br />
eint: Sie alle wurden bereits für ihre Äußerungen<br />
angegangen und zu einem Teil der Verschwörer<br />
erklärt – zu welchen auch immer. Fachmann Michael<br />
Butter gilt auf diversen Webseiten als Mitläufer<br />
und „Feind der Wahrheit“, weil er äußerte,<br />
dass ihm keine einzige groß angelegte Verschwörung<br />
bekannt sei. Diese Eskalation zeigt ganz gut,<br />
dass es unter den Hardlinern Menschen gibt, die<br />
tatsächlich nur noch Geisterfahrer sehen – und<br />
jeden, der auch nur um eine Kommastelle von ihrer<br />
radikalen Weltaneignung abweicht, sofort<br />
selbst zu einem Teil der Verschwörung erklären.<br />
Deshalb ist eine Diskussion mit ihnen laut Butter<br />
auch „das Dümmste, was man machen kann“; jedes<br />
Gegenargument bestätigt sie nur umso mehr<br />
in ihren festgefahrenen Vorstellungen. Diese Abwärtsspirale<br />
ist nebenbei auch ein Grund, weshalb<br />
sich eingefleischte Verschwörungstheoretiker<br />
nie in den „Mainstream-Medien“ zu Wort<br />
melden – denn die sind in ihren Augen ja ohnehin<br />
alle gleichgeschaltet und gelenkt.<br />
Auch Andreas von Rétyi berichtet kopfschüttelnd,<br />
dass er bereits verdächtigt worden sei, weil<br />
er in seinen Büchern Dinge nicht ganz so geschildert<br />
hatte, wie einige seiner Leser sich das vorgestellt<br />
oder gerne gewünscht hätten: „Da hieß es<br />
dann plötzlich, ‚Der versucht ja selber, die Thematik<br />
zu infiltrieren‘.“ Es gebe eben echte Verschwörungstheoretiker,<br />
doch auf beiden Seiten<br />
Vermeintliche<br />
Intrigen und<br />
Komplotte sind<br />
aus der Popkultur<br />
nicht mehr<br />
wegzudenken<br />
werde allgemein zu wenig differenziert. „Wenn<br />
einige Leute meinen, die Apollo-Astronauten hätten<br />
den Mond nie betreten, dann ist das wirklich<br />
Verschwörungstheorie“, sagt von Rétyi. „So etwas<br />
unterstütze ich nicht. Aber ich will nicht missionieren,<br />
auch nicht durch meine Publikationen.“<br />
Er sei nur daran interessiert, ehrliche Arbeit zu<br />
leisten.<br />
Natürlich stammten nicht alle Ideen von ihm;<br />
manchmal trete auch der Verlag mit einem neuen<br />
Thema an ihn heran. Sein neuestes Buch ist so<br />
ein Fall, es erscheint in diesen Tagen und handelt<br />
von dem Deutschen Johann Bessler, der im 18.<br />
Jahrhundert ein mysteriöses, ewig laufendes Rad<br />
erfunden haben wollte. Von dem angeblichen Perpetuum<br />
mobile hörte die Welt allerdings nie wieder.<br />
Von Rétyi fand diese Geschichte in einigen<br />
Aspekten anregend und „spannend“. Weitere<br />
Werke sind bereits geplant. „Ich sehe einfach,<br />
dass ein Bedarf besteht, gewisse Dinge zu verfolgen,<br />
zu recherchieren und zu publizieren“, sagt<br />
der Autor. „Sonst haben wir da Defizite, die wir<br />
später vielleicht einmal bereuen werden.“<br />
Letztlich hat Andreas von Rétyi recht: Ohne<br />
diese Stoffe gäbe es tatsächlich ein großes Defizit<br />
– vielleicht weniger bei der Wahrheitsfindung<br />
oder in religiösen Dingen, aber zumindest in der<br />
westlichen Populärkultur. Vermeintliche Intrigen<br />
und Komplotte als Storyline sind daraus nicht<br />
mehr wegzudenken, und Riesenerfolge wie Dan<br />
Browns „Da-Vinci-Code“ zeigen, welche Faszination<br />
der Kitzel des Mysteriösen, der Bann des<br />
Rätsels unter der Oberfläche, das gelöst werden<br />
will, auf Zuschauer und Leser ausübt. „Verschwörungstheorien<br />
sind einfach superunterhaltsam“,<br />
bringt es Professor Michael Butter auf den Punkt.<br />
„Wir gehen alle gerne ins Kino und geben uns<br />
zwei Stunden lang der Illusion hin, dass die Freimaurer<br />
die Geschicke der USA lenken.“ Bestes<br />
deutsches Beispiel für diese Anziehungskraft ist<br />
die Bielefeld-Verschwörung, die der damalige Informatik-Student<br />
Achim Held vor 21 Jahren ins<br />
Usenet setze. So absurd die Theorie, dass die<br />
Stadt gar nicht existiert, einst gedacht war, so liebevoll<br />
wurde sie bis heute gepflegt, in zig popkulturellen<br />
Referenzen vom YouTube-Video bis zum<br />
ZDF-Krimi tradiert und sogar von Kanzlerin Merkel<br />
einmal scherzhaft aufgegriffen. Verschwörungstheorien<br />
genießen somit bisweilen Kultstatus<br />
– und lassen sich sogar als eine Art Kulturgut<br />
lesen: Als Erzählungen, die ähnlich wie Witze<br />
oder Sagen manchmal einen Denkanstoß geben<br />
oder die Welt verständlicher machen, in erster Linie<br />
aber für Kurzweil sorgen sollen. Eine Erklärung,<br />
die auch den Boom der konspirativen Literatur<br />
gleich in einem milderen Licht erscheinen<br />
ließe. Denn es darf unterstellt werden, dass nicht<br />
jeder, der diese Kost konsumiert, auch tatsächlich<br />
daran glaubt, sondern vielleicht einfach nur seinen<br />
Spaß damit haben will. Frei nach Albert<br />
Schweitzer: Man wird ja auch nicht zum Auto,<br />
nur weil man in einer Garage steht.<br />
Andreas von Rétyi steht nach einem langen Gespräch<br />
auf der Leiter in seiner Sternwarte, er<br />
wollte seinen Besuch noch einen Blick in den<br />
Nachthimmel werfen lassen. Danach gefragt, woran<br />
er eigentlich glaube, hatte von Rétyi sich sehr<br />
entschieden geäußert: Er könne mit abgedroschenen<br />
Begriffen wie vermeintlicher Seriosität, Wissenschaftlichkeit<br />
oder aber auch Glauben gar<br />
nichts anfangen. Er glaube nichts, vielmehr sollte<br />
man unvoreingenommen sein und auch das unglaubhaft<br />
Klingende ernsthaft erwägen. „Ich denke<br />
auch, dass unserer Gesellschaft etwas mehr<br />
Demut gut anstehen würde“, sagt er. „Wenn wir<br />
mal Distanz zur Erde nehmen, erkennen wir erst,<br />
was wir daran haben – und dass wir wahrlich<br />
nicht viel sind.“ Hier oben, zwischen all den teuren<br />
Geräten, könnte man dieser Distanz vielleicht<br />
etwas näher kommen, einen Blick auf das große<br />
Ganze erhaschen – und den Kosmos einmal aus<br />
Andreas von Rétyis Perspektive sehen. Aber leider<br />
wird daraus an diesem Abend nichts. Der<br />
Himmel über ihm bleibt dicht verhangen.<br />
ANZEIGE<br />
Am 8. März<br />
An alle leidenschaftlichen Automobil-Liebhaber: Jetzt kommt<br />
PS WELT,<br />
das Auto- und Lifestyle-Spezial der WELT am SONNTAG. Es geht um Spaß an Autos,<br />
den Geruch von Oldtimern und ganz viel PS. Nicht verpassen!<br />
Nächsten Sonntag!
20 DAS GESPRÄCH<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
„Schenk dem<br />
Mann einen<br />
Drink ein“<br />
Sie provoziert seit mehr als 30 Jahren. Mit Texten,<br />
Videos und inszenierter Nacktheit. Madonna ist jetzt 56<br />
und immer noch die erfolgreichste Sängerin aller Zeiten.<br />
Ein Gespräch über Verletzungen, Meinungsfreiheit und<br />
warum Jay Z ihr einen Korb gab<br />
Die „Queen of Pop“ hat ins Hauptquartier des<br />
Auktionshauses Sotheby’s an der East Side von<br />
Manhattan geladen. Ein Ort mit symbolischer<br />
Strahlkraft: Hier wechselt zeitgenössische Kunst<br />
für Millionen von Dollar die Besitzer. Das mag<br />
man in Zeiten der Gratis-Kultur im Netz auch als<br />
Statement werten: Madonnas Kunst hat einen<br />
Wert. Die kleine Gruppe von Journalisten muss in<br />
einem Souterrain warten, das an Warteräume in<br />
Kfz-Zulassungsstellen erinnert – nur dass es bei<br />
VON MARTIN SCHOLZ<br />
Sotheby’s nicht mal Fenster gibt. Eine Stunde hat<br />
sie sich schon verspätet. Es wird noch länger dauern.<br />
Kollegen aus Japan, den USA, Italien und<br />
Frankreich warten auf ihren Einsatz. Interviews<br />
mit Madonna sind rar: Zu ihrem letzten Album<br />
vor drei Jahren hatte sie lediglich ein Interview<br />
für Deutschland gegeben. 15 Minuten soll es gedauert<br />
haben. Diesmal sollen es 20 Minuten werden.<br />
Aber so sicher ist sich ihre Entourage da<br />
auch nicht. Das hänge vom Gesprächsverlauf und<br />
ihrer Laune ab. Zwei Stunden später ist der erste<br />
Kollege dran, nach 15 Minuten kommt er zurück,<br />
erzählt den anderen, man müsse Tequila trinken,<br />
für jede Frage, die ihr nicht gefällt. Wie viele Gläser<br />
er trinken musste? Eins. „Solange wir uns<br />
nicht mit Handschellen an den Stuhl ketten und<br />
auspeitschen lassen müssen“, sagt ein italienischer<br />
Kollege – alle lachen.<br />
Zwei Stunden später als vereinbart bin ich an<br />
der Reihe, werde durch eine große Ausstellungshalle<br />
geführt, vorbei an Andy Warhols „Portrait of<br />
a young woman“, das für 2,7 Millionen Dollar<br />
ausgelobt wird. In einem abgesperrten Bereich<br />
wartet Madonna auf einem Stuhl. Sie trägt ein enges,<br />
ärmelloses und sehr figurbetontes Kleid, fingerlose<br />
Spitzenhandschuhe. Sie erhebt sich, und<br />
während ich ihr die Hand gebe, fingert ihr ein<br />
Hair-Stylist noch eine blonde Strähne aus dem<br />
Gesicht. Wir sind von drei Kamerateams umgeben,<br />
die das Gespräch filmen und aufzeichnen.<br />
Mein eigenes Aufnahmegerät durfte ich nicht<br />
mitnehmen, weil es, auf dem Tisch liegend, die<br />
Ästhetik des Raumes gestört hätte. Der Raum ist<br />
im Grunde kein Raum, sondern ein Madonna-<br />
Schrein. An den Wänden hängen Collagen von<br />
Keith Haring, die alle nur ein Thema haben: Madonna.<br />
„Mögen Sie Keith Haring?“, fragt sie zur<br />
Begrüßung. Ja, antworte ich. Es seien ihre Bilder,<br />
die da an den Wänden hängen, fügt sie hinzu. Sie<br />
hat sie eigens für diese Interviews hierher bringen<br />
lassen. „Ich bin gern von meiner Kunst umgeben“,<br />
säuselt sie, „das inspiriert mich.“<br />
Es dürfte nicht nur um Inspiration gehen. Jede<br />
der Collagen ist auch ein Statement: „Madonna<br />
on nude pix: so what?“ (Madonna über ihre<br />
Nacktbilder: Na und?) Das Zitat geht auf einen<br />
frühen Eklat zurück. Kurz nachdem sie Mitte der<br />
80er zum Weltstar aufgestiegen war, waren<br />
Nacktbilder an die Öffentlichkeit gelangt, die sie<br />
im Alter von 18 hatte machen lassen. An ihrer „Na<br />
und?“-Haltung hat sich bis heute nichts geändert.<br />
Madonna hat ihre Nacktheit und Sexualität immer<br />
wieder inszeniert – in ihrem „Sex“-Fotoband<br />
in den 90ern und zuletzt mit Aktfotos für eine<br />
Zeitschrift, die sie im Alter von 56 machen ließ.<br />
D<br />
Die Fotoserie war Auftakt einer medialen Welle,<br />
die sich jedes Mal auf Neues aufbaut, wenn ein<br />
neues Album von ihr erscheinen soll. Vom Eklat<br />
um den Hacker, der im Dezember alle noch unfertigen<br />
Songs der neuen CD „Rebel Heart“ ins<br />
Netz gestellt hatte, bis zu ihrem spektakulären<br />
Sturz auf der Bühne bei den Brit Awards vor ein<br />
paar Tagen. Jeder Auftritt von Madonna gebiert<br />
„breakings news“. Und in diesem Ausnahmezustand<br />
versucht sie das Höchstmaß an Kontrolle<br />
zu behalten. Die Kameraleute sind fertig, wir setzen<br />
uns, und sie erklärt mir, was ich ja eigentlich<br />
schon weiß: „Martin, dieses Interview wird anders<br />
ablaufen als andere. Wir werden ein Trinkspiel<br />
spielen. Ich sage Ihnen, wie es läuft: Für jede<br />
dumme Frage, die Sie mir stellen, müssen Sie<br />
ein Glas Tequila trinken. Wenn Sie mir eine verblüffende<br />
Frage stellen, muss ich ein Glas Tequila<br />
trinken.“ Kontrolle und Inszenierung. Ihre Markenzeichen.<br />
Für einen kurzen Moment muss ich<br />
an den ersten „Indiana Jones“-Film denken, an<br />
das Trinkgelage zwischen der Film-Freundin von<br />
Harrison Ford und einem nepalesischen Troll.<br />
Nach 20 Gläsern kippt der Troll volltrunken vom<br />
Stuhl, die Frau prostet ihm noch mal triumphierend<br />
zu.<br />
WELT AM SONNTAG: Googeln Sie sich eigentlich<br />
selbst?<br />
MADONNA: Ob ich mich selbst google? Nein.<br />
Sollte ich das denn? Also, ich finde, für diese Frage<br />
können Sie gleich einen Tequila trinken. (sie<br />
greift nach der Tequila-Flasche)<br />
IHRE MANAGERIN: (aus dem Hintergrund) Was<br />
soll das denn? Ich finde, das ist eine großartige<br />
Frage.<br />
MADONNA: Okay, dann eben nicht. (sie stellt die<br />
Flasche wieder auf den Tisch zwischen uns)<br />
MANAGERIN: Nein, tut mir leid, du bist hier ja<br />
die Richterin. Also schenk dem Mann einen Drink<br />
ein.<br />
MADONNA: Okay. Jetzt sei aber mal still da hinten.<br />
„Ob ich mich jemals google?“ So was. (sie<br />
schenkt mir ein Glas ein, randvoll. Nimmt dann ihr<br />
eigenes in die Hand)<br />
Soll ich den Tequila jetzt gleich trinken, oder<br />
kann ich bis nach dem Interview warten?<br />
(sie geht nicht darauf ein, hebt ihr Glas) Was sagen<br />
Sie in Deutschland, wenn Sie anstoßen?<br />
Prost.<br />
Post?<br />
Nein. Prost – mit einem „r“ dazwischen.<br />
Okay, Prost. (stößt mit ihrem Glas an). Mein Glas<br />
ist leer. (sie nimmt einen imaginären Schluck) Ups,<br />
da war ja doch noch was drin. Wie kommen Sie<br />
nur darauf, dass ich mich selbst googeln könnte?<br />
Hätte ja sein können, vielleicht, um zu erfahren,<br />
welche Wellen der „Leak“ Ihres neuen<br />
Albums im Netz noch geschlagen hat.<br />
Ich bin immer noch sehr, sehr aufgebracht darüber.<br />
Dieser Diebstahl ist auch so eine Art Symbol,<br />
er sagt viel aus über die Gesellschaft, in der wir<br />
heute leben. Das deprimiert mich. Es ist ein Missbrauch.<br />
“<br />
Die sozialen<br />
Netzwerke<br />
„<br />
geben vielen<br />
eine falsche<br />
Form von Mut<br />
Nachdem Sie erfuhren, dass unfertige Fassungen<br />
Ihres kompletten neuen Albums online<br />
verfügbar waren, haben Sie sechs Songs<br />
eiligst fertig produziert, die man dann kaufen<br />
konnte. Im Nu standen Sie weltweit auf Platz<br />
eins der iTunes-Charts. Hat das Ihrem Album<br />
letztlich nicht eine immense Aufmerksamkeit<br />
verschafft?<br />
Noch mal: Ich fühle mich nicht gut damit. Sicher<br />
hat es mich gefreut, zu sehen, dass sich viele<br />
Menschen für meine neue Musik begeistert haben.<br />
Nur ging es dabei um Songs, von denen ich<br />
gar nicht wollte, dass sie erscheinen. Sie wurden<br />
aber dennoch veröffentlicht. Das hat mir nicht<br />
gefallen. Denn die Leute haben meine unfertigen<br />
Songs im Netz kommentiert, Schlussfolgerungen<br />
daraus abgeleitet und sie haben sie bewertet. Das<br />
ist ... das ist nicht richtig.<br />
Das ständige Kommentieren neuer Entwicklungen<br />
und Ereignisse ist Alltag in der digitalen<br />
Welt. Sie selbst machen davon auf Instagram<br />
und Twitter regen Gebrauch. Wie halten<br />
Sie da die Balance?<br />
Ja, wir leben in einer digitalen Welt. Aber Diebstahl<br />
ist weder in der digitalen noch in einer anderen<br />
Welt akzeptabel. Die Menschen brauchen<br />
heute wieder einen moralischen Kompass. Es ist<br />
wichtig, dass wir Moralvorstellungen haben. Ich<br />
weiß ehrlich gesagt nicht, warum Sie in dem Zusammenhang<br />
auf die digitale Welt abheben.<br />
MADONNA<br />
SÄNGERIN UND<br />
GESAMTKUNSTWERK<br />
Madonna Louise Ciccone wurde am 16. August<br />
1958 in Bay City im US-Staat Michigan<br />
geboren. Nach der High school begann sie<br />
eine Tanzausbildung an der University of<br />
Michigan, die sie jedoch abbrach. Sie zog<br />
nach New York, lernte Gitarre und Schlagzeug,<br />
spielte mit Bands und Musikern – unter<br />
anderem mit dem französischen Disco-Star<br />
Patrick Hernandez („Born To be Alive“). 1983<br />
erschien ihr erstes Album „Madonna“. Mit<br />
mehr als 300 Millionen verkauften Tonträgern<br />
ist sie die kommerziell erfolgreichste<br />
Sängerin der Welt. Zu ihren herausragenden<br />
Alben gehören „True Blue“, „Like A<br />
Prayer“ und „Ray Of Light“. Sie hat in zahlreichen<br />
Filmen als Schauspielerin mitgewirkt:<br />
Erfolge hatte sie in „Susan ... verzweifelt<br />
gesucht“ und „Evita“. Doch meist konnte sie<br />
weder Kritiker noch Publikum überzeugen.<br />
Auch ihr Debüt als Regisseurin mit dem<br />
Film „W.E.“ war ein Flop. Sie war mit Schauspieler<br />
Sean Penn und Filmregisseur Guy<br />
Richie verheiratet, und hat zwei leibliche<br />
Kinder sowie zwei aus Malawi stammende<br />
Adoptivkinder. Ihre neue CD„Rebel Heart“<br />
(Universal) erscheint am 5. März. Eine Welttournee<br />
folgt.<br />
Unveröffentlichte Songs sind ja schon früher<br />
gestohlen und dann auf irgendwelchen Bootleg-Alben<br />
illegal verkauft worden. Heute sind<br />
gestohlene Songs aber nicht nur weltweit verfügbar,<br />
sondern jeder gibt seinen Senf dazu –<br />
was Sie ja offensichtlich sehr gestört hat. Haben<br />
Sie nach dieser Erfahrung einen anderen<br />
Blick auf die sozialen Netzwerke, die Sie<br />
selbst so exzessiv nutzen?<br />
Die sozialen Netzwerke sind wie ein zweischneidiges<br />
Schwert. Man kann über all diese Kanäle auf<br />
großartige Weise mit Menschen kommunizieren.<br />
Aber die Leute können sich auch darin verstecken.<br />
Sie können anonym bleiben und extrem destruktive,<br />
herablassende, negative und diskriminierende<br />
Dinge sagen. Die sozialen Netzwerke geben<br />
vielen Menschen eine falsche Form von Mut.<br />
In dieser Hinsicht sind sie sehr gefährlich. Ich<br />
meine das jetzt nicht nur auf mich bezogen. Das<br />
betrifft viele Menschen und beileibe nicht nur<br />
Künstler. Nehmen Sie nur Phänomene wie das<br />
Cyber-Bullying. Im Netz geschehen sehr viele<br />
verrückte, zerstörerische Dinge. Das hat nichts<br />
mit Popmusik zu tun.<br />
Die öffentliche Wahrnehmung Ihrer Person<br />
besingen Sie gleich in mehreren der neuen<br />
Lieder. Eine „Joan of Arc“, singen Sie, seien<br />
Sie nicht, in „Veni, Vidi, Vici“ beschreiben Sie,<br />
ständig würde jede Bewegung von Ihnen kritisiert,<br />
nur die Musik habe Sie gerettet. Im Titelsong<br />
„Rebel Heart“ erzählen Sie, wie Sie<br />
wurden, wer Sie sind. Was war der Antrieb,<br />
jetzt den Menschen Madonna zu offenbaren?<br />
Das war jetzt keine bewusste Entscheidung. Auf<br />
meinem letzten Album hatte ich ja auch einige<br />
autobiografische Songs. Ich schreibe immer<br />
Songs, die eine persönliche Ausrichtung haben.<br />
Aber diesmal haben Sie die Schutzschilde unten<br />
gelassen. Warum?<br />
Das sind eben die Gedanken, die mir zu der Zeit<br />
durch den Kopf gegangen sind. Das hatte auch mit<br />
den Musikern zu tun, mit denen ich zu der Zeit arbeitete,<br />
mit der intimen Atmosphäre und sicher<br />
auch damit, dass die Lieder zunächst nur mit Gesang,<br />
Gitarre oder Piano entstanden. Das schuf eine<br />
Stimmung, die mich dazu inspirierte, in den<br />
Texten intim, offen und, ja, verletzlich zu sein. Und<br />
so habe ich jetzt eben Persönliches von mir mit der<br />
Öffentlichkeit geteilt, Dinge offenbart, die ich vorher<br />
vielleicht nicht offen ausgesprochen hätte.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
DAS GESPRÄCH 21<br />
Warum nicht?<br />
Weil mir das unangenehm gewesen wäre und ich<br />
mich nicht wohlgefühlt hätte dabei.<br />
Sie singen oft von der Dunkelheit, aber auch<br />
vom Licht, vom Feuer in der Dunkelheit.<br />
Ja.<br />
Es gibt einen alten Police-Song, in dem es<br />
heißt: „You will see light in the darkness, you<br />
will make some sense of this.“ Haben Sie sich<br />
auf so eine Reise begeben?<br />
Ich beschreibe eine Reise, auf die wir uns alle ständig<br />
begeben. Wir werden immer wieder herausgefordert,<br />
müssen uns einen Weg bahnen aus der<br />
Dunkelheit heraus. Nur Licht kann uns aus dem<br />
Düsteren herausführen. Andererseits brauchen wir<br />
auch die Dunkelheit, um das Licht als solches<br />
wahrnehmen zu können. Die Vorstellungen von<br />
Licht, Dunkelheit oder Feuer sind elementar, ursprünglich.<br />
Das hat mich schon immer inspiriert.<br />
War diese Art von Songwriting für Sie so eine<br />
Art technologische Entschlackungskur? Weg<br />
von den überproduzierten, auftrainierten<br />
Beats – zumindest in der Phase des Schreibens?<br />
Es gibt auf dem Album ja immer noch viele digitale,<br />
elektronisch-synthetische Klänge. Dennoch<br />
sollte jeder Song diesen akustischen Kern haben.<br />
Ich wollte zeigen, dass ich fähig bin, die Lieder<br />
am Ende darauf reduzieren zu können. Nur Gitarre<br />
und Gesang. Von diesem Ursprung aus haben<br />
sich einige Lieder dann zu etwas völlig anderem<br />
entwickelt.<br />
Wenn ich Ihnen jetzt eine akustische Gitarre<br />
mitgebracht hätte, könnten Sie mir darauf alle<br />
Songs Ihres neuen Albums vorspielen?<br />
Ja, das könnte ich. Nur ich, meine Stimme, eine<br />
Gitarre und meine Lieder – das würde ich hinbekommen.<br />
„ “<br />
Ich will nicht<br />
Madonna am Lagerfeuer.<br />
Ich würde manche Songs sicher besser hinbekommen<br />
als andere. Aber wenn ich mir Zeit nähme<br />
und richtig intensiv probte, dann könnte ich<br />
Ihnen mein ganzes Album auf der Gitarre vorspielen.<br />
Und in dem Augenblick wären Sie dann<br />
ein sehr glücklicher Mann. Denn das wäre für Sie<br />
ja ein Exklusiv-Konzert. Wer weiß, vielleicht mache<br />
ich so was eines Tages.<br />
Könnten Sie sich das ernsthaft vorstellen,<br />
mal nur mit der Akustik-Gitarre auf Tournee<br />
zu gehen? So wie es Bruce Springsteen vor<br />
ein paar Jahren gemacht hat?<br />
Oh gosh! Ich fürchte, ich würde mich schnell<br />
langweilen.<br />
Das wäre in jedem Fall etwas völlig Überraschendes<br />
nach all Ihren Stadien-Shows mit<br />
zig Tänzern, Show- und Videoeffekten.<br />
Ich könnte vielleicht in einem Konzert ein paar<br />
Songs auf der akustischen Gitarre spielen – sagen<br />
wir sechs. Ich glaube aber nicht, dass ich einen<br />
ganzen Abend nur auf einem Stuhl sitzen und Gitarre<br />
spielen könnte. Es sei denn, ich könnte in<br />
der Zwischenzeit Stand-up-Comedy machen.<br />
Was genau würden Sie da machen?<br />
Wenn ich zwischen den Songs Witze erzählen<br />
könnte und ein paar Gläser Tequila kippen könnte.<br />
Das könnte vielleicht ganz interessant sein,<br />
nicht wahr? Glauben Sie, dass die Zuschauer zu<br />
so einer Art Show von mir kommen würden?<br />
Das wäre mal was ganz anderes.<br />
Wirklich? Hm. Lassen Sie mich mal darüber<br />
nachdenken.<br />
Welche Fähigkeiten haben denn Mike Tyson<br />
für einen Gast-Auftritt in einem Ihrer neuen<br />
Songs empfohlen?<br />
Als ich den Text für den Song „Iconic“ schrieb,<br />
über dumme<br />
Dinge singen<br />
dachte ich zuerst daran, Rapper oder Sänger, Leute<br />
aus dem Musikgeschäft eben, mit einzubeziehen.<br />
Mir schwebten Leute vor, die überlebt hatten,<br />
Leute, die wahre Ikonen waren. Mir fiel aber<br />
partout keiner ein.<br />
Nicht Ihr Ernst, oder?<br />
Okay, das stimmt nicht ganz. Ich hatte schon einen<br />
Namen parat. Ich habe Jay Z gefragt, ob er<br />
auf meinem Album mitmachen würde. Er hat mir<br />
einen Korb gegeben. Und dann fragte ich Mike<br />
Tyson.<br />
Das ist jetzt nicht unbedingt der naheliegende<br />
Ersatz.<br />
Ich finde: Zum jetzigen Zeitpunkt in seinem Leben<br />
ist Tyson ein echter Superheld. Er ist durch<br />
die Hölle und wieder zurückgegangen – und das<br />
viele, viele Male. Er hat sich weiterentwickelt zu<br />
einem beeindruckenden und inspirierenden Menschen.<br />
Das war der Grund, warum ich ihn fragte,<br />
ob er bei diesem Song mitmachen würde. Er singt<br />
ja nicht und rappt eigentlich auch nicht. Er<br />
spricht nur in dem Song. Wobei es das auch nicht<br />
richtig trifft, es ist eher ein Schimpfen und Zetern.<br />
Martin Scholz im Gespräch mit Madonna<br />
DDP IMAGES/CAMERA NEWS/CF (4); UNIVERSAL MUSIC<br />
STIMME EINES MITARBEITERS IM HIN-<br />
TERGRUND: Sorry, wir müssen die Speicherkarte<br />
auf einer Kamera wechseln. Dauert etwa 30 Sekunden.<br />
MADONNA: Muss das sein? Die Zeit ist so wertvoll.<br />
Der Mitarbeiter fingert an der Kamera herum, es<br />
dauert ein paar Minuten, die wie eine Ewigkeit erscheinen.<br />
Madonna bleibt fast regungslos sitzen, die<br />
Hände im Schoß gefaltet. Man sieht, dass sie die<br />
Muskeln an ihren Armen anspannt – und traut sich<br />
kaum hinzuschauen. So stellt man sich den Vesuv<br />
vor, kurz bevor er ausbricht.<br />
MITARBEITER: Wir haben es gleich.<br />
MADONNA: Ihr habt keine Speicherkarten bereit?<br />
Was passiert denn hier?<br />
Ich frage mich zweierlei: a) Geht das jetzt alles<br />
von der ohnehin knappen Zeit ab? und b) Mit welcher<br />
Frage macht man um Himmels willen nach so<br />
einer Vollbremsung weiter? Die Tequila-Flasche ist<br />
noch zu vier Fünfteln voll.<br />
MITARBEITER: Alles klar.<br />
MADONNA: So, jetzt können Sie weitermachen.<br />
Ihr Credo als Künstlerin war immer „express<br />
yourself“, ganz gleich, wie stark Ihnen der<br />
Wind von Kritikern, Moralhütern und immer<br />
wieder auch von der Kirche ins Gesicht blies.<br />
Nach dem Terroranschlag auf das französische<br />
Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ haben<br />
auch Sie sich solidarisch gezeigt und „Je suis<br />
Charlie“ gepostet. Ungeachtet der weltweiten<br />
Solidarität gab es in der Folge weitere Proteste,<br />
Anschläge und Tote. Haben wir noch die<br />
Meinungsfreiheit, für die Sie sich auch immer<br />
so starkgemacht haben?<br />
Nein. Wir leben heute in sehr beängstigenden<br />
Zeiten. Was in Frankreich passiert ist, spiegelte<br />
eine zunehmende Intoleranz wider. Es gibt immer<br />
mehr Menschen, die es zulassen, dass Ignoranz<br />
und Angst ihre Handlungen und Entscheidungen<br />
diktieren. Die Kunst wird unterdrückt –<br />
durch Zensur, durch Faschismus. Wenn Künstler<br />
daran gehindert werden, sich frei auszudrücken,<br />
ist das der Untergang der Zivilisation. Wir brauchen<br />
Kunst, um zu überleben. Menschen brauchen<br />
Kunst – Literatur, Musik, Gemälde, all diese<br />
Kunstformen. Kunst ist Teil unserer Mythologie.<br />
Sie inspiriert uns, spendet uns Trost, Kunst ist<br />
die Schulter, an der wir uns ausweinen können.<br />
Sie hilft uns, uns nicht allein auf dieser Welt zu<br />
fühlen. Wenn Sie Künstler zum Schweigen bringen,<br />
ist das so, als würden sie jedem sagen: Ihr<br />
dürft künftig kein Wasser mehr trinken. Insofern<br />
sind die Anschläge in Frankreich und ihre Folgen<br />
sehr beängstigend.<br />
Der Terror zeigt Wirkung: Die „New York Times“<br />
hat erklärt, dass sie die Mohammed-Karikaturen<br />
von „Charlie Hebdo“ nicht zeigen<br />
werde.<br />
Das stimmt. Ich kann nur hoffen, dass Künstler,<br />
statt nun noch ängstlicher zu werden, künftig<br />
mehr Risiken eingehen. Künstler müssen ihre<br />
Meinung sagen können – das ist wie eine Art Bildungsauftrag.<br />
Künstler bringen Menschen zusammen,<br />
das muss heute mehr denn je Teil der Sprache<br />
von Kunst sein.<br />
Wie meinen Sie das genau?<br />
Ich will nicht über dumme Dinge singen, sondern<br />
darüber, dass wir mit Kunst die Menschen<br />
zusammenbringen. Wie John Lennon in „Imagine“.<br />
Oder Bob Marley in seinem Song „One<br />
Love“. Das ist unser Job, wir bringen Menschen<br />
zusammen.<br />
Sie haben das 2012 am Anfang Ihrer letzten<br />
Welt-Tournee probiert, die in Tel Aviv begann.<br />
Das nächste Konzert gaben Sie in Abu<br />
Dhabi. War das Ihr Versuch eines Brückenschlags<br />
im Nahen Osten?<br />
Ja.<br />
Und? Waren diese Auftritte für Sie „business<br />
as usual“?<br />
Das war kein gewöhnlicher Tourneestart. Als ich<br />
mich damals in Israel aufhielt, um meine erste<br />
Show vorzubereiten, gab es viel Gerede.<br />
Was für Gerede?<br />
Ob das Konzert eventuell abgesagt werden müsste,<br />
wegen eines mutmaßlichen Bombenanschlags.<br />
Das war ein Drohszenario. Jeder war sehr nervös.<br />
Aber ich fühlte mich wie ... Sehen Sie, Israel ist<br />
der Brennpunkt des Universums. Die Botschaft<br />
meiner Show war Einheit, Einigkeit.<br />
Von der Bühne in Tel Aviv sagten Sie: „Wenn<br />
es Frieden im Nahen Osten gibt, dann können<br />
wir weltweit Frieden haben.“<br />
Das ist mein Job, deshalb bin ich hier, um so was<br />
zustande zu bringen. Für mich war Tel Aviv die<br />
perfekte Stadt, um meine Tournee zu beginnen.<br />
Obwohl es gefährlich war, wollte ich im Auge des<br />
Orkans anfangen. Und direkt nach Tel Aviv in<br />
Abu Dhabi aufzutreten, das war für mich fast poetisch<br />
– die Region auf dem Tourneeplan zu verbinden.<br />
Wenn ich ein Konzert in Palästina geben<br />
könnte, würde ich dort auftreten. Aber okay,<br />
stattdessen ging ich nach Abu Dhabi.<br />
Als Aktivistin engagieren Sie sich vor allem in<br />
Malawi, jenem südostafrikanischen Land, in<br />
dem Sie zwei Kinder adoptiert haben. Sie finanzieren<br />
dort jetzt den Bau von zehn Schulen<br />
und eines Krankenhauses, stehen wegen<br />
Ihres Engagements aber immer wieder in der<br />
Kritik. Im Gegensatz zu anderen Pop-Aktivisten<br />
scheint man Ihnen diese Rolle nicht abzunehmen.<br />
Trifft Sie das?<br />
Es stimmt, ich habe wegen meines Engagements<br />
in Malawi viel Kritik einstecken müssen, weil<br />
ich, weil ... Nein, andersrum: Sehen Sie, ich habe<br />
den Aids-Waisen von Malawi nicht deshalb geholfen,<br />
weil ich glaubte, auf diese Weise meine<br />
Popularität erhöhen zu müssen. Ich engagiere<br />
mich dort, ganz gleich, ob mir Leute deshalb anerkennend<br />
auf die Schulter klopfen oder nicht.<br />
Ich habe diese Hilfsaktionen auch nicht deshalb<br />
unternommen, weil ich möchte, dass mich die<br />
Leute deshalb lieben. Ich helfe Menschen, weil<br />
ich Menschen helfen möchte. Punkt. Aber die<br />
Leute werden mich weiter kritisieren, ganz<br />
gleich, was ich mache.<br />
Das ist Ihnen also doch nicht egal?<br />
Was zählt ist: Ich lasse nicht nach in meinem Engagement,<br />
ich muss meinen Kurs halten. Ich bin<br />
Malawi allein schon wegen meiner Kinder verbunden.<br />
Sehen Sie, in ein so armes Land zu kommen,<br />
in dem die Menschen so wenig zum Leben<br />
haben, ist zunächst eine ernüchternde Erfahrung.<br />
Dann aber zu sehen, dass sie dennoch Lebensfreude<br />
empfinden, ihre Fähigkeit zum Lachen<br />
nicht verloren haben, dass sie mit anderen teilen,<br />
obwohl sie selbst so wenig haben – dass sie ihr<br />
Leben als solches wertschätzen, das hat mich tief<br />
beeindruckt und sehr bewegt. Bob Geldof stand<br />
kürzlich ja auch wieder in der Kritik wegen seines<br />
Band-Aid-30-Projekts und der damit verbundenen<br />
Ebolahilfe. Sie kennen ja das Sprichwort: No<br />
good deed goes unpunished – keine gute Tat<br />
bleibt unbestraft. Die Menschen misstrauen Leuten<br />
wie Geldof, die selbstlos und großherzig sind.<br />
Es fällt Menschen offenbar schwer, diesen Charakterzug<br />
zu akzeptieren und wertzuschätzen. Sie<br />
sind immer misstrauisch. Sie denken immer, du<br />
verfolgst andere Ziele. Auch wenn das nicht so<br />
ist. So ist die Welt nun mal.<br />
Sie sind dem Ruf Geldofs zweimal gefolgt:<br />
1985 bei Live Aid, 2005 bei Live 8. Sie sangen<br />
2005 mit einer jungen äthiopischen Frau, Birhan<br />
Woldu, die als Kind bei der Hunger-Katastrophe<br />
in Äthiopien beinahe gestorben wäre<br />
und nur dank der Ärzte vor Ort überlebt hatte.<br />
Geldof hat für dieses Jahr, das Jahr des<br />
G-7-Gipfels, Aktionen in Aussicht gestellt –<br />
ohne konkret zu werden. Wenn er Sie nun<br />
wieder anriefe, wären Sie wieder dabei?<br />
Das hängt schon davon ab, mit welchem genauen<br />
Ziel er das diesmal machen würde. Und was<br />
in meinem Leben zu dem Zeitpunkt gerade ansteht.<br />
Es gibt viele Faktoren, die ich erst mal berücksichtigen<br />
müsste, bevor ich Ja oder Nein sagen<br />
würde.<br />
Ich habe mir noch ein Assoziationsspiel für<br />
Sie ausgedacht.<br />
Oh, Sie wollen auch spielen?<br />
Sagen wir so: Ich arbeite mich ein bisschen<br />
an Ihrem Album-Titel „Rebel Heart“ ab. Der<br />
soll ja aussagen, dass es in Ihnen, wie in vielen<br />
von uns, sowohl eine rebellische als auch<br />
eine romantische Seite gibt. Ich habe mal Begriffspaare<br />
herausgesucht – Persönlichkeiten,<br />
Orte, Kunstwerke –, die sich einem dieser Pole<br />
zuordnen ließen. Sie müssen sich für einen<br />
entscheiden.<br />
Cool. Wenn’s nicht klappt, schenke ich Ihnen die<br />
nächsten Tequilas ein.<br />
Zwei Theaterstücke: „Wer hat Angst vor Virginia<br />
Woolf“, das Drama über die Hölle der<br />
Ehe von Edward Albee, oder „Romeo und Julia“<br />
von William Shakespeare?<br />
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“<br />
Warum?<br />
Jetzt wollen Sie von mir auch noch wissen, warum?<br />
Nein, so machen wir das nicht. Ich sage Ihnen<br />
nur ganz spontan, was mich anspricht – mehr<br />
nicht, keine nachträglichen Erklärungen.<br />
Berlin oder Paris?<br />
Jetzt? In diesem Moment? Berlin.<br />
Zwei Beatles-Songs: „Revolution“ oder „All<br />
My Loving“?<br />
„Revolution“.<br />
James Dean oder Hugh Grant?<br />
(sehr schnell) James Dean.<br />
Lara Croft oder Prinzessin Leia aus „Star<br />
Wars“.<br />
Lara Croft.<br />
Iggy Pop oder Sting.<br />
Iggy Pop.<br />
„Nymphomaniac“ von Lars von Trier oder<br />
„Paris, Texas“ von Wim Wen ...<br />
„Nymphomaniac“! Ich liebe diesen Film.<br />
Godzilla oder King Kong?<br />
King Kong.<br />
„Fifty Shades of Grey“ oder „Love Story“ von<br />
Erich Segal?<br />
MANAGERIN AUS DEM HINTERGRUND:<br />
Ohhh!<br />
(sie zögert einen Moment) „Love Story“ (lacht).
EGAL, WIE<br />
ES UM IHRE<br />
STEHT:<br />
DIESE BILANZ<br />
LOHNT SICH<br />
IMMER.<br />
B I L A N Z - M A G A Z I N . D E<br />
„ COUNTDOWN FÜR DEN DEAL DES<br />
JAHRES: EINE BRANCHE STEHT<br />
VOR DER REVOLUTION.“<br />
Klaus Boldt, Chefredakteur<br />
DIE GUTEN SEITEN DER WIRTSCHAFT.<br />
AM 6. MÄRZ<br />
IN DER WELT
Sport<br />
Röhrendes<br />
Kraftwerk<br />
GEWICHTHEBEN S. 27<br />
Die Leiden des ersten<br />
schwarzen US-Profis<br />
EISHOCKEY S.28<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 23<br />
GRÄTSCHE<br />
Eine Ode auf<br />
die Winter-WM<br />
Geld oder<br />
Liebe<br />
9,5 Milliarden Euro – der englische TV-Vertrag<br />
setzt neue Maßstäbe. Das wird auch für den<br />
deutschen Fußball nicht ohne Folgen bleiben<br />
VON LARS WALLRODT<br />
MManchmal wird es Klaus Allofs zu eng<br />
in seinem Büro. Der 58-Jährige stapft<br />
dann die paar Schritte hinüber zum<br />
Trainingsplatz und sieht seiner Mannschaft<br />
zu. Besonders, wenn André<br />
Schürrle an ihm vorbeiflitzt, huscht ein<br />
Lächeln über das Gesicht des Wolfsburger<br />
Geschäftsführers. Allofs hat ein<br />
Team zusammengebastelt, das als einziges<br />
dem großen FC Bayern halbwegs auf<br />
den Fersen bleiben kann. Der VfL-Manager<br />
hat dafür viel Geld ausgegeben.<br />
Zuletzt eiste er im Winter den deutschen<br />
Nationalspieler Schürrle für über<br />
30 Millionen Euro vom FC Chelsea los.<br />
Es war Allofs’ größter Transfer bisher –<br />
und der teuerste Kauf in der Geschichte<br />
des VW-Klubs. „Im kommenden Sommer“,<br />
sagt der Chefplaner und runzelt<br />
die Brauen, „wäre dieser Wechsel wohl<br />
nicht mehr möglich gewesen.“<br />
Ab Sommer wird so manches nicht<br />
mehr möglich sein in der Welt des Fußballs.<br />
Denn seit wenigen Tagen hat sich<br />
die Tektonik im internationalen Wettbewerb<br />
grundlegend geändert – seit in<br />
London ein distinguierter Gentleman<br />
vor die Presse trat und verkündete, dass<br />
die Premier League von 2016 bis 2019<br />
fast zehn Milliarden Euro einnehmen<br />
werde. Richard Scudamore, der Vorstandsvorsitzender<br />
der englischen Premier<br />
League, trug höchstpersönlich<br />
diese Zahlen vor. So nüchtern, als bestelle<br />
er im Supermarkt zwei Liter<br />
Milch und sechs Eier.<br />
Der neue Fernsehvertrag, schnarrte er<br />
ohne mit der Wimper zu zucken, bringe<br />
der Liga 5,136 Milliarden Pfund für die Jahre<br />
2016 bis 2019, umgerechnet gut sieben<br />
Milliarden Euro. Rechnet man noch die<br />
Auslandsrechte hinzu, werden 9,5 Milliarden<br />
Euro über den englischen Klubs ausgeschüttet<br />
– rund 3,2 Milliarden Euro pro<br />
Saison. Im Wissen um den zukünftigen<br />
Reichtum können die englischen Klubs<br />
schon ab Sommer ganz groß shoppen gehen,<br />
die Stars anderer Ligen kaufen. Ablösesummen<br />
jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze<br />
sind dann keine Utopie mehr.<br />
Ebenso wenig Spielergehälter von mehr<br />
als 20 Millionen Euro pro Jahr. Die Milliardenschwemme<br />
wird die Statik des<br />
Fußballs erschüttern – auch die des<br />
deutschen. Hierzulande werden sich die<br />
36 Profiklubs in der Saison 2016/17 gut<br />
835 Millionen Euro Fernsehgelder teilen<br />
dürfen – inklusive Auslandsvermarktung.<br />
Das ist schon doppelt so viel wie<br />
sechs Jahre zuvor und trotzdem nur ein<br />
Viertel von dem, was die Premier League<br />
einnimmt. Die Konsequenzen sind<br />
klar: Jeder englische Mittelklasseklub<br />
wird einem deutschen Mitbewerber ab<br />
sofort locker ausstechen, wenn sie um<br />
einen Spieler konkurrieren. „Wenn die<br />
Engländer einsteigen, wird das automatisch<br />
heißen, dass wir das Portemonnaie<br />
zu lassen können“, sagt Christian Heidel,<br />
Manager des 1. FSV Mainz, und<br />
schüttelt den Kopf.<br />
Fieberhaft werden Szenarien entworfen,<br />
wie auch in Deutschland die Einnahmen<br />
erhöht werden können. Man<br />
werde über „unpopuläre Maßnahmen“<br />
nachdenken müssen, sagte Christian<br />
Seifert mit Blick auf die nächste Rechte-<br />
Ausschreibung, die 2016 startet. Was der<br />
Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL)<br />
damit meinte? Unklar. Klaus Allofs hat<br />
sich seine Gedanken gemacht: „Es gibt<br />
Möglichkeiten und Hebel, die finanzielle<br />
Situation zu verbessern. Ob das nun<br />
mit einem Montagsspiel, mit 12-Uhr-<br />
Anstoßzeiten oder der Verlegung der<br />
,Sportschau‘ geschieht, muss offen<br />
diskutiert werden.“<br />
Vielen Fans graust es davor. „Wir beobachten<br />
die Entwicklung mit Sorge“,<br />
sagt Jakob Falk vom Bündnis „ProFans“,<br />
„und wir werden uns gegen eine weitere<br />
Zersplitterung des Spielplans wehren.<br />
Da ist das Maß eigentlich schon jetzt<br />
überschritten.“ Warum der deutsche<br />
Fußball dem englischen nacheifern will,<br />
versteht er nicht: „Was fehlt uns, was es<br />
in England gibt? Teure Preise, zerstückelte<br />
Spieltage, eine schwache Nationalmannschaft<br />
– wenn es das ist, dem<br />
wir nacheifern wollen, dann gute<br />
Nacht.“ Falk schließt Fan-Maßnahmen<br />
wie Stadienboykotte nicht aus: „Wenn<br />
die DFL unpopuläre Maßnahmen ergreifen<br />
will, werden wir reagieren.“<br />
Die finanzielle Übermacht der Briten<br />
ist bereits jetzt erdrückend. In der Saison<br />
2013/14 bekam der Tabellenletzte<br />
Cardiff 76,2 Millionen Euro an Fernsehgeldern<br />
ausgezahlt. Zum Vergleich: Der<br />
FC Bayern nahm 36,9 Millionen Euro<br />
ein. Dass der deutsche Branchenriese<br />
trotzdem mit Vereinen wie dem FC<br />
Liverpool konkurrieren konnte, der in<br />
England fast 120 Millionen Euro bekam,<br />
ist bemerkenswert. Aber wie lange ist<br />
das noch möglich?<br />
Bislang kompensierten die Deutschen<br />
ihren finanziellen Nachteil durch her-<br />
vorragende Nachwuchsarbeit, kluge<br />
Transfers und die hervorragende Stimmung<br />
in den modernsten Stadien Europas.<br />
Doch die Nachteile des deutschen<br />
Marktes kommen nun immer gewichtiger<br />
zum Tragen. „Ich glaube nicht, dass<br />
wir nun in Angst vor dem neuen englischen<br />
TV-Vertrag erstarren müssen.<br />
Die Bundesliga ist immer einen anderen<br />
Weg gegangen als die Premier League,<br />
und so wird es auch bleiben“, sagt Klaus<br />
Allofs. Fakt sei aber auch: „Wir müssen<br />
mehr Geld einnehmen. Denn natürlich<br />
verfügen jetzt auch viele englische Mittelklasseklubs<br />
über Finanzmittel, die<br />
den unseren weit überlegen sind. Daraus<br />
müssen wir unsere Schlüsse ziehen<br />
und offen diskutieren, wie wir dem entgegenwirken<br />
können.“<br />
Sogar der Solidaritätsgedanke wurde<br />
angezweifelt, nach dem die Fernsehgelder<br />
vom Bundesliga-Ersten bis zum<br />
Letzten der Zweiten Liga nach einem<br />
sozial gerechten Schlüssel verteilt werden.<br />
Nach „Welt am Sonntag“- Informationen<br />
wurde bereits bei der vergangenen<br />
Ausschreibung von Erstligaklubs<br />
gefordert, den Verteilungsschlüssel zugunsten<br />
der Bundesliga anzupassen.<br />
Auch diesmal wird debattiert werden,<br />
ob mögliche Mehreinnahmen des neuen<br />
Fernsehvertrags ab 2017 vor allem den<br />
führenden Klubs zugeschlagen werden<br />
sollten. „Ich appelliere an die Bundesliga,<br />
das Thema Solidarität nicht zu überdrehen.<br />
Leistung muss honoriert werden“,<br />
merkte bereits Bayern-Boss Karl-<br />
20,0<br />
*UMRECHNUNG VON ENGLISCHEN PFUND, KURS 27.2.2015<br />
VON 20 AUF 673 MILLIONEN<br />
Einnahmen pro Jahr für die Fußball-Bundesliga aus der nationalen<br />
TV-Rechte-Verwertung<br />
127,5<br />
355,0<br />
300,0<br />
407,0<br />
in Millionen Euro<br />
390,0<br />
410,0<br />
72,5<br />
1989 1993 1998 2001 2005 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />
PREMIER LEAGUE<br />
Einnahmen nationale<br />
TV-Rechtevermarktung<br />
in Milliarden Euro*<br />
4,14<br />
7,05<br />
2013 –2016 2016 –2019<br />
Heinz Rummenigge in der „Sport-Bild“<br />
an und stellte die Frage: „Ist den Deutschen<br />
allein die Bundesliga wichtig oder<br />
dass die deutschen Klubs auch international<br />
weiter eine Chance haben?“<br />
Die Liga steht am Scheideweg: Folgt<br />
sie dem englischen Turbo-Kapitalismus<br />
mit all seinen negativen Begleiterscheinungen?<br />
Dafür müssten heilige Kühe geschlachtet<br />
werden. „Milliardeneinnahmen<br />
und den Status quo wahren – das<br />
funktioniert nicht“, sagt Mainz-Manager<br />
Heidel. Oder bleibt die Liga auf dem<br />
deutschen Weg und riskiert, in den Europapokalen<br />
und bei Spielertransfers<br />
den Anschluss zu verlieren? Rummenigges<br />
Blick auf eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />
in Europa kontert Heidel: „Für uns<br />
ist es in erster Linie wichtig, dass die<br />
Bundesliga spannend bleibt. Die Interessen<br />
sind bei dem Thema nicht alle<br />
gleich. Sie unter einen Hut zu bringen<br />
wird keine leichte Aufgabe.“<br />
Doch an welchen Stellschrauben<br />
kann gedreht werden? Die Vereine<br />
könnten die Eintrittspreise erhöhen,<br />
immerhin gilt die Bundesliga diesbezüglich<br />
noch als die billigste der großen Ligen.<br />
Doch zum einen sinkt der Anteil<br />
der Tickets an den Gesamteinnahmen<br />
kontinuierlich und beträgt aktuell nur<br />
noch 19 Prozent, während Werbung 26<br />
Prozent und die Fernsehgelder 29 Prozent<br />
beisteuern. Zum anderen fürchten<br />
die Vereine englische Verhältnisse, wo<br />
sich der normale Fan kaum noch einen<br />
Stadionbesuch finanziell leisten kann.<br />
1,15<br />
'02/03<br />
425,0<br />
440,0<br />
560,0<br />
615,0<br />
UMSATZ ALLER<br />
BUNDESLIGAKLUBS<br />
in Milliarden Euro<br />
663,0<br />
673,0<br />
2017<br />
2,45<br />
'13/14<br />
QUELLE: BUNDESLIGA-MAGAZIN<br />
Signifikante Steigerungen sind heutzutage<br />
nur noch über TV-Einnahmen zu<br />
erzielen. In England kommt das große<br />
Geld vom Bezahlfernsehen. Anders als<br />
auf der Insel gibt es in Deutschland allerdings<br />
keine gewachsene Pay-TV- Kultur<br />
– und mit Sky nur einen einzigen<br />
etablierten Anbieter. Die Briten sind es<br />
gewohnt, für Sport im Fernsehen zu bezahlen.<br />
Während Sky Deutschland 4,1<br />
Millionen Abonnenten hat, gibt es in<br />
England, das etwa 27 Millionen Einwohner<br />
weniger hat, 11 Millionen Abonnenten.<br />
Und die bekommen nicht einmal<br />
alle Spiele: Damit die Stadien nicht<br />
leer bleiben, werden in England nur gut<br />
die Hälfte der Spiele live übertragen,<br />
während in Deutschland jedes Match<br />
zu sehen ist.<br />
Die deutschen Fans hingegen sind<br />
verwöhnt: Jahrzehntelang lieferte die<br />
„Sportschau“ pünktlich um 18 Uhr Bundesligafußball<br />
frei Haus. Doch die ARD<br />
ist längst nicht mehr der wichtigste<br />
Geldgeber. 105 Millionen Euro zahlt das<br />
„Erste“ derzeit pro Saison für die Rechte<br />
der ersten Zusammenfassung im<br />
Free-TV. Sky ist mit 486 Millionen Euro<br />
für die Liverechte dabei. Schon bei der<br />
Ausschreibung für die Rechte ab 2009<br />
wurde diskutiert, ob die „Sportschau“<br />
in die späten Abendstunden verlegt<br />
werden kann, um das Pay-TV attraktiver<br />
zu machen. Das Kartellamt schob dem<br />
Plan damals einen Riegel vor. Doch<br />
wenn eine signifikante Steigerung der<br />
Einnahmen her soll, dann vor allem<br />
durch Sky – und dafür muss die DFL ihrer<br />
Geldkuh etwas bieten.<br />
Das Problem: Es fehlt ein ernsthafter<br />
Konkurrent. Bei der letzten Ausschreibung<br />
attackierte die Telekom die Hausmacht<br />
Sky – und verlor. Ob sie diesmal<br />
wieder mitbieten wird um die lukrativsten<br />
Rechte, ist ungewiss. Wer allerdings<br />
einen Blick auf die internationalen<br />
Märkte wirft, der erkennt, dass sich<br />
dort zunehmend Telekommunikationsanbieter<br />
mit eigener Netzinfrastruktur<br />
in die Bieterverfahren um Fußballrechte<br />
einmischen. Wer sich im Wettbewerb<br />
signifikant hervortun will, ist mit exklusiven<br />
Fußballrechten gut bedient. Gut<br />
möglich also, dass Sky doch noch einen<br />
Gegenspieler bekommt.<br />
Eine Steigerung auf eine Summe<br />
von einer Milliarde Euro ab 2017 wird<br />
für realistisch gehalten. Aber: „Wir<br />
werden wohl nie die Summen erreichen,<br />
die in der Premier League gezahlt werden.<br />
Es gibt andere gute Argumente für<br />
die Bundesliga“, sagt Klaus Allofs. Er<br />
hat André Schürrle vorsichtshalber<br />
gleich einen Vertrag bis 2019 verpasst.<br />
Damit erst gar kein englischer Klub<br />
auf die Idee kommt, ihn zurück auf die<br />
Insel zu holen ...<br />
GETTY IMAGES (2), BONGARTS/GETTY IMAGES, MONTAGE: WELT AM SONNTAG<br />
Wir haben uns in dieser Woche mal<br />
zusammen mit der Sau durchs Dorf<br />
treiben und diese komische Fußball-<br />
Winter-WM auf uns wirken lassen.<br />
Ganz wertfrei. Sie wissen schon: Katar<br />
im Jahr 2022, Europa friert, Schlittenstatt<br />
Autokorso nach deutschen Siegen.<br />
Oder, um es mit dem Freiburger<br />
Trainer Streich zu sagen: „Verheerend,<br />
Wahnsinn, Katastrophe!“<br />
Wir wissen natürlich, dass eine<br />
Glühweindusche nicht ganz den<br />
Wohlfühlfaktor einer Bierdusche hat.<br />
Aber wir erinnern uns auch noch sehr<br />
genau an die Losung des Deutschen<br />
Brauer-Bundes: „Richtig gekühlt<br />
schmeckt’s am besten.“ Die Jungs<br />
vom DBB geben allen Fans der Nationalmannschaft<br />
eine Faustformel in<br />
die Hand, die einer Winter-WM in die<br />
Karten spielt. Die optimale Trinktemperatur<br />
liege „bei fünf bis acht<br />
Grad Celsius“. Aufgehorcht.<br />
Die Hobby-Meteorologen unter uns<br />
wissen nun, dass sich im angedachten<br />
WM-Monat November das Thermometer<br />
in Katar zwar bei etwa 30 Grad<br />
einpegelt, in Deutschland im vergangenen<br />
Jahr im Durchschnitt aber<br />
nur 6,4 Grad gemessen wurden. Ergo:<br />
Besser temperiert kann Bier draußen<br />
auf den Fanmeilen gar nicht konsumiert<br />
werden.<br />
Irgendwo zwischen Bierdunst und<br />
der Angst um besinnliche Weihnachten<br />
pegelt sich nunmehr die Phobie<br />
gegen diese WM ein. Uns erreichten<br />
sogar Kommentare von panischen<br />
Lesern, die fürchten, dass sich das<br />
Popduo „Wham“ wieder vereint und<br />
den Eröffnungssong singt, weil es<br />
gerade so schön in die Jahreszeit<br />
passt. Sie wissen schon: „Last Christmas<br />
, I gave you my ball, but the very<br />
next second, it was a goal, düdeldü...“<br />
Dabei sollte auch mal das Positive<br />
hervorgehoben werden. Liebhaber<br />
von Dornbüschen, salzliebenden<br />
Gräsern mit spärlichem Wuchs oder<br />
einfältigen Wüstenspringmäusen<br />
finden bei einem Besuch Katars in der<br />
dortigen Flora und Fauna alles, was<br />
das Herz begehrt. Der Blick kann über<br />
nahezu unverstellte Kies- und Geröllwüsten<br />
wandern.<br />
Wer außerdem immer schon mal<br />
wissen wollte, wie ein richtig fetter<br />
CO2-Fußabdruck hinterlassen wird,<br />
der kann bei den Katarern wunderbar<br />
Anleihen nehmen. Sie verursachen 31<br />
Tonnen pro Kopf der Bevölkerung<br />
und sind damit ganz klar Weltmeister.<br />
Da braucht es gar keine klimatisierten<br />
Stadien, geht auch schon so. Wir, die<br />
Amerikaner oder Chinesen können<br />
uns damit jedenfalls nicht mal ansatzweise<br />
messen.<br />
Es sei auch mal daran erinnert,<br />
dass Formulierungen wie „Bis zum<br />
Schluss gezittert“ oder „Die Hoffnung<br />
schmilzt von Minute zu Minute“ 2022<br />
eine ganz andere Tiefe bekommen<br />
werden. Sogar „Wenn einer der Jungs<br />
nicht mitzieht, fährt der Bundestrainer<br />
mit ihm Schlitten“ ist dann<br />
statthaft.<br />
Juristisch betrachtet gibt es ohnehin<br />
kein Recht auf eine Sommer-WM.<br />
Wir haben es zwar immer schön mollig<br />
gehabt, wenn der Ball rollte, große<br />
Teile der Welt aber eben nicht. Als<br />
etwa im Juli 1930 das erste WM-Tor<br />
fiel, da feierte der französische Schütze<br />
Lucien Laurent den Treffer in<br />
Uruguays Metropole Montevideo im<br />
Schneegestöber. So sieht’s doch mal<br />
aus. Sepp Blatters Stern weist den<br />
Weg, die verstaubten Katarer als Motor<br />
der Gleichberechtigung. Wer hätte<br />
das gedacht? Eben.<br />
In der englischen „Times“ mussten<br />
wir zwar lesen: „Es gibt nur eine Sache,<br />
die dümmer ist als eine Winter-<br />
WM in Katar: eine Sommer-WM in<br />
Katar.“ Aber da möchten wir noch<br />
mal mit unseren Freunden vom Deutschen<br />
Brauer-Bund gegenhalten. „Der<br />
Gerstensaft“, teilen die uns allen<br />
eindringlich mit, „ist kein Sonnenanbeter.“<br />
Licht verändere den Geschmack<br />
und das Aussehen. So gesehen<br />
ist die WM in der dunklen Jahreszeit<br />
ein Segen. Patrick Krull
*<br />
24 SPORT<br />
* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Zweite Liga<br />
Darmstadt – Braunschweig............. 1:0 (0:0)<br />
K’lautern – Greuther Fürth.............. 2:1 (1:0)<br />
Bochum – Frankfurt ....................... 3:3 (1:0)<br />
Sandhausen – Aalen........................ 2:0 (0:0)<br />
Nürnberg – Karlsruhe ..................... 1:1 (1:1)<br />
RB Leipzig – Union Berlin .............. So., 13.30<br />
St. Pauli – Aue ............................... So., 13.30<br />
Heidenheim – Düsseldorf ............. So., 13.30<br />
Ingolstadt – München .................. Mo., 20.15<br />
23. Spieltag Sp Tore Pt.<br />
1. Ingolstadt 22 35:18 44<br />
2. Darmstadt 23 28:16 41<br />
3. K’lautern 23 32:22 41<br />
4. Karlsruhe 23 31:18 39<br />
5. Braunschweig 23 31:27 34<br />
6. Nürnberg 23 29:33 34<br />
7. Düsseldorf 22 33:29 32<br />
8. Frankfurt 23 32:37 31<br />
9. RB Leipzig 22 23:16 30<br />
10. Union Berlin 22 28:34 30<br />
11. Heidenheim 22 31:25 28<br />
12. Bochum 23 35:35 28<br />
13. Sandhausen 23 20:26 28<br />
14. Greuther Fürth 23 24:26 27<br />
15. München 22 28:35 21<br />
16. Aue 22 21:32 20<br />
17. Aalen 23 16:29 19<br />
18. St. Pauli 22 23:42 17<br />
Aue – Ingolstadt 06.03.<br />
Düsseldorf – Bochum 06.03.<br />
Nürnberg – Heidenheim 06.03.<br />
Braunschweig – St. Pauli 07.03.<br />
Aalen – Greuther Fürth 07.03.<br />
München – Sandhausen 08.03.<br />
Frankfurt – Darmstadt 08.03.<br />
Union Berlin – K’lautern 08.03.<br />
Karlsruhe – RB Leipzig 09.03.<br />
TOP FÜNF TORJÄGER DER ZWEITEN LIGA<br />
Rubin<br />
Okotie<br />
1860 München<br />
Simon<br />
Terodde<br />
VfL Bochum<br />
Charlison<br />
Benschop<br />
F. Düsseldorf<br />
Florian<br />
Niederlechner<br />
1. FC Heidenheim<br />
Jakub<br />
Sylvestre<br />
1. FC Nürnberg<br />
Dritte Liga<br />
13<br />
12<br />
10<br />
9<br />
9<br />
Kiel – Erfurt .................................... 4:1 (1:0)<br />
Regensburg – Dresden.................... 2:3 (0:3)<br />
Halle – Rostock............................... 1:2 (1:0)<br />
W. Wiesbaden – Münster ................ 2:2 (0:1)<br />
Osnabrück – Duisburg.................... 1:1 (1:0)<br />
Bielefeld – Unterhaching................. 4:0 (3:0)<br />
Mainz 05 II – Stuttgart II .................. 0:2 (0:0)<br />
Köln – Stuttg. Kickers ...................... 0:2 (0:2)<br />
Chemnitz – B. Dortmund II.............. 3:1 (1:1)<br />
Großaspach – Cottbus.................... 2:2 (1:0)<br />
27. Spieltag Sp Tore Pt.<br />
1. Bielefeld 27 56:28 55<br />
2. Kiel 27 37:19 46<br />
3. Duisburg 27 40:27 46<br />
4. Münster 27 40:31 46<br />
5. Erfurt 27 41:35 46<br />
6. Stuttg. Kickers 26 41:29 45<br />
7. Cottbus 27 34:28 44<br />
8. Dresden 27 34:31 41<br />
9. W. Wiesbaden 26 41:32 38<br />
10. Köln 27 31:28 36<br />
11. Chemnitz 27 27:26 36<br />
12. Osnabrück 27 38:43 36<br />
13. Halle 26 32:36 33<br />
14. Stuttgart II 26 35:41 33<br />
15. Unterhaching 26 38:48 30<br />
16. Rostock 27 37:52 28<br />
17. B. Dortmund II 26 26:35 24<br />
18. Großaspach 26 27:50 23<br />
19. Mainz 05 II 26 27:41 22<br />
20. Regensburg 27 31:53 19<br />
Stuttgart II – Halle 07.03.<br />
Cottbus – Mainz 05 II 07.03.<br />
Rostock – Chemnitz 07.03.<br />
Stuttg. Kickers – Duisburg 07.03.<br />
Erfurt – W. Wiesbaden 07.03.<br />
Dresden – Großaspach 07.03.<br />
Münster – Regensburg 07.03.<br />
B. Dortmund II – Bielefeld 07.03.<br />
Kiel – Osnabrück 07.03.<br />
Unterhaching – Köln 07.03.<br />
DPA/ANGELIKA WARMUTHDPA/FRANK RUMPENHORST; PA/DPA/PETER STEFFEN<br />
Sp. Gew. Un. Verl. Heim Auswärts Tore Pt.<br />
1. (1.) Bayern München 23 18 4 1 40:4 34 23:6 24 63:10 58<br />
2. (2.) VfL Wolfsburg 22 14 5 3 27:8 32 21:16 15 48:24 47<br />
3. (3.) Bor. Mönchengladbach 22 10 7 5 20:10 24 9:8 13 29:18 37<br />
4. (6.) Bayer Leverkusen 23 9 9 5 23:15 21 14:14 15 37:29 36<br />
5. (4.) Schalke 04 23 10 5 8 19:10 25 13:17 10 32:27 35<br />
6. (5.) FC Augsburg 23 11 2 10 24:16 23 8:14 12 32:30 35<br />
7. (7.) 1899 Hoffenheim 23 9 6 8 24:18 23 12:17 10 36:35 33<br />
8. (9.) Eintracht Frankfurt 23 8 7 8 25:22 21 17:23 10 42:45 31<br />
9. (8.) Werder Bremen 22 8 6 8 20:13 21 16:31 9 36:44 30<br />
10. (12.) Borussia Dortmund 23 8 4 11 16:12 17 15:19 11 31:31 28<br />
11. (10.) Hannover 96 23 7 6 10 13:14 17 13:20 10 26:34 27<br />
12. (11.) Mainz 05 23 5 10 8 17:11 16 13:22 9 30:33 25<br />
13. (13.) 1. FC Köln 23 6 7 10 5:9 9 16:20 16 21:29 25<br />
14. (17.) Hertha BSC 23 7 3 13 12:18 16 16:24 8 28:42 24<br />
15. (14.) Hamburger SV 23 6 6 11 10:12 15 6:21 9 16:33 24<br />
16. (15.) SC Paderborn 22 5 8 9 15:20 13 8:21 10 23:41 23<br />
17. (16.) SC Freiburg 23 4 10 9 13:15 12 11:17 10 24:32 22<br />
18. (18.) VfB Stuttgart 23 4 7 12 6:22 5 18:19 14 24:41 19<br />
Champions League Champions League Qualifikation Europa League<br />
Bundesliga 23. Spieltag<br />
Relegation<br />
Absteiger<br />
24. Spieltag: 6.3., 20.30: Stuttgart – Berlin - 7.3., 15.30: Schalke – Hoffenheim, Augsburg – Wolfsburg,<br />
Hannover – München, Freiburg – Bremen, Hamburg – Dortmund. - 18.30: Mainz – Mönchengladbach. - 8.3.,<br />
15.30: Köln – Frankfurt. - 17.30: Paderborn – Leverkusen.<br />
FOTO DER WOCHE<br />
Der Vierte Offizielle bringt eine Plastik-Banane vom Platz. Sie war in Rotterdam in Richtung des dunkelhäutigen Rom-<br />
Profis Gervinho geflogen. Rotterdam bestritt den Rassismusvorwurf. Der europäische Verband Uefa ermittelt dennoch.<br />
STATISTIK<br />
Gelb-Rote Karten<br />
insgesamt 18<br />
2<br />
Rote Karten<br />
insgesamt 17<br />
1<br />
Zuschauer<br />
in 7 Spielen<br />
334.149<br />
Zuschauer<br />
im Schnitt<br />
47.736<br />
Arjen<br />
Robben<br />
FC Bayern München<br />
Alexander<br />
Meier<br />
Eintracht Frankfurt<br />
Bas<br />
Dost<br />
VfL Wolfsburg<br />
17<br />
16<br />
11<br />
Lewandowski, Robert FC Bayern München...........11<br />
Aubameyang, Pierre-Emerick Bor. Dortmund.....10<br />
di Santo, Franco Werder Bremen...........................10<br />
Bellarabi, Karim Bayer 04 Leverkusen .....................9<br />
Choupo-Moting, Eric Maxim FC Schalke 04 ..........9<br />
Götze, Mario FC Bayern München............................9<br />
Müller, Thomas FC Bayern München.......................9<br />
Meiste Zuschauer<br />
Dortmund – Schalke<br />
79.500<br />
Wenigste Zuschauer<br />
Hoffenheim – Mainz<br />
24.310<br />
„RAUSGEHÖRT<br />
Tore<br />
17<br />
„Von der<br />
Bundesliga in die<br />
Psychiatrie – der<br />
Weg ist ja nicht<br />
so weit“<br />
Ex-Profi Carsten Linke, heute<br />
Sporttherapeut für psychisch Kranke<br />
Zur Halbzeit<br />
6<br />
Elfmeter .............2<br />
Verschossen..........1<br />
Verwandelt............1<br />
DPA/OLAF KRAAK<br />
DPA/FRANK RUMPENHORST<br />
TOP DREI DER WOCHE<br />
1 2<br />
München – Köln 4:1 (2:1)<br />
D<br />
Neuer 2<br />
D<br />
Rafinha 3<br />
D<br />
Robben 2<br />
D<br />
Peszko 3<br />
Alexander<br />
Meier<br />
Eintracht Frankfurt<br />
DIE SPIELE IM ÜBERBLICK<br />
D<br />
Olkowski 5<br />
D<br />
Tore: 1:0 Schweinsteiger (3.), 2:0 Ribery<br />
(10.), 2:1 Ujah (45.), 3:1 Robben (67.),<br />
4:1 Lewandowski (75.). Auswechslungen:<br />
München: Alonso (69.) für<br />
Müller, Rode (78.) für Schweinsteiger.<br />
Köln: Risse 3 (46.) für Osako, Halfar<br />
(72.) für Vogt, Deyverson (78.) für Ujah.<br />
Schiedsrichter: Siebert (Berlin).<br />
Zuschauer: 75 000 (ausverkauft).<br />
D<br />
Boateng 3 Badstuber 3<br />
D<br />
Schweinsteiger 3<br />
D<br />
D<br />
Götze 4<br />
Müller 4<br />
D<br />
Lewandowski 3<br />
D<br />
Osako 5<br />
D<br />
Hector 4<br />
D<br />
Wimmer 4<br />
D<br />
Ujah 2<br />
D<br />
Horn 3<br />
D<br />
Lehmann 4<br />
D<br />
Maroh 4<br />
D<br />
Alaba 3<br />
D<br />
Ribery 2<br />
D<br />
Vogt 4<br />
D<br />
Brecko 4<br />
Hoffenheim – Mainz 2:0 (0:0)<br />
D<br />
Baumann 3<br />
D D D D<br />
Beck 4 Strobl 3 Bicakcic 2 Kim 2<br />
D<br />
Volland 2<br />
D<br />
de Blasis 3<br />
D<br />
Bengtsson 4<br />
D<br />
Rudy 4<br />
D<br />
Polanski 3<br />
D<br />
D<br />
Roberto Firmino 3<br />
D<br />
Park 4<br />
Szalai 6<br />
D<br />
Okazaki 4<br />
D<br />
Malli 2<br />
D<br />
Bell 3<br />
D<br />
Geis 2<br />
Tore: 1:0 Volland (55.), 2:0 Polanski (76.).<br />
Auswechslungen: Hoffenheim:<br />
Schwegler 2 (46.) für Salihovic, Schipplock<br />
(64.) für Szalai, Abraham (88.) für<br />
Roberto Firmino,<br />
Mainz: Jairo (72.) für Clemens, Hofmann<br />
(78.) für Park, Soto (86.) für Malli.<br />
Schiedsrichter: Sippel (München).<br />
Zuschauer: 24 310.<br />
D<br />
Bungert 4<br />
D<br />
Karius 3<br />
D<br />
Salihovic 5<br />
D<br />
Clemens 3<br />
D<br />
Brosinski 2<br />
Frankfurt – Hamburg 2:1 (1:1)<br />
D<br />
Trapp 2<br />
D D D D<br />
Chandler 4 Russ 3 Madlung 4 Oczipka 4<br />
D<br />
Aigner 3<br />
D<br />
Gouaida 2<br />
D<br />
D<br />
Stendera 3<br />
D<br />
Inui 3<br />
D<br />
Jiracek 3<br />
D<br />
Hasebe 2<br />
Tore: 1:0 Meier (12., Foulelfmeter), 1:1<br />
Müller (45.), 2:1 Meier (54).<br />
Auswechslungen: Frankfurt: Kittel<br />
(77.) für Aigner.<br />
Hamburg: Beister 4 (60.) für Rudnevs,<br />
Marcos (70.) für Müller, van der Vaart<br />
79.) für Rajkovic.<br />
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).<br />
Zuschauer: 50 500.<br />
D<br />
Meier 1<br />
D<br />
Rudnevs 5<br />
D<br />
D<br />
Stieber 3<br />
D<br />
Kacar 4<br />
D<br />
Piazon 2<br />
D<br />
Müller 5<br />
Ostrzolek 6<br />
Diekmeier 4<br />
Rajkovic 4 Djourou 4<br />
D<br />
Drobny 4<br />
D<br />
D<br />
DPA/ANGELIKA WARMUTH<br />
Arjen<br />
Robben<br />
FC Bayern München<br />
Dortmund – Schalke 3:0 (0:0)<br />
D<br />
Weidenfeller 3<br />
D D D D<br />
Kirch 2 Subotic 3 Hummels 3 Schmelzer 3<br />
D<br />
Gündogan 2<br />
D<br />
D<br />
Aogo 4<br />
D<br />
Fuchs 4<br />
D<br />
Sahin 3<br />
D<br />
Kagawa 2<br />
D<br />
D<br />
Höger 4<br />
D<br />
Reus 2<br />
Mkhitaryan 2<br />
Aubameyang 3<br />
D D<br />
Choupo-Moting 5 Huntelaar 5<br />
D<br />
Boateng 5<br />
D<br />
Nastasic 3<br />
D<br />
Neustädter 4<br />
D<br />
Wellenreuther 5<br />
D<br />
Uchida 4<br />
D<br />
Höwedes 4<br />
Tore: 1:0 Aubameyang (78.), 2:0 Mkhitaryan<br />
(79.), 3:0 Reus (86.).<br />
Auswechslungen: Dortmund:<br />
Blaszczykowski (77.) für Kagawa, Bender<br />
(83.) für Gündogan, Kehl (87.) für<br />
Sahin.<br />
Schalke: Barnetta (64.) für Boateng.<br />
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin).<br />
Zuschauer: 79 500 (ausverkauft).<br />
Hannover – Stuttgart 1:1 (0:0)<br />
D<br />
Zieler 3<br />
D D D D<br />
H. Sakai 5 Marcelo 3 Schulz 4 Albornoz 3<br />
D<br />
Briand 5<br />
D<br />
Werner 3<br />
D<br />
Sakai 4<br />
Tore: 0:1 Gentner (52.), 1:1 Stindl (70.).<br />
Auswechslungen: Hannover:<br />
Kiyotake (61.) für Andreasen, Bittencourt<br />
(61.) für Prib, Sobiech (84.) für<br />
Briand Stuttgart: Kostic (87.) für<br />
Werner, Hlousek (90.+3) für Sakai.<br />
Schiedsrichter: Stark (Ergolding).<br />
Zuschauer: 40 200.<br />
M’gladbach – Paderborn 15.30 Uhr<br />
D<br />
Sommer<br />
D D D D<br />
Korb Jantschke Stranzl Wendt<br />
D<br />
D<br />
Xhaka<br />
D<br />
Kramer D Hazard<br />
Hahn<br />
D<br />
Bakalorz<br />
D<br />
Brückner<br />
D<br />
Gülselam 5<br />
D<br />
D<br />
Raffael<br />
D<br />
Meha<br />
D<br />
Vrancic<br />
D<br />
Hünemeier<br />
D<br />
Andreasen 4<br />
D<br />
Stindl 3<br />
D<br />
D<br />
Joselu 4<br />
Ginczek 5<br />
D<br />
Maxim 4<br />
Gentner 3<br />
D<br />
Niedermeier 5<br />
D<br />
Ulreich 3<br />
D<br />
Hrgota<br />
D<br />
Kachunga<br />
D<br />
Koc<br />
D<br />
Ziegler<br />
D<br />
Kruse<br />
D<br />
Prib 4<br />
D<br />
Rupp<br />
D<br />
Heinloth<br />
Nach dem Aus in der Europa League<br />
gegen Sevilla kann sich Mönchengladbach<br />
nun voll auf die Liga konzentrieren.<br />
Und da gilt es, den Weg zurück<br />
ins internationale Geschäft zu ebnen.<br />
„Jetzt zählen die Ergebnisse in der<br />
Liga, da brauchen wir einen Dreier<br />
gegen Paderborn, um oben dranzubleiben“,<br />
fordert Martin Stranzl.<br />
D<br />
D<br />
Harnik 4<br />
Die 4<br />
D<br />
Schwaab 3<br />
D<br />
Klein 3<br />
CAROLINE SEIDEL<br />
3 Borussia<br />
Marco<br />
Reus<br />
Dortmund<br />
Leverkusen – Freiburg 1:0 (1:0)<br />
D<br />
Leno 2<br />
D<br />
Hilbert 3<br />
D<br />
Bellarabi 3<br />
D<br />
Klaus 4<br />
D<br />
Günter 4<br />
Tore: 1:0 Rolfes (33.).<br />
Auswechslungen: Leverkusen:<br />
Reinartz (64.) für Bender, Brandt (72.)<br />
für Bellarabi, Drmic (76.) für Calhanoglu.<br />
Freiburg: Guede 4 (44.) für Klaus,<br />
Höfler (72.) für Schuster, Schahin (80.)<br />
für Mehmedi.<br />
Schiedsrichter: Hartmann (Wangen).<br />
Zuschauer: 28 624.<br />
Bremen – Wolfsburg 17.30 Uhr<br />
D<br />
Wolf<br />
D D D D<br />
Gebre Selassie Lukimya Vestergaard Garcia<br />
D<br />
D<br />
Fritz<br />
D<br />
Kroos D Öztunali<br />
D<br />
Arnold<br />
D<br />
Schäfer<br />
D<br />
Toprak 3<br />
D<br />
Bender 4<br />
D<br />
di Santo<br />
Junuzovic<br />
D<br />
de Bruyne<br />
D<br />
Caligiuri<br />
D<br />
Selke<br />
D<br />
Dost<br />
D D<br />
Knoche Naldo<br />
D<br />
Benaglio<br />
Luiz Gustavo<br />
D<br />
Guilavogui<br />
Knapp 13 Jahre fungierte er als Geschäftsführer<br />
in Bremen, ehe er 2012<br />
nach Wolfsburg wechselte. Mit großem<br />
Respekt schaut Klaus Allofs auf<br />
seinen Ex-Klub, der sich nach einigen<br />
Problemen berappelt hat. „Es freut<br />
mich, dass in Bremen im Moment nicht<br />
über den Abstieg, sondern über andere<br />
Dinge geredet wird“, sagt Allofs.<br />
D<br />
Spahic 3<br />
D<br />
Rolfes 3<br />
D<br />
Calhanoglu 3<br />
D<br />
Kießling 4<br />
D<br />
Mehmedi 4<br />
D<br />
Darida 4<br />
D<br />
Höhn 4<br />
D<br />
Philipp 4<br />
D<br />
Schuster 4<br />
D<br />
Bürki 4<br />
D<br />
Krmas 3<br />
D<br />
Wendell 3<br />
D<br />
Son 3<br />
D<br />
Schmid 3<br />
D<br />
Riether 3<br />
Berlin – Augsburg 1:0 (0:0)<br />
D<br />
Kraft 3<br />
D D<br />
D Langkamp 3 Brooks 4 D<br />
Pekarik 3<br />
Plattenhardt 4<br />
D D<br />
Niemeyer 3 Lustenberger 3<br />
D<br />
Beerens 3<br />
D<br />
To. Werner 3<br />
D<br />
D<br />
Skjelbred 3<br />
D<br />
Kalou 3<br />
D<br />
Bobadilla 3<br />
D<br />
D<br />
N. Schulz 4<br />
Altintop 4 Höjbjerg 4 Caiuby 3<br />
D<br />
Baier 4<br />
Baba 3 D D Feulner 3<br />
Klavan 3 Callsen-Bracker 3<br />
D<br />
Hitz 3<br />
Tore: 1:0 Kalou (88.).<br />
Auswechslungen: Berlin: Njdeng 4<br />
(57.) für N. Schulz, Ben-Hatira (75.) für<br />
Pekarik, Hegeler (82.) für Skjelbred.<br />
Augsburg: Ji (83.) für Bobadilla.<br />
Schiedsrichter: Stieler (Hamburg).<br />
Zuschauer: 36 015.<br />
D<br />
D<br />
D<br />
D<br />
D<br />
Vierinha
<strong>**</strong><br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 <strong>**</strong><br />
SPORT<br />
25<br />
Meier schießt<br />
den HSV ab<br />
Die letzte Aktion ging zwar schief.<br />
Frankfurts Alexander Meier setzte<br />
einen Elfmeter gegen die Latte<br />
(90.). Doch sein Team gewann trotzdem<br />
mit 2:1 gegen den HSV - nicht<br />
zuletzt durch ihn. Die Fans feierten<br />
den Stürmer als „Fußball-Gott“.<br />
Meier spielte in die Karten, dass<br />
Schiedsrichter Meyer zuvor schon einen<br />
umstrittenen Strafstoß gegeben<br />
hatte, den er verwandelte (12.). Der<br />
HSV kam durch Nicolai Müller zum<br />
Ausgleich (45.), doch auch im zweiten<br />
Abschnitt gab Meier mit dem 2:1 früh<br />
den Takt vor (54.). Die Gäste liefen,<br />
geschwächt durch die Gelb-Rote Karte<br />
gegen Matthias Ostrzolek (64.),<br />
dem Rückstand hinterher. Aber<br />
Frankfurt gab sich keine Blöße mehr.<br />
Beim HSV war Rafael van der Vaart<br />
wieder Reservist, er wird wohl im<br />
Sommer gehen. Der US-Klub Kansas<br />
City hat großes Interesse an ihm. ws<br />
Maskenball: Nach seinem Tor zum 1:0 feiert Pierre-Emerick Aubameyang mit einer Batman-Maske. Und Kollege Marco Reus verkleidet sich als Robin<br />
Dortmund feiert Batman und Robin<br />
Die Borussia kehrt im Revierderby zu alter Spielfreude zurück. Aubameyang und Reus maskieren sich und begeistern die Fans<br />
In Köln gibt es den Karneval, in<br />
München das Oktoberfest. Im<br />
Ruhrpott langen zwei Tage im<br />
Jahr, an denen es kracht: die<br />
beiden Derbys zwischen Dortmund<br />
und Schalke. Zum 146.<br />
Mal trafen die Erzrivalen am<br />
Samstagnachmittag aufeinander. Doch<br />
selten dürfte ein Duell so einseitig gewesen<br />
sein. Dortmund beherrschte Schalke<br />
in allen Belangen. Und doch schien ein<br />
0:0 unvermeidlich. Bis Batman die Borussia<br />
erlöste und die Partie doch noch<br />
verdient 3:0 für Dortmund endete.<br />
VON OLIVER MÜLLER<br />
Kalou gibt Hertha<br />
neue Hoffnung<br />
Batman? Dafür müssen wir in die 78.<br />
Minute springen. Die Partie ist immer<br />
noch torlos, als Henrik Mkhitaryan den<br />
Ball in den Strafraum spielt, Aogo ihn zu<br />
Pierre-Emerick Aubameyang abfälscht<br />
und der zum 1:0 einschiebt. Doch was<br />
macht er dann? Er schnappt sich eine<br />
Tasche hinter dem Tor, verteilt eine Gesichtsmaske<br />
an Marco Reus und stülpt<br />
sich selbst ein Fledermaus-Kostüm über.<br />
Batman und Robin erlegen Schalke.<br />
„Wir waren neulich essen und haben<br />
uns das ausgedacht“, verriet Marco<br />
Reus, „wir wollten einfach wieder Spaß<br />
haben. Der ist in der Hinrunde ja etwas<br />
zu kurz gekommen.“ Aubameyang holt<br />
Reus seit dessen Führerscheinskandal<br />
regelmäßig zum Training ab: „Wir sind<br />
beide etwas verrückt“, strahlte er.<br />
Aus Dortmunder Sicht begann die<br />
Partie beinah mit einer schmetternden<br />
Ouvertüre. Kaum drei Minuten waren<br />
gespielt, als Aubameyang frei auf das<br />
Schalker Tor zustrebte. Doch das wird<br />
neuerdings gehütet von einem jungen<br />
Mann namens Timon Wellenreuther,<br />
den die Verletzungen seiner Torwart-<br />
Kollegen von der Nummer vier zur<br />
Nummer eins machte. Er wartete lange,<br />
zwang Aubameyang zum Abschluss und<br />
lenkte dann mit dem Knie den Ball über<br />
die Latte. Nicht immer sollten ihm solche<br />
Glanztaten gelingen.<br />
Es war dieser eine Moment, auf<br />
den sie bei Hertha BSC gewartet<br />
hatten. Der ein Spiel möglicherweise<br />
entscheiden kann. Und er<br />
kam, wenn auch erst zwei Minuten<br />
vor Schluss. Aber Salomon Kalou<br />
nutzte ihn: Nach Vorarbeit von Jens<br />
Hegeler traf der Stürmer von der Elfenbeinküste<br />
aus fünf Metern zum 1:0<br />
gegen den FC Augsburg. Das Tor des<br />
Afrika-Cup-Siegers entschied die Partie<br />
und bescherte den Berlinern Luft<br />
im Abstiegskampf.<br />
„Man muss bis zum Ende fokussiert<br />
sein. Der Sieg fühlt sich gut an<br />
und wird uns neues Selbstvertrauen<br />
geben“, sagte Torschütze Kalou. Kapitän<br />
Fabian Lustenberger warnte davor,<br />
nun in Freude zu verfallen. Auch<br />
wenn die Erleichterung groß sei. Mit<br />
Blick auf einen möglichen Punktgewinn<br />
in der bevorstehenden Partie<br />
beim Tabellenletzten VfB Stuttgart<br />
ergänzte er: „Das ist das berühmte<br />
‚Hätte, hätte, Fahrradkette‘. Wenn<br />
das immer funktionieren würde, würden<br />
wir nicht da unten stehen.“<br />
Bei Hertha wurde vor der Partie<br />
viel geredet. Denn nachdem es bei<br />
der Premiere von Pal Dardai, dem<br />
neuen Trainer, noch einen Sieg in<br />
Mainz gab, folgten wieder zwei Pleiten.<br />
Dardai stellte bei seiner Analyse<br />
für die Krise fest, dass es bei Hertha<br />
keine Hierarchie gibt. Deshalb installierte<br />
er einen neuen Mannschaftsrat<br />
mit acht Spielern. „Vom Mannschaftsrat<br />
erwarte ich einen ehrlichen<br />
Dialog mit dem Trainer und auch der<br />
ganzen Mannschaft. Auch in kritischen<br />
Situationen“, sagte der Coach.<br />
Gegen Augsburg wirkten die Berliner<br />
gefestigt, vor allem in der Defensive.<br />
Vorn lief dagegen nicht viel zusammen.<br />
In der 24. Minute kam Stürmer<br />
Kalou im Strafraum nach einer<br />
Flanke von Beerens zu spät. Kurz danach<br />
zögerte Lustenberger in guter<br />
Schussposition zu lange. Nach dem<br />
Seitenwechsel agierten die Gäste mutiger.<br />
Sie wirkten optisch zwar überlegen,<br />
waren aber gegen die gut verteidigenden<br />
Berliner wenig kreativ.<br />
Das Spiel der Hauptstädter war zwar<br />
nicht so ansehnlich. Doch am Ende<br />
sind es die Punkte und nicht die<br />
Spielanlage, die über Erfolg und<br />
Misserfolg entscheiden. Deshalb legten<br />
sie mehr Wert auf die Defensive<br />
und lauerten auf eine gute Chance.<br />
Und die kam in besagter 88. Minute.<br />
Es war das erste Heimtor nach 407<br />
Minuten. Dadurch verließ Hertha die<br />
Abstiegsränge.<br />
ws<br />
Ganz ohne Fan-Scharmützel ging es<br />
leider nicht ab. Nach zehn Minuten<br />
tauchten plötzlich Dutzende von Schalke-Schals<br />
am Zaun vor dem Dortmunder<br />
Fan-Block auf. Die BVB-Anhänger präsentierten<br />
ihr Diebesgut, das sie zuvor<br />
offenbar den gegnerischen Fans abgenommen<br />
hatten. Die anrückende Polizei<br />
wurde mit Bierduschen empfangen. Zum<br />
Glück beruhigte sich die Lage nach den<br />
Gockeleien schnell wieder.<br />
Die Fans hatten auch eigentlich keine<br />
Zeit für Reibereien. Denn ihre Gelb-<br />
Schwarzen legten den Turbo ein. Erst<br />
rutschte Wellenreuther aus bei einem<br />
Ausflug aus seinem Tor und ermöglichte<br />
Aubameyang eine formidable Chance<br />
zum Lupfen, die dieser jedoch ungenutzt<br />
ließ (12.). Dann schoss Marco Reus volley<br />
aus spitzem Winkel vorbei (15.). Und<br />
auch Shinji Kagawa brachte den Ball aus<br />
bester Position nicht im Tor unter (16.).<br />
Diese Chancen waren gut und trotzdem<br />
nichts gegen das, was Aubameyang<br />
nach 26 Minuten vor sich hatte. Nämlich<br />
VON CHRISTIAN OTTO<br />
Vielleicht war es Galgenhumor, auf<br />
jeden Fall aber ein Kalauer nach<br />
dem anderen, den sich Stuttgarts<br />
Trainer Huub Stevens nach dem 1:1 (0:0)<br />
in Hannover leistete. Es war das siebte<br />
Spiel der Schwaben nacheinander ohne<br />
Sieg, der VfB ist die schlechteste Rückrundenmannschaft<br />
der Liga, Tabellenletzter<br />
sowieso. Und was sagte Stevens, als es<br />
um die akut aufgekommene Trainerdiskussion<br />
ging? „Die letzten vier Monate<br />
schaffe ich auch noch.“ Oder aber: „Welche<br />
Trainerdiskussion? Ich lese keine Zeitungen.“<br />
Dass der Abstand auf den Relegationsrang<br />
nicht kleiner geworden ist?<br />
„Ich habe keine Brille auf“, antwortete<br />
Stevens, schnappte sich eine Brille von einem<br />
Journalisten und befand wohlgelaunt,<br />
dass alles nicht so schlimm sei.<br />
Es hatte was von Slapstick, wie sich die<br />
Stuttgarter Verantwortlichen in Hannover<br />
gaben. Vorstand Robin Dutt etwa vermied<br />
jegliches Bekenntnis zum Trainer,<br />
wich mit merkwürdigen Statements aus.<br />
Dazu sage er prinzipiell nichts, sagte er<br />
etwa. Und dass er ein gutes Auswärtsspiel<br />
seiner Mannschaft gesehen habe. Den<br />
Punkt müsse man nun im kommenden<br />
Heimspiel „gegen Hertha veredeln“.<br />
ein fast leeres Tor. Nur noch Abwehrmann<br />
Matija Nastasic stand zwischen<br />
ihm und dem Erfolg – und der wurde<br />
vom BVB-Stürmer prompt angeschossen.<br />
Ein Schicksal, das er sich mit der<br />
Latte teilte. Denn die wackelte in der 34.<br />
Minute, als Reus wuchtig abgezogen hatte,<br />
Schalkes Neustädter den Kopf hinhielt<br />
und dem Ball so den entscheidenden<br />
Auftrieb verlieh. Es war pure Verschwendung,<br />
was die Dortmunder betrieben,<br />
brotlose Kunst bei gnadenloser<br />
Überlegenheit. Und die setzten Klopps<br />
Spieler auch in der zweiten Halbzeit zunächst<br />
fort. Erst fand Reus fand seinen<br />
Meister in Wellenreuther (56.), dann<br />
Henrik Mkhitaryan (64.) – übrigens der<br />
25. Torschuss der Borussen in diesem<br />
Spiel. Die Schalker Maurer nahmen am<br />
Spiel nur passiv teil. Bis sie von „Batman“<br />
Aubameyang und „Robin“ Reus dafür<br />
bestraft wurden.<br />
Nach dem 1:0 brach das verdiente<br />
Elend über die Königsblauen herein. Eine<br />
Minute später erhöhte Mkhitaryan<br />
In Hannover entwickelte sich ein Spiel,<br />
in dem recht schnell klar wurde, dass das<br />
Geschehen wenig mit Fußballrafinesse<br />
gemein haben würde. Es war eine Partie<br />
auf äußerst mäßigem Niveau. Auch der<br />
Gastgeber wartet weiter auf den ersten<br />
Erfolg in der Rückrunde. Lediglich als<br />
„Ergebniskrise“ hatten die Verantwortlichen<br />
die vergangenen Wochen moderiert.<br />
Das Remis, sagte Trainer Tayfun Korkut<br />
nun, „ist mit Sicherheit zu wenig“.<br />
Vor allem in Anbetracht des folgenden<br />
Programms: Am kommenden Wochenende<br />
geht es gegen die Bayern, danach gegen<br />
Gladbach und Dortmund. Trotz Platz<br />
Witzbold-Modus: Stevens erklärt mit<br />
verrutschter Brille das VfB-Dilemma<br />
PICTURE ALLIANCE / GES-SPORTFOTO<br />
nach Vorarbeit durch Gündogan auf<br />
2:0. Und dann brachte sich auch noch<br />
Torwart Wellenreuther um sein Lob.<br />
Kurz vor dem Ende setzte er im eigenen<br />
Strafraum zum Dribbling gegen<br />
Reus an. Keine gute Idee: Der Dortmunder<br />
spitzelte ihm den Ball weg, der<br />
direkt ins Tor kullerte (86.). So wurde<br />
aus dem Festival der vergebenen<br />
Chancen noch ein Ergebnis, das den<br />
Spielverlauf adäquat widerspiegelte.<br />
„Ein perfekter Nachmittag für uns mit<br />
einem tollen Spiel meiner Mannschaft<br />
von der ersten bis zur letzten Minute“,<br />
lobte BVB-Trainer Jürgen Klopp.<br />
Schalke hingegen muss sich dringend<br />
hinterfragen, ob ein solch destruktives<br />
Spiel eines Klubs würdig ist,<br />
der in die Champions League möchte.<br />
„Zehn Minuten haben wir gute Ansätze<br />
gezeigt, danach konnten wir das Spiel<br />
nicht mehr unter Kontrolle bringen“,<br />
kommentierte Coach Roberto Di Matteo.<br />
Ein Satz, so ungelenk wie das Spiel<br />
seiner Mannschaft.<br />
Stevens seltsamer Galgenhumor<br />
Stuttgart gelingt auch in Hannover trotz Führung kein Befreiungsschlag<br />
elf kann man wohl jetzt schon sagen: willkommen<br />
im Abstiegskampf.<br />
Wie verunsichert sowohl Hannover als<br />
auch Stuttgart waren, zeigte sich vor allem<br />
in der ersten Hälfte, die sich schnell<br />
abhandeln lässt: Zwei eklatante Fehler<br />
von Stuttgarts Innenverteidiger Georg<br />
Niedermeier eröffneten Hannover die<br />
einzigen beiden Möglichkeiten, die Joselu<br />
vergab. Weil auf der Gegenseite auch Kapitän<br />
Christian Gentner und Timo Werner<br />
fahrlässig mit ihren beiden Chancen<br />
umgingen, blieb es bei einem 0:0.<br />
Erst nach der Pause versuchten es beide<br />
Teams mit mehr Tempo und kamen so<br />
auch zu Toren. In der 52. Minute war es<br />
Gentner, der sich gegen die zaudernde<br />
Hannoveraner Defensive durchsetzte und<br />
zum 1:0 der Stuttgarter traf. Lange hielt<br />
die VfB-Führung allerdings nicht. Hannovers<br />
Kapitän Lars Stindl markierte in der<br />
70. Minute den verdienten Ausgleich.<br />
Es war bezeichnend für die Partie, dass<br />
der größte Aufreger nichts mit Torraumszenen<br />
zu tun hatte: In der 89. Minute<br />
kam es nach einem Handspiel von Stindl<br />
zur Rudelbildung - mit Folgen auf beiden<br />
Seiten. Stindl erhielt die Gelb-Rote Karte,<br />
bei Stuttgarts Martin Harnik wollte Referee<br />
Wolfgang Stark gar eine Tätlichkeit<br />
gesehen habe und zeigte Rot - sehr zum<br />
Unmut von Dutt: „Das war zu hart.“<br />
BONGARTS/GETTY IMAGES/LARS BARON<br />
Bayern jagt<br />
Torrekord<br />
Beinahe wäre es zu einer brutalen<br />
Attacke gekommen. „Ich<br />
war froh, dass er nicht im Abseits<br />
war. Sonst hätte ich ihn gekillt“,<br />
sagte Arjen Robben lachend zum letzten<br />
Tor des FC Bayern beim 4:1 (2:1)<br />
gegen den 1. FC Köln von Robert Lewandowski.<br />
Der Stürmer hatte den<br />
Lupfer des Niederländers vor der<br />
Torlinie noch berührt.<br />
Der Witz passte zur Festtagsstimmung<br />
am Freitagabend: 115 Jahre alt<br />
war der Rekordmeister geworden.<br />
Robben hatte zudem mit dem 3:1 sein<br />
17. Saisontor erzielt, Schweinsteiger<br />
und Ribery sowie Ujah für Köln die<br />
restlichen Treffer. Durch die anhaltende<br />
Gier auf Tore kann Bayern in<br />
dieser Saison sogar einen mehr als 40<br />
Jahre alten Rekord knacken: 1971/72<br />
kamen die Münchner auf 101 Treffer.<br />
Ihnen bleiben nun noch elf Spiele,<br />
um die fehlenden 39 zu erzielen. jwo<br />
Rolfes erlöst<br />
Leverkusen<br />
Die Woche darf aus Sicht von<br />
Bayer Leverkusen als gelungen<br />
abgehakt werden. Erst ein Sieg<br />
im Achtelfinale der Champions League,<br />
dann auch noch ein 1:0 gegen den<br />
SC Freiburg – Kür und Pflicht erfüllt.<br />
Die Breisgauer gingen arg ersatzgeschwächt<br />
in die Partie, insbesondere<br />
an Abwehrspielern mangelte es ihnen.<br />
Die Leverkusener dagegen starteten<br />
selbstbewusst, gestärkt durch den respektablen<br />
Auftritt gegen Atletico Madrid<br />
(1:0) am Mittwoch.<br />
Weil sie aber nur das Nötigste taten,<br />
war es in der ersten Hälfte ein<br />
zerfahrenes Spiel. Einziger Höhepunkt:<br />
das Tor von Simon Rolfes (33.).<br />
Doch Bayer behielt bis zum Schluss<br />
die Kontrolle, da die Freiburger das<br />
Risiko scheuten. Die kleine Krise der<br />
Werkself konnte dadurch überwunden<br />
werden, es war erst der zweite Sieg in<br />
diesem Jahr.<br />
ws<br />
Hoffenheim<br />
im Glück<br />
Fünfmal hatten es die Hoffenheimer<br />
in den vergangenen<br />
Jahren vergeblich versucht.<br />
Das 2:0 (0:0) bedeutete den ersten<br />
Heimsieg gegen Mainz 05, angesichts<br />
der deutlichen Vorteile der Rheinhessen<br />
in der ersten Halbzeit ein<br />
schmeichelhafter Erfolg.<br />
Im zweiten Spiel von Trainer Martin<br />
Schmidt überzeugte Mainz erneut<br />
spielerisch wie kämpferisch, konnte<br />
die Dominanz aber nicht nutzen und<br />
wurde bestraft. Kevin Volland versetzte<br />
die Mainzer nach uneigennützigem<br />
Zuspiel von Roberto Firmino<br />
unter Schock (55.), ein Kopfball von<br />
Eugen Polanski brachte die Entscheidung<br />
(76.).<br />
Schmidt sagte: „Wir sind mit viel<br />
Mut ins Spiel gegangen. Wir hätten in<br />
Führung gehen müssen, das hätte uns<br />
den Tag einfacher gemacht. Die gute<br />
Leistung können wir mitnehmen.“ ws
26 SPORT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
„Die Frage ist:<br />
Will Tuchel<br />
zu uns?“<br />
Hoch hinaus:<br />
Sportdirektor<br />
Ralf Rangnick hat<br />
mit RB Leipzig<br />
Großes vor<br />
Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick möchte den<br />
Trainer nach Leipzig holen und gibt die Ziele vor:<br />
Aufstieg 2016, Deutsche Meisterschaft 2023<br />
Ralf Rangnick bestellt<br />
Tee, das Vibrieren des<br />
Handys ignoriert er.<br />
Der rastlose Sportdirektor<br />
von RB Leipzig<br />
und Red Bull Salzburg<br />
wirkt ausgeglichen. Er<br />
spricht gern und ausgiebig über Ernährung,<br />
doziert über Menschenführung, Insulinwerte<br />
und sein Studium in England.<br />
Neben neuen Köchen für das Nachwuchsleistungszentrum<br />
in Leipzig muss<br />
er nach der Trennung von Alexander<br />
Zorniger nun vor allem einen Trainer<br />
finden, der den von Red Bull geführten<br />
Zweitligaklub zum erfolgreichen Bundesligaverein<br />
macht.<br />
VON LUTZ WÖCKENER<br />
WELT AM SONNTAG: Herr Rangnick,<br />
wann haben Sie das letzte Mal<br />
mit Thomas Tuchel gesprochen?<br />
RALF RANGNICK: Dass wir immer mal<br />
wieder während seines Sabbaticals telefoniert<br />
haben, ist doch völlig klar. Wir kennen<br />
uns gut und schätzen uns gegenseitig.<br />
Er war mein Spieler in Ulm, ich habe<br />
ihn als Nachwuchstrainer zum VfB Stuttgart<br />
geholt. Ich wollte ihn 2009, da war er<br />
U-19-Trainer in Mainz, auch für die U23<br />
in Hoffenheim haben, aber da hat Christian<br />
Heidel ihn nicht freigegeben.<br />
Über den Trainerjob in Leipzig ...<br />
... habe ich mit ihm nie gesprochen. Thomas<br />
Tuchel wird im Sommer bei vielen<br />
Vereinen, manche wissen es jetzt vielleicht<br />
noch gar nicht, sehr weit oben auf<br />
der Liste stehen.<br />
Auch in Leipzig?<br />
Natürlich erfüllt Thomas unser Anforderungsprofil.<br />
Aber das erfüllt er eben auch<br />
bei anderen Klubs. Wir befinden uns wie<br />
bei den Spielern auch in einer freien<br />
Marktwirtschaft. Die Frage wird sein:<br />
Will er das bei uns überhaupt machen?<br />
Wäre er Ihr Wunschkandidat?<br />
Er ist auf jeden Fall einer von denen, mit<br />
denen wir uns beschäftigen. Trotzdem:<br />
Wir können nicht davon ausgehen, dass<br />
wir ihn bekommen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass wir nächstes Jahr Zweite Liga<br />
spielen, ist definitiv höher, als dass wir<br />
Bundesliga spielen.<br />
Noch mal die Frage: Wann haben Sie<br />
letztmals miteinander gesprochen?<br />
Dass es mal einen telefonischen Kontakt<br />
gab, seit Alexander Zorniger nicht mehr<br />
Trainer ist, ist doch logisch.<br />
Weshalb haben Sie sich eigentlich<br />
von Zorniger, der immerhin den direkten<br />
Durchmarsch von der Regionalliga<br />
schaffte, getrennt?<br />
Aus verschiedenen Gründen. Letztlich<br />
war das 0:2 gegen Aue der Punkt, an<br />
dem wir gesagt haben: Wir wollen den<br />
Weg ab Sommer mit einem anderen<br />
Trainer weitergehen. Auch den Weg,<br />
der uns dann irgendwann weiterführen<br />
soll. Es ist vollkommen klar, dass wenn<br />
du bei Red Bull einen Vertrag unterschreibst,<br />
du dem schnellen, aber auch<br />
nachhaltigen Erfolg verpflichtet bist.<br />
Für viele im Verein war es unverständlich,<br />
dass Alex im November öffentlich<br />
sagte, ein Nichtaufstieg sei für RB<br />
Leipzig besser, weil das Umfeld noch<br />
nicht so weit ist.<br />
Hat er angesichts der rasanten sportlichen<br />
Entwicklung nicht recht?<br />
Als wir 2008 mit Hoffenheim in die Bundesliga<br />
aufstiegen, waren wir sehr weit<br />
von den Bedingungen in Leipzig entfernt,<br />
das sind mindestens zwei Klassen<br />
Unterschied. In Leipzig ist das Umfeld<br />
erstligareif. Schon seit Saisonbeginn.<br />
Dass es immer Verbesserungsmöglichkeiten<br />
gibt, ist klar. Wir sind gerade dabei,<br />
Köche für unser Nachwuchsleistungszentrum<br />
zu scouten. In den letzten<br />
Monaten haben wir weiteres Personal<br />
gesucht: Ärzte, Physiotherapeuten, Projektleiter,<br />
Assistenten.<br />
Scouten Sie selbst?<br />
Ich bin bei allen Gesprächen dabei.<br />
Auch, wenn ein Koch gesucht wird?<br />
Na klar.<br />
Klar ist das nicht.<br />
Für mich schon. Es gibt viele Facetten,<br />
in denen du dir Wettbewerbsvorteile,<br />
und sei es nur ein Prozent, verschaffen<br />
kannst. Wenn wir das mit unseren Mitteln<br />
und Möglichkeiten nicht können,<br />
wer dann? Deshalb habe ich Alex da auch<br />
nicht verstanden. Wir waren zwei, drei<br />
Punkte hinter den Aufstiegsplätzen, und<br />
wenn ein Verein das Umfeld hat, um aufzusteigen,<br />
dann sind das wir. Es müssen<br />
jetzt Schritte kommen, um eine Mannschaft<br />
zu entwickeln, die dann tatsächlich<br />
aufsteigen kann.<br />
Ist der Aufstieg 2016 Pflicht?<br />
Er ist dann auf jeden Fall das erklärte<br />
Ziel. Dietrich Mateschitz hat gesagt, er<br />
möchte nicht erst 80 sein, wenn RB<br />
Leipzig Deutscher Meister wird. Das ist<br />
natürlich sehr anspruchsvoll. Aber es ist<br />
eben auch nicht völlig unmöglich. Er<br />
wird dieses Jahr 71, also haben wir noch<br />
acht Jahre Zeit (lacht). Da dürfen wir unterwegs<br />
nicht viele Fehler machen.<br />
Welche Konsequenz hätte ein Scheitern<br />
im kommenden Jahr?<br />
Ach, dann hätte ich ja niemals vor zweieinhalb<br />
Jahren anfangen dürfen. Wenn<br />
Lotte das Rückspiel um den Drittliga-<br />
Aufstieg gewonnen hätte, würden wir<br />
hier wahrscheinlich gar nicht sitzen.<br />
Mit Kampl, Kimmich oder Mane<br />
mussten Sie zuletzt Spieler abgeben,<br />
die Sie gern behalten hätten. Droht<br />
mit Yussuf Poulsen der nächste?<br />
Yussuf hat keine Ausstiegsklausel. Bei<br />
ihm werden wir versuchen, den Vertrag<br />
vorzeitig zu verlängern. Wenn der Spieler<br />
sich schneller entwickelt als der Verein<br />
und die Möglichkeit hat, in eine der<br />
großen Ligen zu wechseln, dann ist es<br />
Teil unserer nicht schriftlich fixierten,<br />
aber mündlich getroffenen Vereinbarung,<br />
ihm diesen Schritt zu ermöglichen.<br />
Aber in dem Moment, wo Leipzig Erstligist<br />
ist, haben wir völlig andere Voraussetzungen.<br />
Unsere Ziele sind hoch. Wir<br />
wollen uns dann ja nicht drei Jahre lang<br />
etablieren und ehrfürchtig schauen, was<br />
so passiert. Wir wollen eine schnelle,<br />
aber auch nachhaltige Entwicklung. Und<br />
dann ist es am Ende auch eine Frage der<br />
finanziellen Voraussetzungen. Wolfsburg<br />
zeigt das ja: Die haben Luiz Gustavo von<br />
den Bayern geholt, einen Kevin de Bruyne,<br />
den halb Europa gejagt hat. Und einen<br />
André Schürrle für 32 Millionen Euro.<br />
Wenn wir in der Ersten Liga sind,<br />
könnten wir das auch – wenn wir das<br />
wollten. Unser Beuteschema aber ist ein<br />
Schürrle, als er noch in Mainz war. Oder<br />
ein Marco Reus, bevor er zu Mönchengladbach<br />
gewechselt ist. Da wollen und<br />
müssen wir mit im Rennen sein. Einen<br />
Schürrle für 32 Millionen Euro oder einen<br />
Gareth Bale für 100 Millionen Euro<br />
zu holen – dafür bedarf es keiner Scoutingabteilung.<br />
Das ist nicht unser Weg.<br />
Mittwoch treffen Sie im DFB-Pokal<br />
auf die Wolfsburger. Deren Transferbilanz<br />
weist für die vergangenen fünf<br />
Jahre 110 Millionen Euro minus aus.<br />
Dennoch gilt RB als Speerspitze des<br />
kommerzialisierten Fußballs. Fühlen<br />
Sie sich ungerecht behandelt?<br />
Wir haben einen Transferüberschuss<br />
von 20 bis 25 Millionen Euro erwirtschaftet,<br />
seit ich hier bin. Die Kritik liegt<br />
darin begründet, dass wir neu sind. Nur<br />
so viel: Bei uns wird das Spiel ausverkauft<br />
sein, in Wolfsburg wäre das wahrscheinlich<br />
nicht der Fall. Wir sind ein<br />
Fußballstandort. Das Beispiel Wolfsburg<br />
zeigt aber auch einmal mehr, dass die<br />
Klubs erfolgreich sind, die die drei Ks<br />
besitzen: Kompetenz, Konzepte und Kapital.<br />
Kapital ist hilfreich, genügt aber<br />
nicht. Das zeigt beispielsweise das Gehaltsniveau<br />
bei Klubs wie Stuttgart,<br />
Hamburg und Hertha. Das ist sicherlich<br />
höher als in Mainz oder Augsburg.<br />
Dennoch: Sind Investoren und Firmenklubs<br />
die Zukunft des Fußballs?<br />
Wenn ich unseren Sport mal von oben<br />
betrachte und auf Europa schaue, lande<br />
ich schnell in England. Ich kann immer<br />
RALF<br />
RANGNICK<br />
LEHRER, TRAINER,<br />
KLUB-AUFRÜSTER<br />
Der am 29. Juni 1958 in Backnang,<br />
nahe Stuttgart, geborene Fußball-<br />
Funktionär, ist eigentlich Sport- und<br />
Englischlehrer. Schon während des<br />
Studiums arbeitete er als Coach,<br />
erwarb mit 22 Jahren die Trainer-A-<br />
Lizenz. Mit 41 übernahm Rangnick<br />
seinen ersten Bundesliga-Klub. Nach<br />
Stationen in Stuttgart, Hannover, bei<br />
Schalke und in Hoffenheim erlitt er<br />
2011 einen Burn-out. Seit 2012 lenkt<br />
er als Sportdirektor die Fußball-<br />
Projekte von Red Bull. Das Ziel: RB<br />
Leipzig in die Bundesliga führen.<br />
noch nicht glauben, was da passiert ist.<br />
Dort bekommt jetzt schon ein Aufsteiger<br />
in die Premier League das Doppelte an<br />
Fernsehgeldern wie der FC Bayern München:<br />
garantierte 70 Millionen Euro.<br />
Durch den neuen Fernsehvertrag ab 2016<br />
gibt es noch einmal 70 Prozent mehr.<br />
Wir müssen im internationalen Vergleich<br />
mit weniger Mitteln schauen, wie<br />
wir klarkommen. Wir sollten daher über<br />
die Rechteverwertung reden, die „Sportschau“<br />
und das „Aktuelle Sportstudio“.<br />
Wissen Sie, was das ist? (beginnt eine<br />
Melodie zu singen)<br />
Nein, da muss ich passen.<br />
Die Erkennungsmusik vom Match Of<br />
The Day, BBC. Das gibt es heute immer<br />
noch, es läuft aber in der Aufzeichnung<br />
zu nachtschlafender Zeit. Früher durfte<br />
sich die BBC das Topspiel der Premier<br />
League aussuchen, heute entscheidet<br />
Sky, welches Spiel läuft. Die Frage ist:<br />
Warum zahlt Sky der Liga so viel?<br />
Weil Sky in England verglichen mit<br />
Deutschland ein Vielfaches an Abos<br />
verkauft?<br />
Wenn du in England keinen Sky-Decoder<br />
hast, bekommst du nicht mit, was im<br />
Fußball passiert. Hier in Deutschland ist<br />
die „Sportschau“ nach wie vor immer<br />
noch eine Heilige Kuh.<br />
Und Sie wollen die gern schlachten?<br />
Nein. Aber wenn wir den Anschluss finanziell<br />
nicht verpassen wollen, dann<br />
müssen wir uns mit dem Thema auseinandersetzen.<br />
Ob wir das gut oder<br />
schlecht finden, ist eine andere Frage.<br />
Wir werden das Rad der Entwicklung<br />
aber nicht dadurch aufhalten, dass wir<br />
einfach so tun, als gäbe es das nicht.<br />
Derzeit gibt es in England wenige Leute<br />
und Klubs, die zumindest mal zwei der<br />
drei beschriebenen Ks vereinen. Wir<br />
sollten jedenfalls nicht krampfhaft an allem<br />
festhalten, sondern müssen flexibler<br />
werden.<br />
Auch bezüglich der Öffnung für Investoren?<br />
Diese Entwicklung wird meiner Meinung<br />
nach nicht aufzuhalten sein. Grundsätzlich<br />
ist es doch erstrebenswert, wenn du<br />
als Unternehmen möglichst viel Umsatz<br />
generierst. Und wenn ein Fernsehsender,<br />
ein Investor oder Sponsor bereit ist, so<br />
viel Geld dafür zu bezahlen, dann musst<br />
du doch sagen: „Ja klar, her damit.“ Die<br />
Frage ist nur, was du damit machst. Das<br />
ist das Entscheidende.<br />
ACTION PRESS/ROSICKA,RICHARD<br />
Glücksgefühle auf der ewigen Baustelle<br />
Es gibt Momente, da offenbart sogar<br />
das harte Fußballgeschäft einen<br />
weichen Kern. Das passiert<br />
selten in Zeiten, in denen es zumeist ja<br />
bloß noch darum geht, wie sich aus viel<br />
Geld noch mehr Geld machen lässt. Aber<br />
es passiert. Wie neulich am Niederrhein,<br />
nahe der niederländischen Grenze.<br />
VON PHILIP SAGIOGLOU<br />
Da verlängerte Borussia Mönchengladbach<br />
den Vertrag mit Granit Xhaka,<br />
22, einem Mittelfeldspieler mit großartiger<br />
Perspektive. Und als genügte die Unterschrift<br />
nicht als Zeichen der Zuneigung,<br />
folgten warme Worte: „Ich fühle<br />
mich superwohl, es gibt derzeit keinen<br />
besseren Verein für mich“, sagte Xhaka<br />
und erklärte noch, er möchte eines Tages<br />
sogar Titel mit der Borussia gewinnen.<br />
Keine Woche später verpflichten<br />
die Gladbacher auch Thorgan Hazard, 21,<br />
hochbegabt und bislang ausgeliehen vom<br />
FC Chelsea. Ein Supertalent, das sich gegen<br />
eine Zukunft beim Londoner Topklub<br />
entschied und dies mit romantischer<br />
Diktion versüßte: „Borussia ist der<br />
Klub, der perfekt zu mir passt. Eine gute<br />
Trotz des<br />
Dämpfers in der<br />
Europa League<br />
blickt Borussia<br />
Mönchengladbach<br />
optimistisch in die<br />
Zukunft. Neue<br />
Verträge für die<br />
Toptalente<br />
Mannschaft, ein guter Trainer, das ist für<br />
mich ein guter Platz, um mich weiterzuentwickeln.“<br />
Mönchengladbach, das<br />
Zentrum der Harmonie. Nicht einmal<br />
das unglückliche Aus in der Europa League<br />
gegen Sevilla vermag den Optimismus<br />
beim aufstrebenden Tabellendritten<br />
der Bundesliga zu dämpfen, zumal heute<br />
Nachmittag mit Aufsteiger Paderborn<br />
nicht gerade ein Angstgegner anrückt.<br />
Innerhalb weniger Tage hat die Borussia<br />
schließlich mit Xhaka und Hazard das<br />
Fundament gegossen, mit dem der Klub<br />
seine aussichtsreiche Zukunft zementieren<br />
möchte. Dass sich außerordentlich<br />
talentierte, junge Spieler für<br />
Gladbach entscheiden und dies offenkundig<br />
nicht nur aus finanziellen Motiven<br />
– das sorgt für neue Glücksgefühle<br />
im Verein, der vor vier Jahren noch vor<br />
dem Absturz in die Zweitklassigkeit<br />
stand und der nur über die Relegation<br />
die Bundesliga erhalten konnte.<br />
Dass die Borussia über die notwendige<br />
Kompetenz und Liquidität verfügt,<br />
Deals wie diese abzuwickeln, ist zu einem<br />
großen Teil dem Sportdirektor Max<br />
Eberl zu verdanken. Dank dessen weitsichtiger<br />
Organisation ist die Borussia<br />
von einem Abstiegskandidaten zu einem<br />
Champions-League-Aspiranten aufgestiegen.<br />
Längst zählt Eberl nach seinen<br />
Managementerfolgen zur gehobenen<br />
Klasse im Kreis der deutschen Strippenzieher.<br />
Entscheidungen wie die von Hazard<br />
und Xhaka sind für den 41-Jährigen<br />
„eine Bestätigung für die erfolgreiche<br />
Entwicklung, die wir<br />
„Wenn andere<br />
schwächeln,<br />
wollen wir<br />
da sein“<br />
genommen haben und<br />
die wir auch fortsetzen<br />
werden“.<br />
Der ehemalige Profi<br />
hat es bei allem Fortschritt<br />
in Mönchengladbach<br />
dennoch mit<br />
einer ewigen Baustelle<br />
zu tun. In den zurückliegenden<br />
Jahren<br />
musste die Borussia<br />
so manchen Umbruch<br />
stemmen. 2012 verließen<br />
die Leistungsträger Marco Reus,<br />
Dante und Roman Neustädter den Verein.<br />
Im vergangenen Sommer wechselte<br />
Torwart Marc-André ter Stegen zum FC<br />
Barcelona. „Dass wir nicht in der günstigen<br />
Situation sind, alle Spieler zu behalten<br />
und noch mal drei draufzusatteln, ist<br />
Max Eberl, Manager<br />
Borussia Mönchengladbach<br />
bekannt“, sagt Eberl. „Die Romantik,<br />
dass alle bei uns bleiben, gibt’s nicht.“<br />
Wohl wahr, schließlich wird sich in<br />
wenigen Monaten auch der noch ausgeliehene<br />
Weltmeister Christoph Kramer<br />
verabschieden und zu Leverkusen zurückkehren.<br />
„Für uns ist es ein gesunder<br />
Prozess, dass wir Spieler optimal entwickeln,<br />
bis sie so gut<br />
sind, dass sie eventuell<br />
zu Topklubs wechseln“,<br />
erklärt Eberl.<br />
„Dann müssen wir<br />
eben Geld generieren,<br />
um als Verein den<br />
nächsten Schritt zu gehen.“<br />
Ob Eberl von der<br />
Champions League<br />
spricht? „Das wäre<br />
noch einmal ein sehr<br />
großer Schritt für<br />
uns“, sagt er, aber: „Jetzt davon zu träumen,<br />
bringt nichts. Wenn andere schwächeln,<br />
dann wollen, müssen und können<br />
wir da sein.“ Dass die Borussia trotz der<br />
vielen Abgänge namhafter Spieler noch<br />
immer oben steht, ist auch Eberls Geschick<br />
zu verdanken. Neben Xhaka, Hazard<br />
und Kramer hat er seit 2012 unter<br />
anderem Yann Sommer, André Hahn<br />
und Max Kruse geholt, die echte Verstärkungen<br />
und Stammkräfte wurden.<br />
Auch am Borussia-Park wissen alle,<br />
dass der Weg auf dem dritten oder vierten<br />
Tabellenplatz enden könnte. Daran<br />
hat sich auch nach dem Aus in der Europa<br />
League nichts geändert - im Gegenteil:<br />
Jetzt will sich Gladbach auf die Liga<br />
konzentrieren. Ohnehin sind sie der Favorit<br />
im Schneckenrennen um die Europapokal-Plätze,<br />
das sich hinter den Bayern<br />
und Wolfsburg abspielt.<br />
Die Teilnahme an der Champions League<br />
– und damit Zusatz-Einnahmen in<br />
zweistelliger Millionenhöhe –, würde eine<br />
exzellente Basis für Verhandlungen<br />
bieten, zum Beispiel mit Stürmer Max<br />
Kruse, dessen Vertrag angeblich eine<br />
Ausstiegsklausel beinhaltet und an dem<br />
Schalke und Dortmund interessiert sein<br />
sollen. „Er hat erklärt, dass an den Gerüchten<br />
nichts dran ist“, sagt Eberl dazu.<br />
Und sollte es tatsächlich einen Klub geben,<br />
der einen Spieler aus Gladbach abwerben<br />
möchte, dann müsse, wie Eberl<br />
betont, „mittlerweile schon ein großer<br />
Verein mit guten Argumenten kommen“.
*<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />
SPORT<br />
27<br />
Röhrendes Kraftpaket<br />
Was die Masse<br />
sagt, das kümmert<br />
Candace<br />
Puopolo herzlich<br />
wenig.<br />
Die Amerikanerin<br />
lässt<br />
sich nichts diktieren, unterwirft sich keiner<br />
gesellschaftlichen Norm, auch wenn<br />
sie der eine oder andere Zeitgenosse bisweilen<br />
schräg von der Seite mustert.<br />
Candace Puopolo ist 34 Jahre alt, 158<br />
Zentimeter klein und im Gegensatz zu<br />
früheren Zeiten kein zartes<br />
Persönchen mehr – denn<br />
sie hat sich viele harte<br />
Muskeln antrainiert.<br />
Sechzig nahezu fettfreie<br />
Kilogramm bringt sie mittlerweile<br />
auf die Waage, jeder<br />
ihrer muskulösen Arme<br />
und sogar ihr Dekolleté ist<br />
zugepflastert mit Tattoos,<br />
die langen Haare rot gefärbt,<br />
ihr Lachen klingt rau<br />
und herzlich. Ein Energiebündel,<br />
der Gegenentwurf<br />
zu einem Püppchen. „Ich<br />
hätte früher gegen mich<br />
selbst rebelliert, hätte ich<br />
gekonnt“, sagt sie und lächelt.<br />
VON MELANIE HAACK<br />
Candace Puopolo ist eine<br />
erstaunliche Frau. Eine,<br />
die gleich zwei Männerdomänen<br />
durchbricht: Als gefeierte<br />
Frontfrau der Hardcore-Band<br />
Walls Of Jericho<br />
ist sie in dieser Szene am<br />
Mikro fast allein unter<br />
Männern. Außerdem<br />
stemmt sie Gewichte, die<br />
ihr niemand zutrauen würde<br />
– Puopolo ist eine leidenschaftliche<br />
und erfolgreiche<br />
Powerlifterin, einer<br />
Dreikampf-Disziplin aus<br />
Kniebeugen, Bankdrücken<br />
und Kreuzheben.<br />
„Ich wollte nie schwach<br />
sein – weder physisch noch<br />
psychisch“, sagt die Mutter<br />
einer dreieinhalbjährigen<br />
Tochter. Das alles hat einen<br />
ernsten Hintergrund und<br />
ein hehres Ziel als Antrieb.<br />
„Ich möchte dabei helfen,<br />
etwas zu bewegen, die Dinge<br />
zum Guten verändern.“<br />
Auf einmal blickt sie sehr<br />
ernst.<br />
Im Kampf gegen Vorurteile<br />
und Konventionen ist<br />
Puopolo mehr als konsequent.<br />
„Mein Mann und ich haben uns<br />
vor ein paar Jahren entschlossen, einen<br />
weiteren Traum zu verfolgen, deshalb<br />
zogen wir von Boston nach Ohio“, erklärt<br />
sie. Der Grund ist sportlicher Natur:<br />
Das Paar wollte in Ohio von den<br />
Candace Puopolo<br />
ist Sängerin einer<br />
Hardcore-Band und<br />
die beste Powerlifterin<br />
Amerikas. 200 Kilo<br />
kann sie stemmen. Jetzt<br />
will sie den Weltrekord<br />
Starke Frau: Hardcore-Röhre Puopolo hält mit<br />
200 Kilogramm den US-Rekord im Kreuzheben<br />
besten Powerliftern lernen und sich ihrem<br />
Sport voll und ganz verschreiben.<br />
Inzwischen trainiert die Sängerin sechsmal<br />
pro Woche, selbst während einer<br />
Tournee mit ihrer Band nimmt sie sich<br />
die Zeit fürs Fitness-Studio und für das<br />
Gewichtestemmen.<br />
Dass aus der zierlichen Person eine<br />
Frau mit Muskeln geworden ist, die so<br />
manchen Kerl vor Neid erblassen lässt,<br />
ist eine logische Konsequenz. 200 Kilogramm<br />
kann sie mittlerweile aus einer<br />
vorn übergebeugten Position, genannt<br />
Kreuzheben, vom Boden<br />
stemmen, das ist<br />
US-Rekord in ihrer<br />
Klasse.<br />
„Mein großes Ziel ist<br />
es, irgendwann den<br />
Weltrekord zu knacken“,<br />
sagt sie. Der liegt<br />
bei 232 Kilogramm.<br />
Auch weil es ihr möglich<br />
ist, Grenzen zu<br />
sprengen, fasziniert sie<br />
diese Sportart. „Mein<br />
Ziel ist es, einen stärkeren<br />
Willen zu haben, einen<br />
stärkeren Körper.<br />
Mich kümmern keine<br />
Kommentare, die mir<br />
sagen, ich sei nicht<br />
mehr feminin genug.“<br />
Puopolo sitzt im<br />
WALLS OF JERICHO/PICASA<br />
Backstage-Bereich des<br />
Event-Werks in Dresden,<br />
noch fünf Stunden<br />
bis zum Konzert vor<br />
2000 Fans des harten,<br />
brachialen Sounds. Die<br />
Powerfrau wirkt lässig,<br />
keine Spur von Anspannung<br />
im kraftstrotzenden<br />
Körper. Walls of Jericho<br />
ziehen bereits seit<br />
17 Jahren umher, sie gehören<br />
zu den bekannten<br />
Namen der Szene – vor<br />
allem dank der unverwechselbaren<br />
Frontfrau.<br />
Später an diesem<br />
Abend wird sie über die<br />
Bühne rennen, gewaltig<br />
springen, ins Mikrofon<br />
schreien und mit der<br />
Urgewalt ihrer Musik<br />
über die Masse hereinbrechen.<br />
Wütend und<br />
brutal kommen die<br />
Songs daher, erstaunlich,<br />
welche Energie diese<br />
kleine Frau verströmt.<br />
Doch es gibt<br />
auch diese eine, ganz<br />
ruhige, melancholische<br />
Platte „Redemption“ –<br />
in Gedenken an ihre<br />
verstorbene Mutter. Wie in ihrem Sport<br />
gilt für Puopolo in der Musik einzig der<br />
eigene Anspruch, keine vorgefertigten<br />
Meinungen, keine Schubladen.<br />
Nur wenn es darum geht, was sie kurz<br />
vor dem Konzert am liebsten noch machen<br />
möchte, dann wird die nach außen<br />
so taffe Frau auf einmal ganz zart. Und<br />
sagt: „Meine kleine Tochter sehen“.<br />
Mehr als 7000 Kilometer liegen gerade<br />
zwischen Mutter und Kind, zehn Tage<br />
haben sie sich nicht gesehen. Skype hilft<br />
eben nur bedingt.<br />
„Ich liebe Musik und bin happy, dass<br />
ich durch sie die Welt sehen darf, aber<br />
ich bin eben auch leidenschaftliche<br />
Sportlerin und vor allem Mutter“, unterstreicht<br />
sie. Dabei hat das Powerlifting<br />
die Musik als primäres Ziel ihrer Ambitionen<br />
längst abgelöst. Obwohl sie Band<br />
und Tourleben nicht missen möchte, gehören<br />
ausgedehnte Konzertreisen mittlerweile<br />
der Vergangenheit an: zehn Tage<br />
am Stück, zwei- bis dreimal im Jahr,<br />
mehr geht und will Puopolo nicht mehr.<br />
Auch weil sie die Sache mit dem<br />
Powerlifting sehr ernst nimmt.<br />
Rock’n’Roll mit wenig Schlaf, viel Alkohol<br />
und ungesundem Essen ist nicht unbedingt<br />
zuträglich, um in bester körperlicher<br />
Verfassung zu bleiben.<br />
Candace Puopolo betreibt ihre Passion<br />
Sport dabei auch für andere – für<br />
krebskranke Kinder. Sie ist ein Teil von<br />
Relentless, einer Organisation, die Kindern<br />
mit lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />
und deren Familien hilft. Einmal im<br />
Jahr wird dafür unter anderem ein großes<br />
Powerlifting-Event veranstaltet. Der<br />
Erlös kommt den kleinen Patienten zugute.<br />
„Wer kann denn dagegen etwas sagen?<br />
Ich mache das, was ich liebe, und<br />
nutze es noch dazu, die Welt dieser Kinder<br />
zum Positiven zu verändern.“<br />
Dass ihr der Job als Hardcore-Sängerin<br />
den Weg geebnet habe, zu ihrer Leidenschaft,<br />
dem Powerlifting, führt sie<br />
noch aus. „Es hat mir das kleine Extra<br />
gegeben“, sagt Candance Puopolo. „Dieses<br />
Wissen: Ich kann mich überall<br />
durchkämpfen, egal was kommt.“ Und<br />
damit meint sie nicht nur Gewichte,<br />
%<br />
Detomaso Herren-Uhr²<br />
Ich kann<br />
mich überall<br />
durchkämpfen,<br />
egal, was<br />
kommt<br />
Candace Puopolo über ihr<br />
neues Selbstverständnis –<br />
gestärkt durch Hardcore-Musik<br />
und Gewichtheben<br />
Vibration Plate ²<br />
XL SAN MARINO 62 %<br />
€ *<br />
Statt: 525 €<br />
GRATIS<br />
Visko-<br />
Contour-<br />
Kissen³<br />
Müslispender ²<br />
5 LITER<br />
Statt: 8,95 €<br />
55 %<br />
SKANDIKA 800<br />
€ *<br />
Statt: 699 €<br />
sondern jegliche Hindernisse, die es zu<br />
überwinden gilt.<br />
Davon hatte sie besonders in ihrer<br />
Kindheit und Jugend recht viele. Puopolo<br />
war ein Teenager, der Vater gerade<br />
gestorben, die Mutter süchtig nach allem,<br />
was sie in die Finger bekam. Und<br />
sie brachte bisweilen sogar gewaltbereite<br />
Männer mit nach Hause. „Ich war<br />
zerstört und fühlte mich alleine. Hardcore<br />
hat mir ein Zuhause gegeben“, erzählt<br />
sie.<br />
Die positiven Gefühle will sie mit ihren<br />
Songs auf das Publikum übertragen.<br />
Doch als Frontfrau von Walls of Jericho<br />
schlug ihr anfangs von vielen Seiten Unverständnis<br />
und Skepsis entgegen. Was<br />
macht die Frau da? Kann man die in dieser<br />
Männerdomäne überhaupt ernst<br />
nehmen? „Es hat mich verletzt, aber es<br />
hat mich auch stärker gemacht. Ich war<br />
einfach eine wütende Person, die viel<br />
durchgemacht hatte und das mit der<br />
Welt teilen wollte. Niemand durfte mir<br />
erlauben, nicht Teil einer Szene zu sein.<br />
Einfach nur, weil ich eine Frau war.“<br />
Candace Puopolo blieb. Und sie singt<br />
– besser: schreit – heute noch von Themen<br />
wie häuslicher Gewalt, sexuellem<br />
Missbrauch, darüber, positiv zu denken,<br />
die eigene Einstellung zu ändern, seinen<br />
eigenen Weg zu gehen und an sich selbst<br />
zu glauben. „Du darfst nicht zu dem<br />
Menschen werden, in den dich andere<br />
gerne verwandeln würden. Das ist<br />
schwierig, aber eine starke Frau<br />
bleibt sie selbst.“ Auch ihrer Psyche und<br />
ihren moralischen Maximen hilft das<br />
Powerlifting.<br />
„Du wirst ja auch immer wieder herausgefordert.<br />
Um voranzugehen,<br />
brauchst du Energie“, sagt sie. Mit<br />
Hardcore-Musik und Kraftsport lädt sie<br />
ihre Batterie.<br />
Besonders für ihr wichtigstes Projekt,<br />
die kleine Patsy, ihre Tochter.<br />
73 %<br />
ANZEIGE<br />
NACHRICHTEN<br />
FUSSBALL<br />
Mario Gomez nimmt<br />
Podolski in Schutz<br />
Nationalspieler Mario Gomez, 29, hat<br />
eine Lanze für seinen schwer in die<br />
Kritik geratenen Italien-Kollegen Lukas<br />
Podolski, 29, gebrochen. „Es ist nicht<br />
immer einfach, das Land zu wechseln.<br />
Podolski leistet sein Bestes, doch Inter<br />
hat eine schwierige Phase erlebt, nicht<br />
nur Podolski“, sagte der Stürmer des<br />
AC Florenz der „Gazzetta dello Sport“.<br />
Gomez hatte am vergangenen Donnerstag<br />
gegen Tottenham Hotspur<br />
(2:0) sein erstes Tor in der Europa<br />
League seit einem Jahr geschossen.<br />
Podolski war dagegen beim 1:0 von<br />
Inter Mailand gegen Celtic Glasgow<br />
zum Zuschauen verdammt. Er ist nicht<br />
für den europäischen Wettbewerb<br />
nominiert worden.<br />
Regelhüter halten an<br />
Dreifachbestrafung fest<br />
Die umstrittene Dreifachbestrafung<br />
bleibt vorerst bestehen. Das für Regelfragen<br />
zuständige International Football<br />
Association Board IFAB sprach sich<br />
gegen eine Änderung der Bestrafung<br />
aus Elfmeter, Roter Karte und Sperre<br />
für den Sünder bei Notbremsen im<br />
Strafraum aus. Abgelehnt wurde auch<br />
eine vierte Einwechslung bei Spielen,<br />
die in die Verlängerung gehen, und die<br />
Einführung von Videotechnologie zur<br />
Unterstützung der Schiedsrichtern.<br />
BASKETBALL<br />
Schwacher Schröder<br />
gewinnt mit Atlanta<br />
Dennis Schröder feierte mit den Atlanta<br />
Hawks in der nordamerikanischen<br />
Profiliga NBA trotz einer enttäuschenden<br />
Vorstellung den dritten Sieg<br />
in Serie. Beim 95:88 gegen die Orlando<br />
Magic traf der Braunschweiger nur<br />
einen von acht Würfen aus dem Feld<br />
und leistete sich vier Ballverluste. Am<br />
Ende standen in 13:47 Minuten Spielzeit<br />
drei Punkte sowie drei Assists zu Buche.<br />
Atlanta führt in der Eastern Conference<br />
mit 45 Siegen und 12 Niederlagen<br />
vor den Toronto Raptors (37:20).<br />
RODELN<br />
Wendl/Arlt und Eitberger<br />
erstmals Europameister<br />
Die Olympiasieger und Weltmeister<br />
Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee)<br />
holten sich beim letzten<br />
Saisonrennen in Sotschi ihr erstes<br />
EM-Gold. Bei den Damen triumphierte<br />
EM-Debütantin Dajana Eitberger. Die<br />
Thüringerin setzte sich überraschend<br />
vor Olympiasiegerin Natalie Geisenberger<br />
(Miesbach) durch, die jedoch<br />
den Gesamtweltcup gewann.<br />
BOB<br />
Schneiderheinze und<br />
Martini mit WM-Medaillen<br />
Die Pilotinnen Anja Schneiderheinze<br />
(Erfurt) und Cathleen Martini (Oberbärenburg)<br />
glänzten bei den Weltmeisterschaften<br />
in Winterberg mit Medaillengewinnen.<br />
Schneiderheinze holte mit<br />
Anschieberin Annika Drazek Silber, der<br />
Sieg ging an Elana Meyers Taylor<br />
(USA). Martini gewann im letzten großen<br />
Rennen ihrer Karriere mit Stephanie<br />
Schneider nach vier Läufen Bronze.<br />
Stefanie Szczurek (Oberhof) belegte<br />
mit Erline Nolte Rang vier. Junioren-<br />
Weltmeisterin Miriam Wagner (Riesa)<br />
und Lisa Buckwitz wurden Zehnte.<br />
SKI NORDISCH<br />
Frenzel und Rydzek<br />
holen WM-Silber<br />
Eric Frenzel (Oberwiesenthal) und<br />
Johannes Rydzek (Oberstdorf) gewannen<br />
im letzten Wettbewerb der Nordischen<br />
Kombination bei den Weltmeisterschaften<br />
in Falun die Silbermedaille.<br />
Im Team-Sprint mussten sie sich nur<br />
Titelverteidiger Frankreich geschlagen<br />
geben. Die deutschen Skispringer landeten<br />
dagegen im Team-Wettbewerb<br />
nur auf Platz fünf. Norwegen durchbrach<br />
die Siegesserie von Österreich<br />
(seit 2005), die Polen wurden Dritte.<br />
€ * Statt: 499 €<br />
Diese Deals sind der Hammer!<br />
Desigual Handtaschen ²<br />
VIELE VERSCHIEDENE MODELLE<br />
ab€ *<br />
Statt: ab 49 €<br />
Newsletter<br />
<br />
Gutschein sichern!<br />
ab<br />
39 %<br />
Besteckset²<br />
68-TEILIG „ALABAMA“<br />
MIT WELLENSCHLIFF<br />
€ *<br />
Statt: 159 €<br />
€ *<br />
Statt: 499 €<br />
82 %<br />
Heimkino-Sounddeck²<br />
MAGNAT 600<br />
* <br />
<br />
Luxusmatratze²<br />
ALOE VERA<br />
IN ZWEI GRÖSSEN<br />
€ *<br />
66 %<br />
40 %<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ARENA RKD GMBH, BRANDENBURGISCHE STR. 39, 10707 BERLIN
28 SPORT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
TOPS & FLOPS<br />
+ Gewinner<br />
Lindsey<br />
Vonn<br />
Ob der US-Skistar die Sicherheitskräfte<br />
am Münchner Flughafen mit<br />
ihrem Augenaufschlag bezirzte, ist<br />
nicht bekannt. Die Weltcup-Rekordsiegerin<br />
durfte auch ohne ihren (vergessenen)<br />
Reisepass weiterfliegen.<br />
Thomas<br />
Bach<br />
Der Präsident des Internationalen<br />
Olympischen Komitees will mit dem<br />
Werbe-Tabu brechen. Bei den Spielen<br />
2016 in Rio sollen die Sportler erstmals<br />
mit ihren persönlichen Sponsorenlogos<br />
starten dürfen. Neue PR-Zeitrechnung.<br />
– Verlierer<br />
Brooklyn<br />
Beckham<br />
Der 15-jährige Sohn des früheren englischen<br />
Fußball-Nationalmannschaftskapitäns<br />
hat es schwer, in die<br />
Fußstapfen seines Vaters David zu<br />
treten. Sein Junior-Vertrag bei Arsenal<br />
London wurde nicht verlängert.<br />
Darren<br />
Clarke<br />
Vorige Woche wurde der Nordire als<br />
Kapitän des europäischen Ryder-Cup-<br />
Teams 2016 nominiert. Hat ihm die<br />
Berufung die Konzentration geraubt?<br />
Bei den Joburg Open in Johannesbug<br />
scheiterte er bereits am Cut.<br />
ZITAT DER WOCHE<br />
„Romantische<br />
Flitterwochen<br />
würde ich das<br />
nicht nennen“<br />
Ferrari-Pilot Sebastian Vettel<br />
über die Startphase bei der Scuderia<br />
FOTOS DER WOCHE<br />
Er wurde beschimpft,<br />
verspottet und bedroht.<br />
Jahrelang schlug Valmore<br />
„Val“ James, 58,<br />
bei jedem Auswärtsspiel<br />
der blanke Rassenhass<br />
entgegen. Als<br />
Erster in den USA geborener Afroamerikaner<br />
spielte er 1981/82 in der nordamerikanischen<br />
Eishockey-Liga NHL. In seiner<br />
jetzt erschienenen Autobiografie<br />
„Black Ice“ schildert er auf 217 Seiten die<br />
unfassbaren Demütigungen.<br />
VON GUNNAR MEINHARDT<br />
WELT AM SONNTAG: Mister James,<br />
konnten Sie sich mit dem Buch Ihre<br />
Schmerzen von der Seele schreiben?<br />
VALMORE JAMES: Absolut, dadurch<br />
habe ich eine Neugeburt erlebt. Ich kann<br />
jetzt wieder ruhig schlafen. Das Martyrium<br />
ist vorbei. Es war die beste Therapie<br />
nach dem Gang durch die Hölle.<br />
Eine Hölle, die für Sie im Alter von 13<br />
Jahren begann.<br />
Ja. Ich war mit einem Kinder-All-Star-<br />
Team unterwegs. Wir spielten in Michigan.<br />
Noch bevor der erste Puck geworfen<br />
wurde, schrie ein weißer Zuschauer:<br />
„Hey, du, du bist nichts anderes als ein<br />
verdammter Nigger. Du Nigger. Wer hat<br />
dir gesagt, dass es für einen Nigger okay<br />
ist, Eishockey zu spielen?“<br />
Wie haben Sie darauf reagiert?<br />
Ich war erschüttert, schockiert. Ich<br />
konnte nicht glauben, dass ich gemeint<br />
war. Was hatte ich diesem Menschen getan?<br />
Ich kannte ihn gar nicht. Ich fragte<br />
mich: Warum beschimpft er mich, warum<br />
hasst er mich? Ich wusste natürlich,<br />
was das N-Wort bedeutet. Dass damit<br />
Untermenschen gemeint sein sollen, die<br />
man knechtet, foltert oder gar tötet.<br />
Meine Eltern waren dem Rassenhass im<br />
Süden Floridas ausgesetzt. Deshalb zogen<br />
sie, als ich drei war, nach Long Island<br />
in eine weiße Nachbarschaft. Ich<br />
sollte es besser haben als sie.<br />
Ein Irrglaube?<br />
Jedenfalls solange ich Eishockey spielte.<br />
Egal in welcher Liga, bis hoch in die<br />
NHL, immer wurde ich bei Auswärtsspielen<br />
aufs Schlimmste verachtet. Nicht<br />
nur von Fans, auch von Gegenspielern.<br />
Sobald ich auf dem Eis stand, machten<br />
sie mich als Nigger nieder und beschimpften<br />
mich im Zusammenhang mit<br />
dem N-Wort als „Spook“ („Gespenst“),<br />
„Coon“ („Waschbär“), „Jungle Bunny“<br />
(„Dschungelhase“) oder „Porch Monkey“<br />
(„Balkonaffe“). Die reine Spielzeit<br />
beim Eishockey beträgt 60 Minuten,<br />
durch die vielen Unterbrechungen dauert<br />
ein Match etwa zweieinhalb Stunden.<br />
Alle drei Sekunden brüllten sie ein übles<br />
Wort. Und das bei 40 Auswärtsspielen<br />
pro Saison über einen Zeitraum von<br />
zehn Jahren. Können Sie sich vorstellen,<br />
was ich durchgemacht habe?<br />
Nicht annähernd, zumal Sie über eine<br />
Zeit reden, die weit nach dem Beschluss<br />
des „Civil Rights Act” liegt.<br />
Seit 1964 gibt es in den USA das Rassendiskriminierungsgesetz.<br />
Außerdem<br />
wurden in Ihrer Ära Sportler wie<br />
der Basketballspieler Kareem Abdul-<br />
Jabbar oder Leichtathlet Carl Lewis<br />
trotz ihrer dunklen Hautfarbe als<br />
Megastars gefeiert.<br />
Das ist richtig. Aber Amerika ist groß. Ich<br />
stand auch nicht im Rampenlicht wie Abdul-Jabber<br />
oder Lewis. Bei den Spielen in<br />
Kanada entlud sich der Hass gegen mich<br />
gleich doppelt. Denn die Kanadier wollten<br />
nicht, dass ein Amerikaner ihr Spiel<br />
spielt. Außerdem war ich noch schwarz.<br />
Sie winkten mit Bananen oder bewarfen<br />
mich damit. Es flogen auch Chicken<br />
„Ich habe geweint<br />
vor Schmerz“<br />
Sanfter Koloss: 1,88-Meter-Mann Val James sitzt entspannt in seinem Lieblingssessel, zu Hause in Ontario/Kanada<br />
VAL JAMES<br />
ERSTER SCHWARZER<br />
US-EISHOCKEY-PROFI<br />
Wings in meine Richtung. Ich wurde verspottet<br />
mit Wassermelonen, auf denen<br />
mein Namen stand. Manchmal trugen die<br />
aggressiven Fans sogar Ku-Klux-Klan-<br />
Kostüme. Mir wurden auch Plakate entgegengehalten,<br />
auf denen in Lebensgröße<br />
ein schwarzes Dschungelwesen zu sehen<br />
war, mit einem Knochen durch die Nase,<br />
abstehenden Haaren, Grasrock, Speer<br />
und Schild in der Hand.<br />
Wie haben Sie das nur ausgehalten?<br />
Ich liebte Eishockey und wollte in der<br />
NHL spielen. Diesen Traum wollte ich<br />
mir von keinem zerstören lassen. Vom<br />
Heimpublikum hörte ich nie ein schlechtes<br />
Wort. Auch nicht von meinen Mitspielern.<br />
Sie halfen mir, die Schmähungen<br />
bei den Auswärtsspielen zu verdrängen.<br />
Ich sagte mir: Wenn auf den Rängen<br />
keine Ruhe herrscht, bringe ich meine<br />
Val James musste als<br />
erster schwarzer<br />
Amerikaner im<br />
Profi-Eishockey<br />
unerträgliche<br />
Beleidigungen und<br />
Anfeindungen ertragen<br />
Valmore Curtis James wurde am 14. Februar 1957 in Ocala/Florida geboren. Als Kind<br />
zog er mit seinen Eltern nach Long Island, wo sein Vater auf der Insel vor den<br />
Toren New Yorks einen Job als Manager einer Eislaufbahn übernahm. Die Freude<br />
am Schlittschuhlaufen führte ihn zum Eishockey und bis hin zu einer Karriere in<br />
der National Hockey League. In der Saison 1981/82 debütierte James bei den Buffalo<br />
Sabres, wurde der erste in den USA gebürtige Schwarze in der NHL – und<br />
oftmals Opfer rassistischer Anfeindungen durch Fans oder Gegenspieler.<br />
Gegenspieler auf dem Eis zum Schweigen.<br />
Ich war sehr kräftig, körperlich robust,<br />
diese Stärke bekamen sie zu spüren.<br />
Ich habe mich oft geprügelt. Mit<br />
meinen Fäusten war ich immer der Sieger.<br />
So verschaffte ich mir zumindest<br />
Respekt auf dem Eis.<br />
Und das gab Ihnen inneren Frieden?<br />
Mein Vorbild war und ist Muhammad<br />
MICHELLE SIU/THE NEW YORK TIMES//REDUX/LAIF<br />
Ali. In seiner Zeit als Boxer opferte er alles<br />
für seine Antikriegshaltung. Ihm wurden<br />
alle Titel und Ehrungen aberkannt,<br />
doch Stolz und Ehre konnte ihm keiner<br />
nehmen – so wie mir. Obwohl es natürlich<br />
extrem schwer war, sich außerhalb<br />
des Eisrings zu beherrschen.<br />
So wie nach einem Vorfall 1982 in<br />
Boston, den Sie ausführlich im Buch<br />
beschreiben. Damals spielten Sie mit<br />
Buffalo bei den Bruins.<br />
Nach dem Match erlebte ich meine<br />
schrecklichsten Momente. Wir saßen<br />
im Mannschaftsbus und wollten losfahren,<br />
als eine wütende Menge sich vor<br />
den Bus stellte und skandierte:<br />
„Schickt den Nigger raus!“ Eine Bierflasche<br />
flog an die Frontscheibe, sie zersplitterte.<br />
Mein Puls stieg bestimmt auf<br />
über 200. Wenn mich der Trainer nicht<br />
zurückgehalten hätte, wäre ich rausgegangen<br />
und hätte mich gestellt. Über<br />
all die schrecklichen Jahre hatte ich<br />
aber auch gelernt, ruhig zu bleiben. Ich<br />
muss aber zugeben, dass ich damals geweint<br />
habe. Diese Schmähungen taten<br />
extrem weh.<br />
Konnte jeder zu Ihnen sagen, was er<br />
wollte, ohne bestraft zu werden? Das<br />
1964 erlassene Gesetz verbot doch<br />
jegliche auf Rasse, Hautfarbe, Religion,<br />
Geschlecht oder nationaler Herkunft<br />
begründete Diskriminierung in<br />
öffentlichen Einrichtungen.<br />
Wer Tickets gekauft hatte, konnte sich<br />
benehmen, wie er wollte. Selbst Hinweise<br />
der Hallensprecher, dass rassistische<br />
Beleidigungen nicht erlaubt sind, wurden<br />
ignoriert. Strafen legte die NHL erst<br />
nach meiner Zeit fest. Deshalb kommt so<br />
etwas in den Arenen heute nicht mehr<br />
vor. Es gab damals aber auch Weiße, die<br />
versuchten, mich zu schützen.<br />
Sie meinen Patrick Meehan, der heute<br />
ein hochrangiger Politiker ist.<br />
Bevor er Politiker wurde, war er Eishockey-Schiedsrichter.<br />
Einmal pfiff er ein<br />
Spiel von mir und unterbrach es, als<br />
Fans mit einer Angel einen Spielzeugaffen<br />
in die Strafbox hielten, in der ich gerade<br />
saß. Mister Meehan wollte das Spiel<br />
abbrechen, wenn die Rassisten nicht aus<br />
der Halle fliegen würden. Das hätte einen<br />
riesigen Eklat gegeben. Seiner Forderung<br />
wurde stattgegeben.<br />
Warum haben Sie Ihre Erinnerungen<br />
erst 27 Jahre nach Ihrem Karriereende<br />
niedergeschrieben?<br />
Nachdem ich aufgehört hatte, wollte ich<br />
nur noch eins: ein normales, ruhiges Leben.<br />
Ich war nervlich am Ende. Es dauerte<br />
länger als zehn Jahre, bis ich wieder<br />
ein Eishockeyspiel ansehen konnte.<br />
Selbst wenn ich heute Matches anschaue,<br />
dröhnen die wüsten Beschimpfungen<br />
wieder in meinen Ohren. Sie<br />
werden mich immer verfolgen.<br />
Wusste Ihre Frau, was Sie durchgemacht<br />
haben?<br />
Erst, als ich ihr das Manuskript zum Lesen<br />
gab, erfuhr sie von meiner furchtbaren<br />
Vergangenheit. Nach den ersten fünf<br />
Seiten begann sie bitterlich zu weinen.<br />
So ging es weiter. Erst ab Seite 77 wurde<br />
sie gefasster. Der Einzige, mit dem ich<br />
über alles gesprochen habe, ist John Gallagher.<br />
Er war Polizeioffizier, ist jetzt<br />
Rechtsanwalt und mein Co-Autor.<br />
Was erhoffen Sie sich vom Buch?<br />
Es soll die Menschen zum Nachdenken<br />
anregen, sie an die zehn Gebote aus der<br />
Bibel erinnern. Sie sollen sich fragen:<br />
Wie würde ich mich verhalten, wenn<br />
man mich so beleidigen würde? Wenn<br />
die Erkenntnis reift, alles dafür im friedlichen<br />
Sinne zu tun, dass so etwas nicht<br />
vorkommt, wäre viel erreicht.<br />
Wenn Lionel Messi Ablenkung vom<br />
Fußball finden will, widmet er sich -<br />
na klar - der Familie. Nach dem verschossenen<br />
Elfer in der Champions<br />
League brachte ein Selfie mit Freundin<br />
und Sohn die gute Laune zurück.<br />
Wer sich schon immer fragte, was<br />
diese Männer mit den so merkwürdig<br />
anmutenden Staubsaugern beim<br />
Skispringen machen: Jedes noch so<br />
kleine Körnchen wird aus der Spur<br />
gepustet. Der Sicherheit zuliebe.<br />
REUTERS, GETTY IMAGES (2). INSTAGRAM, AP, AFP<br />
Der Norweger Petter Northug<br />
stürmte als Staffel-<br />
Schlussläufer vorbei am<br />
schwedischen Rivalen zum<br />
Gold bei der nordischen<br />
Ski-WM. Nach der Zieldurchfahrt legte<br />
er vielsagend den Zeigefinger auf die<br />
Lippen, seine Augen blitzten herausfordernd.<br />
Pure Arroganz – befanden die<br />
Schweden, in inniger Feindschaft mit<br />
den Norwegern verbunden. Später posierte<br />
das gesamte Sieger-Quartett mit<br />
VON MELANIE HAACK<br />
dieser Geste für ein Foto. Sollte das ein<br />
Zeichen für die schwedischen Fans sein?<br />
Ganz nach dem Motto: „Jetzt herrscht<br />
Ruhe, die Verhältnisse sind geklärt. Wir<br />
sind die Besten?“ Northug schwieg dazu.<br />
Und die Langlaufszene diskutiert.<br />
Der 29 Jahre alte Norweger gewann<br />
bei diesen Weltmeisterschaften in Falun/<br />
Schweden bereits drei Titel und kann am<br />
Sonntag noch einen draufpacken. Mit<br />
insgesamt zwölf Goldmedaillen ist er<br />
schon jetzt der erfolgreichste Langläufer<br />
der WM-Geschichte. Northug aber ist<br />
Umkehr<br />
zum<br />
stillen<br />
Star<br />
Petter Northug<br />
verzichtet auf große<br />
Sprüche und sammelt<br />
lieber Langlauf-Gold<br />
nicht nur enorm erfolgreich, sondern<br />
auch ein Unangepasster, der polarisiert<br />
und mit seiner Art heraussticht aus der<br />
Masse. Der Sport braucht einen wie ihn:<br />
einen Sieger mit Ecken und Kanten.<br />
„Er ist eine Galionsfigur im Langlauf“,<br />
bestätigt der deutsche Bundestrainer<br />
Frank Ullrich.<br />
Northug ist der etwas andere Langlaufheld.<br />
Und selbst die Norweger mussten<br />
sich erst daran gewöhnen, einen Siegertypen<br />
zu haben, der gerne Poker<br />
spielt und sich von der Nationalmannschaft<br />
emanzipiert, um sein eigenes<br />
Ding zu machen. Northug schlägt zuweilen<br />
auch richtig über die Stränge: Im Mai<br />
hatte er betrunken einen Autounfall verursacht,<br />
sich vom Unfallort entfernt und<br />
später behauptet, ein Freund sei gefahren.<br />
Wochenlang gab es in der Öffentlichkeit<br />
kein anderes Thema. Die Norweger<br />
waren einiges gewohnt von ihm, aber<br />
das war zu viel. Der Langlaufstar stand<br />
am Pranger, zeigte Reue und musste sich<br />
das Vertrauen neu erkämpfen. Die zu<br />
Hausarrest mit elektronischer Fußfessel<br />
umgewandelte Gefängnisstrafe muss er<br />
nach der WM absitzen. Sein erster Sieg<br />
zum WM-Start in Falun war da wie eine<br />
Erlösung für ihn. „Alle wissen, was im<br />
vergangenen Jahr passiert ist. Wenn ein<br />
Mensch sich wieder so aufbaut und zurückkommt,<br />
zeugt das von absoluter<br />
Willenskraft und großer Persönlichkeit“,<br />
sagt Frank Ullrich.<br />
Northug benahm sich die ersten Tage<br />
in Falun denn auch demütig. Er verneigte<br />
sich vor dem schwedisch-norwegischen<br />
Publikum, kein Wort, keine Geste<br />
der Provokation. Diese Zurückhaltung<br />
aber konnte<br />
nichts Gutes verheißen. Jede<br />
Bewegung des größten<br />
Langlaufstars dieser Zeit<br />
stand in Falun unter Beobachtung.<br />
Es schien nur eine<br />
Frage der Zeit, bis aus dem<br />
braven Northug wieder das<br />
rebellische Kind herausbricht.<br />
Früher lief er auch<br />
schon mal rückwärts ins<br />
Ziel, um die gesamte Konkurrenz<br />
zu demütigen.<br />
Nach der Staffel der<br />
Männer und dem Zeigefinger-Zeichen<br />
glaubten die s<br />
Ruhe bitte: Northug<br />
nach dem Staffelsieg<br />
Fans schon, der alte Provokateur sei zurück.<br />
Prompt prangte Samstag das Foto<br />
von Northugs Gesicht mit dem Finger<br />
auf den Lippen von den schwedischen<br />
Zeitungen. „Wir sind wie Brüder – und<br />
Brüder bekämpfen sich“, so Schwedens<br />
Langlaufidol Thomas Wassberg, 58.<br />
Northug aber schweigt beharrlich zu allen<br />
Unterstellungen – und gewinnt damit<br />
neue Sympathien.<br />
„Die jungen Leute lieben ihn“, sagt<br />
Truls Dæhlie von der norwegischen<br />
Zeitung „VG“.<br />
„Wir hatten noch nie einen<br />
Langläufer, der so gewinnt<br />
wie er.“ Durch den Ausnahmekönner<br />
sei auch das Publikum<br />
größer und vielschichtiger<br />
geworden.<br />
Beweis dafür sind die<br />
Siegerehrungen. Bei der<br />
Zeremonie für den Staffel-<br />
Sieg hätte der Zuschauer<br />
meinen können, Northug<br />
DPA/PETER KLAUNZER<br />
sei der allein Verantwortliche<br />
für den Triumph. Der<br />
Lärmpegel bei seinem Namen<br />
war ohrenbetäubend.
Wirtschaft<br />
Gas geben mit<br />
Dieter Zetsche<br />
FEIERABEND S. 40<br />
Post verschicken<br />
an skurrilen Orten<br />
PAKETSHOPS S. 34<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 29<br />
FRAUENSACHE<br />
Windenergie-Parks rücken näher an bewohnte Ortschaften heran. Anwohner klagen dabei immer häufiger über gesundheitliche Belastungen durch die niederfrequenten Schallwellen, die von den Drehflüglern ausgehen<br />
GETTY IMAGES<br />
Albtraum<br />
Jeder kriegt den Albtraum, den er<br />
verdient. Mich rief im Traum neulich<br />
mein Chef an. Gute Neuigkeiten,<br />
er werde mich befördern, von<br />
der New-York- zur Stuttgart-Korrespondentin.<br />
Das sei ja nun gar nichts<br />
im Vergleich zu seinem Albtraum,<br />
sagt mein Freund Peter. „Ich hab ein<br />
universelles Ticket bekommen, mit<br />
dem ich alles auf der Welt umsonst<br />
kriegen konnte. Tausend Möglichkeiten,<br />
fürchterlich.“ Peter hasst<br />
Entscheidungen. Er trägt seit 20<br />
Jahren dieselbe abgewetzte Lederjacke,<br />
bestellt in jedem Restaurant<br />
immer das siebte Gericht auf der<br />
Karte. „So habe ich Variation ohne<br />
Entscheidungsprobleme.“ Bis er mit<br />
seiner Frau Viola zusammenzog,<br />
lebte er in einer Wohnung, in der es<br />
bloß eine Matratze, zwei Stühle und<br />
einen Tisch gab. Er wollte keine<br />
Möbel aussuchen müssen. Den Heiratsantrag<br />
hat ihm Viola gemacht,<br />
eine Frau nach seiner Fasson.<br />
Ich habe Peter dann selbstlos<br />
angeboten, seine Zauberkarte gegen<br />
meinen neuen Job in Stuttgart zu<br />
tauschen. Seitdem hab ich nichts<br />
mehr von ihm gehört. Er kann sich<br />
nicht entscheiden. Tina Kaiser<br />
Macht Windkraft krank?<br />
Beim ersten Test begannen die Tiere<br />
zu schreien. „Sie tobten mit einem<br />
schrillen Kreischen in ihren<br />
Käfigen und begannen sich gegenseitig<br />
zu beißen“, sagt Kaj Bank<br />
Olesen, Nerzzüchter in Vildbjerg,<br />
Dänemark. Als seine Tierärztin im<br />
Morgengrauen die Polizei anrief, um die neuen<br />
Windkraftanlagen hinter Olesens Bauernhof abschalten<br />
zu lassen, lag schon ein halbes Dutzend<br />
Tiere tot in den Käfigen. Mehr als 100 hatten sich<br />
gegenseitig so tiefe Wunden zugefügt, dass sie getötet<br />
werden mussten.<br />
VON DANIEL WETZEL<br />
AUS VILDBJERG, DÄNEMARK<br />
Aus Angst vor<br />
Gesundheitsschäden<br />
werden in Dänemark<br />
kaum noch<br />
Windenergie-Anlagen<br />
gebaut. Für die deutsche<br />
Energiewende könnte<br />
diese Skepsis fatale<br />
Folgen haben<br />
schnitt bei 20 Fehlgeburten“, sagt Olesen, während<br />
er durch einen dämmrigen Gang seines Werkzeugschuppens<br />
geht. Am Ende öffnet er eine zwei Meter<br />
lange Tiefkühltruhe: Darin liegen rund 2000<br />
daumengroße tote Nerzwelpen.<br />
In der Gemeinde Holbaek auf der Insel Seeland,<br />
250 Kilometer östlich von Olesens Nerzfarm,<br />
herrscht ebenfalls Windkraft-Ärger. Der Pflanzenzüchter<br />
Boye Jensen, 67, steht mit Familie, Freunden<br />
und Mitarbeitern vor seinem ehemaligen Betrieb<br />
und reckt Protestplakate in die Höhe. Der Insolvenzverwalter<br />
hat für heute den Ausverkauf der<br />
Firma Lammefjordens Perennials angesetzt. Von<br />
überall kommen Käufer und laden die Kofferräume<br />
ihrer Kombis mit billigen Pflanzentöpfen und Stauden<br />
voll. Jensen hat diese Staudenzucht in vier<br />
Jahrzehnten aufgebaut, doch jetzt hat er Hausverbot.<br />
Sein Betrieb mit zuletzt 14 Mitarbeitern ist insolvent,<br />
und laut Jensen sind die Windkraftanlagen<br />
hinter seinen Feldern schuld.<br />
Jensen hatte lange gegen das Vorhaben der Gemeinde<br />
Holbaek gekämpft, direkt neben seinem<br />
Betrieb Windkraftanlagen aufbauen zu lassen. Im<br />
November 2011 stellte der Energiekonzern Vattenfall<br />
die fast 130 Meter hohen Türme auf. Zwei Wochen<br />
später litt Jensen nach eigener Aussage an<br />
Schlaflosigkeit. Nachts fühlte er ein „Vibrieren im<br />
Brustkorb“, sagt er. „Ich war schon direkt nach<br />
dem Aufstehen erschöpft.“ Doch Jensens eigentlicher<br />
Albtraum begann erst einige Monate später,<br />
als ihm mehrere seiner Gärtnerinnen sagten, dass<br />
sie unter Kopfschmerzen und Menstruationsproblemen<br />
litten.<br />
Der Chef trat eine Odyssee durch Gesundheitsund<br />
Aufsichtsämter an. Dann verbreiteten die dänischen<br />
Medien die Bilder von Olesens toten Nerzen<br />
aus Jütland. Windkraftgegner wurden zitiert, die<br />
das Schicksal der Tiere als das Ergebnis eines unfreiwilligen<br />
Feldversuchs ansahen: Von den Anlagen<br />
gehe für Menschen unhörbarer Schall mit niedriger<br />
Frequenz aus. Er entstehe immer dann, wenn<br />
das Rotorblatt am Turm der Windkraftanlage vorbeistreicht<br />
und dabei Luft komprimiert. Die ehemaliger Staudengärtner<br />
Boye Jensen,<br />
Schwingungen von unter 20 Hertz seien nicht nur<br />
für Tiere, sondern auch für Menschen gesundheitsschädlich.<br />
Die Internetseiten der Windkraftgegner,<br />
stilhed.eu, wcfn.org, windwahn.de oder vernunftkraft.de,<br />
verweisen auf Dutzende wissenschaftliche<br />
Veröffentlichungen. Das World Council for Nature,<br />
eine internationale Organisation, die Windkraft<br />
aus Naturschutzgründen ablehnt, warf der dänischen<br />
Regierung in einem offenen Brief vor, die<br />
wachsende Zahl der Belege für die Existenz eines<br />
„Windturbinen-Syndroms“ zu ignorieren.<br />
All das löste in der Staudengärtnerei Panik aus.<br />
Fünf Angestellte kündigten ihren Job fristlos. Jensen<br />
sah keine Chance mehr, den Betrieb aufrechtzuerhalten.<br />
Er wollte die Gärtnerei mit einer geschrumpften<br />
Mannschaft langsam abwickeln. „Ich<br />
konnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren,<br />
meine Mitarbeiter länger diesem gesundheitlichen<br />
Risiko auszusetzen“, sagt er. Doch die Banken akzeptierten<br />
den Plan nicht und kündigen die Kreditlinien.<br />
Jensen musste Insolvenz anmelden.<br />
„Du weißt gar nicht, was Du in Christiansborg<br />
angerichtet hast.“ Hans Christian Schmidt, Vorsit- Fortsetzung auf Seite 30<br />
Die Vorkommnisse auf Olesens Nerzfarm in der<br />
Nacht zum 6. Dezember 2013 haben viele der so<br />
ökologisch orientierten Dänen verunsichert. Macht<br />
Windkraft krank? Erzeugen die Turbinen Schwingungen<br />
unterhalb der Hörbarkeitsgrenze, die Tiere<br />
verrückt machen und vielleicht auch die Gesundheit<br />
von Menschen belasten?<br />
Das Schicksal des jütländischen Nerzzüchters<br />
machte landesweit Schlagzeilen und beschäftigte<br />
sogar das Parlament in Kopenhagen. Und seitdem<br />
hat die Energiewende ein Problem, wie Jan Hylleberg<br />
eingesteht, der Vorstandschef des Verbandes<br />
der dänischen Windindustrie: „Ein Großteil der dänischen<br />
Kommunen hat die Pläne für neue Windparks<br />
auf Eis gelegt, bis die staatliche Untersuchung<br />
über die Gesundheitsprobleme durch Infraschall<br />
abgeschlossen ist.“ 2014, im ersten Jahr nach<br />
dem Vorfall in Vildbjerg, sind landesweit nur noch<br />
neue Windmühlen mit einer Gesamtleistung von<br />
67 Megawatt ans Netz gegangen. Im Jahr zuvor waren<br />
es 694 Megawatt.<br />
Droht das, was die Dänen derzeit erleben, auch<br />
in Deutschland? Ein Windrad dreht sich hierzulande<br />
nicht anders. Die hiesigen Hersteller von Turbinen,<br />
Rotorblättern und Stahltürmen sind alarmiert.<br />
Derzeit erleben sie einen nie da gewesenen Höhenflug:<br />
1766 Windkraftanlagen wurden im vergangenen<br />
Jahr in Deutschland neu aufgebaut, so viele<br />
wie nie zuvor. In diesem Jahr sollen ebenso viele<br />
hinzukommen. Könnte dieser Boom bald enden?<br />
Inzwischen machen mehr als 500 Bürgerinitiativen<br />
gegen Windkraftprojekte Front. Deutschen Genehmigungsbehörden<br />
werfen sie immer häufiger<br />
vor, die Schallemissionen von Windkraftanlagen<br />
gefährdeten die Gesundheit der Anwohner. Die<br />
Angst, die jetzt in Dänemark herrscht, kann schnell<br />
nach Deutschland überschwappen.<br />
Das kleine Nachbarland ist mit einem Anteil von<br />
40 Prozent am Stromverbrauch weltweit führend<br />
bei der Windstromerzeugung. Die ambitionierte<br />
Energiepolitik strahlte weit über die Grenzen des<br />
Landes hinaus. Ganz Dänemark sei „ein Geschenk<br />
an die Erde“, fand die Umweltschutzorganisation<br />
WWF, als sie 2013 Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt<br />
ihren „Gift to the Earth“-Preis überreichte.<br />
Die parlamentarische Monarchie im Norden<br />
„gilt als ein Labor und Exempel für den Umbau<br />
eines ganzen Landes, weg von dreckiger Kohle,<br />
Öl und Gas, hin zu einer erneuerbaren Energiegewinnung“,<br />
jubelte auch das deutsche Nachrichtenmagazin<br />
„Der Spiegel“. Die Wikinger-Nachfahren<br />
seien „die Bändiger des Windes“.<br />
In dem 5,6-Millionen-Einwohner-Staat sind allerdings<br />
inzwischen mehr als 200 Bürgerinitiativen<br />
gegen Windparks aktiv. Und das liegt nicht nur an<br />
den europaweit höchsten Strompreisen. Die dänische<br />
Tageszeitung, „Jyllands Posten“ veröffentlicht<br />
Berichte über Familien, die aus Sorge um die Gesundheit<br />
ihrer Kinder ihre Häuser aufgeben, weil in<br />
der Nähe Windturbinen errichtet wurden. Das<br />
Boulevardblatt „Ekstra Bladet“ zeigt seitenfüllend<br />
die Karikatur eines Landwirts, der dem Leser den<br />
Mittelfinger in Form einer Windkraftanlage entgegenstreckt.<br />
Schlagzeile: „Vindmoller hat altid ret“:<br />
Der Windmüller hat immer recht. Der Streit über<br />
das Pro und Contra des weiteren Windkraftausbaus<br />
spaltet die dänische Gesellschaft.<br />
Kaj Bank Olesen ist ein blonder Zwei-Meter-Hüne<br />
mit einem von Sonne und Wind geröteten Gesicht.<br />
„Ich glaube nicht, dass es diese Farm in zwei<br />
Jahren noch geben wird“, sagt er und damit meint<br />
er auch sein Wohnhaus, das inzwischen als unbewohnbar<br />
und damit unverkäuflich gilt. Seit sich die<br />
vier Windräder nebenan drehen, ziehen sich seine<br />
Frau und er jeden Abend zum Schlafen in ihr 50 Kilometer<br />
entfernt liegendes Sommerhaus zurück.<br />
Olesen klagt über Atembeschwerden, Kopfschmerzen<br />
und ein Engegefühl in der Brust. Dass die Beschwerden<br />
von den Schallwellen der Windturbinen<br />
stammen, hält er für ausgemacht. Die Tiere reagierten<br />
ja auch darauf.<br />
Olesen hält 25.000 Nerze in lang gezogenen, flachen<br />
Ställen. Bei Westwind beißen die Weibchen<br />
jetzt immer ihre Jungtiere tot. Olesen glaubt, dass<br />
der tieffrequente, für Menschen nicht mehr hörbare<br />
Schall der Windturbinen die Tiere verrückt<br />
macht. Die vier Rotortürme hinter seinem Hof liegen<br />
genau 561 Meter vom Wohnhaus entfernt. Die<br />
vierfache Höhe der Windkraftanlagen ist in Dänemark<br />
als Mindestabstand zu Wohngebäuden vorgeschrieben.<br />
Hier wurde er gerade noch eingehalten.<br />
Nur für Tierställe gilt der Abstand nicht. Das<br />
nächste Rad dreht sich 320 Meter von den Nerzkäfigen<br />
entfernt. Nach der ersten Paarungszeit hatten<br />
rund 500 der 4500 Nerzweibchen Fehl- und<br />
Totgeburten. „Normalerweise liegt der Durchzender<br />
des Parlamentsausschusses für Land-Distrikte<br />
und Inseln, hat dem Staudengärtner Jensen<br />
zwei Stunden lang zugehört. Schmidt, Mitglied<br />
der Liberalen Partei (Venstre), ist ehemaliger Umweltminister<br />
Dänemarks und der einzige prominente<br />
Politiker, der bereit ist, die Probleme des<br />
Windkraftbooms im Kopenhagener Schloss Christiansborg,<br />
dem Sitz von Parlament und Regierung,<br />
zur Sprache zu bringen. Dass sich sonst niemand<br />
mit der Branche anlegt, hat gute Gründe: Die<br />
Windturbinen-Industrie ist mit ihrem Umsatz<br />
von gut zehn Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsfaktor,<br />
der allein für fast vier Prozent der<br />
dänischen Exporte steht. Wohl auch deshalb gingen<br />
„<br />
die Anhörungen stets mit wenig greifbaren<br />
Ergebnissen zu Ende. Mit einer Ausnahme: Weil<br />
die Zahl der Anti-Windkraft-Gruppen rasch zunahm,<br />
gab die Regierung Ende 2013 eine Studie<br />
über mögliche Gesundheitsgefahren von Windkraftanlagen<br />
in Auftrag.<br />
Ich konnte es mit<br />
meinem Gewissen<br />
nicht vereinbaren,<br />
meine Mitarbeiter<br />
länger diesem<br />
Risiko auszusetzen<br />
Dieser Forschungsauftrag hat weitreichende<br />
Folgen. Viele Kommunen, die in Dänemark die gesetzliche<br />
Planungshoheit haben, legten ihre Pläne<br />
für Windenergieprojekte auf Eis. Aus Rücksicht<br />
auf verunsicherte Bürger wollen sie erst dann wieder<br />
neue Windparks zulassen, wenn 2017 das Ergebnis<br />
der Studie über Windkraftgefahren vorliegt.<br />
Ein faktisches Ausbaumoratorium, das sich<br />
dänische Windkraftgegner als ersten großen Erfolg<br />
anrechnen. Als weiterer Erfolg gilt, dass die<br />
Regierung den Forschungsauftrag ausgerechnet<br />
an ein führendes Krebsforschungsinstitut vergab.<br />
Das private Institut Kraeftens Bekaempelse logiert<br />
in einem langen Gebäudekomplex aus hellen<br />
Klinkersteinen in der Nähe des Kopenhagener<br />
Kastells. Rund 250 Forscher bilden hier den Kern<br />
des Forschungszentrums der Danish Cancer Society.<br />
Zu ihnen gehört auch Mette Sørensen, Umweltmedizinerin<br />
mit dem Spezialgebiet Ökologi-<br />
Wirtschaft<br />
attackiert<br />
Schäuble<br />
Die Reform der Erbschaftsteuer<br />
schien ein Selbstläufer zu sein.<br />
„Minimalintensiv“ wollte Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble<br />
(CDU) vorgehen und nur Änderungen<br />
entsprechend den Vorgaben des<br />
Bundesverfassungsgerichts vornehmen,<br />
das im Dezember die Privilegien<br />
von Unternehmenserben für verfassungswidrig<br />
erklärt hatte. Doch die<br />
Eckpunkte, die Schäuble diese Woche<br />
vorlegte, sorgen in der Wirtschaft für<br />
Entsetzen. Auf Kritik stößt vor allem<br />
die geplante Freigrenze von 20 Millionen<br />
Euro für Betriebserben. Ab<br />
diesem Unternehmenswert soll künftig<br />
eine Bedürfnisprüfung gelten. Bis<br />
zur Hälfte des Privatvermögens der<br />
Erben kann dann für die Steuer herangezogen<br />
werden. Das Ministerium<br />
verteidigt die Pläne: 98 Prozent aller<br />
Firmen lägen unter der Freigrenze.<br />
Die Stiftung Familienunternehmen<br />
sieht das anders. „Die Bedeutung der<br />
großen Familienunternehmen kann<br />
man nicht an der Anzahl ihrer Unternehmen,<br />
sondern muss man an ihrem<br />
Beitrag an Umsatz, Beschäftigung<br />
und Wertschöpfung festmachen“,<br />
sagt Matthias Lefarth, Steuerexperte<br />
des Verbandes. Dann komme man zu<br />
ganz anderen Ergebnissen, nach denen<br />
viele Beschäftigte von den Plänen<br />
Schäubles betroffen seien. Laut<br />
einer bislang unveröffentlichten Analyse<br />
des Zentrums für Europäische<br />
Wirtschaftsforschung (ZEW), die dieser<br />
Zeitung in Auszügen vorliegt, arbeiten<br />
14 Prozent aller Beschäftigten<br />
in Familienunternehmen mit einem<br />
Umsatz über 50 Millionen Euro.<br />
Andere Berechnungen gehen noch<br />
weiter: wenn man Zahlen des Statistischen<br />
Bundesamtes zugrunde legt,<br />
weisen mehr als 10.000 Unternehmen<br />
einen Jahresumsatz von mehr<br />
als 38 Millionen Euro auf und würden<br />
damit über einem Unternehmenswert<br />
von 20 Millionen Euro liegen,<br />
argumentiert die Stiftung Familienunternehmen.<br />
Damit wären Unternehmen<br />
von der Bedürfnisprüfung<br />
getroffen, in denen mehr als 20 Prozent<br />
aller Arbeitnehmer in Deutschland<br />
arbeiten. Die Firmen müssten<br />
künftig womöglich deutlich mehr<br />
Erbschaftsteuern zahlen. Lefarth beklagt:<br />
„Selbst ein CDU-geführtes Ministerium<br />
hat die volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der großen Familienunternehmen<br />
ganz offensichtlich nicht erkannt.“<br />
Martin Greive
30 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Macht<br />
Windkraft<br />
krank?<br />
Fortsetzung von Seite 29<br />
sche Epidemiologie. Bisher hat sie die gesundheitlichen<br />
Auswirkungen von Verkehrslärm und Luftverschmutzung<br />
erforscht. Seit Anfang 2014 ermittelt<br />
sie im Auftrag der dänischen Regierung, ob<br />
von Windkraftanlagen gesundheitsschädliche Infraschall-Emissionen<br />
ausgehen. Aslak Harbo Poulsen,<br />
der mit Sørensen das Windturbinenprojekt<br />
leitet, hält das Forschungsprojekt für einmalig.<br />
„Bislang wurden Gesundheitseffekte nur auf der<br />
Basis von Interviews mit Betroffenen untersucht“,<br />
sagt Poulsen. „Wir hingegen legen objektive Daten<br />
zugrunde.“<br />
Die Daten sind eine dänische Besonderheit.<br />
Denn es gibt kaum ein anderes Land, dessen Bewohner<br />
von den Behörden so umfassend vermessen<br />
und registriert werden. Die Wissenschaftler<br />
haben Zugriff auf einen Datenpool, der selbst individuelle<br />
medizinische Befunde umfasst. Zugleich<br />
kennt die amtliche Statistik die Daten jeder<br />
Windkraftanlage, die seit 1980 errichtet wurde.<br />
„Wir wählen diejenigen Menschen aus, die im<br />
Umkreis der Anlagen von Schallemissionen betroffen<br />
sind, und vergleichen deren Gesundheitsdaten<br />
mit Bewohnern in den Nachbarkommunen“,<br />
sagt Poulsen. Rund eine Million Bürger fallen<br />
so in den Fokus der Betrachtung, danach konzentriert<br />
sich die Studie auf schätzungsweise<br />
10.000 bis 15.000 Betroffene.<br />
Werden Bevölkerungs- und Windradstatistiken<br />
übereinandergelegt, können die Forscher feststellen,<br />
ob es im Umkreis von Windkraftanlagen einen<br />
höheren Anteil von Herzerkrankungen gibt,<br />
ob Schlafstörungen hier häufiger behandelt werden<br />
und ob Antidepressiva öfter verschrieben<br />
werden. Bei den registrierten Gesundheitsbeschwerden<br />
„können wir ein um 20 Prozent erhöhtes<br />
Krankheitsrisiko mit 80-prozentiger Sicherheit<br />
bestimmen“, sagt Poulsen.<br />
Doch trotz ihres hohen wissenschaftlichen Anspruchs<br />
wird auch die dänische Studie den Streit<br />
zwischen Windkraftgegnern und -befürwortern<br />
nicht aus der Welt schaffen können. Selbst wenn<br />
in der Nähe von Windkraftanlagen eine höhere<br />
Krankheitsrate festgestellt werden würde, könnte<br />
doch niemand sagen, ob die Symptome physikalisch-medizinisch<br />
verursacht wurden oder lediglich<br />
psychosomatische Gründe haben. „Hunderttausende<br />
von Menschen leiden auch in Dänemark<br />
seit jeher unter chronischen Gesundheitsproblemen<br />
unklarer Herkunft“, sagt ein Forscher an<br />
der Kopenhagener Universität, der namentlich<br />
nicht genannt werden will. „Da liegt es für viele<br />
nahe, ihre Beschwerden einfach auf die Existenz<br />
der weithin sichtbaren Windkraftanlagen zurückzuführen.“<br />
Nach dieser Lesart leiden insbesondere Windkraftgegner,<br />
die aktiv gegen Bauprojekte in ihrer<br />
Rotorblätter von Windkraftanlagen: Die Hersteller nehmen Berichte über Gesundheitsgefahren ernst. Windkraft-Weltmeister Dänemark hat bereits eine Studie über Infraschall-Wirkungen in Auftrag gegeben<br />
NORDWIND<br />
Anzahl der<br />
Windenergieanlagen<br />
nach Ländern<br />
SAARLAND<br />
113<br />
BREMEN<br />
84<br />
HESSEN<br />
857<br />
HAMBURG<br />
SCHLESWIG-<br />
HOLSTEIN<br />
3228<br />
BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG<br />
396<br />
54<br />
MECKLENBURG-<br />
VORPOMMERN<br />
1742<br />
NIEDER-<br />
SACHSEN<br />
5616<br />
NORDRHEIN-<br />
WESTFALEN<br />
3037<br />
RHEINL.-<br />
PFALZ<br />
1472<br />
SACHSEN-<br />
ANHALT<br />
2603<br />
THÜRINGEN<br />
820<br />
BAYERN<br />
797<br />
BRANDENBURG<br />
3319<br />
2<br />
BERLIN<br />
SACHSEN<br />
727<br />
Gesamtzahl der<br />
Windräder in<br />
Deutschland:<br />
24.867<br />
QUELLE:<br />
WINDGUARD,<br />
STAND: 31.12.2014<br />
Nachbarschaft kämpfen, unter einer Stressbelastung,<br />
die auch gesundheitliche Auswirkungen haben<br />
kann. Die Empfindung, als Einzelner gegen einen<br />
grünen gesellschaftlichen Mainstream anzukämpfen,<br />
setze gerade die eher angepasst lebenden<br />
Normalbürger unter einen hohen psychischen<br />
Druck. „Nicht die Windkraftanlage, sondern der<br />
Kampf gegen Windkraftanlagen macht krank“,<br />
sagt der Wissenschaftler.<br />
Der Windkraftgegner als eingebildeter Kranker:<br />
Auch deutsche Behörden neigen zu dieser Sichtweise,<br />
weil die Beweise für die Existenz von<br />
Windkraft-Krankheiten bislang dünn waren. Tatsächlich<br />
legten Experimente neuseeländischer<br />
Forscher den Verdacht nahe, dass das Unwohlsein<br />
der Probanden bei niederfrequenter Beschallung<br />
auf einen „umgekehrten Placebo-Effekt“, den<br />
sogenannten Nocebo-Effekt, zurückzuführen ist.<br />
In dem Experiment behaupteten auch solche<br />
Teilnehmer, Symptome zu spüren, die der Infraschallquelle<br />
im Labor nur scheinbar ausgesetzt<br />
waren. Allein die Erwartung einer gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigung hatte also zu Unwohlsein<br />
geführt, obwohl eine physikalische Ursache gar<br />
nicht gegeben war.<br />
Nasenbluten, Tinnitus, Kopfschmerz, Schlafstörungen,<br />
Schwindelgefühle, Herzrasen: Solche<br />
Symptome hatte die amerikanische Autorin Nina<br />
Pierpont 2009 zum ersten Mal in einem Buch unter<br />
dem Titel „Wind Turbine Syndrome“ beschrieben.<br />
Doch das unter Windkraftgegnern weltweit<br />
verbreitete 300-Seiten-Werk der Psychologin genügt<br />
wissenschaftlichen Minimalansprüchen<br />
nicht. „Schon die Vorgehensweise, lediglich auf<br />
der Grundlage von 23 Telefonaten ohne begleitende<br />
medizinische Untersuchungen ein neues<br />
Krankheitsbild mit zwölf Leitsymptomen zu entwickeln,<br />
mutet abenteuerlich an“, urteilt etwa die<br />
Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz<br />
Baden-Württemberg. So sei es kein Wunder,<br />
dass „die Arbeit bis heute in keiner wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift veröffentlicht wurde“.<br />
Fazit der baden-württembergischen Behörden:<br />
„Ein Windturbinen-Syndrom gibt es nicht.“<br />
Auch die Bayerischen Landesämter für Umwelt,<br />
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklären<br />
die Unbedenklichkeit von tieffrequentem Schall:<br />
„Die von Windenergieanlagen erzeugten Infraschallpegel<br />
in üblichen Abständen zur Wohnbebauung<br />
liegen deutlich unterhalb der Hör- und<br />
Wahrnehmungsgrenzen“, heißt es dort. Daher<br />
hätten „nach heutigem Stand der Wissenschaft<br />
Windenergieanlagen keine schädlichen Auswirkungen<br />
für das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />
des Menschen“. Was man nicht hört, kann nach<br />
Einschätzung der Beamten auch nicht schädlich<br />
sein. Windkraftgegner glauben allerdings nicht,<br />
dass sich diese Sichtweise noch lange halten lässt<br />
– und verweisen unter anderem auf die toten<br />
Nerzwelpen des dänischen Pelztierzüchters Olesen:<br />
Um eingebildete Kranke wird es sich bei den<br />
Tieren ja kaum gehandelt haben, sagt Mauri Johansson,<br />
ein pensionierter Arbeitsmediziner, der<br />
Organisationen dänischer Windkraftgegner berät.<br />
Andernorts werden die Gesundheitsbeschwerden<br />
als medizinisches Problem anerkannt. So<br />
stellte die Ärztekammer für Wien fest, dass sich<br />
„bei Anrainern von Windkraftanlagen Beschwerden<br />
durch übermäßige und vor allem niederfrequente<br />
Schallentwicklung und Infraschall häu-<br />
Vor gut zwei Jahren versuchte<br />
Tom Enders noch die Fusion<br />
mit dem britischen Rüstungskonzern<br />
BAE Systems. So wollte der<br />
Airbus-Chef den weltgrößten Luftfahrt-<br />
und Rüstungskonzern schaffen.<br />
Doch die Politik, besonders Deutschland,<br />
zeigte die Rote Karte. Damit sei<br />
industriepolitisch eine Riesenchance<br />
vertan worden, schimpfte Enders.<br />
GERHARD HEGMANN<br />
ÜBER AIRBUS<br />
Seitdem rüstet er den Airbus-Konzern<br />
ab. Die breit aufgestellte Verteidigungssparte<br />
wird verkleinert, Aktivitäten<br />
verkauft. Übrig bleibt ein Rüstungs-Kerngeschäft<br />
um den Oberbegriff<br />
„alles was fliegt“: Kampfjets, Militärhubschrauber,<br />
Militärtransporter<br />
und Lenkwaffen. Vom gesamten Auftragseingang<br />
2014 über 166 Milliarden<br />
Euro kamen nur noch sieben Prozent<br />
aus der Rüstung. Dennoch macht die<br />
Sparte die meisten Probleme. Beim<br />
Bau des Militärtransporters A400M<br />
sind bereits vier Milliarden Euro Verluste<br />
entstanden. Jetzt kommt eine<br />
halbe Milliarde Euro hinzu, weil es<br />
weitere Verzögerungen gibt. Der<br />
MARKTPLATZ<br />
Abrüstung beginnt<br />
sich auszuzahlen<br />
Transporter ist in einer Zeit entstanden,<br />
als Rüstungsaufträge für die Industrie<br />
noch eine Mixtur aus staatlicher<br />
Technologieförderung und teurer<br />
„Goldrandlösung“ für die Militärs<br />
waren. Diese Zeiten sind vorbei.<br />
Enders hat erkannt, dass es<br />
schwieriger wird, mit Rüstung Geld<br />
zu verdienen. Dabei sind es nicht nur<br />
die Bürokratie, zähe Entscheidungen<br />
oder politische Einflussnahme bei<br />
Exporten, die das Geschäft erschweren.<br />
Es wird jetzt auch mehr Leistung<br />
und Transparenz in der Branche gefordert,<br />
die bislang von Seilschaften<br />
bestimmt war.<br />
Der Airbus-Chef kann von Glück<br />
reden, dass sein Konzern am Zivilgeschäft<br />
mit den Fluggesellschaften immer<br />
mehr verdient. Diese Entwicklung<br />
muss er auch nutzen, um neue<br />
Innovationsquellen zu erschließen.<br />
Während einst viele Militärentwicklungen<br />
am Ende im Zivilbereich landeten,<br />
profitieren in einigen Techniksparten<br />
die Militärs inzwischen<br />
schon von Konsumentenanwendungen.<br />
Die besten Entwickler gehen<br />
nicht mehr in die Rüstung, sondern<br />
zu Google, Apple oder jungen<br />
Hightech-Firmen. Irgendwann werden<br />
sie das große Elektroflugzeug<br />
entwickeln. Ob sie es bei Airbus tun,<br />
hängt auch von Enders’ Strategie ab.<br />
GUT GEBRÜLLT<br />
„Ich trage<br />
mein<br />
Hemd in<br />
der Hose<br />
und sehe<br />
nicht so<br />
gut aus“<br />
Tim Höttges,<br />
Telekom-Chef, über sein<br />
Auftreten mit blauem<br />
Anzug, dunkelblauem<br />
Hemd und ohne Krawatte<br />
bei der Bilanzvorlage –<br />
in Anspielung auf den<br />
griechischen<br />
Finanzminister<br />
Janis Varoufakis<br />
6,7<br />
AUFHOLJAGD DER TABLETS<br />
Absatz von Computern in Deutschland (in Millionen Geräten)<br />
7,1<br />
5,7<br />
Desktop Notebook Tablet<br />
1,6 0,4 1,4 1,4 1,3<br />
1,3<br />
1,6<br />
2010 2011<br />
2012<br />
2013 2014<br />
Auch wenn sich die Wachstumsraten<br />
beim Tablet-Verkauf in Deutschland<br />
abschwächen, so steht doch eine Zeitenwende<br />
an. Voraussichtlich schon in diesem<br />
Jahr werden in Deutschland mehr<br />
Tablets als Computer an Privatkunden<br />
verkauft. Immer mehr Menschen nutzen<br />
ihre Tablets inzwischen für Aufgaben, die<br />
früher Notebooks und Desktop-Rechner<br />
übernommen haben. Wer schnell eine<br />
E-Mail verfassen oder abrufen will, macht<br />
sich vielfach nicht mehr die Mühe, den<br />
Rechner hochzufahren. Das Tablet ist immer<br />
an und sofort verfügbar. Käufer entscheiden<br />
sich daher immer häufiger für<br />
eines der handlichen Geräte. Der Trend<br />
zeichnet sich bereits seit 2011 ab, dem<br />
Jahr nach der iPad-Einführung.<br />
Zuletzt stieg aber auch der Verkauf von<br />
Desktops und Notebooks an Privatnutzer<br />
wieder an. Vielfach haben Verbraucher ihre<br />
Kaufentscheidung aufgeschoben, bis<br />
sie sich von höher auflösenden Displays<br />
und Formfaktoren überzeugen ließen.<br />
Vor allem sogenannte 2-in-1-Computer<br />
ZAHLENSALAT<br />
3,3<br />
5,0<br />
5,5<br />
5,4<br />
6,6<br />
QUELLE: CEMIX<br />
finden zunehmend Interessenten. Das<br />
sind Notebooks, deren Display man abnehmen<br />
und als Tablet weiter verwenden<br />
kann. Inzwischen ist die Auswahl dieser<br />
Geräte groß.<br />
Ob der Trend jedoch anhaltend ist,<br />
wird dieses Jahr zeigen. Die sinkende<br />
Wachstumsrate der Tablet-Verkäufe hat<br />
mehrere Ursachen. Zum einen sind die<br />
Erneuerungszyklen länger als beispielsweise<br />
bei Smartphones. Ein Tablet funktioniert<br />
auch nach zwei oder drei Jahren<br />
meist noch reibungslos. Für die Angabe<br />
einer durchschnittlichen Erneuerungsrate<br />
ist der Markt noch zu jung. Die Hersteller<br />
haben damit schlicht noch keine Erfahrung.<br />
Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung<br />
bei Tablets sind größere<br />
Smartphones, die häufig auch als Phablets<br />
bezeichnet werden. Wer ein solches<br />
Gerät mit einer Display-Diagonale von<br />
sechs Zoll besitzt und damit Nachrichten<br />
liest oder Filme sieht, ist häufig so zufrieden,<br />
dass ein Tablet nicht mehr notwendig<br />
scheint.<br />
heu<br />
RÜCKSPIEGEL<br />
Montag: Nach zahlreichen Rückrufen kündigt<br />
Honda-Chef Takanobu Ito überraschend<br />
seinen Rücktritt an. Er hat Japans<br />
drittgrößten Autobauer sechs Jahre geleitet.<br />
Nachfolger Takahiro Hachigo hat bisher<br />
wenig Führungserfahrung, arbeitet aber<br />
bereits seit mehr als 30 Jahren für Honda.<br />
Dienstag: Der erste große Tarifabschluss in<br />
diesem Jahr beschert den 3,7 Millionen<br />
Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie<br />
ein Lohnplus von 3,4 Prozent.<br />
Nach einem Verhandlungsmarathon von<br />
16 Stunden einigen sich IG Metall und<br />
Südwestmetall in Baden-Württemberg auf<br />
einen Pilotabschluss.<br />
Mittwoch: Der niederländische SIM-Kartenproduzent<br />
Gemalto hat bei einer internen<br />
Untersuchung keine Spuren eines<br />
massiven Datendiebstahls durch den mutmaßlichen<br />
Hackerangriff von britischen und<br />
US-Geheimdiensten feststellen können.<br />
Gleichwohl glaubt das Unternehmen, dass<br />
ein solcher Angriff in den Jahren 2010 und<br />
2011 „wahrscheinlich“ stattgefunden hat.<br />
Donnerstag: Apple hat Einladungen zu<br />
einer Produktpräsentation am 9. März<br />
verschickt, bei der der Konzern weitere<br />
Einzelheiten zur Computeruhr Apple Watch<br />
vorstellen könnte. Das deutet der Titel<br />
„Spring Forward“ an: Gemeint ist die Umstellung<br />
der Uhren auf die Sommerzeit, die<br />
in den USA am 8. März vorgenommen wird.<br />
Freitag: 150 Jahre BASF, 100 Millionen<br />
Euro für die Mitarbeiter: Während sich die<br />
Beschäftigten im Jubiläumsjahr über Sonderzahlungen<br />
freuen, rechnet der Chemieriese<br />
mit stagnierendem Gewinn.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WIRTSCHAFT 31<br />
fen“. Umfassende Untersuchungen „hinsichtlich<br />
etwaiger gesundheitsschädlicher Auswirkungen<br />
sind unabdingbar“, erklärt Piero Lercher, Referent<br />
für Umweltmedizin an der Wiener Ärztekammer.<br />
Auch Untersuchungen der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München<br />
widersprechen den bayerischen Aufsichtsämtern:<br />
„Die Annahme, tiefe<br />
Töne würden vom Ohr nicht verarbeitet,<br />
weil sie nicht oder schwer<br />
hörbar sind, ist falsch“, sagt der<br />
Neurobiologe Markus Drexl: „Das<br />
Ohr reagiert sehr wohl auch auf<br />
sehr tieffrequente Töne.“ So hatte<br />
die Abteilung Neurobiologie der<br />
Universität in einem Laborexperiment<br />
gemessen, wie sich tieffrequente<br />
Töne auf das Innenohr auswirken.<br />
Der Untersuchung zufolge<br />
wird durch Infraschall die „Hörschnecke“<br />
(Cochlea) des Innenohres<br />
stimuliert. „Die Zeit, die das<br />
Innenohr braucht, um sich von tieffrequenten<br />
Geräuschen zu erholen,<br />
ist länger als die Dauer, die es selbst<br />
dem Ton ausgesetzt ist“, stellte<br />
Drexl fest. Ob dies ein erstes Anzeichen<br />
für eine potenzielle Schädigung<br />
des Innenohrs durch tieffrequente Töne<br />
sei, sollen weitere Versuche zeigen.<br />
In der Tat wäre es ungewöhnlich, wenn sich die<br />
inzwischen große Zahl gemeldeter Gesundheitsprobleme<br />
weltweit allein durch psychosomatische<br />
Einbildung und Nocebo-Effekte erklären ließen.<br />
Im Internet häufen sich die Berichte von<br />
Züchter Kaj Bank<br />
Olesen (oben):<br />
2000 tote Nerzwelpen.<br />
Staudengärtner<br />
Boye Jensen (unten):<br />
Firma verloren<br />
„Windkraft-Flüchtlingen“, deren Schicksal etwa<br />
die Dokumentation „Wind Rush“ der staatlichen<br />
kanadischen Fernsehanstalt beschreibt. Auch in<br />
Deutschland nehmen die Konflikte zwischen<br />
Windkraft-Projektierern und Anwohnern<br />
zu. Im Wind-Bundesland Nummer<br />
eins, Schleswig-Holstein, wurden im<br />
vergangenen Jahr 455 Rotortürme<br />
neu errichtet. Nach Auskunft des<br />
Landesamtes für Umwelt gingen bei<br />
der Behörde in demselben Zeitraum<br />
60 Beschwerden über Schallemissionen<br />
von Windkraftanlagen ein,<br />
wobei „die Zahl der Beschwerden<br />
statistisch nicht vollständig erfasst“<br />
werde.<br />
Zu den deutschen Windkraft-Opfern<br />
zählen sich zum Beispiel Pieter<br />
und Heimke Hogeveen, die in einem<br />
umgebauten alten Wasserwerk in<br />
Dörpum, Schleswig-Holstein, ein<br />
Gesundheitszentrum mit vier Mitarbeitern<br />
betreiben. Zum Angebot<br />
des Teams gehören Krankengymnastik,<br />
Massagen, Reha-Sport und<br />
Präventionssport. Doch das sportlich<br />
selbst hochaktive Paar klagt über<br />
einen dramatischen körperlichen<br />
Leistungsabfall, Schwindelgefühl und<br />
Schlaflosigkeit, seitdem 500 Meter vom<br />
Wohnhaus entfernt eine Enercon-E82-Mühle mit<br />
140 Meter Nabenhöhe errichtet wurde. Die Hogeveens<br />
gaben ihr Schlafzimmer unter dem Dach<br />
auf und richteten sich im Keller ein neues ein. Als<br />
die Beschwerden auch dort nicht nachließen,<br />
antwortlich zu sein. Ein heikles Unterfangen. Die<br />
Landesregierung Bayerns hat bereits als Mindestabstand<br />
zur Wohnbebauung das Zehnfache der<br />
Windradhöhe durchgesetzt. Bei Windrädern von<br />
oft 200 Meter Höhe darf also in Umkreis von<br />
2000 Metern kein Wohnhaus stehen. Kritiker dieser<br />
„10-H-Regelung“ sehen bei dieser Auflage keine<br />
Chance mehr, noch eine nennenswerte Zahl<br />
von Windkraftanlagen im Land unterzubringen.<br />
Das Umweltbundesamt (UBA) warnt andere<br />
Bundesländer deshalb davor, dem Beispiel<br />
Bayerns zu folgen. Wenn sich in ganz Deutschland<br />
ein Abstand von zwei Kilometern zur<br />
Wohnbebauung durchsetzte, wäre nur noch<br />
Platz für Windturbinen mit einer Gesamtleistung<br />
2100<br />
ABGEHÄNGT<br />
Neu installierte Windenergieleistung in Megawatt<br />
2415<br />
Deutschland<br />
Dänemark<br />
3238<br />
694<br />
211 217 67<br />
5279<br />
2011 2012 2013 2014<br />
DANIEL WETZEL (3)<br />
QUELLE: EWEA<br />
stemmten sie den Küchenboden auf und bauten<br />
den früheren Wasserspeicher darunter mithilfe<br />
von Gipskartonplatten zu einem „schalltoten<br />
Raum“ aus, um wieder Schlaf finden zu können.<br />
Genutzt hat es wenig. „Ich bin heute Nacht<br />
wieder um drei Uhr aufgewacht“, sagte Heimke<br />
Hogeveen. „Ostwind.“ Die Hogeveens glauben,<br />
dass der Infraschall sie auch dort unten erreicht.<br />
Häufiges Nasenbluten und geschwollene Mandeln<br />
seien die Symptome. Inzwischen stehen<br />
zwölf Windkraftanlagen rund um ihr Wohnhaus.<br />
„Wir sind wie in einem Kessel“, sagt Heimke Hogeveen.<br />
Ihren 17-jährigen Sohn haben sie auf ein<br />
Internat nach Flensburg geschickt. Das Nasenbluten,<br />
unter dem der Junge häufig litt, habe dort<br />
endlich aufgehört. Pieter Hogeveen prüft jetzt<br />
mit seinem Anwalt, ob er gegen den Betreiber der<br />
Windkraftanlage Strafanzeige wegen vorsätzlicher<br />
Körperverletzung einreicht.<br />
Zu solchen Berichten über Gesundheitsgefahren<br />
äußert sich der Bundesverband Windenergie<br />
nur zurückhaltend und verweist auf die Studien<br />
der süddeutschen Landesämter. Dennoch nehme<br />
die Branche die Debatte zum Thema Infraschall<br />
„sehr ernst“. Mit gutem Grund. Falls sich<br />
herausstellen sollte, dass die Klagen berechtigt<br />
sind, würde sich die Frage nach Konsequenzen<br />
stellen. Reicht es aus, Mindestabstände zur<br />
Wohnbebauung festzulegen? Wenn ja, wie groß<br />
müssen diese sein? Viele aus der Branche der erneuerbaren<br />
Energien haben zur Rechtfertigung<br />
einer schnellen Energiewende stets auf die Gesundheitsrisiken<br />
von Kohlestrom und Atommeilern<br />
verwiesen. Jetzt müssen sie selbst mit dem<br />
Verdacht umgehen, für Gesundheitsgefahren vervon<br />
36 Gigawatt. Da bereits genau diese Größenordnung<br />
installiert ist, müsste der Neubau von<br />
Windturbinen sofort gestoppt werden. Die Energiewende<br />
wäre am Ende. UBA-Präsidentin Maria<br />
Krautzberger riet den Ländern deshalb, sie „sollten<br />
nicht den Fehler machen, durch überzogene<br />
Abstandsregeln den Ausbau der Windenergie als<br />
wichtige Säule der Energiewende zu gefährden“.<br />
Merkwürdig ist allerdings, dass das Umweltbundesamt<br />
in einer anderen Studie feststellt,<br />
dass die Indizien für gesundheitliche Gefahren<br />
von Infraschall-Emissionen ernst zu nehmen<br />
seien und dringend besser erforscht werden<br />
müssten. Zwar stünden gesicherte wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse noch aus. Doch habe sich erwiesen,<br />
„dass weitgehend auf den tieffrequenten<br />
Bereich konzentrierter Schall schon bei niedrigen<br />
Pegeln das mentale Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen<br />
kann“, heißt es in der „Machbarkeitsstudie<br />
zu Wirkungen von Infraschall“, die von der<br />
Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag des<br />
Umweltbundesamtes erstellt wurde. Bei den registrierten<br />
Beschwerden aus der Bevölkerung<br />
gehörten „Geräuschemissionen von Windenergieanlagen<br />
zu den häufigsten Ursachen“. Insbesondere<br />
die Art der Schallmessung, die vom Immissionsschutzgesetz<br />
vorgeschrieben wird, ignoriere<br />
die Wirkung von tiefen Frequenzen in Innenräumen<br />
völlig.<br />
Was soll man nun glauben? Einerseits fordert<br />
das Umweltbundesamt, die gesundheitlichen<br />
Auswirkungen von Infraschall weiter zu erforschen.<br />
Andererseits rät UBA-Präsidentin Krautzberger<br />
von größeren Mindestabständen zu Windrädern<br />
ab, damit die Energiewende nicht gefährdet<br />
wird.<br />
Die Dänen haben aus diesem Dilemma einen<br />
Ausweg gefunden. An Land werden zwar nur<br />
noch wenige neue Anlagen hinzukommen,<br />
glaubt Jan Hylleberg, der Chef des Windindustrie-Verbandes.<br />
Das Wachstum werde aber auf<br />
dem Meer erfolgen. Mit zwei neuen Großwindparks<br />
in Nord- und Ostsee soll die 50-Prozent-<br />
Marke beim Ökostromanteil bis 2020 übersprungen<br />
werden. In dänischen Küstengewässern<br />
gebe es dann ebenso viel Windkraftleistung<br />
wie an Land.<br />
Deutschland will diesem Öko-Vorbild nicht folgen.<br />
Im Gegenteil: Die Ausbaupläne für Offshore-<br />
Wind wurden jüngst kräftig zusammengestaucht.<br />
Die Bundesregierung will bis 2020 nur noch 6500<br />
Megawatt in Nord- und Ostsee zulassen, während<br />
es an Land bereits mehr als 35.000 Megawatt<br />
Windkraft gibt. Damit wäre in Deutschland siebenmal<br />
mehr Windkraft an Land installiert als<br />
auf See – obwohl der Infraschall dort wohl nur<br />
ein paar Möwen stören würde.<br />
ANZEIGE<br />
Kostenfreie Sondertilgungen<br />
Online Sofortentscheidung<br />
<br />
Jetzt beantragen auf:<br />
barclaycard-kredit.de<br />
Persönliche Beratung:<br />
0800 11 33 556<br />
(kostenlos Mo–Fr 8–20 Uhr)<br />
<br />
4,59 %, Sollzins (geb.) 4,50 % p.a., Bearbeitungskosten: keine. Diese Aktion richtet sich an Neukunden, die zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses<br />
weder einen bestehenden Kreditkarten- noch Kreditvertrag mit Barclaycard haben.
32 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
STEUERFLUCHT<br />
Entwicklung der Bankguthaben in Steuerparadiesen zwischen 2007 und 2011 in Prozent<br />
11<br />
6<br />
2<br />
5<br />
1<br />
5<br />
4<br />
1<br />
7<br />
9 2<br />
8<br />
3<br />
Länder, die dem automatischen Austausch<br />
von Steuerinformationen zugestimmt haben<br />
ab 2017 ab 2018<br />
7<br />
6<br />
4<br />
10<br />
12<br />
3<br />
-4 % -3,5 % -3 % -2,5 % -2 % -1,5 % -1 % -0,5 % 0% 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 %<br />
Jersey 1<br />
Luxemburg 2<br />
Schweiz 3<br />
Isle of Man<br />
4<br />
Guernsey 5<br />
Bahrain 6<br />
Niederlande 7<br />
1<br />
2<br />
Bermuda<br />
Bahamas<br />
3<br />
Macao<br />
4<br />
Malaysia<br />
5<br />
Chile<br />
6<br />
Panama<br />
7<br />
Zypern<br />
8<br />
Österreich<br />
9<br />
Belgien<br />
10<br />
Singapur<br />
11<br />
Cayman Inseln<br />
12<br />
Hong Kong<br />
Steueroasen gesamt<br />
QUELLE: OECD, JOHANNESEN/ZUCMAN, BIZ<br />
Oh, wie schön ist Panama<br />
Luxemburg, Schweiz, Caymans: Steuerflucht werden die Staaten nie ganz stoppen können. Auch weil Banker ihren Kunden dabei helfen<br />
Jeder denkbare Unsinn ist möglich<br />
– wie zum Beispiel „Habimo“.<br />
Eine Kombination aus den<br />
Anfangsbuchstaben der Familienmitglieder<br />
Hans, Berta, Ina,<br />
Markus und Ole. Oder das Geburtsjahr<br />
1969: Happy69. Beliebt<br />
sind auch italienische Inseln oder<br />
Opern. Hauptsache der Besitzer kann<br />
sich den Namen gut merken und er verschleiert<br />
seine wahre Identität. Das vollständige<br />
Fantasiekonstrukt heißt dann<br />
etwa: Happy69International, Habimo-<br />
ANZEIGE<br />
Consulting oder ToscaFoundation. Das<br />
klingt dann, als sei die Gesellschaft nicht<br />
nur eine leere Hülle, sondern würde tatsächlich<br />
Geschäfte machen. Es reicht ein<br />
VON SEBASTIAN JOST, ANNE KUNZ<br />
UND KARSTEN SEIBEL<br />
kurzer Anruf beim Banker des Vertrauens<br />
in Luxemburg, Zürich oder Genf –<br />
und die Gesellschaft wird gegründet. Die<br />
Unterschrift auf dem vorgefertigten Formular<br />
kann nachgereicht werden.<br />
Ausfahrbarer Schlüssel<br />
zum abgefahrenen<br />
Aktionspreis.<br />
LEO Smartkey. Schlüsselbund war gestern.<br />
Schlüssel bereit<br />
auf Knopfdruck<br />
Bis zu<br />
6 Schlüssel<br />
Beleuchtete<br />
Bedienelemente<br />
Optionales<br />
Zubehör<br />
Aufladbar<br />
über Micro-USB<br />
Jetzt nur*<br />
89,–<br />
49, 99<br />
Euro<br />
LED-<br />
Suchleuchten<br />
* Ein Angebot der TrekStor GmbH, Kastanienallee 8-10, 64653 Lorsch<br />
Jetzt zum Aktionspreis bestellen unter www.leo-smartkey.de<br />
So lief das Geschäft viele Jahre. Das<br />
Verwischen von Spuren ließ sich der<br />
Banker natürlich bezahlen. Meist empfahl<br />
er panamaische Gesellschaften. Sie<br />
waren schneller und billiger als die in<br />
Liechtenstein und Luxemburg zu haben:<br />
Kostenpunkt etwa 2000 bis 3000 Dollar.<br />
Und sie waren noch verschwiegener.<br />
Und damit sicherer.<br />
Zumindest bisher. Ein Datenleck hat<br />
die Besitzer der panamaischen Briefkastenfirmen<br />
jüngst enttarnt. Und damit<br />
auch die Banken, die ihnen dabei geholfen<br />
haben, ihr Geld dort zu verstecken.<br />
Das Rampenlicht fällt auf die Commerzbank.<br />
Mitarbeiter ihrer Luxemburger<br />
Tochter stehen im Verdacht, Steuerhinterziehern<br />
geholfen zu haben. In zahlreichen<br />
Niederlassungen des in der Finanzkrise<br />
staatlich geretteten Instituts gab es<br />
in dieser Woche Razzien. Schon jetzt ist<br />
klar: Die Frankfurter sind nicht die einzigen.<br />
In den nächsten Wochen dürften<br />
weitere deutsche Geldhäuser Besuch<br />
von der Steuerfahndung bekommen.<br />
Die jüngsten Ereignisse bei der Commerzbank<br />
machen deutlich, dass<br />
Schwarzgeld nie nur ein Thema Schweizer<br />
oder Liechtensteiner Bankadressen<br />
war – und wie schwer deutschen Instituten<br />
immer noch die Aufarbeitung fällt.<br />
Seit Jahren wiederholt sich hierzulande<br />
das Spiel: Die Ermittler durchsuchen,<br />
die Kunden bibbern und die Banken beschwichtigen,<br />
es seien alles nur Altlasten.<br />
Viele bezweifeln, dass die fragwürdigen<br />
Praktiken wirklich abgeschafft wurden<br />
– und vermuten, dass sie nur eine<br />
andere Gestalt angenommen haben.<br />
Nervosität kam zum ersten Mal im<br />
Steuerparadies auf, als der ehemalige<br />
Springreiter Paul Schockemöhle in den<br />
90er-Jahren aufflog. Er hatte Millionen<br />
in einer Liechtensteiner Stiftung versteckt.<br />
Danach kehrte erst einmal Ruhe<br />
ein. Das änderte sich, als im Frühjahr<br />
2008 die systematische Jagd auf die<br />
Steuersünder begann.<br />
Als ersten traf es den ehemaligen<br />
Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel<br />
mit seinen heimlichen Konten bei der<br />
liechtensteinischen Fürstenbank LGT.<br />
Gefunden hatten ihn die Steuerbehörden<br />
dank einer CD mit Kundendaten, die<br />
Mitarbeiter Schweizer und liechtensteinischer<br />
Banken gestohlen hatten. Die<br />
Fahnder hatten die CD den Dieben abgekauft.<br />
Eine umstrittene Praxis, die sie<br />
aber in den nächsten Jahren wiederholten<br />
und reihenweise Steuerflüchtlinge<br />
enttarnten. Darunter Kunden der<br />
Schweizer Institute Credit Suisse, UBS<br />
und Julius Bär. Alle drei zahlten Bußgelder<br />
an deutsche Behörden. Auch erste<br />
Kontodaten der HSBC-Niederlassung in<br />
Genf landeten 2010 bei deutschen Steuerfahndern.<br />
Der öffentliche Druck zwang<br />
die Schweizer Regierung dazu, ihr Bankgeheimnis<br />
zu lockern. Die meisten Institute<br />
begannen zähneknirschend, ihre<br />
Kunden zur Steuerehrlichkeit zu drängen<br />
– aus Angst vor weiteren Repressalien<br />
für das Institut selbst.<br />
Bisher fiel der Name Commerzbank<br />
bei diesem Thema kaum. Die bösen Buben<br />
schienen in den Banken in der<br />
Schweiz, in Liechtenstein oder in zwielichtigen<br />
Inselparadiesen zu sitzen.<br />
Ein Irrglaube. Auch bei der Luxemburger<br />
Tochter des deutschen Instituts florierten<br />
die Geschäfte mit den Steuersündern.<br />
2008 beschloss der Verwaltungsrat<br />
diese zu stoppen – allerdings ziemlich<br />
halbherzig. Die Regelung galt nur für<br />
Neukunden. Erst 2010 gab es eine Weißgeld-Strategie<br />
auch für bestehende Kunden.<br />
Sie wurden dazu aufgefordert, die<br />
Besteuerung ihrer Guthaben nachzuweisen.<br />
Falls sie dies nicht konnten, sollten<br />
sie die Zahlung nachholen oder die Bank<br />
verlassen. Dabei griff das Institut alles<br />
andere als hart durch. Knapp fünf Jahre<br />
gab es seinen Kunden Zeit. Erst zum Ende<br />
des vergangenen Jahres trennte die<br />
Commerzbank sich von ihren verbliebenden<br />
Steuerflüchtigen. Angeblich geschah<br />
dies auf Eigeninitiative und wurde<br />
„Wer sein Geld<br />
verstecken will,<br />
wird dafür auch<br />
zukünftig Wege<br />
finden“<br />
Stefan Süss, Steueranwalt bei<br />
der Kanzlei Latham & Watkins<br />
nicht durch die staatsanwaltlichen Ermittlungen<br />
ausgelöst.<br />
Luxemburg ist kaum der einzige Berührungspunkt<br />
des Instituts mit Steuerflüchtlingen.<br />
Schließlich hatten sowohl<br />
die Commerzbank als auch die 2008<br />
übernommene Dresdner Bank jeweils eine<br />
Tochter in der Schweiz.<br />
2009 wurden sie verkauft, nicht aus<br />
moralischen Gründen, sondern weil die<br />
EU-Kommission als Ausgleich für staatliche<br />
Beihilfen eine Verkleinerung des<br />
Konzerns forderte. Die Dresdner Bank<br />
Schweiz ging an die liechtensteinische<br />
Fürstenbank LGT, die Commerzbank-<br />
Tochter an die Zürcher Vontobel. Die<br />
neuen Eigentümer fanden anscheinend<br />
nicht nur saubere Konten vor.<br />
„Wir mussten leider im Rahmen der<br />
Integration feststellen, dass zahlreiche<br />
deutsche Kunden aus dieser Übernahme<br />
bei der Regularisierung ihrer Steuerangelegenheiten<br />
gezwungen waren, unsere<br />
Hilfe in Anspruch zu nehmen“, bemerkte<br />
Vontobel-Chef Zeno Staub jüngst<br />
spitz in einem Interview. Hinter der etwas<br />
umständlichen Bemerkung verbirgt<br />
sich ein erhebliches Maß an Groll. Zwar<br />
will sich die Bank selbst nicht weiter zu<br />
der Angelegenheit äußern. So mancher<br />
Banker in Zürich regt sich aber über<br />
deutsche Doppelmoral auf.<br />
Da verkaufe ein Institut, an dem die<br />
Bundesregierung einen 25-Prozent-Anteil<br />
hält, eine Tochter mit Schwarzgeld-<br />
Konten. Und wenn der neue Eigentümer<br />
nun versuche, diese Altlasten zu bereinigen,<br />
müsse er befürchten, dass die eigenen<br />
Mitarbeiter wegen möglicher Beihilfe<br />
zur Steuerhinterziehung von deutschen<br />
Behörden verfolgt würden. Und<br />
das, so die Lesart in Zürich, nachdem die<br />
Commerzbank das Ausmaß ihres<br />
Schwarzgeld-Problems bei den Verkaufsgesprächen<br />
nicht offengelegt habe.<br />
Den Vorwurf der Täuschung halten<br />
Commerzbank-Manager für bigott. Sie<br />
hätten eher den Eindruck gehabt, dass<br />
Vontobel den Deal unbedingt wollte und<br />
manche Sachen gar nicht so genau habe<br />
wissen wollen. Ein Commerzbank-Sprecher<br />
wollte sich zu dem Thema nicht äußern.<br />
Doch ob getäuscht wurde oder<br />
nicht: dass es bei der Schweizer Tochter<br />
steuerrechtlich nicht immer sauber zugegangen<br />
sein dürfte, stellen Commerzbank-Kenner<br />
gar nicht in Abrede. „Das<br />
Motto Schweizer Banken zu dieser Zeit<br />
lautete: Augen zu und durch“, sagt ein<br />
Banker, der mit der Causa vertraut ist.<br />
„Ob schwarzes oder weißes Geld, das<br />
war den Jungs dort doch eher egal.“ Und<br />
die Commerzbank Schweiz sei da wohl<br />
keine Ausnahme gewesen.<br />
Dabei gab es schon früher durchaus<br />
Versuche vonseiten der Commerzbank,<br />
das Schwarzgeldproblem in den Griff zu<br />
bekommen. 2008, vor dem Verkauf der<br />
Schweiz-Tochter, sollten Kunden eine<br />
Erklärung unterschreiben, dass ihr Geld<br />
sauber versteuert sei. Die geforderten<br />
Unterschriften lagen dem Vernehmen<br />
nach kurz darauf nahezu vollständig vor.<br />
Mit der bloßen Unterschrift gaben sich<br />
die Verantwortlichen angeblich zufrieden<br />
– obwohl sie die Aussagen nicht prüfen<br />
konnten. Das Ganze erweckt daher<br />
aus heutiger Sicht den Anschein einer<br />
Alibi-Aktion zur Beruhigung des Frankfurter<br />
Gewissens. Jahre später fiel das<br />
Schwarzgeld-Problem der Schweizer<br />
Commerzbank dann dem Käufer Vontobel<br />
auf die Füße.<br />
Und heute? Holt die Vergangenheit<br />
die Geldhäuser immer wieder ein? Die<br />
Aufarbeitung der Steuerflucht wird laut<br />
Stefan Süss von der Großkanzlei Latham<br />
& Watkins in München ohnehin nie abgeschlossen<br />
sein: „Ich würde mich sehr<br />
wundern, wenn irgendwann tatsächlich<br />
alle Fälle von Steuerhinterziehung abgearbeitet<br />
wären. Es wird immer wieder<br />
ein Nummernkonto in der Schweiz auftauchen<br />
oder irgendeine exotische<br />
Struktur.“ Die gängigen Steuertricks seien<br />
allerdings überwiegend bekannt geworden<br />
– bis auf extreme Gestaltungen<br />
mit Lebensversicherungsmänteln in<br />
Liechtenstein. Hier könnte es eine<br />
nächste Welle geben, wenn die im Vorfeld<br />
der Abgeltungsteuer aufgesetzten<br />
Strukturen aufgedeckt würden.<br />
Dass die Banken inzwischen frei von<br />
Schuld sind, bezweifeln Kenner der<br />
Branche. Viele Steueroasen seien zwar<br />
mittlerweile trockengelegt, doch an anderen<br />
Orten seien bereits neue eröffnet.<br />
„So gut wie keine Bank in Europa bietet<br />
heute noch Offshore-Geschäfte an“, sagt<br />
Christopher Steckel von der Kanzlei<br />
Leisner Steckel Engler in Zürich. Die<br />
Steueroasen in Luxemburg und der<br />
Schweiz seien vollständig trockengelegt.<br />
„Die USA sind für Steuerhinterzieher dagegen<br />
interessant. Die Amerikaner werden<br />
auch zukünftig keine Informationen<br />
rausgeben. Sie interessiert auch nicht,<br />
ob das Geld versteuert wurde. Sie wollen<br />
vor allem Terrorismusfinanzierung und<br />
Geldwäsche ausschließen.“<br />
Die wohl wichtigste Lektion, die die<br />
Branche aus der Vergangenheit gelernt<br />
hat: Steuersparmodelle sind kaum mehr<br />
etwas für die breite Masse. Doch für reiche<br />
und risikobereite Kunden wird das<br />
Geld immer noch rund um den Globus<br />
versteckt. Nur eben noch vorsichtiger als<br />
früher. „Die Zeiten, in denen Steuerhinterziehung<br />
ein Volkssport für Reiche<br />
war, sind allerdings vorbei“, meint auch<br />
Rechtsanwalt Süss. „Doch wer sein Geld<br />
verstecken will und über kriminelle<br />
Energie verfügt, wird dafür auch zukünftig<br />
Wege finden.“<br />
Und die Banken werden ihnen dabei<br />
weiterhin zur Seite stehen. So sagt auch<br />
der ehemalige Steuerfahnder Frank<br />
Wehrheim: „Wenn eine deutsche Bank<br />
international tätig ist, besteht immer die<br />
Gefahr, dass Mitarbeiter Kunden dabei<br />
assistieren, Geld vor dem Fiskus zu verstecken.<br />
Das wird nie aufhören.“ Die<br />
Vorfälle in Luxemburg machten deutlich,<br />
dass die Banken stets einen Weg finden.<br />
Als die Banken Auskunft über ihre Geschäfte<br />
in Luxemburg geben mussten,<br />
stiegen ihre Berater auf Briefkastenfirmen<br />
in Panama um, um so die Identität<br />
ihrer Kunden zu vertuschen, berichtet<br />
Wehrheim. „Damit bleibt es bei dem<br />
ewigen Spiel: Hase gegen Igel.“
13 Ausgaben lesen – 2 davon gratis<br />
Wundervolle Winterzeit:<br />
Jetzt testen + Geschenk für Sie!<br />
Gleich<br />
auswählen<br />
MADISON Chronograph „Skywatch“<br />
Klassiker mit braunem Zifferblatt, silbernen Indizes, fluoreszierenden<br />
Zeigern und braunem Armband. Wasserdicht bis 5 Bar. Ø 42 mm.<br />
Saunahandtuch von Vossen in Grau<br />
Kuschelweiches Saunahandtuch „Calypso“, verziert mit<br />
einer Bordüre. 100 % Baumwolle. Maße: 80 x 200 cm.<br />
Ja, ich teste WELT am SONNTAG!<br />
Ich spare 15 % gegenüber dem Einzelkauf und erhalte 13 Ausgaben<br />
WELT am SONNTAG zum Preis von 11 für nur 40,70 € frei Haus.<br />
Wenn ich WELT am SONNTAG danach weiterlesen möchte, brauche ich nichts zu tun.<br />
Ich erhalte sie dann zum günstigen Preis von zzt. 48,10 € im Quartal (inklusive<br />
Haustür-Service). Das Angebot gilt nur in Deutschland und nur, solange der Vorrat<br />
reicht. Der Versand des Geschenks erfolgt nach Zahlungseingang.<br />
Mein Geschenk<br />
(Bitte nur 1 Kreuz)<br />
MADISON Chronograph „Skywatch“ (62473)<br />
Vossen Saunatuch in Grau (62525)<br />
CHRIST Armband mit Herzanhänger (63185)<br />
Meine Lieferadresse<br />
SI1501-B01-WS01SZ<br />
CHRIST Armband mit Herzanhänger<br />
Kleines Schmuckstück: schwarzes Armband aus Lederimitation<br />
mit kristallbesetztem Herzanhänger. Länge: ca. 20,5 cm.<br />
Name/Vorname<br />
Straße/Nr.<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Telefon<br />
<br />
Zusätzlich erhalte ich freitags den kostenlosen Newsletter der WELT<br />
am SONNTAG mit einer exklusiven Vorschau der nächsten Ausgabe.<br />
E-Mail (bitte angeben)<br />
Ich zahle bequem per SEPA-Lastschriftmandat:<br />
DE<br />
Ihre BLZ<br />
IBAN<br />
Das SEPA-Lastschriftmandat kann ich jederzeit widerrufen.<br />
Die Mandatsreferenz wird separat mitgeteilt.<br />
Ihre Kto.-Nr.<br />
Eine Woche Inspiration.<br />
Journalistische Kompetenz von Deutschlands Marktführer<br />
bei den Qualitäts-Sonntagszeitungen<br />
Beste Unterhaltung mit aktuellen Analysen, überraschenden<br />
Hintergründen, exklusiven Interviewpartnern<br />
Sonntagsgefühl auf hohem Niveau mit Regionalausgaben<br />
für Hamburg, Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen<br />
Frei Haus: inklusive kostenloser Lieferung direkt an<br />
die Haustür.<br />
WELT am SONNTAG erscheint im Verlag Axel Springer SE, Axel-Springer-Str. 65, 10888 Berlin, 0800/926 75 37. Vertreten durch den Vorstand, Amtsgericht Charlottenburg, HRB 154517 B.<br />
Gläubiger-ID-Nr.: DE7600100000007913<br />
Name/Vorname des Kontoinhabers (falls abweichend vom Leser)<br />
Anschrift des Kontoinhabers (falls abweichend vom Leser)<br />
Ich erwarte Ihre Rechnung.<br />
Lieferbeginn: schnellstmöglich ab dem 2 0 1 5<br />
Ich bin damit einverstanden, dass die Axel Springer SE mir<br />
weitere Medienangebote per Telefon/E-Mail/SMS unterbreitet.<br />
Dieses Einverständnis kann ich jederzeit widerrufen.<br />
Ich kann der Nutzung meiner Daten zu Werbezwecken jederzeit beim<br />
Verlag widersprechen: WELT am SONNTAG, Brieffach 22 64, 20350 Hamburg,<br />
Fax: 0800/926 77 37. Alle Informationen über Ihr gesetzliches Widerrufsrecht<br />
und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.wams.de/widerruf.<br />
Ich ermächtige die Axel Springer SE, Zahlungen von meinem Konto mittels<br />
Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der<br />
Axel Springer SE auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum,<br />
die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die<br />
mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
X<br />
Datum<br />
Unterschrift<br />
Ausgefüllten Coupon einsenden an:<br />
WELT am SONNTAG, Brieffach 66 66, 10867 Berlin<br />
Gleich bestellen! 0800/850 80 30 www.wams.de/winterzeit
34 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Der Laden ist klein und eng,<br />
aber dafür gibt es eine<br />
Menge zu sehen. Ein<br />
Schwarm von Neonfischen<br />
gleitet vorbei. Ein stolzer<br />
Skalar durchstreift die Unterwasserwelt,<br />
ein Stück weiter wuseln ein paar Guppys.<br />
Es riecht etwas streng nach Käfigstreu<br />
und Tierhaut. Gegenüber den<br />
Aquarien gibt es Kinderbücher, Hundemotivkärtchen<br />
und Telefonkarten. Eine<br />
schräge Mélange, aus der ein gelber Karton<br />
hervorleuchtet: die „Kinderpost“<br />
von Schmidt-Spiele. Das passt gut. Denn<br />
tatsächlich ist dieses seltsame Geschäft<br />
nicht nur Zoohandlung, Papier- und Gemischtwarenladen.<br />
Es ist auch die Post<br />
von Hohen Neuendorf bei Berlin.<br />
VON STEFFEN FRÜNDT<br />
AUS HOHEN NEUENDORF<br />
Zoohandel und Postamt in einem: Wolfgang Linke betreibt „Linke’s Tierparadies“ in Hohen Neuendorf. Weit mehr Umsatz macht er aber mit dem Paketversand<br />
Neonfische,<br />
Kinderbücher –<br />
und Pakete<br />
Weil die Post keine eigenen Filialen mehr hat,<br />
holen die Kunden ihre Päckchen in manch<br />
kuriosem Laden ab. Das führt häufig zu Ärger<br />
Vor elf Jahren war Zoohändler Wolfgang<br />
Linke der letzte Mieter in seinem<br />
Gewerbekomplex, und auch bei ihm lief<br />
es nicht besonders gut. „Dann kam ein<br />
blonder Engel von der Post herein und<br />
fragte mich, ob ich nicht eine Postagentur<br />
eröffnen möchte.“ Wolfgang Linke<br />
wollte. Er stellte sich einen Postschalter<br />
in den Laden, schickte seine zwei Mitarbeiterinnen<br />
zur Schulung und stellte<br />
zwei weitere ein. Er erweiterte sein Sortiment<br />
um Schreibwaren und was ihm<br />
sonst noch passend erschien. Die Kundenfrequenz<br />
stieg von vielleicht 50 auf<br />
400 am Tag. Vor Weihnachten schieben<br />
sich bis zu 1000 Paketabholer und Geschenkeverschicker<br />
durch den Laden.<br />
Linke macht heute nur noch 30 Prozent<br />
seines Umsatzes mit Fischen und Futter.<br />
„Wir leben von Retouren und Einschreiben“,<br />
freut sich der 65-jährige. „Ich liebe<br />
Zalando und Amazon!“<br />
Linke’s Tierparadies ist eine von<br />
13.000 sogenannten „Partnerfilialen im<br />
Einzelhandel“, mit denen die Deutsche<br />
Post eine selbst geschaffene Versorgungslücke<br />
schließt. Seit Beginn der<br />
Postreform Mitte der 90er-Jahre hat die<br />
privatisierte Post das einst bis in die<br />
kleinsten Orte reichende eigene Filialnetz<br />
auf null ausgedünnt. Die 1100 größere<br />
Standorte werden von der zur Deutschen<br />
Bank gehörenden Postbank betrieben.<br />
In der Fläche aber besteht das deutsche<br />
Postwesen aus einem kuriosen Flickenteppich<br />
aus Zigtausenden von Agenturen,<br />
Verkaufspunkten und Paketshops<br />
verwandelt, die in den unterschiedlichsten<br />
Kulissen stehen können. Supermärkte,<br />
Tabakläden, Gärtnereien, Zoohandlungen.<br />
„Harte Ausschlusskriterien gibt<br />
es nicht“, heißt es bei der Post. Solange<br />
ein solider Geschäftsmann dahintersteht,<br />
ist als Miniaturpostamt so ziemlich<br />
jeder Standort recht. Die Kunden<br />
sind allerdings oft anderer Meinung. „Es<br />
gab böse Briefe. Die Kunden wünschten<br />
sich ein repräsentatives Postamt und<br />
waren pikiert“, amüsiert sich Zoohändler<br />
Linke. Er sieht ein, dass sein Geschäft<br />
etwa Heuallergiker vor Probleme stellt,<br />
und bemühte sich um geruchsneutrale<br />
Verpackungen. Mittlerweile hätten sich<br />
die meisten Kunden daran gewöhnt.<br />
„Es gibt nicht wenige Leute im Westerwald<br />
und anderswo, die mit ihren Paketen<br />
20 Kilometer weit fahren müssen“,<br />
klagt Elmar Müller vom Postkunden-<br />
Verband DVPT. Viele Kommunen hätten<br />
wegen der Ausdünnung des Filialnetzes<br />
Alarm geschlagen, es gebe auch Beschwerden<br />
wegen schlechter Beratung.<br />
„Wenn Sie eine Sendung ins Ausland haben,<br />
muss mancher Agenturmitarbeiter<br />
erst die Hotline anrufen, oder er gibt eine<br />
falsche Auskunft“, sagt Müller. Nur<br />
langsam bekomme die Post ihre Qualitätsprobleme<br />
in den Griff. Sie versichert,<br />
dass sie mit Fortbildungen, persönlichen<br />
Betreuern und anonymen Testkunden<br />
alles tue, um die Qualität der externen<br />
Dienstleister hochzuhalten.<br />
Laut Bundesnetzagentur hat sich die<br />
Zahl der Beschwerden von Postkunden<br />
JAKOB HOFF<br />
im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Bei<br />
der Aufsichtsbehörde gingen 2350 Beschwerden<br />
gegen die Post und ihre<br />
Wettbewerber ein, ein Jahr zuvor waren<br />
es nur 1228. 75 Prozent der Beschwerden<br />
hatten mit Beförderung und Zustellung<br />
von Briefen und Paketen zu tun. Kritik<br />
an „stationären Einrichtungen“ machte<br />
nur einen deutlich kleineren, wenn auch<br />
leicht steigenden Anteil der Beschwerden<br />
aus. Moniert wurde unter anderem<br />
die Ausdünnung des Filialnetzes.<br />
Das Problem ist, dass es der Post und<br />
ihren Wettbewerbern immer schwerer<br />
fällt, überhaupt geeignete Standorte aufzutreiben.<br />
2,7 Milliarden Pakete haben<br />
die Deutschen 2014 verschickt, 100 Millionen<br />
mehr als im Jahr zuvor. Ein<br />
Boommarkt, um den sich die Logistikkonzerne<br />
einen erbitterten Wettbewerb<br />
liefern. Alle brauchen Vertriebsstellen<br />
vor Ort, aber bitte ohne hohe Kosten.<br />
In Hohen Neuendorf liegen sie fast<br />
Tür an Tür. Ein paar Schritte von Linkes<br />
Zoo-Post entfernt weht die DPD-Fahne<br />
vor „Classic Mode“ im Wind. „Ich mache<br />
das als Dienstleistung für den Ort“,<br />
sagt Inhaberin Simone Güldner. Die Provision<br />
vom Paketdienst reiche kaum für<br />
die Teppichreinigung. Die Kunden trügen<br />
nicht nur Dreck, sondern auch Ärger<br />
hinein. „Wir sind der Prellbock für die<br />
Kunden“, klagt sie und zeigt einen leeren<br />
Benachrichtigungszettel, den ein Kunde<br />
an seiner Haustür gefunden hat – ohne<br />
Hinweis, wo sein Paket deponiert wurde.<br />
Güldner überlegt, ihren Nebenjob samt<br />
DPD-Scanner wieder abzugeben. Kunden<br />
für ihr Kerngeschäft habe sie keine<br />
dazugewonnen. Dabei locken die Konzerne<br />
genau mit diesem Versprechen.<br />
Herbert Millmann vom Verband der<br />
Postagenturunternehmer berichtet, dass<br />
der Marktführer in einigen Gegenden<br />
große Probleme habe, Agenturpartner zu<br />
halten oder zu gewinnen.„Die flächendeckende<br />
postalische Versorgung ist in<br />
Deutschland in einigen Regionen gefährdet“,<br />
sagt er und nennt Beispiele in Süddeutschland,<br />
wo nach vergeblicher Suche<br />
schließlich die Kommunen selbst<br />
Postagenturen betrieben. Das führe die<br />
Privatisierung ad absurdum. Dabei können<br />
die Bürger dort wieder das tun, was<br />
sich ohnehin hartnäckig im Sprachgebrauch<br />
hält: Sie gehen aufs Postamt.<br />
ANZEIGE<br />
Jeden Mittwoch<br />
neue Angebote!<br />
Mitbieten und Mitsparen!<br />
In unseren neuen wöchentlichen Auktionen auf welt-bietet.de<br />
erwarten Sie interessante Produkte und Dienstleistungen.<br />
Bieten Sie für Ihr Wunschangebot mit und sparen Sie bis zu<br />
50% vom Originalpreis.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WIRTSCHAFT 35<br />
Die Köpfe der<br />
Tourismusbranche<br />
( v. l. n. r.) im<br />
„Welt“-Newsroom:<br />
Thomas Winkelmann<br />
(Germanwings),<br />
Christian Clemens<br />
(TUI), Tobias Ragge<br />
(HRS), Markus<br />
Daldrup (Alltours),<br />
Sören Hartmann<br />
(DER), Michael Tenzer<br />
(Thomas Cook)<br />
Urlaub buchen im Internet<br />
– das ist für<br />
die Mehrheit der<br />
Deutschen inzwischen<br />
selbstverständlich.<br />
Doch je<br />
teurer die Reise ist,<br />
desto mehr stresst die Kunden das unübersichtliche<br />
Angebot im Netz, berichten<br />
die Reiseveranstalter. TUI und Co.<br />
wollen die Online-Beratung kräftig ausbauen.<br />
Wie das gehen soll, verrieten sie<br />
auf dem fünften Tourismusgipfel der<br />
„Welt am Sonntag“. Thomas Winkelmann<br />
von Germanwings, DER-Touristikchef<br />
Sören Hartmann, TUI-Deutschlandchef<br />
Christian Clemens, der<br />
Deutschlandchef von Thomas Cook Michael<br />
Tenzer, Alltours-Geschäftsführer<br />
Markus Daldrup sowie HRS-Chef Tobias<br />
Ragge wagten einen Blick in die Zukunft.<br />
VON THOMAS EXNER, SÖNKE KRÜGER<br />
UND ERNST AUGUST GINTEN<br />
WELT AM SONNTAG: Überkommt<br />
Sie eigentlich, wenn Sie unterwegs<br />
sind, schon mal der Leichtsinn?<br />
TOBIAS RAGGE: In Form von Leichtigkeit<br />
des Seins, Entspannung, Vergnügungen<br />
– ja, sicher. Ansonsten gehört Leichtsinn<br />
heute nicht mehr zum Reisen.<br />
CHRISTIAN CLEMENS: Die Deutschen<br />
sind nicht besonders leichtsinnig.<br />
Viele arbeiten sehr viel und haben wenig<br />
Zeit für Hobbys und Familie. Dabei würde<br />
es einigen mal ganz guttun, Abstand<br />
vom Arbeitsalltag zu gewinnen, um in Ruhe<br />
nachdenken zu können.<br />
Sie sind Schwede. Können die Skandinavier<br />
besser die Balance halten<br />
zwischen Arbeit und Freizeit?<br />
CLEMENS: Ich denke schon. Die Deutschen<br />
identifizieren sich sehr viel stärker<br />
mit ihrer Arbeit und definieren darüber<br />
auch zu einem großen Teil ihre Persönlichkeit.<br />
Deshalb sind positive Urlaubserlebnisse,<br />
das Zusammensein mit Freunden<br />
und Familie hier umso wichtiger.<br />
Die Urlaubsplanung gehen viele<br />
ziemlich verbissen an. Wie viel Zeit<br />
verbringen die Kunden im Durchschnitt<br />
damit?<br />
MICHAEL TENZER: Im Internet lässt<br />
sich das leicht nachvollziehen. Die User<br />
besuchen etwa elf Seiten und brauchen<br />
dazu eine Stunde. In der Regel wird 90<br />
Tage vor Urlaubsbeginn gebucht, und viele<br />
Menschen beschäftigen sich etwa drei<br />
Monate bis zur Buchung mit der Planung<br />
ihrer Haupturlaubsreise. Das ist schon eine<br />
lange Zeit.<br />
RAGGE: Bei den Geschäftsreisenden ist<br />
das anders. Rund drei Viertel buchen einen<br />
Tag vor Reisebeginn. Das gilt mittlerweile<br />
auch für Städtereisen.<br />
ANZEIGE<br />
Wer bereitet Sie<br />
optimal auf das<br />
Bankgespräch vor<br />
?<br />
www.datev.de/steuerberater<br />
Der Trend geht also weiter zur Buchung<br />
ohne menschlichen Kontakt?<br />
CLEMENS: Nein, ganz und gar nicht.<br />
Gerade beim Haupturlaub legen Kunden<br />
sehr viel Wert auf persönliche Beratung,<br />
weil er zu den teuersten Anschaffungen<br />
des Jahres zählt. Da sind persönliche<br />
Empfehlungen und eine passgenaue Beratung<br />
natürlich enorm wichtig. Entscheidend<br />
ist, dass wir für unsere Kunden immer<br />
und überall erreichbar sind. Egal ob<br />
vor, während oder nach der Reise – virtuell<br />
oder real. In jedem Fall helfen uns die<br />
Die Reiseberater<br />
Buchungen im Internet sind inzwischen Standard, überfordern aber viele Kunden.<br />
Die Chefs der größten Tourismusunternehmen versprechen künftig mehr Unterstützung<br />
heutigen digitalen Möglichkeiten bei der<br />
Verbesserung des Kundendialoges. Um<br />
einen Ausflug zu buchen, muss ich nicht<br />
mehr in die Sprechstunde des Reiseleiters<br />
gehen. Das kann ich künftig auch vom<br />
Strand aus per Smartphone erledigen.<br />
Das dürfte Sie dann aber eine ganze<br />
Menge Geld kosten.<br />
CLEMENS: Für die meisten Menschen<br />
sind die Ferien die wichtigsten Wochen<br />
des Jahres. Und ich bin fest davon überzeugt,<br />
dass sich die Kunden solch eine<br />
Beratungsdienstleistung auch was kosten<br />
lassen werden.<br />
Ist das aber nicht die klassische Aufgabe<br />
der Reisebüros?<br />
CLEMENS: Die Mitarbeiter in unseren<br />
Reisebüros wollen wir in diesen Prozess<br />
ja auch mit einbinden. Damit können wir<br />
uns von den neuen, technologiegetriebenen<br />
Anbietern im Internet absetzen. Viele<br />
von denen sind ja nur technische Maschinen<br />
und Datenbanken.<br />
SÖREN HARTMANN: Es gibt eine einfache<br />
Faustregel. Je weiter weg der Kunde<br />
reisen will, umso individueller und beratungsintensiver<br />
wird die Buchung. Das<br />
liegt aber auch daran, dass es einen eindeutigen<br />
Trend zu immer hochwertigeren<br />
und damit teureren Reisen gibt.<br />
Das kann aber doch nur bedeuten,<br />
dass Sie versuchen, die Kunden in Ihre<br />
Reisebüros zu zwingen?<br />
HARTMANN: Das kann man so nicht sagen.<br />
Derzeit verbinden wir beide Kanäle,<br />
sind aber schon dabei, persönliche Beratungsqualität<br />
auch online anzubieten. Dafür<br />
sind die technischen Voraussetzungen<br />
bereits vorhanden. Auch wir wollen künftig<br />
Kunden bei der Urlaubssuche im Internet<br />
intensiv begleiten. Sie holen sich<br />
den Reiseberater schon bald online ins<br />
Wohnzimmer.<br />
Wann wird es so weit sein?<br />
HARTMANN: Flächendeckend spätestens<br />
in drei bis fünf Jahren.<br />
CLEMENS: Ich bin mir sicher, das wird<br />
schneller gehen, weil die Kunden es erwarten<br />
und für mehr Service und Individualisierung<br />
durchaus auch bereit sind,<br />
mehr zu bezahlen. Im Internet buchen<br />
und im Reisebüro bezahlen wird in unserem<br />
Eigenvertrieb wahrscheinlich schon<br />
in diesem Jahr möglich sein. Mit Reiseexperten<br />
chatten oder telefonieren kann<br />
man auf unserer Verkaufsplattform bereits<br />
heute. Die Grenzen von realer und<br />
virtueller Welt verschwimmen zusehends.<br />
MARKUS DALDRUP: Die meisten Reisenden<br />
in Deutschland suchen mittlerweile<br />
im Internet nach guten Angeboten<br />
für ihren Jahresurlaub. Viele finden dort<br />
zwar durchaus, was sie suchen, gehen<br />
dann aber doch noch ins Reisebüro, um<br />
sich eine persönliche Bestätigung für ihre<br />
Wahl zu holen. Die Deutschen brauchen<br />
immer noch ein Quäntchen mehr Sicherheit<br />
als andere Europäer.<br />
HARTMANN: Das kann ich nur bestätigen.<br />
Es gibt Studien, die zeigen, dass die<br />
Deutschen bei der Buchung einer teuren<br />
Urlaubsreise im Internet gigantischen<br />
Stress empfinden. Wir arbeiten deshalb<br />
daran, dass sich die Kunden durch mehr<br />
persönliche Betreuung im Internet sicherer<br />
fühlen können und in ihrer Auswahl<br />
bestätigt fühlen.<br />
Herr Ragge, Sie beherrschen ja so eine<br />
seelenlose Buchungsmaschine.<br />
Fühlen Sie sich bereits überflüssig?<br />
RAGGE: Uns wird es noch lange geben,<br />
denn die Geschäftsreisenden wie<br />
auch Städtetouristen reagieren immer<br />
noch auf Preis, Preis, Preis. Unsere<br />
Kunden wollen von einer intelligenten<br />
Maschine fünf passende Angebote, die<br />
ihre Suchkriterien erfüllen. Das kann<br />
ein Mensch in so kurzer Zeit gar nicht<br />
leisten. Aber zugegeben: Für eine teure<br />
Urlaubsreise würde ich mich auch beraten<br />
lassen.<br />
NOSTALGISCHE GRIECHENLAND-TOURISTEN<br />
Die Pauschalreiseveranstalter sind<br />
gut in das neue Reisejahr gestartet. Für<br />
den Sommer 2015 ist in den Reisebüros<br />
bis Ende Januar laut Auswertungen der<br />
GfK-Marktforscher ein Umsatzplus<br />
von rund fünf Prozent aufgelaufen.<br />
Noch sehr uneinheitlich ist allerdings<br />
das Bild bei den Buchungseingängen<br />
für die einzelnen Urlaubsländer.<br />
Griechenland war bei allen großen<br />
Veranstaltern bis vor Kurzem gut bis<br />
sehr gut gebucht. Die Griechen hatten<br />
sich bereits im vergangenen Jahr über<br />
ein Gästeplus von 17 Prozent gefreut.<br />
Darunter könnten nach Ansicht von<br />
einigen Reisemanagern durchaus auch<br />
viele Altlinke sein, die aus Nostalgie<br />
und Solidarität nach Griechenland<br />
gereist sind. Zahlen darüber, welcher<br />
politischer Gesinnung Urlauber sind,<br />
gibt es natürlich nicht. Aber die GfK<br />
hat zum Beispiel festgestellt, dass die<br />
Zahl der Reisenden in der Altersgruppe<br />
65 plus merklich zugenommen hat.<br />
Vergebens warten Hoteliers aber wohl<br />
auf die Rückkehr der Russen. Bislang<br />
machen die bereits eingegangenen<br />
festen Buchungen aus ganz Europa das<br />
Ausbleiben der russischen Gäste mehr<br />
als wett, sagt Sören Hartmann von<br />
DER-Touristik. Griechenland wird nach<br />
Ansicht vieler Reisemanager trotz aller<br />
politischen Unsicherheiten der Renner<br />
des Sommers werden. „Das Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis ist gut“, findet<br />
Hartmann. Das bestätigt auch Germanwings-Chef<br />
Thomas Winkelmann.<br />
Zugenommen hat im vergangenen<br />
Jahr auch das Interesse der Deutschen<br />
an Fernreisen. Insgesamt 2,2 Prozent<br />
mehr Gäste buchten nach Auswertungen<br />
der Veranstalter auf Datenbasis<br />
des Statistischen Bundesamtes eine<br />
Fernreise. Das brachte den Veranstaltern<br />
fast vier Prozent mehr Umsatz.<br />
Besonders stark zulegen konnten dabei<br />
die Ziele in der Karibik (plus 13,9 Prozent).<br />
Für alle Auslandsreisen – also<br />
auch für Mittel- und Kurzstreckenziele<br />
– gaben die Deutschen laut Deutscher<br />
Bundesbank mit fast 70 Milliarden<br />
Euro so viel Geld aus wie noch nie<br />
zuvor.<br />
Die deutschen Reiseveranstalter<br />
konnten ihren Umsatz im Touristikjahr<br />
2013/14 (Stichtag: 31. Oktober 2014)<br />
insgesamt um rund eine Milliarde Euro<br />
auf die neue Bestmarke von nunmehr<br />
26,3 Milliarden Euro steigern. Im<br />
Vorjahr lag der Umsatz noch bei 25,3<br />
Milliarden Euro. Das ist ein Plus von<br />
fast vier Prozent. Dieses endgültige<br />
Ergebnis verkündete der Präsident des<br />
Deutschen Reiseverbandes (DRV),<br />
Norbert Fiebig, im Vorfeld der weltweit<br />
größten Reisemesse ITB Berlin<br />
2015, die vom 4. bis 8. März in der<br />
Hauptstadt stattfinden wird. Das Ergebnis<br />
liegt sogar noch deutlich über<br />
der Hochrechnung, die der Branchenverband<br />
im Dezember 2014 veröffentlicht<br />
hatte. Damals war der DRV noch<br />
von einem Wachstum von nur zwei<br />
Prozent ausgegangen.<br />
Wie gut trifft die automatisierte Suche<br />
den Geschmack der Kunden?<br />
RAGGE: 67 Prozent der Suchenden bei<br />
uns sind zufrieden mit den Ergebnissen,<br />
die bei der automatisierten Suche vorgeschlagen<br />
werden. Sie verändern die Suchkriterien<br />
nicht.<br />
Die Kunden wollen also gar keine intensivere<br />
Beratung?<br />
TENZER: Viele Veranstalter sind heute<br />
durchaus schon in der Lage, Kunden,<br />
die eine Städtereise nach Paris gebucht<br />
haben, im Nachgang auch eine Woche<br />
Urlaub auf Mallorca anzubieten. Die<br />
spannendste Frage in unserer Branche<br />
aktuell ist: Wie kann online offline unterstützen<br />
und umgekehrt, wie können<br />
Reisebüros den Online-Kunden einen<br />
Mehrwert bieten?<br />
THOMAS WINKELMANN: Unsere<br />
Kunden wollen ab einem bestimmten<br />
Preislevel durchaus Vorschläge, was sie<br />
noch zusätzlich zur Grundleistung dazubuchen<br />
können. Ich sehe das auch bei<br />
den Hotelanbietern. Zum Beispiel gibt es<br />
immer mehr Anbieter, die dem Kunden<br />
bereits vor dem Einchecken im Hotel<br />
mehrere Alternativen bei der Lage ihres<br />
Zimmers anbieten.<br />
Der Preis ist also gar nicht mehr so<br />
wichtig bei der Buchung von Flug<br />
und Hotel?<br />
WINKELMANN: Fliegen ist für alle erschwinglich<br />
geworden. Die entscheidenden<br />
Kriterien für die meisten Kunden bei<br />
der Buchung einer Flugreise sind heute<br />
der Flugplan und der Preis. Unsere Kunst<br />
ist es dann, den Kunden über dieses Basisprodukt<br />
hinaus Angebote mit echtem<br />
Mehrwert zu machen. Und das aus Kostengründen<br />
möglichst automatisiert.<br />
Dieses Geschäftsmodell will die Lufthansa<br />
jetzt auch auf die touristische<br />
Langstrecke übertragen. Sind Sie sicher,<br />
dass Sie damit Erfolg haben<br />
können?<br />
WINKELMANN: Wir sehen auf einigen<br />
Fernstrecken, zum Beispiel in die Karibik,<br />
noch einiges Wachstumspotenzial.<br />
Werden Sie nur über die Lufthansa<br />
Tickets verkaufen oder auch Kontingente<br />
an Reiseveranstalter abgeben?<br />
WINKELMANN: Wir gehen dahin, wo<br />
die Kunden sind, und sprechen natürlich<br />
mit den Pauschalreiseveranstaltern, ob<br />
sie Interesse an unserem neuen Flugangeboten<br />
haben. Natürlich werden die<br />
Flüge auch online erhältlich sein.<br />
JAKOB HOFF<br />
Herr Daldrup, was ist den Alltours-<br />
Kunden wichtiger, der Flugplan oder<br />
der Preis?<br />
DALDRUP: Eindeutig der Preis, das ist<br />
aber nicht neu. In den letzten Jahren haben<br />
ja bereits diverse große europäische<br />
Linienfluggesellschaften verstärkt auch<br />
touristische Ziele angeflogen und Restplatzkontingente<br />
dann günstig an uns<br />
Veranstalter abgegeben.<br />
Herr Hartmann, zur DER-Touristik<br />
gehören sowohl ITS wie auch Meiers<br />
Weltreisen. Welche Altersgruppe<br />
reist derzeit eigentlich am häufigsten?<br />
HARTMANN: Das Wachstum kommt<br />
aus der älteren Generationen. Die haben<br />
mehr Zeit, Geld und bereits jede Menge<br />
Reiseerfahrung.<br />
Welche Altersklasse ist das?<br />
HARTMANN: Das fängt bei 50 Jahren<br />
an und ist nach oben offen. Es gibt mittlerweile<br />
Achtzigjährige, die ohne Probleme<br />
einen Halbmarathon laufen. Und<br />
diese Kunden sind sehr reiseerfahren.<br />
Sie wissen genau, wo sie hinwollen, und<br />
suchen für ihr auserwähltes Urlaubsziel<br />
dann den günstigsten Preis und nicht<br />
mehr andersherum. Früher galt: erst<br />
Preis, dann Ziel.<br />
Angesichts der Euro-Schwäche müssten<br />
Sie aber doch bei Reisen in den<br />
Dollarraum mittlerweile eine deutliche<br />
Zurückhaltung bei den Buchungen<br />
spüren.<br />
HARTMANN: Nein, denn die großen<br />
Veranstalter haben das Währungsrisiko<br />
für den gesamten Sommer und einige bis<br />
in den Winter hinein abgesichert. Fernreisen<br />
sind also derzeit so günstig wie<br />
selten. Bei uns ist die Nachfrage sehr gut.<br />
Jetzt haben wir niedrige Ölpreise und<br />
einen schwachen Euro. Wie wird sich<br />
Wer kann<br />
Ihre Liquidität<br />
langfristig steigern<br />
?<br />
ANZEIGE<br />
www.datev.de/steuerberater<br />
diese Kombination auf die Reisepreise<br />
auswirken?<br />
RAGGE: Tendenziell werden die Reisepreise<br />
auf der Fernstrecke schon sinken.<br />
Aber unterschätzen darf man derzeit<br />
auch nicht die geopolitischen Verwerfungen,<br />
sei es nun Isis oder der Russland-<br />
Ukraine-Konflikt. Ich denke, dass der Gewinner<br />
in diesem Jahr der Deutschland-<br />
Tourismus sein wird.<br />
TENZER: Ich gehe davon aus, dass wir<br />
bei den Verhandlungen mit den Hoteliers<br />
die währungsbedingten Preissteigerungen<br />
eingrenzen können und höchstens leichte<br />
Preissteigerungen auf der Fernstrecke haben<br />
werden. Die Erfahrung der letzten<br />
Jahre zeigt uns allerdings, dass die Nachfrage<br />
nach Fernreisen, trotz Preiserhöhungen,<br />
steigt.<br />
Das jährliche Gipfeltreffen der führenden<br />
Persönlichkeiten aus der deutschen Reiseindustrie<br />
im Vorfeld der ITB Berlin ist<br />
eine gemeinsame Initiative der WeltN24-<br />
Gruppe und des Travel Industry Club.<br />
In dem 2005 gegründeten unabhängigen<br />
Wirtschaftsklub sind rund 670 Führungskräfte<br />
aus sämtlichen Segmenten der<br />
Reisebranche organisiert. Der Klub versteht<br />
sich als innovativer Thinktank der<br />
Branche und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
die wirtschaftliche Bedeutung der Reiseindustrie<br />
stärker ins Licht der Öffentlichkeit<br />
und Politik zu rücken.
36 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Schulden<br />
ohne Ende<br />
Die neuen EU-Hilfen für Griechenland<br />
reichen nur für wenige Monate. Weitere<br />
Milliarden müssen von den Euro-Staaten<br />
kommen – weil die Syriza-Politik jeglichen<br />
privaten Investor verprellt<br />
Triumph vor seinen Anhängern: Syriza-Chef Alexis Tsipras in Athen<br />
NIKOS PILOS/LAIF<br />
Ausgerechnet kurz vor der<br />
Abstimmung im Bundestag<br />
über die Verlängerung des<br />
griechischen Hilfsprogramms<br />
brachte Janis Varoufakis<br />
erneut einen Schuldenschnitt<br />
ins Gespräch. „Ich spreche über Umschuldungen,<br />
die unsere Schuldenlast<br />
deutlich senken“, sagte der griechische<br />
Finanzminister – und provozierte erneut<br />
seine Geldgeber. Denn das Hilfsprogramm<br />
für sein Land wäre am Samstag<br />
um Mitternacht ausgelaufen. Der Bundestag<br />
segnete die Hilfen zwar rechtzeitig<br />
ab – aber keinesfalls bedenkenlos.<br />
VON MARTIN GREIVE, SEBASTIAN JOST<br />
UND ANDRE TAUBER<br />
Das Grummeln in der Unionsfraktion<br />
war nicht zu überhören. Von 32 Gegenstimmen<br />
kamen 29 von CDU/CSU – so<br />
viele wie nie zuvor. Und noch deutlich<br />
mehr stehen neuen Hilfen kritisch gegenüber.<br />
Viele Abgeordnete fürchten, in<br />
einer Dauerschleife gefangen zu sein, in<br />
der sie immer wieder neue Rettungsprogramme<br />
für Griechenland beschließen<br />
müssen und in der die Rückzahlung der<br />
Kredite bis zum Sankt Nimmerleinstag<br />
in die Zukunft verschoben wird. Eine<br />
Sorge, die berechtigt erscheint. Und das<br />
liegt nicht nur an ökonomischen Gewissheiten,<br />
sondern auch an der Politik der<br />
Regierung in Athen. Ihr Kurs ist geeignet,<br />
private Investoren noch auf Jahre<br />
hinaus von Griechenland fernzuhalten.<br />
Und so atmete am Freitag niemand in<br />
Berlin durch. Nur wenige Stunden nach<br />
der Abstimmung stellte man sich in Regierungskreisen<br />
bereits die Frage, ob<br />
Griechenland finanziell überhaupt durch<br />
den März kommt. An diesem Montag<br />
muss Athen 1,5 Milliarden Euro an den<br />
Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />
zurückzahlen. Die ausstehenden 7,2 Milliarden<br />
Euro an Hilfsgeldern sollen aber<br />
erst fließen, wenn die „Institutionen“,<br />
also die Troika aus EU, IWF und Europäischer<br />
Zentralbank (EZB), Athens Reformpläne<br />
gebilligt haben. Das ist frühestens<br />
Ende April der Fall. Und weil die<br />
Wirtschaft nach den Wahlkampfunruhen<br />
wieder schrumpft, reichen die Steuereinnahmen<br />
womöglich nicht einmal mehr,<br />
um die laufenden Ausgaben zu finanzieren.<br />
Die Hilfen benötigt das Land bisher<br />
vor allem, um bestehende Schulden abzulösen.<br />
Den Überblick hat womöglich<br />
nicht einmal die Regierung in Athen,<br />
unkt man in Berlin.<br />
Bis Juni muss Athen weitere 2,7 Milliarden<br />
Euro an den IWF zahlen. Dazu<br />
werden Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit<br />
fällig, T-Bills genannt. Diese Papiere<br />
werden in der Regel von griechischen<br />
Banken fortgeschrieben, die sich das nötige<br />
Geld wiederum bei der Zentralbank<br />
besorgen können. Hier besteht möglicherweise<br />
noch etwas Spielraum für die<br />
nächsten zwei Monate – Griechenland<br />
könnte einige Milliarden an zusätzlichen<br />
T-Bills platzieren, das mit EU und IWF<br />
vereinbarte Limit von 15 Milliarden Euro<br />
war zuletzt nicht ganz ausgeschöpft.<br />
Doch selbst wenn Griechenland durch<br />
die kommenden Monate kommt: Im<br />
zweiten Halbjahr sind mehr als zehn<br />
Milliarden Euro an den IWF und die Europäische<br />
Zentralbank zu zahlen, Geld,<br />
das das Land definitiv nicht hat. Sicher<br />
ist daher schon jetzt: Das nächste, dann<br />
dritte Rettungspaket kommt bestimmt.<br />
Die zehn Milliarden Euro, von denen vor<br />
den Neuwahlen in Athen die Rede war,<br />
werden dafür sicher nicht mehr ausreichen.<br />
„Es gibt viele Gründe, weshalb diese<br />
Finanzierungslücke für Griechenland<br />
bereits heute deutlich größer ist, denn<br />
die Steuereinnahmen und das Wachstum<br />
sind in den vergangenen Monaten deutlich<br />
gesunken“, sagt Marcel Fratzscher,<br />
Direktor des Deutschen Instituts für<br />
Wirtschaftsforschung. Er rechnet mit 30<br />
bis 40 Milliarden Euro für die nächsten<br />
drei Jahre. Zudem wird sich der IWF an<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
2015 '20<br />
GRIECHENLANDS SCHULDEN<br />
Nach Fälligkeitsjahr, in Milliarden Euro<br />
Internationaler Währungsfonds<br />
Besitzer kurzfrist. Anleihen<br />
Europäische Zentralbank<br />
Europäische Investitionsbank<br />
künftigen Hilfen finanziell wohl nicht<br />
mehr beteiligen. Damit droht der deutsche<br />
Haftungsanteil zu steigen. Für Abgeordnete<br />
macht es das nicht leichter,<br />
einem neuen Programm zuzustimmen.<br />
Und auf private Geldgeber kann<br />
Athen auf absehbare Zeit auch nicht hoffen.<br />
„Bis vergangenes Jahr war das Land<br />
auf einem guten Weg“, sagt Michael Hei-<br />
Privatinvestoren<br />
Euro-Länder<br />
Europäischer Stabilitätsfonds<br />
'25 '30 '35 '40 '45 '50<br />
QUELLE: WALL STREET JOURNAL/EIGENE RECHERCHE<br />
Schulden: Die kurzfristigen Anleihen (T-Bills) werden immer wieder fortgeschrieben<br />
se, Chefökonom der Allianz. Aber die<br />
neue Regierung habe viel von dem mühsam<br />
zurückgewonnenen Vertrauen wieder<br />
zunichtegemacht. „Ein umfassender<br />
Einstieg privater Investoren ist vorerst<br />
nicht zu erwarten“, urteilt auch Michael<br />
Menhart, Chefvolkswirt des Rückversicherers<br />
Munich Re. Dies sei erst eine<br />
Perspektive, wenn absehbar sei, dass<br />
Griechenland seine Reformen fortsetze.<br />
„Mit einer glaubwürdigen Politik kann<br />
es Griechenland gelingen, bis zum kommenden<br />
Jahr wieder kapitalmarktfähig<br />
zu werden“, glaubt Allianz-Ökonom Heise.<br />
Dazu müsse Syriza aber zeigen, dass<br />
man das von Vetternwirtschaft und<br />
Steuerbetrug geprägte System wirklich<br />
verändern wolle. Außerdem müsse das<br />
Gerede über einen Schuldenschnitt aufhören.<br />
Die Eurogruppe hat Athen zwar<br />
eine weitere Streckung der Hilfskredite<br />
und ein Absenken der Zinsen in Aussicht<br />
gestellt, wenn sich das Land reformfreudig<br />
zeigt. Ein echter Schuldenerlass wie<br />
2012 steht allerdings nicht zur Debatte.<br />
Doch genau darauf drängt Varoufakis.<br />
Ändert er diese Rhetorik nicht, wird<br />
ein drittes Rettungspaket mit dem Bundestag<br />
ohnehin kaum zu machen sein.<br />
ANZEIGE<br />
OM-D E-M5 Mark II<br />
Die neue<br />
Sicht<br />
der Dinge.<br />
* Gemäß CIPA-Standard 12/2014<br />
Was uns seit Jahrzehnten antreibt? Herausragende Innovationen, die neue<br />
Perspektiven und damit neue Möglichkeiten eröffnen. Zum Beispiel in der<br />
<br />
Filmen ohne Stativ – möglich durch den stärksten Bildstabilisator, der je in<br />
einer Kamera verbaut wurde.* In der neuen OM-D E-M5 Mark II.<br />
Mehr entdecken: www.dieneuesichtderdinge.de
38 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Christine Prahm hat<br />
ihre Achtklässler im<br />
Griff. Bevor die<br />
Schüler ihre Laptops<br />
aufklappen dürfen,<br />
wiederholt die resolute<br />
Mittfünfzigerin<br />
in einem kleinen Quiz den Stoff der letzten<br />
Stunde. Dann geht es „ran an die<br />
Computer“. „Findet mithilfe einer kleinen<br />
Recherche heraus, wer zum ersten,<br />
zweiten und dritten Stand unter Ludwig<br />
dem XIV. gehörte“, trägt die Geschichts-<br />
Lehrerin den Kindern auf. „Ihr habt sieben<br />
Minuten Zeit.“ Der 14-jährige Felix<br />
ist ratlos. „Gib doch einfach mal ,erster<br />
Stand unter Ludwig‘ ein, vielleicht findest<br />
du etwas“, rät Prahm. Mit zwei Fingern<br />
tippt Felix in die Google-Maske. Die<br />
Ergebnisse machen ihn unglücklich.<br />
„Das sind ja alles so lange Texte.“<br />
VON INGA MICHLER<br />
Die 8.1 ist eine von vier „Laptopklassen“<br />
an der Albrecht-Haushofer-Schule<br />
in Berlin-Heiligensee. Die Sekundarschule<br />
im grünen Berliner Norden will<br />
„dem Trend der Zeit folgen“ und verspricht<br />
sich „nachhaltigen Kompetenzerwerb“<br />
ihrer Schüler durch die neuen Medien.<br />
Das steht im Konzept für die Laptop-Klassen.<br />
In der Praxis allerdings ist<br />
das gar nicht so einfach. Zwar tragen die<br />
Eltern die Kosten für die Laptops und es<br />
gibt ein Budget für die Ausstattung der<br />
Klassenräume mit elektronischen Tafeln,<br />
sogenannten Active-Boards. Wie man<br />
die schöne neue Technik aber sinnvoll<br />
im Unterricht einsetzt, müssen sich die<br />
Pädagogen selbst beibringen. „Leider<br />
gab es bisher keine Schulungen“, sagt<br />
Lehrerin Prahm, die auch Schulleiterin<br />
ist. „Aber ein Schüler in meiner ersten<br />
Laptopklasse war ein richtiger Crack.<br />
Von dem habe ich viel gelernt.“<br />
Solche Cracks gibt es hierzulande wenige.<br />
Nur 1,5 Prozent der deutschen<br />
Achtklässler erreichten in der im November<br />
veröffentlichten internationalen<br />
Vergleichsstudie ICILS im Umgang mit<br />
Computern und dem Internet die höchste<br />
Kompetenzstufe. Sie fanden sich allein<br />
in der digitalen Welt zurecht und<br />
konnten Inhalte kritisch hinterfragen.<br />
Ein Drittel der Schüler dagegen verfügte<br />
nur über „rudimentäre“ Kenntnisse. Damit<br />
liegen deutsche zwölf- bis 13-Jährige<br />
im mauen Mittelfeld von 19 untersuchten<br />
Industrie- und Schwellenländern.<br />
Befunde wie dieser haben die Politik<br />
aufgeschreckt. Erst im Herbst verkündete<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer<br />
Videobotschaft: Die Vermittlung von<br />
Kenntnissen über Computer sei die<br />
„derzeit größte Herausforderung für die<br />
Schulen“. Solche Sätze sind Wasser auf<br />
die Mühlen von Eltern und Politikern,<br />
die mehr Geld für die Computerausstattung<br />
an Schulen fordern. Mit neuer Gerätschaft<br />
allerdings, das zeigt nicht nur<br />
das Beispiel der Albrecht-Haushofer-<br />
Schule, ist es längst nicht getan.<br />
SERIE DIGITALISIERUNG, TEIL 4<br />
Das<br />
klickende<br />
Schulzimmer<br />
Laptops und Smartboards sollen deutsche<br />
Schüler beflügeln. Lehrer und Eltern aber<br />
stellen sie vor ungeahnte Herausforderungen<br />
MARTIN HAAKE/MARTIN HAAKE<br />
Die breite Ausstattung von Schülern<br />
mit Laptops oder iPads kann sogar kontraproduktiv<br />
sein, warnt die Leiterin der<br />
ICILS-Studie, Birgit Eickelmann von der<br />
Universität Paderborn. „Wenn wir den<br />
Lehrern nicht gleichzeitig vermitteln,<br />
was sie mit der Technik in ihrem konkreten<br />
Unterricht anfangen können, wäre<br />
das die reinste Geldverschwendung.“<br />
Zwar gehört der Computer zu den modernen<br />
Kulturtechniken. Ob Schüler mit<br />
dem Computer aber tatsächlich mehr<br />
lernen als ohne, darüber, so Eickelmann,<br />
sei die Forschung der vergangenen 20<br />
Jahre doch recht widersprüchlich.<br />
Schulrektorin Prahn jedenfalls ist davon<br />
überzeugt, dass ein Laptop nicht für<br />
jeden Schüler die beste Lernhilfe ist. In<br />
ihren Laptopklassen sitzen auch Kinder<br />
mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom<br />
AHDS. Manche Eltern, die sich<br />
durch die Computer mehr Struktur und<br />
Ordnung für ihre Kinder erhofften, ließen<br />
sich nicht von der Bewerbung abbringen.<br />
Die Rektorin aber warnt, dass<br />
die zusätzlichen visuellen Reize die Aufmerksamkeitsspannen<br />
solcher Kinder<br />
noch verkürzen können.<br />
Im Idealfall eröffnet der Tablet-Computer<br />
neue Lernwelten. Kamera und<br />
Tonbandgerät sind immer griffbereit,<br />
das Wissen der Welt ist per Internet jederzeit<br />
abrufbar. Im Französisch- oder<br />
Englischunterricht lauschen Schüler den<br />
Podcasts von Muttersprachlern. In Chemie<br />
und Physik zeigen Lernvideos faszinierende<br />
Experimente. Die Tafelzeichnung<br />
des Lehrers gibt es digital zum<br />
Mitnehmen. Wie arbeitet eine Suchmaschine?<br />
Wie funktionieren Algorithmen?<br />
Was passiert mit meinen Daten im Netz?<br />
Antworten auf solche Fragen bekommen<br />
Schüler im Vorübergehen.<br />
Außerdem wird Teamarbeit an den<br />
Nachmittagen unabhängig von Zeit und<br />
Raum. Auf Projektplattformen können<br />
sich Schüler zusammenschalten und gemeinsam<br />
an Referaten oder Hausaufgaben<br />
arbeiten. Im Unterricht projizieren<br />
sie ihre Ergebnisse drahtlos auf das<br />
Smartboard. Und wer etwas nicht gleich<br />
versteht, lädt sich den Stoff herunter,<br />
um ihn daheim im eigenen Tempo nachzuvollziehen.<br />
In der Theorie.<br />
In der Praxis aber brauchen sie dafür<br />
gut ausgebildete Lehrer und fachkundige<br />
Eltern. Beide müssen im Alltag eng zusammenarbeiten.<br />
Das wissen auch die<br />
Lehrer an der Albrecht-Haushofer-Schule.<br />
Nicht umsonst heißt es in den Statuten,<br />
die Eltern müssten klare Regeln für<br />
Computerzeiten und die altersgerechte<br />
Nutzung von Spielen setzen.<br />
Die Schülerin Maria* aus Prahms Laptopklasse<br />
ist froh, dass ihre Eltern das<br />
nicht sehr genau nehmen. Die 13-Jährige<br />
verbringt, wie viele ihrer Klassenkameraden,<br />
viele Nachmittage vor dem Computer.<br />
„Chatten, skypen und ein paar Hausaufgaben<br />
muss ich ja auch machen“, sagt<br />
sie. Im Netz habe sie viele Freunde. Und<br />
zum Geburtstag hat sie eine Kamera und<br />
ein Mikrofon bekommen. Damit will sie<br />
jetzt einen eigenen YouTube-Kanal mit<br />
Schönheits- und Modetipps aufmachen.<br />
„Ein Leben ohne Computer, das könnte<br />
ich mir gar nicht mehr vorstellen“, sagt<br />
das Mädchen.<br />
Michael Kölch, Leiter der Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie am Vivantes-Klinikum<br />
in Berlin Friedrichshain, lassen solche<br />
Berichte aufhorchen. 500 bis 600 stationäre<br />
junge Patienten hat Kölch in seiner<br />
Klinik pro Jahr. Angststörungen und Depressionen<br />
sind häufige Diagnosen –<br />
manchmal gepaart mit Computersucht.<br />
„Vielen Eltern fehlt schlicht der Blick für<br />
die Probleme“, sagt Kölch. Sie denken,<br />
sie tun ihren Kindern mit freiem Zugang<br />
zum Computer etwas Gutes. Sie würden<br />
dann „gut in Computern“. „Das ist genauso,<br />
als würden sie sagen, mein Kind<br />
ist ,gut im Fernsehen‘.“ Denn die Kinder<br />
stiegen ja keinesfalls in die Strukturlogik<br />
des Programmierens ein, sondern zappten<br />
sich meist lediglich durch verlockende<br />
Angebote. „Eltern sollten in jedem<br />
Fall den Medienkonsum ihrer Kinder<br />
kontrollieren“, appelliert Kölch. Für Kinder<br />
unter zehn Jahren sieht er „überhaupt<br />
keine Notwendigkeit“ ohne Begleitung<br />
durchs Internet zu surfen. Bei<br />
Älteren, die den Computer auch für die<br />
Schule brauchen, mache ihm Nutzung<br />
von mehr als drei Stunden am Stück<br />
„Bauchschmerzen“. „Da kommen Bewegung<br />
und echte soziale Kontakte schnell<br />
zu kurz. Die aber sind für die Entwicklung<br />
extrem wichtig.“ Ein Tabu sollte für<br />
jeden Menschen – ob Jung oder Alt – die<br />
Mediennutzung zum Einschlafen sein.<br />
„Ob Fernseher oder Computer, das Licht<br />
macht nervös und beruhigt nicht.“<br />
Maria wird das nicht gerne hören. Sie<br />
hat einen eigenen Fernseher auf dem<br />
Zimmer. Ihren Schullaptop kann sie auf<br />
den Bildschirm schalten. „Und abends<br />
schaue ich dann bis elf oder zwölf Uhr<br />
noch YouTube-Videos zum Einschlafen.“<br />
*Name geändert<br />
JETZT<br />
BEWERBEN<br />
Arbeit und Wohnung, Bildung<br />
und Mobilität, Energie- und Gesundheitsversorgung:<br />
Die digitale<br />
Revolution dringt in unser aller<br />
Leben ein – und lässt kaum einen<br />
Bereich unberührt. Unter dem<br />
Motto „Innovationen für eine<br />
digitale Welt“ prämiert der Wettbewerb<br />
„Ausgezeichnete Orte im<br />
Land der Ideen“ daher herausragende<br />
Ideen und Projekte, die<br />
die Chancen von Digitalisierung<br />
und Vernetzung auf kreative,<br />
neuartige Weise nutzen. Nationaler<br />
Förderer des Wettbewerbs<br />
der Initiative „Deutschland<br />
– Land der Ideen“ ist die Deutsche<br />
Bank; die WeltN24-Gruppe<br />
ist Medienpartner.<br />
Bewerben können sich Unternehmen<br />
und Initiativen ebenso<br />
wie Forschungs- und Kultureinrichtungen.<br />
Eine unabhängige<br />
Jury wird unter den Bewerbern<br />
insgesamt 100 Preisträger in den<br />
Kategorien Wirtschaft, Kultur,<br />
Wissenschaft, Umwelt, Bildung<br />
und Gesellschaft auswählen. Das<br />
Bewerbungsformular ist unter<br />
www.ausgezeichnete-orte.de<br />
verfügbar, die Bewerbungsfrist<br />
läuft bis zum 15. März. Weitere<br />
Informationen, Geschichten und<br />
Hintergründe erscheinen regelmäßig<br />
auf der Themenplattform<br />
www.deutschland-vernetzt.de.<br />
GESCHÄFTSVERBINDUNGEN<br />
In 12 Monaten schuldenfrei/ Auslandsgesellschaften<br />
Steuerschulden, Bankkredite, Hypotheken etc. unabhängig der Summe!<br />
Keine Kreditvermittlung, sondern sofortiger Pfändungsstop!<br />
Hongkong Gesellschaft steuerfrei/ Brit. Ltd., auch anonym, mit Bankkonto.<br />
VisaKarte mit Konto ohne Schufa! Postadresse Berlin/ London mit Weiterleitung.<br />
TU GmbH, Tel. 030 - 54 71 07 37, Fax: 030-54 71 07 23, kostenfreie Beratung!<br />
GMBH-Mantel, neu gegr. m. Bankkto.<br />
€ 2.700,- MIRASOL GmbH 040/895207<br />
Insolvent ! Kanzlei hilft sofort ! <br />
in 8 Monaten wieder mit Ihrem<br />
guten Namen kreditieren.<br />
030 / 398 397 85 · Kanzlei-D-M.de<br />
Verkaufen Immobilienkapitalanlage<br />
in München, energetisch saniert<br />
und modernisiert,<br />
Tel.: 07150 - 209 58 50<br />
SONSTIGES /<br />
ANKAUF<br />
Hochwertige<br />
Bordeaux Weine<br />
von privat gegen bar<br />
zu Höchstpreisen gesucht.<br />
Telefon 0171-515 44 40<br />
Fax 089/91 04 97 85<br />
a-h@gmx.info<br />
Suche Modelleisenbahnsammlungen<br />
jeder Größenordnung, alle Fabrikate<br />
und Spurweiten, Alters.<br />
Diskrete Bar - Abwicklung.<br />
Tel. 07082 - 94 82 01<br />
Fax 07082 - 2944<br />
Mail: roland@nenedu.de<br />
TITEL<br />
VERSCHIEDENES<br />
Hyaluronsäure<br />
ArthroHyl - Einfache<br />
45-Tage-Anwendung<br />
Auch in Ihrer<br />
Ohne Spritzen ! Apotheke !<br />
www.arthrohyl.de 0251 - 63287<br />
Unbedeutende Persönlichkeit<br />
sucht zwecks Veröffentlichung<br />
einer Autobiographie mutigen und<br />
unvoreingenommenen Verleger.<br />
#DW46662, DIE WELT, 10445 Berlin<br />
EHEWÜNSCHE & PARTNERSCHAFTEN<br />
MANN FÜR GEIST u. KÖRPER GESUCHT…<br />
Sinnlichkeit ausstrahlende (WAAGE-) FRAU, 44/165, möchte sich mit „Haut u. Haaren“ auf eine feste<br />
Liebesbeziehung einlassen. Ich bin nicht zum Alleinleben ohne Sex- u. Zärtlichkeit geschaffen u. es fehlt<br />
mir von ganzem Herzen ein lebenserfahrener Freund u. zärtlicher Geliebter „ohne Alter“ für all die schönen<br />
Dinge, die zu zweit einfach doppelte Freude machen. Mehr über mich auf nachstehender Homepage unter<br />
Anzeigen „Damen“! Gebührenfrei 0800/5208501 auch Sa./So., Akademiker-KREIS seit 34<br />
J., Dipl.-Psych. Unnold, in: HHHBIDFSMB - CH: Zürich - A: Salzburg/Wien<br />
www.Akademiker-KREIS.com<br />
Herz in Not!<br />
Hannelore 68 J., zärtl. Witwe, Krankenschwester<br />
i.R., gute, vollbusige Figur,<br />
versorgt, PKW, nicht ortsgebunden,<br />
sucht lieben Mann. Tgl. 10-20 h.<br />
Gratisruf: 0800-222 89 29<br />
pv-exklusiv.de<br />
Der Erfolg macht den Unterschied<br />
Blondes Herzblatt!<br />
Gertrud, 74j., hüb. Witwe, schöne Figur,<br />
PKW, versorgt, gerne Hausfrau, zärtlich<br />
+ liebevoll, nicht ortsgeb. Welcher liebe,<br />
ältere Mann ruft an: Tgl. 10-20 h.<br />
Gratisruf: 0800-222 89 89<br />
pv-exklusiv.de<br />
Der Erfolg macht den Unterschied<br />
Prof. Dr. med. i.R., 80+<br />
Witwer, sehr vital + gepfl., PKW, kunst- +<br />
kulturinteressiert, bestes Niveau. Suche<br />
liebe ältere Dame bei getr. Wohnen.<br />
Tgl. 10-20 h. Gratisruf: 0800-222 89 89<br />
pv-exklusiv.de<br />
Für Akademiker u. Singles mit Niveau<br />
Erfolgreicher Unternehmer 51 aus Hessen,<br />
ein liebenswerter Mann der Ihnen viel zu bieten hat. Er<br />
mag Reisen, Wellness und ist vielseitig interessiert. Sein<br />
Wunsch: eine Frau zw.40 und 50, auch mit Kind, die das<br />
Wagnis Liebe wieder eingehen möchte. Rufen Sie an.<br />
Maria Klein 0041 71 671 2807<br />
Bekannt aus Presse & TV - maria-klein.de<br />
Arztwitwe, 65 J.<br />
Brigitte, attrakt., sehr lieb, schmusebedürftig,<br />
nicht ortsgeb., mag Haus- u.<br />
Gartenarbeit. Suche ehrlichen Partner.<br />
Tgl. 10-20 h. Gratisruf: 0800-222 89 89<br />
pv-exklusiv.de<br />
Der Erfolg macht den Unterschied<br />
Charm. Witwer, 76 J.<br />
Dr. Dipl.-Ing. mit Humor u. Lachfalten,<br />
gepfl., jung geblieben, mit ehrl. Charakter.<br />
Bin ein Mann, der das Gespräch<br />
braucht, sympath. u. gutmütig ist. Würde<br />
gern e. aufrichtige Dame finden, die<br />
die gegenseitige Achtung u. Harmonie<br />
in e. Partnerschaft zu schätzen weiß, bei<br />
getr. Wohnen. Tgl. 10-20 h.<br />
Gratisruf: 0800-222 89 89<br />
pv-exklusiv.de<br />
Für Akademiker u. Singles mit Niveau<br />
Zum<br />
Verlieben.<br />
Die Partnerbörse in<br />
DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
LINK-EMPFEHLUNGEN<br />
Abo<br />
Jeden Tag DIE WELT?<br />
Kostenloses Probeabo<br />
unter<br />
www.welt.de/aboservice<br />
Container<br />
Mobile Räume mieten!<br />
Büro-, Mannschafts-, Wohn-,<br />
Sanitär-, Lager-Container<br />
info@container.de – Tel. 05932-506-0<br />
www.container.de<br />
PRESTIGE-HALLEN<br />
& BÜROCONTAINER<br />
Großflächen – Mietpreisbrecher<br />
Jahresgebäude bis 50% unter NP<br />
www.deu-bau.de<br />
Immobilien<br />
Wohnungen<br />
von privat zu vermieten<br />
Gratisprospekt<br />
Telefon 05862-975 50<br />
www.peter-schneeberg.de<br />
Offener Kamin? Umrüsten!<br />
Jetzt mit der Kaminkassette GROTHERM<br />
Kaskade. Profitieren Sie vom sagenhaften<br />
Wirkungsgrad von 81,8 %.<br />
Infos direkt vom Hersteller:<br />
www.grotherm.com<br />
Online-Shopping<br />
Einzigartige Mode-Klassiker<br />
für Damen und Herren!<br />
www.daniels-korff.de<br />
Unterwäsche in gr. Auswahl<br />
für die ganze Familie<br />
www.hermko.de<br />
Recht<br />
Rechtsberatung<br />
vor Ort und am Telefon<br />
www.rechtsanwalt.com<br />
Reisen<br />
Skivergnügen<br />
zum Schnäppchenpreis<br />
Skiwelt Wilder Kaiser – Brixental<br />
Vom 7. März bis 6. April 2015<br />
7 Nächte inkl. 6 Tagesskipass ab<br />
641,50 €. Tel. +43(5358) 35 11<br />
www.schnablwirt.at<br />
Gemütliche Appartements<br />
im idyllischen Reetdachhaus mit<br />
herrlichem Garten garantieren<br />
erholsamen Urlaub im Westerland.<br />
www.Linderhof-Sylt.de<br />
Erlebnisreisen mit dem Rad.<br />
25 Jahre Erfahrung, tolle Offerten.<br />
www.rueckenwind.de<br />
Stellenmarkt<br />
tägl. mehrere 1000 Job-Angebote<br />
unter<br />
www.welt.de/karrierewelt<br />
Tiernahrung<br />
Gesunde Tiernahrung<br />
für Hund und Katze<br />
www.healthfood.de<br />
Sparen Sie mit unserer wöchentlichen Auktion bis zu 50% vom Originalpreis.<br />
Bieten Sie online mit und lassen Sie sich jede Wochen wieder begeistern!<br />
Noch bis<br />
Dienstag<br />
mitbieten!<br />
Mallorca von der<br />
schönsten Seite<br />
Johannes Frangakos<br />
Ferienchalets Mallorca<br />
Tel: 04535/61 02<br />
www.ferienchalets-mallorca.de<br />
Anfangsgebot: 430,– €<br />
statt: 860,– €<br />
Anzahl: 1<br />
Ein wunderschönes Ferienchalet erwartet Sie für eine Woche und 2–4 Personen in Cala Santanyi<br />
auf Mallorca. Das Haus ist 70 m² groß und ebenerdig. Es verfügt über 2 Schlafzimmer, ein großes<br />
Wohn- und Esszimmer, Kamine, Bad, Küche u.v.m. Zu dem Grundstück gehört ein Pool, ein schöner<br />
Garten, mehrere Terrassen und Grillplätze.<br />
Buchungszeiträume: 19.03.–30.04.2015 und 15.11.2015–30.04.2016
Gültig vom 2. - 14. März 2015<br />
Die besten Weingüter der Welt<br />
Das Gute trinken bei real,-<br />
MIGUEL TORRES<br />
ANTINORI<br />
SCHLOSS JOHANNISBERG<br />
MOËT & CHANDON<br />
MOUTON ROTHSCHILD<br />
UNSERE WINZER STELLEN<br />
SICH VOR: REAL.DE/WEIN<br />
Villa Antinori<br />
Bianco oder Rosso di Toscana<br />
Frischer und fruchtiger Wein<br />
mit toskanischem Charakter:<br />
unkompliziert und frisch mit<br />
Aromen von Ananas,<br />
Pfirsich und weißen Blüten.<br />
Laphroaig Quater Cask<br />
Scotch Whisky<br />
Junger Whisky mit<br />
vollmundigem Torfaroma,<br />
etwas Kokos und Banane.<br />
Perfekte Balance von Rauch<br />
und Eiche durch feine<br />
Reifung. 48% Vol.<br />
Veuve Clicquot<br />
Champagner brut<br />
Champagne. Eleganter<br />
Champagner mit feinem und<br />
lebhaftem Charakter. Ausgewogen<br />
und harmonisch mit<br />
fruchtigen Aromen. Trocken.<br />
jede 0,75-l-Flasche<br />
7,99<br />
Grundpreis: 1 Liter = 10,65<br />
jede 0,7-l-Flasche<br />
29,99<br />
Grundpreis: 1 Liter = 42,84<br />
jede 0,75-l-Flasche<br />
34,99<br />
Grundpreis: 1 Liter = 46,65<br />
Impressum: real,- SB-Warenhaus GmbH, Sitz: Alzey, Friedrichstraße 12
40 WIRTSCHAFT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Dieter Zetsche taucht<br />
ohne großes Gefolge<br />
auf, wie es Konzernchefs<br />
sonst hinter<br />
sich herziehen. Er<br />
trägt Jeans, ein blütenweißes<br />
Hemd und<br />
eine Baseballmütze. Bei Testfahrten darf<br />
es ruhig etwas lockerer sein. Der Daimler-Chef<br />
steuert den Mercedes-AMG C<br />
63 an, den ihm seine Techniker auf die<br />
große, kahle Asphaltfläche am Flughafen<br />
Faro gestellt haben. Zetsche kam mit<br />
dem Flieger, der AMG mit dem Lastwagen<br />
aus Stuttgart an die Algarve. Ein<br />
Kraftpaket mit V8-Motor, Biturbo, mehr<br />
als 500 PS. Der Daimler-Chef steht einen<br />
Moment prüfend davor, groß, schlank,<br />
fast schlaksig. Dann reicht er höflich die<br />
Hand. Eine große Hand.<br />
VON NIKOLAUS DOLL<br />
AUS FARO<br />
Warum ist die Bedeutung der Marke<br />
so wichtig?<br />
Die Marke ist die Summe der Erfahrungen,<br />
die die Menschen mit unseren Autos<br />
gemacht haben. In unserem Fall<br />
sind das hundert Jahre. Aus diesen Erfahrungen<br />
entsteht ein Bild, dem man<br />
vertraut. Man weiß, was man mit dieser<br />
Marke verbinden kann und was sich<br />
dahinter verbirgt. Insofern muss ich<br />
nicht jedem Einzelnen immer neu erklären,<br />
für was ein Mercedes steht, wo<br />
die Vorteile liegen. Die Marke ist ein<br />
Gütezeichen.<br />
Wenn man sie pflegt.<br />
Damit das so bleibt, muss man allerdings<br />
das mit dem Produkt verbundene Versprechen<br />
einlösen. Immer wieder. Und<br />
man muss die Marke weiter positiv ergänzen.<br />
Und bei AMG muss dieses Versprechen<br />
über das hinausgehen, was<br />
man mit Mercedes-Benz verbindet.<br />
Wir wollen heute gemeinsam Auto<br />
fahren. Dieter Zetsche möchte dabei<br />
über Autos sprechen. Ich über Dieter<br />
Zetsche. „Da bin ich nicht unbedingt<br />
scharf darauf“, brummt er. Aber man<br />
kann raushören: Er wird es doch tun.<br />
Zetsche weiß, dass ein Daimler-Chef –<br />
anders als der von BMW oder Audi –<br />
eine öffentliche Person ist. Er kann<br />
sich nicht wegducken wie andere Autobosse.<br />
„Wollen wir mal“, sagt er, lächelt<br />
und startet den Motor, der gurgelnd<br />
aufheult. Er macht das Gesicht, das<br />
viele verleitet vom „netten Dieter Zetsche“<br />
zu schreiben.<br />
WELT AM SONNTAG: Herr Zetsche,<br />
muss ich Angst haben, wenn Sie<br />
gleich durchstarten?<br />
DIETER ZETSCHE: Ich bin ein ganz<br />
friedlicher Autofahrer. Wenn hier jemandem<br />
auf der Rückbank schlecht wird,<br />
selbst schuld. An mir liegt das jedenfalls<br />
nicht.<br />
Autos bauen, über Autos reden, Auto<br />
fahren, wird das nicht eintönig?<br />
Auto fahren ist immer schön, es sei<br />
denn, man steht zwei Stunden im Stau.<br />
Grundsätzlich unterhalte ich mich im<br />
Auto gerne über alles, nicht unbedingt<br />
über mich, aber mit Vergnügen über<br />
Sound und PS. Sie haben mir Fragen gestellt,<br />
darf ich jetzt mal?<br />
Gerne.<br />
Könnten Sie das Notizbuch etwas anders<br />
halten? Es verdeckt den rechten Außenspiegel.<br />
O, natürlich.<br />
So können wir die Sicherheit hier im Auto<br />
weiter erhöhen.<br />
Meint er das jetzt so? Oder<br />
schwingt da wieder eine<br />
Spur Ironie mit? Dieter Zetsche<br />
ist gerne ironisch. Das<br />
soll die Leute zum Lachen<br />
bringen. Sagt er. Aber es<br />
führt dazu, dass man nie so<br />
recht schlau aus ihm wird.<br />
BMW-Chef Norbert Reithofer<br />
ist ganz eindeutig ein<br />
scheuer Mensch, einer, der<br />
sich in der Öffentlichkeit<br />
zurücknimmt. Dem der Medienzirkus<br />
sichtlich suspekt<br />
ist. VW-Chef Martin Winterkorn beherrscht<br />
ihn. Wenn er einen Raum betritt,<br />
hat man das Gefühl, er fülle sich<br />
mit Macht. Und wenn Winterkorn wieder<br />
das Raubein gibt, mächtig lospoltert,<br />
zieht man unwillkürlich den Kopf ein.<br />
Dieter Zetsche bleibt immer korrekt,<br />
aber unverbindlich. Unerreichbar. Wie in<br />
einem Kokon. Vermutlich sieht er Pressegespräche<br />
einfach als Teil seines Jobs,<br />
den er professionell abarbeitet.<br />
Haben Sie immer noch lupenreinen<br />
Spaß am Autofahren?<br />
Natürlich. Zur Arbeit werde ich gefahren,<br />
aber am Wochenende, wann immer<br />
Zeit ist, oder bei Testfahrten lasse ich<br />
keine Gelegenheit aus und fahre selbst.<br />
Sogar an den Wochenenden?<br />
Wenn es möglich ist, ja. Aus Spaß. Letztes<br />
Wochenende war es ein GLC. Aber<br />
ich probiere auch Fremdfahrzeuge aus,<br />
die mich interessieren. Ich schaue mir<br />
die dann ganz genau an, intensiver, als<br />
das beispielsweise auf Messen geht. Das<br />
ist der schönste Teil meines Jobs.<br />
FEIER-<br />
ABEND!<br />
Dieter<br />
Zetsche<br />
Motorsport-Fan: Dieter Zetsche begeistert sich für die Formel 1, schließlich hat Mercedes ein eigenes Team. In Faro war sein Ziel die Rennstrecke bei Portimão<br />
„Ich bin kein Workaholic“<br />
Dieter Zetsche liebt Autos, beruflich und privat. Bei einer Testfahrt mit mehr als 500 PS erklärt<br />
der Daimler-Chef, wie er nach Feierabend runterschaltet. Ein Expertengespräch über Freizeit<br />
Haben Sie jemals Zeit für sich, Zeit<br />
ohne Daimler?<br />
Es ist nicht so, dass ich nie Zeit habe<br />
und ständig verplant bin. Ich bin kein<br />
Workaholic, ich verbringe meine Zeit<br />
nicht bei der Arbeit, wenn ich das nicht<br />
muss. Und ich versuche, mir die Wochenenden<br />
möglichst frei zu halten. Wobei<br />
das nicht immer gelingt.<br />
Dieter Zetsche blinkt artig bei jedem<br />
Richtungswechsel und dreht den Kopf.<br />
Er hat vor schätzungsweise 40 Jahren<br />
den Führerschein gemacht und würde<br />
wohl dennoch die Prüfung jederzeit wieder<br />
bestehen. Zetsche fährt defensiv –<br />
offenbar zu defensiv für die Portugiesen.<br />
Beim Einfädeln auf die<br />
Schnellstraße nach Westen<br />
hupt ein Auto. Zetsche reagiert<br />
mit mildem Protest:<br />
„Ja, ja … also so was. Da waren<br />
locker noch 200 Meter<br />
Abstand.“<br />
Kann man als Vorstandschef<br />
eines solchen Unternehmens<br />
regelmäßig Dinge<br />
tun, die nichts mit<br />
dem Job zu tun haben?<br />
Ich habe das Gefühl, dass<br />
ich die Dinge, die mich<br />
sonst so interessieren, zwar<br />
nicht beliebig oft, aber schon oft genug<br />
machen kann. Am wichtigsten ist mir dabei<br />
die Familie. Wir haben intensiven<br />
Kontakt. Der leidet nicht unter meinem<br />
Zeitmangel.<br />
Was unternehmen Sie denn so gewöhnlich<br />
mit Ihren Kindern?<br />
Vergangene Woche war schon ungewöhnlich.<br />
Da konnte ich mir einen Tag<br />
freischaufeln. Einfach so. Ich bin nach<br />
Memmingen gefahren, dort ist meine<br />
Tochter zugestiegen, die aus München<br />
kam. Dann sind wir nach Lech. Fünf<br />
Stunden Skifahren. Dann wieder nach<br />
Memmingen, ich habe sie ins Auto gesetzt<br />
und bin nach Hause gefahren. Toll.<br />
Wie tankt man in einem solchen Job<br />
neue Kraft?<br />
Ich habe zum Glück eine ziemlich gute<br />
Konstitution. Das ist wohl auch eine Voraussetzung<br />
dafür, dass man einen Job<br />
wie meinen machen kann. Ansonsten<br />
kann ich mich ziemlich schnell regenerieren<br />
und sehr gut abschalten. Wenn<br />
nichts Dringendes ansteht, kann ich<br />
meinen Job in meiner Freizeit aus meinem<br />
Kopf verbannen und mich ganz mit<br />
anderen Dingen beschäftigen.<br />
Abschalten, Dinge nicht zu nah an sich<br />
ranlassen – könnte Zetsche das nicht,<br />
wäre er wohl heute nicht mehr Daimler-<br />
Chef. Die vergangenen Jahre waren oft<br />
nicht gut für den heute 61-Jährgen. Als<br />
Hoffnungsträger und Medienliebling<br />
hatte er 2006 die Nachfolge von Jürgen<br />
Schrempp angetreten. Zuvor, als Chef<br />
von Chrysler, war Zetsche mit seinen<br />
Auftritten in US-Werbesports so beliebt<br />
in Nordamerika geworden, dass deren<br />
geplante Wirkung verpuffte: Die Amerikaner<br />
hielten „Dr. Z.“, der witzig und<br />
selbstironisch über Autos plauderte, für<br />
eine Kunstfigur, einen Schauspieler. Der<br />
„Real Manager“-Effekt war dahin. Als<br />
Daimler-Chef gelang es ihm, den als Folge<br />
der Ära Schrempp bedrohlich schwächelnden<br />
Konzern zu stabilisieren, 2007<br />
stieß Zetsche Chrysler ab – kurz bevor<br />
die Finanzkrise die US-Autobauer in den<br />
Abgrund riss.<br />
Haben Sie 2006 gewusst, was da als<br />
Daimler-Chef auf Sie zukommt?<br />
Ich kannte das Unternehmen recht gut –<br />
aber nicht in all den Details und jeder<br />
Einzelheit, wie ich es dann als Vorstandschef<br />
erlebt habe. Die Erfahrung<br />
kurz nach meinem Antritt, die Tatsache,<br />
dass die Risiken von Chrysler eins zu<br />
eins die Risiken des Gesamtkonzerns<br />
DaimlerChrysler waren, dass es da keinerlei<br />
Firewalls gab, das war etwas, was<br />
ich in diesem Ausmaß so vorher nicht erwartet<br />
hatte. Die Konsequenz war, dass<br />
ich mich für einen Verkauf von Chrysler<br />
entschied.<br />
Sie wurden als Krisenmanager an die<br />
Spitze gestellt, als Sanierer?<br />
Wenn man auf einen Posten wie den des<br />
Daimler-Chefs berufen wird, geht es ja<br />
nicht darum, mal zu sehen, was so mit<br />
dem Unternehmen passiert. Die Aufgabe<br />
ist es, die Herausforderungen anzugehen.<br />
Krisen in den Griff zu kriegen, Defizite<br />
zu meistern. Und auf der anderen<br />
Seite etwas zu gestalten, das Gesicht der<br />
Firma für die Zukunft zu formen. Am<br />
Anfang meiner Zeit als Vorstandschef<br />
stand sicher das Krisenmanagement im<br />
Vordergrund.<br />
Seit Abflauen der Krise 2010 verkauft<br />
Daimler jedes Jahr mehr Fahrzeuge und<br />
macht mehr Gewinn – aber BMW und<br />
Audi liegen weiter vorn. Die Kritik an<br />
Zetsche riss lange nicht ab. Tiefpunkt<br />
war Anfang 2013, als sein Vertrag überraschend<br />
nur um drei statt um fünf Jahre<br />
verlängert wurde. Betriebsratschef Erich<br />
Klemm hatte die Opposition angeführt,<br />
aber es gab auch manchen im Management,<br />
der den Vorstandschef gern geopfert<br />
hätte. Zetsche hatte damals im Konzern<br />
einige Gegner. Er hat diese Zeit<br />
nicht vergessen. „Es hat mich getroffen“,<br />
sagt Dieter Zetsche. Die Krise ist überwunden,<br />
inzwischen läuft nicht nur das<br />
Geschäft, Daimler holt auch gegenüber<br />
den Rivalen auf, gilt wieder als Angreifer.<br />
Zetsche attackiert BMW und Audi zunehmend<br />
erfolgreich mit Mercedes,<br />
Smart, Maybach und AMG.<br />
AMG hat lange ein Nischendasein geführt,<br />
galt oft als Tuning-Marke. Wie<br />
wichtig ist sie jetzt für Daimler?<br />
Mercedes-AMG hat im vergangenen Jahr<br />
über 47.500 Autos verkauft, das ist in<br />
diesem Segment eine beachtliche Größenordnung.<br />
Zweitens ist Mercedes-<br />
AMG äußerst margenstark und damit<br />
ziemlich profitabel. Aber der mit Abstand<br />
wichtigste Punkt ist die Stärke der<br />
Marke AMG, die auf die Muttermarke<br />
Mercedes-Benz abstrahlt. AMG entwickelt<br />
sich mehr und mehr zu einer eigenständigen<br />
Sportwagenmarke. Dazu tragen<br />
unter anderem die AMG-Performance-Modelle<br />
bei – wie dieser Mercedes-AMG<br />
C 63 S.<br />
Zetsche spricht präzise, druckreif und<br />
TV-tauglich. Klar haben Top-Manager eine<br />
Schulung für Auftritte in der Öffentlichkeit.<br />
Aber der Daimler-Chef beherrscht<br />
sie besser als die meisten in seiner<br />
Liga. Er ist darin Mary Barra nicht<br />
unähnlich. Die GM-Chefin ist perfekt,<br />
wenn es „Showtime“ heißt. Und taut wie<br />
Zetsche erst beim Plausch über Technik<br />
so weit auf, dass man ein Stück des Menschen<br />
hinter dem Manager erkennen<br />
kann. Dieter Zetsche bekommt einen anderen<br />
Ton, wenn er über AMG-Modelle<br />
wie SLS oder GT spricht. Sein leicht hessischer<br />
Slang klingt noch etwas weicher,<br />
wenn er davon schwärmt, dass sich AMG<br />
von Audi oder BMW längst abhebe. Oder<br />
auf Augenhöhe mit den Marken der erfolgreichsten<br />
Sportwagenhersteller gesehen<br />
werden wolle.<br />
DR. DAIMLER UND DIE ERFINDER DES AUTOMOBILS<br />
Der Manager Dieter Zetsche wurde<br />
1953 in Istanbul geboren. Sein Vater, ein<br />
Bauingenieur, betreute damals ein<br />
Staudammprojekt bei Ankara. 1955<br />
kehrte die Familie zurück, und Zetsche<br />
wuchs bei Frankfurt auf. 1976 startete<br />
er seine berufliche Laufbahn bei der<br />
damaligen Daimler-Benz AG. Zetsche<br />
stieg schnell bei Mercedes auf, wurde<br />
schließlich Nutzfahrzeuge-Chef und im<br />
Jahr 2000, nach der Fusion von Daimler<br />
und Chrysler, der Chef von Chrysler.<br />
2006 folgte er auf Jürgen Schrempp<br />
als neuer Vorstandschef von Daimler.<br />
Seit dem Tod seiner Ehefrau Gisela im<br />
Jahr 2010 ist Zetsche Witwer. Er hat<br />
aus dieser Ehe zwei Söhne und eine<br />
Tochter.<br />
Das Unternehmen Die Daimler AG<br />
ist – nach zahlreichen Zwischenstufen –<br />
aus der Daimler-Motoren-Gesellschaft<br />
sowie Benz und Cie. hervorgegangen.<br />
Die beiden Keimzellen des Premiumherstellers<br />
gelten als älteste Kraftfahrzeugunternehmen<br />
der Welt, Daimler<br />
nennt sich daher „Erfinder des Automobils“<br />
– und wenige Dinge ärgern die<br />
Stuttgarter so wie der Slogan „Das<br />
Auto“ von Volkswagen. Daimler ist der<br />
größte Nutzfahrzeughersteller und hat<br />
im Pkw-Bereich die Marken Mercedes,<br />
Maybach, Smart und AMG.<br />
Daimler-Chef Dieter Zetsche (l.) mit<br />
Redakteur Nikolaus Doll<br />
HOCH ZWEI/CORBIS<br />
MERCEDES-BENZ<br />
Das klingt jetzt schon sehr erhaben.<br />
Wir verkaufen ja nicht in erster Linie<br />
Blech, Glas und Gummi, ein Beförderungsmittel,<br />
mit dem man trocken von A<br />
nach B kommt, sondern in letzter Konsequenz<br />
wollen wir Träume verkaufen.<br />
Wir wollen die Begehrlichkeiten der<br />
Menschen befriedigen, wir wollen ihnen<br />
die Möglichkeit geben, sich selbst mit ihren<br />
Werten darzustellen.<br />
Und, wie ist das Fahrgefühl in diesem<br />
AMG C63?<br />
Das ist ein Auto, wie es sein muss. Ich<br />
kann damit völlig entspannt unterwegs<br />
sein, zum Brötchenholen fahren, aber<br />
auch weite Strecken schnell und komfortabel<br />
zurücklegen. Ich habe hier drin alles,<br />
was ich brauche. Das gleiche Auto<br />
gibt mir aber auch die Möglichkeit, nachher<br />
auf der Rennstrecke neue Bestzeiten<br />
zu fahren. Der AMG kann beides, das ist<br />
gut. Ich will hier nicht ständig einen wild<br />
röhrenden Motor haben. … So, jetzt<br />
schalte ich in den Sport-Modus. (Der<br />
Motor heult auf und dröhnt, wir werden in<br />
die Sitze gedrückt. Das Auto macht einen<br />
Satz nach vorn. Wir rasen dahin, dann<br />
geht Zetsche in die Eisen) Sehen Sie, das<br />
ist sportlich. Jetzt könnten wir uns mit<br />
Autos auf der Rennstrecke messen. Nun<br />
schalte ich auf Komfort zurück, dann<br />
animiert mich das Fahrzeug erst gar<br />
nicht, sportlich zu fahren. Dann kann ich<br />
hier ganz relaxed sitzen und dahingleiten.<br />
Das Fahrzeug fordert mich nicht<br />
mehr, es strengt mich nicht an. Und<br />
wenn ich nicht angestrengt bin, bin ich<br />
ein besserer Fahrer.<br />
Unternehmen Sie manchmal auch etwas,<br />
das nichts mit Autos zu tun hat?<br />
Aber natürlich. Ich lese gerne, ich bin<br />
gern in der Natur, sei es in den Bergen<br />
oder am Meer. Zu Hause habe ich nur 150<br />
Meter zum Wald. Wenn ich am Wochenende<br />
Zeit habe, laufe ich ganz gerne mal<br />
durch den Wald. Es gibt Sportarten, die<br />
ich gerne betreibe.<br />
Ski fahren.<br />
Auch. Ich bin auch gerne geritten, früher.<br />
Aber das ist sehr zeitaufwendig und<br />
dem Zeitmangel zum Opfer gefallen. Das<br />
gilt leider auch für das Musizieren. Ich<br />
habe Geige gespielt, eine Zeit lang auch<br />
Bratsche. Aber es gibt viele andere Dinge,<br />
die ich gerne und oft mache.<br />
Das wäre?<br />
Bekannte treffen zum Beispiel, Menschen,<br />
die ich schätze.<br />
Dieter Zetsche in Stuttgart in einer Kneipe<br />
oder im Supermarkt zu treffen ist<br />
nicht ausgeschlossen. Schließlich geht<br />
der Mann mit dem Millionengehalt nach<br />
eigenem Bekunden bisweilen selbst einkaufen<br />
oder abends auch mal in die<br />
Kneipe. In Jeans und Hemd – selbst gebügelt,<br />
wie Zetsche betont. Es sei wichtig,<br />
die Bodenhaftung nicht zu verlieren,<br />
sagt er. Auch wenn sein Leben seit 1976<br />
Daimler gehört und er dort alles erreicht<br />
hat – fast alles. 2020 soll der Mercedes<br />
wieder die Nummer eins der Premiummarken<br />
sein.<br />
Haben Sie je daran gedacht, das Unternehmen<br />
zu wechseln?<br />
Eigentlich nicht, ich hatte nie einen Anlass<br />
dazu. Ich habe bei Daimler so viele<br />
verschiedene Dinge gemacht, vermutlich<br />
mehr, als es in verschiedenen Unternehmen<br />
möglich gewesen wäre.
Finanzen<br />
Kampf um<br />
die Courtage<br />
MAKLER IM VISIER S. 42<br />
Kampf gegen die<br />
Staatsschulden<br />
EZB-KAUFPROGRAMM S. 46<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 41<br />
GELD AM SONNTAG<br />
Chips und Cola<br />
zum Frühstück<br />
Ein schmuckloses Bürogebäude<br />
unweit der<br />
glitzernden Bankentürme<br />
in Frankfurt: Während<br />
es draußen dämmert,<br />
füllt sich drinnen<br />
der Raum – mit Frauen,<br />
vielen Frauen. Sie sind alle gekommen,<br />
um eine Revolte zu starten, eine Revolte<br />
gegen die Dominanz der Männer. „Lasst<br />
uns erfolgreich sein“, schwört Anne<br />
Connelly ihre 60 Mitstreiterinnen ein.<br />
Es ist die Gründungsveranstaltung des<br />
Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“.<br />
Die versammelten Damen haben ein<br />
Ziel: Bis zum Jahr 2019 sollen 30 Prozent<br />
aller Investmentfonds von Frauen gemanagt<br />
werden, derzeit sind es nur acht<br />
Prozent. „Es wird höchste Zeit, etwas zu<br />
ändern“, sagt Connelly, die seit vielen<br />
Jahren Top-Managerin der Fondsrating-<br />
Agentur Morningstar ist und die<br />
Neztwerkidee hatte – „am Küchentisch,<br />
wie sich das für Frauen gehört“, fügt sie<br />
selbstironisch hinzu.<br />
VON KARSTEN SEIBEL<br />
In kaum einer anderen Branche<br />
herrscht noch so viel Testosteronüberschuss<br />
wie in der Finanzwelt. Männer<br />
besetzen die Führungsetagen, Männer<br />
dominieren das Treiben in den großen<br />
Handelssälen, Männer bestimmen, in<br />
welche Aktien und Anleihen die Altersvorsorge<br />
von Millionen von Menschen<br />
fließt – bei den großen Fonds genauso<br />
wie beim Wertpapierdepot zu Hause.<br />
Und das alles, obwohl Männer nachweislich<br />
nicht erfolgreicher als Frauen sind,<br />
wenn es um Geldanlage geht. Frauen investieren<br />
nicht schlechter, nur anders.<br />
In der Investmentbranche wird die<br />
Qualität eines Fonds in Sternen gemessen.<br />
Liefern die Managementteams über<br />
mehrere Jahre hinweg überdurchschnittliche<br />
Ergebnisse, erhält der Fonds fünf<br />
Sterne. Liegen sie dauerhaft daneben,<br />
nur einen. Reine Männermannschaften<br />
kommen derzeit im Durchschnitt auf<br />
3,07 Sterne, ist mindestens eine Frau im<br />
Team, sind es 3,01 Sterne. Diese Auswertung<br />
von Connellys Arbeitgeber Morningstar<br />
deckt sich mit vielen anderen<br />
Studien, vor allem aus den Vereinigten<br />
Staaten, wo es mehr Fonds und eine längere<br />
Anlagehistorie gibt.<br />
Auch bei Privatanlegerdepots offenbaren<br />
höchstens die Nachkommastellen einen<br />
Unterschied. Der Online-Broker<br />
DAB Bank wertete vor zwei Jahren rund<br />
480.000 Depots aus. Das Ergebnis: Männer<br />
kamen innerhalb von zwölf Monaten<br />
auf eine Wertentwicklung von 7,72 Prozent,<br />
Frauen auf 7,66 Prozent. Beide Geschlechter<br />
erreichten allerdings auf un-<br />
Der<br />
weibliche<br />
Faktor<br />
Die Altersvorsorge der Deutschen ist<br />
fest in Männerhand. Frauen sind zwar<br />
genauso erfolgreich, haben aber kaum<br />
etwas zu sagen. Dafür gibt es ein<br />
nachvollziehbares Argument<br />
GELD IM GESCHLECHTERKAMPF<br />
Das liebe Geld kann selbst jahrelange<br />
Partnerschaften vorübergehend<br />
entzweien. Das beginnt mitunter<br />
schon bei Kleinigkeiten, beispielsweise<br />
dann, wenn es ans Bezahlen<br />
der Rechnung im Restaurant geht. Da<br />
wird plötzlich, gerne auch vor der<br />
Bedienung, angefangen zu diskutieren,<br />
wer heute dran ist, von welchem<br />
Konto das Geld abzugehen hat.<br />
Was Außenstehende irritiert, zeigt<br />
doch, wie sehr sich die Geschlechter<br />
in dem Punkt misstrauen. Dies belegte<br />
vor zwei Jahren eindrücklich eine<br />
Umfrage mit dem Titel „Geschlecht<br />
und Finanzen“. Zu den zentralen<br />
Fragen gehörte, wer sparsamer ist.<br />
27 Prozent der Männer hielten ihr<br />
eigenes Geschlecht für sparsamer,<br />
nur 24 Prozent sahen das Geld bei<br />
der Frau besser aufgehoben. Die<br />
befragten Frauen sahen dies – kaum<br />
überraschend – genau umgekehrt: 41<br />
Prozent sprachen sich dafür aus, dass<br />
die Frau auf die Ersparnisse aufpassen<br />
sollte. Nur 17 Prozent fühlten<br />
sich wohler, wenn der Mann die<br />
Familienkasse im Blick hat.<br />
Spannende Ergebnisse lieferte<br />
auch die Frage, welche Rolle das Geld<br />
bei der Partnerwahl spielt. 71 Prozent<br />
der Männer entschieden sich für<br />
die Antwort „Das ist mir egal – nur<br />
die Liebe zählt“. Diese romantische<br />
Sicht – andere dürften eher von<br />
einer klischeehaften sprechen –<br />
hatten dagegen nur 58 Prozent der<br />
Frauen. Zudem machten 18 Prozent<br />
der weiblichen Antwortgeber keinen<br />
Hehl aus der Erwartung, dass der<br />
Partner mehr verdienen müsse – nur<br />
für sechs Prozent der Männer spielte<br />
das eine Rolle. Einig waren sich beide<br />
Gruppen immerhin in dem Punkt,<br />
wer risikobereiter bei der Geldanlage<br />
ist. 62 Prozent der Männer<br />
und 58 Prozent der Frauen entschieden<br />
sich für: die Männer.<br />
Stabile Kursgewinne: eine der Stärken<br />
von Frauen am Finanzmarkt<br />
RAR, ABER (GLEICH) GUT<br />
Anzahl männlicher und weiblicher<br />
Fondsmanager in Deutschland<br />
935<br />
(91,58 %)<br />
männlich<br />
86<br />
(8,42 %)<br />
weiblich<br />
Durchschnittliches Morningstar-Rating<br />
rein männl. Teams weibl./gem. Teams<br />
3,07 3,01<br />
QUELLE: MORNINGSTAR<br />
terschiedlichen Wegen das gleiche Ziel.<br />
Männer legten mehr Geld in Einzelaktien<br />
an, Frauen kauften eher Fonds mit<br />
Dutzenden verschiedenen Aktien und<br />
streuten so das Risiko stärker.<br />
„Männer sind häufiger extrem gut<br />
oder extrem schlecht“, sagt Alexandra<br />
Niessen-Ruenzi. Sie ist Professorin für<br />
Bankwesen und Finanzwirtschaft an der<br />
Universität Mannheim. Gemeinsam mit<br />
ihrem Mann erforscht sie seit Jahren<br />
„geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
auf Finanzmärkten“. Die unterschiedliche<br />
Herangehensweise wird durch eine<br />
aktuelle Untersuchung der rund<br />
700.000 Depots der Consorsbank bestätigt.<br />
Demnach kamen die schlechtesten<br />
zehn Prozent aller von Männern eröffneten<br />
Depots 2014 auf ein Minus von 22<br />
Prozent, die besten auf ein Plus von 22<br />
Prozent. Bei den Depots der Frauen waren<br />
die Ausschläge geringer: Hier kamen<br />
die schlechtesten Frauen auf ein Minus<br />
von elf Prozent, dafür ging es für die<br />
besten nur bis auf 20 Prozent hinauf.<br />
Die Literatur hält viele Erklärungsversuche<br />
für das unterschiedliche Verhalten<br />
männlicher und weiblicher Marktteilnehmer<br />
bereit: Männer sind angeblich<br />
selbstbewusster, aggressiver, kompetitiver,<br />
schichten das Portfolio häufiger um,<br />
was gut sein kann, allerdings auch jedes<br />
Mal Kosten verursacht. Frauen gelten<br />
dagegen als vorsichtiger, wägen mehr ab,<br />
vergewissern sich lieber einmal zu viel,<br />
dass sie kein Detail übersehen haben.<br />
Läuft es nicht wie gewollt, haben sie<br />
aber auch weniger Probleme, ihren Fehler<br />
einzugestehen – dadurch lassen sich<br />
Verluste begrenzen.<br />
Die Empfehlung von Niessen-Ruenzi<br />
lautet denn auch: „Wer als Anleger gerne<br />
spekulieren will, sollte den Fonds eines<br />
Mannes wählen.“ Wer allerdings über<br />
die Zeit gleichmäßige Ergebnisse wolle,<br />
sei bei einer Frau besser aufgehoben. Die<br />
Masse der Anleger dürfte Letzteres bevorzugen.<br />
Das heißt, jeder rational denkende<br />
Investor müsste sich für Fondsmanagerinnen<br />
oder zumindest gemischte<br />
Teams entscheiden.<br />
Doch das ist nicht so. Die Realität<br />
sieht anders aus. In einen Fonds einer<br />
Frau fließt weniger Geld als in einen<br />
Fonds in Männerhand. Das konnten<br />
Niessen-Ruenzi und ihr Mann empirisch<br />
belegen: Zwischen 1992 und 2009 flossen<br />
in US-Aktienfonds mit weiblichem Management<br />
zehn Prozent weniger Mittel<br />
als in die der männlichen Kollegen.<br />
Den Grund dafür fanden die Forscher<br />
in einem Laborexperiment. Die Probanden<br />
konnten sich zwischen zwei Indexfonds<br />
entscheiden. Da beide den gleichen<br />
Index abbildeten, spielte die Wertentwicklung<br />
keine Rolle. Als Zusatzinformation<br />
erhielten die Testpersonen<br />
neben den Kosten auch den Namen des<br />
verantwortlichen Managers. Das Ergebnis:<br />
Stand ein Frauenname auf dem Zettel,<br />
legten sie weniger Geld an – sogar<br />
dann, wenn der Fonds günstiger war.<br />
Dieses Verhalten zeigte sich vor allem<br />
bei jenen Investoren, die mit Vorurteilen<br />
durchs Leben gehen. Dazu gehört: Die<br />
Finanzindustrie ist eine Männerdomäne,<br />
also haben Männer auch eine höhere Finanzkompetenz.<br />
„Das ist ähnlich wie im<br />
Krankenhaus: Dort erwarten die meisten<br />
Menschen weibliches Pflegepersonal<br />
und sind deshalb irritiert, wenn ein<br />
Mann ins Zimmer kommt“, sagt Niessen-Ruenzi.<br />
In der Untersuchung waren<br />
es vor allem Männer, die sich stets für<br />
den Männerfonds entschieden.<br />
Denkt man diese wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse zu Ende, sieht es schlecht<br />
für einen höheren Frauenanteil in der<br />
Fondsbranche aus: Da die Erträge einer<br />
Fondsgesellschaft einzig von der Höhe<br />
des verwalteten Vermögens abhängen,<br />
gibt es für einen rational denkenden<br />
Chef keinen Anreiz, mehr Frauen einzustellen.<br />
Doch es gibt Hoffnung: Die großen<br />
Gesellschaften führen angeblich keine<br />
Statistik darüber, ob Männer- oder<br />
Frauenfonds bei ihnen mehr Anleger anlocken.<br />
Und: Der politische Druck, mehr<br />
Frauen zu beschäftigen, ist auch in der<br />
Finanzindustrie groß.<br />
Michaela Krahwinkel von Union Investment,<br />
der Fondsgesellschaft der<br />
Volks- und Raiffeisenbanken, liefert auf<br />
der Gründungsveranstaltung der Fondsfrauen<br />
noch ein egoistisches Argument<br />
für mehr Frauen. Sie habe keine Lust<br />
mehr, sich in Sitzungen mit allzu selbstbewussten,<br />
sich überschätzenden Männern<br />
zu messen. Solche Auseinandersetzungen<br />
kosteten viel Energie. Führt der<br />
geringere Energieverbrauch in Sitzungen<br />
künftig zu besseren Fondsergebnissen,<br />
würden auch Anleger davon profitieren.<br />
GETTY IMAGES; MONTAGE WELT AM SONNTAG<br />
Warren Buffett<br />
ist das<br />
freundliche<br />
Gesicht des<br />
Kapitalismus<br />
Seine Ernährungsweise ist speziell.<br />
Zum Frühstück trinkt er eine Dose<br />
Coca-Cola, manchmal begleitet von<br />
Kartoffelsticks oder Eiskrem. Und<br />
auch sonst ist Warren Buffett, drittreichster<br />
Mensch der Welt, ein Original.<br />
Seit Jahrzehnten schafft der<br />
Investor aus Nebraska etwas, was<br />
der Wirtschaftstheorie zufolge eigentlich<br />
unmöglich ist: Er schlägt<br />
den Markt.<br />
An diesem Wochenende veröffentlicht<br />
Buffett nun wieder seinen<br />
alljährlichen berühmten Brief an die<br />
Aktionäre. Anleger aus aller Welt<br />
werden das 20.000 Zeichen starke<br />
Schreiben genauestens studieren,<br />
denn darin finden sich Hinweise auf<br />
seine neuesten Engagements. Und<br />
wenn Buffett Dividendenpapiere<br />
zukauft, glaubt er stets, etwas entdeckt<br />
zu haben, was dem Unternehmen<br />
eine große Zukunft und den<br />
Aktionären außerordentliche Gewinne<br />
verheißt.<br />
Durch eine akribische Analyse der<br />
Bilanz und anderer Unternehmenszahlen<br />
macht er versteckte Vermögenswerte<br />
und Entwicklungspotenziale<br />
ausfindig. Liegt der Börsenkurs<br />
unter diesem inneren Wert<br />
der Firma, schlägt Buffett zu. Die<br />
Theorie des effizienten Marktes<br />
bestreitet, dass das möglich ist.<br />
Denn danach steckten alle relevanten<br />
Informationen bereits im Aktienpreis.<br />
Wer besser abschneidet<br />
als ein Marktbarometer, habe folglich<br />
einfach Glück.<br />
Doch Buffetts Aufstieg lässt sich<br />
nicht allein mit Glück erklären. In<br />
den vergangenen 50 Jahren entwickelte<br />
sich sein Portfolio in gerade<br />
einmal zehn Jahren schlechter als<br />
der US-Leitindex S&P500. Die Gesamtbilanz<br />
ist beeindruckend und<br />
erklärt, warum Buffett rund um den<br />
Globus als Finanzgenie verehrt wird.<br />
Wer 1965 Buffet-Aktien-erwarb,<br />
konnte damit rund 20 Prozent jährlichen<br />
Ertrag erzielen, während der<br />
Index lediglich knapp zehn Prozent<br />
machte.<br />
Buffetts Genie freilich beruht<br />
nicht allein auf Mathematik. Die<br />
Kraft seiner Persönlichkeit hat den<br />
bescheiden auftretenden Multimilliardär<br />
davon abgehalten, an die<br />
Wall Street zu gehen. So managt der<br />
84-Jährige sein Unternehmen von<br />
der Provinzstadt Omaha aus. Dort<br />
residiert er nicht in einem Glas-und-<br />
Stahl-Palast, sondern in der Kiewit<br />
Plaza, einem nüchternen Verwaltungsbau.<br />
20 %<br />
Gewinn pro Jahr<br />
mit Berkshire-Aktien<br />
Buffett ist das freundliche Gesicht<br />
des Kapitalismus, und er ist ein<br />
Philosoph. So haben auch die Marotten<br />
des volkstümlich auftretenden<br />
Investors eine tiefere Bedeutung.<br />
Darauf angesprochen, worauf sich<br />
seine Ernährungsgewohnheiten<br />
gründen, meinte Buffett: Er habe<br />
sich die Sterbetafeln angesehen und<br />
festgesellt, dass die Mortalität bei<br />
Sechsjährigen besonders niedrig sei.<br />
Und Chips, Eis und Cola seien nun<br />
mal das, was Sechsjährige am liebsten<br />
essen und trinken. Daniel Eckert
42 FINANZEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Letzte Bastion der Makler<br />
Für die Vermietung von<br />
Wohnraum gilt<br />
demnächst: Wer den<br />
Makler bestellt, muss ihn<br />
bezahlen. Warum nicht<br />
auch beim Kauf von<br />
Immobilien, wo es um<br />
viele Tausend Euro<br />
Provision geht?<br />
Eigentlich hat Roland<br />
Kampmeyer ein leichtes<br />
Spiel. Als Immobilienmakler<br />
mit Sitz am<br />
Waidmarkt, mitten im<br />
Zentrum von Köln,<br />
müsste er theoretisch<br />
nicht viel tun, um auf einen einigermaßen<br />
akzeptablen Umsatz zu kommen.<br />
Auf der linken Rheinseite ist das Wohnungsangebot<br />
besonders knapp und der<br />
Quadratmeter kaum noch unter elf Euro<br />
Nettokaltmiete zu haben. Ein paar<br />
schnell gezimmerte Exposés ins Internet<br />
gestellt, und schon stehen Mieter und<br />
Käufer Schlange, um zu unterschreiben<br />
und Provision zu zahlen.<br />
VON MICHAEL FABRICIUS<br />
Doch Kampmeyer geht einen anderen<br />
Weg und hat sich damit schon das ein<br />
oder andere Mal Unmut aus der Kollegenschaft<br />
eingehandelt. Sein Büro erstellt<br />
teils aufwendig visualisierte und<br />
ausführliche Immobilienbeschreibungen,<br />
bietet Flatrate-Angebote für Vermieter<br />
und einen genau definierten Leistungskatalog.<br />
Er sieht seine zahlende Kundschaft<br />
nicht bei Mietern und Käufern,<br />
sondern auf der anderen Seite, bei Vermietern<br />
und Verkäufern. Und er findet<br />
das neue Bestellerprinzip gut. „Ich halte<br />
es für richtig, dass der Vermieter zahlt.<br />
Und auch viele Eigentümer akzeptieren<br />
das schon heute für eine schnelle, effiziente<br />
Vermietung.“<br />
Damit spricht der quirlige Kölner ein<br />
neues Tabu an, über das die meisten Immobilienmakler<br />
am liebsten den Mantel<br />
des Schweigens decken würden: die Provision<br />
beim Immobilienkauf. Schon das<br />
in der vergangenen Woche vom Koalitionsausschuss<br />
beschlossene Bestellerprinzip<br />
für Mietwohnungen bringt viele<br />
Makler auf die Palme. Denn künftig wird<br />
in der Regel der Vermieter die Provision<br />
in Höhe von 2,38 Nettokaltmieten zahlen<br />
– und der wird genauer nachfragen, was<br />
für eine Leistung er eigentlich für sein<br />
Geld bekommt. Beim Kauf geht es um<br />
ganz andere Summen. Nicht selten werden<br />
fünfstellige Euro-Beträge aufgerufen.<br />
Und genau wie Mieter sehen auch<br />
Käufer in gefragten Regionen ein Missverhältnis<br />
zwischen diesen Summen und<br />
der Leistung, die sie dafür erhalten. Außerdem<br />
haben sie wenig Chancen, die<br />
Provision herunterzuhandeln. Sie sitzen<br />
am kürzeren Hebel. Warum sollte nicht<br />
Kaufinteressenten vor dem Maklerbüro: Auf sie kommen hohe Nebenkosten zu<br />
GETTY IMAGES<br />
SO FUNKTIONIERT<br />
DIE MIETPREISBREMSE<br />
Künftig darf die Miete bei einem<br />
neu abgeschlossenen Mietvertrag<br />
nicht mehr als zehn Prozent<br />
oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
liegen. Verlangt der<br />
Vermieter mehr, dürfen Mieter<br />
den über dem Schwellenwert<br />
liegenden Betrag einbehalten. Die<br />
ortsübliche Vergleichsmiete<br />
lässt sich anhand von qualifizierten<br />
oder einfachen Mietspiegeln<br />
vor Ort ermitteln. Wichtig: Wohnungen,<br />
bei denen die Miete zum<br />
Stichtag bereits über der Preisschwelle<br />
liegen, sind ausgenommen.<br />
Vermieter müssen also die<br />
Miete nicht wieder senken. Neubauten<br />
(ab 1. Oktober 2014) sind<br />
ebenfalls ausgenommen, so wie<br />
Wohnungen, die grundlegend<br />
saniert wurden (nur für den<br />
ersten Vertrag nach der Sanierung,<br />
danach greift die Bremse).<br />
Die Mietpreisbremse wird nur in<br />
Gebieten gelten, die von den<br />
Bundesländern als angespannter<br />
Wohnungsmarkt definiert<br />
werden. Und sie ist zunächst auf<br />
fünf Jahre befristet. Außerdem<br />
gilt: Wer künftig den Miet-Makler<br />
beauftragt, muss die Courtage in<br />
Höhe von normalerweise 2,38<br />
Kaltmieten zahlen. In der Regel<br />
dürfte das der Vermieter sein. Der<br />
Bundestag soll das Gesetz am 5.<br />
oder 6. März beschließen, schon<br />
im April oder Mai könnte es<br />
dann in Kraft treten.<br />
auch für den Kauf ein Bestellerprinzip<br />
eingeführt werden?<br />
„Nach der Änderung bei der Wohnraumvermietung<br />
sollten wir auch über<br />
eine klare Zuordnung der Provision für<br />
den Kauf nachdenken und Lösungen<br />
schaffen“, ist Kampmeyer überzeugt.<br />
Und wird sich damit erneut keine Freunde<br />
in der Kollegenschaft machen. Denn<br />
gerade beim Kauf lassen sich stattliche<br />
Provisionen erwirtschaften. Die Vermittlung<br />
einer größeren Eigentumswohnung<br />
zum Preis von 450.000 Euro bringt<br />
schließlich eine Brutto-Courtage in Höhe<br />
von 32.130 Euro ein. Das entspricht in<br />
etwa dem durchschnittlichen Arbeitslohn<br />
eines ledigen deutschen Arbeitnehmers<br />
– im gesamten Jahr.<br />
Wofür ein Käufer diese Summe aufbringen<br />
muss, ist ihm meistens nicht<br />
klar. Schließlich ist er nicht der Empfänger<br />
der vollen Leistung eines Maklers –<br />
Lageanalyse, Kaufpreisberatung, Erstellen<br />
eines Exposés, organisieren von Besichtigungsterminen<br />
und so weiter. Diese<br />
Leistungen werden im Auftrag des<br />
Verkäufers erbracht und primär zu seinem<br />
Nutzen. Der Käufer hingegen bekommt<br />
nur einen Teil davon, eine mitunter<br />
lieblose Objektbeschreibung, eine Besichtigung<br />
und soll dann zahlen. Stehen<br />
die Interessenten Schlange, dürfte der<br />
Makler außerdem wenig Motivation haben,<br />
sich bei der Provision herunterhandeln<br />
zu lassen.<br />
Bisher zeigt der Gesetzgeber wenig Interesse,<br />
diese relative Marktmacht der<br />
Immobilienmakler zu beschneiden. Bundesjustizminister<br />
Heiko Maas (SPD)<br />
sieht vornehmlich die Mieter als schutzbedürftig<br />
an. Im Berliner Senat immerhin<br />
gibt es Überlegungen, über den Bundesrat<br />
ein Gesetz für ein Bestellerprinzip<br />
auch beim Kauf auf den Weg zu bringen.<br />
Noch sei das Projekt nicht ad acta gelegt,<br />
heißt es.<br />
Vollkommen abwegig wäre ein solches<br />
Gesetz nicht, ganz im Gegenteil. In vielen<br />
Ländern Europas ist es üblich – per<br />
Gesetz oder Gewohnheitsrecht –, dass<br />
der Verkäufer den Makler bezahlt. Und<br />
auch die Höhe der Provisionen ist fast<br />
überall deutlich niedriger als in Deutschland<br />
(siehe Tabelle).<br />
Kai H. Warnecke, Hauptgeschäftsführer<br />
des Eigentümerverbands Haus &<br />
Grund, rechnet zwar nicht damit, dass<br />
sich die Höhe des Bruttobetrags für Käufer<br />
am Ende deutlich ändert. „Wenn der<br />
Verkäufer die Courtage bezahlen muss,<br />
wird er einen höheren Preis verlangen“,<br />
sagt er. Doch erstens wäre der Verkäufer<br />
eher in der Position, über die Provision<br />
zu verhandeln, was den Gesamtbetrag<br />
wiederum senken könnte. Und zweitens<br />
kann der Käufer den etwas höheren Preis<br />
über die Immobilienfinanzierung stemmen.<br />
Eine Provision dagegen muss er in<br />
bar bereithalten. Und nicht zuletzt: „Der<br />
Verkäufer kann den Makler eher dazu<br />
bringen, eine bessere Leistung abzuliefern,<br />
als der Käufer.“<br />
Aus Sicht des Branchenverbandes IVD<br />
dagegen gibt es keinen Anlass für ein<br />
weiteres Bestellerprinzip. „Die Provision<br />
wird bereits heute frei verhandelt, sowohl<br />
was die Aufteilung zwischen Käufer<br />
und Verkäufer angeht, als auch in Bezug<br />
auf die Höhe“, sagt IVD-Vizepräsident<br />
Jürgen Michael Schick. In seinem Unternehmen<br />
sei es schon heute so, dass in<br />
40 Prozent der Fälle der Eigentümer<br />
zahle. In der Realität der Verkaufsverhandlungen<br />
werde zudem auch über die<br />
Courtage verhandelt. „Am Ende wird bei<br />
jeder Transaktion die Luft irgendwann<br />
dünn. Irgendwann sitzt man sich gegenüber,<br />
redet klar über den endgültigen<br />
Kaufpreis, und dann geht es auch um die<br />
Höhe der Provision“, sagt Schick. „Der<br />
Makler findet einen für beide Seiten<br />
idealen Preis. Stünde von vornherein<br />
fest, dass er ausschließlich vom Verkäufer<br />
bezahlt wird, könnten für den Käufer<br />
Nachteile entstehen“, betont Schick –<br />
und gestattet sich einen Seitenhieb auf<br />
die Politik, die in vielen Bundesländern<br />
in den vergangenen Jahren durch teils<br />
extreme Anhebungen der Grunderwerbsteuer<br />
den Immobilienkauf deutlich verteuert<br />
habe. Inklusive Maklergebühren<br />
sind in manchen Bundesländern aktuell<br />
fast 15 Prozent Nebenkosten fällig.<br />
Noch ist Deutschland ein Mietermarkt,<br />
und die Immobilienkäufer stehen<br />
weitgehend ohne Lobby da. Doch die<br />
niedrigen Kapitalmarktzinsen machen<br />
aus den Deutschen nach und nach ein<br />
Volk von Eigentümern. Und so könnte<br />
nach dem „bezahlbaren Mieten“ bald<br />
ein neues Thema auf die politische<br />
Agenda rücken: „bezahlbares Kaufen“.<br />
Kleingedrucktes mal ganz groß<br />
Ganz Deutschland ist im Widerrufsfieber:<br />
Zu Tausenden kramen<br />
Bauherren und Wohnungskäufer<br />
die Verträge über ihre Immobilienfinanzierungen<br />
heraus und schauen<br />
sich – viele sicher zum ersten Mal – das<br />
Kleingedruckte an. Besonderes Interesse<br />
haben sie plötzlich an jenen Passagen,<br />
die im einzelnen die Möglichkeit regeln,<br />
den Vertrag binnen 14 Tagen zu widerrufen.<br />
Denn dabei haben die Banken nach<br />
Meinung der Gerichte in der Vergangenheit<br />
wiederholt Fehler gemacht.<br />
VON KATHRIN GOTTHOLD<br />
UND KARSTEN SEIBEL<br />
Der genaue Blick kann sich lohnen:<br />
Bei den Verträgen, die in der Vergangenheit<br />
vielfach zu deutlich höheren Zinssätzen<br />
abgeschlossen wurden, geht es<br />
häufig um viele Tausend Euro. Die Aussicht,<br />
aus den schlechten Verträgen herauszukommen,<br />
ist für die Kunden verlockend:<br />
Die Banken können sich des<br />
Ansturms kündigungswilliger Kreditnehmer<br />
kaum erwehren. Diese wiederum<br />
werden von Rechtsanwälten zum<br />
Handeln ermutigt, die gute Geschäfte<br />
Der Streit um Fehler in<br />
den Widerrufsklauseln<br />
der Immobilienkredite<br />
bringt manche Bank<br />
zum Einlenken. Wann<br />
das Nachsetzen lohnt<br />
wittern. Und in vielen Fällen sind die<br />
Aussichten besser denn je.<br />
Der Masterplan der Juristen sieht so<br />
aus: Weil ein großer Teil aller Verträge<br />
zur Immobilienfinanzierung rechtlich<br />
angreifbar ist, können viele Kunden diese<br />
Abrede widerrufen. Jederzeit, kostenfrei<br />
und ohne eine Frist einzuhalten. Danach<br />
können sie mit einem neuen Kredit<br />
vom aktuellen Zinstief profitieren. Oder<br />
sie setzen den Widerruf als Druckmittel<br />
ein, um die Zinsen zu senken.<br />
Diesen Idealfall freilich gibt es kampflos<br />
so gut wie nie. Die meisten Banken<br />
wollen weder ihre Kunden noch die einkalkulierten<br />
Annuitäten ziehen lassen.<br />
Und selbst, wer es geschafft hat, aus<br />
dem Vertrag rauszukommen, ist von einer<br />
einvernehmlichen Trennung von der<br />
Ex-Bank oft weit entfernt.<br />
Schon die Beurteilung, ob eine Widerrufsbelehrung<br />
Fehler enthält, ist nicht<br />
einfach. Gerichte haben auch schon gegen<br />
klagende Bankkunden geurteilt. Außerdem<br />
kann je nach Zeitpunkt des Vertragsabschlusses<br />
sogar beim selben Institut<br />
eine Widerrufsbelehrung fehlerhaft<br />
oder richtig sein. Bei Abschlüssen<br />
bis Mitte 2010 ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
Fehler zu finden, allerdings hoch,<br />
sagt Christian Schmidt-Burgk von der<br />
Verbraucherzentrale Hamburg. „Weit<br />
mehr als 80 Prozent der von uns geprüften<br />
Verträge sind fehlerhaft“, sagt er. Timo<br />
Gansel, Fachanwalt für Bank- und<br />
Kapitalmarktrecht, spricht gar von einer<br />
Fehlerquote von 90 Prozent.<br />
Die gute Nachricht für Kunden, die<br />
noch in den Kampf ziehen wollen: Einige<br />
Geldhäuser knicken mittlerweile im<br />
Streit um die Widerrufsklausel ein. „Es<br />
gibt erste Banken, die stöhnen, die<br />
Rechtsabteilung komme nicht mehr<br />
nach“, so Schmidt-Burgk. Sie suchten<br />
nach Möglichkeiten, sich zu vergleichen.<br />
Dem Vernehmen nach gehört zu diesen<br />
Anbietern die DSL Bank, einer der größten<br />
Baufinanzierer im Land. Kunden<br />
werde hier schnell angeboten, nur einen<br />
Teil der Vorfälligkeitsentschädigung<br />
zahlen zu müssen, um ein neues, sehr<br />
viel günstigeres Darlehen zu bekommen.<br />
Bei dem Hamburger Geldhaus selbst will<br />
man eine solch pauschale Vergleichsbereitschaft<br />
jedoch nicht bestätigen.<br />
Roland Klaus, Initiator der „Interessengemeinschaft<br />
Widerruf“, nennt neben<br />
der DSL-Bank unter anderem auch<br />
BHW, Ergo, die Westdeutsche Immobilienbank<br />
und viele Volksbanken und<br />
Sparkassen: „Unserer Erfahrung nach<br />
lässt sich rund die Hälfte der Fälle außergerichtlich<br />
regeln, indem die Banken<br />
ein vernünftiges Angebot machen, das<br />
die Kunden annehmen.“ Der freie Journalist<br />
hatte persönlich einen strittigen<br />
Vertrag und gründete daraufhin die Interessengemeinschaft.<br />
Vier Anwaltskanzleien<br />
haben sich der Interessengemeinschaft<br />
angeschlossen und in den<br />
vergangenen Monaten 1200 Verträge geprüft.<br />
Anwalt Gansel spricht von knapp<br />
100 Klagen und 3000 außergerichtlichen<br />
Vergleichen im vergangenen Jahr, die<br />
sämtlich zugunsten der Bankkunden<br />
ausgegangen seien. Seine Kanzlei ist gemeinsam<br />
mit der Sozietät Baum, Reiter<br />
& Collegen eine Kooperation mit dem<br />
Eigentümerverband Haus & Grund eingegangen.<br />
„Das Ziel ist nicht unbedingt, aus dem<br />
Vertrag herauszukommen, sondern die<br />
Zinskosten deutlich zu senken“, sagt<br />
Klaus. Bei bislang erzielten Vergleichen<br />
hätten rund 75 Prozent der Kunden ein<br />
HOHE FEHLERQUOTE<br />
bei der Widerrufsbelehrung, Anteil<br />
fehlerhafter Verträge ausgewählter Institute<br />
Ing-Diba<br />
Sparda Bank West<br />
DSL Bank<br />
BHW Bausparkasse<br />
PSD Bank<br />
Sparkassen (insg.)<br />
Commerzbank<br />
Deutsche Bank<br />
Dresdner Bank<br />
%<br />
26<br />
21<br />
70<br />
63<br />
59<br />
55<br />
46<br />
84<br />
83<br />
QUELLE: BAUM, REITER & COLLEGEN,<br />
STAND: ENDE 2014, BASIS: RUND 4000 VERTRÄGE<br />
Angebot von ihrer Bank bekommen, den<br />
Vertrag zu niedrigeren Zinsen fortzusetzen<br />
oder zu verlängern. Ein typischer<br />
Kompromiss laut Klaus: Wer heute einen<br />
Kredit mit Zinsbindung bis 2019 hat<br />
und dafür fünf Prozent zahlt, bekommt<br />
ein Angebot für neue zehn Jahre zu 2,0<br />
Prozent, obwohl der aktuelle Marktzins<br />
für zehn Jahre nur bei 1,5 Prozent liegt.<br />
„Die Differenz entspricht also – wenn<br />
man so will – einer deutlich reduzierten<br />
Vorfälligkeitsentschädigung“, sagt Klaus.<br />
Doch neben der gestiegenen Vergleichsbereitschaft<br />
gibt es bei Banken<br />
auch die gegensätzliche Entwicklung:<br />
Manches Geldhaus zeigt sich weniger<br />
gesprächsbereit als noch vor ein paar<br />
Monaten. „Wir lassen uns doch von Anwälten,<br />
die im Widerrufsjoker ein für sie<br />
lukratives Geschäftsmodell entdeckt haben,<br />
nicht am Nasenring durch die Manege<br />
führen“, sagt ein Bankenvertreter.<br />
Selektiver geht seit einigen Wochen etwa<br />
die ING Diba vor, einer der größten<br />
Baufinanzierer des Landes. „Wir schauen<br />
uns jeden Einzelfall an und bestimmen<br />
dann, was wir damit machen“, sagte<br />
unlängst der Vorstandsvorsitzende<br />
Roland Boekhout.
THE SIXTIES – DIE NEUE DOKU-REIHE.<br />
Ab 02.03. täglich um 22.15 Uhr.
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
44 MÄRKTE<br />
62,02<br />
70,15<br />
105<br />
85<br />
65<br />
45<br />
27.02.15<br />
28.11.14<br />
1.213<br />
1.176<br />
1320<br />
1270<br />
1220<br />
1170<br />
27.02.15<br />
28.11.14<br />
2,00<br />
1,50<br />
1,00<br />
0,50<br />
0,00<br />
27.02.15<br />
28.11.14<br />
1,40%<br />
0,26%<br />
1,1381<br />
1,2483<br />
1,35<br />
1,30<br />
1,25<br />
1,20<br />
1,15<br />
1,10<br />
13.02.15<br />
28.11.14<br />
Jahresbeginn 52 Wochen %<br />
% Jahresbeginn 52 Wochen %<br />
%<br />
Jahresbeginn 52 Wochen %<br />
%<br />
Umlaufrendite: Hypozins 10 Jahre §:<br />
EURO IN DOLLAR (EZB) ZINSEN GOLD ÖL (BRENT)<br />
-43,08<br />
8,18<br />
-8,91<br />
2,45<br />
-17,16<br />
-6,70<br />
4%<br />
2<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
-0,5<br />
-1<br />
-2<br />
-4%<br />
AKTUELLES BÖRSENWETTER<br />
MARKTSTIMMUNG in DEUTSCHLAND<br />
Jahresbeginn 52 Wochen Jahresbeginn 52 Wochen<br />
%<br />
% %<br />
1,74 % 11,43<br />
18,91<br />
16,28<br />
18500<br />
17900<br />
17300<br />
16700<br />
27.02.15<br />
28.11.14<br />
18.133<br />
17.828<br />
DOW JONES<br />
11700<br />
10900<br />
10100<br />
9300<br />
27.02.15<br />
28.11.14<br />
11.402<br />
9.981<br />
DAX<br />
keineAngaben<br />
gemessen am<br />
Angst-Index<br />
VDax<br />
Beschwingtheit<br />
Euphorie<br />
Niedergeschlagenheit<br />
Gleichgültigkeit<br />
Verzweiflung<br />
Prozentuale<br />
Veränderung zur<br />
Vorwoche des<br />
jeweiligen Hauptinde<br />
Vorwoche<br />
Aktuell<br />
ASIEN<br />
TECDAX<br />
Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />
Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />
Aixtron 7,16 0,2 12,90 6,27 3,843 0,00 0,0 - 93,4 -/-<br />
BB Biotech 268,30 4,0 268,70 109,25 3,379 7,00 2,1 - - +/+<br />
Bechtle 72,57 2,6 76,74 49,23 0,139 1,10 1,5 19,8 21,1 +/-<br />
C.Zeiss Meditec 24,57 -0,9 25,44 19,75 0,079 0,45 1,8 23,0 15,5 -/+<br />
CANCOM SE 36,58 -5,0 39,94 24,50 0,851 0,40 1,1 22,0 34,6 -/-<br />
CompuGroup Med 27,61 2,0 28,80 16,86 0,386 0,35 1,3 23,1 80,5 o/+<br />
Dialog 39,55 4,2 39,80 15,72 4,199 0,00 0,0 17,4 -0,1 +/+<br />
Drägerwerk Vz 98,28 3,5 98,60 62,32 0,245 0,83 0,8 17,1 -20,4 +/+<br />
Drillisch 37,37 4,0 38,69 22,48 3,223 1,60 4,3 37,3 -68,9 +/+<br />
Evotec 3,85 -1,1 4,32 2,42 0,482 0,00 0,0 - 42,3 -/-<br />
freenet 26,67 -0,6 27,18 17,70 3,602 1,45 5,4 14,0 -1,3 -/-<br />
Jenoptik 12,34 3,4 13,66 8,04 0,463 0,20 1,6 17,5 -14,9 +/+<br />
Kontron 6,28 9,1 6,35 4,32 0,195 0,00 0,0 - 85,9 +/+<br />
LPKF Laser & El 12,25 -3,6 19,00 9,22 0,645 0,25 2,0 30,0 -40,9 -/-<br />
Manz AG 77,00 8,9 84,38 50,96 1,239 0,00 0,0 - -487,9 +/+<br />
MorphoSys 74,48 -2,3 88,50 55,45 0,921 0,00 0,0 - -356,9 -/-<br />
Nemetschek AG 117,35 2,5 118,00 53,58 0,330 1,30 1,1 34,7 46,3 +/+<br />
Nordex 18,71 4,4 18,77 9,97 4,781 0,00 0,0 24,6 56,7 +/+<br />
Pfeiffer Vac 74,07 -2,5 91,96 56,21 1,088 2,65 3,6 22,9 -8,4 -/-<br />
QIAGEN 22,48 5,6 22,50 14,38 0,471 0,00 0,0 22,4 12,4 +/+<br />
QSC 1,81 -6,5 4,14 1,33 1,555 0,10 5,5 - 63,7 -/-<br />
RIB Software AG 13,27 -0,5 14,30 8,83 0,512 0,06 0,5 29,0 92,5 -/+<br />
Sartorius AG 124,50 -0,2 126,60 75,99 0,075 1,02 0,8 26,6 21,1 -/+<br />
SMA Solar Tech 11,97 -5,5 50,10 10,28 0,378 0,00 0,0 - -62,8 -/-<br />
Software 24,80 -0,1 29,27 17,54 0,073 0,46 1,9 13,3 -5,1 -/+<br />
Stratec 45,20 6,9 53,10 30,15 0,140 0,60 1,3 26,5 28,5 +/-<br />
TelefoncDtschlnd 4,92 4,7 5,16 3,47 1,033 0,37 7,6 - 51,6 +/-<br />
United Internet 40,08 1,6 40,70 28,35 0,352 0,40 1,0 21,6 72,6 -/-<br />
Wirecard 41,24 0,1 42,19 25,17 1,620 0,12 0,3 44,8 24,7 -/-<br />
XING 123,75 1,0 126,00 72,00 0,649 4,20 3,4 37,0 37,1 -/+<br />
Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />
zeit 27.02. % %<br />
Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />
zeit 27.02. % %<br />
Gold (Fix. London) 1205,0 1203,5 1379,0 1144,5<br />
Silber (Fix. London) 16,53 16,34 21,50 15,28<br />
Platin (Fix. London) 1177,0 1166,0 1512,0 1160,0<br />
Palladium (Fix. Lond.) 808,00 783,00 911,00 743,00<br />
Crude Oil (Brent, Lon.) 62,02 60,22 115,71 45,19<br />
Aluminium ($/t, Lond.) 1791,3 1774,5 2114,0 1668,3<br />
Blei ($/t, London) 1745,0 1754,3 2269,0 1744,0<br />
Kupfer ($/t, London) 5917,5 5708,0 7183,5 5390,0<br />
Kupfer (Del-Notitz) 535,27 515,22 556,62 471,81<br />
Nickel ($/t, London) 14323 13899 21200 13905<br />
Zink ($/t, London) 2054,5 2031,0 2420,0 1933,9<br />
Zinn ($/t, London) 18068 17868 23904 17825<br />
27.02. Vor- 52-Wochen-<br />
Schluss woche Hoch Tief<br />
Euro in £ 0,74 0,74 0,84 0,74<br />
Euro in A-$ 1,47 1,47 2,83 1,38<br />
Euro in C-$ 1,42 1,42 3,24 1,39<br />
Euro in HK-$ 8,83 8,83 10,83 7,48<br />
Euro in Rand 13,34 13,34 39,69 12,84<br />
Euro in Rubel 72,99 72,99 91,52 45,88<br />
Euro in Tsch.Kronen 27,64 27,64 28,41 27,33<br />
Euro in US-$ 1,14 1,14 1,40 1,12<br />
Euro in Yen 135,46 135,46 149,03 132,12<br />
Euro in dkr 7,44 7,44 7,47 7,43<br />
Euro in nkr 8,65 8,65 9,54 8,09<br />
Euro in skr 9,59 9,59 9,63 4,50<br />
Euro in sfr 1,06 1,06 9,47 0,98<br />
Euro in S$ 1,54 1,54 53,96 1,51<br />
Euro in TRY 2,81 2,81 70,46 2,63<br />
Euro in ILS 4,43 4,43 15073,02 4,36<br />
Euro in Zloty 4,18 4,18 4,33 4,10<br />
27.02. Vor- 52-Wochen-<br />
Uhr woche Hoch Tief<br />
Einlagenfazilitaet -0,20<br />
Umlaufrendite (10j.Restlf.) 0,26<br />
Euro-Tagesgeld (Banken) -0,05<br />
Euribor (1 Woche) -0,03<br />
Euribor (1 Monat) -0,01<br />
Euribor (3 Monat) 0,04<br />
Euribor (1 Jahr) 0,23<br />
Euro-Libor (1 Monat) -0,01<br />
Euro-Libor (1 Jahr) 0,21<br />
Hypo-Zins 5 Jahre § 1,09<br />
Hypo-Zins 10 Jahre § 1,40<br />
2jährige Bund, Rendite -0,23<br />
5jährige Bund, Rendite -0,09<br />
Hauptrefinanzierungssatz 0,05<br />
Spitzenfinanzierungssatz 0,30<br />
Bobl-Future 131,18<br />
Schatz-Future 111,31<br />
Bund-Future 159,52<br />
REX 140,18<br />
in %<br />
Advantest 11,67 5,7 11,75 6,96 10,0 ¥ 23,4 -<br />
Aeon 9,34 -2,9 9,73 7,16 13,0 ¥ 25,4 -8,9<br />
Ajinomoto 16,96 3,2 18,90 9,91 12,0 ¥ 29,4 11,1<br />
Alps El. 19,62 3,6 20,32 7,58 10,0 ¥ 15,1 118,4<br />
ANA Holdings 2,40 2,1 2,44 1,57 4,00 ¥ 27,7 119,3<br />
Asahi Kasei 9,17 3,6 9,18 4,65 9,00 ¥ 16,4 3,3<br />
Astellas Pharma 14,36 5,3 14,37 7,61 16,0 ¥ 27,5 72,9<br />
Bangkok Bank 5,02 -0,8 5,45 3,78 4,05 TB 8,9 6,9<br />
Bank of China 0,51 0,8 0,52 0,28 0,18 C¥ 6,0 5,7<br />
Bank of EastAsia 3,71 1,1 3,71 2,72 0,68 H$ 12,5 -4,3<br />
Bridgestone 34,24 -1,3 35,79 24,31 60,0 ¥ 10,2 16,7<br />
Canon 28,81 1,4 29,56 21,10 0 16,1 6,1<br />
Casio 15,49 11,3 15,53 7,97 22,5 ¥ 22,0 58,9<br />
Cathay Pacific 2,03 5,2 2,11 1,29 0,10 H$ 19,8 31,8<br />
Cheung Kong 17,42 -0,5 17,70 10,46 3,02 H$ 10,8 -11,9<br />
China Constr. Bk 0,74 0,7 0,75 0,45 0,27 C¥ 5,6 7,6<br />
China Mobile 11,99 0,9 12,30 6,00 1,54 H$ 15,5 -10,3<br />
China Unicom 1,50 1,1 1,50 0,84 0,14 C¥ 19,4 23,4<br />
Citic Pacific 1,55 5,2 1,60 0,99 0,02 H$ 7,5 -15,4<br />
City Devel. 6,66 1,2 6,90 5,12 0,04 S$ 14,6 -16,8<br />
Dai Nipp.Print 8,56 2,4 8,56 6,36 16,0 ¥ 27,8 3,8<br />
Daihatsu 12,81 1,3 13,35 10,39 0 12,1 -28,8<br />
Daiichi Sankyo 13,80 2,2 13,87 11,15 30,0 ¥ 18,7 14,2<br />
Daikin Industries 57,81 1,4 63,97 36,40 30,0 ¥ 19,4 27,1<br />
Daiwa House I. 17,44 1,4 17,44 11,56 25,0 ¥ 13,7 5,6<br />
DBS Group 12,74 1,1 13,44 8,81 0,30 S$ 11,2 5,9<br />
Denso 41,68 2,4 41,68 30,28 48,0 ¥ 16,5 -6,4<br />
East Jap.Rail 74,35 -1,4 76,00 49,57 60,0 ¥ 19,6 1,3<br />
Eisai 46,14 2,3 47,08 26,81 80,0 ¥ 60,0 -10,6<br />
Esprit 0,93 -5,1 1,42 0,88 0,02 H$ 126,2 -41,8<br />
Fanuc 169,10 -0,6 175,45 115,10 0 22,8 75,5<br />
Fuji Electric 4,35 9,4 4,35 2,90 0 15,7 35,7<br />
Fuji Heavy Ind. 30,13 2,4 33,08 16,82 31,0 ¥ 11,9 28,6<br />
Fujifilm 30,45 4,0 30,46 17,74 35,0 ¥ 18,0 35,0<br />
Fujitsu 5,26 -3,3 5,90 3,95 4,00 ¥ 11,1 170,4<br />
Guangdong 1,13 -0,7 1,24 0,67 0,08 H$ 15,3 15,7<br />
Hang Seng Bank 16,16 -0,7 16,47 10,85 2,30 H$ 14,1 9,7<br />
Henderson Land 6,14 -0,8 6,50 3,40 0,34 H$ 16,7 2,8<br />
Hikari Tsushin 57,31 -0,1 62,67 45,00 40,0 ¥ 15,7 -21,8<br />
Hitachi 6,19 1,2 6,99 4,74 0 14,4 5,0<br />
HK&China Gas 1,99 2,6 2,00 1,33 0,12 H$ 24,6 9,1<br />
Honda Motor 29,43 1,1 29,79 22,90 22,0 ¥ 12,4 -0,1<br />
Hongkong L. 6,80 0,2 6,95 4,37 0,06 $ 20,2 -30,6<br />
Hutchison Wh. 12,25 4,7 12,27 8,83 1,76 H$ 13,3 6,8<br />
Hyundai 44,29 0,9 60,68 38,03 0 - -<br />
ICBC 0,66 0,5 0,67 0,40 0,24 C¥ 5,9 5,3<br />
Japan Tobacco 27,97 -0,1 28,39 21,00 54,0 ¥ 16,5 -2,0<br />
JX Holdings 3,50 2,4 3,95 2,89 8,00 ¥ - -<br />
Kansai El.Power 7,95 0,7 8,72 6,11 0 - -14,1<br />
Kao 39,91 4,7 39,91 22,75 38,0 ¥ 29,8 14,6<br />
Kasikornbank 5,93 0,5 6,31 3,79 3,15 TB 10,1 10,7<br />
Kawasaki H. 4,20 2,0 4,38 2,46 5,00 ¥ 17,4 41,5<br />
KDDI 61,55 2,9 63,24 35,94 80,0 ¥ 16,1 30,2<br />
Keppel Corp. 5,68 0,6 6,78 4,80 0,36 S$ 9,8 -15,1<br />
Kirin Hold. 11,59 -1,8 11,90 9,17 19,0 ¥ 32,0 37,7<br />
Komatsu 18,35 1,4 19,93 14,34 29,0 ¥ 14,3 3,1<br />
Konica Minolta 9,05 -3,9 9,88 5,85 10,0 ¥ 18,0 63,6<br />
Korea El.Power 18,30 5,1 18,43 11,81 0 2,9 269,6<br />
Kubota 14,43 1,0 14,43 8,99 16,0 ¥ 17,7 4,3<br />
Kyocera 45,08 4,2 45,23 31,00 40,0 ¥ 22,9 9,2<br />
Lenovo Group 1,37 5,1 1,40 0,75 0,06 H$ 18,3 6,3<br />
Mazda 18,83 0,2 21,70 14,68 10,0 ¥ 8,9 26,0<br />
Mitsub.Estate 20,58 0,7 20,58 15,72 6,00 ¥ 55,3 10,2<br />
Mitsub.Heavy 4,89 2,9 5,18 3,70 5,00 ¥ 19,4 -28,1<br />
Mitsub.Motor 7,78 -1,5 9,67 7,13 7,50 ¥ 8,6 -23,0<br />
Mitsubishi El. 10,33 4,2 10,62 7,72 0 14,7 31,6<br />
Mitsubishi UFJ 5,77 3,5 5,90 3,75 9,00 ¥ 10,3 10,4<br />
Mitsubishi 17,66 2,4 17,75 12,64 30,0 ¥ 9,6 -8,2<br />
Mizuho Fin. 1,60 0,8 1,64 1,30 3,50 ¥ 9,0 -13,6<br />
Murata Mfg. 109,66 9,2 109,66 58,87 100 ¥ 20,5 62,8<br />
NEC Corp. 2,68 3,3 2,93 1,99 4,00 ¥ 18,0 53,0<br />
Nikon 11,44 2,6 13,39 10,09 22,0 ¥ 26,2 -50,0<br />
Nintendo 95,00 5,8 95,89 74,71 130 ¥ 40,0 -<br />
Nippon Steel 2,34 1,0 2,40 1,78 3,00 ¥ 13,6 -12,4<br />
Nippon T & T 55,97 4,7 56,31 36,19 90,0 ¥ 15,2 -4,0<br />
Nissan Motor 9,33 3,7 9,34 6,01 16,5 ¥ 11,5 17,0<br />
NKSJ Holdings 27,49 6,4 28,04 16,69 30,0 ¥ 33,1 3,9<br />
Nomura Hldg. 5,46 2,2 5,46 4,15 0 14,5 -12,3<br />
NTT Data - - - - 30,0 ¥ 27,9 74,7<br />
NTT DoCoMo 15,85 1,3 15,87 10,80 35,0 ¥ 19,9 -5,0<br />
OCBC 6,85 1,6 6,89 5,03 0,18 S$ 10,9 -6,5<br />
Panasonic 11,06 4,1 11,06 7,30 10,0 ¥ 19,3 49,3<br />
PCCW 0,56 -0,2 0,62 0,33 0,13 H$ 14,5 -25,3<br />
PetroChina 1,04 3,4 1,16 0,70 0,15 C¥ 11,9 7,2<br />
Pioneer 1,77 1,0 2,58 1,43 0 4,6 3402,1<br />
Rohm 56,84 2,8 56,84 31,83 45,0 ¥ 20,2 28,1<br />
S.M.F.G. 35,09 2,8 35,09 27,21 70,0 ¥ 8,4 -7,4<br />
Samsung 427,05 3,3 440,03 299,30 0 - -<br />
Sekisui House 11,98 1,2 11,98 8,38 25,0 ¥ 12,7 6,9<br />
Seven & I Holdings 33,93 1,4 33,93 25,81 36,5 ¥ 22,0 4,4<br />
Sharp 1,87 4,4 2,56 1,60 0 - -<br />
Shiseido 15,70 5,8 15,70 11,43 10,0 ¥ 27,6 15,7<br />
Singap. Airl. 7,76 -3,1 8,40 5,56 0,05 S$ 34,8 12,7<br />
Singapore Telecom 2,80 1,9 2,81 1,95 0,07 S$ 17,8 3,9<br />
Softbank 54,62 5,2 65,70 47,62 20,0 ¥ 12,8 29,4<br />
Sony 25,50 7,5 25,64 11,56 0 - -12,1<br />
Sumitomo Chem. 4,12 1,7 4,29 2,42 3,00 ¥ 17,9 36,4<br />
Sun Hung Kai 14,19 2,2 14,63 8,35 0,95 H$ 15,8 -2,1<br />
Suzuki Motor 28,11 1,9 28,80 17,88 14,0 ¥ 18,0 9,1<br />
Swire Pac. 12,41 4,8 12,41 7,80 1,10 H$ 16,0 19,3<br />
Takeda Pharma 45,61 1,6 45,70 31,37 90,0 ¥ 33,3 35,8<br />
Tata Consult 2662,4 0,0 2839,7 1968,8 5,00 InR 24,4 11,9<br />
Tata Motors 43,90 1,2 46,81 23,00 0,14 $ 10,1 38,2<br />
Tata Steel 4,84 -4,8 7,13 3,87 0,14 $ 11,1 -8,3<br />
TDK 63,33 8,4 63,49 28,85 50,0 ¥ 23,2 182,5<br />
Tokyo El.Pow. 3,52 0,3 3,79 2,35 0 2,2 -21,4<br />
Tokyo Electron 66,83 -1,2 67,82 40,28 0 31,4 -<br />
Toshiba 3,76 4,3 3,76 2,72 0 15,5 171,1<br />
Toyota Motor 60,53 0,9 61,38 37,50 0 11,8 19,3<br />
Trend Micro 30,71 15,2 30,71 21,69 0 24,3 2,1<br />
United Overseas 15,02 2,1 15,75 11,16 0,05 S$ 11,2 3,1<br />
27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />
Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />
DEVISEN / ROHSTOFFE / DERIVATE<br />
MDAX<br />
SDAX<br />
LEGENDE<br />
Aktienkurse: Alle Kurse werden in Euro<br />
angegeben. Für Auslandswerte werden<br />
die Kurse der deutschen Notierung<br />
angegeben. Die Kurse für Dax, Mdax und<br />
TecDax stammen von Xetra, die weiteren<br />
Aktien vom Parkett. Wenn am Freitag bei<br />
einer Aktie kein Kurs festgestellt wurde<br />
bezieht sich die Angabe auf den letzten<br />
„Bezahlt“-Kurs.<br />
Anleihen: Kurse von der Frankfurter<br />
Börse in %.<br />
ETF’s: Exchange Traded Funds (börsengehandelte<br />
Fondsanteile). Kurse von Xetra<br />
und vom Parkett.<br />
Zertifikate: Kurse von der Euwax (Optionsschein-<br />
und Zertifikatebörse), Stuttgart<br />
und Frankfurter Parkett.<br />
Devisenkurse: Referenzkurse der<br />
Europäischen Zentralbank<br />
= 52-Wochen-Höchstkurs<br />
= 52-Wochen-Tiefstkurs<br />
NA = Namensaktie<br />
Vz. = Vorzugsaktie<br />
Marktkapitalisierung:<br />
Anzahl der zum Börsenhandel zugelassenen<br />
Aktien der Gattung multipliziert mit<br />
dem aktuellen Kurs<br />
Umsatz:<br />
gehandelte Stückzahl in Frankfurt (Parkett<br />
plus Xetra)<br />
= Umsatzanstieg um mehr als zehn<br />
Prozent<br />
= Umsatzrückgang um mehr als zehn<br />
Prozent<br />
(kein Zeichen: Veränderung innerhalb der<br />
Bandbreite von zehn Prozent)<br />
KGV: Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) auf<br />
Basis der aktuellen Jahresgewinnprognosen<br />
V = Verlust<br />
– = keine Angaben<br />
Gewinn:<br />
Gewinnwachstum (gemessen am Ergebnis<br />
je Aktie) aktuelles Jahr ggü. Vorjahr<br />
Trend:<br />
+ = Wertentwicklung der Aktie besser als<br />
der Index des Segments<br />
– = schlechter als der Index<br />
o = wie der Index<br />
W = Wochenvergleich<br />
U = seit Jahresultimo<br />
Weitere deutsche Aktien im Vergleich<br />
zum Dax.<br />
§: Daten von www.fmh.de<br />
Zusammenstellung: Bloomberg<br />
Aareal Bank 40,10 9,9 40,31 27,67 2,568 0,75 1,9 11,9 -7,3 +/+<br />
Airbus Group 55,33 4,9 55,74 39,65 10,761 0,75 1,4 17,0 7,1 +/+<br />
Aurubis 53,89 1,6 55,00 35,10 0,330 1,10 2,0 13,7 80,3 -/-<br />
Axel Springer 57,65 1,0 58,06 40,37 0,289 1,80 3,1 27,2 -6,9 -/-<br />
Bertrandt 130,30 -2,0 135,95 85,25 0,408 2,40 1,8 19,5 8,5 -/-<br />
Bilfinger 53,19 -2,9 93,05 41,54 2,261 3,00 5,6 14,6 -7,9 -/-<br />
Brenntag 52,25 1,0 52,63 34,44 0,060 0,87 1,7 23,2 -1,6 -/-<br />
Celesio 27,60 1,4 27,79 24,61 0,037 0,30 1,1 23,0 12,9 -/-<br />
DMG MORI SEIKI 29,52 2,2 29,74 17,65 1,004 0,50 1,7 21,3 4,0 o/+<br />
Dt. Annington 34,48 2,0 34,72 19,11 0,517 0,70 2,0 27,8 -45,3 -/+<br />
Dt. Wohnen Inh 24,64 2,4 24,88 14,66 0,194 0,34 1,4 25,3 35,0 +/+<br />
Dt.Euroshop 45,63 2,0 46,00 30,88 0,474 1,25 2,7 20,6 26,0 -/+<br />
Dürr 95,60 5,6 97,33 49,09 1,947 1,45 1,5 23,2 1,7 +/+<br />
ElringKlinger 31,10 -2,3 32,28 21,50 0,065 0,50 1,6 17,4 22,3 -/-<br />
Evonik Indst 30,46 2,4 30,49 24,18 0,473 1,00 3,3 19,2 -9,9 +/-<br />
Fielmann 61,89 3,2 62,50 42,40 1,542 1,45 2,3 30,4 6,2 +/-<br />
Fraport 53,96 -1,0 57,95 46,23 0,054 1,25 2,3 20,9 7,2 -/-<br />
Fuchs Vz 37,29 -2,6 39,96 26,13 0,766 0,70 1,9 22,1 6,9 -/-<br />
GEA Group 44,20 2,9 44,49 30,37 0,399 0,60 1,4 26,2 -9,5 +/+<br />
Gerresheimer 51,47 -1,2 56,99 41,04 0,096 0,70 1,4 17,1 3,8 -/-<br />
Gerry Weber 33,96 -5,6 39,57 27,52 0,819 0,75 2,2 18,2 18,8 -/-<br />
Hannover Rück 86,15 3,8 86,39 58,16 0,282 3,00 3,5 11,1 4,4 +/-<br />
Hochtief 70,12 3,6 73,00 52,00 0,425 1,50 2,1 17,2 12,5 +/+<br />
HUGO BOSS AG 115,00 -0,6 118,50 88,60 0,619 3,34 2,9 22,5 9,4 -/-<br />
Jungheinrich Vz 56,45 0,6 57,55 38,60 0,348 0,86 1,5 15,8 13,7 -/-<br />
KabelDeutschland 124,00 1,7 126,45 95,51 0,047 0,00 0,0 36,6 - -/-<br />
KION Group AG 38,94 6,2 38,97 25,27 0,309 0,35 0,9 17,7 14,6 +/+<br />
Klöckner & Co 9,29 -5,6 12,88 8,19 0,614 0,00 0,0 36,8 - -/-<br />
Krones 86,20 0,5 86,72 58,55 0,119 2,00 2,3 20,3 10,5 -/-<br />
KUKA 69,49 2,9 70,50 33,13 0,747 0,30 0,4 34,4 17,4 +/-<br />
LEG Immobilien 73,49 0,3 79,76 42,30 0,089 1,73 2,4 21,4 37,6 -/o<br />
Leoni 57,57 2,2 61,44 37,25 0,713 1,00 1,7 15,8 3,4 o/-<br />
MAN 95,80 0,3 96,22 87,77 0,111 3,07 3,2 111,5 - -/-<br />
Metro 29,92 -1,4 33,30 22,13 0,907 0,90 3,0 17,2 -5,6 -/-<br />
MTU Aero Engines 84,98 2,8 85,57 59,88 0,650 1,35 1,6 17,1 -0,2 +/-<br />
Norma Group SE 47,74 0,2 47,86 30,76 0,075 0,70 1,5 21,8 12,3 -/+<br />
OSRAM Licht AG 40,98 1,8 50,75 25,31 1,183 0,90 2,2 19,0 -5,7 -/+<br />
Pro7SAT.1 43,90 5,2 44,49 27,91 1,634 1,47 3,4 19,8 12,9 +/+<br />
Rheinmetall 45,29 0,4 58,09 30,39 0,832 0,40 0,9 32,7 -56,1 -/+<br />
Rhön-Klinikum 23,47 5,9 24,77 21,13 0,152 0,24 1,0 25,2 -89,0 +/-<br />
RTL Group SA 88,50 0,7 90,42 64,80 1,259 6,50 7,3 20,3 -18,9 -/-<br />
Salzgitter 25,53 -4,5 33,81 21,01 0,822 0,20 0,8 24,2 - -/-<br />
Stada 29,35 3,6 37,25 24,10 0,959 0,66 2,2 10,4 -9,6 +/-<br />
Südzucker 13,63 1,8 22,68 9,89 0,649 0,50 3,7 42,6 -82,4 -/-<br />
Symrise 56,84 3,8 59,30 33,82 0,254 0,70 1,2 31,3 23,9 +/-<br />
TAG Immobilien 12,02 0,7 12,34 8,46 0,322 0,35 2,9 12,7 226,0 -/+<br />
Talanx AG 28,69 3,1 28,75 23,36 0,482 1,20 4,2 10,0 -5,3 +/-<br />
TUI 16,18 0,7 16,28 9,38 0,432 0,33 2,0 17,6 56,7 -/-<br />
Wacker Chemie 101,70 0,1 104,40 76,04 0,362 0,50 0,5 29,4 -7,6 -/-<br />
Wincor Nixdorf 43,21 1,1 58,07 33,31 0,504 1,75 4,0 13,8 -7,9 -/-<br />
Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />
Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />
alstriaofficREIT 12,33 -0,2 12,82 8,81 0,246 0,50 4,1 19,2 8,1 -/-<br />
Amadeus Fire 71,05 -2,6 71,35 48,18 0,152 2,83 4,0 21,2 17,9 -/-<br />
Bauer 17,15 2,6 19,77 11,70 0,068 0,00 0,0 19,4 - +/-<br />
BayWa vin 36,47 1,8 41,82 27,28 0,262 0,75 2,1 21,6 -40,8 +/-<br />
Biotest AG 106,00 0,5 108,55 69,01 0,354 0,63 0,6 46,3 -11,4 o/-<br />
BorussiaDortmund 4,07 -1,8 5,11 3,61 0,581 0,10 2,5 24,9 -12,8 -/-<br />
BRAAS Monier 20,50 -1,9 23,55 14,59 0,020 0,00 0,0 21,6 - -/-<br />
Capital Stage AG 5,16 3,9 5,20 3,45 0,145 0,10 1,9 21,5 0,4 +/-<br />
Cewe Stiftung 56,93 0,7 61,05 45,53 0,165 1,50 2,6 15,9 15,9 +/-<br />
comdirect bank 9,09 0,4 9,13 7,57 0,293 0,36 4,0 20,7 -7,5 -/-<br />
CTS Eventim 27,55 -1,9 28,50 18,85 0,321 0,32 1,2 32,6 27,9 -/-<br />
Delticom 18,02 -0,7 39,11 14,21 0,045 0,50 2,8 37,8 -56,1 -/-<br />
Deutz 4,05 3,2 7,98 3,27 0,864 0,07 1,7 19,0 -29,6 +/-<br />
DIC Asset 9,70 -0,9 9,99 5,83 0,571 0,35 3,6 46,0 -13,6 -/-<br />
DO Dt Office 3,97 -0,9 4,09 2,55 0,121 0,00 0,0 10,7 916,7 -/-<br />
Dt.Beteil 31,63 8,2 31,63 18,25 1,040 1,20 3,8 16,1 -44,9 +/-<br />
Gesco 72,80 4,0 79,00 62,78 0,150 2,20 3,0 14,6 -8,4 +/-<br />
GfK 36,90 -2,2 44,21 29,63 0,028 0,65 1,8 16,6 33,7 -/-<br />
Grammer 34,67 0,7 45,04 24,21 0,681 0,65 1,9 11,6 11,4 +/-<br />
Grenkeleasing 105,35 -4,5 111,00 70,31 0,588 1,00 1,0 20,8 16,2 -/-<br />
Hamborner Reit 9,45 2,5 9,59 7,43 0,276 0,40 4,2 30,7 -18,4 +/-<br />
Heidelbg.Druck 2,27 9,6 2,87 1,76 1,177 0,00 0,0 - - +/-<br />
Hella KGaA Hueck 42,45 2,1 43,46 26,50 1,699 0,00 0,0 15,8 - +/-<br />
HHLA 19,83 1,3 20,50 15,70 0,183 0,45 2,3 26,5 -0,1 +/-<br />
Hornbach Vz 76,25 2,9 77,99 58,10 0,032 0,80 1,0 13,9 20,4 +/-<br />
HornbachBaumarkt 32,60 -0,2 34,98 26,56 0,062 0,60 1,8 12,4 49,0 -/-<br />
Indus 37,91 2,4 40,90 29,20 0,380 1,10 2,9 14,1 -5,4 +/-<br />
KWS Saat 272,00 -2,0 284,00 250,25 0,224 3,00 1,1 21,9 4,6 -/-<br />
MLP 3,73 1,5 5,35 3,47 0,245 0,16 4,3 12,7 9,3 +/-<br />
PatriziaImmobiln 16,80 -1,3 17,72 7,14 0,255 0,00 0,0 27,1 87,9 -/-<br />
Puma 172,75 -0,4 218,10 154,35 0,063 0,50 0,3 30,1 32,3 -/-<br />
Rational 319,70 -1,3 326,75 212,85 0,061 6,00 1,9 33,8 8,8 -/-<br />
SAF Holland 13,72 -2,7 14,25 8,56 0,260 0,27 2,0 15,5 64,4 -/-<br />
Schaltbau 48,00 6,7 56,51 38,00 0,079 0,96 2,0 11,8 16,1 +/-<br />
SGL Carbon 16,32 -2,3 28,43 12,00 1,002 0,00 0,0 - 57,5 -/-<br />
SHW AG 49,15 3,5 49,58 28,74 0,305 1,00 2,0 22,0 -9,8 +/-<br />
Sixt St 37,47 2,1 37,77 21,65 0,175 1,00 2,7 16,9 12,1 +/-<br />
Stabilus SA 28,70 -1,2 30,00 20,40 0,161 0,00 0,0 16,5 25,4 -/-<br />
Ströer Media 28,00 -0,1 28,80 11,42 0,254 0,10 0,4 24,5 55,6 -/-<br />
Surteco SE 26,05 5,4 31,50 22,07 0,111 0,65 2,5 19,7 -29,3 +/-<br />
TAKKT 16,45 1,9 16,70 11,25 0,099 0,32 1,9 14,9 9,8 +/-<br />
TLG Immobilien 14,73 -1,2 15,50 10,75 0,162 0,00 0,0 13,4 - -/-<br />
Tom Tailor 13,45 4,1 15,18 10,28 0,419 0,17 0,0 17,6 37,3 +/-<br />
Villeroy & Boch 14,76 9,4 14,91 10,21 0,294 0,42 2,8 15,3 7,8 +/-<br />
Vossloh 56,44 -0,8 75,50 41,88 0,375 0,50 0,9 - - -/-<br />
VTG 21,80 3,3 22,48 13,30 0,168 0,42 1,9 21,2 43,7 +/-<br />
Wacker Neuson 21,35 9,5 21,35 11,60 0,221 0,40 1,9 17,0 45,1 +/-<br />
Zalando SE 23,34 -1,9 27,08 17,01 0,492 0,00 0,0 121,6 - -/-<br />
Zeal Network 41,56 2,7 53,00 25,92 0,394 7,50 18,0 45,1 -25,2 +/-<br />
zooplus 89,19 1,6 92,36 43,50 0,255 0,00 0,0 101,3 203,8 +/-<br />
Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />
Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />
DEUTSCHE AKTIEN<br />
Adidas 69,43 0,2 84,86 52,94 2,039 1,50 2,2 22,4 -23,1 -/+<br />
Allianz 149,60 1,6 151,45 115,05 20,842 5,30 3,6 10,7 1,4 -/-<br />
BASF 85,65 1,8 88,28 64,27 15,969 2,70 3,2 15,4 1,8 -/+<br />
Bayer 132,05 5,4 133,15 91,31 6,583 2,10 1,6 19,0 15,0 +/+<br />
Beiersdorf 77,63 4,1 79,22 60,78 0,459 0,70 0,9 28,0 8,6 +/-<br />
BMW 113,00 0,7 113,00 74,74 4,883 2,60 2,3 12,6 10,7 -/+<br />
Commerzbank 12,06 0,2 14,48 9,92 10,138 0,00 0,0 13,6 55,4 -/-<br />
Continental 213,30 -1,7 221,50 136,85 2,362 2,50 1,2 16,8 10,9 -/+<br />
Daimler 86,51 1,4 86,51 55,10 12,876 2,25 2,6 12,1 16,5 -/+<br />
Deutsche Bank 29,38 -0,5 33,67 22,66 8,461 0,72 2,4 10,8 -31,4 -/+<br />
Deutsche Boerse 72,90 2,5 73,69 49,90 1,376 2,10 2,9 18,1 10,8 -/+<br />
Deutsche Post 30,43 2,4 30,43 21,55 2,093 0,80 2,6 17,8 0,5 -/-<br />
Deutsche Telekom 16,67 4,5 16,70 10,07 9,926 0,50 3,0 23,3 32,9 +/+<br />
E.ON 14,45 7,3 15,46 12,23 6,276 0,60 4,2 16,3 -25,4 +/-<br />
Fres.Med.Care 73,17 13,9 73,24 46,70 1,556 0,77 1,1 21,9 10,7 +/+<br />
Fresenius 51,18 7,3 51,66 34,52 2,847 0,42 0,8 21,2 17,7 +/+<br />
Heidelbg.Cement 71,13 1,1 71,48 48,32 0,451 0,60 0,8 14,9 38,3 -/+<br />
Henkel Vz 105,85 6,0 106,00 72,16 0,571 1,22 1,2 24,5 5,9 +/+<br />
Infineon 10,35 0,9 10,45 6,77 2,045 0,18 1,7 19,2 22,1 -/+<br />
K+S 28,83 0,1 29,24 19,12 1,327 0,25 0,9 14,9 -10,8 -/+<br />
Lanxess 46,04 1,3 56,75 33,53 0,849 0,50 1,1 23,9 25,0 -/+<br />
Linde 181,80 1,7 182,00 138,15 0,929 3,00 1,7 24,8 3,0 -/+<br />
Lufthansa 13,10 -2,8 20,30 10,69 4,448 0,45 0,0 14,3 -34,1 -/-<br />
Merck 92,20 5,5 92,64 56,30 0,781 0,95 1,0 19,9 5,4 +/+<br />
Münchener Rück 185,50 3,3 185,55 141,10 2,804 7,25 3,9 10,9 -7,7 +/-<br />
RWE 24,99 7,0 32,98 21,66 3,087 1,00 4,0 11,5 -42,4 +/-<br />
SAP 62,84 2,8 62,92 50,08 3,625 1,00 1,6 17,8 0,5 -/-<br />
Siemens 99,82 1,6 103,30 80,17 6,016 3,30 3,3 14,4 6,4 -/-<br />
ThyssenKrupp 23,79 2,1 23,83 16,84 1,381 0,11 0,5 21,7 301,8 -/-<br />
VW Vz 225,50 -0,2 229,10 147,40 7,460 4,06 1,8 9,4 9,4 -/+<br />
Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />
Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />
ANLEIHEN<br />
ROHSTOFFE<br />
DEVISEN<br />
ZINSEN<br />
INDIZES<br />
Name 27.02. % zur % Anf. 52-Wochen<br />
Schluss Vorw. d. J. Hoch Tief<br />
Name 27.02. % zur % Anf. 52-Wochen<br />
Schluss Vorw. d. J. Hoch Tief<br />
EUROPA<br />
AMERIKA<br />
27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />
Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />
27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />
Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />
AB Foods 43,12 4,6 43,12 30,26 0,2 £ 30,3 -1,4<br />
ABB 19,07 1,3 19,27 15,40 0,55 SFr 16,8 5,0<br />
Accor 46,55 -1,0 47,75 30,17 0,95 € 25,4 15,5<br />
ACS 32,95 -1,3 34,34 24,85 0,36 € 14,0 75,3<br />
Actelion 106,58 4,2 111,00 65,57 1,30 SFr 21,7 -5,5<br />
Adecco 70,41 -1,2 71,27 47,11 2,00 SFr 18,7 16,9<br />
Aegon 6,95 3,8 6,95 5,70 0,12 € 9,7 19,5<br />
Agfa-Gevaert 2,15 1,7 2,78 1,68 0 5,0 31,6<br />
Ahold 16,71 -0,2 17,25 11,66 0,48 € 15,9 17,0<br />
Air France-KLM 7,08 -0,1 11,80 5,84 0 20,2 -<br />
Air Liquide 117,40 1,9 117,80 86,15 2,55 € 21,9 10,5<br />
Akzo Nobel 66,45 1,1 66,82 46,78 1,12 € 17,5 35,3<br />
Allied Irish Bk 0,08 9,1 0,17 0,07 0 84,0 -<br />
Alstom 29,42 3,2 30,13 18,75 0 24,2 -48,3<br />
Anglo American 16,60 -2,8 21,19 13,43 0,53 $ 13,3 -17,6<br />
Anh.-Busch InBev 113,68 5,2 114,35 71,58 1,50 € 23,1 1,4<br />
ArcelorMittal 9,77 1,5 12,12 7,84 0,20 $ 17,0 -24,0<br />
AstraZeneca 62,29 4,1 64,28 44,87 1,90 $ 16,6 -1,5<br />
Aviva 7,47 0,8 7,66 5,36 0,1 £ 11,3 10,8<br />
AXA 22,66 5,8 22,71 16,57 0,95 € 10,2 14,1<br />
Barclays 3,57 1,2 3,64 2,57 0,01 £ 12,2 -<br />
BAT 52,69 5,2 52,69 37,72 1 £ 17,8 2,6<br />
Bco Bilb.V.Arg. 8,91 2,5 9,95 7,28 0,06 € 14,8 36,2<br />
Bco Santander 6,53 3,3 7,95 5,78 0,12 € 12,0 14,0<br />
BG Group 13,29 -0,1 16,16 10,00 0,10 £ 34,0 -63,1<br />
BHP Billiton 22,27 3,1 26,79 15,79 0,62 $ 15,7 -36,6<br />
BNP Paribas 51,90 1,9 60,04 43,22 1,50 € 10,0 13,2<br />
BP 6,19 1,7 6,58 4,62 0,10 $ 20,0 -47,3<br />
Carrefour 29,40 -0,2 29,73 22,24 0,62 € 19,1 14,3<br />
CEZ 22,31 3,4 24,56 18,66 40,0 Kc 11,3 -19,3<br />
Christian Dior 171,23 1,1 171,23 113,48 1,25 € 15,1 46,4<br />
Crédit Agricole 12,55 -1,6 13,05 9,80 0,35 € 10,4 -19,1<br />
CRH Plc 25,01 0,2 25,64 15,29 0,44 € 22,2 43,1<br />
CS Group 21,85 -0,7 23,57 18,26 0,70 SFr 10,4 23,4<br />
Danone 62,35 4,4 62,35 49,07 1,50 € 21,5 10,2<br />
Diageo 26,89 3,8 27,20 21,25 0,2 £ 21,1 -4,1<br />
Electrolux 29,04 0,5 29,45 15,40 6,50 SKr 19,0 31,4<br />
Enel 4,11 4,4 4,48 3,38 0,13 € 12,9 -6,5<br />
ENI 16,63 1,9 20,45 13,09 0,56 € 30,0 -45,9<br />
Ericsson B 11,56 2,0 11,57 8,44 3,40 SKr 18,8 20,1<br />
GDF Suez 19,95 6,7 21,15 16,40 0,50 € 15,6 -1,2<br />
Generali 18,24 0,9 18,77 14,55 0,45 € 13,4 10,7<br />
GlaxoSmithKline 21,27 2,3 21,50 16,20 0,2 £ 16,9 -4,3<br />
Heineken 69,17 3,0 69,50 46,00 0,74 € 20,6 10,6<br />
Hennes & Mauritz 39,00 3,8 39,00 28,67 9,75 SKr 27,0 11,7<br />
Holcim 69,14 2,2 69,14 49,97 1,30 SFr 18,0 -4,2<br />
HSBC Holdings 7,94 -2,8 8,45 7,09 0,20 $ 10,5 -2,5<br />
Iberdrola 6,07 3,4 6,21 4,41 0,02 € 16,2 10,6<br />
ING Groep 13,34 6,1 13,35 9,36 0 11,9 27,5<br />
Int Air Group 7,92 6,4 8,10 3,92 0 12,8 49,8<br />
Intesa Sanpaolo 2,98 3,5 2,99 1,91 0,07 € 16,1 101,1<br />
Julius Bär 41,36 0,2 42,31 29,62 1,00 SFr 15,2 7,9<br />
L‘Oréal 161,69 2,5 161,99 113,84 2,70 € 26,6 13,7<br />
LVMH 162,60 1,7 162,60 109,79 1,95 € 20,9 21,6<br />
Mayr-Melnhof 94,38 1,7 94,79 78,20 2,40 € 16,0 -3,1<br />
Michelin 83,74 -1,1 93,86 65,40 2,50 € 11,4 13,9<br />
Mol Magyar 40,18 3,4 45,93 32,67 590 HUF 12,0 63,1<br />
Nestlé 70,15 4,0 70,25 52,20 2,20 SFr 22,3 -2,6<br />
Nokia 7,18 1,0 7,21 4,84 0,14 € 22,8 7,1<br />
Norsk Hydro 5,11 -1,7 5,56 3,29 1,00 NKr 12,7 123,4<br />
Novartis 91,73 1,7 92,42 58,22 2,60 SFr 19,1 2,9<br />
OMV 25,75 5,1 33,91 19,64 1,25 € 15,8 -53,1<br />
Orange 16,25 4,1 16,45 8,71 0,40 € 16,8 67,1<br />
Peugeot 15,03 6,3 15,03 8,25 0 17,0 -<br />
Philips 26,71 4,1 26,90 20,81 0,80 € 19,6 -16,0<br />
Randstad 52,79 3,5 52,79 31,58 1,29 € 16,2 26,6<br />
Remy-Cointr. 65,22 -0,1 69,53 50,76 1,27 € 37,1 8,0<br />
Renault 85,37 0,9 86,00 49,90 1,90 € 9,3 19,1<br />
Repsol 17,21 2,0 19,99 14,30 0,37 € 17,5 -20,4<br />
Rio Tinto 43,75 -0,5 44,36 32,69 0,8 £ 12,7 -23,0<br />
Roche GS 243,96 1,8 257,48 204,01 8,00 SFr 18,8 -3,0<br />
Rolls-Royce 13,25 1,9 13,75 9,88 0,1 £ 16,1 -7,7<br />
Roy.Dut.Sh.A 29,41 2,0 31,10 24,30 0,47 $ 16,3 -43,5<br />
RTL Group 88,50 0,5 90,42 64,80 1,70 € 20,3 -18,9<br />
Ryanair 10,15 2,8 10,39 6,10 0,38 € 16,7 63,2<br />
Saint-Gobain 40,04 -3,5 46,33 29,85 1,24 € 15,3 33,3<br />
Sanofi 86,94 0,1 89,90 69,68 2,85 € 15,8 5,5<br />
Schneider Elec. 72,00 1,2 72,13 53,18 1,92 € 17,3 2,2<br />
Soc.Générale 41,11 2,5 48,53 32,22 1,20 € 10,0 -1,4<br />
Sodexo 89,92 2,3 89,92 70,55 1,80 € 22,8 16,9<br />
Stand. Chartered 13,95 3,9 16,87 11,15 0,29 $ 9,5 -18,3<br />
Statoil 16,90 1,5 23,65 12,29 1,80 NKr 22,9 -48,5<br />
Stora Enso 8,63 1,8 8,78 5,88 0,30 € 13,1 68,5<br />
Swatch Group 408,97 3,1 485,00 345,55 7,50 SFr 17,7 -3,0<br />
Swiss Re 83,00 3,4 83,00 57,40 3,00 SFr 11,1 -29,0<br />
Swisscom 508,60 2,2 536,81 407,50 22,0 SFr 16,9 -1,3<br />
Telecom Italia 1,06 4,1 1,07 0,75 0 16,1 -26,7<br />
Telefónica 13,86 4,3 13,94 10,80 0,32 € 16,0 -10,7<br />
Telekom Austria 6,28 7,1 6,85 5,07 0,05 € 19,7 -<br />
Tesco 3,38 3,9 4,17 1,99 0 23,3 -67,2<br />
TomTom 7,41 8,1 7,51 4,50 0 34,5 -20,4<br />
Total 48,04 3,9 54,63 38,50 0,61 € 15,7 -39,3<br />
Transocean 14,47 -3,5 34,01 12,34 0,15 $ 8,6 -61,9<br />
UBS 15,59 1,8 15,71 11,56 0,50 SFr 13,8 -21,2<br />
Unibail-Rodamco 257,18 0,6 261,13 181,38 4,80 € 23,9 -1,5<br />
UniCredit 5,92 0,6 6,87 4,85 0,12 € 12,3 21,9<br />
Unilever 39,00 4,5 39,00 27,45 0 22,2 9,1<br />
UPM Kymmene 16,77 -0,8 17,00 10,15 0,70 € 13,8 -6,1<br />
Veolia Env. 17,40 5,2 17,40 12,00 0,70 € 23,3 24,3<br />
VINCI 52,65 -0,7 56,67 39,84 1,22 € 14,8 4,4<br />
Vivendi 22,10 4,5 22,22 17,27 1,00 € 38,8 22,8<br />
Vodafone 3,11 -0,4 3,25 2,25 0,04 £ 37,8 -44,3<br />
Volvo B 10,70 3,3 11,72 7,85 3,00 SKr 17,2 60,3<br />
Zurich Insurance 286,06 0,8 303,94 200,15 17,0 SFr 11,5 -0,2<br />
27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />
Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />
A.N.Z. Bank 24,46 2,7 24,65 19,79 0 13,5 0,8<br />
Alibaba 76,84 0,6 96,84 64,46 0 39,6 -<br />
Alumina 1,27 0,3 1,40 0,75 0 14,3 215,6<br />
Amcor 9,50 -2,8 9,87 6,45 0,24 A$ 18,8 0,2<br />
AMP 4,63 2,8 4,63 3,00 0,14 A$ 17,4 14,4<br />
AngloAm Platinum 28,15 -5,2 35,40 21,08 0 21,3 457,3<br />
Anglogold A. 9,96 -2,3 14,00 5,91 0 11,6 21,6<br />
BHP Billiton 23,41 4,0 27,61 17,85 0,62 $ 16,4 -36,6<br />
Commonw.Bk. 64,07 2,6 64,57 47,94 0 16,5 4,3<br />
FirstRand 4,10 6,2 4,17 2,24 1,0 R 14,1 9,2<br />
Gold Fields 4,16 10,5 5,28 2,51 0,01 $ 27,4 65,4<br />
Harmony Gold 2,17 2,1 2,82 1,17 0 - -<br />
Impala Plat.H. 5,55 -5,7 8,50 4,57 0 39,7 110,4<br />
Macquarie Group 50,43 3,0 50,43 34,98 1,30 A$ 16,0 8,2<br />
Nat.Austr. Bank 26,21 1,2 26,21 20,25 0 13,6 19,0<br />
Newcrest M. 10,00 4,5 10,00 5,87 0 26,6 -4,4<br />
Qantas 2,00 8,1 2,00 0,70 0 11,0 -<br />
Rio Tinto (Aus) 44,48 1,1 47,02 34,32 1,53 A$ 13,0 -23,0<br />
Santos 5,62 3,7 10,80 4,62 0,15 A$ 23,9 -38,2<br />
Sasol 32,34 -4,0 45,94 26,46 1,01 $ 13,6 -47,9<br />
Telecom NZ 2,17 4,5 2,29 1,45 0,09 N$ 17,4 4,5<br />
Vale Vz. 5,88 -2,0 10,06 4,67 0,19 $ 11,8 -18,6<br />
Westpac Banking 26,13 2,4 26,75 20,17 0 15,0 1,9<br />
Woodside Petro. 24,70 -0,4 31,52 22,60 1,44 $ 21,7 -58,2<br />
REST DER WELT<br />
27.02. % zur 52-Wochen Marktk. Gewinn<br />
Schluss Vorw. Hoch Tief Mrd Euro KGV +/- %<br />
Fiserv 69,40 -0,1 69,91 39,65 0 20,6 12,5<br />
Flextronics 10,90 2,7 11,03 6,33 0 11,5 19,1<br />
FLIR Systems 28,61 2,2 30,18 22,37 0,11 $ 19,3 13,9<br />
FMC Technologies 35,79 -2,7 47,75 31,67 0 14,9 -1,9<br />
Ford 14,59 1,3 14,73 10,40 0,15 $ 10,2 37,5<br />
Freeport-McM. 19,26 3,0 28,94 14,48 0,31 $ 20,5 -46,4<br />
Garmin 43,30 -0,5 49,60 37,48 0,48 $ 15,9 1,0<br />
General Dynamics 124,27 1,5 127,00 75,60 0,62 $ 16,6 6,5<br />
General Electric 23,36 5,9 23,45 18,02 0,23 $ 15,1 5,2<br />
General Motors 33,30 1,1 33,70 22,73 0,30 $ 8,3 47,1<br />
Gilead Sciences 92,30 2,8 95,44 45,70 0 10,8 17,5<br />
Goldman Sachs 170,79 2,7 171,44 109,75 0,60 $ 11,1 2,2<br />
Google 505,56 6,2 506,80 367,94 0 19,8 11,6<br />
Halliburton 38,30 -0,1 55,29 29,60 0,18 $ 20,3 -47,6<br />
Harley-Davidson 57,17 2,6 58,15 42,30 0,31 $ 15,1 9,0<br />
Hartford Fin. 36,40 0,1 36,40 23,94 0,18 $ 10,9 12,1<br />
Henry Schein 123,74 -0,5 126,97 80,50 0 23,6 9,2<br />
Hewlett-Packard 31,06 -7,3 35,64 20,61 0,16 $ 9,4 -1,3<br />
Home Depot 102,71 5,5 103,61 54,47 0,59 $ 22,0 14,0<br />
Honeywell Int. 91,99 0,2 92,80 65,00 0,52 $ 16,9 9,8<br />
IBM 144,26 0,4 152,02 120,40 1,10 $ 10,1 -2,8<br />
Illumina 174,61 -1,9 183,75 92,00 0 61,0 17,2<br />
Infosys 32,91 4,1 33,13 18,03 0,23 $ 20,8 17,7<br />
Intel 29,91 -0,6 33,22 17,56 0,24 $ 13,8 5,0<br />
Intl. Paper 50,71 2,4 50,71 31,72 0,40 $ 14,8 27,7<br />
Intuit 86,54 1,8 87,00 51,77 0,25 $ 39,2 -28,6<br />
Intuitive Surgical 446,98 -0,5 460,30 253,00 0 29,8 5,1<br />
Johns.& Johns. 91,83 4,8 93,02 66,13 0,70 $ 16,6 3,8<br />
Joy Global 39,67 2,4 48,41 35,97 0,20 $ 13,8 -2,4<br />
JP Morgan Chase 54,98 4,9 54,98 38,17 0,40 $ 10,5 0,1<br />
Kellogg 57,11 1,4 61,26 43,14 0,49 $ 18,0 -5,4<br />
Keurig Green Mtn 111,19 4,9 126,10 64,83 0,29 $ 30,6 4,8<br />
Kimberly Clark 97,82 0,5 106,71 77,62 0,88 $ 19,2 3,9<br />
KLA-Tencor 58,16 2,4 60,72 35,85 0,50 $ 22,8 -17,8<br />
Kraft Foods 57,23 1,8 60,69 39,20 0,55 $ 19,7 2,9<br />
Lam Research 74,92 3,2 74,92 36,57 0,18 $ 17,3 9,4<br />
Liberty Inter 25,94 1,6 25,94 17,01 0 22,7 55,9<br />
Linear Tech. 42,91 2,1 43,01 30,03 0,30 $ 21,1 6,0<br />
Lockheed Martin 179,49 1,0 182,59 110,58 1,50 $ 18,0 -3,3<br />
Logitech Int. 13,21 3,6 13,53 8,79 0,26 SFr 16,4 18,3<br />
Marvell Techn. 14,00 2,7 14,85 8,99 0,06 $ 16,2 -13,2<br />
Mastercard 81,75 2,8 82,44 49,26 0,16 $ 26,2 11,2<br />
Mattel 23,40 3,2 29,45 21,96 0,38 $ 17,1 2,9<br />
Maxim Integr. 30,43 1,1 30,93 19,86 0,28 $ 23,5 -9,3<br />
McDonald‘s 88,16 6,8 88,89 67,73 0,85 $ 19,6 4,6<br />
Medtronic 69,52 1,9 70,55 40,36 0,31 $ 17,8 14,7<br />
Merck & Co. 52,30 2,8 56,15 38,76 0,45 $ 17,3 -2,7<br />
Microchip Tech. 45,75 3,1 45,75 29,37 0,36 $ 19,4 8,3<br />
Micron Tech. 27,11 -2,6 29,76 15,12 0 8,5 44,2<br />
Microsoft 39,14 2,1 42,45 27,10 0,31 $ 17,3 -4,7<br />
Morgan Stanley 32,08 0,2 32,52 20,50 0,10 $ 12,5 24,3<br />
Motorola 60,67 0,8 61,70 42,08 0,34 $ 20,7 26,4<br />
Mylan 51,29 2,4 51,55 32,70 0 16,2 23,3<br />
Natl. Oilwell Varco 47,54 0,1 65,68 43,70 0,46 $ 13,8 -35,2<br />
NetApp 34,59 3,9 35,32 23,99 0,17 $ 13,9 0,4<br />
Netflix 426,25 2,3 434,00 217,20 0 109,1 -20,9<br />
NII Holdings 0,10 43,3 1,87 0,02 0 - -<br />
Nike 86,81 4,7 86,81 51,18 0,28 $ 27,2 20,3<br />
Northrop 147,40 -2,9 154,05 84,04 0,70 $ 17,6 -3,3<br />
Nvidia 19,74 0,7 19,94 12,71 0,09 $ 15,3 1,6<br />
O‘Reilly Automot. 185,16 3,3 187,48 101,75 0 24,4 16,4<br />
Occidental Petrol. 69,94 -1,8 76,10 58,37 0,72 $ 50,3 -67,8<br />
Oracle 39,16 2,3 39,49 26,75 0,12 $ 14,9 3,0<br />
Paccar 57,33 1,8 57,83 42,80 0,22 $ 14,7 13,9<br />
Paychex 44,50 3,4 44,52 28,61 0,38 $ 26,9 8,4<br />
PepsiCo 88,64 2,4 89,49 57,20 0,66 $ 21,3 0,7<br />
Petrobras 5,81 0,2 16,79 5,01 0,73 $ 6,1 -13,8<br />
Pfizer 30,80 2,5 30,90 20,74 0,28 $ 16,6 -8,1<br />
Philip Morris Int. 73,72 1,3 76,32 56,75 1,00 $ 19,1 -13,9<br />
PNC Financial 81,36 1,8 81,36 58,00 0,48 $ 12,7 2,0<br />
Priceline.com 1107,3 3,1 1110,8 778,17 0 21,6 7,7<br />
Procter&Gamble 76,11 2,1 82,59 56,17 0,64 $ 21,2 -4,8<br />
Prudential Fin. 72,62 3,6 76,00 55,84 0,58 $ 8,3 5,7<br />
Qiagen 22,50 5,6 22,50 14,03 0 22,4 12,4<br />
Qualcomm 64,65 2,9 64,90 53,17 0,42 $ 14,6 -6,1<br />
Raytheon 96,74 1,1 97,39 66,46 0,61 $ 17,1 -8,2<br />
Ross Stores 92,31 7,7 92,58 45,57 0,24 $ 21,8 8,9<br />
SanDisk 71,86 -0,5 86,20 52,61 0,30 $ 15,2 -5,7<br />
Schlumberger 75,54 0,7 86,92 62,37 0,50 $ 21,7 -30,1<br />
Seagate 55,28 1,2 58,40 34,63 0,54 $ 12,4 -2,6<br />
Sears Holding 33,10 1,7 35,56 17,88 0 - -27,5<br />
Sigma Aldrich 122,96 0,5 122,96 66,25 0,23 $ 30,6 3,2<br />
Sirius XM Hold. 3,46 2,2 3,46 2,20 0 31,0 56,3<br />
Southern Comp. 40,97 1,7 46,57 30,13 0,53 $ 16,1 1,4<br />
Staples 14,39 -2,4 17,29 7,90 0,12 $ 17,4 -17,4<br />
Starbucks 83,94 2,4 84,80 49,15 0,32 $ 30,0 17,7<br />
Stericycle 121,36 3,8 121,50 77,00 0 28,7 9,6<br />
Symantec 22,23 -0,8 23,77 13,19 0,15 $ 13,3 -1,4<br />
Teva Pharm. 50,74 1,8 52,67 34,44 0,29 $ 11,0 0,9<br />
Travelers 96,38 2,1 96,93 59,03 0,55 $ 11,3 -10,0<br />
Twitter 42,97 -0,4 44,54 21,50 0 129,7 165,0<br />
United Techn. 108,82 -0,0 110,00 75,59 0,64 $ 17,4 2,9<br />
Urban Outfitters 33,89 2,5 34,36 22,66 0 23,6 -12,5<br />
Verisign 56,78 3,1 57,95 33,32 0 20,7 14,7<br />
Verizon Comm. 44,15 3,2 44,21 32,90 0,55 $ 13,6 9,1<br />
Vertex Pharma 106,54 8,2 114,27 44,47 0 - 61,2<br />
Vodafone ADR 29,38 -0,5 33,02 22,10 0,53 $ 37,9 -44,4<br />
Wal-Mart St. 74,69 1,7 79,36 53,42 0,49 $ 16,9 -2,5<br />
Walt Disney 93,40 2,4 94,11 55,20 1,15 $ 21,3 13,3<br />
Wells Fargo 49,14 2,4 49,24 33,12 0,35 $ 13,2 2,0<br />
Whole Foods M. 50,70 2,0 50,85 26,81 0,13 $ 32,8 11,3<br />
Wynn Resorts 126,40 -9,2 179,48 108,35 1,50 $ 22,5 -16,5<br />
Xilinx 37,02 1,2 40,17 28,33 0,29 $ 17,6 7,8<br />
Yahoo 39,47 1,6 45,75 23,15 0 50,2 -43,9<br />
21st Cent. Fox A 31,10 1,1 33,00 23,01 0,15 $ 20,6 9,2<br />
3M 151,15 2,7 151,79 92,92 1,03 $ 20,7 9,2<br />
Abbott Labs 42,70 3,7 42,78 26,57 0,24 $ 22,2 -5,9<br />
AbbVie 54,42 2,3 59,10 32,57 0,51 $ 13,8 32,3<br />
Activision Blizzard 20,71 0,3 20,85 13,68 0,23 $ 19,7 -16,4<br />
Adobe Syst. 70,64 3,3 70,89 41,36 0 38,3 61,6<br />
AES 11,21 8,0 11,79 9,76 0,10 $ 10,0 -1,8<br />
Aetna 88,06 3,9 89,45 49,00 0,25 $ 13,8 7,1<br />
Aflac 55,51 2,4 55,51 42,30 0,39 $ 10,4 -2,4<br />
Agilent Tech 37,44 3,7 46,35 30,49 0,10 $ 25,5 12,0<br />
AIG 49,03 1,7 49,23 34,66 0,13 $ 11,3 7,3<br />
Air Prod. & Chem. 139,32 1,6 139,32 82,77 0,77 $ 24,1 12,5<br />
Akamai 61,79 -1,3 63,00 36,80 0 25,7 8,6<br />
Alcoa 13,20 -5,7 14,98 8,32 0,03 $ 12,7 26,4<br />
Allegheny Techn. 29,95 3,6 33,92 22,72 0,18 $ 25,0 158,1<br />
Allergan 206,02 0,8 206,92 83,86 0,05 $ 26,9 30,4<br />
Allstate 63,34 0,3 63,97 38,80 0,30 $ 12,3 6,7<br />
Altera 32,51 3,4 32,51 22,99 0,18 $ 22,7 6,6<br />
Altria Group 50,50 3,6 50,50 25,80 0,52 $ 20,2 8,8<br />
Amazon.com 341,37 2,0 344,75 206,70 0 117,2 104,8<br />
AMD 2,77 1,4 3,53 1,85 0 - -<br />
Amer.Elec.Pow. 50,93 -0,3 57,73 35,05 0,53 $ 16,4 2,4<br />
American Express 73,31 5,3 77,90 60,77 0,26 $ 14,9 2,3<br />
Amgen 140,85 2,7 143,27 78,65 0,79 $ 16,9 6,9<br />
Anadarko Petro. 75,89 -0,1 85,73 57,14 0,27 $ - -<br />
AOL Inc 35,38 -1,0 43,77 24,92 0 18,8 -4,7<br />
Apache 58,55 -1,6 78,20 43,54 0,25 $ - -<br />
Apollo Education 24,60 5,3 28,15 18,27 0 20,2 -44,5<br />
Apple 115,80 2,5 118,40 52,84 0,47 $ 15,1 32,9<br />
Applied Materials 22,41 -0,0 22,50 13,36 0,10 $ 19,9 17,5<br />
AT & T 30,88 3,6 31,01 22,87 0,47 $ 13,5 1,4<br />
Autodesk 57,22 5,2 57,22 32,56 0 50,8 8,8<br />
Autom Data Proc 79,00 2,5 79,00 46,54 0,49 $ 30,4 -6,8<br />
Avon 7,61 0,4 11,23 6,35 0,06 $ 13,0 -13,5<br />
Baidu 182,36 -0,4 208,80 102,45 0 25,7 23,9<br />
Baker Hughes 56,24 0,0 57,20 37,87 0,17 $ 29,2 -49,0<br />
Bank of America 14,09 -1,3 15,02 10,50 0,05 $ 11,2 8,1<br />
Bank of NY Mellon 35,04 2,0 35,28 22,85 0,17 $ 15,1 8,8<br />
Barrick Gold 11,65 3,1 15,50 8,26 0,05 $ 19,6 -2,4<br />
Baxter Int. 61,11 2,7 65,20 47,74 0,52 $ 16,6 21,8<br />
Becton Dickinson 131,38 3,5 132,65 80,07 0,60 $ 22,3 5,0<br />
Bed Bath&Beyond 65,50 -2,4 69,63 40,66 0 14,7 6,1<br />
Berkshire H. B 131,88 1,7 135,23 82,00 0 21,7 -99,9<br />
Biogen Idec 365,05 1,9 367,79 192,77 0 24,1 23,0<br />
Blackberry 9,57 4,7 9,77 5,10 0 - 88,4<br />
Boeing 134,96 -2,9 140,20 87,10 0,91 $ 17,7 -1,0<br />
Bristol-Myers 54,83 4,2 56,04 34,19 0,37 $ 36,1 -8,5<br />
Broadcom 40,80 4,0 40,80 21,03 0,14 $ 14,9 3,0<br />
CA Inc. 28,95 1,3 29,28 20,03 0,25 $ 13,1 -19,2<br />
Cameron Intl. 42,02 -1,0 57,11 35,40 0 14,9 -23,9<br />
Campbell Soup 41,02 -0,3 42,60 30,67 0,31 $ 19,9 -7,3<br />
Capital One Fin. 70,36 0,9 70,73 51,91 0,30 $ 10,5 -0,2<br />
Cardinal Health 78,33 3,6 78,34 45,59 0,34 $ 20,3 13,3<br />
Carnival 39,42 3,4 41,60 26,00 0,25 $ 17,3 30,4<br />
Caterpillar 74,15 0,3 86,09 68,31 0,70 $ 17,6 -26,0<br />
CBS B 52,21 0,6 53,48 38,09 0,15 $ 16,5 21,0<br />
Celgene 109,26 1,2 112,29 48,55 0 25,2 29,6<br />
Cerner 64,90 3,3 64,90 34,99 0 34,2 27,8<br />
CH Robinson 66,01 4,3 66,50 36,22 0,38 $ 21,8 12,0<br />
Charles Schwab 26,62 3,7 26,62 18,05 0,06 $ 26,9 15,4<br />
Check Point Softw. 73,31 3,0 75,00 44,25 0 21,0 6,9<br />
Chevron 95,33 0,5 100,35 79,64 1,07 $ 27,0 -60,2<br />
Chubb 89,55 0,9 92,82 61,89 0,57 $ 13,1 0,7<br />
Cigna 108,05 5,8 108,05 55,38 0,04 $ 14,4 13,2<br />
Cisco Systems 26,40 2,3 26,76 15,11 0,21 $ 13,7 5,0<br />
Citigroup 47,05 3,9 47,11 32,35 0,01 $ 9,8 16,7<br />
Citrix Systems 56,17 0,0 57,00 39,13 0 17,5 10,5<br />
Clorox 97,01 1,2 98,51 61,99 0,74 $ 24,1 6,0<br />
Coca-Cola 38,94 6,1 39,14 27,25 0,33 $ 21,9 -2,4<br />
Cognizant Tech 56,27 3,1 56,27 31,42 0 21,4 12,6<br />
Colgate-Palmolive 63,20 2,9 63,54 44,99 0,38 $ 23,6 2,8<br />
Comcast 52,46 2,8 52,66 34,46 0,25 $ 18,3 10,3<br />
ConocoPhillips 58,78 -1,2 65,80 47,57 0,73 $ 67,7 -81,7<br />
Cons. Edison 55,67 1,2 63,52 37,58 0,65 $ 16,2 0,6<br />
Corning 21,98 1,6 22,13 13,37 0,12 $ 15,5 3,4<br />
Costco Wholesale 130,30 1,3 132,88 77,56 0,36 $ 28,4 11,0<br />
CSX 31,27 0,3 32,15 19,82 0,16 $ 16,0 10,4<br />
CVS Caremark 92,93 3,5 93,00 50,86 0,35 $ 20,1 22,2<br />
Danaher 78,32 2,0 78,52 51,87 0,14 $ 20,9 11,0<br />
Deere Co. 81,10 0,7 82,04 61,50 0,60 $ 16,9 -37,8<br />
Dentsply 47,25 -0,2 47,50 31,76 0,07 $ 20,7 2,3<br />
Devon Energy 55,64 -1,7 58,80 41,87 0,24 $ 22,8 -44,7<br />
DIRECTV 79,21 3,8 79,21 52,59 0 14,5 -0,5<br />
Dollar Tree 70,58 4,7 70,91 36,03 0 22,6 12,2<br />
Dow Chemical 43,74 -0,6 44,28 32,82 0,42 $ 17,1 -7,0<br />
DuPont 69,34 4,0 69,58 46,92 0,47 $ 19,0 2,4<br />
eBay 52,19 3,2 52,19 35,40 0 18,8 5,3<br />
Electronic Arts 51,10 1,8 52,26 19,07 0 24,1 40,7<br />
Eli Lilly 61,90 -1,3 65,00 40,00 0,50 $ 22,4 13,1<br />
EMC 25,86 1,7 25,86 18,04 0,12 $ 14,7 4,6<br />
Emerson Electric 51,70 1,0 53,81 44,51 0,47 $ 15,3 1,4<br />
Entergy 70,00 0,7 78,93 44,44 0,83 $ 14,6 -7,1<br />
Exelon 30,20 3,0 33,50 21,32 0,31 $ 13,8 2,6<br />
Expedia 82,27 2,5 83,91 47,97 0,18 $ 23,7 -1,9<br />
Expeditors 43,87 9,7 43,87 27,69 0,32 $ 22,5 11,5<br />
Express Scripts 74,99 -0,9 78,50 47,50 0 15,6 11,4<br />
Exxon Mobil 79,65 1,2 82,70 67,01 0,69 $ 23,2 -49,4<br />
F5 Networks 106,67 2,8 110,31 71,82 0 18,7 17,0<br />
Facebook 70,85 0,7 72,64 40,09 0 40,5 9,9<br />
Fastenal 37,60 -0,3 41,35 31,69 0,28 $ 22,0 14,0<br />
Fedex 158,00 0,7 162,75 94,49 0,20 $ 19,7 33,0<br />
Fifth Third Bc. 17,27 2,5 17,27 13,84 0,13 $ 11,8 -2,4<br />
First Solar 52,97 22,2 56,55 32,80 0 17,6 -13,9<br />
FirstEnergy 31,47 -0,3 36,40 21,87 0,36 $ 13,3 3,6<br />
Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />
zeit 27.02. % %<br />
SDAX 8149,65 0,5 8150,59 6087,64 - - - - - -<br />
TecDAX 1581,80 2,0 1583,80 1089,92 - - - - - -<br />
MDAX 20092,01 2,220109,41 14397,98 - - - - - -<br />
DAX 11401,66 3,211401,66 8354,97 - - - - - -<br />
2,38 02 Telef. Dtld. 14 BBB 02.21 109,03 0,00 0,80<br />
8,25 Air Berlin 11 NR 04.18 107,70 0,00 5,48<br />
6,75 Air Berlin 14 NR 05.19 102,75 0,83 5,94<br />
7,25 Akzo Nobel BBB+ 03.15 100,47 -0,02 0,07<br />
4,50 BASF 06 A+ 06.16 105,86 -0,01 0,03<br />
5,13 BASF 09 A+ 06.15 101,33 -0,01 0,08<br />
2,50 BASF 14 A+ 01.24 114,95 -0,15 0,75<br />
1,13 Bayer 14 A- 01.18 102,72 -0,03 0,17<br />
3,50 Belgien Aa3 03.15 100,20 -0,01 -0,22<br />
4,75 Bertelsmn 06 BBB+ 09.16 107,05 -0,03 0,20<br />
1,00 BMW Fin. 13 A+ 10.16 101,39 -0,02 0,11<br />
2,63 BMW Fin. 14 A+ 01.24 115,50 -0,26 0,77<br />
6,25 Bund 00 Aaa 01.30 180,07 -0,57 0,58<br />
5,50 Bund 00 II Aaa 01.31 173,14 -0,11 0,66<br />
4,00 Bund 05 Aaa 01.37 138,01 -15,41 0,86<br />
3,25 Bund 05 II Aaa 07.15 101,16 -0,01 -0,19<br />
4,25 Bund 07 Aaa 07.39 155,05 -10,94 0,90<br />
3,50 Bund 09 Aaa 07.19 116,00 -0,08 -0,17<br />
1,75 Bund 09 II Aaa 04.20 113,10 0,33 -0,77<br />
3,00 Bund 10 Aaa 07.20 116,56 -0,11 -0,10<br />
3,25 Bund 10 II Aaa 07.42 154,41 -1,52 0,93<br />
2,25 Bund 10 III Aaa 09.20 112,92 -0,11 -0,09<br />
3,25 Bund 11 Aaa 07.21 120,80 -0,13 -0,03<br />
2,00 Bund 11 II Aaa 01.22 113,56 -0,17 0,02<br />
1,75 Bund 12 Aaa 07.22 112,13 -0,44 0,05<br />
2,50 Bund 12 II Aaa 07.44 139,14 -1,02 0,96<br />
1,50 Bund I/L 06 Aaa 04.16 101,12 0,26 0,51<br />
0,50 Bund I/L 14 Aaa 04.30 119,22 0,86 -0,71<br />
4,50 Celesio Fin. 10 NR 04.17 106,87 0,00 1,17<br />
3,00 Continental 13 BBB 07.18 108,47 -0,02 0,47<br />
3,13 Continental 13 II BBB 09.20 113,07 -0,09 0,68<br />
2,25 Daimler 14 A- 01.22 110,82 -0,12 0,61<br />
4,50 Dexia 07 AA+ 11.17 111,98 -0,02 -0,01<br />
4,50 Dexia 08 AA+ 04.15 100,67 0,00 -0,04<br />
5,75 DIC Asset 13 NR 07.18 108,07 -0,03 3,15<br />
1,75 Dt.Bahn Fin. 13 AA 11.20 108,37 -0,07 0,23<br />
6,00 Dt.Telekom 09 BBB+ 01.17 110,84 -0,03 0,18<br />
2,88 Dürr 14 NR 04.21 109,05 -0,14 1,24<br />
6,38 E.ON 02 A- 05.17 113,78 0,07 0,18<br />
1,88 Evonik Ind. 13 BBB+ 04.20 106,98 -0,07 0,48<br />
2,00 Finnland 14 AA+ 04.24 114,82 -0,10 0,33<br />
5,25 Fraport 09 NR 09.19 119,26 -0,05 0,84<br />
3,00 Fresen. Fin. 14 BB+ 02.21 110,00 0,36 1,22<br />
4,00 Fresen. Fin. 14 BB+ 02.24 118,42 0,05 1,73<br />
5,63 GdF Suez 09 A 01.16 104,84 0,01 0,08<br />
3,00 Griechenld 12/23 B- 02.23 64,22 -1,99 10,03<br />
3,00 Griechenld 12/37 B- 02.37 55,32 -2,04 8,20<br />
4,75 Griechenld 14/19 B- 04.19 75,00 -2,45 12,82<br />
7,50 Hapag-Lloyd 14 B- 10.19 105,60 0,00 6,05<br />
9,50 Heckler & Koch CCC 05.18 75,51 0,00 19,82<br />
9,25 Heidel. Druck 11CCC+ 04.18 102,70 0,69 8,17<br />
2,88 Iberdrola 13 BBB 11.20 112,19 -0,04 0,67<br />
5,25 ING III AAA 06.18 116,69 0,00 0,06<br />
4,60 Irland 99 A 04.16 105,13 -0,02 -0,01<br />
4,13 K+S AG 13 BBB 12.21 118,66 -0,00 1,15<br />
6,25 Kraft Foods BBB 03.15 100,29 -0,02 0,12<br />
2,63 Lettland 14 A- 01.21 112,76 -0,01 0,35<br />
6,75 Linde Fin. A+ 12.15 105,00 -0,08 0,10<br />
3,38 Metro AG 12 BBB- 03.19 110,70 -0,09 0,59<br />
2,25 Metro Fin. 12 BBB- 05.18 105,45 0,05 0,45<br />
7,63 MetroMed.-T. BBB- 03.15 100,00 -0,04 -4,61<br />
6,75 Nokia II BB 02.19 120,95 -0,06 1,14<br />
2,50 Obl.S.156 AAA 02.15 100,00 0,00 -1,12<br />
2,25 Obl.S.157 Aaa 04.15 100,26 0,00 -0,24<br />
1,75 Obl.S.158 Aaa 10.15 101,18 -0,01 -0,21<br />
2,00 Obl.S.159 Aaa 02.16 102,19 -0,01 -0,22<br />
2,75 Obl.S.160 Aaa 04.16 103,25 0,00 -0,21<br />
0,75 Obl.S.162 Aaa 02.17 101,91 -0,02 -0,22<br />
0,50 Obl.S.163 Aaa 04.17 101,52 -0,01 -0,22<br />
0,50 Obl.S.164 Aaa 10.17 101,91 -0,02 -0,23<br />
0,50 Obl.S.165 Aaa 02.18 102,13 -0,03 -0,22<br />
0,25 Obl.S.166 Aaa 04.18 101,43 -0,02 -0,21<br />
1,00 Obl.S.167 Aaa 10.18 104,34 -0,06 -0,20<br />
1,00 Obl.S.168 Aaa 02.19 104,72 -0,06 -0,18<br />
6,50 Österr. 94 AA+ 01.24 146,50 0,00 0,38<br />
3,75 Otto GmbH 13 NR 09.20 111,40 -0,22 1,47<br />
5,75 PhilipMorris 09 A 03.16 106,33 0,00 -0,22<br />
5,63 Polen A- 06.18 117,93 0,01 0,15<br />
3,88 Porsche NR 02.16 103,22 -0,00 0,29<br />
4,63 Port.Telec. 13 BB+ 05.20 100,02 -0,02 4,55<br />
3,85 Portugal 05 Ba1 04.21 115,59 0,81 1,12<br />
4,95 Portugal 08 Ba1 10.23 126,13 -0,29 1,58<br />
5,65 Portugal 13 Ba1 02.24 132,07 -0,35 1,65<br />
3,88 Portugal 14 Ba1 02.30 118,68 1,65 2,26<br />
5,25 Rheinmetall 10 Ba1 09.17 109,40 -0,09 1,38<br />
8,88 Rickmers Holding NR 06.18 92,70 6,55 11,72<br />
5,63 Roche Hldgs II AA 03.16 105,56 -0,02 0,02<br />
6,50 Roche Hldgs. AA 03.21 135,81 -0,07 0,41<br />
6,25 RWE Fin. 01 BBB+ 04.16 106,86 -0,02 0,06<br />
4,50 Shell Fin. AA 02.16 104,12 -0,01 0,02<br />
4,90 Spanien 07 BBB 07.40 153,43 0,68 2,13<br />
4,80 Spanien 08 BBB 01.24 130,27 0,02 1,17<br />
4,70 Spanien 09 BBB 07.41 149,61 0,63 2,18<br />
5,40 Spanien 13 BBB 01.23 132,79 0,02 1,04<br />
2,75 Spanien 14 BBB 04.19 109,36 -0,01 0,45<br />
2,75 Spanien 14 II BBB 10.24 113,25 0,03 1,25<br />
4,38 StatoilHydro AA- 03.15 100,04 -0,01 -0,18<br />
5,63 StatoilHydro II AA- 03.21 129,79 -0,09 0,58<br />
5,13 TAG Immo 13 NR 08.18 107,70 -0,09 2,71<br />
4,38 Thyssen 05 BB 03.15 100,10 -0,00 0,43<br />
4,00 Thyssen 13 BB 08.18 108,28 0,07 1,51<br />
5,00 Tschechien AA- 06.18 115,87 -0,02 0,06<br />
7,00 Venezuela 05 CCC 03.15 98,01 0,11 52,78<br />
5,13 Veolia Env. BBB 05.22 129,80 -0,13 0,79<br />
6,25 Weltbank 86 AAA 03.16 106,37 -0,02 0,03<br />
Stoxx 50 3401,25 2,54 13,23 3401 2715<br />
Euro-Stoxx 50 3599,00 3,11 14,38 3599 2790<br />
CAC-40 4951,48 2,50 15,89 4951 3789<br />
FTSE-100 6946,66 0,45 5,80 6967 6073<br />
AEX 483,93 3,00 14,01 483,93 366,84<br />
ATX 2495,21 1,81 15,51 2676 1981<br />
RTX 1257,43 -1,21 14,01 1979 811<br />
SMI 9014,53 1,38 0,35 9292 7853<br />
Dow Jones 18132,70 -0,04 1,74 18244 15855<br />
Nasdaq 100 4440,67 -0,05 4,82 4464 3414<br />
S&P 500 2104,95 -0,25 2,24 2120 1814<br />
TSE 15264,93 0,61 4,32 15685 13636<br />
Merval 9601,61 1,75 11,92 12599 5654<br />
Bovespa 51583,09 0,67 3,15 62305 44905<br />
Shanghai 3572,84 2,97 1,11 3690 2078<br />
Hang Seng 24823,29 -0,04 5,16 25363 21138<br />
BSE Sensex 29220,12 -0,04 6,26 29844 20860<br />
Nikkei 225 18797,94 2,54 7,72 18865 13885<br />
Topix 1523,85 1,57 8,27 1529 1122<br />
Strait Times 3402,86 -0,95 1,12 3458 3054<br />
Taiwan W. 9622,10 1,69 3,38 9700 8501<br />
Thailand Set 1587,01 -1,03 5,97 1620 1314<br />
JSE All Share 53344,20 0,58 7,18 53615 46068<br />
All Ordinaries 5898,48 0,90 9,46 5917 5121<br />
Daten von
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 INVESTMENTFONDS 45<br />
UniProfiAnl.2017II €* 110,23 110,23 +0,23 0,23 0,01 5,5<br />
UniProfiAnl.2019II €* 115,57 115,57 +0,46 0,87 0,53 3,9<br />
UniProfiAnl.2023II €* 120,55 120,55 +1,02 1,02 0,76 5,5<br />
UniProfiAnlage2015 €* 103,83 +0,11 -9,64 -9,39 12,7<br />
UniProfiAnlage2017 €* 112,00 +0,03 -9,55 -9,48 18,1<br />
UniProfiAnlage2019 €* 108,67 +0,19 -12,96 -12,72 12,1<br />
UniProfiAnlage2020 €* 109,43 109,43 +0,23 -3,38 -3,54 8,9<br />
UniProfiAnlage2024 €* 116,05 116,05 +1,01 -3,65 -3,82 11,9<br />
UniProfiAnlage2027 €* 121,99 121,99 +1,52 1,15 0,95 4,9<br />
UniProt.Europa II €* 117,01 113,60 +0,41 6,37 6,32 17,0<br />
UniProtect:Europa €* 118,50 115,05 +0,51 1,33 1,09 16,6<br />
UniRak Em. Mkts €* 163,83 157,53 +2,03 32,57 32,42 0,0<br />
UniRak Nachh.A net €* 69,13 69,13 +1,01 27,00 26,65 0,0<br />
UniRak NachhaltigA €* 71,88 69,79 +1,01 27,00 26,71 0,0<br />
UniRenta Corp A €* 97,91 95,06 +2,24 0,00 0,00 45,1<br />
UniRes: Euro Corp. €* 42,37 42,37 +0,05 0,00 0,00 0,0<br />
UniReserve: Euro A €* 504,99 504,99 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
UniReserve: USD $* 987,83 987,83 +0,01 0,00 0,00 0,0<br />
UniSec. Bas. Ind. €* 105,98 101,90 +2,32 49,04 48,96 0,0<br />
UniSec. BioPha. €* 113,28 108,92 +2,09 60,21 60,16 0,0<br />
UniSec. High Tech. €* 71,39 68,64 +1,28 60,33 60,72 0,0<br />
UniSec.Klimawandel €* 34,56 33,23 +1,62 -31,02 -30,03 0,0<br />
UniVa. Europa A €* 57,63 55,41 +1,80 33,27 32,66 0,0<br />
UniVa. Global A €* 90,36 86,88 +1,82 55,40 54,89 0,0<br />
UniVa.Euro.-net-A €* 56,18 56,18 +1,79 32,65 32,45 0,0<br />
UniVa.Glb-net-A €* 87,09 87,09 +1,80 54,80 54,68 0,0<br />
UniVorsorge 1 ASP €* 49,67 48,22 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
UniVorsorge 1 AZP €* 49,57 48,13 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
UniVorsorge 2 ASP €* 49,55 48,11 +0,04 0,00 0,00 2,6<br />
UniVorsorge 2 AZP €* 49,73 48,28 +0,04 0,00 0,00 3,5<br />
UniVorsorge 3 ASP €* 51,31 49,82 +0,14 0,00 0,00 2,6<br />
UniVorsorge 3 AZP €* 52,53 51,00 +0,12 0,00 0,00 3,3<br />
UniVorsorge 4 ASP €* 54,96 53,36 +0,40 0,00 0,00 2,7<br />
UniVorsorge 4 AZP €* 57,44 55,77 +0,40 0,00 0,00 3,5<br />
UniVorsorge 5 ASP €* 61,09 59,31 +0,94 0,00 0,00 3,2<br />
UniVorsorge 5 AZP €* 66,91 64,96 +0,93 0,00 0,00 4,4<br />
UniVorsorge 6 ASP €* 64,61 62,73 +1,34 0,00 0,00 2,6<br />
UniVorsorge 6 AZP €* 73,97 71,82 +1,34 0,00 0,00 3,8<br />
UniVorsorge 7 ASP €* 67,17 65,21 +2,00 0,00 0,00 2,3<br />
UniVorsorge 7 AZP €* 79,90 77,57 +2,00 0,00 0,00 3,4<br />
UniWirts.Aspirant €* 37,39 36,30 +0,39 0,00 0,00 0,0<br />
Universal Investment<br />
Acatis Akt.GL.UI A €* 296,98 282,84 +2,06 53,57 53,53<br />
Concept Aurelia Gl €* 139,97 133,30 +0,85 32,46 32,38<br />
G&P-Univ.Aktien A €* 53,56 51,01 +0,33 -120,12 -119,74<br />
Han BasisInvest €* 62,90 62,28 +0,39 0,00 0,00 0,0<br />
Han MaxInvest €* 39,02 37,88 +2,43 -38,45 -38,47 0,0<br />
Han MediumInv. €* 57,52 56,39 +1,37 -6,11 -6,14 0,0<br />
HP&P Euro Sel UI €* 95,47 90,92 +1,76 52,40 52,33<br />
quantumX Global UI €* 103,30 100,29 +0,67 3,10 3,08<br />
SC BondValue UI €* 73,41 71,27 +0,56 0,00 0,00<br />
Sydbank VV Dyn €* 52,51 50,01 +0,26 31,29 31,17 0,0<br />
Sydbank VV Klass €* 51,18 48,74 +0,45 11,36 11,36 0,0<br />
Trendco.-U.-A.-Eur. €* 80,91 77,06 +2,80 -5,80 -6,13<br />
Vermögensmgt-UniFd €* 112,56 112,56 +1,04 -3,35 -3,47<br />
WAVE Total Return R €* 59,00 57,28 +0,44 4,63 4,60<br />
WAVE TR Fnds Dyn R €* 61,19 59,41 +0,64 4,42 4,42<br />
Universal Lux.<br />
CondorBalance-UI €* 78,44 74,70 +1,87 47,11 47,03 0,0<br />
CondorChance-UI €* 58,91 56,10 +1,76 42,83 42,80 0,0<br />
CondorTrends-UI €* 64,42 61,35 +1,52 45,27 45,24 0,0<br />
Europ Alpha Buil I €* 94,96 94,96 -0,63 6,43 6,18<br />
Europ Alpha Buil R €* 99,04 94,32 -0,64 5,17 6,03<br />
FPM FdStpGerm AC €* 348,45 335,05 +0,91 74,67 75,23 0,0<br />
FPM FdStpGerm SMC €* 273,37 262,86 +0,36 69,67 71,38 0,0<br />
FPMFdLadonEuroVal €* 197,35 189,76 -0,07 50,70 51,37 0,0<br />
Stkp Ger All Cap I €*16444,86 16444,86 +1,02 40,31 39,16<br />
Stkp Ger S/M Cap I €* 1075,10 1075,10 +0,50 7,46 7,17<br />
W&W Int. Asset Mgmt. Dublin<br />
Euro Corporate Bd. €* 9,30 9,31 +0,32 -0,01 0,0<br />
SouthEast Asian Eq €* 97,67 98,51 +1,05 52,01 0,0<br />
Tel.:+352 - 27 35 72 - 1 info@wallberg.eu www.wallberg.eu<br />
Acatis AktienD ELM € 269,37 255,33 +1,47 76,04 77,88 1,6<br />
Tel.: +49 40 3282-5100 www.warburg-fonds.com<br />
Advisor Global € 76,76 73,10 +1,29 31,69 29,53 0,0<br />
AE&S Struktur Sel € 46,00 43,81 +1,04 -1,56 -1,35<br />
AE&S Substanz Sel € 30,12 28,69 +0,14 -14,78 -14,60<br />
Aequo Global I € 44,29 43,85 +0,76 1,08 0,70<br />
AES Rendite Selekt € 62,23 60,42 +0,23 0,96 0,96<br />
AES Selekt A1 € 42,16 40,15 +2,06 26,78 26,74<br />
AFA Gl Werte Stab € 16,71 15,75 +1,68 29,80 32,27<br />
BK FOKUS BASEL III € 51,67 49,21 +1,05 0,00 0,00<br />
Bremen Trust € 26,62 25,84 +1,17 -2,66 -4,12<br />
BUND TREND as I € 7966,93 7966,93 -0,40 0,00 0,00<br />
BUND TREND as R € 80,10 77,77 -0,42 0,00 0,00<br />
Classic € 19,93 18,98 +1,71 -29,79 -29,85<br />
Daxtrend € 53,60 51,05 +2,99 33,17 33,87<br />
Defensiv € 29,16 27,51 +1,48 -136,44 -136,50<br />
Degussa Pf.Priv.Ak. € 101,05 96,24 +3,16 -6,91 -5,96<br />
Duo Best Select. R € 96,63 92,91 +0,24 5,39 5,39<br />
Euro Renten-Trend € 141,10 136,99 +0,48 0,00 0,00<br />
Fundamentum € 41,08 39,12 +0,90 9,33 9,34<br />
Global Economic P. € 56,69 53,99 +1,07 -2,30 -2,44<br />
Global Konz Stab € 71,69 67,57 +1,69 32,65 35,06<br />
MPF Global € 44,94 43,63 +1,28 34,62 40,59<br />
Multi-Asset Select € 74,67 71,11 +1,34 -40,83 -41,31<br />
ORDO - Rentenfonds € 26,04 25,28 +0,56 0,00 0,00<br />
PrivatConsult € 62,70 59,71 +1,10 -1,23 -1,35<br />
Renten Plus € 42,94 41,69 +0,82 -15,50 -15,50<br />
Sm&MiCaps Europa R € 79,25 75,48 +2,03 32,18 31,96<br />
Sm&MidCaps Deut.R € 179,33 170,79 +0,12 43,01 43,03<br />
Trend Alloc. Plus € 175,78 169,02 +3,96 0,00 0,00<br />
Wachstum-Strategie € 32,12 30,59 +2,17 26,69 26,32<br />
WARBURG SELEKT I € 94,58 91,83 +0,03 -0,48 -0,58<br />
WI Selekt C - A - € 51,02 48,59 +1,00 3,57 -3,85<br />
WI Selekt D - A - € 50,10 48,64 +0,66 -2,57 -3,75<br />
World-Top-Defensiv € 87,45 83,29 +0,43 -3,72 -3,13<br />
Zinstrend-Fonds € 94,77 92,01 -0,18 0,00 0,00<br />
Zukunft-Strategie € 43,18 41,62 +2,64 29,72 30,36<br />
Warburg Invest Luxemb. S.A.<br />
ALTIS Bal Value € 74,41 70,87 +0,88 -1,71 -2,27 0,0<br />
ALTIS Global Res € 120,49 114,75 +0,31 46,70 44,53 0,0<br />
Altis Privat Rend. € 60,40 57,52 +0,82 22,60 22,06 0,0<br />
Tel. 0211/88288500 info@westinvest.de www.westinvest.de<br />
WestInv. InterSel. € 49,26 46,69 ±0,00 -0,32 -0,35<br />
WWK Investment S.A.<br />
WWK Sel-Balance € 16,60 15,81 +1,35 33,71 33,63 0,0<br />
WWK Sel-Chance € 16,33 15,55 +2,24 46,89 46,73 0,0<br />
WWK Sel-EuRe B € 12,56 12,19 +0,66 0,00 0,00 0,0<br />
WWK Sel-TopTen € 12,85 12,24 +2,26 36,62 36,12 0,0<br />
WWK Sel-TotalRe A € 12,41 11,82 +0,60 7,83 7,84<br />
Sonstige Finanzprodukte<br />
Antecedo Ind.Inv.A €* 135,94 131,98 -1,90 0,02 0,00<br />
Global Property € 20,70 19,60 +0,51 20,65 19,03 0,7<br />
grundb. europa RC € 42,89 40,84 +0,02 -0,03 -0,03<br />
grundb. global RC € 55,18 52,55 +0,06 -3,33 -4,54<br />
grundinvest Fd. € 35,10 ±0,00 -2,58 -2,58<br />
hausInvest € 42,90 40,86 +0,07 2,04 2,10<br />
INTER ImmoProfil € 51,54 49,09 ±0,00 -0,58 -0,58<br />
UniImmo:Dt. €* 96,20 91,62 +0,03 1,31 1,16 0,0<br />
UniImmo:Europa €* 57,38 54,65 +0,22 2,27 2,31 0,0<br />
UniImmo:Global €* 53,95 51,38 -0,02 -3,65 -3,60 0,0<br />
W&W Europarent A €* 66,77 64,83 +1,39 0,00 0,00 0,0<br />
W&W Europarent B €* 1341,29 1302,22 +1,39 0,00 0,00 0,0<br />
W&W Globalrent EUR €* 123,09 118,93 +1,29 4,85 4,85 0,0<br />
www.aberdeen-asset.de<br />
Asia Pacific Equ T $ 74,66 +0,69 62,96 0,0<br />
Asian Bond T $ 154,11 +0,62 0,00 0,00<br />
Asian Small Comp T $ 44,85 +0,04 74,85 0,0<br />
Emerg Mkts Equ T $ 65,27 +0,59 63,41 0,0<br />
EmerMkts Sm Comp T $ 18,27 -0,57 46,64 0,0<br />
Euro Corp Bond T € 11,17 +0,29 0,00 0,00<br />
European Eq T € 50,84 +2,21 41,51 0,0<br />
Japanese Equity T ¥ 450,97 +1,76 40,10 0,0<br />
Sel Em Mkts Bond T $ 39,16 +0,54 0,00 0,0<br />
US-$ High Yield A $ 10,03 +0,78 0,00 0,00<br />
World Equity T $ 18,34 +0,24 50,73 0,0<br />
World Gov Bond T $ 10,09 +0,34 0,00<br />
www.allianzglobalinvestors.de<br />
Adifonds A € 116,60 111,05 +2,35 22,70 21,29 0,0<br />
Aktien Europa A € 96,06 91,49 +2,66 12,09 12,00 0,0<br />
Concentra AE € 112,74 107,37 +2,30 55,80 53,88 0,0<br />
Europazins AE € 60,48 58,72 +1,19 0,00 0,00 0,0<br />
Fl Rentenfd AE € 96,00 92,75 +1,41 10,24 10,14 0,0<br />
Flex Eur Dy AE € 72,60 69,14 +2,05 9,66 9,38 0,0<br />
Flexi Immo A € 65,69 63,16 ±0,00 -6,71 -7,12 0,0<br />
Fondak A € 165,40 157,52 +2,23 49,53 49,62 0,0<br />
Global Eq.Dividend € 122,26 116,44 +1,57 -5,36 -10,78 0,0<br />
Industria AE € 114,26 108,82 +1,77 12,94 7,18 0,0<br />
Interglobal A € 262,83 250,31 +2,04 12,28 8,63 0,0<br />
Kapital + AE € 67,22 65,26 +1,57 19,76 19,10 0,0<br />
Mobil-Fonds AE € 53,27 52,23 +0,17 0,00 0,00 0,0<br />
Nebw. Deutschl.A € 271,90 258,95 +2,12 81,02 80,96 0,0<br />
Rentenfonds A € 92,01 89,77 +0,77 0,00 0,00 0,0<br />
Rohstofffonds A € 68,16 64,91 +1,30 32,70 29,83 0,0<br />
Stratf. Stab. A2-EUR € 57,35 55,68 +0,98 2,51 2,50<br />
Thesaurus AT € 887,88 845,60 +2,35 59,39 59,47 0,0<br />
Verm. Deutschl. A € 181,41 172,77 +2,39 54,82 52,59 0,0<br />
Wachstum Eurol A € 104,51 99,53 +2,13 30,16 32,34 0,0<br />
Wachstum Europa A € 116,88 111,31 +2,73 50,99 50,57 0,0<br />
Allianz Global Investors GmbH<br />
Luxembourg Branch<br />
AGIF B St E IE € 11,28 11,28 +2,17 11,45 11,10 0,0<br />
AGIF Eu EqD ATE € 275,10 262,00 +1,72 47,62 46,85 39,6<br />
AGIF EuBd AE € 12,51 12,15 +1,08 0,00 0,00 0,0<br />
AGIF Gl AgTr AE € 175,62 167,26 +1,53 22,29 20,80 0,0<br />
Best Sty Eur Eq AT € 129,52 123,35 +2,25 18,96 18,63 0,0<br />
Best Sty Glb Eq A € 132,54 126,23 +2,05 20,65 20,38 0,0<br />
Best Sty US Eq AT € 165,22 157,35 +1,58 24,59 23,88 1,4<br />
Dyn Mu Ass Str15 A € 107,38 104,25 +1,03 -0,01 -0,01 0,0<br />
Dyn Mu Ass Str50 A € 125,63 121,97 +1,56 2,05 2,22 0,0<br />
Dyn Mu Ass Str75 I € 1147,83 1147,83 +1,55 0,03 0,03 0,0<br />
Emerging Europe A € 294,99 280,94 -0,60 45,17 44,96 11,3<br />
EmMkts Bd Ex 2018A € 97,50 95,59 +0,35 0,00 0,00 0,0<br />
Enh ShTerm Euro AT € 108,89 108,89 -0,01 0,00 0,00 9,6<br />
Euro Bond A € 71,77 69,68 +1,10 0,00 0,00 0,0<br />
Euro HiYield Bd A € 118,83 115,37 +0,84 0,01 0,01 0,0<br />
EuSmCp Eq A € 177,92 169,45 +1,87 41,39 40,97 0,0<br />
Fl Rate NoPl-VZi A € 100,34 100,34 +0,04 0,00 0,00 0,0<br />
Flex Bond Strat A € 109,79 106,59 +0,28 0,02 0,02 0,0<br />
Flexi Asia Bond AT $ 11,09 10,56 +0,57 0,00 0,00 0,8<br />
Glb SmCap Eq AT $ 12,02 11,45 +1,51 12,87 13,62 0,0<br />
HY Bd Extra 2017 A € 103,00 100,98 +0,64 -0,01 -0,01 0,0<br />
Income & Gro A USD $ 11,25 10,82 +0,74 6,88 6,47 0,0<br />
Income Gr A-H2-EUR € 124,08 119,31 +0,76 15,75 15,30 0,0<br />
Laufzeitf Ex 2019A € 102,11 100,11 +0,45 0,00 0,00 0,0<br />
Oriental Income AT € 184,04 175,28 +2,70 22,97 22,62 4,6<br />
Rendite Pl 2019 A € 102,70 101,68 +0,37 0,00 0,00 0,0<br />
Renminbi Cur A USD $ 10,50 10,29 -0,29 0,00 0,00 0,0<br />
Tot Ret Asian Eq A $ 28,36 27,01 -0,48 49,14 48,98 0,0<br />
Allianz Global Investors Ireland<br />
Emg Mrkt Bd A € 61,68 59,88 +0,83 0,00 0,00 0,0<br />
US Equity A € 81,70 77,81 +1,49 57,83 57,58 0,0<br />
Alte Leipziger Trust<br />
€uro Short Term € 46,09 45,63 +0,13 0,00 0,00 0,0<br />
Aktien Deutschland € 121,54 115,75 +2,84 20,15 20,08 0,0<br />
AL Trust €uro Relax € 54,66 53,07 +0,36 6,43 6,30 0,0<br />
Trust €uro Cash € 46,35 46,35 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Trust €uro Renten € 47,46 46,08 +0,48 0,00 0,00 0,0<br />
Trust Akt Europa € 57,08 54,36 +2,32 -24,73 -24,78 0,0<br />
Trust Glbl Invest € 86,50 82,38 +2,39 -4,22 -4,24 0,0<br />
www.ampega.de<br />
AAA MAP Rend.AMI €* 108,52 103,35 +0,88 1,38 1,43<br />
AAA MAP Sicher.AMI €* 96,99 93,62 +0,60 6,07 6,13<br />
Active Return AMI € 103,71 100,69 -0,03 0,00 0,00<br />
All-in-one AMI € 16,74 15,78 +2,00 42,44 43,16 0,0<br />
Alpha select AMI € 28,46 27,10 +1,57 32,31 30,00<br />
Amp AmerikaPl Aktf € 131,43 125,17 +2,56 19,89 19,86<br />
Amp Balanced 3 € 205,01 195,25 +3,59 24,21 23,72<br />
Amp CrossoverPl. I € 111,62 111,62 +0,96 0,00 0,00<br />
Amp CrossoverPl. P € 114,53 111,19 +0,94 0,00 0,00<br />
Amp DivPlus Akt I € 1327,91 1327,91 +2,01 24,91 22,52<br />
Amp DivPlus Akt P € 138,65 132,05 +2,00 24,40 22,40<br />
Amp Euro Star 50 € 48,88 48,88 +2,50 35,58 35,38<br />
Amp EuroAktVC10P € 110,50 107,28 +1,36 15,86 15,84<br />
Amp Global Aktien € 11,50 11,00 +2,33 -76,81 -77,37<br />
Amp Global Renten € 19,59 18,88 +1,40 0,00 0,00<br />
Amp ISP Dynamik € 122,63 117,91 +1,40 13,25 12,62<br />
Amp ISP Komfort € 110,48 107,26 +0,63 5,44 5,50<br />
Amp ISP Sprint € 134,99 128,56 +1,47 10,01 10,14<br />
Amp Massiv € 114,57 109,11 +0,56 3,78 3,53<br />
Amp Pf Mu ETF St € 25,24 24,50 +1,41 25,15 27,22<br />
Amp Pf MuETFStr Pa €* 24,06 23,36 ±0,00 -57,89 -59,77<br />
Amp Pf Real Estate € 111,59 106,28 +0,33 4,21 4,18<br />
Amp Rendite Renten € 22,67 22,01 +0,41 0,00 0,00<br />
Amp Reserve Renten € 53,14 52,61 ±0,00 0,00 0,00<br />
Amp Responsibility € 104,60 99,62 +1,39 1,96 2,78<br />
Amp Substanz Pt € 115,46 111,02 +0,94 14,91 14,78<br />
Amp UnternAnl.fds € 26,82 26,04 +0,54 0,00 0,00<br />
ComfortInvest C € 60,12 57,26 +1,54 45,10 44,01 0,0<br />
ComfortInvest P € 68,92 65,64 +1,86 23,24 22,57 0,0<br />
ComfortInvest S € 61,89 60,09 +0,50 12,25 12,41 0,0<br />
CQUAD AsQuSt AMI It € 129,28 129,28 +2,19 23,06 23,14<br />
CQUAD AsQuSt AMI Pt € 135,00 128,57 +2,19 22,72 22,83<br />
CQUAD Strat Eur P1 € 64,82 61,30 +1,66 21,89 24,57<br />
CQUAD. Strategie € 64,94 61,41 +1,66 36,74 37,21<br />
CQUAD.ArtsTRGI AMI € 120,51 114,77 +1,46 99,24 100,19<br />
CQUAD.Flex Ass AMI € 40,10 38,28 +1,14 -19,55 -17,80<br />
CT Welt Pf AMI CT € 49,17 46,83 +1,92 40,95 37,78<br />
CT Welt Pf AMI PT € 137,58 131,03 +1,90 21,12 28,39<br />
CT Welt Pf GGa AMI € 121,12 115,35 +1,88 -106,62 -104,90<br />
D3RS Welt AMI € 110,66 107,44 +0,54 5,08 4,70<br />
DC Value One AMI Pt € 127,85 121,76 +0,81 24,29 23,98<br />
FVV Select AMI € 67,06 63,87 +0,98 14,21 13,83 0,0<br />
GFS Strat IV AMI € 151,96 144,72 +1,37 16,60 17,28<br />
Glob.ETF Aktien Pa € 14,75 14,32 +2,14 21,87 36,45<br />
H&S FM Global 100 € 119,35 113,67 +0,59 25,35 25,01 0,0<br />
H&S FM Global 60 € 116,29 112,90 +0,51 17,77 17,53 0,0<br />
inprimo AktSpezAMI € 105,50 100,48 +1,80 10,62 10,46<br />
inprimo Global € 45,62 44,73 +1,04 0,00 0,00<br />
inprimo Mittelst I € 36,46 36,46 +0,39 -0,01 -0,01<br />
inprimo Mittelst P € 37,34 36,25 +0,36 -0,01 -0,01<br />
inprimo Wachstum € 114,58 112,33 +0,63 0,00 0,00<br />
Kapit.Tot.Re.AMI P € 107,88 104,74 +0,74 -27,13 -26,10<br />
Kapitalauf.+ AMI P € 89,20 86,60 +1,48 -134,86 -135,70<br />
Lacore AA.AMI It € 977,37 977,37 +0,46 -6,04 -6,07<br />
Landert Stiftf.AMI € 53,30 53,30 +0,97 4,12 4,11<br />
Max Otte Verm AMI € 127,99 123,07 +1,53 18,76 18,20<br />
Mayerhofer Str. AM € 141,33 137,21 +1,85 19,25 19,16<br />
MultiManager 1 € 70,22 68,17 +0,53 11,14 11,54 0,0<br />
MultiManager 2 € 74,43 71,91 +0,63 18,16 18,89 0,0<br />
MultiManager 3 € 83,08 79,88 +0,72 32,85 33,30 0,0<br />
MultiManager 4 € 77,07 73,75 +1,43 33,64 35,14 0,0<br />
MultiManager 5 € 68,68 65,41 +1,58 40,92 40,58 0,0<br />
NV Str.Stif.AMI Pt € 104,75 104,75 +0,33 0,20 0,52<br />
NV Strat Q PI AMI PO € 68,61 68,61 -0,44 489,51 492,36<br />
NV Strat Stift AMI € 111,74 108,49 +0,08 -3,13 -3,14<br />
NV Strat.Q.Pl. AMI € 91,86 87,49 -0,34 -44,23 -43,70<br />
Postall AM FOR4 Ia € 1000,00 1000,00 ±0,00 0,00 0,00<br />
Postall AM FOR4 Pt € 52,50 50,00 ±0,00 0,00 0,00<br />
terrAss Akt I AMI € 26,74 25,59 +1,95 5,14 4,95<br />
terrAss Rent I AMI € 100,11 99,61 +0,03 0,00 0,00<br />
Tres BaRet AMI Aa € 109,68 109,68 +0,94 5,10 5,03<br />
Tres BaRet AMI Ba € 112,48 109,20 +0,91 5,05 5,03<br />
Tres Div&Gr AMI Aa € 128,61 128,61 +2,36 22,09 21,43<br />
Tres Div&Gr AMI Ba € 134,33 127,93 +2,34 21,88 21,50<br />
Tres InFlex AMI Aa € 106,35 106,35 +0,51 0,00 0,00<br />
Tres LowBe AMI Aa € 124,15 124,15 +2,59 19,49 19,08<br />
Val. Intell.Fd AMI € 167,61 167,61 +1,77 36,50 35,62<br />
Val-HoldMittst AMI € 108,82 103,64 +0,27 4,58 4,71<br />
Zan.Eu.Cor.B.AMI I € 119,94 119,94 +0,51 0,00 0,00<br />
Zan.Eu.Cor.B.AMI P € 121,78 119,39 +0,51 0,00 0,00<br />
Zan.Gl.Cred AMI Ia € 115,61 115,61 +1,13 0,00 0,00<br />
Zan.Gl.Cred AMI Pa € 117,40 115,10 +1,12 0,00 0,00<br />
Zantke Eu.HY AMI Ia € 129,00 129,00 +0,80 0,00 0,00<br />
Zantke Eu.HY AMI Pa € 130,95 128,38 +0,80 0,00 0,00<br />
Apo Asset Management<br />
apo Forte INKA €* 58,27 56,03 +0,76 29,09 29,89<br />
apo Mezzo INKA €* 63,95 62,09 +0,47 17,76 13,40<br />
apo Piano INKA €* 66,10 64,80 +0,34 12,23 9,92<br />
apo Rendite Plus €* 48,40 47,45 +0,19 0,01 0,01<br />
apo VarioZins Plus €* 51,73 51,73 ±0,00 -0,00 0,00<br />
Apo Bank / INKA Intern. KAG<br />
apo Euro. Equities €* 67,90 65,92 +1,34 22,96 22,88<br />
apo Vivace INKA €* 60,78 58,44 +0,55 -5,19 -4,78<br />
PB Balanced € 63,50 60,48 +1,19 25,40 25,33<br />
PB Europa € 50,05 47,67 +1,88 -22,54 -22,63<br />
PB Eurorent € 61,45 59,66 +0,98 0,00 0,00<br />
PB Megatrend € 82,79 78,85 +1,83 61,84 61,80<br />
PB Triselect € 48,46 46,15 +0,92 8,81 8,71<br />
Strategie Welt Sec € 21,56 20,53 +0,64 -11,00 -10,95<br />
Strategie Welt Sel € 20,60 19,62 +0,62 15,59 16,04<br />
C&P Funds (Creutz & Partners)<br />
C&P ClassiX €* 50,66 48,71 +1,12 -0,04 -0,01 3,7<br />
C&P QuantiX €* 95,07 91,41 +0,74 0,44 0,43 3,7<br />
Craton Capital<br />
Global Resources $* 82,36 82,36 +1,03 -215,04 -228,10<br />
Precious Metal $* 81,85 81,85 +1,88 -336,63 -365,62 0,0<br />
CSAM Immobilien KAG<br />
CS EUROREAL €* 31,93 31,93 +0,03 0,05 0,0<br />
CS Euroreal A CHF CH* 48,03 48,03 -0,04 0,04<br />
CS Property Dyn €* 94,59 94,59 -0,01 0,00<br />
DAVIS FUNDS SICAV<br />
Global A $* 32,21 30,36 +0,36 47,98 0,0<br />
Value Fund A $* 44,18 41,64 +0,80 43,93 0,0<br />
Tel.: 069 / 7147-652 www.deka.de<br />
Alstertor Portfolio Fle €14111,54 13312,77 +1,41 11,30 10,61<br />
Alstertor Portfolio Kap €15031,01 14180,20 +2,17 26,33 24,44<br />
AriDeka CF € 73,32 69,66 +2,13 -22,88 -22,99<br />
ARIDEKA TF € 186,54 186,54 +2,09 39,93 39,85<br />
BasisStrat Aktien € 119,42 115,10 +1,43 11,45 10,98<br />
BasisStrat Flex CF € 110,49 106,50 +1,64 4,56 4,46<br />
BerolinaRent Deka € 42,47 40,98 +0,81 -3,19 -3,34<br />
BR Aktien 100 € 66,84 64,58 +1,65 28,69 28,14<br />
BR Aktien 20 € 62,21 60,11 +0,48 6,78 6,62<br />
BR Aktien 35 € 64,48 62,30 +0,73 12,17 11,95<br />
BR Aktien 45 € 63,74 61,58 +0,57 -1,92 -1,92<br />
BR Aktien 55 € 67,18 64,91 +1,04 17,50 17,11<br />
BR Aktien 75 € 69,75 67,39 +1,31 25,37 24,75<br />
BR Aktien 85 € 66,92 64,66 +1,40 20,67 20,21<br />
BW Portfolio 20 € 47,81 46,87 +0,64 1,22 1,09<br />
BW Portfolio 40 € 50,17 49,19 +0,90 2,37 1,74<br />
BW Portfolio 75 € 49,69 48,72 +1,29 9,69 8,39<br />
BW Zielfonds 2020 € 39,66 38,88 +0,70 -8,62 -8,88<br />
BW Zielfonds 2025 € 43,34 42,49 +1,09 1,33 0,65<br />
BW Zielfonds 2030 € 46,04 45,14 +1,37 8,20 7,01<br />
DeepDiscount 2y € 126,80 125,54 +0,36 0,00 0,00<br />
Deka-BasAnl Def € 99,89 99,89 +0,05 -0,06 -0,06<br />
Deka-BasisAnl A100 € 158,91 151,34 +1,83 28,48 27,55<br />
Deka-BasisAnl A20 € 108,82 106,69 +0,56 2,69 2,79<br />
Deka-BasisAnl A40 € 115,43 112,07 +0,99 4,74 5,04<br />
Deka-BasisAnl A60 € 125,16 120,35 +1,26 9,94 9,98<br />
Deka-Co.Bd.NFin. CF € 127,22 123,51 +0,31 0,00 0,00<br />
Deka-Co.Bd.NFin. S € 127,42 123,71 +0,32 0,00 0,00<br />
Deka-DDiscount2y III € 131,18 129,88 +1,08 0,00 0,00<br />
Deka-Deut.Bal. CF € 118,91 115,45 +1,00 8,30 8,28<br />
Deka-Deut.Bal. TF € 115,35 115,35 +1,00 8,27 8,26<br />
Deka-DisStrat5y II € 178,24 176,48 +1,83 0,00 0,00<br />
Deka-Eur. Renten+ € 39,68 38,90 +0,34 0,00 0,00<br />
Deka-Euro Rent.+CF € 46,70 45,34 +0,35 0,00 0,00<br />
Deka-Euro Rent.+TF € 43,84 43,84 +0,34 0,00 0,00<br />
Deka-Eurol.Bal. CF € 61,29 59,50 +0,69 4,68 4,67<br />
Deka-Eurol.Bal. TF € 119,40 119,40 +0,68 6,09 6,09<br />
Deka-EuroRent 2y A € 104,21 104,21 +0,08 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent 2y CF € 106,84 105,78 +0,08 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent 2y TF € 104,08 104,08 +0,09 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent 4y A € 112,35 112,35 +0,04 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent 4y CF € 115,79 114,08 +0,04 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent 4y TF € 112,20 112,20 +0,04 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent.K.IA € 100,91 98,93 +0,22 0,00 0,00<br />
Deka-EuroRent3y CF €* 105,98 104,93 -0,48 0,00<br />
DekaFonds CF € 108,90 103,46 +2,86 41,32 41,21<br />
DekaFonds TF € 262,17 262,17 +2,85 55,13 55,06<br />
Deka-Inst.Ren.Eu. € 71,64 70,24 +0,85 0,00 0,00<br />
Deka-Inst.Ren.Euld. € 61,69 60,48 +0,28 0,00 0,00<br />
Deka-KomEuBal.I(A) € 68,31 66,64 +0,92 18,33 18,13<br />
DekaKomEuBalCF(T € 116,52 113,68 +0,91 9,24 9,04<br />
Deka-Liq:Euro TF € 65,45 65,45 +0,02 0,00 0,00<br />
Deka-MegaTrends CF € 66,99 64,57 +1,89 31,87 31,45<br />
Deka-PB Defensiv € 119,45 117,11 +0,69 4,94 4,92<br />
Deka-PB Multimana. € 115,08 111,73 +0,95 7,09 6,74<br />
Deka-PB Wert 4y € 112,24 109,50 +0,56 6,14 6,01<br />
Deka-PB Wertkonzept € 108,71 106,58 +0,39 1,19 1,18<br />
Deka-RentenReal € 43,19 41,93 +0,67 0,00 0,00<br />
DekaRent-Intern. CF € 20,71 20,11 +1,26 0,00 0,00<br />
DekaRent-intern.TF € 127,81 127,81 +1,22 0,00 0,00<br />
Deka-RentSp 4/17 € 107,16 105,58 +0,04 0,00 0,00<br />
Deka-RentSpezPlus2 A € 111,66 109,74 +0,15 0,00 0,00<br />
Deka-RentSpezPlus2 T € 119,71 117,65 +0,14 0,00 0,00<br />
DekaRSHY2/2018CF € 112,25 110,59 +0,47 0,00 0,00<br />
Deka-Sachwer. CF € 108,88 105,71 +0,69 10,73 10,17<br />
Deka-Sachwer. TF € 104,99 104,99 +0,68 10,75 10,19<br />
Deka-Schweiz € 362,34 350,93 +3,41 49,48 49,49<br />
DekaSe:Konservativ € 97,86 96,89 +0,23 0,28 0,34<br />
DekaSel:Nachhaltig € 120,16 115,82 +0,81 18,48 17,91<br />
DekaSpezial CF € 331,19 314,64 +1,76 3,03 2,83<br />
DekaSpezial TF € 240,03 240,03 +1,75 54,91 54,77<br />
Deka-Stift. Bal. € 60,63 59,44 +0,71 7,60 7,54<br />
Deka-Strat.Inv. CF € 114,39 110,26 +1,26 18,46 17,62<br />
Deka-Strat.Inv. TF € 109,85 109,85 +1,25 18,18 17,65<br />
DekaStruk.5Chance € 162,54 159,35 +1,32 42,42 40,57<br />
DekaStruk.5Chance+ € 216,53 212,28 +1,75 48,80 47,29<br />
DekaStruk.5Ertrag € 111,96 109,76 +0,68 0,25 0,24<br />
DekaStruk.5Ertrag+ € 113,23 111,01 +0,95 8,97 8,40<br />
DekaStruk.5Wachst. € 122,28 119,88 +1,34 16,36 15,22<br />
DekaTresor € 88,86 86,69 +0,25 0,00 0,00<br />
DekaWertk def CF T € 105,68 102,60 +0,24 0,28 0,27<br />
DekaWertk def TF T € 102,02 102,02 +0,26 0,28 0,27<br />
DekaWertk off CF T € 109,99 106,79 +0,31 -0,03 -0,05<br />
DekaWertk off TF T € 105,91 105,91 +0,30 -0,03 -0,05<br />
DekaWertkonzeptCF(T) € 1165,18 1131,24 +0,23 0,51 0,50<br />
DekaWertkonzeptTF(T) € 101,20 101,20 +0,23 1,08 1,06<br />
Div.Strateg.CF A € 165,09 159,12 +1,75 33,82 33,34<br />
Euro Potential CF € 114,80 110,65 +2,02 21,09 21,04<br />
Euro Potential TF € 102,56 102,56 +1,98 24,85 23,31<br />
EuropaBond CF € 127,71 123,99 +0,89 0,00 0,00<br />
EuropaBond TF € 45,58 45,58 +0,89 0,00 0,00<br />
EuropaSelect CF € 62,46 60,20 +2,68 -5,13 -5,22<br />
Frankf.Sparinrent € 55,56 53,94 +0,77 0,00 0,00<br />
Frankf.Sparinvest € 135,44 128,99 +2,91 27,65 27,48<br />
Gl Rent HInc CF € 103,65 100,63 +0,88 0,00 0,00<br />
Gl Rent HInc TF € 100,44 100,44 +0,88 0,00 0,00<br />
GlobalChampions CF € 150,24 144,81 +1,60 26,23 25,60<br />
GlobalChampions TF € 137,07 137,07 +1,59 25,58 25,01<br />
Köln-Aktien Gl. € 37,35 37,35 +1,14 -11,09 -11,49<br />
Köln-Aktienf.o.A. € 44,55 44,55 +2,44 -24,36 -24,75<br />
Köln-Aktienfonds € 55,01 52,26 +2,45 -27,00 -27,54<br />
Köln-Rentenf. o.A. € 31,30 31,30 +0,64 0,00 0,00<br />
Köln-Rentenfonds € 31,13 30,04 +0,67 0,00 0,00<br />
LBBW Exportstrat. € 71,04 68,20 +2,31 13,70 13,74<br />
LBBW-Rentenf.Euro € 43,12 41,86 +0,19 0,00 0,00<br />
Mainfr. Strategiekonz. € 153,32 153,32 +1,25 40,07 39,13<br />
Mainfr. Wertkonz. ausg. € 102,19 102,19 +0,27 -0,09 -0,08<br />
Mainfr. Wertkonz. kons. € 102,33 102,33 +0,53 -0,46 -0,45<br />
Naspa-Aktienfonds € 61,43 58,97 +1,74 0,87 0,65<br />
Naspa-Europafonds € 48,82 48,82 +2,82 -26,95 -27,02<br />
Naspa-Fonds € 50,95 49,17 +1,38 -12,43 -12,57<br />
RenditDeka € 24,52 23,81 +0,85 0,00 0,00<br />
RenditDeka TF € 30,90 30,90 +0,78 0,00 0,00<br />
RentSpeEM3/2019 CF € 105,86 104,30 +0,37 0,00 0,00<br />
RentSpEM12/2014S(A)€* 96,87 95,20 -1,30 0,00<br />
RentSpezHInc9/20CF € 102,82 101,30 +0,56 0,00 0,00<br />
RentSpezial Plus 1 € 111,20 109,29 +0,10 0,00 0,00<br />
ReSpHY6/2019CF € 112,98 111,31 +0,67 0,00 0,00<br />
S-BayRent-Deka € 57,76 55,74 +0,80 0,00 0,00<br />
Sigma + Konservativ € 46,02 44,90 +0,67 -20,17 -20,18<br />
Sigma Plus Balanced € 48,47 47,29 +1,05 10,17 10,06<br />
Technologie CF € 23,68 22,82 +2,33 -64,65 -65,48<br />
Technologie TF € 19,29 19,29 +2,33 -71,55 -73,35<br />
TeleMedien TF € 72,88 72,88 +2,09 -0,74 -1,34<br />
UmweltInvest CF € 105,75 101,93 +1,61 0,50 0,40<br />
UmweltInvest TF € 96,17 96,17 +1,60 -4,34 -5,96<br />
Zielfds 2015-2019 € 47,69 47,69 +0,63 2,94 3,02<br />
Zielfds 2020-2024 € 49,86 48,17 +0,88 10,62 10,08<br />
Zielfds 2025-2029 € 59,10 57,10 +1,19 28,76 26,64<br />
Zielfds 2030-2034 € 68,56 66,24 +1,58 35,75 33,06<br />
Zielfds 2035-2039 € 50,99 49,27 +1,67 15,10 12,36<br />
Zielfds 2040-2044 € 50,53 48,82 +1,69 14,11 11,49<br />
Zielfds 2045-2049 € 50,75 49,03 +1,70 14,29 13,11<br />
Zielfds 2050-2054 € 49,50 47,83 +1,68 12,35 11,38<br />
Zukunftsplan I € 232,18 225,42 +1,83 54,14 52,41<br />
Zukunftsplan II € 199,55 193,74 +1,73 38,53 37,96<br />
Zukunftsplan IV € 129,07 125,31 +0,38 8,04 7,83<br />
ZukunftsplanIII € 200,15 194,32 +1,26 34,36 33,59<br />
Deka International (Lux)<br />
BasisStr.Renten CF € 111,95 109,75 +0,52 0,00 0,00 0,0<br />
BasisStr.Renten TF € 1375,73 1375,73 +0,53 0,00 0,00445,0<br />
Berol.Ca.Chance € 57,04 55,38 +1,39 38,44 36,99 0,0<br />
Berol.Ca.Premium € 61,51 59,43 +1,75 46,20 44,32 0,0<br />
Berol.Ca.Sicherh. € 46,84 45,70 +0,77 13,66 13,21 0,0<br />
Berol.Ca.Wachst. € 45,65 44,43 +1,07 23,53 22,65 0,0<br />
Commodities I (A) € 56,94 54,88 -0,18 -0,00 -0,00 0,0<br />
Commodities I (T) € 61,16 58,95 -0,17 -0,01 -0,01 6,8<br />
Commodities TF (A) € 50,87 50,87 -0,18 -0,01 -0,01 0,0<br />
Corp.Bd. Euro CF € 56,53 54,88 +0,38 0,00 0,00 0,0<br />
Corp.Bd. Euro TF € 54,62 54,62 +0,40 0,00 0,00 0,0<br />
Corp.Bd.HY Euro CF € 42,35 41,12 +0,86 0,00 0,00 0,0<br />
Deka OptiMix Eu.CF € 132,34 128,49 +0,29 0,58 0,58 0,0<br />
Deka OptiMix Eu.TF € 124,33 124,33 +0,29 -1,86 -1,86 0,0<br />
Deka-Commod CF(A) € 55,20 53,20 -0,19 -0,01 -0,01 0,0<br />
Deka-Conv.Akt CF € 143,20 138,02 -0,96 41,47 41,33 0,3<br />
Deka-Conv.Akt. TF € 128,70 128,70 -0,96 43,92 44,08 0,5<br />
Deka-Conv.Rent CF € 55,54 53,53 +0,45 0,00 0,00 0,3<br />
Deka-Conv.Rent. TF € 53,34 53,34 +0,49 0,00 0,00 0,3<br />
DekaDeNebenwerte € 150,21 144,78 +1,05 29,34 28,21 0,0<br />
Deka-Eu.Stocks CF € 40,31 38,85 +2,45 28,31 24,84 0,0<br />
Deka-Eu.Stocks TF € 36,36 36,36 +2,45 25,23 21,92 0,0<br />
DekaEuAktSpezCF(A) € 162,84 156,95 +2,88 24,23 23,70 2,2<br />
Deka-EuropaVal.CF € 50,31 48,49 +2,26 44,32 43,89 0,0<br />
Deka-EuropaVal.TF € 48,14 48,14 +2,27 36,25 35,91 0,0<br />
Deka-Flex:EUR A € 964,89 957,71 +0,07 0,00 0,00366,1<br />
Deka-Flex:EUR C € 1205,68 1196,70 +0,07 0,00 0,00526,3<br />
Deka-Gl.Conv.Re.TF € 42,60 42,60 +0,80 -0,02 -0,02 0,0<br />
Deka-GlbConRent CF € 44,54 42,93 +0,75 -0,02 -0,02 0,0<br />
DekaGlobAktLRCF(A) € 155,50 149,88 +1,74 32,48 32,22 0,0<br />
Deka-InLiqGarCF(A) € 4727,95 4704,43 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-InLiqGarTF(A) € 4679,83 4679,83 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-LiquPlan CF € 976,14 971,28 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-LiquPlan TF € 972,44 972,44 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-LiquPlanPB € 978,17 978,17 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
DekaLux-BioTech CF € 484,66 467,14 +3,72 72,36 71,75 0,1<br />
DekaLux-BioTech TF € 445,52 445,52 +3,72 72,30 71,69 0,0<br />
DekaLux-Bond EUR € 76,08 73,86 +0,85 0,01 0,01 0,0<br />
DekaLux-Deut.TF € 120,56 120,56 +2,78 46,51 46,13 0,1<br />
DekaLux-Europa TF € 64,26 64,26 +2,16 21,99 19,45 0,0<br />
DekaLux-Geldm:Euro € 48,61 48,61 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
DekaLux-Geldm:USD $ 96,44 96,44 +0,03 0,02 0,02 0,0<br />
DekaLux-Japan CF € 658,54 625,63 +2,23 31,65 31,58 1,1<br />
DekaLux-MidCapTF A € 67,95 67,95 +2,24 72,47 69,74 0,0<br />
DekaLuxT-Akt Asien € 591,45 561,89 +1,35 55,90 55,88 0,0<br />
DekaLuxTeamEMBdCF € 104,41 100,64 +0,62 0,00 0,00 0,0<br />
DekaLuxT-EMBd TF € 99,93 99,93 +0,61 0,00 0,00 0,0<br />
DekaLuxT-EmMkts € 129,33 122,87 +1,37 21,68 21,19 0,0<br />
DekaLuxT-GlbSel CF € 175,16 168,83 +1,69 36,14 35,23 0,0<br />
DekaLuxT-GlbSel CF € 166,70 166,70 +1,68 39,63 38,85 2,0<br />
DekaLux-USA TF € 94,24 94,24 +1,73 53,31 51,24 0,1<br />
Deka-NachhAkt CF € 165,22 159,25 +1,85 36,74 36,28 0,0<br />
Deka-NachhBal CF € 117,14 113,73 +0,79 10,92 10,82 0,0<br />
Deka-NachhRent CF € 130,68 127,49 +0,86 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-PB Werterh.2y € 120,75 117,80 +0,13 7,80 7,75 4,3<br />
Deka-Rent 3-7 CF A € 1534,57 1489,87 +0,49 0,00 0,00629,1<br />
Deka-Rent 3-7 CF B € 65,19 63,29 +0,48 0,00 0,00 0,0<br />
Deka-RentEu1-3CF A € 1107,27 1080,26 +0,32 0,00 0,00534,7<br />
Deka-USA Akti. S I € 117,33 114,47 +1,54 11,35 11,03 0,0<br />
Deka-USA Akti.S CF € 118,69 114,40 +1,53 11,29 10,99 0,0<br />
Disc.Strategie 5y € 102,37 98,67 +1,49 0,00 0,00 0,0<br />
GlConvAfrica CF € 117,29 113,05 +1,42 15,46 12,88 0,0<br />
GlConvAfrica TF € 112,17 112,17 +1,42 16,28 13,71 0,4<br />
GlobalResources CF € 78,82 75,97 +0,52 -17,94 -18,89 0,2<br />
GlobalResources TF € 74,67 74,67 +0,51 -53,75 -54,22 0,1<br />
Inst Rent € I T € 106,54 104,45 +0,90 0,00 0,00 0,0<br />
Jap Flex Hd Euro E A € 113,68 109,57 +2,67 13,81 13,76 0,0<br />
Wandelanleihen CF € 67,41 65,45 +1,10 0,34 0,32 0,0<br />
Wandelanleihen TF € 63,11 63,11 +1,11 0,31 0,29 0,0<br />
ZielGar. 2014-2017 € 105,46 105,46 ±0,00 -12,15 -12,15 12,6<br />
ZielGar. 2018-2021 € 105,14 105,14 +0,12 -21,35 -21,35 11,2<br />
ZielGar. 2022-2025 € 111,84 108,06 +0,60 -26,00 -26,05 4,9<br />
ZielGar. 2026-2029 € 113,08 109,26 +1,39 -22,97 -23,34 7,4<br />
ZielGar. 2030-2033 € 108,11 104,45 +1,63 -29,47 -29,80 6,0<br />
ZielGar. 2034-2037 € 105,71 102,14 +1,81 -32,92 -33,29 4,6<br />
ZielGar. 2038-2041 € 103,05 99,57 +2,13 -35,83 -36,27 4,6<br />
ZielGar. 2042-2045 € 102,37 98,91 +2,58 -33,01 -33,97 3,0<br />
ZielGar. 2046-2049 € 111,64 107,86 +1,10 -12,63 -14,52 4,5<br />
ZielGar. 2050-2053 € 108,50 104,83 +1,12 -14,34 -16,22 4,2<br />
Deka Immobilien Investment<br />
Deka Immob Europa € 47,84 45,45 +0,07 3,31 3,40<br />
Deka Immob Global € 57,55 54,67 +0,09 9,06 8,94<br />
Tel.: 069 - 91 01 23 71 Fax: 069 - 91 01 90 90<br />
www.dws.de info@dws.de<br />
ARERO - Der Weltfo € 178,47 178,47 +1,80 0,00 0,00<br />
ArgentosSauren Dyn € 141,47 134,73 +1,53 23,15 23,08<br />
Astra-Fonds € 251,27 239,30 +2,21 38,58 38,47 0,0<br />
Basler-Aktienf DWS € 70,29 67,12 +2,58 42,28 41,26 0,0<br />
Bethmann Nachhalt. € 141,73 141,73 +1,45 25,88 25,66<br />
Convertibles Lc € 176,18 170,90 +0,48 3,36 3,37 0,0<br />
DB Glbl Equity Inc € 133,98 133,98 +2,31 25,68 22,77<br />
DB Z&D O € 115,99 112,61 +0,92 10,05 9,12<br />
De. Nom.Japan G LC € 53,52 51,46 +1,90 -62,62 -62,45 0,0<br />
Deu Q Eq LV Eur LC € 120,34 114,60 +2,57 12,42 12,57<br />
DI II GConStr LC € 122,88 116,74 +2,06 12,70 12,74<br />
DWS Akkumula € 951,70 906,38 +2,05 33,09 32,82 0,0<br />
DWS Akt.Strat.D € 341,22 324,97 +2,83 53,56 53,54 0,0<br />
DWS ALPHA Rent.Gl. € 122,67 120,26 +1,19 10,60 10,59 8,5<br />
DWS Co.Kaldemorgen € 139,70 132,71 +0,95 17,91 17,70<br />
DWS Conc ARTS Bal € 211,50 203,36 +1,17 32,58 33,47 10,3<br />
DWS Conc ARTS Con € 224,57 218,02 +1,33 15,59 15,89 14,9<br />
DWS Conc ARTS Dyn € 189,73 180,69 +1,27 34,11 35,91 5,5<br />
DWS Cov Bond Fd LD € 57,05 55,65 +0,45 0,02 0,02 0,0<br />
DWS Deutschland € 208,58 198,65 +2,07 43,69 43,62 0,0<br />
DWS Eurol Strat R € 36,16 35,27 +0,51 -0,01 -0,01 0,0<br />
DWS Europ. Opp € 281,39 267,99 +2,52 39,43 39,27 0,0<br />
DWS Eurorenta € 59,98 58,23 +0,67 0,07 0,07 0,0<br />
DWS Eurovesta € 129,91 123,72 +2,82 5,65 5,52 0,0<br />
DWS Float Rate Nts € 84,67 83,82 +0,01 0,08 0,08 1,1<br />
DWS Glbl Growth € 102,87 97,97 +2,02 45,45 45,24<br />
DWS Glbl Value LD € 245,54 233,84 +1,52 59,56 58,15 9,8<br />
DWS Hybrid Bond LD € 42,35 41,11 +0,83 4,58 4,58 0,0<br />
DWS I-EO H.YLD C. € 132,62 128,64 +1,12 -0,24 -0,24<br />
DWS Inst. Money+ €14200,52 14059,91 ±0,00 0,00 0,00 2241<br />
DWS Inv. China Bds € 115,72 112,25 +0,45 0,00 0,00<br />
DWS Inv. EMC A2 $ 134,51 130,47 +0,44 -1,03 -1,03 0,0<br />
DWS Inv.As.SM LC € 233,30 221,64 +2,34 58,03 57,18 0,0<br />
DWS Inv.EmMk.T.Di+ € 120,61 114,58 +1,46 10,75 10,68 0,0<br />
DWS Inv.EmMkt Sat. € 113,85 108,16 +0,42 3,62 3,61<br />
DWS Inv.EurBd S LC € 151,02 146,48 +0,12 0,00 0,00 0,0<br />
DWS Inv.Ger.Eq. LC € 178,69 169,75 +2,51 34,87 34,32<br />
DWS Inv.Gl Grow LC € 149,22 141,76 +2,41 29,66 29,61<br />
DWS Inv.II As.T.Di € 149,09 141,64 +1,09 26,29 26,23<br />
DWS Inv.II China H € 118,68 115,12 +1,13 0,00 0,00<br />
DWS Inv.II Eu.T.Di € 162,87 154,72 +2,19 34,45 34,18<br />
DWS Inv.II US T.Di € 172,61 163,98 +2,09 38,33 37,98<br />
DWS Inv.Top Div € 189,79 180,30 +2,10 38,66 38,36<br />
DWS Inv.Top Eurol. € 194,90 185,15 +3,04 63,21 63,06 0,0<br />
DWS Investa € 175,74 167,37 +2,93 29,54 29,37 0,0<br />
DWS Multi Oppor FC € 251,59 251,59 +0,68 22,93 22,86 0,0<br />
DWS Multi Oppor LD € 128,06 123,13 +0,67 10,29 9,98<br />
DWS Rend.Opt.4 S € 102,97 102,97 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
DWS Stiftungsf. € 53,53 51,97 +1,05 5,26 4,74 0,0<br />
DWS Top Asien € 148,57 142,85 +1,67 56,72 56,55 0,0<br />
DWS Top Dividen LD € 123,06 117,19 +1,81 56,65 56,00 0,0<br />
DWS Top Europe € 146,13 140,50 +2,58 32,76 32,60 0,0<br />
DWS Top World € 93,13 89,54 +2,06 17,49 17,27 0,0<br />
DWS TRC Deutschl. € 175,61 167,24 +1,78 49,17 48,36<br />
DWS TRC Glbl Growt € 121,64 115,84 +1,78 23,84 23,30<br />
DWS TRC TOP DIVIDE € 125,91 119,91 +1,61 34,37 32,58<br />
DWS US Dollar Res $ 184,84 184,84 +0,01 -0,02 -0,02 10,3<br />
DWS Vermbf.I LD € 140,66 133,95 +2,01 16,72 16,44 0,0<br />
DWS Vermbf.R € 20,33 19,73 +0,87 0,00 0,00 0,0<br />
DWS VermMan-Bal € 125,22 120,40 +1,08 3,48 3,15 0,0<br />
DWS VermMan-Def € 112,09 108,82 +0,24 -2,23 -2,23 0,0<br />
DWS VermMan-Dyn € 131,93 125,65 +1,46 12,40 12,14 0,0<br />
DWS Zinseinkommen € 111,25 108,01 +0,43 0,00 0,00<br />
E.ON Aktienfonds € 45,64 43,88 +2,40 16,30 15,95 0,0<br />
Eur Corp Bds Lc € 157,54 152,82 +0,35 0,01 0,01 0,0<br />
FOS Rend.u.Nachh. € 118,66 115,20 +0,82 9,98 9,97<br />
Glbl Agri Lc € 163,67 155,48 +1,75 26,60 24,67 0,0<br />
Glbl EmMa Eq LC € 214,60 203,87 +1,74 51,44 51,37 0,0<br />
Inv I Gl. B. LDH P € 106,57 103,37 +0,17 0,00 0,00<br />
M-L-F-Next-Generat € 129,48 123,31 +1,24 26,25 27,10<br />
Multi Opport. III € 221,17 210,63 +1,34 42,55 40,39 0,0<br />
OP Dyn Europe Bal € 75,29 72,39 +1,77 15,97 15,68<br />
OP Food € 302,39 287,99 +2,37 64,80 63,99 0,0<br />
OP Solid Plus €64142,23 61087,84 +1,18 1,71 1,70<br />
Südwestbank V Eq € 1065,10 1014,38 +1,75 29,50 29,35<br />
TOP TREND OP A € 56,13 53,45 +0,79 4,08 4,39<br />
Offene Immobilienfonds<br />
grundb. europa RC € 42,89 40,84 +0,02 -0,03 -0,03<br />
grundb. Fokus D.RC € 52,52 50,01 ±0,00 0,00 0,00<br />
grundb. global RC € 55,18 52,55 +0,06 -3,33 -4,54<br />
Deutsche Postbank Fonds<br />
Best Inv.Chance €* 66,20 63,65 -0,14 6,01 6,01 0,3<br />
Best Inv.Wachst. €* 61,01 58,95 +1,45 -5,77 -5,88 0,3<br />
Business Basic EUR €* 52,30 52,04 -0,17 0,00 -0,00 1,1<br />
Euro Cash EUR €* 56,75 56,75 ±0,00 0,11 0,11 10,9<br />
Europaf. Aktien €* 67,94 65,33 +2,49 -37,53 -38,00 0,0<br />
Europaf. Plus EUR €* 65,87 63,95 +1,04 -1,55 -1,73 1,3<br />
Europaf. Renten €* 63,94 62,08 +0,91 -0,02 -0,02 1,4<br />
Global Player EUR €* 42,41 40,78 +1,85 -132,17 -132,87 0,0<br />
Protekt Plus €* 128,63 123,98 +0,01 -3,97 -3,97 21,2<br />
VL Invest EUR €* 47,70 45,87 +1,98 -31,30 -31,97 0,2<br />
DJE Investment S.A.<br />
DJE Absolut I € 316,07 316,07 +2,22 41,73 41,34 0,0<br />
DJE Absolut PA € 306,60 292,00 +2,03 42,74 42,43 0,0<br />
DJE Alpha Glob PA € 218,11 209,72 +1,63 38,06 37,43 0,0<br />
DJE Alpha Global I € 226,33 226,33 +1,74 36,80 36,32 0,0<br />
DJE Concept I € 248,78 248,78 +1,94 38,35 37,48 0,0<br />
DJE Div&Sub I € 387,67 387,67 +2,21 56,60 55,74 0,0<br />
DJE Div&Sub P € 372,47 354,73 +2,07 57,35 56,70 0,0<br />
DJE Gold&Ressou PA € 138,54 131,94 +3,26 11,94 11,56 0,0<br />
DJE Gold&Ressour I € 138,67 138,67 +3,26 13,47 12,22 0,0<br />
DJE InterCash I € 140,11 140,11 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />
DJE InterCash PA € 128,53 127,26 +0,50 0,00 0,00 5,5<br />
DJE Renten Glob I € 174,66 174,66 +1,00 0,52 0,46 0,0<br />
DJE Renten Glob PA € 158,97 155,85 +0,98 0,51 0,45 5,0<br />
LuxTop-Bk.Sch PA € 19,30 18,38 +1,16 22,63 22,42 0,2<br />
LuxTopic-Akt.Eu A € 24,40 23,24 +0,74 21,14 20,21 0,0<br />
LuxTopic-Akt.Eu B € 1203,56 1203,56 +0,75 15,08 14,29 0,0<br />
LuxTopic-Flex € 207,67 197,78 +0,93 30,07 30,37 0,0<br />
LuxTopic-Pacific P € 23,10 22,00 +1,06 39,38 37,65 0,0<br />
www.ersteimmobilien.de, 1060 Wien, Windmühlgasse 22-24<br />
Erste Immofonds A € 110,79 107,04 +0,01 0,0<br />
Erste Immofonds T € 124,45 120,24 +0,01 0,0<br />
www.ethenea.com, Telefon 00352-276921-10<br />
Ethna-AKTIV E -A- € 140,74 136,64 +1,27 27,60 27,73 2,0<br />
Ethna-AKTIV E -T- € 143,12 138,95 +1,26 9,84 9,99 6,4<br />
Ethna-Dynam.-A € 80,88 77,03 +0,89 29,67 30,22 0,0<br />
Ethna-GLOB Def -A- € 147,65 144,05 +0,88 2,05 2,04 1,3<br />
Ethna-GLOB Def -T- € 164,95 160,93 +0,88 1,79 1,78 20,4<br />
Ethna-GLOB Dyn -T- € 81,61 77,72 +0,90 29,64 30,27 1,5<br />
First Private Investment Mgmt.<br />
FP Aktien Global A €* 94,03 89,55 +1,48 46,29 46,19<br />
FP Dyn.Eq.Alloc. A €* 68,36 65,10 +0,22 23,62 23,67<br />
FP EuroAkt.Staufer €* 88,86 84,63 +2,05 22,10 21,89<br />
FP Europa Akt.ULM €* 85,63 81,55 +1,68 26,73 26,41<br />
FP Wealth B €* 76,29 72,66 +0,64 8,58 8,55<br />
www.fvsag.com +49 221 33 88 290<br />
Ausgewogen R € 154,33 146,98 +1,62 23,84 23,68 1,6<br />
Bond Opport R € 125,39 121,74 +0,73 0,00 0,00<br />
Bond Total Ret R € 114,10 110,78 +0,66 0,00 0,00<br />
Curr Diversif Bd R € 111,48 108,23 +1,65 0,00 0,00<br />
Defensiv R € 139,35 132,71 +1,31 13,92 13,81 4,4<br />
Dividend R EUR € 151,15 143,95 +2,62 27,93 27,54<br />
Equity Opport R € 242,12 230,59 +1,65 53,39 53,77 0,0<br />
Fundament P €* 157,41 149,91 +0,81 30,38 30,10<br />
Global Conv Bond R € 145,50 138,57 +0,84 0,23 0,22 1,4<br />
Global Equity R € 200,83 191,27 +1,80 39,02 38,56 5,1<br />
Multiple Opp II R € 129,32 123,16 +1,90 18,75 19,39<br />
Multiple Opp R € 231,80 220,76 +1,92 38,36 38,44 1,8<br />
Stiftung € 116,85 115,69 +1,30 8,71 8,60<br />
Wachstum R € 167,14 159,18 +1,96 31,60 31,35 2,0<br />
Tel.: 069/92050-200 www.frankfurt-trust.de<br />
AL FT Chance € 75,27 71,69 +1,54 0,00 48,44 0,0<br />
AL FT Stabilität € 65,02 62,52 +1,13 0,00 11,13 0,0<br />
AL FT Wachstum € 73,28 70,12 +1,34 0,00 28,58 0,0<br />
AW Glob.Inv.Basic+ € 46,24 44,68 -0,76 0,00 27,35 0,0<br />
AW Global Dynamic+ € 33,13 31,55 -1,68 0,00 65,44 0,0<br />
Basis-Fonds I € 141,72 141,72 +0,15 0,00 -0,00 0,0<br />
BHF Tot. Return FT € 65,59 63,68 +0,76 10,94 10,89 0,0<br />
Cast Euro ZinsErt K € 998,64 998,64 +0,16 0,00 0,00<br />
EDG Abs.Ret.Strat. € 108,71 105,54 +0,49 -0,20 -0,40 0,0<br />
ETFplus Portf Balan € 65,98 64,06 +0,99 -6,27 -6,75 0,0<br />
FMM-Fonds € 501,82 477,92 +2,03 27,56 27,52 0,0<br />
FT AccuGeld (G) € 5067,89 5067,89 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
FT AccuGeld I € 50,90 50,90 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
FT AccuGeld PA € 49,75 49,75 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
FT AccuGeld PT € 71,24 71,24 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
FT AccuZins € 312,37 303,27 +1,49 0,00 0,00 0,0<br />
FT Alpha EMU € 45,70 44,37 +0,14 20,66 20,47<br />
FT EuroGovernm. M € 55,62 54,00 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />
FT EuropaDynamik I € 90,34 90,34 +2,39 29,81 27,30 0,0<br />
FT EuropaDynamik P € 296,00 281,90 +2,37 39,27 36,84 0,0<br />
FT EuroRendite € 52,99 51,45 -0,06 0,00 0,00 0,0<br />
FT EuroZins € 29,77 28,90 +0,98 0,00 0,00 0,0<br />
FT EuroZins K € 117,22 116,06 +0,21 0,00 0,00 0,0<br />
FT FlexInvest Clas € 39,68 37,79 +0,05 -6,16 -6,58 0,0<br />
FT FlexInvest Pro € 52,23 49,74 +1,34 -13,05 -13,10 0,0<br />
FT Frankfurt-Effek € 229,05 218,14 +1,95 24,60 24,68 0,0<br />
FT Global HighDiv € 83,84 79,85 +1,80 41,28 40,55 0,0<br />
FT GlobalDynamik € 55,68 53,03 +1,38 -50,98 -52,71 0,0<br />
FT InterSpezial € 39,73 37,84 +2,10 25,31 24,68 0,0<br />
FT Navigator 100 € 63,34 60,32 +1,33 0,00 21,22 0,0<br />
FT Navigator 40 € 71,99 69,22 +0,93 0,00 24,20 0,0<br />
FT Navigator 70 € 71,73 68,64 +1,19 0,00 21,61 0,0<br />
FT UnternehmerWert € 75,66 72,06 +1,87 28,79 28,66 0,0<br />
GWP-Fonds FT € 134,32 129,15 +1,59 33,58 33,54 0,0<br />
KapitalPrivatPortf € 50,83 48,41 +0,71 0,00 6,22 0,0<br />
KlawInvest-Trading € 34,89 33,23 +1,10 0,00 -6,01 0,0<br />
Portf. Opportunity € 73,01 69,53 +1,30 -26,09 -27,10 0,0<br />
PTAMStratPortfDef € 53,72 51,16 +0,45 0,00 -0,19 0,0<br />
R1 Value Portfolio € 64,45 61,38 +1,49 0,00 33,48 0,0<br />
S&H GlobaleMaerkte € 53,22 50,69 +1,38 0,00 70,00 0,0<br />
Sch&Ptnr Glob Def € 65,35 62,24 +1,25 0,00 15,41 0,0<br />
Schmitz&PtnrGloOff € 58,54 55,75 +1,29 0,00 31,71 0,0<br />
Substanz-Fonds € 987,86 959,09 +1,27 31,49 31,54 0,0<br />
Vermögens-Fonds € 689,31 669,23 +1,02 14,87 14,85 0,0<br />
WFPortf.Ausgewogen € 55,63 55,63 +1,07 0,00 6,79 0,0<br />
FRANKFURT-TRUST Lux.<br />
BHF Ausgewogen FT € 65,30 63,40 +1,44 11,43 11,17 0,0<br />
BHF Flex. Alloc.FT € 76,40 72,76 +1,31 41,79 41,58 0,0<br />
BHF Flex. Ind. FT € 67,80 67,80 +1,36 16,65 16,35 0,0<br />
BHF Multi Asset FT € 63,60 61,75 +1,40 10,73 10,61 0,0<br />
BHF Rendite P.FT € 52,27 52,27 +0,15 -5,60 -5,60 0,0<br />
BHF Strategie P.FT € 66,00 66,00 +1,29 14,40 13,94 0,0<br />
BHF Value Balan FT € 66,91 66,91 +0,89 18,75 18,60 0,0<br />
BHF Value Lead FT € 65,48 65,48 +1,28 22,88 22,55 0,0<br />
Delta Multi Strat. € 49,70 47,33 +0,98 3,79 2,04<br />
FT Em.Arabia (EUR) €* 46,38 44,17 +0,09 -0,16 -0,67 0,0<br />
FT Em.Arabia (USD) $* 72,03 68,60 +0,04 29,54 29,04<br />
FT Em.Cons.Dem. PA € 61,67 58,73 +0,62 15,85 13,62<br />
FT Em.Cons.Dem. PT € 79,84 76,04 +0,62 32,04 29,73 0,0<br />
FT Euro HighDiv. € 70,67 67,30 +1,92 30,56 30,36 0,0<br />
FT EuroCorporates € 63,98 62,12 +0,50 0,00 0,00 0,0<br />
Grand Cru € 142,71 141,30 +1,41 30,90 31,08 0,0<br />
Grand Cru Swiss CH 105,27 104,23 +1,42 -1,59 -1,46<br />
SMS Ars selecta € 48,98 47,10 +1,03 10,49 10,59 0,0<br />
Valea Invest € 104,43 101,39 -1,29 5,12 5,15 0,0<br />
www.geninvest.de<br />
AktiMix Dyn.Pro.80 € 113,22 108,87 +1,15 5,51 5,28<br />
AktivMix Ertrag € 60,32 58,56 +0,15 -1,00 -1,01<br />
AktivMix Vario Sel € 60,64 58,87 +0,44 0,85 0,80<br />
FdStratAktienGlDyn €* 67,32 67,32 +0,76 3,66 12,21 1,7<br />
GaranT 1 DX €* 122,63 119,06 +0,08 0,00 0,0<br />
GaranT 2 DX €* 114,42 111,09 +0,15 0,00 0,0<br />
GaranT 3 DX €* 121,76 118,21 +0,25 0,00<br />
GaranT 4 DX €* 109,22 106,04 +0,47 0,00<br />
GaranT 5 DX €* 107,00 103,89 +0,02 0,00<br />
Geldmarkt Euro € 60,55 60,55 +0,02 0,00 0,00<br />
IS Euro Bonds DX €* 167,36 162,48 +0,69 0,00<br />
IS Euro Short T. B €* 122,51 122,51 +0,08 -0,06<br />
Komf. Balance €* 70,92 70,92 +0,95 9,28 15,74 3,7<br />
Komf. Dyn. Europa €* 64,95 64,95 +1,41 2,47 12,24 2,4<br />
Komf. Dyn. Global €* 62,84 62,84 +1,24 18,97 30,24 0,7<br />
Komf. Wachstum €* 70,04 70,04 +1,11 15,22 24,73 3,3<br />
Vermö.Strat. Aus.D €* 120,42 120,42 +0,91 0,13 5,46 4,1<br />
Vermö.Strat. Def.D €* 115,42 115,42 +0,58 0,83 1,76 4,0<br />
investments@goam.de<br />
Gothaer Comf.ErtT €* 130,54 126,74 +0,84 13,39 12,16<br />
Gothaer Comf.Bal. €* 144,16 138,62 +0,89 24,07 23,61<br />
Gothaer Comf.Dyn. €* 144,01 137,15 +1,21 31,97 31,34<br />
Gothaer Comf.Ert A €* 114,02 110,70 +0,84 7,78 6,54<br />
Gothaer Euro-CashA €* 105,49 105,49 +0,02 -0,00 0,00<br />
Gothaer Euro-Rent €* 65,66 63,13 +1,07 -0,00 0,00 1,6<br />
Gothaer Global €* 78,62 75,60 +1,07 27,52 25,85<br />
Gutmann Kapitalanlage<br />
PRIME Val Growth T € 147,50 140,44 +1,13 12,87 0,0<br />
Prime Values Inc T € 155,45 148,01 +0,85 6,52 0,0<br />
HANSAINVEST<br />
4Q-Growth Fonds $* 93,71 89,25 -0,41 20,81 21,28<br />
4Q-SMART POWER €* 55,55 52,90 +1,05 18,97 19,26<br />
4Q-Spec.Inc.CHF R CH* 122,62 116,78 +0,47 11,34 10,66<br />
4Q-Spec.Inc.EUR I €* 117,63 117,63 +0,59 19,08 17,50<br />
4Q-Spec.Inc.EUR R €* 122,69 116,85 +0,54 14,79 14,08<br />
antea - R € 90,88 86,55 +1,69 11,69 12,68<br />
ARTUS Europa Core € 59,62 56,78 +1,77 -0,34 0,06<br />
ARTUS GlobalSelect € 50,93 48,50 +1,93 -7,10 -5,89<br />
ARTUS MittelRentHI € 44,28 42,99 +0,35 7,70 7,70<br />
ARTUS Welt Core € 57,89 55,13 +1,72 -0,66 -0,11<br />
C-Quad.ARTS TR Fl.T € 124,56 118,63 +1,65 -4,60 -2,96<br />
C-Quad.ARTS TR Fl.T PL 141,45 134,71 +1,68 -3,80 -0,86<br />
C-Quad.ARTS TRFl A € 127,74 121,66 +1,66 -1,09 -0,15<br />
D&R BoT Classic I € 142,79 138,63 +2,55 0,00 0,00<br />
D&R BoT Classic P € 135,61 129,15 +2,54 0,00 0,00<br />
D&R BoT Devisen € 102,92 99,92 +1,45 0,00 0,00<br />
D&R BoT Optimix € 138,93 132,31 +2,11 7,60 7,24<br />
D&R BoT Wachstum € 133,27 126,92 +1,16 0,47 0,34<br />
D&R Global TAA € 117,71 112,10 +2,31 3,00 2,92<br />
D&R KoStr Europa I € 113,21 109,91 +0,64 5,68 5,62<br />
D&R KoStr Europa P € 112,16 108,89 +0,63 7,68 7,57<br />
D&R Substanz € 110,04 104,80 +0,21 0,19 0,19<br />
D&R WachsGlb TAA I € 122,09 116,28 +2,29 3,10 3,13<br />
D&R WachsGlb TAA P € 121,31 115,53 +2,27 3,06 3,25<br />
Fortmann Str. Kon. € 82,00 79,61 +0,25 -0,02 0,00<br />
HANSAaccura A € 63,77 62,22 +0,17 0,16 0,16<br />
HANSAbalance A € 75,47 72,92 +0,87 0,68 0,61<br />
HANSAcentro A € 70,37 67,02 +1,37 0,81 0,70<br />
HANSAdividende € 128,97 122,83 +2,32 17,59 17,00<br />
HANSAdynamic A € 58,08 55,31 +1,95 1,52 1,39<br />
HANSAertrag € 31,47 30,40 +1,11 -76,69 -76,85<br />
HANSAeuropa € 54,03 51,46 +2,53 -44,75 -46,76<br />
HANSAgeldmarkt € 50,61 50,36 +0,01 0,00 0,00<br />
HANSAgold USD $ 64,36 61,89 +0,26 -2,41 -2,30<br />
HANSAinternat. A € 21,49 20,77 +1,23 0,00 0,00<br />
HANSArenta € 26,58 25,68 +0,50 0,00 0,00<br />
HANSAsecur € 43,95 41,85 +2,44 35,51 33,58<br />
HANSAsmart SelectE € 98,87 94,16 +2,13 36,91 37,43<br />
HANSAzins € 25,34 25,09 +0,04 0,00 0,00<br />
HI Topselect D € 61,09 58,18 +1,90 -0,02 -0,11<br />
HI Topselect W € 69,31 66,01 +1,28 0,15 0,13<br />
Konz. Europa plus € 19,10 18,19 +2,42 26,91 27,18<br />
Konz. privat € 50,07 48,38 +1,04 -19,20 -19,17<br />
Konzept Pro-Sel. I €66246,80 66246,80 +1,82 0,62 1,97<br />
Konzept Pro-Sel. P € 26,16 24,91 +1,80 -78,52 -76,52<br />
Nation-Bk MA GlOpp € 54,02 51,45 +0,98 0,42 0,45<br />
SI BestSelect € 121,49 115,71 +2,28 -93,20 -92,79<br />
SI SafeInvest € 121,44 114,57 +2,47 -0,56 -0,35<br />
HANSAINVEST LUX S.A.<br />
Interbond € 99,33 95,97 +1,19 0,00 0,00 41,3<br />
Hauck & Aufhäuser<br />
Asset Alloca Fds € 119,76 116,27 +1,83 9,88 9,21<br />
HAIG MB Flex Plus € 59,93 59,34 +0,19 0,01 0,04 0,0<br />
HAIG MB Max Global € 84,44 80,42 +1,12 43,05 43,44 0,0<br />
HAIG MB Max Val € 170,03 161,93 +1,33 56,08 55,99 0,0<br />
HAIG MB S Plus € 122,67 116,83 +5,36 39,23 39,18 0,0<br />
HAIG Sel Form 100 € 94,16 89,68 +1,31 43,60 43,55 0,0<br />
HAIG Sel Form 25 € 68,05 64,81 +0,84 32,02 32,15 0,0<br />
Lux Eq.A.Sm.Ca.EMU € 86,68 82,55 +0,39 45,29 45,31 0,0<br />
Lux Unternehmer € 138,26 131,68 +2,35 27,14 27,19 0,0<br />
Rendite CI € 118,34 114,34 +0,70 0,69 0,68<br />
Rendite CII € 128,73 124,38 +0,70 3,36 3,35<br />
Stabilitätswähr € 90,13 88,36 +1,37 0,00 0,00<br />
Vermögensauf.HAIG € 19,46 18,99 +2,04 38,83 39,03 0,0<br />
Wandelan Europa A € 83,70 81,26 +1,12 8,04 7,81 0,0<br />
hwb-fonds.com<br />
HWB Alex.Str.Ptf R €* 93,77 89,30 +2,81 -24,92 -25,14 0,0<br />
HWB Alex.Str.Ptf V €* 93,80 89,33 +2,84 -22,12 -22,26 0,0<br />
HWB DfdsV.V.Vici R €* 70,95 68,88 +2,82 -27,64 -27,61 0,0<br />
HWB DfdsV.V.Vici V €* 70,95 68,88 +2,82 -27,66 -27,63 0,0<br />
HWB Europe Pf. €* 6,65 6,33 +2,93 31,93 33,78 0,0<br />
HWB Inter.Pf. €* 6,16 5,87 +2,80 34,85 35,48 0,0<br />
HWB Pf. Plus R €* 112,15 106,81 +2,24 46,27 46,33 0,0<br />
HWB Pf. Plus V €* 112,15 106,81 +2,24 44,04 44,09 0,0<br />
HWB RentenPf.+ R €* 65,45 63,54 +1,86 5,82 5,82 0,0<br />
HWB RentenPf.+ V €* 65,46 63,55 +1,88 4,69 4,69 0,0<br />
HWB Vict.Str.Pf. R €* 1575,11 1500,10 +2,56 7,40 7,34 0,0<br />
HWB Vict.Str.Pf. V €* 1575,77 1500,73 +2,60 -3,19 -3,26 0,0<br />
Intern. Fund Mgmt. S.A. Lux.<br />
1822 Str.Cha.Pl. € 108,42 104,25 +1,80 43,50 42,11 0,0<br />
1822 Str.Chance € 83,53 80,71 +1,46 36,63 34,85 0,0<br />
1822 Str.Ert.Pl. € 53,26 51,96 +0,97 6,13 5,49 0,0<br />
1822 Str.Wachstum € 61,11 59,33 +1,35 14,41 13,17 0,0<br />
1822-Struk. Ertrag € 49,32 48,35 +0,69 0,39 0,38 0,0<br />
Favo-Invest Gar1 € 122,10 117,97 +0,71 0,00 0,00 0,0<br />
Favorit-Inv Gar 2 € 0,00 114,19 +0,77 0,00 0,00 0,2<br />
Haspa TrendKonzept € 105,01 100,97 +0,50 3,03 2,67 0,0<br />
HMI Chance € 61,83 60,03 +2,21 35,86 33,92 0,0<br />
HMI Chance+ € 58,00 56,04 +2,47 22,48 19,78 0,0<br />
HMI Ertrag+ € 41,60 40,78 +0,82 8,91 8,36 0,0<br />
HMI Wachstum € 48,56 47,38 +1,22 15,27 14,22 0,0<br />
Köln Str.Chance € 60,89 59,70 +1,34 37,22 35,63 0,0<br />
Köln Str.Ertrag € 50,51 49,52 +0,98 4,95 4,34 0,0<br />
Köln Str.Wachstum € 50,28 49,29 +1,38 15,08 13,92 0,0<br />
KölnStr.Chance+ € 45,93 45,03 +1,76 46,36 44,98 0,0<br />
LBBW Bal. CR 20 € 45,66 44,76 +0,67 14,19 12,55 0,0<br />
LBBW Bal. CR 40 € 49,58 48,61 +0,96 23,82 23,24 0,0<br />
LBBW Bal. CR 75 € 56,09 54,99 +1,35 38,69 37,46 0,0<br />
Naspa Str.Chan.Pl. € 91,06 89,27 +1,83 40,41 39,40 0,0<br />
Naspa Str.Chance € 53,98 52,92 +1,52 40,09 38,33 0,0<br />
Naspa Str.Ertrag € 52,00 50,98 +0,91 6,99 6,61 0,0<br />
Naspa Str.Wachstum € 51,15 50,15 +1,23 23,26 22,53 0,0<br />
IPConcept (Luxembourg) S.A.<br />
Istanbul Equity Fu € 104,80 100,77 -0,72 47,53 50,10 1,0<br />
ME Fonds PERGAMONF€ 776,01 739,06 +1,93 -91,07 -90,90 0,2<br />
ME Fonds Special V € 2324,03 2213,36 +2,80 31,29 33,04 13,9<br />
Multiadv-Esprit € 134,85 128,43 +1,47 52,93 54,39 1,0<br />
Multiadv-Priv. Inv € 290,23 276,41 +1,94 51,75 54,54 1,6<br />
Julius Meinl Investment<br />
Asia Capital € 241,80 230,20 +0,79 68,36 68,43101,2<br />
Eastern Europe € 27,90 26,50 +1,53 -46,17 -49,20 0,0<br />
Equity Austria € 144,70 137,70 +1,40 3,90 3,72 56,6<br />
Japan Trend € 57,40 54,60 +2,25 40,72 40,24 42,4<br />
Meinl Excl Bonds&P € 147,00 141,20 +0,43 61,8<br />
Meinl India Growth € 212,60 202,40 -1,08 77,82 77,79 7,3<br />
Meinl Quattro eu € 13,50 12,80 ±0,00 -3,50 -3,84 1,1<br />
LBB Invest<br />
Best-Inv. Bd.Sat. € 49,89 48,44 +0,58 0,15 0,14<br />
Best-INVEST 100 € 48,87 46,99 +1,97 39,75 44,06<br />
Best-INVEST 30 € 52,59 51,06 +0,87 15,03 14,77<br />
Best-INVEST 50 € 53,58 51,77 +1,21 22,85 24,24<br />
Corporate Bond-LBB € 33,72 32,74 +0,09 0,00 0,00<br />
Deutschland Inv € 105,57 100,54 +2,05 40,49 38,75<br />
EuroK-INVEST. € 34,87 34,87 +0,09 0,00 0,00<br />
Europa-Invest € 70,09 66,75 +2,30 -7,36 -9,31<br />
EuroRent-Invest € 45,76 44,43 +0,34 0,00 0,00<br />
Go East Invest € 77,87 74,16 +0,91 43,99 41,76<br />
Keppler Em. Mkts € 39,20 37,33 +2,30 27,35 25,29<br />
Keppler Glbl.Value € 32,21 30,68 +1,86 3,89 2,23<br />
LBB-PrivatDepot1 A € 31,74 30,23 +0,83 -0,51 -0,41<br />
LBB-PrivatDepot1 B € 30,49 30,49 +0,86 -0,39 -0,45<br />
LBB-PrivatDepot2 A € 32,13 30,60 +0,92 4,06 3,90<br />
LBB-PrivatDepot2 B € 30,88 30,88 +0,95 1,96 0,67<br />
LBB-PrivatDepot3 A € 33,01 31,44 +1,06 7,87 7,28<br />
LBB-PrivatDepot3 B € 31,65 31,65 +1,05 4,18 1,61<br />
LBB-PrivatDepot4 A € 33,01 31,44 +1,19 12,35 10,75<br />
LBB-PrivatDepot4 B € 31,58 31,58 +1,19 6,83 2,76<br />
Lingohr-Am.-Sys. € 144,13 137,27 +2,12 41,57 40,09<br />
Lingohr-Asien-Sys. € 98,22 93,54 +3,58 33,74 32,46<br />
Lingohr-EuropaSyst € 74,82 71,26 +2,39 52,27 52,02<br />
Lingohr-Syst.-Inv € 124,41 118,49 +2,70 45,87 45,69<br />
Multirent-Invest € 37,83 36,73 +0,38 0,00 0,00<br />
Multizins-Invest € 36,31 35,25 +0,48 0,00 0,00<br />
PBP Chance € 115,90 109,34 +2,33 39,47 38,67<br />
PBP Ertrag € 54,12 52,04 +0,33 -0,37 -0,41<br />
PMIM-MultiAss-LBB €* 105,25 -0,10 1,13 2,18<br />
TopPortfolio-Invest € 50,99 48,56 +1,91 3,62 1,86<br />
WachstumGlobal-INV € 37,75 35,95 +2,19 -53,17 -54,66<br />
WeltKap-Invest € 52,01 50,01 +1,03 0,04 -0,82<br />
Weltzins-INVEST € 31,16 30,25 +1,41 0,00 0,00<br />
info@LBBW-AM.de www.LBBW-AM.de<br />
Akt. Deutschland €* 183,31 174,58 +2,47 39,66 38,89<br />
Akt. S&M Deutschl. €* 31,55 30,05 +1,18 54,34 54,34<br />
Akt.Min. Varianz R €* 64,54 61,47 +2,98 19,01 17,19<br />
Aktien Europa €* 39,01 37,15 +2,00 7,99 5,96<br />
Devisen 1 €* 103,28 103,28 +0,02 0,00 0,00<br />
Div. Str. Eurol. R €* 48,41 46,10 +1,97 44,61 42,72<br />
Div. Str. Eurol. RT €* 39,81 37,91 +1,96 30,25 30,27<br />
Div.Strat.S&M R €* 59,89 57,04 +1,59 12,61 12,50<br />
Europa Select Plus €* 27,86 26,85 +1,94 6,99 6,91<br />
FP Kontinuität €* 67,63 65,34 +0,85 7,71 7,56<br />
FP Rendite €* 61,27 59,20 +1,02 10,29 9,95<br />
FP Wachstum €* 57,47 55,53 +1,65 21,95 20,74<br />
Geldmarktfonds R €* 49,95 49,95 ±0,00 0,00 0,00<br />
Global Warming €* 39,15 37,29 +2,19 33,70 33,11<br />
H&A Fonds-Select €* 46,21 42,62 +0,28 2,19 1,56<br />
Konsum Dyn. Global €* 37,81 36,01 +2,56 32,52 33,76<br />
Multi Global R €* 106,01 102,92 +0,93 11,43 10,97<br />
Nachh. Aktien R €* 90,50 86,19 +1,88 40,25 38,85<br />
Nachhalt. Renten R €* 57,03 55,64 +0,34 0,00 0,00<br />
RentaMax R €* 72,35 69,90 +0,39 0,00 0,00<br />
Renten Euro Flex €* 35,04 35,04 +0,55 0,00 0,00<br />
Rohstoffe & Ress. €* 25,60 24,38 +1,08 4,41 2,09<br />
Rohstoffe 1 R €* 37,31 35,53 +0,51 0,00 0,00<br />
Rohstoffe 2 LS R €* 47,39 45,13 +0,62 0,00 0,00<br />
RW Rentenstrategie €* 125,12 123,88 +0,30 -0,29 -0,29<br />
W&W €land-Renditefd €* 56,52 54,61 +0,48 -4,67 -4,67<br />
W&W Dachfonds Basis€* 57,31 54,58 +0,92 2,57 3,31<br />
W&W Dachfonds Gl.+€€* 79,61 75,82 +1,39 29,81 30,80<br />
W&W Europa-Fonds €* 62,58 59,60 +1,76 3,80 2,68<br />
W&W Global-Fonds €* 68,99 65,70 +0,91 17,56 17,24<br />
W&W Intern.Rentenfd €* 52,02 50,21 +0,86 -4,76 -4,76<br />
W&W Qua.Sel.Ak.Eu.€€* 43,44 41,37 +1,92 -10,61 -12,45<br />
W&W Qua.Sel.Ak.Welt€* 74,97 71,40 +0,88 28,58 27,69<br />
W&W SachInvest €* 52,85 50,33 +1,00 3,74 3,48<br />
W&W Vermög.Strat. €* 59,01 56,20 +0,95 3,59 3,03<br />
Zyklus Strategie R €* 48,46 46,15 -0,22 -22,97 -24,98<br />
LRI Invest S.A.<br />
E&G Strat.Dyn. A €* 66,06 62,91 +1,70 13,96<br />
E&G Strat.Kons. A €* 56,54 54,89 +0,16 0,00<br />
HWB Glb.Conv.Plus €* 100,27 99,28 +1,86 0,84 0,0<br />
M&W Capital €* 47,39 45,57 +0,75 2,65 0,0<br />
M&W Privat C €* 116,10 111,63 +0,43 0,40 0,0<br />
NW Global Strategy €* 69,64 66,32 +2,11 15,03 0,0<br />
Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de<br />
Euro-Kurzläufer €* 28,73 28,64 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
Europa-Aktien €* 24,64 23,41 +2,00 46,01 45,92 0,0<br />
Euro-Renten €* 36,24 35,15 +0,75 0,00 0,00 0,0<br />
Inter-Aktien €* 24,31 23,09 +1,90 54,11 53,83 0,0<br />
Inter-Renten €* 34,53 33,49 +1,61 0,00 0,00 0,0<br />
ProBasis €* 29,10 28,08 +1,12 9,93 9,88 0,0<br />
ProFutur €* 29,98 28,93 +1,76 33,22 33,26 0,0<br />
Tel: 089/2867-2867 www.meag.com info@meag.com<br />
EuroBalance € 58,66 56,40 +1,04 -2,96 -4,11<br />
EuroErtrag € 71,81 69,38 +1,24 1,26 0,76<br />
EuroFlex € 49,33 48,84 +0,33 0,00 0,00<br />
EuroInvest A € 83,85 79,86 +2,75 33,52 31,77<br />
EuroKapital € 49,38 47,03 +0,60 -26,14 -28,42<br />
EuroRent A € 33,77 32,63 +0,83 0,07 0,08<br />
FairReturn A € 61,50 59,71 +0,40 3,72 3,66<br />
GlobalBalance DF € 60,67 58,34 +1,67 35,77 35,54<br />
GlobalChance DF € 54,87 52,26 +2,01 43,50 43,97<br />
Nachhaltigkeit A € 88,36 84,15 +1,83 40,21 39,12<br />
Osteuropa A € 32,78 31,22 +0,45 -59,33 -60,47<br />
ProInvest € 165,57 157,69 +2,67 25,29 25,32<br />
ProZins A € 46,90 46,90 ±0,00 0,00 0,00<br />
RealReturn A € 54,87 53,01 +0,72 0,00 0,00<br />
Metzler Investment GmbH<br />
Aktien Deutschl.AR €* 196,10 186,76 +1,89 32,67 32,59<br />
Aktien Europa AR €* 128,15 122,05 +2,13 -9,29 -9,57<br />
Argentum Perf Navi €* 145,58 140,66 +0,62 34,63 35,39<br />
Argentum Stab.-Port €* 128,96 125,20 +0,48 1,64 1,89<br />
Euro Corporates AI €* 135,88 135,88 +0,41 0,00 0,00<br />
Euro Liquidity €* 68,08 68,08 +0,01 0,00 0,00<br />
Metzler Werts. 93A €* 123,50 119,32 +0,64 0,00 0,00<br />
Metzler Werts. 93B €* 114,28 114,28 +0,65 0,00 0,00<br />
RWS-Aktienfonds €* 84,60 80,57 +2,14 5,61 5,50<br />
RWS-DYNAMIC €* 29,26 27,87 +1,83 29,15 31,18<br />
RWS-Ertrag €* 15,79 15,33 +0,99 4,55 4,65<br />
Vermögverwalt 30A €* 111,07 107,31 +0,83 5,96 6,30<br />
Vermögverwalt 50A €* 111,75 107,97 +0,89 10,82 10,90<br />
Vermögverwalt 70A €* 113,90 110,05 +1,01 17,39 17,25<br />
Wachstum Internat. €* 157,68 150,17 +1,73 -38,81 -39,03<br />
Metzler Ireland Ltd.<br />
Eastern Europe A €* 94,05 89,57 +1,39 12,02 10,74 0,0<br />
Europ.ConcGrowth A €* 174,06 165,77 +2,30 41,20 41,24<br />
Europ.Sm&Micro Cap €* 205,51 195,72 +0,65 50,34 50,30<br />
Europ.Small Comp.A €* 243,45 231,86 +1,79 78,41 77,82 0,0<br />
European Growth A €* 163,32 155,54 +2,50 64,64 63,96 0,0<br />
Internat. Growth A €* 62,74 59,75 +2,22 61,41 60,68 0,0<br />
Japanese Equit A €* 46,15 43,95 +2,26 9,03 8,68 0,0<br />
Monega KAGmbH<br />
50+ Ruhestandsplan €* 53,23 51,18 -0,25 2,93 3,65<br />
Asia Pac. Sm. Sel. € 66,05 63,51 +1,65 25,94 25,72<br />
Australia Val SmSe € 55,40 53,27 +2,88 6,46 4,15<br />
DEVK Verm.Classic € 49,03 47,60 +0,61 -0,12 -0,04<br />
Global Val SmSelect € 56,12 53,96 +1,54 9,84 8,31<br />
Global Val SmSelect $ 46,98 45,17 +0,80 10,28 8,27<br />
IIV Mikrofinanz I € 1018,99 1008,90 +1,38 0,00 0,00<br />
IIV Mikrofinanz R € 104,45 101,41 +1,31 0,00 0,00<br />
Landert Active Eq € 58,45 58,45 +2,04 14,73 14,38<br />
Landert Bond Opp € 51,92 51,92 +0,33 -0,00 0,00<br />
Lupus alpha R I € 109,67 105,45 +0,66 -0,00 0,00<br />
Lupus alpha R R € 54,50 52,40 +0,63 -0,00 0,00<br />
Monega BestInvest € 61,86 61,86 +1,36 9,85 9,97<br />
Monega Chance € 38,08 36,44 +1,62 4,18 3,35 0,0<br />
Monega Dän.Co.Bds € 101,60 101,60 -0,10 0,00 0,00<br />
Monega Ertrag € 65,56 63,34 +1,56 0,49 0,47 0,0<br />
Monega Euro-Bond € 56,54 54,89 +0,44 -0,00 0,00 0,0<br />
Monega Euroland € 45,24 43,71 +2,32 -0,35 -0,80 0,0<br />
Monega FairInv.Akt € 55,05 52,43 +2,99 3,55 2,38<br />
Monega Germany € 79,84 77,14 +2,95 23,53 23,57 0,0<br />
Monega Innovation € 57,70 55,75 +2,09 37,89 37,31 0,0<br />
Monega Rohstoffe € 47,63 45,80 +0,07 7,33 6,73<br />
Monega Vermkonz I € 109,44 109,44 +1,18 0,00 0,00<br />
Monega Vermkonzept € 55,38 53,51 +1,17 -0,00 0,00<br />
Monega Zins ProAkt € 40,76 39,57 +0,30 -3,29 -3,33 0,0<br />
MonegaBestInvEur A € 63,82 60,78 +1,37 6,62 6,54 0,0<br />
OptiAnlage Ausg. T € 56,37 55,26 +0,25 2,49 2,68<br />
Rendite FX Plus I € 106,09 106,09 +0,74 -0,00 0,00<br />
Rendite FX Plus R € 54,36 52,52 +0,71 -0,00 0,00<br />
Short Tra.SGB A € 49,40 48,91 +0,04 -0,00 0,00 0,0<br />
Short Tra.SGB Tnet € 52,24 52,24 +0,04 -0,00 0,00<br />
Sparda M.nh.Verm. € 53,82 53,02 +0,53 7,08 7,12<br />
Sparda OptiAnAusEA € 54,42 53,35 +0,26 3,41 3,59<br />
Sparda-MünchenVerm € 56,49 55,66 +1,46 0,80 1,45<br />
VM Sterntaler € 141,15 135,72 +0,57 26,72 26,93<br />
VM SterntalerEurol € 112,88 108,54 +0,80 8,81 8,93<br />
WGZ Mittelst.-Rent. € 102,04 102,04 +0,34 0,00 0,00<br />
MPC Competence<br />
Amp Europa Meth € 208,71 198,77 +2,16 17,87 17,87<br />
LiLux Convert €* 222,92 216,43 +0,67 1,99 1,97 60,3<br />
LiLux-Rent €* 211,46 205,30 +0,77 0,87 0,87 79,4<br />
Nomura Asset Mgmt. Deutschland<br />
Asia Pacific €* 130,69 124,47 +1,77 42,49 39,63 0,0<br />
Asian Bonds €* 70,52 68,47 +1,09 0,00 0,00 0,0<br />
Euro Convertible €* 46,75 45,39 -0,26 0,00 0,00 0,0<br />
Fundamental Europe €* 52,21 49,72 +0,40 -1,92 -5,09 0,0<br />
Japan Equity €* 44,32 42,21 +1,76 -51,53 -53,41 0,0<br />
Medio Rent €* 71,20 69,80 +0,09 0,00 0,00 0,0<br />
Real Protect €* 104,34 102,29 +0,18 0,00 0,00 0,0<br />
Real Return €* 604,80 592,94 +0,74 0,00 0,00 0,0<br />
Norddeut. Landesbank Lux. S.A.<br />
N.Lux Strat. Cap. €* 109,58 109,58 +0,47 -0,55 -0,27<br />
N.Lux Strat. Dis. €* 109,51 109,51 +0,46 -0,55 -0,27<br />
ÖkoVision Classic € 151,17 143,97 +2,30 79,31 79,31 0,0<br />
Klima € 55,89 53,23 +3,04 11,12 11,03 0,0<br />
ÖkoVision Gar.20 € 118,79 113,13 +0,25 0,00 -5,20 0,0<br />
Water For Life C € 161,77 154,07 +2,41 43,37 43,36 0,0<br />
ÖkoTrust € 136,02 129,54 +1,58 21,01 20,91 0,0<br />
New Energy Fund €* 6,11 5,76 +2,31 0,0<br />
Oppenheim Asset Management Services S.à.r.l. ,Luxembourg<br />
„spec. situations“ € 74,46 70,91 +0,78 45,23 42,79 0,0<br />
3 V Swiss S&M Cap CH* 171,70 168,33 +2,00 -29,09 -31,86 0,0<br />
Aktienstrat.MM.OP € 85,25 81,19 +1,44 42,62 41,73 0,0<br />
AW Stks AlphPls OP € 45,39 43,23 -0,78 46,71 41,37 0,0<br />
Cash Plus € 101,85 100,34 +0,07 0,00 0,00<br />
Com Alpha OP R-EUR €* 62,99 59,99 -0,70 0,00 0,00<br />
Commodity Alpha OP $* 80,87 77,02 -0,70 0,00 0,00 0,0<br />
ERBA Invest OP € 34,41 34,41 +0,35 -32,89 -33,09 0,0<br />
EuroSwitch Bal.Pf. € 61,30 58,66 +1,14 15,02 15,20 0,0<br />
EuroSwitch Def.C. € 58,09 56,13 +0,84 7,82 7,92 0,0<br />
EuroSwitch Subst. € 63,14 60,13 +1,54 11,01 11,10 0,0<br />
EuroSwitch WldProf.OP € 61,38 58,32 +1,29 18,94 18,94 0,0<br />
FFPB Dynamik € 12,30 11,71 +1,21 5,97 5,97 0,0<br />
FFPB Fokus € 13,32 12,69 +1,36 1,24 1,24 0,0<br />
FFPB Kupon € 13,08 12,46 +0,32 1,14 1,14 0,0<br />
FFPB MTrend Dplus € 13,53 12,89 +1,58 23,17 23,18 0,0<br />
FFPB MTrend Plus € 13,63 12,98 +0,85 1,20 1,24 0,0<br />
FFPB Rendite € 12,88 12,27 +0,33 2,76 2,89 0,0<br />
FFPB Variabel € 13,14 12,51 +1,38 11,92 11,92 0,0<br />
FFPB Wert € 13,48 12,84 +1,42 11,02 11,02 0,0<br />
Gl.Trend Equity OP € 57,32 54,59 +1,13 24,23 23,53 0,0<br />
Global Abs.Ret. OP € 42,92 40,88 -1,78 47,58 47,41 0,0<br />
Greiff Def.Plus OP € 56,52 54,87 +0,29 14,43 14,42 0,0<br />
Greiff Dyn.Plus OP € 46,57 44,35 +0,93 -9,58 -9,58 0,0<br />
MedBioHealth EUR € 371,40 353,71 +2,53 91,71 90,60 0,0<br />
MedBioHealth EUR H € 349,25 332,62 +2,23 101,18 100,07 0,0<br />
MedBioHealth I € 403,90 384,67 +2,63 90,67 89,55 0,0<br />
MedBioHealth I H € 392,14 373,47 +2,36 93,05 91,93 0,0<br />
Mercedes-Benz Bk A € 101,23 98,04 +0,52 14,16 14,92 0,0<br />
Mercedes-Benz Bk B € 100,78 97,14 +0,65 11,70 11,74 0,0<br />
Mercedes-Benz Bk C € 103,24 98,56 +1,07 25,56 25,58 0,0<br />
Mu.In.Spezial OP R € 52,76 50,13 +0,52 56,39 56,39 0,0<br />
Mult.Inv.Global OP € 48,29 45,88 +1,08 45,98 45,98 0,0<br />
Multi Invest OP F € 53,11 51,56 +1,20 61,67 61,82<br />
Multi Invest OP R € 46,65 44,32 +1,19 43,38 43,52 0,0<br />
OCP International € 99,98 95,22 +4,37 56,37 55,81 0,0<br />
Pf Defensiv OP € 60,55 58,79 +0,88 -0,01 -0,03 0,0<br />
Pf Dynamisch OP € 60,05 57,19 +1,24 45,56 45,56 0,0<br />
Pf Moderat OP € 52,70 50,19 +1,01 0,38 0,38 0,0<br />
Pharma/Health $ 500,32 490,51 +1,45 70,89 67,88 0,0<br />
PTAM Bal. Pf. OP € 63,58 60,55 +0,82 23,01 21,73 0,0<br />
PTAM Def.Portf.OP € 57,68 54,93 +1,33 20,70 20,04 0,0<br />
Rentenstrat.MM.OP € 54,28 52,19 +0,37 -2,50 -2,50 0,0<br />
SOP Anl ChinaPl I € 54,07 54,07 +0,33 0,00 0,00<br />
SOP Anl ChinaPl I $ 54,67 54,67 +0,35 0,00 0,00<br />
SOP Anl ChinaPl R € 55,41 53,80 +0,32 0,00 0,00<br />
SOP Anl ChinaPl R $ 56,00 54,37 +0,33 0,00 0,00<br />
SOP MultiAssAll I € 52,88 52,88 +1,97 1,49 1,49<br />
SOP MultiAssAll R € 53,68 52,12 +1,94 1,48 1,48<br />
Special Opp. € 49,30 46,95 +1,65 59,32 59,32 0,0<br />
Swiss Opportunity CH 238,19 226,85 +1,76 54,38 52,08 0,0<br />
Tib.Act.Commodity $* 79,55 75,76 +0,03 0,00 0,00 0,0<br />
Tib.EuroBond OP I € 131,55 127,72 -0,07 0,00 0,00 0,0<br />
Tib.EuroBond OP R € 125,61 121,95 -0,08 0,00 0,00 0,0<br />
Tib.Int.Bond OP I € 140,12 136,04 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />
Tib.Int.Bond OP R € 133,57 129,68 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />
Top Ten Balanced € 66,65 64,40 +0,92 34,55 34,55 0,0<br />
Top Ten Classic € 80,48 76,65 +1,17 24,74 24,74 0,0<br />
US Opportunities OP $ 186,02 177,16 +1,51 41,88 40,73 0,0<br />
Sarasin Multi Label SICAV<br />
New Energy Fund €* 6,11 5,76 +2,31 0,0<br />
SC Starpoint A-EUR € 202,01 192,39 +2,33 15,96 14,78 1,8<br />
SC Priamos € 186,04 177,18 +2,81 38,81 36,26 0,0<br />
SC Argos € 154,89 150,38 +0,42 0,00 -0,01 0,0<br />
SC Winbonds plus A € 172,25 167,23 +0,64 2,58 2,27 3,6<br />
SC BondValue UI €* 73,41 71,27 +0,56 0,00 0,00<br />
SC Huber-Strategy1 € 144,05 139,85 +1,46 18,95 18,50 0,0<br />
Tel.: 069 58998-6060<br />
www.union-investment.de<br />
BBBank Dyna.Uni. €* 54,70 53,37 +2,30 30,80 29,69 0,0<br />
BBBank Kont.Uni. €* 73,06 71,63 +1,59 11,48 11,16 0,0<br />
BBBank Wach.Uni. €* 60,44 58,97 +1,92 25,82 25,19 0,0<br />
BBBankRenSel 2015 €* 44,70 43,60 +0,09 0,00 0,00 0,0<br />
BBV-Fonds-Union €* 54,74 53,15 +1,14 0,00 0,00 0,0<br />
BBV-Invest-Union €* 136,04 129,56 +2,25 41,97 40,45 0,0<br />
Condor-Fd.Union €* 55,42 53,81 +0,75 -5,15 -5,15 0,0<br />
FVB-Dt. Aktienfds €* 53,16 51,86 +2,39 16,76 16,54 0,0<br />
FVB-Dt. Rentenfds €* 42,08 41,46 +0,34 0,00 0,00 0,0<br />
Geno AS:1 €* 70,16 68,12 +1,49 20,44 19,70 0,0<br />
Invest Euroland €* 57,57 55,89 +2,23 -1,61 -1,72 0,0<br />
Invest Global €* 81,72 79,34 +1,73 29,87 29,50 0,0<br />
KasselerB.UniSel. €* 37,84 37,84 +2,10 28,01 26,89 0,0<br />
KCD Uni. Aktien €* 50,28 50,28 +1,66 7,44 6,90 0,0<br />
KCD Uni.Renten+ €* 54,52 54,52 +0,42 0,00 0,00 0,0<br />
KCD-Uni Nachh.Mix €* 58,53 56,83 +0,91 3,38 2,98 0,0<br />
LIGA-Pax-Aktien-U. €* 40,93 40,93 +2,38 13,50 11,79 0,0<br />
LIGA-Pax-K-Union €* 38,85 38,28 +0,13 0,00 0,00 0,0<br />
LIGA-Pax-Rent-Unio €* 27,23 26,44 +0,27 0,00 0,00 0,0<br />
MultiStratGloUnion €* 81,21 79,62 +0,57 -1,85 -1,85 0,0<br />
MVB RentaSel 2017 €* 51,38 49,87 +0,24 0,00 0,00 0,0<br />
MVB Union Global + €* 60,63 58,30 +1,60 8,08 7,47 0,0<br />
Priv.Fonds:Flex. €* 114,14 114,14 +0,48 8,32 8,04 0,0<br />
Priv.Fonds:FlexPro €* 136,92 136,92 +1,43 15,69 16,13 0,0<br />
Priv.Fonds:Kontr.p €* 146,69 146,69 +1,14 14,83 16,50 0,0<br />
PrivFd:Kontrolliert €* 127,25 127,25 +0,71 9,82 10,55 0,0<br />
Profi-Balance €* 66,91 65,60 +0,86 24,16 23,90 0,0<br />
Stuttg.Bk.Rentinv. €* 41,89 40,67 +0,20 0,00 0,00 0,0<br />
SüdwBk.Intershare €* 63,46 61,61 +1,92 21,44 20,30 0,0<br />
Südwestbk.-Inter. €* 44,37 43,08 +0,82 0,01 0,01 0,0<br />
Uni21.Jahrh.-net- €* 32,50 32,50 +1,66 -1,13 -1,05 0,0<br />
UniDeutschl. XS €* 123,96 119,19 +0,47 66,37 67,55 0,0<br />
UniDeutschland €* 201,76 194,00 +2,48 33,88 32,29 0,0<br />
UniEu.Renta-net- €* 58,21 58,21 +1,50 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuroAktien €* 67,90 64,67 +2,21 4,94 4,67 0,0<br />
UniEuropa-net- €* 64,15 64,15 +2,46 21,49 20,03 0,0<br />
UniEuroRenta €* 71,01 68,94 +0,57 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuroRentaHigh Y €* 38,34 37,22 +0,70 0,00 0,00 0,0<br />
Unifavorit: Aktien €* 120,39 114,66 +1,71 72,05 71,83 0,0<br />
UniFonds €* 55,28 52,65 +1,88 44,17 43,99 0,0<br />
UniFonds-net- €* 80,25 80,25 +1,88 31,94 31,78 0,0<br />
UniGlobal €* 196,89 187,51 +1,73 39,97 39,69 0,0<br />
UniGlobal-net- €* 113,37 113,37 +1,74 35,86 35,60 0,0<br />
UniJapan €* 46,61 44,39 +1,72 -14,67 -15,10 0,0<br />
UniKapital €* 115,33 113,07 +0,35 0,00 0,00 0,0<br />
UniKapital-net- €* 43,24 43,24 +0,37 0,00 0,00 0,0<br />
UniNachhaltig A Gl €* 87,61 83,44 +1,00 47,92 47,66 0,0<br />
UniNordamerika €* 238,77 227,40 +1,52 40,93 40,41 0,0<br />
UnionGeldmarktfds €* 49,60 49,60 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />
UniRak €* 121,04 117,51 +1,86 43,36 42,63 0,0<br />
UniRak Kons.-net-A €* 115,84 115,84 +1,33 11,20 11,32 0,0<br />
UniRak Konserva A €* 118,46 116,14 +1,33 11,36 11,35 0,0<br />
UniRak -net- €* 64,01 64,01 +1,85 22,39 21,76 0,0<br />
UniRenta €* 21,84 21,20 +1,73 0,00 0,00 0,0<br />
UniSel. Global I €* 67,66 65,69 +2,13 37,08 36,30 0,0<br />
UniStrat: Ausgew. €* 60,87 59,10 +1,63 13,72 13,31 0,0<br />
UniStrat: Dynam. €* 50,49 49,02 +2,06 19,34 19,12 0,0<br />
UniStrat: Flex net €* 53,78 53,78 +0,41 1,07 0,95 0,0<br />
UniStrat: Konserv. €* 70,52 68,47 +1,20 11,81 11,73 0,0<br />
UniStrat:Flexibel €* 54,93 53,33 +0,41 1,74 1,53 0,0<br />
UniStrat:Offensiv €* 47,25 45,87 +2,21 20,87 20,21 0,0<br />
VR Main.Sel.Union €* 61,04 61,04 +0,41 17,58 16,99 0,0<br />
VR WestMünsterland €* 51,38 50,40 +0,68 -1,93 -2,13 0,0<br />
VR-BK RH.-NK.UNI.BA €* 127,79 124,37 +0,69 5,59 5,16 0,0<br />
Union Investment Luxemburg<br />
BBBank Konz Divid €* 49,53 48,56 +2,10 12,72 11,59 0,0<br />
Ch.Vielfalt2020 II €* 108,45 +0,70 0,00 0,00 0,6<br />
Chanc.Vielfalt2020 €* 110,29 +1,01 0,00 0,00 0,4<br />
ChancenVielfalt 21 €* 100,50 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />
Deutschl. 2016 III €* 116,44 +0,38 0,00 0,00 2,6<br />
Ern. Ener. (2018) €* 112,33 +0,98 0,00 0,00 3,7<br />
LIGA-Pax-Cattol.-U €* 1649,34 1620,97 +0,90 40,68 39,14 0,0<br />
LIGA-Pax-Corp.-U. €* 45,51 44,18 +0,34 0,00 0,00 0,0<br />
UG BoA Kon.2015 €* 124,47 +0,05 0,00 0,00 15,1<br />
UGaTop: Europa III €* 120,37 114,58 +0,04 -4,27 -4,27 21,0<br />
UGTEuropa €* 136,34 129,79 +0,20 0,09 0,09 27,0<br />
UGTEuropa II €* 123,28 117,35 +0,03 -2,81 -2,81 20,5<br />
UGTop:Europa V €* 117,50 111,85 +0,07 -3,81 -3,81 16,6<br />
UiGa.95:AkWelt2020 €* 117,32 +0,57 0,00 0,00 0,2<br />
UIGl.High.YieldBds €* 46,10 46,10 +0,77 0,00 0,00 0,0<br />
UnGa95ChViel2019II €* 98,08 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />
Uni.Eur. M&S.Caps €* 49,47 47,57 +1,82 58,43 59,41 0,2<br />
UniAsia €* 65,91 62,77 +2,18 56,72 55,12 5,2<br />
UniAsia Pac.net €* 124,42 124,42 +1,83 61,20 60,35 0,3<br />
UniAsia Pacific A €* 125,79 120,95 +1,84 61,07 60,28 0,6<br />
UniCommodities €* 48,52 46,21 +1,43 0,00 0,00 0,0<br />
UniDividAss net A €* 62,64 62,64 +1,95 23,01 21,99 0,0<br />
UniDividendenAss A €* 64,53 62,05 +1,96 24,51 23,20 0,0<br />
UniDyn.Eur-net A €* 49,60 49,60 +2,33 50,27 50,63 0,1<br />
UniDyn.Europa A €* 83,43 80,22 +2,33 52,07 52,05 0,0<br />
UniDyn.Gl.-net- A €* 31,64 31,64 +1,64 50,48 50,81 0,0<br />
UniDynamic Gl. A €* 51,07 49,11 +1,63 52,08 52,03 0,0<br />
UniEM Fernost €* 1679,76 1599,77 +1,85 64,54 64,04 35,3<br />
UniEM Osteuropa €* 1979,55 1885,29 +1,27 -2,53 -3,31 0,0<br />
UniEMGlobal €* 85,47 81,40 +2,33 47,04 46,44 0,5<br />
UniEuRe 5J €* 53,64 51,56 +0,72 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe Co 2016 €* 44,38 43,94 +0,02 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe Co 2017 €* 45,38 44,49 +0,04 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe Co 2018 €* 42,94 42,10 +0,07 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe CoDeu19nA €* 104,15 +0,16 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe CorDeut19A €* 104,39 +0,17 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe Corp A €* 52,92 51,38 +0,53 0,00 0,00 0,0<br />
UniEuRe EM 2021 €* 102,35 99
46 FINANZEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
RENDITE DEUTSCHER<br />
STAATSANLEIHEN<br />
mit 10-jähriger Laufzeit<br />
EUROPÄISCHER<br />
ANLEIHENMARKT<br />
Anteil in Milliarden Euro<br />
ANTEIL NEGATIV VERZINSTER<br />
STAATSANLEIHEN<br />
Weltweit, Angaben in Billionen Euro<br />
DIE BISHERIGEN<br />
ANLEIHENKAUFPROGRAMME<br />
umgerechnet in Billionen Euro<br />
2<br />
2. Jan. 2014<br />
1,946 %<br />
25. Feb. 2015<br />
0,347 %<br />
Italien<br />
1607<br />
Frankreich<br />
1351<br />
20<br />
18<br />
negativ verzinste Staatsanleihen<br />
positiv verzinste Staatsanleihen<br />
USA<br />
3,5<br />
BLN<br />
Euro<br />
Anteil zum BIP<br />
BIP<br />
Japan*<br />
1,47<br />
16<br />
1<br />
Östereich<br />
188<br />
Irland<br />
95<br />
Deutschland<br />
1094<br />
Spanien<br />
706<br />
Niederlande<br />
319<br />
14<br />
12<br />
0,5<br />
1,14<br />
0<br />
2014 2015<br />
Portugal<br />
92<br />
Belgien<br />
301<br />
Finnland<br />
79<br />
10<br />
2009 2010<br />
2011 2012 2013 2014 heute<br />
Großbritannien<br />
Eurozone<strong>**</strong><br />
* erwartete Summe Ende 2015, <strong>**</strong> angekündigte Summe<br />
QUELLE: INVESTING.COM<br />
QUELLE: CITI RESEARCH, DMOS, BLOOMBERG<br />
QUELLE: BANK OF AMERICA MERRILL LYNCH; 13.JAN. 2015<br />
QUELLE: NOMURA, MORGAN STANLEY<br />
ANLEIHENKÄUFE DER EZB<br />
Europa wirft die Notenpresse an<br />
Von diesem Monat an wird die Europäische Zentralbank<br />
Anleihen der Euro-Staaten, also deren Schuldscheine, am<br />
Markt aufkaufen. 60 Milliarden Euro will sie dafür jeden<br />
Monat ausgeben, mindestens bis September 2016. Das ergibt<br />
1140 Milliarden Euro, die sie in den kommenden anderthalb<br />
Jahren aus dem Nichts schafft und dann für den Kauf der<br />
Anleihen am Finanzmarkt ausgibt.<br />
Diese Summe soll gemäß dem Kapitalanteil der Euro-<br />
Mitglieder an der EZB verteilt werden. Daher entfällt auf<br />
deutsche Staatsanleihen der größte Betrag, rund ein Viertel<br />
des Geldes, das die Notenbank in den Markt pumpen will.<br />
Dabei machen deutsche Schuldscheine weniger als 20 Prozent<br />
aller Anleihen der Euro-Staaten aus. Andere Länder,<br />
wie Frankreich und Italien, haben weit mehr Schulden<br />
ausstehen. Aus diesen Ländern wird die EZB dennoch weniger<br />
Papiere erwerben. Allerdings hatte sie von einigen Krisenländern<br />
wie Italien und Spanien bereits vor Jahren Anleihen<br />
für über 200 Milliarden Euro aufgekauft.<br />
Mit den anstehenden Anleihenkäufen kopiert die EZB,<br />
was andere Notenbanken schon seit Jahren praktizieren.<br />
Sinn und Zweck des Unterfangens war es dabei stets, die<br />
Zinsen weiter zu drücken. Dadurch wird es Unternehmen<br />
noch leichter gemacht, Kredite aufzunehmen. Sie sollen<br />
mehr investieren und so zur Konjunkturerholung beitragen.<br />
Zumindest in den USA hat dies auch funktioniert.<br />
Die Zinsen immerhin haben in Europa schon reagiert.<br />
Seit Monaten stürzen sie immer tiefer. Deutsche Staatsanleihen<br />
mit zehnjähriger Laufzeit werden nur noch mit<br />
0,30 Prozent verzinst. Bis zu einer Laufzeit von sechs Jahren<br />
ist die Rendite sogar negativ. Wer dem deutschen Finanzminister<br />
also derzeit Geld für bis zu sechs Jahre leiht,<br />
bekommt nicht nur keine Zinsen. Er erhält am Ende der<br />
Laufzeit sogar weniger zurück, als er verliehen hat.<br />
Aber auch die Anleihen anderer Staaten sind inzwischen<br />
häufig bereits negativ verzinst. In Frankreich etwa gilt das<br />
für Laufzeiten von bis zu vier Jahren. In der Schweiz sogar<br />
bis zu neun Jahren. Weltweit bringt heute schon rund ein<br />
Drittel aller staatlichen Schuldscheine den Anlegern negative<br />
Renditen – sie verlieren damit also Geld. Das ist von den<br />
Notenbanken letztlich auch genau so gewollt, denn nur so<br />
lassen sich die Finanzen der überschuldeten Staaten sanieren.<br />
Zahlen müssen dafür jedoch die Anleger, und das sind<br />
vor allem Kunden von Lebensversicherungen oder privat<br />
Rentenversicherte.<br />
fhs<br />
REKORDE AN DER BÖRSE<br />
LÖHNE STEIGEN<br />
WAS MACHEN DIE GESCHÄFTE, HERR BREIDENBACH?<br />
Dax vs. MDax, Angaben indiziert<br />
200<br />
MDax Dax<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
–50<br />
QUELLE: BLOOMBERG<br />
Februar 2010 Februar 2015<br />
3,2<br />
„Wir haben keine<br />
Probleme mit<br />
Transparenz“<br />
Börse? Läuft. Sowohl der Dax (11.401 Punkte) als auch der<br />
MDax (20.109) stellten in der vergangenen Woche Rekorde<br />
auf. Dabei liefen die Nebenwerte den Dickschiffen zuletzt den<br />
Rang ab. Kurzfristig achtsam sein sollten Anleger bei Aktien<br />
sowieso: Der Markt droht ein wenig heiß zu laufen.<br />
SCHEIN-WELT<br />
Neuer<br />
Zwanziger:<br />
So sicher<br />
wie nie<br />
VON FRANK STOCKER<br />
EZB-Chef Draghi betritt den<br />
Raum, hält eine kurze Rede,<br />
tritt an einen überdimensionierten<br />
20-Euro-Schein, unterschreibt<br />
ihn, Blitzlichtgewitter – und tritt<br />
wieder ab. Die Präsentation der neuen<br />
Banknote am Dienstagnachmittag fiel<br />
denkbar kurz aus. Vielleicht lag es an den<br />
turbulenten Tagen davor. Dabei gab es<br />
durchaus etwas Besonderes zu berichten.<br />
Denn der neue Zwanziger, der am 25. November<br />
in Umlauf kommt, enthält ein<br />
neues, einzigartiges Sicherheitsmerkmal.<br />
Das Fenster im Hologramm auf dem Silberstreifen<br />
wird nämlich durchsichtig,<br />
wenn man es gegen das Licht hält, und<br />
dabei ist dann ein Porträt der mythologischen<br />
Gestalt der Europa zu erkennen.<br />
Dadurch soll der neue Schein noch sicherer<br />
werden – und das ist auch dringend<br />
notwendig. Denn in den vergangenen<br />
Monaten ist die Zahl der entdeckten<br />
Blüten sprunghaft angestiegen. Im ersten<br />
Halbjahr 2014 waren es in der gesamten<br />
Eurozone noch 331.000, im zweiten<br />
Halbjahr dagegen schon 507.000. Und 60<br />
Prozent der Fälschungen entfielen auf<br />
den Zwanziger.<br />
Die übrigen Sicherheitsmerkmale des<br />
neuen Zwanzigers sind identisch mit jenen,<br />
die schon beim neuen Fünfer und<br />
Zehner zum Einsatz kommen. Dazu gehört<br />
die in Smaragdgrün gehaltene Wertzahl,<br />
deren Farbe sich beim Kippen des<br />
Scheines ändert. Zudem erhält der neue<br />
20-Euro-Schein auch die typische Riffelung<br />
am linken und rechten Rand der<br />
Vorderseite sowie beim Hauptmotiv, bei<br />
der Schrift und der großen Wertzahl.<br />
Prozent betrug der Zuwachs der Tariflöhne 2014 nach<br />
Angaben des Statistischen Bundesamtes. Die tatsächlich<br />
gezahlten Bruttomonatsverdienste stiegen zwar nur um<br />
2,4 Prozent, da viele nicht nach Tarif bezahlt werden. Bei<br />
einer Inflationsrate nahe null ist dies dennoch gut.<br />
Der neue 20-Euro-Schein<br />
kommt im Winter<br />
in Umlauf<br />
Das Design der Banknote dagegen ändert<br />
sich nur leicht. Die blaue Farbe<br />
bleibt erhalten, auch wenn sich einige<br />
Rot- und Türkistöne dazugesellen. Auch<br />
die Motive – Fenster und Brücken aus<br />
der Zeit der Gotik – bleiben identisch.<br />
Nur erscheint die Brücke auf der Rückseite<br />
künftig dreidimensional.<br />
Die EU-Erweiterung der vergangenen<br />
Jahre bringt es mit sich, dass die Währungsbezeichnung<br />
„EURO“ nun auch in<br />
kyrillischen Buchstaben aufgedruckt ist.<br />
Zudem sind auf der Europakarte nun<br />
auch Malta und Zypern eingezeichnet.<br />
Und der neue Zwanziger fühlt sich ein<br />
wenig anders an, da er mit einer Lackschicht<br />
überzogen ist. Das soll bewirken,<br />
dass er länger hält. Denn der Zwanziger<br />
gehört nicht nur zu den meistgefälschten,<br />
sondern auch zu den meistbenutzten<br />
Euro-Banknoten.<br />
Im Krisenjahr 2004 eingestiegen, ist Rolf Breidenbach<br />
der erste nicht aus der Eigentümerfamilie stammende<br />
Manager bei der Hella KGaA, dem weltweit führenden<br />
Automobilzulieferer für Licht und Elektronik. Mittlerweile<br />
laufen die Geschäfte<br />
deutlich besser. Das macht sich auch an<br />
der Börse bemerkbar. Erst seit November<br />
des vergangenen Jahres ist der Konzern<br />
KAUFEN<br />
an der Börse notiert, und die Anteilseigner<br />
können bislang äußerst zufrieden<br />
sein: Vom Ausgabepreis bei 27,50 Euro ist 50<br />
SDAX<br />
der Kurs der im Sdax notierten Aktie auf<br />
über 42 Euro gestiegen – ein Plus von<br />
30<br />
fast 50 Prozent. Und der ehemalige<br />
10<br />
McKinsey-Mann Breidenbach rechnet<br />
auch für die kommenden Jahre mit deutlichem<br />
Nov. 2014<br />
Wachstum.<br />
WELT AM SONNTAG: Als Chef<br />
eines Autozulieferers sind Sie am<br />
Puls der Wirtschaft. Wann kommt<br />
Europa endlich aus dem Tal der<br />
Tränen?<br />
ROLF BREIDENBACH: In der aktuellen<br />
Nachrichtenlage geht leicht<br />
unter, dass Europa sehr vielschichtig<br />
ist. Wir beobachten zur Zeit durchaus<br />
positive Signale etwa in Märkten wie Großbritannien, Spanien<br />
und Portugal, aber auch Deutschland. Insgesamt sind<br />
wir verhalten optimistisch.<br />
Die Automobilindustrie wächst zunehmend außerhalb<br />
Deutschlands. Welche Rolle spielt der Standort Deutschland<br />
noch für Sie?<br />
Gemessen an den Endkundenmärkten haben wir im ersten<br />
Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres rund 16 Prozent<br />
unseres Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet. Der Anteil<br />
von Europa insgesamt liegt bei über 50 Prozent. Deutschland<br />
ist und bleibt für die Automobilindustrie aber ein zentraler<br />
Markt und ein wichtiger Standort. Entsprechend setzen wir<br />
auf unsere deutschen Standorte.<br />
Die Hella-Aktie ist seit dem Börsengang im vergangenen<br />
November um rund 50 Prozent gestiegen. Ist damit die<br />
Kursfantasie raus?<br />
Wir sehen den Kursanstieg als eine Bestätigung für unseren<br />
langfristigen Wachstumskurs. Wir konzentrieren uns darauf,<br />
diese Entwicklung fortzusetzen und unseren Aktionären<br />
dauerhaft eine attraktive Perspektive zu bieten.<br />
Wie wollen Sie diese Versprechen erfüllen?<br />
Die größten Wachstumschancen sehen wir im Segment Automotive.<br />
Hier haben wir durch innovative Produkte und Lösungen<br />
in den Bereichen Licht und Elektronik im ersten<br />
Halbjahr 2014/2015 ein Umsatzwachstum<br />
von zehn Prozent realisiert.<br />
5 – –<br />
HALTEN<br />
ANALYSTENSCHÄTZUNGEN<br />
Hella KGAA Hueck & CO<br />
VERKAUFEN<br />
Feb. 2015<br />
„Positive Signale<br />
aus Spanien<br />
und Portugal“<br />
QUELLE: BLOOMBERG<br />
Schaffen Sie das auch darüber hinaus?<br />
Die aktuelle Entwicklung ist Teil unserer<br />
langfristigen Strategie. Wir erreichen seit<br />
über fünf Jahren Wachstumsraten in<br />
dieser Größenordnung und arbeiten konzentriert<br />
daran, diese Erfolgsgeschichte<br />
fortzuschreiben.<br />
Was haben Sie mit den Erlösen aus<br />
dem Börsengang vor?<br />
Konkret dienen die Erlöse zum Beispiel<br />
der Finanzierung von Innovationsprojekten<br />
in den Bereichen LED-Technologie<br />
und Energiemanagement.<br />
Benötigen Sie auch Kapital für Übernahmen?<br />
Wir setzen auf kleinere und mittlere<br />
Akquisitionen. Hier wollen wir uns insbesondere<br />
auf die Bereiche Elektronik,<br />
Ersatzteilhandel und Spezialanwendungen konzentrieren, um<br />
das technologische Spektrum zu erweitern und die internationale<br />
Präsenz zu stärken.<br />
Als börsennotiertes Unternehmen müssen Sie Anlegern<br />
und Analysten alle drei Monate Rede und Antwort stehen.<br />
Macht Ihnen das Ihr Leben schwerer?<br />
Nein. Wir haben in der Vergangenheit bereits erfolgreich<br />
Anleihen emittiert und veröffentlichen seit langer Zeit Quartalsberichte.<br />
Hella verfügt über ein solides Geschäftsmodell,<br />
daher hatten und haben wir kein Problem mit Transparenz.<br />
Sie bezeichnen die LED-Technologie als Megatrend.<br />
Wann werden all unsere Fahrzeuge damit ausgerüstet<br />
sein?<br />
Die LED-Technologie war in der Vergangenheit wie viele<br />
Innovationen zunächst vor allem im Premiumsegment vertreten.<br />
Mittlerweile sind wir bereits in fast allen Fahrzeugklassen<br />
und Regionen angekommen. Wir rechnen damit, dass<br />
in Europa bis zum Ende dieses Jahrzehnts ein signifikanter<br />
Anteil aller Neuwagen mit LED-Technologie ausgestattet sein<br />
wird.<br />
Das Interview führte Christian Euler
Kultur<br />
Der Philosoph<br />
des Nachtlebens<br />
WESTBAM S. 50/51<br />
Die Ästhetik des<br />
Morgenlandes<br />
RENAISSANCE S. 48<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 47<br />
DIE SERIE<br />
Die<br />
Literatur,<br />
meine<br />
Erfüllung<br />
W<br />
Wen Fritz J. Raddatz zu sich nach Hause<br />
einlud, dem wurde die seltene Ehre rasch<br />
bewusst, dafür sorgte der formvollendete<br />
Gastgeber im Zweifelsfall selbst. Die nicht<br />
besonders große Wohnung in bester Alsterlage<br />
ist ein grandioses Gesamtkunstwerk,<br />
in dem jedes Möbelstück und jeder Teelöffel<br />
von designhistorischem Wert sind, von den<br />
Gemälden und Zeichnungen an den Wänden<br />
zu schweigen. „Wenn wir auch noch<br />
über Kunst reden wollten, müssten Sie vier<br />
Sondernummern drucken“, sagt Raddatz.<br />
Später, beim inoffiziellen Teil am Abend,<br />
weiß man nicht, wohin man das Champagnerglas<br />
stellen soll, ohne den edlen Tisch<br />
zu zerkratzen. Es gibt Kaviar auf Brot, der<br />
Hausherr bedient selbst.<br />
Wir haben Raddatz um ein Gespräch<br />
über fünf Bücher gebeten, die ihn in verschiedenen<br />
Lebensphasen besonders geprägt<br />
haben. Er hat sich perfekt vorbereitet,<br />
die Bücher liegen gestapelt auf dem<br />
Tisch im üppig begrünten Wintergarten,<br />
dazu kleine Preziosen, wie eine Postkarte<br />
von Thomas Mann, der dem entflammten<br />
17-jährigen Schüler freundlich antwortete:<br />
„Sie haben mir mit Ihrem Brief eine Freude<br />
gemacht...“ Ein Interview im eigentlichen<br />
Sinne wird es nicht, Raddatz hält zu<br />
jedem Werk ein Kurzreferat, ohne irgendwelche<br />
Notizen. Irgendwann sagt er en<br />
passant zu einem Ereignis im kommenden<br />
Jahr, dann sei er gar nicht mehr da.<br />
Wir vereinbaren, dass Raddatz diesen<br />
Text vor Erscheinen gegenlesen soll. Mitte<br />
Februar seine Mitteilung, dass man sich<br />
für die Abschrift so viel Zeit nehmen könne,<br />
wie man brauche und wolle. Zehn Tage<br />
später stirbt Fritz J. Raddatz, selbstbestimmt,<br />
in freier Entscheidung. Diese fünf<br />
Bücher sind nun ein Abschiedsgruß.<br />
- Richard Kämmerlings<br />
KARL MARX UND FRIEDRICH ENGELS:<br />
„DAS KOMMUNISTISCHE MANIFEST“<br />
Ich hoffe, Sie damit zu verblüffen: Eine<br />
meiner ersten ganz wichtigen Leseerfahrungen<br />
war das Kommunistische Manifest<br />
– und zwar als sehr junger Schüler<br />
eines sehr vornehmen Westberliner<br />
Gymnasiums, unmittelbar nach dem<br />
Krieg. Ich war 15 oder 16. Dort ging ich,<br />
zum Entsetzen aller anderen, der Mitschüler,<br />
aber natürlich vor allem der<br />
Lehrer, auf dem Pausenhof mit einer roten<br />
Nelke im Knopfloch umher und las<br />
mit lauter Stimme aus dem Kommunistischen<br />
Manifest vor. Natürlich mit dem<br />
Kurz vor seinem<br />
Tod baten wir<br />
Fritz J. Raddatz, uns<br />
die fünf wichtigsten<br />
Bücher seines Lebens<br />
vorzustellen. Das<br />
Protokoll eines letzten<br />
Gesprächs, das nun<br />
zum Vermächtnis eines<br />
großen Geistes<br />
geworden ist<br />
berühmten Eingangssatz: „Ein Gespenst<br />
geht um in Europa“ usw.<br />
Ich hatte damals eine sehr linke Phase,<br />
das hat sich im Laufe des Lebens etwas<br />
gegeben. Damals stand ich nicht zuletzt<br />
unter dem geistigen Einfluss meines<br />
Vormunds, den ich als Vollwaise hatte,<br />
eines Pastors, der aus dem antifaschistischen<br />
Widerstand kam und ein<br />
sogenannter religiöser Sozialist war. Pastor,<br />
ordinierter Theologe, auch gläubiger<br />
Christ – und zugleich Kommunist<br />
und sogar Mitglied der SED. Ich war<br />
nicht nur sein Mündel, sondern auch<br />
sein Zögling. Er war auch mein erster<br />
Geliebter und er hat etwas getan, was<br />
wohl nicht ganz in Ordnung ist, nämlich<br />
sein minderjähriges Mündel verführt.<br />
Er hat sich aber nicht nur an meinem<br />
Schwanz interessiert gezeigt, sondern<br />
mich auch zu erziehen versucht. Er war<br />
ungewöhnlich gebildet, stand aber eben<br />
auch sehr links, machte mich mit Shakespeare<br />
oder Thomas Mann vertraut, aber<br />
auch mit Maxim Gorki. Dann habe ich<br />
das „Kommunistische Manifest“ und<br />
bald auch anderes von Marx entdeckt.<br />
Wie heute noch habe ich damals nicht<br />
sehr viel von Ökonomie verstanden, aber<br />
eigenartigerweise hat mich die fast alttestamentarisch<br />
flammende Sprache<br />
sehr beeindruckt. Später hat die Forschung<br />
herausgefunden, dass der Hauptanteil<br />
in Wahrheit von Engels ist, aber<br />
einige Passagen sind ganz deutlich Marx,<br />
der frühe Marx und seine Sprache.<br />
Es ist von einer aufregend verblüffenden,<br />
erschreckenden Aktualität. Nehmen<br />
wir die Kinderarbeit bei der Baumwollproduktion,<br />
die heute in Bangladesch<br />
schlimmer denn je ist. Seine Analyse der<br />
Globalisierung – dieses Wort kommt bei<br />
Marx tatsächlich an anderer Stelle schon<br />
„So sind die lieben Schriftsteller, ich weiß, wovon ich rede“: Der Journalist und Autor Fritz J. Raddatz (1931–2015)<br />
vor – ist von einer Genauigkeit und einer<br />
revolutionären Passion, die beeindruckend<br />
ist. Und ich kann nur allen Ihren<br />
Lesern empfehlen, sich diese paar Seiten<br />
einmal ernsthaft vorzunehmen, dann<br />
werden sie sehen, dass die Struktur des<br />
Kapitalismus tatsächlich immer noch<br />
dieselbe ist. Insofern geniere ich mich<br />
nicht meiner jugendlichen Emphase.<br />
Für meine Marx-Biografie habe ich<br />
später dann die 34 Bände der Blauen<br />
Ausgabe gelesen. Da habe ich auf andere<br />
Dinge geachtet und bin auf Fehlurteile<br />
von Marx gestoßen, etwa seine falsche<br />
Anthropologie: Er meint, er kann die<br />
Menschen ins Paradies führen, und weiß<br />
natürlich ganz genau, was das Paradies<br />
ist. Aber ich rede ja davon, was mir damals<br />
wichtig gewesen war, was Klein-<br />
Fritzchen zum Denken gebracht hat und<br />
zum Weiterdenken natürlich dann auch.<br />
Ich war nie Marxist, weil ich sehr früh<br />
Widerstände aufgebaut habe.<br />
Ich erinnere noch eine Szene im Gymnasium,<br />
mit einer übrigens sehr netten<br />
und freundlichen, aber nicht übermäßig<br />
gebildeten Deutschlehrerin. Im Deutschunterricht<br />
war ich der Star und kriegte<br />
immer eine Eins, konnte überhaupt das<br />
Abitur nur bestehen, weil ich frecherweise<br />
von den angebotenen Aufsatzthemen<br />
alle drei schrieb. Ich habe damals offenbar<br />
schnell geschrieben. Jedenfalls war<br />
ich fast ein Monster im Deutschunterricht.<br />
Die Lehrerin erzählte uns irgendwas<br />
über Stefan Zweig, bis ich mittendrin<br />
aufstand und sagte: Darf ich Sie darauf<br />
aufmerksam machen, dass es auch noch<br />
einen anderen Zweig gibt, der heißt mit<br />
Vornamen Arnold. Riesenverblüffung,<br />
die arme Frau hatte den Namen Arnold<br />
Zweig noch nie gehört. Noch als West-<br />
Berliner Bürger war ich sehr viel in Ost-<br />
Berlin unterwegs, im Haus der Kulturen<br />
der Sowjetunion sah ich die frühen Gorki-Filme<br />
und war unter anderem dabei,<br />
als Arnold Zweig aus der Emigration zurückkehrte,<br />
und bei der Rückkehr von<br />
Brecht, bei der Brecht gellend schwieg<br />
und gelobt und gefeiert wurde.<br />
THOMAS MANN: „DOKTOR FAUSTUS“<br />
Ich war kein Politiker, habe auch nicht<br />
Politik, sondern Literatur studiert und<br />
war sehr früh und sehr schnell ein literarisch<br />
und kunstinteressierter Mensch.<br />
Mein zweites einschneidendes Erlebnis<br />
war Thomas Mann, und zwar der „Doktor<br />
Faustus“, den ich auch von diesem<br />
Pastor zu lesen bekam. Da war ich immer<br />
noch Schüler und war tief beeindruckt<br />
und aufgewühlt. Ich glaube nicht,<br />
dass ich damals das Buch wirklich verstanden<br />
habe, dazu ist es ja zu kompliziert.<br />
Aber ich habe verstanden, was<br />
Thomas Mann meinte, als er sagte, dies<br />
sei sein „Wehe-Buch“ und sein großer<br />
Abschied von Deutschland und sein Aufschrei.<br />
Also ein sehr politisches Buch.<br />
Hier sind wir beim Übergang vom rein<br />
Politischen ins Literarische.<br />
Als ich 1949 Abitur machte, war das<br />
Buch in Deutschland noch gar nicht erschienen.<br />
Bermann-Fischer hatte es in<br />
Stockholm verlegt, es war also ganz<br />
schwer zu kriegen. Woher der „Pfaffe“,<br />
wie ich ihn immer nannte, es hatte, weiß<br />
ich nicht. Ich habe es wie eine Bibel verschlungen,<br />
obwohl das ja ein ziemlich dicker<br />
Schinken ist. Und in der Abiturprüfung,<br />
zu der in meinem speziellen Fall<br />
eigens der Schulrat kam, wurde ich befragt,<br />
worüber ich referieren möchte, ich<br />
hatte, sagen wir, zehn Minuten Zeit. Ich<br />
sagte, über den „Faustus“ von Thomas<br />
Mann.<br />
Nun wurden die Gesichter schon etwas<br />
seltsam, weil natürlich keiner von<br />
denen das Buch kannte oder kennen<br />
konnte. Ich war aber wie ein Schwamm<br />
vollgesogen von dem Roman und seiner<br />
Dämonie. Natürlich habe ich nicht begriffen,<br />
wo da nun Nietzsche paraphrasiert<br />
wird, aber den inneren Verwüstungskern<br />
des Faschismus habe ich gefunden.<br />
Und ich fing also an und redete,<br />
und dann sagten die nach etwa einer<br />
Viertelstunde, es ist genug, das ist ja<br />
hochinteressant. Darauf ich: Unterbrechen<br />
Sie mich bitte nicht, ich möchte<br />
jetzt bitte ausreden dürfen, und habe sage<br />
und schreibe eine halbe Stunde diesen<br />
unglücklichen Menschen erklärt,<br />
worum es in diesem Buch geht und was<br />
FRITZ J. RADDATZ<br />
KRITIKER<br />
Fritz J. Raddatz wurde 1 931 in Berlin<br />
geboren, seine Mutter starb bei der<br />
Geburt, sein Stiefvater 1 946. 1 950 ging<br />
er zum Studium nach Ost-Berlin und<br />
wurde 1 953 stellvertretender Cheflektor<br />
bei Volk und Welt. 1 958 siedelte er<br />
nach politischen Konflikten in die<br />
Bundesrepublik über, war in den Sechzigerjahren<br />
die rechte Hand des legendären<br />
Verlegers Heinrich-Maria<br />
Ledig-Rowohlt. Später arbeitete er<br />
vor allem als Publizist, leitete von 1 976<br />
bis 1 985 das „Zeit“-Feuilleton. Zuletzt<br />
war er Kolumnist der „Literarischen<br />
Welt“. Er veröffentlichte zahlreiche<br />
Bücher, etwa über Marx, Heine, Tucholsky,<br />
Benn oder Rilke. Seine Autobiografie<br />
„Unruhestifter“ und die beiden<br />
Bände seiner Tagebücher schrieben<br />
Literaturgeschichte. Am vergangenen<br />
Donnerstag trat Fritz J. Raddatz, der<br />
das Recht auf einen selbstbestimmten<br />
Tod immer wieder vehement eingefordert<br />
hatte, freiwillig aus dem Leben,<br />
einen Tag vor Erscheinen seines letzten<br />
Buches: „Jahre mit Ledig“ (Rowohlt).<br />
mich daran, ja, tatsächlich ergriffen hat.<br />
Das ist natürlich der Beginn meiner jahrzehntelangen<br />
Thomas-Mann-Lektüre.<br />
Hier habe ich begriffen, was Literatur<br />
kann, dass sie nicht argumentiert, sondern<br />
in eine andere Tiefenschicht des<br />
Menschen hineingreift. Das tut natürlich<br />
das Kommunistische Manifest überhaupt<br />
nicht, es greift in keine Tiefen-,<br />
sondern in die Gehirnschicht.<br />
Literatur kann führen, wenn der Leser<br />
dafür empfänglich ist. Ich war ja ein<br />
emotional verhungertes Kind, und auch<br />
ein emotional verhungerter junger<br />
Mensch. Und deswegen führte mein Weg<br />
so schnell zu den Dingen, sei es zur bildenden<br />
Kunst, sei es zum Theater, zur<br />
Musik am wenigsten, weil ich für Musik<br />
zu dumm bin, sehr früh zur Lyrik und<br />
vor allen Dingen, also im weitesten Sinne,<br />
zur Literatur. Das brauchte ich, wie<br />
Spalierobst das Gitter braucht, um hochzuranken.<br />
Das hat mich ja vorher keiner<br />
gelehrt. Mein bürgerliches Elternhaus<br />
war grauenvoll, ich hatte keine Erziehung<br />
in dem Sinne, dass man mich irgendwohin<br />
klettern ließ, sondern ich<br />
wurde abgerichtet.<br />
Deswegen ist sehr früh die Welt der<br />
Literatur für mich zur Erfüllung meines<br />
Lebens geworden. Deswegen auch diese<br />
sehr frühe Bindung über Jahre hinweg an<br />
diesen Pastor. Ich hätte wahrscheinlich<br />
einen Feuermelder umarmt und geküsst<br />
und wäre mit dem ins Bett gegangen,<br />
falls man mit Feuermeldern, nicht mit<br />
Feuerwehrleuten ins Bett gehen könnte.<br />
Es ging nicht nur um die Sexualität, in<br />
diesen Jahren läuft man ja den ganzen<br />
Tag mit einer Erektion in der Hose rum,<br />
das ist normal, aber der „Pfaffe“ hat<br />
eben auch die Leere gefüllt – Wärme,<br />
Güte, Bildung. Und das alles hatte ich<br />
vorher nicht.<br />
KURT TUCHOLSKY: „DEUTSCHLAND,<br />
DEUTSCHLAND ÜBER ALLES“<br />
Mit 17 habe ich also Abitur gemacht, danach<br />
immatrikulierte ich mich und<br />
streunte viel herum, etwa durch die Kulturhäuser<br />
der Alliierten, das Maison de<br />
France oder Unter den Linden im Kulturzentrum<br />
der Sowjets, wo jetzt das<br />
Gorki-Theater ist. Und durch Antiquariate,<br />
auch wenn ich kein Geld hatte. Es<br />
gab in Ostberlin ein ganz berühmtes unter<br />
den Bögen des Bahnhofs Friedrichstraße,<br />
wo auch Brecht, Erich Arendt,<br />
Anna Seghers manchmal stöberten.<br />
Eines Tages fand ich ein Büchlein namens<br />
„Wilde Gesänge“ von einem Autor<br />
namens Theobald Tiger und war entzückt.<br />
Und wieder schlug mein Herz<br />
dem entgegen, ich hatte aber keine Ahnung,<br />
was ich in der Hand hatte. Das<br />
kostete, glaube ich, eine Mark, und der<br />
Buchhändler erzählte mir noch: Ja, das<br />
Fortsetzung auf Seite 52<br />
DPA/CHRISTIAN CHARISIUS<br />
Staffel 1, Folge 3:<br />
Der Frauentag<br />
Frauentag, dachte der Ressortleiter,<br />
und im selben Moment:<br />
mein Untergang! Kalt schwitzend<br />
wälzte sich er sich im Bett hin<br />
und her, es war halb vier am Morgen.<br />
Referenzgeschwader schossen ihm<br />
durch den Denkerkopf. Kafka! Verwandlung!<br />
Aber der Samsa konnte<br />
wenigstens noch als Käfer aufwachen!<br />
Er würde aufwachen und wäre<br />
immer noch Ressortleiter. Und außerdem<br />
wäre Frauentag. An Schlaf<br />
war gar nicht zu denken! Abgegriffene<br />
Formulierung, schauderte er.<br />
Würde er demnächst noch von „verkrusteten<br />
Strukturen“ sprechen, die<br />
„aufgebrochen“ werden müssten,<br />
oder der „Schere im Kopf“? Aber es<br />
half ja nichts: Heute war Frauentag.<br />
Gestern hatte der Horror begonnen,<br />
in der Themenkonferenz. Ein<br />
grauer Nachmittag ergoss sich in<br />
einen ebensolchen Konferenzraum,<br />
an dessen Wand bunte Magneten zu<br />
einem bieder-psychedelischen „Yeah!“<br />
geformt waren. „Themen“, sagte<br />
der Ressortleiter schneidend und<br />
kratzte sich den Fünftagebart, der<br />
ihm eine wildlässige Strenge ins<br />
Gesicht warf, fand er, Leidenschaft,<br />
das auch. „Ich will Themen!“<br />
Irgendetwas musste jetzt passieren:<br />
Das Seminar auf dem Land zur<br />
Neuausrichtung des Kulturressorts<br />
hatte nicht mehr als eine Rechnung<br />
von 17.000 Euro und schemenhafte<br />
Eindrücke kollektiven Nacktbadens<br />
hinterlassen. Der Ressortleiter stand<br />
unter Druck. Und in seinem Mailfach<br />
wieder nur Jazzfest Rottweil, Presse-<br />
Peter und Monika Grütters. Themen<br />
mussten her. „Themen!“, rief er wieder,<br />
inzwischen erregt.<br />
„Sonntag ist Frauentag“, sagte<br />
kühl die Autorin, die darauf bestand,<br />
nur als „die Autorin“ bezeichnet zu<br />
werden, und von der man sich erzählte,<br />
sie sei vom letzten Suhrkamp-Kritikerempfang<br />
auf einem<br />
Albino-Cashmere-Alpaka in den<br />
Frankfurter Hof geritten, so eine<br />
also. „Frauentag. Krass wichtig“,<br />
pflichtete ihr die Jungredakteurin bei<br />
und warf ihre loreleyhaften Haare<br />
von der einen auf die andere Seite.<br />
Die beiden blitzten einander zu,<br />
wissende, irgendwie verschworene<br />
Blicke, wie sie wohl nur Frauen austauschen<br />
können, dachte der Ressortleiter.<br />
War da was im Gange?<br />
„Hashtag wichtig“, twitterte zustimmend<br />
die junge Bloggerin, die an<br />
der Konferenz wie immer nur über<br />
Gammastrahlenzuschaltung teilnahm,<br />
eine Technologie, die von<br />
einem ausgegründeten Start-up in<br />
den Katakomben im fünften Untergeschoss<br />
des Verlagshauses entwickelt<br />
worden war. Das Kulturressort<br />
hatte keine Frauenquote, aber<br />
inzwischen immerhin einen freiwilligen<br />
Frauenanteil von 3,6 Prozent.<br />
Man musste also auf sie hören.<br />
Der Ressortleiter setzte an, markwortmäßig<br />
aufröhrend: „Frauen. F wie<br />
Feuilleton. F wie Frauen. Ein Frauielleton!“<br />
Er machte eine Pause, er<br />
hatte Sinn für Pathos. „Wir brauen<br />
mehr weibliche Themen. Sinnlichkeit.<br />
Glamour. Sex. Gefühl. Lebendigkeit.<br />
Wir müssen raus. Ran an die Frau! Das<br />
unbekannte Wesen. Wer ist noch Frau,<br />
wer Mann? Warum macht Sloterdijk<br />
mit seinen Haaren nicht Werbung für<br />
L’Oréal? Ingo Schulze, wissen wir doch<br />
alle, sieht aus wie Andrea Nahles. Was<br />
bedeutet das? Aussehen. Schein. Sein.<br />
Sosein. Dasein.“ Er redete sich in<br />
einen Rausch von Popheideggerrei<br />
hinein, der Stunden dauern und die<br />
Konferenz beschließen würde.<br />
Nun war der Tag da, und der Ressortleiter,<br />
gerädert, stand vorm Goldenen<br />
Turm, wie sie das Verlagshaus<br />
nannten. Auf der Leuchttafel ein<br />
riesiger Busen, darunter der Satz:<br />
„Wir sind Frau“.<br />
„Writer’s Block“ ist eine Axel Springer<br />
Produktion. Ähnlichkeiten mit lebenden<br />
Personen und realen Handlungen sind<br />
zufällig. Drehbuch der 3. Folge: Mara<br />
Delius, Andreas Rosenfelder.
48 KULTUR<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Die Verlockungen des Ruhestands:<br />
Videospiele, kiffen,<br />
Basketball im Fernsehen<br />
und zwischendurch Musik.<br />
So ungefähr muss man<br />
sich die vergangenen Jahre des amerikanischen<br />
Regisseurs John Carpenter vorstellen.<br />
Sein letzter Film „The Ward“<br />
kam 2010 ins Kino. Ob es je einen neuen<br />
geben wird, ist ungewiss. Carpenter<br />
sagt, eigentlich sei er dafür zu alt, er bewege<br />
sich nicht mehr so schnell. Was<br />
ihn nicht davon abgehalten hat, mit 67<br />
noch als Popmusiker zu debütieren.<br />
„Lost Themes“ hat er sein erstes Soloalbum<br />
genannt, das nun erschienen<br />
ist. Verlorene Melodien. Was einigermaßen<br />
in die Irre führt, weil es sich nicht<br />
um Stücke handelt, die er verlegt hatte,<br />
sie sind alle neu. Und streng genommen<br />
handelt es sich auch nicht um Carpenters<br />
Debüt. Knapp zwanzig Soundtracks<br />
hat er zeit seiner Karriere veröffentlicht,<br />
doch zu „Lost Themes“ gibt es keinen<br />
Film, obwohl das Album so klingt, als<br />
sollte es einen geben.<br />
In den 70er- und 80er-Jahren war<br />
John Carpenter der tollste Horror- und<br />
Actionfilmregisseur weit und breit. Mit<br />
„Assault on Precinct 13“ (Anschlag bei<br />
Nacht, 1976) hat er auf der Grundlage<br />
von Howard<br />
Hawks’ „Rio<br />
Bravo“ eine<br />
Art Zombiefilm<br />
ohne<br />
Zombies gedreht.<br />
Zwei<br />
Jahre später<br />
begründete er<br />
mit „Halloween“<br />
das<br />
Slasher-Genre.<br />
Für „Escape<br />
from New<br />
York“ (Die<br />
Klapperschlange,<br />
1981)<br />
hatte er die<br />
ANZEIGE<br />
VON HARALD PETERS<br />
Der neue Roman von<br />
MARTIN SUTER<br />
Zwei identische<br />
Geldscheine.<br />
Eine abgründige<br />
Verschwörung.<br />
Hochaktuell und<br />
atemberaubend.<br />
Idee, zwecks<br />
Verbrechensbekämpfung<br />
eine Mauer<br />
um Manhattan<br />
zu ziehen<br />
– eine interessante<br />
Maßnahme,<br />
die<br />
sich aus heutiger<br />
Perspektive bestimmt auch günstig<br />
auf die dortige Mietpreisentwicklung<br />
ausgewirkt hätte.<br />
Ein großes Budget gab es für seine<br />
Filme eigentlich nie. Bei seinem ersten<br />
Werk, der Science-Fiction-Parodie<br />
„Dark Star“, standen ihm 1974 nur<br />
60.000 Dollar zur Verfügung, weswegen<br />
das feindliche Alien von einem aufblasbaren<br />
Plastikball gespielt werden musste.<br />
Daran, einen Komponisten für den<br />
Soundtrack zu engagieren, war nicht zu<br />
denken. Carpenter übernahm die Aufgabe<br />
deshalb einfach selbst.<br />
Mit ein paar altertümlichen Röhrensynthesizern,<br />
die er kaum zu bedienen<br />
wusste, machte er sich ans Werk, und<br />
weil er dabei ebenso effizient wie kostengünstig<br />
vorging, sollte er fast seine<br />
gesamte Karriere als Filmemacher dabei<br />
bleiben. Für den Soundtrack „Assault<br />
on Precinct 13“ brauchte er nur einen<br />
Tag, doch das Hauptthema, eine fiese,<br />
im Schneckentempo dröhnende Basslinie,<br />
die sich geradewegs ins Bewusstsein<br />
fräst, während nebenbei das Metronom<br />
tickt, hinterließ Spuren in allen<br />
möglichen Bereichen der populären<br />
Musik: Techno, House, Dark Wave, Hip-<br />
Hop und Drone.<br />
Das nervöse Pianomotiv aus „Halloween“<br />
ist wahrscheinlich die bekannteste<br />
Horrorfilmmelodie überhaupt;<br />
„The Fog“ (Nebel des Grauens, 1980)<br />
war bereits Ambient Industrial, bevor<br />
es Ambient Industrial überhaupt gab;<br />
und die Soundtracks zu „Prince Of Darkness“<br />
und „Halloween II & III“ schufen<br />
die Grundlage für Nightdrive, ein<br />
wunderbares Genre, das Electropop bezeichnet,<br />
der für das nächtliche Autofahren<br />
auf weitgehend leeren, innerstädtischen<br />
Straßen gedacht ist. Carpenters<br />
jahrzehntealte Musik steckt<br />
heute in den Werken von Bands und<br />
Künstlern wie Zola Jesus, Chromatics,<br />
A$AP Rocky, Zombi und Geoff Barrows<br />
Drokk. Aber wie viel Carpenter steckt<br />
heute in Carpenter selbst?<br />
„Vortex“, dem ersten Stück des Albums<br />
nach zu urteilen, jede Menge. Alle<br />
bekannten Zutaten sind da, die simple,<br />
sich ständig wiederholende Pianomelodie,<br />
die nichts Gutes verheißt; der<br />
Rhythmus, der den Eindruck vermittelt,<br />
dass hier jemand auf der Flucht ist; und<br />
hier und da zur Akzentuierung ein paar<br />
nachhaltig unheilvolle Synthieflächen,<br />
die den Verdacht bestärken, dass der<br />
Grund zur Flucht vielleicht jemand wie<br />
Michael Myers ist, Carpenters berühmteste<br />
Filmfigur, die maskiert und mit einem<br />
riesigen Messer arglosen Teenagern<br />
nach dem Leben trachtet. Ein steter<br />
Spannungsaufbau mit einer Verschnaufpause<br />
in der Mitte – sind wir in<br />
Sicherheit? Haben wir ihn abgehängt? –,<br />
bis bei knapp<br />
fünf Minuten,<br />
zack, die Klappe<br />
fällt und<br />
Minimal,<br />
hoffnungslos,<br />
nasskalt<br />
Der Regisseur John<br />
Carpenter drehte früher<br />
geniale Horrorfilme. Jetzt,<br />
mit 67, bringt er sein erstes<br />
Popalbum heraus. Der<br />
Effekt ist derselbe<br />
320 S., Leinen, € (D) 23.90<br />
Auch als E-Book & Hörbuch<br />
Foto: © Alberto Venzago<br />
der nächste<br />
Film beginnt.<br />
Doch schon<br />
das zweite<br />
Stück „Obsidian“<br />
legt nah,<br />
dass Carpenter<br />
offenbar<br />
nicht in der<br />
Stimmung<br />
war, sich auf<br />
den klassischen<br />
Carpenter-Sound<br />
zu<br />
beschränken.<br />
Mehr eine<br />
Suite als ein<br />
Song, setzt er<br />
sich aus diversen<br />
Passagen<br />
zusammen,<br />
mal schnell,<br />
mal langsam,<br />
mal mit E-Gitarre,<br />
schwerem Georgel oder Klavier.<br />
Irgendwann taucht von irgendwoher<br />
ein elektronischer Chor auf, der aber<br />
gleich wieder verschwindet. Das klingt<br />
zwar ausgesucht filmisch, doch statt an<br />
Carpenter fühlt man sich eher an die<br />
italienische Progressive-Rock-Band Goblin<br />
erinnert, die in den Siebzigern und<br />
Achtzigern die Musik zu den beliebten<br />
Schlitzerfilmen von Dario Argento beisteuerte.<br />
Das könnte daran liegen, dass Carpenter<br />
ein Fan von Goblin ist, oder daran,<br />
dass er „Lost Themes“ mit seinem<br />
30-jährigen Sohn Cody aufgenommen<br />
hat, dem Gründer und einzigen Mitglied<br />
von Ludrium, einem weitgehend<br />
unbekannten Progressive-Rock-Projekt.<br />
Auch Carpenters Patensohn Daniel Davies<br />
war an den Aufnahmen beteiligt,<br />
Sänger und Gitarrist der Stoner-Band<br />
Year Long Disaster.<br />
Man muss sich die Entstehung von<br />
„Lost Themes“ eher als Zeitvertreib im<br />
familiären Rahmen vorstellen. Wenn<br />
die Jungs beim alten John daheim waren<br />
und es im Fernsehen gerade kein<br />
Basketball gab, haben sie sich die Zeit<br />
mit Hausmusik vertrieben. Irgendwann<br />
kam es dann so, dass Carpenter eine<br />
neue Rechtsanwältin hatte, die sich um<br />
seine Musikrechte kümmern sollte. Sie<br />
erkundigte sich, ob es vielleicht neue<br />
Musik von ihm gebe, woraufhin er ihr<br />
Stücke schickte, die mit Sohn und Patenkind<br />
entstanden. Kurz darauf hatte<br />
er einen Plattenvertrag.<br />
Was jetzt auf „Lost Themes“ zu hören<br />
ist, sind die nur leicht bearbeiteten<br />
Aufnahmen aus Carpenters Kellerstudio,<br />
komplett improvisiert und eigentlich<br />
nie zur Veröffentlichung gedacht.<br />
Weil Carpenter mittlerweile mit neuerem<br />
Equipment arbeitet, wird man auf<br />
dem Album das knarzige Gebrumme<br />
von Synthesizern der ersten Generationen<br />
vergeblich suchen, doch seine Vorliebe<br />
fürs Repetitive, seine Angewohnheit,<br />
mit Musik Geschichten zu erzählen,<br />
all das ist da. Man kann sich dazu<br />
gut das Treiben außerirdischer Invasoren,<br />
übler Serienkiller und korrupter<br />
Politiker vorstellen, die danach streben,<br />
das Volk in einem Polizeistaat zu unterjochen.<br />
Und wer bis zum Schluss durchhält,<br />
wird von Carpenter mit einem<br />
Stück belohnt, das so Carpenter-mäßig<br />
minimal, hoffnungslos, nasskalt und<br />
duster ist, dass es den Titel „Night“ völlig<br />
zu Recht trägt.<br />
John Carpenter: „Lost Themes“<br />
(Sacred Bones)<br />
Geschichte wiederholt<br />
sich nicht. Was<br />
war, war. Auch das<br />
luxuriöse Hofzeremoniell,<br />
mit dem<br />
der türkische Präsident<br />
Recep Tayyip<br />
Erdoğan in seinen Prunkpalast gezogen<br />
ist, bringt die Glorie osmanischen Herrschertums<br />
nicht mehr zurück.<br />
Vielleicht kann man deshalb auch<br />
nicht allzu viel lernen vom Clash der<br />
Kulturen am Beginn der Neuzeit, vom<br />
Gemetzel auf den Schlachtfeldern, vom<br />
Wissenstransfer der gebildeten Stände,<br />
vom mächtigen Sultan, der sich mit<br />
Papst und Kaiser die Welt aufteilte. Aber<br />
faszinierend ist es schon, noch einmal<br />
die alten Kostüme und Kulissen auf die<br />
Bühne zu holen und mit ihnen ein Stück<br />
aufzuführen, in dem noch kein Mensch<br />
darüber nachdenkt, ob man ein Einwanderungsland<br />
sein will oder nicht.<br />
VON HANS-JOACHIM MÜLLER<br />
Damals standen die Türken vor Wien.<br />
Und wenn nicht im Oktober 1529 der<br />
drohende Wintereinbruch die Belagerer<br />
zum Rückzug gezwungen hätte, sähe sie<br />
wohl anders aus, die große Schau, die<br />
jetzt im Palais des Beaux-Arts in Brüssel<br />
eröffnet worden ist. Und nichts wirklich<br />
Schönes wäre von „Sultans Welt“ zu berichten,<br />
hätte es nicht einen trefflichen<br />
Holzschneider wie Hans Guldenmundt<br />
gegeben, der uns ein riesenhaftes<br />
Plüschtier als Kamel überliefert, „das hat<br />
ein puckel auff seym ruck Darauff sitzet<br />
ein rechter Mammaluck“.<br />
Und wenn es auch ein wenig übertrieben<br />
scheint, wie auf einer zeitgenössischen<br />
Weltkarte die verfeindeten Hemisphären<br />
Abendland und Morgenland zur<br />
harmonischen Herzform verschweißt<br />
werden, dann ist doch richtig, dass die<br />
gewaltige Expansion des osmanischen<br />
Reiches nicht nur Furcht und Dämonisierung<br />
auslöste, sondern auch intellektuelle<br />
Herausforderung und sinnliche<br />
Verlockung bedeutete.<br />
In einer Dynamik, mit der seinerzeit<br />
Alexander der Große sein makedonisches<br />
Imperium bis nach Indien ausgedehnt<br />
hatte, setzten sich die Osmanen in<br />
Kleinasien fest, eroberten die alte byzantinische<br />
Kapitale Konstantinopel und<br />
stürmten mit ihren Janitscharen-Heeren<br />
auf ein Europa zu, das gerade dabei war,<br />
sich aus dem Korsett mittelalterlicher<br />
Vorstellungen zu befreien.<br />
Zur großen Zumutung der Verstandeskraft<br />
war die Erde ein wenig runder geworden.<br />
Entdeckungsreisen führten über<br />
Meere hinaus, hinter denen früher die<br />
Welt abbrach. Derweil grub die Renaissance<br />
in den Weinbergen, die über die<br />
römischen Ruinen gewachsen waren,<br />
und brachte staunenswerte Überbleibsel<br />
der antiken Kunst an den Tag. Und das<br />
stolze Subjekt, die exemplarische Bewusstseinsfigur<br />
der humanistischen<br />
Epoche, nahm mit Interesse wahr, dass<br />
es auch anderswo stolze Subjekte gab.<br />
Gentile Bellini, der die venezianische<br />
Malerei mit den allersamtigsten Tönen<br />
versah, porträtiert den Sultan Mehmed<br />
II. wie einen Grande aus dem Geschlecht<br />
der Medici. Nobel reiht sich<br />
sein Bildnis ein in die Galerie der Führungskräfte<br />
des späten 15. Jahrhunderts,<br />
und niemand, der es seiner Eminenz ankreiden<br />
wollte, dass ihr die imperiale Mischung<br />
aus Kulturüberlegenheit und<br />
Machtanspruch bis unter den Turban<br />
anzusehen ist.<br />
Auch in anderen Groß-Maler-Ateliers<br />
gingen die Würdenträger mit den voluminösen<br />
Kopfbedeckungen ein und<br />
aus. Paolo Veronese hat eine ganze Ahnenreihe<br />
zu liefern: Bayezid I., Mehmed<br />
II., Süleyman den Großen, Osman I. Bravourös<br />
meistert er Charakterunterschiede<br />
und Genealogie. Und wenn er Osman<br />
I. mit Alterstragik umflort, kann man an<br />
Raffael und sein umschwärmtes Bildnis<br />
von Papst Julius II. denken. Andererseits<br />
gibt die Bellini-Werkstatt Mehmed II. so<br />
viel maskuline Anmut, dass das Bild heute<br />
in der fantastischen Sammlung des<br />
Museum of Islamic Art im katarischen<br />
Doha hängt. Tizian schließlich fiel das in<br />
der Männergesellschaft besondere Privileg<br />
zu, Süleymans Tochter Cameria malen<br />
zu dürfen. Es ist das Bild einer adretten<br />
jungen Frau, die ohne gold verbrämte<br />
Oberbekleidung auch als büßende<br />
Magdalena durchgehen würde.<br />
Man unterhält gute Geschäftsbeziehungen.<br />
Es ist ein bisschen wie heute,<br />
wenn der Scheich in die Schweiz kommt,<br />
um sich die Zähne richten zu lassen. Mit<br />
dem Begriff Kulturaustausch sollte man<br />
vorsichtig sein. Dass der Kundendienst<br />
italienischer Maler zu einem Aufbruch<br />
der islamisch dirigierten Künstler geführt<br />
hätte, kann man nicht behaupten.<br />
Die Bildniskunst im osmanischen Reich<br />
bleibt so flächig und schematisch, wie<br />
sie es seit Jahrhunderten war.<br />
In umgekehrter Richtung sind die Einflüsse<br />
ungleich stärker. Und wenn man<br />
die Kulturgeschichte Europas im 16.<br />
Jahrhundert ein wenig Revue passieren<br />
lässt, wie das in der imposanten Brüsse-<br />
Westöstlicher<br />
Turban<br />
Große Kopfbedeckungen und<br />
exotische Tiere gehen immer:<br />
Eine Brüsseler Schau erforscht<br />
die Orient-Begeisterung<br />
der Renaissance<br />
© COLLECTION BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN, MÜNCHEN<br />
Anderswo gibt<br />
es auch stolze<br />
Subjekte: Sultan<br />
Bayezid I.,<br />
gemalt vom<br />
Italiener Paolo<br />
Veronese<br />
ler Ausstellung geschieht, dann sieht<br />
man, wie sich die Nachrichten und Informationen<br />
mit Fantasien mischen und<br />
die exotischen Reize allmählich auch<br />
nördlich der Alpen ankommen. Auf einer<br />
wunderbaren Zeichnung bietet der Colmarer<br />
Martin Schongauer vier mutmaßliche<br />
elsässische Nachwuchs-Modelle<br />
auf, die sich die Haare im türkischen Stil<br />
hochgebunden haben. Und auch Albrecht<br />
Dürer macht auf seiner ersten<br />
Italienreise Bekanntschaft mit drei „orientalischen“<br />
Respektspersonen. Die Nase<br />
der dunkelhäutigen ist ihm etwas<br />
knubbelig geraten, sodass man an Karikatur<br />
denken könnte.<br />
Wie man sich überhaupt nie ganz sicher<br />
ist, wie ernst man Heere und Herren<br />
genommen hat. Und wenn sich die<br />
Kriegs-Illustratoren berichten haben lassen,<br />
dann würzen sie ihr Hauen und Stechen<br />
immer mit einer Prise Propaganda.<br />
Bei Leonhard Beck, der die Schlacht auf<br />
dem Krbava-Feld im Holzschnitt verarbeitet<br />
hat, schwingen die osmanischen<br />
Elite-Soldaten das Krummschwert und<br />
schneiden Nasen und Köpfe ab. Der italienische<br />
Musiker und Maler Gabriele<br />
Tola sieht das Ende aller Tage angebrochen.<br />
Mit dem Wandschmuck eines Raumes<br />
beauftragt, der an die Kapelle des<br />
Dresdener Schlosses angrenzte, hat er<br />
eine Reihe düsterer Entwurfs-Zeichnungen<br />
vorgelegt. Zwei haben sich erhalten:<br />
Die eine zeigt die türkische Herrschaft<br />
über die Welt, die andere den Zusammenbruch<br />
des türkischen Reichs. Man<br />
könnte ohne Bildunterschrift nicht sagen,<br />
was Übermacht oder Untergang ist.<br />
Dass die „Weisen aus dem Morgenland“,<br />
die dem neugeborenen Christuskind<br />
ihre Aufwartung machen, jetzt oft<br />
Turban tragen, ist natürlich auch eine<br />
Bildbotschaft, die gut verstanden wurde:<br />
Da können die islamischen Eindringlinge<br />
noch so fürchterlich vor den Wiener Toren<br />
poltern, zuletzt kommen sie dann<br />
doch mit Weihrauch und Myrrhe und<br />
fallen vor der Kirche auf die Knie.<br />
Andererseits schöpft das Jahrhundert<br />
mit sichtlichem Vergnügen aus den kuriosen<br />
Beständen, in die sich der Kulturimport<br />
auf dem medialen Weg der<br />
Mundpropaganda verwandelt hat. Tiere<br />
sind immer gut. Ein- und mehrhöckrige<br />
Kamele mit Bärten, wie ihn auch der<br />
finstere Sultan Hayreddin Barbarossa getragen<br />
hat. Oder die Giraffe, die dem<br />
Florentiner Stadtfürsten Lorenzo de’<br />
Medici geschenkt worden ist und die auf<br />
dem Bildchen von Niklas Stör einherstolziert,<br />
als habe sie einen Grundkurs<br />
an der Wiener Hofreitschule hinter sich.<br />
Auch Elefanten sind jetzt in Mode. So<br />
sehr, dass man in Nürnberg erwog, sie<br />
als Lastfahrzeuge zum Transport schwerer<br />
Feuerwerksaufbauten einzusetzen.<br />
Am liebsten hatte man schon damals<br />
die touristische Perspektive. Und wer<br />
wie Melchior Lorck in Flensburg aufbrach<br />
und nach Konstantinopel reiste,<br />
um dort den spitzhütigen Koch der Janitscharen-Kompanie<br />
zu konterfeien, der<br />
konnte mit guten Gründen und gutem<br />
Gewissen Werbung für seine Reportage<br />
machen: „Dess Weitberühmbten, Kunstreichen<br />
und Wolerfahrnen Herren Melchior<br />
Lorichs, Flensburgensis, Wolgerissene<br />
und geschnittene Figuren zu Ross<br />
und Fuss, sampt schönen türckischen<br />
Gebäwden, und allerhand was in der<br />
Türckey zu sehen, Alles nach dem Leben<br />
und der perspectivae Jederman vor Augen<br />
gestellet, hamburg, 1626“. Dass sich<br />
das gebildete 18. Jahrhundert dann noch<br />
einmal in Sultans Welt hineinfantasieren<br />
wird, ist eine andere Geschichte.<br />
Ein Besuch des türkischen Präsidenten<br />
in der Brüsseler Schau ist nicht bekannt.<br />
Vielleicht wäre es ja eine Genugtuung,<br />
wenn man ihn vor Tizians Dame<br />
im blauen Kleid führte und ihm erzählte,<br />
dass die Schöne im habsburgischen Bilder-Inventar<br />
lange als<br />
„türkische Frau mit jungem<br />
Moor“ geführt wurde<br />
und heute korrekt<br />
„Laura Dianti mit<br />
schwarzem Pagen“<br />
heißt.<br />
Etwas misstrauisch<br />
blickt man vor dem<br />
Hintergrund heutiger Parallelgesellschaften<br />
auf jene kulturgeschichtliche Phase<br />
wechselseitiger Faszination. Man ließ die<br />
Janitscharen los, ohne sie wüten zu lassen.<br />
Man verbündete sich mit der Kultur,<br />
in die man einbrach, und kein osmanischer<br />
Triumph hätte die irdischen Geschäfte<br />
behindert oder den Weg zum venezianischen<br />
Maler versperrt, bei dem<br />
man sein Porträt bestellte.<br />
Soll man sagen, ein Fall gelungener<br />
Integration, wenn Sultan Bayezid II. am<br />
9. Oktober 1502 in bestem Italienisch an<br />
König Alexander von Polen schreibt und<br />
ihm einen fünfjährigen Frieden anbietet?<br />
Friede war nie, aber die Renaissance-Tugend<br />
der Courtoisie, das Interesse am<br />
fremden anderen lässt die Epoche doch<br />
in ein paar friedlichen Farben leuchten.<br />
Palais des Beaux-Arts Brüssel: Die Welt<br />
des Sultans. Der osmanische Orient in der<br />
Renaissancekunst; bis 31. Mai
ANZEIGE<br />
ANZEIGE
50 KULTUR KULTUR 51<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
„Denken und Gehen – da haben<br />
wir die großen Themen des<br />
Lebens.“ Westbam, kurz vor<br />
seinem fünfzigsten Geburtstag<br />
„Techno<br />
hat Ordnung<br />
in mein Leben<br />
gebracht<br />
“<br />
Ohne ihn ist das Nachtleben der vergangenen<br />
dreißig Jahre nicht denkbar. Kommende<br />
Woche wird Westbam fünfzig Jahre alt und<br />
veröffentlicht seine Autobiografie. Ein<br />
Gespräch mit dem klügsten DJ Deutschlands.<br />
Von Benjamin von Stuckrad-Barre<br />
CHRISTIAN WERNER; ANDREAS BLECKMAN<br />
Mitte der Neunzigerjahre hatte Techno<br />
gewonnen. Techno lief plötzlich in<br />
der Warteschleife der Telekom, in der<br />
CDU-Werbung, überall. Es war endgültig<br />
Volksmusik.<br />
Ich bin ein Sohn der Alternativkultur.<br />
Aber das Neue Mitte der Neunziger war<br />
eben gerade, dass es dazu eine Pop-Kultur<br />
gab. Und das ist in der ganzen Moderne<br />
immer die Forderung, dass die<br />
Kunst das ganze Volk erreicht. Dieses<br />
Kunstwerk war natürlich erst dann vollendet,<br />
als alles so überdreht und übertrieben<br />
war, dass es zusammenbrach.<br />
Im Buch bezeichnest du die Neunzigerjahre<br />
als „Jahrzehnt der Überdosierungen“.<br />
Das waren sie wohl, in vielerlei Hinsicht.<br />
Der hässliche kleine Bruder des Mauerfalls<br />
war ja der erste Irakkrieg, „Desert<br />
Storm“. Die Euphorie war ja, man könne<br />
ohne eigene Verluste mit „Smart Bombs“<br />
all den Unterdrückten dieser Welt zielgenau<br />
die Freiheit herbeibomben. Man<br />
muss wohl leider zugeben, dass diese<br />
Stimmung den Aufstieg von Techno in<br />
den Neunzigern begünstigt hat.<br />
Bis zum 11. September 2001. Im Buch<br />
beschreibst du, wie ihr in eurer Plattenfirma<br />
vor dem Fernseher saßt, es<br />
wurde geweint, Drogendealer wurden<br />
bestellt, und abends verkündete Peter<br />
Scholl-Latour das Ende der Spaßgesellschaft.<br />
Das war dann genau der gegenteilige<br />
Schock, man merkte, nein, unsere wunderbaren<br />
Werte lassen sich leider doch<br />
nicht herbeibomben. Wie stehen wir eigentlich<br />
da? Wir haben überhaupt keine<br />
Werte mehr. Die anderen haben wenigstens<br />
ihren Glauben. Und die wollen<br />
nichts mit uns zu tun haben. Die hassen<br />
uns sogar.<br />
Plattenauflegen geht schon auch komplett<br />
nüchtern und wird dann sogar<br />
besser teilweise. Aber da ist man auch<br />
Pawlowscher Hund: Ich bin so dran gewöhnt,<br />
dass ich dann auch ein alkoholisches<br />
Getränk zu mir nehme<br />
zum Beispiel und mir das<br />
erstmal nicht einfällt, das zu unterlassen.<br />
Wohlgemerkt, hier zuhause<br />
habe ich keinen Alk im<br />
Kühlschrank. Wenn ich die Veranlagung<br />
zum Alkoholiker hätte,<br />
wäre ich das längst. Aber offensichtlich<br />
ist das nicht mein Ding.<br />
Ich trinke wirklich nur bei der<br />
Arbeit.<br />
Und andere Drogen sind wahrscheinlich<br />
auch wirklich hinderlich<br />
beim Plattenauflegen?<br />
Drogen beim Plattenauflegen sind<br />
ganz schlecht, die meisten. Bei<br />
Ecstasy weißt du schlicht nicht, was du<br />
tust. Bei Kokain bist du irgendwann zu<br />
verstört und zu sehr mit dir selbst beschäftigt.<br />
LSD geht natürlich auch nicht,<br />
das wussten ja schon die Hippies, dass<br />
man sich auf LSD nur unter einen Baum<br />
setzen kann. Ein bisschen Alkohol, das<br />
ist eigentlich das Einzige, das geht. Vielleicht<br />
auch Speed, das ist ja in dem Sinne<br />
keine Droge, sondern es macht dich<br />
einfach wach. Aber das ist mir auch zu<br />
asozial, das macht keinen Spaß.<br />
„<br />
Nein, ich bin überhaupt<br />
kein Nachtmensch.<br />
Ich bin Frühaufsteher<br />
und Frühzubettgeher<br />
Dein Überlebenstipp?<br />
Nicht zuletzt: mitdenken. Das ist etwas,<br />
was einen jung erhält und das unheimlich<br />
gesund ist – Mitdenken, Denken überhaupt.<br />
Das Denken ist in der Lage, einen<br />
Körper, der eigentlich nicht mehr mitmacht,<br />
über Jahrzehnte am Leben zu halten.<br />
Stephen Hawking zum Beispiel, wenn<br />
der nicht so ein großer Physiker wäre und<br />
so ein großer Denker, wäre der, glaube ich,<br />
schon vor dreißig Jahren gestorben. Oder<br />
Thomas Bernhard mit seinen Lungenkrankheiten<br />
ab der Kindheit. Wenn der<br />
nicht so ein großer Kopf gewesen wäre,<br />
wäre der schon als Twen gestorben. Denken,<br />
so glaube ich, denken ist total gesund.<br />
Du bist berühmt dafür, leise murmelnd,<br />
denkend vor dich hinzugehen.<br />
Denken und Gehen – da haben wir die<br />
großen Themen des Lebens. Ich habe<br />
mir mal so ein Fitnessarmband<br />
geholt und festgestellt, an einem<br />
normalen Tag laufe ich 14 Kilometer<br />
nur hier durch die Wohnung.<br />
Ich kann nicht so gut sitzen,<br />
das hat mich in der Schulzeit<br />
schon genervt. Deshalb laufe<br />
ich rum. Entweder ich liege oder<br />
ich gehe.<br />
Nun ist es draußen dunkel geworden.<br />
Die Nacht, dein<br />
Freund?<br />
Nein, ich bin überhaupt kein<br />
Nachtmensch. In den Neunzigern<br />
und auch in den Achtzigern<br />
dachte ich, ich wäre ein Nachtmensch.<br />
Aber ich bin Frühaufsteher<br />
und Frühzubettgeher. Von meiner<br />
ganzen Natur her bin ich eigentlich jemand,<br />
der spätestens um 22 Uhr im<br />
Bett liegen muss und spätestens auch<br />
um sieben wieder aufzustehen hat. Das<br />
ist tatsächlich so. Das ist auch einer der<br />
Gründe, weswegen ich kaum noch ausgehe.<br />
Ich bin einfach von meinem<br />
Rhythmus her nicht dafür gemacht. Für<br />
meine Auftritte nachts kann ich ein<br />
bisschen vorpennen. Da stelle ich den<br />
Wecker.<br />
JEDES UNRECHT HAT SEINEN PREIS<br />
ANZEIGE<br />
Berlin Prenzlauer Berg, ein Nachmittag<br />
Ende Februar. Zuhause bei DJ Westbam,<br />
in der Küche. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag<br />
hat der große Nachtlebenerzähler,<br />
der er immer schon war, seine Autobiografie<br />
geschrieben („Die Macht der<br />
Nacht“, erscheint am 6. März bei Ullstein).<br />
Anlass, zurückzuschauen auf sein<br />
Leben und seine Karriere.<br />
Als es draußen schon dämmert, kommen<br />
seine beiden Söhne nach Hause, er<br />
unterhält sich mit ihnen, wie so der Tag<br />
war, dann dürfen sie vor den Fernseher,<br />
er kommt zurück in die Küche, macht<br />
endlich das Licht an – und weiter geht’s.<br />
WELT AM SONNTAG: Um gleich jeden<br />
Verdacht kritisch-journalistischer<br />
Distanz auszuräumen, zunächst<br />
der Hinweis: Ich bin großer<br />
Westbam-Fan, immer schon gewesen,<br />
außerdem kennen wir uns seit fast<br />
zwanzig Jahren und duzen uns. So.<br />
WESTBAM: Das ist doch wunderbar.<br />
Zu deinem fünfzigsten Geburtstag<br />
veröffentlichst du nun deine Autobiografie.<br />
Bemerkenswert ist ja erstmal,<br />
dass dieses Buch tatsächlich erscheint.<br />
Ist das so?<br />
Ein Topos des Nachtlebens sind doch<br />
all die im Rausch erdachten, aber natürlich<br />
niemals geschriebenen Bücher,<br />
die nicht gegründeten Firmen,<br />
die nicht gedrehten Filme, die nicht<br />
gemachten Platten, die nie umgesetzten<br />
Pläne.<br />
In dem Sinne bin ich eben wirklich kein<br />
Mensch des Nachtlebens. Ich habe eine<br />
allergrößte Freude an vollendeten<br />
Werken.<br />
B<br />
„Über gelungene Arbeiten freut er<br />
sich sehr.“<br />
So stand es in meinem Schulzeugnis in<br />
der ersten Klasse. Und das stimmt. Der<br />
Sechsjährige, der da beschrieben wird,<br />
der bin ich noch heute. Heute war ich<br />
im Studio, und wir haben zwei Lieder<br />
fertig gemacht. Wunderbar, ein geglückter<br />
Tag.<br />
Deinen Eltern war es, so schilderst<br />
du es, ziemlich egal, ob du gut in der<br />
Schule bist.<br />
Ich war nie ein besonders brillanter<br />
Schüler, aber glücklicherweise vermittelten<br />
mir meine Eltern, das zählt alles<br />
nicht. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben.<br />
Wenn die Lehrer mir das Gefühl<br />
gaben, ich sei eine Gurke, sagten meine<br />
Eltern, nein, die Lehrer sind Gurken<br />
und du bist genial. Diese Hypothese ist<br />
mir später wahrscheinlich nützlich<br />
gewesen.<br />
Du hattest Hippie-Eltern.<br />
Das würde meine Mutter so natürlich<br />
nicht gerne hören. Aber es gab bestimmte<br />
Merkmale, die diese Deutung zulassen<br />
– lange Haare, Batikhemden, selbstgenähte<br />
Klamotten und jede Menge Leute,<br />
die bei uns ein- und ausgingen.<br />
Eher antiautoritäre Erziehung.<br />
Antiautoritäre Erziehung, absolut.<br />
Worin erkennt Westbam, Vater zweier<br />
Kinder, nun in seiner Vaterrolle Zitate<br />
der eigenen Erziehung?<br />
Konsumkritik vielleicht, aber eher parodistisch.<br />
Wenn es wieder so übertrieben<br />
viele, übertrieben teure Weihnachtsgeschenke<br />
gibt, sage ich immer: Wir hätten<br />
uns früher über ein Paar Gummistiefel,<br />
Nüsse und eine Orange gefreut. Aber das<br />
waren eigentlich die Sprüche meines Vaters,<br />
der hat in unserer Familie in Bezug<br />
auf irgendwelche Weihnachtswünsche<br />
den Begriff geprägt: „die Perversion der<br />
Wünsche“.<br />
Wenn man antiautoritär erzogen<br />
wurde, erzieht man dann später eher<br />
autoritär, als Gegenbewegung?<br />
Was Erziehung angeht, gibt es wenig<br />
Menschen, die mehr im Mainstream sind<br />
als ich. Das weiß inzwischen auch jeder<br />
AfD-Wähler, dass man Kinder nicht<br />
schlägt, auch nicht mit Würde. Bei Kindererziehung<br />
geht es nicht darum, dass<br />
man ein geiles Konzept hat, sondern<br />
dass es für die Kinder okay ist.<br />
Kann man antiautoritär lernen, ein<br />
Musikinstrument zu spielen?<br />
Ich jedenfalls habe es nicht gelernt, und<br />
das hat wohl damit zu tun. Meine Eltern<br />
hätten mich nirgendwo gegen meinen<br />
Willen hingeschickt. Meine Familie war<br />
ohnehin sehr unmusikalisch. Bei uns<br />
wurde auch nicht gesungen.<br />
Dass Marschmusik deine erste Lieblingsplatte<br />
war, ist ein bisschen Legende?<br />
Nein, das war schon so. Das kam über<br />
Karneval. In Münster gab es Karneval.<br />
Da lief Marschmusik, man trug Uniformen,<br />
das Kawusch-Kawusch fand ich<br />
gleich gut.<br />
Eine Vorform der Love-Parade.<br />
Das war natürlich die Love-Parade, und<br />
es war natürlich auch Anti-Hippie, die<br />
Uniformen, das Marschieren, all diese<br />
Sachen, die wir eigentlich nicht machen<br />
sollten. Wobei, mein Vater war da ambivalent.<br />
Er war schon Hippie, aber er war<br />
auch Rheinländer und also Karnevalist.<br />
Deshalb waren wir auch zusammen bei<br />
diesen Umzügen. Und da hat mich besonders<br />
fasziniert dieses Vorangehen<br />
mit dem Marschierstab, der Taktgeber,<br />
das war es tatsächlich. Wobei jede Lebensschilderung<br />
natürlich auch immer<br />
die eigene Erfindung ist.<br />
Hattest du anfangs Vorstellungen,<br />
wie lange man das machen kann, DJ<br />
sein?<br />
Natürlich nicht. Ich hätte das auch eher<br />
beklemmend gefunden, mit achtzehn zu<br />
wissen, dass ich das mit fünfzig immer<br />
noch tun werde. Aber nun ist es so gekommen.<br />
Und es hat mich geprägt und<br />
auch erhalten, eine künstlerische Perspektive<br />
im weitesten Sinne zu haben,<br />
auch als Lebensperspektive. Wenn du<br />
heute DJ wirst, dann ist das eine Perspektive,<br />
es ist ein akzeptierter Berufsstand.<br />
Aber als ich damit anfing, etwa<br />
1983, da war das natürlich wirklich der<br />
Plattenaushilfsjunge. Der stand auf einem<br />
Level mit den Thekenleuten und einen<br />
Schritt unter der Security – und null<br />
auf irgendeiner künstlerischen Ebene.<br />
Der Beruf DJ und diese Art Musik<br />
handeln natürlich von Jugend. Wie<br />
nimmst du dich beim Auflegen selbst<br />
wahr – dein Alter in Bezug auf das Alter<br />
des Publikums, das ja in der Regel<br />
weit darunter liegt?<br />
Meine Erfahrung sagt mir, dass eine Generation<br />
im Nachtleben etwa fünf, sechs<br />
Jahre dauert. Das ist die normale Zeitspanne,<br />
die ein Mensch intensiv im<br />
Nachtleben verbringt. Mit dreißig gehört<br />
man wirklich schon zu den älteren Herrschaften,<br />
zu den Überlebenden. Leute,<br />
die sich in meinem Alter noch regelmäßig<br />
in Clubs aufhalten, das sind entweder<br />
Freaks oder Leute wie ich, die – das<br />
muss man so hart sagen – davon leben.<br />
WESTBAM<br />
DJ<br />
Maximilian Lenz wurde am 4. März 1965<br />
in Münster geboren. Ursprünglich<br />
vom Punk kommend, arbeitet er seit<br />
Anfang der Achtzigerjahre als DJ und<br />
führt den Künstlernamen Westbam,<br />
eine Zusammensetzung aus seinem<br />
Vorbild Afrika Bambaataa und seiner<br />
Heimat Westfalen. Vor genau dreißig<br />
Jahren erschien sein Manifest „Was ist<br />
Record Art?“, in dem er die Grundzüge<br />
der just entstehenden Musikgattung<br />
skizzierte. Rasch entwickelte er sich zu<br />
einem Pionier des deutschen Techno.<br />
Westbam war Mitbegründer der Love-<br />
Parade und der Mayday. Er hatte<br />
zahlreiche Hits in Deutschland und in<br />
den internationalen Charts und legt bis<br />
heute weltweit auf.<br />
Immer dabei zu sein, über Jahrzehnte,<br />
dort aber nichts anderes zu tun zu haben,<br />
als mitzufeiern, das ist ja dann doch<br />
etwas trostlos.<br />
Besser, wenn man dort etwas zu tun<br />
hat.<br />
Mir war das früh schon sehr angenehm,<br />
dass ich so ein Plätzchen habe im Nachtleben,<br />
nämlich hinter den Plattentellern.<br />
Dadurch konnte ich da ein bisschen länger<br />
bleiben, ohne mich zum Affen zu machen.<br />
Das private Ausgehen entfällt dann<br />
irgendwann.<br />
Es reduziert sich zumindest stark. Ich<br />
habe im Laufe der Jahre einige tausend<br />
Partys erlebt, auf der ganzen Welt, und<br />
natürlich wirklich auch viele von den unglaublichsten<br />
Partys. Deshalb bin ich abseits<br />
davon mittlerweile nur noch<br />
schwer vor die Tür zu bewegen. Momentan<br />
spiele ich ungefähr einmal pro Woche.<br />
Es gibt auch ein paar Wochen im<br />
Jahr, in denen ich dreimal spiele. Aber<br />
das ist dann eigentlich schon schrecklich.<br />
Da muss ich mich fürchterlich anstrengen.<br />
Aber darum geht es ja in der<br />
Kunst immer: sich anzustrengen und es<br />
dabei ganz leicht aussehen zu lassen.<br />
Dein früh gewählter Künstlername<br />
„Westbam“ kannte schon die Musik,<br />
für die er einst stehen wird.<br />
Der vollständige Text meines allerersten<br />
Liedes lautete: „Bumbumbum“. Das ist<br />
jetzt dreißig Jahre her, im Nachhinein erscheint<br />
es fast seherisch. Bam mit bum.<br />
Die großen Westbam-Hits sind sehr<br />
mathematisch aufgebaut. Man hört<br />
sie und freut sich am zwingenden<br />
Aufbau. Komplex, aber simpel.<br />
Anfangs war meine Musik extrem unordentlich.<br />
Ich habe das erst später kapiert,<br />
nee, Musik handelt von Ordnung.<br />
Das sind so Einsichten, die einem die antiautoritäre<br />
Erziehung eher nicht vermittelt.<br />
Antiautoritäre Erziehung tendiert<br />
immer zum Free Jazz.<br />
Eine Clubnacht, das ist ja ein komplexer<br />
Organismus, der auch eine gewisse<br />
Logik in der Musik fordert, weil<br />
sie sonst einfach nervt.<br />
Das stimmt. Techno hat mich ordentlicher<br />
gemacht.<br />
Westbams Telefon klingelt. Kein Smartphone,<br />
es ist tatsächlich ein sehr altes, simples<br />
Nokia-Telefon. Er schaut kurz drauf, stellt<br />
es dann leise.<br />
Ist das echt ein Nokia-Handy?<br />
In der Tat. Das ist mein Handy.<br />
Keine Musik da drauf?<br />
Da ist keine Musik drauf. Man kann damit<br />
– telefonieren. Und SMS schicken.<br />
Ich habe mich oft genug als Avantgardist<br />
gefühlt, beim Telefonieren halte ich<br />
es nicht für notwendig. Vor einem Apple-Store<br />
zu zelten, ist für mich keine<br />
Option.<br />
Die heute gängigen Telefone ermöglichen<br />
es nicht nur, damit Musik herzustellen,<br />
sondern auch sämtliche jemals<br />
veröffentlichte Musik jederzeit<br />
zu erkennen und anzuhören.<br />
Früher zeichnete sich ein DJ aus durch<br />
den Besitz sehr seltener Platten, die in<br />
der Stadt möglichst niemand außer ihm<br />
hatte, importiert aus Chicago und sonstwoher.<br />
Solche Platten hat man dann besonders<br />
herausgestellt und zum Glänzen<br />
gebracht, damit die Leute dachten, wow,<br />
was ist das? Das entfällt heutzutage.<br />
Entfällt damit auch dieses für den DJ<br />
ja sehr angenehme Frauenkennenlernmittel,<br />
nämlich zu wissen, wie<br />
das Lied heißt?<br />
Wie das Lied heißt, wollten die Frauen<br />
noch nie wissen. Das interessierte immer<br />
nur Männer. Die seltsame Begeisterung<br />
der Frauen für DJs ist eine fehlgeleitete<br />
Prägung, weil sie den DJ irrtümlicherweise<br />
für den Rudelführer halten,<br />
obwohl er meistens der größte Versager<br />
im ganzen Laden ist. Das ist eine Laune<br />
der Natur – die hier umschlägt in eine<br />
Laune der Kultur.<br />
Gut für den DJ bleibt: Frauen kommen<br />
an und wünschen sich bestimmte<br />
Lieder.<br />
Das stimmt. Wenn es Männern im Club<br />
nicht gefällt, dann gehen sie weg. Frauen<br />
aber wollen dann was verändern. Sie gehen<br />
zum DJ hin, beschweren sich und<br />
wünschen sich Lieder.<br />
Zusammen eine Lösung finden.<br />
Ja ja, so in der Art.<br />
Der frühe Westbam: Maximilian Lenz, damals noch Punk, 1981 in Berlin<br />
Wenn man die Geschichte von Techno<br />
mal Guido-Knopp-artig erzählt,<br />
Achtung, steile These: Techno dauerte<br />
vom Mauerfall bis Nine Eleven.<br />
Man sagt ja immer, das Thema finde den<br />
Künstler und nicht umgekehrt. Es ist darüber<br />
hinaus auch so, dass das Publikum<br />
den Künstler findet, in dem sich die Zeit<br />
perfekt spiegelt. Und meine Musik hat<br />
nun in die Zeitspanne zwischen diesen<br />
beiden Zäsuren glücklicherweise besonders<br />
gut gepasst. Die Neunzigerjahre hätten<br />
ganz andere Künstler hervorgebracht,<br />
wenn es politisch anders gelaufen wäre.<br />
Startpunkt also der Fall des Eisernen<br />
Vorhangs, Auflösung der Ost-West-<br />
Trennung.<br />
Vom Osten her gesehen war das für die<br />
damaligen Teenager natürlich eine Befreiung.<br />
Und für uns aus dem Westen<br />
war das – vorübergehend – natürlich<br />
auch die große Euphorie, jetzt wird alles<br />
gut, alle unsere Werte haben sich als<br />
überlegen erwiesen und werden nun von<br />
der ganzen Welt umarmt: Demokratie,<br />
Meinungsfreiheit und so weiter. Und<br />
diese Euphorie hat sich gespiegelt in der<br />
größenwahnsinnigen Love-Parade, dem<br />
Begriff der „ravenden Gesellschaft“. Wir<br />
feierten uns und unsere wunderbare<br />
westliche Welt und die goldene demokratisch-technologische<br />
Zukunft.<br />
Ohne die Love-Parade hätte es wohl<br />
später die sogenannte Fan-Meile und<br />
die Fußballweltmeisterschaft 2006<br />
nicht in der Form gegeben. Ausgerechnet<br />
Berlin als Schauplatz einer<br />
völkerverbindenden, riesigen Party,<br />
dieses Bild wurde gesetzt durch die<br />
Love-Parade.<br />
Man muss es heute so sagen, die Love-<br />
Parade war eines der gesellschaftlich<br />
prägendsten Ereignisse der Neunzigerjahre.<br />
Sie hat nach innen den Deutschen<br />
geholfen, den Zweiten Weltkrieg zu beenden.<br />
Und vor allem hatte sie eine immense<br />
Wirkung auf die Außenwahrnehmung<br />
durch Menschen aus Mexiko, England,<br />
Holland, Israel, Polen und woher<br />
auch immer. Man sah auf diesen Paraden<br />
in lauter ungläubige Gesichter von Menschen,<br />
die sowas in und von Deutschland<br />
nun am allerwenigsten erwartet<br />
hatten. Plötzlich war Deutschland vom<br />
unbeliebtesten zum beliebtesten Land<br />
der Welt geworden.<br />
Und ausgerechnet dann erschien die<br />
letzte Westbam-Platte mit dickem<br />
Vorschuss bei einer großen Plattenfirma,<br />
und ironischerweise war das<br />
eure erste Platte, deren Titel eine<br />
Frage enthält: „Do you believe in the<br />
Westworld?“<br />
Das fiel mir erst beim Schreiben des<br />
Buchs auf, wie passend unpassend das<br />
doch war, dass ich 2005 wirklich mit dieser<br />
Frage kam. In den Neunzigern wäre<br />
die Antwort auf diese Frage, „Do you believe<br />
in the Westworld?“, ganz klar „Ja!“<br />
gewesen. Und in den Nullerjahren dann<br />
war die Antwort ganz klar: „Nein!“<br />
Diese Platte war einer deiner größten<br />
Misserfolge.<br />
Wenn man als Produzierender so in seiner<br />
Kunst schwebt, kann es passieren,<br />
dass man zwar innerhalb des eigenen<br />
Werks immer weiter voranschreitet –<br />
sich dabei aber immer weiter vom Publikum<br />
entfernt. Das nennt man dann wohl<br />
Alterswerk.<br />
Im Buch schreibst du über diese Zeit<br />
sehr schön lakonisch: „Manchmal<br />
kam ich mir unpassend vor.“<br />
Erstmal habe ich mir gesagt, scheiß<br />
drauf, ich rotze einfach was ganz Neues<br />
raus. Und dabei wird der Bogen natürlich<br />
überspannt, aber das ist auch immer<br />
schon die Geschichte meines Lebens<br />
und meines Acts.<br />
Du erzählst im Buch auch von einigen<br />
Todesfällen, früheren Mitstreitern,<br />
die sozusagen die Nacht und<br />
das damit verbundene Leben geschluckt<br />
hat. Diese Kultur, die sagte,<br />
einmal bitte alles, volles Programm,<br />
totaler Exzess – das war ja alles nicht<br />
immer ganz ungefährlich. Aber für<br />
dich irgendwie nicht?<br />
Das würde ich so nicht sagen.<br />
Wenn man Kinder hat, ist das ein guter<br />
Schutz dagegen, komplett zum<br />
Junkie zu werden?<br />
Da gäbe es auch Gegenbeispiele. Mir hat<br />
es schon geholfen. Aber ich würde auch<br />
nicht sagen, dass ich deshalb heute gegen<br />
Abstürze gefeit wäre. Das kann mir<br />
durchaus immer noch passieren.<br />
Funktioniert die Nacht, funktioniert<br />
Ausgehen eigentlich ohne Rauschmittel?<br />
»John Grisham ist der beste<br />
Thrillerautor unserer Zeit.« Ken Follett<br />
512 Seiten, gebunden<br />
mit Schutzumschlag<br />
€ 22,99 [D]<br />
ISBN 978-3-453-26909-5<br />
Auch als E-Book und<br />
Hörbuch erhältlich<br />
»Ein Grisham wird niemals langweilig.«<br />
Westfälische Nachrichten<br />
Lese- und Hörprobe unter heyne.de
52 KULTUR<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Fortsetzung von Seite 47<br />
JOHANN WOLFGANG GOETHE: „MARI-<br />
ENBADER ELEGIE“<br />
Das fünfte und letzte Buch ist eigentlich<br />
auch nur ein Gedicht, nämlich die „Marienbader<br />
Elegie“ von Goethe. Es ist wohl<br />
auch einer der gar nicht so seltenen Texte,<br />
die ich erst spät im Leben begriffen<br />
habe. Das ist Schullektüre, aber in meiner<br />
Schule in der Nazizeit wurde es<br />
nicht gelehrt. Egal wann ich es entdeckt<br />
habe, begriffen habe ich es eher spät.<br />
Was mich an dieser Elegie so fasziniert,<br />
ist, dass sie zugleich auch eine Erleichterung<br />
ist. Goethe ist im Grunde genommen<br />
froh, dass eine Liebe nicht stattgefunden<br />
hat, gescheitert ist, nicht erwidert<br />
wurde. So war es ja auch in der Realität<br />
und die Dame hat ja später sogar<br />
den Kuss geleugnet, den Goethe ihr andichtete.<br />
Hier ist also ein Mensch, der einerist<br />
ganz, ganz ungewöhnlich, dass ich<br />
das habe, das war von einem früheren<br />
Kunden noch in der Nazi-Zeit verbuddelt<br />
worden irgendwo im Grunewald,<br />
deswegen hatte es Stockflecken.<br />
Ich zeigte es an der Uni einem Kommilitonen,<br />
der schon zwei oder drei Semester<br />
weiter war als ich, und fragte:<br />
Kennen Sie das? – Man siezte sich ja,<br />
man saß mit Krawatte und dunklem Anzug<br />
in der Vorlesung. Das war Hagen<br />
Müller-Stahl, der Bruder des inzwischen<br />
sehr viel berühmteren Schauspielers.<br />
Der sagte mit schneidender Stimme zu<br />
mir: Wenn Sie nicht wissen, dass das<br />
Kurt Tucholsky ist, dann haben Sie das<br />
falsche Studium ergriffen. Und ich war<br />
natürlich in Schande und Scham und<br />
dachte mir, na ja, vielleicht hat der Mann<br />
recht, und ich studiere das Falsche, ich<br />
gehöre hier gar nicht hin. Das war aber<br />
eine Initialzündung, nun einmal nachzuforschen<br />
und mich kundig zu machen.<br />
Daraus ist meine lebenslange Beschäftigung<br />
mit Tucholsky entstanden.<br />
„Deutschland, Deutschland über alles“<br />
mit den Kollagen von John Heartfield<br />
ist das Buch, das mich besonders<br />
bewegt hat. Das war nun, anders als<br />
Thomas Mann, scharf, polemisch, aggressiv<br />
und endet zugleich fast am Rande<br />
des leicht Kitschig-Sentimentalen,<br />
mit einem Bekenntnis zur Heimatliebe,<br />
zur Schönheit Deutschlands. Schon vom<br />
zweiten oder dritten Semester an arbeitete<br />
ich bei Volk und Welt, das war damals<br />
der zweitgrößte belletristische Verlag<br />
der DDR, auch als es noch gar nicht<br />
DDR hieß. Da habe ich dann angefangen,<br />
mich um Tucholsky zu kümmern und zu<br />
verlegen, unter anderem dieses Buch. Inzwischen<br />
hatte ich John Heartfield kennengelernt,<br />
kannte ihn, schätzte ihn, habe<br />
mir alte Bildbände besorgt.<br />
„Deutschland, Deutschland“ war also<br />
bei Volk und Welt schon auf der Verlagsebene<br />
– von mir gepuscht –, und in letzter<br />
Minute hatte ein törichter oder leider<br />
zum Schluss aufmerksam gewordener<br />
Zensor das gelesen. Der fand Tucholskys<br />
Beitrag „Kriegsschauplatz“, und der behandelt<br />
die Aufrüstung der verbotenen<br />
Reichswehr in der Sowjetunion in den<br />
Zwanzigerjahren. Das durfte natürlich<br />
nicht sein, so wie es keinen Trotzki auf<br />
Fotos neben Lenin geben durfte. Das<br />
Buch lag schon auf dem Stand der Leipziger<br />
Messe mit Umschlag und allem,<br />
aber als Blindband. Dieser Blindband<br />
existiert heute noch als Prunkstück des<br />
Tucholsky-Archivs in Marbach. Also: Das<br />
Buch durfte nicht erscheinen.<br />
Viel später, in den Sechzigern, war ich<br />
Programmchef des Rowohlt-Verlages,<br />
wo ich wiederum diese sehr schöne<br />
Dünndruck-Ausgabe Tucholskys und alles<br />
Mögliche für und mit Tucholsky gemacht<br />
hatte. Und dieses Werk, ein flacher,<br />
großformatiger Band, sollte separat<br />
erscheinen. Ledig-Rowohlt war zwar<br />
schon Mehrheitseigentümer, musste<br />
aber immer zu einem anderen Geschäftsführer<br />
gehen und eine zweite Unterschrift<br />
einholen. Und alle drei anderen<br />
Geschäftsführer haben gesagt: Wir<br />
zeichnen den Vertrag nicht, das antideutsche<br />
Buch darf nicht bei Rowohlt<br />
erscheinen. Also dieselbe Geschichte wie<br />
in Ostberlin, also les extrêmes se touchent.<br />
Ledig war derart außer sich, wie ich ihn<br />
selten erlebt habe. Das führte dazu, dass<br />
ich Geschäftsführer wurde, und er sagte:<br />
Jetzt können wir beide immer zusammen<br />
Unterschlagungen machen.<br />
LOUIS ARAGON: „DER FLIEDER UND<br />
DIE ROSEN“<br />
Jetzt bin ich nicht bei einem Buch, sondern<br />
bei einem Gedicht von Louis Aragon,<br />
das im Original „Les lilas et les roses“<br />
heißt, und in der deutschen Übersetzung<br />
„Der Flieder und die Rosen“.<br />
Aragon habe ich früh kennengelernt, gelesen<br />
und, wenn man so will, gefördert<br />
beim Ostberliner Verlag Volk und Welt.<br />
Inzwischen bin ich älter, sagen wir mal<br />
Mitte zwanzig. Aragon war wohl der berühmteste<br />
Westkommunist, den es gab.<br />
Von ihm verlegt wurden aber in der DDR<br />
vor allen Dingen die sozialkritischen Romane<br />
aus dem Zyklus „Le Monde reél“<br />
wie „Die Reisenden der Oberklasse“ und<br />
so weiter.<br />
Gelegentlich kam er nach Deutschland,<br />
in Wahrheit vor allem wegen der<br />
sehr hohen Tantiemen, und da er ein<br />
Genosse war, kriegte er die natürlich in<br />
West-Valuta ausbezahlt, und er ließ sich<br />
ein bisschen rumreichen. Als ich ihn<br />
kennenlernte, war das eine sehr komplizierte<br />
und heikle Beziehung, weil ich zu<br />
der Zeit vor allem in der Kulturpolitik<br />
schon sehr kritisch war. Ich wollte nicht<br />
gerade das ZK in die Luft sprengen, aber<br />
es gab hier einen verbotenen Film, dort<br />
eine abgesetzte Inszenierung, die große<br />
Fehde gegen Hanns Eisler wegen seiner<br />
Faust-Oper und dies und das. Ich wollte<br />
Aragon davon erzählen, aber das mochte<br />
er nicht so gerne hören und stellte sich<br />
taub.<br />
Aber wenn es dann um Louis Aragon<br />
selber ging – so sind die lieben Schriftsteller,<br />
ich weiß, wovon ich rede –, beklagte<br />
er sich sehr, dass seine Gedichte<br />
gar nicht verlegt würden, und vor allen<br />
Dingen natürlich nicht diese surrealistischen<br />
(Surrealismus war ja fast wie<br />
Trotzkismus, ganz schlimm). Dann gab<br />
er mir als erstes dieses Gedicht, was ich<br />
nicht kannte, und sagte: Das ist das Gedicht<br />
überhaupt über den Sieg der Nazis<br />
gegen Frankreich und über den Fall von<br />
Paris. Es ist herzergreifend, ganz wunderbar,<br />
natürlich auch vertont von Jean<br />
Die Literatur,<br />
meine<br />
Erfüllung<br />
Ferrat und Léo Ferré und von allen möglichen<br />
gesungen. Es ist das große Widerstands-<br />
und Schmerzgedicht über das<br />
besiegte Frankreich, von einer makellosen<br />
Schönheit.<br />
In dieser Schönheit aber nistet nicht<br />
nur Schmerz, sondern eben auch Kampfeswille<br />
und Militanz. Es erinnert ein<br />
bisschen an das berühmte Lied der Résistance<br />
von Yves Montand. Immer wieder,<br />
wenn irgendwelche Interview-Leute<br />
kommen für den Rundfunk und fragen,<br />
welches Lied, wir brauchen Musik, Musik,<br />
wähle ich unter anderem das. Das ist<br />
aber ein bisschen musikantisch, wie Yves<br />
Montand halt war. „Der Flieder und die<br />
Rosen“ hingegen ist sehr streng im Bau,<br />
von einem wirklich großen Lyriker.<br />
Nun gibt es zwei Leute, die anscheinend<br />
dieses Gedicht besonders lieben<br />
oder liebten. Der eine ist der kleine Raddatz,<br />
der es dann doch schließlich bei<br />
Volk und Welt durchsetzen konnte. Aber<br />
ein anderer, etwas bekannterer Mann<br />
liebte das Gedicht auch, und der hieß<br />
Charles de Gaulle. Als die Alliierten ihm<br />
erlaubten, so zu tun, als habe er Paris befreit,<br />
zog er über die Champs-Élysées,<br />
und was zitierte er auswendig? Das Gedicht<br />
von Louis Aragon, er trug es wie<br />
die Trikolore vor sich her. So als wäre<br />
ein deutscher Politiker nach dem Krieg<br />
mit einem Gedicht von Bertolt Brecht,<br />
oder, die Parallele würde eher stimmen,<br />
von Johannes R. Becher in den frisch<br />
einberufenen Bundestag eingezogen –<br />
unvorstellbar. Aragon war zu der Zeit ein<br />
ganz berühmter Kommunist, er war<br />
nicht nur Résistance-Kämpfer gewesen.<br />
Dieses Gedicht wieder zu lesen, das eine<br />
große Ruhe und gleichzeitig Härte und<br />
Militanz hat, ist immer wieder, damals<br />
wie heute, ein Erlebnis.<br />
seits einer verlorenen oder nicht erfüllten,<br />
späten oder sogar letzten Liebe<br />
nachtrauert, und gleichzeitig wächst die<br />
Erleichterung, je größer die Entfernung<br />
von dem Ereignis, der Emotion wird, der<br />
er nachtrauert. Vermutlich habe ich sie<br />
deswegen so spät begriffen, weil man<br />
das selber erst erfahren haben muss:<br />
Dass man um etwas trauert und sich eigentlich<br />
am liebsten aufhängen möchte<br />
und doch zugleich erleichtert ist. Die<br />
große Chance des noch einmal eingelösten<br />
Liebesglücks fällt in sich zusammen.<br />
Es ist ja selten, dass jemand so etwas zugibt.<br />
Denn meistens sagt man heutzutage,<br />
naja, ist halt schief gegangen.<br />
Ich komme noch mal zurück auf meinen<br />
großen ewigen Kurt Tucholsky: Als<br />
das schließlich auseinanderging mit seiner<br />
angebeteten Mary Tucholsky,<br />
herrschte auf beiden Seiten erst einmal<br />
Erleichterung, obwohl sie umeinander<br />
wie zwei Monde gekurvt waren, Jahre<br />
und Jahre und Jahre. Eigenartigerweise<br />
liest man die „Marienbader Elegie“ immer<br />
als große Liebeslyrik – ach, wie<br />
schrecklich, und was ist ihm da widerfahren,<br />
und er ist abgewiesen worden,<br />
und der alte Mann von der jungen Frau<br />
und so – aber das ist es nicht, es hat einen<br />
Subtext, und wie immer in der Lyrik<br />
ist dieser der entscheidende.<br />
Das habe ich bestimmt erst, ich würde<br />
mal sagen, vor 20, vielleicht 25 Jahren<br />
richtig begriffen. Da war ich zwar auch<br />
nicht mehr jung, aber auch noch nicht so<br />
greisenalt wie heute. Wie bei vielen<br />
Goethe-Texten gehört sehr viel eigene<br />
Lebenserfahrung dazu, um das richtig<br />
aufzufangen wie einen Sonnenstrahl.<br />
Anders als eine Tucholsky-Polemik, die<br />
man teilen kann und sagen: „Ja, ja, ich<br />
bin auch so wütend.“ Es ist eine ganz andere<br />
Dimension. Ein ganz tiefer, existenzieller,<br />
fast hätte ich gesagt: existenzialistischer<br />
Text.<br />
Damit wollte ich enden, um zu sagen,<br />
dass der Bogen der Literatur, die mich<br />
geprägt, beeindruckt, getragen hat, eben<br />
ziemlich weit geht. Es ist ein weit gespannter,<br />
weit aufgefächerter, großer Bogen.<br />
Und deswegen hatte ich mir auch<br />
vorgenommen, diese Goethe-Anmerkung<br />
zum Schluss zu setzen.<br />
ANZEIGE<br />
<br />
<br />
send & STORE<br />
Box * nur<br />
4,99<br />
€/Monat<br />
Bequeme und sichere Einlagerung<br />
bundesweit. Keine Mindestlaufzeit, keine<br />
Mindestmenge. Jetzt anmelden auf:<br />
www.sendandstore.de
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
KUNSTMARKT 53<br />
Geologen tragen Schichten<br />
Erde, Gestein, gepresste<br />
Pflanzen, pulverisiertes<br />
Leben und was auch sonst<br />
noch alles ab, um irgendwann<br />
zum Erdkern zu gelangen. Archäologen<br />
graben so gesehen an der kulturellen<br />
Oberfläche.<br />
Alicja Kwade sieht tatsächlich gerade<br />
aus wie eine Archäologin. Die Ausgrabungsleiterin<br />
steht in schweren Schuhen<br />
(Doc Martens, 16 Loch) auf staubigem<br />
Grund, zwischen lauter starken Männern<br />
in den weißen Räumen der Galerie<br />
VON FRÉDÉRIC SCHWILDEN<br />
Johann König in Berlin. Und dirigiert ihren<br />
neusten Fund, ein Ensemble massiver<br />
Marmorbruchstücke. „Den nächsten<br />
daneben. Dann können wir hier. Den<br />
hier so hin. Die Seiten quasi hier. Die<br />
beiden. Dann.“ Die Steinmetze verschieben<br />
die Fragmente auf ihre Anweisung<br />
hin um Zentimeter, heben sie an und<br />
senken sie wieder.<br />
Tatsächlich wurde Alicja Kwades<br />
Marmor nicht nur abgetragen, sondern<br />
auch hier hingetragen. Von Griechenland<br />
nach Berlin. „War übrigens<br />
schwierig. Ich musste alles cash und im<br />
Voraus bezahlen“, sagt sie Vom Rücken<br />
eines Lasters auf den Boden des Kunstraums.<br />
Ein Lastenzug steht breitbeinig<br />
im Raum. Kwades Kunst, der gerne das<br />
Adjektiv „dekorativ“ vorangestellt wird,<br />
ist eben doch massiv, sperrig, anstrengend<br />
und tief. Nicht umsonst ist sie<br />
Deutschlands meiste Künstlerin. Die<br />
Künstlerin mit den meisten Ausstellungen,<br />
der man auf den Partys in Berlin<br />
meistens begegnet und über die am<br />
meisten geredet wird. Sie ist die am<br />
meisten geliebte und auch am meisten<br />
kritisierte Künstlerin.<br />
Die Installation trägt wie die Ausstellung<br />
den Titel „Etwas Abwesendes,<br />
Sie<br />
tötet<br />
Götter<br />
Alicja Kwade ist<br />
allgegenwärtig –<br />
auf Partys, in Galerien<br />
und Museen. Ihre<br />
Kunst gilt als dekorativ.<br />
Wir haben ihren tiefen<br />
Ernst entdeckt<br />
Gestauchte Zeit: „Europa (UTC -2 UTC +4)“<br />
Will niemals<br />
eine Diva sein:<br />
Die 35 Jahre alte<br />
Künstlerin<br />
Alicja Kwade<br />
FABRICE SEIXAS/GALERIE JOHANN KÖNIG<br />
dessen Anwesenheit erwartet wurde“.<br />
Kwade lässt sich dafür eben jene Marmorblöcke<br />
kommen. Einen Meter und<br />
siebenundsiebzig Zentimeter groß. So<br />
groß wie der Durchschnittseuropäer,<br />
sagt sie. Antike Bildhauer meißelten daraus<br />
Götterstatuen. Wie diese durch ihren<br />
Proportionskanon unterteilt Kwade<br />
jeden Block nun in Achtelabschnitte.<br />
Und schlägt jedem Block immer ein<br />
Achtel mehr weg, bis nur noch Marmorkrümel<br />
übrig bleiben. Der erste ist<br />
noch ganz. Der zweite nur noch Siebenachtelblock.<br />
„Der Lieferant hat geweint,<br />
als er erfahren hat, was ich damit<br />
mache“, sagt sie.<br />
Die Reihe an Marmorblöcken wirkt<br />
wie die tausendfache Verlangsamung<br />
der Zerschlagung eines Steins. Die Bewegung<br />
wird erst im Stillstand sichtbar.<br />
Im Zerbröseln des ewigen Materials<br />
Marmor konfrontiert Kwade das Unendliche<br />
mit dem Vergänglichen. Sie tötet<br />
die Götter, bevor sie gemeißelt werden<br />
können.<br />
Ihr Ansatz ist grundsätzlich eher naturwissenschaftlich<br />
als ketzerisch.<br />
„Selbstportrait“ nennt sie einen Kasten<br />
mit einer Reihe von Phiolen, in denen<br />
der Mensch in seine Bestandteile zerlegt<br />
ist. Magnesium, Eisen, Wasserstoff, Sauerstoff,<br />
Phosphor, Kobalt, jedes Element,<br />
das uns ausmacht.<br />
Im nächsten Moment wirkt die Künstlerin<br />
wie ein staunendes Kind. Neugierig,<br />
rätselnd, verspielt, im Rausch der eigenen<br />
Gedanken, „Das bin ich“, sagt<br />
Kwade und dann: „Aber das bin ich ja<br />
nicht. Was ist das eigentlich? Das bist<br />
auch du. Das ist jeder. Aber eben nicht.<br />
Wo ist der Geist? Die Seele?“ Und dann<br />
wieder die Naturwissenschaftlerin, die<br />
das Chaos ordnen will, aber einsehen<br />
muss, es nicht zu können. Das Naturgesetz<br />
ist am Ende eben nur der klägliche<br />
Versuch einer Abbildung von Wahrhaftigkeit<br />
und nicht selbst wahrhaftig.<br />
Die Arbeit von Alicja Kwade ist Ausdruck<br />
eines künstlerisch gelebten Existenzialismus.<br />
Der Sisyphos, der jeden<br />
Tag wieder von vorne beginnt, den Felsblock<br />
hinaufzurollen. Die Existenz zeigt<br />
sich hier als mythologische Strafe. Als<br />
Absurdität in der Philosophie. Und in<br />
der Kunst als ästhetisches Infernal.<br />
Auffällig in ihrem Werk: Linear abnehmende<br />
Graphen überall. An einer Wand<br />
hängt „Schritte zur Nacht“, eine Reihe<br />
von Kerzenfragmenten von der nicht<br />
brennenden Kerze bis zur halb abgebrannten,<br />
bis hin zum letzten kleinen<br />
Fetzen Docht. Für das Werk „Relikt und<br />
Bedarf“ illustriert sie die Goldreserven<br />
verschiedener Länder mit der Größe nach<br />
abnehmenden vergoldeten Messingwürfeln.<br />
Wenig überraschend, die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate haben die größten<br />
Goldreserven. Interessant, die USA sind<br />
nur im globalen Mittelfeld und Frankreich<br />
ganz weit hinten. Wir sehen vor uns<br />
ein willkürliches Wertesystem vorbeiziehen<br />
und als Staubkorn enden. Die Werke<br />
kosten von 2500 bis 120.000 Euro.<br />
Unter dem Glanz der weiß-grau-goldenen<br />
Gefälligkeit liegt ein mahnendes<br />
Memento mori, ein großer Ernst. Die<br />
Frage nach mehr. Und eine Künstlerin,<br />
deren große Kunst ein Scheitern ist.<br />
Nicht, weil sie mit ihrer Kunst scheitert.<br />
Ihr persönliches Scheitern ist die Kunst<br />
selbst. Scheitern aber wollen Alicja Kwade<br />
alle sehen. Fünf Ausstellungen hat sie<br />
dieses Jahr. Berlin, Mannheim, Nürnberg.<br />
Frankfurt. Und noch mal Berlin.<br />
Alicja Kwade ist von Arbeit gezeichnet.<br />
Sie steht zwischen den Trümmern.<br />
Staub im Haar. Der schwarze Nagellack<br />
abgeblättert. „Das habe ich mir von Anfang<br />
an immer geschworen, ich werde<br />
niemals die Diva machen, der alles zu<br />
viel ist.“ Dann gräbt sie weiter. Tiefer<br />
und tiefer und tiefer.<br />
Bis 18. April, Galerie Johann König, Berlin<br />
UHREN & SCHMUCK<br />
AUKTIONEN<br />
Herren Armbanduhr Rolex<br />
Yachtmaster, Stahl/Platin, 2 Monate alt,<br />
günstig abzugeben.<br />
Tel. 0171/126 72 40<br />
Gekonnt in Szene gesetzt.<br />
KINO<br />
EXPERTENTAGE<br />
Armband- und Taschenuhren<br />
10.3. Düsseldorf<br />
Bücher, Landkarten &<br />
Manuskripte<br />
12.3. Düsseldorf<br />
13.3. Hamburg<br />
BONHAMS KÖLN<br />
0221 2779 9650<br />
cologne@bonhams.com<br />
DOYLE (ARTHUR CONAN)<br />
30 signierte Briefe zum Fall Edalji<br />
Schätzpreis 27.000 - 54.000€<br />
Auktion Fine Books, Manuscripts,<br />
Atlases & Historical Photographs<br />
18. März 2015, London<br />
PATEK PHILIPPE<br />
18 kt. Gold Chronograph mit ewigem<br />
Kalender, Ref. 3970<br />
Verkauft für 62.000€<br />
BRIEFMARKEN<br />
& MÜNZ-<br />
AUKTIONEN<br />
Ankauf oder Versteigerung von Sammlungen,<br />
Einzelstücken oder Erbschaftsposten.<br />
Bei großen Objekten Hausbesuche möglich.<br />
Roland Meiners, von der IHK Köln öffentlich<br />
bestellter und vereidigter Versteigerer für<br />
Briefmarken. Seit 50 Jahren eine erste Adresse.<br />
Dr. Wilhelm Derichs<br />
GmbH AUKTIONSHAUS<br />
Burgmauer 22 (gegenüber Dom)<br />
50667 Köln . Tel.0221-2576602<br />
Berlin, im Kunsthaus Lempertz: (Nikolai-Viertel)<br />
Poststr. 22 . 10178 Berlin-Mitte . Tel. 030-24088283<br />
FLUGZEUGVERSTEIGERUNG<br />
Im Namen und Auftrag der Berechtigten<br />
versteigern wir ohne Mindestpreislimit<br />
am 04.03.2014 im Flughafen Memmingen<br />
2 Dornier 328 Jets. DIE AUKTIONS-<br />
PROFIS Ostermayer & Dr. Gold GbR. F. E.<br />
Ostermayer, allg. öffentl. bestellter, vereidigter<br />
Versteigerer. Bierhäuslweg 9, 83623<br />
Dietramszell. Info / Kontakt: Tel. (08027)<br />
908 9928. www.die-auktionsprofis.de<br />
OMAR SY CHARLOTTE GAINSBOURG TAHAR RAHIM IZIA HIGELIN<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
International Auctioneers and Valuers<br />
bonhams.com/cologne<br />
VERAN-<br />
STALTUNGEN<br />
Ein Film, der dich zum<br />
Tanzen, Lachen und<br />
Weinen bringt. Premiere.fr<br />
KONSTANZ<br />
Marktstätte 26<br />
6.3. | 19 Uhr<br />
HAMBURG<br />
Bleichenbrücke 10<br />
7.3. | 13 Uhr<br />
DÜSSELDORF<br />
Kö Galerie<br />
8.3. | 11 Uhr<br />
300 Jugendstilobjekte, Porträtsammlung,<br />
moderne Gemälde und Skulpturen<br />
Kunstauktion<br />
14.3.2015 ab 11 Uhr<br />
Vorbesichtigung:<br />
2.3. bis 13.3. auch<br />
Sa. 7.3. u. So. 8.3. 11-18 Uhr<br />
Katalog unter www.kastern.de<br />
Baringstraße 8 . 30159 Hannover<br />
T. 0511-851085 . info@kastern.de<br />
SONDERAUSSTELLUNG TOLLA<br />
Erleben Sie Tolla und ihre<br />
einzigartige Kunst!<br />
Zur Ausstellung The Circle<br />
of my Life werden wir Ihnen<br />
ihre außergewöhnlichen und<br />
zeitlos schönen Skulpturen<br />
vorstellen.<br />
Die israelische Künstlerin<br />
ist an allen drei Standorten<br />
live vor Ort!!<br />
Bringen Sie gerne Ihre Freunde<br />
mit und genießen Sie die<br />
Kunst mit Rahmenprogramm.<br />
Alle Infos zu den Events und der Künstlerin: galerie-mensing.de<br />
Klassische Moderne<br />
und Gegenwartskunst<br />
5. – 8. März 2015<br />
Messe Karlsruhe<br />
www.art-karlsruhe.de<br />
EIN FILM VON ÉRIC TOLEDANO & OLIVIER NAKACHE,<br />
/SENATOR.FILMLOUNGE<br />
WWW.SAMBA.SENATOR.DE<br />
DEN REGISSEUREN VON ZIEMLICH BESTE FREUNDE<br />
JETZT IM KINO!<br />
Entdecken Sie große Kunst in DIE WELT und WELT am SONNTAG.<br />
Ankauf von Bordeauxweinen zu Höchstpreisen!<br />
Seriöse, professionelle und diskrete Abwicklung.<br />
Keine Aufschläge oder Lotgebühren, faire Nettopreise!<br />
C&D Weinhandelsgesellschaft mbH<br />
Tel.: 02236-890240 · Fax: 02236-890249 · ankauf@c-und-d.de<br />
KOELN<br />
ANTIKEBOEDEN.de<br />
BERGER<br />
AACHEN<br />
ANTIKEKAMINE.de<br />
KUNSTFORUM & ANTIQUITÄTEN<br />
Gute Gemälde von Bracht / Dücker /<br />
Douzette / Kallmorgen / Müller-<br />
Kaempf / Pippel gesucht:<br />
AUKTIONSHAUS KARBSTEIN<br />
Düsseldorf, Tel. 0211/90 61 61<br />
Grotrian - Steinweg Flügel<br />
Modell Cabinet, 192 cm, schwarz poliert,<br />
3 Jahre alt (Wie neu !), scheckheftgepflegt,<br />
noch 2 J. Werksgarantie.<br />
NP: 53 000,- ¤, von privat, VB 29 000,- ¤.<br />
G 040 - 760 36 35<br />
KUNST DER ANTIKE<br />
Ausgrabungsstücke aus verschiedenen<br />
Epochen der Antike mit Echtheitsgarantie.<br />
Farbkatalog-Schutzgebühr € 10,–<br />
Galerie Günter Puhze · Stadtstr. 28<br />
79104 Freiburg · Tel. 0761/2 54 76<br />
E-Mail: office@galerie-puhze.de<br />
www.galerie-puhze.de<br />
Sammler sucht typisches Gemälde<br />
des Malers Max Liebermann<br />
# DW46664, DIE WELT, 10445 Berlin<br />
Maritime<br />
Antiquitäten:<br />
Bilder und Bücher, Modelle und<br />
Dokumente von anspruchsvollem<br />
Sammler gesucht.<br />
Angeb. u. DW 15377 DIE WELT,<br />
10445 Berlin
54 FERNSEHEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
DIE HÖHEPUNKTE DES TAGES SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />
ARD<br />
ZDF<br />
RTL<br />
SAT.1<br />
PRO 7<br />
KABEL 1<br />
VOX<br />
RTL II<br />
5.05 ¥ g Brisant (Wh.) 5.30 Kinder-TV<br />
5.55 ¥ dasbloghaus.tv 6.45 Kinder-TV<br />
10.03 ¥ g Tiere bis unters Dach 10.30<br />
Die Sendung mit der Maus<br />
11.00 ¥ g Der Teufel mit den drei<br />
goldenen Haaren Märchenfilm,<br />
D 2013. Mit Jakub Gierszal<br />
12.03 ¥ Presseclub<br />
12.45 ¥ g Europamagazin<br />
13.15 ¥ g Tagesschau<br />
13.30 ¥ Das Traumhotel: Vietnam<br />
TV-Familienfilm, D/A 2012<br />
Mit Christian Kohlund<br />
15.00 ¥ Das Traumhotel: Brasilien<br />
TV-Familienfilm, D/A 2012<br />
16.30 ¥ g Die Elbe (1/2) Vom Riesengebirge<br />
bis nach Dresden<br />
17.15 ¥ g Tagesschau Mit Wetter<br />
17.30 ¥ g Gott und die Welt Mujib –<br />
Ohne Eltern auf der Flucht<br />
18.00 ¥ g Sportschau<br />
Fußball: Bundesliga, 23. Spieltag<br />
18.30 ¥ g Bericht aus Berlin<br />
18.50 ¥ g Lindenstraße Soap<br />
19.20 ¥ g Weltspiegel Magazin<br />
20.00 ¥ g Tagesschau Mit Wetter<br />
20.15 ¥ g Polizeiruf 110: Sturm im<br />
Kopf TV-Krimi, D 2014. Mit Charly<br />
Hübner, Anneke Kim Sarnau<br />
21.45 ¥ g Günther Jauch 8 Euro 50<br />
– funktioniert der Mindestlohn?<br />
22.45 ¥ g Tagesthemen<br />
23.05 ¥ g ttt U.a.: „Die Rückkehr des<br />
Kalifats„: „ttt” über den Umgang<br />
des Westens mit dem IS / „Das<br />
Mädchen Hirut” – Die Geschichte<br />
einer jungen Äthiopierin, die ihren<br />
Peiniger erschoss<br />
23.35 ¥ Druckfrisch U.a.: Gila Lustiger:<br />
„Die Schuld der anderen” /<br />
Julian Barnes: „Lebensstufen”<br />
0.05 H Der freie Wille Kriminalfilm,<br />
D 2006. Mit Jürgen Vogel, Sabine<br />
Timoteo. Regie: Matthias Glasner<br />
2.50 H ¥ Tage oder Stunden<br />
Drama, F 2008. Mit Albert<br />
Dupontel, Marie-Josée Croze<br />
6.00 Kinder-TV 9.00 ¥ sonntags 9.30 ¥<br />
Katholischer Gottesdienst<br />
10.15 ¥ g Sport extra Ski alpin:<br />
Weltcup, Superkombination Damen,<br />
Super-G / ca. 10.30 Riesenslalom<br />
Herren / ca. 11.00 Bob:<br />
WM, Zweierbob Herren / ca. 11.20<br />
Rodeln: EM, Herren / ca. 11.55 Ski<br />
alpin: Weltcup, Superkombination<br />
Damen / ca. 13.00 Bob: WM,<br />
Zweierbob Herren / ca. 13.25 Ski<br />
alpin: Weltcup, Riesenslalom / ca.<br />
14.40 Ski nordisch: WM, Langlauf,<br />
50 km Herren / ca. 15.55 Rodeln:<br />
EM, Teamstaffel / ca. 16.20 Eisschnelllauf:<br />
Sprint-WM / ca. 16.40<br />
Bob: WM, Teamwettbewerb<br />
17.00 ¥ heute<br />
17.10 ¥ g Sportreportage<br />
18.00 ¥ g ZDF-Reportage<br />
Der Superflieger (2): A 380<br />
18.30 ¥ g Terra Xpress<br />
19.00 ¥ heute Wetter<br />
19.10 ¥ Berlin direkt<br />
19.30 ¥ g Terra X Dokureihe<br />
20.15 ¥ g Nele in Berlin<br />
Komödie, D 2015. Mit Cornelia<br />
Gröschel, Vladimir Burlakov<br />
Regie: Katinka Feistl. Nele, die die<br />
Apotheke von ihrem Papa übernehmen<br />
soll, hat ihr Pharmazie-<br />
Studium heimlich abgebrochen.<br />
21.45 ¥ heute-journal Wetter<br />
22.00 ¥ g Arne Dahl: Tiefer<br />
Schmerz Kriminalfilm, S 2012<br />
Mit Malin Arvidsson, Irene Lindh,<br />
Claes Ljungmark. Regie: Mattias<br />
Ohlsson, Niklas Ohlson<br />
0.00 g ZDF-History Dokumentationsreihe.<br />
Die Akte Mensch:<br />
Wie viel Steinzeit steckt in uns?<br />
0.45 heute<br />
0.50 ¥ Arne Dahl: Tiefer Schmerz<br />
Kriminalfilm, S 2012 (Wh.)<br />
2.50 Frag den Lesch Magazin<br />
Außerirdische zu Besuch:<br />
Lüge, Wahrheit, Wirklichkeit<br />
5.05 Verdachtsfälle 5.55 Verdachtsfälle<br />
6.55 Verdachtsfälle 7.55 Die Trovatos –<br />
Detektive decken auf 8.55 Die Trovatos<br />
– Detektive decken auf 9.55 g<br />
Monk Mr. Monk geht in den Zirkus / Mr.<br />
Monk und der älteste Mann der Welt<br />
11.50 g Dr. House<br />
Arzt-Serie. Schlank und krank /<br />
Solche Leute bitte nicht<br />
13.45 Best of...! Deutschlands<br />
schnellste Rankingshow<br />
14.45 g Deutschland sucht den<br />
Superstar Die Castings<br />
16.45 Das Jenke-Experiment<br />
Jenke von Wilmsdorff wird in diesem<br />
Jahr 50. In einem neuen Experiment<br />
will er nun herausfinden,<br />
ob er die Zeit aufhalten oder sogar<br />
zurückdrehen und den körperlichen<br />
Verfall stoppen kann.<br />
17.45 g Exclusiv – Weekend<br />
18.45 g RTL aktuell<br />
19.05 g Secret Millionaire<br />
Dr. Akbas lernt die Schattenseiten<br />
einer Luxusstadt kennen<br />
20.15 H ¥ g Mann tut was<br />
Mann kann Komödie, D 2012<br />
Mit Wotan Wilke Möhring,<br />
Jasmin Gerat, Jan Josef Liefers<br />
Regie: Marc Rothemund<br />
22.25 „Spiegel”-TV Magazin<br />
Eine App für die Liebe: Digitale<br />
Partnersuche / Aus der Rausch –<br />
Leben mit der Alkoholsucht /<br />
Sonneborn rettet die EU – Foltern,<br />
Peitschen, Freihandeln<br />
23.35 Best of...! Deutschlands<br />
schnellste Rankingshow (Wh.)<br />
0.35 H ¥ g Mann tut was Mann<br />
kann Komödie, D 2012<br />
Mit Wotan Wilke Möhring (Wh.)<br />
2.30 g Exclusiv – Weekend<br />
Das Infotainment-Magazin ist immer<br />
ganz nah dran an den<br />
Trends nicht nur in der Welt der<br />
Schönen und Reichen. (Wh.)<br />
3.25 Verdachtsfälle Doku-Soap<br />
5.20 g Steven liebt Kino – Spezial<br />
Traumfrauen 5.30 g Mein dunkles Geheimnis<br />
Doku-Soap 5.50 g The Voice<br />
Kids 8.00 g So gesehen – Talk am<br />
Sonntag 8.20 g Schicksale – und plötzlich<br />
ist alles anders Allein unter Kühen<br />
8.50 g Auf Streife 9.50 g Auf Streife<br />
10.50 g Auf Streife Reportagereihe<br />
11.50 g Auf Streife<br />
13.40 g Auf Streife<br />
14.35 H g Kindsköpfe<br />
Komödie, USA 2010. Mit Adam<br />
Sandler, Kevin James, Chris Rock<br />
Regie: Dennis Dugan. Als ihr Basketball-Coach<br />
aus Highschool-<br />
Zeiten stirbt, kommen fünf alte<br />
Freunde zum ersten Mal seit<br />
über 30 Jahren zusammen, um<br />
ihm die letzte Ehre zu erweisen.<br />
Reifer sind sie nicht geworden.<br />
16.35 g The Biggest Loser Moderation:<br />
Ramin Abtin, Detlef D! Soost<br />
18.55 g Julia Leischik sucht: Bitte<br />
melde dich Reportagereihe<br />
19.55 g Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 g Navy CIS<br />
Krimi-Serie. Eingeschneit. Tony<br />
will seinen Vater vom Flughafen<br />
abholen. Dabei stellt sich heraus,<br />
dass in der Maschine, mit der Tonys<br />
Vater aus London anreist,<br />
der Drogenboss Victor Gomez<br />
sitzt, der ermordet werden soll.<br />
21.15 g Navy CIS: L.A.<br />
Krimi-Serie. Alte Mauern<br />
22.15 g Scorpion Action-Serie<br />
Kernschmelze. Mit Mit Elyes<br />
Gabel, Katharine McPhee<br />
23.15 g Criminal Minds<br />
Krimi-Serie. Letzte Anrufe<br />
Mit Joe Mantegna, Paget<br />
Brewster, Shemar Moore<br />
0.15 g Navy CIS (Wh.)<br />
1.10 g Navy CIS: L.A. (Wh.)<br />
2.00 g Scorpion (Wh.)<br />
2.50 g Criminal Minds (Wh.)<br />
3.30 g In Gefahr Doku-Soap<br />
6.10 g Suburgatory 6.30 Malcolm mittendrin<br />
7.20 g Mike & Molly 8.05 g<br />
Cougar Town 9.00 g Two and a Half<br />
Men 9.50 g The Big Bang Theory<br />
10.40 g How I Met Your Mother<br />
11.35 g Galileo Big Pictures<br />
14.35 H g Planet 51<br />
Animationsfilm, E/GB/USA 2009<br />
Regie: Jorge Blanco<br />
16.15 H g Full of It – Lügen werden<br />
wahr Komödie, USA/SA/I 2007<br />
Mit Ryan Pinkston, Kate Mara,<br />
Teri Polo. Regie: Christian<br />
Charles. Sam Leonard ist neu an<br />
der High School. Der 17-Jährige<br />
gilt als Außenseiter und wird von<br />
niemandem ernst genommen.<br />
Um seinen Beliebtheitsgrad zu<br />
steigern, erzählt Sam haarsträubende<br />
Lügengeschichten.<br />
18.00 Newstime<br />
18.10 g Die Simpsons<br />
Zeichentrick-Serie. Walverwandtschaften<br />
/ Der weinende Dritte<br />
19.05 g Galileo Magazin<br />
20.15 H g Hänsel und Gretel:<br />
Hexenjäger Fantasyfilm,<br />
D/USA 2013. Mit Jeremy Renner,<br />
Gemma Arterton, Famke<br />
Janssen. Regie: Tommy Wirkola<br />
Als schwer bewaffnete Hexenjäger<br />
sollen Hänsel und Gretel<br />
die Stadt Augsburg von einer<br />
Hexenplage befreien.<br />
22.00 H g 300<br />
Actionfilm, USA 2006<br />
Mit Gerard Butler, Lena Headey,<br />
Dominic West. Regie: Zack Snyder<br />
0.10 H g Hänsel und Gretel:<br />
Hexenjäger Fantasyfilm, D/USA<br />
2013. Mit Jeremy Renner (Wh.)<br />
1.50 H g 300<br />
Actionfilm, USA 2006<br />
Mit Michael Fassbender (Wh.)<br />
3.45 H g Dragon Wars Actionfilm,<br />
COR 2007. Mit Jason Behr,<br />
Amanda Brooks, Robert Forster<br />
6.20 g Without a Trace – Spurlos verschwunden<br />
7.15 g Elementary 9.00<br />
Nuclear Hurricane Thriller, USA 2007<br />
10.40 Mayday – Katastrophenflug 52<br />
Actionfilm, USA 2005<br />
12.10 H Instinkt Thriller, USA 1999<br />
Mit Anthony Hopkins, Cuba<br />
Gooding jr., Donald Sutherland<br />
Regie: Jon Turteltaub<br />
14.25 g K1 Reportage spezial<br />
16.15 g News<br />
16.25 g Mein Revier<br />
18.15 g Rosins Restaurants –<br />
Ein Sternekoch räumt auf!<br />
In dieser Woche besucht Sternekoch<br />
Frank Rosin eine kleine Stadt<br />
im nördlichen Bayern. Auf Fürths<br />
legendärer Kneipenmeile Gustavstraße<br />
herrscht immer reges Treiben.<br />
Auch mit dem Gasthaus<br />
„Grüner Baum” findet Frank einen<br />
Laden vor, der nur so brummt.<br />
Dennoch steht das Lokal von Wirtin<br />
Monika Barth nach nur eineinhalb<br />
Jahren kurz vor dem Aus!<br />
20.15 g K1 Reportage spezial<br />
Unterwegs auf unseren Straßen.<br />
In dieser Ausgabe begleiten wir<br />
u. a. den Fernfahrer Bernd Greller,<br />
der seit dreißig Jahren auf Europas<br />
Straßen unterwegs ist. Außerdem:<br />
Unterwegs mit Hamburger<br />
Taxifahrern im Partygewühl.<br />
22.10 g Abenteuer Leben<br />
Wo kauft man am besten Möbel?<br />
Wir vergleichen Möbel aus dem<br />
Online-Handel mit dem Angebot<br />
von Einrichtungshäusern.<br />
0.00 g Mein Revier Doku-Soap<br />
Zigarettenschmugglern,<br />
Falschparkern und Temposündern<br />
– ihnen allen sind eifrige<br />
Ordnungshüter auf der Spur.<br />
2.00 Nuclear Hurricane<br />
Thriller, USA 2007 (Wh.)<br />
3.35 Mayday – Katastrophenflug 52<br />
Actionfilm, USA 2005 (Wh.)<br />
5.25 Menschen, Tiere und Doktoren<br />
6.15 g hundkatzemaus 7.25 g 3 Engel<br />
für Tiere 8.30 g Vier Hochzeiten und<br />
eine Traumreise 9.30 g Vier Hochzeiten<br />
und eine Traumreise Doku-Soap<br />
10.30 g Vier Hochzeiten und eine<br />
Traumreise Doku-Soap<br />
11.25 g Vier Hochzeiten und<br />
eine Traumreise Doku-Soap<br />
12.25 g Vier Hochzeiten und<br />
eine Traumreise Doku-Soap<br />
13.25 g Goodbye Deutschland!<br />
Die Auswanderer<br />
Reportagereihe<br />
15.30 g Auf und davon – Mein<br />
Auslandstagebuch Doku-Soap<br />
16.30 g Schneller als die Polizei<br />
erlaubt Doku-Soap<br />
17.00 g auto mobil Magazin<br />
Fahrbericht BMW 2er Cabrio / Unfallakte<br />
Halle / Fahrer eines Tiefkühl-Lkw<br />
verbrannte in Kabine<br />
18.15 g Biete Rostlaube, suche<br />
Traumauto Doku-Soap<br />
19.15 g Ab ins Beet! Garten-Soap<br />
20.15 g Das perfekte Promi Dinner<br />
Let's Dance-Spezial. Mit Willi<br />
Gabalier, Christian Polanc, Liliana<br />
Matthäus, Tanja Szewcenko<br />
Sie sind Dinnerpartys gewöhnt,<br />
genießen auf Galas die besten<br />
Speisen und bekommen im Edelrestaurant<br />
von Profikellnern<br />
die teuersten Weine serviert.<br />
Doch wie stellen sich Prominente<br />
als Gastgeber an?<br />
23.05 Prominent! Magazin<br />
Mit Constanze Rick<br />
23.45 g Game of Chefs<br />
1.25 g Biete Rostlaube,<br />
suche Traumauto (Wh.)<br />
2.20 g Ab ins Beet! (Wh.)<br />
3.10 Medical Detectives – Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin<br />
Dokument des Todes<br />
4.00 Medical Detectives – Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin<br />
5.15 X-Factor: Das Unfassbare 6.45 g<br />
Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im<br />
Keller 8.50 Zuhause im Glück – Unser<br />
Einzug in ein neues Leben<br />
11.00 g Die Bauretter Doku-Soap<br />
13.00 g Die Schnäppchenhäuser –<br />
Jeder Cent zählt<br />
Doku-Soap. Neue Folgen<br />
14.00 g Die Schnäppchenhäuser –<br />
Der Traum vom Eigenheim<br />
15.00 g Der Trödeltrupp – Das<br />
Geld liegt im Keller Doku-Soap<br />
Trödeltrupp Spezial (23)<br />
17.00 g Mein neuer Alter Doku-Soap<br />
18.00 g Grip – Das Motormagazin<br />
GRIP-Moderator Matthias Malmedie<br />
testet den neuen Audi<br />
TTS Roadster / Jens Kuck fährt<br />
die neue BMW S 1000 RR / Det<br />
sucht amerikanischen Straßenkreuzer.<br />
Neue Folgen<br />
19.00 g Grip – Das Motormagazin<br />
Crème de la Chrome – GB-Special<br />
(Eagle/Noble/BAC) / Aus zweiter<br />
Hand – Top 3 Tuning-Highlights<br />
20.00 g RTL II News<br />
20.15 H g Das Mercury-Puzzle<br />
Thriller, USA 1998. Mit Bruce<br />
Willis, Alec Baldwin, Chi McBride<br />
Regie: Harold Becker. Der FBI-<br />
Agent Art Jeffries beschützt den<br />
neunjährigen Autisten Simon,<br />
der von Killern verfolgt wird.<br />
22.25 H g 8mm – Acht Millimeter<br />
Thriller, USA/D 1999<br />
Mit Nicolas Cage, Joaquin<br />
Phoenix, James Gandolfini<br />
Regie: Joel Schumacher<br />
0.45 Das Nachrichtenjournal<br />
1.15 H g Das Mercury-Puzzle<br />
Thriller, USA 1998<br />
Mit Peter Stormare (Wh.)<br />
3.00 H g Der Blade Runner<br />
Science-Fiction-Film,<br />
USA/HK/GB 1982. Mit Harrison<br />
Ford, Rutger Hauer, Sean<br />
Young. Regie: Ridley Scott<br />
MORD AM SONNTAG – FILMKRITIK<br />
Wenn der Sturm kommt,<br />
haltet einander<br />
Dieser Fall wird vielleicht in die<br />
Krimi-Geschichte eingehen. Er<br />
fällt, sie fällt, sie halten sich, fangen<br />
sich auf. Und fallen und halten. Es<br />
ist ein grauer Tag in Rostock. Der Fall<br />
der beiden Kommissare dauert nur eine<br />
Sekunde. Dann liegen Frau König und<br />
Herr Bukow, die sich seit Jahren siezen<br />
und eigentlich seit Beginn ihrer prekären<br />
Zusammenarbeit nicht leiden können<br />
und doch einander nah sind wie sonst<br />
nichts auf der Welt, dann liegen sie aufeinander.<br />
Und ein bisschen Ruhe ist am<br />
Meer.<br />
VON ELMAR KREKELER<br />
Sie haben sich gefunden, die Kommissare.<br />
Das war auch diesmal, in „Sturm im<br />
Kopf“, ihrem elften Fall, nicht abzusehen.<br />
Sie haben sich bis zu ihrem Fall wie<br />
immer angeknurrt wie der Terrier des<br />
Nachbarn Katze auf der Straße. Sich zu<br />
finden war aber nötig und überfällig. Irgendwie<br />
alle hatten den Kopf verloren.<br />
Einer sogar beinahe buchstäblich.<br />
Der lag tot im Wald. Ein Windkraftmagnat.<br />
Irgendwer hatte<br />
ihm aus ziemlicher Nähe<br />
mit vier Schüssen den<br />
Schädel beinahe komplett<br />
weggepustet. Das sah<br />
nicht gut aus.<br />
Ein paar Kilometer<br />
weiter schwankt die Kamera<br />
um einen Mann herum, der sich<br />
den Kopf hält, sich eine Gitarre nimmt,<br />
schlecht schrammelt, die Kamera<br />
schwankt weiter. Er faselt was, man versteht<br />
es kaum, er hält sich den Kopf, er<br />
glaube, faselt er, einen Mann erschossen<br />
zu haben.<br />
„Die Festplatte“, wird ein Psychiater<br />
kurze Zeit später von ihm sagen, „ist<br />
noch in seinem Kopf. Aber das Kabel ist<br />
ab.“ Das lässt sich mit<br />
Fug und Recht von ziemlich<br />
vielen, beinahe allen<br />
sagen in dieser wilden<br />
Geschichte. Die haben<br />
sich verloren, da in Rostock.<br />
Sind ohnmächtig<br />
gegenüber ihrer Mitwelt,<br />
gegenüber ihrer Obrigkeit. Bis zur Bewusstlosigkeit<br />
sind sie das. Schweben im<br />
All ihrer Einsamkeit herum. Da ist es<br />
kalt. Und man stirbt schnell. Zumindest<br />
den Gefühlstod.<br />
Wie Hund und Katze: Bukow (Charly<br />
Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau)<br />
NDR/CHRISTINE SCHROEDER<br />
Der Kommissar Bukow (Charly Hübner)<br />
zum Beispiel, dessen Geschichte in<br />
den Rostocker „Polizeirufen“ konsequent<br />
durcherzählt wird, verliert endgültig<br />
seine Frau, seine Familie. Die war<br />
ihm so wichtig wie der Sauerstoffschlauch<br />
dem Astronauten. Sie sitzen im<br />
Auto. Er kann es nicht fassen. Selten hat<br />
man die Verwandlung eines hoffnungsvollen<br />
Mannes in ein hochexplosives<br />
schwarzes Loch derart grandios erlebt.<br />
Es bleibt überhaupt nichts bloße Behauptung,<br />
was man da sieht. Jedes Bild,<br />
jede Geste, jeder Dialog sitzt, beißt und<br />
tut weh. Alle fallen, einige fallen über andere<br />
her. Am Ende ist man wie durchs<br />
Wasser gezogen. Und muss dringend jemanden<br />
in den Arm nehmen.<br />
3SAT<br />
ARTE<br />
WDR<br />
NDR<br />
BAYERN<br />
SWR<br />
HESSEN<br />
MDR<br />
9.15 g Sternstunde Philosophie 10.15<br />
g 1914 – Künstler im Krieg<br />
11.00 g Max Beckmann – Der Maler<br />
11.50 g Edvards Munchs Dämonen<br />
12.45 Schätze Brandenburgs<br />
13.00 g ZIB<br />
13.05 ¥ g Österreich-Bild<br />
13.35 ¥ g Im Himmel über Alaska<br />
14.00 Im Bann des Yukon<br />
15.30 Durch die Wildnis Amerikas<br />
(1-2/2) 3000 Kilometer zu Fuß<br />
17.00 H Renegade Actionkomödie,<br />
I 1987. Mit Terence Hill, Ross Hill<br />
18.25 ¥ g Mythos Galizien<br />
19.00 ¥ heute<br />
19.10 g NZZ Format Magazin<br />
19.40 Schätze der Welt Dokureihe<br />
20.00 ¥ g Tagesschau<br />
20.15 g Verleihung Deutscher<br />
Kleinkunstpreis 2015<br />
Mit Christoph Sieber, Stoppok,<br />
Matthias Egersdörfer, Martin<br />
Zingsheim, Gerd Dudenhöffer<br />
21.30 ¥ õ Nuhr im Ersten<br />
22.15 ¥ Versicherungsvertreter<br />
Dokumentarfilm, D 2011<br />
23.35 ¥ Polizeiruf 110: Siegquote<br />
180 Krimi, DDR 1973. Mit Peter<br />
Borgelt, Sigrid Göhler, Willi<br />
Schrade. Regie: W. Luderer<br />
0.40 H ¥ g In einer heißen Nacht<br />
Thriller, NL 1994. Mit Renée<br />
Soutendijk, Victor Löw, Hans<br />
Hoes. Regie: Ben Verbong<br />
2.20 ¥ Ausgeliefert Psychothriller, A/<br />
CH 2002. Mit Harald Krassnitzer<br />
Regie: Andreas Prochaska<br />
9.05 ARTE Journal Junior 9.25 H g König<br />
von Deutschland Komödie, D/F 2013<br />
11.20 g Abgedreht!<br />
11.55 g Skulpturen – Constantin<br />
Brancusi Dokumentation<br />
12.20 ¥ g Philosophie<br />
12.50 g Square Idee<br />
13.25 g 360° Geo Reportage<br />
14.20 g Die Magie der Aleutischen<br />
Inseln Dokumentation<br />
15.05 g Das Schicksal Roms (1-2/2)<br />
16.50 g Metropolis Magazin<br />
17.35 g Fürst Pückler<br />
18.30 Smetanas „Mein Vaterland”<br />
19.15 ARTE Journal<br />
19.35 Karambolage Magazin<br />
19.45 g Zu Tisch ... In Thessalien<br />
20.15 H g Sleepers<br />
Drama, USA 1996. Mit Kevin<br />
Bacon, Robert De Niro, Dustin<br />
Hoffman. Regie: Barry Levinson<br />
22.35 Eliot Ness gegen Al Capone<br />
23.30 g Maurizio Pollini, ein Meister<br />
am Klavier Pollini spricht über<br />
sein Leben, sein politisches Engagement,<br />
seine italienische Heimat<br />
und seine Liebe zur Musik.<br />
0.25 g Klavierabend mit Maurizio<br />
Pollini Konzert. Karlheinz<br />
Stockhausen: das Klavierstück X<br />
0.50 g ARTE Lounge Gäste: Laing,<br />
Piotr Beczala, Edgar Moreau &<br />
Some Handsome Hands<br />
1.45 g Vox Pop Spenden –<br />
Stets für einen guten Zweck?<br />
2.15 g Kiew brennt<br />
Dokumentarfilm, UA 2014<br />
7.10 ¥ Aktuelle Stunde 7.50 Lokalzeit<br />
8.20 ¥ g Bagger 9.05 ¥ g Lindenstraße<br />
9.35 ¥ Kölner Treff Talkshow<br />
11.00 ¥ West ART Talk<br />
12.25 ¥ g West ART Meisterwerke<br />
12.30 ¥ Hier und heute<br />
12.45 ¥ g Die Lebenslüge<br />
Drama, D 2009. Mit Christine<br />
Neubauer, Bernhard Bettermann<br />
14.15 ¥ g Wunderschön!<br />
15.45 ¥ Cosmo-TV<br />
16.15 ¥ g Schluss mit lustig<br />
16.45 ¥ g Die letzten Millionen<br />
Komödie, D 2014. Mit Anna Loos<br />
18.15 ¥ Tiere suchen ein Zuhause<br />
19.10 ¥ Aktuelle Stunde<br />
19.30 ¥ Westpol Magazin<br />
20.00 ¥ g Tagesschau<br />
20.15 ¥ g Wunderschön!<br />
Entlang der Rur in sechs Tagen /<br />
Die Torfstecher vom Hohen<br />
Venn / Sauberes Wasser für<br />
feinstes Büttenpapier / Einladung<br />
zum Kaffee ins Märchenschloss<br />
21.45 ¥ g Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23. Spieltag<br />
22.15 ¥ Zimmer frei! Gast: Beatrice<br />
Egli (Schlagersängerin)<br />
23.15 ¥ Dittsche – Das wirklich<br />
wahre Leben Show<br />
23.45 ¥ g Zeiglers wunderbare<br />
Welt des Fußballs Show<br />
0.15 Kraut und Rüben (1/6) Über die<br />
Anfänge deutscher Rockmusik<br />
Neue Töne braucht das Land<br />
1.10 Kraut und Rüben Dokureihe<br />
2.10 Rockpalast Deutschrock-Nacht<br />
9.00 ¥ g Nordmagazin 9.30 ¥ Hamburg<br />
Journal 10.00 ¥ Schleswig-Holstein<br />
Magazin 10.30 ¥ buten un binnen<br />
11.00 ¥ Hallo Niedersachsen<br />
11.30 Zu Gast in Britannien<br />
12.00 g Volleyball: DVV-Pokal<br />
Live. Finale Herren: SVG<br />
Lüneburg – VfB Friedrichshafen<br />
14.00 ¥ g Schönes Landleben XXL<br />
15.30 g 7 Tage ...<br />
16.00 Lieb und teuer Magazin<br />
16.30 DAS! Wunschmenü mit Rainer<br />
Sass Senfeier für Feinschmecker<br />
17.00 Bingo! Die Umweltlotterie<br />
18.00 ¥ g Ostsee Report<br />
18.45 ¥ g DAS! Gast: Annette Dittert<br />
19.30 Ländermagazine<br />
20.00 ¥ g Tagesschau<br />
20.15 ¥ g Landpartie Meer, Moor<br />
und mehr – das Cuxhavener Land<br />
21.45 g Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23. Spieltag:<br />
Bor. M'gladbach – SC Paderborn,<br />
Werder Bremen – VfL Wolfsburg<br />
22.05 ¥ g Die NDR Quizshow<br />
22.50 g Sportclub Magazin<br />
Fußball u.a.: Bundesliga, SV Werder<br />
Bremen – VfL Wolfsburg<br />
23.35 ¥ g Sportclub Reportage<br />
Mythos Hansa Rostock<br />
0.05 Dittsche – Das wirklich wahre<br />
Leben Mit Olli Dittrich u.a.<br />
0.35 H ¥ õ g Königreich des<br />
Verbrechens Kriminalfilm, AUS<br />
2010. Mit Ben Mendelsohn, Joel<br />
Edgerton. Regie: David Michôd<br />
2.20 ¥ g Ostsee Report (Wh.)<br />
7.30 Panoramabilder / Bergwetter 8.40<br />
¥ Checker Tobi 9.05 H ¥ Zoomer –<br />
Kleine Spione – Große Geheimnisse<br />
Komödie, DK 2009 10.30 KlickKlack<br />
11.00 Der Sonntags-Stammtisch<br />
12.00 ¥ Die Landfrauenküche<br />
12.45 Polizeiinspektion 1<br />
14.00 H ¥ Die Landärztin Heimatfilm,<br />
D 1958. Mit Marianne Koch<br />
15.30 Einblick<br />
16.00 ¥ weiß blau Der Süden<br />
16.45 ¥ Rundschau<br />
17.00 ¥ Schuhbecks Magazin<br />
17.30 ¥ Alpen-Donau-Adria<br />
18.00 Regional<br />
18.45 ¥ Rundschau<br />
19.00 ¥ Unter unserem Himmel<br />
19.45 ¥ õ Der Komödienstadel:<br />
Paulas letzter Wille Lustspiel,<br />
D 2014. Mit Heide Ackermann,<br />
Matthias Ransberger, Götz Burger<br />
Regie: Matthias Kiefersauer<br />
21.15 ¥ Bergauf, bergab Helvetic<br />
Backcountry – Snowboardtouren<br />
in der unbekannten Schweiz<br />
21.45 Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23. Spieltag<br />
22.05 Blickpunkt Sport<br />
22.50 Regional<br />
23.00 ¥ Rundschau-Magazin<br />
23.15 H Kalter Schweiß Kriminalfilm,<br />
I/F/B 1970. Mit Charles Bronson<br />
Regie: Terence Young<br />
0.45 Startrampe Magazin<br />
1.15 Mit den Augen der Seele<br />
1.20 ¥ weiß blau (Wh.)<br />
2.05 ¥ Schuhbecks (Wh.)<br />
9.15 Deutsche Lebensläufe 10.15 Wie<br />
die Beatles den Kreml stürmten<br />
11.15 g Geheimnisvolle Orte<br />
12.00 Volleyball: DVV-Pokal<br />
Live. Finale Herren: SVG Lüneburg<br />
– VfB Friedrichshafen<br />
14.00 Der Traumschiff-Mann<br />
14.30 Wildes Russland Ural<br />
15.15 Länder – Menschen – ...<br />
16.00 ¥ Tierisch wild im Südwesten<br />
16.45 g Essgeschichten<br />
17.15 ¥ g Lecker aufs Land<br />
18.00 SWR Landesschau aktuell<br />
18.15 Ich trage einen großen Namen<br />
18.45 Treffpunkt Reportagereihe<br />
19.15 ¥ g Die Fallers Soap<br />
19.45 ¥ SWR Landesschau aktuell<br />
20.00 ¥ g Tagesschau<br />
20.15 ¥ g Der Südwesten von oben<br />
Die Pfalz / Das Saarland<br />
21.45 ¥ Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23. Spieltag: Bor.<br />
M'gladbach – SC Paderborn,<br />
Werder Bremen – VfL Wolfsburg<br />
22.05 Sport im Dritten<br />
U.a.: Fußball: 1. Bundesliga, Hoffenheim<br />
– Mainz, Leverkusen –<br />
Freiburg, Hannover – Stuttgart<br />
23.02 ¥ Fußballfieber Der SC Freiburg<br />
und seine Geschichte<br />
23.45 Tatort: Augenzeuge TV-Krimi,<br />
D 1976. Mit Werner Schumacher,<br />
Frank Strecker, Henning Venske<br />
Regie: Theo Mezger<br />
1.10 Butler Parker Krimi-Serie. Der<br />
Heckenschütze / Das Sanatorium<br />
2.00 ® Der Nachtkurier meldet ...<br />
9.00 Glanz und Elend im Reich der Zaren<br />
9.45 Hauptsache Kultur 10.15 Horizonte<br />
10.45 ¥ Vorfahren gesucht<br />
11.30 Amerikas legendäre Straßen<br />
12.15 Landgasthäuser in Hessen<br />
13.00 Alles Wissen<br />
13.45 Die tollsten Spielzeug-Klassiker<br />
14.30 Zu Gast im Süden Afrikas<br />
15.15 ¥ Ein Strauß voll Glück Drama,<br />
D 2009. Mit Janina Hartwig<br />
16.45 Herkules Magazin<br />
17.15 Mex – Das Marktmagazin<br />
18.00 defacto Das Landesmagazin<br />
18.30 Hessen-Reporter Reportage<br />
19.00 Kriminalreport Hessen Magazin<br />
19.26 alle wetter kompakt!<br />
19.30 ¥ Hessenschau Magazin<br />
20.00 ¥ Tagesschau<br />
20.15 Urwald, Steppe, Felsenmeer –<br />
Naturschätze in Hessen<br />
Dokumentarfilm, D 2014<br />
21.45 Sportschau – Bundesliga am<br />
Sonntag Magazin. 23. Spieltag<br />
22.05 heimspiel! Bundesliga<br />
Magazin. U.a.: Fußball: 23. Spieltag,<br />
Eintracht Frankfurt – Hamburger<br />
SV; Bundesliga der Frauen<br />
22.15 Das große Hessenquiz<br />
Die Show mit Jörg Bombach<br />
23.00 Dings vom Dach Die Rateshow<br />
23.45 strassen stars Comedy-Quiz<br />
0.15 Wer weiß es? Rätselraten<br />
1.00 Ich trage einen großen Namen<br />
1.30 Istanbul – Sehnsucht nach<br />
Heimat Reportage<br />
2.30 ¥ Hessen-Reporter Reportagereihe.<br />
Meine Liebe aus Ankara<br />
9.45 ¥ g Selbstbestimmt! – Die SonntagsFragen<br />
10.15 g Das Tal des Lebens<br />
– Afrikas Rift Valley (1/3)<br />
11.00 H ¥ Im Zeichen der Lilie<br />
Historienfilm, F/I 1961<br />
12.40 g Brisant – die Woche<br />
13.10 ¥ g Paul Kemp Familienbande<br />
14.00 Fußball Regionalliga Nordost<br />
16.00 ¥ g MDR aktuell<br />
16.05 g Heute auf Tour<br />
16.30 ¥ g Sport im Osten<br />
18.00 ¥ g MDR aktuell<br />
18.05 ¥ g In aller Freundschaft<br />
18.52 Unser Sandmännchen<br />
19.00 MDR Regional<br />
19.30 ¥ g MDR aktuell<br />
19.50 ¥ g Kripo live<br />
20.15 ¥ g Damals war's<br />
Die Oldie-Show. Das Jahr?<br />
21.45 ¥ g MDR aktuell<br />
22.00 ¥ g Olaf verbessert die Welt<br />
Die Schubert-Show!<br />
Mit Kalle Schwensen (Die Kiezgröße<br />
auf St. Pauli), Larissa<br />
Marolt (Model, Schauspielerin<br />
und Dschungel-Camperin)<br />
22.45 ¥ g Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23. Spieltag<br />
23.05 Dolce Vita in der DDR<br />
Ein Elbdampfer voller Exoten<br />
23.55 ¥ g Sport im Osten<br />
Aktueller Sport vom Tage (Wh.)<br />
1.25 ¥ g Kripo live (Wh.)<br />
1.50 g Nah dran (Wh.)<br />
2.20 ¥ g Selbstbestimmt! –<br />
Die SonntagsFragen (Wh.)<br />
2.50 g Zittauer Gebirge Nonstop<br />
RBB<br />
12.00 Viele Wege führen nach Sylt (1/3)<br />
12.30 Wildsau von rechts 13.15 Wildes<br />
Skandinavien 14.00 Fußball: Regionalliga<br />
Nordost Live aus Potsdam. 18 Spieltag:<br />
SV Babelsberg 03 – 1. FC Magdeburg<br />
16.00 Rapunzel Märchenfilm, D 2009<br />
17.00 rbb aktuell 17.05 In aller Freundschaft<br />
17.50 Unser Sandmännchen<br />
18.00 Querbeet 18.32 Kowalski &<br />
Schmidt 19.00 g Täter – Opfer – Polizei<br />
19.30 Abendschau 20.00 ¥ g Tagesschau<br />
20.15 Lafers leckerer Osten<br />
21.45 rbb aktuell 22.00 g rbb Sportplatz<br />
22.40 g Sportschau – Bundesliga<br />
am Sonntag 23.00 H ® Sherlock Holmes<br />
und das Halsband des Todes Kriminalfilm,<br />
F/I/D 1962 0.25 Lindenstraße<br />
SPORT 1<br />
5.00 Sport-Clips (Wh.) 5.20 Sport-Clips<br />
(Wh.) 8.00 Andreas Herrmann – Kraftvoll<br />
Leben TV 8.30 Die Arche-Fernsehkanzel<br />
9.00 Teleshopping (Wh.) 9.15<br />
Hattrick pur 9.30 Bundesliga pur 11.00<br />
Doppelpass Die Runde 13.15 Bundesliga<br />
pur (Wh.) 15.00 Volleyball: DVV-Pokal<br />
der Damen Live. Finale: Ladies in Black<br />
Aachen – MTV Stuttgart 17.15 Handball:<br />
1. Bundesliga Live. SC Magdeburg – TSV<br />
Hannover-Burgdorf 19.00 Hattrick 2.<br />
Bundesliga 20.15 Die PS-Profis – Mehr<br />
Power aus dem Pott (Wh.) 22.15 Doppelpack<br />
23. Spieltag 23.00 Bundesliga –<br />
Der Spieltag 23.54 Die Rene Schwuchow<br />
Show – 6 vor 12 (Wh.) 0.45 Teleshopping<br />
(Wh.) 1.00 Sport-Clips (Wh.)<br />
EUROSPORT<br />
8.30 g Ski alpin: Weltcup Live. Superkombination<br />
Damen, Abfahrt 10.15 g<br />
Ski alpin: Weltcup Live. Riesenslalom<br />
Herren, 1. Lauf 11.30 g Ski alpin: Weltcup<br />
Live. Superkombination Damen, Slalom<br />
13.00 g Ski alpin: Weltcup Live.<br />
Riesenslalom Herren, 2. Lauf 14.30 g Ski<br />
nordisch: WM Live. Langlauf: 50 km klassisch<br />
Herren mit Massenstart 16.00 g<br />
Snooker: European Tour Live. Gdynia<br />
Open: Halbfinale (Best of 7) 18.00 g Ski<br />
nordisch: WM (Wh.) 19.00 Springreiten:<br />
Weltcup 20.00 g Snooker: European<br />
Tour Live. Gdynia Open: Finale<br />
(Best of 7) 22.00 g Ski nordisch: WM<br />
23.00 g Ski nordisch: WM (Wh.) 0.00<br />
g Snooker: European Tour (Wh.)<br />
N24 Nachrichten um 8, 9, 12, 15, 18, 19<br />
und 20 Uhr<br />
5.25 g Seitensprünge der<br />
Geschichte Dokureihe<br />
6.05 g Vorsicht Hochspannung!<br />
6.55 Explosionen außer Kontrolle<br />
8.00 N24 Nachrichten<br />
8.10 g AUTO BILD TV – Magazin<br />
8.30 g Stunt Heroes<br />
9.00 N24 Nachrichten<br />
9.20 Toxine der Tiere<br />
10.10 g Zwischen Leben und Tod –<br />
Rettung in letzter Sekunde<br />
11.05 S.O.S. – Hilferuf auf hoher See<br />
12.00 N24 Nachrichten<br />
12.15 Geheimnisse der Menschheit<br />
13.05 g F... you Brain<br />
14.00 N24 Mystery<br />
15.00 N24 Nachrichten<br />
15.20 Seitensprünge der Geschichte<br />
16.10 g Der Zweite Weltkrieg<br />
aus dem All Dokumentation<br />
18.00 N24 Nachrichten<br />
18.05 g Vorsicht Hochspannung!<br />
19.00 N24 Nachrichten<br />
19.10 g Die gefährlichsten Straßen<br />
der Welt Dokumentation<br />
20.00 N24 Nachrichten<br />
20.05 N24 Zeitreise<br />
21.00 Die Tragödie von Norwegen<br />
22.00 g Das Waco-Protokoll<br />
23.00 g Erbarmungslos – Frauen<br />
hinter Gittern Dokumentation<br />
0.30 g USA Top Secret<br />
22.00 Sie glaubten, das Ende<br />
der Welt stehe kurz bevor. Der<br />
selbsternannte Prophet David<br />
Koresh führte die Davidianer-<br />
Sekte nahe der texanischen<br />
Stadt Waco an. Und am 19.<br />
April 1993 spielten sich hier<br />
apokalyptische Szenen ab<br />
N-TV<br />
6.10 g Feuerlöscher XXL – Der Panther<br />
7.30 g PS – Spezial: Tatort Autobahn<br />
8.10 g PS – Das Automagazin<br />
9.30 g Auslandsreport 10.10 Quallen<br />
11.10 g Haie hautnah – Im Reich der<br />
Tiefe 12.10 g Hai-Alarm – Angriffe aus<br />
der Tiefe 13.05 g Deluxe 14.10 Stalin –<br />
Der Diktator in Farbe 15.10 Stalingrad:<br />
Was wirklich geschah 16.10 g Pearl<br />
Harbor – die wahre Geschichte 17.05<br />
g Pearl Harbor – die wahre Geschichte<br />
(Wh.) 18.30 g Wissen 19.10 g Wissen<br />
(Wh.) 20.05 Naturgewalten 21.05<br />
Naturgewalten 22.05 Naturgewalten<br />
23.10 g Wissen (Wh.) 0.05 g Safari-<br />
Paparazzi: Wildlife pur 1.00 g Haie<br />
hautnah – Im Reich der Tiefe (Wh.)<br />
PHOENIX<br />
8.15 Wenn die Wildnis ruft (1/2) 9.00<br />
Wenn die Wildnis ruft 9.45 Weite Wildnis<br />
Alaska 10.30 Ein Franke entdeckt<br />
Alaska 11.15 Im Dialog 11.50 Augstein<br />
und Blome 12.00 Presseclub 12.45<br />
Presseclub – nachgefragt 13.00 Kamingespräch<br />
14.00 Historische Ereignisse<br />
17.00 Thema 18.15 Ein Schloss in den<br />
Rocky Mountains 18.30 Im Zauber der<br />
Wildnis (1/2) (Wh.) 19.15 Im Zauber der<br />
Wildnis (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau<br />
20.15 Als der Osten durch den Westen<br />
fuhr 21.00 Beutezug Ost 21.45<br />
Schweizer Himmelsstürmer 22.30 Höhenflüge<br />
23.15 Ich war doch erst 13<br />
0.00 Kamingespräch (Wh.) 1.00 Als der<br />
Osten durch den Westen fuhr (Wh.)<br />
ANZEIGE<br />
© Picasa/ MMXII DISCOVERY COMMUNICATIONS, LLC<br />
Heute um 19.10 Uhr<br />
Nichts für schwache Nerven<br />
„Die gefährlichsten Straßen der Welt“
Stil<br />
Ein Plädoyer für<br />
die Tulpe<br />
Plötzlich sind alle<br />
hochsensibel<br />
FRÜHLINGSBOTE S. 57<br />
RATGEBER S. 58<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 55<br />
NEW LOOK<br />
Mr. Bigger<br />
M<br />
Man möchte ihn kneifen, nur um zu sehen, was passiert.<br />
Mit der Haut, mit der stabilen Laune. Tom<br />
Ford sieht jung aus und scheint doch irgendwie<br />
nicht ins Jahr 2015 zu passen. Ein paar japanische<br />
Mädchen erkundigen sich nach der awesomely beautiful<br />
Kollektion, ein französischer Blogger ist scharf<br />
wie ein Dobermann, ihm endlich „zehn ganz kurze<br />
Fragen“ zu stellen, doch Ford lehnt ab. „Ich mache<br />
nichts mit zehn Worten, es muss schon intelligenter<br />
sein.“ Der Blogger ist darüber nicht erfreut, man<br />
ahnt schon, dass die Security ihn gleich nach draußen<br />
führen wird.<br />
VON ANNE PHILIPPI<br />
Wie es sich für einen Modemacher von Weltrang<br />
gehört, hat Tom Ford auf sich warten lassen. Eine<br />
spritzige Assistentin im Tellerrock hat sich dafür alle<br />
drei Minuten in Toms Namen entschuldigt. Gerade<br />
hat der Designer seine neue Kollektion vorgestellt,<br />
und zwar ausgerechnet in Los Angeles, einer<br />
Stadt, die sonst nicht gerade als Modemetropole<br />
gilt. Die Show war sensationell besetzt: Alle Stars<br />
waren da, und wer nicht da war, der spielte keine<br />
Rolle. Nun gibt Tom Ford eine kleine Audienz in einem<br />
Fotostudio. Er hat sich für diesen Ort entschieden,<br />
damit das Licht auch wirklich gut ist. Ganz<br />
egal, wer welches Foto mit ihm machen will und wo<br />
er es posten muss, der Mann kennt seine Schokoladenseiten<br />
und auch die seines Gegenübers. „Sie<br />
wollen doch nicht auf der schlecht beleuchteten<br />
Seite stehen?“, zwinkert er und wirft eine Art Liebesstrahl<br />
auf den Interviewer – fast so, als hätte er<br />
ihn schon nach Sekunden fest in Herz geschlossen,<br />
zumindest für a couple of minutes. Das ist sein Talent.<br />
Es braucht ein paar Minuten, um Tom Ford zu<br />
erfassen. Wer ist dieser Mann mit seinen 53 Jahren?<br />
Er könnte sein eigener Sohn sein. Vielleicht hat ihn<br />
ein Raumschiff hier in Hollywood abgesetzt. Es ist,<br />
als wäre man Ford schon mal in einem früheren Leben<br />
begegnet. Aber welches Leben war das noch<br />
mal? Oder war es doch nur ein Poster?<br />
An diesem kühlen Abend hat der Designer es in<br />
Hollywood geschafft. Das ganze Filmdorf ist vorbeigekommen.<br />
Sogar Anna Wintour, im Office-Blumenkleid,<br />
hat die London Fashion Week sausen lassen,<br />
um hier aufzukreuzen. Tom Ford vollbringt<br />
Wunder. Niemand schaut blasiert. Auf der blitzhellen<br />
Toilette wäscht man sich freudig die Hände mit<br />
Tom Fords Waschgel. Der Mann will einen guten<br />
Abend, für alle. Später wird er weiße Rosenblätter<br />
von der Decke regnen lassen, die spitzen Absätze<br />
der Louboutins werden diese Blätter aufspießen,<br />
und alle werden es beautiful finden.<br />
Hier in Los Angeles ist man wegen Fashion noch<br />
aufgeregt. Beinahe aufgeregter als wegen der Oscars,<br />
die drei Tage später stattfinden. Ford hat den<br />
Termin für die Show gut gewählt, einen Zeitpunkt<br />
ausgesucht, zu dem „die Leute noch nicht voneinander<br />
gelangweilt sind“, weil sie sich zum hundertsten<br />
Mal auf den üblichen Veranstaltungen über<br />
den Weg gelaufen sind. Der Mann hat verstanden,<br />
dass man Hollywood nicht mit saisonaler Logik und<br />
komplizierten Kollektionen belästigen kann. Dass es<br />
seine eigene Vorstellung von pretty und sexy hat.<br />
Und dass es von Zeit zu Zeit jemanden braucht, der<br />
ihm erklärt, was das eigentlich ist: sexy und pretty.<br />
Das konnte Tom Ford schon immer besonders<br />
gut. Zum Beispiel in seinen 14 Jahren bei Gucci, als<br />
er den luxuriösen Look der 90er-Jahre prägte, Frauen<br />
in die knappsten Samthosen steckte und Roben<br />
entwarf, die vom „Studio 54“ inspiriert waren. Tom-<br />
Ford-Frauen waren für ihn „Hitchcock-Heldinnen,<br />
die sich in reiche Bohemiens verwandelt hatten.<br />
Aber sehr kontrolliert, nicht dirty hippie.“ Sauberer<br />
Luxus trifft auf sexbereiten Körper – das war seine<br />
Obsession. Vor elf Jahren gründete er dann die eigene<br />
Luxusmarke, launchte 2006 die Männermode<br />
und 2010 die Frauenlinie. Seither gilt Ford in der<br />
Modewelt als Ausnahmeerscheinung: als Designer,<br />
der entschlossen ist, seine eigene, sehr teure Version<br />
der Welt hinzustellen.<br />
Hollywood ist gern zu Gast in dieser Welt, denn<br />
Ford kennt die Nöte seiner „Freundinnen“, die<br />
nicht in Pailettenmonstern und durchsichtigem<br />
Netzoberteilen auf die Teppiche wollen, um aufzufallen.<br />
„Das Ritual auf dem roten Teppich ähnelt<br />
heute einer globalen Gameshow“, sagt Ford. „Die<br />
meisten haben Angst.“ Angst vor was? „Vor der harten<br />
Kritik der Modepolizei und dem viralen Untergang.“<br />
Seine Strategie stammt aus der alten, analogen<br />
Welt. „Ich sage ihnen: Du bist eine Schauspielerin,<br />
du spielst in einem Film. Spiel deine Rolle.<br />
Spiel, wie du aus dem Auto steigst.“<br />
Wegen Tom Ford ist Hollywood heute Abend zu<br />
allem bereit und trägt: Tom Ford. Beyoncé lässt sich<br />
vor Ort in ein Kristall-Mosaik-Kleid nähen und verpasst<br />
den Anfang der Show. Gwyneth Paltrow steht<br />
in einem hochgeschlitzten Miniding an der Bar, sie<br />
zeigt ihre langen Beine, extra für Ford. An der Makeup-Front<br />
hat Paltrow heute gespart, sie kann nicht<br />
so recht strahlen und lässt sich eine Minute nach<br />
der Show von ihrem Fahrer abholen. Aber ihre Beine,<br />
die hat sie gezeigt. Amy Adams mag ihren roten<br />
Samt-Smoking von Ford und wirft sich in Position,<br />
Jennifer Lopez trägt ein Minikorsett, Miley Cyrus<br />
Die Dinge<br />
waren einfacher<br />
vor Instragram<br />
Tom Ford, Designer<br />
In Hollywood ist Fashion noch aufregend: Josh<br />
Duhamel und Jennifer Lopez in der ersten Reihe<br />
hält sich am Arm von Patrick Schwarzenegger fest,<br />
um nicht über ihr langes, schwarzes Spitzenkleid zu<br />
fallen. Anjelica Huston hat einen Ford-Smoking gewählt<br />
und sieht stolz darin aus.<br />
Der Designer hat heute Abend einen Was-istsexy-und-was-ist-pretty-Reminder<br />
an Hollywood<br />
geschickt. Am Tom-Ford-Körper muss immer noch<br />
alles stimmen. Jedenfalls tragen Scarlett Johansson<br />
(mit superkurzem New-Wave-Schnitt am Arm ihres<br />
Verlobten),<br />
„<br />
Julian Moore und Amber Valetta diese<br />
Art Minikleider, die den Schenkel eng umspannen.<br />
Der Schenkel wird von einer klar definierten Wade<br />
ergänzt, die angespannt auf einem sehr hohen High-<br />
Heel-Schuh steht. Bewegung ist somit ausgeschlossen.<br />
Der Tom-Ford-Körper ist auch 2015 ein sogenannter<br />
hardbody, wie wir ihn seit Bret Easton Ellis’<br />
„American Psycho“ kennen: ein Körper, der keinen<br />
Makel verzeiht, der kein Gramm Fett besitzt und<br />
der keine Nonchalance als Klassenziel kennt. Hier<br />
in Los Angeles hat dieser Körper überlebt.<br />
Ford mag auf harte Körper stehen, auf kalte Seelen<br />
zum harten Körper jedoch nicht. Auch heute<br />
Abend ist das nicht sein Ding. „Mode sollte erreichen,<br />
dass du die Person, die sie trägt, zum Freund<br />
haben willst“, sagt er. „Sie sollte nicht hart und kalt<br />
sein.“ Also schickt er viel Versöhnliches auf den<br />
Tom Ford zeigt seine<br />
Mode da, wo sie getragen<br />
wird: In Hollywood.<br />
Nun denkt er sogar über<br />
einen Umzug nach Los<br />
Angeles nach. Eine<br />
Begegnung mit einem<br />
Designer, der seine<br />
amerikanische Heimat<br />
als Inspirationsquelle<br />
entdeckt hat<br />
PA AP IMAGES/DPA/PA/CHRIS PIZZELLO<br />
Laufsteg: Jeansjacken mit Leoprint-Kuschelfell,<br />
lange Jeansröcke, kniehohe Stiefel, alles sehr<br />
Cowgirl-inspiriert. Und dann schwarze Anna-Karenina-Roben,<br />
getragen von Models, die backstage<br />
In-N-Out-Burger essen und ihr russischen Flechtwerk<br />
vom Kopf in die Ecke feuern, weil es ihnen zu<br />
schwer geworden ist.<br />
Tom Ford versteht seine Freundinnen da draußen<br />
in der Front Row. Doch die Frage bleibt: Was bedeutet<br />
Tom Ford im Jahr 2015, also in Zeiten, in denen<br />
der Glamour der 2000er wie ein Eintrag im Geschichtsbuch<br />
erscheint? In denen Instagram eine<br />
Welt regiert, die Ford und seine Designerkollegen<br />
nicht mehr als absolute Herrscher anerkennt? In denen<br />
die Inspiration aus der Mode selbst nicht mehr<br />
ausreicht und die europäischen Einflüsse abgearbeitet<br />
sind, wie im Fall von Hedi Slimane, der sich über<br />
Jahre in den Straßen von Los Angeles herumgetrieben<br />
hat, um auf neue Ideen zu kommen?<br />
Innerlich kämpft Tom Ford, wie jeder, mit dieser<br />
neuen Welt. „Die Dinge waren einfacher vor Instagram.<br />
Am Ende einer Show konnte man die Leute<br />
noch mit den Mitteln des Kinos zum Weinen bringen.“<br />
Ist das der Grund, warum er den ADD-<br />
Smartphone-Menschen mit ihren harten Körpern<br />
heute Abend eine Göttin in Jeans-Klamotten vorsetzte?<br />
„Beim Designen dachte ich an Ali MacGraw.“<br />
Das ist die Hauptdarstellern des Hollywood-Klassikers<br />
„Love Story“. „Sie lebt in Santa Fe, wo ich aufgewachsen<br />
bin.“ Tom Fords neues Ideal von Schönheit<br />
sind also die Sonnenuntergänge über der Wüste<br />
von Santa Fe, nicht mehr die Martinis am Nachmittag<br />
in einem Fifth-Avenue-Knast in New York City.<br />
Langfristig bedeutet das für das System und die<br />
Familie Ford vielleicht einen Umzug von London<br />
ins Richard-Neutra-Haus in Beverly Hills. Fords<br />
neue Inspirationsquelle ist, tatsächlich und endlich<br />
wieder, die amerikanische Heimat.<br />
„Ich bin Amerikaner. Das heißt, ich mag es big.<br />
Außerdem bin ich Texaner, das heißt, ich mag es bigger.<br />
Warum würde jemand nicht the biggest sein wollen?”<br />
Er arbeitet am Bigger-Sein – auch für seinen<br />
Sohn Alexander John Buckley. Er könnte später das<br />
Imperium übernehmen und „TF“ besitzen, wenn er<br />
Lust dazu hat. Doch diese Entscheidung wird Tom<br />
Ford seinem Sprössling überlassen.<br />
Nach der Hollywoodshow wird er selbst sich erst<br />
mal wieder seiner neuen Leidenschaft widmen, dem<br />
Film. Nach dem Style-Drama „A Single Man“ will<br />
Ford einen Thriller drehen. Im Herbst soll es so<br />
weit sein, dann will er einen neuen Frauentyp erschaffen,<br />
für seinen Film und für den Laufsteg. Dazu<br />
wird er sein berühmtes Fashion-Pendel einsetzen.<br />
„Es geht immer darum, wohin das Pendel als<br />
Nächstes schwingt. Das ist es, was mich interessiert.“<br />
Heute Nacht ist das Pendel in eine Richtung<br />
geschwungen, die Ford an sich selbst erinnert, an<br />
Texas und an Santa Fe, und nicht so sehr an den<br />
Glamour einer vergangenen Zeit. Damit ist Tom<br />
Ford auf einem guten Weg.<br />
DAMON WINTER/THE NEW YORK TIMES/REDUX/LAIF<br />
AP/UNCREDITED<br />
Zendayas<br />
Löwenmähne<br />
Ganze Tage investieren Schauspielerinnen<br />
in die Vorbereitung ihres<br />
Oscar-Stylings. Auch Zendaya hat<br />
für ihre Frisur sicher lange gebraucht.<br />
Die 18-Jährige, die man aus<br />
der Tanzserie „Shake It Up“ kennen<br />
kann, erschien zur diesjährigen Verleihung<br />
nicht wie ihre Kolleginnen<br />
mit Glamourwelle oder Hochsteckfrisur,<br />
sondern präsentierte eine<br />
elegante Variante von Dreadlocks,<br />
also Filzlocken, die durch vielfach<br />
wiederholtes Kämmen von Haarsträhnen<br />
gegen die Wuchsrichtung<br />
entstehen. Eine mutige Entscheidung<br />
von Zendaya und ihrem Stylisten<br />
Law Roach. Schließlich sind<br />
Afroamerikanerinnen, die ihr Haar<br />
natürlich kraus zeigen oder traditionelle,<br />
afrikanische Frisuren tragen,<br />
immer noch eine Seltenheit. Zendayas<br />
Vorbilder sind Zoë Kravitz und<br />
deren Mutter Lisa Bonet, die schon<br />
zu vergangenen Oscar-Verleihungen<br />
mit Dreadlocks erschienen waren.<br />
Zendaya erhielt für ihren Look<br />
nicht nur Lob. Giuliana Rancic vom<br />
Online-Magazin „E! Fashion Police“<br />
empörte sich, dass ihr Haar den<br />
Eindruck machte, als röche es nach<br />
Marihuana. Dabei hat die Frisur der<br />
jungen Frau wirklich nichts mit dem<br />
verfilzten Kopfhaar eines bekifften<br />
Rastafaris zu tun. Zendaya entgegnete:<br />
„Für mich sind Dreadlocks ein<br />
Symbol für Stärke und Schönheit,<br />
fast wie eine Löwenmähne.“ Lieber<br />
ein Löwe als eine Barbie. cls<br />
ZIELSTREBIG<br />
„Gott, Karma, das<br />
kann man nennen,<br />
wie man will. Aber<br />
es geht nichts<br />
über harte Arbeit“<br />
Mark Ronson, DJ und Produzent, 39,<br />
nimmt das Schicksal in die Hand<br />
SYMBOLISCH<br />
300<br />
neue Emoji-Charaktere soll die<br />
nächste Version von Apples Betriebssystem<br />
iOS beinhalten, die ab Mitte<br />
März verfügbar sein wird. Die Benutzer<br />
können dann zwischen vielen<br />
putzigen Bild-Symbolen mit sechs<br />
unterschiedlichen Hautfarben wählen,<br />
um ihre Gefühle per Smartphone<br />
zu verschicken. Die verschiedenen<br />
Weltreligionen werden ebenfalls<br />
vertreten sein, und auch Gender-<br />
Grenzen sollen die neuen Emojis<br />
sprengen: Es wird gleichgeschlechtliche<br />
Paare geben.<br />
WIREIMAGE/ES
56 STIL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
WARENWELT<br />
Wow!<br />
Von gebleicht bis<br />
gezippt: Produkte,<br />
die das Leben<br />
schöner machen<br />
Ausgesucht von Clark Parkin<br />
Gebleicht: Stiefelette<br />
„Swinging“ von Louis<br />
Vuitton, 950 Euro,<br />
bei louisvuitton.com<br />
Zusammengeflickt: Antike<br />
Patchworkdecke in japanischer<br />
„Boro“-Technik, um 5200 Euro<br />
bei 1stdibs.com<br />
Selbst gemacht: Mit Jeans<br />
bezogener antiker Sessel von<br />
Legend Blues, um 3200 Euro bei<br />
legendbluesllc.com<br />
Verwaschen: Automatikuhr „Big Bang Jeans Vintage“<br />
mit Jeans-Zifferblatt und Jeans-Armband von Hublot,<br />
Stahlversion um 12.300 Euro, über hublot.com<br />
Gezippt: Vintage-Jeanskostüm<br />
aus den 80ern von Azzedine Alaia,<br />
um 1050 Euro bei 1stdibs.com<br />
Bestickt:<br />
Flap Bag aus<br />
Denim-Patchwork<br />
von<br />
Chanel, um<br />
2560 Euro bei<br />
chanel.com<br />
Poliert: Ring „Sultane“ aus Weißgold<br />
mit Diamanten und Aquamarin<br />
von Dior, Preis auf Anfrage<br />
Aufgenäht: Jeansrock<br />
von Saint Laurent,<br />
um 890 Euro bei ysl.com<br />
LEGENDBLUESLLC.COM; 1STDIBS.COM(2); YSL.COM; CHANEL; DIOR; LB PRODUCTION; HUBLOT<br />
Als sie die Ausstellung „Savage Beauty“<br />
über das Werk des Designers Lee Alexander<br />
McQueen 2011 zum ersten<br />
Mal in New York sah, weinte Daphne<br />
Guinness. Ein Jahr zuvor hatte sich<br />
ihr guter Freund McQueen, der mit<br />
seinen theatralischen Entwürfen und<br />
seinen an Kunstperformances erinnernden Shows die<br />
Modewelt revolutionierte, das Leben genommen.<br />
VON SILVIA IHRING<br />
Daphne Guinness, die schwerreiche Nachfahrin des<br />
irischen Gründers der gleichnamigen Brauerei, war eine<br />
seiner engsten Vertrauten. Die für ihr Stilbewusstsein<br />
und ihren mutigen Modegeschmack bewunderte Millionärin<br />
mit dem weißblonden, von schwarzen Strähnen<br />
durchzogenen Haar inspirierte McQueen, trug und<br />
sammelte seine Entwürfe. Ab<br />
dem 14. März wird „Savage<br />
Beauty“ erneut im „Victoria &<br />
Albert Museum“ in London<br />
gezeigt. Aus diesem Anlass<br />
spricht Daphne Guinness<br />
über den Designer – und über<br />
sich selbst.<br />
WELT AM SONNTAG: Sie<br />
waren eine enge Vertraute<br />
von Alexander McQueen.<br />
Wie haben Sie ihn kennengelernt?<br />
DAPHNE GUINNESS: Ganz<br />
ehrlich, ich wollte ihn eigentlich<br />
niemals treffen. Ich trug<br />
seine Mode, aber ich dachte,<br />
er sei irgendwie furchteinflößend.<br />
Issie (Isabella Blow,<br />
Mentorin von Alexander<br />
McQueen sowie eine gemeinsame<br />
Freundin, Anm. d. Redaktion)<br />
sagte ständig zu mir ,Du<br />
musst Alexander kennenlernen.‘<br />
Und eines Tages sieht er<br />
mich zufällig am Leicester<br />
Square in einem seiner Entwürfe,<br />
kommt zu mir und<br />
sagt: ‚Das ist meine verdammte<br />
Jacke, die du da<br />
trägst.‘ Wir gingen in einen<br />
Pub und haben uns betrunken.<br />
Na ja, nicht betrunken,<br />
aber wir haben uns sofort<br />
verstanden.<br />
So gut verstanden, dass er<br />
sogar mal Ihre Kleider kaputtmachen<br />
durfte?<br />
Er griff sich die Sachen aus<br />
meinem Kleiderschrank und<br />
riss sie auseinander. Manchmal<br />
nahm er etwas mit und<br />
schickte es ohne Futter zurück.<br />
Er wollte sehen, wie die<br />
Kleider genäht waren, Alexander<br />
hatte beim Savile-<br />
Row-Maßschneider Anderson<br />
& Sheppard gelernt. Alles,<br />
was er für mich anfertigte,<br />
war eigentlich sehr simpel.<br />
Ich trage sehr viele Catsuits<br />
von ihm, und er hat für mich<br />
das perfekte Kleid entworfen,<br />
von dem ich etwa 20 Modelle<br />
besitze. Er war ein extrem guter<br />
Schneider.<br />
Vor fünf Jahren wurde<br />
McQueen erhängt in seiner<br />
Wohnung aufgefunden,<br />
drei Jahre nachdem sich<br />
bereits ihre Freundin Isabella<br />
Blow umgebracht hatte.<br />
Wie haben Sie von seinem<br />
Selbstmord erfahren?<br />
Unser gemeinsamer Freund,<br />
der Schmuckdesigner Shaun<br />
Leane, er kannte Alexander,<br />
seit er 14 Jahre alt war, rief<br />
mich damals um vier Uhr<br />
morgens an. Genau so, wie<br />
mich Jahre zuvor Alexander<br />
wegen Isabellas Tod anrief.<br />
Ich konnte es nicht fassen.<br />
Ich dachte nur, schon wieder?<br />
Könnt ihr bitte aufhören,<br />
mir wegzusterben? Als<br />
ein Jahr später die Ausstellung<br />
„Savage Beauty“ in New<br />
York eröffnete, konnte ich<br />
nicht aufhören zu weinen.<br />
Wie erklären Sie sich den<br />
Selbstmord?<br />
Ich wusste einiges von seinem<br />
Leid, aber nicht genug.<br />
Ich glaube, die Masse an Arbeit<br />
hat ihm sehr zugesetzt.<br />
Mode sollte mit einem Warnhinweis<br />
versehen sein, wie eine Zigarettenpackung.<br />
Vor langer Zeit sprach ich mit Valentino darüber, er<br />
sagte, er müsse 14 Kollektionen im Jahr entwerfen, darunter<br />
Sonnenbrillen und Badeanzüge. Das ist ein gigantischer<br />
Druck, vor allem, wenn ein großer Konzern<br />
Anteile an deinem Namen besitzt. Mode ist einfach lächerlich.<br />
Alexander McQueen nahm sich das Leben, wenige<br />
Tage nachdem seine Mutter gestorben war.<br />
Er hat seine Mutter geliebt. Ich habe noch am Tag nach<br />
ihrem Tod mit ihm gesprochen, da war er ganz bei sich.<br />
Auch bei seiner letzten Show wirkte er so fokussiert, so<br />
vernünftig. Er hatte sich außerdem an der Londoner<br />
Kunsthochschule Slade School of Fine Arts beworben<br />
und war dort angenommen worden.<br />
„Am Ende geht<br />
es um Liebe“<br />
DAPHNE<br />
GUINNESS<br />
MODE UND<br />
MUSIK<br />
Wollte er mit der Mode aufhören?<br />
Ich glaube nicht, dass er sich komplett zurückziehen<br />
wollte, aber er dachte sicher darüber nach, sich mehr<br />
Zeit für sich selbst zu nehmen und etwas Neues zu lernen.<br />
Aber dann starb seine Mutter. Irgendwas in ihm ist<br />
in dem Moment zerbrochen. Und jetzt, da er tot ist,<br />
wird er von allen verehrt. Ich sage immer, kein Künstler<br />
ist so gut wie ein toter Künstler.<br />
Aber McQueen wurde doch als Designer gefeiert.<br />
Ich finde nicht, dass er so geschätzt wurde, wie er es<br />
verdient hätte. Er war immer der Bad Boy der Mode. Er<br />
hat viele düstere Sachen entworfen, aber in Wahrheit<br />
war ein sehr unbeschwerter Mensch. Er wollte einfach<br />
nur geliebt werden. Am Ende geht es immer um Liebe.<br />
Was liebten Sie so an ihm?<br />
Alexander schätzte Individualität. Er, Isabella Blow,<br />
Daphne Guinness gehörte zu den engsten Vertrauten des<br />
verstorbenen Designers Alexander McQueen. Die<br />
Brauerei-Erbin über ihre Freundschaft und darüber, warum<br />
man Mode mit einem Warnhinweis versehen sollte<br />
Daphne Guinness wurde 1967 als Tochter des Baron und Brauereierben<br />
Jonathan Guinness und Suzanne Lisney geboren. Mit 19 heiratete sie den<br />
Reederei-Erben Spyros Niarchos und bekam mit ihm drei Kinder. Nach zwölf<br />
Jahren Ehe ließ sich das Paar scheiden. Heute lebt Guinness in Irland. Sie hat<br />
in mehreren Filmen mitgewirkt, ursprünglich wollte sie Opernsängerin<br />
werden und hat bereits ein Album aufgenommen. Ihre Modesammlung<br />
besteht aus Stücken von Gareth Pugh bis zu Givenchy und wurde 2011 mit<br />
einer Ausstellung gewürdigt. Viele Stücke entwirft sie selbst.<br />
Shaun Leane, mit ihnen konntest du wirklich du selbst<br />
sein, sie ließen dich einfach sein. Alexander hat mich<br />
beschützt. Er ist der Einzige, von dem ich jemals etwas<br />
geschenkt bekommen habe. Normalerweise akzeptiere<br />
ich keine Geschenke oder Rabatte. Ich weiß gar nicht,<br />
wie man danach fragt. Deswegen kann ich auch sagen,<br />
was ich will.<br />
Sie werden in Modekreisen verehrt, aber auf Fashion<br />
Weeks oder Events sieht man Sie selten.<br />
Ich besuche nur Modenschauen von Freunden, wie bei<br />
Alexander. Ich gehe zu Chanel, weil Karl ein alter<br />
Freund von mir ist. Aber niemals würde ich irgendwo<br />
hingehen, nur um mich zu zeigen. Dafür können die eine<br />
Schauspielerin engagieren. Die sagt dann „Oh, ich<br />
liebe diesen Schnitt.“ Was wissen die von Schnitten, die<br />
kennen sich mit Schauspielerei aus. Und warum sollte<br />
ich irgendwo hingehen, wo ich die größtmögliche Aufmerksamkeit<br />
auf mich ziehe?<br />
Aber Sie sind doch sowieso kaum zu übersehen?<br />
Ich versuche immer unsichtbar zu sein. Wenn ich einfach<br />
so unterwegs bin und mich ganz normal verhalte,<br />
denkt jeder ich sei meine Doppelgängerin.<br />
Dabei dürften nur wenige in der Lage sein, wie Sie<br />
in Plateauschuhen ohne Absatz zu laufen.<br />
Die stammen meistens von dem französischen Schuhmacher<br />
Massaro oder dem Japaner Noritaka, oft entwerfe<br />
ich sie selbst. Ständig fragen mich die Leute danach.<br />
Ich brauchte eine Art holografischen Absatz, damit<br />
keiner bemerkt, dass einer fehlt. Aber wissen Sie<br />
was, sie sind sehr bequem und, nein, ich foltere mich<br />
nicht selbst. Ich hab es ja mit High Heels versucht.<br />
Über zwei Blocks bin ich<br />
dreimal hingefallen. Ich mag<br />
einfach das Gefühl, nach hinten<br />
zu schwanken. Wenn ich<br />
mich auf die Fersen stütze ist<br />
das eine wunderbare Dehnübung<br />
für meine Waden.<br />
FILMMAGIC/GETTY/CO/CG<br />
Spielte Mode in Ihrer Familie<br />
eine Rolle?<br />
Eigentlich nicht. Ich war ein<br />
Tomboy, trug meistens Schuluniformen<br />
oder Cordhose<br />
und T-Shirt. Ich dachte immer,<br />
ich sei ein Junge. Mein<br />
Vater trug einen Kaftan und<br />
meine Mutter wunderschöne<br />
französische Kleider. Jeder<br />
kleidete sich, wie er wollte.<br />
Sie haben in Ihrer Jugend<br />
viel Zeit in dem Ort Cadaqués<br />
in Katalonien verbracht.<br />
Wie muss man sich<br />
Ihr Leben dort vorstellen?<br />
Es war wunderschön, ich fahre<br />
heute noch oft hin. Man<br />
Ray, Salvador Dalí und Marcel<br />
Duchamp kamen zu Besuch.<br />
An diesen Ort geht man, um<br />
nicht gefunden zu werden,<br />
weil das Haus schwer zu erreichen<br />
ist, versteckt auf einem<br />
Berg. Die Wolken dort<br />
sehen genau so aus, wie Dalí<br />
sie in seinen Bildern gemalt<br />
hat. Das Anwesen ist ein ehemaliges<br />
Kloster, und ich<br />
wuchs in der Kapelle auf.<br />
Nachts sang ich oft in einer<br />
Bar im Ort, und um drei Uhr<br />
morgens musste ich eine<br />
Stunde lang den Weg wieder<br />
hinaufsteigen. Wir aßen um<br />
sechs Uhr abends zu Mittag<br />
und um ein Uhr nachts zu<br />
Abend. Ich dachte, jeder würde<br />
so leben. Wenn ich im<br />
Herbst nach England ins Internat<br />
zurückkehrte, hatten<br />
alle anderen Ferien auf dem<br />
Reiterhof gemacht.<br />
Und Sie wuchsen in der Kapelle<br />
auf?<br />
Ja, mein Vater spielte darin<br />
oft Bach am Klavier. Ich erinnere<br />
mich noch an das Echo,<br />
das die Musik auslöste.<br />
Sie haben keine einfache<br />
Familiengeschichte. Ihre<br />
Großmutter Diana Mitford,<br />
die vor über zehn Jahren<br />
starb und der Sie sehr<br />
nahestanden, war mit dem<br />
Gründer der faschistischen<br />
Partei in Großbritannien<br />
Oswald Mosley zusammen,<br />
die beiden haben im Haus<br />
von Joseph Goebbels geheiratet.<br />
Ich kann sie nicht verdammen,<br />
sie ahnte nicht, was passieren<br />
würde, niemand ahnte<br />
das. Meine Großmutter war<br />
einfach verliebt. Sie lebte auf<br />
dem Land, und mit 23 Jahren<br />
verließ sie meinen Großvater<br />
für Mosley. Man steckte sie<br />
Anfang des Krieges wegen ihrer<br />
politischen Überzeugung<br />
drei Jahre ins Gefängnis, ohne<br />
einen Prozess oder eine<br />
Verurteilung. Sie hatte keinen<br />
Zugang zu irgendwelchen Informationen.<br />
Viele Briten<br />
sind in den 30er-Jahren nach<br />
Deutschland gegangen, sie<br />
sind Heuchler, wenn sie das<br />
leugnen. Meine Großmutter<br />
war ehrlicher, als gut für sie war. Ich habe viel mit ihr<br />
darüber diskutiert und wäre sie ein rassistischer,<br />
furchtbarer, Juden hassender Mensch, hätte ich sie niemals<br />
so geliebt.<br />
Die Briten haben es ihr sehr übel genommen, dass<br />
sie sich nie entschuldigt hat.<br />
Ich meinte auch zu ihr, Granny, du solltest dich entschuldigen,<br />
und sie sagte nur: „Darling, ich bin keine öffentliche<br />
Figur, und es würde mir sowieso niemand<br />
glauben.“ Die Presse würde sie so oder so hängen.<br />
Empfinden Sie Ihre Herkunft manchmal als Bürde?<br />
Sie gibt mir das Gefühl, nirgendwo hineinzupassen.<br />
Aber ich sehe mich nicht als Außenseiter im klassischen<br />
Sinn. Es ist eher so, als sei ich aus der Zeit gefallen.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
STIL 57<br />
Im Namen<br />
der Tulpe<br />
Sie gilt als billiges Massenprodukt. Doch in<br />
seltenen Sorten zeigt sich die Schönheit der<br />
Tulpe. Eine Ehrenrettung zum Frühlingsanfang<br />
Ihre Blütenblätter waren weiß<br />
mit einem rot gezackten<br />
Flammenmuster, und ihre<br />
Liebhaber stürzten sich für sie<br />
reihenweise in den Ruin. Auf<br />
dem Höhepunkt der „Tulpenmanie“,<br />
der ältesten dokumentierten<br />
Spekulationsblase, die 1637<br />
in Holland platzte und heute gern als<br />
Vorläufer zeitgenössischer Börsencrashs<br />
zitiert wird, zahlte man für eine<br />
einzige Tulpenzwiebel der Sorte „Semper<br />
Augustus“ um die 10.000 Gulden.<br />
Das entsprach in etwa dem Gegenwert<br />
eines Wohnhauses in bester Amsterdamer<br />
Kanallage inklusive Interieur und<br />
Silberbesteck.<br />
VON HEIKE BLÜMNER<br />
„Semper Augustus“ gibt es längst<br />
nicht mehr, und auch sonst käme heute<br />
niemand auf die Idee, mehr als ein bisschen<br />
Kleingeld für einen Strauß Tulpen<br />
in Klarsichtfolie auszugeben. Die Tulpe,<br />
einst Symbol für den Frühling, begleitet<br />
uns längst das ganze Jahr über. Auf gewisse<br />
Weise hat sie den Platz der zu<br />
zweifelhaftem Ruhm gekommenen holländischen<br />
Gewächshaustomate eingenommen:<br />
Sie kostet wenig, ist stets verfügbar,<br />
variiert lediglich im Farbton und<br />
passt sich jeder Umgebung an. Die gemeine<br />
Tulpe ist ein Produkt der Gartenindustrie<br />
und tritt bevorzugt in großen<br />
Mengen auf.<br />
Jede Gartenschau, die etwas auf sich<br />
hält, muss heute eine designierte Tulpenzone<br />
haben. Auf der Mitte April eröffnenden<br />
Bundesgartenschau in der Havelregion<br />
liegt einer der Hauptschwerpunkte<br />
ebenfalls auf dem Thema Tulpe.<br />
Besucher erwarten unter anderem die<br />
Hallenschau „Tulpen, Tulpen, Tulpen!“<br />
und „FrühlingsDuft und KnospenKnall“.<br />
Es gilt: Je mehr Tulpen auf einem Fleck<br />
stehen, desto mehr Menschen kommen<br />
zusammen, um die bunt blühenden Flächen<br />
zu bewundern.<br />
Bis in die Plastikeimer der Tankstellen<br />
und zu den Großevents im Namen der<br />
Tulpe war es ein langer Weg. Ursprünglich<br />
wohl aus China stammend, wanderte<br />
die Tulpe in den 1570er-Jahren über<br />
den kleinasiatischen Teil der Türkei und<br />
die habsburgischen Höfe in Wien, Brüssel<br />
und Madrid weiter in protestantische<br />
Regionen wie die nördlichen Niederlande.<br />
„Die Tulpe war ungeheuer exklusiv,<br />
kostbar und teuer. Sie war robust, was<br />
das Klima anging, und hatte für die damalige<br />
Zeit spektakuläre Farben. Bis dahin<br />
waren die Menschen von einer Art<br />
Kräuterkultur umgeben, und dann eine<br />
Blume zu haben, die so leuchtkräftig und<br />
so variantenreich ist, das war etwas Besonderes“,<br />
sagt Ursula Härting, Kunsthistorikerin<br />
und Sachverständige für niederländische<br />
Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts.<br />
Mit der exotischen Tulpe kamen<br />
die Künstler, die ihre Schönheit auf<br />
botanische Zeichnungen und Gemälde<br />
bannten: „Die Bilder von Jan Brueghel,<br />
Clara Peeters oder Jacob Savery landeten<br />
in den aristokratischen Kunstkammern.<br />
Nicht nur die lebende Tulpe war extrem<br />
kostbar, sondern auch das Gemälde danach“,<br />
so Härting. Auch wenn der Tulpenhype<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts abnahm,<br />
die Blume hat seitdem ihren festen<br />
Platz in der Kunstwelt. Zuletzt landete<br />
Jeff Koons mit seinen tonnenschweren,<br />
hochglänzenden Tulpenskulpturen<br />
einen zeitgenössischen Kunstcoup.<br />
Im Jahr 2013 wurde eines der fünf Exemplare<br />
für mehr als 33 Millionen Dollar<br />
verkauft.<br />
Preiswerter, aber im Vergleich zu den<br />
Standardtulpen immer noch teuer sind<br />
historische Tulpenzwiebeln. Sie findet<br />
man heute nur noch beim Spezialisten.<br />
Schätzungen zufolge gibt es mehr als<br />
4000 Tulpenarten, darunter gänseblümchengroße<br />
Exemplare oder gefüllte Tulpen,<br />
die der Pfingstrose ähneln, aber nur<br />
2000 Arten werden kommerziell angebaut.<br />
Das klingt immer noch nach viel,<br />
aber auf unseren täglichen Einkaufswegen<br />
begegnen uns diese Blumen nicht.<br />
Dort sehen und kaufen wir die immer<br />
gleichen Tulpenarten wie „Purple Flag“<br />
oder „Pink Flag“. Sie gehören zu einer<br />
alles dominierenden, populären Gruppe,<br />
die höchstens 30 Sorten umfasst.<br />
Bei Thomas Reichelt aus Bielefeld findet<br />
man Tulpensorten abseits des botanischen<br />
Mainstreams. Sein Online-<br />
Pflanzenversand „Naturwuchs“ hat sich<br />
seit zwanzig Jahren auf „Tulpen mit geschichtlichem<br />
Hintergrund“ spezialisiert.<br />
Viele von ihnen stammen aus dem<br />
„Hortus Bulborum“ im holländischen<br />
Limmen, einer Gartenanlage mit angeschlossenem<br />
Archiv, in dem die nationale<br />
Zwiebelsammlung der Niederlande lagert.<br />
Reichelt hat die älteste noch existierende<br />
Zuchttulpe aus dem Jahr 1620 im<br />
Programm, „Zomerschoon“, die lachsrosa<br />
geflammte cremeweiße Blüten trägt.<br />
Wer sich durch das historische Tulpenangebot<br />
auf seiner Website klickt, unternimmt<br />
eine Reise durch den Blumengeschmack<br />
der Jahrhunderte. Die Tulpe<br />
„Beauty of the Bath“ aus dem Jahr 1906<br />
zum Beispiel sieht aus, als wäre sie einer<br />
für die damalige Zeit typischen, nachkolorierten<br />
Postkarte entsprungen. Die<br />
„Rose de la Montagne“ aus dem Jahr<br />
1893, die trotz ihres Namens ebenfalls<br />
eine Tulpe ist, könnte auch auf einem<br />
Seerosenteich von Monet schwimmen.<br />
Im Moment, so Reichelt, seien lilienförmige<br />
Tulpen sehr gefragt, und ein Dauerbrenner<br />
seien die Wildtulpen.<br />
Dass seine Tulpen bei einem Preis<br />
zwischen drei und neun Euro pro Zwiebel<br />
– je nach Sorte und Menge – liegen,<br />
erklärt Reichelt so: „Es dauert zehn bis<br />
zwölf Jahre, bis ein Züchter überhaupt<br />
einen Bestand aufbaut. Jedes Jahr ziehe<br />
ich in Holland durch die Gärtnereien<br />
und muss dort hören, dass eine bestimmte<br />
Zwiebel vielleicht in fünf Jahren<br />
zur Verfügung stehen wird.“ Reichelts<br />
Onlineshop, der am Ende jeder Saison<br />
ausverkauft ist, nimmt schon im Frühjahr<br />
Bestellungen für den kommenden<br />
Herbst entgegen.<br />
Der Vergleich mit der Modewelt liegt<br />
da nahe: „Es gibt billige Konfektionsware,<br />
und es gibt die Haute Couture unter<br />
den Tulpen“, sagt Ronald van der Hilst.<br />
Van der Hilst ist gebürtiger Holländer,<br />
Landschaftsarchitekt und Produktdesigner<br />
und lebt seit mehr als zwanzig Jahren<br />
in Antwerpen. Erst dort entdeckte er<br />
seine Liebe zur Tulpe. Davor war er<br />
überzeugt, „dass Tulpen das langweiligste<br />
Thema der Welt“ seien. Als ironisch<br />
gebrochene Geste sah er von daher seine<br />
Teilnahme bei einem Tag der offenen<br />
Ateliers im ehemaligen Antiquitätenviertel<br />
Antwerpens: „Ich wollte keine Fotos<br />
von meinen Landschaftsarbeiten zeigen,<br />
und so kam mir eher als Witz die Idee,<br />
dass ich etwas mit Tulpen mache.<br />
Schließlich kam ich aus Holland.“<br />
Die ungeplante Pointe war jedoch,<br />
dass die Tulpe, ihre Geschichte und ihre<br />
Schönheit van der Hilst seitdem nicht<br />
mehr losgelassen haben. Heute<br />
schwärmt er davon, wie „geradezu nonchalant“<br />
sich die Blüten der Zomerschoon-Tulpe<br />
öffnen oder wie sich ihm<br />
RONALD VAN DER HILST<br />
Alter Meister<br />
im zeitgenössischen<br />
Gewand: Vase<br />
„Ganesh“ für<br />
Mobach Keramiek<br />
von Ronald van der<br />
Hilst, gespickt<br />
mit historischen<br />
Tulpen<br />
eines Tages eine neue Welt offenbarte,<br />
als er bemerkte, wie die Murillo-Tulpe<br />
duftet. Er erzählt von Wildtulpen, die ursprünglich<br />
entlang der Seidenstraße<br />
wuchsen, von der „Tulipa clusiana“ im<br />
Speziellen, deren grau-grüne Blätter<br />
„schmal und spitz wie Gräser“ seien.<br />
Als erfolgreicher Landschaftsarchitekt<br />
hat van der Hilst natürlich auch schon in<br />
großer Dimension gearbeitet. In der Nähe<br />
von Utrecht legte er einen 35 mal 35<br />
Meter großen Garten mit 100.000 weißen<br />
Tulpen aus<br />
sechs verschiedenen<br />
Sorten an, die nacheinander<br />
blühten.<br />
Das wirkte, „als<br />
wenn ein Tropfen<br />
auf Wasser fällt und<br />
sich nach und nach<br />
die Ringe bilden“, so<br />
van der Hilst. Aber<br />
eigentlich arbeitet<br />
van der Hilst inzwischen an immer neuen<br />
künstlerischen Plattformen, um die<br />
Schönheit seiner Lieblingsblume in Szene<br />
zu setzen.<br />
Es begann 2005 mit einer Kristallvase<br />
für die belgische Glasmanufaktur Val<br />
Saint Lambert. Dabei konzentrierte sich<br />
van der Hilst weniger auf das Bouquet. Jede<br />
Tulpe wird einzeln in das bauchige Gefäß<br />
gesteckt. „Das minimalistische Konzept<br />
der Tulpe gefällt mir. Es gibt immer<br />
nur einen dünnen Stiel und sechs Blütenblätter.<br />
Außerdem wachsen die Blumen in<br />
der Vase und bewegen sich zum Licht. Sie<br />
sind sehr lebendig. Doch selbst wenn sie<br />
tot und verblüht sind, sind sie noch wunderschön“,<br />
schwärmt er. Die Vase war<br />
2006 das offizielle Gastgeschenk für die<br />
ehemalige niederländische Königin Beatrix<br />
bei ihrem Besuch in Antwerpen.<br />
Es folgten weitere Vasen aus unterschiedlichen<br />
Materialien, spektakuläre<br />
Wandgemälde für den Interior-Bereich –<br />
von dezent bis schreiend poppig. 2006<br />
kuratierte van der Hilst in Antwerpen<br />
einen Ausstellungsparcours, bei dem<br />
sich Museen, Galerien, Einzelhändler<br />
und Designer dem Thema Tulpe widmeten.<br />
Für die italienische Keramikmanufaktur<br />
Bardelli hat er eine von Tulpen inspirierte<br />
Fliesenkollektion gestaltet. Und<br />
für den italienischen Hersteller Xilo 1934<br />
entwarf er gerade eine Parkettkollektion<br />
mit schwarzen Tulpenintarsien.<br />
Die Faszination für die Schönheit der<br />
einzelnen Tulpe und die daraus folgende<br />
künstlerische Inspiration und Handwerkskunst<br />
– van der Hilst ist ein alter<br />
Meister im zeitgenössischen Gewand.<br />
Wäre er Tomatenliebhaber, würde er<br />
vermutlich ein ausgezeichnetes regionales<br />
Restaurant mit dem Schwerpunkt<br />
auf alten Tomatensorten leiten, mit eigens<br />
entworfenem Geschirr und Besteck.<br />
In der Gastronomie gehört die Wiederentdeckung<br />
traditioneller Lebensmittel,<br />
ihre moderne Verarbeitung und<br />
Präsentation längst zum gehobenen<br />
Standard. Wenn die Qualität einer Blume<br />
an ihrer Einzigartigkeit und nicht an<br />
ihrer Uniformität festgemacht würde,<br />
wäre das auch im botanischen Bereich<br />
ein konsequenter Schritt nach vorne.<br />
Für van der Hilst ist er bereits vollzogen:<br />
„Ich betrachte Tulpen als Individuen.<br />
Jede einzelne Blume hat ihre eigene<br />
Persönlichkeit.“<br />
Die Erfindung der Horizontaldusche<br />
Das Künstlerkollektiv DIS zeigt im New Yorker New Museum ein surreales Hybrid aus Küche und Bad. Ein provokanter Showroom, made in Germany<br />
Er ist schon von der Bowery<br />
aus zu sehen: Im verglasten<br />
Eingangsbereich des New<br />
Museum steht ein langer,<br />
weißer Quader; an den Rändern<br />
blitzt er silbern und kupfern. Das<br />
Monument ist eine Küche mit integrierter<br />
Horizontaldusche, inszeniert wie im<br />
Showroom einer Design-Messe. Die Arbeit<br />
mit dem Titel „The Island (KEN)“<br />
ist ein Beitrag des Künstlerkollektivs DIS<br />
zur diesjährigen Triennale „Surround<br />
Audience“, die sich vorausschauend mit<br />
den Auswirkungen des Internet-Zeitalters<br />
beschäftigt.<br />
VON EVA MUNZ<br />
DIS ist eine lose Gruppe von Kreativschaffenden<br />
mit diversen Hauptberufen.<br />
Vor fünf Jahren gründeten Lauren Boyle,<br />
Solomon Chase, Marco Roso und David<br />
Toro mit ein paar Freunden das Online-<br />
Kulturforum „DIS Magazine“. In New<br />
York haben sie nicht nur die starren Hierarchien<br />
der etablierten Galerien und Institutionen<br />
hinterfragt, sondern auch die<br />
Mechanismen des Modediktats ausgehebelt,<br />
wie man es vorher nur vom testosterongeladenen<br />
Medienkonglomerat Vice<br />
kannte. Jetzt gibt es DIS: glatt, hochintellektuell,<br />
diskurswütig und affirmativ.<br />
„Kill them with your kindness.“ DIS<br />
expandiert mit Ablegern wie einer Fotoagentur<br />
(DIS Image) und einem Ladenund<br />
Galeriekonzept (DIS Own). Im<br />
nächsten Jahr wird das Künstlerkollektiv<br />
die Berlin Biennale kuratieren.<br />
Die Arbeit von DIS ist der Post-Internet-Kunst<br />
verpflichtet, nie selbstgefällig,<br />
völlig uneitel und selten sexy. DIS will<br />
nicht den Mainstream unterlaufen, son-<br />
HEJI SHIN/DORNBRACHT<br />
Fusion von Wasserquelle<br />
und Feuerstelle:<br />
Standbild aus<br />
dem Video zur Bad-<br />
Küchen-Installation<br />
vom DIS-Kollektiv<br />
und Mike Meiré im<br />
New Museum<br />
dern die Subversion dem Mainstream<br />
anpassen. Ursprünglich belächelt und<br />
von Luxusmarken abgewiesen („Die haben<br />
uns nie Kleider aus ihren Showrooms<br />
gegeben“), haben sich die DIS-<br />
Künstler längst zu einflussreichen Akteuren<br />
entwickelt.<br />
Zur Triennale im New Museum haben<br />
die Kuratorin Lauren Cornell und ihr<br />
Co-Kurator Ryan Trecartin 51 junge<br />
Künstler (kaum jemand ist älter als 40)<br />
aus über 25 Ländern eingeladen, um die<br />
Zukunft auszuloten. „Mir geht es dabei<br />
nicht um Gadgets, sondern um die tieferen<br />
sozialen und psychologischen Auswirkungen<br />
von Technologie auf unser<br />
Leben,“ sagt Cornell. Herausgekommen<br />
ist eine multi-disziplinäre Studie der<br />
kommerziellen und politischen Folgen<br />
des Internets und anderer Technologien.<br />
Der chinesische Künstler Li Liao zum<br />
Beispiel hat sich mit seinem Selbstexperiment<br />
„Consumption“ in den spätkapitalistischen<br />
Prozess eingeklinkt. 45 Tage<br />
lang arbeitete er am Fließband einer Fabrik<br />
in Shenzen, die iPads herstellt. Von<br />
seinem Lohn kaufte er sich anschließend<br />
ein iPad, das zusammen mit seiner Uniform<br />
und seinem Arbeitsvertrag neben<br />
der DIS-Installation hängt.<br />
Mit seiner raffinierten Videoinstallation<br />
„Freedom“ untersucht der Amerikaner<br />
Josh Klein die Manipulation von<br />
Sprache und den euphemistischen<br />
„Doublespeak“ der politischen Jargons.<br />
Klein schrieb eine Staatsrede, bei der<br />
Präsident Obama seine Wahlversprechungen<br />
einhält. Dazu animierte er das<br />
Gesicht des Präsidenten fast perfekt.<br />
Die Triennale-Künstler beherrschen die<br />
Rhetorik der Macht besser als die<br />
Machthaber.<br />
Der DIS-Beitrag „The Island (KEN)“<br />
mag nicht zu stärksten Arbeiten der<br />
Triennale gehören, aber dem Kollektiv<br />
waren Fragen immer wichtiger als bequeme<br />
Antworten. Für ihr Projekt suchten<br />
sie nach Metaphern aus der Werbung,<br />
sie durchstöberten das Netz und<br />
stießen auf Dornbracht, den deutschen<br />
Luxushersteller für Bad und Kücheneinrichtungen<br />
– und auf dessen langjährigen<br />
Berater und Creative Director Mike<br />
Meiré. Dornbracht und Meiré arbeiten<br />
seit über 20 Jahren eng mit internationalen<br />
Künstlern zusammen.<br />
Durch die Fusion von Feuerstelle und<br />
Wasserquelle wollte das Künstlerkollektiv<br />
die Trennung der verschiedenen Lebensräume<br />
aufheben – der Küche als sozialem<br />
und dem Badezimmer als privatem<br />
Raum. Entstanden ist eine Verschiebung,<br />
eine Spiegelung des Internets als<br />
Kommunikationsplattform, die stets unseren<br />
Bedürfnissen lauscht, uns zur freiwilligen<br />
Hingabe verführt und uns<br />
gleichzeitig instrumentalisiert und zu<br />
Komplizen macht.<br />
Meiré entwickelte eine glatte Performance-Bühne<br />
im Nassbereich. Eine weiße,<br />
halb schwebende Küchenkonsole mit<br />
Herd und Spüle verläuft parallel zur Horizontaldusche,<br />
an deren Ende eine<br />
Heißwasserstation aus glänzenden Cyprum<br />
installiert ist. Aus einer Art Abzugshaube<br />
pulsiert farbiges Licht, wohltemperiertes<br />
Wasser regnet auf die Latexmatratze.<br />
Das Latex verfärbt sich<br />
beim Kontakt mit Wasser und gibt der<br />
Arbeit etwas seltsam Geriatrisches. In<br />
der Spüle liegt eine rote Plastiktüte, wie<br />
sie bei Händlern im nahen Chinatown<br />
beliebt ist. Zur Installation gehört auch<br />
ein Film, der Darsteller beim Kochen<br />
und Duschen zeigt. Meiré ist begeistert:<br />
„So aseptisch und doch so lebendig, so<br />
wahr und so künstlich. Wie unsere Zeit.“<br />
Die Installation war für die Kuratoren<br />
nicht ganz unproblematisch. Die Rückwand<br />
des Museums musste geöffnet<br />
werden, weil die New Yorker Behörden<br />
verlangten, dass ein eigener Wasserkreislauf<br />
installiert wird. Kuratorin Cornell<br />
ist deswegen noch bei der Eröffnung<br />
gestresst: „Das war ein kuratorischer<br />
und verwaltungstechnischer Albtraum.<br />
Ich werde die Dusche heute benutzen.<br />
Ich finde, das habe ich verdient.“
58 STIL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
RUND UM<br />
DIE UHR<br />
PIERRE-ANDRÉ SCHMITT<br />
Unikat mit<br />
Geschichte<br />
Wer bei Manuel Bruehlmann<br />
eine Uhr kaufen<br />
will, erhält eine schriftliche<br />
Warnung: „Diese Uhr ist nicht<br />
zum Tragen bei sportlichen Aktivitäten<br />
geeignet“, steht auf einer<br />
Art Beipackzettel. Sie sei „weder<br />
schockresistent noch wasserdicht“.<br />
Diese Uhr, so darf ich ergänzen,<br />
ist ein überraschendes Produkt für<br />
Freunde des Besonderen und Liebhaber<br />
feiner Mechanik aus der Vergangenheit.<br />
Ein Objekt, das aus dem<br />
Rahmen fällt. Ein Stück mit Stammbaum.<br />
Ein Hingucker. Und ein Unikat<br />
mit eigener Geschichte.<br />
Konkret: Manuel Bruehlmann,<br />
Schweizer Uhrenfan und gelernter<br />
Maschineningenieur, kauft in den<br />
USA alte Taschenuhren auf. Nicht<br />
irgendwelche, sondern ein ganz<br />
bestimmtes Stück. Marke: Hamilton.<br />
Referenznummer: 4992B. Einstiger<br />
Verwendungszweck: Navigationsoder<br />
Beobachteruhr der US Air Force.<br />
Baujahr: 1941 bis 1968. 140.000<br />
Stück wurden gebaut, die meisten<br />
während des Zweiten Weltkrieges.<br />
Die US-Uhrenindustrie hatte damals<br />
einen sehr hohen Fertigungsstandard.<br />
Die 4992B wurde von<br />
Piloten und Navigatoren der amerikanischen<br />
Luftwaffe eingesetzt<br />
und war ein technischer Leckerbissen.<br />
Das Werk, 43 Millimeter Durchmesser,<br />
ist mit Genfer Streifen dekoriert<br />
und fein poliert, es hat eine<br />
sehr große feine Unruh, eine Breguet-Spirale<br />
aus Palladium, eine<br />
hübsche Schwanenhals-Regulierung<br />
und eine 24-Stunden-Anzeige. An<br />
Bord einer B52 musste man ja<br />
schließlich wissen, ob es sieben Uhr<br />
morgens oder 19 Uhr abends ist.<br />
Manuel Bruehlmann lässt die<br />
Werke aus dem Original-Taschenuhrgehäuse<br />
nehmen, drei Uhrmacher<br />
revidieren und regulieren das<br />
Kaliber von Grund auf. Oft müssen<br />
sie dabei auf das Ersatzteillager des<br />
Patron zurückgreifen, die Antriebswelle<br />
hat oft gelitten und muss ersetzt<br />
werden. Krone, Zeiger und<br />
Zifferblätter werden gereinigt und<br />
dann mit dem alten Werk in ein<br />
neues Armbanduhr-Gehäuse eingeschalt.<br />
Ein Jahr Garantie gewährt<br />
Bruehlmann darauf.<br />
Werk unter Saphirglas: Rückseite der<br />
GCT Watch von M. Bruehlmann<br />
Weil die Uhr das Original-Zifferblatt<br />
behält, bleibt auch das Logo der<br />
Uhr erhalten: G.C.T. steht für Greenwich<br />
Civil Time, GCT Watch heißt<br />
die Uhr auf der Homepage.<br />
Das Resultat ist eine eigenwillige<br />
XL-Armbanduhr. Die Krone ist, wie<br />
bei Taschenuhren üblich, bei zwölf<br />
Uhr platziert, die Uhr kann also<br />
auch rechts getragen werden. Weil<br />
die Soldaten ihre Uhren akkurat<br />
synchronisieren mussten, hat die<br />
Uhr auch einen Sekundenstopp:<br />
Wenn man die Krone zieht, bleibt<br />
der Sekundenzeiger stehen. Das<br />
vielleicht Schönste ist die Rückseite:<br />
Das Werk unter dem Saphirglas füllt<br />
das Gehäuse vollständig aus und<br />
bietet ein hübsches Schauspiel.<br />
Auf die Idee kam Bruehlmann<br />
zufällig. Im Uhrensammlerklub sah<br />
er die 4992B-Hamilton in einem<br />
Umbau, der ihm wenig geglückt<br />
schien, vor allem weil die Krone<br />
rechts platziert war wie bei einer<br />
gewöhnlichen Armbanduhr.<br />
Bruehlmann verkauft seine Uhr<br />
für 2900 Euro in einer lackierten<br />
Holzbox mit Glasfenster. Rechts<br />
liegt darin die Uhr im neuen Kleid,<br />
links das Original-Gehäuse. Wer<br />
will, kann die Uhr also jederzeit in<br />
den Originalzustand versetzen. Eine<br />
Versicherung für Puristen.<br />
Pierre-André Schmitt ist Co-Chefredakteur<br />
von „Icon Schweiz“<br />
G.C.T<br />
Zu viel Gefühl<br />
Sie grübeln viel, weinen häufig und können sich gut in andere hineinversetzen? Willkommen bei den Hochsensiblen<br />
Bernhard wohnt in Berlin<br />
und organisiert eine<br />
Selbsthilfegruppe für<br />
Hochsensible. Mehr<br />
möchte er an dieser<br />
Stelle nicht über sich lesen.<br />
„Wenn gleich am<br />
Anfang das Alter und der Beruf stehen,<br />
da geht doch im Kopf sofort eine Schublade<br />
auf und wieder zu. Aber der Leser<br />
soll diesen Text doch wirklich spüren.“<br />
Manchen sollte das leichterfallen als<br />
anderen. Glaubt man der kalifornischen<br />
Psychologin Elaine Aron, die das Thema<br />
Hochsensibilität in den USA und dann in<br />
Deutschland auf die Agenda setzte, nehmen<br />
20 Prozent der Menschheit ihre<br />
Umwelt besonders intensiv wahr und<br />
denken besonders viel und tiefsinnig darüber<br />
nach. Das, so die Theorie, kann<br />
mit großen Vor- und Nachteilen einhergehen.<br />
Im Extrem mit einem besonders<br />
erfüllten, interessanten Leben – oder mit<br />
permanenter Reizüberflutung.<br />
VON BRENDA STROHMAIER<br />
Zu viel Gefühl – bei dem Gedanken<br />
fallen einigen Menschen vor allem Witze<br />
ein. Erst kürzlich scherzten Kollegen in<br />
einer „Welt“-Kolumne darüber, dass<br />
Hochsensibilität „eine Seuche“ sei. In<br />
der Tat kann man auf die Idee kommen,<br />
dass es sich um einen Lifestyle-Trend<br />
handelt, der gut zu anderen Phänomenen<br />
wie Achtsamkeitsratgebern und Meditationsworkshops<br />
passt. Und in unsere<br />
Zeit. Im Jahr 2015 werden auch härtere<br />
Kaliber von E-Mails, Handygedudel und<br />
iPad-Gedaddel derart überfordert, dass<br />
sie sich dünnhäutig fühlen wie Elfen.<br />
Doch tatsächlich nehmen sehr viele<br />
Menschen das Thema Hochsensibilität<br />
sehr ernst. Volkshochschulen bieten<br />
Kurse an mit Titeln wie „Mit Hochsensibilität<br />
leben“ (VHS Herrenberg) oder<br />
„Hochsensible Kinder erkennen und verstehen“<br />
(VHS Geldern). Auf Webseiten<br />
wie www.treffpunkt-hochsensibilität.de<br />
diskutieren Menschen Themen wie „Persönlicher<br />
Distanzbereich“ oder „Gerüche<br />
und Geräusche, die ich liebe“. Und<br />
von Kiel bis Freiburg finden sich Dutzende<br />
Treffs und Selbsthilfegruppen für<br />
hochsensible Personen, kurz HSP.<br />
Gruppen wie die von Bernhard, die<br />
sich zwei Mal im Monat im Nachbarschaftszentrum<br />
Berlin-Neukölln zusammensetzt.<br />
An einem Dienstag im Februar<br />
sind sechs Frauen und zwei Männer gekommen,<br />
von Anfang 20 bis Mitte 60.<br />
Zunächst geht es darum, dass eine Teilnehmerin<br />
Veilchengeruch im Raum<br />
wahrnimmt, der von den Händen einer<br />
anderen Teilnehmerin herüberströmt.<br />
Später wird darüber geredet, wie es ist,<br />
mehr Ruhe zu brauchen als der Rest der<br />
Welt. Und wie erleichternd es war, andere<br />
zu finden, denen es auch so geht.<br />
Eine Woche danach erzählt Bernhard<br />
in seiner Wohnung bei offenem Fenster<br />
und Verkehrsrauschen: „Ich bin nicht<br />
besonders geräusch- oder lichtempfindlich<br />
wie manch andere Hochsensible.<br />
Aber ich bekomme oft mehr davon mit,<br />
was in anderen Menschen vorgeht. Ich<br />
habe da besonders viele Tentakel. Ich<br />
spüre etwa bei jemandem, der wütend<br />
ist, auch die Verletzung, die dahinter<br />
liegt.“ In der Praxis heißt das: „Nach anderthalb,<br />
zwei Stunden auf einer Party<br />
bin ich knallvoll mit Eindrücken und erschöpft.<br />
Wenn ich dann gehe, wundern<br />
sich die anderen, die erst richtig aufdrehen.“<br />
In der Praxis heißt das auch: Bernhard<br />
ist einer, der zuhören kann und<br />
will, der sich ehrenamtlich um andere<br />
kümmert. Unter anderen um Obdachlose<br />
und einen Mann, der so dick ist, dass<br />
er seine Füße nicht selbst pflegen kann.<br />
So sehr sich Hochsensible in den Ratgebern<br />
erkennen, so wenig setzt sich die<br />
Idee im Gesundheitswesen durch, dass<br />
manche Patienten empfindlicher sind als<br />
andere. „Das ist keine offizielle Diagnose,<br />
für uns ist das kein Thema“, heißt es<br />
etwa an der Psychologischen Hochschule<br />
in Berlin. Dort gibt es allerdings eine<br />
„Arbeitsstelle Hochbegabung“, und deren<br />
Leiter André Jacob findet klare Worte<br />
zur Hochsensibilität: „Für mich ist<br />
das ein unterkomplexer, sehr einseitiger<br />
Ansatz, der wissenschaftlich noch nicht<br />
ausreichend untersucht ist“, sagt er.<br />
Die amerikanische Psychologin<br />
Elaine Aron näherte sich vor<br />
rund 20 Jahren erstmals dem<br />
Thema Hochsensibilität mittels Fragebögen,<br />
1996 packte sie ihre Forschungsergebnisse<br />
in das Buch „The Highly<br />
Sensitive Person“, das in 70 Sprachen<br />
übersetzt wurde und als Standardwerk<br />
zum Thema gilt.<br />
WELT AM SONNTAG: Erkennen<br />
Sie Hochsensible auf Anhieb?<br />
ELAINE ARON: Nicht unbedingt.<br />
Auch deshalb, weil dreißig Prozent der<br />
Hochsensiblen extrovertiert sind. Aber<br />
es existiert definitiv eine unterschiedliche<br />
Empfindlichkeit von Lebewesen.<br />
Hochsensible nehmen ihre Umgebung<br />
in allen Aspekten intensiver wahr. Deshalb<br />
tut ihnen ein positives Umfeld ungleich<br />
besser als anderen, ein negatives<br />
schadet ihnen mehr.<br />
Was passiert, wenn Hochsensible<br />
im falschen Umfeld aufwachsen?<br />
Wenn die Eltern sich oft streiten oder<br />
die Mutter depressiv ist, kämpfen die<br />
Kinder eher mit Depressionen, psychosomatischen<br />
oder stressbedingten<br />
Krankheiten. Aber ich betone immer,<br />
Hochsensibilität ist keine Krankheit.<br />
Sondern?<br />
Ein Persönlichkeitsmerkmal,<br />
eine alternative Überlebensstrategie<br />
der Natur,<br />
die den Menschen heute<br />
noch Vorteile bringt. Viele<br />
Hochsensible lieben es etwa,<br />
Karten zu studieren.<br />
Wenn ich im Stau stehe,<br />
dann weiß ich oft eine Abkürzung.<br />
Wir sehen Dinge,<br />
die andere nicht sehen,<br />
und das ist gut für uns und die Gesellschaft.<br />
Hochsensible sind zum Beispiel<br />
gut darin, neue Geschäftsfelder zu<br />
entdecken. Das kann Deutschland brauchen,<br />
wenn es innovativ sein will.<br />
Was sagen Sie denen, die Ihr Konzept<br />
für Lifestylequatsch halten?<br />
Hochsensibilität und Hochbegabung solle<br />
man anders als in der Ratgeberliteratur<br />
üblich besser nicht in direkten Zusammenhang<br />
bringen.<br />
Es gibt allerdings wissenschaftliche<br />
Unterstützung für Elaine Arons Thesen<br />
über Hochsensible – wie vom deutschen<br />
Biologen Max Wolf, der die Evolution<br />
mithilfe von Computersimulationen<br />
nachstellt. Demnach ist bei den unterschiedlichsten<br />
Tierarten davon auszugehen,<br />
dass einige Individuen von Natur<br />
aus besonders aufmerksam sind. „Diese<br />
Individuen können zum Beispiel Futterquellen<br />
entdecken, die anderen entgehen“,<br />
erklärt er. Das Verhalten lohne sich<br />
dem Modell zufolge aber nur, wenn<br />
nicht alle dorthin strömen, sondern nur<br />
ein Teil der Population.<br />
Arons Theorie zufolge bilden die<br />
Hochsensiblen seit jeher eine „priesterliche<br />
Kaste“, die den Herrschenden und<br />
der Gesellschaft als Berater dient. Hochsensible<br />
arbeiteten Aron zufolge überdurchschnittlich<br />
oft als Schreiber, Historiker,<br />
Philosophen, Richter, Künstler,<br />
Forscher oder Theologen. Tatsächlich<br />
hat Bernhard mal katholische Theologie<br />
studiert, haderte aber damit, „dass in der<br />
Hierarchie so getan wird, als ob der Heilige<br />
Geist von oben nach unten vermittelt<br />
werden müsste. Dass er auch unten<br />
weht, wird nicht wahrgenommen, weil er<br />
da nicht vermutet wird.“ HSPs, so heißt<br />
es in den Ratgebern, haben generell Probleme<br />
mit Ungerechtigkeit und damit,<br />
herumkommandiert zu werden. Inzwischen<br />
ist Bernhard Laienprediger in einer<br />
evangelischen Gemeinde. Auch<br />
wenn Bernhard die Kategorie Hochsensibilität<br />
wie alle Schubladen suspekt ist,<br />
findet er sie nützlich. „Das Konzept hilft<br />
mir, mich selbst zu verstehen. Und wenn<br />
es eine Pille gegen Hochsensibilität gebe,<br />
die meisten Betroffenen würden sie<br />
nicht nehmen“, versichert er. Wie Aron<br />
(siehe Interview unten) betont er, dass<br />
es sich nicht um eine Krankheit, sondern<br />
um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt.<br />
Eines, das nicht leicht festzustellen<br />
ist. So dürften bei dem wohl populärsten<br />
Internettest auf zartbesaitet.net höchstens<br />
Staubmilben als unsensibel auffallen.<br />
Das kritisiert auch Hochsensiblen-<br />
Coach Anne Heintze, bei der immer wieder<br />
Leute aufgeregt anrufen: „Ich habe<br />
300 Punkte, ich bin nicht lebensfähig.“<br />
Heintze ist Gründerin einer „Open Mind<br />
Akademie“ in Hessen und Autorin des<br />
Ratgebers „Außergewöhnlich normal.<br />
Hochbegabt, hochsensitiv, hochsensibel:<br />
Wie Sie Ihr Potenzial erkennen und entfalten.“<br />
Heintze sagt von sich, sie habe<br />
„mehr dieser besonderen Menschen beraten<br />
als jeder andere in Deutschland“.<br />
Dass sie Hochbegabte zusammen mit<br />
Hochsensiblen und Hochsensitiven –<br />
Personen, mit einem sogenannten sechsten<br />
oder siebten Sinn – abhandelt, begründet<br />
sie mit ihrer Erfahrung: „Ich<br />
„Hochsensibilität ist keine Krankheit“<br />
Selbst hochsensibel:<br />
Elaine Aron<br />
STEPHANIE MOHAN<br />
Die wissenschaftliche Basis ist stark, an<br />
über 50 Universitäten wird dazu geforscht.<br />
Und es bewegt sich nachhaltig<br />
etwas in vielen Bereichen. Eltern setzen<br />
sich für ihre hochsensiblen Kinder ein,<br />
Mediziner begreifen allmählich, dass<br />
unterschiedliche Menschen auch<br />
unterschiedliche Behandlung<br />
benötigen.<br />
Ist Ihnen Ihr Erfolg manchmal<br />
unheimlich?<br />
Unglaublich, wer da alles versucht,<br />
mit dem Thema Geld<br />
zu machen und was da ins Internet<br />
strömt. Vieles stimmt<br />
aber nicht, wie zum Beispiel,<br />
dass Hochsensibilität und Autismus<br />
etwas miteinander zu tun hätten.<br />
Was raten Sie denn Hochsensiblen?<br />
Planen Sie viel Zeit für Ruhe ein, meditieren<br />
Sie. Und lesen Sie mein Buch.<br />
Das vollständige Interview finden Sie<br />
unter welt.de/Aron<br />
Party als Schwerstarbeit Hochsensiblen<br />
fällt abschalten in der<br />
Menge schwer<br />
weiß, dass das wissenschaftlich nicht belegt<br />
ist. Aber von meinen Klienten waren<br />
eben viele hochbegabt und hochsensibel<br />
oder hochsensitiv zugleich.“ Die unterschiedlichen<br />
„Hoch“-Typen verbinde,<br />
dass sie sich schon als Kind wie Außerirdische<br />
fühlten. „Wenn ein Kind besonders<br />
verträumt ist, in einer Fantasie-<br />
Welt lebt, bekommt es eins aufs Dach.<br />
Insbesondere Neugierde stört den Ablauf<br />
im pädagogischen Betrieb, da ist<br />
kein Platz für ständige Warum-Fragen.“<br />
Auch Bernhard hat solche Fragen gestellt,<br />
wichtige Fragen wie jene, was mit<br />
der Giftschlange passiert, wenn sie sich<br />
selbst beißt. Professorchen haben sie ihn<br />
genannt. Und er hat mit seiner Art genervt,<br />
auch später, als er groß war, etwa<br />
als er in einem Heim für mehrfach Behinderte<br />
Babys wickelte. „Da hat mir eine<br />
Kollegin vorgeworfen, sie wickle drei<br />
Kinder in der Zeit, in der ich eins schaffe.<br />
Aber ich möchte doch in dem Tempo<br />
des Kindes mit dem Kind mitschwingen,<br />
damit es ein gemeinsames Tun wird. Ich<br />
bin doch kein Akkordwickler.“<br />
Hochsensiblen-Coach Anne Heintze<br />
hält es für höchste Zeit, dass Betriebe<br />
die besonderen Begabungen ihrer Klienten<br />
nutzen lernen. „Die Unternehmen<br />
erkennen erst ganz langsam, welches Potenzial<br />
da schlummert“, sagt die studierte<br />
Psychologin. Sie wünscht sich, dass<br />
endlich auch Schulen und Hochschulen<br />
in ihren Lehrplänen Erkenntnisse darüber<br />
verankern, wie Menschen sich in ihrer<br />
Empfindsamkeit unterscheiden.<br />
Bei manchen Psychotherapeuten ist<br />
die Idee immerhin angekommen. Wie in<br />
Chemnitz bei Sabine Hein, die durch einen<br />
französischen Kinofilm auf das Thema<br />
stieß. Die Komödie „Die anonymen<br />
Romantiker“ handelt von zwei schüchternen<br />
Schokoladengourmets, die gemeinsam<br />
ihre Ängste meistern. „Danach<br />
habe ich mich mit Hochsensiblen beschäftigt<br />
und mir wurde klar, dass viele<br />
meiner Patienten dazuzählen“, sagt sie.<br />
„Und weil das bei manchen Kollegen<br />
noch nicht bekannt ist, werden Menschen<br />
noch falsch therapiert.“ So sei eine<br />
Patientin zu ihr gekommen, die zuvor<br />
in einer Tagesklinik wegen Angststörungen<br />
behandelt wurde und dort viele Verhaltensvorschriften<br />
erhielt. „Die haben<br />
sie stark gestresst – und sie damit noch<br />
stärker überreizt.“<br />
Auch wenn manche sich noch hartleibig<br />
geben, Deutschland scheint so sensibel<br />
für Sensibilität wie seit der Romantik<br />
nicht mehr. Ideale Bedingungen für ein<br />
privates Outing als empfindsamer<br />
Mensch. Und wer jetzt immer noch<br />
lacht, der sollte sich noch anhören, was<br />
Elaine Aron dazu zu sagen hat: „Gerade<br />
bei Männern, die darüber Witze reißen,<br />
habe ich öfter festgestellt, dass sie selbst<br />
hochsensibel sind.“ Ach so. Bernhard ist<br />
übrigens 62 Jahre alt.<br />
ILUUSTRATION: MARC THEIS FÜR WELT AM SONNTAG
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG<br />
ZU TISCH 59<br />
Léa Linster kommt in<br />
weißer Kochjacke aus ihrer<br />
Küche und geht<br />
strahlend durch ihr Restaurant.<br />
An jedem Tisch<br />
unterhält sie sich kurz<br />
mit der Kundschaft. Einige<br />
sind offensichtlich Stammgäste, die<br />
Tonart ist vertraut. Mehr<br />
als dreißig Jahre ist es her,<br />
dass Léa Linster hier in<br />
Luxemburg die elterliche<br />
Tankstelle, zur der auch<br />
ein Bistro gehörte, in ein<br />
Gourmet-Restaurant verwandelte<br />
hat.<br />
VON CLARK PARKIN<br />
WELT AM SONNTAG:<br />
1989 haben Sie als erste<br />
und bislang einzige Frau<br />
den Bocuse d’Or gewonnen,<br />
eine Art Weltmeisterschaft<br />
der Köche. Das<br />
war zu einer Zeit, als Bocuse<br />
noch behauptete,<br />
Frauen gehörten ins<br />
Schlafzimmer, nicht in<br />
eine Restaurantküche.<br />
LÉA LINSTER: Mir gegenüber<br />
hat er sich nie so<br />
geäußert. Er hat mich sehr<br />
unterstützt. In Frankreich<br />
durften Frauen in den Hotelfachschulen<br />
erst seit<br />
1984 den Kochberuf erlernen.<br />
Auch dieses Jahr war<br />
weder eine Frau in der Jury<br />
noch unter den Finalistinnen.<br />
Warum sind Frauen in<br />
den Gourmetküchen<br />
noch so selten?<br />
Die Welt des Guide Michelin<br />
war schon immer eine<br />
Männerwelt. Die französische<br />
Köchin Ghislaine Arabian hat einmal<br />
gesagt, um als Frau in der Gourmetwelt<br />
zu reüssieren, muss man wie ein<br />
Mann werden. Ich bin damit überhaupt<br />
nicht einverstanden. Männer gehen ans<br />
Kochen zu technisch ran. Aber gute Küche<br />
hat wenig mit dem Gehirn zu tun,<br />
sondern mit dem Bauch. Wir sollten als<br />
Frauen auf unsere Stärken setzen. Beispielsweise<br />
haben Frauen ein besseres<br />
Gespür dafür, was bekömmlich ist. Sie<br />
denken von ihrer Veranlagung her nachhaltiger.<br />
Statt nur das Mittelstück des Filets<br />
zu verwenden, mache ich mir gleich<br />
Gedanken, was ich aus den Enden machen<br />
kann. Beispielsweise ein Tartar.<br />
Trotzdem entscheiden sich wenige<br />
Frauen für diesen Beruf.<br />
In der Gastronomie geht der Gast vor.<br />
Als Frau neigt man dazu, die Familie an<br />
erste Stelle zu setzen. Was macht man,<br />
wenn das Kind plötzlich krank ist? Bleibt<br />
man dann zu Hause? Wenn man Sterneköchin<br />
ist und seinen Stern behalten<br />
möchte, ist das eine sehr schwere Entscheidung,<br />
bei der man bezahlt, wie auch<br />
immer man sich entscheidet.<br />
Den Bocuse d’Or haben Sie mit einem<br />
Lammrücken im Kartoffelmantel<br />
gewonnen. Das klingt aus heutiger<br />
Sicht nicht sehr revolutionär. Was<br />
war das Besondere daran?<br />
Die Jury, in der mein großes Vorbild<br />
Frédy Girardet und auch Eckart Witzigmann<br />
saßen, wunderten sich, wie ich<br />
den Kartoffelmantel rundum knusprig<br />
bekommen hatte, sodass er nicht wie<br />
sonst auf der Unterseite matschig war.<br />
Das Gericht servieren Sie heute noch<br />
in Ihrem Restaurant. Auch sonst ist<br />
Ihre Küche klassisch ausgerichtet.<br />
Hatten Sie nie Lust, so aufwendige<br />
Menüs zu kreieren, wie es heute in<br />
der Sternegastronomie üblich ist?<br />
Asiatisch inspiriert oder molekular?<br />
Da hätte ich einen Japaner heiraten müssen!<br />
Ich kann mir doch nicht einfach eine<br />
Kultur aneignen. Und ich mag es<br />
nicht molekular, warum sollten meine<br />
Gäste das mögen?<br />
Folgen Sie keinen Moden?<br />
Mit der Mode konnte ich eh nie mithalten,<br />
die gab es nie in meiner Größe. Ich<br />
wollte immer ein Spezialitätenrestaurant<br />
haben, in das man geht, weil es dort die<br />
beste Crème brûlée gibt oder den besten<br />
Hummersalat. Außerdem wird bei den<br />
vielen Gängen, aus denen diese Menüs<br />
heute bestehen, zu viel vorgekocht. Das<br />
kann man nicht alles „à la minute“ zubereiten.<br />
Bei mir wird jeder Hummer erst<br />
in dem Moment gekocht, in dem die Bestellung<br />
des Gastes eingegangen ist. Wir<br />
servieren lieber ein Süppchen zwischendurch,<br />
um die Wartezeit zu überbrücken.<br />
Deshalb wird heute in guten Restaurants<br />
so selten Huhn serviert. Das lässt sich<br />
nämlich nicht vorkochen, weil es so<br />
schnell oxidiert.<br />
Sie schenken auch einfachen Zutaten<br />
besondere Beachtung.<br />
„Ich<br />
hasse<br />
Tonkabohne“<br />
Fernsehköchin Léa<br />
Linster über Frauen<br />
in der Sterneküche,<br />
neumodisches<br />
Essen und<br />
Verführung mit<br />
gutem Geschmack<br />
LÉA LINSTER<br />
DIE KÖCHIN MIT<br />
DEM ABO FÜR<br />
EINEN STERN<br />
1987 erkochte sich die Luxemburgerin<br />
Léa Linster in ihrem Restaurant in<br />
Frisange einen Stern, den sie seither<br />
Jahr für Jahr verteidigt. Inzwischen<br />
betreibt sie zwei weitere Lokale in<br />
ihrem Heimatland. In Deutschland<br />
kennt man sie vor allem deshalb, weil<br />
sie über zehn Jahre eine Kolumne in<br />
der „Brigitte“ schrieb und immer wieder<br />
im Fernsehen mitkochte. Zuletzt<br />
saß sie in der Jury der Sat.1-Show<br />
„The Taste“. Kommenden Donnerstag<br />
erscheint ihre kulinarische Autobiografie<br />
„Mein Weg zu den Sternen“<br />
(Kiwi, 18,99 Euro).<br />
Léa Linster<br />
weiß, wie man<br />
aus dreckigen<br />
Kartoffeln<br />
Kochkunst<br />
macht<br />
Ich sehe einen Eimer voller dreckiger<br />
Kartoffeln, und die sehen nach nichts<br />
aus. Geben Sie mir 45 Minuten Zeit,<br />
dann zaubere ich daraus ein seidiges<br />
Kartoffelpüree, serviere es in einer<br />
hauchzarten Porzellanschale, mit einer<br />
Leinenserviette auf einem Silbertablett,<br />
und es wird das beste Kartoffelpüree<br />
sein, das Sie je gegessen haben.<br />
Wenn man bekannte Gericht<br />
so gut serviert, wie die<br />
Leute sie noch nie gegessen<br />
haben, wird man ein großer<br />
Koch. Wenn man Ihnen nur<br />
etwas Molekulares vorsetzt,<br />
sagen sie vielleicht: „Ach, ist<br />
das interessant.“ Aber wenn<br />
ich Ihnen die beste Butter<br />
und das beste Brot hinstelle,<br />
dann können Sie das einschätzen.<br />
Ihr Brot ist wirklich von<br />
herausragender Qualität.<br />
Ich bin meinem Koch Dominique<br />
sehr dankbar, dass er<br />
seit 14 Jahren jeden Tag wieder<br />
dieses Brot backt, ohne es<br />
infrage zu stellen. Dazu gehört<br />
Demut, ebenso zu meiner<br />
Crème brûlée. Warum<br />
soll man etwas Perfektes ändern?<br />
So wie Männer, die eine<br />
perfekte Frau zu Hause haben<br />
und plötzlich mit einer Blondine<br />
um die Ecke kommen.<br />
Dann wäre die Tonkabohne<br />
die Blondine in der Crème<br />
brûlée.<br />
Ich hasse Tonkabohne. Gute<br />
Vanille kann man nicht ersetzen.<br />
Ich sage Ihnen noch etwas:<br />
Eine Hausfrau, die so gute<br />
Mehlklöße machen kann,<br />
dass der Mann sagt, „Ach<br />
Schatz, mach mir doch bitte<br />
deine Mehlklöße“, die muss<br />
nicht darauf warten, dass ihr<br />
Mann ihr die Louis-Vuitton-Tasche<br />
schenkt, die kann sie sich nach acht Monaten<br />
von ihrem gesparten Haushaltsgeld<br />
selbst kaufen. Gutes Essen hat<br />
mehr mit Können als mit Geld zu tun.<br />
Bevor ich in einem Restaurant 20 Euro<br />
für ein Essen ausgebe, das in der Tüte<br />
aufgewärmt wurde, gehe ich nach Hause<br />
und mache mir für 60 Cents ein Omelett.<br />
Und ich kann mir so viel Schnittlauch<br />
reinmachen, wie ich mag.<br />
KIEPENHEUER & WITSCH/MARC THEIS<br />
Sind das für Sie zwei schwer zu vereinbarende<br />
Leben, einerseits als Restaurantbesitzerin<br />
in Luxemburg und<br />
andererseits als populäre Fernsehköchin<br />
in Deutschland?<br />
Manchmal habe ich das Gefühl, in zwei<br />
Broadway-Stücken gleichzeitig aufzutreten.<br />
Das ist in Frisange in meinem Restaurant<br />
immer schon so gewesenen. Da<br />
muss ich in der Küche eine Brigade leiten,<br />
dann durch die Tür und zack, die<br />
strahlende Gastgeberin sein. Diese Fähigkeit,<br />
in der Sekunde umschalten zu<br />
können, hat mir viel erleichtert.<br />
Wann haben Sie beschlossen, Köchin<br />
zu werden?<br />
Ich habe schon als Vierjährige davon geträumt,<br />
Köchin zu werden. Ich habe gespürt,<br />
dass ich ein Bühnenkind bin. Ich<br />
habe mich gern gezeigt. Wenn ich alle<br />
froh machen konnte, machte mich das<br />
am allerfrohsten.<br />
Da wären Sie doch besser Schauspielerin<br />
oder Tänzerin geworden.<br />
Nein, man erreicht die Menschen am<br />
einfachsten an ihrem empfindlichsten<br />
Organ, dem Magen. Beim Essen geht die<br />
Seele auf. Das habe ich schon in der<br />
Gaststätte meiner Eltern beobachten<br />
können. Selbst sehr wichtige oder berühmte<br />
Leute wurden ganz weich, wenn<br />
sie etwas Gutes zu essen bekamen.<br />
Sie wollen die Menschen durch Essen<br />
verführen, schreiben Sie in Ihrem<br />
neuen Buch „Mein Weg zu den Sternen“.<br />
Wie stark sind bei Ihnen Erotik<br />
und Essen verknüpft?<br />
Wenn ich von Verführung spreche, meine<br />
ich nicht: „Komm, gehen wir ein<br />
Stockwerk höher.“ Ich verführe die Menschen<br />
lieber in meiner Geschmackswelt.<br />
Wenn Gäste einen schlechten Tag haben<br />
und nach zwanzig Minuten lächeln sie –<br />
dann habe ich sie verführt. Also nicht<br />
„50 Grades of Cookbook“. Bei „50 Shades<br />
of Grey“ habe ich übrigens erst geglaubt,<br />
es handele sich um eine Anleitung<br />
für Sex im Alter. Das kannst du später<br />
lesen, habe ich gedacht.<br />
Sie werden nächsten Monat sechzig.<br />
Auch ein Grund, ihr Leben in einem<br />
Buch Revue passieren zu lassen?<br />
Ich bin sehr stolz. Ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ich es als Blondine so weit<br />
bringe. Nicht verheiratet und glücklich,<br />
mit einem Sohn. Ich wollte nie jemand<br />
sein, dem man ansieht, dass ihn sein Beruf<br />
fertiggemacht hat. Ich bin froh, dass<br />
ich meine Arbeit geschafft habe und<br />
nicht sie mich.<br />
DIE SPITZE<br />
DES REISBERGS<br />
REIS-KREATIONEN AUS DER STERNEKÜCHE<br />
STERNEKOCH<br />
ALEXANDER DEHN<br />
<br />
Rote Thai Curry.<br />
TIM RAUE THOMAS BÜHNER CHAKALL<br />
ALEXANDER DEHN THOMAS KAMMEIER KARLHEINZ HAUSER<br />
JETZT BESTELLEN UND GENIESSEN:<br />
Ab sofort auch im VOM FASS<br />
Onlineshop und in allen<br />
teilnehmenden Filialen
60 STIL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Die Grenzen zwischen Atrium und Wohnräumen sind im Riad „Wüstenrose“ fließend. Der Poolbereich ist mit traditionellen marokkanischen Fliesenmosaiken gestaltet. Die Vasen und Kandelaber stammen von dem lokalen Händler Mustapha Blaoui<br />
Geheimnis von<br />
Marrakesch<br />
Wände und Böden im Salon sind in leuchtendem Blau gehalten. Über<br />
dem Kamin ein mit Perlmuttintarsien verzierter antiker Spiegel.<br />
Rechts: Marta Marzotto mag Muster. Man muss zweimal hinschauen,<br />
bis man sie in ihrem Kaftan von Roberto Cavalli vor der farbenfrohen<br />
Wand sieht. Unten links: Das Bett mit Silberintarsien in einem<br />
der Gästezimmer ist ein Entwurf von Stuart Church. Mitte: Die<br />
massive Badewanne aus Sandstein ist mit Tadelakt-Technik beschichtet.<br />
Rechts: Die vergoldeten Gitterwerke an Wand und Decke<br />
verleihen dem großen Salon abends eine märchenhafte Stimmung<br />
MATTHIEU SALVAING(6)<br />
Unweit des Labyrinths der Souks von Marrakesch hat die italienische Gräfin<br />
Marta Marzotto in den 90ern einen verfallenen Palast entdeckt. Heute ist ihr<br />
originalgetreu restauriertes Riad ein Spiegel ihrer Persönlichkeit: bigger than life<br />
D<br />
„Der wahre Zauber von Marrakesch liegt in<br />
seinem Spiel mit dem Verborgenen“, sagt Marta<br />
Marzotto. „Wenn Sie durch die Gassen der<br />
Medina schlendern, können Sie sich kaum vorstellen,<br />
welche Geheimnisse sich hinter dicken<br />
Mauern und unscheinbaren Türen entfalten.<br />
Das ist einer der Gründe, warum ich seit mehr<br />
als 30 Jahren hierherkomme.“ Ende der 90er<br />
hat sie bei einem solchen Spaziergang ein baufälliges<br />
Riad aus dem 19. Jahrhundert im Stadtteil<br />
Bab Doukkala entdeckt, das zum Verkauf<br />
stand. „Es war eine Ruine“, erzählt sie, „aber<br />
es gab diesen wunderschönen Innenhof und<br />
zwei Dachterrassen, von denen man die Altstadt<br />
und die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges<br />
sehen konnte. Ich habe nicht lange gezögert.“ Nur<br />
wenige Minuten vom Straßenlabyrinth der Souks und Marrakeschs<br />
zentralem Marktplatz entfernt, ist ihre „Wüstenrose“, wie<br />
sie das zweistöckige Anwesen getauft hat, heute eines der am<br />
prachtvollsten restaurierten historischen Palais der Gegend. Hinter<br />
dem von Bougainvillea umrankten Eingangstor ist es kühl<br />
und still. Ein antiker Springbrunnen plätschert im Atrium mit<br />
dem smaragdgrün gekachelten Pool. Im Haus duftet es nach Olivenholz,<br />
das im Winter in den offenen Kaminen brennt.<br />
VON LYDIA SCHMID<br />
„Ich habe hier mein kleines Juwel gefunden, ein Refugium, in<br />
dem ich mich zurückziehen oder für Freunde und Familie entspannte<br />
Abendessen geben kann“, sagt sie. Eine charmante Untertreibung,<br />
wenn man weiß, dass die sonstigen Juwelen der 85-<br />
jährigen Contessa, die sie oft selbst entwirft und zu maßgefertigten<br />
Couture-Kaftans von Roberto Cavalli trägt, alles andere als<br />
bescheiden sind. Marzotto ist die Matriarchin der gleichnamigen<br />
italienischen Textildynastie und seit den 60ern eine wichtige<br />
Protagonistin des italienischen Jet Set, mit fünf Kindern, neun<br />
Enkeln und Wohnsitzen in Rom, Mailand und Punta del Este. Ihre<br />
Feste in Marrakesch sind als opulente Affären bekannt, bei denen<br />
auch mal als Haremsdamen verkleidete Männer auftreten<br />
und die Gräfin mit dem italienischen Ballettstar Roberto Bolle<br />
bis spät nachts um den mit Kerzen beleuchteten Pool tanzt.<br />
Eine Freundin aus dem marokkanischen Königshaus, bei dem<br />
Marta Marzotto ein gern gesehener Gast ist, erzählte ihr irgendwann<br />
von Stuart Church. Der in Tanger ansässige<br />
amerikanische Architekt hatte sich<br />
schon mit Anwesen für Yves Saint Laurent,<br />
Pierre Bergé und diverse kuwaitische Royals<br />
einen Namen gemacht und teilt Marzottos<br />
Vorliebe für einen eklektischen Kulturen- und<br />
Epochenmix. Die beiden einigten sich auf ein<br />
Konzept aus traditionellen Bauelementen<br />
und luxuriösen Materialien und beschäftigten<br />
eine Armada von einheimischen Arbeitern,<br />
die das heruntergekommene Riad in mehr als<br />
zweijähriger Arbeit zu der Hommage an das<br />
maghrebinische Kunsthandwerk machten,<br />
das es heute ist.<br />
Nach den Entwürfen von Church fertigten<br />
sie Maschrabiyyas an, Türen aus Zedernholzgittern, wie sie typisch<br />
sind in der arabischen Architektur. Sie schmückten Decken<br />
und Wände mit Zzelige, kunstvoll geschnitzten Mosaiken in einem<br />
Kaleidoskop aus Sechsecken, Sternen, Diamanten- und Blütenmotiven,<br />
und beschichteten massive Sandsteinbecken mit<br />
Kalkputz in der Tadelakt-Technik. Auch die maurisch inspirierten<br />
Bögen in den zum Pool hin offenen Salons und die filigranen<br />
Gitterwerke an den verspiegelten Decken und Wänden im<br />
Wohnzimmer waren eine Idee des Architekten. Die handgewebten<br />
Beduinenteppiche im ganzen Haus stammen von Händlern,<br />
die auch den König von Marokko beliefern. „Irgendwann kamen<br />
sie aus der Wüste und haben 150 Teppiche aus den 30er-Jahren<br />
vor die Tür gelegt“, erzählt die Hausherrin. „Ich habe alle gekauft,<br />
heute bekommt man so etwas nicht mehr.“<br />
Stuart Church hat die klassische Konfiguration des Riads beibehalten,<br />
mit offenen Räumen, die sich symmetrisch um das<br />
zentrale Atrium gruppieren. Alle Salons und die vier Gästezimmer<br />
sind individuell gestaltet. Das meiste Mobiliar, die Betten<br />
mit den Silberintarsien, die Sofas und Sessel, hat Church selbst<br />
entworfen. Die Kronleuchter aus Kupfer, die aus Ali Babas<br />
Schatzkammer stammen könnten, die Spiegel, Vasen und Kandelaber<br />
stammen von den besten Antiquitätenhändlern Marrakeschs.<br />
Nur das Porzellan, das Silber und die Bett- und Tischwäsche<br />
hat die Contessa aus Italien mitgebracht. Zum Rezept der<br />
legendären Gastgeberin für einen unvergesslichen Abend gehören<br />
stets eine üppig gedeckte Tafel und eine bunte Mischung von<br />
Menschen, die am liebsten nur eines möchten: tausendundeine<br />
Nacht lang bleiben.
Wissen<br />
Neue Autos<br />
von Borgward<br />
GENFER SALON S. 70<br />
Smartphones<br />
erleichtern den Alltag<br />
MOBILFUNKMESSE S. 66<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 61<br />
QUANTENSPRUNG<br />
Vorsicht:<br />
Keine Satire<br />
S<br />
Sanft, ruhig, harmonisch, das Ohr umschmeichelnd<br />
wie leichter Frühlingswind,<br />
der durch die Wipfel streicht. Der<br />
fünfte Satz von Beethovens Streichquartett<br />
Nr. 13 B-Dur, die sogenannte Cavatina,<br />
bietet zunächst alles, um in einen seligen<br />
Schlummer hinüberzugleiten. Doch<br />
nach etwa dreieinhalb Minuten ist es damit<br />
vorbei. Die Streicher sind dann zwar<br />
immer noch nicht laut, doch ihre Klangwogen<br />
schwellen nun an. Der Komponist<br />
gibt ihnen auch in der Partitur ausdrücklich<br />
die Anweisung, dass sie „beklemmend“<br />
spielen sollen. Zum Einschlafen<br />
eignet sich das nicht mehr, denn jetzt<br />
bekommt man Angst, danach nicht mehr<br />
aufzuwachen. Berechtigterweise, wie<br />
Forscher jetzt herausgefunden haben.<br />
VON JÖRG ZITTLAU<br />
Denn Ludwig van Beethoven verarbeitete<br />
in der Cavatina wohl seine Herzrhythmusstörungen.<br />
Und nicht nur dort,<br />
sondern auch in anderen Kompositionen.<br />
Er selbst wusste um seine angeschlagene<br />
Gesundheit. „Ich bringe mein<br />
Leben elend zu“, schrieb er in einem seiner<br />
Briefe. Er hatte guten Grund zu dieser<br />
resignierenden Feststellung. Denn er<br />
wurde von vielen Krankheiten gepeinigt.<br />
Dazu zählten auch Herzrhythmusstörungen,<br />
die den großen Komponisten offenbar<br />
aber nicht nur quälten. Sie wurden<br />
Teil seiner musikalischen Meisterwerke.<br />
„In der wissenschaftlichen Literatur<br />
wird darüber schon länger diskutiert“,<br />
erklärt Musikwissenschaftler Steven<br />
Whiting von der University of Michigan<br />
School. Doch bisher fehlte eine interdisziplinäre<br />
Betrachtung dieser Hypothese.<br />
Also beschloss Whiting zusammen mit<br />
dem Kardiologen Zachary Goldberger<br />
und dem Medizinhistoriker Joel Howell,<br />
der Hypothese einen „frischen Look“ zu<br />
verleihen und sie aus ihren unterschiedlichen<br />
Fachrichtungen zu betrachten.<br />
Und man fand neben der Cavatina unter<br />
den rund 340 Werken des Komponisten<br />
noch weitere Stücke, „in denen Beethoven<br />
der Nachwelt sein musikalisches<br />
EKG hinterließ“.<br />
Nicht Herzstolpern, sondern auch andere<br />
Krankheiten wurden nachweislich<br />
in musikalischen Meisterstücken verewigt.<br />
So litt Bedřich Smetana unter<br />
chronischem Tinnitus, den er als „das<br />
schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords<br />
in den höchsten Registern der Piccoloflöte“<br />
beschrieb. Musikalisch setzte<br />
er ihm ein Denkmal in einem Streichquartett,<br />
dem er konsequenterweise den<br />
Titel „Aus meinem Leben“ verlieh.<br />
Der depressive Robert Schumann erschuf<br />
– ebenfalls konsequenterweise –<br />
seine fröhlichen Werke nur dann, wenn<br />
er gerade in einer manischen Phase war,<br />
während die farbige Umsetzung der einfachen<br />
Klanglinien im „Bolero“ der Tatsache<br />
zu verdanken sind, dass sein Verfasser,<br />
der französische Komponist Maurice<br />
Ravel, so schwer an der linken Gehirnhälfte<br />
erkrankt war, dass er keine<br />
komplexen Tonfolgen mehr verarbeiten<br />
konnte.<br />
Auch im Pop gibt es Beispiele für den<br />
Einfluss gesundheitlicher Probleme auf<br />
das musikalische Schaffen. So verarbeitete<br />
Michael Jackson in seinem „Thriller“-Album<br />
die Traumata seiner Kindheit,<br />
die ihm vor allem sein Vater zugefügt<br />
haben soll. Und Chris Rea wechselte<br />
nach überstandenem Krebs vom Pop<br />
zurück zum Blues. Doch nicht immer<br />
tritt Krankheit so offen zutage. Oft<br />
muss man schon genau hinhören, wenn<br />
man spüren will, wie sie mitspielt –<br />
denn sie hält sich eher im Hintergrund.<br />
Die Herzprobleme Beethovens zeigen<br />
sich beispielsweise in der Klaviersonate<br />
Nr. 26, Opus 81a. Sie entstand im Jahre<br />
1809, als Österreich den Krieg gegen das<br />
napoleonische Frankreich erklärte. In<br />
der Folge flüchtete Beethovens freundschaftlicher<br />
Gönner, Erzherzog Rudolph,<br />
aus Wien, und der Musiker selbst<br />
musste sich wegen der Kanonaden im<br />
Keller verschanzen – mit einem Stapel<br />
Kissen über seinen empfindlichen Ohren.<br />
Er stand unter starkem emotionalen<br />
Stress, der, so die amerikanischen<br />
Forscher, „bekanntlich ein häufiger Trigger<br />
für Herzrhythmusstörungen ist“.<br />
Und die findet man auch in der Sonate.<br />
So hört man in ihrem Allegro-Teil eine<br />
zweifache Wellenbewegung, wie sie<br />
auch beim stolpernden Herzen oft auftritt:<br />
Das rhythmisch markante, sehr<br />
lebhafte Ab und Auf der ersten vier Takte<br />
wird im nächsten Viertakter in umgekehrter<br />
Folge fortgesetzt.<br />
Die Klaviersonate Nr. 31 Opus 110 entstand<br />
1821, als Beethoven bereits taub<br />
war und nicht mehr als Musiker arbeiten<br />
Beethovens<br />
musikalisches<br />
EKG<br />
In den Werken berühmter Komponisten spiegelt sich<br />
nicht nur ihr Genie wider. Auch ihre Gebrechen<br />
spielen eine Rolle<br />
SCHWIERIGER<br />
PATIENT<br />
Beethoven hatte ein sehr widersprüchliches<br />
Verhältnis zu seinen<br />
Ärzten. Einerseits verspottete er<br />
sie als „hochgelahrte Herren“,<br />
die viel versprachen, doch nur<br />
wenig davon einhielten, andererseits<br />
ging es ihm schlecht genug,<br />
dass er willfährig nach jedem<br />
medizinischen Strohhalm griff.<br />
Sein Lieblingsarzt war Dr. Johann<br />
Baptist Malfatti – vielleicht auch,<br />
weil er seinem multimorbiden<br />
Patienten ein ebenso leckeres wie<br />
hochprozentiges Punsch-Eis<br />
verordnete. Beethoven jubilierte:<br />
„Wunder, Wunder, Wunder! Nur<br />
durch Malfattis Wissenschaft<br />
werde ich gerettet.“<br />
Das hat sich allerdings nicht so<br />
ganz bewahrheitet. Beethoven<br />
siechte weiter dahin – und starb<br />
1827 im Alter von gerade einmal<br />
56 Jahren.<br />
konnte. Zudem versuchte er vergeblich,<br />
seinen Neffen, für den er kurz vorher die<br />
Vormundschaft erklagt hatte, unter sein<br />
strenges Erziehungsregime zu zwingen.<br />
Auch eine Gelbsucht machte ihm zu<br />
schaffen. Es gab also wieder einmal genug<br />
Stress, um das Herz zum Stolpern<br />
zu bringen – und dadurch erhielt speziell<br />
das Finale der Sonate eine völlig unübliche<br />
Struktur.<br />
Es gibt wohl nirgendwo sonst in Beethovens<br />
Gesamtwerk so viele Tonart- und<br />
Taktwechsel wie in diesem abschließenden<br />
dritten Satz der Nr. 31. „Die Tastenanschläge<br />
der linken Hand wirken geradezu<br />
wie das akustische Abbild einer Tachykardie“,<br />
erklärt Goldberger, der am<br />
Harborview Medical Center in Seattle<br />
auf die Behandlung von Herzkrankheiten<br />
spezialisiert ist. Bei einer Tachykardie<br />
beschleunigt der Puls auf über 100<br />
oder sogar 120 Schläge pro Minute – für<br />
die Finger der linken Hand kann dies,<br />
speziell bei einem rechtshändigen Amateurmusiker,<br />
am Klavier schon eine echte<br />
Herausforderung sein. Und für den<br />
Herzmuskel erst recht. In der Medizin<br />
wird eine Tachykardie von über 120 als<br />
bedrohlich eingestuft.<br />
Wie überhaupt Herzrhythmusstörungen<br />
zusammen mit ihren Begleitsymptomen<br />
wie Brustenge und Schwindel von<br />
den Betroffenen oft als starke Bedrohung<br />
erlebt werden. Dies führte vermutlich<br />
auch dazu, dass Beethoven, der ja<br />
als multimorbider Patient noch unter<br />
chronischem Schnupfen mit Nasenbluten<br />
sowie unter Rheuma, Asthma, Hörstürzen,<br />
Tinnitus, Unterleibskrämpfen<br />
und Wassersucht litt, ausgerechnet das<br />
Herzstolpern in seinen Kompositionen<br />
verarbeitete. „Außerdem dürfte die<br />
Taubheit seine Wahrnehmung für die<br />
Aktivitäten des Herzens sensibilisiert<br />
haben“, vermuten die US-Forscher.<br />
Denn wenn die Außenwelt verstummt,<br />
richtet sich die Aufmerksamkeit mehr<br />
auf das, was innerhalb des Körpers vor<br />
sich geht. Ganz zu schweigen davon,<br />
dass auch Beethovens Beruf und Leidenschaft<br />
ihn besonders sensibel auf Arrhythmien<br />
reagieren ließen. „Das Herz<br />
ist ein innerer Taktgeber“, erklärt Whiting.<br />
Und wenn der aus dem Takt gerate,<br />
falle das einem Musiker natürlich eher<br />
auf als einem unmusikalischen Menschen.<br />
Es ist daher kein Wunder, dass auch<br />
andere Komponisten die kardiologischen<br />
Arrhythmien in ihre Werke einbauten.<br />
Wie etwa Gustav Mahler, der ähnlich wie<br />
Beethoven unter diversen Krankheiten<br />
litt. Die ersten Takte seiner neunten<br />
Symphonie wirken in ihrem Wechsel von<br />
Beschleunigung und anschließender,<br />
kompensatorischer Verlangsamung geradezu<br />
wie das akustische Abbild einer<br />
Herzrhythmusstörung.<br />
Als jedoch der Dirigent Leonard Bernstein<br />
1973 erstmals mit dieser These an<br />
die Öffentlichkeit ging, wurde sie konsequent<br />
ignoriert. Niemand wollte Zweifel<br />
am Genie des österreichischen Komponisten<br />
aufkommen lassen. „Dabei ist eine<br />
Musik keinesfalls entheiligt, wenn sie<br />
sich an einer Krankheit orientiert“, betont<br />
der Musiker und Mediziner Charles<br />
Amenta aus Chicago.<br />
Im Gegenteil. Gerade geniale Komponisten<br />
können ihre alltäglichen Erfahrungen<br />
kreativ überhöhen – und wenn<br />
Krankheiten ihren Alltag prägen, fließen<br />
offenbar auch sie in ihre Meisterwerke<br />
mit ein.<br />
GETTY IMAGES; DPA PICTURE-ALLIANCE ; MONTAGE: TOM UECKER<br />
„Das hat ja super geklappt!“ Dieser<br />
Satz kann bei entsprechender Betonung<br />
auch bedeuten, dass alles<br />
schiefgelaufen ist. Die meisten Menschen<br />
erkennen problemlos solche<br />
versteckten Bedeutungen, die sich<br />
nicht einfach aus den Worten ableiten<br />
lassen. Ähnliches gilt für Wortwitz,<br />
Sprachspiel, Ironie und Doppeldeutigkeiten.<br />
Autisten und Computer<br />
sind indes überfordert, wenn es ums<br />
Lesen zwischen den Zeilen geht. Bei<br />
automatischen Systemen zur Sprachübersetzung<br />
oder der Spracherkennung<br />
am Telefon sollten die Elektronenhirne<br />
aber möglichst in der<br />
Lage sein, den Sinn gesprochener<br />
Sätze zu erkennen. Forscher der<br />
Universität des Saarlandes entwickeln<br />
Sprachanalyseverfahren, die es<br />
Computern ermöglichen, die hinter<br />
den Wörtern und Sätzen verborgenen<br />
Informationen zu „verstehen“. Dazu<br />
reicht es nicht, die Bedeutung aller<br />
Wörter und die linguistischen Regeln<br />
zu kennen. Die Algorithmen und<br />
Datenbanken versorgen den Rechner<br />
mit zusätzlichen Informationen,<br />
durch die Meinungen, Stimmungen<br />
oder Ironie erkannt werden können.<br />
Natürlich muss diese Forschungsarbeit<br />
individuell für jede Sprache<br />
gemacht werden. Die Saarländer<br />
entwickeln ihr System für die deutsche<br />
und englische Sprache. Während<br />
sie bei Deutsch praktisch bei<br />
null angefangen haben, können sie<br />
beim Englischen auf Vorarbeiten in<br />
den USA aufbauen. Dort gewann 2011<br />
der Supercomputer „Watson“ beim<br />
Fernsehquiz „Jeopardy“ gegen Menschen,<br />
weil er Bedeutungen zwischen<br />
den Zeilen verstand. Norbert Lossau<br />
GETTY<br />
QUÄNTCHEN<br />
27.000<br />
Menschen sind in Deutschland in der<br />
aktuellen Saison mit Grippe von ihren<br />
Ärzten gemeldet worden. Das teilte die<br />
Arbeitsgemeinschaft Influenza mit<br />
BEFUND<br />
Schlechte Nachrichten haben in<br />
dieser Woche Ernährungsforscher<br />
vorgelegt. Benoit Chassaing von der<br />
Georgia State University und sein<br />
Team haben Emulgatoren untersucht,<br />
die in sehr vielen Lebensmitteln<br />
vorkommen. Sie wollten<br />
wissen, ob Polysorbat 80 und Carboxymethylzellulose<br />
sich auf die<br />
Gesundheit auswirken können.<br />
Dazu hatten die Forscher junge<br />
Mäuse ab der Geburt mit den beiden<br />
häufig eingesetzten Emulgatoren<br />
gefüttert – und nach vier Monaten<br />
die Gesundheit der Tiere untersucht.<br />
Es stellte sich heraus, dass die Mäuse<br />
dicker waren, höhere Blutzuckerwerte<br />
hatten und Zeichen von chronischen<br />
Darmentzündungen zeigten.<br />
Das berichten die Forscher in „Nature“.<br />
Emulgatoren werden vielen<br />
Lebensmitteln zugesetzt, um wässrige<br />
und fettige Komponenten zu<br />
vermengen – also um beispielsweise<br />
einen Joghurt cremig zu halten. Ob<br />
auch die Gesundheit von Menschen<br />
durch Emulgatoren beeinflusst wird<br />
– und in welchen Mengen die Stoffe<br />
dazu überhaupt in den Lebensmitteln<br />
eingesetzt werden, muss nun<br />
untersucht werden.<br />
Emulgatoren sorgen dafür, dass sich<br />
Fett und Wasser im Joghurt mischen
62 WISSEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Am Meeresgrund lagern große Mengen<br />
Methanhydrat. Ein Rohstoff, der den<br />
Energiebedarf der Menschen auf Jahrzehnte,<br />
vielleicht sogar Jahrhunderte decken könnte.<br />
Japan und Korea versuchen, den Rohstoff zu<br />
fördern. Ein riskantes Unternehmen<br />
M<br />
Schatz aus<br />
der Tiefsee<br />
Mit lautem Brausen und Zischen und einem<br />
geradezu betäubenden Gestank nach faulen<br />
Eiern gaben Methanhydrate ihren ersten<br />
wirklich großen Auftritt an Bord eines Forschungsschiffes.<br />
„Die Szene werde ich wohl<br />
kaum vergessen“, erinnert sich Gerhard<br />
Bohrmann, damals Fahrtleiter für das Kieler<br />
Meeresforschungsinstitut Geomar, noch heute.<br />
Auf dem Arbeitsdeck der „Sonne“ lag an<br />
jenem 12. Juli 1996 ein beachtlicher Haufen<br />
Schlamm und Geröll – triefend, blubbernd<br />
und eben auch stinkend. Es war das erste<br />
Mal, dass große Mengen an Gashydrat geborgen<br />
werden konnten.<br />
VON HOLGER KROKER<br />
Der Meeresgeologe hatte das Schiff rund<br />
100 Kilometer vor der Pazifikküste der USA<br />
in Position bringen lassen und in der Tiefe<br />
mit einer riesigen Baggerschaufel ein paar<br />
Zentner Material aus dem Meeresboden gebissen.<br />
In aller Eile sortierten Bohrmann und<br />
seine Kollegen am Schiffsheck die größten<br />
Hydratstücke aus und steckten 50 Kilogramm<br />
in Tiefkühlbehälter mit flüssigem Stickstoff.<br />
Was übrig blieb, wurde schnell über Bord gespült<br />
– oder für Fotoaufnahmen angezündet.<br />
In der Hand verbrannte das „Eis“ dann spektakulär<br />
mit rötlicher Flamme.<br />
Für Hydratforscher wie Bohrmann war die<br />
Baggerschaufel voll pazifischen Meeresbodens<br />
ein Glücksgriff. Hydrate sind Gemische<br />
aus Wassereis und Methan, und sie brauchen<br />
tiefe Temperaturen und hohe Drücke, um<br />
stabil zu bleiben. An der Erdoberfläche zerfallen<br />
sie schnell in ihre Bestandteile Wasser<br />
und Gas. Seitdem die ersten Brocken auf das<br />
Deck der „Sonne“ gefallen sind, ist geradezu<br />
ein Run auf den Rohstoff ausgebrochen.<br />
Denn das Wasser-Gasgemisch, das so spektakulär<br />
verbrennt, wird als eine zukunftsträchtige<br />
Energiequelle angesehen. Einziges Problem:<br />
Man muss sie erst einmal vom Meeresboden<br />
bergen.<br />
2013 förderte Japan mit seinem gigantischen<br />
Wissenschaftsbohrschiff „Chikyu“ Zigtausende<br />
Kubikmeter Methangas aus Hydraten<br />
am Meeresboden des Nankai Troges vor<br />
Honshu. Es war der Versuch, die neue Energieressource<br />
zu erschließen. Die Japaner<br />
mussten ihren Versuch nach einer Woche abbrechen,<br />
weil es ein technisches Problem gab.<br />
Dennoch zeigte das Projekt, dass die Förderung<br />
möglich ist. In diesem Jahr startet Südkorea<br />
einen vergleichbaren Versuch, im<br />
nächsten Jahr hat Japans „Chikyu“ ihren<br />
nächsten Hydrateinsatz.<br />
Die beiden ostasiatischen Wirtschaftsmächte<br />
sind nicht die einzigen Nationen, die<br />
in dem Gasgemisch eine Zukunft sehen. Vor<br />
13 Jahren schon starteten Kanada und die<br />
USA im Delta des Mackenzie Rivers an der<br />
Nordküste des Kontinents einen Hydrat-Förderversuch,<br />
2011/12 wagten sich US-Amerikaner<br />
und Japaner an Gashydrate in der Tundra<br />
Alaskas. Doch über kurze Testförderungen<br />
ging keines der Projekte hinaus. „Die Technik<br />
ist noch nicht ausgereift“, urteilt Klaus Wallmann,<br />
der sich am Kieler Geomar vor allem<br />
mit Methanhydraten als Ressource beschäftigt.<br />
Ein Hindernis ist die mangelnde Fördertechnik<br />
dennoch nicht. Rings um die Welt suchen<br />
Küstenstaaten ihre Wirtschaftszonen<br />
nach interessanten Hydratlagen ab.<br />
Vielversprechend sind vor allem die Kontinentalhänge,<br />
wo die Küstensäume in die Tiefsee<br />
übergehen. Das liegt an den Besonderheiten<br />
der Hydrate. Die Temperaturen und<br />
Druckstärken, die sie stabil halten, existieren<br />
unterhalb von etwa 500 Metern Wassertiefe.<br />
Tiefe in Metern<br />
ENTSTEHUNG DES METHANHYDRATS IM MEERESBODEN<br />
Methanhydrate im<br />
Permafrostboden<br />
300<br />
500<br />
1000<br />
2000<br />
3000<br />
5000<br />
Methan<br />
Sediment<br />
Methanproduzierende<br />
Bakterien setzen biogenes<br />
Methan frei<br />
METHANHYDRAT<br />
Methanmolekül<br />
Wassermolekül<br />
Methanhydrate im<br />
tiefen Kontinentalrand<br />
Thermogenes Methan<br />
steigt durch Risse im<br />
Meeresboden auf<br />
Gestein<br />
Plankton im Küstenmeer<br />
Plankton stirbt<br />
Plankton sedimentiert<br />
thermogene Methanhydrate<br />
VERSCHIEDENE VERFAHREN ZUR FÖRDERUNG<br />
Über eine Bohrung wird<br />
zunächst heißes Wasser<br />
in eine Methanhydratlagerstätte<br />
gepumpt.<br />
Durch die Erwärmung<br />
zersetzt sich das Hydrat,<br />
Methan wird frei.<br />
Sediment<br />
Sediment<br />
heißes<br />
Wasser<br />
Auch durch eine<br />
Druckentlastung zerfällt<br />
das Hydrat und das Gas<br />
wird frei.<br />
Sediment<br />
Sediment<br />
Methan<br />
Methan kann auch durch die<br />
Begasung mit CO ²<br />
freigesetzt<br />
werden. Das Kohlendioxid<br />
geht mit den Wassermolekülen<br />
des „Käfigs“ eine stärkere<br />
Bindung ein. So könnte<br />
man Kohlendioxid aus Abgasen<br />
elegant im Meeresboden<br />
verschwinden lassen.<br />
Sediment<br />
Sediment<br />
Methanhydrat<br />
Kohlendioxid<br />
QUELLE: WORLDOCEANREVIEW.COM, MARIBUS
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WISSEN 63<br />
Der Abraham-See liegt im<br />
Permafrostgebiet Nordamerikas.<br />
Die Eis-Idylle<br />
birgt eine Gefahr – denn<br />
vom Grund des Sees steigt<br />
Methan auf<br />
„<br />
Methan ist ein sehr starkes Klimagas<br />
Gerhard Bohrmann, stellvertretender Direktor des Zentrums für<br />
marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen<br />
BEDEUTENDE METHANHYDRATVORKOMMEN WELTWEIT<br />
Die wichtigsten Fundstellen von Methanhydrat<br />
Vorkommen, die durch direkte Beprobung nachgewiesen wurden<br />
Vorkommen, die mithilfe geophysikalischer Methoden identifiziert wurden<br />
QUELLE: US DEPARTMENT OF ENERGY<br />
GETTY IMAGES/MOMENT OPEN<br />
Das nötige Methan gibt es nur in Küstennähe,<br />
wo genug Nährstoffe ins Meer gelangen, damit<br />
Mikroorganismen in verschwenderischer<br />
Fülle blühen können. Wenn diese absterben,<br />
zu Boden sinken und im Schlamm begraben<br />
werden, ist die Grundlage für die Methanentstehung<br />
gelegt. Das Gas geht im Meeressediment<br />
mit dem ebenfalls reichlich vorhandenen<br />
Wasser eine extrem dichte Mischung ein.<br />
Jedes Gasmolekül sitzt praktisch in seinem<br />
eigenen Käfig aus Wassermolekülen. Ein Kubikmeter<br />
Methanhydrat kann so bis zu 164<br />
Kubikmeter Gas speichern.<br />
Entdeckt wurde das Wasser-Methangemisch<br />
erstmals in den 1930er-Jahren in sowjetischen<br />
Gasleitungen. Die verstopften im sibirischen<br />
Winter so oft, dass sich die Ingenieure<br />
eingehender mit dem Problem beschäftigen<br />
mussten. Als Übeltäter fanden sie<br />
Pfropfen aus Gashydrat. Erst in den 1970er-<br />
Jahren fanden Geologen an Land natürlich<br />
vorkommende Methanhydrate: in den Tundren<br />
Westsibiriens, Nordwest-Kanadas und<br />
Alaskas. Doch inzwischen ist klar: Das Gros<br />
der weltweiten Vorräte – Experten sprechen<br />
von 90 Prozent – steckt nicht im Tundraboden,<br />
sondern in der Tiefsee.<br />
Zuverlässige Zahlen, wie groß dieser Schatz<br />
tatsächlich ist, gibt es nicht. Es gibt nur grobe<br />
Schätzungen. „Selbst die sind im Lauf der<br />
Jahre immer weiter heruntergegangen“,<br />
sagt der Kieler Geologe Klaus<br />
Wallmann. In einer zuletzt im Mai<br />
2014 aktualisierten Übersicht<br />
spricht der US-amerikanische geologische<br />
Dienst USGS davon, dass<br />
nach derzeitigem Stand weltweit<br />
zwischen 2,8 und 140 Billiarden Kubikmeter<br />
Methan in den Hydraten<br />
stecken könnten. Das wäre mindestens<br />
das 848-fache des Erdgases,<br />
das die Welt 2013 verbrauchte.<br />
Wallmann und seine Kollegen vom<br />
Kieler Exzellenzcluster „Ozean der<br />
Zukunft“ schätzten ebenfalls 2014<br />
die Menge auf 500 bis 1500 Gigatonnen<br />
Kohlenstoff. Das entspricht<br />
etwa ein bis drei Billiarden Kubikmeter<br />
– wesentlich weniger als die<br />
USGS-Schätzung, aber nach Angaben<br />
der Kieler immer noch das<br />
Fünf- bis 15-fache der Weltreserven<br />
an Erdgas.<br />
In einem sind sich US-Amerikaner<br />
und Deutsche jedoch einig: Nur<br />
ein Bruchteil dieser Menge ließe<br />
sich auch tatsächlich fördern,<br />
Schätzungen reichen von 50 bis hinab<br />
zu zehn Prozent. Doch selbst<br />
in diesem ungünstigen Fall wäre<br />
das dreimal mehr als die derzeit abbauwürdigen<br />
Erdöl- und Erdgasvorkommen. Das meiste<br />
davon liegt weder im Nahen Osten noch in<br />
Sibirien, die „big player“ im Hydratspiel sind<br />
diesmal gleichzeitig auch die großen Konsumenten.<br />
Indien und China berichten etwa<br />
über große Vorkommen in ihren Hoheitsgebieten.<br />
Die staatseigene japanische Rohstofffirma<br />
Jogmec, die die Förderversuche mit der<br />
„Chikyu“ durchführt, spricht davon, dass allein<br />
im Nankai-Trog genug Gas lagert, dass<br />
Nippon seinen Konsum 100 Jahre lang damit<br />
bestreiten könne.<br />
Südkorea behauptet Ähnliches von dem<br />
Ulleung-Meeresbecken östlich der Halbinsel.<br />
Große Vorkommen werden auch in den Küstengewässern<br />
von Chile, Taiwan, Kanada und<br />
den USA vermutet. Europa geht weitgehend<br />
leer aus: Seine Meere sind zu flach, oder vor<br />
der norwegischen Küste unergiebig. Nur an<br />
zwei Stellen scheint es größere Methanhydratlager<br />
zu geben: westlich von Spitzbergen<br />
und an der Schwarzmeerküste Bulgariens und<br />
Rumäniens, wo die Donau für Nährstoffnachschub<br />
sorgt.<br />
Was die Augen der Energieexperten in den<br />
Industriestaaten aufleuchten lässt, sorgt an<br />
anderer Stelle eher für skeptische Blicke.<br />
„Methan ist ein sehr starkes Klimagas“, sagt<br />
Gerhard Bohrmann, der heute stellvertretender<br />
Direktor des Zentrums für marine Umweltwissenschaften<br />
(Marum) an der Universität<br />
Bremen ist. Sein Treibhauspotenzial ist<br />
ungefähr 24-mal so groß wie das von Kohlendioxid.<br />
In den Kontinentalhängen schlummert<br />
also nicht nur die energetische Zukunft<br />
der Menschheit – sondern möglicherweise<br />
auch ein Klimaalbtraum. Die große Frage ist,<br />
was mit dem Methanhydrat geschieht, wenn<br />
die Temperaturen nach und nach auch in der<br />
Tiefsee ansteigen.<br />
Die Gesetze der Physik sind da eindeutig:<br />
Wird die Temperaturschwelle überschritten,<br />
öffnet sich das Wassergefängnis und das Methan<br />
wird freigelassen. Vermutlich kann man<br />
genau das gerade vor der Küste Spitzbergens<br />
beobachten. Am Vestnesa-Rücken, rund 100<br />
Kilometer vor der Westküste der Hauptinsel<br />
haben in den vergangenen Jahren verschiedene<br />
Expeditionen mit hochmoderner Sonartechnik<br />
Gasfontänen entdeckt, die aus dem<br />
Meeresboden emporsprudeln und anzeigen,<br />
dass dort Methan austritt. Da Seismologen an<br />
dieser Stelle auch eindeutig Gashydrate im<br />
Untergrund orten, liegt der Schluss nahe,<br />
dass sie sich auflösen und so die Fontänen<br />
antreiben.<br />
Doch ganz so einfach scheint es nicht zu<br />
sein. Die Methanfontänen sprudeln offenbar<br />
schon wesentlich länger, als der Mensch das<br />
irdische Klima beeinflusst. „Die Sedimentkerne,<br />
die wir studiert haben, zeigen, dass dort<br />
Methan seit mindestens 23.500 Jahren ausgast“,<br />
erklärt Giuliana Panieri, Professorin für<br />
Umwelt und Klima an der Universität Tromsø<br />
und Forschungsgruppenleiterin am dortigen<br />
RICHTIGER DRUCK,<br />
RICHTIGE TEMPERATUR<br />
METHANHYDRAT-ENTSTEHUNG: Es müssen ganz bestimmte<br />
Bedingungen herrschen. Die Gashydrate sind nur bei einer niedrigen<br />
Temperatur und einem hohen Druck stabil. In der Arktis<br />
wurden die Hydrate in Tiefen von 300 Meter gefunden, in den<br />
tropischen Meeren kommen sie ab 600 Meter Tiefe vor. Auch in<br />
den Tiefen des Permafrostbodens gibt es Methanhydrate.<br />
METHANHYDRAT-ABBAU: Wenn die Temperaturen steigen,<br />
dehnt sich das Gas in seinem „Käfig“ aus Wassermolekülen aus<br />
und kann entweichen. Das Methan steigt zur Wasser- oder<br />
Bodenoberfläche. Es ist unklar, ob und wie viel Gas Mikroorganismen<br />
auf diesem Weg abbauen können – und wie viel Methan<br />
in die Atmosphäre entweicht.<br />
METHANZEITALTER: Am Ende des Paläozäns, vor fast 60 Millionen<br />
Jahren, stiegen die Temperaturen weltweit um bis zu sechs<br />
Grad Celsius. Instabil gewordene Methanhydrate vom Meeresgrund<br />
hatten die Methankonzentrationen in der Atmosphäre<br />
steigen lassen und einen Treibhauseffekt ausgelöst.<br />
Zentrum für arktische Gashydrate. Panieri hat<br />
in den Sedimenten Kalkschalen von winzig<br />
kleinen Algen gefunden, deren Zusammensetzung<br />
auf viel Methan in ihrer Umgebung hindeuten,<br />
und das schon für einen Zeitraum, der<br />
bis in die jüngste Eiszeit zurückreicht. Deutsche<br />
Wissenschaftler vom Kieler Geomar haben<br />
im August 2012 mit dem Schiff „Maria S.<br />
Merian“ die dortigen Methanfontänen eingehend<br />
erforscht. Die Ausgasungen, so heißt es<br />
in „Science“, seien seit mindestens 3000 Jahren<br />
im Gange, zudem würden saisonale Temperaturschwankungen<br />
im Bodenwasser über<br />
dem Meeresgrund die Methanfontänen zusätzlich<br />
antreiben.<br />
Ohnehin ist es nur der erste Schritt, wenn<br />
Methan aus dem Meeresboden austritt. Um<br />
sich auf das Klima auszuwirken, muss das<br />
Gas erst einmal durch den Ozean aufsteigen<br />
und in die Lufthülle gelangen – alles andere<br />
als eine leichte Aufgabe. Schließlich warten<br />
im Meeresboden und in jedem einzelnen<br />
Zentimeter der rund 400 Meter hohen Wassersäule<br />
darüber hungrige Mikroben, die das<br />
energiereiche Gas abbauen. Es ist keineswegs<br />
geklärt, wie viel Methan überhaupt an die<br />
Oberfläche gelangen kann. Daher wollen die<br />
Norweger ein Tiefseeobservatorium in dem<br />
Gebiet errichten, um die Methanaktivitäten<br />
rund ums Jahr zu beobachten. Kombinierte<br />
Schiffs- und Flugkampagnen sollen synchrone<br />
Daten für die Ausgasungen am Meeresboden,<br />
den Methantransport in der Wassersäule<br />
und schließlich die Methanabgabe von der<br />
Meeresoberfläche an die Atmosphäre liefern.<br />
Im Fernen Osten wird derweil an der geeigneten<br />
Fördertechnik getüftelt. „Am effizientesten<br />
hat sich bislang die Druckentlastung im<br />
Meeresboden erwiesen“, erklärt Klaus Wallmann<br />
vom Kieler Geomar. Nach dem Muster<br />
sind die wenigen Förderversuche bislang verlaufen:<br />
Eine Bohrung wird abgeteuft, durch die<br />
der Druck in der Lagerstätte abgesenkt wird,<br />
wie der Luftdruck in einem Reifen sinkt, wenn<br />
er angestochen wird. Hat sich das Hydrat erst<br />
einmal zersetzt, strömt das Gas zum Bohrloch<br />
und von dort in Richtung Oberfläche. Beim japanischen<br />
Förderversuch hat das eine Woche<br />
lang gut geklappt. „Doch dann geriet Sediment<br />
in die Bohrung und man musste abbrechen“,<br />
sagt Wallmann. Der Filter, der Sand und<br />
Schlick vom Bohrloch fernhalten sollte, war offenbar<br />
verrutscht.<br />
Der koreanische Versuch in diesem Jahr zielt<br />
auf ein besonders interessantes Hydratvorkommen.<br />
„Dort sind Förderraten von 300.000 Kubikmeter<br />
pro Tag möglich“, sagt Wallmann, der<br />
an den Wirtschaftlichkeitsabschätzungen für<br />
das Vorhaben beteiligt war. Ab täglichen Fördermengen<br />
von 100.000 Kubikmetern gehen<br />
Fachleute davon aus, dass sich das Vorhaben<br />
rechnen kann. „Allerdings kennen wir die Förderdauer<br />
nicht genau“, sagt er. Die Abschätzungen<br />
bisher modellieren das Vorkommen<br />
nicht weiter als bis zu 500 Meter vom Bohrloch<br />
entfernt. Das reicht allenfalls für ein paar Monate.<br />
„Eine Bohrung“, so Wallmann,<br />
„müsste aber zehn Jahre betrieben<br />
werden können.“<br />
Für eine solche Förderung müsste<br />
eine völlig andere Technik her. Ein<br />
Bohrschiff, das wie die „Chikyu“ einen<br />
hohen sechsstelligen Betrag am<br />
Tag kostet, kann dafür nicht abgestellt<br />
werden. „Da bräuchte man Installationen,<br />
die vom Meeresboden<br />
aus arbeiten“, so Klaus Wallmann. Er<br />
stellt sich vor, dass man kleine und<br />
flexible Bohrgeräte herablässt, die die<br />
Hydratvorkommen anzapfen. Am<br />
Bremer Marum hat man solche Geräte<br />
bereits für Forschungszwecke entwickelt.<br />
Die beiden Meeresbodenbohrgeräte<br />
MeBo sitzen auf dem<br />
Meeresgrund und können 75 beziehungsweise<br />
200 Meter tief hineinbohren.<br />
„Die werden sogar von normalen<br />
Forschungsschiffen eingesetzt“, so<br />
Wallmann. Die Förderung übernähmen<br />
Stationen am Meeresgrund, wie<br />
sie bereits für die Tiefseegasvorkommen<br />
etwa vor der norwegischen Küste<br />
eingesetzt werden. Bis solche<br />
Technik einsatzreif ist, wird noch einige<br />
Zeit vergehen.<br />
Europas Potenzial an Gashydraten<br />
ist verglichen mit den Asiaten zwar bescheiden,<br />
dennoch forschen Klaus Wallmann und seine<br />
Kollegen bereits daran, wie man Methangemische<br />
im Meeresboden durch gleichartige Kohlendioxid-Hydrate<br />
ersetzen kann. Ein solcher<br />
Austausch hätte Vorteile: Für jedes Methan-<br />
Molekül, das gefördert wird, würde ein Kohlendioxid-Molekül<br />
gespeichert – auf Dauer, da die<br />
Kohlendioxid-Hydrate sehr stabil zu sein scheinen.<br />
Es stabilisiert den Förderprozess, denn die<br />
Auflösung der Methangemische kostet Energie,<br />
die der Umgebung in Form von Wärme entzogen<br />
wird. Je kälter es aber ist, desto schwieriger<br />
ist es, den Förderprozess aufrechtzuerhalten.<br />
Werden aber parallel zum Abbau der Methanhydrate<br />
Kohlendioxidhydrate aufgebaut, bleibt<br />
die Energiebilanz im Lot. Der Hydrataufbau<br />
setzt schließlich etwas Wärme frei. Ein weiterer<br />
Vorteil wäre, dass das Sediment weiterhin<br />
stabil bleibt. Wie Zement verbinden Hydrate<br />
die Sand und Schlickpartikel am Meeresgrund<br />
zu kompakten Schichten.<br />
Was passiert, wenn großräumig die Wassereisgemische<br />
in den Tiefseeböden abgebaut<br />
werden, lässt sich derzeit nur erahnen. Im japanischen<br />
Nankai-Trog und im Ulleung-Becken<br />
lagern die Hydrate in sogenannten Turbiditen,<br />
Sedimentpaketen, die durch einen untermeerischen<br />
Erdrutsch abgelagert wurden. Im<br />
Schwarzen Meer lagern die hydratreichen Sedimente<br />
in Rinnen am Kontinentalhang. Hydratforscher<br />
wie Klaus Wallmann denken daran, an<br />
diesen Vorkommen die Förderung unter Kohlendioxid-Einsatz<br />
zu demonstrieren. Allerdings<br />
ist dies ein langfristiges Vorhaben – das Millionen<br />
kosten wird.
64 ZEITSPRUNG<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
HEUTE IST<br />
SONNTAG<br />
PETER BACHÉR<br />
„Wollen Sie<br />
das wirklich<br />
wissen?“<br />
Es war eine jener flüchtigen<br />
Begegnungen, die unser Leben<br />
ausmachen – neben den<br />
bedeutenden, bei denen wir natürlich<br />
hellwach sind. Aber diesmal<br />
stand ich, gedankenverloren, plötzlich<br />
bei einem Spaziergang an der<br />
Außenalster in Hamburg vor einem<br />
alten Bekannten, den ich seit Jahren<br />
aus den Augen verloren hatte und<br />
den ich daher mit der Allerweltsfloskel<br />
„Hallo, wie geht’s?“ begrüßte.<br />
Dies war, wie ich zugebe, das<br />
kleinste Wechselgeld, das man hinschenken<br />
kann, und ich erwartete,<br />
dass er mir sofort mit gleicher Münze<br />
heimzahlen würde „Es geht irgendwie,<br />
man soll nicht klagen.“ –<br />
So oder so ähnlich ziehen wir uns<br />
gerne schnell aus der Affäre.<br />
Diesmal war es anders. Der Mann<br />
blieb stehen, schaute mich länger als<br />
üblich an, um dann einen Schuss<br />
loszulassen, der mich sofort traf:<br />
„Wollen Sie das wirklich wissen?“<br />
Nun zögerte ich, fühlte mich hilflos,<br />
gab mir dann aber einen Ruck –<br />
und doch wusste ich in derselben<br />
Sekunde, dass ich ihm nur aus Höflichkeit<br />
antwortete: „Aber natürlich,<br />
wir haben uns ja lange nicht gesehen<br />
– was machen Frau und Kinder?“<br />
Er hatte längst gespürt, dass mein<br />
Interesse an seinem Schicksal gering<br />
war. Darum berichtete er mir auch<br />
nur Oberflächliches, Alltägliches,<br />
Unverbindliches – dann gaben wir<br />
uns die Hand, aus, vorbei. Wir hatten<br />
nur Kleingeld gewechselt.<br />
Die Flüchtigkeit dieser zufälligen<br />
Begegnung ging mir dann noch lange<br />
nach. Ich tröstete mich damit, dass<br />
wir nicht die Kraft und schon gar<br />
nicht die Zeit haben, um uns die<br />
Sorgen anderer Menschen lange<br />
anzuhören. Es muss einfach im Leben<br />
abgeschlossene Kapitel geben.<br />
Und doch war ich traurig über meine<br />
Unfähigkeit. Denn in dem Gesicht<br />
des Mannes glaubte ich zu<br />
erkennen, dass er gerne länger mit<br />
mir gesprochen hätte, dass ihn etwas<br />
bedrückte, dass er vielleicht<br />
sogar Hilfe brauchte, dass er aber<br />
sehr wohl bemerkte, wie ich mich<br />
ihm innerlich verweigert hatte.<br />
Man muss gar nicht besonders<br />
sensibel sein, um zu erkennen, dass<br />
etwas Wesentliches in unserem<br />
eiligen Leben immer schneller zu<br />
verschwinden droht: die aufrichtig<br />
empfundene Anteilnahme am<br />
Schicksal anderer.<br />
Wir lieben es heute glatt, möglichst<br />
problemlos. Keine langen<br />
Geschichten bitte, die unseren Seelenfrieden<br />
stören könnten. Das<br />
schnelle Begrüßungsritual ist nur ein<br />
Ritual. Wer es durchbricht, wer sich<br />
gar mutig öffnet, wer nachfragt, der<br />
läuft Gefahr, in das Schicksal anderer<br />
Leute verstrickt zu werden, sich<br />
gar darin zu verheddern.<br />
So zahlen wir mit kleiner Münze –<br />
und die ist oft auch noch Falschgeld:<br />
Denn wir wollen gar nicht so genau<br />
wissen, wie es jemandem geht, wenn<br />
wir ihm, mit den Gedanken schon<br />
ganz woanders, die Frage „Wie<br />
geht’s denn?“ hinknallen.<br />
Der Mann übrigens, von dem ich<br />
hier berichtet habe, hatte – wie ich<br />
später erfuhr – gerade seine Stellung<br />
verloren – ein Buchhalter, der nicht<br />
mehr gebraucht wurde, so Mitte 50,<br />
und dem es nach seinen Worten gut<br />
ging –, was man halt so sagt, wenn<br />
man nichts sagen will oder kann<br />
oder darf.<br />
Beim Heimweg dachte ich an ein<br />
Wort des französischen Universalgenies<br />
Jean Cocteau, der schon<br />
Mitte der 50er-Jahre einen schmerzhaften<br />
Befund niederschrieb: „Unsere<br />
Epoche ist keine des wirklichen<br />
Sehens, sie verweilt nicht bei einem<br />
Gesicht, die Verehrung unserer Epoche<br />
gilt den Schattenrissen.“ Mit<br />
anderen Worten: Wir haben uns an<br />
das Fern-Sehen gewöhnt und dabei<br />
das Nah-Sehen verlernt, denn Nah-<br />
Sehen bedeutet, im Antlitz eines<br />
Menschen die Spuren seiner wirklichen<br />
Befindlichkeit zu suchen.<br />
Aber wer will das heute noch?<br />
Peter Bachér war langjähriger Chefredakteur<br />
der Zeitschrift „Hörzu“.<br />
Seine Kolumne erscheint an jedem<br />
ersten Sonntag eines Monats.<br />
„Endlich ist unseren U-Booten ein großer Fang gelungen“, schrieb die „Westfälische Tageszeitung“. Dass das deutsche Kriegsschiff so nah heranfuhr, entsprang der Fantasie des unbekannten Malers<br />
Der Torpedo traf das<br />
unbewaffnete Schiff<br />
ohne Vorwarnung. Es<br />
sank binnen 18 Minuten,<br />
nicht wie bei der<br />
„Titanic“ in drei Stunden.<br />
Zum geordneten<br />
Herunterlassen der Rettungsboote blieb<br />
auf dem untergehenden Schiff kaum Zeit,<br />
unvorstellbare Panik brach aus. Während<br />
im chaotischen Gedränge einige Boote<br />
umstürzten und Menschen unter sich begruben,<br />
sprangen andere ohne Schwimmwesten<br />
ins kalte Wasser. Fast 1200 Menschen,<br />
darunter 270 Frauen und Kleinkinder,<br />
fanden unter schrecklichen Umständen<br />
den Tod, die meisten von ihnen Briten.<br />
Zu den Opfern zählten aber auch 128<br />
amerikanische Staatsbürger. Während die<br />
Menschen zu Tode stürzten, ertranken<br />
und die See sich langsam mit Leichen<br />
und Leichenteilen füllte, betrachtete der<br />
deutsche U-Boot-Kapitän Schwieger die<br />
Szene durch sein Periskop. Als er genug<br />
gesehen hatte, ließ er abtauchen.<br />
VON WILLI JASPER<br />
Es war Schwiegers „U-20“, die am 7.<br />
Mai 1915 den aus New York kommenden<br />
englischen Liniendampfer „Lusitania“<br />
vor Irland torpedierte. Die Welt befand<br />
sich im zweiten Kriegsjahr. Für die<br />
Durchbrechung der englischen Seeblockade<br />
waren die deutschen U-Boote zur<br />
wichtigsten und unheimlichsten Waffe<br />
des Reichsmarinechefs Alfred von Tirpitz<br />
geworden. Die Attacke auf die „Lusitania“<br />
geschah nicht zufällig. In den Augen von<br />
Thomas Mann war das Opfer „ein Riesenlustschiff“<br />
und „freches Symbol der<br />
englischen Seeherrschaft und einer immer<br />
noch komfortablen Zivilisation“.<br />
Ein derartiges Geschehen hatte es in<br />
diesem Krieg noch nicht gegeben. Im Mai<br />
1915 wurde erstmals mit schrecklicher<br />
Symbolik Ludendorffs Konzept einer „totalen“<br />
Kriegsführung realisiert. Es war die<br />
„Eliminierung des Unterschiedes zwischen<br />
Zivilisten und Soldaten“, meinte<br />
später Golo Mann, Thomas Manns Sohn.<br />
Die meisten Deutschen, die sich drei<br />
Jahre zuvor über den Untergang der „Titanic“<br />
noch schockiert gezeigt hatten,<br />
brachen jetzt in Jubel aus. Kronprinz<br />
Wilhelm telegrafierte aus seinem Hauptquartier<br />
an den kaiserlichen Vater: „Hier<br />
große Freude über die Torpedierung der<br />
Lusitania … “. Und die „Westfälische Tageszeitung“<br />
triumphierte: „Endlich ist<br />
unseren U-Booten ein großer Fang gelungen<br />
… Wir Deutschen freuen uns von<br />
ganzem Herzen über den gelungenen<br />
Schlag und sehen dem allgemeinen Wutgeheul<br />
und Entrüstungsschrei kühl lächelnd<br />
entgegen … Keine Sentimentalität;<br />
Kampf bis aufs Messer mit dem gemeinen<br />
Krämervolk …!“<br />
Mit Thomas Mann schloss sich auch<br />
die deutsche Kulturelite dem schaurigen<br />
Jubel an. Nur wenige distanzierten sich<br />
von dem terroristischen Akt. Der Schriftsteller<br />
Erich Mühsam konstatierte fassungslos<br />
„eine Steigerung des Entsetzlichen,<br />
eine Übergreuelung der Greuel“<br />
Der Furor teutonicus<br />
Die Versenkung der<br />
„Lusitania“ 1915 durch<br />
ein deutsches<br />
U-Boot war ein<br />
Terrorakt. Das<br />
Angriffsziel war die<br />
westliche Zivilisation<br />
und der sozialistische Reichtagsabgeordnete<br />
Karl Liebknecht verfasste sein berühmtes<br />
Flugblatt „Der Hauptfeind steht<br />
im eigenen Land!“ Erschreckend ist die<br />
Aktualität der verhängnisvollen Verbindung<br />
von Kulturkampf und Terror. Auch<br />
heute richten sich fundamentalistische<br />
Anschläge gegen Symbole der westlichen<br />
Zivilisation.<br />
Im Propagandakrieg hatten die Deutschen<br />
nach der „Lusitania“-Katastrophe<br />
einen schweren Stand. Schon nach der<br />
brutalen Verletzung der belgischen Neutralität<br />
wurden sie als „Barbaren“ und<br />
„Hunnen“ gebrandmarkt. Jetzt war man<br />
in England, Frankreich und Amerika<br />
überzeugt: Der „Furor Teutonicus“ hatte<br />
nichts mehr mit europäischer Zivilisation<br />
zu tun. Die Franzosen vergröberten das<br />
Feindbild des blindwütigen „Boche“, in<br />
England erschien ein Pamphlet mit dem<br />
Titel „Malice in Kulturland“ (in sarkastischer<br />
Anlehnung an „Alice im Wunderland“),<br />
in den USA kursierten Plakate, auf<br />
denen eine furchterregende King-Kong-<br />
Gestalt eine Keule mit der Aufschrift<br />
„Kultur“ schwingt – und Zeitschriften karikierten<br />
den deutschen Kaiser als militaristischen<br />
Diktator.<br />
„Hier große<br />
Freude über die<br />
Torpedierung“<br />
Kronprinz Wilhelm nach der<br />
Versenkung des Passagierschiffes<br />
Die aufgestauten Emotionen entluden<br />
sich im gesamten angelsächsischen Bereich<br />
in deutschfeindlichen Ausschreitungen.<br />
Vor dem Untergang der „Lusitania“<br />
hatte es keine organisierte politische<br />
Kraft in den Vereinigten Staaten gegeben,<br />
die eine Teilnahme am Krieg befürwortete.<br />
Der Tod der 128 Amerikaner verschob<br />
die politischen Gewichte nun dramatisch.<br />
In den Augen der jetzt schlagartig wachsenden<br />
Gruppe der Militanten war der<br />
Konflikt zwischen amerikanischer Demokratie<br />
und deutscher Autokratie unausweichlich<br />
geworden.<br />
Das Vorgehen der Deutschen warf ein<br />
trübes Licht auf ihre Kulturtradition. Es<br />
ging ihnen um eine nationalistisch-romantische<br />
Sinnstiftung des Krieges, in<br />
der sich das „Deutschtum“ im Wider-<br />
spruch zur französischen Demokratie<br />
(„Ideen von 1789“) und dem englischen<br />
Liberalismus definierte – als Bewahrung<br />
und Bewährung der Eigenart der „deutschen<br />
Kultur“ gegenüber der „westlichen<br />
Zivilisation“. Nach 1914 waren zahlreiche<br />
Philosophen, Soziologen, Ökonomen und<br />
Schriftsteller bemüht, Deutschlands<br />
Kampf einem heiligen Ziel zu weihen und<br />
mit der metaphysischen Aura historischer<br />
Notwendigkeit zu umhüllen. Zu den einflussreichsten<br />
Autoren dieser geistigen<br />
Mobilmachung gehörten der Theologe<br />
und Philosoph Ernst Troeltsch, der spätere<br />
Literatur-Nobelpreisträger Thomas<br />
Mann sowie der Soziologe und Ökonom<br />
Werner Sombart.<br />
Als Theologe war Troeltsch auch um<br />
die Stilisierung und Stabilisierung des<br />
deutschen Seelenlebens bemüht. Um der<br />
Gefahr einer Entseelung zu entgehen,<br />
müsse der „mit strengem Einordnungsund<br />
Pflichtgefühl“ verbundene „außergewöhnliche<br />
Ordnungssinn“ der Deutschen<br />
ausgeglichen werden durch ein<br />
„überaus weiches und zartes Gefühlsund<br />
Gemütsleben“, durch „Familiensinn<br />
und Heimatgefühl, dessen schönstes<br />
Symbol das Weihnachtsfest“ sei. Nur<br />
dann könne der gemeinsame „Kulturkrieg“<br />
gegen die „Weltagitation der westlich-demokratischen<br />
Ideen“ erfolgreich<br />
sein. Es sei der Geist Kants, der Romantik<br />
und Goethes, der eine „neue Form<br />
des Evangeliums“, eine „Ursprünglichkeit<br />
des metaphysischen Glaubens an<br />
die göttliche Weltbestimmung des<br />
Deutschtums“ geschaffen habe.<br />
Auch Thomas Mann rüstete weiter auf.<br />
Seit Oktober 1915 war er bemüht, seine<br />
Kulturkriegsgedanken neu und grundlegender<br />
als „Betrachtungen eines Unpolitischen“<br />
zu fassen. Schon in seinen „Gedanken<br />
im Krieg“ hatte er 1914 „deutsche“<br />
Kultur und „westliche“ Zivilisation als<br />
feindliche Pole konstruiert. Der „deutsche<br />
Militarismus“ verkörpere „Form und<br />
Erscheinung der deutschen Moralität“<br />
und die aggressive deutsche Kriegspolitik<br />
sei ein Gebot der „sittlichen Not“. Solche<br />
Sätze brachten ihm zwar den Beifall des<br />
konservativen Lagers, aber deutsche und<br />
europäische Linksliberale wie sein Bruder<br />
Heinrich oder Romain Rolland waren<br />
entsetzt. Es war nicht nur der private<br />
„Bruderkrieg“, der Thomas Mann im<br />
Sommer 1915 so unter Druck setzte, dass<br />
er die Arbeit am „Zauberberg“ unterbrach,<br />
um sich ganz seiner neuen Streitschrift<br />
zu widmen. Er fühlte sich nach der<br />
„Lusitania“-Katastrophe als angehender<br />
Nationalschriftsteller berufen, „dem<br />
welterfüllenden Zetermordio humanitärer<br />
Hypokrisie“ die Stirn zu bieten und<br />
den uneingeschränkten U-Boot-Krieg als<br />
deutschen Kulturkampf zu veredeln.<br />
Festgehalten hat Thomas Mann nicht<br />
nur an den Ideen Nietzsches, sondern<br />
ebenso an denen Werner Sombarts. Besonders<br />
beeindruckte ihn das 1915 erschienene<br />
Pamphlet des Nationalökonomen<br />
über den notwendigen Konkurrenzkampf<br />
der „Händler und Helden“. Die<br />
Deutschen, so Sombart, fühlten sich als<br />
Nation der Helden großen Taten und Ideen<br />
verpflichtet, während die Engländer –<br />
wie die Juden – seelenlosen Krämergeist<br />
und niedrige Profitgier verkörperten.<br />
Auch Thomas Mann schrieb der angelsächsischen<br />
Welt damals jene Attribute<br />
zu, die traditionell den Juden angelastet<br />
wurden. Neuere militärgeschichtliche<br />
Studien haben „die Entgrenzung des<br />
Krieges“ als einen fortschreitenden ideologischen<br />
und gesellschaftlichen Prozess<br />
beschrieben, der die „soziale Realität“ der<br />
verschiedenen Fronten ebenso beeinflusst<br />
habe wie „den Kampf um die Deutung<br />
des Kriegserlebnisses“ und „die Erfahrungen<br />
von fremden kulturellen Räumen“.<br />
Bei beiden Weltkriegen falle „das<br />
Unvermögen, die Leiden und Opfer der<br />
anderen Seite anzuerkennen“, besonders<br />
in Deutschland auf.<br />
Dass Elemente des kriegerischen Expansionismus<br />
und mörderischen Antisemitismus<br />
Hitlerdeutschlands bereits im<br />
Kaiserreich als „Keime des späteren Unheils“<br />
angelegt waren, hat als Zeuge beider<br />
Systeme Friedrich Meinecke früh erklärt.<br />
Für ihn waren Aufstieg und Zusammenbruch<br />
beider Systeme eine zusammenhängende<br />
„deutsche Katastrophe“,<br />
deren „erstes Wetterleuchten“ sich Ende<br />
des 19. Jahrhunderts gezeigt habe.<br />
Zutreffend ist auch die von Golo Mann<br />
beobachtete „bis ins Persönliche“ reichende<br />
Kontinuität und „Wiederholung“.<br />
Fast alle überlebenden U-Boot-Kommandeure<br />
des Ersten Weltkriegs sollten später<br />
einflussreiche Positionen im Nationalsozialismus<br />
einnehmen. Anschauliches<br />
Beispiel ist die Karriere von Karl Dönitz.<br />
Er stieg vom U-Boot-Kommandanten<br />
des Ersten zum Befehlshaber der<br />
deutschen U-Boot-Flotte im Zweiten<br />
Weltkrieg auf, wurde Admiral und Chef<br />
der gesamten Marine – und trat schließlich<br />
im Mai 1945 für ein paar Wochen das<br />
Erbe Hitlers an. Mit seinem Namen und<br />
seiner Funktion ist vor allem die Eskalation<br />
des Seekriegs verbunden, die auf beiden<br />
Seiten zu immer neuen und schrecklicheren<br />
Katastrophen führen sollte.<br />
Ganz zuletzt musste auch Goethes Werk<br />
für deutsche Durchhalteparolen herhalten.<br />
Selbst Kriegsschiffe wurden als<br />
Fronttheater benutzt. Noch 1945 trug Will<br />
Quadflieg auf einem U-Boot im Ostseehafen<br />
Neustadt Marinesoldaten Szenen<br />
aus dem „Faust“ vor.<br />
Bezeichnenderweise spielt die „Lusitania“-Katastrophe<br />
in der revisionistischen<br />
Kriegsschulddiskussion keine Rolle, ihre<br />
symbolische und kulturhistorische Bedeutung<br />
wird negiert. Aber immer noch<br />
gilt: In Kriege schliddert man nicht hinein<br />
– sie werden nicht zufällig von Technologien<br />
provoziert, sondern von Menschen<br />
organisiert und von Ideologien und<br />
kulturhistorischen Traditionen vorbereitet.<br />
Obwohl auch gegenwärtig kriegerische<br />
Konflikte den Weltfrieden bedrohen,<br />
wiederholt sich die Geschichte nicht als<br />
Blaupause. In Europa sind die einstigen<br />
„Erbfeinde“ inzwischen partnerschaftlich<br />
und sogar freundschaftlich verbunden.<br />
Die Repräsentanten und Ideologen der<br />
Europäischen Union erklären, dass sie die<br />
Nationalstaaten nicht beseitigen wollen,<br />
sondern einen politischen und ökonomischen<br />
Verbund anstreben, der auch in der<br />
Globalisierung als Friedensmacht Bestand<br />
haben werde. Aber Europa ist kein<br />
bloßer „Text“ oder „Diskurs“, sondern<br />
ein historisches Ensemble harter sozialer<br />
und ökonomischer Fakten.<br />
Heute erscheint die Verwirklichung<br />
von Weltbürgerrechten und transnationaler<br />
Demokratie wichtiger als internationale<br />
Finanzspekulationen und militärisch-technologische<br />
Aufrüstungen.<br />
Deutschland muss endgültig auf einen<br />
Sonderweg verzichten und sich als stabile<br />
und solidarische Kraft im westlichen<br />
Wertesystem bewähren. Dann hat die<br />
geistige Elite Deutschlands die historische<br />
Chance, erstmals für eine positive<br />
Kontinuität zu wirken. Das neue Europa<br />
braucht für seine humanen Projekte und<br />
Entwürfe mehr denn je den freien und<br />
einklagenden Geist der kritischen Intellektuellen,<br />
der zu Politik und Gesellschaft<br />
gehört wie Mephisto zu Faust – und Zivilisation<br />
zur Kultur.<br />
Von unserem Autor gerade erschienen: Willi<br />
Jasper. Lusitania. Kulturgeschichte einer<br />
Katastrophe. 19,95 €<br />
Vor 50 Jahren<br />
GETTY IMAGES/IM<br />
Die „Welt am Sonntag“<br />
am 28. Februar 1965<br />
Tansania-Hilfe gestoppt. Kein Geld<br />
für Militär und Entwicklung. Grund:<br />
Diplomatische Beziehungen zur Zone.<br />
Warnung vor Automation. US-Präsident<br />
Kennedy: Größtes innenpolitisches<br />
Problem der nächsten 15 Jahre.<br />
Fernsehsendung für halb Europa.<br />
Neu: „Spiel ohne Grenzen“. Orte aus<br />
fünf Ländern treten gegeneinender an.<br />
Rainier gegen Onassis. Fürst will<br />
mehr Touristen für Monaco, Hotel- und<br />
Klub-Magnat Onassis mehr Exklusivität.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WISSEN 65<br />
„Hunde sind Psychologen“<br />
Haushunde sind erstaunliche Menschenkenner, sagt Verhaltensforscher Ludwig Huber aus Wien<br />
Kann ein Hund den Therapeuten,<br />
sogar den Analytiker<br />
ersetzen? Das Gros aller<br />
Hundehalter hat die<br />
Meinungsbildung hierzu<br />
abgeschlossen: Aber selbstverständlich!<br />
Die meisten haben nie daran gezweifelt,<br />
dass ihr Hund sie besser versteht als die<br />
Ehefrau, der Freund, der Rest der Welt.<br />
Allerdings glauben dieselben Hundehalter<br />
auch, dass ihr Hund tiefe Reue empfindet,<br />
wenn Herrchen/Frauchen mit<br />
ihm schimpft. Forscher haben hierzu<br />
nachgewiesen: Tut er nicht. Um nicht zu<br />
sagen, es schert ihn einen Dreck.<br />
VON BARBARA KOLLMANN<br />
Ganz gleich, ob der Hund etwas geoder<br />
ausgefressen hatte, wenn der<br />
Mensch schimpft, setzt sein Hund den<br />
„guilty dog“-Blick auf, den schuldigen<br />
Gesichtsausdruck. Das verkürzt die Unannehmlichkeiten,<br />
weiß der Hund nach<br />
mehr als 100.000 Jahren Domestikation<br />
durch den Menschen. Genauso lange hat<br />
der Mensch daran festgehalten, der ausgestellten<br />
Zerknirschung beim Hund seien<br />
Einsicht und Schuldbewusstsein vorangegangen.<br />
Jetzt wundert er sich,<br />
wenn der Hund demnächst doch wieder<br />
das Sofakissen ausweidet.<br />
Hundehalter sind fest davon überzeugt,<br />
dass ihr Hund, wenn nicht einsichtsfähig,<br />
so doch gelehrig sei. Das hatte<br />
sogar das Pärchen aus East Wenatchee<br />
(Bundesstaat Washington) geglaubt, deren<br />
Pitbullmix weltberühmt wurde: Die<br />
beiden überraschten einen Einbrecher<br />
dabei, wie er gerade ihren Wachhund mit<br />
Pudding fütterte. Als der Dieb das Weite<br />
suchte, schloss sich der Hund ihm an. Er<br />
war das Einzige, was hinterher fehlte.<br />
Wie zuverlässig also können Hunde<br />
Emotionen und Mimik eines Menschen<br />
deuten? Professor Ludwig Huber, Chef<br />
einer Forschungsgruppe an der Veterinärmedizinischen<br />
Universität zu Wien,<br />
hat dazu die erste wissenschaftlich abgesicherte<br />
Versuchsanordnung entwickelt.<br />
WELT AM SONNTAG: Herr Professor<br />
Huber, wie haben Sie die psychologischen<br />
Fähigkeiten der Hunde<br />
getestet?<br />
LUDWIG HUBER: Wir haben ihnen<br />
Gesichter gezeigt, freundliche und ärgerliche,<br />
an einem Touchscreen. Die Hunde<br />
sollten sie unterscheiden, sie mussten je<br />
nach Aufgabe mit der Schnauze mal auf<br />
die Bilder von fröhlichen und mal auf die<br />
zornigen Mienen stupsen. In acht von<br />
zehn Fällen lagen sie richtig. Die Hunde<br />
schafften sogar, woran einige Menschen<br />
scheitern: Nur an Teilen des Gesichts<br />
Gefühle zu erkennen, zornige Augen von<br />
fröhlichen zu unterscheiden, sowie frohe<br />
und ärgerliche Münder. Hunde lernen<br />
übrigens das Erkennen von fröhlichen<br />
Gesichtern auf dem Touchscreen schneller.<br />
Die Hunde, die das finstere Gesicht<br />
anstupsen sollten, haben fast dreimal so<br />
lange gebraucht. Es scheint, als hätten<br />
sie Hemmungen, sich zornigen Gesichtern<br />
zu nähern.<br />
Wie haben Sie die Hunde zum Mitmachen<br />
motiviert?<br />
Für jedes erkannte Gesicht gab’s ein Leckerli.<br />
Die Hunde waren ehrgeizig, sie<br />
GETTY IMAGES<br />
wollten ihre Aufgabe gut machen. Irrtümer<br />
frustrierten sie, einige zogen sich<br />
enttäuscht zurück. Andere Hunde entwickelten<br />
sich dagegen zu Computerfreaks.<br />
Sie kamen voller Begeisterung ins Testlabor<br />
gestürmt und steuerten gleich auf<br />
den Bildschirm zu. Die Tiere waren so<br />
begeistert, dass sie sogar dranblieben,<br />
als es keine Leckerli mehr im Futterkarussell<br />
gab.<br />
Das klingt sehr menschlich: Der Erfolg<br />
ist Belohnung genug?<br />
Es sah ganz danach aus.<br />
Warum interessiert sich die Wissenschaft<br />
erst jetzt dafür, wie der Hund<br />
zu uns Menschen steht?<br />
Zu den großen Zeiten des Behaviorismus<br />
waren Hunde nie ein Thema, da hat man<br />
sich eher mit Wölfen befasst. Hunde waren<br />
den Wissenschaftlern lange Zeit<br />
nicht exotisch genug. Haustiere galten<br />
als zu vermenschlicht, sie waren den<br />
Forschern suspekt. Erst vor einigen Jahren<br />
fingen Kognitionsforscher damit an,<br />
sich mit Hunde zu beschäftigen. Die ersten<br />
waren die Ungarn, dann kamen die<br />
Leipziger vom Max-Planck-Institut und<br />
dann wir.<br />
Ist es als Hundeforscher peinlich,<br />
selbst einen zu besitzen? Einer ihrer<br />
Kollegen legt offenbar Wert darauf ...<br />
Das ist Ádám Miklósi von der Budapester<br />
Universität, der ist stolz drauf,<br />
keinen Hund zu halten. Ich habe einen,<br />
bin aber nicht stolz. Meine Tochter hatte<br />
sich einen Hund gewünscht, jetzt haben<br />
wir einen Spitz namens Elli.<br />
Diese Rasse existiert noch? Wer hält<br />
heute noch einen Spitz?<br />
Einer der berühmtesten Österreicher<br />
hatte auch einen Spitz.<br />
Wer?<br />
Na, der Mozart. Pimperl hieß der.<br />
So wie es aussieht, kommt in Berlin<br />
auf Hundebesitzer nicht nur die<br />
Leinenpflicht zu, sondern auch die<br />
Kotbeutel-Mitführ-Pflicht. Ich bin weder<br />
gegen die Leinenpflicht noch gegen die<br />
Kotbeutel-Mitführ-Pflicht. Unruhig werde<br />
ich nur, wenn ich mir vorzustellen versuche,<br />
wie diese Pflichten von Amts wegen<br />
durchgesetzt werden sollen. Dass in<br />
Berlin jeder Hundebesitzer seinen Hund<br />
an der Leine führt, ist eine schlechthin<br />
aberwitzige Vorstellung. Das weiß auch<br />
der Senat, der kürzlich den Entwurf zum<br />
Hundegesetz beschlossen hat. Deshalb<br />
macht er bei der Leinenpflicht die Ausnahme<br />
zur Regel. Jeder, der einen „Hundeführerschein“<br />
besitzt, soll von der Leinenpflicht<br />
befreit sein. Wie man an diesen<br />
Hundeführerschein kommt, muss im<br />
Einzelnen noch geklärt werden. Wer aber<br />
drei Jahre lang einen Hund besessen hat,<br />
ohne in irgendeiner Weise auffällig geworden<br />
zu sein, soll diesen Hundeführerschein<br />
vom Ordnungsamt ohne Weiteres<br />
ausgestellt bekommen. Wegen des Hundeführerscheins<br />
muss ich mir als Altbesitzer<br />
also keine Gedanken machen. Vielleicht<br />
wird ja auch der Jagdschein als<br />
Hundeführerschein anerkannt. Den habe<br />
ich allerdings nicht immer dabei.<br />
Kotbeutel führe ich immer mit. Ich besitze<br />
keine Hose, in deren Taschen nicht<br />
mindestens zwei Kotbeutel deponiert<br />
sind, damit ich niemals in die Verlegenheit<br />
komme, unvermutete Hinterlassenschaften<br />
meines Hundes nicht vorschriftsmäßig<br />
entsorgen zu können.<br />
Wenn die Papierkörbe an viel frequentierten<br />
Hundepromenaden häufiger geleert<br />
würden, könnte man das Thema Hundedreck<br />
eigentlich ganz entspannt angehen.<br />
Das wird allerdings ein frommer Wunsch<br />
bleiben. Schon der Adrenalinhaushalt von<br />
eingefleischten Hundehassern lässt Entspanntheit<br />
nicht zu. Ihnen wird es nie<br />
sauber genug sein. Jetzt schaue ich gespannt<br />
der ersten Kotbeutel-Kontrolle<br />
entgegen. Wenn ein Mitarbeiter oder eine<br />
Mitarbeiterin des Ordnungsamtes mich<br />
strengen Blickes auffordert, die Tüte vorzuzeigen,<br />
werde ich in meinen Hosentaschen<br />
wühlen und ein buntes Sortiment<br />
an roten, blauen und schwarzen Beuteln<br />
hervorkramen und wie Konfetti in die<br />
Luft werfen, denn es ist ja ein Anlass zu<br />
ausgelassener Freude, wenn Ordnungshüter<br />
so gewissenhaft ihre Aufgaben erfüllen.<br />
Viko könnte das als Aufforderung<br />
zu ausgelassenem Spiel verstehen und die<br />
Plastiktüten beuteln, als wären es Ratten.<br />
Ich würde den Ordnungshütern erklären,<br />
dass das ein völlig natürliches Hundeverhalten<br />
ist und nichts mit Missachtung der<br />
Obrigkeit zu tun hat. Daraus könnte sich<br />
ein angeregtes Gespräch über Menschen<br />
und Hunde ergeben, alle hätten etwas davon.<br />
Letztlich ist jede Kotbeutel-Mitführ-<br />
Verordnung nichts anderes als ein kommunikativer<br />
Akt. Man muss nur die<br />
Chancen ergreifen, die darin liegen.<br />
Manchmal werde ich gefragt, ob es<br />
nicht verrückt sei, einen Hund in der<br />
Großstadt zu halten, noch dazu einen<br />
Jagdhund wie Viko. Verrückt ist das nicht.<br />
Wo Menschen sind, gibt es Hunde, wo<br />
viele Menschen sind, viele Hunde. Nur<br />
totalitäre Regime können das zeitweilig<br />
unterbinden. Mensch und Hund sind ein<br />
Gespann. Sie brauchen einander. Viko<br />
findet übrigens die Großstadt spannender<br />
und aufregender als ich. Mir gehen<br />
die vielen Menschen oft auf die Nerven.<br />
Viko findet viele Hunde toll.<br />
Der Autor ist Korrespondent<br />
für Kultur und Gesellschaft der<br />
WeltN24-Gruppe<br />
Prinz schlägt König<br />
SCHACH<br />
MIT HELMUT PFLEGER<br />
SONNTAGSRÄTSEL – Gewinne im Wert von 350 €<br />
SUDOKU<br />
AUTOR: STEFAN HEINE<br />
Das Grenke Chess Classic in Baden-Baden<br />
war ein Stelldichein<br />
der besten deutschen Spieler,<br />
wobei die etablierte Elite sich mit<br />
vielversprechendem Nachwuchs<br />
auseinandersetzte. Keinesfalls<br />
überraschend gewann mit seinem<br />
bedingungslosen Angriffsschach<br />
der deutsche Spitzenspieler Arkadi<br />
Naiditsch, obwohl er gegen den<br />
17-jährigen Matthias Blübaum<br />
sogar in einem dramatischen<br />
Gefecht verlor. Letzterer eroberte<br />
einen guten Mittelplatz und weckt<br />
zusammen mit den anderen „Prinzen“<br />
Dennis Wagner, Rasmus<br />
Svane und Alexander Donchenko<br />
berechtigte Hoffnungen für das<br />
deutsche Schach.<br />
Blübaum – Naiditsch<br />
Damenindisch<br />
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.g3 La6<br />
5.b3 d5 6.Lg2 Sbd7 7.0-0 c5<br />
8.cxd5 Sxd5 9.Lb2 cxd4 10.Sxd4<br />
Tc8?! Besser 10...Lb7. 11.Lxd5!<br />
exd5 12.Sf5 Sf6 13.Dd4 Tc6 Solch<br />
einen „krummen“ Zug macht man<br />
nicht gern, aber es drohte bereits<br />
14.De5+. 14.Sa3 Lc8 15.De3+ Te6<br />
Nicht 15...Le6? 16.Sd4 Td6 17.Sab5.<br />
16.Dg5 Tg8 Schwarz kann seinen<br />
Laden nur mühsam zusammenhalten,<br />
Rochadeträume sind vorbei.<br />
Geheimniskrämer<br />
Das richtige Ziel hatte Nord vor<br />
Augen und schlug auch den richtigen<br />
Pfad ein, um dieses sicher zu<br />
erreichen. Leider versäumte es<br />
Süd, Nords Bedenken bezüglich<br />
möglicher Hindernisse aus dem<br />
Weg zu räumen und ein Klein-<br />
Schlemm wurde versäumt. Süd<br />
eröffnete mit 2 (Weak-Two),<br />
West passte und Nord war hoch<br />
erfreut. Ein Vollspiel stand außer<br />
Frage, aber wenn Süd die richtigen<br />
Werte haben sollte, dann wäre<br />
ein Schlemm gewinnbar. Neben<br />
dem A ist der ®K von großem<br />
Wert, ein ßK hingegen ziemlich<br />
nutzlos, da der Verlust eines<br />
Karostiches droht. Um mehr von<br />
Süd zu erfahren, reizte Nord 2 SA.<br />
Gemessen an der mit seiner Eröffnung<br />
gezeigten Stärke war Süd an<br />
der Obergrenze und ging auf 4.<br />
Leider wusste Nord damit nicht,<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
a b c d e f g h<br />
a b c d e f g h<br />
Stellung nach 22.Sd4<br />
17.Sb5 Txe2 18.Tac1 Le6 Nicht<br />
18...Txb2? 19.Txc8! Dxc8 20.Sbd6+<br />
mit Damengewinn. 19.Df4! Se4<br />
Wieder war der Läufer b2 tabu:<br />
19...Txb2? 20.Sc7+ Kd7 21.Da4+ Kc8<br />
22.Sxe6+. 20.Sc7+ Kd7 Hier hätte<br />
der „Prinz“ dem „König“ mit<br />
21.Tfd1! und furchtbaren Drohungen<br />
die Krone bereits abnehmen<br />
können. 21.Sxe6? fxe6 22.Sd4?!<br />
Völlig überraschend hätte Naiditsch<br />
hier mit 22...Sg5!, was die<br />
schreckliche Springergabel auf h3<br />
droht und gleichzeitig f7 überdeckt,<br />
sogar in Vorteil kommen<br />
können. 22...Txb2? 23.Df7+ De7<br />
24.Dxg8 Sf6 25.Dh8 Df7 26.Sc6<br />
Sg4?! Mit 26...Dg8 mühselig ums<br />
in welcher Farbe Süd noch Stärke<br />
besaß und passte. Auf dem Weg<br />
zu 4 kann Süd mit 3® zeigen,<br />
dass er einen Nebenwert in dieser<br />
Farbe hält. Alle nördlichen Sorgen<br />
wären damit beiseite geräumt und<br />
Teiler: Süd; Gefahr; Ost/West<br />
♠ 5 2<br />
♥ B 10 9 4<br />
♦ B 2<br />
♣ K 10 8 7 4<br />
♠ K D 6 3<br />
♥ K D 8<br />
♦ A D 7 4 3<br />
♣ A<br />
N<br />
W O<br />
S<br />
♠ A B 10 8 7 4<br />
♥ 3 2<br />
♦ K 8 5<br />
♣ B 5<br />
♠ 9<br />
♥ A 7 6 5<br />
♦ 10 9 6<br />
♣ D 9 6 3 2<br />
Nord kann 6 ansteuern.<br />
Aufgabe für den 1.3.2015: Können<br />
Sie auf Süd 4© erfüllen? West<br />
greift mit drei Runden Pik an.<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
a b c d e f g h<br />
a b c d e f g h<br />
Stellung nach 38.Da3<br />
Remis zu kämpfen ist Naiditschs<br />
Sache nicht. 27.h3! Lc5 Nun hätte<br />
gleich 28.Sb8+ leicht gewonnen:<br />
28...Kc7 29.Sa6+! 28.Txc5 bxc5<br />
29.Sb8+ Kc7 30.hxg4 Kb7 31.Dd8<br />
Dc7! Der Springer hat kein Entrinnen,<br />
aber dafür steht der<br />
schwarze König unsicher. 32.De8<br />
Dxb8 33.Db5+ Ka8 34.Dxc5 De8<br />
35.Tc1 Dd7 36.Df8+ Kb7 37.Db4+<br />
Ka8 38.Da3! Mit dieser Feinheit<br />
erobert Weiß den „verirrten“<br />
Turm. Auch 38...Te2 39.Da6! mit<br />
der Doppeldrohung 40.Dxe2 und<br />
40.Tc8+ hätte gewonnen. 38...Td2<br />
39.Df8+ Naiditsch gab wegen<br />
39...Kb7 40.Db4+ nebst 41.Dxd2<br />
auf.<br />
BRIDGE<br />
MIT ROBERT BOEDDEKER<br />
Teiler: Süd; Gefahr: Ost/West<br />
♠ A K D 8 3<br />
♥ 8 7 3 2<br />
♦ D 10<br />
♣ B 9<br />
♠ 9 7 6<br />
♥ K 10 5 4<br />
♦ A K 2<br />
♣ K 6 2<br />
N ♠ 10 4 2<br />
W O ♥ -<br />
♦ B 9 7 6 4<br />
S ♣ D 10 7 5 4<br />
♠ B 5<br />
♥ A D B 9 6<br />
♦ 8 5 3<br />
♣ A 8 3<br />
Lösung vom 22.2.2015:<br />
Süd schnappt das Ausspiel und<br />
einer Runde Atout. Er kassiert<br />
seine Treffstiche, geht mit Trumpf<br />
zum Tisch und sticht ©10. Mit Pik<br />
erreicht Süd nochmals den Tisch<br />
um ©D zu spielen, auf die er ®4<br />
abwirft. West gewinnt und kann<br />
nur noch entweder Cœur in die<br />
Doppelchicane oder Karo in Süds<br />
Gabel spielen.<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
von der<br />
Kirche<br />
verehrte<br />
Frau<br />
kleines<br />
Nagetier<br />
Vater<br />
(Kosename)<br />
Heilpflanze<br />
Rasenpflanzen<br />
weit<br />
weg<br />
beinahe<br />
russ.<br />
Münze<br />
elektron.<br />
deutscher<br />
Aktienindex<br />
ugs.:<br />
verdorben,<br />
kaputt<br />
Einheit<br />
für 24<br />
Stunden<br />
erhöhter<br />
Sitzraum<br />
in<br />
Kirchen<br />
Sänger<br />
komischer<br />
Rollen<br />
6<br />
unverfälscht<br />
Abk.: Int.<br />
Automobil-Ausstellung<br />
7<br />
Schwellung<br />
Ausruf<br />
der<br />
Verwunderung<br />
Priesterin<br />
in<br />
Delphi<br />
8<br />
süddt.:<br />
heben<br />
Gewässer<br />
Südamerikaner<br />
it. Barockmaler<br />
† 1642<br />
Fingerreif<br />
slv1318.21-9<br />
Monatsname<br />
Arbeitsentgelt<br />
Gasgemisch<br />
der Erde<br />
Gebirge<br />
in Marokko<br />
afrik.<br />
Siedlung<br />
1<br />
3<br />
Ansturm<br />
auf eine<br />
Bank<br />
(engl.)<br />
Stadt<br />
mit dem<br />
Schiefen<br />
Turm<br />
Folge,<br />
Serie<br />
eher,<br />
früher<br />
als<br />
2<br />
2<br />
Schiffseigner<br />
geschl.<br />
Hausvorbau<br />
veraltet:<br />
Türke<br />
Auf-,<br />
Zusammenbau<br />
Reifeprüfung<br />
3<br />
4<br />
nicht<br />
der Mode<br />
unterworfen<br />
dringend,<br />
in Hast<br />
Fußstoß<br />
fries.<br />
männl.<br />
Vorname<br />
grinsend<br />
lachen<br />
4<br />
5<br />
5<br />
digitales<br />
Datennetz<br />
(Abk.)<br />
Drall<br />
des<br />
Balles<br />
(engl.)<br />
Schwermetall<br />
besitzanzeigendes<br />
Fürwort<br />
6<br />
7<br />
1<br />
lateinamerikanischer<br />
Tanz<br />
Schulnote<br />
8<br />
9<br />
ugs.:<br />
hitverdächtig<br />
Abk.:<br />
Republik<br />
Stalldung<br />
Gaunersprache:<br />
einfache<br />
Herberge<br />
Auflösung aus dem Heft 07<br />
N<br />
E R G U S S<br />
R<br />
E S<br />
J<br />
U<br />
P A R T E I F A L<br />
A D U M E T E O I<br />
L I E B I G R A<br />
N E O N N A E N<br />
S A R T<br />
W E D R<br />
T<br />
Y<br />
L<br />
E<br />
R<br />
K<br />
E<br />
M<br />
A<br />
L<br />
L Z<br />
U W<br />
I O<br />
® (1-9) Naschwerk<br />
Machen Sie sich fit – mit dem leckeren „Quäse“. Die Käserei Loose verlost zwei TomTom Runner<br />
GPS-Uhren für effektive Indoor- und Outdoor-Trainingserlebnisse. Verschiedene Programme<br />
und Messungen ermöglichen Ihnen ein perfektes Work-out. Infos: www.loose.de<br />
So spielen Sie mit:<br />
Nennen Sie das Lösungswort per Telefon: 01379-560 056 (0,50€ aus dem dt. Festnetz, mobil deutlich teurer) oder<br />
Sie senden eine SMS mit folgendem Text an die 40400 (0,50€/SMS): Rätsel, Lösung, Name, Anschrift<br />
Teilnahmeschluss ist am 7. März 2015 um 24 Uhr. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen.<br />
Das Lösungswort in Nr. 7 hieß: Naschwerk.<br />
Die Wein- und Sektkelche in Rot/Platin plus Sektkühler gewonnen haben: Inge Heß, Überlingen; Evita Ehrhardt, Starnberg; Peter Keller,<br />
Zellingen; Siegrid Gatter, Meerbusch; Angelika Grae, Erfurt; Petra Ehrenberg, Hamburg; Alfons Deitert, Herzebrock; Jil Rohmund, Buchholz<br />
A<br />
G<br />
G<br />
A<br />
R<br />
N<br />
I<br />
R<br />
E<br />
I<br />
S<br />
G<br />
E<br />
S<br />
U<br />
N<br />
D<br />
L<br />
T<br />
E<br />
E<br />
R<br />
A<br />
N<br />
D<br />
E<br />
R<br />
S<br />
E<br />
R<br />
S<br />
T<br />
U<br />
R<br />
N<br />
E<br />
M<br />
A<br />
R<br />
N<br />
E<br />
M<br />
A<br />
E<br />
Z<br />
E<br />
N<br />
E<br />
F<br />
R<br />
Z<br />
D<br />
U<br />
R<br />
C<br />
H<br />
S<br />
A<br />
G<br />
E<br />
R<br />
I<br />
H<br />
9<br />
R<br />
T<br />
R<br />
E<br />
N<br />
N<br />
E<br />
N<br />
LEICHT<br />
MITTEL<br />
SCHWER<br />
Lösung des Rätsels<br />
der vergangenen<br />
Woche: im Uhrzeigersinn<br />
rechts<br />
beginnend leicht,<br />
mittel und schwer
66 WISSEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
BIN ICH NOCH<br />
NORMAL ...<br />
FANNY JIMÉNEZ<br />
... wenn ich<br />
Geschirr staple?<br />
Man sollte meinen, Geschirrspülmaschinen<br />
vereinfachen<br />
das Leben. Sie sind<br />
praktisch, sparen Wasser – und der<br />
tägliche Streit um den Abwasch<br />
entfällt. Allerdings ist es so, dass<br />
Leute überhaupt keinen Spaß verstehen,<br />
wenn es um das richtige<br />
Einräumen der Spülmaschine geht.<br />
Das habe ich als noch immer von<br />
Hand Spülender inzwischen gelernt.<br />
Jeder hat da ein ganz eigenes ausgeklügeltes<br />
System, und da pfuscht<br />
man ihm besser nicht rein.<br />
Denn dahinter stehen wirkliche,<br />
oft felsenfeste Überzeugungen – und<br />
die Spülmaschineneinräumtechnik<br />
anzuzweifeln wirkt für viele fast<br />
identitätsbedrohend. So, als würde<br />
man den ganzen Menschen gleich<br />
mit anzweifeln. Und das macht das<br />
Ganze dann doch wieder ganz schön<br />
kompliziert. Mit anderen zusammen<br />
die Spülmaschine einzuräumen, ist<br />
meistens keine gute Idee.<br />
Die strengen Regeln reichen von<br />
Silber und Metall getrennt einräumen,<br />
gar kein Holz rein bis zu Holzbrettchen<br />
nur getrennt von Tellern,<br />
immer erst unten, dann oben ausräumen,<br />
Sortiereinsatz für’s Besteck<br />
rein oder raus, scharfe Messer mit<br />
der Spitze nach unten, alles andere<br />
aber mit der Spitze nach oben, das<br />
Besteck nach Messern, Gabeln und<br />
Löffeln sortiert einräumen, „dann<br />
geht das Ausräumen sehr viel<br />
schneller“, wie ein Bekannter sagt.<br />
„Ein Griff, ein Fach – zack!“<br />
Kaffeetassen spülen viele kurz<br />
aus, damit es beim Reinstellen nicht<br />
eklig tropft, andere halten das für<br />
unnötige Wasserverschwendung<br />
oder sind schlicht zu faul dafür.<br />
Einen Freund regt es auf, wenn das<br />
Geschirr vorher quasi von Hand<br />
sauber gespült wird „und dann erst<br />
eingeräumt, damit ja kein Krümel in<br />
das Ding gelangt“. Die Nächste findet<br />
vorgespültes Geschirr genauso<br />
dämlich wie klebrige Essensreste auf<br />
den Tellern und nimmt deshalb zum<br />
Abstreifen immer Servietten.<br />
Einen anderen Bekannten stört<br />
es, wenn Leute „immer noch nachlegen“,<br />
wie er sagt. „Nach dem Motto:<br />
Einer geht noch rein, und das,<br />
obwohl alles schon voll ist! Am besten<br />
dann noch Tassen mit der Öffnung<br />
nach oben.“ Schüsseln übereinanderstapeln,<br />
das geht auch bei<br />
vielen anderen gar nicht.<br />
Wie also die richtige Mischung<br />
aus optimal genutztem Platz und<br />
perfektem Sauberkeitsergebnis erreichen?<br />
Es ist wirklich schwierig<br />
mit diesem Geschirrtetris. Mancher<br />
resigniert daran. „Ich kenne nur die<br />
Regel „Ich mach’s falsch und die<br />
Frau hat recht“, sagt einer. „Jeder<br />
hat sein System. Wer anfängt, sie<br />
einzuräumen, muss sie auch ganz<br />
einräumen“, sagt ein anderer.<br />
Der Psychologe aber wittert hier<br />
vor allem eins: das ideale Testfeld.<br />
Nur was persönlich sehr bedeutsam<br />
ist, wird derart hart verteidigt, wie<br />
es anscheinend bei Spülmaschinenregeln<br />
der Fall ist. Derzeit arbeite<br />
ich deshalb an einem kurzen Persönlichkeitstest<br />
an der Spülmaschine<br />
– vielleicht offenbart sich ja hier<br />
die wahre Seele des Menschen.<br />
GOOGLE<br />
Bildung<br />
LERNEN & MEHR<br />
Im Projekt Ara zeigt Google, was ein modulares Smartphones ist: Bauteile wie Speicher oder Kamera lassen sich austauschen, wenn es leistungsfähigere Modelle gibt<br />
Im Labor von Huawei Lab ist<br />
schon eines der ersten Handys zu<br />
besichtigen, das den künftigen<br />
Mobilfunk-Standard 5G beherrscht.<br />
„Handy“ im Sinne von<br />
handlich ist allerdings kein passender<br />
Begriff. Es ist so groß wie ein Kühlschrank.<br />
Immerhin ist es mobil, aber<br />
nur, weil es auf einem Tisch mit Rollen<br />
steht. In diesem Jahr will der chinesische<br />
Konzern es auf die Größe eines<br />
Schuhkartons schrumpfen. Es gibt also<br />
noch viel zu tun, bis Mobilfunkkunden<br />
vom flotten 5G profitieren.<br />
Ein Smartphone, groß<br />
wie ein Kühlschrank<br />
Auf dem Mobiltelefon der Zukunft wird es einen 5G-Standard geben, Hologramme,<br />
Beamer, Blutdruckmessgerät. Jetzt muss es nur noch geschrumpft werden<br />
VON THOMAS JÜNGLING<br />
SOMMERSPRACH- & MATHEMATIKKURSE<br />
LERNEN PLUS FÜR 14- BIS 20-JÄHRIGE<br />
• ENGLISCH • FRANZÖSISCH • DEUTSCH<br />
als Zweitsprache<br />
• MATHEMATIK<br />
• INTENSIVWOCHEN IELTS / SAT - Vorbereitung<br />
• SPORT & SPIEL Ausflüge, Tennis, Wasserski fahren, Golf etc.<br />
Institut auf dem Rosenberg<br />
Monika A. Schmid | Patricia D. Bühler<br />
Höhenweg 60 | 9000 St. Gallen/Schweiz<br />
Tel. +41 71 277 77 77 | info@instrosenberg.ch<br />
www.instrosenberg.ch | www.ariana.ch<br />
Wasserdicht trotz offener Buchsen<br />
Wasser, Dampf, Staub oder Sand sollen<br />
Smartphones nichts mehr anhaben können.<br />
Dabei müssen Nutzer nicht einmal<br />
die Anschlüsse für Mikro-USB-Kabel<br />
oder Kopfhörer geschlossen haben. Hersteller<br />
HZO versiegelt die Komponenten<br />
des Telefons schon, während sie zusammengebaut<br />
werden. Dazu wird eine wenige<br />
Nanometer dünne, wasserabweisende<br />
Schicht über die Bauteile gelegt.<br />
Erstes Produkt mit HZO-Technik ist der<br />
E-Reader Tolino Vision 2, bald aber soll<br />
sie auch Smartphones schützen.<br />
Tasten auf Befehl<br />
Trotz spürbarem Feedback ist das Tippen<br />
auf einer virtuellen Tastatur noch immer<br />
ein nerviges Gefummel. Mit der Technik<br />
des Unternehmen Tactus Technology soll<br />
es anders werden. Auf Wunsch des Nutzers<br />
wölbt sich das ansonsten flache<br />
Smartphone oder Tablet an bestimmten<br />
Stellen – und bildet eine fühlbare Tastatur.<br />
Ein kleiner Schubs des winzigen<br />
Schiebereglers auf der Gehäuserückseite<br />
reicht aus, um die Mikroflüssigkeiten zu<br />
aktivieren, die dann die Tasten bilden –<br />
und sich auf Wunsch wieder ganz zurückbilden.<br />
Ab Sommer ist die Tastatur für<br />
das iPad mini erhältlich, danach will<br />
Tactus die Technik auch für das iPhone 6<br />
Plus zur Verfügung stellen.<br />
Mehr Durchblick<br />
Die Ikea-App zeigt schon, wie Augmented<br />
Reality (AR) funktioniert: Das<br />
Handydisplay zeigt das reale Zimmer<br />
und blendet gleichzeitig virtuell ein<br />
Möbelstück ein. Doch AR-Anwendungen<br />
wären noch eindrucksvoller, wenn<br />
das Smartphone durchsichtig wäre.<br />
Auch das wird es geben, einen Prototyp<br />
hat Polytron Technologies schon<br />
entwickelt. Nur noch wenige Bauteile<br />
wie Chips und Speicherkarte sind in<br />
dem Modell am Rand sichtbar.<br />
Erst 2020 werden 5G-Smartphones in<br />
den Handel kommen. Auf der bedeutendsten<br />
Mobilfunkmesse nächste Woche<br />
in Barcelona ist das Thema aber<br />
schon jetzt weit oben auf der Agenda.<br />
Die 5G World Alliance wird dann präsentieren,<br />
was der neue Mobilfunk so alles<br />
kann. Es wird auf jeden Fall vieles deutlich<br />
schneller gehen.<br />
Wer sich über den derzeit verfügbaren<br />
LTE-Mobilfunk einen Film von einem<br />
Gigabyte Größe auf das Smartphone<br />
lädt, muss fast eine Minute warten. Mit<br />
5G soll das innerhalb einer Sekunde erledigt<br />
sein. Wegen der höheren Bandbreite<br />
lassen sich auf einem 5G-Smartphone<br />
auch Videos im besonders hochauflösenden<br />
Format 4k problemlos ansehen.<br />
Auch wird es nur noch eine Millisekunde<br />
dauern, bis eine Webseite nach dem Anwählen<br />
auf dem Smartphone-Display zu<br />
sehen ist. Das beschleunigt nicht nur das<br />
mobile Websurfen, auch interaktive Actionspiele,<br />
in denen schnelle Reaktionen<br />
gefordert sind, kann man damit auf dem<br />
Smartphone daddeln. Und das selbst<br />
dann, wenn der Nutzer in einem schnellen<br />
Zug übers Land rauscht: 5G wird so<br />
robust sein und Daten so zuverlässig<br />
übertragen, dass die Verbindung nicht<br />
abbricht, wenn der Nutzer in hohem<br />
Tempo unterwegs ist.<br />
Auch ohne 5G wird der Umgang mit<br />
Smartphones dank zahlreicher Innovationen<br />
schon bald komfortabler und interessanter.<br />
Displays werden sich biegen<br />
lassen, sie stellen Anrufer als scheinbar<br />
greifbare Hologramme dar und werden<br />
bei Bedarf zu realen Tastaturen.<br />
Das Mobiltelefon wird kleine Beamer<br />
eingebaut haben, die Videos auf die<br />
Tischfläche vor dem Nutzer projizieren,<br />
oder es zeigt mithilfe von Wärmesensoren<br />
an, wo im Haus die Kältebrücken<br />
sind. Es wird sowohl den Haustürschlüssel<br />
als auch das Blutdruckmessgerät ersetzen<br />
und das Einkaufen erleichtern:<br />
Nicht nur Bezahlen wird per Smartphone<br />
möglich sein, Sensoren erfassen sogar,<br />
ob die Lebensmittel in den Regalen<br />
noch genießbar sind.<br />
Lebendige Bilder<br />
Manche Smartphones wie das Amazon<br />
Fire Phone können schon Bilder dreidimensional<br />
auf dem kleinen Display zeigen.<br />
Doch Forscher wollen Darstellungen<br />
noch plastischer zeigen, sie sollen<br />
förmlich vom Bildschirm abheben. Im<br />
Modell Takee 1 ist das schon in Ansätzen<br />
zu sehen. In einem Video zeigt Hersteller<br />
Estar, wie sich Figuren aus einem<br />
Spiel oder der Gesprächspartner<br />
eines Videotelefonats erheben und über<br />
dem Display zu schweben scheinen.<br />
Smartphones zum Verbiegen<br />
Erst organische Leuchtdioden haben<br />
es möglich gemacht: Bildschirme lassen<br />
sich biegen, ohne zu zerbrechen.<br />
Ansatzweise gibt es schon flexible<br />
Displays in Smartphones wie dem<br />
Samsung Galaxy Round oder dem LG<br />
Flex. EmoPulse will noch mehr Krümmung.<br />
Ihr „Smile“-Armreif soll ein<br />
komplett funktionsfähiges Smartphone<br />
werden. Nutzer können es sich um<br />
ihr Handgelenk oder den Fahrradlenker<br />
wickeln. Sie bedienen es auf der<br />
einen Seite und zeigen ihrem Gegenüber<br />
zeitgleich ein Video auf der<br />
Rückseite des Displays.<br />
Am Blick erkannt<br />
Schon seitdem es das iPhone 5s gibt,<br />
brauchen Nutzer kein Passwort mehr<br />
einzugeben, um ihr Mobiltelefon freizuschalten.<br />
Das erledigen sie per Fingerabdruck.<br />
Eines der ersten Smartphones,<br />
das sich durch Blickkontakt entsperren<br />
lässt, zeigt ZTE mit dem Modell Grand<br />
S3. Die von EyeVerify entwickelte Technik<br />
heißt Eyeprint ID. Die im Smartphone<br />
eingebaute Kamera scannt das Muster<br />
der Blutgefäße im Weißbereich des<br />
Auges. Dieses Muster ist bei jedem Menschen<br />
so unterschiedlich wie der Fingerabdruck.<br />
Nur wenn es mit dem hinterlegten<br />
Muster übereinstimmt, wird das<br />
Telefon freigeschaltet.<br />
Exakte Position<br />
GPS allein reicht nicht aus, um den<br />
Standort eines Smartphone-Nutzers präzise<br />
zu bestimmen. In Innenräumen<br />
funktioniert die Technik ohnehin kaum,<br />
da die Satellitensignale nicht bis dort<br />
vordringen. Infineon will daher schon<br />
bald winzige, leistungsfähige Barometer<br />
in Mobiltelefone einbauen. Damit lässt<br />
sich die Position auf fünf Zentimeter genau<br />
erfassen. Damit sollen Kunden eines<br />
Kaufhauses gezielt zu den gesuchten<br />
Produkten geführt werden können. Oder<br />
Anwender finden anhand der Barometer-Daten<br />
das Büro des zuständigen<br />
Sachbearbeiters in einem großen, unübersichtlichen<br />
Verwaltungskomplex.<br />
Augensteuerung<br />
Jeden Blick auf das Display kann der<br />
Eyetracker des dänischen Anbieters Eye-<br />
Tribe auf den Millimeter genau erfassen.<br />
Die Technik dafür steckt in einer Leiste,<br />
die unten am Tablet angebracht wird,<br />
bald aber passt der Tracker in ein<br />
Smartphone. Die Software arbeitet so<br />
exakt, dass sie selbst die geringen Augenbewegungen<br />
beim Blick auf ein kleines<br />
Handydisplay registriert. Mithilfe<br />
der Technik erfassen nicht nur Website-<br />
Betreiber, wohin der Nutzer blickt. Auch<br />
können Anwender damit Figuren durch<br />
ein Spiel lenken, Anrufe annehmen oder<br />
unauffällig die Handykamera auslösen.<br />
Schnupper-Handy<br />
Mit der in manchen Smartphones eingebauten<br />
Funktechnik NFC lässt sich mehr<br />
anstellen, als kontaktlos an der Supermarktkasse<br />
zu bezahlen. Das zeigt<br />
C2Sense. Die Forscher des Start-ups haben<br />
spezielle Verpackungen entwickelt,<br />
die über Nanoröhrchen Ethen erschnüffeln.<br />
Das Gas gibt darüber Hinweise auf<br />
den Reifegrad des eingeschweißten Lebensmittels.<br />
Per Smartphone lassen sich<br />
die Informationen auslesen. So kann der<br />
Kunde im Geschäft feststellen, ob das<br />
Fleisch noch genießbar oder tief im Innern<br />
schon faulig ist.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WISSEN 67<br />
Die Rückkehr eines Erregers<br />
Ach, die Masern. Für viele in<br />
Deutschland, die zwischen<br />
20 und 40 Jahre alt sind,<br />
klang das Wort nach einer<br />
uralten Geschichte. Nach<br />
einer Krankheit aus der Vergangenheit,<br />
gegen die man komischerweise immer<br />
noch seine Kinder impfen soll. Vielleicht<br />
hatten einem die eigenen Eltern mal von<br />
der Zeit, als sie die Masern hatten, erzählt.<br />
Hohes Fieber, die roten Flecken<br />
auf der Haut, lange im Bett gelegen, aber<br />
dann war alles gut gegangen.<br />
VON WIEBKE HOLLERSEN<br />
Wirklich bedrohlich klang das nicht.<br />
Und nun ist in Berlin ein Junge, anderthalb<br />
Jahre alt, an den Masern gestorben.<br />
In der Stadt haben sich seit Oktober<br />
mehr als 600 Menschen mit dem Masernvirus<br />
angesteckt. Jeden vierten von<br />
ihnen traf die Infektion so heftig, dass er<br />
ins Krankenhaus musste. In der vergangenen<br />
Woche stellten Ärzte an einem einzigen<br />
Tag bei 28 Berlinern fest, dass auch<br />
sie die Masern haben.<br />
Viele, die zwischen 20 und 40 sind,<br />
fühlen sich trotzdem sicher, in Berlin<br />
und im Rest des Landes. Sie halten die<br />
Masern für eine Kinderkrankheit. Und<br />
sich selbst für bestens durch Impfungen<br />
geschützt. Beides stimmt leider nicht<br />
ganz. Das könnte in den nächsten Wochen<br />
zum Problem werden.<br />
Die wichtigsten Antworten zum Masernausbruch.<br />
1. Sind Masern nicht eine Kinderkrankheit?<br />
Wer ist überhaupt gefährdet?<br />
Im Herbst waren in Berlin vor allem<br />
Asylbewerber aus Bosnien erkrankt. Das<br />
hatten die Lokalzeitungen berichtet. In<br />
den Jahren, in denen das ehemalige Jugoslawien<br />
im Bürgerkrieg zerfiel, wurden<br />
offenbar viele Kinder dort nicht gegen<br />
Masern geimpft. Inzwischen stecken<br />
sich in Berlin vor allem Leute mit den<br />
Masern an, die keine Flüchtlinge sind.<br />
Und viele der Kranken sind Erwachsene.<br />
„Etwa jeder Zweite, der in Berlin gerade<br />
In Berlin sind die Masern ausgebrochen. Viele Patienten erkranken<br />
schwer – unter ihnen sind auffallend viele Erwachsene<br />
Das Masernvirus hat in Berlin seit Oktober mehr als 600 Menschen befallen<br />
an Masern erkrankt, ist älter als 18“, sagt<br />
Peter Lang von der Bundeszentrale für<br />
gesundheitliche Aufklärung.<br />
Das Virus überträgt sich über Tröpfchen<br />
und ist hoch ansteckend. Geschützt<br />
sind Menschen, die geimpft sind<br />
oder die Masern schon hatten. Krankheiten<br />
wie die Masern werden Kinderkrankheiten<br />
genannt, weil sie früher so weit<br />
verbreitet waren, dass sie beinahe jeden<br />
Menschen in der Kindheit erwischten.<br />
Die Kinder starben an den Masern. Oder<br />
sie überlebten und waren als Erwachsene<br />
gegen das Virus immun. Nach Angaben<br />
der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) starben in den 1970er-Jahren etwa<br />
2,6 Millionen Menschen, vor allem<br />
kleine Kinder, an den Masern. Nein,<br />
nicht im ganzen Jahrzehnt – in jedem<br />
einzelnen Jahr.<br />
2. Es heißt, dass sich auch Erwachsene<br />
impfen lassen sollen. Warum das denn?<br />
In der DDR wurden die meisten Kinder<br />
seit dem Jahr 1970 geimpft, in der Bundesrepublik<br />
seit dem Jahr 1973. Aus diesen<br />
Jahreszahlen ergibt sich ein Ratschlag, der<br />
OKAPIA KG, GERMANY<br />
zunächst einigermaßen absurd klingt: Wer<br />
nach der Einführung der Masernimpfung<br />
in Deutschland zur Welt kam, der sollte<br />
sich jetzt womöglich (noch einmal) gegen<br />
die Masern impfen lassen.<br />
Wer vor 1970 zur Welt kam, wurde<br />
nämlich ganz sicher nicht geimpft – und<br />
hatte höchstwahrscheinlich als Kind die<br />
Masern. „Von den Menschen, die vor<br />
1970 hierzulande geboren wurden, sind<br />
95 Prozent gegen die Masern immun“,<br />
sagt Jan Leidel. Der Virologe steht der<br />
Ständigen Impfkommission (Stiko) vor,<br />
die in Deutschland die offiziellen Impfempfehlungen<br />
herausgibt.<br />
Aber wurden seit 1970 wirklich alle<br />
Kinder geimpft? Wer jünger als 45 ist,<br />
solle in seinen Impfausweis schauen,<br />
lautet der Ratschlag der Kommission.<br />
Wer seinen Impfausweis – den aus der<br />
Kindheit – nicht findet, der solle sich lieber<br />
noch einmal impfen lassen.<br />
Jeder zweite Deutsche im Alter zwischen<br />
30 und 39 sei einer Studie zufolge<br />
vermutlich nicht gegen Masern geimpft,<br />
sagt Peter Lang von der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung. Bei den<br />
18- bis 29-Jährigen sei vermutlich jeder<br />
Fünfte nicht geimpft.<br />
Oder nicht ausreichend geimpft. Denn<br />
gegen die Masern sollte man sich zweimal<br />
impfen lassen.<br />
3. Warum reicht eine Impfung nicht?<br />
Vor etwa 15 Jahren sei klar geworden,<br />
dass eine Impfung gegen Masern in etwa<br />
fünf Prozent der Fälle nicht anschlägt.<br />
Das könne daran liegen, dass die Nadel<br />
falsch gesetzt wurde, oder etwas mit<br />
dem Impfstoff nicht in Ordnung war,<br />
sagt Jan Leidel von der Stiko. Deswegen<br />
impfe man Kinder inzwischen zweimal<br />
gegen die Masern. Zum ersten Mal im<br />
Alter zwischen elf und 14 Monaten, zum<br />
zweiten Mal mit 15 bis 23 Monaten.<br />
Kinder sollten übrigens unbedingt<br />
geimpft sein, bevor sie in den Kindergarten<br />
oder zu einer Tagesmutter kommen,<br />
nach Absprache mit dem Arzt sei eine<br />
erste Impfung auch schon für Babys im<br />
Alter von neun Monaten möglich.<br />
Dass gleich zwei Impfdosen nicht anschlagen,<br />
sei äußerst unwahrscheinlich.<br />
4. Könnte man nicht erst einmal testen,<br />
wer schon immun ist?<br />
Man kann im Blut eines Menschen die<br />
Konzentration der Antikörper gegen einen<br />
Erreger bestimmen. Hausärzte sagen,<br />
dass dieser Test im Fall der Masern<br />
zu aufwendig und teuer sei. Jan Leidel<br />
von der Impfkommission sagt, dass dieser<br />
Test nicht sicher genug sei. Jedenfalls<br />
bieten die meisten Ärzte ihn nicht<br />
an. Eine Impfdosis zu viel? Die schade<br />
keinem Gesunden, sagen sie. Menschen,<br />
deren Immunsystem geschädigt ist, impfe<br />
man ohnehin nicht gegen Masern.<br />
5. Stecken hinter der Impfkampagne<br />
nicht nur politische Interessen?<br />
Die Ausrottung der Masern ist in der Tat<br />
ein politisches Ziel. Eins, auf das sich die<br />
Weltgemeinschaft geeinigt hat, und bei<br />
dessen Erfüllung sie große Fortschritte<br />
macht. Seitdem weltweit Kinder geimpft<br />
werden, sterben nicht mehr Millionen<br />
Menschen im Jahr an Masern. Im Jahr<br />
2013 zählte die WHO aber immer noch<br />
145.700 Todesfälle. Die meisten Opfer waren<br />
Babys und Vorschulkinder.<br />
Kinder, die nicht geimpft sind, werden<br />
in Deutschland die Masern fast immer<br />
überleben. Aber sie können Kinder anstecken,<br />
die gar nicht geimpft werden<br />
können, weil sie noch zu klein oder<br />
schon zu krank sind. Und diese Kinder<br />
haben schlechtere Überlebenschancen,<br />
wenn das Virus sie trifft.<br />
6. Wo kann ich mich impfen lassen und<br />
was kostet das?<br />
Kinder impft der Kinderarzt, Erwachsene<br />
der Hausarzt, mit demselben, kombinierten<br />
„MMR-Impfstoff“, der auch gegen<br />
Mumps und Röteln immunisiert. Es kann<br />
sein, dass man nach der Impfung ein<br />
paar Tage unter Fieber und Schmerzen<br />
leidet. Einen reinen Masern-Impfstoff<br />
gibt es in Deutschland derzeit nicht. Die<br />
Impfung ist für Kinder und Erwachsene,<br />
die nach 1970 geboren wurden, kostenlos.<br />
ANZEIGE
68 BOOT<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
AUFGETAKELT<br />
Segeln ist nicht nur etwas für alte<br />
Männer. Im Gegenteil: Die Jugend<br />
will sich künftig stärker als bisher in<br />
den Sport einbringen. Dies zeigte das<br />
21. Jugendseglertreffen im nordrheinwestfälischen<br />
Hachen. Mehr als 200<br />
Teilnehmer trafen sich dort zum<br />
Gedankenaustausch. Die Gastgeber<br />
vom Segler-Verband Nordrhein-<br />
Westfalen hatten dem Jugend-Gipfel<br />
ein moderneres Konzept gegeben –<br />
zum ersten Mal konnten die Jugendlichen<br />
ihre Themen selbst bestimmen.<br />
Ergebnis: Wichtig ist ihnen<br />
etwa die Vereinbarkeit von Schule,<br />
Studium und Beruf mit dem Segelsport<br />
oder wie durch bessere Strukturen<br />
und mehr Motivation wieder<br />
mehr Kinder und Jugendliche fürs<br />
Segeln begeistert werden können.<br />
Der Vizepräsident des Deutschen<br />
Segler-Verbandes, Udo Scheer, war<br />
von so viel Engagement berührt: „Es<br />
war schön zu erleben, wie sich die<br />
Jugendlichen intensiv mit den Zukunftsfragen<br />
des Segelsports auseinandergesetzt<br />
haben.“ Zudem<br />
machte die Idee, die Jugendlichen<br />
sich selbst mehr einbringen zu lassen,<br />
über den Segelsport hinaus Eindruck.<br />
So hieß es von der Deutschen<br />
Sportjugend, dass dieser Ansatz für<br />
andere Sportverbände beispielgebend<br />
sein könnte.<br />
ws<br />
Hängen sich rein: Tina Lutz (hinten) und Susann Beucke visieren eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in der 49er-FX-Bootsklasse an. Vor Palma de Mallorca endet 2016 die Qualifikation<br />
Auf Kollisionskurs<br />
PEDRO MARTINEZ/MARTINEZ STUDIO<br />
ABGETÖRNT<br />
Vier Frauen-Teams kämpfen in der Olympiaklasse 49er FX um eine Fahrkarte zu den Olympischen Spielen<br />
in Rio de Janeiro. An der Rivalität drohen Freundschaften zu zerbrechen<br />
Einen schweren Schlag aus seglerischer<br />
Sicht muss aktuell der deutsche<br />
Segler Boris Herrmann verdauen.<br />
Er war bis vor wenigen Tagen<br />
auf dem modifizierten Volvo-70–Racer<br />
„Maserati“ mit Skipper Giovanni<br />
Soldini unterwegs und bestritt das<br />
Caribbean 600 Race in der Karibik.<br />
Nun mussten Soldini und Herrmann<br />
das Rennen abbrechen. Grund: ein<br />
schwerer Schaden in der Kiel-Hydraulik<br />
des Segelbootes. Die Bilge<br />
füllte sich mit Öl, der Kiel konnte<br />
nicht mehr bewegt werden. Das ist<br />
vor allem schade, weil das Rennen<br />
für die „Maserati“ bis dahin gut lief.<br />
Bis zum Zeitpunkt des Schadens lag<br />
das Schiff auf Platz eins in seiner<br />
Klasse. Nach einem verpassten Atlantik-Rekord<br />
muss das „Maserati“-<br />
Projekt damit erneut einen Dämpfer<br />
hinnehmen. Im Herbst vergangenen<br />
Jahres war die „Maserati“ bei dem<br />
Versuch gescheitert, die über zehn<br />
Jahre alte Bestzeit von „Mari-Cha“<br />
für die Nordatlantik-Passage zu unterbieten.<br />
ws<br />
DSV; SOLDINI<br />
Das Rennen beginnt<br />
für Tina Lutz und Susann<br />
Beucke mit einem<br />
Crash. Ein anderes<br />
Boot kommt ihnen<br />
in die Quere.<br />
Doch sie überstehen<br />
den Zusammenprall in den glitzernden<br />
Fluten vor Miami mit Glück unbeschadet.<br />
Sofort nehmen sie die Verfolgung<br />
ihrer Gegnerinnen wieder auf. An der<br />
ersten Wendemarke zerrt der Wind<br />
dann mit 30 Knoten so erbarmungslos<br />
VON TATJANA POKORNY<br />
am knapp 14-Quadratmeter-Großsegel<br />
der Jolle, dass sie kentern. Nur ein paar<br />
Minuten brauchen die Frauen, um das<br />
knapp fünf Meter lange Boot aufzurichten.<br />
Tina Lutz und Susann Beucke haben<br />
viel Übung darin, denn Kentern gehört<br />
in der Bootsklasse 49er FX zum Alltag.<br />
Nur sieben von 41 Teams erreichen<br />
schließlich die Ziellinie. Tina Lutz und<br />
Susann Beucke gehören als Fünfte dazu.<br />
Es ist ein gelungener Auftakt zum ersten<br />
Weltcup der Saison 2015.<br />
Die beiden Seglerinnen bilden eine<br />
von vier starken deutschen Frauen-<br />
Crews, die in der rasanten olympischen<br />
Segeldisziplin 49er FX um eine Fahrkarte<br />
zu den Olympischen Spielen 2016 kämpfen.<br />
Die anderen drei Teams: Victoria<br />
Jurczok und Anika Lorenz aus Berlin,<br />
Leonie Meyer und Elena Stoffers aus<br />
Kiel sowie die Zwillinge Jule und Lotta<br />
Görge aus Strande.<br />
Insgesamt sind also acht junge Frauen<br />
in einer Bootsklasse gemeinsam für<br />
Olympia am Start – eine Ausnahme im<br />
internationalen Regattasport. Zehn<br />
Bootsklassen werden bei den Spielen antreten,<br />
doch eine solch geballte Segelkompetenz<br />
in einer Klasse gibt es selten.<br />
Mehr noch: Alle Seglerinnen sind gut<br />
miteinander bekannt, teilweise miteinander<br />
befreundet, kennen jeweils die<br />
Stärken und Schwächen der anderen.<br />
Die jungen Frauen zwischen 22 und 27<br />
Jahren verbringen auf dem Wasser und<br />
an Land viel Zeit miteinander.<br />
Daraus entsteht ein interessanter Spagat<br />
– Freundschaft und Anerkennung einerseits,<br />
Rivalität und Gegnerschaft andererseits.<br />
Noch verläuft angesichts dieser<br />
Nähe der sportliche Wettbewerb auf<br />
den Regattakursen ausgeglichen. Mal ist<br />
das eine Team vorn, mal das andere.<br />
Nicht einmal der Trainer der Damengruppe,<br />
Max Groy, vermag vorherzusagen,<br />
welche seiner Schützlinge sich in<br />
der Olympiaqualifikation durchsetzen<br />
werden. „Es ist zugleich Luxus und Herausforderung,<br />
mit einer so starken<br />
Gruppe zu arbeiten“, sagt er. Noch ziehen<br />
die vier Frauen-Teams also an einem<br />
Strang, noch tauschen sie sich offen über<br />
Technik und Taktik aus. Auf diesem Kurs<br />
sind sie gemeinsam in die Top Ten in ihrer<br />
Klasse weltweit vorgestoßen. Doch<br />
diese Harmonie könnte Anfang Juli jäh<br />
enden. Dann fällt bei der Europameisterschaft<br />
vor Porto in Portugal der erste<br />
Startschuss zur dreiteiligen Ausscheidung<br />
für die Olympischen Spiele. Und<br />
dann sind die vier Frauen-Teams plötzlich<br />
die härtesten Konkurrentinnen.<br />
Eine ähnliche Situation hat es schon<br />
einmal gegeben. Viele können sich noch<br />
an die Regatten von Tina Lutz und Susann<br />
Beucke im Vorfeld der Olympischen<br />
Spiele 2012 erinnern. Damals unterlagen<br />
sie in der 470er-Jolle in einem<br />
dramatischen nationalen Ausscheidungsduell<br />
ihren Rivalinnen Kathrin Kadelbach<br />
und Friederike Belcher.<br />
Letztgenannte hatten nichts anderes<br />
getan, als geltende Regeln zu ihrem Vorteil<br />
zu nutzen. Sie waren mit knappem<br />
Vorsprung in die letzte von drei Qualifikationsregatten<br />
gestartet. Diesen Vorsprung<br />
verteidigten sie, indem sie ihre<br />
beiden Konkurrentinnen über mehrere<br />
Wettfahrten in enge Bootsdeckung nahmen<br />
und „nach hinten“ segelten. Eine<br />
Taktik dieser Art ist durchaus erlaubt.<br />
Das gute Verhältnis der vier jungen<br />
Seglerinnen war zerstört. Kathrin Kadelbach<br />
und Friederike Belcher wurden für<br />
unsportliches Verhalten in Teilen der<br />
Seglerszene geschmäht, gleichzeitig<br />
ACHT DAMEN,<br />
VIER TEAMS<br />
Vier Frauen-Crews kämpfen<br />
zwischen Juli 2015 und April 2016<br />
bei drei Regatten um die Fahrkarte<br />
nach Rio in der neuen Olympiadisziplin<br />
49er FX. Aber nur ein<br />
Team kann das Ticket lösen. Die<br />
Nationenhürde haben die deutschen<br />
Frauen schon genommen:<br />
Den Startplatz für Deutschland<br />
sicherten Victoria Jurczok und<br />
Anika Lorenz mit Platz sechs bei<br />
der WM 2014. Damit erwarb das<br />
Berliner Duo aber nicht automatisch<br />
auch ein persönliches Anrecht<br />
auf die Olympiateilnahme.<br />
Das sichert sich jene Mannschaft<br />
unter den vier deutschen Damen-<br />
Teams Tina Lutz / Susann Beucke,<br />
Victoria Jurczok / Anika Lorenz,<br />
Leonie Meyer / Elena Stoffers sowie<br />
Jule Görge / Lotta Görge, das sich<br />
in der dreiteiligen nationalen<br />
Ausscheidung in Portugal, in den<br />
USA und vor Palma de Mallorca<br />
nach einem DSV-Punktesystem<br />
durchsetzt. Weiterhin muss die<br />
Norm des Deutschen Olympischen<br />
Sportbundes erfüllt werden.<br />
wussten alle: Wenn es darum geht, einen<br />
Startplatz bei Olympischen Spielen zu<br />
ergattern, so ist sich jeder selbst der<br />
Nächste. Zu viele Jahre arbeitet man auf<br />
dieses eine Ziel hin. Im entscheidenden<br />
Augenblick zählen auch Freundschaften<br />
dann nichts mehr.<br />
„Der Knackpunkt kommt nun mit der<br />
ersten Ausscheidung und der Reaktion<br />
der Teams darauf. Wir haben alle Sorge,<br />
dass unsere Trainingsgruppe dann auseinanderfällt“,<br />
sagt Steuerfrau Leonie<br />
Meyer. Doch da sind eben noch Victoria<br />
Jurczok und Anika Lorenz. Sie sind die<br />
Leichtwind-Königinnen der Gruppe –<br />
vor allem bei wenig Wind sind sie die internen<br />
Favoriten. Auch die beiden Berlinerinnen<br />
glauben fest an ihre Chance.<br />
Ebenso wie die Görge-Zwillinge Jule und<br />
Lotta, die auf Teamwork setzen.<br />
„Wir kennen uns unfassbar gut“, sagt<br />
Steuerfrau Jule über die Zusammenarbeit<br />
mit ihrer Schwester Lotta. Die beiden<br />
jungen Frauen, jeweils 22 Jahre alt,<br />
segeln seit ihrem 14. Lebensjahr zusammen.<br />
„Die Olympiaqualifikation ist derzeit<br />
unser Lebensinhalt“, sagt Jule Görge.<br />
Auch die Görges setzen auf den Zusammenhalt:<br />
„Wir haben mit dem gesamten<br />
Team einen offenen Umgang<br />
vereinbart und hoffen, dass es dabei<br />
bleibt.“ Dieser Wunsch danach eint die<br />
vier Teams. Letztlich wird Olympia aber<br />
für die Mehrheit ein Traum bleiben.<br />
MOTORBOOTE<br />
SEGELBOOTE<br />
ROLLS ROYCE<br />
Regal (USA) / Commodore 292 Bj 1998.<br />
Daycruiser. Šibenik/Kroatien. L 9.75m.<br />
2xMercr. 4,3l/ 2x139kW. T 01752471725<br />
www.boot24.com/263746<br />
<br />
KIEL CLASSIC 28 ALPHA<br />
Bj. 2009 | 1 x 265 PS VW Diesel | viele Extras | Top-Zustand | LP: N.-Deutschland |<br />
€ 159.000,– | # 04349 - 91 99 30 oder<br />
www.kirchner-mares.com<br />
Entspannen Sie mit<br />
Deutschlands großer<br />
Sonntagszeitung.<br />
Jetzt pünktlich zum<br />
Sonntagsfrühstück frei Haus:<br />
www.wams.de/abos<br />
PALMER JOHNSON 84 - CENTERBOARD<br />
Bj. 1982 | Aluminium | Deutscher Eigner | 3 Kabinen + Crew | LP Mallorca | € 590.000,–<br />
Umfangreiche Infos exklusiv bei uns unter: 040-605 631 86 oder<br />
www.kirchner-mares.com<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
WIESMANN<br />
RARITÄT<br />
RIVA SUPERAMERICA 48<br />
GFK, 14,60 x 4,20 m, 2x 400 PS, Diesel,<br />
Generator, Klima etc., regelm.<br />
Winterhallenlager, bootsmanngepflegt,<br />
Süßwasser, LP: Berlin. VB 99.000 €<br />
Mobil 0178-566 26 20<br />
Sealine / F33 Sealine Fly 33, Kategorie<br />
Motoryacht, BJ: 1999, 10,50 x 3,35m,<br />
GFK, FP 89.000¤, Rostock, 0172/<br />
8970710 www.boot24.com/264824<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Cranchi / Atlantique 40 Fly Sehr schöne<br />
neuwertige Flybright Yacht mit neuer<br />
Gangway. Tel. 0151/ 171 555 76<br />
www.boot24.com/284351<br />
Xc-42<br />
Bj. 2010, 12,81 x 4,10, 75PS, komplett<br />
für Langfahrt und Urlaub. VB. 425t ¤.<br />
Information:+49 (0 1702888782<br />
Porter & Haylett (GB) / Grampian 34 Gepflegte<br />
10,30m Tourenyacht in 24340<br />
Eckernförde zu verkaufen<br />
www.boot24.com/273709<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Eigenbau / Tirhandil Ideal für 2 Pers. Iroko<br />
auf Maulbeer Sapelli- öst. Flagge<br />
Kemer/Antalya www.boot24.com/<br />
292631<br />
Willkommen<br />
an Bord.<br />
Der Wassersportmarkt von<br />
DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Phantom Drophead<br />
Coupé (Cabrio)<br />
erst 13.500 km, EZ 07/10, schwarz,<br />
Leder schwarz, Vollausstattung, € 299.000,–<br />
Autohaus Süd GmbH<br />
Bochumer Straße 103 · 45663 Recklinghausen<br />
$ 02361/907 46-26 /-27 · www.autohaussued.de<br />
Seitenweise Strassenkreuzer! Mehr<br />
Luxuslimousinen, wertvolle Oldtimer oder<br />
hochkarätige Sportwagen unter einem<br />
Dach finden Sie sonst nirgendwo. Der Automarkt<br />
der WELT/WELT am SONNTAG –<br />
jede Woche mit exklusiven Angeboten<br />
aus aller Welt.<br />
Wiesmann Roadster MF 5<br />
V10 Motor, 7-Gang SMG Getriebe, einer der<br />
Letzten, EZ 07/10, bianco polo, Sonderleder<br />
rot, viel Zubehör, Kaufpreis 209.000,– €<br />
Leasing, Finanzierung<br />
Autohaus Süd GmbH<br />
Bochumer Straße 103 · 45663 Recklinghausen<br />
$ 02361/907 46-26 /-27 · www.autohaussued.de<br />
Anzeigen im Automarkt. Informationen<br />
erhalten Sie unter: Tel.: 030/58 58 90 oder<br />
Fax: 030/58 58 91
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
MOTOR 69<br />
Oh, du kleines knuffiges Kerlchen!<br />
Ungeniert in Strunzgelb<br />
strahlend stehst du in<br />
der Tiefgarage und leuchtest,<br />
leuchtest, leuchtest. Selbst<br />
wer nicht weiß, auf welchem<br />
Platz du stehst, er findet<br />
dich. Weil du anders bist, und weil du das auch<br />
ausströmst, selbst um Ecken und Pfeiler herum.<br />
231 PS in einem Wägelchen wie dem S1, das<br />
muss man sich trauen. Audi hat dieses Selbstbewusstsein<br />
– auch weil man der wuchtigen Motorleistung<br />
einen Allradantrieb beigeben kann. Sicher,<br />
mit elektronischer Traktionskontrolle könnte<br />
auch die Vorderachse allein den Überfall von<br />
231 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment bewältigen,<br />
aber eine souveränere Beschleunigung ergibt<br />
sich, wenn man überschüssige Kraft nach hinten<br />
lenkt. Hier ist sie besser aufgehoben, mögen<br />
Fans des frontgetriebenen Mini John Cooper<br />
Works (ebenfalls 231 PS) das auch anders sehen.<br />
STEFAN ANKER ist Autor der<br />
WeltN24-Gruppe und fährt seit<br />
25 Jahren professionell Auto. Sein<br />
erster Testwagen war ein Daihatsu<br />
Applause<br />
Es zeugt von Wohlstand, wenn man über das<br />
Beschleunigungsverhalten eines eigentlich übermotorisierten<br />
Kleinwagens philosophieren kann,<br />
aber andererseits: Warum soll das Leben im Leistungsüberfluss<br />
den Käufern größerer Autos vorbehalten<br />
bleiben? Überdies gibt es eine Klientel, die<br />
sich nichts sehnlicher wünscht als ein kleines Auto<br />
mit großem Motor: Und junge Männer müssen<br />
die Chance haben, ihre Träume zu verwirklichen.<br />
Da es ihnen oft an Geld mangelt, wird der Audi<br />
S1, der mindestens 29.950 Euro kostet, seine eigentliche<br />
Blütephase erst in rund zehn Jahren erreichen.<br />
Wenn er als Gebrauchter zu Preisen angeboten<br />
wird, die das Gehalt eines Auszubildenden<br />
der Handwerksberufe nicht überstrapazieren.<br />
Dann wird dieses Auto Hege und Pflege erfahren,<br />
die es für weitere zehn Jahre ansehnlich bleiben<br />
lassen. Vielleicht wird es an GTI-Treffen teilnehmen.<br />
Oder in Tuningzeitschriften auftauchen.<br />
Dabei wäre das zusätzliche Veredeln gar nicht<br />
nötig. Der S1 unterscheidet sich auch so deutlich<br />
von den zivileren A1-Modellen, indem er 17-Zoll-<br />
Räder trägt mit breiten Niederquerschnittsreifen<br />
(215/40), dazu einen sehr gut erkennbaren Dachspoiler<br />
und eine auffälligere Frontschürze. Etwas<br />
FLOTTER VIERER: STEFAN ANKER IM AUDI S1<br />
Zuckungen im<br />
Fußgelenk<br />
Audi hat das Selbstbewusstsein,<br />
sein kleinstes Modell mit<br />
231 PS auszustatten.<br />
Übermotorisiert ist es<br />
trotzdem nicht<br />
Audi hat den kleinen A1 (3,98 Meter) zum S1 gemacht: ausschließlich mit Sechsgangschaltung und Allrad. Die fünftürige Version kostet 31.300 Euro<br />
1<br />
2<br />
AUDI (3)<br />
tiefer liegt er mit seinem Sportfahrwerk auch.<br />
Und wem das zu dezent ist, der kann gegen 1250<br />
Euro Aufpreis noch größere Räder bekommen (18<br />
Zoll mit 225/35er-Reifen), rotlackierte Bremssättel,<br />
eine zusätzliche Spoilerlippe vorn sowie hinten<br />
Flügel statt Spoiler (1). Bi-Xenonlicht ist in diesem<br />
Paket zusätzlich enthalten.<br />
Die Frage ist nur: Wie viel wird 2025 der Liter<br />
Super kosten? Jetzt geht es ja, jetzt kann man den<br />
S1 in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 pushen oder auf<br />
der Autobahn Eindruck schinden im Rückspiegel<br />
weit größerer Autos, indem man mithält bis Tempo<br />
250. Genuss ohne Reue, der energiepolitischen<br />
Weltlage sei Dank. In der Tat führt der Audi S1 seinen<br />
Fahrer täglich in Versuchung, mit dem rechten<br />
Fuß etwas mehr vom Benzin auszugeben, als<br />
der Normverbrauch (7,0 l/100 km) andeutet.<br />
Was den Menschen für seinen potenten Zweiliter-Benziner<br />
einnimmt, ist dessen quicklebendiges<br />
Ansprechen auf die kleinsten Zuckungen im<br />
Fußgelenk. Derzeit gibt es ja eine Diskussion darüber,<br />
ob es sinnvoll ist, dass die Hersteller von<br />
sportlichen Autos von Saugmotoren auf Turbos<br />
umstellen. Weil der Turbolader immer erst eine<br />
Portion Abgas braucht, um seine Wirkung zu entfalten,<br />
sind Saugmotoren per se reaktionsschneller,<br />
was das Umsetzen der Fahrerwünsche angeht.<br />
Doch die Ingenieure machen ja Fortschritte,<br />
auch bei Audi. So wohnen zwei Seelen in der Brust<br />
des S1. Weil seine größte Kraft schon bei 1600 Umdrehungen<br />
ansteht, kann er lässig brummelnd<br />
durch die Stadt gondeln und Sprit sparen. Wer<br />
mag, kann ihn aber auch artgerecht halten und<br />
zwölf Liter oder mehr verbrauchen. Zur Potenz<br />
des Motors passt die knackige Fahrwerksabstimmung,<br />
die sich mit dem DriveSelect-Schalter in<br />
der Mittelkonsole (2) an die eigenen Vorlieben<br />
anpassen lässt. Efficiency, Auto und Dynamic lauten<br />
die Wahlmöglichkeiten, verändert werden die<br />
Feder-Dämpferabstimmung, die Gasannahme sowie<br />
die Lenkcharakteristik.<br />
Am Ende bleibt zu sagen, dass die Farbe des<br />
Testwagens nicht wirklich Strunzgelb hieß, auch<br />
wenn sie so aussah, sondern Vegasgelb (1230 Euro<br />
extra). Und es fiel der Abschied schwer, auch weil<br />
der Umgang mit dem Audi S1 ein Ausflug in die<br />
Wunschvorstellungen der eigenen Jugend war. So<br />
ein Auto hätte man damals gern gehabt, lieber jedenfalls<br />
als den ollen Opel Kadett mit 55 PS.<br />
Und den jungen Menschen, die sich schon jetzt<br />
den Traum S1 erfüllen, möchte man zurufen:<br />
Herzlichen Glückwunsch! Aber fahrt vorsichtig.<br />
Nächste Woche im automobilen Quartett am Start:<br />
Andreas Rüttenauer im Jaguar XF.<br />
AUTO<br />
AUDI<br />
BMW<br />
AUDI A8 SALON<br />
www.automarkt-feser.de<br />
35 x A 8 zur Auswahl<br />
A8, 4,2 TDI lang exkl., 283 kW, EZ 06/14, 1.800 km,<br />
monsungrau, grau met., Leder schw., Komfortsitzpaket<br />
vo. + Frontsitzpaket inkl. Ruhesitz, Sitzklimatisierung<br />
& Massagefunktion vo. & hi., Komfortschlüssel, REAR<br />
SEAT Entertainment, Assistenzpaket, Alu 21", B & O-<br />
Soundsystem, Solarschiebedach, Standheizung, Matrix-<br />
Scheinwerfer, Head-up-Display, w. Extras 98.500 €<br />
A8, 4.2 TDI lang, exkl. 258 kW, EZ 05/13, 32.800 km,<br />
oolong grau-metallic, Voll-Leder schw., Komfortsitzpaket<br />
vorn, Fontsitzpaket inkl. Ruhesitz, Sitzbelüftung<br />
& Massage funktion vorn & hinten, Solar schiebedach,<br />
Standhzg., Alu 20", B & O-Soundsystem, Assistenzpaket,<br />
REAR SEAT Entertainment, LED-Scheinwerfer,<br />
weitere Extras 68.800 €<br />
A8, 4,2 TDI lang, 258 kW, EZ 06/13, 37.000 km,<br />
schw. met., Leder schwarz, Komfortsitzpaket vorn inkl.<br />
Einzelsitze im Fond, Sitzklimatisierung und Massagefunktion<br />
vorn & hinten, LED Scheinwerfer, Komfortschlüssel,<br />
Bang & Olufsen-Soundsystem, Assistenzpaket,<br />
Alu 21", REAR SEAT Entertainment, Standheizung,<br />
SSD, weitere Extras 67.500 €<br />
A8, 4,2 TDI 283 kW, EZ 07/14, 12.000 km, schwarz<br />
met., Leder schwarz, Komfortsitzpaket vorn inkl. Sitzbelüftung<br />
& Massagefunktion, Alu 20“, AHK, Assistenzpaket,<br />
Matrix-Scheinwerfer, Head-up-Display, Komfortschlüssel,<br />
Schiebedach, Standheizung, w. E. 88.500 €<br />
A8, 3.0 TDI lang, 184 kW, EZ 02/13, 30,000 km,<br />
quartz grau met., Leder schw., Alu 19", Assistenzpaket,<br />
Komfort-Sitzpaket vorn inkl. Sitzklima. & Massagefunktion<br />
vo. + hi., Komfortschlüssel, TV-Empf., Solarschiebedach,<br />
Standheizung, weitere Extras 53.800 €<br />
A8, 3.0 TDI 190 kW, EZ 12/13, 40,400 km, oolonggrau<br />
met., Leder titangrau, Komfort-Sportsitzpaket vo., Alu<br />
20“, AHK, Assistenzpaket, Matrix-Scheinwerfer, Schiebedach,<br />
Komfortschlüssel, Standhzg., w. Extras 61.700 €<br />
Weitere Audi auf Anfrage!<br />
Ihr Partner für Sport- und<br />
Exklusiv-Automobile<br />
Audi RS6 Avant 4.0 TFSI quattro, neues<br />
Modell,412 kW (560PS), Mythosschwarz met.,<br />
tiptronic, Komfortklimaautomatik, Luftfederung,<br />
S-Sportsitze el. mit Memoryfunkt., Sitzheiz.,<br />
Alcantara, Einparkhilfe plus, Navi u. v. m.<br />
Kraftstoff, l/100 km: innerorts 13,4/ außerorts<br />
7,4/komb. 9,6/CO 2 -Emiss. komb. 223 g/km.<br />
Unser Leasingangebot<br />
ohne Anzahlung<br />
monatl. Leasingrate 849,– * €<br />
*Ein Angebot der Audi Leasing GmbH, Zweigniederlassung<br />
der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner<br />
Str. 57, 38112 Braunschweig für gewerbl. Einzelabnehmer,<br />
deren Selbstständigkeit seit mind. einem<br />
Jahr besteht. Das Angebot gilt nur bei gleichzeitiger<br />
Inzahlungnahme Ihres Gebrauchtwagens (außer VW,<br />
Audi, Seat, Skoda und Porsche), der bei Neuwagenbestellung<br />
min. 4 Monate auf Sie zugelassen ist. Bonität<br />
vorausgesetzt. Zzgl. MwSt; Laufzeit 36 Monate,<br />
Laufleistung 10.000 km p.a., Sollzins 2,07 %, effektiver<br />
Jahreszins 2,07 %, Gesamtbetrag 30.564,– €;<br />
Anschaffungspreis 92.588, 24 €.<br />
Audi Zentrum Leverkusen, Günter Purwien,<br />
Telefon 0214/20 65-56, Fax -399, Mobil<br />
0174/9761142, horst-guenter.purwien@<br />
audi-zentrum-leverkusen.de<br />
FERRARI<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
MASERATI<br />
PORSCHE<br />
Porsche Kompetenz seit<br />
1985<br />
Möchten SIe Ihren Porsche verkaufen?<br />
Wir sind für Sie da!<br />
Tel. 040 - 374 1362 60<br />
Fax 040 - 374 1362 61<br />
info@jungblut-sportwagen.de<br />
BMW 3.0 CSL, Sammlerfahrzeug<br />
mit BMW Zertifikat<br />
Unser CSL mit Straßenpaket wurde fachmännisch<br />
restauriert. www.motorradfuchs.com,<br />
Wolfgang Fuchs, Meller Str. 283,<br />
49084 Osnabrück<br />
Tel. 0541-404390<br />
BMW ALPINA Z8 Roadster/ 2004<br />
0% Zinsen, Euroschwäche...hier hilft Alpina<br />
Power für 100% Fahrspaß, nur 555 St; sehr selten<br />
in schw/schw Alcantara Leder; 43´tkm,<br />
u´frei; match.nrs, Gutachten 1, Org. tel; Hardtop<br />
u.v.m.;v. Priv. Sammler, München, engl.<br />
spoken; FP 249.900 ¤<br />
Tel. +49 151 58963227<br />
VOLKSWAGEN<br />
VERSCHIEDENES<br />
OLDTIMER<br />
www.feser-graf-gruppe.de<br />
Neu- und Dienstwagen<br />
direkt am AUDI-Werk!<br />
www.audi-zentrum-ingolstadt.de<br />
Hotline: 0841 1490829<br />
Maserati Granturismo<br />
Automatik Sport<br />
Einzelstück; 1. Hand; 12.500 km; EZ 06/2013; (UVP<br />
Lt. Rechn. 183.000,– €); Kaufpreis 99.500,– €<br />
Autohaus Süd GmbH<br />
Bochumer Straße 103 · 45663 Recklinghausen<br />
$ 02361/907 46-26 /-27 · www.autohaussued.de<br />
MERCEDES-BENZ<br />
NEUER Cayenne Diesel<br />
0 KM – 193 kW – 262 PS<br />
Nicht zugelassen. Lieferung 02/15<br />
Metallic dkl.blau - Leder beige<br />
TOP-VOLLAUSSTATTUNG !!<br />
Original Lieferpreis 108.653,– €<br />
MWST. AUSWEISBAR<br />
Umständehalber – 95.500,– €<br />
Tel. 0171- 430 49 23<br />
Kapitalanlage,<br />
perfekter Porsche 930 Turbo<br />
EZ 1980, 1. Hd. Kaufpreis € 139.500,–<br />
Autohaus Süd GmbH<br />
Bochumer Straße 103 · 45663 Recklinghausen<br />
$ 02361/907 46-26 /-27 · www.autohaussued.de<br />
Auf der Pole Position mit<br />
DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Mercedes-Benz E 280 CDI 7G-TRONIC;<br />
Kombi; 7 Sitze; 176.324 km; EZ 02/2006;<br />
Diesel-190 PS; Euro 4; TUV: 02/2017; Xenon;<br />
Leder; Parktronic; Standheizung;<br />
usw.; 4.300 EUR; claussy@gmx.net;<br />
Tel.(0179)44318284<br />
Angebote zum Abfahren: Der große Automarkt<br />
von DIE WELT und WELT am<br />
SONNTAG.<br />
<br />
<br />
<br />
Porsche, Range Rover, Jaguar - Ankauf<br />
✆ 040 / 527 68 49<br />
www.berendsenautomobile.de<br />
ANKÄUFE<br />
Geländewagen, Audi, BMW, Jaguar, Mercedes,<br />
Porsche, BMW, Geländewagen, Jaguar, Porsche auch hohe<br />
Telefon/Fax: km od. Beschädigte. 0208/32 Tel./Fax 0208/324203<br />
03
Motor<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 70<br />
Traumauto des<br />
Bürgertums:<br />
Die Isabella wurde<br />
von 1954 bis 1961 gebaut.<br />
Sie wurde als<br />
Zweitürer und als<br />
Kombi angeboten und<br />
war das erfolgreichste<br />
Modell der Marke<br />
Borgward<br />
BORGWARD<br />
Zurück zu Isabella<br />
BENTLEY<br />
ANZEIGE<br />
Die Marke ist ein<br />
Mythos. 50 Jahre<br />
nachdem das letzte<br />
Auto vom Band lief,<br />
plant Borgward ein<br />
Comeback. Der Plan<br />
ist nebulös<br />
VON THOMAS GEIGER<br />
Sein erstes Auto zeichnete<br />
er als Jugendlicher daheim<br />
auf dem Dachboden,<br />
als frühe Übung für die<br />
Isabella, eines der schönsten<br />
Autos der deutschen<br />
Nachkriegsgeschichte. Mit<br />
diesem Auto, neben dem Lloyd Alexander<br />
und der Arabella, stieg Carl Friedrich<br />
Wilhelm Borgward zum Star der Automobilbranche<br />
auf und verkaufte über eine<br />
Million Autos, in einigen Jahren sogar<br />
mehr als Mercedes oder Ford. Der Sohn<br />
eines Kohlehändlers zählte den Zeitungsverleger<br />
Axel Springer zu seinen<br />
Kunden und Schauspieler Paul Newman.<br />
Aber auch politische Ränkespiele prägten<br />
sein Leben, ein vermutetes Liebesgeflüster<br />
mit einer Sekretärin namens Isabella,<br />
Streitigkeiten mit den Banken,<br />
missgünstige Konkurrenten und Dutzende<br />
Verschwörungstheorien – bis er<br />
schließlich ganz tief fiel. Am 11. September<br />
1961 musste der Bremer Automobilhersteller<br />
Borgward Konkurs anmelden.<br />
„Statt des großen Bellheims hätte das<br />
ZDF auch den großen Borgward drehen<br />
können“, sagt Peter Kurze, der die Geschichte<br />
der Marke erforscht, die zum<br />
Wirtschaftswunder-Deutschland gehört<br />
wie das Tempo-Taschentuch oder der<br />
Nierentisch.<br />
Kommende Woche nun soll auf dem<br />
Genfer Autosalon die Fortsetzung der<br />
42-jährigen Geschichte von Borgward<br />
verkündet werden. Hinter dem Comeback<br />
stehen der Enkel des Gründers,<br />
Christian Borgward, für den der „Relaunch<br />
ein Kindheitstraum war, der nun<br />
Realität wird“, und Karlheinz Knöss, der<br />
bislang als Sprecher diverser Hersteller<br />
aufgetreten ist und sich mit schwierigen<br />
Projekten auskennt. Kurz vor der Übernahme<br />
durch General Motors war er für<br />
Saab tätig und führte für Mercedes den<br />
glücklosen Vaneo ein. Während es Christian<br />
Borgward auch darum geht, die Familienehre<br />
wiederherzustellen, betont<br />
Knöss die Faszination der Marke: Er<br />
rühmt den Gründer als „Designer, Konstrukteur<br />
und Unternehmer, der ein beeindruckendes<br />
Lebenswerk geschaffen“<br />
hat, der weltoffen, international und innovativ<br />
gewesen sei. Er schwärmt von<br />
der „positiven Ausstrahlung der Marke“<br />
und berichtet von der großen Resonanz<br />
auf die Rückkehr: „Sowohl junge Ingenieure<br />
als auch erfahrene Fachleute waren<br />
und sind daran interessiert, mit<br />
Borgward in die Zukunft zu gehen.“<br />
Allein: So begierig die PS-Branche die<br />
Nachricht vom neuen Borgward aufgenommen<br />
hat, so nebulös sind die Pläne.<br />
Sicher ist nur, dass in Genf kein neuer<br />
Borgward stehen wird, aber trotzdem<br />
400 Quadratmeter Ausstellungsfläche<br />
gebucht wurden. Die Markenrechte sollen<br />
beim chinesischen Lkw-Hersteller<br />
Beiqi Foton liegen. Deswegen gilt es als<br />
wahrscheinlich, dass mit Blick auf die<br />
chinesischen Investoren zunächst nur<br />
eine große Limousine in Serie gehen<br />
wird und erst danach weitere Modelle in<br />
anderen Klassen folgen.<br />
Ob nun der technisch fortschrittliche,<br />
am Ende aber ziemlich erfolglose Borgward<br />
P 100 ein Comeback erlebt oder<br />
doch gleich die Isabella, dieser „bürgerliche<br />
Traum der 50er-Jahre“ (Peter Kurze)<br />
– einfach wird die Auferstehung der<br />
Marke keinesfalls. „Wiederbeleben lässt<br />
sich nur ein Markenimage, das bei einer<br />
ausreichend großen Bevölkerungsschicht<br />
bekannt und mit positiven Emotionen<br />
verbunden ist“, sagt der Automobilwirtschaftler<br />
Sven Henkel von der Universität<br />
für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden.<br />
Die Isabella mögen viele mit einem<br />
klangvollen Automodell verbinden, doch<br />
wie das Auto ausgesehen hat, wissen<br />
wahrscheinlich nur noch die wenigsten.<br />
Und auch wenn Borgward seinerzeit bis<br />
nach Finnland, Brasilien, Südafrika und<br />
in die USA exportiert hat, dürfte auch im<br />
Ausland die Marke gelitten haben. Von<br />
China ganz zu schweigen.<br />
Gründer-Enkel<br />
Christian Borgward<br />
BORGWARD<br />
Auch dass die Wiederbelebung ausgerechnet<br />
aus China betrieben wird, gilt<br />
nicht jedem als gutes Omen. „Das wird<br />
nichts“, unkt das Fachblatt „Auto Motor<br />
und Sport“ und weist auf den wenig<br />
glücklichen Umgang mit untergegangenen<br />
Traditionsmarken wie MG, Rover<br />
oder Saab hin, die mittlerweile allesamt<br />
im Fernen Osten zu Hause sind.<br />
Aber es gibt auch Argumente, die für<br />
ein Happy End sprechen. „Es kostet Unsummen,<br />
eine neue Marke zu etablieren“,<br />
sagt Autoexperte Henkel: „Warum<br />
nicht stattdessen einen emotional positiv<br />
aufgeladenen, wenn auch leicht verstaubt<br />
anmutenden bestehenden Namen<br />
nutzen?“ Ahoj-Brause, Afri Cola und der<br />
Mini von BMW seien laut Henkel Beispiele<br />
für eine gelungene Wiederbelebung.<br />
Dass es dagegen mit dem Trabant<br />
nicht geklappt habe, führt Henkel auf die<br />
geringe Relevanz der Marke und das<br />
nicht ausschließlich positiv besetzte<br />
Image des Trabis zurück.<br />
Nicht nur die Marke, sondern auch die<br />
Modelle und technische Kompetenz von<br />
einst können Borgward als Fundament<br />
dienen, glaubt Andreas Berse. Der Nürnberger<br />
Romanautor und Borgward-Kenner<br />
beschwört die Innovationskraft des<br />
Firmengründers. Der Lloyd LP300 und<br />
sein Front-Quermotor haben das Prinzip<br />
des modernen Kompaktfahrzeuges vorweggenommen,<br />
er hat den elektrischen<br />
Blinker in Deutschland eingeführt, die<br />
Pontonkarosserie und die Luftfederung.<br />
Und lange bevor VW auch nur an Plattformen<br />
oder gar den modularen Querbaukasten<br />
gedacht hatte, gab es bei<br />
Borgward ein Baukastensystem. Andreas<br />
Berse sagt: „Mit technischer Brillanz<br />
kann man auch heute noch punkten.“<br />
Dass die Isabella von Borgward in ein<br />
paar Jahren den Autofahrern wieder so<br />
geläufig wird wie ein VW Golf oder Opel<br />
Corsa, ist nur schwer vorstellbar. Retro-<br />
Autos liegen zwar im Trend, „aber es ist<br />
kein Megatrend“, sagt Auto-Professor<br />
Henkel. Borgward werde ein Auto für<br />
Connaisseure sein, die sich einen Jugendtraum<br />
erfüllen werden, „so wie man<br />
sich eine Junghans-Uhr kauft, die vom<br />
Bauhaus-Architekten Max Bill designt<br />
wurde“. Für Borgwards gebe es eine „interessante,<br />
kaufkräftige Zielgruppe, aber<br />
beileibe keinen Massenmarkt“.<br />
Dass sich Borgward überhaupt und<br />
ohne ein fertiges Auto in Genf präsentiert,<br />
liegt an der großen Symbolik. „Das<br />
ist der richtige Ort für die Rückkehr“,<br />
sagt Borgward-Macher Knöss. Auf dem<br />
Genfer Salon stand 1949 das Modell Hansa<br />
1500, der erste Nachkriegs-Borgward.
Reisen<br />
Die Beatles in<br />
Obertauern<br />
ÖSTERREICH S. 75<br />
Wladimir Kaminer<br />
über Badegäste<br />
THAILAND-TYPOLOGIE S. 78<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 71<br />
GLOBETROTTER<br />
Weltweite<br />
Reiseträume<br />
Leerstand auf 2188 Metern: In diesem Grenzhäuschen am Kleinen St. Bernhard taten französische Grenzer ihren Dienst. Die Passstraße zwischen Savoyen (Frankreich) und dem Aostatal (Italien) ließ Napoleon III. errichten<br />
Grenzgänger<br />
In Europa sind die Schlagbäume vor Jahren<br />
gefallen, schneller als die Barrieren im Kopf.<br />
In anderen Teilen der Welt sind die<br />
Grenzen dagegen unüberwindlich<br />
geworden. Ein Plädoyer für freies Reisen<br />
VON ALAN POSENER<br />
Nutzlos stehen sie in<br />
der Gegend herum,<br />
wie bestellt und<br />
nicht abgeholt:<br />
Grenzwärterhäuschen,<br />
Schlagbäume,<br />
Rampen für die Zollkontrolle<br />
bei Lastwagen. Einst staute sich<br />
hier der Verkehr. Finger trommelten nervös,<br />
Zigaretten wurden angezündet, Kohlenmonoxid<br />
verpestete die Luft. Einst saßen<br />
hinter den Glasscheiben Menschen in<br />
Uniform, deren Berufsleben aus dem<br />
Stempeln von Pässen und Papieren bestand,<br />
standen an den Betonrampen Menschen<br />
in Uniform mit Schnüffelhunden<br />
und fahrbaren Spiegeln. Aus. Vorbei. Zumindest<br />
in Teilen Europas. Der Fotograf<br />
Josef Schulz hat diese Leerstellen gesucht<br />
und mit seiner Kamera eingefangen, jene<br />
Grenzen, die zum bürokratischen Ärgernis<br />
wurden. Immer wieder ist er an die<br />
staatlichen Trennlinien gefahren, hat Fotos<br />
gemacht an den Nahtstellen zwischen<br />
Deutschland und Belgien, Österreich und<br />
Tschechien, Spanien und Frankreich. Einige<br />
dieser symbolstarken Bilder illustrieren<br />
diese Geschichte.<br />
„Grenzen waren Markierungen, die<br />
nicht nur territorial gezogen wurden“,<br />
sagt Schulz, „sondern quer durch die Köpfe.<br />
Das andere, Unverständliche, Irritierende<br />
hatte so einen räumlich abgesteckten,<br />
eigenen Ort.“ Wie recht er hat! Als<br />
West-Berliner kannte man sich mit<br />
Grenzkontrollen aus. Jede Fahrt in das<br />
Sehnsuchtsland Italien etwa stoppte,<br />
kaum dass sie begonnen hatte, am Grenzübergang<br />
Dreilinden. Als West-Berliner<br />
musste man seinen „behelfsmäßigen Personalausweis“<br />
abgeben, als Westdeutscher<br />
seinen Reisepass, dann folgte eine<br />
Gesichtskontrolle, danach musste man<br />
sich einreihen in die Autoschlange, während<br />
Pass oder Ausweis per Förderband<br />
zum zweiten DDR-Grenzhäuschen ratterte,<br />
wo man gefragt wurde, ob man Rundfunkgeräte<br />
oder Waffen mit sich führe.<br />
Ein Freund, in dessen Auto wir gen Süden<br />
fuhren, machte einmal die dumme Bemerkung,<br />
die Kalaschnikow würde er<br />
grundsätzlich im Kofferraum lagern. Das<br />
kostete uns sechs Stunden. Das Auto, ein<br />
Renault 4, wurde auseinandergeschraubt.<br />
Wir durften es anschließend selbst zusammenschrauben<br />
und – erstaunlich genug<br />
– weiterfahren durch die Deutsche<br />
Demokratische Republik.<br />
Am anderen Ende warteten dann die<br />
Bayern, die kaum freundlicher verfuhren.<br />
Man wusste nie, ob man den bundesdeutschen<br />
Beamten in Hirschberg als möglicher<br />
DDR-Infiltrant suspekt war, oder<br />
schlicht als West-Berliner. Ein R4 oder Citroen<br />
2CV, die bevorzugten Marken der<br />
Berliner Studenten, machte einen obendrein<br />
als Linksradikalen verdächtig.<br />
Fortsetzung auf Seite 73<br />
JOSEF SCHULZ/VG BILDKUNST BONN 2015<br />
USA, Spanien, Italien, Thailand,<br />
Deutschland – als klassische Urlaubsländer<br />
müssten diese Nationen eigentlich<br />
gar nicht mehr die Werbetrommel<br />
rühren auf der ITB. Tun<br />
sie aber. Afghanistan, Irak, Südsudan<br />
– als klassische Krisengebiete, für die<br />
das Auswärtige Amt eine Reisewarnung<br />
verhängt hat, könnten sich<br />
diese Staaten den Messeauftritt eigentlich<br />
sparen. Tun sie aber nicht.<br />
Und auch Pakistan, die Demokratische<br />
Republik Kongo, Kamerun,<br />
Eritrea, Algerien, Mali und die Ukraine<br />
sind keine einladenden Reiseziele<br />
ersten Ranges, hier gilt aufgrund der<br />
instabilen politischen Großwetterlage<br />
eine Teilreisewarnung. Dennoch<br />
sind all diese Länder seit Jahren auf<br />
der Berliner Tourismus-Börse vertreten.<br />
Auch 2015. Und das ist gut so.<br />
Damit kann die größte Reisemesse<br />
der Welt in diesem Jahr wieder eine<br />
hohe Ausstellerzahl aus 180 Destinationen<br />
verkünden – und als Besucher<br />
kann man eine Weltreise durch die<br />
26 Messehallen unternehmen, sich<br />
Richtung Italien, Thailand, Afghanistan,<br />
Südsudan träumen, ganz nach<br />
Wunsch. Auch wenn man später<br />
dann eher nicht Richtung Afghanistan<br />
oder Südsudan reisen wird.<br />
Blickt man auf all die Krisenherde<br />
rund um den Globus, muss man<br />
leider konstatieren: In dem Maße, in<br />
dem die Messe wächst, schrumpft die<br />
Welt des klassischen Urlaubers, der<br />
Sonne, Sand und Sicherheit sucht.<br />
Dafür ist auch die jüngst veröffentlichte<br />
„Health Risk Map 2015“ ein<br />
Indiz. Die Weltkarte weist 111 Länder<br />
aus, in denen für Reisende ein hohes<br />
oder sehr hohes Gesundheitsrisiko<br />
besteht. In Afrika gelten beispielsweise<br />
nur Südafrika, Tunesien und<br />
Marokko als halbwegs sicher. Selbst<br />
die Mongolei, diesjähriges Partnerland<br />
der ITB, wird als „Hochrisikoland“<br />
eingestuft. Der Grund: Die<br />
„Health Risk Map“ berücksichtigt<br />
auch die Unfallrisiken im Straßenverkehr.<br />
Da schneidet die Mongolei<br />
schlecht ab. Aber weil Mongolei-<br />
Touristen meist nicht selbst durch<br />
das unwegsame Land fahren, sondern<br />
chauffiert werden, ist die<br />
Warnung für sie Makulatur. Was<br />
zeigt, dass der Sicherheitsbegriff<br />
ziemlich relativ ist.<br />
Das beweist auch der Irak, heute<br />
eines der gefährlichsten Reiseländer,<br />
1966 – als Gründungsland der ersten<br />
ITB – noch ein touristischer Hoffnungsträger.<br />
Was zeigt, dass auch der<br />
Begriff klassisch im Zusammenhang<br />
mit Reisen relativ ist. Bettina Seipp<br />
ANZEIGE<br />
LUXURIÖSES<br />
SÜDOSTASIEN<br />
© Belmond Images © Belmond Images<br />
© iStock / MasterLu<br />
Ich interessiere mich für die Reise<br />
Colonial Cocktails<br />
Legenden Asiens<br />
Magisches Myanmar<br />
Name/Vorname:<br />
Bitte senden Sie mir<br />
den Katalog Lebensart<br />
den Katalog DeLuxe<br />
„Willst Du Deinen Traum leben, dann erwache.“<br />
Rudyard Kipling (1865 – 1936), britischer Schriftsteller und Dichter<br />
Anschrift:<br />
Telefon/Telefax:<br />
Termine<br />
21.07.2015 – 04.08.2015<br />
08.11.2015 – 22.11.2015<br />
oder individuell<br />
zu Ihrem Wunschtermin<br />
COLONIAL<br />
COCKTAILS<br />
Termine<br />
02.11.2015 – 17.11.2015<br />
22.02.2016 – 08.03.2016<br />
oder individuell<br />
zu Ihrem Wunschtermin<br />
LEGENDEN<br />
ASIENS<br />
Termine<br />
Individuell zu Ihrem<br />
Wunschtermin<br />
MAGISCHES<br />
MYANMAR<br />
E-Mail:<br />
Bitte einsenden an den Veranstalter: Windrose Finest Travel GmbH,<br />
Fasanenstraße 33, 10719 Berlin oder faxen an (030) 20 17 21-17<br />
welt09<br />
EXKLUSIVE HOTELS, ZÜGE<br />
UND SCHIFFE VON BELMOND<br />
AUF LUXURIÖSEN<br />
RUNDREISEN ERLEBEN<br />
Nostalgie, Exotik und ein wenig Abenteuer zwischen<br />
Bangkok und Singapur prägen die 4-tägige Zugfahrt<br />
mit dem Eastern & Oriental Express von Belmond.<br />
Außerdem unternehmen Sie eine faszinierende<br />
Bootsfahrt durch die Kanäle von Bangkok, erleben<br />
den Botanischen Hightech-Garten Gardens by the<br />
Bay in Singapur und haben viel Zeit, um die Tempelwunder<br />
von Angkor zu erkunden.<br />
Preis pro Person im Doppel<br />
inkl. Flüge in der Business Class<br />
ab 10.590 EUR<br />
Das Verwöhnprogramm für alle Sinne: Eine Flusskreuzfahrt<br />
auf dem Belmond-Schiff „Road to Mandalay“ auf<br />
dem Irrawaddy zeigt Ihnen das magische Myanmar auf<br />
unvergleichlich entspannte Weise! Außerdem erleben<br />
Sie auf dieser Lebensart-Reise das quirlige Bangkok,<br />
die mystische Tempelebene von Bagan, das prächtige<br />
Chiang Mai im Norden Thailands und die Tempel von<br />
Angkor.<br />
Preis pro Person im Doppel<br />
inkl. Flüge in der Business Class<br />
ab 12.590 EUR<br />
Das Belmond-Luxuskreuzfahrtschiff „Orcaella“<br />
empfängt Sie für eine außergewöhnlich luxuriöse<br />
und entspannte Schiffsreise auf dem Irrawaddy.<br />
Neben Pagoden, kleinen Dörfern und Klöstern<br />
erleben Sie vor allem den Alltag dieses bezaubernden<br />
Landes und den herausragenden Service<br />
Ihrer Crew. Das Highlight in Yangon: eine stilvolle<br />
Rundfahrt im restaurierten Oldtimer.<br />
Preis pro Person im Doppel<br />
inkl. Flüge in der Business Class<br />
ab 10.490 EUR<br />
www.windrose.de/welt09 | welt3@windrose.de | (030) 20 17 21-383<br />
Weitere einmalige Reisen finden Sie unter www.windrose.de<br />
DIE WELT MIT ANDEREN AUGEN SEHEN
72 REISEN WELT AM SONNTAG SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />
300 Traum-Ferienhäuser<br />
& Apartments am Meer<br />
www.wiking-sylt.de Tel. 0 46 51 / 83001<br />
specials bis ende märz<br />
HOTEL<br />
<br />
Alte Dorfstraße 7 · Kampen (Sylt)<br />
04651.46970 · www.village-kampen.de<br />
Super Sonderwochen...<br />
Super Sonderwochen...<br />
Appartementvermietung<br />
Flemming & Co.<br />
Andreas-Dirks-Str. 8 . 25980 Sylt/Westerland . Tel. 0 46 51 - 59 55 und 77 00 .<br />
Fax 0 46 51 - 2 94 03 . www.flemming-sylt.de<br />
<br />
Osterspecial<br />
28. März – 11. April<br />
7 ÜN buchen, nur 6 zahlen<br />
Gratiskatalog!<br />
DESIGNHOTEL IM INSELSÜDEN<br />
Im Herzen von Hörnum – unweit von Hafen,<br />
Strand und Leuchtturm. Großzügige Suiten<br />
und Doppelzimmer, ausgefallene Möbel<br />
und interessante Designs. Wellnessbereich<br />
mit Sauna, Dampfbad und Infrarotwärmekabine<br />
– schön, exklusiv & einzigartig!<br />
Nordseezauber<br />
inkl. Frühst. u. Sylt Tapas im Bistro Dock 2<br />
3 Nächte ab 210,– p.P.<br />
Hotel 54° Nord . Strandstr. 2, 25997Hörnum<br />
04651 449170 . info@hotel54gradnord.de<br />
www.hotel54gradnord.de<br />
Betreiber: Rose & Rose GmbH, Strandweg 14,<br />
25980 Sylt / OT Rantum<br />
Hotel Clausen garni<br />
25980 Westerland<br />
Fußgängerzone<br />
Friedrichstraße 20<br />
Tel.: 04651/9 22 90, Fax: 280 07<br />
Beliebte Arrangements (9/7; 5/4)<br />
bis zum 15.4.15 (außer Ostern)<br />
Hotel-Clausen-Sylt@t-online.de, www.hotel-clausen-sylt.de<br />
Sy ter<br />
Ihr Partner…<br />
Ferienwohnungen<br />
GmbH<br />
…für den gehobenen Sylturlaub<br />
280 Ferienwohnungen/-Häuser und Appartements<br />
Sylvia & Olaf Jacobsen, Gaadt 15, 25980 Westerland/Sylt<br />
Tel.: 04651-26535, Fax: 04651-26517<br />
www.sylter-ferienwohnungen.de<br />
Hotel<br />
& ein Lächeln!<br />
Sylt = Glück pur!<br />
Ich stehe am Strand und schaue auf das<br />
weite Meer -<br />
der Wind zerwühlt meine Haare<br />
und „durchpustet“ meine Seele.<br />
Meine Lungen füllen sich mit Salzluft,<br />
es riecht einfach nur noch nach mehr/Meer.<br />
Die Sonnenstrahlen glitzern auf den Wellen,<br />
und ich weiß: hier ist mein Platz!<br />
Inhaber: Edith Szyperski<br />
Johann-Möller-Str. 40, 25980 Sylt/Westerland<br />
Tel. 0 46 51 - 98 67- 0, Fax -77<br />
www.sylt-vier-jahreszeiten.de<br />
SYLT 2015<br />
URLAUB.GENIESSEN.<br />
Appartementvermietung auf Sylt<br />
Jede Sekunde auf Sylt ist eine<br />
bessere Minute in Ihrem Leben!<br />
Immobilien Brigitte Führ GmbH<br />
www.ibf-sylt.de<br />
Hauptstraße 11, 25996 Sylt / Wenningstedt<br />
Hotline: 04651 – 984 20, info@ibf-sylt.de<br />
Ferienwohnungen und -häuser<br />
Sylt ist ein Grund, das Leben zu lieben!<br />
Tel. 04651/83 63 30, www.hussmann-sylt.de<br />
Foto: www.fotolia.com<br />
Foto: Holger Widera /Sylt Marketing<br />
Zu jeder Jahreszeit<br />
FAMILIENFERIEN URLAUB MIT KINDERN<br />
RECHTZEITIG PLANEN Auch wenn gerade die ersten<br />
PROGRAMM FÜR ALLE Sind Unterkunft und (auch<br />
Nach dem erfolgreichen<br />
Start 2014, gehen die<br />
Anzeichen des Frühlings zu sehen sind, so wird<br />
ganz wichtig) Überfahrt gebucht, kann die Vorfreude<br />
beginnen: auf entspannte Urlaubstage<br />
es Zeit, schon an den Sommerurlaub zu denken.<br />
Besonders Familien mit Kindern sind<br />
an der Nordsee und mit einem garantiert<br />
„Hundstage“ auf Sylt in die nächste<br />
Runde: Vom 1. bis 6. März dürfen sich Hundefreunde<br />
und ihre Vierbeiner auf ein abwechs-<br />
gut beraten, mit ihren Wünschen und Vorstellungen<br />
frühzeitig in die Planung zu<br />
Programm. Für die Jüngsten gibt es<br />
abwechslungsreichen und spannenden<br />
lungsreiches Programm in Wenningstedt-Braderup<br />
gehen, denn Urlaub auf Sylt ist gerade in<br />
stunden- oder auch tageweise Aktionen<br />
freuen. Neben einer speziellen Wattwanderung und<br />
den Sommermonaten und zu den Ferienzeiten<br />
besonders gefragt. Ob Ferien-<br />
Kreativangebote sowie Piratenfahrten<br />
wie den Mitmach-Zirkus, Theater- und<br />
Tipps zu einem erfolgreichen Hundetraining,<br />
gibt es erstmalig dieses Jahr den „Eiland<br />
haus oder -wohnung, Hotel oder Pension,<br />
oder Wattwanderungen – zum Teil auch<br />
Dog“- Wettkampf und die „Tricks für Jederhund“.<br />
Das ganze Programm ist unter<br />
gerade für den Familienurlaub sollten die<br />
ohne Eltern, die dann eine kleine (Familien-)<br />
Unterkünfte kindgerecht sein. Viele Gastgeber<br />
bieten neben reichhaltiger Ausstattung<br />
werden sich Groß und Klein wohlfühlen. Bei<br />
Auszeit nehmen können. Auch am Strand<br />
www.wenningstedt.de<br />
einzusehen.<br />
auch besondere Services wie die Betreuung des<br />
Spiel, Spaß und dem breitgefächerten Wassersportangebot<br />
gibt es jede Menge zu entdecken. Und genau<br />
Nachwuchses an. Weitläufige Strände und das gesunde<br />
Nordseeklima führen zu einem unvergesslichen Sylt-Urlaub. deshalb ist (Familien-)Urlaub auf Sylt immer wieder so beliebt.<br />
Wählen Sie Buchungszentrum-Sylt.de für Zimmernachweis und Ferienwohnungs-Vermittlung, Tel. 0 46 51/998-8, Fax -555<br />
Planen Sie jetzt Ihren Sylt-Urlaub<br />
♦ 45 Zimmer und 25 Suiten<br />
mit luxuriösen großen<br />
Bädern im ruhig ge legenen<br />
Garten flügel<br />
♦ Gemütliches Gourmet-<br />
Restaurant und mediterransonnen<br />
gelbes Bistro<br />
♦ Ganzjährig geöffnet –<br />
Tiefgarage<br />
♦ Attraktive Arrangements,<br />
♦ Sonder-Konditionen<br />
♦ und Schnäppchen-<br />
♦ Angebote<br />
Großzügiger<br />
Wellness-Bereich in<br />
asiatischem Kolonialstil<br />
Carita Cabine de Beauté<br />
Pañpuri – Naturkosmetik<br />
Horst Kirchberger Make-up<br />
Pool · Sauna · Dampfbad<br />
Massagen · Fitness<br />
HOTEL ROTH am Strande<br />
gegenüber Freizeitbad „Sylter Welle“ (*Eintritt inkl.) u. d. Syltness Center. Komfort-Zimmer u. App.<br />
z. gr. Teil mit Loggia u. Seeblick, großer Tagungs be reich, Hotel restau rant, umfangreiches Frühstücksbüffet,<br />
Bierstube, Hotelbar, Bistro-Café, Fahrräder, Tief gara ge, Sauna u. Massagen.<br />
z. Zt. 7 Ü/F p. P. € 588,–* oder 7 Ü/HP p. P. € 693,–* (kein EZ-Zuschlag)<br />
1 Zi. App. (1–2 P.) ab € 66, – / Tag, 2 Zi. App. (2–4 P.) ab € 123,– / Tag<br />
Attraktive Neben- und Außersaisonpreise<br />
Hotel Roth, Inh. Hayo Feikes, Strandstr. 31, 25980 SYLT / OT WESTERLAND<br />
Tel. 04651/92 30, Fax 50 95, info@hotel-roth.de, www.hotel-roth.de<br />
IDYLLISCHE WEITE UND KÜNSTLERISCHES DESIGN<br />
Außergewöhnliche Suiten, eine hochwertige Ausstattung<br />
in einem modernen und künstlerischen Design und ein<br />
Wellnessbereich machen dieses 2013 eröffnete Haus zu<br />
einem besonderen Kleinod im Osten der Insel.<br />
Attraktive Kennlernangebote! Tel. 04651 957050<br />
Serkwai 1 • 25980 Sylt/OT Morsum • info@hotelhofgalerie.de • www.hotelhofgalerie.de<br />
SO NEU. SO SCHÖN.<br />
UND EINE NACHT GESCHENKT.<br />
SO IST DAS IM NEUEN AARNHOOG!<br />
4 Übernachtungen zum Preis von 3 in einem unserer neuen Zimmer und<br />
Suiten, tägliches Verwöhnfrühstück, nachmittags Kaffee und hausgemachter<br />
Kuchen, frisches Obst und eine halbe Flasche Champagner<br />
zur Begrüßung, Begrüßungscocktail im Hotel Fährhaus mit unserem<br />
Hoteldirektor und Relaxen in Ihrem privaten Wellnessbereich oder in<br />
unserer Saunalandschaft und im Schwimmbad.<br />
PREIS PRO PERSON – 07. MÄRZ BIS 30. APRIL 2015<br />
im Doppelzimmer ab Euro 360,-, in der Deluxesuite ab Euro 540,-<br />
Nicht buchbar über Ostern vom 01.04.2015 bis 12.04.2015. Der Preis gilt nur<br />
bei einer Neubuchung und nicht bei bereits bestehenden Buchungen.<br />
Hotel Aarnhoog GmbH · Gaat 13 · 25980 Keitum<br />
Tel. +49 (0) 4651 399-0 · www.faehrhaus-hotel-collection.de<br />
www.syltfaehre.de<br />
Telefon: 0461 864-601<br />
Seeluft statt Zugluft<br />
Traumhäuser<br />
unter Reet, Sauna,<br />
Kamin, Wellness<br />
Katalog Telefon<br />
04651-4609810<br />
Terpstich 25, 25980 Sylt/Morsum<br />
www.litzkow-sylt.de<br />
Ihr Komfort garni Hotel in Westerland<br />
Unter persönlicher Führung, exklusiv modernisiert und renoviert. Ruhig und zentral, nur<br />
wenige Meter zum Hauptstrand liegt unser Garnihotel. Mit großer Schwimm halle<br />
(29° Wasser) und Whirlpool, Sauna, Solarium, Fitness, Massagen, Penthouse-Zimmer und Suiten<br />
mit Seesicht und Balkon. Große Dachterrasse mit Strandkörben und Seeblick. Alle Zimmer und<br />
Suiten mit Bad/DU, WC, Telefon, Farb-TV (Kabel + Premiere), Wand safe, Radio, Mini bar, Gourmet-Früh<br />
stücks buffet, Fahrräder gegen Gebühr. Parkplätze, W-lan.<br />
Pauschal-Angebot SYLT » rundum« im Frühjahr erleben !<br />
7 Übernachtungen mit Frühstücks-Buffet und 1 x Abendmenü (4 Gänge, im Seewolf-Restaurant)<br />
im Doppelzimmer mit allem Komfort, Fahrrad gegen Gebühr (1 Sylt-Wanderkarte), eine<br />
Teil massage, 1 Fl. Sekt zur Begrüßung, tägl. Schwimmen u. Sauna frei, freier Eintritt in das<br />
Heimat-Museum und in das neue »Sylt Aquarium«, Begrüßungscock tail an der Hausbar.<br />
Gültig vom 01.03. – 28.04. ab € 539,– p.P. Osterangebot vom 03.04. – 11.04. ab € 699,– p.P. EZ-<br />
Aufpreis € 15,– /pro ÜN. www.sylt-atlantic.de Email: anfrage@sylt-atlantic.de<br />
Inh.Cornelia Reckert, 25980 Westerland/Sylt • Johann-Möller-Str. 30-32 • Tel. 0 46 51 / 98 80-0 • Fax 98 80 80<br />
1900 Häuser & Wohnungen<br />
online<br />
www.bresler-sylt.de<br />
Appartementvermietung<br />
BRESLER<br />
Frühling auf der Insel<br />
Ferienwohnungen in Wester–<br />
land in Strandnähe kurzfristig<br />
zu vermieten. Haustiere auf<br />
Anfrage, auch Nichtraucher –<br />
whg. Rufen Sie uns an!<br />
App. Vermietung Bresler<br />
Andreas-Dirks-Str. 2<br />
25980 Westerland<br />
Tel. 04651/6282<br />
Über 500<br />
Objekte!<br />
Ostern auf Sylt<br />
Tel.: 04651-16 06 oder 88 98 40<br />
online buchen: www.riel-sylt.de<br />
VERMIETUNG<br />
IMMOBILIEN<br />
Traumdomizile<br />
großz., indiv. & lux.<br />
Appartements / Häuser<br />
Last Minute oder<br />
Spar-Arrangements<br />
in W’st & W’land<br />
z.B. 7 für 5 Nächte!<br />
☎ 04651/429 17 & 438 74 455 03<br />
sylt-wiegandt.de<br />
GmbH<br />
- Ihr 4-Sterne-Hotel im Herzen von Westerland -<br />
Rundum-Angebot »Sylt von seiner besten Seite«<br />
7 Übernachtungen mit Frühstücks-Buffet und Abendmenü (3 Gänge), im Stand. Doppelzi. mit allem<br />
Komfort, 1 Fl. Sekt zur Begrüßung, 1 Wanderkarte, tägl. Schwimmen und Sauna im Hotel,<br />
2 x Solarium, 1 Teilmassage, 1 x Sauerstoff-Inhalation, 1 x Inselrundfahrt oder Ein tritt in die<br />
Naturgewalten Sylt, freier Eintritt ins Heimat-Museum, Begrüßungs-Cock tail und 1 Sylt-Präsent.<br />
Gültig vom 01.03. – 28.04. ab € 669,– p.P. EZ-Plus: € 15,–/ pro ÜN. Osterangebot vom 03.04. – 11.04.15<br />
ab € 769,– p.P. EZ-Plus: € 15,–/ pro ÜN.<br />
Neue Ferienwohnungen!<br />
Zentral und ruhig gelegen (Kurzentrum<br />
direkt bei der Friedrichstraße am Strand<br />
und Kur pro me na de/Musikmuschel). Nur wenige Schritte zum Hauptstrand u. Wellenbad.<br />
Alle Superior Zimmer u. Suiten mit neuem Bad/DU, WC, Telefon und (Highspeed-Internet) auf neuesten<br />
LG Flachbildfernsehern (Kabel-TV), Minibar, Wandsafe, Radio, Bademantel. Auch Zimmer mit Balkon<br />
oder Zimmer mit frz. Balkon und Seeblick. Liegewiese mit Strandkorb. Großes Frühstücksbuffet.<br />
Massage und Kosmetik im Haus, Hausdiener, Nachtportier, leistungsst. Leih fahrrad gegen Gebühr,<br />
Fitnessraum, Wasserschaukel, Sauna (Dampf- & Finnische), Schwimmbad (28°) Kosmetikstudio,<br />
Solarium, Parkplatz, neues klimat. Restaurant, Hausbar, Raucher lounge, LIFT.<br />
2010/11 Komplett MODERNISIERT + RENOVIERT! www.sylter-seewolf.de<br />
Inh.Cornelia Reckert, 25980 Westerland/Sylt • Bötticherstr. 13/14 • Tel. 0 46 51 / 80 10 • Fax 8 01 99<br />
OSTSEE<br />
Travemünde, Ferienhaus 170 m², renoviert,<br />
6 Betten, 2 Bäder, Terrasse, großer<br />
Garten, Balkon, Strandkorb am Wasser,<br />
nur 100,- ¤/Tag, Objekt 230741 bei<br />
ostseeklar.de, Tel.: 0431-237 87 29<br />
Timmendorfer Strand, Maritim-Privat-<br />
Residenz, Top 2-Zi.-Eckappartement,<br />
großer sonniger Balkon, 2-3 Personen,<br />
inkl. Garage, Tel. 0172-420 60 99<br />
OSTSEEBAD ZINGST<br />
Freie Termine im Sommer<br />
www.freie-termine-zingst.de<br />
G 038233 - 692 01<br />
Ostsee Ahrenshoop<br />
Exklusives Ferienhaus<br />
Einzigartige Wohnlage mit Blick auf<br />
die Ostsee für 4 Personen<br />
www.mt-ferienhaeuser.de<br />
Mo. - Fr. unter Tel.: 05242 - 96 11 31<br />
FERIENHÄUSER · FERIENWOHNUNGEN<br />
Grömitz - direkt am Strand<br />
Ferienanlage "Strandidyll"<br />
Schöne, gemütliche 2 Zimmer-Ferienwohnung,<br />
ca. 54 m², Hochparterre, sehr<br />
gepflegt und ruhig, Schwimmbad, Sauna,<br />
Südbalkon mit Markise, Seeseite,<br />
PKW-Stellplatz, von privat, wochenweise<br />
für 2 Personen zu vermieten.<br />
Telefon: 0451-633 85 oder<br />
Mobil: 0177-768 11 75<br />
NORDSEE<br />
Keitum / Sylt<br />
Luxusferienhäuser am Watt<br />
Drei exklusive Ferienhäuser unter Reet in Keitum,<br />
Wattlage, ca. 260 qm, Neubau, komplett ausgestattet,<br />
4 Schlafzimmer, 4 Bäder, Wellness-Bereich mit<br />
Sauna, Kamin, großer Garten. Für bis zu 8 Pers.<br />
Birge Paulsen, Tel. 04651-33126<br />
www.meer-deluxe.de, info@meer-deluxe.de<br />
Reisetipp<br />
Ostern zur Apfelblüte nach Südtirol!<br />
<br />
<br />
ÄRZTLICH GELEITETE<br />
SANATORIEN & KLINIKEN<br />
FOTO: RON CHAPPLE STOCK – FOTOLIA<br />
Eine Auszeit vom Alltag nehmen und gleichzeitig<br />
etwas Gutes für das eigene Wohlbefinden<br />
zu tun, ist ein Luxus, der nicht für jeden möglich<br />
erscheint. Gerade für Eltern, die meistens einer<br />
ständigen Doppelbelastung ausgesetzt sind, ist es<br />
schwierig, sich auf die eigene<br />
Gesundheit zu konzentrieren.<br />
Eine Alternative ist ein Gesundheitsurlaub<br />
– entweder<br />
als mehrwöchige Kur in speziellen<br />
Eltern-Kind-Kurheimen<br />
oder als Kurzaufenthalt in<br />
einer Kurklinik. Jenseits der<br />
eigenen vier Wände lässt es sich leichter abschalten<br />
und eingefahrene Wege verlassen. Neue Anregungen<br />
lassen sich besser umsetzen als daheim<br />
unter Alltagsstress.<br />
Der jedoch größte Vorteil für Familien oder einen<br />
Abteilung für Kinder- und<br />
Jugendpsychotherapie<br />
I n f o - T e l e f o n<br />
07221/39 39 30<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Vater, Mutter,<br />
Kind – Gesundheitsurlaub<br />
für<br />
die ganze Familie<br />
<br />
<br />
Elternteil mit Kind ist, dass die Kinder altersgerecht<br />
betreut werden, während sie selbst aktiv<br />
werden oder einfach einmal eine kleine Auszeit<br />
genießen und sich mit anderen Eltern austauschen<br />
können. Auch für den Nachwuchs liegt der<br />
Vorteil auf der Hand: Sie<br />
kommen mit Gleichaltrigen<br />
zusammen und werden auch<br />
schulisch betreut, damit sie<br />
nicht zu viel verpassen.<br />
Sinnvoll ist es immer, die<br />
Maßnahmen vorab mit dem<br />
Hausarzt zu besprechen, um<br />
die passenden, individuell zugeschnittenen Maßnahmen<br />
zu erhalten. Wer den Gesundheitsurlaub<br />
für die eigene Familie zur reinen Prävention antreten<br />
möchte, ist in spezialisierten Kurkliniken<br />
bestens aufgehoben.<br />
<br />
<br />
Geben Sie Ihrem Leben eine neue Richtung !<br />
<br />
<br />
Unser nächstes Thema in der Rubrik Ärztlich geleitete Sanatorien & Kliniken<br />
„Die Natur sprießt –<br />
Den Frühling trotz Heuschnupfen genießen“<br />
erscheint am 07./08. März 2015.<br />
Informationen zur Anzeigenschaltung: Tel. 030 / 25 91 - 742 22<br />
Fax 030 / 25 91- 358 17 · E-Mail: anzeigenservice@welt.de<br />
Wyk / Föhr, Komfort-Fewo, NR, für 2-5<br />
Personen, je 2 Schlafzimmer, Südterrasse/Balkon,<br />
strandnah, Tel.: 05704/574,<br />
www.obieglo.de<br />
SYLT<br />
Keitum / Sylt / Watthaus<br />
Ferienwohnungen unter Reet direkt am<br />
Wattenmeer, ruhig, mit traumhaftem<br />
Meeresblick, teilw. Kamin, exkl. Ausstattung,<br />
großer Garten zum Meer, direkt<br />
v. Eigentümer, Preise und Termine<br />
im Internet abrufbar. Hunde erlaubt.<br />
Zu jeder Jahreszeit !<br />
Tel. 0173 - 311 87 87<br />
www.sylt-watthaus.de<br />
Luxus-Reetdachhaus<br />
in Rantum<br />
ruhig, direkt am Wattenmeer,<br />
mit kleiner Sauna, Kamin und<br />
Strandkorb, für maximal<br />
5 Personen. Planen Sie jetzt.<br />
Telefon: 0172 - 459 66 82,<br />
www.meerblickaufsylt.de<br />
Keitum<br />
5* Haushälfte, direkt am Wattenmeer<br />
mit Sauna (Hausdame) und Kamin.<br />
www.traumvilla-sylt.de<br />
Tel.: 0172 - 166 79 00<br />
TOP-Strandlage Westerland, freier Meerblick,<br />
App. 50 m², beim Brandenburger<br />
Strand, Balkon, Parkett, Lift, Stellpl., NR,<br />
T. 040-5365245 - H-L-Schulz@t-online.de<br />
Sylt, schöne FeWo’s und Suiten für 2-<br />
5 Pers., noch frei, www.gierke-sylt.de,<br />
kontakt@gierke-sylt.de, 04651/460 97 80<br />
BAYERN<br />
Ostern am Ammersee<br />
5-Seenland b. München, gepfl., Ferienhs. mit bezaub.<br />
Ambiente in histor. Künstleranwesen, dir.<br />
am See: eig. Strand, Boot, off. Kamin, Sauna,<br />
www.seeschloessel.de<br />
Tel.: 08806 - 70 56<br />
Oster-<br />
Pauschale*<br />
ab € 623,-<br />
* 7 Nächte inkl. 3/4 Genießerpension und tollem Programm ab € 623,- p.P.<br />
Golfen, Radeln, Wandern, Genuß ...<br />
<br />
Hotel Lambrechtshof in Eppan an der Südtiroler Weinstraße.<br />
<br />
SPANIEN<br />
Private Ferienvilla<br />
Costa Blanca / Denia<br />
Sehr gepflegt, 4 Pers., herrlicher<br />
Meerblick, eigener Pool, Klima, Heizung,<br />
offener Kamin, Barbecue, SAT-<br />
TV, Tel., Internet, Carport, Palmengarten,<br />
3 Golfplätze weniger 20 km.<br />
¤ 430,- bis 880,- / Woche.<br />
G 09402/1555, Mobil 0170/48 13 653<br />
E-Mail: peter-miller@t-online.de<br />
KANAREN<br />
LA PALMA Fhs Top - Panoramalage<br />
freist., Westseite, Meer-Bergbl., 2 SZ<br />
Klimaanl. SAT, gr. Garten, Glasanbau<br />
PKW, preisw. Termine ab 05/15 auch HS<br />
www.lapalma-ferienhaeuser.de<br />
FERIENHÄUSER · FERIENWOHNUNGEN<br />
Mallorca<br />
Valldemossa<br />
Exkl. Finca auf Meer-Klippe, atemberaubende<br />
Panorama-Meersicht mit<br />
Sonnenuntergang, gr. Meerterrasse<br />
Überlauf-Pool 13 x 5 m, trop. Garten,<br />
2 SZ, 2 Bd., SAT-TV / Internet,<br />
Bodenhzg., Kamin, Golf 12 km,<br />
ab ¤ 1800,- / 2 Pers. / Woche.<br />
Tel. 0041 - 44 - 391 47 01<br />
www.valldemossafinca.com<br />
Mall./Cala Dòr Fewo 100 m², 2-5 Pers., ab<br />
105 EUR/Tag, ZH, Klima, Pool, Meerbl.,<br />
Sat-TV, 2 Terr., Balk., frei bis 30.3. + 14.4.-<br />
2.7. + 25.7.-5.8. + ab 7.9.,<br />
+349-716 431 75, vistacabrera@web.de<br />
MALLORCA, LUXUSFINCA MIT MEERBLICK<br />
4 SZ, 4 Bäder, Pool, WLAN etc., frei 1.4. – 30.5.<br />
(Sonderpreis ab 2 Wo.) + ab 1.9.<br />
www.finca-golf.de<br />
Tel. 040 - 880 31 87, 0177 - 463 48 78<br />
BALEAREN<br />
Mallorca - Cala Santanyi, 3 schöne<br />
Chalets, Pool, ZH, Kamine, 2-18 Pers.,<br />
günstige Winterpreise, ideal auch für Familien<br />
und Freundestreffen, Tel.: 04535-<br />
61 02, www.ferienchalets-mallorca.de<br />
SCHWEIZ<br />
Davos: Ferienchalet, faszinierende Lage,<br />
max. 3 Personen, Ostern noch frei, Tel.:<br />
0162/70 64 117<br />
Tel. Anzeigenannahme<br />
030/58 58 90
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
REISEN 73<br />
Grenzgänger<br />
Fortsetzung von Seite 71<br />
Besonders wenn die Haare ein wenig zu<br />
lang waren. Weshalb die echten Radikalen<br />
Mercedes fuhren und Scheitel trugen. Eine<br />
weitere Kontrolle gab es bei Kufstein,<br />
dann am Brenner. Weg, alles weg. Aus der<br />
Abfertigungsanlage Dreilinden ist ein Industriepark<br />
geworden. Bei Hirschberg<br />
steht auf der thüringischen Seite ein<br />
Autobahnrestaurant – dort, wo einst die<br />
bewaffneten DDR-Grenzorgane ihren<br />
Dienst taten. Es ist besser als das Restaurant<br />
auf der bayerischen Seite. Aber es hat<br />
irgendwie etwas Obszönes, eine Bratwurst<br />
dort zu verspeisen, wo schon die<br />
Männer aßen, die 1976 den italienischen<br />
LKW-Fahrer Benito Corghi erschossen<br />
haben. Der stellte damals an der bayerischen<br />
Kontrollstelle fest, dass die DDR-<br />
Grenzer ihm nicht alle Papiere zurückgegeben<br />
hatten, und lief zurück, um sie zu<br />
holen. Ein tödlicher Fehler. Der überzeugte<br />
Kommunist Corghi wurde von Grenzern<br />
eines kommunistischen Staats getötet.<br />
Niemand wurde dafür zur Rechenschaft<br />
gezogen.<br />
Grenzgänge zwischen Ost und West<br />
konnten leicht vom Komischen ins Bedrohliche<br />
kippen. Mit einem Freund<br />
machte ich Mitte der 80er-Jahre eine<br />
Wanderung im Bayerischen Wald. Wir<br />
mussten uns unbemerkt der Grenze zur –<br />
damals kommunistischen und vereinten –<br />
Tschechoslowakei genähert haben, denn<br />
plötzlich stießen wir auf einen Trupp<br />
tschechoslowakischer Soldaten, die in ihren<br />
Helmen Blaubeeren sammelten. Anscheinend<br />
wusste niemand, wo genau die<br />
Grenze verlief. Die Soldaten ließen die<br />
Blaubeeren fallen und griffen zum Gewehr.<br />
Wir hoben die Hände, und diesmal<br />
machte mein Freund – es war derselbe,<br />
der an der Kontrollstelle Dreilinden den<br />
Witz mit der Kalaschnikow gemacht hatte<br />
– keine dummen Bemerkungen. Nach einigen<br />
Sekunden fingen die Soldaten an zu<br />
lachen, der Kommandeur reichte uns zum<br />
Zeichen des Friedens seine Zigarettenpackung.<br />
Wir waren beide Nichtraucher, taten<br />
aber tiefe Züge und husteten, sehr zur<br />
Freude der Soldaten. Dann zogen sie ab<br />
Richtung Osten. Ob eine solche Begegnung<br />
mit DDR-Grenzern ähnlich glimpflich<br />
abgegangen wäre?<br />
1989 fiel über Nacht die Mauer. Das<br />
Ereignis habe ich schlicht verschlafen.<br />
Wir waren am Abend des 9. November in<br />
irgendeinem Off-off-Theater gewesen, irgendwo<br />
in Berlin-Kreuzberg, anschließend<br />
in einem Lokal. Niemand rannte<br />
herein und schrie: „Die Mauer ist gefallen!“<br />
Nirgendwo lief ein Fernseher oder<br />
ein Radio. Handys gab es noch nicht. Wir<br />
fuhren nach Hause und fielen ins Bett.<br />
Am nächsten Morgen musste ich früh zur<br />
Bank. Sie war voller Leute in Stonewashed-Jeans,<br />
die ihr Begrüßungsgeld<br />
abholten. Ich fragte die Kassiererin, was<br />
los sei: Sie blickte mich an, als wäre ich<br />
vom Mars gekommen: „Die ham die<br />
Mauer uffjemacht! Und mir jehn die<br />
D-Mark-Scheine aus.“<br />
Man vergisst im Rückblick leicht, dass<br />
die Systemgrenze durch Deutschland<br />
schneller verschwand als jene zwischen<br />
der Bundesrepublik und den benachbarten<br />
Demokratien Österreich, Schweiz,<br />
Frankreich, Dänemark und den Benelux-<br />
Staaten. Ich erinnere mich gut an das erhebende<br />
Gefühl, als wir bei einer Bergwanderung<br />
im Allgäu an einem verlassenen<br />
österreichischen Grenzhäuschen vorbeikamen.<br />
Europa! An dieser Leerstelle<br />
wurde die Einheit des Kontinents bereits<br />
greifbar, fünf Jahre vor Einführung des<br />
Euro: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.<br />
Mindestens zehn Fotos<br />
hat die Wandergruppe damals von dieser<br />
Sensation geschossen, die inzwischen Alltag<br />
ist, von der polnischen Ostgrenze bis<br />
zum Süden Portugals. Und an die sich viele<br />
Europäer längst gewöhnt haben, obwohl<br />
der grenzenlose Schengen-Raum, in<br />
dem jeder überallhin frei und ohne lästige<br />
Kontrollen reisen kann, alles andere als<br />
selbstverständlich ist.<br />
Vier Jahre lang ist Josef Schulz durch<br />
Europa getourt und hat die funktionslos<br />
gewordenen Grenzanlagen fotografiert.<br />
Das Glück unserer offenen Grenzen<br />
könnte einen dazu verleiten, an den<br />
Fortschritt zu glauben. Doch Schulz relativiert:<br />
„Da die Schlagbäume schneller<br />
verschwinden als die Barrieren im Kopf,<br />
bleiben die alten Grenzen im Bewusstsein.“<br />
Und wer Agatha Christies Roman<br />
„Der Tod wartet“ liest, sollte ebenfalls<br />
nicht in Euphorie ausbrechen: In dem<br />
Buch reist eine Touristengruppe Ende der<br />
1920er-Jahre von Jerusalem nach Amman<br />
und Petra, ohne einen einzigen Grenzposten<br />
zu passieren. Auch Ausflüge nach<br />
Baalbek und Damaskus sind ohne Komplikationen<br />
möglich, das einzige Ärgernis<br />
sind die schlechten Straßen (und natürlich<br />
eine Leiche, aber das ist eine andere<br />
Geschichte).<br />
Hier muss niemand mehr anhalten: Grenzeinrichtungen zwischen Deutschland und den Niederlanden (ganz oben l.) sowie Deutschland und Frankreich (ganz oben r.).<br />
Das österreichische Grenzhäuschen in Hörbranz (an der Grenze zu Deutschland, oben) wurde 2013 abgerissen, auf dem Gelände entsteht eine neue Raststätte.<br />
Das Grenzhäuschen bei Finkenstein an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien (u.) markiert den ehemaligen Eisernen Vorhang<br />
Heute liegen die herrlichen Tempelanlagen<br />
von Baalbek im Grenzland zwischen<br />
Libanon und Syrien; die Vororte<br />
von Damaskus sind Killing Fields; und<br />
dass man überhaupt von Jerusalem nach<br />
Amman fahren kann, ist ein kleines Wunder.<br />
Erkauft wird es durch einen längeren<br />
Aufenthalt am israelisch-jordanischen<br />
Grenzübergang.<br />
Ganze Regionen, die noch vor Jahren<br />
oder Jahrzehnten selbstverständliche Ziele<br />
von Touristen waren, sind heute No-go-<br />
Areas, unerreichbar hinter undurchlässigen<br />
Grenzen. Aus meinem Abiturjahrgang<br />
brachen noch mehrere abenteuerliche<br />
Geister mit dem Rucksack Richtung Osten<br />
auf und landeten im gelobten Land<br />
Afghanistan, wo es den besten Haschisch<br />
und die schönsten Mädchen der Welt gab.<br />
Der Libanon war ein weiteres Traumziel:<br />
Ob der „schwarze Afghane“ oder der „rote<br />
Libanese“ besser sei, oder doch lieber<br />
der „grüne Marokkaner“? Darüber redete<br />
man sich bei der „Dicken Wirtin“ oder in<br />
der „Apotheke“ in West-Berlin die Köpfe<br />
heiß – oder ging zum Praxistest über, bei<br />
dem man leider am nächsten Tag nicht<br />
mehr genau wusste, was am Vorabend los<br />
gewesen war. Egal. Man konnte ja noch<br />
mal hinfahren: Per Zug nach Istanbul und<br />
dann mit dem Auto durch Anatolien und<br />
die syrische Küste entlang in den Libanon.<br />
Oder durch Francos Spanien hinüber<br />
nach Marokko, wo man am Strand von<br />
Essaouira Jimi Hendrix treffen konnte.<br />
Auch Richtung Iran fuhr man gern mit<br />
VW-Bus, Schlafsack und einer gehörigen<br />
Portion Blauäugigkeit.<br />
Islamische Länder waren auch deshalb<br />
beliebte Reiseziele damals, weil man dort<br />
gegenüber unverheirateten Paaren, Kiffern<br />
und Schwulen toleranter war als im<br />
JOSEF SCHULZ/VG BILDKUNST BONN 2015 (4)<br />
Westen. Kaum vorstellbar heute, aber<br />
wahr. Während die Welt also dank Billigfluglinien<br />
kleiner geworden ist und die<br />
Grenzen innerhalb Westeuropas obsolet<br />
werden, richtet man anderswo neue Mauern<br />
auf. In der Ukraine zum Beispiel. Die<br />
Krim, einst Vorzeige-Ferienparadies der<br />
Sowjetunion, ist heute besetztes Gebiet,<br />
hier führen jetzt russische Grenzer ein<br />
strenges Regiment und trennen, was einst<br />
zusammengehörte. Neue Grenzen gibt es<br />
auch in Abchasien, wo die schönsten<br />
Strände und Berge Georgiens liegen. Andere<br />
Grenzen werden porös, aber das ist<br />
nicht immer beruhigend; so muss manchmal<br />
die Bewachung ins Landesinnere verlegt<br />
werden. Bei der Fahrt durch Ägypten<br />
freut man sich sogar über die Checkpoints<br />
der Armee, die alle paar Kilometer<br />
die Fahrt unterbrechen. Tatsächlich aus<br />
Sicherheitsgründen. In anderen Ländern<br />
lauern an Straßen-Checkpoints oft Wegelagerer<br />
im Dienst irgendeines Warlords.<br />
Die Fotos von Josef Schulz bilden eine<br />
Utopie ab, die leider nur in Westeuropa<br />
Realität geworden ist und selbst dort wieder<br />
gefährdet ist, weil man Flüchtlings-,<br />
Arbeiter-, Terroristen- und Geldströme<br />
kontrollieren will. „Die Grenzstationen<br />
erscheinen als verlorene Hüter, als verblichene<br />
Mahnmale für die einstige Trennung“,<br />
sagt Schulz, um zugleich zu warnen:<br />
„Eines Tages könnten sie mit Leichtigkeit<br />
wieder in ihrer alten Funktion genutzt<br />
werden.“<br />
Dies ist die Situation, in der die weltgrößte<br />
Tourismusmesse ITB in der kommenden<br />
Woche in Berlin stattfindet. Als<br />
sie 1966 zum ersten Mal unter dem Funkturm<br />
ihre Tore öffnete, stellten sich nur<br />
fünf Länder vor: Ägypten, Brasilien, Guinea,<br />
der Irak und die Bundesrepublik<br />
Deutschland. Dieses Jahr sind Aussteller<br />
aus über 180 Ländern dabei, erstmals seit<br />
Jahren ist sogar Afghanistan wieder mit<br />
von der Partie. Man möchte glauben,<br />
möchte hoffen, dass der Tourismus mit<br />
dazu beiträgt, Grenzen einzureißen, und<br />
sei es erst einmal nur die in den Köpfen.<br />
NACHRICHTEN<br />
ITB BERLIN<br />
Reisemesse steuert auf<br />
Ausstellerrekord zu<br />
Die Nachfrage bestimmt den Preis –<br />
so gesehen steuert die Internationale<br />
Tourismusbörse, die am Mittwoch in<br />
Berlin ihre Türen öffnet, auf einen<br />
neuen Ausstellerrekord zu. Denn der<br />
Quadratmeterpreis in einer der 26<br />
Messehallen unter dem Funkturm ist<br />
2015 fünf Euro teurer als im vergangenen<br />
Jahr. Dennoch sind nach<br />
Angaben der Messeleitung bereits<br />
einige Hallen ausgebucht. Eine besonders<br />
große Nachfrage verzeichnet<br />
die ITB aus arabischen und asiatischen<br />
Ländern. Bis Freitag ist die<br />
weltweit führende Reisemesse Fachbesuchern<br />
vorbehalten, Samstag<br />
und Sonntag öffnet sie für jedermann;<br />
online kostet die Eintrittskarte<br />
zwölf und vor Ort 15 Euro. Zur<br />
ITB im Vorjahr waren rund 174.000<br />
Besucher gekommen, 114.000 davon<br />
waren Reiseprofis.<br />
tdt<br />
BALEAREN<br />
Deutsche stellen weiter<br />
größte Urlaubergruppe<br />
13,5 Millionen Touristen besuchten<br />
2014 die Balearen – und gaben dort<br />
rund zwölf Milliarden Euro aus. „Die<br />
Einnahmen waren so hoch wie noch<br />
nie“, teilt das spanische Tourismusministerium<br />
mit. Die meisten Urlauber<br />
kamen aus Deutschland (4,1<br />
Millionen) und Großbritannien (3,3<br />
Millionen). Auch die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere<br />
stieg um drei Prozent<br />
auf 1,5 Millionen. Anders hingegen<br />
die Zahl der russischen Touristen –<br />
sie sank im vergangenen Jahr um 9,8<br />
Prozent auf nur noch 120.000. Ziel<br />
Nummer eins unter den vier Inseln<br />
blieb Mallorca: 9,6 Millionen Urlauber<br />
reisten auf die größte Balearen-Insel,<br />
das entspricht einem Plus<br />
von zwei Prozent.<br />
tdt<br />
REISESTATISTIK<br />
Urlauber-Boom an Nordund<br />
Ostsee prophezeit<br />
Deutschlands Küsten sind im Kommen:<br />
Freizeitforscher Professor Ulrich<br />
Reinhardt prophezeit, dass die<br />
Ostsee – so wie schon 2014 – auch in<br />
diesem Jahr die bayerischen Regionen<br />
vom Spitzenplatz der beliebtesten<br />
deutschen Feriengebiete verdrängen<br />
wird. Für den „Boom an<br />
Nord- und Ostsee“ gebe es mehrere<br />
Gründe, wie zum Beispiel ein „insgesamt<br />
günstigeres Preisniveau“,<br />
eine hohe Investitionsbereitschaft<br />
und eine „grundsätzliche Faszination<br />
für die Kombination aus Wasser,<br />
Sonne und Strand“. Allein auf den<br />
Inseln Rügen und Hiddensee war<br />
2014 das Volumen der Übernachtungen<br />
im Vergleich zum Vorjahr um<br />
drei Prozent auf mehr als sechs Millionen<br />
gestiegen.<br />
tdt<br />
WINTERSPORT<br />
Ischgl ist der beste<br />
Après-Ski-Ort der Alpen<br />
Après-Ski spielt für Wintersportler<br />
bei der Planung ihres Urlaubs eine<br />
große Rolle: Für 56 Prozent – so zeigt<br />
eine Umfrage unter 4600 Touristen<br />
aus zehn europäischen Ländern – ist<br />
der Spaß am Abend ein wichtiges<br />
Kriterium bei der Wahl des Reiseziels.<br />
Nummer eins in Sachen Après-<br />
Ski ist Ischgl: 24 Prozent halten die<br />
Tiroler Feriengemeinde als den besten<br />
Party-Ort der Alpen, vor Sölden<br />
(12,1 Prozent), Mayrhofen (8,9), Livigno<br />
(8,4) und Val Thorens (8,1). Auch<br />
für Deutschlands Wintersportler sind<br />
die ersten drei Skidörfer die beliebtesten<br />
Après-Ski-Orte, auf Rang vier<br />
und fünf liegen aber Kitzbühel und<br />
Saalbach-Hinterglemm. tdt<br />
UMFRAGE<br />
Ryanair ist Britanniens<br />
unbeliebteste Airline<br />
Zwei Parteien, eine vegetarische<br />
Paste und die Fluggesellschaft Ryanair<br />
führen in Großbritannien die<br />
Liste der unbeliebtesten Marken an.<br />
Das ergab eine Umfrage unter 1500<br />
Verbrauchern. Der Billigflieger reagierte<br />
auf das Ergebnis gelassen: Dem<br />
Verbrauchervotum stünden 1600<br />
tägliche Flüge gegenüber, ließ das<br />
Unternehmen verlauten. Noch<br />
schlechter als Ryanair schnitten die<br />
Partei für die Unabhängigkeit Großbritanniens,<br />
die Konservative Partei<br />
und der Brotaufstrich Marmite ab. tdt
74 REISEN WELT AM SONNTAG SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG 28. FEBRUAR/1. MÄRZ 2015<br />
TIMMENDORFER STRAND UND NIENDORF<br />
In Familienbesitz<br />
Beliebt Herzlich und familiär.<br />
Ambiente zum Wohlfühlen.<br />
NEUE RÄUME Einst Kolonialwarenladen<br />
und später<br />
Restaurant und Hotel, hat sich<br />
der Fuchsbau zu einem der<br />
beliebtesten 4-Sterne-Hotels in<br />
Deutschland entwickelt. Bereits<br />
MODERNES FLAIR<br />
Erholung pur<br />
Foto: Hotel Fuchsbau<br />
ELEGANT Das 4-Sterne-Hotel<br />
Royal beherbergt 40 komfortable<br />
Zimmer und Suiten<br />
sowie sieben Ferienwohnungen.<br />
Es liegt direkt im Herzen<br />
von Timmendorfer Strand mit<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
seit 1915 in Familienbesitz,<br />
spüren die Gäste hier überall<br />
das Engagement, um sich<br />
sofort wohlzufühlen. Aktuell<br />
wird das Hotel erweitert, so<br />
dass sich die Gäste ab dem<br />
Frühjahr auf 30 neue Zimmer<br />
im Landhausstil freuen<br />
dürfen. Und auch der neu<br />
geplante rund 700 Quadratmeter<br />
große SPA mit Innenpool,<br />
drei unterschiedlichen Saunen,<br />
Dampfbad, Floating SPA,<br />
Fitnessbereich sowie unterschiedlichen<br />
Behandlungsräumen<br />
wird zu unvergesslichen<br />
Urlaubstagen beitragen.<br />
» www.fuchsbau.com<br />
direktem Strandzugang.<br />
Erstklassiger Service, ein<br />
Hallenbad, Sauna und<br />
Restaurant garantieren einen<br />
unbeschwerten Aufenthalt.<br />
Noch bis zum 25. März gibt<br />
es die attraktiven Winterangebote.<br />
» www.royal-timmendorf.de<br />
<br />
<br />
Ruhe & Entspannung<br />
Massage & Fitness im Haus<br />
Sonderangebot im März<br />
Massage 45 min. € 40,–<br />
Strandallee 139a • 23669 Timmendorfer Strand<br />
Reservierung 04503/60 030 • www.ostseebellevue.de<br />
Zum Saisonstart am 6. März<br />
3 Übernachtungen buchen<br />
und nur 2 zahlen ab € 92,–<br />
pro Person inkl. Frühstück Montag – Freitag<br />
(gültig 6. März – 26. März)<br />
Alle Preise jeweils p. P. im DZ inkl. Frühstücksbuffet und Nutzung von<br />
Schwimmbad, Sauna, Fitnessraum<br />
Ab Mai 2015:<br />
Innenpool<br />
3 Saunen<br />
Dampfbad<br />
Eisbrunnen<br />
Fitness- und<br />
Behandlungsräume<br />
...<br />
Ostern<br />
Tipp Verwöhnen.<br />
FEIERTAGE Eine Ostereiersuche<br />
am Strand macht viel<br />
Spaß, besonders, wenn man<br />
dafür vom Hotel aus nur<br />
wenige Schritte zurücklegen<br />
muss. Gäste der Maritim<br />
Ostsee-Hotels in Timmendorfer<br />
Strand genießen Ostern die<br />
Nähe zum Meer, köstliche<br />
Feiertagsmenüs<br />
und die<br />
abwechslungsreichen<br />
Programme.<br />
Das<br />
Maritim<br />
ClubHotel<br />
Foto: Maritim Hotels begeistert<br />
mit Spaß<br />
und Action für die ganze<br />
Familie. Im Maritim Seehotel<br />
kommt man bei Cocktailstunden,<br />
Schnuppergolfen und<br />
gemeinsamen Ausflügen<br />
wunderbar mit anderen Gästen<br />
ins Gespräch.<br />
» www.maritim.de<br />
Golf-Opening<br />
Neu Ein besonderer Tag am Meer.<br />
GELUNGEN Golfen und<br />
Shoppen – zu dieser gelungenen<br />
Kombination lädt die<br />
Timmendorfer Strand<br />
Niendorf Tourismus GmbH<br />
am 8. März unter dem Motto<br />
„Golf für Jedermann“ ein. In<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Maritim Golfpark Ostsee und<br />
der Golfanlage Seeschlösschen<br />
können die Gäste<br />
zwischen 12 und 17 Uhr an<br />
neun kreativen Stationen<br />
erste Golfschwünge versuchen<br />
und vielleicht eine neue<br />
Leidenschaft entdecken.<br />
Nichtgolfer hingegen können<br />
den Tag an der Ostsee mit<br />
SUPERIOR KLASSE<br />
Erste Adresse<br />
STILVOLL Das Grand Hotel<br />
Seeschlösschen SPA & Golf<br />
Resort ist in Timmendorfer<br />
Strand das erste Haus am<br />
Platz und das einzige in dieser<br />
Kategorie. Das 5-Sterne-Supe-<br />
HEILFASTEN nach Buchinger<br />
fachärztlich geleitet. Im Ambiente eines engl. Landsitzes nahe<br />
Timmendorfer Strand. Ernährungsmedizin & Naturheilverfahren,<br />
Osteopathie & Homöopathie. Rufen Sie an!<br />
Wir beraten Sie gern.<br />
Schlossstraße 10<br />
23626 Warnsdorf<br />
Tel. 0 45 02 / 84 00<br />
www.schloss-warnsdorf.de<br />
ERHOLUNGSZEIT<br />
... gültig bis 30. April 2015 – ausgenommen<br />
Ostern – 7 Nächte wohnen – 6 Nächte bezahlen<br />
<br />
<br />
€ 354,–<br />
23669 Timmendorfer Strand · Tel. 04503/35 95-0, Fax 6820 · www.royal-timmendorf.de<br />
Landleidenschaft nah am Meer.<br />
Große Freude! Anfang Mai 2015 kommen Sie in<br />
den Hochgenuss unseres frischfertigen SPAs.<br />
Fantastische Vielfalt – mit allem, was das verwöhnbedürftige<br />
Herz begehrt und höher hüpfen lässt.<br />
Gern erwähnen möchten wir auch unsere 75 Zimmer<br />
und Suiten im edel lichten Landhausstil, inspirierende<br />
Event-Räume, eine romantische Tenne für bis zu<br />
120 Feierfreudige und ein À-la carte-Restaurant.<br />
Ruhesucher, Stressflüchter ... mit Gemütlichkeitsgespür<br />
sind bei uns genau richtig.<br />
Moin, Moin. Willkommen im Fuchsbau<br />
Ihre Familie Fuhrmann<br />
PRIVATKLINIK<br />
W SCHLOSS<br />
ARNSDORF<br />
FUCHSBAU Hotel · Restaurant · SPA<br />
Dorfstraße 9-11 · 23669 Timmendorfer Strand<br />
Telefon 04503-80 20 Fax: 04503-57 67<br />
info@fuchsbau.com · www.fuchsbau.com<br />
Golf macht Spaß.<br />
Foto: TSNT<br />
einer ausgedehnten Shoppingtour<br />
verbinden, denn die<br />
Geschäfte öffnen zwischen 13<br />
und 18 Uhr ihre Türen. Und<br />
zusätzlich gibt es für alle<br />
Gäste natürlich noch viel<br />
gesunde Ostseeluft.<br />
» www.timmendorfer-strand.de<br />
Traumhafter Ausblick.<br />
Foto: Seeschlösschen/Nils Bergmann<br />
rior-Hotel liegt direkt an der<br />
Ostsee und hat 125 elegante<br />
und individuell eingerichtete<br />
Zimmer sowie Suiten. Neben<br />
drei Restaurants – alle mit<br />
Meerblick – und einem über<br />
2.000 Quadrat meter großen<br />
Spa-Bereich können die Gäste<br />
auch eine eigene 36-Loch-<br />
Golfanlage nutzen. Stilvolles<br />
Ambiente und die familiäre<br />
Atmosphäre garantieren<br />
unvergessliche Urlaubstage.<br />
» www.seeschloesschen.de<br />
MARITIMES AMBIENTE<br />
Anspruchsvoll<br />
AM YACHTHAFEN Das<br />
maritime First Class Hotel<br />
Yachtclub liegt nur wenige<br />
Gehminuten vom idyllischen<br />
Yachthafen in Niendorf<br />
entfernt und lädt ein, die<br />
Stille der Umgebung sowie<br />
die Natur zu genießen. Attraktive<br />
Angebote versüßen den<br />
Aufenthalt an der Ostsee.<br />
» www.hotel-yachtclub.de<br />
Modern.<br />
Foto: Hotel Yachtclub<br />
EINZIGARTIGES AMBIENTE<br />
Mit Meerblick<br />
ERHOLUNG PUR In erstklassiger,<br />
direkter Strandlage in<br />
Timmendorfer Strand liegt<br />
das Hotel Bellevue. Das<br />
Urlaubshotel besticht zudem<br />
durch seine geschmackvoll<br />
eingerichteten Zimmer und<br />
Suiten, die alle mit Flatscreens,<br />
Minibar sowie<br />
kostenlosem WLAN ausgestattet<br />
sind. Für Gäste mit Wunsch<br />
nach mehr Platz gibt es auch<br />
eine Ferienwohnung in direkter<br />
Nähe zum Hotel. Im Fitnessund<br />
Wellnessbereich des seit<br />
drei Generationen im Familienbesitz<br />
befindlichen Hauses<br />
gibt es viele Möglichkeiten<br />
neue Energien zu sammeln<br />
oder sich rundherum verwöhnen<br />
zu lassen.<br />
» www.bellevue-tdfstrand.de<br />
TEXT UND LAYOUT CP/COMPARTNER, Essen;<br />
ANZEIGEN Erwin Bachler, Tel.: 040 34 72 73-42 und -74<br />
DIREKT<br />
AM MEER<br />
GELEGEN...<br />
»PLATZREIFEKURS«<br />
08. bis 10. Mai 2015<br />
■ 2 Übernachtungen im Zimmer<br />
mit einmaligem Ostseeblick<br />
■ Frühstücksbuffet mit Meerblick<br />
■ Nutzung des SPA-Bereiches<br />
■ Begrüßungspaket: Bälle, Pitchgabel,<br />
Tees, Regelbuch und Handschuh<br />
■ 11 Stunden Golfunterricht<br />
■ 2 Mittagessen im Restaurant<br />
Windfang auf der Golfanlage<br />
■ Schläger-Beratung und -Fitting<br />
■ alle Range- und Platzgebühren<br />
■ Prüfungsgebühren<br />
Preis pro Person im<br />
Doppelzimmer ab 449,00 €<br />
Preis im Doppelzimmer<br />
zur Einzelnutzung ab 589,00 €<br />
Strandallee 141<br />
23669 Timmendorfer Strand<br />
Telefon (0 45 03) 601-399<br />
www.seeschloesschen.de<br />
Grand Hotel Seeschlösschen e.K.<br />
Amtsgericht Lübeck HRA 840 (BS)<br />
First Class H H H H<br />
TOP-Küche<br />
Timmendorfer Strand<br />
OSTERN<br />
Übern./Frühstücksbuffet<br />
inklusive 4-Gang-Gourmet-<br />
Menüs & vielen Extras<br />
pro Person im DZ<br />
3 Übern. : 5 Übern. :<br />
€<br />
€<br />
390,- 579,-<br />
Wellness-Hotel mit Schwimmbad & Spa<br />
nur 50 m zum Strand<br />
Inhaber : Stahlberg &<br />
Hotel Yachtclub Partner GmbH & Co. KG<br />
Strandstr. 94 - 23669 Timmendorfer Strand<br />
0 4503 / 8060 - www.Hotel-Yachtclub.de<br />
GÜNSTIG BUCHEN<br />
Weitere Erscheinungstermine<br />
der Timmendorfer Strand<br />
Niendorf-Werbung 2015 sind am:<br />
Wohlfühl-Urlaub<br />
AUSWAHL Ob modernes<br />
Appartement, gemütliche<br />
Ferienwohnung oder großzügiges<br />
Ferienhaus – die<br />
Ostsee-Appartements von<br />
Heike Wongel liegen in<br />
Timmendorfer Strand und in<br />
der Lübecker Bucht. Sie sind<br />
genau der richtige Ausgangspunkt<br />
für aktive Urlaubstage<br />
und Unternehmungen wie<br />
das Golf-Opening (8.3.),<br />
der Sparkassen Ostseelauf<br />
(22.3.) oder das abwechslungsreiche<br />
Programmangebot<br />
während der Osterferienzeit:<br />
Ankommen und<br />
wohlfühlen ist hier das Motto.<br />
» www.ostsee-appartements.de<br />
Mit Stil. Foto: Ostsee-Appartements<br />
Timmendorfer Strand - Zentrum<br />
Appartements Bambusblick<br />
info@appartement-bambusblick.de<br />
www.appartement-bambusblick.de<br />
Tel.: 0171-411 0 748, Fam. Schweizer<br />
EIN AUSFLUG AN DEN<br />
TIMMENDORFER<br />
STRAND<br />
AB DEM 8. MÄRZ<br />
IMMER<br />
SONNTAGS<br />
SHOPPEN<br />
AN DER OSTSEE<br />
02./03.05 · 13./14.06. · 08./09.08. · 24./25.10.<br />
Informationen: Verlagsbüro Erwin Bachler · Tel. 040/34 72 73 42 und -74<br />
Fax: 040/34 72 85 42 · E-Mail: erwin.bachler@axelspringer.de<br />
ERHOLSAME AUSZEIT<br />
Ruhe finden<br />
BESTE BEDINGUNGEN<br />
Inmitten einer großzügigen<br />
Parkanlage direkt am<br />
Hemmelsdorfer See liegt<br />
Schloss Warnsdorf, das 1910<br />
im Stil englischer Herrenhäuser<br />
erbaut wurde. Dieser<br />
äußerst groß zügige, elegante<br />
Rahmen bietet die besten<br />
Voraussetzungen, um fernab<br />
des Alltags zu regenerieren.<br />
Hier finden Erholungssuchende<br />
oder Patienten genau<br />
die richtigen Bedingungen:<br />
Beispielsweise für eine<br />
Fastenkur oder eine kurze<br />
Auszeit. Bei unterschiedlichsten<br />
klassischen Behandlungsmethoden<br />
und einem<br />
abwechslungsreichen<br />
Kurprogramm sowie dem<br />
vielfältigen Wellness- und<br />
Beauty-Programm kommen<br />
die Gäste zur Ruhe und<br />
tanken neue Kraft.<br />
» www.schlosswarnsdorf.de<br />
Ostern an der Ostsee<br />
3. bis 6. April 2015<br />
Maritim ClubHotel<br />
Timmendorfer Strand<br />
3 x Übernachtung inklusive<br />
Halbpension; Begrüßungscocktail;<br />
Teilnahme am Aktivund<br />
Unterhaltungsprogramm;<br />
freie Nutzung von Schwimmbad,<br />
Dampfbad, Sauna und<br />
Fitnessraum; kostenfreies<br />
Internet; tägliche Kinderbetreuung<br />
von 9 bis 21 Uhr in zwei<br />
verschiedenen Altersklassen.<br />
Preis pro Person: ab 310 €<br />
• • •<br />
Maritim Seehotel<br />
Timmendorfer Strand<br />
3 x Übernachtung inklusive<br />
Halbpension; freie Nutzung des<br />
Spa-Bereichs mit Meerwasserschwimmbad,<br />
Sauna und Fitnessraum:<br />
kostenfreies Internet;<br />
Teilnahme am Gästeprogramm.<br />
Preis pro Person: ab 412,50 €<br />
Unser Tipp: Verlängern Sie<br />
Ihren Aufenthalt direkt mit<br />
unserer beliebten Jokerwoche<br />
pro Person ab 508 €.<br />
M Service Center Ostsee<br />
Telefon 04503 605-2452<br />
servicecenter.ostsee@maritim.de<br />
www.maritim.de<br />
Diese Anzeige enthält Angebote der<br />
M Hotelgesellschaft mbH<br />
Herforder Straße 2 · 32105 Bad Salzuflen<br />
Reisetipp<br />
IN DEN SCHÖNSTEN FERIENREGIONEN DEUTSCHLANDS<br />
BRANDENBURG • THÜRINGEN · SACHSEN<br />
SOOO VIEL FÜR SOOO WENIG!<br />
• Innen-Pool, AHORNWell mit Sauna, Kosmetik, Massage, Fitness • Hoteleigenes Kino, Wii-Lounge<br />
• 18-Loch-Minigolftunieranlage, Rummenigge Soccerfield, Basketball, Bogensport, Beachvolleyball<br />
• YOKI AHORN Kinderwelt • Hoteleigener Badestrand oder Außen-Pool • Fahrrad- und Skivermietung<br />
im Hotel • Abendentertainment u.v.m.<br />
Angebote variieren je nach Hotel.<br />
WIE WÄRE ES MIT EINER FRÜHJAHRSREISE IN DIE AHORN HOTELS?<br />
Wieder raus in die Natur. Zeit für lange Spaziergänge und Sonne satt.<br />
Genießen Sie Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten mit uns!<br />
Es erwarten Sie attraktive Angebote mit tollem Freizeitprogramm.<br />
WIR FREUEN UNS AUF SIE!<br />
www.ahorn-hotels.de<br />
FERIENHÄUSER ·<br />
FERIENWOHNUNGEN<br />
ITALIEN<br />
LAGO MAGGIORE: Traumurlaub<br />
Private FeWo‘s, Häuser und Villen mit Pool,<br />
Strand und Traumseesicht ab € 50,–/Tag.<br />
www.lago-reisen.de Tel.: 0228/62 09 30<br />
COMERSEE – Seezauber<br />
Kleine & große Urlaubs-Paradiese,<br />
www.comersee24.com<br />
08178 / 997 87 87<br />
Unesco-Welterbe Cilento-Süditalien:<br />
Meer, Berge, griech. Tempel. Fh’ ser am Meer.<br />
G 0941/5676460, www.cilento-ferien.de<br />
FRANKREICH<br />
CÔTE D`AZUR – VENCE – LUXUSVILLA<br />
Panorama-Meerblick, Pool.<br />
+49 173 30 20 916<br />
www.villasuedfrankreich.net<br />
Bei Nizza, Fewo oder kleines Haus, Pool,<br />
Meerblick, 1A-Lage, von privat, großer<br />
Garten, eigener Parkplatz, Tel.: 07266/<br />
666<br />
Bretonische Mühle<br />
an Bach und Weiher, direkt am Meer,<br />
2 bis 6 Personen, aller Komfort.<br />
www.holidayline.lu<br />
La petite surprise - Romantisches Ferienhaus<br />
an der Loire. Frei von Juli-September;<br />
www.briare.de<br />
Côte d’Azur Provence privat Fewo + Villa.<br />
www.riviera-ferien.net<br />
Tel. (0761) 2100 77, Fax (0761) 2100154<br />
79021 Freiburg, Postfach 5420<br />
www.binz-bellevue.de<br />
SONSTIGES<br />
AUSLAND<br />
URLAUB IM<br />
FERIENHAUS<br />
26.000 Ferienhäuser<br />
in ganz Europa<br />
Italien . Spanien . Portugal . Frankreich<br />
Kroatien . Deutschland . Niederlande<br />
Schweiz . Österreich . Ungarn<br />
Tschechien . Irland . Dänemark<br />
Norwegen . Schweden . Finnland<br />
interchalet.de<br />
REISE<br />
RÜGEN<br />
INSEL<br />
Bellevue ★★★★ RÜGEN<br />
Neu FeWo’s ausgestattete direkt am FeWo’s Strand, direkt Balkone am Strand, mit<br />
Balkone traumhaftem mit traumh. Meerblick, Meerblick, Sauna, Lift,<br />
Brötchenserv., Brötchenservice, W-Lan W-Lan.<br />
Sparsaison App. f. 2 P. ab 45,– € 42,- 43,- €, 4=3, 7=5, 8=6<br />
18609 Ostseebad Binz, Strandpromenade 29<br />
Betriebs Bellevue GmbH, Fon: 038393-32 /32143, Fax: -32 745<br />
eMail: E-Mail: ferien@binz-bellevue.de<br />
RÜGEN<br />
Salzwasserpool + SPA 3000m²<br />
2x Ü /Gourmet Fr. ab 140 p.P./DZ<br />
-----------------------------------------<br />
5x Übern. / Langschläferfrühstück,<br />
Abendschlemmerbuffet, + Extras<br />
Märzsonne<br />
28. 2. 3. 4. ab 349 p.P./DZ<br />
Ostern 3. 4. 6. 4.<br />
3x Ü/HP inkl. Progr. ab 327 p.P./DZ<br />
7x Ü/Schlemmer HPab 637 p.P./DZ<br />
Frühling<br />
6. 4. 14. 5. ab 389 p.P./DZ<br />
14. 5. 20. 6. ab 444 p.P./DZ<br />
Strandurlaub<br />
20. 6. 11. 7. ab 479 p.P./DZ<br />
11. 7. 30. 8. ab 519 p.P./DZ<br />
Spätsommer / Herbst<br />
6. 9. 27. 9. ab 449 p.P./DZ<br />
27. 9. 25.10. ab 419 p.P./DZ<br />
Winter<br />
25.10. 22.12. ab 349 p.P./DZ<br />
-----------------------------------------<br />
Kids 6 16 J. Ü/HP ab 25 proTag<br />
Wellness<br />
Zertifikat<br />
Fahrradverleih vor Ort!<br />
-----------------------------------------<br />
inklusive Gymnastik und Rückenschule,<br />
Kinder- und Jugendtreff! WLAN + SKY TV<br />
------------------------------------------<br />
Weitere attraktive Arrangements unter:<br />
Hotel Arkona Dr. Hutter e.K.<br />
Strandpromenade 62, Binz / Rügen<br />
www.rugard-strandhotel.de<br />
reservierung@rugard-strandhotel.de<br />
Telefon: 038393 - 550<br />
OSTSEE /<br />
MECKLENBURG-<br />
VORPOMMERN<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
€<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
NORDSEE/OSTSEE/<br />
SCHLESWIG-<br />
HOLSTEIN<br />
Kuschelwochen im Winter<br />
auf Sylt<br />
www.landhaus-rantum.de<br />
BRANDENBURG<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
THÜRINGER<br />
WALD<br />
SCHWARZWALD<br />
Tel: 07632 / 82480<br />
NEUESTE THERMAL-WELLNESS<br />
SAUNA Landschaft in BADENWEILER<br />
www.privathotel-post.de<br />
Wohlfühltage<br />
im Schwarzwald<br />
■ 3 Übernachtungen<br />
mit Früh stücks buf fet<br />
■ 2 x Eintritt Mineraltherme<br />
■ 1 x 3-Gänge-Gourmet-Menü<br />
■ 1 Tag E-Bike-Nutzung inkl.<br />
nur 198,– € p.P./DZ<br />
Gültig bis zum 31. März 2015<br />
Fam. Eppel · Am Hochwald 11 · 75378 Bad Liebenzell<br />
Tel. +49(0)70 52/92 93-0 · www.hochwald-eppel.de
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
REISEN 75<br />
LUFTPOST<br />
AUS KAPSTADT<br />
VON CHRISTIAN PUTSCH<br />
Vor ziemlich genau 50<br />
Jahren bot sich den<br />
Leuten in dem kleinen<br />
Salzburger Skidorf<br />
Obertauern ein seltsamer<br />
Anblick. Da<br />
standen im März 1965<br />
vier langhaarige Typen aus England, die<br />
angeblich weltberühmt waren, wackelig<br />
auf Skiern beim Kirchbühellift herum.<br />
Wild fuchtelten sie mit Skistöcken in der<br />
Luft umher, sie hielten sich nur mit<br />
Mühe aufrecht, und auch sonst wirkten<br />
sie ziemlich ratlos. „Help! I need somebody!“<br />
VON GERALD STURZ<br />
Diese hilflosen vier, das waren die<br />
Beatles, die nach Obertauern gekommen<br />
waren, um hier Szenen für den Film<br />
„Help!“ zu drehen, der im deutschsprachigen<br />
Raum später unter dem albernen<br />
Titel „Hi – Hi – Hilfe!“ in die Kinos kam.<br />
Regisseur war Richard Lester, ein Experte<br />
für komisch-absurdes Entertainment.<br />
John Lennon war damals der Einzige,<br />
der zuvor je auf Skiern gestanden hatte –<br />
in St. Moritz, einige Unterrichtsstunden<br />
lang. Also wurden vier fesche Jungs aus<br />
der Gegend angeheuert, die des Englischen<br />
mächtig waren, um die Fab Four<br />
bei jenen Szenen, in denen sie ihre<br />
Abenteuer auf Skiern erleben sollten, zu<br />
doubeln: Herbert Lürzer, Gerhard<br />
Krings, Franz Bogensperger und Hans<br />
Pretscherer. Vor der Kamera wurden alle<br />
mit langhaarigen Pilzkopf-Perücken ausgestattet.<br />
Bogensperger hatte die Gäste<br />
schon zuvor im Dorf erspäht. „Als ich sie<br />
zum ersten Mal sah“, erinnerte er sich<br />
später, „rief ich: ‚Mei, san des schiache<br />
Weiber‘, worauf jemand antwortete:<br />
‚Was bist du für ein Trottel, das sind ja<br />
die Beatles‘.“<br />
Man sieht: Die Bewohner von Obertauern<br />
nahmen die Anwesenheit der<br />
Weltstars damals ausgesprochen gelassen.<br />
Und die Beatles nahmen ihren Ausflug<br />
in die österreichische Bergwelt mit<br />
Humor. Das hatten sie schon einige Tage<br />
zuvor bei ihrer Ankunft in Salzburg gezeigt.<br />
Fans aus ganz Europa waren angereist,<br />
um sie am 13. März am Flughafen<br />
Salzburg-Maxglan zu empfangen, aber<br />
auch Beatles-Gegner, die den Untergang<br />
des Abendlandes befürchteten, hatten<br />
sich angekündigt. Die Polizei war in<br />
Mannschaftsstärke angerückt; man<br />
konnte ja nicht wissen. Doch alles blieb<br />
ruhig, die Zahl der Wutbürger hielt sich<br />
seinerzeit noch in Grenzen. Im Hotel<br />
„Österreichischer Hof“, das heute „Hotel<br />
Sacher Salzburg“ heißt, gaben die<br />
Beatles eine skurrile Pressekonferenz.<br />
Was wissen Sie über Mozart, wurden sie<br />
gefragt, und John Lennon antwortete:<br />
„Mozart? Wunderbar. Wie geht es ihm?“<br />
Was wissen Sie über Österreich, war eine<br />
andere Frage, und wieder antwortete<br />
Lennon: „Die Habsburger, Wiener<br />
Schnitzel, schmeckt gut“. Auf die Frage<br />
nach ihren Hobbys antwortete George<br />
Harrison: „Ich habe eine Lieblingsbeschäftigung,<br />
aber darüber kann man in<br />
einer Zeitung nicht schreiben.“<br />
Anschließend reisten die Briten weiter<br />
nach Obertauern. Das damals kleine Skidorf<br />
schien den Produzenten aus zwei<br />
Gründen als Drehort besonders geeignet:<br />
Es galt erstens als schneesicher,<br />
zweitens lag es abgeschieden genug, um<br />
einen Massenansturm hysterischer<br />
Beatles-Fans zu verhindern. Paul<br />
McCartney, John Lennon, George Harrison<br />
und Ringo Starr quartierten sich im<br />
„Hotel Edelweiss“ ein, die Zimmer 502,<br />
504, 506 und 507 waren für sie reserviert.<br />
Der Rest der Crew stieg im „Hotel<br />
Marietta“ ab.<br />
Inzwischen ist Obertauern zu einem<br />
der größten Wintersportzentren der österreichischen<br />
Alpen avanciert. 26 Lifte<br />
gibt es und gut 100 Pistenkilometer bis<br />
auf über 2500 Meter Seehöhe. Allzu viel<br />
erinnert heute nicht mehr an den Abstecher<br />
der Beatles in den Schnee. Im „Hotel<br />
Edelweiss“ kann man in den Beatles-<br />
Zimmern nächtigen, aber wie vor 50 Jahren<br />
schaut hier nichts mehr aus. Es dominiert<br />
zeitgemäßer Alpen-Chic, hier<br />
und da dekoriert mit Beatles-Fotos. Immerhin<br />
veranstaltet Obertauern zum Jubiläum<br />
der Dreharbeiten eine Event-Woche<br />
(siehe Kasten), am Kirchbühel-Lift<br />
hat man eine Beatles-Statue aufgestellt<br />
und mitten im Ort den Nachbau eines<br />
Flügels, den ein Metallkünstler geschaffen<br />
und mit dem Wort „Help!“ dekoriert<br />
hat. Damals war tatsächlich ein Flügel<br />
aus dem „Hotel Marietta“ für Film- und<br />
Fotoaufnahmen in den Schnee geschleppt<br />
worden.<br />
Im „Hotel Seekarhaus“ werden<br />
Beatles-Fans am ehesten fündig. Das<br />
Spaß bei der Arbeit: Ringo Starr, George Harrison, John Lennon und Paul McCartney (von oben) bei den Dreharbeiten im Tiefschnee von Obertauern<br />
Die hilflosen vier<br />
Im März 1965 weilten die Beatles im österreichischen Bergdorf Obertauern – für Dreharbeiten<br />
zum Film „Help!“ Sie mussten gedoubelt werden, denn Skifahren konnten die Pilzköpfe nicht<br />
Haus gehört Gerhard Krings, der damals<br />
George Harrison gedoubelt hat. Krings<br />
hat überall Fotos von den Dreharbeiten<br />
aufgehängt, und auch ein paar jener weißen<br />
Kneissl-Ski („White Star“) , die für<br />
die Dreharbeiten genutzt wurden, hat er<br />
ausgestellt. Die Tränke des Hotels heißt<br />
passenderweise „Beatles Bar“, dekoriert<br />
mit Fotos und Beatles-Kitsch. Manchmal<br />
sitzt der Hotelier hier und plaudert aus,<br />
dass er damals mit George Harrison Gitarre<br />
spielte.<br />
Das zweite heute noch lebende Pilzkopf-Double<br />
ist Herbert Lürzer, der Paul<br />
McCartney spielte. Wenn man sich Fotos<br />
von damals ansieht, dann ist eine gewisse<br />
Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Es<br />
habe 1965 für den Film nur ein recht rudimentäres<br />
Drehbuch gegeben, sagt er,<br />
es wurde improvisiert, es wurde geblödelt<br />
– und keiner der Beteiligten wusste<br />
so recht, um was es in diesem Film überhaupt<br />
ging. Von der Unbeholfenheit der<br />
Pilzköpfe im Schnee kann er erzählen,<br />
aber auch wie sympathisch und zugänglich<br />
sie waren. Von den Frauen, die sie<br />
begleiteten, kann er berichten, und dass<br />
die so gar nicht dem Geschmack von<br />
Lürzer und den anderen Mannsbildern<br />
im Ort entsprachen. Irritationen hätten<br />
zudem die langen Haare der Beatles ausgelöst.<br />
Ohnehin habe kaum einer im Ort<br />
die Gruppe gekannt; im nahe gelegenen<br />
Ort Radstadt ließ sich damals gerade mal<br />
eine Single der Beatles auftreiben: „Ain’t<br />
She Sweet“.<br />
Legendär war der Abend des 18. März,<br />
sagt Lürzer. An diesem Tag gaben die<br />
Beatles ihr einziges Konzert in Österreich:<br />
in der Bar „Schistall“ des „Hotels<br />
Marietta“ aus Anlass des Geburtstages<br />
eines der Regieassistenten. Zwei Stunden<br />
spielten sie, etliche Instrumente<br />
gingen dabei kaputt, die Bar war geram-<br />
LÜRZER OBERTAUERN<br />
ANREISE Der nächstgelegene Flughafen<br />
ist Salzburg; ein Shuttle-Service<br />
bringt Gäste auf Wunsch nach Obertauern.<br />
Wer mit dem Auto anreist,<br />
verlässt die Tauernautobahn A 10 an<br />
der Abfahrt Radstadt (Exit 63). Der<br />
nächstgelegene Bahnhof ist Radstadt.<br />
UNTERKUNFT Die Beatles stiegen im<br />
März 1965 im „Hotel Edelweiss“ ab;<br />
Doppelzimmer ab 77 Euro pro Person<br />
und Tag. Es gehört der Familie Lürzer<br />
und bietet auch heute noch Beatles-<br />
Zimmer an (luerzer.at). Die Film-Crew<br />
wohnte vor 50 Jahren im „Hotel<br />
Marietta“, DZ ab 130 Euro pro Person<br />
inklusive Halbpension (marietta.at). Als<br />
4-Sterne-Superior-Hotel bezeichnet<br />
sich das idyllisch gelegene „Seekarhaus“,<br />
DZ ab 100 Euro pro Person und<br />
Tag. Das Hotel gehört einem der<br />
Beatles-Doubles und verfügt über eine<br />
„Beatles Bar“ (seekarhaus.at).<br />
Historisches Hotel: Im „Edelweiss“<br />
wohnten 1965 die Beatles<br />
TIPPS UND INFORMATIONEN<br />
BEATLES-WOCHE Obertauern begeht<br />
das Jubiläum der Dreharbeiten mit<br />
allerlei Halligalli, vor allem in der<br />
Woche vom 14. bis 21. März. Sie steht<br />
unter dem Motto „A Tribute to the<br />
Beatles“. Es wird unter anderem<br />
der Film „Help!“ gezeigt (16. März im<br />
Haus des Gastes, Eintritt frei), das<br />
Musical „All You Need Is Love“ wird<br />
im Sportzentrum Obertauern zur<br />
Aufführung gebracht (17. März, Tickets<br />
53 Euro). Am 18. März werden die<br />
Cavern Club Beatles aus Liverpool, die<br />
als eine der besten Beatles-Tribute-<br />
Bands gelten, das legendäre Konzert<br />
der Fab Four im „Hotel Marietta“<br />
nachstellen – in originalgetreuen<br />
Beatles-Anzügen.<br />
AUSKUNFTTourismusverband<br />
Obertauern. Tel. 0043/6456/72 52,<br />
obertauern.com; hier sind auch Tickets<br />
für die Veranstaltungen erhältlich<br />
DEUTSCH-<br />
LAND<br />
ÖSTERREICH<br />
Salzburg<br />
ÖSTERREICH<br />
A10<br />
20 km<br />
Radstadt<br />
Obertauern<br />
melt voll, einige Hotelgäste beschwerten<br />
sich wegen nächtlicher Ruhestörung. Es<br />
wurde dennoch ein toller Abend. Leider<br />
gibt es keine Aufzeichnungen des Konzerts.<br />
Brian Epstein, der Manager, verhinderte<br />
jede akustische oder visuelle<br />
Dokumentation dieses denkwürdigen<br />
Ereignisses. Wer Herbert Lürzer heute<br />
danach fragt, wie ihm die Musik der<br />
Beatles gefallen habe, erhält eine diplomatische<br />
Antwort: „Na ja, Volksmusik<br />
gefällt mir halt besser.“<br />
Lürzer und seine Freunde verbrachten<br />
im März 1965 viel Zeit mit Paul, John,<br />
George und Ringo. „Das waren nette und<br />
unkomplizierte junge Männer. Die freuten<br />
sich, dass wir nichts von ihnen wollten,<br />
nicht einmal ein Autogramm. Uns<br />
reizten damals vor allem die Dreharbeiten<br />
auf Ski“, erinnert sich Lürzer,<br />
„und dass wir eine Tagesgage von 1000<br />
Schilling erhielten. Das war damals ja<br />
sehr viel Geld.“<br />
Andere in Obertauern wollten hingegen<br />
durchaus etwas von den Beatles.<br />
Zum Beispiel die Tochter des Eigentümers<br />
vom „Hotel Marietta“. Gloria<br />
Mackh war nicht nur Skilehrerin, die<br />
John und Paul einige Stunden Skiunterricht<br />
gab, sie war auch die aktuelle Miss<br />
Austria. Paul McCartney, der als einziger<br />
der Gruppe ohne weibliche Begleitung<br />
nach Obertauern gekommen war, fand<br />
schnell Gefallen an der schönen jungen<br />
Frau – und sie offenkundig an ihm. Fotos,<br />
die die beiden in inniger Nähe zeigten,<br />
gingen jedenfalls um die Welt.<br />
Am 21. März verließen die Beatles<br />
Obertauern. Sie verbrachten noch eine<br />
Nacht in Salzburg und flogen anschließen<br />
zurück nach London. Herbert Lürzer,<br />
Gerhard Krings, Franz Bogensperger<br />
und Hans Pretscherer haben von ihnen<br />
nie wieder etwas gehört.<br />
GETTY IMAGES<br />
Tapfere<br />
Kaltduscher<br />
bei Kerzenlicht<br />
Endlich. Nach knapp 21 Jahren<br />
Demokratie wurde es auch<br />
höchste Zeit, dass sich Südafrika<br />
vereint präsentiert. „White<br />
Power“ riefen die Weißen während<br />
der Apartheid. „Black Power“ skandierten<br />
die Schwarzen danach. Nun<br />
hallt ein kollektiver Power-Schrei<br />
durch das Land, über alle ethnischen<br />
Grenzen hinweg, ganz dem kollektiven<br />
Anspruch der Regenbogennation<br />
entsprechend: „No Power“.<br />
Der Strom ist aus, immer wieder,<br />
fast täglich, oft stundenlang. In den<br />
Townships, aber auch in den reichsten<br />
Stadtteilen Kapstadts. Präsident<br />
Jacob Zuma hatte schon oft die Reduzierung<br />
der sozialen Unterschiede<br />
gepredigt – selten wurde dieses Ziel<br />
so innovativ und effektiv erreicht.<br />
Das Volk hatte sich doch Kontinuität<br />
gewünscht, also hatte die<br />
Regierung beständig Investitionen in<br />
den Stromsektor vermieden. Und<br />
auch die Kontinuität der vorhandenen<br />
Kraftwerke wurde nur selten<br />
durch lästige Wartungsarbeiten oder<br />
gar Investitionen in erneuerbare<br />
Energien unterbrochen. Da muss<br />
doch mal in Kauf genommen werden,<br />
dass ein Kohlesilo einstürzen kann –<br />
und damit die Stromversorgung<br />
zusammenzubrechen droht. Nationbuilding,<br />
der Aufbau einer gemeinsamen<br />
Nation, hat also seinen Preis.<br />
Stadtteil für Stadtteil wird in Kapstadt<br />
in diesen Wochen für jeweils<br />
ein paar Stunden der Strom abgeschaltet,<br />
weil die Kraftwerke die<br />
Nachfrage nicht mehr erfüllen können.<br />
Gerade ist mein Wohnort Hout<br />
Bay dran, wie derzeit jeden Tag. Das<br />
wird maximal bis Ende 2016 so weitergehen,<br />
meint die Energieministerin<br />
und fordert eine Aufbruchstimmung<br />
wie vor der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
2010, als die Nation<br />
doch auch zusammenstehen musste.<br />
Recht hat sie, Optimismus ist<br />
gefragt: Ich schreibe diesen Text<br />
notgedrungen auf einem iPad, aber<br />
die Batterie zeigt noch komfortable<br />
62 Prozent. Yes! Und in meinem<br />
Lieblingscafé haben sie mit Gas immerhin<br />
das Wasser für Filterkaffee<br />
zum Kochen gebracht. Tschaka!<br />
Und wenn dann doch überraschend<br />
die Lichter wieder angehen,<br />
dann brandet Applaus auf. Mancherorts<br />
liegen sich die Leute in derartigen<br />
Momenten freudetrunken in<br />
den Armen. Der Kerzen-Umsatz in<br />
Kapstadt ist auf Rekordkurs, was ja<br />
nicht nur der Wirtschaft nutzt, sondern<br />
Alltag und Beziehungen neue<br />
Romantik einhaucht. Eine geradezu<br />
magische Energie verbindet die Nation<br />
– eine, die kein Kraftwerk der<br />
Welt generieren könnte. Eine, die das<br />
„Der Strom ist<br />
aus. Immer<br />
wieder, fast<br />
täglich, oft<br />
stundenlang“<br />
Herz wärmt. So etwas kommt nicht<br />
aus der Steckdose. Was macht es da<br />
schon, wenn aus der Dusche nur<br />
kaltes Wasser kommt?<br />
Es ist ein wenig deprimierend,<br />
dass vielen ausländischen Besuchern<br />
diese Erfahrung weitgehend vorenthalten<br />
wird. Die Flughäfen werden<br />
weiter versorgt, und viele Hotels und<br />
Gasthäuser haben längst in eigene<br />
Stromgeneratoren investiert. Einleuchtend,<br />
argumentiert der dröge<br />
Ökonom. Eine vertane Chance historischer<br />
Dimension, würde wohl<br />
Visionär Zuma dagegenhalten.<br />
Der Tourismus hält sich bislang<br />
wacker. Sollten Sie aber dennoch<br />
eines Tages der letzte Besucher Kapstadts<br />
sein, vergessen Sie bitte nicht,<br />
bei der Rückreise das Licht auszumachen.<br />
Oder die Kerze auszupusten.<br />
In der Kolumne „Luftpost aus ...“<br />
berichten unsere Korrespondenten<br />
und Mitarbeiter jede Woche aus<br />
einer anderen Weltstadt.
76 REISEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
WELTREISE (35)<br />
Mongolei<br />
Typisches, Rekordverdächtiges, Skurriles:<br />
Was Sie schon immer über dieses Land<br />
wissen wollten<br />
Zusammengestellt von Kira Hanser<br />
Die prächtige Nationaltracht der Mongolen<br />
tragen schon Knirpse. Der knöchellange<br />
Mantel heißt Deel, er hat einen<br />
aufknöpfbaren Brustlatz, Stehkragen und<br />
wird mit einem Stoffgürtel eng um die<br />
Taille gewickelt. Jeder Nomade hat mindestens<br />
zwei, einen aus Wolle für die<br />
Arbeit, den anderen aus Seide für Festtage.<br />
So ein bunter Deel ist multifunktional<br />
und wird sommers wie winters<br />
getragen, bei Kälte mit Ziegenfell unterfüttert.<br />
Er dient als Kleidungsstück,<br />
Tasche, Decke, und, das ist ziemlich praktisch,<br />
auch als Sichtschutz bei der Toilette<br />
in der Steppe.<br />
1992 hat die Mongolei sogleich<br />
den kommunistischen Stern aus<br />
der Flagge entfernt, was ihre<br />
einzigen Nachbarn Russland und<br />
China nicht so gut fanden. Seither<br />
buhlt die parlamentarische<br />
Demokratie eifrig um westliche<br />
Touristen, etwa 150.000 sind es<br />
pro Jahr. Mit der pünktlichen<br />
Eröffnung des neuen Flughafens<br />
in der Hauptstadt Ulan<br />
Bator 2016 will das Partnerland<br />
der Internationalen Tourismusbörse<br />
eine Million Fluggäste ins<br />
Steppenland locken.<br />
GETTY IMAGES; DPA PA (2)<br />
Mongolen trinken gerne Tee –<br />
das typisch mongolische Getränk<br />
heißt Süütei, ein salziger<br />
Tee. Hirten bereiten aus Stutenmilch<br />
„Ajrag“ zu, mit einem<br />
Alkoholgehalt von höchstens<br />
drei Prozent. Viele Mongolen<br />
brennen daraus einen Wodka<br />
namens Arkhi, der es in sich<br />
hat. Männliche Besucher, die<br />
sich weigern, Arkhi als Zeichen<br />
der Gastfreundschaft zu trinken,<br />
gelten als Schwächlinge. Deshalb<br />
sollten sie tunlichst vorher etwas<br />
essen, um mithalten zu<br />
können. Was kein Problem sein<br />
sollte: Zum Frühstück und Mittag<br />
wird gekochtes Hammelfleisch<br />
mit viel Fett gereicht.<br />
30<br />
PROZENT<br />
der Mongolen leben heute noch<br />
nomadisch, zieht mit Pferden, Ochsen<br />
und Yaks von Weideplatz zu<br />
Weideplatz. Doch die 800 Jahre alte<br />
Nomadenkultur bröckelt. Jugendliche<br />
zieht es zu Tausenden in die<br />
Städte auf der Suche nach urbanem<br />
Glück, sie träumen von Geländewagen<br />
statt Pferden, von Smartphones<br />
und Nachtleben. Die Entwicklung<br />
vom Nomadentum zur urbanen<br />
Gesellschaft vollzieht sich rasant.<br />
Gerade wurde der dreimillionste<br />
Bürger geboren – nicht in einer<br />
Jurte, sondern in einer Stadt. Die<br />
Familie bekommt als staatliches<br />
Geschenk eine neue Wohnung –<br />
und das Kind heißt auf Vorschlag<br />
des Präsidenten „Mongoljin“.<br />
Überall in der Steppe stehen große Steinpyramiden mit zusammengebundenen<br />
bunten Stoffstreifen. Es sind die Owo – heilige Steine, die für die<br />
Götter zusammengelegt werden. Oft kennzeichnen sie auch böse Orte,<br />
von deren Besichtigung gewarnt wird. Lautes Sprechen, Anzünden von<br />
Lagerfeuer und Campen sind für Touristen verboten. Auch sollten diese<br />
Steine nicht berührt werden. Manche Owo dürfen nur Mönche besuchen,<br />
nach einer meditativen Vorbereitung. Selfie mit Owo? Lieber nicht.<br />
„<br />
So modern ist das Nomadenleben geworden: Ein Fernseher darf auch in<br />
einer mongolischen Jurte mitten in der Steppe nicht fehlen – die eigene<br />
Satellitenschüssel gehört deshalb zur Grundausstattung. Ein Solarkollektor<br />
versorgt sie mit Strom. Mobilfunk gibt es nur rund um die Städte, und das<br />
Pferd ist noch das häufigste Fortbewegungsmittel.<br />
Gut ist es,<br />
wenn die<br />
Schwiegereltern<br />
fern und<br />
Wasser und<br />
Brennstoff<br />
nahe sind<br />
Mongolisches<br />
Sprichwort<br />
Edles von der Ziege ist das beliebteste<br />
Souvenir für Mongolei-Reisende.<br />
Pullover, Decken und feine<br />
Schals aus Kaschmir, dem besten<br />
Wollstoff der Welt. Die weiche und<br />
besonders geschmeidige Kaschmirwolle<br />
ist der größte Exportartikel<br />
des zentralasiatischen Staates<br />
und stammt von den im Hochgebirge<br />
lebenden Kaschmir-Ziegen.<br />
Eine Schur ergibt durchschnittlich<br />
nur bis zu 500 Gramm<br />
des wertvollen Flaumhaars. Dafür<br />
braucht man auch nicht extra aufs<br />
Land reisen: Die besten Boutiquen<br />
gibt es in der Hauptstadt, bezahlt<br />
wird mit Kreditkarte oder in der<br />
mongolischen Währung Tögrög.<br />
ANZEIGE<br />
Exklusive WELT-Leserreise: Das Reich der Inka erleben und genießen<br />
Weitere WELT-Reisen:<br />
Aqua Expeditions (2), iStock/carlosphotos (1), promperu (2), Vibe Images/fotolia.com (1), Trixi Lange-Hitzbleck (1)<br />
Peru in Style<br />
Peru – das Land der Inkas und der Anden, das Land mit jahrtausendealter<br />
Kulturgeschichte und einer erstaunlich modernen Gegenwart.<br />
Kulinarisch haben die jungen Köche der Cocina Andina die alten Rezepte<br />
zeitgenössisch, mutig und kreativ interpretiert. In historischen<br />
Klöstern und Palästen sind stylische Hotels eingezogen, die aus der<br />
Spannung aus altem Gemäuer und jungem Design ihren frischen<br />
Charme beziehen. Und immer ist es auch der Zauber der Vergangenheit,<br />
der fasziniert – die leise Wehmut der Panflöte, die uralten Völker<br />
am Titicacasee und natürlich das sagenhafte Machu Picchu.<br />
TERMINE<br />
30.03.2015 – 11.04.2015<br />
17.08.2015 – 29.08.2015<br />
19.10.2015 – 31.10.2015<br />
25.01.2016 – 06.02.2016<br />
21.03.2016 – 02.04.2016<br />
13 Tage pro Person im Doppel ab<br />
9.690 Euro in der Business Class<br />
Gerne können Sie diese Reise<br />
auch als Individualreise zu<br />
Ihrem Wunschtermin buchen.<br />
Die Höhepunkte Ihrer exklusiven WELT-Leserreise<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Feinster Luxus – Wohnen im ehemaligen Kloster<br />
Lima – Privatführung durch das archäologische Museum Larco<br />
Arequipa – koloniales Erbe vor grandioser Vulkankulisse<br />
Colca Canyon – in tiefen Schluchten dem Kondor auf der Spur<br />
Titicacasee – Bootsfahrt mit Blick auf die Anden<br />
Fahrt im Luxuszug „Belmond Hiram Bingham“<br />
Genießen Sie die moderne peruanische Küche, zum Beispiel von Virgilio Martinez<br />
(ganz l. o.), und bestaunen Sie Machu Picchu (ganz l. u.) und rituelle Goldmasken<br />
im Larco Museum (r. u.). Begegnen Sie traditionsbewussten Viehhirten (l. u.) und<br />
exotischen Tieren wie dem Riesentukan (r. o.). Auf einer Amazonas-Kreuzfahrt<br />
mit der MS Aqua (l. o.) verbinden sich junges Design, Luxus und Abenteuer.<br />
Langstreckenflüge in der Business Class mit Iberia, LAN oder Lufthansa, Inlands- oder Regionalflüge in der<br />
Economy Class mit LAN und Avianca; Transfers, Ausflüge und Rundreise in bequemen Fahrzeugen; Zugfahrt mit dem<br />
Hiram Bingham und dem Anden Explorer; 11 Übernachtungen in Hotels mit Frühstück, 7 Mittagessen, 5 Abendessen;<br />
durchgehende, deutschsprechende Reiseleitung; Eintrittsgebühren; hochwertige Reiseliteratur; Rundum-Sorglos-Bonus*<br />
Cusco – privates Konzert in der charmanten Kapelle<br />
des 5*-Luxushotels Belmond Monasterio<br />
Machu Picchu – erster Besuch der legendären Inkastadt am<br />
Nachmittag, ein zweiter „stiller Besuch“ am nächsten Morgen<br />
Wanderlust – Optionale Besteigung des „Postkartenberges“<br />
Huayna Picchu mit Traumblick auf die Ruinen<br />
AMAZONAS: Verbinden Sie Ihre Reise mit einem Besuch im peruanischen Amazonasbecken. Tief im Regenwald<br />
beschert Ihnen das stilsichere Kreuzfahrtschiff MS Aqua einmalige Erlebnisse. Entspannen Sie in Lounge- und<br />
Dinner-Areas im Contemporary Design. Auf den täglichen Ausflügen im Kanu und zu Fuß lernen Sie die Artenvielfalt des<br />
Regenwaldes kennen. Lassen Sie sich zudem – mitten im Dschungel! – von kulinarischen Köstlichkeiten überraschen.<br />
PER HARLEY AUF DEN SPUREN<br />
DES AMERICAN DREAM<br />
Seit 30 Jahren geht der Schauspieler und<br />
Sänger Wolfgang Fierek mit seinem Harley<br />
Chopper auf Biketouren im grandiosen Westen<br />
der USA. Er begleitet Sie auf drei exklusiven<br />
Motorradtouren durch drei verschiedene<br />
Regionen. Die Auswahl für Ihren Bike-Urlaub:<br />
Kalifornien mit Las Vegas und Highway No. 1<br />
entlang der kalifornischen Küste; New Mexico<br />
Trail – Hohe Berge mit Schnee, eine Wüste<br />
aus Gips und Santa Fe, die älteste Hauptstadt<br />
der USA; Canyon Run – der Grand Canyon,<br />
Antelope Canyon und das Monument Valley<br />
gehören zu den schönsten und wildesten<br />
Landschaften Nordamerikas.<br />
CALIFORNIA TRIP<br />
Las Vegas, Death Valley,<br />
Joshua Tree-Nationalpark, Highway No.1<br />
02.05.2015 – 15.05.2015<br />
14 Tage pro Person<br />
Fahrer: ab 7.990 EUR<br />
Sozius: ab 2.490 EUR<br />
NEW MEXICO TRAIL<br />
White Sands National Monument,<br />
Santa Fe, Indianerdorf Taos Pueblo,<br />
Westernstadt Durango<br />
29.08.2015 – 10.09.2015<br />
13 Tage pro Person<br />
Fahrer: ab 7.690 EUR<br />
Sozius: ab 2.390 EUR<br />
CANYON RUN<br />
Grand Canyon, Las Vegas, Monument<br />
Valley, Antelope Canyon, Route 66<br />
03.10.2015 – 15.10.2015<br />
13 Tage pro Person<br />
Fahrer: ab 7.890 EUR<br />
Sozius: ab 2.490 EUR<br />
Mehr Informationen zu diesen und weiteren Reisen finden Sie unter www.welt.de/weltreisen<br />
Buchung und Beratung: Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr, Sa., 28.02. und So., 01.03. 10 – 13 Uhr Telefon: 030/2017 2170 E-Mail: weltreisen@welt.de<br />
Reiseveranstalter: Windrose Finest Travel GmbH, Fasanenstraße 33, 10719 Berlin<br />
*für WELT-Abonnenten und WELT am Sonntag-Bezieher per Sonntagshändler
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
REISEN 77<br />
Glattes, rotbraun<br />
glänzendes Haar<br />
fällt auf ihre Schultern.<br />
Unter Ponyfransen<br />
schauen<br />
dunkle, große Augen<br />
den Gast freundlich<br />
an. Während die junge Frau erklärt, dass<br />
man im „Henn na Hotel“ keinen Zimmerschlüssel<br />
braucht, sondern durch<br />
Gesichtserkennung die Tür öffnen kann,<br />
umspielt ein sanftes Lächeln ihre Lippen.<br />
Wer jetzt der Versuchung erläge,<br />
mit der Rezeptionistin zu schäkern, würde<br />
recht bald enttäuscht. Sämtliche<br />
Flirtversuche prallen an ihr ab, genauso<br />
wie Beleidigungen oder Wutausbrüche.<br />
Egal, was man zu ihr sagt, was man ihr<br />
an den Kopf schmeißt: Sie bleibt ruhig,<br />
VON SONJA BLASCHKE<br />
sie regt sich nicht auf. Nie. Denn in ihrem<br />
Körper fließt kein Blut. Unter der<br />
fleischfarbenen Oberfläche verlaufen<br />
Drähte und Kabel. Ihre Mimik und Gestik<br />
steuert ein Computer, ebenso ihr<br />
Sprachzentrum. Während Rezeptionisten<br />
aus Fleisch und Blut jahrelang büffeln<br />
müssen, um ihre Gäste auf Japanisch,<br />
Chinesisch, Koreanisch und Englisch<br />
begrüßen zu können, braucht sie<br />
dafür lediglich die richtige Software.<br />
Die Rezeptionistin ist ein Roboter, genauer:<br />
ein „Actroid“, der sich laut Herstellerfirma<br />
Kokoro ziemlich menschlich<br />
verhält. Die künstliche Dame heißt laut<br />
Namensschild Frau Iwazume. Sie und ihre<br />
zwei Kolleginnen, jeweils 80 Kilogramm<br />
schwer, werden bald Gäste im<br />
ersten Roboterhotel der Welt begrüßen.<br />
Es eröffnet am 17. Juli in der Präfektur<br />
Nagasaki auf Japans südlicher Hauptinsel<br />
Kuyshu, auf dem Gelände des Huis<br />
Ten Bosch, einem Vergnügungspark. Der<br />
ist nach dem Vorbild der Niederlande<br />
modelliert und zog im vergangenen Jahr<br />
fast 2,8 Millionen Touristen an, knapp<br />
zehn Prozent davon aus dem Ausland.<br />
Mit dem Roboterhotel hat der Themenpark<br />
eine neue Attraktion, die perfekt<br />
zum Image von Japan als Technologienation<br />
passt. Schließlich ist Japan der<br />
Geburtsort von „Aibo“, dem Roboterhund<br />
von Sony, und „Asimo“ von Honda,<br />
einem 1,20 Meter kleinen Roboter,<br />
der aussieht wie eine Lego-Figur. Mit<br />
den Hotelrobotern weist Japan aber<br />
HUIS TEN BOSCH (2)<br />
auch einen Schritt in die Zukunft: Funktionieren<br />
die Maschinenmenschen wie<br />
geplant und werden sie von den Gästen<br />
akzeptiert, könnten sie die Hotellerie revolutionieren<br />
– und Menschen aus einem<br />
Servicebereich zurückdrängen, in<br />
dem sie bisher unverzichtbar waren.<br />
Denn die Roboter-Damen mit den<br />
asiatischen Gesichtszügen sind erst der<br />
Anfang. Im „Henn na Hotel“ sind noch<br />
weitere motorisierte Hoteldiener geplant.<br />
Wer zum Beispiel ankommt, bevor<br />
das Zimmer für den nächsten Gast vorbereitet<br />
ist, kann seinen Koffer zwischenzeitlich<br />
in die Obhut eines Roboterwesens<br />
geben. Den Job des Portiers<br />
übernimmt ebenfalls ein Roboter – er<br />
schleppt ohne Ächzen und Murren das<br />
Gepäck aufs Zimmer. Der Vorteil für den<br />
Gast: Gedanken darüber, ob und wie viel<br />
Trinkgeld für diese Dienstleistung angemessen<br />
wäre, kann er sich sparen.<br />
Urlaub beim<br />
Roboter<br />
In Japan eröffnet im Sommer das erste<br />
Roboterhotel der Welt. Wer dort eincheckt,<br />
wird von elektronischen Kunstwesen<br />
bedient, die wie Menschen aussehen und<br />
Small Talk führen können – in vier Sprachen<br />
Maschine mit menschlichem Antlitz: Roboter in Gestalt junger Asiatinnen<br />
(l.) sollen im „Henn na Hotel“ in Nagasaki an der Rezeption Gäste<br />
empfangen. In der Lobby sind weitere Roboter als Blickfang geplant (o.)<br />
Sparen ist ohnehin ein Teil des Konzepts.<br />
Während die anderen drei Hotels<br />
auf dem Gelände des Parks mit Namen<br />
wie „Europa Hotel“ und „Amsterdam<br />
Hotel“ eher eine ältere Kundschaft mit<br />
gut gefülltem Portemonnaie im Auge haben,<br />
zielt das „Henn na Hotel“ vor allem<br />
auf Durchschnittsverdiener und jüngere<br />
Kunden, namentlich junge Paare und Familien.<br />
Entsprechend ist das Design der<br />
Zimmer angelegt: hell, schlicht und klar,<br />
von skandinavischer Anmutung, die viele<br />
junge Japaner sehr schätzen. In manchen<br />
Zimmern steht die Badewanne direkt neben<br />
dem Bett hinter einer durchsichtigen<br />
Glaswand. Die Licht- und Energiesteuerung<br />
funktioniert über einen Tablet-PC.<br />
Die Preise sind vergleichsweise günstig:<br />
7000 Yen (umgerechnet rund 51 Euro)<br />
soll das kleinste Einzelzimmer kosten,<br />
9000 Yen sind für das kleinste Doppelzimmer<br />
zu bezahlen. Wer Frühstück<br />
will, legt 2000 Yen drauf. Wenn sich die<br />
Zimmer zur Hauptsaison stark füllen,<br />
dann sollen die Gäste per Auktion selbst<br />
bestimmen können, wie viel sie bezahlen.<br />
Das Mindestgebot liegt gerade mal<br />
bei 1000 Yen (7,41 Euro), der Maximalpreis<br />
für das Einzelzimmer bei 14.000<br />
Yen (102 Euro).<br />
Damit sich das Projekt trotz der günstigen<br />
Übernachtungspreise lohnt, haben<br />
namhafte japanische Architekten sowie<br />
die Universität Tokio gemeinsam Konzepte<br />
entwickelt, die den Energieverbrauch<br />
niedrig halten sollen, etwa durch<br />
den Einsatz von LED-Lampen. Den<br />
Strom für den Betrieb liefert eine Solaranlage.<br />
Hinzu kommt, dass dank der Roboter,<br />
die zum Beispiel die Hotelflure<br />
putzen oder im Service aushelfen, weniger<br />
menschliches Personal nötig ist als<br />
normalerweise in einem Hotel dieser<br />
Größenordnung. Das soll zwischen einem<br />
Drittel und der Hälfte der Kosten<br />
im Vergleich zu einem regulären Übernachtungsbetrieb<br />
sparen. Nebenbei<br />
könnte die Idee helfen, in der überalternden<br />
und schrumpfenden japanischen<br />
Gesellschaft in absehbarer Zeit<br />
den befürchteten Mangel an Arbeitskräften<br />
auszugleichen.<br />
Hideo Sawada, Präsident der Betreiberfirma,<br />
die zu dem großen japanischen Reiseveranstalter<br />
H.I.S. gehört, kündigte an,<br />
in Zukunft sogar bis zu 90 Prozent der anfallenden<br />
Arbeiten im Hotel von Robotern<br />
erledigen zu lassen. „Wir werden das effizienteste<br />
Hotel der Welt eröffnen“, sagte<br />
er auf einer Pressekonferenz. Schon der<br />
Name spiegele wider, dass das Hotel auf<br />
Veränderung und Innovation setze. In der<br />
Tat: „Hen“ kann auf Japanisch „seltsam“<br />
heißen, ist aber auch Teil des japanischen<br />
Wortes für Veränderung.<br />
Wer sich vor so viel Veränderung doch<br />
ein wenig gruselt und nicht nur mit Robotern<br />
zu tun haben will, dem sei zur<br />
Beruhigung gesagt: Es wird auch einige<br />
menschliche Mitarbeiter geben, die die<br />
Wünsche der Gäste im „Henn na Hotel“<br />
erfüllen, die in zunächst 72 Zimmern im<br />
ersten Bauabschnitt des Hauses wohnen<br />
werden. Anfang 2016 soll der zweite Bau<br />
eröffnet werden. Reservierungen sind<br />
bereits jetzt online (https://ssl.huistenbosch.co.jp/hnh/)<br />
möglich, allerdings<br />
bisher nur auf Japanisch. Ob die Anfragen<br />
von Robotern oder Menschen bearbeitet<br />
werden, ist nicht bekannt.<br />
FRANKEN / OSTBAYERN<br />
VOM BETT INS BADEPARADIES<br />
via Bademantelgang zu allen Attraktionen<br />
der Rottal Terme inkl. Sauna-Erlebniswelt.<br />
Direkt im Haus: Massagepraxis,<br />
Kosmetiksalon, Pianobar, Fitnessräume...<br />
Komfortable, großzügige<br />
Zimmer mit Bad,<br />
WC, Balkon...<br />
www.alpenhotel-dora.de<br />
Unser Frühlingsangebot: 7 Übernachtungen,<br />
7 x Halbpension, 1 x Massage, 1 x Naturfango,<br />
1 x Kräuterdampfbad<br />
ab 662,- € pro Person im DZ.<br />
HOTEL HOFMARK in 84364 Bad Birnbach<br />
Kurallee 3, Telefon 08563/2960,<br />
Fax 29 62 95, hotel.hofmark@t-online.de<br />
www.badbirnbach.de/hotel-hofmark<br />
2.700 m 2 Wasserfläche, 31 Becken 28 - 38°C... dazu im VITARIUM<br />
Hitze, Dampf und Düfte ... hüllenlos baden bis in die Nacht !<br />
OBERBAYERN / ALLGÄU<br />
Kennenlernangebot „5 = 4“<br />
· 5x ÜN im DZ · 5x vitales Frühstücksbuffet<br />
· 5x Nachmittagskaffee und Kuchen<br />
· 5x Abendmenü in gemütlicher Bauernstube<br />
· Benutzung Wellnessbereich mit Hallenbad,<br />
Sauna, Solarium (Gebühr), Fitnessaum<br />
ab € 299,– p. P. (gültig bis 18.12.15)<br />
ÖSTERREICH<br />
ROMANTIK HOTEL<br />
S<br />
Skigebiet Juwel<br />
145 Pisten-km<br />
„Top 10 in Tirol“<br />
Sonnen-<br />
Skilauf<br />
im Tiroler Alpbachtal:<br />
5 Nächtigungen mit Romantik-Verwöhnpension,<br />
4-Tages-Skipass und herrlichem<br />
Verwöhnprogramm ab € 677,–<br />
6236 Alpbach, Tel. +43 (0)5336 5227<br />
info@boeglerhof.at, www.boeglerhof.at<br />
VERSCHIEDENE<br />
REISEZIELE<br />
IM AUSLAND<br />
Kroatien<br />
Wunderschönes kl. fam. Strandhotel HP<br />
Tel. 06324-82 05 40, www.pavlinka.de<br />
Wunderschönes kl. fam. Strandhotel HP<br />
Tel. 06324-820540 www.pavlinka.de<br />
GROSS-<br />
BRITANNIEN<br />
www.NarrowBoats.de<br />
Genau die richtige<br />
Urlaubslektüre: DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
TOURISTIK<br />
OUR WAY OF LIFE<br />
KEEPS US<br />
ONE STEP AHEAD<br />
M + B Kiehne GbR · Alpenhotel Dora · Schweineberg 20 · 87527 Ofterschwang · Tel. 083 21 / 35 09<br />
SÄCHSISCHE<br />
SCHWEIZ<br />
TOURISTIK<br />
DUBLIN<br />
ROSSLARE<br />
HOLYHEAD<br />
PEMBROKE<br />
ROSCOFF<br />
CHERBOURG<br />
SÜDTIROL<br />
Wandern & Wellness<br />
in Südtirol-Villanders<br />
In schönster Aussichtslage - oberhalb von Klausen im Eisacktal.<br />
Alle Annehmlichkeiten und Einrichtungen für das pure Urlaubsvergnügen<br />
wie z.B. ein Panoramaschwimmbad, Whirlpool,<br />
Finnische,- & Dampfsauna, Freibad, Liegewiese, Fitnessraum uvm.<br />
BLÜTENWOCHEN<br />
ab € 352,- p.P./Woche<br />
inkl. Verwöhnhalbpension<br />
Top-Zusatzleistungen & tolle Kinderermäßigung!<br />
Fam. Rabensteiner informiert Sie gerne!<br />
Tel. 0039-0472-843-137 Fax ../84 33 33<br />
www.hubertus.it - info@hubertus.it<br />
ITALIEN<br />
>>> ITALIENISCH IN FLORENZ
78 REISEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
HORRMANNS<br />
HOTELTEST<br />
VON HEINZ HORRMANN<br />
5-Uhr-Tee mit<br />
dem Hochadel<br />
Das Hotel Das Londoner „Savoy“,<br />
das heute von der Fairmont-Hotelgruppe<br />
betrieben wird, ist eines<br />
der traditionsreichsten und ältesten<br />
Grandhotels der Welt. 1889<br />
wurde der edle Wohnpalast als<br />
Gästehaus der Oper eingeweiht. Im<br />
Handumdrehen avancierte das<br />
Domizil zur Lieblingsherberge der<br />
Könige und Regenten, die London<br />
besuchten. Ein Anruf aus der damaligen<br />
Zeit ist verbrieft: Ich<br />
möchte „His Royal Highness“ sprechen.<br />
Rückfrage der Telefonistin:<br />
Wen genau? Wir haben zur Zeit<br />
sieben Königliche Hoheiten zu<br />
Gast im Haus.<br />
Obwohl das Hotel immer wieder<br />
ein wenig aufgefrischt wurde, musste<br />
es 2008 für eine Komplettrenovierung<br />
und Grunderneuerung<br />
geschlossen werden. 2010 wurde es<br />
wiedereröffnet – und war sofort<br />
erneut Treffpunkt des Adels. Ich<br />
hatte das Glück, zu einem kleinen<br />
Kreis von 40 Hotel-Begeisterten zu<br />
gehören, die von Englands Kronprinz<br />
Charles und vom Fairmont-<br />
Besitzer Prinz Al-Walid von Saudi-<br />
Arabien zur Eröffnungsparty geladen<br />
wurden. Dabei konnte ich mich<br />
davon überzeugen, dass die Hotellegende<br />
in ihrer besonderen Gestaltung<br />
erhalten geblieben war, aber in<br />
neuem Glanz erstrahlte.<br />
Zimmer und Suiten Die 195 Zimmer<br />
und 73 Suiten sind sehr konservativ<br />
und geschmackvoll eingerichtet,<br />
variieren aber stark in der Größe.<br />
Auch die Betten sind mit 1,60 Meter<br />
Breite eindeutig zu klein und die<br />
Fenster nicht schallisoliert, sodass<br />
Baustellenlärm nerven kann. Ganz<br />
exzellent sind die Suiten mit Blick<br />
auf die Themse. Sehr positiv ist die<br />
Gesamtausstattung: Mascioni-Bettwäsche,<br />
geräuschlose Klimaanlage,<br />
Internet, teilweise haben die Zimmer<br />
und Suiten offene Kamine und<br />
Marmor-Fußböden. Die Zimmerraten<br />
beginnen bei 350 Pfund (475<br />
Euro).<br />
Essen und Trinken „Savoy“-Gäste<br />
können im Haus gleich mehrere der<br />
besten Restaurants Londons genießen,<br />
so „Kaspar’s Seafood Bar &<br />
Grill“ oder „Gordon Ramsay’s Savoy<br />
Grill“. Im „Simpson’s-In-the-<br />
Strand“ wird vom Frühstück bis zum<br />
Dinner ausschließlich britische<br />
Küche serviert – wer’s mag. Im<br />
„Thames Foyer“, dem idealen Ort<br />
zum Ausruhen und Entspannen, gibt<br />
es im ungezwungenen Rahmen<br />
Frühstück, Kaffee, Afternoon Tea<br />
und leichte Snacks am Abend.<br />
Londons Klassiker: Lobby des 1889<br />
eröffneten Hotels „Savoy“<br />
Der Service Der Service holperte<br />
am Anfang, hat sich aber jetzt eingependelt.<br />
Das gilt auch für den 24-<br />
Stunden-Room-Service. Sehr gut<br />
werden die Gäste im Beauty- und<br />
Fitness-Center bedient. Das Business-Center<br />
ist rund um die Uhr<br />
verfügbar, stets ist Hilfe da, wenn<br />
der Business-Reisende sie braucht.<br />
Das Urteil Location, location – der<br />
Standort eines Hotels, so hatte es<br />
Conrad Hilton immer gepredigt, sei<br />
das Wichtigste für ein Hotel. Und<br />
die Location ist beim „Savoy“ erstklassig.<br />
Auch die guten Restaurants<br />
wiegen so schwer, dass man über<br />
kleine Schwächen in den Zimmern<br />
hinwegsieht. In der Summe aller<br />
Bewertungen sind das fünf ehrliche<br />
Sterne.<br />
Der Autor verabschiedet sich in den<br />
wohlverdienten Urlaub. Die nächste<br />
Hotelkolumne von Heinz Horrmann<br />
lesen Sie wieder Anfang Mai.<br />
PH/RT/SAN<br />
Nationale Unterschiede: Russen in Thailand knipsen gern Elefanten, aber hassen Elefantensafaris. Chinesen reiten lieber auf den Tieren – und lassen sich dann fotografieren<br />
Nationenkunde am Strand<br />
Was tut Schriftsteller Wladimir Kaminer,<br />
wenn er in Thailand urlaubt? Er beobachtet<br />
andere – und stellt fest: Westeuropäer<br />
haben die meisten Tattoos, Russen meckern<br />
gern, Chinesen üben schwimmen – und<br />
Kanadier bevorzugen Ganzkörpermassagen<br />
Schmerbäuche über knapp sitzenden Badehosen: So rennt der typische ältliche<br />
Westeuropäer an Phukets Stränden herum. Da hilft auch Bauch einziehen wenig<br />
Busen-Drink: Den roten Cocktail im<br />
Glas, geformt als Pin-up-Girl, probierte<br />
Wladimir Kaminer in Phuket<br />
chen sie Seerobben-Urlaub, das heißt,<br />
sie liegen einfach in der Sonne und<br />
schauen in den Himmel. Reden höchstens<br />
ein wenig über die Politik. Jahrelang<br />
war Politik in Russland kein Thema. Nun<br />
sprechen sie wieder gerne darüber, dass<br />
es so, wie es ist, nicht länger bleiben<br />
kann. Doch in Demonstrationen oder<br />
oppositionellen politischen Bewegungen<br />
sehen sie keinen Sinn, seit Urzeiten wurde<br />
jeder Mensch in Russland, der politische<br />
Überzeugungen besaß, verdächtigt,<br />
entweder korrupt oder ein Idiot zu sein<br />
– und bis jetzt hatten die Russen mit ihren<br />
Vermutungen auch immer recht.<br />
Das Einzige, was dem Land helfen<br />
könnte, aus der Sackgasse zu kommen,<br />
wäre eine Revolution, doch auf die Revolution<br />
haben die Russen erst recht<br />
keine Lust, sie haben schon einige durch<br />
und wissen, dass jede Revolution die Lebenserwartung<br />
der Bevölkerung rapide<br />
senkt. Also machen sie die Seerobbe und<br />
warten ab.<br />
Die Chinesen zeigen mehr Neugier.<br />
Sie haben ihre Reisefreiheit zeitgleich<br />
mit den Russen bekommen, vielleicht<br />
sogar etwas später und werden nie müde,<br />
sich zu amüsieren. Die Chinesen haben<br />
anders als die Russen keine Angst,<br />
auf Elefanten zu reiten. Kaum sehen sie<br />
einen, springen sie ihm sofort auf den<br />
Rücken, während die Russen nur Elefantenfotos<br />
schießen. Ältere Chinesen, mit<br />
ausgebleichten blauen Mao-Tattoos auf<br />
den Schultern, lernen fleißig im flachen<br />
Wasser schwimmen. Diese Bucht ist wie<br />
für die Chinesen gemacht, man muss eine<br />
halbe Stunde bis ins offene Meer laufen,<br />
und die Badehose bleibt trocken,<br />
das Wasser reicht einem höchstens bis<br />
zum Knie.<br />
An manchen Stellen ganz weit am Horizont<br />
sieht man Menschen, die wie Jesus<br />
übers Wasser laufen – ohne nass zu<br />
werden. Oder sind sie bloß auf eine<br />
Sandbank gestoßen? Abends, wenn es<br />
dunkel wird, trainieren die Chinesen im<br />
Swimmingpool weiter. Dort ziehen sie<br />
eine Rettungsweste an, den Rettungsring<br />
oben drauf, Rettungsschuhe und Rettungsmütze<br />
für alle Fälle. Trotzdem<br />
schaffen es einige, auch in dieser sicheren<br />
Aufmachung unterzugehen. Vielleicht<br />
war Schwimmen früher in China<br />
verboten, die kommunistische Diktatur<br />
hatte Angst, ihr würden alle Kommunisten<br />
und Komsomolzen davonschwim-<br />
Andamanensee<br />
Phuket<br />
Golf<br />
von Thailand<br />
THAILAND<br />
Krabi<br />
100 km<br />
Ko Samui<br />
ASIEN<br />
Auf Phuket denkst du,<br />
der Turm zu Babel<br />
wäre direkt auf den<br />
Strand gefallen. Völker<br />
aus der ganzen<br />
Welt laufen verloren<br />
im thailändischen<br />
Sand. Die Insel ist klein, die Bucht noch<br />
kleiner, wir sitzen Schulter an Schulter<br />
und starren an den Horizont. Die Kanadier<br />
neben uns essen eine Ananas nach<br />
der anderen, cremen einander den Rücken<br />
ein und beschweren sich, in Kanada<br />
sei der Winter dieses Jahr besonders<br />
hart ausgefallen, das Wetter spiele verrückt,<br />
plötzlich habe das Thermometer<br />
minus 25 Grad gezeigt. In aller Eile sind<br />
sie nach Thailand geflüchtet.<br />
Die Russen beschweren sich, sie bekämen<br />
immer die schlechtesten Zimmer<br />
in den Hotels, bei einem gab es Kakerlaken<br />
im Bad, beim anderen kam sogar eine<br />
kleine grüne Schlange aus dem<br />
Nachtschrank. Sie fühlen sich nirgends<br />
herzlich willkommen, nicht einmal von<br />
der Natur. Vor Kurzem meldete ein großer<br />
russischer Reiseveranstalter Konkurs<br />
an und wollte seine ausländischen<br />
Partner nicht mehr bezahlen. Tausende<br />
russische Touristen blieben infolgedessen<br />
im Ausland sitzen und hauten dann<br />
schnell auf eigene Faust ab – ohne vor<br />
Ort ihre Rechnungen beglichen zu haben.<br />
Darunter leiden jetzt alle russischen<br />
Touristen, denn ihre Gastgeber<br />
verlangen neuerdings Garantien. Sie<br />
vermuten, die Russen würden erneut<br />
abreisen, ohne zu zahlen.<br />
Deswegen können sich die Russen,<br />
wo immer sie sind, noch immer nicht<br />
richtig entspannen. Es klappt einfach<br />
nicht. Obwohl sie bereits vor 20 Jahren<br />
angefangen haben, sich in der Sonne<br />
Ägyptens und der Türkei zu entspannen.<br />
Heute ist Thailand das gelobte Land.<br />
Die Russen brauchen für Thailand kein<br />
Visum, viele russische Fluggesellschaften<br />
fliegen direkt hierher, preiswerter<br />
als in Russland ist das Land allemal.<br />
Trotzdem bleiben sie steif. Sie sind mit<br />
keiner Attraktion zu beeindrucken. Sie<br />
fahren kein Wasserski, die einheimischen<br />
Schnellboote sind ihnen nicht<br />
schnell genug. „Ach was, das ist doch<br />
Schnee von gestern“, sagen die Russen,<br />
obwohl es in Thailand nie Schnee gegeben<br />
hat. Elefantensafaris und Ballonflüge<br />
lassen sie auch kalt. Am liebsten ma-<br />
men. Jetzt holen die Ex-Kommunisten<br />
ihren Schwimmunterricht nach.<br />
Die Koreaner haben dieses Problem<br />
nicht. Sie schwimmen wie Fische, sind<br />
laut und essen gerne und viel. Auch<br />
kaufen sie bei jedem Strandverkäufer<br />
ein, Konsum macht ihnen großen Spaß.<br />
Die wenigen Westeuropäer am thailändischen<br />
Strand, die Deutschen und die<br />
Franzosen, haben mehr Tattoos als die<br />
Asiaten. An ihren Schultern und Rücken<br />
sind fernöstliche Schriftzeichen zu sehen,<br />
über die die Asiaten gerne lachen.<br />
Die Europäer sitzen abends bei Kerzenlicht<br />
direkt am Wasser, sie lieben gegrillte<br />
Krabben und Romantik. Extra für sie<br />
haben die Einheimischen Tische aus den<br />
Restaurants fast bis ans Wasser getragen<br />
und das schwierige ausländische Wort<br />
„Barbe-kju“ gelernt.<br />
Die Thailänder bleiben cool. Ihren Gesichtern<br />
ist nicht zu entnehmen, was sie<br />
mögen und was sie denken. Mit gleichgültiger<br />
Freundlichkeit massieren sie jeden<br />
direkt am Strand, mal zärtlich und<br />
mal hart, je nach Wunsch. Die Kanadier<br />
bestehen auf Ganzkörpermassage, die<br />
Chinesen mögen es mit Öl, die Russen<br />
fragen nach „very deep“, was im hiesigen<br />
Jargon eine besonders feste Massage bedeutet,<br />
weil die Russen bei einer herkömmlichen<br />
Massage fast nichts spüren.<br />
Ich las am Strand das Buch eines französischen<br />
Indianerforschers, der behauptete,<br />
es gäbe gar keine Exotik, nur<br />
eine Verlangsamung der Entwicklung.<br />
Alle Völker gehen den gleichen Weg, und<br />
wenn das eine Volk in Anzügen und das<br />
andere in Straußenfedern herumlaufe,<br />
heiße das nichts anderes, als das das eine<br />
Volk reif für den Anzug, das andere dagegen<br />
noch unterwegs zum Anzug sei. Dieser<br />
Glaube, den man auch von der Politik<br />
der Amerikaner kennt, die stets versuchen,<br />
ihre Sicht anderen Ländern aufzudrängen,<br />
als wären alle anderen Länder<br />
bloß Teile Amerikas, die auf dem<br />
Weg des Fortschritts zurückgeblieben<br />
sind, dieses Denkmuster schien mir angesichts<br />
meiner Strandbeobachtungen<br />
nicht ganz korrekt. Sicher haben wir alle<br />
den gleichen Ursprung und gehen dem<br />
gleichen Ende entgegen. Doch jedes<br />
Land und jedes Volk, ach was, jeder<br />
Mensch geht seinen eigenen, nur für ihn<br />
bestimmten Pfad – und verdient dementsprechend<br />
(auch ohne Anzug) in<br />
Thailand eine ganz persönliche Massage.<br />
CORBIS; GETTY IMAGES; WLADIMIR KAMINER
Reisen Spezial Kreuzfahrt<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 79<br />
Exklusiv für diese Zeitung<br />
skizzierte Partner Ship Design<br />
die neue „Aida Prima“<br />
Volle<br />
Fahrt<br />
Neue Entwürfe, frische Designideen und<br />
abenteuerliche Touren: Kreuzfahrten faszinieren<br />
jedes Jahr Millionen Menschen in aller Welt.<br />
Wir präsentieren die wichtigsten Trends<br />
PARTNER SHIP DESIGN
80 REISEN SPEZIAL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
MIKKA<br />
MEINT<br />
VON MIKKA BENDER<br />
Hier putzt der<br />
Gast selbst<br />
Völlig klar, wer bis heute noch<br />
keine Kreuzfahrt gemacht<br />
hat, ist nun wirklich von<br />
gestern. Aber seien wir mal ehrlich.<br />
Früher sind wir doch nicht mehr<br />
nach Mallorca geflogen, weil die<br />
eigene Putzfrau einem da die Liege<br />
blockierte. Ja und jetzt? Lustwandeln<br />
Sie lustig über die Corniche in<br />
Dubai – und zack, steht da wieder<br />
Ihre Putzfrau, vielleicht mittlerweile<br />
mit Rollator, aber trotzdem: Sie<br />
steht da oder sitzt da. Kreuzfahrten<br />
sind wie Aldi. Schön billig, praktisch,<br />
übersichtlich. Daran ändern auch die<br />
kreativsten Themenreisen nichts.<br />
Als ob Sie auf einer Helene-Fischer-<br />
Kreuzfahrt oder einer SM-Bodensee-<br />
Tour mit der „MS Schwaben“, einer<br />
Swinger-Cruise oder einem Golf-<br />
Törn nicht auch jederzeit Ihre „Perle“<br />
treffen könnten. So einfach lassen<br />
sich Putzhilfen nicht abschütteln.<br />
Das ginge nur mit einer „do it<br />
yourself“-Kreuzfahrt.<br />
Da besteht die Crew nicht aus 790<br />
Malaien, Singhalesen und Filipinos,<br />
sondern lediglich aus einem russischen<br />
Kapitän und einer amerikanischen<br />
Krankenschwester. In jeder<br />
Kabine gibt’s statt Föhn, Bademantel<br />
und Flat Screen Mikrowelle, Staubsauger<br />
und Bügelbrett. Jeder Gast<br />
bringt sein Essen mit, und dann<br />
kann es losgehen, Richtung Karibik,<br />
Kreta oder Korea. An Seetagen wird<br />
nicht auf dem Sonnendeck herumgelungert,<br />
sondern Kabine geputzt,<br />
inklusive Fenster. Wohl dem, der<br />
eine Innenkabine gebucht hat. Zum<br />
Captains Dinner bringt jeder mit,<br />
was er in der „Mikro“ gezaubert hat,<br />
und der Kapitän spendiert für alle<br />
Wodka. Jeden Morgen überprüft er<br />
die Sauberkeit in den Kabinen, so<br />
lange steht die Krankenschwester<br />
auf der Brücke.<br />
An Ausflugstagen muss jeder<br />
Gast seinen Krempel mit von Bord<br />
nehmen, damit die Einheimischen<br />
auch mal in den Genuss kommen,<br />
so ein schönes Schiff von innen zu<br />
erleben. Ausflüge finden überwiegend<br />
in Eigeninitiative im Hafengelände<br />
statt, weil ja alle örtlichen<br />
Bus-, Taxifahrer und Reiseleiter<br />
den Tag an Bord verbringen und<br />
man den eigenen Trolley an der<br />
Hacke hat. Nach Beendigung jedes<br />
Landgangs muss das gesamte Schiff<br />
wieder auf Vordermann gebracht<br />
werden. Das dauert oftmals die<br />
ganze Nacht, besonders auf Touren<br />
in der Karibik, da die Inselbewohner<br />
bei ihren Gelagen an Bord das<br />
Schiffsinnere erfahrungsgemäß<br />
einer extremen Belastungsprobe<br />
unterziehen.<br />
Bei schwerem Seegang müssen<br />
alle in ihren Betten bleiben, da der<br />
Kapitän nicht an die Krankenschwester<br />
übergeben kann, sondern<br />
auf der Brücke ausharren muss. Das<br />
mag sich alles etwas freudlos anhören.<br />
Aber keine Sorge: Sie werden<br />
auf solch einer Schiffstour keine<br />
Sekunde Langeweile haben und nie<br />
über das Essen meckern müssen. Sie<br />
werden es genießen, sich ihren eigenen<br />
Schwan aus Handtüchern als<br />
Bettdekoration zu bauen, Sie werden<br />
nicht ständig nach bunten Cocktails<br />
aus dem Mund riechen und Sie können<br />
sich endlich mal bei den Einheimischen<br />
revanchieren.<br />
Klar, Sie werden nicht braun, aber<br />
dafür werden Sie auch nicht dick.<br />
Und Sie müssen auch keinen dämlichen<br />
Klubtanz tanzen oder einen<br />
Michael-Jackson-Verschnitt auf der<br />
Bühne beklatschen oder Themenbüfetts<br />
begaffen. Ja, und Sie können<br />
todsicher sein, dass Ihnen definitiv<br />
nicht Ihre Putzfrau über den Weg<br />
läuft. Warum ich das behaupte? Weil<br />
ich mal Fensterputzer war und weiß,<br />
wie Reinigungskräfte ticken.<br />
REISEN SPEZIAL<br />
IMPRESSUM<br />
Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />
Redaktion: Michael Hegenauer<br />
(Managing Editor),<br />
Sönke Krüger (Ressortleiter)<br />
Layout: Daniela Seidler<br />
Anzeigen: Stephan Madel<br />
Vermarktung: Lars Golde<br />
(lars.golde@axelspringer.de)<br />
„Eigene Träume<br />
zählen nicht“<br />
Showtime: Entwurf<br />
des Theatersaals<br />
für die<br />
„Aida Vita“<br />
S<br />
Sie kennen offenbar das Geheimnis eines<br />
gelungenen Schiffs. Jedenfalls gibt es<br />
kein anderes Designbüro, das bei deutschen<br />
Reedern derart gefragt ist wie<br />
Partner Ship Design. Das 1991 in Hamburg<br />
gegründete Büro ist mit seinen 31<br />
festangestellten Mitarbeitern auf die<br />
Entwicklung und Gestaltung von Kreuzfahrtschiffen<br />
spezialisiert und seither an<br />
vielen Neubauten und Umwandlungen<br />
beteiligt. Unter anderen für die Reedereien<br />
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Aida<br />
Cruises, Deilmann, Sea Cloud, Carnival<br />
Cruise Lines, Costa und P&O.<br />
VON ANGELIKA BUCERIUS<br />
WELT AM SONNTAG: Herr Schindler,<br />
Herr Bunge, Sie haben als Designer<br />
in den letzten Jahren so unterschiedliche<br />
Kreuzfahrtschiffe wie die<br />
Luxusschiffe „Europa“ und „Europa<br />
2“, den Großsegler „Sea Cloud II“,<br />
die „Deutschland“, Flusskreuzfahrtschiffe<br />
und auch die Kussmund-Flotte<br />
von Aida gestaltet. Wie unterscheiden<br />
sich die Anforderungen an ein<br />
schwimmendes Hotel gegenüber denen<br />
eines Hotels an Land?<br />
KAI BUNGE: Zunächst ist ein Kreuzfahrtschiff<br />
heute mehr als ein schwimmendes<br />
Hotel. Es ist eher eine schwimmende<br />
Kleinstadt mit einer breiten Palette<br />
an unterschiedlichen Restaurants,<br />
Bars, Lounges, Theatern und Diskotheken,<br />
Spas und vielen anderen Freizeitangeboten.<br />
All diese Angebote an Bord<br />
unterliegen den besonderen Platzverhältnissen<br />
sowie den technischen und<br />
gewichtsmäßigen Restriktionen.<br />
Welche Farben und Formen sind derzeit<br />
modern auf Passagierschiffen?<br />
BUNGE: Farben und Materialauswahl<br />
sollten sich nicht an Moden orientieren,<br />
da die Schiffe ein sehr breites Publikum<br />
ansprechen sollen und eine lange Lebenszeit<br />
haben. Wir entwerfen für unsere<br />
Kunden daher auf sie individuell abgestimmte<br />
maritime Farb- und Materialkompositionen.<br />
Ob „Europa 2“<br />
oder „Aida Prima“<br />
– auf die Ideen<br />
der Schiffsdesigner<br />
Kai Bunge und<br />
Siegfried Schindler<br />
vertrauen deutsche<br />
Reeder am<br />
liebsten: Ein<br />
Gespräch über<br />
runde Ecken,<br />
maritime Farben<br />
und das Schiff<br />
der Zukunft<br />
SIEGFRIED<br />
SCHINDLER<br />
INNENARCHITEKT<br />
Schindler, Jahrgang<br />
1950, absolvierte<br />
nach<br />
der Schule eine<br />
Schreinerlehre<br />
und studierte<br />
Innenarchitektur.<br />
Er begann<br />
seine Karriere als Möbeldesigner<br />
und kam 1977 zum ersten Mal mit<br />
dem Passagierschiffbau in Berührung.<br />
1991 gründete er mit Kai<br />
Bunge das Unternehmen Partner<br />
Ship Design.<br />
Was wird von Kreuzfahrern als maritimes<br />
Ambiente wahrgenommen?<br />
BUNGE: In den Anfängen der Passagierschifffahrt<br />
waren Teak und Mahagoni typische<br />
Materialien, die sich aufgrund ihrer<br />
Eigenschaften für den Einsatz an<br />
Bord besonders gut eigneten. Zusammen<br />
mit den Farben des Meeres: Blau, Türkis<br />
und Weiß werden diese Elemente noch<br />
heute als typisch maritim erkannt.<br />
Wie vermittelt man durch Design<br />
maritimes Ambiente?<br />
SIEGFRIED SCHINDLER: Maritimes<br />
Ambiente entsteht im Allgemeinen<br />
nicht durch den Einsatz von vordergründig<br />
dekorativen Elementen. Das<br />
wäre nur für einzelne, entsprechend<br />
thematisierte Räume ein probates Mittel.<br />
Vielmehr setzen wir heute natürliche<br />
Materialien, wie zum Beispiel Holz<br />
in Hochglanz lackierter oder ausgewaschener<br />
Oberfläche, natürliche Webstoffe,<br />
Strukturen wie Lamellen und<br />
Profilierungen, unterstützt durch<br />
blaue, türkis- oder sandfarbene Töne<br />
ein, um ein modernes sonniges, maritimes<br />
Urlaubs-Ambiente zu schaffen.<br />
BUNGE: Unser Ziel ist es, die Schiffe<br />
möglichst so zu öffnen, um bestmögliche<br />
Sicht auf die umgebende Natur, insbesondere<br />
das Meer, zu schaffen.<br />
Wie stark beeinflussen Sicherheitsaspekte<br />
das Design?<br />
SCHINDLER: Sicherheit ist das wichtigste<br />
Kriterium. Schon bei der Konzeption<br />
werden die Grundlagen für ein sicheres<br />
Schiff geschaffen. Die Einteilung<br />
in Feuerzonen und wasserdichte Abteilungen<br />
ist dabei der erste Schritt.<br />
Fluchtwege und die Anordnung der<br />
Rettungsboote der zweite, Materialauswahl<br />
der dritte. Diese Liste lässt sich<br />
beliebig erweitern, würde hier aber sicherlich<br />
zu weit führen. Die Grundlage<br />
bilden die Vorschriften der IMO, der<br />
International Maritime Organisation,<br />
die international verbindlich sind. Häufig<br />
werden diese durch interne Regelungen<br />
der Reedereien sogar noch<br />
strenger ausgelegt.<br />
BUNGE: Aber es gibt auch im Kleinen<br />
Sicherheitsaspekte. Beispielsweise achten<br />
wir darauf, durch abgerundete Ecken<br />
an Möbeln und Einbauten die Verletzungsgefahr<br />
zu reduzieren. Schließlich<br />
schwankt ein Schiff typischerweise. Dadurch<br />
erhöht sich das Risiko, durch eine<br />
unbeabsichtigte Bewegung an einen Gegenstand<br />
zu stoßen.<br />
Inwieweit können Sie beim Design<br />
Ihre eigenen gestalterischen Vorlieben<br />
einbringen?<br />
SCHINDLER: Nun, die eigenen Präferenzen<br />
bleiben bei solchen Projekten<br />
privat. Unser Unternehmen gestaltet die<br />
Schiffe nach den Vorgaben der Auftraggeber.<br />
Das übersetzen wir mit unserer<br />
Arbeit in eine Designsprache, die den<br />
Anforderungen der jeweiligen Projektvorgaben<br />
gerecht wird. Persönliche Designwünsche<br />
treten dabei zwangsläufig<br />
in den Hintergrund.<br />
Wie würden Sie denn Ihr eigenes<br />
Traumschiff designen?<br />
SCHINDLER: Es geht nicht darum, die<br />
eigenen Träume, sondern die Vision des<br />
Reeders umzusetzen.<br />
BUNGE: Sollte es wirklich einmal dazu<br />
kommen, wäre mein Traumschiff eine<br />
sportliche, komfortable Segelyacht.<br />
Eines Ihrer aktuellen Projekte ist, der<br />
„Aida Prima“ ihr Aussehen zu geben.<br />
Mit dem Design wird auch immer ein<br />
Image vermittelt. Wie unterscheidet<br />
sich die Aida-Flotte von anderen Anbietern?<br />
SCHINDLER: Die Kreuzfahrt galt früher<br />
eher als Urlaubsform für ein älteres,<br />
häufig wohlsituiertes Publikum. Aida hat<br />
die Kreuzfahrtszene in Deutschland und<br />
auch weltweit mit einem jungen, dynamischen<br />
Ansatz revolutioniert. Zunächst<br />
entwickelte sie die Marke vom Clubschiff,<br />
um auch die jüngere Generation<br />
anzusprechen. Mit der Zeit hat sich die<br />
Marke Aida weiterentwickelt. Heute sind<br />
die Schiffe so gestaltet, dass sie ein Urlaubserlebnis<br />
auf See für alle Generationen<br />
ermöglichen.<br />
Was heißt das konkret auf dem<br />
Schiff? Und wie kann Design dazu<br />
beitragen?<br />
SCHINDLER: Emotionalisierung ist<br />
hier das Stichwort. Wir versuchen, Farben,<br />
Strukturen und Licht in einen Kontext<br />
zu bringen, der alle Altersgruppen<br />
anspricht. Denken Sie an eine in der<br />
Sonne liegende blühende Mai-Wiese –<br />
jeder Mensch fühlt sich in dieser Atmosphäre<br />
wohl.<br />
Welche Rolle spielt die Stromlinienform<br />
beziehungsweise der möglichst<br />
geringe Wasser- und Luftwiderstand<br />
beim Design?<br />
BUNGE: Die Berechnung und Auslegung<br />
der hydrodynamischen Eigenschaften<br />
eines Schiffes obliegen den Ingenieuren<br />
der Werft und den Schiffsbauversuchsanstalten.<br />
Diese spielen für den<br />
möglichst energiearmen Betrieb eine<br />
wichtige Rolle. Für jedes Schiff muss<br />
dies individuell optimiert werden. Auf<br />
der „Aida Prima“ kommt zusätzlich noch<br />
ein „Bubble“-System zum Einsatz, das<br />
das Schiff auf einem Luftpolster energiesparend<br />
durch die Meere gleiten lässt.<br />
SCHINDLER: Betrachtet man speziell<br />
die Stromlinienform des Aufbaus, dann<br />
spielt dies vor allem bei der Auslegung<br />
von Windschutzanlagen und der Führung<br />
von Abgasen und geruchsbelasteter<br />
Abluft, beispielsweise aus den Küchen<br />
und der Wäscherei, eine Rolle.<br />
Ist die neue, auffällig gerade Bugform<br />
der „Prima“ also mehr als optische<br />
Spielerei?<br />
SCHINDLER: Der vertikale Bug hat<br />
Vorteile bei langsameren Fahrtgeschwindigkeiten,<br />
etwa auf kurzen Strecken zwischen<br />
den einzelnen Hafenstopps, das<br />
spart Treibstoff. Der Schiffbauer würde<br />
antworten: „Länge läuft“, und das Schiff<br />
bekommt dadurch außerdem einen besonderen<br />
Charakter.<br />
Aida will mit dem neuen Schiff<br />
Maßstäbe in der Kreuzfahrt setzen.<br />
Ein Aspekt ist die Ökologie. Welche<br />
Neuerungen und Besonderheiten<br />
bringen Sie beim Design ein?<br />
SCHINDLER: Auf jeden Fall wird es<br />
eine Mischung aus Bewährtem und<br />
Neuem. Wie auch schon auf den vorhandenen<br />
Schiffen der Flotte verwenden<br />
wir für die Passagier- und Crewbereiche<br />
natürliche und umweltfreundliche Materialien.<br />
So nehmen wir zum Beispiel<br />
Teppiche einer Firma, die diese zurücknimmt<br />
und recycelt, wenn ein Austausch<br />
der Teppichböden ansteht. Für
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
REISEN SPEZIAL 81<br />
Aida-Skizzen: Das Top-Deck auf der „Prima“<br />
(oben) darunter ein Querschnitt durch die „Diva“<br />
sowie Restauranttische und -stühle für die „Vita“<br />
die Beleuchtung des Schiffes wurde ein<br />
energiesparendes Beleuchtungskonzept<br />
entwickelt.<br />
Welche Materialien können beim<br />
Schiffsbau nicht verwendet werden?<br />
SCHINDLER: Diese Frage ist nicht so<br />
leicht oder gar pauschal zu beantworten,<br />
da die Möglichkeiten und Grenzen<br />
für den Einsatz von Materialien durch<br />
die SOLAS-Vorschriften geregelt werden<br />
(Anm. d. Red.: „Safety of Life at<br />
Sea“, internationales Übereinkommen<br />
von 1974 zum Schutz des menschlichen<br />
Lebens auf See). Dabei geht es vor allem<br />
darum, möglichst wenige leicht entflammbare<br />
Materialien zu verwenden.<br />
Auch Material, das giftige Gase entwickeln<br />
kann, sollte man vermeiden.<br />
BUNGE: Für alle Materialien, die auf<br />
Schiffen zum Einsatz kommen, müssen<br />
entsprechende Zertifikate nachgewiesen<br />
werden. Die Anforderungen der SOLAS<br />
sind hoch und erfordern spezielle Tests.<br />
Leider gibt es keine Übereinstimmung<br />
mit entsprechenden Vorschriften für den<br />
Hochbau. Daher ist die Bandbreite von<br />
Materialien häufig stark eingeschränkt.<br />
Wie gelingt Ihnen die Abstufung der<br />
Kabinenkategorien?<br />
SCHINDLER: Kabinenkategorien unterscheiden<br />
sich in erster Linie durch ihre<br />
Größe, die durch die Reederei festgelegt<br />
wird. Als Innenarchitekten können<br />
wir durch unterschiedliche Materialien<br />
und Farbzusammenstellungen diese Unterschiede<br />
unterstützen oder mildern.<br />
Können Sie das verdeutlichen? Wie<br />
gelingt es Ihnen zum Beispiel, Innenkabinen<br />
so zu gestalten, dass sie<br />
nicht eng und bedrückend, sondern<br />
sicher und zum Wohlfühlen wirken?<br />
SCHINDLER: Für Kabinen ohne natürliche<br />
Belichtung ist die Farb- und Materialauswahl<br />
besonders wichtig. Helle<br />
Töne weiten die Räume. Großflächige<br />
Landschaftsaufnahmen können ebenfalls<br />
zur optischen Erweiterung des<br />
Raumes eingesetzt werden. Dank moderner<br />
Technologie kommen heutzutage<br />
auch schon große Flachbildschirme<br />
zum Einsatz, die die Außenwelt in die<br />
Kabine hineinprojizieren können.<br />
Schiffe werden<br />
immer mehr<br />
zur Destination<br />
Kai Bunge<br />
KAI BUNGE<br />
ARCHITEKT<br />
Bunge, Jahrgang<br />
1958,<br />
wuchs an der<br />
Nordseeküste<br />
auf<br />
und studierte<br />
nach seiner<br />
Schulausbildung Architektur in<br />
Hamburg. Seit 1985 arbeitet er für<br />
Werften und Schiffsbauarchitekten.<br />
Das Credo von Partner Ship<br />
Design: Passagierschiffe müssen<br />
innen wie außen „Lebensqualität<br />
und Sinnlichkeit ausstrahlen“.<br />
Waren Sie selbst schon einmal auf<br />
Kreuzfahrt?<br />
BUNGE: Selbstverständlich! Die Urlaubsform<br />
Kreuzfahrt ist unwiderstehlich.<br />
Besonders durch die zunehmende<br />
Größe der Schiffe wird die Bandbreite<br />
der Angebote an Bord immer größer. Mir<br />
persönlich gefällt es, dass ich meinen<br />
Urlaub dadurch sehr gut auf mich maßschneidern<br />
kann.<br />
SCHINDLER: Schon mehrfach! Es ist<br />
für uns als Innenarchitekten wichtig,<br />
selbst entworfene Schiffe oder die von<br />
Mitbewerbern real zu erleben, um dann<br />
die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen<br />
in neue Projekte einfließen zu lassen.<br />
Wie sieht – aus dem Blickwinkel eines<br />
Designers – das Kreuzfahrtschiff<br />
der Zukunft aus?<br />
SCHINDLER: Derzeit werden die Schiffe<br />
immer größer. Aber ich bin davon<br />
überzeugt, dass diesem Wachstum Grenzen<br />
gesetzt sind. Dazu gehören unter anderem<br />
Wassertiefen, Durchfahrtshöhen<br />
von Brücken und Abmessungen von Hafenanlagen.<br />
Natürlich sind die Grenzen<br />
für die verschiedenen Fahrtgebiete unterschiedlich.<br />
In der Karibik wird es vermutlich<br />
auch in Zukunft größere Schiffe<br />
geben als zum Beispiel im Mittelmeer<br />
und der Ostsee.<br />
BUNGE: Schiffe werden immer mehr<br />
zur Destination, es wird größere Projekte<br />
geben, die man dann schon als Inseln<br />
bezeichnen könnte von denen dann mit<br />
kleineren Schiffen Exkursionen gemacht<br />
werden. Die Entwicklung hin zu großen<br />
Einheiten wird aber auch Nischen für<br />
kleinere Schiffe schaffen, die Individualreisenden<br />
eine größere Vielfalt von Destinationen<br />
bieten können.<br />
SCHINDLER: Neben den traditionellen<br />
Kreuzfahrtmärkten USA, Großbritannien,<br />
Deutschland und Italien werden<br />
sich vor allem in Asien neue, schnell<br />
wachsende Märkte entwickeln, die Schiffe<br />
erfordern, die auf die kulturellen Besonderheiten<br />
der Märkte zugeschnitten<br />
sein müssen, um dort auf Dauer Erfolg<br />
zu haben. Es wird also nicht „das“<br />
Kreuzfahrtschiff der Zukunft geben, sondern<br />
für verschiedene Märkte speziell<br />
zugeschnittene Varianten.<br />
Fast zu viel<br />
Harmonie<br />
Kreuzfahrt ist sexy“, sagt Karl J.<br />
Pojer. Er muss das nicht sagen.<br />
Doch Pojer, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung von Hapag-<br />
Lloyd Kreuzfahrten, ist sich sicher:<br />
„Deutschland wird die zweitgrößte<br />
Kreuzfahrtnation der Welt.“ Nur die<br />
Amis und Briten sind derzeit noch<br />
vernarrter. Weiterhin schippert die<br />
Branche unverdrossen mit der Strömung,<br />
Kreuzfahrten liegen noch immer<br />
voll im Trend. In diesem Jahr<br />
rechnet man mit 23 Millionen Passagieren<br />
weltweit – vier Prozent mehr<br />
als 2014. Damit auch alle Platz haben,<br />
gibt es auf den Meeren und Flüssen<br />
gleich 22 neue Schiffe. Eitel Sonnenschein,<br />
egal wohin man blickt: RTL-<br />
Mann Hans Meiser („Notruf“) heuert<br />
bei Plantours an und geht für einen<br />
Monat als Kreuzfahrtdirektor an Bord<br />
der „Hamburg“, um zwölf Stunden<br />
am Tag Urlauber zu begrüßen, über<br />
die Brücke zu führen, Shows und<br />
Talkrunden zu moderieren. Auf den<br />
Outer Islands der Seychellen ist das<br />
Aldabra-Atoll wieder als Expeditionsund<br />
Kreuzfahrtziel freigegeben worden.<br />
Und jetzt steht auch der Name<br />
jenes 362,15 Meter langen Ozeanriesens<br />
fest, der im Mai 2016 als größtes<br />
Schiff der Welt ablegen wird: „Harmony<br />
of the Seas“. Geht doch. Und<br />
dennoch haben die Deutschen mal<br />
wieder etwas zu meckern. Eine frische<br />
Umfrage des Reiseportals Travelzoo<br />
deckt auf: Fast drei Viertel der<br />
Befragten empfinden vor allem Landausflüge<br />
als zu teuer. Auch Internetzugang,<br />
Wellnessbehandlungen und<br />
alkoholische Getränke belasten das<br />
Urlaubsbudget. Negativ vermerkt<br />
werden zudem nervige, stillose Passagiere<br />
sowie lange Warteschlangen an<br />
Bord. Was fehlt noch auf der „Gefällt<br />
nicht“-Liste? Natürlich das Wetter.<br />
Das ist für immerhin ein Fünftel der<br />
befragten Seebären ein Aufreger. heg<br />
Müssen Kabinen, die tiefer liegen, anders<br />
gestaltet werden als Kabinen,<br />
die höher, das heißt mit mehr Tageslicht,<br />
im Schiff liegen?<br />
SCHINDLER: Es ist richtig, dass Kabinen,<br />
die auf den unteren Decks angeordnet<br />
sind, aus Sicherheitsgründen nur<br />
kleinere Fenster haben. Hierfür gilt<br />
ebenso wie bei den Innenkabinen, dass<br />
wir mit hellen Materialien und sonnigen<br />
Farben das Minus an Tageslicht auszugleichen<br />
versuchen.<br />
ANZEIGE<br />
Gibt es Idealpunkte der Anordnung<br />
von Möbeln und Innenausstattung in<br />
einer Kabine?<br />
SCHINDLER: Das ist natürlich von<br />
dem Zuschnitt der Kabine abhängig. Ein<br />
Fixpunkt jedoch ist die Anordnung der<br />
Nasszelle. Diese muss an den Korridor<br />
angebunden sein, damit Wartungsarbeiten<br />
vom Korridor aus durchgeführt werden<br />
können und der Techniker die Kabine<br />
nicht zu betreten braucht.<br />
BUNGE: Passagierkabinen sind in der<br />
Regel 15 bis 20 Quadratmeter groß, also<br />
kleiner als durchschnittliche Hotelzimmer,<br />
die etwa 25 Quadratmeter Grundfläche<br />
haben. Auf kleineren Grundrissen<br />
ist die Anordnung der Möbel und<br />
das optimierte Ausnutzen der Flächen<br />
oberste Priorität. Ein Trick ist, raumhohe<br />
Möbel, wie zum Beispiel Schränke,<br />
eher im Eingangsbereich zu platzieren,<br />
damit sie nicht den Lichteinfall beschränken.<br />
Denn Kabinen werden in<br />
der Regel mit einer minimalen Breite<br />
geplant, um möglichst viele Fensterund<br />
Balkonkabinen auf einem Schiff<br />
unterzubringen.<br />
Farben sorgen für Stimmungen: Entspannungszone mit Ausblick im Wellnesscenter<br />
der „Mar“, darüber der Aufenthaltsbereich vor dem Theater der „Stella“<br />
PARTNER SHIP DESIGN (8)<br />
Wie schaffen Sie es darüber hinaus,<br />
ein Schiff so zu konstruieren, dass<br />
möglich viel freier Blick auf das Meer<br />
geboten wird?<br />
BUNGE: Genau wie im Hochbau sind<br />
Schiffe auf statischen Prinzipien aufgebaut.<br />
Freischnitte in der Außenhaut<br />
können daher immer nur eine bestimmte<br />
Größe erhalten und müssen in<br />
der Gesamtkonstruktion berücksichtigt<br />
werden. Da wir mit unserem Team<br />
schon frühzeitig in die Entwicklung<br />
von Schiffen mit einbezogen werden,<br />
können wir hier entsprechend Einfluss<br />
nehmen.<br />
SCHINDLER: In den unteren Decks<br />
kommt hinzu, dass Fenster und Öffnungen<br />
durch den Wellenschlag hohen<br />
Wasserdrücken ausgesetzt sein können.<br />
Auf den Schiffen der Aida-Sphinx-Klasse<br />
haben wir in Zusammenarbeit mit<br />
der Werft das „Theatrium“ mit einer<br />
durchgehenden Fensterfront mittschiffs<br />
über drei Decks entwickelt. Dies<br />
ist ein Novum in der Kreuzfahrtindustrie<br />
und ein gutes Beispiel für die gelungene<br />
Zusammenarbeit von Designern<br />
und Ingenieuren.
82 REISEN SPEZIAL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Mit Außenbordmotor und gutem Orientierungssinn: Wie der einheimische Fischer im Gewirr der Kanäle und Flüsse den Überblick behält, bleibt sein Geheimnis<br />
GETTY IMAGES/SCOTT WALLACE; MARYNA MARSTON<br />
Anakonda, genau dieser<br />
Name musste es sein<br />
für mein Schiff!“ Kapitän<br />
Raúl Garcia, ein<br />
sympathischer Graubart,<br />
steht an der Reling<br />
und lässt den<br />
Blick über die Amazonas-Landschaft<br />
schweifen, hier im äußersten Nordosten<br />
Ecuadors. „Es waren zwölf Schiffsteile,<br />
die ich per Lastwagen von Quito über<br />
Berg und Tal hierher transportieren lassen<br />
musste, damit sie auf einer hiesigen<br />
Werft zusammengebaut werden konnten.<br />
Und der Name ‚Anakonda‘ kam mir<br />
in den Sinn, weil sich das Schiff ja<br />
schlangengleich bewegen soll, um selbst<br />
bei niedrigem Wasserstand und Untiefen<br />
manövrierfähig zu bleiben“, erklärt Señor<br />
Raúl, der Kapitän, Ingenieur und Besitzer<br />
des Schiffes ist. „Wir haben ein<br />
System entwickelt, das den Boden unseres<br />
Hotelschiffs derart knapp unter der<br />
Wasseroberfläche hält, dass wir nicht<br />
stranden können.“<br />
VON MARKO MARTIN<br />
Spinnt der Mann gar Seemannsgarn,<br />
während sich seine „Anakonda“ längst<br />
von ihrem Ankerplatz bei der Stadt Coca<br />
entfernt hat und nun flussabwärts in einem<br />
sanften Zickzack gleitet? Die Büsche<br />
und Baumwipfel sind üppig grün,<br />
grau-blau schimmert der Rio Napo, die<br />
an einen See gemahnende Riesenfläche,<br />
die 900 Kilometer ostwärts dann an der<br />
Stadt Iquitos vorbeistrudeln wird und<br />
kurz darauf in den Amazonas mündet.<br />
Iquitos freilich liegt bereits in Peru. „Sie<br />
kennen die Geschichte, ja?“, fragt Señor<br />
Raúl, er stammt aus Ecuadors Hauptstadt<br />
Quito und ist ein erklärter Fan des<br />
deutschen Regisseurs Werner Herzog.<br />
„Da drüben in Iquitos hatte Herzog für<br />
seinen Film ‚Fitzcarraldo‘ ein Schiff über<br />
einen Dschungel-Berghang hieven lassen,<br />
und so ähnlich hab’ ich das auch gemacht!“<br />
Was er – noch – unerwähnt lässt, ist<br />
die Fragilität der immergrünen Landschaft,<br />
die Flächenrodungen und industriellen<br />
Anlagen. Kaum vorstellbar, befinden<br />
wir uns doch an Bord eines 45<br />
Meter langen, dreistöckigen Luxusschiffs,<br />
dessen 18 Suiten an die Ästhetik<br />
skandinavischer Lofts erinnern, ganz zu<br />
schweigen vom Oberdeck-Whirlpool.<br />
„Ladies and Gentlemen, breakfast will<br />
be ready in thirty minutes ...“ Die Stimme,<br />
welche die dreißig „Anakonda“-Gäste<br />
nun jeden Morgen sanft per Kabinenlautsprecher<br />
anflüstert, gehört Javier,<br />
der aus einer lokalen indigenen Ethnie<br />
stammt. Sein fein akzentuiertes Englisch<br />
hatte der junge Mann mit dem schulterlang<br />
seidenschwarzen Haar bei einem<br />
Ethnologiestudium in den Vereinigten<br />
Staaten erlernt, ehe es ihn zurückzog in<br />
Kleine Wellen<br />
auf dem Rio Napo<br />
Im Osten Ecuadors schlängelt sich der Rio Napo durch eine<br />
bedrohte Urwaldlandschaft. Schiffsreisende tun gut daran, ihr<br />
schwimmendes Domizil für kleine Abenteuer zu verlassen<br />
DEUTSCHLAND Kreuzfahrten auf<br />
Rhein und Mosel bieten etwa Arosa<br />
(a-rosa.de), Plantours (plantourspartner.de)<br />
oder Phoenix Reisen<br />
(phoenixreisen.com). Einige Tour-<br />
Beispiele: „Der ganze Rhein von<br />
Amsterdam nach Basel“, „Rheinromantik<br />
– Von Basel nach Köln“<br />
oder „Über Rhein und Mosel bis<br />
zur Saarschleife“.<br />
DONAU Fahrten von Passau über<br />
Budapest bis nach Wien oder von<br />
Passau bis ins Donaudelta und<br />
zurück kann man etwa über Paradeast.com<br />
buchen. Der „Donau<br />
Klassiker“ mit verschiedenen Arosa-<br />
Schiffen führt von Passau über<br />
Wien, Esztergom, Budapest, Bratislava,<br />
Krems und Melk bis nach<br />
Passau und zurück (a-rosa.de).<br />
ÄGYPTEN Lange Nilkreuzfahrten<br />
von Kairo nach Assuan (und umgekehrt)<br />
mit der „Champollion II“<br />
FLUSSKREUZFAHRTEN IN ALLER WELT<br />
sind etwa bei TUI (tui.com) oder<br />
Thomas Cook (thomascook.de)<br />
buchbar.<br />
BIRMA Zum Beispiel mit der „Road<br />
to Mandalay“ auf dem Irrawaddy<br />
von Bagan nach Mandalay, buchbar<br />
etwa über Geoplan (geoplan-reisen.de),<br />
Rose Travel Consulting<br />
(rosetravel.de) oder mit der<br />
„Sanctuary Ananda“ über Windrose<br />
Finest Travel (Windrose.de).<br />
CHINA Auf dem Jangtsekiang, etwa<br />
von Chongqing bis nach Shanghai,<br />
kann man mit China Tours (chinatours.de)<br />
oder Gebeco (gebeco.de)<br />
reisen.<br />
SÜDOSTASIEN Mekong-Kreuzfahrten<br />
gibt es in allen möglichen<br />
Facetten und Längen, länderübergreifend<br />
(Laos, Thailand, Vietnam<br />
und Kambodscha) oder nur im<br />
Delta (Vietnam). Anbieter sind<br />
Coca<br />
Rio Coca<br />
Puerto<br />
Francisco<br />
de Orellana<br />
Kommt mit<br />
Untiefen bestens<br />
zurecht: „Anakonda“,<br />
ein luxuriöses Flussschiff<br />
mit 18 Kabinen<br />
SÜDAMERIKA<br />
ECUADOR<br />
Yasuni-<br />
Nationalpark<br />
40 km<br />
unter anderen Lernidee Erlebnisreisen<br />
(lernidee.de) oder Studiosus<br />
(Studiosus.com), letzterer mit<br />
einer 820 Kilometer langen Schiffsreise<br />
von Laos ins Goldene Dreieck.<br />
INDIEN Auf dem Ganges kann man<br />
beispielsweise von Kalkutta über<br />
Varanasi bis nach Delhi reisen,<br />
Angebote über Nicki Tours (nickotours.de)<br />
oder Lotus Travel Service<br />
(Lotus-travel.com).<br />
USA Auf der „American Queen“<br />
von New Orleans bis nach Memphis<br />
oder von St. Louis bis St. Paul –<br />
Mississippi-Fahrten mit der American<br />
Steamboat Company gibt es<br />
beispielsweise bei Dertour<br />
(dertour.de).<br />
AUSTRALIEN Auf dem Murray River<br />
etwa mit Australia Tours (australiatours.de)<br />
oder den Reiseexperten<br />
von australien-individuell.com.<br />
KOLUMBIEN<br />
Rio Napo<br />
Nuevo<br />
Rocafuerte<br />
das Universum riesiger Wälder und Wasserstraßen.<br />
Und so beginnt jeder Morgen<br />
der einwöchigen Flusstouren zunächst<br />
mit einem leichten Ruckeln, sobald das<br />
Schiff den nächtlichen Ankerplatz verlässt<br />
und wieder in die Mitte des Rio Napo<br />
steuert, ehe Javiers Stimme das Frühstück<br />
ankündigt. So bleibt Zeit zum Duschen<br />
– vor einem Panoramafenster, das<br />
den Blick freigibt auf die Wasserfläche,<br />
an deren Rand sich eine gestrichelte Linie<br />
befindet, für die das konventionelle<br />
Wort „Ufer“ geradezu unwahrscheinlich<br />
ist. Selbst dann, wenn sich die Passagiere<br />
in einem Kanu-Schnellboot dieser Linie<br />
nähern. Jetzt ist sie nämlich eine grüne<br />
Wand, haushoch und undurchdringlich.<br />
Bis sich plötzlich selbst hier ein schmaler<br />
Anlegeplatz findet, eine aus dem rotfarbenen<br />
Erdreich gehauene Treppe,<br />
die sich mühelos ersteigen lässt.<br />
Also hinein in den Dschungel,<br />
PERU<br />
der sich, entgegen dem Klischee,<br />
jedoch keineswegs als<br />
„grüne Hölle“ entpuppt. Denn<br />
wie zirpt und zwitschert es da<br />
auf einmal, kreisen Papageien<br />
und Kolibris – quasi im<br />
Schlepptau einer Affenhorde,<br />
die sich von Baum zu Baum<br />
hangelt. Die von den behände<br />
wandernden Affen aus den Baumkronen<br />
aufgeschreckten Insekten<br />
sind schlichtweg das Frühstück der Vögel,<br />
welche sich nun eine langwierige<br />
Lüfte-Tour ersparen können. Freilich<br />
wird man des Spektakels nur durch einen<br />
kleinen menschlichen Eingriff ansichtig:<br />
Von der Anlegestelle führt ein<br />
bequemer Holzplanken-Pfad ins Waldinnere,<br />
wo ein natürliches System schmaler<br />
Wasserkanäle die Abstände zwischen<br />
den Baumriesen vergrößert. An anderen<br />
Stellen scheint es wiederum, dass man<br />
sich im Inneren einer wuchtigen Kathedrale<br />
befindet, wo der Weihrauch Bodennebel<br />
ist, die Wandgemälde Baumrindenmuster<br />
und die gotischen Bögen<br />
biegsame Lianen. Nirgendwo aber – und<br />
nicht zuletzt das macht den Reiz des<br />
ecuadorianischen Teils der länderübergreifenden<br />
Amazonas-Welt aus – der<br />
Lärm anderer Reisegruppen, die sich<br />
sonst an touristischen Hotspots stauen.<br />
Und nie fühlt man sich in einer isolierten<br />
Wohlstandsblase. Was auch daran<br />
liegt, dass man einander halt kennt auf<br />
der Flussstrecke zwischen Coca und der<br />
Stadt Nuevo Rocafuerte, der letzten vor<br />
der peruanischen Grenze. Flussfähren<br />
voll knallbunter Lkw tuten fröhlich in<br />
den Tag hinein, grazile Indianer-Gestalten<br />
erheben sich aus schmalen Kanus,<br />
um zu winken. Auch den Schulkindern<br />
eines Uferdorfes ist die Mannschaft der<br />
„Anakonda“ wohlbekannt, vor allem das<br />
stets freundliche Allround-Genie Javier,<br />
der mit den Kids sogleich auf Quechua<br />
spricht. Und ihnen rät, in den weißgekalkten<br />
Schulräumen nicht nur den lindgrün<br />
huschenden Geckos hinterherzuschauen,<br />
sondern vor allem dem Lehrer<br />
zuzuhören, denn wer ein gutes Spanisch<br />
spreche, lerne dann auch umso einfacher<br />
das nützliche Englisch. Kürzlich haben<br />
Personal und Gäste der „Anakonda“ wieder<br />
gesammelt; seither hat das Schulgebäude<br />
seinen ersten PC, zuvor hatte man<br />
Hefte und Stifte besorgt.<br />
Wie lange diese Idylle Bestand haben<br />
wird, steht allerdings in den Sternen.<br />
Schon zucken auf gerodeten Flächen tags<br />
und nachts die Flammen der Ölförderanlagen<br />
in den Himmel, und die autoritäre<br />
Regierung im fernen Quito schätzt die<br />
Eingaben heimischer und ausländischer<br />
Umweltaktivisten keineswegs; zu viel<br />
Geld und Einfluss sind da im Spiel. Allerdings<br />
haben auch die Freunde des Amazonas<br />
ein Ass im Ärmel: Wenn Ecuador<br />
auch in Zukunft profitablen Flusstourismus<br />
will, muss sichergestellt sein, dass<br />
die Landschaft nicht verschandelt wird,<br />
das Wasser nicht verseucht. Denn was<br />
für ein Paradies ist das, dort im Yasuni-<br />
Nationalpark. Gräser, Strauchwerk und<br />
mystisch verzweigte Baumgiganten, die<br />
sich im beinahe regungslosen Wasser<br />
spiegeln und dabei zitternde Kopien ihrer<br />
selbst erschaffen. Momente der Stille,<br />
Ahnung von Ewigkeit. Bis plötzlich ein<br />
verspielt auftauchender Delfin das Bild<br />
sekundenlang zersplittern lässt.<br />
Eine solche Kontemplationserfahrung<br />
ist auch vom „Anakonda“-Hochdeck aus<br />
möglich – während man im Whirlpool<br />
sitzt, einen Drink in der Hand, und der<br />
Blick über eine Fluss- und Waldlandschaft<br />
schweift. Am Ende der Reise<br />
kommt noch einmal das Gespräch mit<br />
Kapitän Raúl in den Sinn. Etwas ganz<br />
Wichtiges nämlich unterscheidet seine<br />
Lebensgeschichte von Werner Herzogs<br />
legendärem Film. Es fehlt – zu unser aller<br />
Glück – ein egomanisch brüllender<br />
Klaus Kinski. Im Gegenteil: nichts als<br />
Harmonie, Menschenfreundlichkeit und<br />
Wohlbehagen auf dieser Flussreise.<br />
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt<br />
von Windrose Finest Travel. Unsere<br />
Standards der Transparenz und journalistischen<br />
Unabhängigkeit finden Sie unter<br />
www.axelspringer.de/unabhaengigkeit<br />
Anreise: z. B. von Frankfurt via Madrid<br />
mit Iberia (www.iberia.com), via Amsterdam<br />
mit KLM, oder ab Madrid mit LAN<br />
(www.lan.com) täglich nach Quito.<br />
Schifffahrt: „Anakonda“-Touren finden<br />
sich im Vorprogramm einer 12-tägigen<br />
Ecuador-Rundreise von Windrose (ab Euro<br />
10.990 Euro, www.windrose.de) oder<br />
sind für ab Euro 700 Euro buchbar bei<br />
www.advantagecuador.com<br />
Auskunft: www.quito.com.ec
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
REISEN SPEZIAL 83<br />
An der Schleuse hört der<br />
mächtige Columbia River<br />
scheinbar auf zu fließen.<br />
Die Oberkante des mächtigen<br />
Stahltors markiert das<br />
optische Ende, nur ganz weit entfernt<br />
am Horizont strahlt der schneebedeckte<br />
Vulkangipfel des Mount Hood in der<br />
Morgensonne. Ganz ähnlich müssen sich<br />
die Seefahrer im frühen Mittelalter wohl<br />
das Ende der Welt vorgestellt haben: eine<br />
Kante am äußersten Rand der Erdscheibe,<br />
über die das Wasser des Ozeans<br />
hinabfällt ins endlose Nichts. Das Ende<br />
der Welt findet man am Columbia River<br />
nicht. Auch nicht am „John Day Lock“,<br />
einer Schleuse mit der zweithöchsten<br />
Fallhöhe der Welt. 33,5 Meter sinken die<br />
Schiffe hier abwärts, wenn sie in Richtung<br />
Portland und zum Pazifik wollen.<br />
Die Schleuse ist so hoch wie ein zwölfstöckiges<br />
Haus.<br />
VON FRANZ NEUMEIER<br />
Zwischen<br />
Steppe<br />
und<br />
Regenwald<br />
Spektakuläre Landschaften,<br />
atemberaubende Schleusen<br />
und viel Geschichte abseits<br />
des Massentourismus – der<br />
Columbia River im<br />
Nordwesten der USA ist<br />
noch ein Geheimtipp<br />
Astoria<br />
Vancouver<br />
Portland<br />
Pazifik<br />
Colu m bia River<br />
WASHINGTON<br />
Kennewick<br />
The Dalles<br />
OREGON<br />
200 km<br />
Obwohl der fast 2000 Kilometer lange<br />
Columbia River im Nordwesten der USA<br />
so viel Abwechslung bietet wie kaum ein<br />
anderer Fluss, ist er selbst bei erfahrenen<br />
Flusskreuzfahrt-Urlaubern noch<br />
weitgehend unbekannt. Er führt durch<br />
enge Schluchten und über weite Seen,<br />
vorbei an gewaltiger Berglandschaft<br />
und aktiven Vulkanen wie dem Mount<br />
St. Helens, durch weitläufige Regenwaldgebiete<br />
bis hin zu Ufern mit Steppe<br />
und Wüste. Eine Flussreise auf dem Columbia<br />
River ist aber nicht nur ein Naturerlebnis.<br />
Sie ist auch ein Schritt zurück<br />
in die Pionierzeit Amerikas, die<br />
Entdeckung des Kontinents. Denn die<br />
Schiffe fahren auf der gleichen Route,<br />
die vor gut 200 Jahren die beiden Entdecker<br />
Meriwether Lewis und William<br />
Clark nahmen, um vom Osten her den<br />
Weg zum Pazifik zu finden. Ihre Hoffnung,<br />
eine Wasserverbindung zwischen<br />
Missouri River und dem bereits von der<br />
Pazifikküste bekannten Columbia River<br />
zu entdecken, zerschlug sich freilich.<br />
Auch wenn sich in den vergangenen<br />
200 Jahren viel verändert hat, ist eine<br />
Reise auf dem Columbia River auch heute<br />
noch vor allem landschaftlich spektakulär.<br />
Das gilt besonders für Hell’s Canyon,<br />
einer langen, tiefen Schlucht zwischen<br />
steilen Felswänden, die man nur<br />
mit dem Jetboot befahren kann. Unterwegs<br />
sieht man mit etwas<br />
Glück die hier heimischen<br />
River<br />
Snake<br />
Clarkston<br />
Die „Queen of the West“ ist eines von nur drei Flusskreuzfahrtschiffen auf dem mächtigen Columbia River<br />
Bighorn-Schafe, alte, längst<br />
verlassene Minen, saust<br />
über schäumende Stromschnellen<br />
und erfährt vom<br />
Guide ganz nebenbei, dass<br />
Hell’s Canyon tiefer ist als<br />
der Grand Canyon. Ein<br />
mächtiger Einschnitt in<br />
USA der Kaskaden-Bergkette,<br />
die sich bis nach Nordkalifornien<br />
erstreckt, ist auch<br />
die Columbia Gorge. Der<br />
Stausee, der sich hier gebildet hat, ist die<br />
Grenze zwischen trockenem Kontinentalklima<br />
östlich der Berge und feuchtem<br />
Küstenklima zum Pazifik hin. Der Wechsel<br />
im Landschaftsbild könnte kaum<br />
kontrastreicher sein und wandelt sich<br />
innerhalb weniger Stunden von Steppe<br />
und Wüste zu kühlem Regenwald an den<br />
Flussufern.<br />
Der höchste Berg der Kaskadenkette<br />
ist mit 4392 Metern der Mount Rainier<br />
bei Seattle. Der spektakulärste aber ist<br />
Mount St. Helens. Der Vulkan war 1980<br />
mit enormer Macht ausgebrochen und<br />
hatte durch den Ascheausstoß das Klima<br />
der gesamten Welt verändert. Ein Besuch<br />
im Nationalpark Mount St. Helens<br />
verdeutlicht die Dimensionen des damaligen<br />
Ausbruchs: 400 Höhenmeter des<br />
Gipfels sprengte er einfach weg, bewegte<br />
unvorstellbare drei Kubikkilometer Gestein.<br />
Selbst der 60 Kilometer entfernt<br />
Columbia River wurde durch Erdrutsche<br />
auf sieben Kilometer Länge so stark verschüttet,<br />
dass die Fahrrinne acht Meter<br />
schmaler wurde.<br />
AMERICAN CRUISE LINES<br />
Am westlichsten Punkt einer Columbia-River-Kreuzfahrt<br />
liegt mit Astoria die<br />
älteste amerikanische Ansiedlung westlich<br />
der Rocky Mountains. Zahlreiche<br />
historische Häuser aus der viktorianischen<br />
Zeit zieren die Straßen. Fort Clatsup,<br />
das Winterquartier der Entdecker<br />
Lewis und Clark, ist ganz in der Nähe,<br />
und das Columbia River Maritime Museum<br />
veranschaulicht die Geschichte der<br />
Flussmündung in den Pazifik. Gefährliche<br />
Sandbänke haben die Gewässer vor<br />
Astoria zu einem regelrechten Schiffsfriedhof<br />
verwandelt. Bis heute ist die<br />
Passage nicht ganz ungefährlich.<br />
Drei Reedereien fahren auf dem Columbia<br />
River und dem wilderen Seitenfluss<br />
Snake River mit jeweils einem<br />
Kreuzfahrtschiff: Die „Queen of the<br />
West“ von American Cruise Lines (americancruiselines.com)<br />
ist ein den klassischen<br />
Mississippi-Raddampfern nachempfundenes<br />
Schiff für nur 120 Passagiere<br />
und fährt in sieben Tagen wechselweise<br />
die Route von Portland (Oregon)<br />
nach Clarkston (Washington). Weitgehend<br />
identisch hinsichtlich Dauer und<br />
Route ist die mit 223 Passagieren deutlich<br />
größere „American Empress“ der<br />
American Queen Steamboat Company<br />
(americanqueensteamboatcompany.com),<br />
die sich ebenfalls im Raddampfer-Design<br />
präsentiert. Deutlicher unterscheidet<br />
sich das 88-Passagiere-Schiff<br />
„S.S. Legacy“ der Reederei Un-Cruise<br />
(un-cruise.com), die einem klassischen<br />
Küstendampfer vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />
nachempfunden ist. Die Flussreise<br />
mit der „S.S. Legacy“ dauert ebenfalls<br />
eine Woche, hat Portland aber als<br />
Start- und Zielhafen.<br />
Das Publikum ist auf allen drei Schiffen<br />
ähnlich: vorwiegend rüstige, ältere<br />
Amerikaner, die sich eine solche Reise<br />
leisten können. Denn günstig ist der Columbia<br />
River nicht: Ab rund 2400 Euro<br />
kostet der Trip pro Person, plus Fluganreise.<br />
Flusskreuzfahrten in Europa sind<br />
deutlich günstiger, dafür sind die Schiffe<br />
auf Rhein und Donau eher nostalgiearme<br />
schwimmende Standardhotels. Als Europäer<br />
ist man auf den Columbia-River-<br />
Schiffen ein willkommener Exot und erfährt<br />
von den mitreisenden Amerikanern<br />
meist sehr schnell, woher ihre – oft<br />
deutschen – Vorfahren stammen. Beim<br />
Gedankenaustausch mit seinen Reisegefährten<br />
landet man beinahe zwangsläufig<br />
auch bei Politik und Geschichte. Und da<br />
wird es spannend. Denn entgegen aller<br />
eindringlicher Empfehlungen, sich mit<br />
Amerikanern besser nicht über Politik zu<br />
unterhalten, lernt man auf einer solchen<br />
Reise mehr über die amerikanische Seele<br />
als irgendwo sonst.<br />
Nur eines sollte man nicht tun, wenn<br />
man hitzige Debatten vermeiden will:<br />
vorschnell für Demokraten oder Republikaner<br />
Partei ergreifen. Denn da hört<br />
der Spaß für viele Amerikaner dann doch<br />
auf. Historisches wie die Entdeckungsreise<br />
von Lewis und Clark sind dagegen<br />
sicheres Terrain, auf das man sich notfalls<br />
zurückziehen kann. Denn damals<br />
war die Welt noch in Ordnung, da sind<br />
sich alle politischen Lager einig.<br />
ANZEIGE<br />
werden an Bord von AIDA erfüllt.<br />
AIDA<br />
PREMIUM<br />
• Frühbucher-Bonus<br />
• Viele Inklusiv-Leistungen<br />
• An- und Abreisekomfort<br />
• Wunschkabine<br />
10 Tage<br />
Ostsee<br />
ab 1.505 € * p. P.<br />
ab / bis<br />
Warnemünde<br />
Buchen Sie jetzt: Reisebüro • AIDA Kundencenter +49 (0) 381/20 27 07 07 • www.aida.de<br />
www.aida.de<br />
* AIDA PREMIUM Preis bei 2er-Belegung (Innenkabine IB), inkl. 120 Euro Frühbucher-Ermäßigung, jeweils limitiertes Kontingent<br />
AIDA Cruises • German Branch of Costa Crociere S. p. A. • Am Strande 3 d • 18055 Rostock
84 REISEN SPEZIAL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Transparenz auf See:<br />
Infinity-Pool auf<br />
der Viking Star<br />
„AIDA PRIMA“,<br />
AIDA CRUISES<br />
Ihre Premiere wird mit Spannung erwartet,<br />
auch wenn die „Aida Prima“ erst im Oktober in<br />
Fahrt kommen wird. Die Auslieferung von der<br />
Mitsubishi-Werft hat sich verzögert, da die Japaner<br />
mit der Konstruktion des Prototypen<br />
zeitlich überfordert waren. Der erste von zwei<br />
Aida-Neubauten bietet Raum für 3300 Passagiere<br />
und wird wetterunabhängig gestaltet –<br />
für seinen ganzjährigen Einsatz ab Hamburg.<br />
Möglich wird dies durch ein ausfahrbares Foliendach,<br />
darunter befinden sich „Activity<br />
Deck“ und „Beach Club“ (Foto). Angeblich<br />
kann man sogar bei geschlossenem Dach braun<br />
werden. Abends finden hier Strandpartys statt,<br />
unter Projektion eines virtuellen Sternenhimmels.<br />
Der erste Nachtklub der Flotte ist angesichts<br />
„verführerischer Showacts“ nur für Gäste<br />
über 18 Jahren geöffnet.<br />
Die Rostocker Reederei integriert auf dem<br />
Schiff darüber hinaus weitere viele Höhepunkte:<br />
Wasserrutschen, Klettergarten, eine Eislaufbahn<br />
und eine Kochschule kommen genauso<br />
an Bord wie ein Skywalk und Infinity-Pools.<br />
Letztere gehören zu den Annehmlichkeiten des<br />
Lanai-Decks, auf diesem finden sich Kabinen<br />
inklusive Wintergarten. Noch exklusiver ist der<br />
Luxusbereich auf dem Patio-Deck. Hier kommen<br />
Bewohner von Panoramakabinen und<br />
-suiten in den Genuss eines eigenen Poolbereichs<br />
mit Bar. Doch auch wer eine Standardkabine<br />
bucht, wird mit Großzügigkeit belohnt:<br />
Die Außenkabinen messen 19 bis 20 Quadratmeter,<br />
die klassische Balkonkabine wird zur<br />
Verandakabine mit 20 bis 25 Quadratmetern<br />
Grundfläche und sechs Quadratmetern Außenbereich.<br />
Beim kulinarischen Konzept fallen<br />
mehr Restaurants ins Auge. Neben dem Aidatypischen<br />
„Markt Restaurant“ wird es zwei<br />
weitere Buffetrestaurants und zwei zusätzliche<br />
Servicerestaurants geben.<br />
Der Bug verläuft erstmals senkrecht, was für<br />
einen geringeren Treibstoffverbrauch sorgen<br />
soll. Außerdem ist ein „Dual Fuel“-Antrieb geplant.<br />
Eingebaute Filter zur Reduzierung von<br />
Emissionen gehören bei Neubauten inzwischen<br />
ohnehin zum Standard.<br />
BILDMATERIAL: REEDEREIEN<br />
„BRITANNIA“,<br />
P&O CRUISES<br />
2015 beginnt die Parade neuer Kreuzfahrtschiffe<br />
mit einem britischen Dampfer: „Britannia“<br />
heißt das nächste Flaggschiff von P&O Cruises.<br />
Der erste Neubau seit vier Jahren wird zugleich<br />
das größte Schiff der Flotte: Ein quergelegter<br />
Eiffelturm verliert im Größenvergleich gegen<br />
die „Britannia“. Auch wenn der Name stolz auf<br />
die Wurzeln der Reederei Bezug nimmt, wirbt<br />
das Unternehmen seit zwei Jahren explizit um<br />
deutsche Passagiere. Sie sollen sich unter anderem<br />
von den neuen Qualitäten der britischen<br />
Küche überzeugen können: Spitzenvertreter<br />
der britischen Gastro-Szene bringen als „Food<br />
Heroes“ ihre Ideen ins gastronomische Konzept<br />
ein. Besonders begehrt werden wohl die<br />
zwei „Fine Dining“-Restaurants sein: das indische<br />
„Sindhu“ unter Leitung des Michelin-Sternekochs<br />
Atul Kochhar und das „Epicurean“, das<br />
Klassiker und die moderne britische Küche vereint.<br />
Rezepte ausprobieren können die Gäste an<br />
den zwölf Kochstationen des „Cookery Club“<br />
(Foto). Und im „Limelight Club“ wird Abendunterhaltung<br />
mit Essen kombiniert. Um die zusätzlichen<br />
Kalorien wieder loszuwerden, steht<br />
den Passagieren das größte Fitnesscenter der<br />
Flotte zur Verfügung und natürlich setzt auch<br />
der Spabereich neue Rekorde. Ein echtes Novum:<br />
Von den 27 Kabinen für Alleinreisende haben<br />
15 einen Balkon. Ab März sind rund 3600<br />
Passagiere ab und bis Southampton unterwegs.<br />
Sieben<br />
auf einen Streich<br />
Starköche, größere Kabinen und Roboter, die Cocktails<br />
mischen – Ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen<br />
und Schiffspremieren des Jahres<br />
Die schiere Größe ist in diesem Jahr gar nicht<br />
so entscheidend – das größte Kreuzfahrtschiff<br />
der Welt ist weiterhin die „Allure of<br />
the Seas“ (Platz für 5400 Passagiere), die Rekordnachfolge<br />
wird – im Mai 2016 – ebenfalls<br />
aus dem Hause Royal Caribbean International<br />
kommen und „Harmony of the Seas“ heißen.<br />
Und so spielt das gastronomische Angebot auf Kreuzfahrtschiffen<br />
eine Hauptrolle bei den Trends dieses Jahres: Die Reedereien<br />
überbieten sich in der Anzahl der Restaurants an Bord<br />
und machen Speisen sowie Getränke rund um die Uhr verfügbar.<br />
Feste Tischzeiten sind passé, stattdessen geben sich Starköche<br />
die Klinke in die Hand. Ein weiterer Trend zeigt sich in<br />
der Kabinengestaltung: Hier ist immer mehr Privatsphäre<br />
gefragt – auch Alleinreisende wollen sich nicht mehr in kleine<br />
Innenkabinen sperren lassen. Und selbstverständlich werden<br />
die fortschreitenden Möglichkeiten der modernen Technik genutzt:<br />
Der Check-in funktioniert vielerorts schneller, und es<br />
gibt bereits die erste Bar, in der ein Roboter die Cocktails mixt.<br />
Es scheint, als sei für jeden Geschmack etwas dabei. Die sieben<br />
wichtigsten Schiffsneuheiten des Jahres bieten eine zusätzliche<br />
Kapazität von mehr als 18.000 Betten. Weltweit gehen gar<br />
22 Kreuzfahrtschiffe auf Meeren und Flüssen an den Start. Das<br />
gesamte Investitionsvolumen beträgt vier Milliarden US-Dollar<br />
(gut 3,5 Milliarden Euro). Eine Investition, die sich für Passagiere<br />
schon jetzt lohnt.<br />
Peggy Günther<br />
„LE LYRIAL“, PONANT<br />
Im Mai präsentiert sich erstmals „Le Lyrial“, es<br />
ist der kleinste Neubau des Jahres. Mit dem<br />
vierten Schiff in fünf Jahren vollendet die französische<br />
Reederei Ponant eine Reihe von Luxusyachten,<br />
die auch als Expeditionsschiffe<br />
einsetzbar sind. „Le Lyrial“ setzt einen luxuriösen<br />
Schlusspunkt: Sie wird größere Kabinen<br />
an Bord haben. Auf Deck sechs sind Suiten mit<br />
bis zu 56 Quadratmetern Grundfläche geplant.<br />
Die Gesamtzahl der Kabinen sinkt dadurch von<br />
132 auf 122. Ein schönes Detail der Schwesterschiffe<br />
sind die Bäder mit Tageslichteinfall.<br />
Der Name des jüngsten Flottenneuzugangs basiert<br />
übrigens wie bei den Schwesterschiffen<br />
(„Le Ponant“, „Le Boréal“, „L’Austral, Le Soleal)<br />
wieder auf einem Himmelsphänomen: Das<br />
Sternbild Lyra wird geprägt vom Hauptstern<br />
Wega, dem zweithellsten Stern der nördlichen<br />
Hemisphäre. Sein bläuliches Licht inspiriert<br />
die Farbgebung an Bord.
1. MÄRZ 2015<br />
REISEN SPEZIAL 85<br />
nicko rettet<br />
Ihren Urlaub:<br />
Ihr Partner<br />
reist für 50 %.<br />
„ANTHEM OF THE SEAS“,<br />
ROYAL CARIBBEAN<br />
Ab April macht sich in Southampton, im Lieblingshafen<br />
der Briten, die US-Konkurrenz<br />
stark: Die „Anthem of the Seas“ von Royal Caribbean<br />
International ist das Schwesterschiff<br />
der im November 2014 gestarteten „Quantum<br />
of the Seas“. Außergewöhnliche Erfahrungen<br />
gehören zum Konzept: An einer Bar mixen Roboter<br />
zwei Cocktails pro Minute und die Aussichtskugel<br />
„North Star“ bietet den Passagieren<br />
aus 90 Metern Höhe einen neuen Blick auf<br />
ihr Schiff. Im „Rip Cord“ wird ein Fallschirmsprung<br />
simuliert und der Multifunktionsraum<br />
„SeaPlex“ ermöglicht unter anderem ein Wettrennen<br />
mit Autoscootern. Das „Two70°“ ist<br />
tagsüber eine Panoramalounge mit 270-Grad-<br />
Meerblick und wandelt sich abends zur Showlocation<br />
mit jeder Menge Technik. Allein dieser<br />
Raum soll mit 13,5 Millionen US-Dollar teurer<br />
sein als die „Song of Norway“, das erste Schiff<br />
der Reederei. Insgesamt ist von einer Milliarde<br />
US-Dollar Baukosten die Rede.<br />
Lange Warteschlangen am Anreisetag gehören<br />
dank „Smart Check-in“ der Vergangenheit<br />
an: Die Gäste rufen ihre Bordpässe online ab<br />
und laden bereits ein Foto von sich hoch – innerhalb<br />
von zehn Minuten sollen sie so das<br />
Schiff betreten können. Natürlich lässt sich<br />
auch die genaue Position des Koffers auf dem<br />
Smartphone verfolgen, dank Radio-Frequenz-<br />
Identifizierung. Diese wird auch bei den neuen<br />
Armbändern eingesetzt, die als Kabinenschlüssel<br />
und Zahlungsmittel dienen. Die Innenkabinen<br />
bekommen einen „virtuellen Balkon“: Auf<br />
einem riesigen Monitor ist das Livebild einer<br />
Außenkamera zu sehen: Liegt die Innenkabine<br />
steuerbord, wird auch die Steuerbordkamera<br />
übertragen. Bei so vielen Finessen ist es kein<br />
Wunder, dass die Reederei von ihrer neuen<br />
Schiffsklasse überzeugt ist, eine dritte Schwester<br />
wurde bereits bei der Papenburger Meyer<br />
Werft bestellt.<br />
„VIKING STAR“,<br />
VIKING CRUISES<br />
Auch für den US-Markt kommt im Mai ein<br />
Neubau. Das erste Hochseeschiff des führenden<br />
Flusskreuzfahrtenanbieters Viking Cruises<br />
wird auf den Namen „Viking Star“ getauft.<br />
Mindestens drei weitere sollen folgen. 928 Passagiere<br />
treffen an Bord auf mindestens 25 Quadratmeter<br />
große Kabinen, alle mit eigener Veranda.<br />
Innenkabinen? Fehlanzeige! Ein Hingucker<br />
ist der erste Infinity-Pool auf See, mit einer<br />
Glaswand am Heck des Schiffs. Ebenfalls<br />
beeindruckend: Die „Explorer’s Lounge“ am<br />
Bug des Schiffes erstreckt sich über zwei Decks<br />
und bietet Ausblicke durch eine riesige Fensterfront<br />
(Foto). Dafür musste das Spa auf Deck<br />
eins weichen. Hier sind auch das gemütliche<br />
„Wohnzimmer“ und die Spezialitätenrestaurants<br />
zu finden. Für mehr Frischluft beim Essen<br />
lassen sich die Fenster des Hauptrestaurants<br />
bei gutem Wetter zum Promenadendeck<br />
hin öffnen. Das neue Projekt wendet sich wieder<br />
der ursprünglichen Kreuzfahrt zu – mit Fokus<br />
auf die Zielgebiete und langen Liegezeiten.<br />
Geschickter Schachzug: Ein Landausflug pro<br />
Hafen sowie Bier und Wein zu den Mahlzeiten<br />
sind bereits im Preis enthalten. Buchbar ist das<br />
Schiff allerdings nur über das Internet.<br />
„<br />
Ein Hingucker ist der<br />
erste Infinity-Pool<br />
auf See<br />
Jetzt buchen bis 9. März!<br />
„NORWEGIAN ESCAPE“,<br />
NCL<br />
„MEIN SCHIFF 4“,<br />
TUI CRUISES<br />
Auch TUI Cruises ist weiter auf Expansionskurs<br />
und macht um die Namensgebung wenig<br />
Federlesen: „Mein Schiff 5“ und „6“ sind bereits<br />
bestellt. Am 5. Juni wird jedoch erst einmal<br />
„Mein Schiff 4“ in Kiel getauft. Rund 600<br />
Passagiere der Jungfernfahrt (sie wird ins Baltikum<br />
führen) dürfen beim Event dabei sein.<br />
Wie ihre Schwester „Mein Schiff 3“ wartet der<br />
Neubau aus dem finnischen Turku mit einem<br />
25 Meter langen Swimmingpool für echte,<br />
sportliche Schwimmzüge und einem Konzertsaal<br />
mit besonderer Akustik an Bord auf (Foto).<br />
Das Hauptrestaurant „Atlantik“ ist unterteilt<br />
in ein klassisches, ein mediterranes und<br />
ein eurasisches Segment. Darüber hinaus enthält<br />
das „Premium Alles Inklusive“-Konzept<br />
nicht nur einen Ableger des „Gosch Sylt“ und<br />
eine Backstube, sondern auch die Mehrzahl der<br />
Barangebote. Lediglich attraktiv im Heck gelegene<br />
Einrichtungen, wie das Steakhouse „Surf<br />
& Turf“ (auf dem Neubau mit zusätzlichen Außenplätzen),<br />
die „Coffee Lounge“ und die<br />
„Champagner Bar“ sind nicht im Reisepreis<br />
enthalten. Bei all den gastronomischen Verführungen<br />
kommt es gerade recht, dass der Sport-<br />
& Spabereich auf der „Mein Schiff 4“ gegenüber<br />
der Schwester „Mein Schiff 3“ noch einmal<br />
um 200 Quadratmeter wächst. Diesmal<br />
steht er unter einem skandinavischen Motto.<br />
Inwieweit das maritime Museum „Meerleben“<br />
mit Lounge und Bibliothek (eine eine Kooperation<br />
von TUI Cruises und dem Internationalen<br />
Maritimen Museum Hamburg) weitergeführt<br />
wird, verrät die Reederei noch nicht.<br />
Im Oktober liefert die Meyer Werft in Papenburg<br />
die „Norwegian Escape“ als zehntes Schiff<br />
an Norwegian Cruise Line (NCL) ab. Erstmals<br />
stattet die Reederei Hamburg einen Besuch ab<br />
– mit dem größten jemals in Deutschland gebauten<br />
Schiff und dem zweitgrößten Schiff der<br />
Welt. Für 2016 wurde bereits die Schwester<br />
„Norwegian Bliss“ angekündigt – diese Namensfindung<br />
erfolgte übrigens per Facebook-<br />
Abstimmung. Die neue Schiffsklasse ist angelehnt<br />
an die Vorgängerinnen „Norwegian<br />
Breakaway“ und „Norwegian Getaway“: Der<br />
Entertainment- und Restaurantkomplex „678<br />
Ocean Place“ ist also ebenso wieder an Bord zu<br />
finden wie „The Waterfront“, wo Restaurants<br />
mit Außenplätzen aufwarten. Neu ist ein separater<br />
Bereich im Restaurant „Taste“, der private<br />
Dinner für Gruppen von bis zu 100 Personen<br />
ermöglicht. Ein zusätzliches Deck schafft auf<br />
der „Escape“ mehr Platz für den größten Klettergarten<br />
auf See mit fünf Seilbahnen und zwei<br />
Planken, die über die Bordwand hinausragen.<br />
Auch der „Aqua Park“ (Foto) soll alle Rekorde<br />
brechen. Wer Ruhe sucht, findet im Spa den<br />
ersten „Schnee-Raum“ der Flotte. Nach dem<br />
Saunagang können Wellnessfans sich hier bei<br />
Temperaturen zwischen null und sechs Grad<br />
Celsius abkühlen. Die Außenbemalung wird –<br />
typisch Norwegian – wieder sehr bunt: Der<br />
Meeresbiologe und Künstler Guy Harvey gestaltet<br />
am Rumpf zwei Unterwasserszenen.<br />
Mittlerer Pfad 2 ∙ 70499 Stuttgart<br />
nicko tours GmbH ∙<br />
Donau Flusskreuzfahrten im Sommer.<br />
Bei Buchung unseres Angebotes reist die 2. Person in der Doppelkabine<br />
zum halben Preis. Dies gilt für alle nicko cruises Donaureisen<br />
von Juli bis Oktober 2015, egal ob einwöchig von Passau nach<br />
Budapest oder in zwei Wochen bis zum Donaudelta.<br />
Die Preisreduktion gilt für die Kreuzfahrt, nicht für Extras. Buchbar auf Anfrage und nach Verfügbarkeit.<br />
Infos und Buchung unter<br />
0711 - 24 89 80 10 oder in Ihrem Reisebüro.
86 REISEN SPEZIAL<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Geologie zum Anfassen: Basalt im<br />
Krater eines erloschenen Vulkans<br />
auf der Kurileninsel Kunaschir<br />
Dass auf der Insel<br />
Tschirpoi heute etwas<br />
Besonders passieren<br />
würde, hatte er geahnt.<br />
Deshalb war Expeditionsleiter<br />
Nicolas<br />
Dubreuil am Morgen<br />
extra früh aufgestanden. Noch im<br />
Mondschein entdeckte er den Rauch, der<br />
in der Ferne aufstieg. Jetzt stehen die ersten<br />
Passagiere in der Morgendämmerung<br />
an Deck, die Hände haben sie in die Taschen<br />
roter Polarjacken gesteckt. Vor ihren<br />
Augen passiert, was sonst kaum jemand<br />
zu sehen bekommt: Der Schlot auf<br />
der Insel schafft neues Land. Zentimeter<br />
um Zentimeter drängt die Erde an diesem<br />
Punkt der Welt das Meer zurück. Erstarrte<br />
Lava rollt den Vulkan herunter, zischend<br />
und dampfend stürzt die noch<br />
heiße Gesteinsmasse ins Wasser.<br />
VON INA JAHNSON<br />
In kleinen Booten nähert sich die<br />
Gruppe um Dubreuil dem Vulkan. Es<br />
rumpelt und poltert, wenn das Geröll den<br />
Hang hinunterrutscht. „Da kommt ein<br />
Riesending!“, ruft jemand, während ein<br />
Stein ins Meer kracht. Ein Mann schiebt<br />
seine Kamera vorsichtshalber schnell unter<br />
den Anorak. Eine Welle schwappt ins<br />
schwankende Schlauchboot. „So etwas<br />
habe ich noch nie gesehen, auf keiner<br />
Reise“, sagt Dubreuil. Tausende Sturmvögel<br />
kreisen um die Schlauchboote, und etwas<br />
weiter in der Ferne sitzen Seelöwen<br />
dicht gedrängt auf einem dunklen Fels.<br />
Die Kurilen sind eine ganz besondere<br />
Inselkette, die von der russischen Halbinsel<br />
Kamtschatka bis nach Japan reicht.<br />
Hier umspült das raue Meer moosbewachsene<br />
Felsen, heiße Quellen sprudeln<br />
aus dem Boden. Rund hundert Vulkane<br />
erstrecken sich auf den Inseln, 40 von ihnen<br />
gelten als aktiv. Schwarze Basaltsäulen<br />
zeigen, wo die Erde einst ihr Innerstes<br />
nach außen kehrte.<br />
Um diese besondere Landschaft zu sehen,<br />
sind viele der Teilnehmer der Kreuzfahrt<br />
um die halbe Welt geflogen. Von<br />
Europa quer über Russland in die Stadt<br />
Petropawlowsk auf Kamtschatka, wo die<br />
Schiffsreise beginnt. Manche kennen die<br />
Gegend vielleicht aus TV-Dokumentationen<br />
über wilde Braunbären. Die Hauptstadt<br />
der russischen Region<br />
Kamtschatka gleicht dagegen einer<br />
Betonwüste. Was hier gebaut<br />
wird, hält Erdbeben stand. Angeblich.<br />
„Die Häuser sollen vor allem<br />
sicher sein, nicht schön“, sagt<br />
eine Touristenführerin. Petropawlowsk<br />
sei von Vulkanen umgeben<br />
– und die Erde bebt<br />
manchmal mehrmals am Tag.<br />
Manche Bewohner sind wegen<br />
der ewig drohenden Naturkatastrophe<br />
weggezogen. Die Kreuzfahrtgäste<br />
hingegen kommen genau<br />
aus diesem Grund, sie wollen<br />
einen Teil des Pazifischen Feuerrings<br />
erleben. So heißt der Vulkangürtel,<br />
der im Halbbogen von<br />
Südamerika über Russland und<br />
Japan bis nach Neuseeland reicht. An den<br />
Rändern des Pazifiks schiebt sich der<br />
Meeresboden unter die Kontinentalplatten,<br />
enormer Druck entsteht. Die Folge:<br />
Die Erdkruste schmilzt zu Magma, und<br />
Spannungen entladen sich in Form von<br />
Erdbeben.<br />
Von Petropawlowsk sind es rund 1400<br />
Kilometer Luftlinie bis zu Japans Nordinsel<br />
Hokkaido. Was beide Länder hier verbindet,<br />
sind die Kurilen – und ihr Kampf<br />
um die Inseln. Russland hatte sie am Ende<br />
des Zweiten Weltkriegs von Japan erobert.<br />
Die südlichen Inseln werden bis<br />
heute von Japan beansprucht, das Schiff<br />
umfährt diesen Bereich. Wer die Kurilen<br />
besucht, findet Felsformationen, die<br />
Filmkulissen gleichen, in Nebel getauchte<br />
Kraterseen, Seeotter und Seelöwen.<br />
An den ersten Tagen der Expeditionskreuzfahrt<br />
mit der „L’Austral“ landen die<br />
Passagiere an der schwarzen Küste von<br />
Schumschu. Die komfortverwöhnten<br />
Touristen stecken nun in Gummihosen<br />
und Parkas. Ein Fußmarsch führt über erdige<br />
Wege auf einen Hügel. Weit entfernt<br />
sieht man den knapp 2300 Meter hohen<br />
Vulkan Alaid, von dem ein japanischer<br />
Dichter gesagt haben soll, er habe eine<br />
perfektere Form als der Fuji. Die Gruppe<br />
wandert weiter zu einem zerfallenen<br />
Holzhaus. In der Gegend verrostet ein<br />
umgekipptes Militärfahrzeug, in einem<br />
Flugzeugwrack klaffen Einschusslöcher.<br />
Auf den Kurilen verrotten viele Militärruinen.<br />
„Ich will das nicht sehen“, sagt<br />
Wo die Erde dahinschmilzt<br />
Entlang der<br />
russischen Kurilen<br />
führt eine<br />
Expeditionsfahrt<br />
zu aktiven Vulkanen<br />
und in Nebel<br />
getauchte Kraterseen<br />
Überreste von Krieg und Konflikt: Ein Wandgemälde<br />
mit Lenin in einer alten U-Boot-Station<br />
TIPPS UND<br />
INFORMATIONEN<br />
TOUREN Eine 11-tägige Expeditionskreuzfahrt<br />
zu den Kurilen-<br />
Inseln bietet zum Beispiel die<br />
Reederei Ponant (de.ponant.com)<br />
ab 7770 Euro pro Person in der<br />
Doppelkabine an. Vom 29.9. bis<br />
14.10.2015 geht es von Petropawlowsk<br />
(Russland) nach<br />
Kanazawa (Japan). Im<br />
August fährt die<br />
Silver Explorer<br />
(www.silversea.com)<br />
17 Tage<br />
Sachalin<br />
lang von Nome RUSSLAND<br />
KURILEN<br />
(Alaska) nach<br />
Otaru (auf der<br />
japanischen Insel<br />
Kleine<br />
Hokkaido<br />
Hokkaido). Preis:<br />
Kurilen<br />
ab 11.500 Euro pro JAPAN Pazifik<br />
Person in der Doppelkabine.<br />
400 km<br />
Für die Ausflüge gehören<br />
unbedingt Gummistiefel, Windund-Wetter-Jacke<br />
und eine wasserdichte<br />
Hose ins Gepäck.<br />
EINREISE Für Kamtschatka und<br />
die Kurilen benötigen Touristen<br />
ein russisches Visum, für Japan<br />
reicht ein gültiger Reisepass.<br />
ein deutscher Passagier. Er habe als Kind<br />
in Kriegstrümmern gespielt. Als die<br />
Gruppe an einem anderen Tag eine verlassene<br />
U-Boot-Station der Russen besichtigt,<br />
bleibt er mit seiner Partnerin an<br />
Bord. Dort gibt es eine Bibliothek, Bingorunden<br />
und Livemusik zum Tee mit Gebäck.<br />
Andere kraxeln währenddessen in<br />
einem alten Plattenbau herum. Ein buntes<br />
Porträt von Lenin ziert eine Wand.<br />
Die Überreste von Krieg und Konflikt<br />
verwittern nur langsam.<br />
Etwa zwei Wochen wird die „L’Austral“<br />
unterwegs sein, rund 4300 Kilometer auf<br />
See zurücklegen. Während draußen die<br />
felsigen Inseln vorbeiziehen, unterhalten<br />
sich die Passagiere<br />
drinnen über frühere Reisen. Sie<br />
erzählen von der Seidenstraße,<br />
von Südamerika und China. Die<br />
Antarktis sei besonders schön,<br />
meinen viele. An Bord ist mehr<br />
Personal, als es Gäste gibt. Und<br />
beim Mittagessen lässt eine<br />
Gruppe Französinnen den Wein<br />
gleich mehrmals zurückgehen.<br />
Bei den Ausflügen ist sich diese<br />
anspruchsvolle Truppe dann<br />
GETTY IMAGES/LONELY PLANET IMAGES/PHILIP GAME<br />
aber für kaum etwas zu fein. Auf<br />
Socken schlurfen die Passagiere<br />
durch die Gänge, ihre Gummistiefel<br />
in der Hand. Sie steigen<br />
am abgesenkten Heck des<br />
Kreuzfahrtschiffs in die<br />
Schlauchboote, die sie zur nächsten Insel<br />
bringen. Salzwasser spritzt ins Gesicht,<br />
die Beiboote springen auf dem Meer auf<br />
und ab. Mit der Bandscheibe darf man es<br />
da nicht haben. Alle krallen sich an den<br />
Leinen am Bootsrand fest. Das nächste<br />
Ziel: Yankicha, der Lieblingsort von Nicolas<br />
Dubreuil. „Die Insel ist magisch“, findet<br />
der Expeditionschef.<br />
Die kleinen Boote schlängeln sich<br />
durch eine Öffnung in den Kratersee. Am<br />
grauen Ufer steigt Dunst auf, viele<br />
heiße Quellen brodeln dort. Die<br />
Ochotskisches<br />
Meer<br />
Kamtschatka<br />
Boussole-<br />
Straße<br />
Kameraobjektive beschlagen<br />
so schnell, dass man mit<br />
dem Abwischen kaum<br />
hinterherkommt. Giftgelb<br />
setzt sich Schwefel<br />
an einigen Felsöffnungen<br />
ab, es riecht nach<br />
Hölle. Hier, erzählt Dubreuil,<br />
bekomme er ein<br />
Abenteurergefühl.<br />
Mit Schaufeln buddelt<br />
das Ausflugsteam<br />
eine Grube, rasch staut<br />
sich heißes Wasser in dem selbst gebauten<br />
Pool. Die ersten Urlauber steigen<br />
schon in Badehosen ins Wasser. Angenehm,<br />
meint einer. Andere beobachten<br />
einen Polarfuchs oder klettern durch hohes<br />
Gras auf den Rand des Kraters. Von<br />
dort schauen sie auf den See und moosbewachsene<br />
Felsen hinunter. Eine eigentümliche,<br />
unwirkliche Landschaft im<br />
mysteriösen Nebel.<br />
Jetzt die<br />
<br />
buchen.<br />
„Ich träum‘ jetzt schon<br />
vom Mittelmeer.“<br />
<br />
<br />
Mein Schiff 3<br />
<br />
<br />
<strong>**</strong><br />
* Im Reisepreis enthalten sind ganztägig in den meisten Bars und Restaurants ein vielfältiges kulinarisches<br />
Angebot und Markengetränke in Premium-Qualität sowie Zutritt zum SPA & Sport-Bereich, Kinderbetreuung,<br />
Entertainment und Trinkgelder. | <strong>**</strong> Flex-Preis (limitiertes Kontingent) p. P. bei 2er-Belegung in einer Balkonkabine<br />
ab/bis Malta. | TUI Cruises GmbH · Anckelmannsplatz 1 · 20537 Hamburg<br />
Sommer 2015: noch mehr Mittelmeer-Routen<br />
warten auf Sie! Jetzt unter <br />
oder in Ihrem Reisebüro.<br />
PICTURE ALLIANCEWILDLIFE/I. SHPILONEK<br />
ANZEIGE
Wohnen<br />
Wie tief fallen<br />
die Zinsen?<br />
BAUGELDINDEX<br />
2,6<br />
2,0<br />
1,48 %<br />
QUELLE: BIALLO.DE<br />
1,4<br />
Feb. 2014<br />
Feb. 2015<br />
Zinsbindung: 10 Jahre, Marktdurchschnitt<br />
WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 87<br />
Draußen vor<br />
der Stadt<br />
HAUS-RAT<br />
Viele Menschen sehnen sich nach dem Landleben<br />
auf einem alten Bauernhof. Doch die Sanierung<br />
solcher Objekte kostet Geld, Zeit und Nerven<br />
Der Raureif glitzert auf den<br />
Wiesen in der Morgensonne.<br />
Um die Nüstern der<br />
beiden Wallache schweben<br />
Dunstwolken, die Luft ist<br />
kalt. Gesche und Thorben Müller* genießen<br />
den anbrechenden Wintertag mit einem<br />
Becher heißem Kaffee auf dem Hof<br />
ihres alten Bauernhauses. „Die Ruhe hier<br />
ist einfach fantastisch“, sagt der Arzt.<br />
„Kaum zu glauben, dass Hamburg nur eine<br />
halbe Autostunde entfernt ist.“<br />
VON RICHARD HAIMANN<br />
Der 49-jährige Mediziner und die vier<br />
Jahre jüngere, freiberufliche Grafikerin<br />
haben in die Tat umgesetzt, wovon viele<br />
Menschen träumen. Sie sind geflüchtet<br />
aus der Enge und vor dem Lärm der<br />
Stadt, hinein in ein ländliches Idyll – eigene<br />
Pferde inklusive. „Es war das bislang<br />
größte Abenteuer unseres Lebens“, sagt<br />
Gesche. Überstanden allerdings haben sie<br />
es nur mit Mühe: Die Sanierung des sogenannten<br />
Resthofes forderte sowohl ihrem<br />
Budget als auch ihrer Beziehung alles ab.<br />
Den Wunsch nach einem ruhigen Zuhause<br />
draußen im Grünen hegen immer<br />
mehr Menschen. „Gestresste Großstädter<br />
suchen zunehmend die Beschaulichkeit<br />
und Behaglichkeit des Landlebens“, sagt<br />
der Bremer Makler André Marescaux, der<br />
sich auf Resthöfe spezialisiert hat. „Wir<br />
verzeichnen eine steigende Nachfrage<br />
nach alten Bauernhöfen“, sagt auch Joachim<br />
Möske, Mitinhaber des Maklerbüros<br />
Immobilien Monika Olejnik im schleswig-holsteinischen<br />
Ratzeburg.<br />
Jüngere Paare suchten dabei in erster<br />
Linie nach sanierungsbedürftigen Höfen.<br />
„Solche Objekte gibt es bereits für 50.000<br />
Euro“, sagt Möske. „Wer Ersparnisse und<br />
handwerkliches Geschick hat, kann aus<br />
diesen alten Bauernhöfen richtige<br />
Schmuckstücke machen.“ Hingegen würden<br />
ältere, gut situierte Paare meist bereits<br />
modernisierte Resthöfe bevorzugen.<br />
„Dieses Käuferklientel sucht fix und fertig<br />
sanierte Immobilien, in die sie sofort<br />
einziehen können“, bestätigt auch Marescaux.<br />
„Dafür sind sie auch bereit, Preise<br />
von 400.000 Euro und mehr zu zahlen.“<br />
Die Müllers wollten eher etwas Günstiges,<br />
das sie selbst gestalten konnten. Während<br />
Thorben an ein Einfamilienhaus<br />
Ruhe und Entspannung statt Lärm und Stress: Wie hier im Alten Land sieht für viele der Traum vom Leben auf dem Land aus<br />
dachte, kreisten die Pläne der Frau um das<br />
Thema Pferde: Gesche war schon als Kind<br />
geritten, die Tiere waren ihre Leidenschaft.<br />
Als das Paar noch in Hamburg wohnte,<br />
kaufte die 45-Jährige zwei Pferde. Untergestellt<br />
waren sie auf einem Reiterhof vor<br />
den Toren der Stadt. Täglich fuhr die Frau<br />
zu ihnen hinaus, vor der Arbeit und am<br />
Abend. „Das hat viel Zeit gekostet“, sagt<br />
sie. Zugleich hatte ihr Mann zunehmend<br />
Probleme, nach Nachtschichten Ruhe zu<br />
finden. „Spielende Kinder, der Verkehr –<br />
ich konnte nicht schlafen“, sagt Müller.<br />
Nach ein paar Monaten stand die Entscheidung<br />
fest: „Wir ziehen raus aus der<br />
Stadt“, sagt der Mediziner. Seine Frau<br />
setzte sich schließlich durch: Ein Resthof<br />
sollte es sein, mit genügend Land für eine<br />
eigene Pferdekoppel. Vier Monate lang<br />
waren sie fast jeden freien Tag unterwegs,<br />
um sich Objekte anzusehen. Irgendetwas<br />
schien immer nicht zu passen. „Mal waren<br />
die Höfe für den Zustand schlicht zu teuer,<br />
mal so abgelegen, dass die Fahrt zum<br />
Krankenhaus viel zu lang gewesen wäre,<br />
mal waren die Weiden zu nass, um darauf<br />
dauerhaft Pferde zu halten“, sagt Müller.<br />
Doch dann war es da, das Gehöft, bei dem<br />
alles zu passen schien. Ein Bauernhof,<br />
Baujahr 1913, sanierungsbedürftig, mit drei<br />
Hektar Weidefläche. Gutes Weideland, in<br />
angemessener Entfernung gelegen.<br />
„Bis zur A 25, die von Geesthacht in<br />
15 Minuten nach Hamburg führt, sind<br />
es nur knapp 25 Kilometer“, sagt Thorben<br />
Müller. Zwar war sofort klar, dass<br />
an Haus, Stall und Scheune vieles gemacht<br />
werden müsste. „Die Elektroinstallation<br />
war völlig veraltet, das Dach<br />
musste neu gedeckt, die Fenster ersetzt,<br />
eine neue Heizungsanlage samt<br />
Rohren und Heizkörpern installiert<br />
werden“, sagt der Arzt. Dafür verlangte<br />
der Eigentümer aber auch nur 70.000<br />
Euro – dafür reichten die Ersparnisse<br />
des Paares.<br />
Fortsetzung auf Seite 89<br />
DIETER SCHINNER/DIETER SCHINNER<br />
Unter dem<br />
Hammer<br />
Der Immobilienboom hat ja für viele<br />
auch sein Gutes. In manchem Notfall<br />
etwa sorgt die hohe Nachfrage nach<br />
Haus und Grund dafür, dass Familien<br />
der größte anzunehmende Unfall<br />
erspart bleibt: Die Zwangsversteigerung<br />
der eigenen vier Wände. Aktuelle<br />
Zahlen des Fachverlags Argetra<br />
bestätigen das – 2014 sei die Zahl der<br />
entsprechenden Gerichtstermine um<br />
8,5 Prozent auf knapp 44.000 gesunken.<br />
Vielfach schaffen es Eigentümer<br />
mittlerweile noch vor dem Verhandlungstermin,<br />
in Eigeninitiative einen<br />
Interessenten zu finden, ehe das<br />
Heim unter den Hammer kommt.<br />
Freilich sind die Zahlen mit Vorsicht<br />
zu genießen: Wer ein Ein- oder Zweifamilienhaus<br />
vor der Zwangsversteigerung<br />
verkaufen will, hat es<br />
zunehmend schwerer. Und in Sachsen-Anhalt<br />
finden sich dreimal<br />
schwerer Interessenten als in Baden-<br />
Württemberg. Kann man vorbeugen?<br />
Gegen Fährnisse des Lebens wie<br />
Jobverlust oder Scheidung hilft keine<br />
Planung. Eine solide Finanzierung<br />
aber ist erste Käuferpflicht. So<br />
wächst zumindest die Chance, dem<br />
Hammer zu entgehen.<br />
hö<br />
IMMOBILIEN<br />
„Meine Leidenschaft für<br />
Immobilien ...<br />
Unsere aktuellen<br />
Frühjahrstrends.<br />
Wir suchen<br />
2.000 Immobilienmakler!<br />
Kampen: Exkl. Neubau, Meerbl., Wohn-/ Nutzfl.<br />
ca. 300 m 2 , Grdst. ca. 2.883 m 2 , 9 Räume, 5 Bäder,<br />
Energiebedarfsausw., Endbed. 71,0 kWh/(m 2 a),<br />
Fernwärme, Preis a. Anfr., E&V ID X-W-01EYJV<br />
Sylt (D) · +49-(0)4651-985 70<br />
Einzellage Waldlichtung, Wohnfl. ca. 420 m 2 , Grdst.<br />
ca. 20.720 m 2 , Bj. 1958/1994, Energiebed.- ausw.,<br />
Endbed. 64,0 kWh/(m 2 a), Wärmepumpe, Ener -<br />
gieeff.-kl. B, € 498.000,–, E&V ID W-01VXAS<br />
Celle (D) · +49-(0)5141-93 44 60<br />
Mediterr. Neubau-Villa, Wohnfläche ca. 281 m 2 ,<br />
Grdst. ca. 1.345 m 2 , 7 Zi., SW-Terr., Kamin, Dachterr.,<br />
Energiebedarfsausw., Endbed. 68,0 kWh/<br />
(m 2 a), Gas, € 1,28 Mio, E&V ID W-01Z1UI<br />
Hamburg (D) · +49-(0)40-60 32 90 00<br />
Charm. Stadthaus, Wohnfl. ca. 250 m 2 , Grdst. ca.<br />
226 m 2 , Bj. 1909, Energiebedarfsausw., Endbed.<br />
101,3 kWh/(m 2 a), Heizwerk, Fern wärme,<br />
Energieeff.-kl. D, € 695.000,–, E&V ID W-020TSJ<br />
Essen (D) · +49-(0)201-43 61 61<br />
Die Markenstärke von<br />
Engel & Völkers verschaffte mir<br />
von Anfang an den ent scheiden -<br />
den Wettbewerbsvorsprung<br />
im täglichen Geschäft.<br />
Julia Hirschmann,<br />
Immobilienmaklerin<br />
... wurde zum Geschäft<br />
meines Lebens!“<br />
Als Engel & Völkers Franchisepartner startete Jan Meyer-Sach vor rund fünf<br />
Jahren mit einem Immobilien-Shop in Oldenburg, führt heute drei weitere Shops<br />
in Lüneburg, Bad Zwischenahn und Seevetal – und profitierte von Anfang an von<br />
unserem bewährten Franchise-Konzept, dem weltweiten Engel & Völkers<br />
Netzwerk und unserer einzigartigen Markenstärke. All dies könnte jetzt auch<br />
Ihnen unschätzbare Wettbewerbsvorteile verschaffen – ob als Franchisepartner<br />
oder Geschäftsführer mit Unternehmerambitionen. Aktuell haben wir folgende<br />
Standorte zu vergeben:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Sie wünschen nähere Informationen zu möglichen Perspektiven bei Engel & Völkers?<br />
Herr Ramon Lahme freut sich auf Ihren Anruf oder Ihre E-Mail!<br />
Lizenzen Deutschland · Ramon Lahme<br />
Tel. +49-(0)40-36 13 13 22 · Ramon.Lahme@engelvoelkers.com<br />
www.engelvoelkers.com/franchise<br />
Oberkassel: Neubau, zwei eleg. Stadtvillen, Wohnfl.<br />
ca. 343 m 2 , Grdst. ca. 197 m 2 u. Wohnfl. ca. 294 m 2 ,<br />
Grdst. ca. 257 m 2 , Energieausw. n. erforderl. (Neubau),<br />
Gas, je € 2,49 Mio., E&V ID W-01TQBF<br />
Düsseldorf (D) · +49-(0)211-557 18 88<br />
Schönes Tiroler Landhaus am Mieminger<br />
Sonnenplateau, 5 Schlafzimmer 5 Bäder,<br />
Kachelofen, Garten, Gartenhaus, Garage,<br />
€ 790.000,–, E&V ID W-01HZMS<br />
Seefeld (A) · +43-(0)5212-526 39<br />
Bühl: Großzügiges Unternehmeranwesen in<br />
Best lage, Wohnfl. ca. 334 m 2 , Grundstücksfl.<br />
ca. 1.179 m 2 , 8 Zimmer, Energieausw. liegt<br />
nicht vor, € 795.000,–, E&V ID W-01P7LN<br />
Baden-Baden (D) · +49-(0)7221-97 08 60 50<br />
Erstbezug: Haus in Aussichtslage, Gesamt fl.<br />
ca. 417 m 2 , Grundstücksfl. ca. 750 m 2 , 4 SZ,<br />
4 Bäder, Aufzug, Wellness, Alarm anlage,<br />
HWB 58,11, € 3,65 Mio., E&V ID W-01ET83<br />
Kitzbühel (A) · +43-(0)5356-716 15<br />
Der Immobilienmakler mit dem internationalen Netzwerk:<br />
www.engelvoelkers.com<br />
Bewerben Sie sich jetzt unter<br />
www.engelvoelkers.com/2000<br />
Als Dienstleistungsunternehmen für hochwertige Immobilien<br />
ist Ihnen Engel & Völkers bestens vertraut. Jetzt haben Sie die<br />
Chance, Ihre Leidenschaft für Immobilien zu Ihrem beruflichen<br />
und persönlichen Erfolg zu machen – und als Immobilienmakler<br />
bei uns durchzustarten! Als motivierte Unternehmerpersönlichkeit<br />
mit Vertriebstalent profitieren Sie neben unserer<br />
starken Marke und unserem weltweiten Netzwerk von der<br />
einzigartigen Engel & Völkers Systemplattform und attraktiven<br />
Umsatzchancen. Bewerben Sie sich noch heute bei Deutschlands<br />
bestem Arbeitgeber*!<br />
* im Bereich Dienstleistungen / mittelgroße Unternehmen, veröffentlicht im Focus Spezial,<br />
Ausgabe Februar / März 2015.<br />
Engel & Völkers · Residential<br />
Career@engelvoelkers.com<br />
www.engelvoelkers.com/2000<br />
TOP<br />
NATIONALER<br />
ARBEITGEBER<br />
2015<br />
DEUTSCHLANDS<br />
BESTE<br />
ARBEITGEBER<br />
IM VERGLEICH<br />
In Kooperation mit:
88 WOHNEN WELT AM SONNTAG SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />
DAS BESONDERE OBJEKT<br />
ERFÜLLTES LEBEN<br />
Selbstbestimmt im eigenen Hause wohnen,<br />
sich bis ins hohe Alter wohlfühlen, gehört<br />
zu den existenziellen Fragen, die das Vita-<br />
Haus von Haacke beantwortet. Auf einer<br />
Ebene, ohne Stufen, ohne Stolpersteine<br />
gehen die Räume fließend ineinander über.<br />
Ein Haus, das mit den Tugenden ausgestattet<br />
ist, die den Herbst des Lebens vergolden.<br />
Haus-Magazin, 132 Seiten kostenlos und<br />
weitere Informationen zu diesem Vita-Haus:<br />
Tel.(0800)4222530·www.haacke-haus.de<br />
WAW · HANNOVER<br />
HÄUSER · VILLEN · ANWESEN<br />
ANGEBOTE<br />
Glas - Villa<br />
Bj. 03, im Oberallgäu<br />
Toplage mit Rundumblick in die Berge,<br />
2200 m³ umbauter Raum, ca.<br />
500 m² Wfl., 1600 m² Grund, 3 Bäder,<br />
2 offene Kamine, Wohnzimmer<br />
130 m² groß und Studio 60 m²,<br />
84,6 kWh, private Auffahrt,<br />
Schätzwert: 1,8 Mio. ¤, für 1,25 Mio. ¤<br />
G 0172 - 73 27 921<br />
BERLIN-<br />
BRANDENBURG<br />
EIGENTUMSWOHNUNGEN<br />
ANGEBOTE<br />
URBANES WOHNEN IM QUARTIER M<br />
In einem der schönsten Viertel Osnabrücks entstehen Eigentumswohnungen.<br />
2/3 bereits verkauft<br />
Baubeginn in Kürze<br />
provisionsfrei für den<br />
Käufer<br />
Sichern Sie sich Ihr Kapital<br />
zu fairen Preisen<br />
zentrale Lage im belieb ten<br />
Katharinenviertel<br />
SYLT<br />
<br />
unter Reet<br />
8<br />
2 <br />
<br />
<br />
Shop Sylt<br />
Tel.: +49 (0)4651 - 83 60 89 0<br />
Service-Telefon<br />
Tel.: 0800 - 333 33 09<br />
BEI KITZBÜHEL<br />
<br />
<br />
<br />
2 <br />
: B<br />
<br />
Shop Kitzbühel<br />
Tel.: +43 5356 - 629 88<br />
POTSDAM<br />
<br />
<br />
<br />
2 <br />
: <br />
Gas<br />
Shop Berlin - Spandau<br />
Tel.: +49 (0)30 - 36 50 93 05 0<br />
MALLORCA - BUNYOLA<br />
<br />
auf die Berge<br />
<br />
2 <br />
<br />
<br />
Shop Palma<br />
Tel.: +34 971 - 12 29 91<br />
BERLIN<br />
<br />
<br />
<br />
2<br />
<br />
<br />
<br />
Shop Berlin - Grunewald<br />
Tel.: +49 (0)30 - 88 71 354 0<br />
<br />
<br />
<br />
Baujahr<br />
Preis<br />
Energieverbrauchsausweis Energiebedarfsausweis Energieverbrauch/-bedarf <br />
bereits<br />
über 35%<br />
verkauft<br />
Neubauprojekt in Berlin, gute Lage<br />
nahe der Innenstadt, 5 Aufgänge, 1–5<br />
Zimmer, 42–136 m², Aufzüge, praktische<br />
Grundrisse, Energiestandard<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
Beispielwohnungen für Sie:<br />
2-Zimmer (EG), 64,89qm, 146.003 €<br />
, 61,97qm, 189.009 €<br />
3-Zimmer (DG), 84,95qm, 331.305 €<br />
Tag der offenen Tür: Samstag, 28.02.<br />
<br />
in der <br />
<br />
P&P GmbH Berlin, 030-440 33 29 86<br />
www.bernkasteler8.de<br />
Von 32 m² bis 120 m² Wohnfläche, unterschiedliche Raumkonzepte, Balkone und Terrassen,<br />
Tiefgaragenplätze. Ideal für Kapitalanleger, Rendite bis ca. 4,75 %. B, 18 kWh/(m²a), FW,<br />
Baujahr 2015, Energie-Klasse: A+. Beispiel-Whg.: 2 Zi., 45 m², KP 112.500 € (2.500 €/m²)<br />
+ 16.000 € TG-Stellplatz = 128.500 € Gesamtkaufpreis.<br />
Mehr Informationen erhalten sie unter:<br />
HOMANN IMMOBILIEN Münster GmbH<br />
Servatiiplatz 7, 48143 Münster, Telefon 0251 /418 48-0, Fax 0251 /418 48-90<br />
info@homann-immobilien.de, www.homann-immobilien.de<br />
Barrierefrei wohnen mit Betreuungsmöglichkeit<br />
Wohnresidenz 60 Plus, Idstein<br />
Wir sind für Sie da:<br />
Tel: 0611-890 60 60 2<br />
residenz@lauenstein-immobilien.de<br />
PROVISIONSFREI<br />
Berlin – Verkauf BIO-Markt<br />
mit Backshop<br />
in Neubau eines Wohn- & Geschäftshauses,<br />
trad. Wohnviertel, frequente Einkaufslage,<br />
beste ÖPNV-Anbindung, Fläche ca. 490 m²,<br />
MV über 12 Jahre plus Option 2 x 5, Jahresmiete<br />
104.157 € zzgl. MwSt. ohne NK.<br />
KP: 1.665.500 € zzgl. MwSt.,<br />
provisionsfrei direkt vom Eigentümer.<br />
Fertigstellung 2016.<br />
Terragon Investment gmbH<br />
Tel.: 030 20 37 99 93<br />
oder info@doerpfeldeins.de<br />
Komfortable<br />
Senioren-Eigentumswohnungen<br />
KfW 70 Effizienzhaus (EnEV 2014)<br />
DRK-Servicebüro im Haus<br />
DRK Soziale Dienste Rhein-Main-Taunus gGmbH<br />
24-Stunden-Notrufsystem<br />
Schlüsselfertiges Immobilien-Investment im Denkmal<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Auf 1.336 m 2 <br />
<br />
<br />
2 <br />
<br />
NEUES PALAIS KURLAND<br />
TRABEN-TRARBACH/MOSEL/D<br />
Projekt-Gesellschaft: Grundstück 2.161 m 2 . Abstimmung<br />
mit Verwaltung/Denkmalschutz: Abriss bestehendes<br />
Altgebäude, Neubauwohnfläche 2.000 m²<br />
und öffentl. Zuschuss, Luxus-Wohnungen, Tiefgarage,<br />
Concierge-Service, Moselnähe.<br />
Mehrfamilienhäuser zu verkaufen aus Eigenbestand:<br />
1. 2 Mittelstädte RLP: 74 Wohn, 5.050 m² Wohnfläche<br />
+ Garagen + Stellplätze, Bj 1977 – 1986 KM<br />
€ 300.000,–; KP € 3,6 Mio; EA Gas 143,3 kWh(m²a)<br />
2. RLP Nähe Neuwied/Rhein RLP: Neu renoviertes<br />
10 Fam.-Haus, 700 m² Wfl. + Stellpl., KfW-Mittel –<br />
hoher EnEV-Standard, KM € 53.000,–; KP € 849.000,–<br />
neuer EA beantragt, Pelletheizung<br />
H.-G. Loch c/o GREAT GmbH<br />
Dörther Weg 14 · 56291 Leiningen<br />
# 06746 / 80 20 70<br />
E-Mail: hgl@chateau-wohnen.de<br />
Essen - Bredeney<br />
hochwert. Wohn- u. Bürohaus, Bj. 2001,<br />
Wohn- u. Bürofläche 380 m², Grdst. 489 m²,<br />
Energiepass V 96 kWh/m²a, Gas, FBH, verkehrsgünstig<br />
gelegen, KP 860 000,- ¤,<br />
#DW46671, DIE WELT, 10445 Berlin<br />
0178 526 58 55<br />
Profitable Investments OHG (Makler)<br />
Tobias Schulze<br />
Eifelstraße 29<br />
D-50677 Köln<br />
Mobil: +49 163 249 33 60<br />
info@p-invest.de<br />
www.p-invest.de<br />
Denkmalimmobilien Leipzig<br />
MFH in nachgefragten Wohnlagen,<br />
Objektrecherche-Vermietung<br />
§7hESTG mit bis zu 85% AFA<br />
Sehr günstige Konditionen.<br />
P.R: Kober Immobilien, Leipzig<br />
www.denkmalsanierung-kober-leipzig.de<br />
Modulgebäude<br />
4.500 m 2 , 2-geschossig komplett fachgerecht demontiert<br />
und eingelagert zu verk., auch teilbar, gut<br />
für Asylunterkunft geeignet, Montage möglich, VB<br />
780 T€ # 0151/40 55 54 40 oder mail@jacw.de<br />
HAUS BONGARD, Düsseldorf<br />
ANLAGEOBJEKTE · WOHN- UND GESCHÄFTSHÄUSER<br />
ANGEBOTE<br />
Neubau Pflegeheim in Chemnitz<br />
140 Betten, Fertigstellung 06/2016,<br />
VB: 13,9 Mio. ¤, 0172/10 22 880<br />
Ein 11%er und ein 8%er in Osnabrück<br />
Zwei Wohn- und Geschäftshäuser | Tel.<br />
01522/1907622 www.marcelmaass.estate<br />
Hannover-Ronnenberg, Logistik/Produktion,<br />
ca. 30.100 m² Nutzfl., Grundst. 47.502 m²,<br />
ME-Ist 858 T € p.a., Kaufpreis 8 Mio. €,<br />
prov.-frei dir. v. Eigt., Tel. 04121 - 48 74 69<br />
SB - Märkte<br />
Fachmarktzentren, Neubau, in allen<br />
Bundesländern, von 1,5 bis 20 Mio.<br />
langfr. Mietverträge mit Handelsketten.<br />
Bitte nur Anfragen von Direktinvestoren.<br />
Immobilien Schiller, T.0841 / 885 60 60<br />
Fax: 0841 / 885 60 666<br />
Histor. Immobilie | Schnäppchen |<br />
Nur 395.000.– | Vers.-Wert 5.25, Mio. | ME 156.000.– |<br />
40 Whg., 4 Seminarräume, Wellnes, Kegelbahn, nutzbar<br />
als Ferienanlage / ETW / Sozialeinrichtung /Zuwanderer |<br />
EK 200.000.– o. Kaufpacht |<br />
www.SL99.de · 0176-49 53 42 84<br />
SB-Markt in Bückeburg OT<br />
ca. 1.010 m 2 Nutzfl., ca. 4.000 m 2<br />
Grdst., NME € 94.678,– / KP 990.000,–<br />
V,68,2 kWh, Gas, Bj. 2002, Anfragen an:<br />
Wilkes & Partner Immob.<br />
# 0531/ 232 24 30<br />
Oyten, Verbrauchermarkt (Rewe), ca.<br />
2.573 m² Nutzfl., Erbpacht-Grundst.,<br />
7.216 m², ME 217,3T € p.a., MV-LZ<br />
12/2020, Bj. ’84, KP 2,25 Mio. €, direkt<br />
v. Eigentümer, Tel. 04121-487 469<br />
Interessantes Investment<br />
Heidelberg<br />
Modernes Bürogebäude<br />
ca. 9 % Rendite, KP € 52 Mio<br />
DW 46675 DIE WELT, 10445 Berlin<br />
gehobene Ausstattung<br />
<br />
Mögliche Abkürzungen für Ihre<br />
Immobilienanzeigen.<br />
ralfschmitz.com<br />
7,23% Bruttorendite<br />
p.a.<br />
Gewerbeobjekt im Westen von Flensburg,<br />
Bj. 1978, guter Mietermix in<br />
1-A-Lage, umfangreich modernisiert,<br />
gepfl. Zustand, 1.706 qm verm. Fläche,<br />
5.387 qm Grund, Energiebedarf<br />
115 kWh (qm*a) KP 2.850.000 ¤ zzgl.<br />
3,57% Maklerprov.<br />
info@altwasser-geese.de<br />
REWE*EDEKA*LIDL*PENNY*<br />
NETTO*NORMA u.a.<br />
SB- u. Fachmärkte-Neubau, Bestand oder projektiert.<br />
E-mail: elfi.buseck@immobilien-buseck.de<br />
G 06032/827 22 Fax: 06032/827 24<br />
Um eine einheitliche Abbildung bei der Veröffentlichung der<br />
Pflichtangaben zu gewährleisten, werden wir in den nächsten Wochen<br />
folgende Legende für mögliche Abkürzungen veröffentlichen.<br />
1. Die Art des Energieausweises (§ 16 a Abs. 1 Nr. 1 EnEV)<br />
a. Verbrauchsausweis: V<br />
b. Bedarfsausweis: B<br />
2. Der Energiebedarfs- oder Energieverbrauchswert aus der<br />
Skala des Energieausweises in kWh/(m²a)<br />
(§ 16 a Abs. 1 Nr. 2 EnEV), z. B. 257,65 kWh<br />
3. Der wesentliche Energieträger (§ 16 a Abs. 1 Nr. 3 EnEV)<br />
a. Koks, Braunkohle, Steinkohle: Ko<br />
d. Heizöl: Öl<br />
e. Erdgas, Flüssiggas: Gas<br />
h. Fernwärme aus Heizwerk oder KWK: FW<br />
j. Brennholz, Holzpellets, Holzhackschnitzel: Hz<br />
m. Elektrische Energie (auch Wärmepumpe), Strommix: E<br />
4. Baujahr des Wohngebäudes (§ 16 a Abs. 1 Nr. 4 EnEV)<br />
Bj., z. B. Bj. 1997<br />
5. Energieeffizienzklasse des Wohngebäudes bei ab<br />
1. Mai 2014 erstellten Energieausweisen<br />
(§ 16 a Abs. 1 Nr. 5 EnEV): A + bis H, z. B. D<br />
Bei der Berücksichtigung aller Angaben könnten die abgekürzten Pflichtbestandteile<br />
wie folgt umgesetzt werden:<br />
Verbrauchsausweis, 122 kWh/(m²a), Fernwärme aus Heizwerk, Baujahr<br />
1962, Energieeffiziensklasse<br />
– mögliche Abkürzung: V, 122 kWh,FW, Bj. 1962, D<br />
Bitte verwenden Sie bei Bedarf für Ihre Anzeige im Immobilienmarkt die<br />
in der Legende aufgeführten Abkürzungen für die entsprechenden Energiekennwerte<br />
Ihres Immobilienobjektes.
1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />
WOHNEN 89<br />
Draußen vor der Stadt<br />
IMMOBILIE DER WOCHE<br />
ANZEIGE<br />
Fortsetzung von Seite 87<br />
Das Abenteuer begann. Die Müllers<br />
heuerten einen Architekten und einen<br />
Bausachverständigen an. Auf rund<br />
200.000 Euro wurde der Sanierungsaufwand<br />
geschätzt. Die beiden verhandelten<br />
erfolgreich mit der Bank über die Finanzierung.<br />
Der Kaufvertrag wurde unterschrieben.<br />
Die Handwerker legten los –<br />
und der Ärger begann.<br />
Was Architekt und Gutachter nicht bemerkt<br />
hatten: Der Grundwasserspiegel<br />
war in der Region so stark gestiegen, dass<br />
Nässe in die Kellerwände der Gebäude<br />
drang. Es war nur eine Frage der Zeit, bis<br />
die Feuchtigkeit im Mauerwerk aufsteigen<br />
würde. Rund um Haus, Stall und<br />
Scheune musste der Erdboden ausgeschachtet<br />
werden, um die Keller von außen<br />
abdichten zu können. „Am Ende kostete<br />
die Sanierung fast 350.000 Euro“,<br />
sagt die Grafikerin. „Wir mussten bei der<br />
Bank einen zusätzlichen Kredit aufnehmen<br />
– zu deutlich höheren Zinsen als<br />
beim ersten Darlehen.“<br />
Die Feuchte in den Kellerwänden hätte<br />
lediglich eine teure Bohrkernprüfung aufzeigen<br />
können. Darauf jedoch verzichteten<br />
die Müllers. „Der Sachverständige<br />
sagte, er halte es eigentlich nicht für nötig“,<br />
sagt Bauherr Thorben.Bald hagelte<br />
es Schuldzuweisungen zwischen den Eheleuten.<br />
Thorben warf seiner Frau vor, es<br />
habe „nur der blöden Gäule wegen unbedingt<br />
ein Resthof“ sein müssen. Gesche<br />
konterte, er habe „aus Geiz auf die detaillierte<br />
Prüfung“ verzichtet: „Hätten wir<br />
die 4000 Euro dafür ausgegeben, wären<br />
wir nicht in diese Situation geraten.“<br />
Mit einer detaillierten Untersuchung<br />
der Immobilie durch einen Sachverständigen<br />
oder Architekten können Interessenten<br />
sich zwar vor solch bösen Überraschungen<br />
schützen. Doch: „Die Kosten<br />
für eine gründliche Prüfung summieren<br />
sich schnell auf einen fünfstelligen Betrag“,<br />
sagt Corinna Merzyn vom Verband<br />
Privater Bauherren. „Wer drei Resthöfe<br />
genau untersuchen lässt, hat schnell<br />
Rechnungen über 30.000 Euro und mehr<br />
auf dem Tisch – ohne eine Immobilie erworben<br />
zu haben.“<br />
Die meisten Käufer belassen es deshalb<br />
bei preiswerteren allgemeinen Begutachtungen.<br />
„In diesem Fall sollten sie<br />
aber finanzielle Reserven von mindestens<br />
50.000 Euro einplanen für den Fall,<br />
dass die Sanierung deutlich teurer wird<br />
als erwartet“, sagt Merzyn.<br />
Mit ihrem Feuchteschaden hatte das<br />
Paar tatsächlich noch Glück im Unglück<br />
– denn es hätte noch schlimmer kommen<br />
können. „Zahlreiche alte Bauernhöfe in<br />
Westdeutschland sind in den 70er- und<br />
80er-Jahren teilsaniert worden“, sagt Corinna<br />
Kodim vom Eigentümerverband<br />
Haus & Grund. „Dabei wurden die Dachsparren<br />
und die Balken im Ständerwerk<br />
meist mit PCP-haltigen Holzschutzmitteln<br />
behandelt.“ Auch in der Ex-DDR war<br />
das Mittel das Standardprodukt, um<br />
Holzschwamm vorzubeugen.<br />
„Reserven von<br />
50.000 Euro<br />
sollten da sein“<br />
Corinna Merzyn,<br />
Verband Privater Bauherren<br />
Das Kürzel PCP steht für Pentachlorphenol,<br />
ein chemisches Mittel, das Pilze<br />
tötet – und, wie sich später zeigte, auch<br />
für Menschen höchst ungesund ist. Die<br />
noch Jahrzehnte nach der Auftragung aus<br />
dem Holz ausdünstenden Gase können<br />
Kopfschmerzen, erhöhten Blutdruck,<br />
Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit,<br />
verursachen und sogar zu Herzversagen<br />
führen. 1989 untersagte die Regierung<br />
den Gebrauch von PCP. Mit der Wiedervereinigung<br />
am 3. Oktober 1990 trat das<br />
Verbot auch in Ostdeutschland in Kraft.<br />
Um einen Resthof von PCP zu befreien,<br />
gibt es zwei Möglichkeiten: „Alle Balken<br />
und Sparren können abgeschliffen<br />
und mit modernem Holzschutz neu versiegelt<br />
werden“, sagt Kodim. Oder sie<br />
müssen, wenn die Chemikalie tief in das<br />
Holz eingedrungen ist, komplett ersetzt<br />
werden. Beides ist teuer. „100.000 Euro<br />
und mehr können dabei bei einem alten<br />
Bauernhof anfallen“, sagt Corinna Merzyn<br />
vom Verband Privater Bauherren.<br />
Ein weiteres Problem, mit dem Resthof-Käufer<br />
konfrontiert werden können:<br />
„Bei einem alten Bauernhof besteht immer<br />
die Gefahr, dass er plötzlich unter<br />
Denkmalschutz gestellt wird“, sagt Haus-<br />
&-Grund-Expertin Kodim. „Dann kann<br />
das Denkmalamt verlangen, dass Anbauten<br />
wie ein Wintergarten wieder abgerissen<br />
werden müssen oder neu eingebaute<br />
Fenster und Metalltüren durch Sprossenfenster<br />
und Holztüren im ursprünglichen<br />
Stil ersetzt werden.“<br />
Recht interessant kann es hingegen<br />
sein, einen sanierungsbedürftigen Resthof<br />
zu erwerben, der bereits unter Denkmalschutz<br />
steht. „In diesem Fall können<br />
90 Prozent der Sanierungsaufwendungen<br />
über zehn Jahre hinweg gegen sämtliche<br />
anderen Einkünfte steuerlich verrechnet<br />
werden“, sagt Fachmakler Marescaux. Einige<br />
solvente Mittfünfziger suchten genau<br />
solche Höfe: „Sie wollen bis zum<br />
Rentenbeginn den Steuervorteil noch voll<br />
ausnutzen, in dieser Zeit noch zur Arbeit<br />
in die Stadt pendeln und dann das ruhige<br />
Landleben in einem komplett sanierten<br />
Haus genießen“, sagt Marescaux.<br />
Bei den Müllers ist am Ende alles gut<br />
gegangen. Zwar hatte es zwischenzeitlich<br />
Schuldzuweisungen zwischen den Eheleuten<br />
gehagelt. Thorben hatte seiner Frau<br />
vorgeworfen, es habe „nur der blöden<br />
Gäule wegen unbedingt ein Resthof“ sein<br />
müssen. Gesche konterte, er habe „aus<br />
Geiz auf die detaillierte Prüfung“ verzichtet:<br />
„Hätten wir die 4000 Euro dafür ausgegeben,<br />
wären wir nicht in diese Situation<br />
geraten.“ Doch: „Wir haben uns zusammengerauft,<br />
durchgehalten, Extra-Schichten<br />
geschoben, um genügend Geld für den<br />
zweiten Kredit zusammenzubekommen –<br />
und jetzt genießen wir das Leben mit den<br />
Pferden auf unserem Hof“, sagen sie.<br />
Nicht alle Resthof-Abenteuer gehen so<br />
gut aus, weiß Makler Möske. Wenn er<br />
durch das Lauenburger Land und Ost-<br />
Mecklenburg zu Terminen fährt, sieht er,<br />
was aus jenen Höfen geworden ist, für die<br />
er neue Eigentümer gefunden hat. „Viele<br />
wurden zu stattlichen Anwesen herausgeputzt.“<br />
Andere sehen auch Jahre später genauso<br />
aus wie zuvor – oder sind sie sogar<br />
noch weiter verfallen. „Da weiß ich, dass<br />
die Käufer es nicht geschafft haben, ihren<br />
Traum vom Leben in einem schönen alten<br />
Bauernhof auf dem Land zu verwirklichen.“<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Frankonia Eurobau verfolgt bei jeder Quartiersentwicklung<br />
dasselbe Ziel: Es sollen<br />
Gebäude entstehen, die auch in einem Jahrhundert<br />
noch als qualitätsvoll erachtet werden.<br />
Das betrifft nicht nur den architektonischen<br />
Geschmack und die Ästhetik der Gebäude.<br />
Das umfasst vielmehr auch eine Vielzahl<br />
von einzelnen baulichen Details.<br />
Die herausragende Lage der Hamburger<br />
Alstervillen direkt am Harvestehuder Weg<br />
wird mit dem Baukonzept von Frankonia Eurobau<br />
entsprechend gewürdigt. Es sind die<br />
Liebe zum Detail und der hanseatische<br />
Geist des Quartiers,die den qualitativen Anspruch<br />
und den Respekt vor dem Ort ausdrücken.<br />
So orientieren sich die Neubauten<br />
an den herrschaftlichen Villen und damit<br />
dem klassischen Baustil der unmittelbaren<br />
Umgebung. Es geht darüber hinaus auch<br />
darum, bis ins kleinste Detail echte Qualitäten<br />
zu erzeugen.<br />
Hamburg – Harvestehuder Weg<br />
Die kann man nur schaffen,wenn man mit<br />
den Künstlern ihres Faches arbeitet. Bei<br />
den Alstervillen gibt es viele Gewerke, bei<br />
denen sich in der Ausschreibung gezeigt<br />
hat: Es gibt in ganz Hamburg wenige Spezialisten<br />
dafür. Ein Beispiel sind die penibel<br />
von Hand vor Ort geschliffenen gewendelten<br />
Natursteintreppen. Oder die individuellen<br />
gusseisernen und gelaserten Geländer,<br />
die die Balkone und französischen Fenster<br />
schmücken. Neben der Qualität und der Liebe<br />
zum Detail überzeugt das Konzept auch<br />
durch seine Nachhaltigkeit, seine liebevoll<br />
angelegten Parks um die Villen sowie durch<br />
ein umfangreiches Service- und Sicherheitsleistungen.<br />
Frankonia Eurobau AG<br />
Harvestehuder Weg 29,20149 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 22 63 28 90<br />
www.sophienterrassen.de<br />
Frühjahrsauktionen<br />
am 26. und 27. März 2015<br />
Im Auftrag der Eigentümer versteigern wir im<br />
abba Berlin Hotel, Lietzenburger Straße 89, Berlin<br />
insgesamt 111 Objekte u. a.<br />
Renditeobjekte<br />
Berlin-Wedding, Ofener Straße 14, 14a – überw. vermietet<br />
Ecke Glasgower Straße 28<br />
Attraktives WGH mit Neubaupotential für 1.032 m² Wfl. Bj. ca.<br />
1900. Bestand: 28 WE mit insg. ca. 1.502 m². 3 GE mit ca. 177 m². B,<br />
174 kWh/(m²a), Gas, BJ 1900. Jahresmiete (netto) ca. € 124.113,–<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ...................................... € 2.695.000,–*<br />
Berlin-Marienfelde, Bleichertstraße 8<br />
– vermietet<br />
MFH. Bj. ca. 1967. Grdgr. ca. 900 m². 5 WE mit insg. ca. 384 m²,<br />
dav. 1 WE leer. B, 252,2 kWh/(m²a), Öl EL, Strom-Mix, BJ 1966.<br />
Jahresmiete (netto) ca. € 20.774,– (Staffelmietverträge)<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 520.000,–*<br />
Berlin-Friedrichsfelde, Alt-Friedrichsfelde 14 – vermietet<br />
MFH. Bj. ca. 1900. Umf. saniert. Grdgr. ca. 262 m². 5 WE mit insg.<br />
ca. 273 m². B, 142,5 kWh/(m²a), Gas E, BJ 1900.<br />
Jahresmiete (netto) ca. € 25.872,–<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 495.000,–*<br />
Storkow (BRB), Alte Dorfstraße 33–43<br />
– vermietet<br />
Wohnsiedlung nahe Wolziger See, Grdgr. ca. 6.138 m², bebaut mit<br />
2 DH und 2 EFH. Bj. ca. 1996-98. 12 WE mit ca. 696 m².<br />
V, 75 kWh/(m²a), Gas, BJ 1997. Jahresmiete (netto) ca. € 48.276,–.<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 420.000,–*<br />
Neuruppin (BRB), Alt Ruppiner Allee 75 – überw. vermietet<br />
Gepfl. Gewerbeobjekt. Bj. ca. 1971. Umf. san. ca. 2000.<br />
Grdgr. ca. 4.391 m². Nfl. insg. ca. 1.583 m², dav. ca. 1.342 m² verm.<br />
Energieausweis: beauftragt. Jahresmiete (netto) ca. € 75.421,–.<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 355.000,–*<br />
Duingen (NDS), Eckhardtstraße 5<br />
– vermietet<br />
Denkmalgesch. MFH (ehem. Gutshaus). Bj. ca. 1920. Grdgr. ca.<br />
3.992 m², 6 WE mit ca. 605 m². Jahresmiete (netto) ca. € 20.359,–<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 189.000,–*<br />
Zeitz/Elster (SAA),<br />
– vermietet<br />
Donaliesstraße 38/Naumburger Straße 1<br />
Denkmalgesch. WGH. Bj. ca. 1903. San./mod. 2009. Grdgr. ca.<br />
1.508 m². 7 WE mit ca. 488 m², 3 GE mit ca. 370 m² zzgl. Ausbaureserve<br />
im DG mit insg. ca. 350 m².<br />
Jahresmiete (netto) ca. € 34.237,–<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 198.000,–*<br />
*zzgl. Auktions-Courtage auf den Zuschlagspreis.<br />
Bitte verlangen Sie unseren kostenlosen Ka ta log!<br />
DEUTSCHE GRUNDSTÜCKSAUKTIONEN AG<br />
Kurfürstendamm 65, 10707 Berlin<br />
Telefon 030/884 68 80, Fax 030/884 68 888<br />
www.dga-ag.de, kontakt@dga-ag.de<br />
Proj. Studt.-Heim, Uni-Stadt<br />
ostdtschld. ca. 250 Einh. (gew.)<br />
weiteres unter: propertys@t-online.de<br />
Gutlaufendes EInkaufszentrum<br />
Lidl-Getränkemarkt-Bäcker, 190 000,- ¤<br />
Nettomiete, von privat zu verkaufen<br />
oder Beteiligung. G 06128 - 750 50<br />
ANLAGEOBJEKTE · WOHN- UND GESCHÄFTSHÄUSER<br />
ANGEBOTE<br />
RENDITESTARKE CITY-WOHNUNGEN ALS INFLATIONSSICHERER SACHWERT<br />
NEUBAU-Studenten-APARTMENTS<br />
Voll möblierte Apartments inkl. Küche. Full-Service-Paket inkl. Verwaltung und Vermietung. D.h. minimaler<br />
Aufwand, sorglose Rendite und beste Zukunftsaussichten. BERLIN-MITTE! Baubeginn erfolgt; z.B.:<br />
Apartment, ca. 20 m² Wohnfl., € 90.050,–. voraussichtlicher Mietertrag mtl. € 370,–. Das entspricht einer<br />
Brutto-Rendite von ca. 5%. Hochwertige Gemeinschaftseinrichtungen, Top-Architektur, KfW-Effizienzhaus<br />
55 (KfW-Darlehen bis € 50.000,– und ein Tilgungszuschuss bis € 2.500,– möglich).<br />
Muster-Apartment-Besichtigung in unseren Objekten in<br />
München, Heidelberg oder Bremen. Weitere Infos und Beratung bei:<br />
Gabriele Weegmann: 0171-746 78 63 · info@campusviva.de · www.campusviva.de<br />
Langfristig sichere Rendite!<br />
Kapitalanlage im Wachstumsmarkt<br />
Seniorenwohnungen mit bis zu 5,7 % Rendite.<br />
Ab 128.000,00 €. Mit Pachtvertragslaufzeit mind. 20 Jahre.<br />
Vermittlung günstiger Finanzierung möglich. Provisionsfrei. Nähere Informationen:<br />
RE/MAX A.E.B. Immobilien GmbH & Co. KG – Lüneburg, Tel. 04131 / 767 01 11,<br />
Ansprechpartner Dipl.-Ing. H.-P. Brinkmann, HP.Brinkmann@remax-lueneburg.de<br />
Langenhorn / Kreis NF<br />
Wohn- u. Geschäfts. Gesamtfläche<br />
ca. 1300 m², Grundstück ca.<br />
7474 m², direkt an der B5 gegenüber<br />
eines ALDI- und Edeka-Marktes,<br />
KP: 795 000,- ¤,<br />
IKSH GmbH, Tel.: 04651 - 10 78<br />
Sichere 7,5 % p.a. für Ihr Kapital<br />
Wir suchen Kapitalgeber zur Vorfinanzierung<br />
von Kaufpreisansprüchen aus Immobilienverkäufen<br />
mit notarieller Absicherung ab 125 T€<br />
bis 1,2 Mio. € (Abtretung Notaranderkonto).<br />
Wir zahlen Ihnen dafür einen Zins von 7,5 % p. a.<br />
www.alpha-ehb-group.de<br />
Langfristig sichere Rendite !<br />
Aldi, REWE, Lidl, EDEKA, Netto<br />
SB-Märkte bundesweit<br />
HANDELS-IMMOB. SCHUBERT<br />
Tel.: 08157- 99 99 2-0<br />
info@retail-estate.com<br />
www.retail-estate.com<br />
Bergische Zwillingshäuser. 50 Wohn.<br />
1974. 4.200 m². Fernwärme, EVA 290 kWh.<br />
JNM ¤ 250 Tsd. Kaufpreis ¤ 2.9 Mio.<br />
02216606512. kr@renditehaus.de.<br />
Grundstück in Berlin? Wir kümmern uns.<br />
Alle Dienstleistungen. Für Sie. Wir sind da.<br />
Tel.: 030/64897597<br />
BETEILIGUNGEN / ANLAGEN / GELDVERKEHR<br />
2 Hapimag Aktien preiswert<br />
zu verkaufen und Wohnplan.<br />
DW 46665 DIE WELT, 10445 Berlin.<br />
Privatpool finanziert von 0,5 bis 100 Mio. CHF<br />
1,5% Festzins / CDS / max. 10 Jahre! Festzins!<br />
Tel.: 0700 240 240 20 · CHF-Kredit@gmx.com<br />
Der richtige Immobilienteil<br />
ist schon die halbe Miete.<br />
GRUNDSTÜCKE<br />
ANGEBOTE<br />
Stiller Teilhaber für Immobilien handel<br />
gesucht. Seit über 20 Jahren erfolgreich<br />
am Markt. Es geht um Erweiterungen im<br />
florierenden lmmobilienmark!<br />
DW 46670 DIE WELT 10445 Berlin<br />
FINANCE OFFSHORE ADVISOR<br />
mit grosser Erfahrung in der Praxis<br />
(internationale Steueroasen), sucht<br />
diffizile und komplexe Herausforderungen<br />
im Finanz- und Bankensektor<br />
und ist offen für adäquate Mandate.<br />
lobbying.contact@gmail.com<br />
Wir suchen einen Investor für den Kauf landw.<br />
Flächen z. Bewirtschaftung. Kapitalrendite wird in<br />
Form der langfristigen Pacht gezahlt. Angebote unter:<br />
# DW 46661 · DIE WELT · 10445 Berlin<br />
Suche Kapital ab ETSD 50!<br />
Biete erstrang. Grundschuld. Festverzinsung: 8,75% p.a., LZ: 1 Jahr. Sicherheit<br />
gegen Kapital, über einen Notar garantiert. Bitte nur ernstgemeinte Angebote!<br />
vallo-blp@t-online.de #<br />
Studenten Apartments<br />
BERLIN-MITTE<br />
ca. 20–26 m² Wohnfl.<br />
Ideale Lage in Uni-Nähe<br />
Hohe Rendite!<br />
Beste ÖPNV-Anbindung<br />
SPANIEN<br />
Andalusien<br />
Im Golfer-Paradies<br />
Sotogrande / Valderrama<br />
Traumhaft gelegene Villa mit Blick aufs<br />
Meer. Haus, 280 m², verbunden durch<br />
große überdachte Terrasse mit Gästehaus<br />
120 m² und großzüg. Poolbereich.<br />
Gepfl. Grundstück (4400 m²) mit altem<br />
Baumbestand, 8 SZ, 5 Bäder, Sauna,<br />
Alarm, Sat. Seriöse Nachbarn.<br />
Von Privat, VB 1,75 Mio. Euro<br />
info@fo-company.de<br />
Costa Dorada<br />
Region Tarragona<br />
Villa ca. 1.000 m² + Gästehäuser<br />
5 ha parkähnlicher Garten<br />
5,5 Mio. ¤ vom Eigentümer<br />
G 0911 / 27 24 - 341<br />
– COSTA BLANCA – LaVista Villas<br />
nur 300 m zum Strand, Chalet € 197.000,– Apartment<br />
€ 125.000,– Info: # 040 / 693 40 68<br />
GRAN CANARIA<br />
Immobilien mit Lebensqualität<br />
<br />
(+34) 928 76 66 84<br />
<br />
Anzeigenschaltung<br />
E-Mail: anzeigen@welt.de<br />
www.mediapilot.de/welt<br />
Excl.NeubauVillamit<br />
ELWinderSchweiz,<br />
W.300m2,Außen<br />
Saunau.Whirlpool,TG<br />
pf@peterscherimmobilien.de<br />
Bodensee CH - Luxusvilla, von privat,<br />
1000 m² Wfl., direkt am See, eig.<br />
Strand,BJ 14, 6 SZ, I-pool,Sauna, Fitness,Top<br />
Multimedia,Top Schreinereinbauten,Weinkeller,Kino<br />
usw., Grd. 2500<br />
m², VB 11.000.000,- EUR.<br />
villa.bodensee@gmx.ch<br />
ÖSTERREICH<br />
LECH am Arlberg:<br />
Top-Wohnung zu verkaufen<br />
BOA AG: +41 71 722 20 84<br />
Exklusive See-Immobilien am Wörthersee<br />
& Ossiacher See: www.seidlimmobilien.at<br />
0043.(0)664.1411580<br />
Umfangreich und gut<br />
sortiert: Immobilien<br />
in DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Blick von der Terrasse<br />
SCHWEIZ<br />
UnverbaubarerBlick<br />
überdenBodensee<br />
ITALIEN<br />
Mobil:+491709905620<br />
Tel:+4970428179193<br />
FRANKREICH<br />
Kl. CHATEAU /HERRENHAUS<br />
mit viel Flair für unabh. Leute, die das<br />
Besondere suchen. Süd-ATLANTIK,<br />
1 Std. span. Grenze, 45 Min. von<br />
Biarritz. 270 m² EG + OG, 90 m² 2. OG<br />
(7 Zi.), Excell. Zustand, kl. Park/Pool.<br />
Angenehmes Klima, viele Freizeitm.<br />
Kaufpreis: 695.000,- ¤.<br />
E-mail: info.esther.s@gmail.com<br />
Côte d’Argent<br />
Hourtin-Port/Medoc<br />
Chalet mit Garten direkt am See,<br />
Bj. 2005, 3 Schlafzimmer, 2 Bäder,<br />
Wohnzimmer mit amerikanischer<br />
Küche komplett eingerichtet,<br />
sämtliche Sportmöglichkeiten.<br />
KP: 230.000,- ¤, von privat.<br />
Telefon: 06805-35 02<br />
Nizza - Antibes - Cannes<br />
Sehr gepflegtes Zweitdomizil, halbfreisteh.<br />
Parklage, 4 km z. Meer, WF<br />
128 m², 3 SZ, 2 Bäder, Südterr./ Garten,<br />
auf Wunsch bezugsfertig mit<br />
hochwert. Ausstattung, 599 T¤, von<br />
Privat, cote-d-azur@gmx.net<br />
Sardinien / Costa Paradiso<br />
alleinst. Villetta mit Garten am<br />
Meer (ca. 70 m)<br />
von privat w / Todesfall zu<br />
verkaufen<br />
Bj. 1990, Grdst. 900 m²,<br />
Wohnfl. 114 m², 2 SchlZ, 2 Bäder,<br />
2 WZ, 2 Küchen, 2 Kamine,<br />
4 Terrassen,<br />
KP: T€ 550 (VHB)<br />
Chiffre DW 46669 DIE WELT, 10445 Berlin<br />
Südlich der Alpen<br />
...öffnet sich der Blick auf den Lago Maggiore<br />
Italien, nahe der Schweizer Grenze Landhaus<br />
300 m 2 – 2.000 m 2 Garten SW-Lage, Bauj. 1991 –<br />
Bodenheizung. Solarpan. E-Kl. G 342,10 kwqm/jh.<br />
€ 690.000,–<br />
Kontakt: # 0171 / 895 14 66<br />
–– privat ––
ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG 28. FEBRUAR/01. MÄRZ 2015<br />
IMMOBILIEN AN NORD- UND OSTSEE<br />
Die Förde lockt<br />
Das Interesse an Immobilien in Hamburgs nördlichen Nachbarstädten<br />
steigt – Nach Lübeck und Kiel zieht der Markt in Flensburg an<br />
Flensburg mit malerischer Altstadt und dem Nordermarkt<br />
(oben) und dem Hafen mit St. Juergen am Ostufer (unten)<br />
FOTOS: Tourismus Agentur Flensburger Förde GmbH<br />
Die hohe Nachfrage<br />
nach Wohneigentum in<br />
den Ballungsräumen<br />
zur Eigennutzung, Alterssicherung<br />
oder als Investment<br />
strahlt auch auf die kleineren<br />
Städte im Norden aus.<br />
Seit die Preise in Hamburg<br />
stetig steigen, haben Anleger<br />
zunehmend auch die Nachbarinnen<br />
der Hansestadt im<br />
Blick. Objekte in Kiel und<br />
Lübeck geraten zunehmend<br />
in den Fokus. Und auch der<br />
Wohnimmobilienmarkt in<br />
Flensburg ist von steigenden<br />
Preisen geprägt. Die Fördestadt<br />
an der dänischen<br />
Grenze gewinnt zunehmend<br />
an Interesse und bietet neben<br />
einer einmaligen Wasserlage<br />
ein intaktes historisches<br />
Stadtbild mit malerischen<br />
Gassen und Höfen.<br />
Die Folge: nach dem aktuellen<br />
Wohnimmobilien Marktbericht<br />
Deutschland 2014/2015,<br />
den Engel & Völkers vorgelegt<br />
hat, stiegen die Preise in der<br />
Spitze von 2013 auf 2014 in<br />
allen Lagen. So wurden für<br />
Häuser mit einer hochwertigen<br />
Ausstattung in 1a-Lage bis<br />
zu einer Million Euro gezahlt.<br />
Bei Eigentumswohnungen<br />
hat sich die Preisobergrenze<br />
in einfachen Lagen auf 800<br />
Euro pro Quadratmeter und in<br />
mittleren Lagen auf 1100 Euro<br />
pro Quadratmeter erhöht.<br />
Auch die Mieten zogen in fast<br />
allen Lagen der Universitätsstadt<br />
leicht an – auf bis zu<br />
neun Euro pro Quadratmeter<br />
und Monat in guten Lagen.<br />
Mit weiteren Preissteigerungen<br />
rechnen die Experten<br />
in diesem Jahr. Begehrte<br />
Kapitalanlage sind Studentenwohnungen<br />
in einfachen und<br />
mittleren Lagen. Von Bedeutung<br />
ist auch der Zweitwohnungsmarkt.<br />
Ferienimmobilien<br />
in direkter Lage an der Förde<br />
stehen bei Käufern aus dem<br />
gesamten Bundesgebiet hoch<br />
im Kurs. Teuer gehandelt werden<br />
vor allem die Objekte mit<br />
Fördeblick, etwa in den Stadtteilen<br />
Solitüde und Sonwik,<br />
einem Revitalisierungsprojekt<br />
direkt an der Förde. Wegen<br />
der geografischen Nähe sind<br />
Häuser und Wohnungen in<br />
Flensburg auch bei Käufern<br />
aus Dänemark beliebt. Während<br />
im gehobenen Segment<br />
das Angebot höher als das<br />
Kaufinteresse ist, besteht<br />
im mittleren und unteren<br />
Preissegment ein deutlicher<br />
Nachfrageüberhang.<br />
Auch für Lübeck belegt der<br />
Marktbericht vor allem für<br />
Eigentumswohnungen steigende<br />
Preise. In Spitzenlagen<br />
wurden bis zu 4600 Euro pro<br />
Quadratmeter gezahlt. Die Lübecker<br />
Altstadt ist als Adresse<br />
vor allem bei älteren Interessenten<br />
begehrt. Entsprechend<br />
häufig gesucht werden hier<br />
seniorengerechte Eigentumswohnungen<br />
mit drei bis vier<br />
Zimmern und 80 bis 100 Quadratmetern<br />
Wohnfläche. Auch<br />
Anleger interessieren sich für<br />
diese Objekte, so der Bericht.<br />
Urlaub unter Reet<br />
Neubauvorhaben mitten in der Natur<br />
DAS GEBIET Fischland-Darß-<br />
Zingst zählt zu den schönsten<br />
Regionen an der Ostseeküste.<br />
Hier entsteht die Ferienhausanlage<br />
Kranichsruh mit 65<br />
attraktiven Reetdachhäusern,<br />
die den Bewohnern Natur pur<br />
und einen Strand vor der Tür<br />
bieten. Es gibt sechs Haustypen<br />
mit großzügigen Grundrissen<br />
und viel Platz für eine<br />
komfortable Ausstattung.<br />
Sonderwünsche sind kein<br />
Problem. Die Musterhäuser<br />
geben einen Eindruck von<br />
den Möglichkeiten. 14 Häuser<br />
sind fertig, rund 80 Prozent<br />
der Objekte im ersten Bauabschnitt<br />
verkauft. Das Projekt<br />
mit Rundum-Service von der<br />
Baubegleitung durch Architekten<br />
über die Einrichtung<br />
bis zur Verwaltung und Vermietung<br />
ist eine sichere Investition<br />
für Eigennutzer oder<br />
Kapitalanleger (Renditen von<br />
fünf bis zehn Prozent).<br />
» www.kranichsruh.de<br />
Ferienhäuser vom Feinsten<br />
Glanzvolles Bauprojekt im OstseeResort Olpenitz<br />
DAS OSTEERESORT Olpenitz,<br />
ein Projekt der Helma<br />
Ferienimmobilien GmbH,<br />
ist ein Projekt mit ganz<br />
unterschiedlichen Facetten.<br />
Aktuell sollen hier im VII.<br />
Bauabschnitt unter dem<br />
Namen Albatros-Villen zehn<br />
Häuser der Luxusklasse entstehen.<br />
Per Barlag Arnholm,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der HELMA Ferienimmobilien<br />
GmbH, sagte:<br />
„Die Albatros-Villen Ost-<br />
seeResort Olpenitz werden<br />
über rund 240 Quadratmeter<br />
Wohnfläche und ein ca.<br />
1000 Quadratmeter großes<br />
Grundstück direkt an der<br />
Schlei/Ostsee und am Naturschutzgebiet<br />
verfügen. Die<br />
Ausstattung umfasst einen<br />
großen Wohn-/Essbereich,<br />
eine ebenerdige Terrasse<br />
mit Pool, Balkone und eine<br />
Dachterrasse. Der Kaufpreis<br />
einer Villa liegt bei ca. 1,2<br />
Millionen Euro.“ Idyllisch auf<br />
einer Halbinsel im Hafen des<br />
OstseeResort Olpenitz gelegen,<br />
werden in den nächsten<br />
Jahren rund 980 Wohneinheiten<br />
mit ca. 4000 Betten<br />
plus maritimes Zentrum und<br />
Infoturm entstehen. Neben<br />
acht Haustypen (drei freistehende<br />
Einfamilienhäuser und<br />
fünf ein- oder zweigeschossige<br />
Doppelhäuser) werden<br />
die Luxus-Villen besondere<br />
Highlights bieten.<br />
» www.helma-ferienimmobilien.de<br />
Hohe Renditen<br />
Freizeitoase an der Marina wächst<br />
DIE MARINA WENDTORF<br />
liegt am Nordostufer der Kieler<br />
Außenförde – ein Logenplatz<br />
mit Blick auf die Ostsee.<br />
Hier entsteht gegenwärtig<br />
eine Urlaubsoase der besonderen<br />
Art: der OstseeFerienpark<br />
Marina Wendtorf mit<br />
gemütlichen Ferienhäusern.<br />
Die 33 Einheiten des ersten<br />
Bauabschnitts sind bereits<br />
verkauft. Weitere 44 Häuser<br />
sollen folgen.<br />
Investor und Entwickler des<br />
Projekts ist die PLANET<br />
HAUS AG, die seit vielen Jahren<br />
erfolgreich Ferienhaus-<br />
Projekte auf<br />
eigene Rechnung<br />
errichtet,<br />
mit Erfahrungen<br />
von über 8000<br />
Häusern. Die<br />
Immobilien sind<br />
Investition und<br />
Urlaubsdomizil<br />
in einem. So<br />
auch im Ostsee-<br />
Ferienpark Marina Wendtorf.<br />
Denn flexible Eigennutzung<br />
mit gleichzeitiger professioneller<br />
Vermietung durch<br />
DanCenter verspricht dem<br />
Käufer bis zu zehn Prozent<br />
Rendite und mehr.<br />
» www.planet-haus.de<br />
OstseeFerienpark Marina Wendtorf - Ihr Ferienhaus an der Ostsee<br />
Vermarktungsstart 2. Bauabschnitt-die Ostsee-Kapitalanlage<br />
Nach dem sehr erfolgreichen<br />
Vermarktungsstart des 1. Bauabschnittes<br />
startet nun auch die Vermarktung<br />
für den 2. Bauabschnitt.<br />
Sichern Sie sich eine der neuen 44<br />
Doppelhaushälften.<br />
Alle Häuser sind im Preis 100%<br />
vermietungsfertig ausgestattet<br />
und bieten einen tollen Blick auf<br />
die Ostsee und die neu entstehende<br />
Marina-Promenade.<br />
Sie können Ihr Haus während Ihrer<br />
Ferien flexibel selbst nutzen.<br />
In der übrigen Zeit wird es vom<br />
Ferienhausvermittler DanCenter<br />
für Sie vermietet. Eigennutzungsabhängig<br />
können Sie eine Eigenkapitalrendite<br />
von bis zu 10% und<br />
mehr erreichen.<br />
Mehr Informationen erhalten sie unter:<br />
Kieler Volksbank Immobilien GmbH: 0431 / 9802-183 oder -272, www.kvbi.de<br />
oder<br />
PLANET HAUS AG: 0170/910 82 75 oder 0171/545 05 01, www.planet-haus.de<br />
Traumlage zwischen Hafen und Ostsee!<br />
OstseeResort Olpenitz – Beratung und Besichtigung immer nach Absprache möglich<br />
Marina Wendtorf, bei Kiel<br />
TOP-Rendite<br />
Flexible Eigennutzung<br />
Rundum-Sorglos-Paket<br />
inkl. Möbel und Inventar<br />
Kaufpreis: ab 199.900 €<br />
Ferienimmobilie<br />
Direkt am Hafen<br />
Wohnfl. von ca. 77–87 m²<br />
Schönhagen (bei Kappeln) & Friedrichskoog-Spitze<br />
Luxus-Ferienhäuser an Nord- und Ostsee<br />
Sichern Sie sich jetzt eine lohnende<br />
Kapitalanlage und gleichzeitig<br />
ein traumhaftes Feriendomizil.<br />
In Friedrichskoog-Spitze entscheiden<br />
Sie jährlich selbst,<br />
wann und wie lange Sie in Ihrem<br />
Haus Urlaub machen; in Schönhagen<br />
können Sie Ihr Haus bis<br />
zu 8 Wochen/Jahr selbst nutzen<br />
- In der übrigen Zeit wird Ihr Haus<br />
durch den renommierten Ferienhausvermittler<br />
Novasol für Sie<br />
vermietet.<br />
Die Ferienhäuser sind bereits in<br />
die Vermietung eingespielt und<br />
überzeugen durch eine hohe Auslastung.<br />
Eigennutzungsabhängig<br />
können Sie eine Rendite von bis<br />
zu 10% und mehr erzielen.<br />
Mehr Informationen erhalten Sie unter:<br />
PLANET-Haus AG, Tel.: 0431/888 09 30 oder 0431/888 09 350<br />
Beratung & Besichtigung, Tel.: 0171/54 50 501 oder 0170/91 08 275<br />
www.planet-haus.de – www.planet-haus.de – www.planet-haus.de<br />
Luxusapartments nur 150 m bis zum Meer:<br />
DünenResort Binz – Beratung und Besichtigung immer nach Absprache möglich<br />
Bereits 85% verkauft!<br />
Luxus-Ferienimmobilien<br />
TOP-Rendite<br />
Hausgröße: 52-214 m²<br />
inkl. Möbel & Inventar<br />
Rundum-Sorglos-Paket<br />
Kaufpreis: ab 142.900 €<br />
Provisionsfrei<br />
Tiefgaragenstellplatz<br />
optional<br />
360° Rundum Service<br />
Die Kapitänshäuser, direkt an der Ostsee, gibt es als freistehende Einfamilienhäuser und<br />
Doppelhäuser, jeweils in ein- oder zweigeschossiger Bauweise mit Wohnflächen ab ca.<br />
77 m² bis hin zu ca. 87 m². Alle 104 Kapitänshäuser verfügen über einen lichtdurchfluteten<br />
Wohn-Essbereich, 2 Schlafzimmer, Bad mit Sauna, einer großzügigen Terrasse und sind<br />
gehoben ausgestattet mit kompletter Einbauküche, Kaminofen, Fußbodenheizung, Whirlpool<br />
oder Dusche und Solaranlage. Bezugsfertige Übergabe inkl. kompletter Außenanlagen<br />
und einem PKW-Stellplatz. Endenergiebedarf: 92 kWh/(m²*a)/e.On., Baujahr 2015. Besichtigung<br />
des Musterhauses nach Absprache möglich: Hafenstraße in 24376 Kappeln.<br />
Wir beraten Sie gern - Ihre Ansprechpartnerin: Frau Melanie Gatz Tel. 0173 185 81 53.<br />
KP ab 285.481,– € brutto<br />
Optimierung USt. möglich<br />
Vermietungsservice<br />
Erwerben Sie Ihre eigene Immobilie in einzigartiger Lage im Ostseebad Binz. 75 Luxusapartments inkl.<br />
EBK, FBH, Whirlpool oder Dusche, Terrasse/Balkon, teilweise Sauna oder Kamin, Tiefgaragenstellplätze<br />
optional. Bedarfsausweis vorhanden. Endenergiebedarf 106,7 kWh/(m²*a), Fernwärme (e.On). Baujahr<br />
2013. Die Anlage wurde komplett 2014 fertiggestellt. Sichern Sie sich Ihr Kapital noch heute. Sowohl für<br />
Kapitalanleger oder Selbstnutzer ist das DünenResort Binz eine renditestarke Anlage mit Urlaubsgefühl!<br />
Wir freuen uns auf Sie – Ihre Ansprechpartnerin: Frau Melanie Gatz: Tel. 0173 -185 81 53<br />
Vermietungsservice<br />
KP ab 187.544,- € brutto<br />
Optierung Ust.-mögl.<br />
Mehr Informationen erhalten Sie unter:<br />
Helma Ferienimmobilien GmbH ·Kurfürstendamm 42 · Tel. + 49 (0) 30 88 72 08 98 (24/7)<br />
www.helma-ferienimmobilien.de · E-Mail: info@helma-ferienimmobilien.de<br />
Mehr Informationen erhalten Sie unter:<br />
Helma Ferienimmobilien GmbH · Kurfürstendamm 42 · 10719 Berlin · Tel. + 49 (0) 30 88 72 08 98 (24/7)<br />
www.Helma-Ferienimmobilien.de · E-Mail: info@helma-ferienimmobilien.de<br />
Bringt Sie in eine gute Lage. Der Immobilienteil in DIE WELT und WELT am SONNTAG.
SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />
NORD- UND OSTSEE<br />
Norddeich ●<br />
●<br />
Norden<br />
●<br />
Flensburg<br />
Schleswig ●<br />
● Kappeln<br />
Husum ●<br />
● Eckernförde<br />
Stralsund<br />
●<br />
St. Peter-Ording ●<br />
Heiligenhafen<br />
●<br />
●<br />
Kiel<br />
Warnemünde Graal-Müritz<br />
Büsum ●<br />
● ●<br />
Grömitz ● ● Heiligendamm<br />
Scharbeutz ●<br />
●<br />
Kühlungsborn<br />
Timmendorfer Strand ●<br />
Greifswald<br />
● ●<br />
Cuxhaven ●<br />
Travemünde Boltenhagen<br />
●<br />
Varel<br />
WELT AM SONNTAG<br />
● Wilhelmshaven<br />
Ueckermünde ●<br />
KRANICHSRUH Exklusive Ferienhäuser unter Reet an der Ostseeküste<br />
Renditestarke Kapitalanlage · Region Fischland-Darß-Zingst<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Mehr Informationen erhalten Sie unter:<br />
<br />
<br />
<br />
WOHNEN 91<br />
Ferienhäuser<br />
Zimmer: 3–5 Zimmer<br />
Wohnfläche: ab 90 m²<br />
Grundstück: 565–2.500 m²<br />
Baujahr: Neubau<br />
Kaufpreis: ab 295.000 €<br />
Winkelbungalow<br />
Ostfriesland<br />
in Ostrhauderfehn<br />
Bj. 2012, Wfl. 119 m², Grundstück<br />
700 m², Energieausweis<br />
vorhanden, 88 kWh (m²a), von<br />
privat an privat für 215 000,- ¤<br />
zu verkaufen.<br />
Tel.: 0151-15 63 96 02<br />
OSTSEEBAD AHRENSHOOP<br />
Strandnahe Eigentumswohnung<br />
3 Zimmer, 52 qm, voll ausgestattet<br />
KP 199.000 EUR - Meerfischland<br />
Immobilien GmbH +49 38220 669960<br />
HOTEL / GASTRONOMIE<br />
ANGEBOTE<br />
Immobilien in Ostfriesland<br />
SPIEKER IMMOBILIEN<br />
Tel. 04956 -918 50, Fax: 91 85 20, www.spieker-immo.de<br />
OSTSEEBAD AHRENSHOOP<br />
Reetdach-Ferienwohnung<br />
Wohnfl. ca. 39 m², EBK, Du., Terr., Pkw-St.,<br />
kompl. möbl., € 169.520, keine zusätzl. Provis.,<br />
EVA, 115 kWh/(m²a), Gas, Baujahr 1996<br />
Than & Müller lmmobilien GmbH<br />
Tel. 0381- 490 44 69 · www.than-mueller.de<br />
GEWERBEIMMOBILIEN<br />
GEWERBERÄUME<br />
ANGEBOTE/VERKÄUFE<br />
Traumhaus unter<br />
Reet am Meer<br />
Flensburg / Ostsee<br />
von privat<br />
renov. Anwesen 11 Zi.,<br />
310 m² / 1572 m²,<br />
sep. Ferienhaus, 719 000,- ¤<br />
Exposé anfordern<br />
hof-schoene-aussicht@hotmail.de<br />
künstlerische<br />
Darstellung<br />
Ihre Traum-FeWo mit Süd-Meerblick!<br />
Top-Lage: Lübecker Bucht in Pelzerhaken,<br />
40 m vom Strand, Meerblick, z.B.: 2 Zi., Süd -<br />
blk., 69 m², 338.475,– € inkl. Garagenstellpl.<br />
+ Möbl., B: 65,7 kWh (m²a), Kraft-Wär me-<br />
Kopplung, Bj. Wärmeerzeuger/Geb. 2014.<br />
Besichtigung Fr. bis So. 11 – 15 Uhr.<br />
W&N Immobilienvertriebs GmbH<br />
Telefon 0381 12874 1841<br />
Mobil 0172 8977311·www.w-n-v.de<br />
Elegant und<br />
abwechslungsreich.<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Jetzt bestellen:<br />
www.wams.de/abos<br />
Achtung Kapitalanleger!<br />
Gewerbe-Gebäude in Friesoythe/Oldb.Münsterld.;langjähr.Mieter,Nfl.1.200<br />
m²;Mietertr.p.a.58.050,-<br />
€; E-Ausweis<br />
beantragt; VHP 836.000,- €<br />
Friedrichs Immobilien (ivd)<br />
Tel.: 04403/93 39-0<br />
www.friedrichs-bad-zwischenahn.de<br />
TRAUMLAGE OSTSEE<br />
In wunderschöner Strandlage von Zingst entsteht<br />
die „Residenz Kranichsruh“ mit 10 hochwertigen<br />
2 bis 3 FeWo in 2 Häusern im klassischen Darßer<br />
Stil. Exkl. Ausstattung, z.B. Küche und Kamin.<br />
Mietgarantie. Fertigstellung im März 2015.<br />
Besichtigung jeden Samstag 14 Uhr<br />
Müggenburger Weg 3<br />
Kampen / Sylt<br />
Hausteil unter Reet, ca. 85 m²,<br />
3 Zimmer, Terrasse, Garten, ein<br />
Stellplatz, ruhige Lage, Seeblick<br />
vom 1. OG, hochwertig<br />
möbliert, von privat, bitte keine<br />
Makler, KP 1 530 000,- Euro<br />
Tel.: 0172 - 426 98 65<br />
Ihr Urlaubstraum direkt am Strand!<br />
Zingst – Logierhaus Friedrich: ca. 80 m zur<br />
Seebrücke. Traum haf te Ausstattung: z.B.<br />
– 2-Zi.-FeWo, 48,6 m2, 1.OG, € 272.160,–,<br />
– 3-Zi.-FeWo, 61,5 m2, 1. OG, € 329.000,–.<br />
Baubeginn erfolgt. B: 58 kWh (m2a), Erdgas,<br />
Bj. 2015. Beratung Sa.+So. 11 bis 15 Uhr<br />
W&N Immobilienvertriebs GmbH<br />
Telefon 0381-128741841<br />
Mobil 0172-8977311<br />
www.w-n-v.de<br />
OSTSEEBAD WARNEMÜNDE<br />
Zweit-/Ferienwohnung<br />
Wohnfl. ca. 46 m 2 , EBK, Wa., Balkon, Pkw-St.,<br />
kompl. möbl., € 126.000, keine zusätzl. Provis.<br />
EVA, 84 kWh/(m 2 a), Gas, Baujahr 1995<br />
Than & Müller lmmobilien GmbH<br />
Tel. 0381- 490 44 69 · www.than-mueller.de<br />
Gebäude der Sparkassenakademie Kiel geeignet als<br />
Hotel Studentenwohnheim Internat<br />
Boardinghouse psychosomat. Fachklinik<br />
Frühjahrsauktionen<br />
am 26. und 27. März 2015<br />
BODENSEE<br />
144 Zimmer........13 Tagungsräume........Speisesaal........Küche<br />
173 Parkplätze, etc...........voll inventarisiert..........Baujahr 1984<br />
................<br />
Lage: Kiel - gute Autobahnanbindung........................Preis VHB<br />
CORDES und RIEGER<br />
Kompetenz für Tourismus, Hotellerie, Gastronomie<br />
<br />
Im Auftrag der Eigentümer versteigern wir im<br />
abba Berlin Hotel, Lietzenburger Straße 89, Berlin<br />
insgesamt 111 Objekte u. a.<br />
Gewerbeobjekte<br />
Ludwigshafen ●<br />
Anzeigenschaltung<br />
E-Mail: anzeigen@welt.de<br />
www.mediapilot.de/welt<br />
GESUCHE<br />
HOTELS<br />
zur Pacht oder zum Kauf gesucht<br />
Wir suchen für bekannte Hotelketten<br />
sowie für bonitätsstarke Investoren<br />
Hotels ab 50 – 300 Zimmer zur Pacht<br />
oder zum Kauf. Ihr Angebot bitte an:<br />
Bill Immo Consult GmbH<br />
Hotel Immobilien Management<br />
Tel. 07681/47 78 60, Fax 47 78 621<br />
E-Mail: info@bill-immoconsult.com<br />
www.bill-immoconsult.com<br />
Bad Pyrmont (NDS), Schloßstraße 9<br />
– bezugsfrei<br />
Attraktive Jugendstilvilla „Villa am Palmengarten“ mit Blick auf<br />
das Schloß. Bj. ca. 1900. Umf. saniert. Grdgr. ca. 3.335 m².<br />
Nfl. insg. ca. 2.030 m². B, 525 kWh/(m²a), Gas, BJ 1920/65.<br />
Besichtigungstermin: Freitag, 20.03.2015, 10:00 Uhr.<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ...................................... € 795.000,–*<br />
Esslingen am Neckar (BW), Plochinger Straße 42 – bezugsfrei<br />
Teileigentum, Bj. ca. 1930, 95 san. GE in Innenstadtlage. Nfl. ca.<br />
434 m². Wohngeld ca. € 263,–. V, 126 kWh/(m²a), Gas, BJ 1995.<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 490.000,–*<br />
Königsbronn (BW), Zanger Straße 3<br />
– leerstehend<br />
Gewerbeobjekt, ehem. Brauerei. Bj. ca. 1552. Insg. san.-bed.<br />
Grdgr. ca. 4.886 m². Innenbereich gem. § 34 BauGB.<br />
Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 69.000,–*<br />
Radolfzell ●<br />
Reichenau<br />
●<br />
● Überlingen<br />
Mainau<br />
●<br />
Konstanz<br />
●<br />
● Meersburg<br />
●<br />
Romanshorn<br />
Friedrichshafen<br />
●<br />
Lindau<br />
●<br />
Unsere aktuellen<br />
Sonderthemen<br />
*zzgl. Auktions-Courtage auf den Zuschlagspreis.<br />
Bitte verlangen Sie unseren kostenlosen Ka ta log!<br />
DEUTSCHE GRUNDSTÜCKSAUKTIONEN AG<br />
Kurfürstendamm 65, 10707 Berlin<br />
Telefon 030/884 68 80, Fax 030/884 68 888<br />
www.dga-ag.de, kontakt@dga-ag.de<br />
●<br />
Bregenz<br />
Immobilien auf Sylt<br />
Seniorenresidenzen<br />
Rund ums Haus – Wintergärten<br />
am 07./08.03.2015<br />
Anzeigenschluss: 05.03.2015, 10.00 Uhr<br />
Immobilien an<br />
Nord- und Ostsee<br />
Immobilien in Bayern<br />
Immobilien Exklusiv –<br />
Immobilien in Berlin<br />
Immobilien in der Schweiz<br />
Immobilien an der<br />
Costa Blanca/Costa del Sol<br />
Immobilien auf Mallorca<br />
am 14./15.03.2015<br />
Anzeigenschluss: 12.03.2015, 10.00 Uhr<br />
Anzeigenaufträge senden Sie bitte an:<br />
Anzeigenabteilung DIE WELT/WELT am<br />
SONNTAG Immobilien<br />
Brieffach 24 50<br />
Axel-Springer-Straße 65 · 10867 Berlin<br />
Fax 030/25 91 35-811<br />
welt-immoanzeigen@axelspringer.de<br />
Freiwerdende Betriebsimmobilie<br />
in Baden Württemberg<br />
Produktions-Lagerhallen,<br />
Büro-Nebengebäude, Nutz-Mietfl.<br />
ca. 40.000 m², 82.000 m² Grdst.,<br />
KP 8.000.000,– €<br />
info@huther-commercial.de<br />
Tel.: 0621 - 40 04 06 20<br />
Das gibt´s als Offerten<br />
Im Norden: die See, 50 + 80 ha Betriebe<br />
Im Süden: die Berge, 22 ha vorm Gebirge<br />
Im Westen: Ackerland im Rheintal<br />
Bei uns zur Verfügung.<br />
evers<br />
Gütermakler<br />
für Land u. Forst<br />
seit 1910<br />
www.evers-immobilien.de<br />
Hotelunternehmen<br />
in Stuttgart zu verkaufen<br />
LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT<br />
· HÖFE<br />
ANGEBOTE<br />
Tel. 0551 / 49 89-0<br />
Weideland in Ostfriesland zu verk.,<br />
je m² 4,95 ¤, verschied. Größen,<br />
#DW46663, DIE WELT, 10445 Berlin<br />
GESUCHE<br />
Landwirtschaftliche Hofstelle<br />
im Kundenauftrag gesucht!<br />
ca. 100 – 300 ha, Niedersachsen oder<br />
Schleswig-Holstein. Angebote an:<br />
Wilkes & Partner Immob. # 0531/ 232 24 30<br />
UNTERNEHMENSVERKÄUFE<br />
ANGEBOTE<br />
Die besten Immobilienangebote<br />
finden Sie<br />
in DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Langjährig eingeführter Betrieb, langjähriger Pachtvertrag, gepflegter Gesamteindruck.<br />
Standort zur Stadt, zur Messe und zum Flughafen gut durch ÖPNV, BAB<br />
angebunden. Vollhotel mit Tagung, Gastronomie, Sauna und TG.<br />
1,65 bis 1,95 Mio. Euro Umsatz p.a., 8 Jahresschnitt 1,68 Mio. Euro.<br />
Ertrags-Durchschnitt 226 Tsd Euro.<br />
Der Betrieb hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt und hat ein großes<br />
Zukunftspotential durch direkte ÖPNV Anbindung in wenigen Minuten zur Messe<br />
und zum Flughafen. Direkte Anbindung an die Innenstadt besteht bereits.<br />
Kaufpreis: (VB) ein Jahresumsatz.<br />
Für Einsteiger umfassende Einarbeitung.<br />
Für Finanzinvestoren All-Inclusive-Service.<br />
Anfragen unter: Chiffre DW 46666 DIE WELT, 10445 Berlin<br />
Excl.NeubauVillamit<br />
ELWinderSchweiz,<br />
W.300m2,Außen<br />
Saunau.Whirlpool,TG<br />
pf@peterscherimmobilien.de<br />
HÖRI-BODENSEE: Anwesen mit Parkgrundstück<br />
in einmaliger Lage mit See- und Alpenblick<br />
<br />
234 m², Erweiterungen möglich. € 1.900.000<br />
Leinerstraße 20<br />
78462 Konstanz<br />
Fon +49 7531 918 52-0<br />
info@pz-immo.com<br />
www.pz-immo.com<br />
Unser nächstes Sonderthema<br />
Immobilien im Schwarzwald<br />
am 21./22. März 2015<br />
Anzeigenschluss:<br />
19. März 2015, 10.00 Uhr<br />
Anzeigenaufträge senden Sie bitte an:<br />
Jörg Bachmann<br />
Verlags- und Marketinservice<br />
Im Geiger 23 · 70374 Stuttgart<br />
Tel.: +49 (0)711/24 89 22 60<br />
Mobil: +49 (0)172-401 98 02<br />
Fax: +49 (0)711/24 89 22 61<br />
E-Mail: joerg.bachmann@axelspringer.de<br />
UnverbaubarerBlick<br />
überdenBodensee<br />
Mobil:+491709905620<br />
Tel:+4970428179193<br />
Verkaufsstart in Friedrichshafen!<br />
6 ETW‘s, 70 – 130 m 2 Wfl., teilw. Seesicht,<br />
Lift, A/42, 7 Kw/h, 2016. Tel. 089-51 61 89 13<br />
ohne Prov.! www.groeber-consulting.com<br />
– Ludwigshafen am Bodensee<br />
– 2 Gehminuten vom See<br />
entfernt<br />
NEUBAU EG – Gartengeschoss im 3 Fam.<br />
Haus m. Lift- Bezug Dez. 15 Grst. 525 m²<br />
Bedarfsausweis 16,2 kWh/(m²a) Energieeffizienzklasse<br />
A+, Panoramaterrasse /<br />
Südseite, 4 Zi. 108,5 m² KP: 369.000,– €<br />
GHI-Immobilien Service GmbH<br />
78351 Bodman –<br />
# 07773 / 93 23 11<br />
E-Mail: info@ghi-immobilien-service.de<br />
Bodensee – Luxus-Villa mit einmaliger Seesicht,<br />
Konstanz-OT in bester Lage, hochwertigste Aus-<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
BODENSEE – SIPPLINGEN – 180 Grad freie Seesicht<br />
„Das Haus Überm See“, 4 Einh. Bj. 1960, Anbau 1999 – davon 2 Whg. sanierungsbed., 718 m²<br />
Grundst., ca. 300 m² Wohnfl., Energieausw. n. vorh., Ölheiz., Gas mögl. KP: 850.000 € zzgl.<br />
Wohnrechtablöse an einer Wohnung – Information: GHI-Immobilien Service GmbH<br />
78351 Bodman, Tel. 07773 / 93 23-20, E-Mail: info@ghi-immobilien-service.de<br />
NEUBAU in ÜBERLINGEN<br />
Ihr neues Zuhause am Bodensee!<br />
im Bau<br />
3-Zi.-ETW im 1. OG, 104 m², 449.900 €<br />
Gas-ZH, EndENbedarf: 47 kWh/m²a, Lift,<br />
SW-Balkon, ruhige Lage, gute Infrastr.<br />
Infos: www.amang-immo.de<br />
$ 07354-93 74 00<br />
NEUBAU in ÜBERLINGEN<br />
Traumhaft wohnen am Bodensee!<br />
Provisionsfrei!<br />
Nur noch wenige 3-Zimmer-ETWs frei<br />
Gas-ZH, EndENbedarf: 47 kWh/m²a, Lift<br />
Nehmen Sie noch heute Kontakt auf!<br />
Infos + Preise: www.amang-immo.de<br />
$ 07354-93 74 00<br />
Konstanz<br />
Neubauvorhaben in direkter<br />
Seelage. Wohnungen zwischen<br />
130 und 160 qm.<br />
www.bds-universal-bau.de<br />
Tel. Anzeigenannahme 030/58 58 90
92 WOHNEN<br />
WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />
Feuer mit Tarnkappentechnik<br />
Die traditionell kantigen<br />
Formen im Kaminbau<br />
werden abgelöst durch<br />
individuell gestaltete<br />
Brennöfen. Der<br />
Ideenvielfalt rund um das<br />
Feuer im Haus sind dabei<br />
kaum Grenzen gesetzt<br />
Das unbemannte Flugobjekt erregte<br />
in dem Oberaargauer Städtchen<br />
Wiedlisbach Aufsehen. Mitten auf<br />
dem Dorfplatz mit den liebevoll sanierten<br />
Bauernhäusern erhob sich<br />
die 3,5 Meter hohe silberne Rakete auf drei stählernen<br />
Füßen. Aufgestellt hatte es der Schweizer<br />
Ofenbauer Benjamin Zweifel als Werbung für sein<br />
Atelier, doch zunächst musste er beunruhigte<br />
Nachbarn über die ganz und gar friedlichen Zwecke<br />
seiner Kreation aufklären.<br />
VON SUSANNE ZIEGERT<br />
In der Mitte des Flugkörpers lassen sich zwei<br />
Aluminiumtüren öffnen und geben den Blick auf<br />
eine Scheibe frei, hinter der sich ein gemütliches<br />
Feuer anfachen lässt. „Als Basis des Raketenofens<br />
diente der frühere Haupttank eines Kampfflugzeugs<br />
der Schweizer Armee“, sagt Benjamin Zweifel,<br />
den die Form und das Material des Fundstücks<br />
zu einem seiner ungewöhnlichen Öfen inspirierten.<br />
Seit zehn Jahren übt er den alten<br />
Handwerksberuf des Hafners aus, das ist die<br />
Schweizer Bezeichnung für den Ofenbauer. Zweifel<br />
verbindet dabei solides Handwerk mit künstlerischer<br />
Experimentierfreude. „Jeder meiner<br />
Öfen ist ein Unikat“, sagt Benjamin Zweifel nicht<br />
ohne Stolz.<br />
Der individualisierte Ofenbau hat noch eine relativ<br />
kurze Tradition. Über viele Jahrzehnte hatte<br />
der Kaminbau an seinen klassischen kantigen<br />
Kaminbau als Raketenwissenschaft:<br />
Extravagantes<br />
Modell von<br />
Benjamin Zweifel<br />
ZWEIFEL OFENBA<br />
geben und müssen mindestens einen Wirkungsgrad<br />
von 75 Prozent haben.<br />
Offene Kamine können lediglich tageweise betrieben<br />
werden, in einigen Städten bestehen zudem<br />
wegen hoher Partikelwerte in der Luft Verbrennungsverbote<br />
für feste Brennstoffe. Energieexperte<br />
Peter Kafke von der Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband hält offene Holzfeuer für eine<br />
„energetische Katastrophe“, die wegen der zahlreichen<br />
Lüftungen mehr Energie kosten, als sie<br />
einspielen.<br />
Lediglich Pelletöfen und Holzhackschnitzelöfen<br />
tragen das Umweltsiegel Blauer Engel, weil<br />
dabei standardisierte Brennstoffe verwendet werden.<br />
Denn wie effektiv und damit ökologisch ein<br />
Kaminofen oder Kachelofen tatsächlich Wärme<br />
spendet, hängt stark von der Beschaffenheit und<br />
Trockenheit des Holzes ab. Ofenbauer Benjamin<br />
Zweifel etwa minimiert die Schadstoffabgabe des<br />
Ofens an seinem Standort zudem durch genaue<br />
Computerberechnungen der Züge des Ofens.<br />
Oft dauert es mehrere Wochen, bis der Ofenkünstler<br />
gemeinsam mit den Bauherren die passende<br />
Heizung entwickelt hat, ob minimalistisch,<br />
kubisch, rundlich oder klassisch. Organische Formen,<br />
Luftfahrtobjekte oder ungewöhnliche Fundstücke<br />
inspirieren ihn zu seinen Objekten, die eine<br />
Kreuzung zwischen wärmender Heizung und<br />
Skulptur sind. Edel und geheimnisvoll wirkt der<br />
Ofen „Stealth“ mit aerodynamischen Formen eines<br />
amerikanischen Fliegers, der durch die Neigungswinkel<br />
seiner Oberfläche für den Radar unsichtbar<br />
ist. Der Hafner hat die Tarnkappentechnik<br />
in einer aufrecht stehenden Ofenskulptur<br />
umgesetzt, deren Form durch Richtungsänderungen<br />
der Oberfläche zu fließen scheint.<br />
Für seine jüngste Kreation, die sich an der Zigarrenform<br />
eines Luftschiffs inspiriert, gewann<br />
der Schweizer kürzlich mit Partnern den ersten<br />
Preis der Gartenmesse Giardina. Dort stand der<br />
Zeppelin aus Schamotte-Beton mit dem Fuß im<br />
See eines Gartens neben einer schwimmenden<br />
Holzplattform. Spektakulär ist auch sein Lorenofen<br />
für ein Bistro in Grindelwald im Berner<br />
Oberland, der an den schwierigen Bau der Bergbahn<br />
zum Jungfraujoch erinnern soll. Eine ausgediente<br />
Lore dient als Feuerstelle und kann auf<br />
Schienen durch das Lokal bewegt werden, wo sie<br />
mit einem Rost als Holzgrill dient und am Ende<br />
Formen festgehalten. In den angelsächsischen<br />
Ländern ist die in die Wand eingelassene Feuerstelle<br />
mit Mantel und Sims mit einem Spiegel darüber<br />
ein klassischer Einrichtungsgegenstand, der<br />
vor allem in der Weihnachtszeit eine zentrale<br />
Rolle spielt. Mit Weihnachtssternen, Schmuck<br />
und namensbestickten Strümpfen bereiten ihn<br />
Kinder für die Ankunft des Santa Claus vor und<br />
lauern nächtelang auf die Geschenke, die aus dem<br />
Schacht hinabregnen sollen.<br />
Erst in den 60er-Jahren setzte ein Wandel ein,<br />
als Architekten und Inneneinrichter die Feuerstellen<br />
neu interpretierten. Der Gropius-Schüler<br />
Marcel Breuer war dabei einer der Pioniere. 1962<br />
rückte er einen geschlossenen Kaminofen aus Beton<br />
ins Zentrum des Restaurants in einem Hotel<br />
in den französischen Alpen. Die von beiden Seiten<br />
transparente Brennkammer gibt den Blick auf<br />
die Berggipfel hinter den Flammen frei. Das Objekt<br />
ist als einziges damaliges Einrichtungsstück<br />
erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.<br />
In mehrere Privathäuser oder Hotels passte<br />
der Bauhaus-Architekt Kamine ein, die sich stilistisch<br />
in das Gesamtwerk einfügten. Meist<br />
rückte er die Feuerstelle als wärmendes Element<br />
ins Zentrum der nüchtern im Bauhausstil gestalteten<br />
Wohnräume. Noch experimenteller fielen<br />
die Holzfeuerungen des Züricher Architekten<br />
Hans Demarmels aus. 1960 vollendete er mit seiner<br />
Cheminée seine ungewöhnliche und umstrittene<br />
Privatresidenz. Spielerisch stapelte er<br />
Balken aus Granit und Beton wie Spielzeugbausteine<br />
zu einer Kombination aus Feuerstelle,<br />
Sitzgelegenheit und Treppe. Konsequent wiederholt<br />
sich dort die Formensprache der ungewöhnlichen<br />
Architektur.<br />
Nicht nur ästhetisch hat sich im Kaminbau<br />
eine Revolution vollzogen. Der Gesetzgeber<br />
hat das Heizen mit Holz zudem<br />
stark reglementiert. Denn die 15 Millionen<br />
deutschen Einzelraumheizungen für Holz<br />
blasen erhebliche Mengen des gesundheitsschädlichen<br />
Feinstaubs in die Atmosphäre.<br />
2010 wurde die Bundesimmissionsschutzverordnung<br />
eingeführt, seit Anfang<br />
des Jahres ist die zweite Stufe mit<br />
noch strengeren Auflagen in Kraft: Neue<br />
Einzelraumheizungen dürfen nicht mehr als<br />
0,04 Gramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft abwieder<br />
in eine Art Bergwerk in der Wand einfährt.<br />
Als Altmeister der Kaminkunst gilt der französische<br />
Designer Dominique Imbert, der eher zufällig<br />
seine Berufung für ungewöhnliche Feuerstellen<br />
fand. Ende der 60er-Jahre hatte sich der<br />
Weltreisende mit Soziologiedoktorat in den südfranzösischen<br />
Cevennen in einer Ruine niedergelassen<br />
und einen offenen Feuerkessel geschmiedet,<br />
die einzige Wärmequelle seines Domizils.<br />
Das Konstrukt fand Bewunderer, die Bestellungen<br />
von Bekannten mehrten sich. Daraus ging die<br />
französische Kamindesign-Firma Focus hervor.<br />
Das Markenzeichen sind die rundlichen Kaminöfen<br />
aus Metall, die an der Wand angebracht sind<br />
oder zentral im Raum schweben. Die Kreationen<br />
sind weltweit verbreitet, einer der offenen Stahlkessel<br />
wärmt Ausstellungsräume im New Yorker<br />
Guggenheim-Museum. Die Stahlkessel gibt es<br />
rundlich mit Verglasung, rhombenförmig oder als<br />
sehr puristisches Rohr mit Heizkammer wie beim<br />
aktuellen Modell Slim, bei dem kein überflüssiger<br />
Schnörkel die Blicke vom Feuer ablenken sollen.<br />
Der Abzug geht direkt in die Brennkammer über,<br />
in der die Flammen lodern.<br />
Ein Fabrikat aus dem Erzgebirge räumte in diesem<br />
Jahr den deutschen Design-Award ab – der<br />
runde, um 360 Grad drehbare Ofen der Manufaktur<br />
Firetube. „Wir haben die Brennkammer der<br />
Form der Flamme angepasst. Dadurch kommt es<br />
nicht zu Rückständen und zu weniger Verrußung“,<br />
sagt Ofendesigner Axel Schmitz. Für die<br />
Brennkammer verwendet er einen brandfesten<br />
Beton, der im Gegensatz zum traditionellen Schamott<br />
weniger rissanfällig ist und zudem langlebiger<br />
als das Mineral Vermiculit. Damit erreicht die<br />
Kaminvariante einen hohen Wirkungsgrad von<br />
über 85 Prozent.<br />
Mit dem Ofen will Schmitz jüngere Käufer ansprechen<br />
und platziert ihn mal als „Heavy-Metal“-Ofen<br />
an einer Sitzbank mit Gitarre oder setzt<br />
ihn in einen rahmenden weißen Betonquader. Als<br />
Modul ist die Feuerstätte zudem wandelbar und<br />
kann vom Kaminofen zum Kachelofen aufgerüstet<br />
werden, wenn die Generation Smartphone<br />
sich vergrößert. Die dürfte sich auf den dazugehörigen<br />
Ofenbänken schnell heimisch fühlen.<br />
Denn dort sind Andockstationen für das<br />
Smartphone und das Tablet eingebaut, dazu eine<br />
passende Kuhle für die Spielkonsole.<br />
MALLORCA<br />
● Pollença<br />
● Alcúdia<br />
SANTA PONSA<br />
Villencharme auf höchstem Niveau · € 1.94 Mio · Ref. 60568<br />
www.firstmallorca.com · (+34) 971 679 444<br />
Valldemossa ●<br />
● Sóller<br />
● Can Picafort<br />
Artà ●<br />
● Cala Ratjada<br />
PUERTO DE ANDRATX<br />
Dorfhaus mit Loft-Charakter und Meerblick · € 690.000 · Ref 60597<br />
www.firstmallorca.com · (+34) 971 679 444<br />
● Costa de Canyamel<br />
Port d’ Andratx ●<br />
Peguera<br />
●<br />
● PALMA<br />
S’Arenal ●<br />
●<br />
Manacor<br />
● Porto Cristo<br />
Felanitx ●<br />
Santanyi ●<br />
●<br />
Colonia de<br />
Sant Jordi<br />
Luxuriöse Apartments<br />
in Camp de Mar mit<br />
2, 3 u. 4 SZ, teilweise<br />
mit Meeresblick, große<br />
Dachterrassen und priv.<br />
Gartenteil.<br />
Direkt vom Bauträger!<br />
Preise ab 349.000,– €<br />
Aktuelle Angebote unter:<br />
TEL. 040 -18 11 09 40<br />
www.bkt-realestate.com<br />
Palma – First Class Landhaus<br />
mit Tennisplatz, unverbaubarer Meer- & Panoramablick,<br />
7.500 m² parkähnl. Grdst., Pool, Klima,<br />
Luxusausstg., rollstuhlgeeignet, ca. 450 m 2 Wfl.<br />
V. privat. Auch als Mietkauf möglich. KP VB<br />
Tel. 0171 / 749 32 23<br />
Mehr unter: www.karinabauregie.de<br />
<strong>**</strong>* SONNENDOMIZIL AUF MALLORCA <strong>**</strong>*<br />
Landhaus in super Lage – Nähe Cala<br />
Millor und Nähe Strand! Ca. 230 m²<br />
Wohnfl., 5 Zi., sep. Gästewhg. + ausbaubare<br />
Casita, POOL, romant. BBQ-Sommerküche,<br />
TENNISPLATZ, pflegeleichtes<br />
Grundstück ca. 3.900 m². Schnäppchen!<br />
599.900 Euro. Gerne Webseite anfordern:<br />
beaffm@yahoo.de, Tel. 06008-237 96 81<br />
Bendinat<br />
moderne Meerblick-Whg.<br />
Meer- und Panoramablick, mit gr.<br />
Terrassen, gr. WZ, stylische Küche,<br />
3 SZ, 2 Bäder, Pool, Stellplatz<br />
zu verkaufen: 395.000 €<br />
Tel. 0176 - 86 01 11 24<br />
Gepflegte freistehende Villa<br />
in begehrter Wohnlage im Osten<br />
Mallorcas. 965 m² Grund, 230 m²<br />
Wohnfl., Gästeapp., Fussbodenhzg.,<br />
Kamin, Solar, grosszügige teilw.<br />
über dachte Terrassen (Südlage),<br />
Doppelgarage, wenige Min.<br />
zum Strand und 3 Golfplätzen.<br />
Von Privat: 795.000,– €.<br />
Info unter: turons66@gmx.net<br />
Palma – First Class Landhaus<br />
mit Tennisplatz, unverbaubarer Meer- & Panoramablick,<br />
7.500 m² parkähnl. Grdst., Pool, Klima,<br />
Luxusausstg., rollstuhlgeeignet, ca. 450 m 2 Wfl.<br />
V. privat. Auch als Mietkauf möglich. KP VB<br />
Tel. 0171 / 749 32 23<br />
Mehr unter: www.karinabauregie.de<br />
Luxuriöse Apartments<br />
in Camp de Mar mit<br />
2, 3 u. 4 SZ, teilweise<br />
mit Meeresblick, große<br />
Dachterrassen und priv.<br />
Gartenteil.<br />
Direkt vom Bauträger!<br />
Preise ab 349.000,– €<br />
Unsere nächsten Sonderthemen<br />
Immobilien auf Mallorca<br />
am 14./15. 3. 2015 · Anzeigenschluss: 12. 3. 2015, 10.00 Uhr<br />
Immobilien an der Costa Blanca / Costa del Sol<br />
am 14./15. 3. 2015 · Anzeigenschluss: 12. 3. 2015, 10.00 Uhr<br />
Immobilien auf den Kanaren<br />
am 21./22. 3. 2015 · Anzeigenschluss: 19. 3. 2015, 10.00 Uhr<br />
Immobilien auf den Balearen<br />
am 21./22. 3. 2015 · Anzeigenschluss: 19. 3. 2015, 10.00 Uhr<br />
Mallorca – Llucmajor: Freistehendes EFH mit<br />
kleinem Gästehaus in Nähe des Stadtkerns, Bj.<br />
1978, Modernisierung in 2003, insges. ca. 200 m²<br />
Wohnfl., 4 Schlafräume, 3 Bäder, Kamin, Ölhzg.,<br />
pflegeleichtes ca. 2.400 m² großes Grundst.,<br />
Grillplatz, Terrasse und Dachterrasse, kleiner<br />
Pool. KP: 329.000,- €, keine Käuferprovision,<br />
Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr GmbH;<br />
Tel: 0209/385-1284<br />
Nähe Santanyi<br />
stilvolles Landhaus / Finca Neubau,<br />
komplett Naturstein verkleidet, beste<br />
Ausstattung, ca. 420 m² Whfl., ca.<br />
15 000 m² Grundst., großer Pool u.<br />
Gartenanlage, Meeresnähe, in<br />
natürlicher Umgebung.<br />
Unter Preis von privat zu verkaufen.<br />
VKP ¤ 1,37 Mio.<br />
Info unter Tel. 0171 - 747 28 68<br />
Umfangreich und gut<br />
sortiert: Immobilien<br />
in DIE WELT und<br />
WELT am SONNTAG.<br />
Mallorca – Cala Murada: Moderne Neubau-<br />
ETW’s in Meeresnähe, Erd- sowie 1.<br />
Obergeschoss mit Garten bzw. Dachterrasse,<br />
auf Wunsch voll möbliert, Wohnfl. ca. 75<br />
m², Fahrstuhl, 2 Schlafzimmer, gr. Wohn-/<br />
Essbereich, 2 Bäder en suite, Fertigst. 09/2015,<br />
großer Gemeinschaftspool. KP: ab 140.000,- €,<br />
keine Käuferprovision, Volksbank Immobilien<br />
Rhein-Ruhr GmbH; Tel: 0209/385-1284<br />
Anzeigenaufträge senden Sie bitte an:<br />
Verlagsvertretung Spanien · DIE WELT/ WELT am SONNTAG<br />
Sylvia Löck · Calle Puigdorfila 8, izq, E-7001 Palma de Mallorca Isla Baleares<br />
Tel.: 0034 971 22-92 97 · Fax: -87 23, Mobil: 0034 676 35 10 51<br />
E-Mail: sylvia.loeck@axelspringer.de