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Wolfgang Bosbach<br />

Die letzte Schlacht<br />

des Unbeugsamen S. 4<br />

Fritz J. Raddatz – das<br />

Vermächtnis des Kritikers S. 47<br />

Verschwörungstheorien –<br />

ihre geheime Macht Titelthema<br />

Kreuzfahrt Spezial<br />

So luxuriös sind die<br />

neuen Schiffe Beilage<br />

1. März 2015 Nr. 9 B <strong>**</strong> International Newspaper Of The Year | Gegründet 1948 | World’s Best-Designed Newspaper Preis D € 3,70<br />

NATURSCHUTZ<br />

Angst vor Wölfen<br />

in Deutschland<br />

Ein Mord,<br />

der für Putin<br />

gefährlich ist<br />

GRÜNE GEGEN SPRACHPOLIZEI<br />

Keine Deutschpflicht<br />

für Imame<br />

Russlands Oppositionsführer<br />

Boris Nemzow ist tot – doch<br />

genau das könnte für den<br />

Präsidenten ein Problem werden<br />

Seiten 6 und 7<br />

Frust in der Bundeswehr<br />

Viele junge Soldaten sind unterfordert und quittieren den Dienst<br />

DPA (2), GETTY IMAGES, PICTURE ALLIANCE; MONTAGE WELT AM SONNTAG<br />

ENERGIEWENDE<br />

Riskante Windkraft<br />

Aus Angst vor Gesundheitsschäden<br />

werden in Dänemark kaum noch Windenergie-Anlagen<br />

gebaut. Menschen,<br />

die in ihrer Nähe wohnen, klagen über<br />

Schlafstörungen, Erschöpfung und<br />

Kopfschmerzen. Ursache sollen die von<br />

den Rädern erzeugten Schwingungen<br />

unterhalb der Hörbarkeitsgrenze sein.<br />

Die dänische Regierung hat eine Untersuchung<br />

in Auftrag gegeben. Sollten<br />

sich die Befürchtungen bewahrheiten,<br />

dürfte das auch für die weitere Entwicklung<br />

der Energiewende in Deutschland<br />

unangenehme Folgen haben.<br />

Seite 29<br />

FUSSBALL<br />

Milliarden-Schreck<br />

In der englischen Premier League wird<br />

von der Saison 2016/17 an jeder Aufsteiger<br />

mehr TV-Geld kassieren als der FC Bayern.<br />

Jährlich 3,2 Milliarden Euro pro Jahr<br />

werden dort an die Klubs ausgeschüttet.<br />

Die Bundesliga fürchtet, dass sie keine<br />

Chance mehr haben werde, gute Spieler<br />

zu verpflichten. „Wir können das Portemonnaie<br />

zu lassen, wenn die Engländer<br />

einsteigen“, so Christian Heidel von<br />

Mainz 05. Wolfsburgs Klaus Allofs glaubt,<br />

dass Wechsel wie der von André Schürrle,<br />

der im Winter vom FC Chelsea kam,<br />

„wohl nicht mehr möglich“ sein werden.<br />

Seite 23<br />

Die Zahl der Wölfe in Deutschland nimmt stetig<br />

zu und entwickelt sich zu einem Problem. Mit der<br />

Rückkehr der Tiere ist besonders für Haus- und<br />

Nutztiere ein Risiko verbunden, erklärt Gert Dittrich<br />

vom Deutschen Jagdverband. Es könne niemand<br />

ausschließen, „dass es auch zu Übergriffen<br />

auf Menschen kommt“, sagte er weiter. In jüngster<br />

Zeit ist es schon zu bedenklichen Zwischenfällen<br />

gekommen. Der Wolf müsse „die Scheu vor dem<br />

Menschen erst wieder lernen“, so Dittrich. Bislang<br />

werden die Tiere durch Gesetze streng geschützt,<br />

ihr Abschuss ist verboten.<br />

Seiten 2 und 3<br />

ISLAMISMUS<br />

Bremer Polizei<br />

warnt vor Terror<br />

In Bremen hat die Polizei vor der Gefahr durch<br />

gewaltbereite Islamisten gewarnt und ihre Präsenz<br />

in der Innenstadt deutlich erhöht. Es gebe<br />

Hinweise einer Bundesbehörde auf Aktivitäten<br />

potenzieller islamistischer Gefährder. Am Samstagabend<br />

setzte die Polizei mehrere Menschen<br />

fest. „Jetzt sind einige in Gewahrsam“, sagte ein<br />

Sprecher. Dieses Vorgehen werde angewendet,<br />

wenn Gefahr drohe. Außerdem habe es eine vorläufige<br />

Festnahme gegeben. Ein Islamisches Kulturzentrum<br />

wurde durchsucht. Das Heimspiel des<br />

Fußball-Bundesligisten Werder Bremen am heutigen<br />

Sonntag soll dennoch wie geplant stattfinden.<br />

Müssen Imame, die in Deutschland arbeiten,<br />

Deutsch sprechen? Die Forderung von Bundestagspräsident<br />

Norbert Lammert (CDU) trifft bei<br />

den Grünen auf Widerstand. In welcher Sprache<br />

die Predigt erfolge, solle „den Religionsgemeinschaften<br />

überlassen bleiben“, sagte Grünen-Chef<br />

Cem Özdemir der „Welt am Sonntag“. „Wir wollen<br />

keine Sprachpolizei, die beim Gebrauch von<br />

Latein, Hebräisch oder Arabisch einschreitet.“<br />

Entscheidend sei nicht die Sprache der Predigt,<br />

sondern deren Inhalt. Unterstützung erhielt Lammert<br />

dagegen von CSU-Generalsekretär Andreas<br />

Scheuer. „Für gelingende Integration und einen<br />

aufgeklärten Islam muss es selbstverständlich<br />

werden, dass Imame in deutschen Moscheen<br />

Deutsch sprechen“, sagte er. „Wir wollen keine<br />

Parallelgesellschaften.“ Lammert hatte in der<br />

„Welt“ daran erinnert, dass auch Priester, die aus<br />

dem Ausland kämen, in der Regel die deutsche<br />

Sprache erlernen müssten.<br />

44<br />

Prozent und weniger soll der Anteil der Weißen<br />

an der Gesamtbevölkerung der USA im Jahr 2060<br />

noch betragen. Das prognostizieren die Autoren<br />

einer Studie des American Enterprise Institute.<br />

Waren es 1980 noch 80 Prozent, sind heute nur<br />

noch 63 Prozent der Bevölkerung der USA weiß.<br />

Vor allem der Anteil der Hispanics und der Asiaten<br />

wird deutlich steigen.<br />

Seite 9<br />

Nur jeder fünfte Rekrut will sich nach<br />

Ende des Dienstes als Zeitsoldat bewerben.<br />

Das ist das Ergebnis einer<br />

Studie des Zentrums für Militärgeschichte<br />

und Sozialwissenschaften<br />

der Bundeswehr. Erstmals seit Aussetzung der<br />

Wehrpflicht ist es der Bundeswehr 2014 zwar gelungen,<br />

mehr als 10.000 freiwillig Wehrdienstleistende<br />

zu rekrutieren. Der Forschungsbericht zeigt<br />

aber auf, dass sich zwei Drittel davon vom Dienst<br />

in ihrer jeweiligen Einheit intellektuell und körperlich<br />

unterfordert fühlen.<br />

VON THORSTEN JUNGHOLT UND ANDREAS MAISCH<br />

„Diese Unterforderung betrifft Befragte aller<br />

Bildungsschichten, wenn auch in unterschiedlichem<br />

Ausmaß“, heißt es in der im April 2014 fertiggestellten<br />

Studie, die erst jetzt veröffentlicht<br />

wurde. Den schlechtesten Wert erhält die „Sinnhaftigkeit<br />

des Dienstes“, mit dem nur 31 Prozent<br />

zufrieden sind. Auch mit dem täglichen Dienstablauf<br />

sind nur 36 Prozent der Wehrdienstleistenden,<br />

die kurz vor dem Ende ihrer Dienstzeit befragt<br />

wurden, glücklich. Sogar ein Viertel derjenigen,<br />

die im Rückblick mit ihrer Zeit bei der Bundeswehr<br />

zufrieden waren, gab an, sich persönlich<br />

nicht weiterentwickelt zu haben. Und jeder Dritte<br />

sagt, er habe „nichts Nützliches gelernt“.<br />

Eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2013 hatte<br />

belegt, dass diejenigen, die sich für den Wehrdienst<br />

entscheiden, anfangs meist noch hoch motiviert<br />

sind. Die jungen Frauen und Männer wollten<br />

sich „bei der Bundeswehr aktiv einbringen.<br />

Teamwork und Kameradschaft, fordernde Tätigkeiten,<br />

Verantwortungsübernahme, die eigenen<br />

Grenzen erfahren und etwas Neues erleben“ seien<br />

als Motiv für den Wehrdienst angegeben worden,<br />

schreiben die Wissenschaftler. Die Erwartungen<br />

hätten in der Retrospektive allerdings „nicht vollumfänglich“<br />

erfüllt werden können.<br />

Am Geld liegt es nicht, dass sich der Frust in<br />

der Truppe ausbreitet. Mit der Bezahlung sind<br />

mehr als 83 Prozent aller Freiwilligen eher oder<br />

sogar sehr zufrieden. Auch Unterkunft, Verpflegung<br />

und die Entfernung zum Heimatort bewerten<br />

die Soldaten als gut. „Attraktivitätssteigernde<br />

Maßnahmen, die auf diese Aspekte einwirken sollen,<br />

versprechen somit keine deutlichen Zusatzerfolge“,<br />

schreiben die Autoren der Studie. Die in<br />

dieser Woche vom Bundestag verabschiedeten<br />

Gesetze zur Attraktivitätssteigerung der Bundeswehr<br />

zielen also an den Bedürfnissen der Wehrdienstleistenden<br />

vorbei.<br />

„Die Studie zeigt, dass die Konstruktion dieses<br />

freiwilligen Wehrdienstes falsch ist“, sagte der<br />

Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im<br />

Bundestag, Hans-Peter Bartels (SPD). „Es gibt nur<br />

feste Dienstposten für 5000 Rekruten. Alle, die<br />

darüber hinauskommen, müssen sich wie das<br />

fünfte Rad am Wagen fühlen.“ Diese Rekruten<br />

müssten in Einheiten dienen, in denen es keine<br />

originäre Aufgabe für sie gebe. „Das hat den Effekt,<br />

dass man junge Menschen verprellt, die eigentlich<br />

großes Interesse an der Bundeswehr haben“,<br />

sagte Bartels. Das Verteidigungsministerium<br />

müsse nachsteuern und „das Personalstrukturmodell<br />

überarbeiten“. Sinnvoll wären beispielsweise<br />

Wechseldienstposten für Wehrdienstleistende<br />

und Zeitsoldaten. Die Autoren der Studie schlagen<br />

eine aufwendigere Planung und eine individuellere<br />

Betreuung der Wehrdienstleistenden vor.<br />

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„Vorsicht Hochspannung!“<br />

Heute ab 18.05 Uhr<br />

BUNDESLIGA<br />

Dortmund feiert<br />

Batman und Robin<br />

Hochverdient gewann Borussia Dortmund<br />

das Revierderby gegen Erzrivale<br />

Schalke 04. Die Torschützen Pierre-<br />

Emerick Aubameyang und Marco Reus<br />

zogen sich dabei Masken über ihre<br />

Gesichter und ließen sich von den<br />

79.000 Zuschauern als Batman und<br />

Robin feiern. Seiten 24 und 25<br />

Samstag<br />

Dortmund – Schalke .............................. 3:0<br />

Leverkusen – Freiburg ............................ 1:0<br />

Hoffenheim – Mainz ............................... 2:0<br />

Hannover – Stuttgart .............................. 1:1<br />

Hertha – Augsburg ................................. 1:0<br />

Frankfurt– Hamburg .............................. 2:1<br />

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Welche Farbe hat Dein Glück?<br />

Die sogenannten IGel-Leistungen<br />

sind nutzlos, wenn nicht gar<br />

schädlich. Das hat der Medizinische<br />

Dienst der Krankenkassen herausgefunden.<br />

Die Abkürzung IGel steht für „Irrelevante<br />

Gesundheitsleistung“, die es<br />

Ärzten ermöglicht, Geld ihrer Patienten<br />

auf das eigene Konto zu transplantieren. Als besonders<br />

nutzlos wird die Messung des Augeninnendrucks<br />

eingestuft, mit der Ärzte ihren Urlaub in<br />

Neuseeland finanzieren. Noch sinnloser ist die<br />

Messung des Augenaußendrucks, die meist in Verbindung<br />

mit einem Lidschlag-EKG und einem Augenbrauen-Screening<br />

zum Preis von 199 Euro angeboten<br />

wird. Auch der Nutzen der professionellen<br />

Zahnreinigung konnte nicht festgestellt werden, sie<br />

ZIPPERTS WORT ZUM SONNTAG<br />

Schmerzen in der Leistungsgegend<br />

scheint aber sinnvoller zu sein als die unprofessionelle<br />

Zahnreinigung oder die<br />

Messung des Zahnrauminnendrucks. Die<br />

Krankenkassen fordern: Ärzte sollen ihre<br />

Patienten aufklären und ihnen genau darlegen,<br />

für welchen Urlaub sie das IGel-<br />

Geld verwenden wollen. Der Mitschnitt<br />

einer Darmspiegelung mit Musik und einem Kommentar<br />

von Veronica Ferres gehört auf jeden Fall<br />

zu den gemeingefährlichen IGel-Leistungen, die<br />

man genauso ablehnen sollte wie die Messung des<br />

Blinddarminnendrucks oder eine professionelle<br />

Hirnreinigung mit Entkalkungsmitteln. In diesem<br />

Zusammenhang warnen die Krankenkassen eindringlich<br />

davor, 149 Euro für eine Schutzimpfung<br />

gegen IGel-Leistungen zu bezahlen.<br />

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ISSN 0949 – 7188<br />

vanlaack.com


*<br />

2 POLITIK<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser!<br />

Jan-Eric Peters,<br />

Chefredakteur<br />

Alexander Litwinenko, Anna Politkowskaja,<br />

Natalja Estemirowa, Sergej<br />

Magnitski ... vergiftet, erschossen, entführt<br />

und ermordet oder in Isolationshaft<br />

ums Leben gebracht. Wer in Russland<br />

auf Oppositionskurs geht oder als<br />

Jurist oder Journalist einfach nur unabhängig<br />

seine Arbeit tut, begibt sich in<br />

Lebensgefahr. Diese traurige Erfahrung<br />

mussten wir auch in unserem Verlag<br />

schon machen: Unser Kollege Paul<br />

Khlebnikov, Chefredakteur der russischen „Forbes“-<br />

Ausgabe, starb 2004 vor dem Redaktionsgebäude von<br />

Axel Springer in Moskau, getroffen von vier Kugeln.<br />

Nun also Boris Nemzow. Ein Mord, der eine große<br />

politische Sprengkraft entwickeln und Präsident Putin<br />

gefährlich werden kann, wie unsere Korrespondentin Julia<br />

Smirnova schreibt – auch wenn Täter und Motiv unklar<br />

sind und der Anschlag auf einen der wichtigsten Oppositionsführer<br />

des Landes wie alle anderen genannten Attentate<br />

wohl nie zweifelsfrei aufgeklärt werden wird. Unser<br />

Reporter Jörg Eigendorf hatte Nemzow mehrfach getroffen<br />

und erzählt von seinen Begegnungen mit dem charismatischen<br />

Mann (Seite 6 und 7).<br />

Die Leiche von Boris Nemzow lag noch am Tatort auf<br />

der Großen Moskwa-Brücke, da machten schon die ersten<br />

Theorien die Runde, wer es gewesen sein könnte und<br />

warum es ausgerechnet jetzt passierte. Ein Auftragsmord<br />

aus dem Kreml, ein perfider Schlag der Opposition selbst,<br />

die einen Märtyrer brauche, und natürlich: die CIA, die wie<br />

immer hinter allem stecke. Ein Komplott? Unsere Autorin<br />

Céline Lauer hat sich dem Thema Verschwörungstheorien<br />

einmal grundsätzlich gewidmet. Warum sind sie so beliebt,<br />

und wer glaubt sie eigentlich? Sie können harmlose Hirngespinste<br />

sein oder, das zeigt die Geschichte, gefährliche<br />

politische Waffen (ab Seite 15).<br />

Viel Potenzial für konspirative Theorien bietet auch<br />

die Auseinandersetzung um Nutzen und Schaden der<br />

Windkraft. In Dänemark, dem Windrad-Musterländle mit<br />

einem Anteil von 40 Prozent an der gesamten Stromerzeugung,<br />

werden seit einem Jahr praktisch keine neuen<br />

Anlagen mehr gebaut. Es ist ein Glaubenskrieg um mögliche<br />

Gesundheitsgefahren ausgebrochen – der auch die<br />

Energiewende in Deutschland gefährdet. Angefangen hat<br />

alles mit einem mysteriösen Ereignis in der Nacht zum<br />

6. Dezember 2013 auf der Farm von Kaj Bank Olesen in<br />

Jütland. Unser Energieexperte Daniel Wetzel hat den Nerzzüchter<br />

besucht. Macht Windkraft krank? (Seite 29 bis 31)<br />

Aber vielleicht möchten Sie lieber erst einen interessanten<br />

Gast an Ihren Frühstücktisch laden. Zum Beispiel<br />

Madonna. Die hat Martin Scholz in New York zum<br />

Gespräch getroffen – und musste für jede Frage, die ihr<br />

nicht gefiel, einen Tequila trinken (Seiten 20/21). Benjamin<br />

von Stuckrad-Barre interviewte Maximilian Lenz alias<br />

DJ Westbam, ohne den das Nachtleben der vergangenen<br />

30 Jahre nicht denkbar wäre (Seiten 50/51). Susanne Gaschke<br />

begleitete Wolfgang Bosbach, der Politik lebt wie kein<br />

anderer – trotz schwerer Krankheit: „Ich kann nicht abends<br />

auf der Terrasse entspannen, wenn ich weiß, dass ich dafür<br />

einen politischen Termin ausgeschlagen habe“ (Seiten 4/5).<br />

Unbedingt empfehlen möchte ich Ihnen das Protokoll<br />

eines letzten Gesprächs mit Fritz J. Raddatz, der vergangene<br />

Woche freiwillig aus dem Leben schied. Kurz vor dessen<br />

Tod hatte unserer Literaturchef Richard Kämmerlings den<br />

großen Kritiker gebeten, uns die fünf wichtigsten Bücher<br />

seines Lebens vorzustellen. Das Gespräch ist zu seinem<br />

Vermächtnis geworden (Seite 47).<br />

Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag!<br />

chefredakteur@weltn24.de<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

NACKTE WAHRHEIT<br />

Queen of Pop und der Provokation:<br />

Madonna im Gespräch über Raubkopierer,<br />

soziale Netzwerke, Mike Tyson<br />

und ihr Gitarrenspiel Seite 20<br />

WEIBLICHE STRATEGIE<br />

Mehr Frauen für die Finanzbranche:<br />

Sie sind risikobewusster und umsichtiger<br />

bei der Geldanlage als ihre<br />

männlichen Kollegen Seite 41<br />

GEMISCHTE GEFÜHLE<br />

ALTE BEKANNTE<br />

Weg der Ernüchterung: Yanis Varoufakis<br />

und Alexis Tsipras sind nicht die<br />

ersten Revoluzzer, die auf dem Boden<br />

der Realpolitik landen Seite 8<br />

ETLICHE MILLIARDEN<br />

Sie nehmen alles besonders intensiv<br />

wahr und denken viel darüber nach: die<br />

Hochsensiblen. Ein Vorteil im täglichen<br />

Leben ist das selten Seite 58<br />

Ein dominantes Spiel: Mittlerweile<br />

werden im englischen Fußball horrende<br />

Summen umgesetzt. Andere Ligen<br />

können nicht mehr mithalten Seite 23<br />

BESONDERE NOTE<br />

Der Komponist und sein Werk: Forscher<br />

vermuten, dass Beethoven<br />

seine Herzrhythmusstörungen musikalisch<br />

verarbeitet hat Seite 61<br />

E<br />

Es sollte ein harmloser Spaziergang werden.<br />

An einem sonnigen Freitagnachmittag<br />

im Februar geht Anja Nowak mit ihrem<br />

Golden Retriever „Sam“ und dem<br />

Nachbarshund „Bolle“ in einem Wald<br />

bei Munster in der Lüneburger Heide<br />

spazieren. Plötzlich bemerkt sie in etwa<br />

200 Meter Entfernung mehrere Tiere.<br />

Vorsichtshalber leint sie die Hunde an<br />

und geht weiter. Die Tiere kommen im<br />

Pulk auf sie zu, immer näher. Bis sie erkennen<br />

kann, dass es Wölfe sind. Sieben<br />

Wölfe. Nur etwa zehn Meter sind sie<br />

noch entfernt.<br />

VON ECKHARD FUHR UND<br />

CLAUDIA EHRENSTEIN<br />

Anja Nowak gerät in Panik. Sie tritt den<br />

Rückzug an, will sich in ihrem Auto in Sicherheit<br />

bringen. Die Wölfe folgen ihr. Sie<br />

schreit. Das stört die Wölfe nicht. Einer<br />

der Hunde bellt, aber auch davon lassen<br />

sie sich nicht vertreiben. Sie verhalten sich<br />

ganz anders, als es in Faltblättern und<br />

Broschüren immer beschrieben wird,<br />

nicht wie scheue Waldgespenster, die den<br />

Der will nicht<br />

nur spielen<br />

In Deutschland breiten sich Wölfe immer<br />

weiter aus. Doch sie sind längst nicht so<br />

menschenscheu und harmlos, wie manche<br />

Tierfreunde behaupten. Bauern, Viehzüchter<br />

und Jäger schlagen Alarm<br />

Tierische Probleme in Wald und Flur<br />

WASCHBÄR<br />

Der Waschbär ist ein Pelztier<br />

aus Nordamerika. Die<br />

Zucht in Deutschland erwies<br />

sich im vergangenen<br />

Jahrhundert als wenig erfolgreich,<br />

weil die Winter<br />

nicht kalt genug waren. Die<br />

Tiere bildeten nicht das erwünschte<br />

dichte Fell. 1934 wurden<br />

mehrere Exemplare am hessischen<br />

Edersee ausgesetzt, 1945 entkamen Waschbären<br />

aus einem Gehege bei Berlin. Inzwischen ist das Tier in<br />

ganz Deutschland heimisch; nur weit im Norden und in<br />

den Alpen wurde es noch nicht gesichtet. Der Bestand<br />

wird auf mehrere Hunderttausend geschätzt. Jäger bringen<br />

jedes Jahr mehrere Zehntausend Tiere zur Strecke.<br />

Der Waschbär sieht mit seinen Knopfaugen putzig aus,<br />

doch er bereitet Probleme. Der Allesfresser macht regional<br />

auch Jagd auf bedrohte Arten wie etwa die Sumpfschildkröte<br />

in Brandenburg. Waschbären sorgen auch<br />

bei Hausbesitzern für Unmut. So heben sie Dachziegel<br />

an, wühlen in Mülltonnen. Wer Waschbären auf dem<br />

Dachboden hat, wird sie nur schwer wieder los.<br />

Problemfaktor: mittel<br />

WILDSCHWEIN<br />

Wildschweine haben auf den intensiv bestellten Feldern<br />

in Deutschland schon immer reichlich Nahrung gefunden.<br />

Seit aber Bauern vermehrt Mais für ihre Biogasanlagen<br />

anbauen, geht es den Tieren so richtig gut. Der Mais<br />

ist sehr nahrhaft, die dicht stehenden Pflanzen bieten<br />

zudem noch gute Deckung. Der sogenannte Frühjahrsbestand<br />

wird auf mehr als eine Million Tiere geschätzt.<br />

Allein in der vergangenen Jagdsaison haben die Jäger<br />

fast 500.000 Wildschweine erlegt. Schwierig wird die<br />

Jagd in Städten wie Berlin, wo sich die Tiere immer weiter<br />

ausbreiten und gern auch von Abfällen ernähren.<br />

Wildschweine versuchen zwar, Begegnungen mit Menschen<br />

zu vermeiden. Wird aber eine Bache mit Frischlingen<br />

überrascht und fühlt sie sich in die<br />

Enge gedrängt, kann sie aggressiv<br />

werden und mit Angriff reagieren.<br />

Wildschweine können<br />

auch zur Gefahr für Autofahrer<br />

werden. In der Statistik<br />

der Wildunfälle liegen sie<br />

nach Rehwild (rund 170.000<br />

Unfälle) mit 17.000 Unfällen<br />

an zweiter Stelle.<br />

Problemfaktor: sehr hoch<br />

NANDU<br />

Menschen meiden und sich bei einer unverhofften<br />

Begegnung leicht vertreiben<br />

lassen. Die sieben Wölfe finden die Frau<br />

und ihre beiden Hunde offensichtlich interessant.<br />

Nach 15 nervenzerfetzenden Minuten<br />

sind sie plötzlich verschwunden.<br />

Wieder zu Hause, bricht Anja Nowak<br />

zusammen, der Notarzt muss kommen.<br />

In einem Interview sagt sie Tage später,<br />

die Wölfe hätten keine Drohgebärden gezeigt.<br />

Sie seien nicht aggressiv gewesen<br />

und hätten sie quasi aus dem Revier hinausbegleitet.<br />

Aber ja, natürlich, habe sie<br />

Angst gehabt. Angst vor einem Raubtier,<br />

das einen Menschen töten kann. Selbst<br />

ein erfahrener Wolfskenner wie der Wildbiologe<br />

Ulrich Wotschikowsky gibt zu,<br />

dass er in einer solchen Situation „die<br />

Hose voll“ hätte. Die Angst vor dem Wolf<br />

sitzt tief. Sie ist ein kulturelles Erbe, die<br />

der Mensch so schnell nicht loswird.<br />

Ein knappes Jahrhundert hatte der<br />

Mensch in Deutschland Ruhe vor dem<br />

Wolf. Am 27. Februar 1904 war in der<br />

Lausitz das letzte frei lebende Exemplar<br />

erschossen worden. Ende der 1990er-<br />

Jahre tauchte der Wolf genau dort wie-<br />

Die Heimat der Nandus ist eigentlich<br />

die südamerikanische<br />

Pampa. Sie sind Laufvögel wie<br />

ihre südafrikanischen Verwandten,<br />

die Strauße. Wenn<br />

sie sich recken, bringen sie es<br />

von der Kralle bis zur Schnabelspitze<br />

leicht auf 1,60 Meter<br />

Höhe. Wenn sie richtig losrennen,<br />

schaffen sie bis zu 60 Stundenkilometer.<br />

In freier Wildbahn kommen<br />

Nandus in Europa nicht vor – bis auf eine kleine<br />

Population in Norddeutschland. Ihre Geschichte dort<br />

begann in einem privaten Freigehege, südlich von Lübeck.<br />

Ende der 1990er-Jahre rissen einige der Tiere aus,<br />

flüchteten über die angeblich zugefrorene Wakenitz von<br />

Schleswig-Holstein nach Mecklenburg-Vorpommern –<br />

wo sie seither Jahr für Jahr im Biosphärenreservat<br />

Schaalsee zwischen Mais, Raps und Weizen ihre Nester<br />

bauten. Der Bestand schwankt um etwa 100 Tiere. Die<br />

größte Gefahr ist nasskaltes Wetter. Ein milder Winter<br />

dagegen kann genügen, um die Zahl sprunghaft ansteigen<br />

zu lassen. Nandus dürfen nicht gejagt werden.<br />

Problemfaktor: sehr gering


*<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />

POLITIK<br />

3<br />

der auf. Seither breitet er sich in einem<br />

atemberaubenden Tempo vom Osten in<br />

Richtung Westen aus – euphorisch begleitet<br />

von Naturschützern und Umweltpolitikern.<br />

Die frühere brandenburgische<br />

Ressortchefin Anita Tack (Linke) erklärte<br />

ihr Bundesland zum „Wolfserwartungsland“<br />

– und forderte gar, das wolfsfeindliche<br />

Ende von Rotkäppchen umzuschreiben.<br />

Doch in die Begeisterung über die<br />

Rückkehr des Wolfes mischen sich jetzt<br />

sorgenvolle Stimmen. Denn die Wölfe<br />

benehmen sich nicht so wie erwartet. Sie<br />

gehen den Menschen nicht aus dem<br />

Weg, sondern suchen neugierig ihre Nähe,<br />

streifen um ihre Häuser und hinterlassen<br />

Spuren auf Gartenwegen und Terrassen.<br />

Lässig spazieren sie mit einem<br />

erbeuteten Huhn im Maul über die Dorfstraße.<br />

Oder lassen sich auf einem Truppenübungsplatz<br />

von Soldaten in einem<br />

Fahrzeug aus nächster Nähe filmen.<br />

Bei Mölln in Schleswig-Holstein trieb<br />

ein Wolf am helllichten Tag eine Schafherde<br />

vor sich her – verletzte und tötete<br />

Tiere. Dass Menschen mit einer Kamera<br />

in der Nähe waren, störte ihn nicht. Nur<br />

mit großer Mühe und vereinten Kräften<br />

ließ er sich vertreiben. Zwischen Elbe<br />

und Weser streifen die Raubtiere in<br />

Sichtweite von Landhäusern vorbei;<br />

Hausbewohner finden nach Schneefall<br />

sogar Wolfsspuren auf der Terrasse. Im<br />

niedersächsischen Goldenstedt wurde<br />

kürzlich ein Wolf in der Nähe eines<br />

Waldkindergartens gesichtet. Ein Zaun<br />

mit bunten, im Wind wehenden Lappen<br />

soll das Gelände nun schützen. Die Eltern<br />

beruhigt das nicht.<br />

Gert Dittrich, Wolfsexperte beim<br />

Deutschen Jagdverband, ist überzeugt,<br />

dass solche Begegnungen zwischen Wolf<br />

und Mensch in Zukunft noch zunehmen<br />

werden. Gerade im Frühjahr, wenn die<br />

jungen Wölfe aus ihrem Rudel vertrieben<br />

werden und umherstreifen, um sich<br />

neue Reviere zu suchen. „Der Wolf ist<br />

gekommen, um zu bleiben“, sagt Dittrich<br />

und warnt davor, den Wolf romantisch<br />

zu verklären. Die Menschen müssten<br />

lernen, mit dem Wolf zu leben.<br />

Der Wolf ist kein Kuscheltier, er ist<br />

ein Raubtier. Über Jahrhunderte teilten<br />

ILLUSTRATION: JAN FEINDT FÜR WELT AM SOONTAG<br />

Wolf und Mensch denselben Lebensraum,<br />

jagten dieselben Beutetiere und<br />

waren sich in ihren Jagdstrategien und<br />

ihrer sozialen Organisation sehr ähnlich.<br />

So entwickelten sie ein besonderes „Verhältnis“<br />

zueinander. Jägern und Sammlern<br />

war der Wolf so etwas wie ein „Bruder“.<br />

Ackerbauern und Viehzüchtern<br />

wurde er zum Feind und zur Verkörperung<br />

des Bösen schlechthin. Die lange<br />

gemeinsame Geschichte erklärt die gewaltige<br />

Resonanz, auf welche die Rückkehr<br />

der Wölfe nach Deutschland stößt.<br />

Naturschützer sehen im Wolf einen<br />

Boten angeblich unberührter Wildnis<br />

und übersehen dabei gern, dass es die intensive<br />

Landwirtschaft ist, die auch Rehe,<br />

Rotwild und Wildschweine mästet<br />

und damit den Wölfen den Tisch deckt.<br />

Ein Schlaraffenland für die Tiere, sie vermehren<br />

sich prächtig. Inzwischen ist ihr<br />

Bestand auf 25 Rudel mit etwa 200 Tieren<br />

angewachsen. Und bald, im Mai,<br />

werden wieder neue Welpen geboren.<br />

Weil die Wölfe unter strengstem Schutz<br />

stehen, bleiben sie von Verfolgung verschont<br />

und machen kaum noch schlechte<br />

Erfahrungen mit dem Menschen. So<br />

verlieren sie ihre Scheu und kommen<br />

dem Menschen immer näher.<br />

Trotzdem klammern sich immer noch<br />

viele Naturschützer an das Bild vom<br />

scheuen Wolf. Sie wollen der Öffentlichkeit<br />

einreden, dass sich mit der Rückkehr<br />

der Wölfe für die allermeisten Menschen<br />

überhaupt nichts ändert. Ein spektakulärer<br />

Erfolg des Artenschutzes, fast<br />

zum Nulltarif. Doch diese Rechnung<br />

geht nicht auf, weil die Wölfe immer öfter<br />

nicht mitspielen. In Niedersachsen<br />

riss ein Wolf innerhalb von drei Monaten<br />

mehr als 60 Schafe. Ein anderer fiel<br />

sogar über Jungrinder her. Pferdezüchter<br />

sperren aus Angst vor dem Wolf nachts<br />

die Fohlen in den Stall.<br />

Die Zeiten, in denen die Rückkehr der<br />

Wölfe als ein staunenswertes Naturphänomen<br />

in den dünn besiedelten Weiten<br />

Ostdeutschlands bestaunt wurde, sind<br />

längst vorbei. Die Wölfe erobern sich<br />

neue Gebiete. Und wo sie neu auftreten,<br />

brechen die alten Konflikte besonders<br />

scharf auf, weil sich vor allem die Weidetierhalter<br />

noch nicht auf die neuen<br />

Bedingungen eingestellt haben. Peter<br />

Reuter, der Vorsitzende der Vereinigung<br />

Deutscher Landesschafzuchtverbände,<br />

ist pessimistisch. „Wo der Wolf lebt,<br />

wird es keine Schafe und keine Trockenrasenlandschaften<br />

mehr geben“,<br />

warnt Reuter. So deutlich hat das ein<br />

Vertreter dieses Berufsstandes bislang<br />

nicht gesagt. Vor allem in kleinparzelligen<br />

Mittelgebirgslandschaften oder auf<br />

lang gezogenen Deichen könnten die<br />

Schafhalter ihre Tiere nicht nur schwer,<br />

sondern gar nicht davor schützen, gerissen<br />

zu werden. Gerade für kleinere Betriebe<br />

seien wirkungsvolle Elektrozäune,<br />

Flatterband und Herdenschutzhunde<br />

oft zu kostspielig.<br />

Ein artenschutzpolitischer Selbstläufer,<br />

wie manche bislang glaubten, ist die<br />

Rückkehr der Wölfe keineswegs. Die Widerstände<br />

wachsen. In Sachsen haben<br />

Wolfsgegner bereits vor zwei Jahren eine<br />

Petition mit fast 9000 Unterschriften an<br />

den Landtagspräsidenten übergeben.<br />

Wo immer der Wolf auftaucht, bekommt<br />

er auch Ablehnung zu spüren.<br />

Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht<br />

durch die Rückkehr des Wolfes schon<br />

grundsätzlich die Haltung von Weidetieren<br />

in Gefahr. „Aus landwirtschaftlicher<br />

Sicht brauchen wir einen einheitlichen<br />

Wolfsmanagement-Plan auf Bundesebene“,<br />

fordert Rukwied. Notwendig sei eine<br />

„bundeseinheitliche Entschädigungsregelung<br />

für Wolfsschäden“. Bislang legen die<br />

Länder im Rahmen ihrer Wolfsmanagement-Pläne<br />

die Entschädigungen fest.<br />

Mithilfe von Gentests lässt sich dabei<br />

einwandfrei feststellen, ob tatsächlich<br />

ein Wolf der Übeltäter war; in vielen<br />

Fällen sind es auch wildernde<br />

Hunde, die Schafe reißen.<br />

„Der Schutz von Mensch und<br />

Nutztier muss Vorrang vor dem<br />

strengen Artenschutz haben“, sagt<br />

Rukwied und fordert mit Blick auf<br />

das „enorme Wachstum“ der Wolfsbestände,<br />

den derzeit „hohen Schutzstatus“<br />

zu überprüfen. „Wir benötigen<br />

eine ergebnisoffene Diskussion, ob und<br />

wo in unserer Kulturlandschaft Lebensräume<br />

für den Wolf vorhanden sein können.“<br />

Rukwied deutet damit an, dass in Deutschland<br />

möglicherweise auf Dauer nicht genug<br />

Platz für das Raubtier Wolf ist.<br />

Wenn sich der Wolf weiter ausbreitet,<br />

wird der Mensch ihm Grenzen setzen<br />

müssen, damit es ein friedliches Miteinander<br />

geben kann. Wolfsfreunde neigen<br />

dazu, die Gefahren, die von Wölfen ausgehen<br />

können, herunterzuspielen. Sie<br />

antworten damit reflexhaft auf die Versuche<br />

der Gegenseite, diese Gefahren zu<br />

dramatisieren und den „Ernstfall“ herbeizureden<br />

– dass ein Mensch durch einen<br />

Wolf zu Schaden kommt.<br />

In Europa wurden in den vergangenen<br />

50 Jahren insgesamt neun Vorfälle<br />

bekannt; zuletzt wurde in Spanien 1970<br />

ein Kind von einem Wolf getötet. In<br />

Alaska kam vor zwei Jahren eine Joggerin<br />

bei einem Wolfsangriff ums Leben.<br />

VON OST NACH WEST<br />

Schleswig-<br />

Holstein<br />

Mecklenburg-<br />

Hamburg<br />

Vorpommern<br />

Bremen<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Niedersachsen<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Thüringen<br />

Sachsen<br />

„<br />

Bayern<br />

Hier wurden Wölfe nachgewiesen<br />

Stand: Okt. 2014 QUELLE: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ<br />

Pferdezüchter<br />

sperren aus<br />

Angst die Fohlen<br />

in den Stall<br />

Alle am Wolfsmanagement Beteiligten –<br />

also Politik und Naturschutz – müssen<br />

klar aussprechen, dass die Nachbarschaft<br />

mit großen Raubtieren auch eine<br />

Zumutung ist, nicht nur für Schafhalter,<br />

sondern für jeden. Umsonst ist der Wolf<br />

als Trophäe eines erfolgreichen Artenschutzes<br />

nicht zu haben.<br />

Dabei ist nicht jeder neugierige Jungwolf<br />

ein Problemwolf. Ziel muss es aber<br />

sein, die neue Vertrautheit und Vertraulichkeit<br />

der Wölfe zu bekämpfen. Der<br />

Wolf muss die Scheu vor dem Menschen<br />

wieder lernen. Es schadet ihm nichts,<br />

wenn er die Erfahrung macht, dass ihm<br />

Knallkörper um die Ohren fliegen, wenn<br />

er durchs Dorf schleicht. Und wenn es<br />

Anzeichen dafür gibt, dass ein Wolf jede<br />

Scheu verloren hat, dann darf der Abschuss<br />

kein Tabu sein. Das Bundesnaturschutzgesetz<br />

räumt schon heute diese<br />

Möglichkeit ein.<br />

Die Wolfspopulation in Deutschland<br />

ist so vital, dass der Verlust eines einzelnen<br />

Tieres nicht ins Gewicht fiele. Der<br />

größte Schaden für die Wölfe wäre der<br />

Verlust der Akzeptanz in der Bevölkerung.<br />

Das tritt ein, wenn sich der Eindruck<br />

verfestigt, dass der Wolf die Spielregeln<br />

bestimmt und der Mensch sich<br />

dem zu fügen hat.<br />

Noch steht die Rückkehr des Wolfes<br />

am Anfang. Das Bundesamt für Naturschutz<br />

(BfN) beobachtet sehr genau, wie<br />

sich der Bestand entwickelt. Erst wenn<br />

mindestens 1000 erwachsene Wölfe in<br />

Deutschland leben, ist von einer „günstigen<br />

Erhaltungssituation“ auszugehen.<br />

BfN-Präsidentin Beate Jessel ist überzeugt,<br />

dass der Wolf seinen Platz finden<br />

wird: „Konflikte offen diskutieren, lösen<br />

und dem Wolf seine Ruhe lassen – so<br />

könnte daraus eine Erfolgsgeschichte<br />

des Naturschutzes werden.“<br />

Wenn aus höchstem Anspruch<br />

der Bitburger Siegelhopfen wird.<br />

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BIBER LUCHS Wenn aus Bier Bitburger wird.<br />

Für den Naturschutz sind Biber willkommene Helfer bei<br />

der Renaturierung von Bächen und Flüssen. Mit ihren<br />

Dammbauten schaffen sie Auenlandschaften und damit<br />

neuen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Für<br />

die Landwirte aber sind sie in manchen Regionen<br />

Deutschlands zur regelrechten Plage geworden. Die Biber<br />

setzen nicht nur Felder und Wiesen unter Wasser,<br />

sie untergraben Deiche und Böschungen, fällen Bäume –<br />

immer häufiger auch in Gärten. Mit einem Körpergewicht<br />

von bis zu 30 Kilogramm und einer Körperlänge<br />

von bis zu 1,30 Metern ist der Biber das größte Nagetier<br />

Europas. In Deutschland war er fast ausgestorben. Nur<br />

an der Elbe in Sachsen-Anhalt überlebte eine kleine Population.<br />

In den brandenburgischen Oderbruch wanderten<br />

Biber aus Polen ein, in Süddeutschland<br />

wurden Biber ausgesetzt.<br />

In fast allen Bundesländern<br />

ist der Biber inzwischen<br />

wieder heimisch. Der Bestand<br />

wird auf etwa 25.000<br />

Tiere geschätzt, die zum<br />

Teil erhebliche Schäden verursachen.<br />

Der Luchs ist ein sehr scheues<br />

Waldtier, und kaum ein<br />

Mensch bekommt ihn zu Gesicht.<br />

Vor etwa 200 Jahren<br />

war er in Europa nahezu ausgerottet.<br />

In den 1980er-Jahren<br />

wurde damit begonnen, die<br />

Art im Harz mit Nachzuchten<br />

wieder anzusiedeln. Luchse gibt<br />

es heute wieder in Sachsen-Anhalt,<br />

Thüringen und Hessen. In den Bayerischen<br />

Wald sind Luchse eingewandert, die vor etwa 40 Jahren<br />

auf tschechischer Seite ausgewildert wurden. Heute wird<br />

der Bestand in Deutschland auf etwa 25 erwachsene Tiere<br />

und zehn Jährlinge geschätzt. Im Pfälzer Wald an der<br />

Grenze zu Frankreich sollen noch in diesem Jahr ebenfalls<br />

Luchse ausgesetzt werden. Ziel ist es, eine Verbindung<br />

mit Populationen in Frankreich und der Schweiz<br />

zu schaffen. Unterstützt wird dieses Projekt auch von<br />

der Landesjägerschaft in Rheinland-Pfalz. Luchse können<br />

immerhin Tiere von der Größe eines Rehs erbeuten.<br />

An Haus- und Nutztiere des Menschen gehen sie in der<br />

Regel aber nicht heran.<br />

Aus Tradition einzigartig: unser Bitburger Siegelhopfen.<br />

Es ist schon besonders, dass unsere Braumeister direkt vor der Haustür eine der wichtigsten Zutaten zum Brauen von Bitburger<br />

Pils finden: den Bitburger Siegelhopfen. Der wächst in Holsthum, einem kleinen Dorf im Kreis Bitburg-Prüm. Hier pflanzen<br />

unsere Hopfenbauern mit großem Einsatz und viel Können Hopfen in bester Qualität an. Doch was macht ihn so besonders?<br />

Kurz gesagt: der Anspruch, das Bestmögliche zu erreichen.<br />

Denn genau das haben die Brauer der Bitburger Brauerei<br />

mit den Holsthumer Hopfenbauern gemeinsam. Und so<br />

führten Jahrzehnte intensiver Zusammenarbeit zur Kultivierung<br />

unseres Bitburger Siegelhopfens. Gereift auf dem<br />

bedeutendsten Anbaugebiet von Rheinland-Pfalz verleiht er<br />

Bitburger Premium Pils seinen unverwechselbaren feinherben<br />

Charakter. Die Folge: echter, vollmundiger Pils geschmack. Ein<br />

echtes Bitburger kann eben nur in der Eifel aus den besten<br />

Zutaten gebraut werden. So erklärt sich auch, warum jedes<br />

Bitburger Pils ein vollendeter Genuss ist. Und warum es so<br />

oft in geselliger Runde heißt: Bitte ein Bit.<br />

Problemfaktor: hoch<br />

Problemfaktor: gering


*<br />

4 POLITIK<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

NACHRICHTEN<br />

STABILITÄTSPAKT<br />

CSU kritisiert EU für laxe<br />

Behandlung Frankreichs<br />

Die CSU hat die Entscheidung der<br />

EU-Kommission kritisiert, Frankreich<br />

zwei Jahre länger Zeit zu geben,<br />

um die Neuverschuldung auf unter<br />

drei Prozent zu drücken. In einem<br />

Brief von Landesgruppenchefin Gerda<br />

Hasselfeldt an Kommissionspräsident<br />

Jean-Claude Juncker heißt<br />

es: „Gerade jetzt, wo wir in unserer<br />

Verantwortung für die Europäische<br />

Union und für die Euro-Zone vor<br />

großen Herausforderungen stehen,<br />

ist es wichtig, keine Ausnahmen<br />

zuzulassen.“ Hasselfeldt weiter: „Wir<br />

dürfen nicht den gefährlichen Eindruck<br />

erwecken, mit zweierlei Maß<br />

messen zu wollen.“ Für alle Länder –<br />

„egal ob groß oder klein“ – müssten<br />

dieselben Regeln gelten. tsv<br />

Wolfgang Bosbach<br />

(CDU) hat als<br />

einer von wenigen<br />

MdBs gegen eine<br />

Verlängerung der<br />

Finanzhilfen für<br />

Griechenland<br />

gestimmt<br />

SYRIEN<br />

Weiterer Schlag gegen<br />

IS-Terrormiliz<br />

Kurden und andere Kämpfer haben<br />

der Terrormiliz „Islamischer Staat“<br />

(IS) im Nordosten Syriens eine empfindliche<br />

Niederlage beigebracht. Die<br />

Einheiten hätten die Extremisten aus<br />

dem strategisch wichtigen Ort Tel<br />

Chamis nahe der Grenze zum Irak<br />

vertrieben, berichtete die syrische<br />

Beobachtungsstelle für Menschenrechte.<br />

Für den IS sei es die schwerste<br />

Niederlage seit der vollständigen<br />

Rückeroberung von Kobani.<br />

FLÜCHTLINGE<br />

Dresden setzt ein Zeichen<br />

der Solidarität<br />

Mehrere Tausend Menschen haben in<br />

Dresden für Solidarität mit Flüchtlingen<br />

demonstriert. Die Elbestadt<br />

war bewusst für die bundesweite<br />

Aktion ausgewählt worden, da hier<br />

die wutbürgerliche Pegida-Bewegung<br />

entstand. Redner warfen deren Anhängern<br />

vor, ein rassistisches Klima<br />

gefördert zu haben. Auch mehrere<br />

Politiker von SPD, Grünen und Linken<br />

reihten sich in den Zug ein.<br />

USA<br />

Für Heimatschutz noch<br />

eine Woche Geld<br />

Eine drohende Teilschließung des<br />

US-Ministeriums für Heimatschutz<br />

ist vorerst abgewendet. Kurz vor<br />

Ablauf einer Frist stimmte der Kongress<br />

einer einwöchigen Verlängerung<br />

des Etats der Behörde zu. Das<br />

Heimatschutzministerium wurde<br />

nach den Terroranschlägen vom<br />

11. September 2001 geschaffen.<br />

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Ein Mann reibt sich auf<br />

Geht er oder bleibt er? Wolfgang<br />

Bosbach, einer der beliebtesten<br />

deutschen Parlamentarier, denkt über<br />

einen Rückzug aus der Politik nach.<br />

Susanne Gaschke kann sich nicht so recht<br />

vorstellen, dass er Ernst machen wird<br />

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* Stand 6.2.2015<br />

Es ist sehr unfair, jemanden von oben<br />

dabei zu beobachten, wie er ein Brötchen<br />

isst. Zumal dann, wenn das Brötchen,<br />

wie heute üblich, auf tückische<br />

Weise mit Garnituren belegt wurde, die<br />

allesamt nur darauf warten, dem Essenden<br />

auf die Krawatte zu fallen. Wolfgang<br />

Bosbach, CDU-Bundestagsabgeordneter<br />

und Vorsitzender des Innenausschusses<br />

des Deutschen Bundestages, hat eine<br />

sehr akkurate Art, von seinem Brötchen<br />

abzubeißen. Da krümelt nichts, da fällt<br />

nichts, da wird nicht geschlungen; und<br />

gleichzeitig besteht kein Zweifel daran,<br />

dass der Vorsitzende mit voller Aufmerksamkeit<br />

den Ausführungen eines<br />

BKA-Beamten zu der Frage lauscht, was<br />

der jüngste Terroranschlag von Kopenhagen<br />

für die Bundesrepublik bedeutet.<br />

Bosbachs Verhandlungsführung im<br />

Ausschuss ist locker, witzig und souverän.<br />

Es gebe ja durchaus Vorsitzende, denen<br />

die Mitarbeiter noch „einatmen“<br />

und „ausatmen“ auf ihre Sprechzettel<br />

schreiben müssten, lästert eine leidgeprüfte<br />

Abgeordnete. Darauf käme man<br />

bei Wolfgang Bosbach so wenig wie auf<br />

die Idee, dass hier ein todkranker Mann<br />

sitzt. Ein 62-Jähriger, der darüber hinaus<br />

immer wieder mit seiner Partei hadert,<br />

obwohl sie, jenseits der Familie, wohl<br />

das Wichtigste in seinem Leben ist. Was<br />

man zu sehen meint von der Galerie des<br />

hellen Sitzungssaales PLH 2300 im Berliner<br />

Paul-Löbe-Haus, ist vielmehr ein<br />

glücklicher Mensch bei der Arbeit. Und<br />

„Ausschuss“ ist noch nicht einmal Karneval,<br />

den Bosbach liebt, oder die politische<br />

Rede im Wahlkreis, die er beherrscht<br />

und zelebriert wie nur wenige.<br />

Wolfgang Bosbach hat Krebs und<br />

weiß, dass ihm nicht mehr viel Zeit<br />

bleibt. Prostatakrebs, zu spät entdeckt,<br />

zu spät operiert, Metastasen überall. Ein<br />

Satz, der sich viel zu leicht schreibt. Und<br />

viel zu leicht liest. Und von dem man<br />

sich kaum vorstellen kann, wie damit zu<br />

leben sein soll.<br />

Und wie man damit so engagiert Politik<br />

machen kann. Wolfgang Bosbach ist<br />

unglücklich über manche Entwicklungen<br />

in seiner CDU. Am vergangenen Freitag<br />

stimmte er im Bundestag gegen eine<br />

weitere Verlängerung der Finanzhilfen<br />

für Griechenland. Das hatte er schon<br />

einmal, 2011, angekündigt und auch getan<br />

– und der damalige Kanzleramtsminister<br />

Ronald Pofalla hatte ihn dafür<br />

wüst beschimpft: „Jeden Abend sehe ich<br />

dich mit deiner Fresse im Fernsehen. Ich<br />

kann deine Fresse nicht mehr sehen.“<br />

Pofallas Ausfall brachte Bosbach damals<br />

viel Sympathie ein. Diesmal hat die<br />

große Koalition eine überwältigende<br />

In 20 Jahren nie<br />

länger als eine<br />

Woche Urlaub<br />

Mehrheit, deshalb sind seine Kollegen<br />

gelassener. Man kann sich eine Menge<br />

Abweichler leisten. Aber von Bosbach<br />

selbst war nun in der Zeitung zu lesen,<br />

es falle ihm schwer, „immer gegen die<br />

Fraktion zu stimmen“, und er wolle auch<br />

nicht immer die Kuh sein, die quer im<br />

Stall stehe. Er denkt jetzt über seinen<br />

Rückzug aus der Politik nach. „Ich überlege<br />

persönlich, wie es weitergehen soll.“<br />

Seine Frau Sabine und er telefonieren<br />

in den Sitzungswochen des Bundestages<br />

nicht oft miteinander. Es müssen schon<br />

Anlässe sein wie die Pofalla-Geschichte.<br />

Jetzt aber rief sie ihn frühmorgens an<br />

und fragte: „Du willst doch nicht dein<br />

Mandat niederlegen?“ Wolfgang Bosbach<br />

wäre nicht er selbst, wenn er dazu nicht<br />

sofort einen Witz machen würde: Seine<br />

Frau sei wahrscheinlich die einzige gewesen,<br />

die seine Gedanken als eine Art<br />

Drohung empfunden habe, sagt er. Denn<br />

für sie hätte das ja bedeutet, dass er<br />

dann dauernd zu Hause sei und ihr Leben<br />

durcheinanderbringe. In diesem<br />

Scherz ist sehr viel aufgehoben. Es sind<br />

Botschaften über Beziehungen, zur Partei<br />

und zur Familie.<br />

Für die Partei reibt er sich seit der<br />

Bundestagswahl<br />

„<br />

1972 auf, da hatte er als<br />

junger Mann Wahlkampf für die CDU<br />

gemacht, schlimm über ihre Niederlage<br />

geweint – und war dann eingetreten. Tag<br />

für Tag, Wochenende für Wochenende<br />

ist er unterwegs, Hunderte und Tausende<br />

von Kilometern im Auto und in der<br />

Bahn, auf Ortsverbandssitzungen und in<br />

Podiumsdiskussionen, an Wahlkampfständen<br />

und in Talkshows, zuletzt bei<br />

Anne Will, natürlich zum Thema Griechenland,<br />

und natürlich ganz schön krawallig.<br />

Bosbach hat allerdings eine sympathische<br />

Art, sich zu echauffieren: Bedrohlich<br />

wirkt er dabei nie.<br />

In der Jungen Union, im Kreistag, als<br />

Stadtverbandsvorsitzender, Abgeordnetenmitarbeiter<br />

und von 1994 an als Mandatsträger:<br />

Wolfgang Bosbach lebt seit<br />

40 Jahren das Leben eines totalen Politi-<br />

kers. Ohne Rücksicht auf sich selbst, ohne<br />

Rücksicht auf sein Wohlbefinden.<br />

Durch eine verschleppte Grippe zog er<br />

sich in einem harten Wahlkampf eine<br />

Herzmuskelschwäche zu; seither trägt er<br />

Herzschrittmacher und Defibrillator. Eigentlich<br />

macht er genau das, was allen<br />

Parteireformern, allen Seiteneinsteigern<br />

in die Politik ein Graus ist. „Ich kann<br />

aber nicht abends auf der Terrasse entspannen,<br />

wenn ich weiß, dass ich dafür<br />

einen politischen Termin ausgeschlagen<br />

habe“, sagt er. In 20 Bundestagsjahren<br />

hat er nie länger als eine Woche Urlaub<br />

gemacht. „Aber ich bekomme ja sowieso<br />

schon nach drei Tagen Heimweh.“ Für<br />

einen rheinischen Katholiken hat Bosbach<br />

ein enorm protestantisches Pflichtbewusstsein.<br />

Die Familie, seine Frau und die drei<br />

Töchter mussten damit von Anfang an<br />

klarkommen, irgendwie. Bosbach war<br />

eine abwesender Vater. Das geht nur<br />

bei sauberer Arbeitsteilung, die fast<br />

nach 50er-Jahren klingt und bis in die<br />

Emotionen reicht. Über Politik und<br />

über seine Krankheit wird zu Hause<br />

nicht gesprochen, jedenfalls nicht mit<br />

ihm. Dass er in den Medien durchaus<br />

Auskunft über den Krebs gibt, mag für<br />

die Familie hart sein. Aber Bosbach<br />

sagt, er habe das Thema nicht vorangetrieben,<br />

sondern nur auf legitime<br />

Fragen geantwortet. Zu Hause brauche<br />

er einen Freiraum, wo er nicht bemitleidet<br />

werde. Die Bosbach-Biografin<br />

Anna von Bayern hat in ihrem lesenswerten<br />

Buch „Jetzt erst recht!“<br />

beschrieben, dass Sabine Bosbach es<br />

auch nicht anders haben wolle: „Irgendwann<br />

habe ich verstanden, der<br />

macht das einfach total gern, der wäre<br />

todunglücklich, wenn er nicht weitermachen<br />

würde“, zitiert von Bayern<br />

sie. Auch die älteste Tochter Caroline<br />

kommt im Buch zu Wort, auch sie<br />

zeigt viel Verständnis für die Arbeitswut<br />

ihres Vaters: „Alles, was er macht,<br />

macht er gern. Wenn du einen Job<br />

hast, den du gern machst, dann<br />

brauchst du nicht viel Schlaf und<br />

nicht viel Freizeit.“<br />

Wenn er den Job aber so gern macht,<br />

wenn er sich so sehr einsetzt und so viel<br />

investiert, wenn es ihn schmerzt, gegen<br />

seine Fraktion zu stimmen: Warum tut er<br />

es dann? Warum gibt er nicht einfach Ruhe<br />

und verhält sich konform? Oder, wenn<br />

er das nicht aushalten kann: Warum<br />

dann nicht doch aussteigen und sich<br />

endlich selbst etwas mehr Ruhe gönnen?<br />

Die Antworten auf beide Fragen sind<br />

vielschichtig. Zunächst einmal beharrt<br />

Bosbach als Abgeordneter auf seinem


*<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />

POLITIK<br />

5<br />

grundgesetzlich garantierten Recht zur<br />

freien Gewissensentscheidung. Natürlich<br />

muss eine Regierung, die handlungsfähig<br />

sein soll, sich einigermaßen auf die<br />

Fraktionen verlassen können, die sie tragen.<br />

Natürlich geht es bei „Gewissensentscheidungen“<br />

nicht um Launen oder<br />

Geschmacksfragen. Aber eine rational<br />

begründete, zutiefst als nötig empfundene<br />

Abweichung ist möglich und wichtig.<br />

Wenn alle sich verhalten würden wie<br />

Bosbach, könnte das System nicht funktionieren.<br />

Wenn keiner sich so verhielte<br />

wie er, wäre es keine Demokratie. Diese<br />

Spannung müssen alle Beteiligten aushalten.<br />

„Deshalb finde ich es schwierig,<br />

wenn jede Abstimmung zur Loyalitätsfrage<br />

gemacht wird“, sagt Bosbach, der<br />

in seiner gesamten Bundestagszeit nur<br />

noch bei einem einzigen anderen Thema,<br />

der Neuregelung des Paragrafen 218,<br />

die Fraktionslinie verlassen hat.<br />

Dann ist da die Sachfrage. Bosbach ist<br />

tatsächlich überzeugt davon, dass die<br />

Verlängerung der Griechenlandhilfe zu<br />

nichts Gutem führt. Drei Szenarien stehen<br />

ihm vor Augen: „Wir halten an der<br />

Illusion fest, dass eine Krise, die durch<br />

Überschuldung entstanden ist, durch<br />

immer neue Kredite, also immer neue<br />

Schulden, gelöst werden kann – und dass<br />

Griechenland tatsächlich in der Lage ist,<br />

die eigene Wirtschaft und Landesverwaltung<br />

so fit zu machen, dass die Schulden<br />

wirklich zurückgezahlt werden können.<br />

Oder: Griechenland gelangt selbst zu der<br />

Erkenntnis, dass es wegen mangelnder<br />

Wirtschaftskraft unter den gegebenen<br />

Bedingungen den Euro nicht schaffen<br />

kann. Dann wird man dem Land bei einem<br />

Austritt aus der Euro-Zone helfen<br />

müssen. Wir können Griechenland ja<br />

nicht im Chaos versinken lassen. Oder:<br />

Wenn man zu der Überzeugung kommt,<br />

dass Griechenland auf jeden Fall in der<br />

Euro-Zone gehalten werden muss, und<br />

wenn das Land das nicht aus eigener<br />

Kraft schaffen kann – dann sollten wir<br />

den Steuerzahlern wenigstens ehrlich sagen,<br />

was diese Entscheidung sie auf Dauer<br />

kosten wird.“<br />

Das ist eine Position, die dem rationalen<br />

Diskurs – und den verunsicherten<br />

Wählern – sehr viel zutraut. Ist es da<br />

nicht sicherer, argumentativ mit einer<br />

gewissen Unschärfe zu arbeiten, wie Angela<br />

Merkel es tut? Genau diese Unschärfe<br />

ist Bosbach zuwider. Vielleicht<br />

hat er aus der kaufmännischen Ausbildung<br />

vor seinem Jurastudium eine gewisse<br />

Rechenhaftigkeit zurückbehalten.<br />

Oder könnte es daran liegen, dass er rhetorische<br />

Auseinandersetzungen meist<br />

gewinnt? Er spricht gern, er spricht<br />

DOMINIK BUTZMANN<br />

überzeugend, er klingt stets überaus vernünftig,<br />

ist kenntnisreich und hat immer<br />

noch Energie für einen Scherz übrig. Er<br />

setzt großes Vertrauen darauf, dass er<br />

sich Klartext leisten kann. Andere können<br />

sich da nicht so sicher sein.<br />

Auch Fraktionskollegen, die seine Position<br />

nicht teilen, bescheinigen ihm außerordentliche<br />

kommunikative Fähigkeiten,<br />

Authentizität und eine überdurchschnittliche<br />

Begabung, „den Leuten Politik<br />

zu erklären“. Ein hessischer Abgeordneter,<br />

der selbst ziemlich witzig ist, sagt<br />

mit gespieltem Stöhnen, immer wenn<br />

Bosbach in der Talkshow sitze, würde<br />

seine eigene Ehefrau ihm vorhalten, der<br />

sei jedenfalls mal jemand mit Rückgrat.<br />

Das Publikum sieht das genauso. Für<br />

seine Medienauftritte bekommt er sehr<br />

viele positive Rückmeldungen. Unendlich<br />

viele Einladungen zu Veranstaltungen.<br />

Wöchentlich bergeweise Mails und<br />

Briefe von Wählern, die sich darüber beklagen,<br />

dass die Kluft zwischen Wählern<br />

und Gewählten immer größer werde. Er<br />

nimmt sie sehr ernst. Und er beantwortet<br />

fast alles persönlich.<br />

Bosbach ärgert sich sehr, wenn ihm<br />

unterstellt wird, er lege sich bloß mit der<br />

Parteiführung an, um sich zu profilieren:<br />

In keinem Entscheidungsprozess habe<br />

die Union derart oft ihre Meinung geändert<br />

wie in der Frage der Euro-Rettungsmaßnahmen.<br />

Er selbst sei bei seiner geblieben.<br />

„Man kann mir vielleicht mangelnde<br />

Flexibilität vorwerfen, aber kein<br />

taktisches Verhältnis zur Sache.“<br />

Doch natürlich profitiert er davon,<br />

dass die Zuschauer Rebellen lieben. Die<br />

Devise „leg dich quer, dann bist du wer“<br />

hat politisch schon vielen genützt. Dem<br />

Grünen Christian Ströbele ebenso wie<br />

dem CSU-Mann Peter Gauweiler. Auch<br />

Joschka Fischer und Gerhard Schröder<br />

fielen nicht dadurch auf, dass sie allzu<br />

konform mit dem Mainstream gingen.<br />

Dabei ist es ziemlich egal, wie man in die<br />

Querlage gekommen ist.<br />

Unterhalb des Unterhaltungsinteresses<br />

geht es aber um ernsthaftere<br />

Dinge. Es geht um ein wachsendes<br />

Entfremdungsgefühl der Repräsentierten<br />

gegenüber ihren Vertretern,<br />

das sich zum Beispiel in den diffusen<br />

Pegida-Protesten äußerte. Oder darin,<br />

dass mehr als 40 Prozent der Befragten<br />

in einer Studie des Berliner Otto-<br />

Suhr-Instituts der Aussage zustimmen,<br />

Deutschland sei keine richtige<br />

Demokratie mehr. Kann es sein, dass<br />

sich das Publikum inzwischen zu oft<br />

unterfordert fühlt, während gleichzeitig<br />

die Leistung der Politikvermittler<br />

unterkomplex ausfällt?<br />

Von sich weist Bosbach die Mutmaßung,<br />

dass sein moderates Rebellentum<br />

schlicht damit zu tun haben<br />

könnte, dass er weder 2005 noch 2009<br />

Bundesinnenminister wurde. Vielleicht<br />

ging das wegen des Regionalproporzes<br />

im Kabinett nicht, vielleicht<br />

ja auch deshalb nicht, weil er<br />

Angela Merkel zu unabhängig gewesen<br />

wäre. In der Fraktion sagte Bosbach<br />

damals, er sei schon enttäuscht. Aber<br />

eben auch eine rheinische Frohnatur.<br />

Am Abend werde er einen trinken,<br />

dann sei die Sache wieder gut. Aber<br />

ist sie das?<br />

Es gehört zum politischen Comment,<br />

Enttäuschung öffentlich zu leugnen. Warum<br />

eigentlich? Wenn einer die Partei so<br />

liebt, sich so einsetzt wie Bosbach – darf<br />

der sich nicht wünschen, wiedergeliebt<br />

zu werden? Dürfte der nicht sogar ziemlich<br />

enttäuscht sein? Wäre das nicht nur<br />

menschlich? Die Wähler, die Bosbach<br />

beim letzten Mal 58,5 Prozent ihrer<br />

Stimmen gaben, mögen ja offenbar Leute<br />

mit Brüchen und Widersprüchen.<br />

Man muss gar nicht ganz heil sein, um<br />

zu überzeugen.<br />

Wenn wir also einfach davon ausgehen,<br />

dass die Enttäuschung irgendwo in<br />

Bosbach existiert: Wäre sie nicht auch<br />

ein sehr starkes Motiv, sich die ganze<br />

Mühe der Abweichung, den ganzen Terminstress<br />

und alle weiteren Anfeindungen<br />

zu ersparen? Bosbach ist keine Maschine,<br />

auch er steht gern auf einem<br />

Gipfel in Obertauern, bei strahlender<br />

Sonne und knackiger Kälte, kurz vor der<br />

Abfahrt. Auch er kann, von einem kleinen<br />

Strandrestaurant aus, den Sonnenuntergang<br />

genießen.<br />

Auch er hat sich in den vergangenen<br />

Jahren gefragt, was er alles verpasst hat<br />

und ob das richtig war. Wahrscheinlich<br />

gibt er der Enttäuschung aus den gleichen<br />

Gründen keine Macht über sein politisches<br />

Schicksal, wie er dem Krebs nur<br />

widerwillige Zugeständnisse macht: Diese<br />

Arbeit gehört zu seinem Leben, er<br />

macht sie gut, so wie andere gutes Brot<br />

backen oder einen guten Tisch schreinern.<br />

Er bekommt Anerkennung dafür.<br />

Der Berggipfel, der Sonnenuntergang,<br />

sogar die Zeit mit der Familie – sie haben<br />

ihren Platz in diesem Spannungsverhältnis<br />

zwischen ganz viel Tätigkeit und<br />

ganz bewusst dosierter Muße. Dass<br />

Wolfgang Bosbach mit der Politik aufhört,<br />

ist etwa so wahrscheinlich und etwa<br />

so sinnvoll, wie dass Helmut Schmidt<br />

das Rauchen einstellt.<br />

Auch die Mongolei gehört zu Deutschland<br />

Bei bayerischem Bier, Haxn,<br />

Hendln und Brezn hatte Tsachiagiin<br />

Elbegdordsch seinen letzten<br />

Besuch in Berlin beendet. Zweieinhalb<br />

Stunden lang hielt sich der mongolische<br />

Präsident im „Hofbräuhaus“ in der Nähe<br />

des Alexanderplatzes auf – einem,<br />

nun ja, eher unkonventionellen Ort für<br />

derart hochrangige Gäste. Über seinen<br />

„ersten Staatsbesuch“ freute sich damals<br />

der Restaurant-Chef. „Danke“,<br />

antwortete der Präsident in deutscher<br />

Sprache. An diesem Dienstag, knapp<br />

drei Jahre später, wird Elbegdordsch<br />

abermals in Berlin empfangen, kommt<br />

mit Bundespräsident Joachim Gauck<br />

und Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen.<br />

VON DANIEL FRIEDRICH STURM<br />

Fremdheit und vor allem Ferne symbolisieren<br />

die Mongolei in Deutschland.<br />

Bisher weckten allenfalls Heldengeschichten<br />

Dschingis Khans oder der entzückende<br />

Kinofilm „Die Geschichte vom<br />

weinenden Kamel“ Interesse an der<br />

Mongolei und ihren Mythen. Aber das<br />

Land will mehr, wirbt ab Mittwoch als<br />

Partnerland der Internationalen Tourismus-Börse<br />

(ITB) Berlin für sich.<br />

Umgekehrt ist das nicht nötig. In<br />

der Mongolei trifft Deutschland auf<br />

mehr als nur „Made in Germany“-Bewunderung.<br />

Deutschland ist nicht nur<br />

beliebt, sondern in Teilen des Volkes<br />

fest verankert. Wer etwa als Deutscher<br />

durch die Straßen der Hauptstadt<br />

Ulan-Bator streift, kann damit rechnen,<br />

von Einheimischen auf Deutsch<br />

angesprochen zu werden. Mit rund<br />

30.000 Mongolen beherrscht etwa ein<br />

Prozent der gut drei Millionen Einwohner<br />

die deutsche Sprache – ein positives<br />

Erbe der DDR; sie hatte schon<br />

kurz nach ihrer Gründung, im Jahre<br />

1950, diplomatische Beziehungen zur<br />

Mongolei aufgenommen. Bonn entschied<br />

sich dazu erst 1974. Im vorigen<br />

Rund 30.000<br />

Mongolen sprechen<br />

Deutsch. Unter<br />

ihnen sind viele, die<br />

einmal ein<br />

Stipendium der DDR<br />

erhalten hatten. Jetzt<br />

kommt ihr Präsident<br />

nach Berlin<br />

Zweieinhalb Stunden im „Hofbräuhaus“:<br />

Tsachiagiin Elbegdordsch<br />

Jahr feierte Außenminister Frank-Walter<br />

Steinmeier (SPD) 40 Jahre diplomatische<br />

Beziehungen in Ulan-Bator.<br />

Dabei waren es vor allem Entwicklungsprojekte<br />

und Stipendien der DDR,<br />

die (Ost-)Deutsche und Mongolen über<br />

Jahrzehnte hinweg in Kontakt brachten.<br />

Die schönste Zeit ihres Lebens hätten<br />

sie einst in Ost-Berlin, Leipzig oder<br />

Rostock verbracht, ist von Mongolen<br />

immer wieder zu hören. Mancher, der<br />

in der DDR ausgebildet wurde (und dies<br />

genoss), will heute seine Kinder abermals<br />

nach Deutschland schicken. Viele<br />

junge Mongolinnen interessieren sich<br />

für einen Au-pair-Platz – nicht etwa in<br />

Frankreich oder Spanien, sondern in<br />

Deutschland. Erst im Januar stellte die<br />

PICTURE ALLIANCE / KYODO/DPA<br />

deutsche Botschaft das 75.000. Visum<br />

aus. Der Botschafter lud zu einer kleinen<br />

Zeremonie, stolz präsentierte Ya<br />

Oyunbileg ihren Pass mit dem Visum<br />

vor der deutschen, europäischen und<br />

mongolischen Fahne. Die Wirtschaftsjuristin<br />

hatte einst in Berlin studiert.<br />

Die deutsche Botschaft in Ulan-Bator<br />

befindet sich in dem Gebäude, in der<br />

einst die Diplomaten der DDR tätig waren<br />

– ein Symbol, das hier niemanden<br />

stört. Ein Überbleibsel aus alten kommunistischen<br />

Zeiten war lange auch die<br />

direkte Flugverbindung zwischen Berlin-Schönefeld<br />

und Ulan-Bator, betrieben<br />

von der kleinen mongolischen Gesellschaft<br />

Miat. Noch vor wenigen Jahren<br />

gab es von Berlin aus zwar keinen<br />

Direktflug nach New York, sehr wohl<br />

aber einen nach Ulan-Bator. Derzeit<br />

sind die Direktflüge ausgesetzt. Wer<br />

Zeit hat, Lust auf viel Landschaft (und<br />

auf Tee aus dem Samowar), wählt die<br />

Transsibirische Eisenbahn, genauer gesagt<br />

den Zug Nummer 6 von Moskau<br />

nach Ulan-Bator. Jeden Donnerstagabend<br />

beginnt diese 6266-Kilometer-<br />

Reise, Ankunft am Dienstagmorgen.<br />

Sowohl die russischen als auch – auf<br />

der Weiterfahrt nach Peking – die chinesischen<br />

Grenzbeamten sind nicht<br />

durchweg nett. Es schwingt eine gewisse<br />

Überheblichkeit der beiden Weltmächte<br />

gegenüber der „kleinen“ Mongolei<br />

mit – deren Fläche übrigens viereinhalbmal<br />

so groß ist wie Deutschland.<br />

Als „ein kleines friedliches Pony zwischen<br />

zwei Elefanten“ sieht der mongolische<br />

Präsident sein Land zwischen<br />

den mächtigen Nachbarn.<br />

Anders als die autoritären Staaten<br />

China und Russland ist die Mongolei<br />

seit der Transformation 1989 eine Demokratie.<br />

Hier wechseln Regierungen.<br />

Es gibt echte Wahlen, und eine Umweltministerin<br />

von der Grünen Partei. Den<br />

„Freiheitswillen der Mongolen“ würdigte<br />

Bundespräsident Gauck, als er seinen<br />

Amtskollegen 2012 empfing. Die Mongolei<br />

gehört der Organisation für Sicherheit<br />

und Zusammenarbeit in Europa (!)<br />

an. Das einstige Bundeswehr-Feldlager<br />

im afghanischen Faisabad war von mongolischen<br />

Soldaten gesichert worden.<br />

In den vergangenen Jahren reisten etliche<br />

deutsche Politiker nach Ulan-Bator.<br />

Von einer „Rohstoffpartnerschaft“<br />

spricht Kanzlerin Merkel gewohnt<br />

nüchtern. Sie hatte vor dreieinhalb Jahren<br />

mit dem Präsidenten in einer Jurte<br />

innerhalb des Regierungshauses gesprochen.<br />

Die Mongolei birgt große Vorräte<br />

Seltener Erden. „Noch viel Potenzial“<br />

gibt es nach Ansicht der Bundesregierung<br />

für mehr Wirtschaftsbeziehungen<br />

zwischen dem Rohstoff-Riesen Mongolei<br />

und dem Vize-Exportweltmeister<br />

Deutschland. Die Korruption wird allenthalben<br />

beklagt, außerdem die Umweltzerstörung.<br />

Erst jüngst stiftete<br />

Deutschland 400 Ofenaufsätze für arme<br />

Familien in Jurtenvierteln Ulan-Bators.<br />

Während des Winters herrschen hier<br />

Temperaturen bis zu minus 40 Grad<br />

Celsius. Smog herrscht in der Stadt. Alte<br />

Autoreifen werden verbrannt, wenn<br />

es an Holz fehlt.<br />

Das auf gut 1300 Metern gelegene<br />

Ulan-Bator ist durch extreme Temperaturunterschiede<br />

geprägt. Im Sommer<br />

wird es hier bis zu 40 Grad heiß. Da<br />

schmeckt das Bier, ob bayerisch oder<br />

nur als bayerisch gepriesen. Tausende<br />

Mongolen verfolgten auf einem Groß-<br />

Bildschirm die Spiele der Fußball-WM<br />

2006 in Deutschland. Zumeist trugen<br />

sie Trikots in Schwarz-Rot-Gold, meistens<br />

in korrekter Anordnung der Farben.<br />

Podolski und andere Namen waren<br />

auf ihren Trikots zu lesen. Der mongolische<br />

Reporter konnte sogar „Schweinsteiger“<br />

fehlerfrei aussprechen. Übertragen<br />

wurde das „Sommermärchen“ in<br />

einem riesigen Zelt. Das Bier gab es in<br />

Masskrügen, und es wirkte. Auf den Tischen<br />

wurde jedes deutsche Tor bejubelt.<br />

Jenes Spektakel zu Ulan-Bator trug<br />

damals einen Namen: „Oktoberfest“.<br />

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*<br />

*<br />

6 POLITIK<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />

POLITIK<br />

7<br />

Die tragische Mission<br />

eines Hoffnungsträgers<br />

Boris Nemzow ist seinen Idealen treu geblieben.<br />

Begegnungen mit einem russischen Reformer<br />

Moskau im Juni 1997.<br />

Der Mann passte so<br />

gar nicht in das staatstragende<br />

Ambiente des<br />

russischen Regierungssitzes.<br />

Breitbeinig wie ein Cowboy<br />

schlenderte er über den langen Flur auf<br />

der 5. Etage des Weißen Hauses – auf<br />

den Lippen das Lächeln eines Politikers,<br />

der sicher war, in Zukunft noch<br />

viel bewegen zu können. Mit seinem<br />

schwarzem Lockenkopf wirkte der 37-<br />

jährige Boris Nemzow in seinem überdimensionierten<br />

Büro wie ein Junge,<br />

dem man ein viel zu großes Spielzeug<br />

geschenkt hatte. Nur eine Kleinigkeit<br />

hatte sich verändert: Er trug nicht mehr<br />

Jeans und Wollpullover wie als Gouverneur<br />

von Nischni Nowgorod, sondern<br />

ein weißes Hemd und Krawatte.<br />

VON JÖRG EIGENDORF<br />

Nemzow war zu diesem Zeitpunkt<br />

gerade seit 100 Tagen Erster Vize-Premier<br />

der Zentralregierung, gemeinsam<br />

mit dem ehemaligen Privatisierungsminister<br />

Anatoli Tschubais. Es war ein<br />

Samstagmittag, 25 Minuten hatte Nemzow<br />

eingeplant für sein erstes Interview<br />

mit einem deutschen Medium (gemeinsam<br />

mit Michael Thumann für die<br />

„Zeit“) seit seinem Wechsel von der<br />

Provinz in die Hauptstadt. Es ging um<br />

Reformen, die hohen Erwartungen und<br />

den Präsidenten Boris Jelzin, als dessen<br />

Nachfolger Nemzow damals gehandelt<br />

wurde.<br />

Engagiert: Boris Nemzow bei einer<br />

Demonstration im Mai 2012 in Moskau<br />

Sein Wechsel in das heiße politische<br />

Umfeld der Hauptstadt war fast einhellig<br />

als ein Signal des Aufbruchs für<br />

Russland gewertet worden. Entsprechend<br />

groß waren die Hoffnungen auf<br />

Therapie für den größten Flächenstaat<br />

der Welt, nachdem dieser vor allem<br />

Schocks erlitten hatte. Nemzow, das<br />

war die Erwartung damals, würde sich<br />

mit Jelzins Rückendeckung gegen die<br />

Eliten durchsetzen.<br />

In Nischni Nowgorod, der Stadt rund<br />

400 Kilometer östlich von Moskau, in<br />

die einst der Physiker und Friedensnobelpreisträger<br />

Andrei Sacharow verbannt<br />

wurde, hatte Nemzow relativ ungestört<br />

arbeiten können. Noch kam er<br />

nicht in Konflikt mit den Moskauer Oligarchen<br />

oder den mächtigen Herrschern<br />

über das Gas. Der studierte Physiker<br />

war das Antiprogramm zum etablierten<br />

Politiker, ein ziemlich cooler<br />

Typ, der als Frauenschwarm galt und<br />

selbst neckische Schneeballschachten<br />

mit Fernsehreporterinnen vor laufenden<br />

Kameras nicht scheute. Allerdings<br />

zeichnete Nemzow in seiner Nischni-<br />

Zeit auch etwas anderes aus: Er setzte<br />

sich durch, schaffte Fakten und blieb<br />

trotzdem sehr beliebt.<br />

Ständig war er unterwegs in seinem<br />

Gebiet. Im Frühjahr 1995 ging es auf der<br />

Ladefläche eines Militärhubschraubers<br />

zu Bauern ins Dorf Tumanka am Rande<br />

seines Regierungsgebietes, um bei der<br />

Privatisierung einer Kolchose dabei zu<br />

sein. Als der Hammer an diesem Tag<br />

zum letzten Mal fiel, waren 188 Bauern<br />

zu Kleinunternehmern geworden.<br />

AP/MISHA JAPARIDZE<br />

Dass er als Reformer beliebt blieb,<br />

hatte viel mit seiner selbstbewussten,<br />

aber doch sympathischen Art zu tun. Als<br />

er sich mit Unternehmensführern in der<br />

Region traf, stieß er schon mittags mit<br />

Wodka an. Man sollte den ersten besser<br />

ablehnen, wenn man vom Rest des Tages<br />

noch etwas haben wollte. Nemzow hingegen<br />

stand auch nach einem solchen<br />

Mittagessen noch ein Pensum durch, das<br />

Respekt abforderte. Und er driftete nicht<br />

ab, sondern blieb bodenständig. Zurück<br />

in Nischni Nowgorod wurde er an diesem<br />

Tag von einem Wolga, einer Sowjetkarosse,<br />

am Flughafen abgeholt. Nemzows<br />

Frau und seine Tochter warteten<br />

im Auto. Herzlich war er nicht zu ihnen,<br />

er beachtete sie kaum. Das war die andere<br />

Seite des Boris Nemzow: Er konnte<br />

kühl, manchmal sogar schroff sein.<br />

Solange er in der Provinz blieb,<br />

schien er sich frei entfalten zu können.<br />

Das änderte sich in Moskau. Die Berufung<br />

in die Hauptstadt kam zu früh, die<br />

Mission war zu groß für ihn, Jelzins<br />

Rückhalt zu schwach. Nemzow startete<br />

wie in Nischni: kompromisslos, direkt<br />

und auch populistisch. Sein erster Erlass<br />

lautete, dass Politiker nur noch russische<br />

Autos fahren dürften.<br />

Jelzins Schützling sollte bald merken,<br />

dass seine Anweisungen ins Leere liefen.<br />

Nemzow selbst erzählte einmal in<br />

einem vertraulichen Gespräch, dass von<br />

ihm unterschriebene Erlasse auf den<br />

Fluren des Weißen Hauses verloren<br />

gingen. Als „Kamikaze-Mission“ hatte<br />

er im März 1997 seine Ernennung zum<br />

Vize-Premier bezeichnet. Er sollte<br />

recht behalten: Nach nicht einmal eineinhalb<br />

Jahren hatte er sich aufgerieben<br />

im Moskauer Polit-Sumpf. Nach einem<br />

Börsenabsturz im Juni 1998 bat Nemzow<br />

Präsident Jelzin um Entlassung.<br />

Es spricht für ihn, dass er im Gegensatz<br />

zu seinem Vize-Premier-Partner<br />

Tschubais nicht nach dem großen Geld<br />

gestrebt hat. Nemzow blieb in der Politik<br />

und musste mit ansehen, wie der Familienclan<br />

Wladimir Putin zum Nachfolger<br />

auserkor – ein ehemaliger Geheimdienstmann,<br />

der quasi aus dem<br />

Nichts kam und als gefügig galt.<br />

Nemzow emigrierte in die Opposition<br />

und wählte damit den wohl schwierigsten<br />

Weg in einem Land, das zunehmend<br />

autokratisch regiert wurde und in<br />

dem Andersdenkende heute als Vaterlandsverräter,<br />

Faschisten oder psychisch<br />

Kranke diffamiert werden. Nemzow<br />

blieb, trotz einiger Fehltritte, immer<br />

sich selbst treu, war mutig und artikulierte<br />

Kritik wie kaum ein anderer.<br />

Es war klar, dass seine Opposition gegen<br />

den Ukraine-Feldzug des Kreml die<br />

geringe Toleranz des Machtapparats, allen<br />

voran des Geheimdienstes FSB und<br />

des Militärs, irgendwann überstrapazieren<br />

würde. Der Gegenwind wurde immer<br />

stärker, Nemzow immer desillusionierter,<br />

bis er schließlich spürte, dass<br />

man ihm nach dem Leben trachtete.<br />

„Millionen werden es nicht sein“,<br />

sagte Nemzow am Freitagabend in seinem<br />

letzten Interview mit dem ukrainischen<br />

Radiosender Vesti. Damit meinte<br />

er die Demonstration an diesem Sonntag<br />

in Moskau. Ein Marsch gegen Krieg<br />

und die Krise seiner Bewegung „Frühling“<br />

sollte es werden.<br />

Jetzt wird es ein Trauermarsch, und<br />

vielleicht werden es doch Millionen. Es<br />

wäre eine angemessene Würdigung von<br />

Nemzows Lebenswerk. Auf die Frage,<br />

ob er Präsident werden wolle, sagte er<br />

am Freitagabend: „Jelzin hatte mich ja<br />

als seinen Nachfolger vorgesehen, hat<br />

es sich dann aber anders überlegt und<br />

machte Putin zum Präsidenten. Das<br />

war sein größter Fehler.“ Dann lachte<br />

er. Es waren seine letzten öffentlichen<br />

Worte. Wie recht er damit hatte.<br />

Mord in einem der am besten überwachten Gebiete der Erde: Auf der Großen Moskwa-Brücke liegt der Leichnam von Boris Nemzow – nur etwa hundert Meter von Kreml entfernt<br />

Vor den Mauern des Kreml<br />

D<br />

Die Große Moskwa-Brücke ist voller<br />

Menschen. Sie bringen Blumen, Kerzen,<br />

Heiligenbilder an eine Stelle der Brüstung,<br />

nah am Nordufer. Es ist der Ort, an<br />

dem in der Nacht zum Samstag Boris<br />

Nemzow von vier Kugeln aus einer Makarow-Pistole<br />

getroffen wurde. Wer hierherkommt,<br />

zeigt offen, dass er um den<br />

fähigsten Oppositionsführer Russlands<br />

trauert. Dazu gehört Mut. Denn wer<br />

nicht einverstanden ist mit der Politik<br />

von Präsident Wladimir Putin, der<br />

fürchtet sich spätestens jetzt. Dieser<br />

Was bedeutet der<br />

Mord an Boris<br />

Nemzow? Russlands<br />

Oppositionelle haben<br />

Angst vor weiterer<br />

Gewalt – und vor<br />

einem unglaublichen<br />

Vorwurf: dass in<br />

Wahrheit sie die<br />

Täter seien<br />

VON JULIA SMIRNOVA<br />

AUS MOSKAU<br />

Novy Arbat 11<br />

ca. 20:07 Uhr<br />

bis 20:52 Uhr<br />

Interview mit<br />

Echo Moskwy<br />

ca. 21:45 Uhr<br />

Telefoninterview mit<br />

ukrain. Radio Westi<br />

Christ-<br />

Erlöser-<br />

Kathedrale<br />

DER LETZTE ABEND<br />

Die Mörder müssen seinen Weg gekannt<br />

haben, wird die Polizei später sagen. Da<br />

verhört sie noch Anna Duritskaja, das 23-<br />

jährige ukrainische Model, mit dem Boris<br />

Nemzow seit drei Jahren zusammenlebte.<br />

Nur die junge Frau war bei ihm, als der 55-<br />

jährige, frühere Vizepremier und Putin-<br />

Gegner in der Nacht zum Samstag mitten in<br />

Moskau erschossen wurde, keine hundert<br />

Meter von der Kreml-Mauer entfernt. Nemzows<br />

letzter Abend war lang und geschäftig:<br />

politisches Engagement, urbaner Lebensstil.<br />

Um 20.07 Uhr Moskauer Zeit beginnt ein<br />

dreiviertelstündiges Interview mit Nemzow<br />

beim Radiosender Echo Moskwy. Es geht um<br />

die bevorstehende Demonstration gegen<br />

Putins Ukraine-Politik. Immer wieder unterbricht<br />

Nemzow die Moderatoren, so als habe<br />

er keine Zeit mehr. „Dieser Marsch fordert<br />

den sofortigen Stopp des Krieges mit der<br />

Ukraine“, sagt er energisch. „Die Sanktionen,<br />

die Kapitalflucht: All das kommt von Putins<br />

unsinniger Aggression gegen die Ukraine.“<br />

Um kurz vor 21.00 Uhr ist das Gespräch<br />

beendet. Um 21.45 Uhr gibt Nemzow dem<br />

ukrainischen Sender Westy das nächste<br />

Radiointerview, diesmal am Telefon. Dann<br />

isst er in einem Café im Kaufhaus GUM zu<br />

Abend, Russlands traditionsreichem Luxustempel.<br />

Es ist keine ungewöhnliche Zeit für<br />

ein Abendessen in der russischen Metropole.<br />

Später brechen Nemzow und seine Freundin<br />

zu Fuß in Richtung seiner Wohnung in der<br />

Uliza Malaja Ordynka 3 auf. Sie liegt auf der<br />

anderen Seite der Moskwa. Als Nemzow und<br />

Duritskaja kurz vor Mitternacht die Bolschoi-<br />

Moskworezki-Brücke betreten, fallen aus<br />

einem fahrenden weißen Auto sieben oder<br />

acht Schüsse. Vier Kugeln treffen Nemzow in<br />

den Rücken. Er bricht zusammen. boe.<br />

Roter<br />

Platz<br />

Kreml<br />

Haus an der<br />

Uferstraße<br />

Moskwa<br />

Tretjakow-<br />

Galerie<br />

Abendessen in einem<br />

Café im Kaufhaus Gum<br />

Basilius-<br />

Kathedrale<br />

kurz vor<br />

0:00 Uhr<br />

Mord<br />

Nemzows Ziel:<br />

Seine Wohnung in der<br />

Uliza Malaya Ordynka 3<br />

Mord scheint eine Botschaft zu enthalten,<br />

die an diesem grauen Morgen noch<br />

nicht zu entschlüsseln ist. Aber er verkündet<br />

Unheil. Denn: Wie könnte es<br />

ausgerechnet hier Zufälle geben? Bis zu<br />

den Kreml-Mauern sind es nur etwa 100<br />

Meter. Nichts, was hier geschieht, entgeht<br />

den allgegenwärtigen Überwachungskameras,<br />

und sie werden vom Sicherheitsdienst<br />

des Präsidenten gesteuert.<br />

Doch davor schienen die Mörder keine<br />

Angst zu haben. Kurz vor Mitternacht<br />

schossen sie Nemzow aus einem Auto<br />

heraus in den Rücken. Danach flohen<br />

sie, und von ihrem Fahrzeug fehlt am<br />

Morgen noch jede Spur. Der demonstrative<br />

Mord im Herzen Moskaus droht<br />

ungeklärt zu bleiben. Es wäre nicht das<br />

erste tödliche Rätsel im Russland des<br />

Wladimir Putin.<br />

Die Journalistin Anna Politkowskaja,<br />

der Anwalt Stanislaw Markelow, der Ex-<br />

Agent Alexander Litwinenko – die Schicksale<br />

getöteter Putin-Kritiker haben die internationale<br />

Öffentlichkeit immer wieder<br />

beschäftigt. Doch der Fall Nemzow ist anders.<br />

Zum ersten Mal wurde in Russland<br />

ein Politiker von solchem Format umgebracht.<br />

Es könnte der Beginn einer neuen,<br />

noch düstereren Phase der russischen<br />

Politik sein. Boris Nemzow hätte die<br />

Chance gehabt, russischer Präsident zu<br />

werden. Als junger, energischer Reformer<br />

gehörte er in den 90er-Jahren zum engsten<br />

Umfeld des ersten postsowjetischen<br />

Kremlherrschers Boris Jelzin. Als der einen<br />

Nachfolger suchte, war sein Vizepremier<br />

Nemzow einer der Kandidaten.<br />

Doch Jelzin und seine Familie entschieden<br />

sich schließlich für den Geheimdienstler<br />

Wladimir Putin und gaben damit<br />

der russischen Geschichte eine neue<br />

Wendung: Sicherheit statt Aufbruch.<br />

Nemzow, ein direkter, offener Gesprächspartner<br />

und allem Anschein nach vergleichsweise<br />

ehrlicher Politiker, verlor zunehmend<br />

an Einfluss. Bei der Wahl 2003<br />

schaffte er es nicht mehr ins von Putin<br />

dominierte Parlament. Doch auch außerhalb<br />

der Duma blieb er eine der wichtigsten<br />

Stimmen, die Putin und sein System<br />

offen kritisierten. Mit seinem Tod verschwindet<br />

die Gestalt, die im Russland<br />

von heute am stärksten an den Optimismus<br />

der Demokratisierung erinnerte.<br />

Für die Opposition und die verbliebenen<br />

unabhängigen Medien in Russland<br />

ist fast sicher, dass der Mord mit Nemzows<br />

politischer Tätigkeit zu tun hat.<br />

Seine Mitstreiter wie Ilja Jaschin und<br />

Michail Kassjanow sprechen von einem<br />

politischen Mord. Kurz vor seinem Tod<br />

arbeitete Nemzow an einem Buch über<br />

Russlands Beteiligung am Krieg in der<br />

Ukraine. Er soll Beweise dafür gesammelt<br />

haben, dass Moskau den Krieg auslöste<br />

und die Separatisten mit Waffen<br />

und Soldaten unterstütze. In seinen Interviews<br />

und Auftritten sprach er immer<br />

offen darüber. „Putin hat in der Ukraine<br />

eine verrückte, aggressive, tödliche Politik<br />

für unser Land und viele unserer Bürger<br />

betrieben“, sagte er nur wenige Stunden<br />

vor seinem Tod im russischen Radiosender<br />

Echo Moskwy. Die Annexion<br />

der Halbinsel Krim sei ein „Verbrechen“.<br />

Kaum ein anderer Politiker traut sich<br />

noch so offen über den Bürgerkrieg im<br />

Nachbarland zu sprechen. Der Oppositionelle<br />

Alexej Nawalny hatte etwa letztes<br />

Jahr in einem Interview gesagt, dass<br />

er die Krim keinesfalls der Ukraine zurückgeben<br />

würde, wenn er denn einmal<br />

Präsident wäre.<br />

Ist der Mord an Nemzow als Todesdrohung<br />

an alle Putin-Kritiker gemeint?<br />

Dafür spricht der öffentliche Charakter<br />

der Tat mitten im Herzen der Hauptstadt.<br />

„Das ist eine Demonstration für<br />

uns alle, für alle frei denkenden Menschen“,<br />

sagt der Oppositionelle und frühere<br />

Premierminister Michail Kassjanow.<br />

„Wir sollen lernen, wie man im<br />

heutigen Russland mit dem freien Wort<br />

abrechnet.“<br />

Natürlich schließen die Behörden<br />

ganz und gar aus, dass Nemzow ein Opfer<br />

des Kreml oder seines politischen<br />

Umfelds geworden sein könnte. Justizsprecher<br />

Wladimir Markin erklärte am<br />

Samstag ganz offen, welchen Spuren die<br />

Ermittler nachgehen: Die wichtigste sei<br />

„ein Mord als Provokation, um die politische<br />

Lage im Land zu destabilisieren“.<br />

Nemzow könnte „von jenen ans Messer<br />

geliefert worden sein, die vor keinem<br />

Mittel haltmachen, um ihre politischen<br />

Ziele zu erreichen“. Die zweite Version<br />

AFP/DMITRY SERERYAKOV; ALISTAIR FULLER; PHOTOSHOT; DPA PA / PETER ENDIG; IMAGO/EASTNEWS; REUTERS / OLIVIA HARRIS; DPA PA / TASS; SERGEI PONOMAREV; CORBIS<br />

sei eine islamistische Spur. Schließlich<br />

habe Nemzow wegen seiner Haltung<br />

zum Terroranschlag auf die Redaktion<br />

des französischen Satiremagazins „Charlie<br />

Hebdo“ Drohungen erhalten. Außerdem<br />

könnte es auch eine Verbindung zu<br />

den „innerukrainischen Ereignissen“ geben.<br />

Dort gebe es nämlich auf allen Seiten<br />

„radikale Figuren“, die keiner staatlichen<br />

Gewalt gehorchten, sagte Markin.<br />

Nemzows Geschäftstätigkeit und andere<br />

unpolitische Versionen würden ebenfalls<br />

geprüft. Dabei hatte sich der ehemalige<br />

Manager schon seit Jahren nur noch politisch<br />

betätigt.<br />

Letztlich wiederholte die Ermittlungsbehörde<br />

nur, was Präsident Putin kurz<br />

nach dem Mord als Deutung vorgegeben<br />

hatte. Er nannte den Tod Nemzows eine<br />

„Provokation“, also einen Versuch von<br />

nicht näher bezeichneten Kreml-Gegnern,<br />

den unschuldigen Staat als Mörder<br />

erscheinen zu lassen. Schon vor drei Jahren<br />

hatte Putin gemutmaßt, gewisse<br />

Mächte wollten Chaos in Russland stiften<br />

und würden dafür sogar jemanden<br />

aus ihren eigenen Reihen opfern. „Das<br />

sind vor allem diejenigen, die im Ausland<br />

sitzen“, sagte Putin damals. „Sie suchen<br />

nach einem prominenten Opferlamm.<br />

Sie werden es selbst erschlagen<br />

und dann den Machthabern die Schuld<br />

daran geben.“<br />

Diese Worte hallen nun nach. Und sie<br />

wecken die Furcht in der Opposition,<br />

dass der Mord an Nemzow als Anlass für<br />

eine noch stärkere Welle von Repressionen<br />

dienen soll. In den Diskussionen<br />

über die Tat taucht immer wieder der<br />

Name Sergej Kirow auf. Nach dem Mord<br />

an dem sowjetischen Parteifunktionär<br />

1934 begann eine Reihe von Prozessen,<br />

die in den „Großen Terror“ des Diktators<br />

Josef Stalin gegen seine angeblichen<br />

und tatsächlichen Kritiker mündete. Es<br />

wurde immer vermutet, dass Stalin das<br />

Attentat als Alibi für die Säuberungen in<br />

Auftrag gegeben hatte. Doch Beweise dafür<br />

wurden nie vorgelegt. Dennoch werden<br />

nun Parallelen gezogen. Heute<br />

könnte es durchaus sein, dass der Staat<br />

die Täter im Umfeld des Oppositionellen<br />

Alexej Nawalny suche, meint etwa der<br />

Oppositionspolitiker Ilja Ponomarjow.<br />

Nawalny und der Kreml-Kritiker Wladimir<br />

Milow machten darauf aufmerksam,<br />

dass Nemzow zur Zeit seines Todes<br />

mit großer Wahrscheinlichkeit von Sicherheitskräften<br />

beschattet wurde. Nawalny<br />

beschrieb mehrere Fälle, bei denen<br />

in den letzten Wochen regierungsnahe<br />

Medien verdächtig schnell von<br />

Treffen seiner Bewegung erfahren hätten.<br />

Außerdem sei es in der Vergangenheit<br />

immer wieder vorgekommen, dass<br />

Mitschnitte seiner Telefongespräche veröffentlicht<br />

wurden. Außerdem würden<br />

die Organisatoren großer Demonstrationen<br />

im Vorfeld immer mehrere Tage<br />

lang beschattet. Nemzow gehörte zu Organisatoren<br />

einer oppositionellen Demonstration<br />

gegen Putins Ukraine-Politik,<br />

die am Sonntag stattfinden sollte.<br />

Sie wird nun als Trauermarsch für den<br />

Getöteten abgehalten.<br />

Es könnte aber auch sein, dass Nemzow<br />

Opfer radikaler Kräfte wurde, die der<br />

Kreml im vergangenen Jahr entfesselt<br />

hat. Seit dem Beginn der Proteste in der<br />

Ukraine begann die russische Regierung<br />

eine regelrechte Hetzkampagne gegen die<br />

prowestliche Opposition. In seiner Krim-<br />

Rede verdammte Putin „Landesverräter“,<br />

und seitdem ufert der Hass auf die „fünfte<br />

Kolonne“ des Westens aus, die angeblich<br />

eine blutige Revolution in Russland<br />

WELTWEITE ERSCHÜTTERUNG<br />

„Wir rufen die russische Regierung<br />

zu einer raschen, überparteilichen<br />

und transparenten<br />

Ermittlung auf. Boris Nemzow<br />

war ein unermüdlicher Anwalt<br />

seines Landes.“<br />

Barack Obama, US-Präsident<br />

„Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

ist bestürzt über die hinterhältige<br />

Ermordung des russischen Oppositionspolitikers<br />

Boris Nemzow.<br />

Sie würdigt den Mut des ehemaligen<br />

stellvertretenden Ministerpräsidenten,<br />

der seine Kritik an<br />

der Regierungspolitik immer<br />

wieder auch öffentlich geäußert<br />

hat. Sie übermittelt seinen Angehörigen<br />

ihr Mitgefühl und fordert<br />

Präsident Wladimir Putin auf,<br />

zu gewährleisten, dass der Mord<br />

aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft<br />

gezogen werden.“<br />

Steffen Seibert,<br />

Regierungssprecher<br />

„Nemzows Tod macht mich traurig<br />

und wütend. Er hat sich gegen<br />

Korruption und Willkür gestellt –<br />

sein Tod ist ein schwerer Rückschlag<br />

für alle, die sich mutig für<br />

ein offenes Russland einsetzen.“<br />

Frank-Walter Steinmeier,<br />

Außenminister<br />

Tel. +49.89.2080770<br />

„Das Attentat wirft ein Schlaglicht<br />

auf die veränderte innere<br />

Verfassung Russlands und das<br />

innere Meinungsklima, das vor<br />

allem in den staatlichen Medien<br />

durch aggressiven Nationalismus<br />

und Militarismus geprägt wird.<br />

Hier liegt die Verantwortung<br />

Putins. Aggression nach außen<br />

und Aggression im Inneren<br />

sind die zwei Seiten einer<br />

Medaille.“<br />

Norbert Röttgen (CDU),<br />

Vorsitzender des Auswärtigen<br />

Ausschusses im Bundestag<br />

„Für die gesellschaftliche<br />

Debatte in Russland ist sein<br />

Tod ein unermesslicher<br />

Verlust. Gerade jetzt wird<br />

seine Stimme fehlen.“<br />

Joachim Gauck,<br />

Bundespräsident<br />

„Es ist ein Versuch, in dieser Situation<br />

Komplikationen zu stiften,<br />

möglicherweise sogar, die Lage im<br />

Land zu destabilisieren. Die Verbrecher<br />

müssen gefunden werden,<br />

aber auf solche Delikte lassen sich<br />

Täter ein, die gewöhnlich schwer<br />

ausfindig zu machen sind.“<br />

Michail Gorbatschow,<br />

Friedensnobelpreisträger<br />

vorbereitet. Nemzow war für hurrapatriotische<br />

Verbände eine der wichtigsten<br />

Hassfiguren. Im vergangenen Jahr hing<br />

sein Porträt zusammen mit Bildern anderer<br />

Putin-Kritiker auf einem großen Plakat<br />

im Zentrum Moskaus. „Fünfte Kolonne.<br />

Fremde unter uns“, lautete die Beschriftung.<br />

Und erst vor Kurzem demonstrierte<br />

in Moskau eine aggressive „Antimaidan“-Bewegung<br />

gegen Andersdenkende.<br />

Die Aktivisten dieser Bewegung haben<br />

mehrfach Oppositionelle auf der Straße<br />

zusammengeschlagen.<br />

„In unserem Land wurde gezielt<br />

Nachfrage nach Hass und Aggression geschaffen“,<br />

erklärt der frühere russische<br />

Vizepremier Anatoli Tschubais, der in<br />

den 90er-Jahren zusammen mit Nemzow<br />

zu Jelzins Reformer-Team gehörte.<br />

„Wenn vor nur wenigen Tagen Menschen<br />

Plakate mit der Aufschrift ‚Schlagt<br />

die fünfte Kolonne‘ durch unsere Straßen<br />

getragen haben und heute Nemzow<br />

getötet wird, dann denken Sie doch mal<br />

nach – was passiert morgen?“ Die Gewaltspirale,<br />

die mit dem Krieg in der<br />

Ukraine in Gang gesetzt wurde, dreht<br />

sich immer weiter. Wenn die radikalen<br />

und nationalistischen Kräfte nicht mehr<br />

unter Kontrolle gehalten werden können,<br />

könnte das auch für Putin gefährlich<br />

werden. Dann könnte mit dem Mord<br />

an Nemzow eine Phase von politischen<br />

Auseinandersetzungen beginnen, in der<br />

die Schwelle zum Töten bereits überschritten<br />

wurde. Wenn Russland in Gewalt<br />

versinkt, dann könnte auch für die<br />

Mittelschicht und die Eliten – Putins<br />

Stütze – die Grenze des Erträglichen erreicht<br />

sein.<br />

ANZEIGE<br />

Opfer eines<br />

mörderischen<br />

Systems<br />

2003<br />

Moskau, 7. Oktober 2006<br />

Die Menschenrechtsaktivistin und<br />

Journalistin Anna Politkowskaja fällt<br />

im Aufgang ihres Wohnhauses<br />

einem Attentat zum Opfer. Es ist<br />

Putins Geburtstag. Die Hintermänner<br />

sind unbekannt, westliche<br />

Medien tippen auf den Kreml.<br />

2006<br />

Moskau, 19. Januar 2009<br />

Als Rechtsanwalt vertrat Stanislaw<br />

Markelow viele russische Oppositionelle,<br />

unter anderem Anna<br />

Politkowskaja. Auch er wird in der<br />

Moskauer Innenstadt erschossen.<br />

Die Täter, nationalistische Russen,<br />

werden gefasst und verurteilt.<br />

2009<br />

Saratow, 15. Juli 2009<br />

Die Historikerin und Menschenrechtlerin<br />

Natalja Estemirowa wird vor<br />

ihrem Wohnhaus in Grosny entführt.<br />

Am selben Tag findet man ihre Leiche<br />

in einem Waldstück in Inguschetien.<br />

Sie wurde erschossen. Nach den<br />

Tätern wird noch immer gesucht.<br />

2009<br />

Ascot, 23. März 2013<br />

Der im britischen Exil lebende<br />

Oligarch und Putin-Gegner<br />

Boris Beresowski wird tot<br />

aufgefunden. Die genaue<br />

Todesursache wird trotz gerichtsmedizinischer<br />

Untersuchung<br />

nicht geklärt.<br />

Moskau, 17. April 2003<br />

Sergej Juschenkow wird vor<br />

seiner Wohnung erschossen. Der<br />

liberale Politiker war Mitglied<br />

einer Untersuchungskommission,<br />

die Sprengstoffanschläge auf<br />

Wohnhäuser untersuchen sollte.<br />

Die Tat wird nie aufgeklärt.<br />

2006<br />

London, 23. November 2006<br />

Der KGB-Agent und spätere Putin-<br />

Kritiker Alexander Litwinenko<br />

stirbt an einer durch Polonium<br />

verursachten Strahlenvergiftung.<br />

Zwei Tage vor seinem Tod hatte er<br />

Wladimir Putin für den Anschlag<br />

verantwortlich gemacht.<br />

2009<br />

Moskau, 19. Januar 2009<br />

Die Journalistin Anastassija Baburowa<br />

starb zusammen mit Anwalt<br />

Markelow, als beide eine Pressekonferenz<br />

verließen. Sie schrieb<br />

für die regierungskritische Zeitung<br />

„Nowaja Gaseta“ über Nationalisten<br />

und Missstände bei der Polizei.<br />

2009<br />

Moskau, 16. November 2009<br />

Der Anwalt Sergej Magnitski stirbt in<br />

Haft – angeblich an Herzinfarkt. Er<br />

hatte für Hermitage Capital Management<br />

Korruption unter hohen Beamten<br />

aufgedeckt. Sein Tod belastet<br />

die amerikanisch-russischen Beziehungen<br />

bis heute.<br />

2013


8 POLITIK<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Es waren Sätze, wie sie<br />

nur in der Stunde der<br />

Wahrheit fallen: „Was<br />

auch immer Deutschland<br />

sagt oder tut, es<br />

muss in jedem Fall bezahlen.“<br />

Finanzminister<br />

Yanis Varoufakis, der Yul Brynner der<br />

griechischen Revolution – Spitzname<br />

„Varou-Funk-is“ –, benahm sich von Anfang<br />

an wie der coole Prophet eines neuen<br />

Welttags, Aufklärer des Abendlandes,<br />

Befreier Europas. Ex oriente lux. Schluss<br />

mit dem Spardiktat, mit dem finstere<br />

Mächte, vor allem aus Germanien, die<br />

„soziale griechische Wirtschaft zerstören<br />

und Menschen liquidieren“: ein „finanzielles<br />

Waterboarding nach dem Vorbild<br />

der Foltermethoden der CIA“.<br />

VON REINHARD MOHR<br />

Schließlich die ultimative Warnung an<br />

den Rest Europas: „Wenn ihr denkt, ihr<br />

tut gut daran, progressive Regierungen<br />

wie unsere zur Strecke zu bringen, dann<br />

macht euch auf das Schlimmste gefasst.“<br />

Keine Angst, das tun wir. Und diabolisch,<br />

wie wir sind, warten wir jeden Tag<br />

gespannt auf die neueste Hammer-Parole,<br />

den neuesten Super-Tweet von Großmeister<br />

Varoufakis, der nicht nur ein Experte<br />

der Spieltheorie ist, sondern auch<br />

ein Rhetor von antikem Format.<br />

Selbstverständlich sind auch für Premierminister<br />

Tsipras Europa, EU und<br />

Euro zum Schlachtfeld geworden, auf<br />

dem Krieg geführt wird – eine Art Revolutionskrieg<br />

gegen die teutonische Hegemonie<br />

und für die Würde der unterjochten<br />

griechischen Volksmassen.<br />

Das Syriza-Programm steckt deshalb<br />

voller Versprechen an die Bevölkerung<br />

und fordert zugleich die Verstaatlichung<br />

von Banken, Krankenhäusern, Flughäfen,<br />

Bahn und Post, dazu die Beendigung der<br />

militärischen Kooperation mit Israel und<br />

den Austritt aus der Nato.<br />

Auch die vorläufige „Reformliste“, die<br />

gerade durch den Bundestag gewunken<br />

wurde, ist nur eine kleine dialektische<br />

Etappe auf dem Weg zum Sieg im Volkskrieg.<br />

Ein Stück Papier voller „produktiver<br />

Undeutlichkeit“ (Varoufakis), mehr<br />

nicht. Wahre Revolutionäre lassen sich<br />

davon nicht aufhalten, zumal sie am Beispiel<br />

des Ukraine-Konflikts studieren<br />

können, dass der alte dialogversessene<br />

EU-Kontinent auf Drohgebärden und<br />

kriegerische Auseinandersetzungen<br />

überhaupt nicht eingestellt ist.<br />

Historische Erfahrungen nicht einfach<br />

übertragbar. Doch das Auftreten von<br />

Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis, der<br />

beiden Spitzenkräfte der neuen griechischen<br />

Linksregierung, erinnert durchaus<br />

an frühere Gestalten revolutionärer<br />

Aufbrüche. Der überlegene Habitus des<br />

noch nie Dagewesenen, des radikalen<br />

Bruchs mit der alten, verfaulten Gesellschaft,<br />

das wissende Lächeln derer, die<br />

das Gesetz der Geschichte zu kennen<br />

glauben – all das manifestiert sich in der<br />

wehenden schwarzen Lederjacke auf<br />

dem Motorrad genauso wie in dem offen<br />

getragenen krawattenlosen Hemd, das<br />

von keinem Gürtel gebändigt wird.<br />

Auch wenn Tragödie und Farce, Größe<br />

und Lächerlichkeit dicht beieinander<br />

liegen, wäre es sicher vermessen, das finanzpolitische<br />

Duo Hellenale mit Robespierre<br />

und Danton in einem Atemzug<br />

zu nennen. Doch schon der verstorbene<br />

venezolanische Caudillo Hugo<br />

Chavez weist eine gewisse Verwandtschaft<br />

mit den stolzen Syriza-Helden<br />

auf. Immerhin verehrt Tsipras Fidel<br />

Castros legendären Kampfgefährten Ernesto<br />

„Ché“ Guevara. Einem seiner<br />

Söhne, zwei und vier Jahre alt, gab er<br />

Sponti Joschka Fischer spielte sich 1986 als Taxifahrer im Film „Va Banque“ selbst. Auch Griechenlands linker Finanzminster Varoufakis trägt Lederjacke<br />

gar den ehrenvollen Vornamen der Guerilla-Ikone.<br />

Selbst mit dem alles andere als<br />

juvenilen französischen Präsidenten<br />

François Hollande, der im Mai 2012 auf<br />

der Place de la Bastille als Herold einer<br />

neuen linken Ära gefeiert wurde, gibt es<br />

einen zentralen Berührungspunkt: In<br />

Paris wie Athen will man von der Idee<br />

nicht lassen, dass Träume wahr werden<br />

können, wenn nur alle solidarisch zusammenstehen.<br />

Leider ist der brave, doch unglückliche<br />

Hollande zugleich ein Paradebeispiel<br />

für das Problem, das alle Propheten einer<br />

lichten Zukunft einholt: Sie müssen,<br />

früher oder später, der Realität ins Auge<br />

sehen. Die Folgen sind dramatisch: Ernüchterung,<br />

Enttäuschung, ja Verbitterung.<br />

Die einst begeisterten Anhänger,<br />

für die eine Welt zusammenbricht, wenden<br />

sich ab. Aus Hoffnung wird Verzweiflung,<br />

Ratlosigkeit, Wut.<br />

Der griechische Soziologe Michael<br />

Kelpanides fragt sich deshalb zu Recht,<br />

Das Joschka-Prinzip<br />

Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis, die neuen Helden Griechenlands, müssen schnell den<br />

Weg zur Realpolitik finden. Deutsche Revoluzzer brauchten dafür Jahrzehnte. Ein Szenario<br />

wie die linksextremistischen Gruppierungen<br />

innerhalb der Regierungspartei<br />

Syriza, darunter orthodoxe Stalinisten,<br />

Maoisten, Trotzkisten, Ökosozialisten<br />

und sonstige radikale Antikapitalisten,<br />

mit dieser unvermeidlichen Konfrontation<br />

fertig werden: „Sie kommen sich<br />

nach ihrem Wahltriumph nun mit ihrem<br />

überhöhten Siegesbewusstsein vor wie<br />

die Bolschewiki nach der Oktoberrevolution“,<br />

sagte er der „Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung“. Seine Prognose: „Da<br />

sie sich bisher kaum am parlamentarischen<br />

Spiel des Kompromisses beteiligt<br />

und auch das ‚Hören auf den anderen‘<br />

nicht gelernt haben, werden sie versucht<br />

sein, die längst toten marxschen<br />

Dogmen, die sie in ihren linken Seminaren<br />

studiert haben, wieder zum Leben zu<br />

erwecken.“<br />

Da wäre dann guter Rat teuer. Wenn<br />

nicht alles täuscht, hat der Marxismus<br />

als Grundlage von Regierungspolitik in<br />

Europa nicht wirklich reüssiert. Die<br />

Konsequenz aus dieser Erkenntnis<br />

„<br />

müsste<br />

„Sie kommen<br />

sich vor wie die<br />

Bolschewiki nach<br />

der Oktoberrevolution“<br />

Michael Kelpanides, Soziologe<br />

darin bestehen, sich von Marx zu<br />

verabschieden. Aber wie sollen Tsipras<br />

und Co. jenen Prozess der Desillusionierung<br />

in wenigen Monaten durchlaufen,<br />

für den Revolutionäre früherer Zeiten,<br />

etwa die 68er, Jahrzehnte gebraucht haben?<br />

Ein Ding der Unmöglichkeit?<br />

Andererseits: Von geläuterten Genossen<br />

lernen schadet nie. In Deutschland<br />

ist dieser Weg, der wahrlich kein leichter<br />

ist und auch als „langer Lauf“ Popularität<br />

erlangte, als Joschka-Prinzip<br />

aktenkundig: vom Revolutionär zum<br />

Realo, vom Straßenkämpfer zum Außenminister.<br />

Am Anfang standen schmerzhafte<br />

Grenzerfahrungen. Bei Joschka Fischer<br />

war es die Erkenntnis, wie nahe er jener<br />

„revolutionären Gewalt“ gekommen war,<br />

deren nächste Eskalationsstufe der Terrorismus<br />

gewesen wäre – die endgültige<br />

Sackgasse. Andere Genossen scheiterten<br />

schon am wöchentlichen Putzplan der<br />

Wohngemeinschaft und der sozial gerechten<br />

Befüllung des Kühlschranks.<br />

ULLSTEIN BILD; REUTERS/PETER NICHOLLS<br />

Während man die Vergesellschaftung der<br />

Produktionsmittel forderte, klappte<br />

nicht einmal der Käse- und Schinkennachschub<br />

im WG-Kollektiv. Auch in Sachen<br />

„Beziehungskiste“ stellte sich heraus:<br />

Bürgerliche Verhaltensweisen wie<br />

exklusive Zweisamkeit und rasende Eifersucht<br />

hielten sich hartnäckig – trotz<br />

aller Debatten zwischen Rainer Langhans<br />

und Uschi Obermaier in der Kommune<br />

1. Theorie und Praxis klafften auseinander<br />

wie die rostigen Kotflügel des 2<br />

CV. Hilfreich auf dem beschwerlichen<br />

Weg von der Utopie zur Realität waren<br />

auch berufliche Erfahrungen jenseits<br />

von Uni und K-Gruppe, dem bevorzugten<br />

Biotop von Tsipras und Varoufakis.<br />

Nicht wenige 68er stellten am Fließband<br />

bei Opel Rüsselsheim oder Osram Berlin<br />

fest, dass der Proletarier – trotz aller<br />

Sorgen und Nöte – lieber auf einen Opel<br />

Ascona sparte, als auf die Weltrevolution<br />

zu warten. Eine bittere, doch heilsame<br />

Einsicht. Sie wurde weiter vertieft durch<br />

die Lektüre sogenannter „Renegatenliteratur“<br />

von ehemals überzeugten<br />

Kommunisten wie Manès Sperber und<br />

Arthur Koestler. Das Denken war wieder<br />

in der Lage, selbständig die Richtung zu<br />

wechseln.<br />

Dieses Schlüsselerlebnis verdankte<br />

Joschka Fischer nicht zuletzt seiner<br />

mehrjährigen Tätigkeit als Taxifahrer in<br />

Frankfurt am Main. Die Nahbegegnung<br />

mit dem Querschnitt der Volksmassen –<br />

vom betrunkenen Topmanager bis zum<br />

arbeitslosen, aber redseligen Geisteswissenschaftler<br />

– verstärkte die Zweifel an<br />

der marxistischen These von der<br />

Klassengesellschaft, die nur „oben“ und<br />

„unten“ kennt. Auch der Gedanke, das<br />

ausgebeutete Volk, die „Basis“, die<br />

„einfachen Leute“ seien grundsätzlich<br />

edel und gut, nahm am Steuer erheblichen<br />

Schaden.<br />

Gelegentlich kam es gar zu regelrecht<br />

antirevolutionären Augenblicken, blitzartigen,<br />

fast surrealen Begegnungen mit<br />

der Realität. Frank Wolff, ehedem SDS-<br />

Vorsitzender und seit vielen Jahren brillanter<br />

Musiker, hielt an einer Autobahnraststätte<br />

und schaute auf die Lastwagen,<br />

die vorbeifuhren. Sinnierend fragte<br />

er seine Genossen: „Sind wir wirklich die<br />

Richtigen, diesen ziemlich gut organisierten<br />

Güterverkehr auf eine komplett<br />

andere und bessere Weise hinzubekommen?<br />

Läuft es nicht so ganz gut?“<br />

Wie, bitte schön?! Es läuft „ganz gut“<br />

im wirklichen Leben des Spätkapitalismus?!<br />

Das war schon mehr als die halbe<br />

Kapitulation vor der Wirklichkeit – und<br />

das Eingeständnis der eigenen Anmaßung,<br />

alles anders und alles besser machen<br />

zu können, obwohl man von den<br />

meisten Dingen überhaupt keine Ahnung<br />

hatte. „Aus Nichtwissen schöpften<br />

wir Gewissheit“, resümiert der Schriftsteller<br />

Wolfgang Pohrt heute. „Ahnungslosigkeit<br />

inspirierte unsere Träume, unseren<br />

gemeinsamen Traum vom Schlaraffenland.“<br />

Schon diese wenigen Beispiele zeigen:<br />

Das ist kein 100-Tage-Programm für eilige<br />

Schnellaussteiger. Für den kompletten<br />

Rückzug vom Schlachtenlärm des<br />

Troika-, Pardon: Troja-Kriegs müsste<br />

man zumindest den regionaltypischen<br />

Zeitaufwand für kreative Irrfahrten ansetzen:<br />

eine zehnjährige Odyssee.<br />

Griechische Auguren warnen angesichts<br />

zunehmender Konflikte innerhalb<br />

des jakobinischen Revolutionslagers allerdings<br />

schon vor dem Ende der großen<br />

Reise im Frühsommer 2015. Wenn die<br />

Koalition in Athen am Streit über die Reformversprechen<br />

zerbricht, dann ist die<br />

Wirklichkeit schneller gewesen. Den Gesang<br />

der Sirenen bekommen die Helden<br />

dann nicht einmal von Weitem zu hören.<br />

„Tsipras ist prima! Und Varoufakis ist sein größter Fehler!“<br />

Schon vier Krimis hat Petros<br />

Markaris über Griechenlands<br />

Finanzkrise geschrieben. Jetzt<br />

wolle er mal was anderes machen,<br />

sagt der 78-Jährige. „Ein<br />

Buch, in dem es Griechenland wieder<br />

gut geht.“ Nur wisse er noch nicht, wie<br />

es dazu kommen könnte. Vielleicht hilft<br />

da ein Blick auf die politische Realität.<br />

VON BORIS KÁLNOKY<br />

AUS ATHEN<br />

WELT AM SONNTAG: Herr Markaris,<br />

Ihre Krimis lesen sich wie ein<br />

Spiegel der griechischen Gesellschaft.<br />

Ihr Roman „Live!“ über die<br />

Olympischen Spiele 2004, wirkt wie<br />

ein Erklärstück zur Krise.<br />

PETROS MARKARIS: Damit begann alles<br />

– neun Milliarden Euro Kosten, alles<br />

auf Kredit. Eine riesige Zuwanderung<br />

von Migranten, um die Gebäude zu errichten.<br />

Das lastet noch heute auf uns.<br />

Und was halten Sie von Tsipras?<br />

Ich hätte nie gedacht, dass er sich als so<br />

Griechenlands bekanntester Krimiautor hat nicht<br />

Syriza gewählt. Nun ist er positiv überrascht.<br />

Außer von dem Minister, den er am besten kennt<br />

gut erweisen würde. Ich habe auch nicht<br />

für ihn gestimmt. Aber jetzt denke ich, er<br />

ist der Einzige, der versteht, was nötig<br />

ist, und das auch durchsetzen kann. Ich<br />

bin ganz überrascht, nicht nur ich, sondern<br />

viele Griechen.<br />

In Brüssel ist er aber doch ziemlich<br />

eingeknickt. Griechenland steht weiterhin<br />

unter Kontrolle der Troika, nur<br />

dass sie jetzt anders heißt, damit es<br />

den Griechen besser gefällt.<br />

Das ist es ja eben: dass Tsipras lernfähig<br />

war. Er hat sehr schnell verstanden, dass<br />

sein Programm und der konfrontative<br />

Stil nicht funktionieren können. Anders<br />

als sein Finanzminister Varoufakis.<br />

Was bewirkte den Sinneswandel?<br />

Tsipras kann zuhören, und ich glaube,<br />

dass sowohl Kommissionspräsident Jean-Claude<br />

Juncker als auch EU-Parlamentspräsident<br />

Martin Schulz ihm sehr<br />

geholfen haben. Anscheinend kann Tsipras<br />

mit beiden gut, und sie sagten ihm,<br />

dass er seine Herangehensweise ändern<br />

muss, weil er sonst gegen die Wand fährt.<br />

Sein Bündnis mit den rechtsnationalen<br />

Unabhängigen Griechen von Petros<br />

Kammenos behagt Europa nicht<br />

besonders. War das nicht ein Fehler?<br />

Tsipras hat einige Fehler gemacht, aber<br />

der größte heißt Varoufakis.<br />

Der Finanzminister? Der ist doch<br />

wahnsinnig beliebt.<br />

Ich kenne ihn persönlich, ich habe verschiedentlich<br />

an Podiumsdiskussionen<br />

mit ihm teilgenommen. Er ist unglaub-<br />

lich arrogant und sagt unsinnige Dinge.<br />

Er benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen,<br />

und die Zusammenarbeit<br />

mit Tsipras gestaltet sich bislang so, dass<br />

Varoufakis das Porzellan zerbricht und<br />

Tsipras es nachher wieder zusammenflicken<br />

muss. Die jüngste Einigung in Brüssel,<br />

da mussten Bundeskanzlerin Merkel<br />

und Tsipras die Dinge am Telefon besprechen,<br />

weil Varoufakis vom Charakter<br />

her nicht in der Lage war, sich mit Schäuble<br />

zu einigen.<br />

Und Kammenos? Er hat mit antisemitischen<br />

Bemerkungen von sich reden<br />

gemacht. Hat Griechenland ein Antisemitismusproblem?<br />

Da steht Kammenos jedenfalls nicht allein.<br />

Es gibt auch in der konservativen<br />

Nea Dimokratia antisemitische Stimmen.<br />

Es gibt aber auch mutige Politiker in<br />

Griechenland, wie den Bürgermeister<br />

von Thessaloniki, Jiannis Boutaris, der<br />

gegen den aufsteigenden Antisemitismus<br />

kämpft. Was ich sehe, ist, dass der Antisemitismus<br />

in Europa wieder wächst,<br />

und das ist sehr besorgniserregend.<br />

PETROS MARKARIS<br />

SCHRIFTSTELLER<br />

Er ist eine Kombination<br />

aus<br />

moralischer<br />

Instanz und literarischem<br />

Massenmörder.<br />

Petros Markaris,<br />

1937 in Istanbul<br />

geboren, hat unter anderem in Stuttgart<br />

studiert und nicht nur Goethes<br />

„Faust“ sondern auch Brechts „Mutter<br />

Courage“ ins Griechische übersetzt.<br />

Sein Kommissar Kostas Charitos ermittelt<br />

in Krimis, die immer auch Griechenlands<br />

Gesellschaft erkunden. Die<br />

Finanzkrise hat den Präsidenten des<br />

griechischen Schriftstellerverbandes zu<br />

bisher vier Romanen inspiriert. Der<br />

jüngste Band, „Zurück auf Start“, erscheint<br />

im April 2015 beim Schweizer<br />

Diogenes-Verlag auf Deutsch.<br />

PA/DPA/TONI ALBIR<br />

Manolis Glezos, eine Ikone der Altlinken,<br />

hat zum Protest gegen den<br />

neuen Tsipras-Kurs aufgerufen.<br />

Das hat Tsipras sehr geärgert, und ich<br />

denke, dass hat er ihm mitgeteilt. Auch<br />

der bei den Linken einflussreiche Sänger<br />

Mikis Theodorakis hat solche Dinge gesagt.<br />

Es spricht für Tsipras und seine Fähigkeit,<br />

Konsens zu suchen, dass er<br />

Theodorakis daraufhin persönlich besucht<br />

hat, um über alles zu reden.<br />

Schafft Syriza die Legislaturperiode?<br />

Ich hoffe schon, aber ich kann mir eine<br />

Kabinettsumbildung vorstellen, um ein<br />

paar Radikale loszuwerden. Notfalls sind<br />

sowohl die gemäßigte neue Partei To Potami<br />

als auch die alte sozialdemokratische<br />

Pasok bereit, mit Tsipras zu koalieren,<br />

er wird also wahrscheinlich weiterhin<br />

Mehrheiten im Parlament finden.<br />

Und wenn er scheitert?<br />

Die Faschisten von der Goldenen Morgendämmerung<br />

sagen schon jetzt: Wenn<br />

Syriza scheitert, sind wir dran. Diese Gefahr<br />

droht tatsächlich.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

POLITIK 9<br />

Die neue<br />

Leitkultur<br />

der USA<br />

Makdes Hailu erinnert<br />

sich noch<br />

an den Moment,<br />

als sie sich wie<br />

eine Fremde vorkam<br />

in der<br />

Highschool Bethesda-Chevy<br />

Chase am Rande Washingtons.<br />

Die schwarze Schülerin hatte gerade<br />

einen der begehrten Plätze im akademischen<br />

Team bekommen. Und dann<br />

hörte sie zufällig die abfälligen Bemerkungen<br />

einer Schulkameradin, die meinte,<br />

sie habe den Platz nur bekommen,<br />

weil sie schwarz sei. „In diesem Moment<br />

fühlte ich mich so verletzt“, erzählt Makdes<br />

in einem von Schülern gedrehten Video,<br />

das das Problem von Minderheiten<br />

wie Schwarzen und Hispanics an der<br />

mehrheitlich weißen Schule thematisiert.<br />

„Für den ganzen Rest des Jahres<br />

hatte ich das Gefühl, jeder würde mich<br />

nur als das Mädchen ansehen, das es ins<br />

Team geschafft hatte, weil sie schwarz<br />

war und nicht wegen ihrer Leistungen.“<br />

VON CLEMENS WERGIN<br />

AUS WASHINGTON<br />

Die B-CC-Highschool in Maryland gilt<br />

als vielfältige und tolerante Schule. Und<br />

doch offenbarte das von der Schulleitung<br />

unterstützte Videoprojekt, dass viele<br />

aus Minderheiten stammende Schüler<br />

sich auch hier diskriminiert fühlen. Der<br />

Film unter dem Titel „Auch ich bin<br />

B-CC“ wirbt um Verständnis für die Perspektive<br />

anderer, für schwarze oder hispanische<br />

Schüler, die das Gefühl haben,<br />

nicht in die weiße Mehrheitskultur der<br />

Schule zu passen. Für Maryland ist das<br />

von elementarer Bedeutung. Der Staat<br />

an der Ostküste wird zusammen mit Nevada<br />

in den kommenden fünf Jahren zu<br />

jener bisher vier Bundesstaaten umfassenden<br />

Gruppe von Staaten (Kalifornien,<br />

Hawaii, New Mexiko und Texas) hinzustoßen,<br />

in der Weiße in der Minderheit<br />

sind. Umso wichtiger, dass das gedeihliche<br />

Miteinander der verschiedenen ethnischen<br />

Gruppen früh thematisiert und<br />

eingeübt wird. Denn Amerika befindet<br />

sich gerade in einem rasanten demografischen<br />

Umwälzungsprozess. „Das Maß<br />

an rassisch-ethnischer Transformation<br />

in den Vereinigten Staaten ist verblüffend“,<br />

schreiben die Autoren einer neuen<br />

Studie zum Thema. „Im Jahr 1980 war<br />

die Bevölkerung der USA zu 80 Prozent<br />

weiß. Heute ist dieser Anteil auf 63 Prozent<br />

zurückgegangen, und im Jahr 2060<br />

wird er Hochrechnungen zufolge auf<br />

weniger als 44 Prozent fallen.“ Was die<br />

Studie „States of Change“ beschreibt,<br />

ist der Abschied vom weißen Amerika.<br />

250 Jahre nach dem Beginn der Rebellion<br />

gegen die britische Herrschaft brechen<br />

die Amerikaner erneut in eine ungewisse<br />

Zukunft auf.<br />

„Was da abläuft, ist wie ein natürliches<br />

Experiment“, sagt Karlyn Bowman,<br />

die für das konservative American Enterprise<br />

Institute an dem Bericht mitgearbeitet<br />

hat, der gemeinsam mit dem<br />

linksliberalen Thinktank Brookings und<br />

dem linken Center for American Progress<br />

erstellt wurde. Auch wegen dieser<br />

Transformation durchlaufe Amerika gerade<br />

eine Periode demokratischer Turbulenzen,<br />

sagt Bowman. Aber letztlich<br />

sei sie zuversichtlich, was die Zukunft<br />

des Landes anbelange. Schließlich habe<br />

man schon ganz andere Probleme gemeistert.<br />

„Man denke nur an die GI-Generation,<br />

eine sehr große Gruppe, die<br />

aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte.<br />

Der Kongress hat damals das GI-Gesetz<br />

verabschiedet, das ihnen die Chance<br />

auf höhere Bildung ermöglichte. Das<br />

wiederum führte dazu, dass sie in die<br />

Vorstädte ziehen konnten, was zur Errichtung<br />

des Interstate Straßennetzes<br />

geführt hat.“ Auch die langsam in Rente<br />

gehende Babyboomer-Generation habe<br />

das Land politisch, kulturell und wirtschaftlich<br />

verändert. „Die Babyboomer<br />

haben uns zu einem toleranteren Land<br />

gemacht“, sagt Bowman. Und sie haben<br />

damit die kulturelle Grundlage geliefert<br />

für die künftigen Herausforderungen,<br />

wenn die Weißen ab etwa 2044 nur eine,<br />

wenn auch die größte, von vielen Minderheiten<br />

sein werden.<br />

Gewinner werden vor allem die Hispanics<br />

sein. Im Jahr 1980 betrug ihr Anteil<br />

an der Bevölkerung nur 6 Prozent.<br />

Heute sind es 17 Prozent, und im Jahr<br />

2060 werden es voraussichtlich 29 sein.<br />

Die Nachkommen von Einwanderern aus Mittel- und Südamerika werden den USA in den kommenden Jahren ihren Stempel aufdrücken<br />

Auch der Anteil der Asiaten wächst kräftig,<br />

von zwei Prozent 1980 auf heute<br />

acht und im Jahr 2060 rund 15 Prozent.<br />

Damit werden sie die Schwarzen überholen,<br />

deren Anteil bei 12 bis 13 Prozent<br />

stagnieren wird. Politisch kommt die<br />

Transformation Amerikas den Demokraten<br />

zugute. „Die republikanische Partei<br />

hat kurzfristig gesehen ein ernsthaftes<br />

Problem, sie müsste sich mehr öffnen<br />

und eine Willkommenskultur entwickeln,<br />

besonders gegenüber den Hispanics“,<br />

meint Bowman. Schließlich<br />

werde die weiße Bevölkerung, das Wählerreservoir<br />

der Republikaner, in jedem<br />

vierjährigen Wahlzyklus um weitere anderthalb<br />

Prozent schrumpfen. Ruy Teixeira<br />

vom Centre of American Progress<br />

sagt, die Republikaner müssten schon<br />

bei den Präsidentenwahlen in zwei Jahren<br />

mehr als 64 Prozent der weißen<br />

Stimmen holen, um ihre Unpopularität<br />

bei Minderheiten auszugleichen. Allerdings<br />

weist Bowman darauf hin, dass die<br />

Republikaner eine starke „Nachwuchsbank“<br />

von Latino-Politikern hätten und<br />

etwa jetzt schon über Politiker wie Jeb<br />

Bush und Marco Rubio verfügten, die<br />

„eine einzigartige Art haben, Latino-<br />

Wähler anzusprechen“.<br />

Dazu kommt auch, dass nicht jeder<br />

aus der wachsenden Minderheitenbevölkerung<br />

einen Pass hat und wählen darf.<br />

Und selbst wenn es sich um US-Bürger<br />

handelt, gehen sie nicht mit derselben<br />

Verlässlichkeit an die Wahlurnen wie<br />

weiße Amerikaner. Die Weißen werden<br />

Die jahrhundertelange<br />

weiße Dominanz ist<br />

bald zu Ende. Der<br />

Anteil der Asiaten und<br />

Hispanics an der<br />

Bevölkerung wächst.<br />

Gefährdet das die<br />

Einheit der USA?<br />

100<br />

AMERIKA WIRD VIELFÄLTIGER<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Weiße<br />

Latinos<br />

0<br />

1980 2000<br />

1990<br />

Prognose<br />

2010<br />

Schwarze<br />

Asiaten und andere<br />

in Prozent<br />

50 %<br />

2020<br />

2030<br />

2040<br />

2050<br />

2060<br />

QUELLE: CENTER FOR AMERICAN PROGRESS /AMERICAN<br />

ENTERPRISE INSTITUTE / BROOKINGS INSTITUTION<br />

also noch Jahre politisch mehr Einfluss<br />

auf die Waage bekommen, als es ihrem<br />

schrumpfenden Anteil an der Bevölkerung<br />

entspricht.<br />

Doch was bedeuten die Veränderungen<br />

für Amerika als Nation? Wird der<br />

Schmelztiegel weiter funktionieren,<br />

wenn es keine Leitkultur mehr gibt?<br />

Über Jahrhunderte mussten Neuankömmlinge<br />

sich in eine weiße, protestantisch<br />

geprägte Mehrheitskultur integrieren,<br />

wenn sie zu echten Amerikanern<br />

werden wollten. Das hieß nicht,<br />

dass Katholiken, Juden, Hindus oder<br />

Muslime ihre Religion am Einwanderungsschalter<br />

abzugeben hatten. Aber<br />

Werte und Kultur dieser jungen Nation<br />

waren stark von dieser Kultur geprägt,<br />

von ihren Moralvorstellungen genauso<br />

wie von ihrer Arbeitsethik.<br />

„Als ich aufwuchs, hatte ich das Gefühl,<br />

ich müsste aussehen wie die Weißen,<br />

mich anziehen wie die Weißen und<br />

reden wie die Weißen, um von anderen<br />

als auf derselben Stufe stehend gesehen<br />

zu werden“, berichtet etwa die schwarze<br />

B-CC-Schülerin Sisan Dorsu. Ein Mitschüler,<br />

der ebenfalls afroamerikanische<br />

Ari Bryson, stimmt ihr zu. „Manchmal<br />

hatte ich das Gefühl, zwei Leben zu führen.“<br />

Was die Schüler in ihrem Video beschreiben,<br />

ist ein Gefühl der Fremdheit<br />

in einer von Weißen dominierten Umgebung.<br />

Wenn man das einzige schwarze<br />

Mädchen oder der einzige Latino-Junge<br />

in einer der Leistungsklassen ist, dann<br />

kommt man sich wie ein Außenseiter vor.<br />

In Zukunft wird es diesen Anpassungsdruck<br />

an eine weiße Mehrheitskultur jedoch<br />

immer seltener geben. „In vergangenen<br />

Einwanderungswellen gab es diesen<br />

Druck, Minderheitenkulturen zu marginalisieren“,<br />

sagt Ruy Teixeira. „Das wird<br />

in Zukunft so nicht mehr der Fall sein.“<br />

Demnach dürfte sich der Anpassungsdruck<br />

in Schulen wie dem B-CC demografisch<br />

von selbst erledigen. Wird der<br />

Verlust einer prägenden weißen Leitkultur<br />

aber auch dazu führen, dass Amerika<br />

nicht mehr eine geeinte Nation sein<br />

wird, wie es der alte Leitspruch „E pluribus<br />

unum“ suggeriert, sondern nur ein<br />

Sammelsurium verschiedener ethnischer<br />

Erzählungen? Laut Bowman ist das keineswegs<br />

ausgemacht. Es sei etwa offen,<br />

ob die Hispanics sich in der zweiten<br />

oder dritten Generation weiter als Latinos<br />

identifizieren werden oder eher als<br />

Amerikaner. „Wir machen einen Fehler,<br />

wenn wir annehmen, dass die Latino-Bevölkerung<br />

ein monolithischer Block sein<br />

wird. Es ist wichtig zu sehen, dass gemischte<br />

Ehen in diesem Land einen signifikanten<br />

Trend darstellen.“ Auch Teixeira<br />

glaubt nicht, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

der Amerikaner leiden<br />

wird. „Es gibt eine Basis für einen<br />

neuen amerikanischen Patriotismus“,<br />

sagt er. „Er wird kulturell weniger eng<br />

gefasst, offener und toleranter sein. Aber<br />

es wird weiterhin einen starken Patriotismus<br />

geben.“ Um den Zusammenhalt<br />

der amerikanischen Nation muss einem<br />

demnach nicht bange sein.<br />

GETTY IMAGES<br />

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10 FORUM<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

LESERBRIEFE<br />

Kampf und Kino<br />

Russland und Amerika haben zwei Filme bei den Oscars präsentiert, die symptomatisch für<br />

beide Gesellschaften sind, schreibt Chruschtschows Enkelin Nina L. Chruschtschowa<br />

Ochsentouren in der Stadt<br />

Zu: „Die Metropole, der fremde Stern “ vom 22. Februar<br />

Großstädter sind weniger politikinteressiert, meckern aber mehr, weil es mehr Zuhörer<br />

gibt als auf dem „Dorf“. Zumindest in NRW werden die zu verteilenden Steuergelder derart<br />

gesteuert, dass Städte bevorzugt werden und sogar per Gesetz von diesem Steuerkuchen<br />

mehr bekommen, weil man dort rot-grüne Wähler füttern will. Großstadtprobleme<br />

werden kleingeredet. Oder haben wir einmal amtlich gehört, dass es an Schulen ein Drogenproblem<br />

gibt? So etwas wird totgeschwiegen, denn die Schulämter der Städte sind<br />

meist in SPD-Hand. Vielleicht sollten die CDU-Mitglieder sich mehr auf die „Ochsentour“<br />

begeben und von Tür zu Tür gehen, so wie das in den ländlichen Gegenden praktiziert<br />

wird. Oder sind sich die Städter zu fein dafür? In der Stadt gibt es zwar mehr Türklinken,<br />

dafür sind auf dem Land die Entfernungen größer. Hermann Schmitz, Pulheim Brauweiler<br />

Masern brauchen Zeit<br />

Zu: „Ende der Masernparty “ von Claudia<br />

Kade, 22. Februar<br />

Bemerkenswert, mit welcher Energie gegen<br />

die Kinderkrankheit Masern und für die<br />

Impfpflicht gekämpft wird. Genau diese<br />

Energie würde ich mir wünschen bei Schadstoffen<br />

in Kinderkleidung und Spielzeug,<br />

bei BPA in Schnullern, bei den vermeintlich<br />

so gesunden Kinderlebensmitteln oder<br />

auch bei der Berücksichtigung von Kinderbedürfnissen<br />

bei Stadt- und Wohnungsbau.<br />

Geht es hier um das Wohl unserer Kinder<br />

oder das Klingeln in den Kassen? Natürlich<br />

sind Masern keine harmlose Krankheit,<br />

deshalb müssen sie auch entsprechend<br />

behandelt und dann lange genug auskuriert<br />

werden, doch dafür haben weder Kinder<br />

noch Eltern die Zeit. Schade.<br />

Katharina Rummel, per E-Mail<br />

Wenn Frauen altern<br />

Zu: „Die besten Jahre“ und „Das ewige<br />

Mädchen“, von Lorraine Haist und Kerstin<br />

Rottmann , 22. Februar<br />

Ja, es stimmt: Frauen ab 50 plus geht es<br />

gut. Einige wagen einen Neuanfang in Beruf<br />

und Partnerschaft und sind erfolgreich<br />

damit. Andere genießen die abnehmende<br />

Belastung im Job und in der Familie und<br />

freuen sich, endlich mehr Zeit für sich zu<br />

haben. Gleichzeitig merken sie, dass ihre<br />

körperliche Attraktivität nachlässt. Und sie<br />

spüren, dass auch ihr Leben endlich ist. Das<br />

bedauern sie, und es macht sie traurig. Aber<br />

sie stellen sich dem: Nichts wird besser<br />

dadurch, dass man es verdrängt. Diese<br />

Bandbreite prägt das Leben der Frauen von<br />

50 plus. Ob Madonna und Nena dafür die<br />

passenden (Vor-)Bilder sind?<br />

Margret Vennebörger, Frankfurt am Main<br />

Eine 54-Jährige, die in Röhrenjeans und<br />

Turnschuhen über die Bühne hampelt, ist<br />

einfach nur peinlich. Und seien wir doch<br />

mal ehrlich, der künstlerische Wert ihrer<br />

Liedchen ist überschaubar.<br />

Markus Bürger, Köln<br />

Mit Kippa geht nicht<br />

Zu: „Gekommen, um zu bleiben “ von Freia<br />

Peters, 22. Februar<br />

Ich bin Deutsch-Israeli und kann das Fazit<br />

Ihres Textes, dass es in Deutschland für<br />

Israelis/Juden sicher ist, nicht teilen.<br />

Selbstverständlich werde ich weder von<br />

rechts oder von Muslimen angefeindet,<br />

wenn sie mich nicht als jüdisch erkennen.<br />

Wenn die laut Goethe-Institut geschätzten<br />

20.000 Israelis ab morgen aber eine Kippa<br />

tragen würden, sähe die Situation definitiv<br />

anders aus. Der Beauftragte der jüdischen<br />

Gemeinde Berlin für Antisemitismus, Daniel<br />

Alter, wurde angegriffen, als er eine<br />

Kippa trug. Heute tut er dies nicht mehr in<br />

der Öffentlichkeit. Ich möchte nicht sagen,<br />

dass es den Israelis in Berlin nicht gut geht,<br />

aber wir dürfen nicht denken, dass, was in<br />

Kopenhagen und Paris passierte, nicht auch<br />

hier geschehen kann.<br />

David Kellermann, per E-Mail<br />

Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns über jede Zuschrift,<br />

müssen uns aber das Recht der Kürzung vorbehalten. Aufgrund der sehr großen Zahl von Leserbriefen,<br />

die bei uns eingehen, sind wir nicht in der Lage, jede einzelne Zuschrift zu beantworten.<br />

SCHREIBEN SIE UNS UNTER: LESERBRIEFE@WAMS.DE<br />

DPA/PA; GETTY IMAGES<br />

Oscar hat gesprochen. Weder der als<br />

bester fremdsprachiger Film nominierte<br />

russische Beitrag „Leviathan“<br />

noch der als bester Film nominierte<br />

„American Sniper“ haben<br />

gewonnen. Und doch sind beide in gewisser Weise<br />

die repräsentativsten Filme des Jahres, da jeder<br />

Streifen den Kern dessen erfasst, warum Russland<br />

und die Vereinigten Staaten dazu verdammt erscheinen,<br />

einen neuen Kalten Krieg zu führen.<br />

Nach der russischen Invasion in der Ukraine<br />

gestaltete sich die PR-Kampagne für „Leviathan“<br />

überaus schwierig. Doch das in ihm gezeichnete<br />

düstere Porträt des Lebens im heutigen Russland<br />

liefert die Bestätigung für viele Gründe, warum<br />

die Amerikaner immer wieder an der Reformfähigkeit<br />

Russlands nach dem Zusammenbruch<br />

des Kommunismus zweifelten. Diese Zweifel<br />

fanden ihren Niederschlag in der Populärkultur.<br />

Seit 1991 dokumentierte Hollywood das amerikanische<br />

Misstrauen gegenüber dem postsowjetischen<br />

Russland in einer Reihe von Filmen – wie<br />

beispielsweise in „The Saint – Der Mann ohne<br />

Namen“, „Airforce One“, „Der Goldene Kompass“<br />

aus dem Jahr 2006, „Salt“ und „The November<br />

Man“. Die aggressive Außenpolitik des russischen<br />

Präsidenten Wladimir Putin bestätigte die Russophoben<br />

in ihrer Haltung, weswegen die Nominierung<br />

von „Leviathan“, dieser hervorragenden<br />

Studie des Putin-Regimes über die Armseligkeit<br />

des Lebens, mehr als richtig war.<br />

Und obwohl dem Film die Oscar-Weihen verwehrt<br />

blieben, verdient er alles Lob. Unter der<br />

Regie von Andrej Swjaginzew entstand ein sowohl<br />

epischer als auch zutiefst nuancierter Streifen in<br />

gespenstisch anmutendem Stil, den man als<br />

„Realismus der Verzweiflung“ bezeichnen könnte.<br />

Der Filmtitel ist eine Anlehnung an das Buch<br />

Hiob und erinnert auch an Herman Melvilles<br />

„Moby Dick“.<br />

„Leviathan“ spielt in einer Kleinstadt an der<br />

Barentssee und zeigt, dass man dem auf Moskau<br />

zentrierten Staat und seinem heuchlerischen<br />

Doppelgänger, der orthodoxen Kirche, nicht einmal<br />

in der Arktis entrinnen kann. Unter einem<br />

dunkelgrauen Himmel, der den Rahmen für eine<br />

menschliche Landschaft aus politischem Missbrauch,<br />

Ehebruch, Gesetzlosigkeit und dem Zynismus<br />

allmächtiger Priester bildet, liegt am Strand<br />

neben alten Bootswracks ein riesiges Walskelett –<br />

möglicherweise Leviathan selbst.<br />

Die Geschichte ähnelt Alexander Solschenizyns<br />

anspruchsvollem Meisterwerk „Ein Tag im Leben<br />

des Iwan Denissowitsch“ aus dem Jahr 1962 und<br />

ist eine permanente Anklage gegen die Korruption<br />

staatlicher Macht – einer Macht, die stets bereit<br />

,,<br />

ist, zu töten und sich mit einer noch korrupteren<br />

Macht zu verbünden, nämlich der orthodoxen<br />

Kirche. Wie der Kommunismus, der einst im<br />

Gegenzug für Loyalität Absolution für die<br />

schlimmsten Verbrechen verhieß, erlaubt Russlands<br />

aktuelle Staatsreligion Untaten, einschließlich<br />

Mord, – ja, fördert sie sogar – solange man<br />

sich Gott gegenüber loyal zeigt.<br />

Nikolai, der hitzköpfige Protagonist in „Leviathan“,<br />

sieht sein Leben durch den Kampf gegen<br />

den Bürgermeister der Stadt um sein Anwesen an<br />

der Küste zerstört. „Ich bringe ihn um, wenn er<br />

hier einen Palast baut“, schreit Nikolai in Anspielung<br />

auf die Vorliebe der derzeitigen russischen<br />

Führung für die Errichtung protziger Monumente<br />

zur Demonstration ihrer persönlichen<br />

Großartigkeit: Putins im italienischen Stil erbauter<br />

Palast am Schwarzen Meer soll beispielsweise<br />

über eine Milliarde Dollar gekostet haben.<br />

Am Ende seines Kampfes ist Nikolais Leben<br />

ruiniert. Seine Frau wird getötet, und er wird<br />

beschuldigt, sie aufgrund einer kurzen Affäre mit<br />

seinem Freund umgebracht zu haben. Am Ende<br />

stellt sich heraus, dass Nikolai nicht schikaniert<br />

wurde, um dem Palast des Bürgermeisters, sondern<br />

einer Kathedrale Platz zu machen. Sogar die<br />

Russland-Klischees – eine in anmaßender Staatsmacht,<br />

Wodka, Flüchen, Schießen und Schreien<br />

begründete Tragik – verstärken diese außergewöhnlich<br />

dichte Schilderung der Zerstörung einzelner<br />

Leben durch aus der Ferne wirkender,<br />

verheerender Kräfte.<br />

Das ist russische Politik in ruchlosester Form.<br />

Zu Zeiten Stalins übernahmen die Meisterwerke<br />

von Künstlern wie etwa Boris Pasternak oder<br />

Dmitri Schostakowitsch die Aufgabe, der mundtoten<br />

Zivilgesellschaft eine künstlerische Stimme<br />

zu verleihen. Daher ist es blanker Zynismus, dass<br />

„Leviathan“ teilweise vom russischen Kulturministerium<br />

finanziert wurde – und bezeichnend,<br />

dass die russischen Behörden keinerlei Interesse<br />

an einem Oscar für diesen Film zeigten. Tatsächlich<br />

kritisierte Kulturminister Medinski den Film<br />

wegen dessen Düsternis und Pessimismus. (Er<br />

wurde in Russland gezeigt, aber zensiert.)<br />

Der Film „American Sniper“ unter der Regie<br />

von Clint Eastwood spiegelt amerikanische Haltungen<br />

in gleicher Weise wider wie „Leviathan“<br />

den aktuellen russischen Zeitgeist. Wo „Leviathan“<br />

allerdings Putins Russland mit chirurgischer<br />

Präzision unter die Lupe nimmt, werden in „American<br />

Sniper“ lediglich vermeintliche nationale<br />

Werte hinausposaunt, und zwar ohne Rücksicht<br />

auf deren Geltung in anderen Teilen der Welt.<br />

Während seiner vier Einsätze als von seiner<br />

Mission beseelter Soldat im Irak wird der wackere<br />

Texaner Chris Kyle (gespielt von Bradley Cooper)<br />

als Legende bekannt, ein Killer mit Erlöser-Komplex.<br />

Der an Kyles Memoiren angelehnte „American<br />

Sniper“ verherrlicht die amerikanische<br />

Frontier-Mentalität – es handelt sich um einen<br />

neuen Cowboyfilm von einem ehemaligen<br />

Cowboyfilmstar. Ebenso wie „Leviathan“ ein<br />

Russland in den Fängen eines politischen Albtraums<br />

darstellt, zeigt „American Sniper“ ein<br />

Land, das in seiner – in unzähligen Westernfilmen<br />

definierten – heroischen Mythologie des konsequenten<br />

Individualismus im eigenen Land und<br />

der Verteidigung von Freiheit und Ordnung im<br />

Ausland gefangen ist.<br />

Doch die Welt hat sich verändert, und vielfach<br />

wird Amerikas globale Rolle nicht mehr als Ausdruck<br />

seiner einzigartigen Unschuld und Güte<br />

betrachtet. Angesichts all dessen, was wir über<br />

den Irakkrieg erfuhren – falsche Behauptungen<br />

über Massenvernichtungswaffen, nicht vorhandene<br />

Verbindungen zwischen Saddam Hussein und<br />

der Al-Qaida und so weiter –, erscheint Eastwoods<br />

Film enttäuschenderweise wie ein Marketingprodukt<br />

und nicht wie ein Werk der Reflexion<br />

und kritischen Betrachtung. Eastwood hat lediglich<br />

seine früheren Filme aktualisiert – man denke<br />

an „Der Texaner“ oder „Pale Rider – Der namenlose<br />

Reiter“ – mit ihrer unerschütterlichen Überzeugung,<br />

dass Amerikas Gott der Gerechtigkeit<br />

die Oberhand behalten muss.<br />

Und so kann man nach dieser hochspannenden<br />

Oscar-Konstellation zwischen Amerika und Russland<br />

nur zu dem Urteil kommen: „American Sniper“<br />

versagt, wo „Leviathan“ reüssiert. George<br />

Orwell brachte den Grund dafür knapp auf den<br />

Punkt: „Sämtliche Propaganda ist Lüge, selbst<br />

wenn sie die Wahrheit spricht.“<br />

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier<br />

Die Autorin lehrt Internationale Beziehungen an der<br />

New School und ist Senior Fellow am World Policy<br />

Institute in New York<br />

Copyright Project Syndicate 2015<br />

George Orwell brachte es auf den Punkt:<br />

„Sämtliche Propaganda ist Lüge, selbst<br />

wenn sie die Wahrheit spricht“<br />

Impressum<br />

Verleger AXEL SPRINGER (1985 †)<br />

Herausgeber: Stefan Aust<br />

Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />

Stellvertreter des Chefredakteurs:<br />

Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Beat Balzli, Oliver Michalsky<br />

Geschäftsführender Redakteur:<br />

Dr. Marius Schneider<br />

Chefreporter Investigativ: Jörg Eigendorf<br />

Textchefs: Rainer Marx, Annette Prosinger<br />

Chefkommentatoren: Torsten Krauel,<br />

Dr. Jacques Schuster<br />

Leitung Layout/Artdirection: Marie-Luise Müller,<br />

Maud Radtke<br />

Politik: Jochen Gaugele, Marcus Heithecker, Lars<br />

Schroeder; Stv. Karsten Kammholz, Claus Christian<br />

Malzahn Außenpolitik: Dr. Sascha Lehnartz; Stv.<br />

Dietrich Alexander Forum: Andrea Seibel; Stv. Rainer<br />

Haubrich Titelthema/Digital Storytelling: Jennifer<br />

Wilton Wirtschaft/Finanzen/Immobilien: Thomas<br />

Exner, Olaf Gersemann; Stv. Jan Dams, Dietmar Deffner,<br />

Michael Fabricius Kultur/Stil: Cornelius Tittel,<br />

Andreas Rosenfelder; Stv. Annemarie Ballschmiter,<br />

Inga Griese (Senior Editor), Elmar Krekeler<br />

Reportagen/Panorama: Wolfgang Scheida, Heike<br />

Vowinkel Sport: Stefan Frommann; Stv. Sven Flohr,<br />

Christian Witt, Volker Zeitler Wissen: Dr. Norbert<br />

Lossau; Stv. Dr. Pia Heinemann Reisen: Sönke Krüger;<br />

Stv. Kira Hanser Motor: Dr. Ulf Poschardt<br />

(komm.) Boot: Reinhold Schnupp<br />

Chefreporterin: Dagmar von Taube Chefkorrespondentin<br />

Wirtschaftspolitik: Dr. Dorothea Siems<br />

Korrespondenten Politik/Gesellschaft: Ulrich Exner,<br />

Dr. Richard Herzinger, Alan Posener Korrespondent<br />

Kultur/Gesellschaft: Eckhard Fuhr Leitender<br />

Redakteur Zeitgeschichte: Sven-Felix Kellerhoff<br />

Ständige Mitarbeit: Prof. Michael Stürmer, Lord<br />

George Weidenfeld<br />

Autoren: Michael Backhaus, Henryk M. Broder,<br />

Wolfgang Büscher, Dr. Susanne Gaschke, Matthias<br />

Matussek, Alan Posener, Benjamin von Stuckrad-Barre,<br />

Hans Zippert<br />

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*<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />

FORUM<br />

11<br />

PRO<br />

KONTRA<br />

LEITARTIKEL<br />

Gender und Wahnsinn liegen oftmals nahe beieinander.<br />

Einmal habe ich mich mit einer Feministin<br />

unterhalten, die meinte, dass die soziale<br />

Ungerechtigkeit der Geschlechter nur überwunden<br />

werden könne, wenn man auch das<br />

biologische Geschlecht überwinde und als Soziologe<br />

in der Pflicht stehe, auch die Robotik mitzudenken.<br />

Denn irgendwann, sagte sie dann, irgendwann gäbe<br />

es nur noch Menschmaschinen, die weder<br />

Mann noch Frau seien – und sie meinte das vollkommen<br />

ernst.<br />

Wer heute Gender sagt, der denkt den Wahnsinn<br />

gleich mit, und die Gender-Aktivisten, die viel zu oft<br />

die Karikaturen übertreffen, die man von ihnen zeichnet,<br />

sind ein verständlicher Grund dafür. Ein anderer ist<br />

problematischer. Für die meisten Menschen in Deutschland<br />

sind die Debatten, die Gender-Aktivisten führen, zu abgehoben.<br />

Abgehoben ist immer das, was an der eigenen Lebensrealität<br />

vorbeigeht. Und das tun ja tatsächlich alle Gender-Debatten.<br />

Weil es sich für die meisten<br />

Menschen eben so anfühlt, als<br />

ob die Gleichberechtigung von<br />

Mann und Frau und Transgender<br />

und all den anderen fiktiven und<br />

realen sexuellen Geschlechtern<br />

in Deutschland längst gelebte<br />

VON DENNIS SAND<br />

Realität sind. Das Problem dabei<br />

ist, dass die meisten Menschen<br />

die Mehrheit sind und die Mehrheit<br />

immer nur sehr bedingt in<br />

der Lage ist, über die Gefühle<br />

und Lebensrealitäten einer Minderheit<br />

Auskunft zu geben. Auch<br />

ich habe zwar das Gefühl, dass in<br />

Deutschland im Prinzip alle<br />

gleich behandelt werden, aber<br />

ich weiß eben nicht wirklich, ob<br />

man als Homosexueller oder als<br />

Transgender das auch so sieht.<br />

Darum hat Gender-Politik ihre<br />

Berechtigung. Sie will in erster<br />

Linie nicht viel mehr als Geschlechtergerechtigkeit.<br />

Dagegen<br />

kann man nichts haben. Die<br />

meisten Kritiker stören sich nur<br />

an den teils abstrusen Forderungen,<br />

die die Aktivisten stellen.<br />

Aber auch dieser Gender-Wahnsinn<br />

hat seine Berechtigung.<br />

Wenn man in unserer Mediengesellschaft<br />

gehört werden will, dann muss man laut sein. Wenn<br />

Alice Schwarzer fordert, Prostitution zu verbieten, wird sie<br />

wohl wissen, dass am Ende des Tages die Prostitution nicht<br />

verboten wird – aber alleine die absurde Forderung hat eine<br />

Debatte darüber ausgelöst, welche Stellung eine Prostituierte<br />

in unserer Gesellschaft hat. Ach was, entgegnen die konservativen<br />

Gender-Kritiker und verweisen darauf, dass wir ganz andere<br />

Probleme hätten. Das stimmt, aber es ist ja nicht so, dass<br />

diese anderen Probleme dadurch schneller gelöst werden, indem<br />

wir nicht mehr über die Gleichstellungsproblematik sprechen.<br />

Die übrigens nicht bedeutet, dass man alles gleichmachen<br />

muss, sondern Möglichkeiten schafft, allen Menschen die<br />

gleichen Chancen zu eröffnen.<br />

Man kann dagegen sein, Prostitution zu verbieten, gegen eine<br />

Frauenquote und auch gegen gegenderte Sprache. Aber man<br />

sollte zumindest darüber sprechen. Eine postmoderne Gesellschaft<br />

in permanentem Umbruch sucht diese Diskurse, um<br />

sich ihrer Grundwerte zu vergewissern. Wir brauchen in<br />

Deutschland eher ein bisschen mehr als weniger Gender-<br />

Wahnsinn. Und sollten entspannter sein. Als Lann Hornscheidt,<br />

der/die Berliner Professor/in, der/die weder männlich<br />

noch weiblich sein will, auf die Anrede Professx bestand,<br />

musste Hornscheidt lange nicht nur hämische Kommentare,<br />

sondern auch Morddrohungen ertragen. Da fragt man sich<br />

schon, wo für viele Menschen eigentlich das Problem liegt. Seien<br />

wir doch stolz auf unseren Gender-Wahnsinn. Wir können<br />

ihn uns nicht nur leisten, er macht unsere freiheitliche Gesellschaft<br />

erst aus.<br />

Das Fasten ist für den Katholiken<br />

eine fast selbstverständliche<br />

Handlung. Die Protestanten tun<br />

sich damit manchmal schwerer. Wie man<br />

dem Duell von Claudia Becker und Matthias<br />

Matussek entnehmen kann.<br />

Claudia Becker: Wir Protestanten sind<br />

nicht gegen Verzicht und eine bewusst<br />

gestaltete Fastenzeit. Aber genauso, wie<br />

wir nicht glauben, dass wir uns durch einen<br />

Ablass einen Platz im Himmel erkaufen<br />

können, glauben wir nicht, dass wir<br />

durch Askese Gott milder stimmen. Wir<br />

sollen nicht einfach hungern oder zwanghaft<br />

auf Vergnügungen verzichten, weil<br />

man das so tut, wir sollen bewusst entscheiden,<br />

worauf wir verzichten.<br />

Matthias Matussek: Na, das hört sich ja<br />

wieder butterweich an. Ihr habt doch die<br />

Kampagne „Sieben Wochen ohne …“. Ein<br />

Pastor will die Bänke entfernen, damit<br />

die Gläubigen beim Knien den harten Boden<br />

spüren. Buße, Askese, ich dachte, da<br />

kommen wir mal zusammen!<br />

Becker: Es gibt eben so manche protestantische<br />

Torheit. Übrigens hat besagter<br />

Pfarrer einer Düsseldorfer Gemeinde<br />

nicht mit Askese argumentiert, sondern<br />

mit einer Wischiwaschi-Begründung: Den<br />

Besuchern soll ermöglicht werden, sich<br />

die Kirche „auf unterschiedliche Weise<br />

neu zu erschließen“. Blabla. Da wäre mir<br />

ein klares Wort zum Fasten schon lieber.<br />

Jesus jedenfalls mochte es gar nicht,<br />

wenn die Superfrommen beim Fasten mit<br />

Leidensmiene und ungewaschenem Gesicht<br />

durch die Gegend liefen. Wenn man<br />

fastet, dann im Verborgenen.<br />

Matussek: Ja, ganz große Stelle bei Markus,<br />

wurde bei uns Aschermittwoch verlesen.<br />

„Sie stellen sich beim Gebet gern an<br />

die Straßenecken, damit sie von den Leuten<br />

Dennis Sand (29) ist<br />

Kulturwissenschaftler<br />

und schließt derzeit<br />

an der Universität<br />

Bayreuth seine<br />

Promotion ab. Er ist<br />

Redaktionsmitglied<br />

Gender-Politik<br />

zwischen<br />

Wahn und Sinn<br />

Es gibt Menschen, die wollen weder Mann<br />

noch Frau sein. Ihr Bedürfnis nach Anerkennung bleibt<br />

ein Dauerbrenner in Deutschland<br />

Birgit Kelle (40) ist<br />

verheiratet und hat vier<br />

Kinder. Gerade ist<br />

„Gendergaga – Wie eine<br />

absurde Ideologie unseren<br />

Alltag erobern will“ (Adeo<br />

Verlag) erschienen<br />

MATUSSEK VERSUS BECKER<br />

Auf die Knie und Reue!<br />

gesehen werden.“ Jesus hatte Humor, großer<br />

Satiriker! Aber Fasten tut gut, ich hab’s<br />

grad zehn Tage gemacht, es hält ein reiches<br />

inneres Erlebnis bereit. Betonung liegt auf<br />

„inneres“, ich schreib trotzdem drüber, was<br />

soll ich machen als Journalist. Übrigens hat<br />

auch Jesus gefastet, 40 Tage lang, und hat<br />

sich vom Satan versuchen lassen.<br />

Das Problem mit der Gender-Politik beginnt schon<br />

damit, dass sie auf einer falschen Annahme basiert.<br />

Und die lautet: Es gibt keinen Unterschied<br />

zwischen Mann und Frau. Alles sei nur Erziehungssache,<br />

wir seien alle nur Opfer unserer<br />

„gender-unsensiblen“ Erziehung, gefangen in unserer zwangskultivierten<br />

Heterosexualität, gefangen in „Rollenstereotypen“,<br />

die selbstredend immer zum Nachteil der Frau gereichen<br />

und aus denen wir natürlich endlich befreit werden sollen. Eine<br />

These, auf deren Beweis wir nun schon über 20 Jahre warten,<br />

seit Gender-Mainstreaming bei der UN-Weltfrauenkonferenz<br />

in Peking erstmals auf der Tagesordnung stand. Eine Behauptung,<br />

die trotz der mehr als 140 Gender-Lehrstühle in<br />

Deutschland – Tendenz steigend – nie bewiesen wurde.<br />

Jede andere Theorie ohne wissenschaftliches Fundament<br />

hätte man längst auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen.<br />

Wir haben ein Leitprinzip unserer Politik daraus gemacht. Das<br />

hilft der Mehrheit der Frauen nicht, die überhaupt kein Problem<br />

mit ihrer Weiblichkeit haben. Aber es verschafft einer<br />

wahren Gender-Industrie zweifelhafte<br />

Legitimation. Man will<br />

uns Frauen zwangsbeglücken,<br />

auch diejenigen, die sich nie diskriminiert<br />

gefühlt haben. Weil es<br />

ja nicht sein darf, dass Frauen<br />

möglicherweise deswegen zu<br />

VON BIRGIT KELLE<br />

Hause bei ihren Kinder bleiben,<br />

weil sie es gern tun. Weil es ja<br />

nicht sein darf, dass Frauen deswegen<br />

Germanistik und Kunstgeschichte<br />

studieren statt Maschinenbau,<br />

weil sie es vielleicht<br />

lieber mögen. Die Opferrolle der<br />

Frau darf nicht infrage gestellt<br />

werden, gerade gesellen sich diverse<br />

geschlechtliche Opfergruppen<br />

dazu und eines eint: Als Opfer<br />

hat man die volle Aufmerksamkeit<br />

des Systems, während<br />

sich die Mehrheit im Land plötzlich<br />

auf der Diskriminierungs-<br />

Täterseite wieder findet. Wie<br />

praktisch.<br />

Gender-Mainstreaming gilt als<br />

Leitprinzip unserer Politik, ohne<br />

jemals demokratisch legitimiert<br />

worden zu sein. Und nein, dass<br />

sich ein Bundeskabinett eine<br />

neue Geschäftsordnung gibt, ist<br />

kein Ersatz für eine gesellschaftliche<br />

Debatte über Sinn und Zweck einer Maßnahme, die wir<br />

alle teuer mit unseren Steuergeldern bezahlen. Unter dem<br />

Deckmantel von Frauenförderung, Gleichstellungspolitik und<br />

der Förderung von Toleranz gegenüber ständig neu entdeckten<br />

Geschlechtern frisst sich dieses Konzept durch unsere Sprache,<br />

Universitäten, Lehrstühle, Verwaltungen, Studiengänge,<br />

Bildungspläne, Kirchen, Unternehmen und vor allem Budgets.<br />

Ein ganzer Wirtschaftszweig lebt inzwischen davon, an jeder<br />

Ecke neue Diskriminierungen oder Geschlechter ausfindig zu<br />

machen oder „Gender-Kompetenz“ zu vermitteln und sei es<br />

nur in Form von weiblich quotierten Straßennamen,<br />

Unisex-Toilettentüren, gendergerechten Spielplätzen<br />

oder emanzipierten Ampelweibchen. Hauptsache,<br />

es findet sich ein neues Handlungsfeld, mit dem<br />

das nächste Jahresbudget gesichert ist. Damit sind<br />

wir beim zweiten Problem der Gender-Bewegung:<br />

Bei Erfolg droht Arbeitslosigkeit. Wohin mit all<br />

den Gleichstellungs- und Diversity-Beauftragten,<br />

den liebgewonnenen Lehrstühlen, Instituten und<br />

Projekten der Gender-Kompetenten, wenn es objektiv<br />

keine Diskriminierung mehr gibt? Wenn Mann und Frau gar<br />

kein Problem mehr haben, und wenn ein Schwulen-Outing nur<br />

noch Abwinken beim ermüdeten Publikum hervorruft?<br />

Während also ein ganzes Land politisch korrekt so tut, als<br />

gäbe es typisch weiblich und typisch männlich nicht mehr, ist<br />

die größte Diskriminierung heute vermutlich diejenige, einem<br />

Mann seine Männlichkeit abzusprechen, und einer Frau ihre<br />

natürliche Weiblichkeit nicht zu gönnen.<br />

MARTIN U. K . LENGEMANN<br />

Becker: Und er hat ihm widerstanden<br />

mit diesen großen Worten: „Der Mensch<br />

lebt nicht vom Brot allein.“ Eine tolle Erkenntnis,<br />

zu der wahrscheinlich wirklich<br />

nur kommt, wer bewusst verzichtet. Fasten<br />

– finde ich ja gut. Aber im Sinne von<br />

Leere aushalten, Stille, nicht ständig in<br />

die Mails gucken, nicht alles haben wollen.<br />

Auch jenseits von Ostern.<br />

Matussek: Richtig. Stille, nicht zustopfen,<br />

ich verzichte auf Facebook – weitgehend,<br />

auch auf Nuckelkram. Aber um die<br />

Buße, liebe protestantische Kollegin, machen<br />

Sie einen Bogen, dabei können wir<br />

alle, sollten wir alle Buße tun, in dieser<br />

Passionszeit, wir Sünder, ernsthaft, gerade<br />

wir Journalisten. Wir hauen so auf die<br />

Kacke, dabei verfehlen wir die Wahrheit<br />

so oft. Also: auf die Knie und Reue!<br />

Becker: Wenn Fasten dazu führt, dass<br />

der Journalismus wahrhaftiger wird, dann<br />

werfe ich alle meine Vorbehalte über den<br />

Haufen und verzichte auch auf Kirchenbänke.<br />

Ich bin mir aber nicht sicher, ob<br />

die selbstverzehrende Buße der richtige<br />

Weg ist. „Deine ganze Reue sei eine schönere<br />

Tat“, sagt Jean Paul. Das gefällt mir<br />

besser. Und meine biblische Lieblingsbüßerin<br />

ist „die Sünderin“, die mit ihrem<br />

Haar die Tränen von Jesus’ Füßen wischt.<br />

Reue ist gut, Liebe ist besser.<br />

Matussek: Das ist mir zu kitschig. Och<br />

nööö. Zu wahrer Liebe gehört auch die<br />

Bereitschaft zur Reue.<br />

; KERSTIN PUKALL<br />

MARTIN U. K. LENGEMANN<br />

Was wusste Volker Bouffier<br />

über den Mord in Kassel?<br />

STEFAN AUST<br />

Die Bundesanwaltschaft<br />

hält den Fall für „ausermittelt“.<br />

Da fehlt nur<br />

noch die Kleinigkeit,<br />

Beate Zschäpe im<br />

Münchner NSU-Verfahren wegen<br />

Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe<br />

zu verurteilen. Ja, hätte<br />

man denn einen Zeugen, der glaubwürdig<br />

aussagt, dass sie zehn Minuten<br />

vor einem Mord eine Plastiktüte mit<br />

einem schweren Gegenstand an den<br />

Tatort getragen hätte. Und dann ein<br />

paar Meter von den Mördern entfernt<br />

an einem Computer gechattet. Sie wäre<br />

wohl längst verurteilt. Diese Indizien<br />

jedoch treffen nicht auf sie, sondern<br />

auf einen hessischen Verfassungsschutzbeamten<br />

zu.<br />

Teil der Lösung<br />

oder Teil des<br />

Problems?<br />

Der Fall Andreas Temme machte<br />

vergangene Wochen Schlagzeilen,<br />

nachdem die „Welt am Sonntag“ in einer<br />

Titelgeschichte bisher unbekannte<br />

Passagen aus polizeilich abgehörten<br />

Telefonaten veröffentlichte. In einem<br />

dieser Gespräche zwischen dem damals<br />

unter Mordverdacht stehenden<br />

Verfassungsschützer und dem Geheimschutzbeauftragten<br />

des Landesamtes<br />

hieß es: „Ich sag ja jedem –<br />

wenn er weiß, dass da irgendwas passiert<br />

– nicht vorbeifahren.“<br />

Das Zitat ist keinesfalls aus dem<br />

Zusammenhang gerissen und kaum<br />

anders zu interpretieren als so: Temme<br />

hat nach Auffassung seines Betreuers<br />

vom LfV gewusst, „dass da irgendetwas<br />

passiert“. Das stärkt, neben<br />

vielen anderen Indizien, den Verdacht,<br />

dass der Verfassungsschützer dienstlich<br />

am Schauplatz des Mordes in dem<br />

Kasseler Internetcafé war – und nicht<br />

zufällig, um ganze elf Minuten auf einer<br />

Erotik-Plattform zu chatten.<br />

Hessens Ministerpräsident Volker<br />

Bouffier sieht weder bei sich noch bei<br />

seiner Behörde ein Versagen. Er sei<br />

natürlich an einer vollständigen Aufklärung<br />

interessiert. Man sollte ihn<br />

beim Wort nehmen. Niemand wird<br />

dem ehemaligen Innenminister unterstellen,<br />

dass er oder sein Verfassungsschutz<br />

als Behörde den Mord an Halit<br />

Yozgat, dem Betreiber des Internetcafés<br />

in der Holländischen Straße 82<br />

in Kassel am 6. April 2006 mit verübt<br />

oder gebilligt hat. Auch das Bundesland<br />

Hessen dürfte für den viel beschworenen<br />

„tiefen Staat“ deutlich zu<br />

flach sein.<br />

Man kann berechtigte Vorwürfe<br />

auch selbst so verdichten, dass sie zu<br />

„ungeheuerlichen“ und „unverschämten<br />

Unterstellungen“ werden. In einer<br />

eilig zusammengetrommeltem Pressekonferenz<br />

wies Bouffier mit zitternder<br />

Stimme und zitternden Händen etwas<br />

zurück, was ihm niemand ernsthaft<br />

unterstellen würde. Weder der ehemalige<br />

hessische Innenminister noch seine<br />

Behörde sind an der Mordserie des<br />

„Nationalsozialistischen Untergrundes“<br />

(NSU) beteiligt. Wohl aber an der<br />

mangelnden Aufklärung, die die<br />

Schwelle zur Vertuschung und zur<br />

Blockierung von Ermittlungen deutlich<br />

überschreitet.<br />

Welche Rolle Verfassungsschützer<br />

Temme und dessen V-Mann in der<br />

rechten Szene, Benjamin Gärtner, bei<br />

dem Mord gespielt haben, wird indessen<br />

zur Kernfrage, mit der sich der<br />

neu eingerichtete Untersuchungsausschuss<br />

des Hessischen Landtages beschäftigen<br />

muss und wird. Nur wer<br />

sich blind stellt, kann übersehen, dass<br />

Agent Temme und sein V-Mann den<br />

Mördern sehr nahe gekommen sind.<br />

Wie und warum, wird aufzuklären<br />

sein. Welche nachrichtendienstliche<br />

Operation war es, von der Temmes<br />

Ehefrau in einem von der Polizei abgehörten<br />

Gespräch mit einer Freundin<br />

sagte: „Der hatte unglaublichen Druck<br />

an der Arbeit, also, da sind so ein paar<br />

ganz, ganz heiße, super geheime Sachen<br />

gelaufen“?<br />

Vielleicht hat sich Innenminister<br />

Bouffier damals von seiner Behörde<br />

davon überzeugen lassen, dass die<br />

„heißen, supergeheimen Sachen“ auf<br />

keinen Fall auffliegen dürfen, vielleicht<br />

hat er deshalb die Vernehmung<br />

des V-Mannes Gärtner durch die Polizei<br />

blockiert, vielleicht hat er deshalb<br />

dann die V-Mann-Akten nicht freigegeben?<br />

Immerhin waren die NSU-<br />

Mörder Böhnhardt und Mundlos da<br />

noch unterwegs. Aber nach deren<br />

Selbstentlarvung durch Selbstmord<br />

gab und gibt es keinen Grund mehr,<br />

die Aufklärung einer zehnfachen<br />

Mordserie zu behindern. Das ist ein<br />

strafbarer Tatbestand, auf den fünf<br />

Jahre Gefängnis stehen: Strafvereitelung<br />

im Amt.<br />

Ministerpräsident Volker Bouffier<br />

muss sich entscheiden: Will er Teil<br />

der Lösung sein – oder Teil des Problems?<br />

Viren sind kein Kinderspiel<br />

Die ersten werden die letzten<br />

sein. Seit drei, vier Milliarden<br />

Jahren leben Mikroben auf<br />

der Erde, sie sind also viel älter als<br />

wir und widerständiger. Also müssen<br />

wir nach Kräften dafür sorgen, dass<br />

sie uns nicht kleinkriegen. Gerade<br />

versuchen sie es wieder, dieses Mal<br />

die Masernviren. Erinnert sich noch<br />

jemand, wie das bei Ebola lief? An<br />

der Armut in Westafrika habe es gelegen,<br />

dass sich das Virus so schnell<br />

ausbreitete, an ärztlicher Unterversorgung,<br />

so hieß es, besonders aber<br />

an unvernünftigen Reaktionen der<br />

Menschen dort. Manche sprachen<br />

hierzulande sogar von Voodoo-Verhalten.<br />

Mag alles stimmen, aber was<br />

soll man jetzt in Liberia und Guinea<br />

denken, wenn man davon hört, wie<br />

rasant sich etwa in Berlin eine Masernepidemie<br />

ausbreitet? An Armut,<br />

Mangel an Ärzten oder Krankenhäusern<br />

liegt es nicht. Sondern an der<br />

verbreiteten Weigerung, sich impfen<br />

zu lassen, und dies ohne wirklich<br />

nachvollziehbaren Grund. Für dieses<br />

Verhalten mag es vielleicht auch andere<br />

Ausdrücke geben als Voodoo,<br />

aber es wäre schon interessant, was<br />

man zu dieser Ignoranz in Afrika sagen<br />

würde.<br />

Viren kann man zwar als Mikroorganismen<br />

bezeichnen, andererseits<br />

aber auch als eine Art Superorganismus,<br />

der uns das Leben schwer<br />

macht. Er benutzt uns als Vehikel für<br />

seine Verteilung. Dem können wir<br />

nur begegnen, wenn auch wir als Superorganismus<br />

auftreten, also gemeinsam<br />

handeln, indem wir uns –<br />

zum Beispiel – möglichst großflächig<br />

immunisieren, also impfen. Bei den<br />

Pocken ist das (auch durch Impfpflicht)<br />

gelungen, ein Welterfolg. Bei<br />

der Kinderlähmung größtenteils, bei<br />

anderen Krankheiten darf man ruhig<br />

hoffen.<br />

Die Menschen in den reichen Industrieländern<br />

sind in der Pflicht,<br />

hier voranzugehen. Nicht nur, weil<br />

sie sich nicht hinter Armut oder einem<br />

Klinikmangel verstecken können.<br />

Vor allem deshalb, weil sie<br />

durch ihre fieberhafte Reisetätigkeit<br />

ständig Viren und Bakterien um die<br />

Welt tragen. Das ist es, was den Gesundheitsstrategen<br />

besondere Sorgen<br />

bereitet, worauf sie mit Computermodellen<br />

und Planspielen zu reagieren<br />

versuchen. Es ist gar nicht<br />

einzusehen, wie etwa die Bundesbürger<br />

an anderer Stelle zum Korpsgeist<br />

gezwungen und staatlich verordnet<br />

zum Beispiel in ein einig Volk von<br />

Nullenergie-Häuslebauern und Konsumenten<br />

von windiger Energie verwandelt<br />

werden, sich hierbei als<br />

Weltmeister brüsten dürfen – aber<br />

damit leben sollen, dass viele ihre<br />

Kinder ohne Impfung in Kita oder<br />

Schule schicken. Von erwachsenen<br />

Impfmuffeln am Arbeitsplatz gar<br />

nicht zu reden.<br />

Würde die Impfverweigerung –<br />

weit verbreitet gerade in den wohlhabenderen<br />

Vierteln – nicht so groß<br />

sein, bräuchte man über eine Impfpflicht<br />

nicht nachzudenken.<br />

Ulli Kulke


*<br />

12 PANORAMA<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Klein, rundlich, kurz<br />

geschnittene schwarze<br />

Haare, ziemlich<br />

große und ziemlich<br />

freundliche Augen. So<br />

sieht sie also aus, „die<br />

Tochter“. Und daneben<br />

die Mutter, kaum größer, kaum<br />

rundlicher, die dunklen Haare gerade<br />

lang genug für eine ordentliche amerikanische<br />

Föhnfrisur. Beide tragen dunkle<br />

Kleider und schwarze Strümpfe und<br />

schwarze Pumps, wäre man ein galanter<br />

Verehrer, würde man zur Tochter so etwas<br />

sagen wie „oh, Sie haben Ihre<br />

Schwester mitgebracht!“<br />

VON IRIS ALANYALI<br />

Nicht ohne<br />

meine Mutter<br />

Die Amerikanerin Betty Mahmoody wurde mit ihrem Buch<br />

über die Flucht aus dem Iran berühmt. Tochter Mahtob erzählt<br />

nun ihre eigene Geschichte – von Angst, Flucht und dem<br />

Wunsch nach Normalität<br />

Betty Mahmoody (l.) und ihre Tochter Mahtob leben seit ihrer Flucht aus dem Iran 1986 in den USA<br />

schule, holt ihre Mutter sie eines Nachmittags<br />

ab und erzählt ihr noch im Auto<br />

bestürzt von einem Flugzeugabsturz im<br />

Iran: „Viele Iraner sind gestorben!“ Mahtob<br />

verschränkt die Arme vor der Brust:<br />

„,Gut‘, schnaubte ich, ,ich hoffe, Dad war<br />

dabei.‘“<br />

An dem Tag startet Betty Mahmoody<br />

die ideelle Familienzusammenführung:<br />

„Sie wäre sonst ihr Leben lang eine Gefangene<br />

ihres Vaters geblieben.“ Regelmäßig<br />

blättert sie mit ihrer Tochter das<br />

Familienalbum durch, erinnert an den<br />

liebe- und hingebungsvollen Dad, bereitet<br />

persische Gerichte zu. Dass Betty<br />

sich nach wie vor mit den alten Freunden<br />

aus dem Nahen und Mittleren Osten<br />

zum Kochen trifft, trägt wesentlich zur<br />

Versöhnung mit dem orientalischen Erbe<br />

bei. Durch Mahtobs Buch ziehen die<br />

Düfte von karamellisierten Zwiebeln,<br />

von gebratenem Hackfleisch, Basmatireis,<br />

Minze, Zimt, Orangenessenz. Von<br />

einer engen armenischen Freundin be-<br />

(C) OLIVIER FAVRE<br />

Als Küchenpsychologe aber zuckt man<br />

innerlich zusammen und denkt, „aus ihr<br />

ist die jüngere Version der Mutter geworden<br />

– wie unheimlich ist das denn!“<br />

Weil die Tochter im öffentlichen Bewusstsein<br />

nie ohne die Mutter existiert<br />

hat. Mahtob ist das Kind aus „Nicht ohne<br />

meine Tochter“, Betty Mahmoodys<br />

Erfahrungsbericht über ihre Zeit in Teheran,<br />

wo ihr damaliger Ehemann sie<br />

und Mahtob über ein Jahr lang festhielt.<br />

Später während unseres Gesprächs werden<br />

die beiden lachen: „Wir sind immer<br />

noch ein Team!“<br />

Was 1984 ein zweiwöchiger Besuch bei<br />

der Verwandtschaft sein sollte, wurde<br />

Betty Mahmoodys Autobiografie zufolge<br />

zu einem 18-monatigen Albtraum. Der in<br />

den USA ausgebildete Arztgatte, der der<br />

einfachen Farmerstochter aus Michigan<br />

ein Leben mit Hausmädchen, Dinnerpartys<br />

und Auslandsreisen ermöglichte, war<br />

nach der Vertreibung des Schahs zu einem<br />

glühenden Mitstreiter der iranischen<br />

Revolution geworden, ein politischer<br />

Extremist, der seine Religion wieder<br />

entdeckte und antiamerikanische<br />

Slogans skandieren ging. In Teheran eröffnet<br />

Bozorg, genannt Moody, seiner<br />

Frau, er wolle und könne auch gar nicht<br />

zurück, seine Greencard sei abgelaufen.<br />

Als Betty protestiert, stellt er beide unter<br />

die ständige Aufsicht seiner Familie.<br />

Er schlägt seine Frau und zwingt Mahtob<br />

zum Schulbesuch. Über die Vermittlung<br />

eines iranischen Geschäftsmanns gelingt<br />

den beiden schließlich mithilfe von Drogenhändlern<br />

die Flucht über die Berge in<br />

die Türkei.<br />

Über die Zeit danach hat nun Mahtob<br />

Mahmoody ihre Autobiografie geschrieben.<br />

„Endlich frei!“ (Bastei Lübbe, 416 S.,<br />

19,99 Euro) gehört zu jenen Büchern, die<br />

in amerikanischen Buchhandlungen im<br />

Lebenshilfe-Regal als „inspirational“<br />

oder „motivational“ angepriesen zu werden<br />

pflegen. Die Übergänge sind fließend,<br />

aber damit eine Autobiografie inspirierend<br />

statt nur motivierend wirken<br />

kann, wird meist ein christliches Fundament<br />

vorausgesetzt. In diesem Sinne ist<br />

Mahtobs Leben unbedingt inspirierend.<br />

Bei ihrer Rückkehr nach Michigan im<br />

Februar 1986 ist Mahtob sechs Jahre alt.<br />

Als ihre Mutter sie am ersten Abend im<br />

Haus der Großeltern ins Bett bringt, beenden<br />

sie ihr gemeinsames Nachtgebet:<br />

„Beschütze uns auch weiterhin, mach,<br />

dass nichts uns trennt. In Jesu Namen.<br />

Amen.“ Dann beugt sich Betty hinunter<br />

und küsst Mahtob auf die Stirn: „Shab<br />

bekhair“ sagt sie, gute Nacht. Die Tochter<br />

erstarrt vor Zorn: „Ich möchte nie<br />

wieder die Sprache Khomeinis hören“,<br />

faucht sie ihre Mutter an.<br />

„Ich habe Farsi tatsächlich vergessen“,<br />

erzählt sie heute. „Das ist nur ein simples<br />

Beispiel für die zerstörerische Kraft<br />

des Hasses: Er hat meine Zweitsprache<br />

ausgelöscht. Ich will nicht wissen, was<br />

passiert wäre, wenn meine Mutter nicht<br />

eingegriffen hätte, als sie sah, was für ein<br />

hasserfüllter, verbitterter Mensch ich zu<br />

werden drohte.“<br />

Mahtob war zur Bettnässerin geworden<br />

und wurde regelmäßig von Träumen<br />

geplagt. Neun Monate nach der Rückkehr<br />

in die USA, Mahtob besucht inzwischen<br />

die lutheranische Salem-Grundkommt<br />

Mahtob den Kaffeesatz gelesen,<br />

mit einem iranischen Freund feiert sie<br />

das Neujahrsfest Nouruz. Beide sind<br />

„Tante“ und „Onkel“ für sie.<br />

Im Gespräch fällt auf, dass Betty ihren<br />

einstigen Ehemann nie beim Namen<br />

nennt, auch nie „Exmann“. Er ist ausschließlich<br />

„Mahtobs Vater“ – als sei das<br />

der einzige Platz, der ihm in ihren Erinnerungen<br />

zusteht. „Nicht ohne meine<br />

Tochter“ wurde 1988 ein Bestseller, mehr<br />

als acht Millionen Exemplare sollen weltweit<br />

verkauft worden sein, allein in<br />

Deutschland beträgt die Auflage über vier<br />

Millionen. Und besonders in Deutschland<br />

hagelt es Proteste. Weil viel von Kakerlaken,<br />

Dreck, Gestank, ungehobelten Essmanieren<br />

und haarsträubenden Hygienevorstellungen<br />

die Rede ist. Betty Mahmoody<br />

wird als engstirnige Amerikanerin<br />

verhöhnt. Dabei beschränkt sie ihre Kritik<br />

auf die Familie ihres Mannes und ihn<br />

selbst, und sie macht deutlich, dass es<br />

sich bei Moody um einen psychisch kranken<br />

Mann handelt, dessen Identitätskrise<br />

durch das Entsetzen über sein Land noch<br />

verstärkt wird.<br />

Hat sie das Geschriebene jemals bereut?<br />

Nein, sagt sie. „Es waren meine damaligen,<br />

ungefilterten Gefühle. Ich stehe<br />

hinter jedem Wort.“ Die Arbeit an<br />

„Nicht ohne meine Tochter“ wird für<br />

Betty Mahmoody ein heilender Prozess –<br />

Mahtob betont, dass ihr Buch das gerade<br />

Ich drohte zu<br />

einem<br />

hasserfüllten,<br />

verbitterten<br />

Menschen zu<br />

werden<br />

Mahtob Mahmoody, Tochter<br />

nicht sei: „Meine Verarbeitung fand in<br />

den Gesprächen mit meiner Mutter<br />

statt. Als ich jünger war, wollte ich mein<br />

eigenes Leben haben. Ich wollte normal<br />

sein, eine Karriere haben, leben, wo ich<br />

wollte. Das ist mir gelungen – und ich<br />

hörte immer noch, dass die Menschen<br />

gerne meine Sicht der Dinge lesen würden.“<br />

Also schrieb sie genau darüber:<br />

Über ein vielleicht nicht ganz normales<br />

Leben, aber davon, dass sie nicht mehr<br />

das krankhaft schüchterne kleine Mädchen<br />

ist, das in Interviews stumm neben<br />

der eloquenten Mutter sitzt und in die<br />

Kamera starrt wie ein Rehkitz ins<br />

Scheinwerferlicht.<br />

Als ihre rastlose Mutter 1994 zum x-<br />

ten Mal umziehen will, weigert sich die<br />

14-Jährige und setzt ein protestantisches<br />

Internat durch, eine Zeit, an die sie sich<br />

bis heute mit Hanni-und-Nanni-seliger<br />

Begeisterung erinnert: „Die Freundinnen<br />

von damals sind Freundinnen fürs Leben!“<br />

Als Kind war sie aus Schutz vor<br />

dem Vater Amanda Smith (ein Onkel,<br />

der wie der Rest der amerikanischen Farmersfamilie<br />

Moody nie verziehen hat,<br />

nennt sie bis heute Mandy), aber im Internat<br />

kennt man sie wieder unter ihrem<br />

richtigen Namen.<br />

Im Anschluss daran wird sie zu einer<br />

der Psychologiestudentinnen, die das<br />

Fach vor allem aus Neugier aufs eigene<br />

Seelenleben belegen. Resilienz wird ihr<br />

Steckenpferd, die Frage, warum Menschen<br />

eine unterschiedliche Widerstandskraft<br />

gegenüber Schicksalsschlägen,<br />

Problemen, Krankheiten besitzen.<br />

Mahtobs Antwort: „Gott, Beziehungen,<br />

die eigene Einstellung.“ In dieser Reihenfolge.<br />

Die regelmäßigen Gebete mit der<br />

Mutter im Iran und die erfolgreiche<br />

Flucht haben sie zu einer tiefgläubigen<br />

Frau gemacht, für die Gott der allmächtige<br />

Vater im wahrsten Sinne des Wortes<br />

ist. „Ich weiß nicht, wie oder wann genau<br />

ich meinem Dad vergeben habe,<br />

aber ich weiß, warum. In Salem lehrte<br />

man mich jeden Tag, welche unglaublich<br />

befreiende Kraft in der Liebe liegt.“ Mutter<br />

und Tochter haben Moody nie wiedergesehen.<br />

Er starb 2009 in Teheran.<br />

Mahtob hat keine eigene Familie. Und<br />

sie lebt wieder mit ihrer Mutter zusammen.<br />

Betty Mahmoody, die nach ihrem<br />

Bestseller eine Kinderrechtsorganisation<br />

gründete und auf deren Lobbyarbeit hin<br />

in den USA ein Gesetz erlassen wurde,<br />

das es unter Strafe stellt, mit einem Kind<br />

unter 16 ohne die Einwilligung des anderen<br />

Elternteils auszureisen, ist in Rente<br />

gegangen. „Ich gebe ihr alle Hände voll<br />

zu tun“, sagt Mahtob. Denn die Tochter<br />

leidet an der Autoimmunkrankheit Lupus.<br />

„Ganz schön ironisch, dass ausgerechnet<br />

ich eine Krankheit habe, bei der<br />

mich mein eigenes Blut attackiert!“, sagt<br />

sie gut gelaunt. Die Krankheit, an der sie<br />

schon längst hätte sterben können, führt<br />

zu regelmäßigen Schwächeanfällen.<br />

Stress ist ein Auslöser.<br />

Jedes Anzeichen, ihr Vater könnte ihren<br />

Aufenthaltsort herausgefunden oder<br />

Verwandte geschickt haben, um Mahtob<br />

in den Iran zu holen, führte zu einer Attacke.<br />

Mahtob bekam verstörende Mails<br />

oder kehrte während des Studiums in eine<br />

Wohnung zurück, in der jemand gewesen<br />

zu sein schien. Sie befürchtete<br />

auch, Moody könne versuchen, sie zu erpressen,<br />

indem er ihr Umfeld angreift:<br />

„Jedes Mal, wenn mein Vater als Bedrohung<br />

wieder in unserem Leben auftauchte,<br />

musste ich alles wieder durchmachen:<br />

Ihm wieder vergeben, wieder<br />

mit meinem Leben weitermachen.“ Und<br />

plötzlich geht alles „wieder von vorn los:<br />

Ich bin in Gefahr, ich bringe meine<br />

Freunde in Gefahr. Schön war das nicht.<br />

Aber wenn man daran glaubt, dass nichts<br />

ohne Grund passiert, dann fühlen sich<br />

Schicksalsschläge nicht so hoffnungslos<br />

an: Jemand, der stärker ist als ich, hat<br />

die Lage unter Kontrolle.“<br />

Das Psychologiestudium hat Mahtob<br />

wegen ihrer Krankheit „nur mit dem Bachelor“<br />

abgeschlossen. Und für das<br />

Schreiben hat sie ihren Job als Eventmanagerin<br />

einer psychiatrischen Anstalt<br />

aufgegeben, als die sie die Vorbehalte<br />

der örtlichen Gemeinde gegen das Krankenhaus<br />

abbauen half. Um jeweils ein<br />

paar Tage Pressearbeit für ihr Buch<br />

durchzustehen, muss Mahtob „alle Kräfte<br />

mobilisieren, und dann schlafe ich eine<br />

Woche“. An manchen Tagen kriege<br />

ihre Tochter wirklich kaum die Augen<br />

auf, ergänzt Betty. „Sie ist jetzt Schläferin<br />

von Beruf.“<br />

Als Nächstes würden sie am liebsten<br />

gemeinsam ein Buch schreiben. Ein<br />

Kochbuch: „Weil wir so gern mit Freunden<br />

kochen“, sagt Mahtob. „Über das<br />

Kochen als interkulturellen Dialog“, sagt<br />

Betty. Die beiden sind wieder ein Team.<br />

Das war unsere schöne Kindheit mit Mister Spock<br />

Der Weltraum, unendliche<br />

Weiten. Wir schreiben das<br />

Jahr 1972. Dies sind die<br />

Abenteuer der Kinder der<br />

Bundesrepublik, die mit<br />

der „Enterprise“ und seiner 400 Mann<br />

starken Besatzung unterwegs sind, um<br />

neue Welten zu erforschen, neues Leben<br />

und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre<br />

von der Erde entfernt dringen die jungen<br />

Zuschauer in Galaxien vor, die nie ein<br />

Mensch zuvor gesehen hat.<br />

VON HOLGER KREITLING<br />

Die Kinder strahlen vor Glück. Sie<br />

sind acht Jahre alt oder zehn oder zwölf.<br />

Es ist ihre Reise mit der „Enterprise“,<br />

nicht die von Erwachsenen. Sie träumen<br />

vom Beamen. Sie träumen von Phasergeräten,<br />

die sich auf Betäubung stellen<br />

lassen. Sie träumen von einem Mann mit<br />

spitzen Ohren. Sie würden am liebsten<br />

ihr rotes Blut gegen grünes eintauschen,<br />

Vulkanier-Blut. Und immer, wenn die<br />

Kinder erklären sollen, was ihnen an dieser<br />

seltsamen amerikanischen Fernsehserie<br />

besonders gefällt, sagen sie mit<br />

Mister Spock „faszinierend“. Sie versuchen<br />

dazu, eine Augenbraue zu heben,<br />

aber ehrlich gesagt klappt es oft nicht.<br />

„Ich habe Spock<br />

geliebt“<br />

Barack Obama, US-Präsident, über<br />

Leonard Nimoy, der am Freitag im<br />

Alter von 83 Jahren verstorben ist<br />

LANDOV/DPA PICTURE-ALLIANCE<br />

Wahrscheinlich kann man Nachgeborenen<br />

nur schwer erklären, was für ein<br />

positiver Kulturschock „Raumschiff Enterprise“<br />

war. Die geburtenstärksten<br />

Jahrgänge Deutschlands erlebten ihre<br />

Fernsehinitiation mit einer globalisierten<br />

Truppe, die in einem schicken<br />

Raumschiff flog und in engen Uniformen<br />

auf fremden Planeten landeten, wo<br />

die Steine nach Pappmaché aussahen.<br />

Das gehörte zum Spiel. Mister Spock als<br />

Wissenschaftsoffizier sorgte für Ordnung,<br />

selbst wenn er sich bloß über ein<br />

Gerät beugte, das blaues Licht ausstrahlte.<br />

In diesem Apparat las Spock<br />

die Dinge des Universums. Es war einfach<br />

faszinierend.<br />

„Raumschiff Enterprise“ wurde ab<br />

Mai 1972 samstags um 18 Uhr im ZDF<br />

ausgestrahlt. Es roch nach Haarshampoo<br />

und Seife vom Bad davor, im Sessel<br />

saß ich in Schlafanzug und Pantoffeln.<br />

Natürlich gab es nur einen Fernseher im<br />

Haus. Unendlich dankbar bin ich meinem<br />

Vater, dass er es vorzog, samstags<br />

die „Sportschau“ mit Fußball-Freunden<br />

im „Darmstädter Hof“ zu schauen, sonst<br />

wäre die Enterprise ohne den Jungen im<br />

Wohnzimmer geflogen.<br />

Der Halb-Vulkanier Spock war der Erwachsene<br />

an Bord, die anderen benahmen<br />

sich selbst wie Kinder, besonders<br />

Captain Kirk. Spock verstand deshalb<br />

oft die Menschen nicht. Aber Spock verkörperte<br />

auch eine anziehende Rationalität,<br />

eine Coolness, die versprach, dass<br />

das spätere Leben interessant sein könne,<br />

aufregend, weniger spießig als die<br />

Normalität von 1972. Und wenn irgendwer<br />

seit den antiken Stoikern etwas für<br />

das Ansehen der Logik getan hat, dann<br />

er. Leonard Nimoy wurde zum geheimen<br />

Schutzheiligen aller Mathematiklehrer.<br />

Er lebte das Versprechen, künftig<br />

so denken zu können wie Mister Spock,<br />

sonst hätte es nämlich wenig Gründe<br />

gegeben, dem Unterricht zu folgen.<br />

Deshalb übten die Kinder. Wer ins<br />

Weltall wollte, und das wollten alle,<br />

musste logisch denken. Die Kinder übten<br />

nicht bloß Dreisatz und binomische<br />

Formeln, sie übten den Vulkaniergruß,<br />

was für Kinderhänden nicht zu lernen<br />

war. Leonard Nimoy konnte das wie<br />

selbstverständlich, so wie die Sache mit<br />

den Augenbrauen. Er war ungemein<br />

glaubwürdig. Seine Lehre: Es ist okay,<br />

wenn deine Ohren oder deine Frisur<br />

seltsam sind. Es geht in Ordnung, wenn<br />

du andere Ansichten hast als deine Umgebung.<br />

Es ist überhaupt normal, anders<br />

zu sein. Das verstand jedes Kind.<br />

Spock sagte als Vulkanier-Gruß „Langes<br />

Leben“, und die Kinder hoben die<br />

Hände und riefen „Langes Leben“, wenn<br />

sie sich am Nachmittag auf dem Spielplatz<br />

verabschiedeten. Die schönere<br />

Originalversion „Live long and prosper“<br />

kannten die Kinder natürlich nicht. Es<br />

blieb ihnen auch verborgen, welche Blicke<br />

sich Spock und Kirk zuwarfen, und<br />

dass das etwas mit unterdrücktem Sehnen<br />

zu tun hatte. Diese Feinheiten entdeckten<br />

sie später.<br />

Und dann wurde Leonard Nimoy zum<br />

Paten aller Nerds, die sich in wissenschaftlichen<br />

Weiten verlieren wollten<br />

und am liebsten über Weltraumnebel,<br />

schwarze Löcher und den Big Bang redeten.<br />

Die Brücke der Enterprise verselbstständigte<br />

sich. Der Computer wurde<br />

zu Mister Spocks Apparat, als Erwachsene<br />

schauen die Kinder von damals<br />

heute nächtelang ins blaue Licht<br />

des Internets, um dort die Dinge des<br />

Universums zu finden, auch die unwesentlichen.<br />

Leonard Nimoy konnte gar<br />

nicht anders, als dem starken Wunsch<br />

nach Identifikation nachzugeben. Er<br />

musste Spock bleiben, und er blieb es.<br />

Die Kinder von heute schauen sich die<br />

Enkel von Mister Spock in „Big Bang<br />

Theory“ an.<br />

Es gibt einen Werbefilm von 2014 mit<br />

Leonard Nimoy und seinem jungen<br />

Nachfolger als Mister Spock, Zachary<br />

Quinto. Die beiden fahren Autos in Kalifornien,<br />

wer zuerst am Golfplatz ist, hat<br />

gewonnen. Der alte Mister Spock stellt<br />

sich seltsam an. Er verliert. Sie stehen<br />

vor der Tür, Nimoy sagt, es geht darum,<br />

drinnen zu sein, oder? Und er fasst<br />

Quinto am Hals, worauf der ohnmächtig<br />

zu Boden sinkt. Nun war das keine Magie<br />

oder Schauspielerei. Sondern die reine<br />

Wahrheit. Nur der echte Mister<br />

Spock kann den Mister-Spock-Griff, da<br />

braucht es weder Beweis noch Glaube.<br />

Viel wurde über Leonard Nimoys<br />

Wirken geschrieben, und was für ein liebenswürdiger<br />

Mensch er war. Der Twitter<br />

nutzte, um friedliche Botschaften<br />

weiterzugeben, auch von Gefühlen, die<br />

Mister Spock versagt bleiben. „Ich habe<br />

Spock geliebt“, teilte Barack Obama mit.<br />

„Ich habe ihn wie einen Bruder geliebt“,<br />

schrieb William Shatner, also Captain<br />

Kirk. Mister Spock war Familie, Vorbild,<br />

väterlicher Freund. Er bleibt es für uns<br />

Kinder für immer. So ist der Freitag, an<br />

dem Leonard Nimoy mit 83 Jahren starb<br />

und sich in den Weltraum, die unendlichen<br />

Weiten verabschiedete, auch ein<br />

heiterer Tag. Live long and prosper.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

PANORAMA 13<br />

Kein Drama. Das ist<br />

das höchste Gebot<br />

am Bahnhof, und deswegen<br />

dürfen Mama<br />

oder Papa auch nicht<br />

mit ans Gleis und<br />

dort Abschied nehmen,<br />

wenn die Kinder alleine in den Zug<br />

steigen. Es ist Freitag, früher Nachmittag,<br />

und im Warteraum der Bahnhofsmission<br />

am Berliner Hauptbahnhof sitzen<br />

einzelne Eltern mit einzelnen Kindern<br />

um runde Tische und erledigen die<br />

letzten Formalitäten. Reisevertrag unterzeichnen,<br />

Gesundheitszeugnis ausfüllen.<br />

VON CHRISTINE KENSCHE<br />

„Hast du deine Bahncard eingesteckt?“,<br />

fragt Dana Burckhardt ihren<br />

elfjährigen Sohn. Hannes nickt.<br />

„Handy dabei?“<br />

„Ja.“<br />

„Hast du gerade Probleme mit deinem<br />

Heuschnupfen?“, fragt der Mitarbeiter<br />

der Bahnhofsmission dazwischen.<br />

„Nee.“<br />

„Klasse“, gibt Markus Bilke zurück.<br />

Der Mann mit der leuchtend blauen<br />

Weste übernimmt jetzt das Kommando.<br />

Bilke ist Betreuer des „Kids on Tour“-<br />

Programms der Deutschen Bahn. Es ist<br />

eines der erfolgreichsten Angebote des<br />

Unternehmens – mit dem traurigsten<br />

Hintergrund.<br />

Von Hamburg nach Stuttgart, von<br />

München bis Berlin, ab Frankfurt/Main<br />

Richtung Leipzig: Auf insgesamt neun<br />

Strecken quer durch Deutschland begleiten<br />

Mitarbeiter der Bahnhofsmission allein<br />

reisende Kinder zwischen sechs und<br />

14 Jahren. Freitags hin, sonntags zurück.<br />

Die Bahn erfasst den Grund der Reise<br />

nicht, deshalb gibt es darüber keine offizielle<br />

Statistik. Aber er würde schätzen,<br />

dass 80 bis 90 Prozent von ihnen Scheidungskinder<br />

sind, sagt Bilke. Seit 2003<br />

gibt es das Programm. Rund 200 Kinder<br />

fuhren im ersten Jahr mit. 2014 waren es<br />

fast 10.000. Man möchte eine „adäquate<br />

Antwort auf veränderte Familienmodelle“<br />

geben, heißt es bei der Bahn. Steigende<br />

Scheidungsraten und erhöhte berufliche<br />

Mobilität fördern offenbar das Geschäft.<br />

Vielen Eltern fehlt das Geld und<br />

noch häufiger die Zeit, ihre Kinder in einer<br />

anderen Stadt abzuholen oder sie<br />

selbst zu begleiten.<br />

Die Lufthansa hat diese Marktlücke<br />

als erste erkannt: Bereits 1968 führte das<br />

Unternehmen einen Betreuungsservice<br />

für allein reisende Kinder ein. 1992 erhob<br />

die Fluggesellschaft erstmals die Zahl<br />

der Kinder, die ohne Eltern an Bord gingen.<br />

Damals waren es rund 40.000. Heute<br />

sind es bereits 70.000. Wie die Bahn<br />

hält auch die Lufthansa den Zweck der<br />

Reise nicht fest. Viele Kinder flögen etwa<br />

ins Ferienlager oder zur Oma, sagt ein<br />

Sprecher des Unternehmens. Doch auch<br />

bei geschiedenen Eltern läge das Angebot<br />

sicherlich im Trend.<br />

Der ICE 693 ist die letzte Verbindung<br />

zwischen Hannes’ Mutter und seinem<br />

Vater. Hannes lebt in Berlin, jedes zweite<br />

Wochenende und die Hälfte der Schulferien<br />

verbringt er bei seinem Vater in<br />

Hannover. Seine Eltern teilen sich das<br />

Sorgerecht. Den Kontakt haben sie auf<br />

die nötigsten E-Mails reduziert. Ich<br />

möchte am Wochenende mit Hannes<br />

Schwimmen gehen, bitte pack seine Badehose<br />

ein.<br />

Seit sich seine Eltern trennten und die<br />

Mutter vor zwei Jahren von Hannover<br />

nach Berlin zog, kommt Hannes jeden<br />

zweiten Freitag nach der Schule in den<br />

Warteraum neben Gleis elf. Die Mitarbeiter<br />

mit den blauen Westen begrüßen<br />

ihn mit Namen. Hannes kennt hier jeden.<br />

Die zehnjährige Jule schaut sich mit<br />

hochgezogenen Augenbrauen um, neben<br />

ihr parkt ein Rollkoffer. Sie fährt heute<br />

zum ersten Mal alleine Zug, Freunde in<br />

der Nähe von Fulda besuchen.<br />

„Du hast keine Angst oder?“, fragt Bilke<br />

das Mädchen. „Du hast ja heute einen<br />

Profi-Mitfahrer. Der Hannes kann dir alles<br />

erklären.“<br />

Jule umarmt ihre Kinderfrau zum Abschied.<br />

Hannes reißt den rechten Arm in<br />

die Höhe: „High five“. Er klatscht mit seiner<br />

Mutter ab. „Nimm’ im Zug die Mütze<br />

ab, sonst kommt dir noch Dampf aus den<br />

Ohren“, ermahnt ihn Dana Burckhardt.<br />

„Und du rufst mich nachher an, ja?“.<br />

„Mal gucken“, murmelt Hannes im<br />

Weggehen.<br />

Die Mütze behält er auf. Für die beiden<br />

Kinder und ihren Betreuer ist ein<br />

Sechser-Abteil mit Tisch reserviert.<br />

„Gleich kriegen wir noch ein Geschenk“,<br />

verrät Hannes.<br />

„Echt?“, fragt Jule.<br />

„Ja, manchmal gibt es kleine Plastik-<br />

ICEs.“<br />

„Davon habe ich auch einen.“<br />

„Ich hab’ acht“, sagt Hannes.<br />

„Oh.“<br />

Hannes möchte betont erwachsen<br />

und unbeeindruckt wirken, aber so ganz<br />

gelingt ihm das noch nicht. „Cool, ein<br />

Memory“, ruft er aus, als ihm der Betreuer<br />

das kleine Geschenkpaket überreicht.<br />

Los geht’s: Hannes, 11, fährt jeden zweiten Freitag mit einem Betreuer von Berlin nach Braunschweig. Seine Eltern leben getrennt<br />

Die letzte<br />

Verbindung<br />

Hunderte Kinder fahren am Wochenende<br />

quer durchs Land. Für Minderjährige, die<br />

alleine reisen, stellt die Bahn Betreuer. Die<br />

meisten Fahrgäste sind Scheidungskinder<br />

Im Zug: Markus Bilke (l.) begleitet Kinder bei ihren Reisen ehrenamtlich<br />

„<br />

Geschafft: Vater Lars begrüßt seinen Sohn Hannes am Bahnsteig<br />

Bei der Hinfahrt sind die Kinder<br />

meist ganz entspannt. Auf der<br />

Rückfahrt kommt der Kummer durch<br />

Markus Bilka, Betreuer für „Kids on Tour“<br />

BRAUNSCHWEIG 15.56 UHR<br />

Draußen ziehen Windräder durch die<br />

untergehende Sonne. Eine Stunde und<br />

22 Minuten fährt der ICE bis nach<br />

Braunschweig, dort holt der Vater ihn ab.<br />

Hannes tippt auf seinem Handy herum.<br />

Jule schaut aus dem Fenster. „Meine Mama<br />

sagt, für Erwachsene ist Langeweile<br />

etwas Schönes.“ Markus Bilke lacht.<br />

„Kommt, wir spielen jetzt mal was.“ Er<br />

zieht ein Quartett aus der Tasche. Große<br />

Schiffe. Damit, sagt er, kriege man die<br />

Kinder auch von ihren Handys weg. „Das<br />

zieht immer.“<br />

Der Betreuer hat sich über die Jahre einige<br />

Spiele und Tricks angeeignet, um die<br />

Kinder abzulenken. Von ihren Handys.<br />

Von der Hektik beim Einsteigen. Und von<br />

der Trauer beim Abschiednehmen. Die<br />

Hinfahrt sei meistens ganz entspannt,<br />

sagt der 30-Jährige, dann freuten sich die<br />

Kinder auf das Wochenende, auf den Elternteil,<br />

den sie lange nicht gesehen haben.<br />

Auf der Rückfahrt sei das anders.<br />

„Da kommt dann der Kummer durch.“<br />

Für viele Kinder ist Bilke ein wichtiger<br />

Gesprächspartner, der „Kummerkasten“,<br />

wie er sagt. Jemand, der weder auf Mamas<br />

noch auf Papas Seite ist. „Was auf<br />

der Fahrt besprochen wird, bleibt im Abteil“,<br />

sagt Bilke. „Es ist so doof, dass sich<br />

meine Eltern getrennt haben“, hört er<br />

oft. Oder „jetzt kann ich der Mama wieder<br />

nicht erzählen, wie schön es bei Papa<br />

war, weil die sich nicht leiden können“.<br />

Einmal hat er zwei Mädchen auf ihrer<br />

Rückfahrt von einem Gerichtstermin begleitet.<br />

Die beiden mussten vor dem<br />

Scheidungsrichter aussagen. „Kann sein,<br />

dass wir bald nicht mehr zu Papa fahren<br />

dürfen“, erzählten sie ihm.<br />

Markus Bilke kennt fast alle Kinder,<br />

die regelmäßig fahren. Seit acht Jahren<br />

ist er jedes Wochenende als Begleiter<br />

unterwegs. Ein polizeiliches Führungszeugnis<br />

musste er vorweisen, einen Erste-Hilfe-Kurs<br />

für Kinder, ein Schulungs-<br />

Wochenende und Probefahrten absolvieren,<br />

bevor er sich die Weste mit dem Logo<br />

der Bahnhofsmission überstreifen<br />

durfte. Viel Aufwand für ein Ehrenamt.<br />

Die insgesamt rund 200 Betreuer arbeiten<br />

unentgeltlich – die meisten sind<br />

Rentner. Bilke arbeitet als Musical Director<br />

für ein Kreuzfahrtschiff. Der 30-<br />

Jährige organisiert und choreografiert<br />

die Abendshows auf dem Schiff, vom<br />

Festland aus. Daneben hat er Sozialpädagogik<br />

studiert. Wenn er zu alt fürs Showbusiness<br />

wird, möchte er auch hauptberuflich<br />

mit Kindern arbeiten. „Ich bin<br />

selbst Scheidungskind“, sagt er. Bilke<br />

ging auf ein Internat in der Schweiz, seine<br />

Eltern kamen nur sehr selten zu Besuch.<br />

„Hätte es damals schon so ein Programm<br />

gegeben, hätte ich sie viel öfter<br />

sehen können.“ Und andere Kinder treffen,<br />

die in der gleichen Situation sind.<br />

Oft tauschten sich die Kleinen untereinander<br />

über ihre Probleme aus, probierten,<br />

sich gegenseitig aufzuheitern:<br />

„Das ist doch toll, wir haben zwei Kinderzimmer<br />

und zum Geburtstag kriegen<br />

wir doppelt so viele Geschenke“ – so<br />

versuchten die anderen Kinder ein betrübtes<br />

Mädchen von den Vorteilen einer<br />

Scheidung zu überzeugen, erinnert<br />

sich Bilke an eine Fahrt.<br />

Ein Koffer, zwei Zimmer. Eine halbe<br />

Stunde vor Braunschweig ruft der Vater<br />

auf Hannes’ Handy an und fragt, ob alles<br />

gut läuft, oder es Verspätung gibt. Die<br />

BERLIN 14.32 UHR<br />

Zeit im Zug, sagt Lars Burckhardt, brauche<br />

Hannes um „umzuswitchen“. Von einer<br />

Welt in die andere. „Wenn er kommt,<br />

sagt er ‚lass uns nach Hause fahren‘“. An<br />

den Wochenenden in Hannover unternehmen<br />

Vater und Sohn Männersachen.<br />

Mit Cross-Motorrädern durch den<br />

Schlamm fahren. Schweißen üben. Angeln.<br />

Lars Burckhardt arbeitet bei Volkswagen<br />

in der Gießerei, die Motorteile<br />

produziert. Er überlegt gerade, ein Haus<br />

in einem Gewerbegebiet zu kaufen, mit<br />

einem großen Grundstück drumherum.<br />

„Da können wir eine Rennstrecke ums<br />

Haus bauen, für BMX oder Gokart“, erzählt<br />

Hannes. An diesem Wochenende<br />

wollen sie zusammen in die Stadt fahren.<br />

Wohnwagen anschauen.<br />

Er hätte sich in Hannes’ Alter nicht<br />

getraut, ohne Eltern Zug zu fahren, sagt<br />

der Vater, und auch, wie stolz er auf seinen<br />

Sohn ist. „Hannes ist da schmerzfrei“,<br />

sagt er. Nie habe es Tränen gegeben.<br />

„Er steckt das gut weg.“ An das Zugfahren<br />

habe er sich gewöhnt, sagt Hannes.<br />

Auch an die ständigen Abschiede.<br />

„Ich sag’ Papa ‚tschüss‘ und Mama ‚hallo‘.<br />

Nur manchmal ist es doof, wenn ich<br />

wieder fahren muss. Man müsste sich<br />

beamen können.“<br />

Anfangs hat der Vater einen Mietwagen<br />

genommen und Hannes in Berlin abgeholt.<br />

Doch drei Stunden Fahrt hin und<br />

drei Stunden zurück, das zog zu viel von<br />

ihrer kostbaren Freizeit ab. Der Fernbus<br />

war noch langsamer. Und für einen Flug<br />

ist die Strecke Berlin–Hannover zu kurz.<br />

Aber auch der Zug hat Nachteile. Die Betreuung<br />

wird nur freitags und sonntags<br />

angeboten, für Hannes kommt bloß eine<br />

Verbindung infrage. Auf der Hinfahrt<br />

kommt er nur bis Braunschweig; den<br />

Zug mit Begleitung nach Hannover<br />

schafft er nicht, da hat er noch Schule.<br />

„Das Angebot ist ziemlich unflexibel“,<br />

sagt Lars Burckhardt.<br />

Nach den Sommerferien, haben Vater<br />

und Sohn überlegt, könnte Hannes das<br />

erste Mal probieren, ganz alleine Zug zu<br />

fahren. Die Mutter soll ihn bis nach<br />

Spandau bringen, der Vater ihn in Wolfsburg<br />

abholen – ohne Zwischenhalt, bei<br />

dem Hannes verloren gehen könnte. Momentan<br />

traut sich der Elfjährige das<br />

noch nicht zu. „So weit bin ich noch<br />

nicht“, sagt Hannes. Über seine Handyspiele<br />

könnte er vielleicht vergessen auszusteigen,<br />

fürchtet er.<br />

„Hannes zieh schon mal deine Jacke<br />

an, wir sind gleich da“, ermahnt ihn Markus<br />

Bilke.<br />

Der Betreuer bringt den Jungen an die<br />

Zugtür. „Jule, du wartest bitte im Abteil.“<br />

„Und keine Fremden reinlassen“,<br />

ergänzt Hannes. Am Gleis steht schon<br />

sein Vater und winkt. „Also das verstößt<br />

jetzt gegen das Protokoll“, sagt Bilke.<br />

Normalerweise holt ein Mitarbeiter der<br />

Bahnhofsmission die Kinder vom Gleis<br />

ab und bringt sie dann in den Warteraum<br />

zu ihren Eltern. Aber weil Lars<br />

Burckhardt heute der einzige Wartende<br />

in Braunschweig ist, hat der Betreuer<br />

dort eine Ausnahme gemacht.<br />

Als die Tür aufgeht, verrät sich Hannes’<br />

gespielte Coolness mit einem Lächeln.<br />

Aber das hat er schnell wieder unter<br />

Kontrolle. Der Vater zieht ihn an sich<br />

und drückt ihm Küsse auf die Wange.<br />

Hannes schaut demonstrativ zur Seite.<br />

Jetzt bloß kein Drama.<br />

GORDON WELTERS (3)<br />

NACHRICHTEN<br />

GALA<br />

Goldene Kamera für<br />

„Tatort“ und Tukur<br />

Der „Tatort“ mit dem Titel „Im<br />

Schmerz geboren“ ist der große Gewinner<br />

der 50. Verleihung der Goldenen<br />

Kamera. Der Film, in dem um<br />

die 50 Tote gezählt wurden, ist am<br />

Freitagabend in Hamburg als „Bester<br />

Fernsehfilm“ ausgezeichnet worden.<br />

Zudem bekam Ulrich Matthes den<br />

Preis für seine Hauptrolle als Bösewicht<br />

als „Bester Schauspieler National“.<br />

Weitere Auszeichnungen der<br />

Programmzeitschrift „Hörzu“ erhielten<br />

Martina Gedeck, Herbert Grönemeyer,<br />

Hape Kerkeling und Kevin<br />

Spacey als „Bester Schauspieler International“.<br />

Die Stars Arnold<br />

Schwarzenegger, Danny DeVito und<br />

Susan Sarandon verliehen der Gala<br />

Hollywood-Glanz.<br />

TIERE<br />

Bessere Chancen für<br />

Pandabären in China<br />

In China gibt es wieder mehr Pandabären<br />

in freier Wildbahn. Der Bestand<br />

der vom Aussterben bedrohten<br />

Art hat sich seit 2003 deutlich erholt,<br />

wie die Forstverwaltung bei der<br />

jüngsten Zählung feststellte. Erfasst<br />

wurden 1864 Große Pandas, 268 mehr<br />

als 2003. Fast drei Viertel der Tiere<br />

leben in der Provinz Sichuan im<br />

Südwesten der Volksrepublik, die<br />

übrigen in den Nachbarprovinzen<br />

Shaanxi und Gansu. China begann<br />

schon in den 1970er-Jahren, die Art<br />

genau zu beobachten. Der jüngste<br />

Panda-Zensus dauerte drei Jahre.<br />

Derzeit gibt es 67 Schutzgebiete, 27<br />

mehr als bei der letzten Zählung. Von<br />

allen erfassten Tieren lebten 1246 in<br />

diesen Regionen. Die rasante wirtschaftliche<br />

Entwicklung Chinas setzt<br />

den Pandas aber nach wie vor zu.<br />

DROGENHANDEL<br />

Polizei fasst Anführer des<br />

Tempelritter-Kartells<br />

Jahrelang hatte er die Ermittler verhöhnt.<br />

In Videobotschaften präsentierte<br />

sich Servando Gómez Martínez<br />

alias „La Tuta“ als Messias mit<br />

Sturmgewehr, als Wohltäter der verarmten<br />

Bauern und gläubiger Christ.<br />

Jetzt hat die Polizei dem Spuk ein<br />

Ende bereitet und den mächtigen<br />

Drogenboss im Westen von Mexiko<br />

festgenommen. Der ehemalige Lehrer<br />

und Chef des Drogenkartells<br />

„Caballeros Templarios“ (Tempelritter)<br />

war der unumstrittene Herrscher<br />

im Bundesstaat Michoacán. Beamte<br />

hatten „La Tuta“ samt Komplizen in<br />

der Stadt Morelia gefasst. Am Freitagabend<br />

war er in ein Hochsicherheitsgefängnis<br />

verlegt worden.<br />

SPEKTAKEL<br />

Spanien will Stierkampf<br />

als Weltkulturerbe<br />

Spaniens Regierung will sich dafür<br />

einsetzen, dass der auch im Land<br />

selbst umstrittene Stierkampf von<br />

der Unesco zum Weltkulturerbe<br />

erklärt wird. „Stierkampf ist Kultur“,<br />

sagte Kulturminister José Wert. Der<br />

Stierkampf sei wichtigster „Kulturausdruck“<br />

der Spanier, man dürfe ihn<br />

nicht verlieren, sagte die Generalsekretärin<br />

der regierenden konservativen<br />

Volkspartei (PP), María Dolores<br />

Cospedal. Erst vor einer Woche<br />

hatte Ex-König Juan Carlos „die<br />

Intelligenz, den Mut, die Geschicklichkeit<br />

und die Kunst“ der Stierkämpfer<br />

gewürdigt.<br />

BLUTTAT<br />

Acht Tote bei<br />

Amoklauf in USA<br />

Ein Mann hat im US-Staat Missouri<br />

bei einem Amoklauf sieben Menschen<br />

erschossen und sich dann<br />

selbst gerichtet, teilte die Polizei mit.<br />

Die Bluttat in dem Ort Tyrone ereignete<br />

sich in der Nacht zu Freitag.<br />

Einige Opfer waren mit dem Täter,<br />

36, verwandt. Untersuchungsrichter<br />

Tom Whittaker vermutetet einen<br />

Zusammenhang mit dem natürlichen<br />

Tod der 74-jährigen Mutter des<br />

Schützen. Der Sohn kam „nach Hause<br />

und fand sie tot vor. Daraufhin<br />

drehte er durch und begann, Menschen<br />

zu erschießen“, sagte Whittaker.<br />

Der Täter ging mit einer Pistole<br />

bewaffnet zu vier Häusern, die wenige<br />

Kilometer auseinanderlagen – und<br />

eröffnete jeweils das Feuer.


*<br />

14 PANORAMA<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

JAN WEILER<br />

In den Augen<br />

der anderen<br />

Oprah Winfrey, 61, mächtige Fernseh-<br />

Moderatorin und Unternehmerin<br />

Die Schwester<br />

„Sie wollte schon als Kind groß hinaus.<br />

Sie hat mir oft erzählt: Wenn ich groß<br />

bin, werde ich ein Star“, sagte ihre<br />

Schwester Patricia Lee.<br />

Der Präsident<br />

„Je näher man Oprah kennt, umso spektakulärer<br />

erscheint einem ihr Charakter<br />

und ihre Seele zu sein. Und umso deutlicher<br />

wird, was sie für eine wunderbare<br />

und talentierte Person ist“, sagt Barack<br />

Obama.<br />

Der Nachwuchs<br />

„Wenn ich Kinder hätte, würden sie<br />

mich hassen. Sie würden bei einer Art<br />

Oprah-Show landen und dort über mich<br />

reden“, sagt die kinderlos gebliebene<br />

Oprah Winfrey selbst.<br />

5<br />

TAGE ZEIT<br />

nimmt sich Kim Kardashian, 34, berühmt<br />

als Berühmtheit, bis zur nächsten Haarwäsche.<br />

Am Waschtag trägt sie Fönfrisur,<br />

am zweiten „eine etwas unordentlichere<br />

Frisur“, am dritten Tag wird das Haar<br />

mit dem Glätteisen bearbeitet und eingeölt,<br />

am vierten zum Pferdeschwanz<br />

gebunden.<br />

Krieger werden ist nicht schwer, aber Krieger<br />

sein? Prinz William ist in die Rolle eines Samurais<br />

geschlüpft. Anstatt aber so durchs Land zu ziehen<br />

oder seinem Herrn bis zum Tode zu dienen, saß<br />

er lieber auf einem Stuhl in einem TV-Studio in<br />

Tokio. Der britische Thronfolger ist (ohne seine<br />

schwangere Frau) auf Staatsbesuch in Japan.<br />

William ließ sich eigens ein Samuraischwert bringen.<br />

„Wie sieht es aus?“, fragte der Prinz. Diplomatisch<br />

korrekte Antwort: „Es steht Ihnen wirklich<br />

gut.“ Jetzt keine Scherze bitte!<br />

GETTY IMAGES WIREIMAGE/ALBERTO E. RODRIGUEZ; CHRIS JACKSON; MARIO ANZUONI (2)<br />

PRINZ WILLIAM<br />

Verkleidung<br />

macht schön<br />

Das dänische Mädchen: Der britische Schauspieler und frisch gekürter Oscar-Gewinner Eddie Redmayne in seiner neuen Rolle<br />

Wer kennt diese Frau?<br />

Eddie Redmayne, 33, ist ein gut aussehender<br />

Mann, seit dem vergangenen Sonntag<br />

hat der Schauspieler auch seinen<br />

ersten Oscar für die beste Hauptrolle. Richtig<br />

unfair wird es, wenn ein attraktiver Mann<br />

dann als Frau auch noch umwerfend schön<br />

aussieht: Das Foto oben zeigt ebenfalls Eddie<br />

Redmayne. Wurde er gerade für seine Darstellung<br />

des gelähmten Astrophysikers Stephen<br />

Hawking, 73, ausgezeichnet, spielt er in „The<br />

Danish Girl“ einen der ersten offen transsexuellen<br />

Männer, den dänischen Künstler Einar<br />

Mogens Wegener (1882–1931). Wegeners Frau<br />

Gerda, ebenfalls eine Malerin, malte Bilder einer<br />

Schönheit im Kleid – es war ihr Ehemann,<br />

LUPITA NYONG’O<br />

Perlen<br />

machen schön<br />

Mehr Schein als Sein? Die Oscar-Robe von Schauspielerin<br />

Lupita Nyong’o, 31, ist möglicherweise<br />

wieder aufgetaucht. Das Kleid war am Mittwoch<br />

in einem Hotel in Los Angeles verschwunden. Ein<br />

Anrufer gestand der Polizei, es am Freitag in das<br />

Hotel zurückgebracht zu haben. Tatsächlich wurde<br />

eine entsprechende Robe gefunden. Der Clou:<br />

Der Dieb sagte, er habe die Echtheit der 6000<br />

Perlen prüfen lassen, sie seien falsch. Der Wert<br />

des Calvin-Klein-Kleids war eigentlich auf 150.000<br />

Dollar beziffert worden.<br />

der für sie Modell saß, wie 1913 bekannt<br />

wurde. Er nannte sich jetzt<br />

Lili Elbe, und seine Frau stellte ihn<br />

oft als ihre Schwägerin vor. 1930<br />

entschloss sich Wegener zur Operation;<br />

es war eine der ersten Geschlechtsumwandlungen<br />

überhaupt.<br />

Lili Elbe starb 1931, wahrscheinlich<br />

an Komplikationen der<br />

Operation.<br />

Redmaynes Ehefrau Hannah<br />

Bagshawe übrigens – die beiden heirateten im<br />

Dezember vergangenen Jahres – machte sich<br />

bei der Oscar-Verleihung vor allem Sorgen, ob<br />

ihr Mann in Los Angeles auch genug zu essen<br />

Oscar: Redmayne<br />

mit seinem Preis<br />

MARGOT ROBBIE<br />

Essen macht<br />

schön<br />

Margot Robbie, 24, australische Schauspielerin,<br />

kann Unmengen von Spaghetti essen. Am Set der<br />

australischen Fernsehserie „Neighbours“ wollte<br />

sie einmal einen Esswettbewerb gewinnen, wie sie<br />

jetzt erzählte. „Ich habe in der Mittagspause fast<br />

zwei Kilo Spaghetti geschafft. Als die Dreharbeiten<br />

weitergehen sollten, konnte ich mich nicht<br />

mehr bewegen.“ Es wurde die Krankenschwester<br />

gerufen, Robbie bekam ein Brechmittel. Das half.<br />

Will Smith, 46, neben ihr auf dem Talkshow-Sofa,<br />

zuckte nur ein bisschen zusammen.<br />

bekommt. Das erzählte Redmayne<br />

gerade seiner Kollegin Jennifer Lawrence,<br />

24: „Meine Ehefrau sah ein<br />

paar Fotos und meinte: ,Ed, du siehst<br />

untergewichtig aus.‘“ Er erwiderte,<br />

dass er Sushi und Säfte bekomme.<br />

Die Gattin: „Davon sprech ich nicht.<br />

Ich rede von einer verdammten<br />

Schüssel Spaghetti Bolognese und einem<br />

Burger!“<br />

Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich,<br />

dass ein Redmayne sich nicht<br />

durchsetzen kann an einem Büfett und hungern<br />

muss: Eddie wuchs als eines von fünf Geschwistern<br />

in London auf.<br />

Ich bin voll<br />

die Oma.<br />

Meine<br />

Schlafenszeit<br />

ist 22 Uhr!<br />

Gigi Hadid, 19,<br />

palästinensisch-amerikanisches<br />

Model, mag außerdem: „Für<br />

meinen Freund kochen und<br />

einen Film anschauen“<br />

UNIVERSAL PICTURES; JASON MERRITT<br />

MEIN LEBEN ALS MENSCH<br />

Höchstverrat<br />

Was habe ich nicht alles unternommen,<br />

wie fürsorglich habe ich mich 16 Jahre<br />

lang um die musikalische Erziehung<br />

meiner Tochter gekümmert. Sie hat immer so<br />

schön Klavier gespielt. Und nun das. Sie hat eine<br />

Grenze überschritten, wenn nicht sogar den Rubikon,<br />

denn sie hat: sich eine Gitarre gekauft. Ja, ich<br />

weiß: Andere Jugendliche richten sich Crystal-<br />

Meth-Küchen ein, melden sich bei der Fremdenlegion<br />

an oder nehmen Zehnjährigen den iPod weg.<br />

Doch dafür gibt es zumindest theoretisch eine<br />

gewisse und sei es eine juristische Handhabe. Die<br />

fällt hier leider weg. Ich kann ja jetzt schlecht zur<br />

Polizei gehen und meine Tochter wegen seelischer<br />

Grausamkeit anzeigen, bloß weil sie eine Gitarre<br />

besitzt. Das nimmt ja niemand ernst. Trotzdem.<br />

Eine Gitarre. Oh Gott, was für eine Niederlage.<br />

Schließlich waren und sind Gitarristen das<br />

Schlimmste, was einem überhaupt zu Hause im<br />

Flur begegnen kann. Nun spüre ich bereits, wie<br />

ein riesiger Gitarristen-Shitstorm im Internet<br />

heraufzieht, denn Gitarristen sind die Veganer<br />

unter den Musikern. Total humorlos, wenn es um<br />

ihr Instrument geht. Sie halten sich außerdem für<br />

die Krone der musikalischen Schöpfung. Dabei<br />

sind sie in Wahrheit gnadenlose Generalnervensägen.<br />

Gitarristen schleppen ihre Instrumente auf<br />

jede Wanderdüne der Welt, um ihre Opfer mit<br />

schlechten Interpretationen von „Roxanne“ die<br />

Ohren blutig zu klampfen. Sie fallen über arme<br />

Instrumentengeschäfte her, wo sie Stunden damit<br />

verbringen, das Intro von „Stairway to Heaven“ zu<br />

bestümpern. Haben die an die armen Verkäufer<br />

gedacht, die sich das ihr ganzes Berufsleben hindurch<br />

anhören müssen? Gitarristen quälen ihr<br />

Publikum mit endlosen Soli und ihrem Anblick,<br />

der an einen Hund erinnert, der sich in selbstvergessener<br />

Ekstase an einem gedrechselten<br />

Stuhlbein reibt. Dass Gitarristen dabei auch noch<br />

ihre Zunge heraushängen lassen, ist nur eines der<br />

unappetitlichen Details ihrer kruden Verrichtung.<br />

Gitarristen gniedeln ihr Publikum zur Bewusstlosigkeit<br />

und dienen inzwischen sogar ihrer Vertreibung.<br />

Kürzlich war nämlich zu lesen, dass eine<br />

Bank die Automaten-Foyers ihrer Berliner Filialen<br />

nachts beschallt, damit die Obdachlosen sich dort<br />

unwohl fühlen und am Schlaf gehindert werden.<br />

Zum Einsatz kommt dabei Musik von Mike Oldfield,<br />

dem legendären Saitenschinder aus England.<br />

Und bevor jetzt die Gitarristen den verhornten<br />

Finger heben und rufen: „Der ist aber ein toller<br />

Musiker“, sage ich gleich: „Ja, das stimmt. Das ist ja<br />

gerade das Problem.“<br />

Bei Gitarristen dient der Verweis auf ihr technisches<br />

Vermögen als Hauptargument für ihre<br />

Existenzberechtigung. Als ob Musik schon alleine<br />

deswegen gut wäre, weil der Gitarrist so viel drauf<br />

hat. Da kann man nur mit dem Maler Gerhard<br />

Richter sagen: „Virtuosität hat über ihre handwerkliche<br />

Bedeutung hinaus keinen künstlerischen<br />

Wert.“ Ich mag Musiker, die das erkannt haben.<br />

Malcom Young von AC/DC zum Beispiel. Der ist<br />

ein wunderbarer Gitarrist, denn er hat nie öffentlich<br />

ein Solo gespielt. Er überließ das seinem Bruder<br />

Angus und widmete sich völlig den Basisakkorden<br />

seiner Lieder. Leider kann er sich an diese<br />

inzwischen nicht mehr erinnern.<br />

Eben beklagte ich mich bei meiner Frau über<br />

Carlas hinterhältige Anschaffung. Sara nahm diese<br />

gelassen. Damit sei es sicher bald vorbei und dann<br />

würde Carla wieder am Klavier sitzen. Und Sara<br />

fügte hinzu: „Sei doch froh. Es könnte schlimmer<br />

kommen. Sie könnte sich ein Didgeridoo anschaffen.“<br />

Stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.<br />

Dann lieber Gitarre.<br />

ANZEIGE<br />

Als Flugbegleiterin bin ich meist nicht lange in einer Stadt. Trotzdem will ich natürlich<br />

was erleben – und Schlange stehen am Eiffelturm gehört nicht gerade dazu. Zum Glück<br />

hat mir meine Freundin aus Paris einen guten Tipp gegeben: Im Norden der Stadt steht<br />

die Sacré-Cœur de Montmartre. Wer die 237 Treppenstufen der Kirche raufsteigt, wird<br />

belohnt: Von der Kuppel hat man den besten Ausblick auf die Stadt, den Eiffelturm –<br />

und auf die, die dort immer noch Schlange stehen.<br />

Mehr Tipps unserer<br />

Crew unter LH.com/<br />

wo-ich- gern-lande<br />

Deutschland heute<br />

Friedrichshafen<br />

7<br />

Stuttgart 5<br />

11<br />

7<br />

München<br />

Gebietsweise Regen<br />

und windig<br />

6<br />

Reykjavik<br />

3<br />

-2<br />

6<br />

4 Kiel<br />

8<br />

Heute: Anfangs ist es stark bewölkt, und es regnet<br />

3<br />

verbreitet, in den höheren Lagen fällt Schnee. Im<br />

Rostock<br />

Bremen Hamburg 8<br />

Westen und Nordwesten lockern die Wolken auf,<br />

9<br />

8<br />

4<br />

und der Regen lässt nach, es gibt aber noch Regenoder<br />

Graupelschauer. Vor allem im Nordwesten sind<br />

4<br />

3<br />

Hannover<br />

Gewitter möglich. 5 bis 11 Grad werden erreicht.<br />

Berlin<br />

10 9<br />

5<br />

9<br />

Münster 5<br />

4<br />

Biowetter: Asthmatiker werden zurzeit besonders<br />

9<br />

Düsseldorf<br />

Leipzig 4<br />

geplagt und müssen mit Atemproblemen rechnen.<br />

Bei erhöhten Blutdruckwerten können sich heute<br />

Köln<br />

9<br />

Kassel<br />

11 5 94<br />

Kreislaufbeschwerden einstellen.<br />

6<br />

Dresden<br />

6 Vorhersage<br />

4<br />

Lissabon<br />

Frankfurt<br />

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />

19<br />

11<br />

Saarbrücken<br />

7<br />

10 Nürnberg 4<br />

Norden<br />

6 1 6 2 6 2 6 1 6<br />

8 9<br />

5 6<br />

4<br />

Mitte<br />

Süden<br />

2 9 3 8 2 7 2 8<br />

1 9 0 8 -1 6 -2 5<br />

H<br />

20<br />

19<br />

Las Palmas<br />

Dublin<br />

12<br />

9<br />

Madrid<br />

20<br />

19<br />

21<br />

Palma<br />

Malaga<br />

15<br />

11<br />

London<br />

11 Hamburg<br />

Brüssel<br />

Paris<br />

11 München<br />

Zürich<br />

13<br />

6<br />

Bordeaux<br />

20<br />

Barcelona<br />

18<br />

Algier<br />

Nizza<br />

3<br />

Oslo<br />

Kopenhagen<br />

4<br />

Rom<br />

3<br />

Stockholm<br />

Berlin<br />

11<br />

Wien<br />

Zagreb<br />

11<br />

Athen<br />

16<br />

Warschau<br />

Budapest<br />

11<br />

Helsinki<br />

St. Petersburg<br />

-9 bis -5 -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35<br />

T<br />

16<br />

14<br />

9<br />

13<br />

15<br />

Tunis<br />

Kiew<br />

7<br />

Istanbul<br />

13<br />

Moskau<br />

2<br />

Hoch / Tief Warmfront Kaltfront Okklusion Warmluft Kaltluft<br />

6<br />

13<br />

3<br />

15<br />

9<br />

15<br />

2<br />

Riga<br />

17<br />

2<br />

8<br />

Weltwetter heute<br />

Bali<br />

Buenos Aires<br />

Djerba<br />

Honolulu<br />

Innsbruck<br />

Jerusalem<br />

Kairo<br />

Kapstadt<br />

Mailand<br />

Manila<br />

Mombasa<br />

Neu Delhi<br />

Rio de Janeiro<br />

Sydney<br />

Temperaturrekorde<br />

Hamburg Maximum 15,6° (1992),<br />

Minimum -11,2° (1929)<br />

Berlin Maximum 16,3° (1959),<br />

Minimum -11,0° (1986)<br />

Frankfurt Maximum 16,0° (1992),<br />

Minimum -12,6° (1963)<br />

Sonne<br />

28° wolkig<br />

30° Regenschauer<br />

15° sonnig<br />

26° Regenschauer<br />

7° Schneeschauer<br />

14° sonnig<br />

22° sonnig<br />

28° wolkig<br />

13° wolkig<br />

31° wolkig<br />

37° wolkig<br />

18° Regen<br />

30° heiter<br />

38° Regenschauer<br />

Sonne & Mond Angaben für Kassel<br />

Mond<br />

07:08 18:02 14:04 04:39<br />

Calgary -5°<br />

Vancouver 10°<br />

Winnipeg -11°<br />

Montreal -8°<br />

Toronto -3°<br />

Salt Lake City 6°<br />

New York<br />

Chicago -4°<br />

-3°<br />

San Francisco 18° Denver -9° Washington 1°<br />

Los Angeles 18° Dallas 6° Atlanta 14°<br />

Phoenix 22°<br />

New Orleans 21° Miami29°<br />

Nassau 24°<br />

Mexico City 23°<br />

Peking 9°<br />

Havanna 32°<br />

Seoul5°<br />

Chengdu 15°<br />

Tokio 15°<br />

Shanghai10°<br />

Dhaka 35° Hongkong Taipeh 15°<br />

Yangon 39°<br />

24°<br />

Bangkok 37°<br />

Ho Chi Minh Stadt<br />

Manila 31°<br />

38°<br />

Kuala Lumpur 34° Brunei 30°<br />

Singapur 32°


Titelthema<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 15<br />

Im Auge der<br />

Verschwörung<br />

Nichts ist, wie es scheint. Alles<br />

ist geplant worden. Und alles ist<br />

miteinander verbunden:<br />

Konspirative Theorien sind so<br />

beliebt wie nie. Woran liegt das?<br />

Und wer glaubt eigentlich an sie?<br />

Text: Céline Lauer<br />

Fotos: Norman Konrad<br />

Das „Auge der Vorsehung“, stets im Dreieck, findet sich u.a. auf dem amerikanischen Dollarschein. Um das Symbol ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien


16 TITELTHEMA<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

N<br />

Nachts, wenn der Himmel sich klar über dem Tal<br />

von Dörfles-Esbach wölbt, streift sich Andreas<br />

von Rétyi eine Daunenjacke über, greift nach der<br />

Taschenlampe und klettert den steilen Hang hinter<br />

seinem Haus hinauf. Er schließt einen Gartenschuppen<br />

auf, knipst das Licht an und drückt ein<br />

paar Knöpfe. Rumpelnd schiebt sich das Flachdach<br />

zurück, fast wie bei einem Cabrio, bis über<br />

den vier Wänden nur noch das Firmament thront<br />

und von Rétyi seine Teleskope danach ausrichten<br />

kann. Weißlackierte, mannshohe Carbonröhren,<br />

der 51-Jährige hat die hochprofessionellen Geräte<br />

für seine Zwecke maßanfertigen lassen. Mit ihnen<br />

tastet er sich in den Weltraum vor, fotografiert<br />

Gestirne und Galaxien, Tausende von Lichtjahren<br />

entfernt. Dort, wo es vielleicht auch noch andere<br />

Dinge gibt, Raumschiffe in Planetengürteln vielleicht<br />

oder nichtirdische Lebensformen, was weiß<br />

man denn. Von Rétyi will sich da nicht festlegen.<br />

Er sagt nicht, dass es diese Phänomene gibt, aber<br />

er hält sich alle Möglichkeiten offen, dass es sie<br />

geben könnte. „Wir wissen nichts“, sagt er. „Im<br />

Grunde wissen wir gar nichts.“<br />

Andreas von Rétyi arbeitet auch als Astrofotograf,<br />

vor allem aber ist er Buchautor. Rund 30<br />

Sachbücher hat er geschrieben, darunter zahlreiche<br />

astronomische Werke, aber auch Titel wie<br />

„Denn sie wussten zu viel ... : Mysteriöse Todesfälle<br />

und ihre wahren Hintergründe“, „Die unsichtbare<br />

Macht – Hinter den Kulissen der Geheimgesellschaften“<br />

oder auch „Die Terror(f)lüge<br />

– der 11. September und die besten Beweise, dass<br />

wirklich alles anders war“. Viele Leute nennen<br />

das Verschwörungstheorien. Von Rétyi mag dieses<br />

Wort überhaupt nicht, er findet es abwertend.<br />

Man werde schnell zum Freiwild, wenn man auch<br />

nur etwas abseits des Wegesrandes schreibe, sagt<br />

er: „Da gibt es gewisse Konventionen und gewisse<br />

Schlagwörter.“<br />

Verschwörungstheorien sind in den letzten<br />

Monaten und Jahren so präsent wie nie. Einerseits<br />

gibt es eine ganze Reihe vermeintlicher Intrigen<br />

und Komplotte – das Attentat auf John F.<br />

Kennedy, die Anschläge auf das World Trade Center,<br />

die Mondlandung – deren Strahlkraft nahezu<br />

ungebrochen ist, obwohl sie längst widerlegt wurden<br />

und eigentlich verjährt sein müssten. Andererseits<br />

schießen stetig neue Thesen zu aktuellen<br />

Nachrichtenlagen aus dem Kraut. Sie verbreiten<br />

sich per Hörensagen und vor allem in einschlägigen<br />

Foren – wo etwa nach den Pariser Anschlägen<br />

auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ Nutzer<br />

die Möglichkeit einer „False Flag Operation“ diskutieren,<br />

hinter der „die Franzosen“ oder „die<br />

Amerikaner“ stecken sollen.<br />

Nicht jeder, der einmal eine offizielle Darstellung<br />

bezweifelt oder Dinge hinterfragt, ist ein<br />

Verschwörungstheoretiker – das Spektrum reicht<br />

vom gelegentlichen Skeptiker bis hin zum Hardliner,<br />

der sich als einzig Aufgeklärten in einer Welt<br />

voller Ahnungsloser begreift. Die Grenzen zwischen<br />

dem, was noch als kritischer Zweifel gilt,<br />

und dem, was eine Verschwörungstheorie ausmacht,<br />

sind dabei genauso schwer greifbar und<br />

verschwommen wie die Argumente, mit denen<br />

hantiert wird. Aber es gibt eine Minimaldefinition<br />

dessen, was eine Verschwörungstheorie ist: Ein<br />

Gedankenkonstrukt um mindestens zwei beteiligte<br />

Personen, die sich verabredet haben, um im<br />

Geheimen ihre dunklen Ziele durchzusetzen. Und<br />

es gibt drei Maximen, die für nahezu jede Verschwörungstheorie<br />

gelten: Nichts ist, wie es<br />

scheint. Alles ist geplant worden. Und alles ist<br />

miteinander verbunden.<br />

Menschen wie Andreas von Rétyi werden oft<br />

als Verschwörungstheoretiker belächelt, weil sie<br />

hinter wichtigen Ereignissen Hintergründe vermuten,<br />

die nicht innerhalb des Mainstreams liegen.<br />

Sie stellen den Reim infrage, den sich der<br />

Rest der Welt gemacht hat, und halten offiziellen<br />

Erklärungen ihre eigenen Begründungen entgegen.<br />

Früher galten solche Menschen schnell als<br />

versprengte Spinner. Heute vernetzen sie sich im<br />

Internet, sie lesen die ungezählten Bücher, die<br />

der Markt bietet, und sie treten zunehmend präsenter<br />

in Erscheinung, sei es als Impfgegner oder<br />

Chemtrails-Aktivist.<br />

Die Verschwörungstheoretiker, so viel lässt sich<br />

sagen, sind mitten unter uns. Es gibt Menschen in<br />

Deutschland, die seit Jahren, teilweise schon Jahrzehnten<br />

Teil dieser erfolgreichen Szene sind – als<br />

Beobachter, Mitspieler oder Deuter. So wie der<br />

Tübinger Professor Michael Butter, der Experte<br />

für amerikanische Verschwörungstheorien ist und<br />

nun versucht, ihrem Wesen kulturübergreifend<br />

Der Buchautor: Andreas von Rétyi schreibt seit 25 Jahren über wissenschaftliche Themen, aber auch über Grenzphänomene – eine „Gratwanderung im Dienste der Wahrheitsfindung“, sagt er<br />

auf den Grund zu gehen. Oder so wie Kai Blitz,<br />

ein IT-Manager aus Berlin, der eines der zentralen<br />

deutschsprachigen Foren betreibt und den Konspirologen<br />

damit eine virtuelle Heimat bietet –<br />

obwohl er sich selbst als Skeptiker, also als Verschwörungsungläubigen,<br />

sieht. Oder eben wie Andreas<br />

von Rétyi, Buchautor, Wissenschaftsjournalist<br />

und Ex-Chefredakteur eines populären Magazins<br />

über Weltraumforschung, der sich allerdings<br />

auch mit „militärischen Geheimprojekten und<br />

Grenzphänomenen“ befasst – und sagt: „Der Gegenstand<br />

einer Untersuchung an sich kann nicht<br />

grundsätzlich unseriös sein, sondern nur die Art<br />

und Weise, wie man ihn untersucht.“<br />

Von Rétyi, ein Mann mit blondem Scheitel und<br />

mildem Händedruck, empfängt seinen Besuch in<br />

einem Lesezimmer im ersten Stock, mit Blick auf<br />

das Tal, hinter der die Veste Coburg aufragt. Die<br />

Aussicht interessiert hier drinnen allerdings<br />

kaum, denn der Raum mit seinen eichenen Regalen<br />

bis zur Zimmerdecke wirkt wie ein Setzkasten,<br />

in den von Rétyi die Requisiten seines Lebens<br />

einsortiert hat. Bücher, alles voller Bücher,<br />

davor verstauben Globen, Dolche, Kelche, Halbedelsteine,<br />

ägyptische Schakale, Totenköpfe, antike<br />

astronomische Geräte, eine vierhundert Jahre<br />

alte Bibel und vergilbte Schwarzweißfotografien<br />

seiner Vorfahren. Die altmodische Wärme dieses<br />

Zimmers umgibt auch den Hausherrn selbst: Andreas<br />

von Rétyi ist ein formvollendeter Gastgeber,<br />

aufmerksam und zurückhaltend, nichts an<br />

seinem Auftreten wirkt laut oder plakativ. Das<br />

Auffälligste ist der Siegelring mit dem Familien-<br />

„Wir wissen<br />

nichts. Im<br />

Grunde wissen<br />

wir gar nichts“<br />

Andreas von Rétyi schreibt Bücher<br />

über astronomische Themen,<br />

militärische Geheimprojekte und<br />

Grenzphänomene<br />

wappen, den er am kleinen Finger trägt. Er entdecke<br />

an sich selbst gewisse Parallelen zu seinem<br />

Urgroßvater, der Hofmaler des Zaren war und mit<br />

dem ihn neben der künstlerischen Ader auch ein<br />

gewisser „eigener Kopf“ verbinde.<br />

Mit dem „eigenen Kopf“ meint Andreas von<br />

Rétyi, dass er eine „Gratwanderung im Dienste<br />

der Wahrheitsfindung“ betreibt – und seit rund<br />

25 Jahren zahlreiche astronomische Bücher, aber<br />

auch über die Area 51, die Illuminaten, das alte<br />

Ägypten, die Energieversorgung der Welt und die<br />

Mysterien des Universums schreibt. Der Kopp-<br />

Verlag, in dem er publiziert, geriert sich gerne als<br />

Augenöffner und Tabubrecher: Das Haus vertreibt<br />

laut Selbstbeschreibung „Fakten und Meinungen,<br />

die in den Mainstream-Medien tabuisiert<br />

und unterdrückt werden“. Dazu zählen kapitalismuskritische,<br />

rechtspopulistische und islamfeindliche<br />

Werke ebenso wie „Die Zitronensaftkur“<br />

oder „Das Krisen-Kochbuch“ bis hin zum<br />

Œuvre des Grenzphänomen-Großmeisters Erich<br />

von Däniken – ein weites Feld. Von Rétyi erklärt<br />

seine eigene thematische Vielfalt damit, dass das<br />

eine zum anderen geführt habe: „Ich erlebe einfach<br />

sehr oft, dass bestimmte Dinge oder Phänomene<br />

einfach ausgeklammert würden, wenn die<br />

Gesellschaft sie nicht wirklich fassen kann“, sagt<br />

er. „Vielleicht bin ich ja auch der notorische Fettnäpfchentreter,<br />

weil ich sozusagen von Rätsel zu<br />

Rätsel oder von Verschwörung zu Verschwörung<br />

komme – wenn man es denn so nennen will.“<br />

Verschwörungstheorien mögen sich im Laufe<br />

der Jahrhunderte geändert haben, doch für sich<br />

genommen bilden sie eine anthropologische Konstante<br />

– so lautet eine wissenschaftliche Erklärung.<br />

Ihr zufolge gab es solche Thesen zu allen<br />

Epochen und in allen Schichten, angefangen in<br />

der Antike bis in unser hyperaufgeklärtes Internetzeitalter;<br />

zu ihren Anhängern zählten einfache<br />

Leute ebenso wie Staatsführer und Präsidenten.<br />

Am Anfang jeder großen Theorie stand eine Krise:<br />

verheerende Kriege, Krankheiten, Missernten,<br />

politische Umstürze, soziale Umwälzungen,<br />

Angst vor totaler Vernichtung. Jede Epoche fand<br />

dafür Sündenböcke: im Mittelalter die Juden und<br />

die Hexen, im 21. Jahrhundert westliche Nachrichtendienste<br />

oder mächtige Geheimbünde.<br />

Ein anderer wissenschaftlicher Ansatz erklärt<br />

sie dagegen als eine Art Ersatzreligion: Denn mit<br />

der Demontage Gottes – Nietzsche lässt grüßen –<br />

und damit auch des Satans fehlte plötzlich ein<br />

Schuldiger für das unerklärliche Durcheinander<br />

in der Welt. Verschwörungstheorien füllen diese<br />

Lücke, sie bieten Struktur und Sinn. So besehen<br />

sind sie der Preis, den die Gesellschaft für die<br />

Aufklärung zahlen musste.<br />

Was die Thesen so verführerisch macht, ist ihr<br />

Grundprinzip: Sie zerlegen das Weltgeschehen in<br />

einen binären Code aus Gut und Böse. Und wer<br />

diesen Code einmal dechiffriert hat, so das implizite<br />

Versprechen, der weiß die Zeichen zu lesen,<br />

die uns alle umgeben. Der lässt sich nicht mehr<br />

hinters Licht führen und besitzt in einem unübersichtlichen,<br />

multikausalen und chaotischen Umfeld<br />

den Schlüssel zu einem rar gewordenen Gut –<br />

Gewissheit.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

TITELTHEMA 17<br />

Der Mann im Netz: IT-Berater Kai Blitz aus Berlin gründete 2001 das Forum „weltverschwoerung.de“, eine virtuelle Heimat für Konspirologen. Er selbst hegt für seine Seite eine Art „Hassliebe“<br />

„Die Welt wird dadurch planbar und verstehbar“,<br />

sagt Michael Butter, „denn theoretisch ist es<br />

ja vorstellbar, dass die Verschwörung besiegt wird<br />

– und man dann in einer Welt lebt, in der man<br />

selbst die Strippen ziehen kann.“<br />

Butter, ein hochgewachsener Mann mit Cordsakko<br />

und Brille, sitzt in seinem Büro im fünften<br />

Stock eines Betonklotzes der Tübinger Universität,<br />

vor seinem Fenster erstrecken sich grüne Hügel<br />

hinter pastellfarbenen Häusern. Ein hübscher<br />

Kontrast zu dem düsteren Geraune, mit dem Butter<br />

sich hier drinnen von Berufs wegen umgibt.<br />

Der Professor für Amerikanistik ist erst im Oktober<br />

eingezogen, seine Regale sind noch ziemlich<br />

leer, aber die Bände, die darin stehen – darunter<br />

etwa Wolfgang Wippermanns Klassiker „Agenten<br />

des Bösen – Verschwörungstheorien von Luther<br />

bis heute“ –, verraten den Forschungsschwerpunkt<br />

des 37-Jährigen: Butter hat zu amerikanischen<br />

Verschwörungstheorien von den Puritanern<br />

bis in die Gegenwart habilitiert, er gibt Seminare<br />

und schreibt Bücher darüber. „Wir wissen<br />

relativ viel über die US-Theorien und ziehen daraus<br />

Schlüsse auf ihr allgemeines Wesen“, sagt er.<br />

„Aber wie sie in Europa, Osteuropa oder auch in<br />

der arabischen Welt funktionieren, darüber wissen<br />

wir oft gar nichts.“ Butter will das ändern, er<br />

stellt momentan ein internationales, interdisziplinäres<br />

Forschungsteam zusammen, um das Phänomen<br />

kulturübergreifend zu ergründen.<br />

Dabei sind Verschwörungstheorien längst nicht<br />

mehr nur ein gesellschaftliches Phänomen, sondern<br />

auch ein wirtschaftliches – und ein lukratives<br />

dazu. Das zeigt allein der Buchmarkt, der von<br />

entsprechenden Titeln überschwemmt wird und<br />

unermüdlich Käufer findet. Der Kopp-Verlag<br />

versendet nach eigenen Angaben zwischen 10.000<br />

und 25.000 Bücher pro Tag, Tendenz steigend.<br />

Allein zur 9/11-Verschwörung gibt es derzeit rund<br />

ein Dutzend verschiedener Werke, und das nur<br />

auf dem deutschsprachigen Markt. Der „Loose<br />

Change“-Film zum gleichen Thema, der Teilen<br />

der US-Regierung die Schuld an den Anschlägen<br />

gibt und den drei Filmemacher einst als Amateurstreifen<br />

für 2000 Dollar produzierten, wurde in<br />

seiner zweiten Version zum viralen Hit und im<br />

Netz zig millionenfach angesehen. Und selbst der<br />

Berliner IT-Berater Kai Blitz, der sein Verschwörungsforum<br />

nur hobbymäßig betreibt, kann von<br />

den Einnahmen der dort geschalteten Werbeanzeigen<br />

nicht nur seine laufenden Kosten decken,<br />

sondern auch andere Projekte querfinanzieren.<br />

So verbinden die Verschwörungstheorien Leute<br />

wie Kai Blitz, Michael Butter und Andreas von<br />

Rétyi auch auf diese rein materialistische Weise.<br />

Die erste Verschwörungstheorie, mit der Professor<br />

Michael Butter selbst in Kontakt kam, war<br />

die Mondlandung, rund 15 Jahre ist das her. Butter<br />

studierte damals in England, als er in der Uni-<br />

Zeitung einen großen Bericht zum 30. Jahrestag<br />

des historischen Ereignisses las – mit allen Legenden,<br />

die sich seither darum rankten, und ihren<br />

vermeintlichen Beweisen: nummeriertes Mondgestein<br />

(Requisiten!), Spiegelungen im Astronauten-Helm<br />

(Studioscheinwerfer!) und natürlich<br />

die Fahne, die nicht wehen dürfte (der Mond hat<br />

„Ich wollte<br />

wissen, wie das<br />

Internet<br />

funktioniert“<br />

Kai Blitz, IT-Berater und Betreiber<br />

der Internetseite<br />

„weltverschwoerung.de“<br />

keine Atmosphäre!). Butter war belustigt, griff<br />

das Thema aber nicht weiter auf. Erst als er zur<br />

Darstellung Hitlers in der amerikanischen Literatur<br />

promovierte, stieß er erneut auf Verschwörungstheorien:<br />

Diesmal in Romanen, etwa über<br />

Hitlers schwangere Geliebte, die 1945 per U-Boot<br />

in die USA geschmuggelt wird und deren Tochter<br />

40 Jahre später Präsidentin zu werden droht. „Eine<br />

beliebte Plotline zur Reagan-Zeit“, sagt Butter<br />

und grinst. Für seine Habilitation erforschte er<br />

US-Verschwörungstheorien von der Besiedelung<br />

der weißen Kolonialisten bis in die Gegenwart.<br />

Sein Favorit ist bis heute die Mondlandung geblieben,<br />

weil sie so fantasievoll und vor allem<br />

harmlos ist – also keine politischen Krisen oder<br />

Menschenleben auf dem Gewissen hat.<br />

Denn Verschwörungstheorien, auch das zeigt<br />

die Geschichte, können harmlose Hirngespinste<br />

sein – oder gefährliche Waffen, die systematisch<br />

dazu genutzt werden, Kriegserklärungen, Gewalttaten<br />

oder sogar Genozide zu rechtfertigen. Mit<br />

der von ihm postulierten „jüdisch-bolschewistischen<br />

Weltverschwörung“ etwa verband Hitler<br />

Antisemitismus und Antikommunismus zu einer<br />

einzigen, vernichtenden Ideologie. Doch nicht<br />

nur politische Führer instrumentalisieren Verschwörungstheorien<br />

für ihre Zwecke. So ist Butter<br />

zufolge auch bei einigen Amokläufern der<br />

westlichen Welt erwiesen, dass sie Verschwörungstheorien<br />

rezipierten und glaubten – Anders<br />

Breivik aus Norwegen sei so ein Fall. „Die Frage<br />

ist nur, ob der Glaube daran auch der entscheidende<br />

Faktor dafür ist, dass die Leute gewalttätig<br />

werden“, sagt Butter. „Der Zusammenhang zwischen<br />

Verschwörungstheorien und Gewalt muss<br />

noch erforscht werden.“<br />

Gerade dieser offene Punkt – das Radikalisierungspotenzial<br />

von Verschwörungstheoretikern –<br />

ist ein Grund dafür, weshalb sich die öffentliche<br />

Aufmerksamkeit in den letzten Jahren zunehmend<br />

auf das Nischenthema Verschwörungstheorien<br />

gerichtet hat, auch hierzulande. Michael Butter<br />

wird deshalb seit einiger Zeit deutlich häufiger<br />

für eine Expertise angefragt. Er äußert sich<br />

dann manchmal zur hiesigen Lage, obwohl ihm<br />

dabei nicht ganz wohl ist; er sei ja kein richtiger<br />

Experte für Deutschland und habe zudem nicht<br />

so viel Distanz dazu. Dann wiederum ist Butter<br />

gerade deshalb der ideale Fachmann, weil er nicht<br />

nur sehr versiert und unterhaltsam über Verschwörungstheorien<br />

spricht, sondern weil viele<br />

von ihnen amerikanische Exportschlager sind.<br />

Area 51, John F. Kennedy, die Mondlandung, 9/11 –<br />

sie alle tragen das Siegel „Made in USA“ und finden<br />

auch diesseits des Atlantiks scharenweise<br />

Anhänger. Laut Butter liegt das zum einen am<br />

historischen Erbe der Staaten, das ihnen zu einem<br />

gefühlten „Vorsprung“ in solchen Theorien<br />

verholfen hat – und zum anderen an der Allgegenwärtigkeit<br />

der amerikanischen Popkultur, die<br />

das Sujet in Spielfilmen, Serien oder Romanen<br />

immer wieder aufgriff und so Europa infiltrierte.<br />

Wer wie genau zum Verschwörungstheoretiker<br />

wird – auch das will Michael Butter in seinem<br />

Forschungsprojekt herausfinden. Es gibt Vermutungen,<br />

dass bestimmte Prädispositionen – also<br />

etwa der biografische oder sogar biologische Hintergrund<br />

– darüber entscheiden, wer daran<br />

glaubt; erforscht ist das aber nicht. Ein Verschwörungs-Gen,<br />

das klingt erst mal etwas weit hergeholt,<br />

aber in sehr vielen Menschen schlummert<br />

eine unterschiedlich starke Affinität zum Thema<br />

– und zwar unabhängig von Bildung oder Intellekt.<br />

Wenn Butter durch das Foyer seines Instituts<br />

läuft, sieht er an den Betonwänden Aufrufe<br />

gegen die Borreliose-Impfung hängen, hinter der<br />

ein Komplott der Pharmalobby gewittert wird.<br />

Und als Vater eines fünf Monate alten Jungen, erzählt<br />

der Professor, sei seine Frau auch kurz damit<br />

beschäftigt gewesen, das Für und Wider von<br />

Baby-Impfungen zu recherchieren – bis in einem<br />

der Foren als Beleg eine Seite von Chemtrails-Aktivisten<br />

angegeben wurde. „Da sagte sie dann<br />

auch: Okay, wenn das die ‚seriöse Quelle‘ ist,<br />

dann wisse sie jetzt, womit sie es da zu tun habe.“<br />

Gute Verschwörungstheoretiker behaupten wenig<br />

und bezweifeln viel. Ihr Hauptargument lautet<br />

„Ask questions, demand answers“ – stelle Fragen,<br />

verlange Antworten. Nach außen hin gäben<br />

sie sich damit offen für alles und blieben sehr<br />

vorsichtig in ihren Andeutungen, aber „darunter<br />

liegt doch immer ein relativ klares Narrativ“, sagt<br />

Butter. Diese vordergründige Zurückhaltung hat<br />

mit dem Status als illegitimes, stigmatisiertes,<br />

nicht offiziell akzeptiertes Wissen zu tun, den<br />

Verschwörungstheorien heutzutage haben. Denn<br />

das war bei Weitem nicht immer so: „Wenn Sie<br />

sich die amerikanische Kultur anschauen, galt es<br />

noch bis in die 1950er-Jahre als völlig normal und<br />

salonfähig, über Verschwörungen zu debattieren“,<br />

sagt Butter. „Nahezu jeder US-Präsident,<br />

von Washington über Lincoln bis Eisenhower,<br />

war ein Verschwörungsanhänger. Das war früher<br />

völlig etabliert.“ Erst ab den 60er-Jahren wurden<br />

die Verschwörungstheorien zunehmend delegitimiert,<br />

als Problem empfunden und an den gesellschaftlichen<br />

Rand gedrängt, und mit ihnen ihre<br />

Verfechter – eine Position, die sie bis heute innehaben.<br />

„Man kann“, resümiert Butter, „niemanden<br />

so schnell disqualifizieren wie mit der Feststellung:<br />

‚Du bist ein Verschwörungstheoretiker‘.“<br />

Ein Grund dafür dürfte ihre Art der Welterklärung<br />

sein, die irgendwo zwischen abenteuerlich<br />

und abstrus schwankt. Konspirologen sind meisterhaft<br />

darin, Widersprüche zu umarmen. Nicht<br />

nur, dass ihre Erklärungen oft viel verwirrender<br />

sind als die „offizielle Version“ und gerade deswegen<br />

plausibler sein sollen – auch die Masterminds,<br />

die angeblich dahinterstecken, sind Paradoxe<br />

auf zwei Beinen. Im Grunde, sagt Michael<br />

Butter, seien diese Leute übermenschlich: Sie tun<br />

alles, um ihre Verschwörung über Jahrzehnte hinweg<br />

in Gang zu halten, ohne dass ihnen je persönliche<br />

Befindlichkeiten, Eifersüchteleien oder<br />

Uneinigkeiten dazwischenkommen. Gleichzeitig<br />

sind sie aber völlig schwach, da zu dämlich, ihre<br />

Intrige geheimzuhalten – sonst könnten die Verschwörungstheoretiker<br />

ihnen ja nicht schon<br />

längst auf die Schliche gekommen sein.<br />

Butters Lieblingsbeispiel für diese Kippfigur ist<br />

die Watergate-Affäre: „Wenn nicht mal der mächtigste<br />

Mann der USA in der Lage ist, die Zentrale<br />

des politischen Gegners auszuspionieren, ohne<br />

dass jemand was mitbekommt – wie soll es dann<br />

erst möglich sein, so etwas wie die vorgetäuschte<br />

Mondlandung oder die Ermordung Kennedys geheimzuhalten?“<br />

Für Verschwörungstheoretiker<br />

dagegen sei Watergate natürlich genau der Beweis,<br />

dass Komplotte und Intrigen ständig passieren<br />

– und alles wahr ist. „Seltsamerweise wollen<br />

die Strippenzieher denen dafür nie ans Leben“,<br />

Fortsetzung auf Seite 18


18 TITELTHEMA<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

Der Professor: Michael Butter erforscht Verschwörungstheorien. Sein Favorit ist die These zur Mondlandung, die angeblich nie stattfand – und bei der die US-Fahne eine zentrale Rolle spielt<br />

„In Amerika war<br />

es bis in die<br />

50er-Jahre völlig<br />

normal, über<br />

Verschwörungen<br />

zu debattieren“<br />

Michael Butter, Professor für<br />

Amerikanistik an der Universität<br />

Tübingen, erforscht konspirative<br />

Theorien<br />

sagt Butter und grinst wieder. „Diese Enthüller<br />

artikulieren ihre Vorstellungen überall und können<br />

das jahrelang ungestört tun – die Verschwörung<br />

interessiert sich überhaupt nicht dafür.“<br />

Der Autor Andreas von Rétyi schreibt seit<br />

mehr als zwei Jahrzehnten Bücher. Erst nur über<br />

astronomische Themen, dann auch über Grenzphänomene.<br />

Sein Einstieg in diese Welt begann<br />

mit einer Reise zum legendenumrankten Testgelände<br />

von Area 51 in der Wüste Nevadas. Immer<br />

wieder sollen in der Nähe der gewaltigen Anlage<br />

unerklärliche Himmelserscheinungen gesichtet<br />

worden sein. Ein denkbar interessanter Ort für<br />

von Rétyi, dessen ganze Leidenschaft dem Weltall<br />

gilt – obwohl er dieses berufliche Interesse nicht<br />

immer verfolgt hatte. Eine musikalische Laufbahn,<br />

wie sie ursprünglich durch seinen verstorbenen<br />

Vater, einen Konzertviolinisten des Bayerischen<br />

Rundfunks, vorgegeben war, hatte der Sohn<br />

aus gesundheitlichen Gründen aufgeben müssen;<br />

als Kind war er schwer an Knochen- sowie Lungenkrebs<br />

erkrankt. Nach dem Abitur entschloss<br />

sich von Rétyi für eine publizistische Laufbahn<br />

und begann im Verlagswesen zu arbeiten. Wie er<br />

erklärt, blieb er dabei stets der Wissenschaft treu<br />

und konzentrierte sich „in vielfachem Dialog mit<br />

zahlreichen Forschern“ vor allem auf das Gebiet<br />

der Astronomie. „Ich stehe immer zwischen den<br />

Fronten: Einerseits die Wissenschaft, andererseits<br />

die Seiten, die ungewöhnlich sind – nennen<br />

wir’s mal so“, sagt er. „Das ist fast so eine Geschichte<br />

von Jekyll und Hyde.“<br />

Denn andererseits erlebte von Rétyi als Kind<br />

und Jugendlicher immer wieder Dinge, die sich<br />

nicht ableugnen ließen und weltweit von einer<br />

nicht unerheblichen Zahl von Menschen, darunter<br />

durchaus auch nüchternen Wissenschaftlern,<br />

bestätigt worden seien, wie er sagt. So beschreibt<br />

er seine Beobachtung von Erdbebenlichtern oder<br />

eine eigene außerkörperliche Erfahrung: „So etwas<br />

prägt. Ungeachtet der Interpretation dieser<br />

Vorgänge, können sie als Phänomen prinzipiell<br />

nicht abgestritten werden.“<br />

Von Rétyi spricht viel von Wahrheit. Aber wenn<br />

man ihn fragt, was die Wahrheit ist, weicht er oft<br />

aus. Nach seinen größten investigativen Erfolgen<br />

gefragt, erwähnt er unter anderem seinen Bestseller<br />

zu den Anschlägen des 11. September 2001: Wie<br />

Augenzeugen, darunter auch der Hausmeister des<br />

Nordturms, mit dem er gesprochen habe, ein völlig<br />

anderes Szenario schilderten als das, was in den offiziellen<br />

Ermittlungsakten stand. Oder wie ein renommierter<br />

Physikprofessor aus Utah anhand von<br />

Untersuchungen und Bildanalysen zu dem Schluss<br />

gekommen sei, dass in den Zwillingstürmen Sprengungen<br />

stattgefunden hätten, um daraufhin von einem<br />

„Ingenieur mit Regierungskontakten“ deutlich<br />

unter Druck gesetzt zu werden. „Beweis, das ist<br />

immer ein großes Wort“, sagt von Rétyi. „Aber ich<br />

glaube, die Öffentlichkeit hat das Recht, auch diese<br />

Geschichten zu hören – und dann selber für sich<br />

zu entscheiden, was wirklich war.“<br />

Von Rétyi hat in einem etwas wackeligen Lehnstuhl<br />

Platz genommen, mit dem Rücken zum<br />

Fenster, und während über dem Tal hinter ihm<br />

langsam die Dämmerung aufzieht, spricht er über<br />

Meinungsfreiheit und Vorurteile – reflektiert und<br />

differenziert, der 51-Jährige ist kein Eiferer. „Die<br />

Lächerlichkeitmachung als Methode hat immer<br />

funktioniert, bis heute“, sagt er. Der Autor hat<br />

diese Erfahrung mehr als einmal gemacht, das ist<br />

spürbar – ebenso wie seine Angst davor, erneut<br />

lächerlich gemacht zu werden.<br />

Er verweist auf gesellschaftliche Normen, die<br />

es unmöglich machten, Dinge außerhalb eines<br />

klar definierten Rahmens zu äußern, ohne dafür<br />

an den Pranger gestellt zu werden. Dann erwähnt<br />

er den italienischen Astronomen und Vordenker<br />

Giordano Bruno, der bereits im 16. Jahrhundert<br />

bewohnte fremde Welten postulierte und dafür<br />

auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde – weil<br />

er den Konventionen seiner Epoche um Jahrhunderte<br />

voraus gewesen war. Von Rétyi würde sich<br />

nie als modernen Bruno bezeichnen, dazu ist er<br />

zu vorsichtig und überdies auch zu höflich. Aber<br />

Seriosität, sagt er, sei nun mal keine zeitunabhängige<br />

Konstante; schließlich habe es schon mal als<br />

seriös gegolten, kostbare Meteorite aus den Mineralienkabinetten<br />

zu entfernen und wegzuwerfen,<br />

weil angeblich keine Steine vom Himmel fallen<br />

können. Die heutige Zeit scheint diesbezüglich<br />

gerade sich zu seinen Gunsten zu wenden,<br />

denn „immer mehr Leute wollen Alternativen zu<br />

den heute als seriös geltenden Quellen hören“.<br />

Diese Alternativen lassen sich längst nicht<br />

mehr nur in den entsprechenden Büchern finden.<br />

Jeder, der will, bekommt sie quasi frei Haus geliefert,<br />

über das größte Verschwörungsvehikel aller<br />

Zeiten: das Internet.<br />

An einem windigen Abend läuft Kai Blitz durch<br />

die Straßen Berlins. Mantel, Anzug, Aktentasche,<br />

dazu ein energischer Schritt: Der 37-Jährige könnte<br />

gerade seine Anwaltskanzlei zugeschlossen haben.<br />

Tatsächlich arbeitet Blitz als Berater im IT-<br />

Service-Management, betreut diverse Großkunden<br />

– und verwaltet nach Feierabend das Forum<br />

„weltverschwoerung.de“, das er im Mai 2001 gegründet<br />

hat. Mit 100.000 Visits im Monat dürfte<br />

es, zumindest was Verschwörungstheorien allgemein<br />

betrifft, zu den deutschen Marktführern<br />

zählen; die meisten großen Verschwörungen, so<br />

erklärt der Administrator, haben nochmals eigene<br />

Foren. Als er die Domain „weltverschwoerung-<br />

.de“ erwarb, stand der damals 23-Jährige gerade<br />

am Ende seiner Ausbildung – und brauchte ein<br />

griffiges Thema: „Ich wollte wissen, wie das Internet<br />

funktioniert, vor allem technisch betrachtet.<br />

Deshalb habe ich diese Seite aufgesetzt.“<br />

Blitz hat den ehemaligen Flughafen Tempelhof<br />

als Treffpunkt vorgeschlagen. Das Gelände bietet<br />

hier, mitten in der Hauptstadt, Stoff für gleich<br />

mehrere mysteriöse Thesen. Dazu zählt etwa das<br />

Brummtonphänomen: eine global bekannte, von<br />

den Betroffenen als aufdringliches, tiefes Dröhnen<br />

beschriebene akustische Erscheinung, die im<br />

Falle Tempelhofs durch unterirdische Radaranlagen<br />

verursacht werden soll. Kai Blitz hegt eine<br />

Vorliebe für verlassene Orte und ihre teils seltsamen<br />

Geschichten; man hat das Gefühl, als könne<br />

der Administrator an jeder Straßenecke den Bezug<br />

zu einer Verschwörungstheorie herstellen.<br />

Der goldene Adler vorm Terminal-Gebäude erinnert<br />

ihn prompt an die „BRD GmbH“-Theorie,<br />

derzufolge es sich bei der Bundesrepublik<br />

Deutschland nicht um einen Staat, sondern in<br />

Wahrheit um eine Kapitalgesellschaft handelt.<br />

Das alles erzählt er beiläufig im Vorübergehen,<br />

mit präzisem Gedächtnis für Details. Blitz ist<br />

wahrscheinlich einer der bestinformiertesten Antiverschwörungstheoretiker<br />

Deutschlands – sein<br />

Wissen verdankt er ohne Zweifel seinem Forum.<br />

Dessen große Besuchermasse ließ in den ersten<br />

Monaten noch auf sich warten. Auch die Zahl der<br />

Beiträge blieb sehr überschaubar. Manchmal<br />

führte Blitz unter verschiedenen Usernamen Debatten<br />

mit sich selbst, um in dem toten Forum einen<br />

Pulsschlag zu simulieren. Doch dann, an einem<br />

Dienstagnachmittag, saß er im Büro und<br />

klickte sich gebannt durch die Nachrichtenseiten<br />

diverser Medien. Es war der 11. September 2001,<br />

und Blitz sah die Zwillingstürme des World Trade<br />

Center, die erst rauchten und dann kollabierten.<br />

Ohne lange nachzudenken, loggte er sich in seinem<br />

Forum ein, Username „Filz“, und eröffnete<br />

einen neuen Thread. Er schrieb einen Artikel<br />

über die Anschläge und stellte offene Fragen – die<br />

in Richtung „Inside Job“ gingen, also Drahtzieher<br />

seitens der US-Regierung nahelegten.<br />

Nicht, dass der 37-Jährige das je glaubte oder<br />

auch nur vermutete. Kai Blitz begreift sich als<br />

Skeptiker, als Verschwörungsungläubigen; und<br />

obwohl aus dem Kontakt mit seinen Forumsbenutzern<br />

schon Freundschaften entstanden sind,<br />

sieht er die Masse der Konspirologen, vorsichtig<br />

formuliert, kritisch. Zum Treffen hat er eine Liste<br />

mit beliebten Forumsthemen mitgebracht. Darüber<br />

prangt mottohaft ein Zitat, das Wettermoderator<br />

Jörg Kachelmann jüngst in einem Interview<br />

zum Thema Chemtrails äußerte: „Auch vor dem<br />

Internet gab es in jedem Dorf einen Deppen,<br />

manchmal auch zwei. Durch das Internet können<br />

sich nun die Dorfdeppen untereinander austauschen<br />

und organisieren.“<br />

„Genau so ist es“, sagt Blitz und grinst. Aber<br />

damals, am 11. September 2001, wollte er genau<br />

diese Leute vor ihren Rechnern dazu bringen, in<br />

die Diskussion einzusteigen, ihre Zweifel und<br />

Ängste zu teilen – und zwar auf seiner Plattform.<br />

Eine antiamerikanische Theorie zu verbreiten,<br />

schien ihm dafür ein probates Mittel zu sein. Und<br />

er sollte recht behalten: Die Besucherzahl<br />

schnellte noch am selben Abend auf über 200, in<br />

den nächsten Tagen und Wochen erlebte das kleine<br />

deutsche Netzwerk einen regelrechten Boom.<br />

Seinen größten Zulauf aber hatte es ziemlich genau<br />

zehn Jahre nach seiner Gründung, am 2. Mai<br />

2011: dem Tag der Tötung Osama bin Ladens.<br />

Manchmal passiert es auch, dass die Wirklichkeit<br />

die Debatten aus dem Forum einholt. Blitz<br />

erzählt, wie er vor mehr als zehn Jahren einen gar<br />

nicht mal unernst gemeinten Post über das real<br />

existierende Echelon-Spionagenetz verfasste –<br />

und über dessen groß angelegte Abhöraktion von<br />

Kommunikationsdaten. Also der Grundgedanke<br />

dessen, was Edward Snowden 2013 über die NSA<br />

und das Prism-Abhörprogamm enthüllen sollte.<br />

Und was der Verschwörungsszene seitdem als<br />

Vorzeigebeweis dafür dient, dass all ihre Befürchtungen<br />

richtig seien. Blitz selbst würde nicht so<br />

weit gehen, aber er sagt auch, dass ihn Snowdens<br />

Enthüllungen nicht wirklich überrascht hätten.<br />

Nur mit den tatsächlichen Ausmaßen des Abhörskandals<br />

habe auch er nicht gerechnet.<br />

Weder Autor Andreas von Rétyi noch der Tübinger<br />

Professor Michael Butter wissen genau,<br />

mit wem sie es eigentlich zu tun haben. Ihr spo-


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

TITELTHEMA 19<br />

radischer Kontakt zu Verschwörungstheoretikern<br />

erschöpft sich meist in einzelnen Mails. Es gibt<br />

zwar ein paar US-amerikanische Studien, die<br />

Rückschlüsse auf das Geschlecht – überwiegend<br />

männlich – oder auf die Hautfarbe – überwiegend<br />

weiß – zulassen, aber selbst diese Ergebnisse sind<br />

Butter zufolge nicht unumstritten. Der Berliner<br />

Administrator Kai Blitz hat dagegen gleich zwei<br />

Instrumentarien zur Hand, um die Verschwörungstheoretiker<br />

in seinem Forum zu vermessen:<br />

Google Analytics – und die Angaben, die sie in<br />

den Postings selbst über sich machen. Seine Statistik<br />

lautet: 70 Prozent männliche Nutzer, 30<br />

Prozent weibliche, der größte Teil davon zwischen<br />

25 und 34 Jahre alt und aus nahezu allen<br />

Bundesländern, besonders häufig aus Nordrhein-<br />

Westfalen. Unter ihnen gibt es Langzeitarbeitslose<br />

und Akademiker, Einzelgänger und Familienmenschen.<br />

60 Prozent sind wiederkehrende<br />

Stammbenutzer. Es gibt solche, die nur an eine<br />

Theorie glauben, und andere, die überall Verschwörungen<br />

sehen. Selbst Freimaurer, sagt Blitz,<br />

tummelten sich in seinem Forum – also echte:<br />

„Die geben sich nicht gleich zu erkennen, aber<br />

wenn jemand mal irgendwo eine Freimauerverschwörung<br />

wittert, diskutieren die auch mal mit.“<br />

Inzwischen hält sich Blitz mit eigenen Posts<br />

eher zurück. Er verwaltet hauptsächlich, hält die<br />

Software aktuell, liest die Mehrzahl der Themen,<br />

kümmert sich um eintrudelnde Anwaltspost –<br />

meist geht es um Urheberrechte – und sorgt gemeinsam<br />

mit seinen fünf ehrenamtlichen Moderatoren<br />

dafür, dass übereifrige Nutzer zurückgepfiffen<br />

werden und keine verfassungswidrigen Inhalte<br />

auf der Seite stehen wie etwa die „Auschwitzlüge“,<br />

die den Holocaust verleugnet. „Phasenweise<br />

macht es mir Spaß, manchmal wird es<br />

mir zu viel“, sagt Blitz. Mehrmals habe er schon<br />

kurz vor dem Verkauf gestanden; Interessenten<br />

gäbe es, aber letztlich sei die „Hassliebe“ doch<br />

stärker gewesen – „so eine Seite ist wie ein Kind,<br />

dem man beim Wachsen zusehen will“, sagt er.<br />

Neben dem beträchtlichen Zeitaufwand ist es<br />

vor allem der unerfreuliche Kontakt zu den überzeugtesten<br />

Verschwörungstheoretikern, der an<br />

den Nerven scheuert: unschöne Mails, Telefonanrufe<br />

auf dem Privatanschluss, Diffamierungen im<br />

Netz. Er sei, erzählt Kai Blitz, schon als SS-Mann<br />

und Kindermörder diffamiert worden; entsprechende<br />

Einträge erschienen, sobald man seinen<br />

Namen in Google eingab. Diese Suchergebnisse<br />

hat er inzwischen löschen lassen.<br />

Tatsächlich gibt es diesen einen Punkt, der den<br />

Hauptstadt-Administrator mit dem Tübinger Professor<br />

und dem Buchautor aus Dörfles-Esbach<br />

eint: Sie alle wurden bereits für ihre Äußerungen<br />

angegangen und zu einem Teil der Verschwörer<br />

erklärt – zu welchen auch immer. Fachmann Michael<br />

Butter gilt auf diversen Webseiten als Mitläufer<br />

und „Feind der Wahrheit“, weil er äußerte,<br />

dass ihm keine einzige groß angelegte Verschwörung<br />

bekannt sei. Diese Eskalation zeigt ganz gut,<br />

dass es unter den Hardlinern Menschen gibt, die<br />

tatsächlich nur noch Geisterfahrer sehen – und<br />

jeden, der auch nur um eine Kommastelle von ihrer<br />

radikalen Weltaneignung abweicht, sofort<br />

selbst zu einem Teil der Verschwörung erklären.<br />

Deshalb ist eine Diskussion mit ihnen laut Butter<br />

auch „das Dümmste, was man machen kann“; jedes<br />

Gegenargument bestätigt sie nur umso mehr<br />

in ihren festgefahrenen Vorstellungen. Diese Abwärtsspirale<br />

ist nebenbei auch ein Grund, weshalb<br />

sich eingefleischte Verschwörungstheoretiker<br />

nie in den „Mainstream-Medien“ zu Wort<br />

melden – denn die sind in ihren Augen ja ohnehin<br />

alle gleichgeschaltet und gelenkt.<br />

Auch Andreas von Rétyi berichtet kopfschüttelnd,<br />

dass er bereits verdächtigt worden sei, weil<br />

er in seinen Büchern Dinge nicht ganz so geschildert<br />

hatte, wie einige seiner Leser sich das vorgestellt<br />

oder gerne gewünscht hätten: „Da hieß es<br />

dann plötzlich, ‚Der versucht ja selber, die Thematik<br />

zu infiltrieren‘.“ Es gebe eben echte Verschwörungstheoretiker,<br />

doch auf beiden Seiten<br />

Vermeintliche<br />

Intrigen und<br />

Komplotte sind<br />

aus der Popkultur<br />

nicht mehr<br />

wegzudenken<br />

werde allgemein zu wenig differenziert. „Wenn<br />

einige Leute meinen, die Apollo-Astronauten hätten<br />

den Mond nie betreten, dann ist das wirklich<br />

Verschwörungstheorie“, sagt von Rétyi. „So etwas<br />

unterstütze ich nicht. Aber ich will nicht missionieren,<br />

auch nicht durch meine Publikationen.“<br />

Er sei nur daran interessiert, ehrliche Arbeit zu<br />

leisten.<br />

Natürlich stammten nicht alle Ideen von ihm;<br />

manchmal trete auch der Verlag mit einem neuen<br />

Thema an ihn heran. Sein neuestes Buch ist so<br />

ein Fall, es erscheint in diesen Tagen und handelt<br />

von dem Deutschen Johann Bessler, der im 18.<br />

Jahrhundert ein mysteriöses, ewig laufendes Rad<br />

erfunden haben wollte. Von dem angeblichen Perpetuum<br />

mobile hörte die Welt allerdings nie wieder.<br />

Von Rétyi fand diese Geschichte in einigen<br />

Aspekten anregend und „spannend“. Weitere<br />

Werke sind bereits geplant. „Ich sehe einfach,<br />

dass ein Bedarf besteht, gewisse Dinge zu verfolgen,<br />

zu recherchieren und zu publizieren“, sagt<br />

der Autor. „Sonst haben wir da Defizite, die wir<br />

später vielleicht einmal bereuen werden.“<br />

Letztlich hat Andreas von Rétyi recht: Ohne<br />

diese Stoffe gäbe es tatsächlich ein großes Defizit<br />

– vielleicht weniger bei der Wahrheitsfindung<br />

oder in religiösen Dingen, aber zumindest in der<br />

westlichen Populärkultur. Vermeintliche Intrigen<br />

und Komplotte als Storyline sind daraus nicht<br />

mehr wegzudenken, und Riesenerfolge wie Dan<br />

Browns „Da-Vinci-Code“ zeigen, welche Faszination<br />

der Kitzel des Mysteriösen, der Bann des<br />

Rätsels unter der Oberfläche, das gelöst werden<br />

will, auf Zuschauer und Leser ausübt. „Verschwörungstheorien<br />

sind einfach superunterhaltsam“,<br />

bringt es Professor Michael Butter auf den Punkt.<br />

„Wir gehen alle gerne ins Kino und geben uns<br />

zwei Stunden lang der Illusion hin, dass die Freimaurer<br />

die Geschicke der USA lenken.“ Bestes<br />

deutsches Beispiel für diese Anziehungskraft ist<br />

die Bielefeld-Verschwörung, die der damalige Informatik-Student<br />

Achim Held vor 21 Jahren ins<br />

Usenet setze. So absurd die Theorie, dass die<br />

Stadt gar nicht existiert, einst gedacht war, so liebevoll<br />

wurde sie bis heute gepflegt, in zig popkulturellen<br />

Referenzen vom YouTube-Video bis zum<br />

ZDF-Krimi tradiert und sogar von Kanzlerin Merkel<br />

einmal scherzhaft aufgegriffen. Verschwörungstheorien<br />

genießen somit bisweilen Kultstatus<br />

– und lassen sich sogar als eine Art Kulturgut<br />

lesen: Als Erzählungen, die ähnlich wie Witze<br />

oder Sagen manchmal einen Denkanstoß geben<br />

oder die Welt verständlicher machen, in erster Linie<br />

aber für Kurzweil sorgen sollen. Eine Erklärung,<br />

die auch den Boom der konspirativen Literatur<br />

gleich in einem milderen Licht erscheinen<br />

ließe. Denn es darf unterstellt werden, dass nicht<br />

jeder, der diese Kost konsumiert, auch tatsächlich<br />

daran glaubt, sondern vielleicht einfach nur seinen<br />

Spaß damit haben will. Frei nach Albert<br />

Schweitzer: Man wird ja auch nicht zum Auto,<br />

nur weil man in einer Garage steht.<br />

Andreas von Rétyi steht nach einem langen Gespräch<br />

auf der Leiter in seiner Sternwarte, er<br />

wollte seinen Besuch noch einen Blick in den<br />

Nachthimmel werfen lassen. Danach gefragt, woran<br />

er eigentlich glaube, hatte von Rétyi sich sehr<br />

entschieden geäußert: Er könne mit abgedroschenen<br />

Begriffen wie vermeintlicher Seriosität, Wissenschaftlichkeit<br />

oder aber auch Glauben gar<br />

nichts anfangen. Er glaube nichts, vielmehr sollte<br />

man unvoreingenommen sein und auch das unglaubhaft<br />

Klingende ernsthaft erwägen. „Ich denke<br />

auch, dass unserer Gesellschaft etwas mehr<br />

Demut gut anstehen würde“, sagt er. „Wenn wir<br />

mal Distanz zur Erde nehmen, erkennen wir erst,<br />

was wir daran haben – und dass wir wahrlich<br />

nicht viel sind.“ Hier oben, zwischen all den teuren<br />

Geräten, könnte man dieser Distanz vielleicht<br />

etwas näher kommen, einen Blick auf das große<br />

Ganze erhaschen – und den Kosmos einmal aus<br />

Andreas von Rétyis Perspektive sehen. Aber leider<br />

wird daraus an diesem Abend nichts. Der<br />

Himmel über ihm bleibt dicht verhangen.<br />

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20 DAS GESPRÄCH<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

„Schenk dem<br />

Mann einen<br />

Drink ein“<br />

Sie provoziert seit mehr als 30 Jahren. Mit Texten,<br />

Videos und inszenierter Nacktheit. Madonna ist jetzt 56<br />

und immer noch die erfolgreichste Sängerin aller Zeiten.<br />

Ein Gespräch über Verletzungen, Meinungsfreiheit und<br />

warum Jay Z ihr einen Korb gab<br />

Die „Queen of Pop“ hat ins Hauptquartier des<br />

Auktionshauses Sotheby’s an der East Side von<br />

Manhattan geladen. Ein Ort mit symbolischer<br />

Strahlkraft: Hier wechselt zeitgenössische Kunst<br />

für Millionen von Dollar die Besitzer. Das mag<br />

man in Zeiten der Gratis-Kultur im Netz auch als<br />

Statement werten: Madonnas Kunst hat einen<br />

Wert. Die kleine Gruppe von Journalisten muss in<br />

einem Souterrain warten, das an Warteräume in<br />

Kfz-Zulassungsstellen erinnert – nur dass es bei<br />

VON MARTIN SCHOLZ<br />

Sotheby’s nicht mal Fenster gibt. Eine Stunde hat<br />

sie sich schon verspätet. Es wird noch länger dauern.<br />

Kollegen aus Japan, den USA, Italien und<br />

Frankreich warten auf ihren Einsatz. Interviews<br />

mit Madonna sind rar: Zu ihrem letzten Album<br />

vor drei Jahren hatte sie lediglich ein Interview<br />

für Deutschland gegeben. 15 Minuten soll es gedauert<br />

haben. Diesmal sollen es 20 Minuten werden.<br />

Aber so sicher ist sich ihre Entourage da<br />

auch nicht. Das hänge vom Gesprächsverlauf und<br />

ihrer Laune ab. Zwei Stunden später ist der erste<br />

Kollege dran, nach 15 Minuten kommt er zurück,<br />

erzählt den anderen, man müsse Tequila trinken,<br />

für jede Frage, die ihr nicht gefällt. Wie viele Gläser<br />

er trinken musste? Eins. „Solange wir uns<br />

nicht mit Handschellen an den Stuhl ketten und<br />

auspeitschen lassen müssen“, sagt ein italienischer<br />

Kollege – alle lachen.<br />

Zwei Stunden später als vereinbart bin ich an<br />

der Reihe, werde durch eine große Ausstellungshalle<br />

geführt, vorbei an Andy Warhols „Portrait of<br />

a young woman“, das für 2,7 Millionen Dollar<br />

ausgelobt wird. In einem abgesperrten Bereich<br />

wartet Madonna auf einem Stuhl. Sie trägt ein enges,<br />

ärmelloses und sehr figurbetontes Kleid, fingerlose<br />

Spitzenhandschuhe. Sie erhebt sich, und<br />

während ich ihr die Hand gebe, fingert ihr ein<br />

Hair-Stylist noch eine blonde Strähne aus dem<br />

Gesicht. Wir sind von drei Kamerateams umgeben,<br />

die das Gespräch filmen und aufzeichnen.<br />

Mein eigenes Aufnahmegerät durfte ich nicht<br />

mitnehmen, weil es, auf dem Tisch liegend, die<br />

Ästhetik des Raumes gestört hätte. Der Raum ist<br />

im Grunde kein Raum, sondern ein Madonna-<br />

Schrein. An den Wänden hängen Collagen von<br />

Keith Haring, die alle nur ein Thema haben: Madonna.<br />

„Mögen Sie Keith Haring?“, fragt sie zur<br />

Begrüßung. Ja, antworte ich. Es seien ihre Bilder,<br />

die da an den Wänden hängen, fügt sie hinzu. Sie<br />

hat sie eigens für diese Interviews hierher bringen<br />

lassen. „Ich bin gern von meiner Kunst umgeben“,<br />

säuselt sie, „das inspiriert mich.“<br />

Es dürfte nicht nur um Inspiration gehen. Jede<br />

der Collagen ist auch ein Statement: „Madonna<br />

on nude pix: so what?“ (Madonna über ihre<br />

Nacktbilder: Na und?) Das Zitat geht auf einen<br />

frühen Eklat zurück. Kurz nachdem sie Mitte der<br />

80er zum Weltstar aufgestiegen war, waren<br />

Nacktbilder an die Öffentlichkeit gelangt, die sie<br />

im Alter von 18 hatte machen lassen. An ihrer „Na<br />

und?“-Haltung hat sich bis heute nichts geändert.<br />

Madonna hat ihre Nacktheit und Sexualität immer<br />

wieder inszeniert – in ihrem „Sex“-Fotoband<br />

in den 90ern und zuletzt mit Aktfotos für eine<br />

Zeitschrift, die sie im Alter von 56 machen ließ.<br />

D<br />

Die Fotoserie war Auftakt einer medialen Welle,<br />

die sich jedes Mal auf Neues aufbaut, wenn ein<br />

neues Album von ihr erscheinen soll. Vom Eklat<br />

um den Hacker, der im Dezember alle noch unfertigen<br />

Songs der neuen CD „Rebel Heart“ ins<br />

Netz gestellt hatte, bis zu ihrem spektakulären<br />

Sturz auf der Bühne bei den Brit Awards vor ein<br />

paar Tagen. Jeder Auftritt von Madonna gebiert<br />

„breakings news“. Und in diesem Ausnahmezustand<br />

versucht sie das Höchstmaß an Kontrolle<br />

zu behalten. Die Kameraleute sind fertig, wir setzen<br />

uns, und sie erklärt mir, was ich ja eigentlich<br />

schon weiß: „Martin, dieses Interview wird anders<br />

ablaufen als andere. Wir werden ein Trinkspiel<br />

spielen. Ich sage Ihnen, wie es läuft: Für jede<br />

dumme Frage, die Sie mir stellen, müssen Sie<br />

ein Glas Tequila trinken. Wenn Sie mir eine verblüffende<br />

Frage stellen, muss ich ein Glas Tequila<br />

trinken.“ Kontrolle und Inszenierung. Ihre Markenzeichen.<br />

Für einen kurzen Moment muss ich<br />

an den ersten „Indiana Jones“-Film denken, an<br />

das Trinkgelage zwischen der Film-Freundin von<br />

Harrison Ford und einem nepalesischen Troll.<br />

Nach 20 Gläsern kippt der Troll volltrunken vom<br />

Stuhl, die Frau prostet ihm noch mal triumphierend<br />

zu.<br />

WELT AM SONNTAG: Googeln Sie sich eigentlich<br />

selbst?<br />

MADONNA: Ob ich mich selbst google? Nein.<br />

Sollte ich das denn? Also, ich finde, für diese Frage<br />

können Sie gleich einen Tequila trinken. (sie<br />

greift nach der Tequila-Flasche)<br />

IHRE MANAGERIN: (aus dem Hintergrund) Was<br />

soll das denn? Ich finde, das ist eine großartige<br />

Frage.<br />

MADONNA: Okay, dann eben nicht. (sie stellt die<br />

Flasche wieder auf den Tisch zwischen uns)<br />

MANAGERIN: Nein, tut mir leid, du bist hier ja<br />

die Richterin. Also schenk dem Mann einen Drink<br />

ein.<br />

MADONNA: Okay. Jetzt sei aber mal still da hinten.<br />

„Ob ich mich jemals google?“ So was. (sie<br />

schenkt mir ein Glas ein, randvoll. Nimmt dann ihr<br />

eigenes in die Hand)<br />

Soll ich den Tequila jetzt gleich trinken, oder<br />

kann ich bis nach dem Interview warten?<br />

(sie geht nicht darauf ein, hebt ihr Glas) Was sagen<br />

Sie in Deutschland, wenn Sie anstoßen?<br />

Prost.<br />

Post?<br />

Nein. Prost – mit einem „r“ dazwischen.<br />

Okay, Prost. (stößt mit ihrem Glas an). Mein Glas<br />

ist leer. (sie nimmt einen imaginären Schluck) Ups,<br />

da war ja doch noch was drin. Wie kommen Sie<br />

nur darauf, dass ich mich selbst googeln könnte?<br />

Hätte ja sein können, vielleicht, um zu erfahren,<br />

welche Wellen der „Leak“ Ihres neuen<br />

Albums im Netz noch geschlagen hat.<br />

Ich bin immer noch sehr, sehr aufgebracht darüber.<br />

Dieser Diebstahl ist auch so eine Art Symbol,<br />

er sagt viel aus über die Gesellschaft, in der wir<br />

heute leben. Das deprimiert mich. Es ist ein Missbrauch.<br />

“<br />

Die sozialen<br />

Netzwerke<br />

„<br />

geben vielen<br />

eine falsche<br />

Form von Mut<br />

Nachdem Sie erfuhren, dass unfertige Fassungen<br />

Ihres kompletten neuen Albums online<br />

verfügbar waren, haben Sie sechs Songs<br />

eiligst fertig produziert, die man dann kaufen<br />

konnte. Im Nu standen Sie weltweit auf Platz<br />

eins der iTunes-Charts. Hat das Ihrem Album<br />

letztlich nicht eine immense Aufmerksamkeit<br />

verschafft?<br />

Noch mal: Ich fühle mich nicht gut damit. Sicher<br />

hat es mich gefreut, zu sehen, dass sich viele<br />

Menschen für meine neue Musik begeistert haben.<br />

Nur ging es dabei um Songs, von denen ich<br />

gar nicht wollte, dass sie erscheinen. Sie wurden<br />

aber dennoch veröffentlicht. Das hat mir nicht<br />

gefallen. Denn die Leute haben meine unfertigen<br />

Songs im Netz kommentiert, Schlussfolgerungen<br />

daraus abgeleitet und sie haben sie bewertet. Das<br />

ist ... das ist nicht richtig.<br />

Das ständige Kommentieren neuer Entwicklungen<br />

und Ereignisse ist Alltag in der digitalen<br />

Welt. Sie selbst machen davon auf Instagram<br />

und Twitter regen Gebrauch. Wie halten<br />

Sie da die Balance?<br />

Ja, wir leben in einer digitalen Welt. Aber Diebstahl<br />

ist weder in der digitalen noch in einer anderen<br />

Welt akzeptabel. Die Menschen brauchen<br />

heute wieder einen moralischen Kompass. Es ist<br />

wichtig, dass wir Moralvorstellungen haben. Ich<br />

weiß ehrlich gesagt nicht, warum Sie in dem Zusammenhang<br />

auf die digitale Welt abheben.<br />

MADONNA<br />

SÄNGERIN UND<br />

GESAMTKUNSTWERK<br />

Madonna Louise Ciccone wurde am 16. August<br />

1958 in Bay City im US-Staat Michigan<br />

geboren. Nach der High school begann sie<br />

eine Tanzausbildung an der University of<br />

Michigan, die sie jedoch abbrach. Sie zog<br />

nach New York, lernte Gitarre und Schlagzeug,<br />

spielte mit Bands und Musikern – unter<br />

anderem mit dem französischen Disco-Star<br />

Patrick Hernandez („Born To be Alive“). 1983<br />

erschien ihr erstes Album „Madonna“. Mit<br />

mehr als 300 Millionen verkauften Tonträgern<br />

ist sie die kommerziell erfolgreichste<br />

Sängerin der Welt. Zu ihren herausragenden<br />

Alben gehören „True Blue“, „Like A<br />

Prayer“ und „Ray Of Light“. Sie hat in zahlreichen<br />

Filmen als Schauspielerin mitgewirkt:<br />

Erfolge hatte sie in „Susan ... verzweifelt<br />

gesucht“ und „Evita“. Doch meist konnte sie<br />

weder Kritiker noch Publikum überzeugen.<br />

Auch ihr Debüt als Regisseurin mit dem<br />

Film „W.E.“ war ein Flop. Sie war mit Schauspieler<br />

Sean Penn und Filmregisseur Guy<br />

Richie verheiratet, und hat zwei leibliche<br />

Kinder sowie zwei aus Malawi stammende<br />

Adoptivkinder. Ihre neue CD„Rebel Heart“<br />

(Universal) erscheint am 5. März. Eine Welttournee<br />

folgt.<br />

Unveröffentlichte Songs sind ja schon früher<br />

gestohlen und dann auf irgendwelchen Bootleg-Alben<br />

illegal verkauft worden. Heute sind<br />

gestohlene Songs aber nicht nur weltweit verfügbar,<br />

sondern jeder gibt seinen Senf dazu –<br />

was Sie ja offensichtlich sehr gestört hat. Haben<br />

Sie nach dieser Erfahrung einen anderen<br />

Blick auf die sozialen Netzwerke, die Sie<br />

selbst so exzessiv nutzen?<br />

Die sozialen Netzwerke sind wie ein zweischneidiges<br />

Schwert. Man kann über all diese Kanäle auf<br />

großartige Weise mit Menschen kommunizieren.<br />

Aber die Leute können sich auch darin verstecken.<br />

Sie können anonym bleiben und extrem destruktive,<br />

herablassende, negative und diskriminierende<br />

Dinge sagen. Die sozialen Netzwerke geben<br />

vielen Menschen eine falsche Form von Mut.<br />

In dieser Hinsicht sind sie sehr gefährlich. Ich<br />

meine das jetzt nicht nur auf mich bezogen. Das<br />

betrifft viele Menschen und beileibe nicht nur<br />

Künstler. Nehmen Sie nur Phänomene wie das<br />

Cyber-Bullying. Im Netz geschehen sehr viele<br />

verrückte, zerstörerische Dinge. Das hat nichts<br />

mit Popmusik zu tun.<br />

Die öffentliche Wahrnehmung Ihrer Person<br />

besingen Sie gleich in mehreren der neuen<br />

Lieder. Eine „Joan of Arc“, singen Sie, seien<br />

Sie nicht, in „Veni, Vidi, Vici“ beschreiben Sie,<br />

ständig würde jede Bewegung von Ihnen kritisiert,<br />

nur die Musik habe Sie gerettet. Im Titelsong<br />

„Rebel Heart“ erzählen Sie, wie Sie<br />

wurden, wer Sie sind. Was war der Antrieb,<br />

jetzt den Menschen Madonna zu offenbaren?<br />

Das war jetzt keine bewusste Entscheidung. Auf<br />

meinem letzten Album hatte ich ja auch einige<br />

autobiografische Songs. Ich schreibe immer<br />

Songs, die eine persönliche Ausrichtung haben.<br />

Aber diesmal haben Sie die Schutzschilde unten<br />

gelassen. Warum?<br />

Das sind eben die Gedanken, die mir zu der Zeit<br />

durch den Kopf gegangen sind. Das hatte auch mit<br />

den Musikern zu tun, mit denen ich zu der Zeit arbeitete,<br />

mit der intimen Atmosphäre und sicher<br />

auch damit, dass die Lieder zunächst nur mit Gesang,<br />

Gitarre oder Piano entstanden. Das schuf eine<br />

Stimmung, die mich dazu inspirierte, in den<br />

Texten intim, offen und, ja, verletzlich zu sein. Und<br />

so habe ich jetzt eben Persönliches von mir mit der<br />

Öffentlichkeit geteilt, Dinge offenbart, die ich vorher<br />

vielleicht nicht offen ausgesprochen hätte.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

DAS GESPRÄCH 21<br />

Warum nicht?<br />

Weil mir das unangenehm gewesen wäre und ich<br />

mich nicht wohlgefühlt hätte dabei.<br />

Sie singen oft von der Dunkelheit, aber auch<br />

vom Licht, vom Feuer in der Dunkelheit.<br />

Ja.<br />

Es gibt einen alten Police-Song, in dem es<br />

heißt: „You will see light in the darkness, you<br />

will make some sense of this.“ Haben Sie sich<br />

auf so eine Reise begeben?<br />

Ich beschreibe eine Reise, auf die wir uns alle ständig<br />

begeben. Wir werden immer wieder herausgefordert,<br />

müssen uns einen Weg bahnen aus der<br />

Dunkelheit heraus. Nur Licht kann uns aus dem<br />

Düsteren herausführen. Andererseits brauchen wir<br />

auch die Dunkelheit, um das Licht als solches<br />

wahrnehmen zu können. Die Vorstellungen von<br />

Licht, Dunkelheit oder Feuer sind elementar, ursprünglich.<br />

Das hat mich schon immer inspiriert.<br />

War diese Art von Songwriting für Sie so eine<br />

Art technologische Entschlackungskur? Weg<br />

von den überproduzierten, auftrainierten<br />

Beats – zumindest in der Phase des Schreibens?<br />

Es gibt auf dem Album ja immer noch viele digitale,<br />

elektronisch-synthetische Klänge. Dennoch<br />

sollte jeder Song diesen akustischen Kern haben.<br />

Ich wollte zeigen, dass ich fähig bin, die Lieder<br />

am Ende darauf reduzieren zu können. Nur Gitarre<br />

und Gesang. Von diesem Ursprung aus haben<br />

sich einige Lieder dann zu etwas völlig anderem<br />

entwickelt.<br />

Wenn ich Ihnen jetzt eine akustische Gitarre<br />

mitgebracht hätte, könnten Sie mir darauf alle<br />

Songs Ihres neuen Albums vorspielen?<br />

Ja, das könnte ich. Nur ich, meine Stimme, eine<br />

Gitarre und meine Lieder – das würde ich hinbekommen.<br />

„ “<br />

Ich will nicht<br />

Madonna am Lagerfeuer.<br />

Ich würde manche Songs sicher besser hinbekommen<br />

als andere. Aber wenn ich mir Zeit nähme<br />

und richtig intensiv probte, dann könnte ich<br />

Ihnen mein ganzes Album auf der Gitarre vorspielen.<br />

Und in dem Augenblick wären Sie dann<br />

ein sehr glücklicher Mann. Denn das wäre für Sie<br />

ja ein Exklusiv-Konzert. Wer weiß, vielleicht mache<br />

ich so was eines Tages.<br />

Könnten Sie sich das ernsthaft vorstellen,<br />

mal nur mit der Akustik-Gitarre auf Tournee<br />

zu gehen? So wie es Bruce Springsteen vor<br />

ein paar Jahren gemacht hat?<br />

Oh gosh! Ich fürchte, ich würde mich schnell<br />

langweilen.<br />

Das wäre in jedem Fall etwas völlig Überraschendes<br />

nach all Ihren Stadien-Shows mit<br />

zig Tänzern, Show- und Videoeffekten.<br />

Ich könnte vielleicht in einem Konzert ein paar<br />

Songs auf der akustischen Gitarre spielen – sagen<br />

wir sechs. Ich glaube aber nicht, dass ich einen<br />

ganzen Abend nur auf einem Stuhl sitzen und Gitarre<br />

spielen könnte. Es sei denn, ich könnte in<br />

der Zwischenzeit Stand-up-Comedy machen.<br />

Was genau würden Sie da machen?<br />

Wenn ich zwischen den Songs Witze erzählen<br />

könnte und ein paar Gläser Tequila kippen könnte.<br />

Das könnte vielleicht ganz interessant sein,<br />

nicht wahr? Glauben Sie, dass die Zuschauer zu<br />

so einer Art Show von mir kommen würden?<br />

Das wäre mal was ganz anderes.<br />

Wirklich? Hm. Lassen Sie mich mal darüber<br />

nachdenken.<br />

Welche Fähigkeiten haben denn Mike Tyson<br />

für einen Gast-Auftritt in einem Ihrer neuen<br />

Songs empfohlen?<br />

Als ich den Text für den Song „Iconic“ schrieb,<br />

über dumme<br />

Dinge singen<br />

dachte ich zuerst daran, Rapper oder Sänger, Leute<br />

aus dem Musikgeschäft eben, mit einzubeziehen.<br />

Mir schwebten Leute vor, die überlebt hatten,<br />

Leute, die wahre Ikonen waren. Mir fiel aber<br />

partout keiner ein.<br />

Nicht Ihr Ernst, oder?<br />

Okay, das stimmt nicht ganz. Ich hatte schon einen<br />

Namen parat. Ich habe Jay Z gefragt, ob er<br />

auf meinem Album mitmachen würde. Er hat mir<br />

einen Korb gegeben. Und dann fragte ich Mike<br />

Tyson.<br />

Das ist jetzt nicht unbedingt der naheliegende<br />

Ersatz.<br />

Ich finde: Zum jetzigen Zeitpunkt in seinem Leben<br />

ist Tyson ein echter Superheld. Er ist durch<br />

die Hölle und wieder zurückgegangen – und das<br />

viele, viele Male. Er hat sich weiterentwickelt zu<br />

einem beeindruckenden und inspirierenden Menschen.<br />

Das war der Grund, warum ich ihn fragte,<br />

ob er bei diesem Song mitmachen würde. Er singt<br />

ja nicht und rappt eigentlich auch nicht. Er<br />

spricht nur in dem Song. Wobei es das auch nicht<br />

richtig trifft, es ist eher ein Schimpfen und Zetern.<br />

Martin Scholz im Gespräch mit Madonna<br />

DDP IMAGES/CAMERA NEWS/CF (4); UNIVERSAL MUSIC<br />

STIMME EINES MITARBEITERS IM HIN-<br />

TERGRUND: Sorry, wir müssen die Speicherkarte<br />

auf einer Kamera wechseln. Dauert etwa 30 Sekunden.<br />

MADONNA: Muss das sein? Die Zeit ist so wertvoll.<br />

Der Mitarbeiter fingert an der Kamera herum, es<br />

dauert ein paar Minuten, die wie eine Ewigkeit erscheinen.<br />

Madonna bleibt fast regungslos sitzen, die<br />

Hände im Schoß gefaltet. Man sieht, dass sie die<br />

Muskeln an ihren Armen anspannt – und traut sich<br />

kaum hinzuschauen. So stellt man sich den Vesuv<br />

vor, kurz bevor er ausbricht.<br />

MITARBEITER: Wir haben es gleich.<br />

MADONNA: Ihr habt keine Speicherkarten bereit?<br />

Was passiert denn hier?<br />

Ich frage mich zweierlei: a) Geht das jetzt alles<br />

von der ohnehin knappen Zeit ab? und b) Mit welcher<br />

Frage macht man um Himmels willen nach so<br />

einer Vollbremsung weiter? Die Tequila-Flasche ist<br />

noch zu vier Fünfteln voll.<br />

MITARBEITER: Alles klar.<br />

MADONNA: So, jetzt können Sie weitermachen.<br />

Ihr Credo als Künstlerin war immer „express<br />

yourself“, ganz gleich, wie stark Ihnen der<br />

Wind von Kritikern, Moralhütern und immer<br />

wieder auch von der Kirche ins Gesicht blies.<br />

Nach dem Terroranschlag auf das französische<br />

Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ haben<br />

auch Sie sich solidarisch gezeigt und „Je suis<br />

Charlie“ gepostet. Ungeachtet der weltweiten<br />

Solidarität gab es in der Folge weitere Proteste,<br />

Anschläge und Tote. Haben wir noch die<br />

Meinungsfreiheit, für die Sie sich auch immer<br />

so starkgemacht haben?<br />

Nein. Wir leben heute in sehr beängstigenden<br />

Zeiten. Was in Frankreich passiert ist, spiegelte<br />

eine zunehmende Intoleranz wider. Es gibt immer<br />

mehr Menschen, die es zulassen, dass Ignoranz<br />

und Angst ihre Handlungen und Entscheidungen<br />

diktieren. Die Kunst wird unterdrückt –<br />

durch Zensur, durch Faschismus. Wenn Künstler<br />

daran gehindert werden, sich frei auszudrücken,<br />

ist das der Untergang der Zivilisation. Wir brauchen<br />

Kunst, um zu überleben. Menschen brauchen<br />

Kunst – Literatur, Musik, Gemälde, all diese<br />

Kunstformen. Kunst ist Teil unserer Mythologie.<br />

Sie inspiriert uns, spendet uns Trost, Kunst ist<br />

die Schulter, an der wir uns ausweinen können.<br />

Sie hilft uns, uns nicht allein auf dieser Welt zu<br />

fühlen. Wenn Sie Künstler zum Schweigen bringen,<br />

ist das so, als würden sie jedem sagen: Ihr<br />

dürft künftig kein Wasser mehr trinken. Insofern<br />

sind die Anschläge in Frankreich und ihre Folgen<br />

sehr beängstigend.<br />

Der Terror zeigt Wirkung: Die „New York Times“<br />

hat erklärt, dass sie die Mohammed-Karikaturen<br />

von „Charlie Hebdo“ nicht zeigen<br />

werde.<br />

Das stimmt. Ich kann nur hoffen, dass Künstler,<br />

statt nun noch ängstlicher zu werden, künftig<br />

mehr Risiken eingehen. Künstler müssen ihre<br />

Meinung sagen können – das ist wie eine Art Bildungsauftrag.<br />

Künstler bringen Menschen zusammen,<br />

das muss heute mehr denn je Teil der Sprache<br />

von Kunst sein.<br />

Wie meinen Sie das genau?<br />

Ich will nicht über dumme Dinge singen, sondern<br />

darüber, dass wir mit Kunst die Menschen<br />

zusammenbringen. Wie John Lennon in „Imagine“.<br />

Oder Bob Marley in seinem Song „One<br />

Love“. Das ist unser Job, wir bringen Menschen<br />

zusammen.<br />

Sie haben das 2012 am Anfang Ihrer letzten<br />

Welt-Tournee probiert, die in Tel Aviv begann.<br />

Das nächste Konzert gaben Sie in Abu<br />

Dhabi. War das Ihr Versuch eines Brückenschlags<br />

im Nahen Osten?<br />

Ja.<br />

Und? Waren diese Auftritte für Sie „business<br />

as usual“?<br />

Das war kein gewöhnlicher Tourneestart. Als ich<br />

mich damals in Israel aufhielt, um meine erste<br />

Show vorzubereiten, gab es viel Gerede.<br />

Was für Gerede?<br />

Ob das Konzert eventuell abgesagt werden müsste,<br />

wegen eines mutmaßlichen Bombenanschlags.<br />

Das war ein Drohszenario. Jeder war sehr nervös.<br />

Aber ich fühlte mich wie ... Sehen Sie, Israel ist<br />

der Brennpunkt des Universums. Die Botschaft<br />

meiner Show war Einheit, Einigkeit.<br />

Von der Bühne in Tel Aviv sagten Sie: „Wenn<br />

es Frieden im Nahen Osten gibt, dann können<br />

wir weltweit Frieden haben.“<br />

Das ist mein Job, deshalb bin ich hier, um so was<br />

zustande zu bringen. Für mich war Tel Aviv die<br />

perfekte Stadt, um meine Tournee zu beginnen.<br />

Obwohl es gefährlich war, wollte ich im Auge des<br />

Orkans anfangen. Und direkt nach Tel Aviv in<br />

Abu Dhabi aufzutreten, das war für mich fast poetisch<br />

– die Region auf dem Tourneeplan zu verbinden.<br />

Wenn ich ein Konzert in Palästina geben<br />

könnte, würde ich dort auftreten. Aber okay,<br />

stattdessen ging ich nach Abu Dhabi.<br />

Als Aktivistin engagieren Sie sich vor allem in<br />

Malawi, jenem südostafrikanischen Land, in<br />

dem Sie zwei Kinder adoptiert haben. Sie finanzieren<br />

dort jetzt den Bau von zehn Schulen<br />

und eines Krankenhauses, stehen wegen<br />

Ihres Engagements aber immer wieder in der<br />

Kritik. Im Gegensatz zu anderen Pop-Aktivisten<br />

scheint man Ihnen diese Rolle nicht abzunehmen.<br />

Trifft Sie das?<br />

Es stimmt, ich habe wegen meines Engagements<br />

in Malawi viel Kritik einstecken müssen, weil<br />

ich, weil ... Nein, andersrum: Sehen Sie, ich habe<br />

den Aids-Waisen von Malawi nicht deshalb geholfen,<br />

weil ich glaubte, auf diese Weise meine<br />

Popularität erhöhen zu müssen. Ich engagiere<br />

mich dort, ganz gleich, ob mir Leute deshalb anerkennend<br />

auf die Schulter klopfen oder nicht.<br />

Ich habe diese Hilfsaktionen auch nicht deshalb<br />

unternommen, weil ich möchte, dass mich die<br />

Leute deshalb lieben. Ich helfe Menschen, weil<br />

ich Menschen helfen möchte. Punkt. Aber die<br />

Leute werden mich weiter kritisieren, ganz<br />

gleich, was ich mache.<br />

Das ist Ihnen also doch nicht egal?<br />

Was zählt ist: Ich lasse nicht nach in meinem Engagement,<br />

ich muss meinen Kurs halten. Ich bin<br />

Malawi allein schon wegen meiner Kinder verbunden.<br />

Sehen Sie, in ein so armes Land zu kommen,<br />

in dem die Menschen so wenig zum Leben<br />

haben, ist zunächst eine ernüchternde Erfahrung.<br />

Dann aber zu sehen, dass sie dennoch Lebensfreude<br />

empfinden, ihre Fähigkeit zum Lachen<br />

nicht verloren haben, dass sie mit anderen teilen,<br />

obwohl sie selbst so wenig haben – dass sie ihr<br />

Leben als solches wertschätzen, das hat mich tief<br />

beeindruckt und sehr bewegt. Bob Geldof stand<br />

kürzlich ja auch wieder in der Kritik wegen seines<br />

Band-Aid-30-Projekts und der damit verbundenen<br />

Ebolahilfe. Sie kennen ja das Sprichwort: No<br />

good deed goes unpunished – keine gute Tat<br />

bleibt unbestraft. Die Menschen misstrauen Leuten<br />

wie Geldof, die selbstlos und großherzig sind.<br />

Es fällt Menschen offenbar schwer, diesen Charakterzug<br />

zu akzeptieren und wertzuschätzen. Sie<br />

sind immer misstrauisch. Sie denken immer, du<br />

verfolgst andere Ziele. Auch wenn das nicht so<br />

ist. So ist die Welt nun mal.<br />

Sie sind dem Ruf Geldofs zweimal gefolgt:<br />

1985 bei Live Aid, 2005 bei Live 8. Sie sangen<br />

2005 mit einer jungen äthiopischen Frau, Birhan<br />

Woldu, die als Kind bei der Hunger-Katastrophe<br />

in Äthiopien beinahe gestorben wäre<br />

und nur dank der Ärzte vor Ort überlebt hatte.<br />

Geldof hat für dieses Jahr, das Jahr des<br />

G-7-Gipfels, Aktionen in Aussicht gestellt –<br />

ohne konkret zu werden. Wenn er Sie nun<br />

wieder anriefe, wären Sie wieder dabei?<br />

Das hängt schon davon ab, mit welchem genauen<br />

Ziel er das diesmal machen würde. Und was<br />

in meinem Leben zu dem Zeitpunkt gerade ansteht.<br />

Es gibt viele Faktoren, die ich erst mal berücksichtigen<br />

müsste, bevor ich Ja oder Nein sagen<br />

würde.<br />

Ich habe mir noch ein Assoziationsspiel für<br />

Sie ausgedacht.<br />

Oh, Sie wollen auch spielen?<br />

Sagen wir so: Ich arbeite mich ein bisschen<br />

an Ihrem Album-Titel „Rebel Heart“ ab. Der<br />

soll ja aussagen, dass es in Ihnen, wie in vielen<br />

von uns, sowohl eine rebellische als auch<br />

eine romantische Seite gibt. Ich habe mal Begriffspaare<br />

herausgesucht – Persönlichkeiten,<br />

Orte, Kunstwerke –, die sich einem dieser Pole<br />

zuordnen ließen. Sie müssen sich für einen<br />

entscheiden.<br />

Cool. Wenn’s nicht klappt, schenke ich Ihnen die<br />

nächsten Tequilas ein.<br />

Zwei Theaterstücke: „Wer hat Angst vor Virginia<br />

Woolf“, das Drama über die Hölle der<br />

Ehe von Edward Albee, oder „Romeo und Julia“<br />

von William Shakespeare?<br />

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“<br />

Warum?<br />

Jetzt wollen Sie von mir auch noch wissen, warum?<br />

Nein, so machen wir das nicht. Ich sage Ihnen<br />

nur ganz spontan, was mich anspricht – mehr<br />

nicht, keine nachträglichen Erklärungen.<br />

Berlin oder Paris?<br />

Jetzt? In diesem Moment? Berlin.<br />

Zwei Beatles-Songs: „Revolution“ oder „All<br />

My Loving“?<br />

„Revolution“.<br />

James Dean oder Hugh Grant?<br />

(sehr schnell) James Dean.<br />

Lara Croft oder Prinzessin Leia aus „Star<br />

Wars“.<br />

Lara Croft.<br />

Iggy Pop oder Sting.<br />

Iggy Pop.<br />

„Nymphomaniac“ von Lars von Trier oder<br />

„Paris, Texas“ von Wim Wen ...<br />

„Nymphomaniac“! Ich liebe diesen Film.<br />

Godzilla oder King Kong?<br />

King Kong.<br />

„Fifty Shades of Grey“ oder „Love Story“ von<br />

Erich Segal?<br />

MANAGERIN AUS DEM HINTERGRUND:<br />

Ohhh!<br />

(sie zögert einen Moment) „Love Story“ (lacht).


EGAL, WIE<br />

ES UM IHRE<br />

STEHT:<br />

DIESE BILANZ<br />

LOHNT SICH<br />

IMMER.<br />

B I L A N Z - M A G A Z I N . D E<br />

„ COUNTDOWN FÜR DEN DEAL DES<br />

JAHRES: EINE BRANCHE STEHT<br />

VOR DER REVOLUTION.“<br />

Klaus Boldt, Chefredakteur<br />

DIE GUTEN SEITEN DER WIRTSCHAFT.<br />

AM 6. MÄRZ<br />

IN DER WELT


Sport<br />

Röhrendes<br />

Kraftwerk<br />

GEWICHTHEBEN S. 27<br />

Die Leiden des ersten<br />

schwarzen US-Profis<br />

EISHOCKEY S.28<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 23<br />

GRÄTSCHE<br />

Eine Ode auf<br />

die Winter-WM<br />

Geld oder<br />

Liebe<br />

9,5 Milliarden Euro – der englische TV-Vertrag<br />

setzt neue Maßstäbe. Das wird auch für den<br />

deutschen Fußball nicht ohne Folgen bleiben<br />

VON LARS WALLRODT<br />

MManchmal wird es Klaus Allofs zu eng<br />

in seinem Büro. Der 58-Jährige stapft<br />

dann die paar Schritte hinüber zum<br />

Trainingsplatz und sieht seiner Mannschaft<br />

zu. Besonders, wenn André<br />

Schürrle an ihm vorbeiflitzt, huscht ein<br />

Lächeln über das Gesicht des Wolfsburger<br />

Geschäftsführers. Allofs hat ein<br />

Team zusammengebastelt, das als einziges<br />

dem großen FC Bayern halbwegs auf<br />

den Fersen bleiben kann. Der VfL-Manager<br />

hat dafür viel Geld ausgegeben.<br />

Zuletzt eiste er im Winter den deutschen<br />

Nationalspieler Schürrle für über<br />

30 Millionen Euro vom FC Chelsea los.<br />

Es war Allofs’ größter Transfer bisher –<br />

und der teuerste Kauf in der Geschichte<br />

des VW-Klubs. „Im kommenden Sommer“,<br />

sagt der Chefplaner und runzelt<br />

die Brauen, „wäre dieser Wechsel wohl<br />

nicht mehr möglich gewesen.“<br />

Ab Sommer wird so manches nicht<br />

mehr möglich sein in der Welt des Fußballs.<br />

Denn seit wenigen Tagen hat sich<br />

die Tektonik im internationalen Wettbewerb<br />

grundlegend geändert – seit in<br />

London ein distinguierter Gentleman<br />

vor die Presse trat und verkündete, dass<br />

die Premier League von 2016 bis 2019<br />

fast zehn Milliarden Euro einnehmen<br />

werde. Richard Scudamore, der Vorstandsvorsitzender<br />

der englischen Premier<br />

League, trug höchstpersönlich<br />

diese Zahlen vor. So nüchtern, als bestelle<br />

er im Supermarkt zwei Liter<br />

Milch und sechs Eier.<br />

Der neue Fernsehvertrag, schnarrte er<br />

ohne mit der Wimper zu zucken, bringe<br />

der Liga 5,136 Milliarden Pfund für die Jahre<br />

2016 bis 2019, umgerechnet gut sieben<br />

Milliarden Euro. Rechnet man noch die<br />

Auslandsrechte hinzu, werden 9,5 Milliarden<br />

Euro über den englischen Klubs ausgeschüttet<br />

– rund 3,2 Milliarden Euro pro<br />

Saison. Im Wissen um den zukünftigen<br />

Reichtum können die englischen Klubs<br />

schon ab Sommer ganz groß shoppen gehen,<br />

die Stars anderer Ligen kaufen. Ablösesummen<br />

jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze<br />

sind dann keine Utopie mehr.<br />

Ebenso wenig Spielergehälter von mehr<br />

als 20 Millionen Euro pro Jahr. Die Milliardenschwemme<br />

wird die Statik des<br />

Fußballs erschüttern – auch die des<br />

deutschen. Hierzulande werden sich die<br />

36 Profiklubs in der Saison 2016/17 gut<br />

835 Millionen Euro Fernsehgelder teilen<br />

dürfen – inklusive Auslandsvermarktung.<br />

Das ist schon doppelt so viel wie<br />

sechs Jahre zuvor und trotzdem nur ein<br />

Viertel von dem, was die Premier League<br />

einnimmt. Die Konsequenzen sind<br />

klar: Jeder englische Mittelklasseklub<br />

wird einem deutschen Mitbewerber ab<br />

sofort locker ausstechen, wenn sie um<br />

einen Spieler konkurrieren. „Wenn die<br />

Engländer einsteigen, wird das automatisch<br />

heißen, dass wir das Portemonnaie<br />

zu lassen können“, sagt Christian Heidel,<br />

Manager des 1. FSV Mainz, und<br />

schüttelt den Kopf.<br />

Fieberhaft werden Szenarien entworfen,<br />

wie auch in Deutschland die Einnahmen<br />

erhöht werden können. Man<br />

werde über „unpopuläre Maßnahmen“<br />

nachdenken müssen, sagte Christian<br />

Seifert mit Blick auf die nächste Rechte-<br />

Ausschreibung, die 2016 startet. Was der<br />

Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL)<br />

damit meinte? Unklar. Klaus Allofs hat<br />

sich seine Gedanken gemacht: „Es gibt<br />

Möglichkeiten und Hebel, die finanzielle<br />

Situation zu verbessern. Ob das nun<br />

mit einem Montagsspiel, mit 12-Uhr-<br />

Anstoßzeiten oder der Verlegung der<br />

,Sportschau‘ geschieht, muss offen<br />

diskutiert werden.“<br />

Vielen Fans graust es davor. „Wir beobachten<br />

die Entwicklung mit Sorge“,<br />

sagt Jakob Falk vom Bündnis „ProFans“,<br />

„und wir werden uns gegen eine weitere<br />

Zersplitterung des Spielplans wehren.<br />

Da ist das Maß eigentlich schon jetzt<br />

überschritten.“ Warum der deutsche<br />

Fußball dem englischen nacheifern will,<br />

versteht er nicht: „Was fehlt uns, was es<br />

in England gibt? Teure Preise, zerstückelte<br />

Spieltage, eine schwache Nationalmannschaft<br />

– wenn es das ist, dem<br />

wir nacheifern wollen, dann gute<br />

Nacht.“ Falk schließt Fan-Maßnahmen<br />

wie Stadienboykotte nicht aus: „Wenn<br />

die DFL unpopuläre Maßnahmen ergreifen<br />

will, werden wir reagieren.“<br />

Die finanzielle Übermacht der Briten<br />

ist bereits jetzt erdrückend. In der Saison<br />

2013/14 bekam der Tabellenletzte<br />

Cardiff 76,2 Millionen Euro an Fernsehgeldern<br />

ausgezahlt. Zum Vergleich: Der<br />

FC Bayern nahm 36,9 Millionen Euro<br />

ein. Dass der deutsche Branchenriese<br />

trotzdem mit Vereinen wie dem FC<br />

Liverpool konkurrieren konnte, der in<br />

England fast 120 Millionen Euro bekam,<br />

ist bemerkenswert. Aber wie lange ist<br />

das noch möglich?<br />

Bislang kompensierten die Deutschen<br />

ihren finanziellen Nachteil durch her-<br />

vorragende Nachwuchsarbeit, kluge<br />

Transfers und die hervorragende Stimmung<br />

in den modernsten Stadien Europas.<br />

Doch die Nachteile des deutschen<br />

Marktes kommen nun immer gewichtiger<br />

zum Tragen. „Ich glaube nicht, dass<br />

wir nun in Angst vor dem neuen englischen<br />

TV-Vertrag erstarren müssen.<br />

Die Bundesliga ist immer einen anderen<br />

Weg gegangen als die Premier League,<br />

und so wird es auch bleiben“, sagt Klaus<br />

Allofs. Fakt sei aber auch: „Wir müssen<br />

mehr Geld einnehmen. Denn natürlich<br />

verfügen jetzt auch viele englische Mittelklasseklubs<br />

über Finanzmittel, die<br />

den unseren weit überlegen sind. Daraus<br />

müssen wir unsere Schlüsse ziehen<br />

und offen diskutieren, wie wir dem entgegenwirken<br />

können.“<br />

Sogar der Solidaritätsgedanke wurde<br />

angezweifelt, nach dem die Fernsehgelder<br />

vom Bundesliga-Ersten bis zum<br />

Letzten der Zweiten Liga nach einem<br />

sozial gerechten Schlüssel verteilt werden.<br />

Nach „Welt am Sonntag“- Informationen<br />

wurde bereits bei der vergangenen<br />

Ausschreibung von Erstligaklubs<br />

gefordert, den Verteilungsschlüssel zugunsten<br />

der Bundesliga anzupassen.<br />

Auch diesmal wird debattiert werden,<br />

ob mögliche Mehreinnahmen des neuen<br />

Fernsehvertrags ab 2017 vor allem den<br />

führenden Klubs zugeschlagen werden<br />

sollten. „Ich appelliere an die Bundesliga,<br />

das Thema Solidarität nicht zu überdrehen.<br />

Leistung muss honoriert werden“,<br />

merkte bereits Bayern-Boss Karl-<br />

20,0<br />

*UMRECHNUNG VON ENGLISCHEN PFUND, KURS 27.2.2015<br />

VON 20 AUF 673 MILLIONEN<br />

Einnahmen pro Jahr für die Fußball-Bundesliga aus der nationalen<br />

TV-Rechte-Verwertung<br />

127,5<br />

355,0<br />

300,0<br />

407,0<br />

in Millionen Euro<br />

390,0<br />

410,0<br />

72,5<br />

1989 1993 1998 2001 2005 2008 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />

PREMIER LEAGUE<br />

Einnahmen nationale<br />

TV-Rechtevermarktung<br />

in Milliarden Euro*<br />

4,14<br />

7,05<br />

2013 –2016 2016 –2019<br />

Heinz Rummenigge in der „Sport-Bild“<br />

an und stellte die Frage: „Ist den Deutschen<br />

allein die Bundesliga wichtig oder<br />

dass die deutschen Klubs auch international<br />

weiter eine Chance haben?“<br />

Die Liga steht am Scheideweg: Folgt<br />

sie dem englischen Turbo-Kapitalismus<br />

mit all seinen negativen Begleiterscheinungen?<br />

Dafür müssten heilige Kühe geschlachtet<br />

werden. „Milliardeneinnahmen<br />

und den Status quo wahren – das<br />

funktioniert nicht“, sagt Mainz-Manager<br />

Heidel. Oder bleibt die Liga auf dem<br />

deutschen Weg und riskiert, in den Europapokalen<br />

und bei Spielertransfers<br />

den Anschluss zu verlieren? Rummenigges<br />

Blick auf eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

in Europa kontert Heidel: „Für uns<br />

ist es in erster Linie wichtig, dass die<br />

Bundesliga spannend bleibt. Die Interessen<br />

sind bei dem Thema nicht alle<br />

gleich. Sie unter einen Hut zu bringen<br />

wird keine leichte Aufgabe.“<br />

Doch an welchen Stellschrauben<br />

kann gedreht werden? Die Vereine<br />

könnten die Eintrittspreise erhöhen,<br />

immerhin gilt die Bundesliga diesbezüglich<br />

noch als die billigste der großen Ligen.<br />

Doch zum einen sinkt der Anteil<br />

der Tickets an den Gesamteinnahmen<br />

kontinuierlich und beträgt aktuell nur<br />

noch 19 Prozent, während Werbung 26<br />

Prozent und die Fernsehgelder 29 Prozent<br />

beisteuern. Zum anderen fürchten<br />

die Vereine englische Verhältnisse, wo<br />

sich der normale Fan kaum noch einen<br />

Stadionbesuch finanziell leisten kann.<br />

1,15<br />

'02/03<br />

425,0<br />

440,0<br />

560,0<br />

615,0<br />

UMSATZ ALLER<br />

BUNDESLIGAKLUBS<br />

in Milliarden Euro<br />

663,0<br />

673,0<br />

2017<br />

2,45<br />

'13/14<br />

QUELLE: BUNDESLIGA-MAGAZIN<br />

Signifikante Steigerungen sind heutzutage<br />

nur noch über TV-Einnahmen zu<br />

erzielen. In England kommt das große<br />

Geld vom Bezahlfernsehen. Anders als<br />

auf der Insel gibt es in Deutschland allerdings<br />

keine gewachsene Pay-TV- Kultur<br />

– und mit Sky nur einen einzigen<br />

etablierten Anbieter. Die Briten sind es<br />

gewohnt, für Sport im Fernsehen zu bezahlen.<br />

Während Sky Deutschland 4,1<br />

Millionen Abonnenten hat, gibt es in<br />

England, das etwa 27 Millionen Einwohner<br />

weniger hat, 11 Millionen Abonnenten.<br />

Und die bekommen nicht einmal<br />

alle Spiele: Damit die Stadien nicht<br />

leer bleiben, werden in England nur gut<br />

die Hälfte der Spiele live übertragen,<br />

während in Deutschland jedes Match<br />

zu sehen ist.<br />

Die deutschen Fans hingegen sind<br />

verwöhnt: Jahrzehntelang lieferte die<br />

„Sportschau“ pünktlich um 18 Uhr Bundesligafußball<br />

frei Haus. Doch die ARD<br />

ist längst nicht mehr der wichtigste<br />

Geldgeber. 105 Millionen Euro zahlt das<br />

„Erste“ derzeit pro Saison für die Rechte<br />

der ersten Zusammenfassung im<br />

Free-TV. Sky ist mit 486 Millionen Euro<br />

für die Liverechte dabei. Schon bei der<br />

Ausschreibung für die Rechte ab 2009<br />

wurde diskutiert, ob die „Sportschau“<br />

in die späten Abendstunden verlegt<br />

werden kann, um das Pay-TV attraktiver<br />

zu machen. Das Kartellamt schob dem<br />

Plan damals einen Riegel vor. Doch<br />

wenn eine signifikante Steigerung der<br />

Einnahmen her soll, dann vor allem<br />

durch Sky – und dafür muss die DFL ihrer<br />

Geldkuh etwas bieten.<br />

Das Problem: Es fehlt ein ernsthafter<br />

Konkurrent. Bei der letzten Ausschreibung<br />

attackierte die Telekom die Hausmacht<br />

Sky – und verlor. Ob sie diesmal<br />

wieder mitbieten wird um die lukrativsten<br />

Rechte, ist ungewiss. Wer allerdings<br />

einen Blick auf die internationalen<br />

Märkte wirft, der erkennt, dass sich<br />

dort zunehmend Telekommunikationsanbieter<br />

mit eigener Netzinfrastruktur<br />

in die Bieterverfahren um Fußballrechte<br />

einmischen. Wer sich im Wettbewerb<br />

signifikant hervortun will, ist mit exklusiven<br />

Fußballrechten gut bedient. Gut<br />

möglich also, dass Sky doch noch einen<br />

Gegenspieler bekommt.<br />

Eine Steigerung auf eine Summe<br />

von einer Milliarde Euro ab 2017 wird<br />

für realistisch gehalten. Aber: „Wir<br />

werden wohl nie die Summen erreichen,<br />

die in der Premier League gezahlt werden.<br />

Es gibt andere gute Argumente für<br />

die Bundesliga“, sagt Klaus Allofs. Er<br />

hat André Schürrle vorsichtshalber<br />

gleich einen Vertrag bis 2019 verpasst.<br />

Damit erst gar kein englischer Klub<br />

auf die Idee kommt, ihn zurück auf die<br />

Insel zu holen ...<br />

GETTY IMAGES (2), BONGARTS/GETTY IMAGES, MONTAGE: WELT AM SONNTAG<br />

Wir haben uns in dieser Woche mal<br />

zusammen mit der Sau durchs Dorf<br />

treiben und diese komische Fußball-<br />

Winter-WM auf uns wirken lassen.<br />

Ganz wertfrei. Sie wissen schon: Katar<br />

im Jahr 2022, Europa friert, Schlittenstatt<br />

Autokorso nach deutschen Siegen.<br />

Oder, um es mit dem Freiburger<br />

Trainer Streich zu sagen: „Verheerend,<br />

Wahnsinn, Katastrophe!“<br />

Wir wissen natürlich, dass eine<br />

Glühweindusche nicht ganz den<br />

Wohlfühlfaktor einer Bierdusche hat.<br />

Aber wir erinnern uns auch noch sehr<br />

genau an die Losung des Deutschen<br />

Brauer-Bundes: „Richtig gekühlt<br />

schmeckt’s am besten.“ Die Jungs<br />

vom DBB geben allen Fans der Nationalmannschaft<br />

eine Faustformel in<br />

die Hand, die einer Winter-WM in die<br />

Karten spielt. Die optimale Trinktemperatur<br />

liege „bei fünf bis acht<br />

Grad Celsius“. Aufgehorcht.<br />

Die Hobby-Meteorologen unter uns<br />

wissen nun, dass sich im angedachten<br />

WM-Monat November das Thermometer<br />

in Katar zwar bei etwa 30 Grad<br />

einpegelt, in Deutschland im vergangenen<br />

Jahr im Durchschnitt aber<br />

nur 6,4 Grad gemessen wurden. Ergo:<br />

Besser temperiert kann Bier draußen<br />

auf den Fanmeilen gar nicht konsumiert<br />

werden.<br />

Irgendwo zwischen Bierdunst und<br />

der Angst um besinnliche Weihnachten<br />

pegelt sich nunmehr die Phobie<br />

gegen diese WM ein. Uns erreichten<br />

sogar Kommentare von panischen<br />

Lesern, die fürchten, dass sich das<br />

Popduo „Wham“ wieder vereint und<br />

den Eröffnungssong singt, weil es<br />

gerade so schön in die Jahreszeit<br />

passt. Sie wissen schon: „Last Christmas<br />

, I gave you my ball, but the very<br />

next second, it was a goal, düdeldü...“<br />

Dabei sollte auch mal das Positive<br />

hervorgehoben werden. Liebhaber<br />

von Dornbüschen, salzliebenden<br />

Gräsern mit spärlichem Wuchs oder<br />

einfältigen Wüstenspringmäusen<br />

finden bei einem Besuch Katars in der<br />

dortigen Flora und Fauna alles, was<br />

das Herz begehrt. Der Blick kann über<br />

nahezu unverstellte Kies- und Geröllwüsten<br />

wandern.<br />

Wer außerdem immer schon mal<br />

wissen wollte, wie ein richtig fetter<br />

CO2-Fußabdruck hinterlassen wird,<br />

der kann bei den Katarern wunderbar<br />

Anleihen nehmen. Sie verursachen 31<br />

Tonnen pro Kopf der Bevölkerung<br />

und sind damit ganz klar Weltmeister.<br />

Da braucht es gar keine klimatisierten<br />

Stadien, geht auch schon so. Wir, die<br />

Amerikaner oder Chinesen können<br />

uns damit jedenfalls nicht mal ansatzweise<br />

messen.<br />

Es sei auch mal daran erinnert,<br />

dass Formulierungen wie „Bis zum<br />

Schluss gezittert“ oder „Die Hoffnung<br />

schmilzt von Minute zu Minute“ 2022<br />

eine ganz andere Tiefe bekommen<br />

werden. Sogar „Wenn einer der Jungs<br />

nicht mitzieht, fährt der Bundestrainer<br />

mit ihm Schlitten“ ist dann<br />

statthaft.<br />

Juristisch betrachtet gibt es ohnehin<br />

kein Recht auf eine Sommer-WM.<br />

Wir haben es zwar immer schön mollig<br />

gehabt, wenn der Ball rollte, große<br />

Teile der Welt aber eben nicht. Als<br />

etwa im Juli 1930 das erste WM-Tor<br />

fiel, da feierte der französische Schütze<br />

Lucien Laurent den Treffer in<br />

Uruguays Metropole Montevideo im<br />

Schneegestöber. So sieht’s doch mal<br />

aus. Sepp Blatters Stern weist den<br />

Weg, die verstaubten Katarer als Motor<br />

der Gleichberechtigung. Wer hätte<br />

das gedacht? Eben.<br />

In der englischen „Times“ mussten<br />

wir zwar lesen: „Es gibt nur eine Sache,<br />

die dümmer ist als eine Winter-<br />

WM in Katar: eine Sommer-WM in<br />

Katar.“ Aber da möchten wir noch<br />

mal mit unseren Freunden vom Deutschen<br />

Brauer-Bund gegenhalten. „Der<br />

Gerstensaft“, teilen die uns allen<br />

eindringlich mit, „ist kein Sonnenanbeter.“<br />

Licht verändere den Geschmack<br />

und das Aussehen. So gesehen<br />

ist die WM in der dunklen Jahreszeit<br />

ein Segen. Patrick Krull


*<br />

24 SPORT<br />

* WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Zweite Liga<br />

Darmstadt – Braunschweig............. 1:0 (0:0)<br />

K’lautern – Greuther Fürth.............. 2:1 (1:0)<br />

Bochum – Frankfurt ....................... 3:3 (1:0)<br />

Sandhausen – Aalen........................ 2:0 (0:0)<br />

Nürnberg – Karlsruhe ..................... 1:1 (1:1)<br />

RB Leipzig – Union Berlin .............. So., 13.30<br />

St. Pauli – Aue ............................... So., 13.30<br />

Heidenheim – Düsseldorf ............. So., 13.30<br />

Ingolstadt – München .................. Mo., 20.15<br />

23. Spieltag Sp Tore Pt.<br />

1. Ingolstadt 22 35:18 44<br />

2. Darmstadt 23 28:16 41<br />

3. K’lautern 23 32:22 41<br />

4. Karlsruhe 23 31:18 39<br />

5. Braunschweig 23 31:27 34<br />

6. Nürnberg 23 29:33 34<br />

7. Düsseldorf 22 33:29 32<br />

8. Frankfurt 23 32:37 31<br />

9. RB Leipzig 22 23:16 30<br />

10. Union Berlin 22 28:34 30<br />

11. Heidenheim 22 31:25 28<br />

12. Bochum 23 35:35 28<br />

13. Sandhausen 23 20:26 28<br />

14. Greuther Fürth 23 24:26 27<br />

15. München 22 28:35 21<br />

16. Aue 22 21:32 20<br />

17. Aalen 23 16:29 19<br />

18. St. Pauli 22 23:42 17<br />

Aue – Ingolstadt 06.03.<br />

Düsseldorf – Bochum 06.03.<br />

Nürnberg – Heidenheim 06.03.<br />

Braunschweig – St. Pauli 07.03.<br />

Aalen – Greuther Fürth 07.03.<br />

München – Sandhausen 08.03.<br />

Frankfurt – Darmstadt 08.03.<br />

Union Berlin – K’lautern 08.03.<br />

Karlsruhe – RB Leipzig 09.03.<br />

TOP FÜNF TORJÄGER DER ZWEITEN LIGA<br />

Rubin<br />

Okotie<br />

1860 München<br />

Simon<br />

Terodde<br />

VfL Bochum<br />

Charlison<br />

Benschop<br />

F. Düsseldorf<br />

Florian<br />

Niederlechner<br />

1. FC Heidenheim<br />

Jakub<br />

Sylvestre<br />

1. FC Nürnberg<br />

Dritte Liga<br />

13<br />

12<br />

10<br />

9<br />

9<br />

Kiel – Erfurt .................................... 4:1 (1:0)<br />

Regensburg – Dresden.................... 2:3 (0:3)<br />

Halle – Rostock............................... 1:2 (1:0)<br />

W. Wiesbaden – Münster ................ 2:2 (0:1)<br />

Osnabrück – Duisburg.................... 1:1 (1:0)<br />

Bielefeld – Unterhaching................. 4:0 (3:0)<br />

Mainz 05 II – Stuttgart II .................. 0:2 (0:0)<br />

Köln – Stuttg. Kickers ...................... 0:2 (0:2)<br />

Chemnitz – B. Dortmund II.............. 3:1 (1:1)<br />

Großaspach – Cottbus.................... 2:2 (1:0)<br />

27. Spieltag Sp Tore Pt.<br />

1. Bielefeld 27 56:28 55<br />

2. Kiel 27 37:19 46<br />

3. Duisburg 27 40:27 46<br />

4. Münster 27 40:31 46<br />

5. Erfurt 27 41:35 46<br />

6. Stuttg. Kickers 26 41:29 45<br />

7. Cottbus 27 34:28 44<br />

8. Dresden 27 34:31 41<br />

9. W. Wiesbaden 26 41:32 38<br />

10. Köln 27 31:28 36<br />

11. Chemnitz 27 27:26 36<br />

12. Osnabrück 27 38:43 36<br />

13. Halle 26 32:36 33<br />

14. Stuttgart II 26 35:41 33<br />

15. Unterhaching 26 38:48 30<br />

16. Rostock 27 37:52 28<br />

17. B. Dortmund II 26 26:35 24<br />

18. Großaspach 26 27:50 23<br />

19. Mainz 05 II 26 27:41 22<br />

20. Regensburg 27 31:53 19<br />

Stuttgart II – Halle 07.03.<br />

Cottbus – Mainz 05 II 07.03.<br />

Rostock – Chemnitz 07.03.<br />

Stuttg. Kickers – Duisburg 07.03.<br />

Erfurt – W. Wiesbaden 07.03.<br />

Dresden – Großaspach 07.03.<br />

Münster – Regensburg 07.03.<br />

B. Dortmund II – Bielefeld 07.03.<br />

Kiel – Osnabrück 07.03.<br />

Unterhaching – Köln 07.03.<br />

DPA/ANGELIKA WARMUTHDPA/FRANK RUMPENHORST; PA/DPA/PETER STEFFEN<br />

Sp. Gew. Un. Verl. Heim Auswärts Tore Pt.<br />

1. (1.) Bayern München 23 18 4 1 40:4 34 23:6 24 63:10 58<br />

2. (2.) VfL Wolfsburg 22 14 5 3 27:8 32 21:16 15 48:24 47<br />

3. (3.) Bor. Mönchengladbach 22 10 7 5 20:10 24 9:8 13 29:18 37<br />

4. (6.) Bayer Leverkusen 23 9 9 5 23:15 21 14:14 15 37:29 36<br />

5. (4.) Schalke 04 23 10 5 8 19:10 25 13:17 10 32:27 35<br />

6. (5.) FC Augsburg 23 11 2 10 24:16 23 8:14 12 32:30 35<br />

7. (7.) 1899 Hoffenheim 23 9 6 8 24:18 23 12:17 10 36:35 33<br />

8. (9.) Eintracht Frankfurt 23 8 7 8 25:22 21 17:23 10 42:45 31<br />

9. (8.) Werder Bremen 22 8 6 8 20:13 21 16:31 9 36:44 30<br />

10. (12.) Borussia Dortmund 23 8 4 11 16:12 17 15:19 11 31:31 28<br />

11. (10.) Hannover 96 23 7 6 10 13:14 17 13:20 10 26:34 27<br />

12. (11.) Mainz 05 23 5 10 8 17:11 16 13:22 9 30:33 25<br />

13. (13.) 1. FC Köln 23 6 7 10 5:9 9 16:20 16 21:29 25<br />

14. (17.) Hertha BSC 23 7 3 13 12:18 16 16:24 8 28:42 24<br />

15. (14.) Hamburger SV 23 6 6 11 10:12 15 6:21 9 16:33 24<br />

16. (15.) SC Paderborn 22 5 8 9 15:20 13 8:21 10 23:41 23<br />

17. (16.) SC Freiburg 23 4 10 9 13:15 12 11:17 10 24:32 22<br />

18. (18.) VfB Stuttgart 23 4 7 12 6:22 5 18:19 14 24:41 19<br />

Champions League Champions League Qualifikation Europa League<br />

Bundesliga 23. Spieltag<br />

Relegation<br />

Absteiger<br />

24. Spieltag: 6.3., 20.30: Stuttgart – Berlin - 7.3., 15.30: Schalke – Hoffenheim, Augsburg – Wolfsburg,<br />

Hannover – München, Freiburg – Bremen, Hamburg – Dortmund. - 18.30: Mainz – Mönchengladbach. - 8.3.,<br />

15.30: Köln – Frankfurt. - 17.30: Paderborn – Leverkusen.<br />

FOTO DER WOCHE<br />

Der Vierte Offizielle bringt eine Plastik-Banane vom Platz. Sie war in Rotterdam in Richtung des dunkelhäutigen Rom-<br />

Profis Gervinho geflogen. Rotterdam bestritt den Rassismusvorwurf. Der europäische Verband Uefa ermittelt dennoch.<br />

STATISTIK<br />

Gelb-Rote Karten<br />

insgesamt 18<br />

2<br />

Rote Karten<br />

insgesamt 17<br />

1<br />

Zuschauer<br />

in 7 Spielen<br />

334.149<br />

Zuschauer<br />

im Schnitt<br />

47.736<br />

Arjen<br />

Robben<br />

FC Bayern München<br />

Alexander<br />

Meier<br />

Eintracht Frankfurt<br />

Bas<br />

Dost<br />

VfL Wolfsburg<br />

17<br />

16<br />

11<br />

Lewandowski, Robert FC Bayern München...........11<br />

Aubameyang, Pierre-Emerick Bor. Dortmund.....10<br />

di Santo, Franco Werder Bremen...........................10<br />

Bellarabi, Karim Bayer 04 Leverkusen .....................9<br />

Choupo-Moting, Eric Maxim FC Schalke 04 ..........9<br />

Götze, Mario FC Bayern München............................9<br />

Müller, Thomas FC Bayern München.......................9<br />

Meiste Zuschauer<br />

Dortmund – Schalke<br />

79.500<br />

Wenigste Zuschauer<br />

Hoffenheim – Mainz<br />

24.310<br />

„RAUSGEHÖRT<br />

Tore<br />

17<br />

„Von der<br />

Bundesliga in die<br />

Psychiatrie – der<br />

Weg ist ja nicht<br />

so weit“<br />

Ex-Profi Carsten Linke, heute<br />

Sporttherapeut für psychisch Kranke<br />

Zur Halbzeit<br />

6<br />

Elfmeter .............2<br />

Verschossen..........1<br />

Verwandelt............1<br />

DPA/OLAF KRAAK<br />

DPA/FRANK RUMPENHORST<br />

TOP DREI DER WOCHE<br />

1 2<br />

München – Köln 4:1 (2:1)<br />

D<br />

Neuer 2<br />

D<br />

Rafinha 3<br />

D<br />

Robben 2<br />

D<br />

Peszko 3<br />

Alexander<br />

Meier<br />

Eintracht Frankfurt<br />

DIE SPIELE IM ÜBERBLICK<br />

D<br />

Olkowski 5<br />

D<br />

Tore: 1:0 Schweinsteiger (3.), 2:0 Ribery<br />

(10.), 2:1 Ujah (45.), 3:1 Robben (67.),<br />

4:1 Lewandowski (75.). Auswechslungen:<br />

München: Alonso (69.) für<br />

Müller, Rode (78.) für Schweinsteiger.<br />

Köln: Risse 3 (46.) für Osako, Halfar<br />

(72.) für Vogt, Deyverson (78.) für Ujah.<br />

Schiedsrichter: Siebert (Berlin).<br />

Zuschauer: 75 000 (ausverkauft).<br />

D<br />

Boateng 3 Badstuber 3<br />

D<br />

Schweinsteiger 3<br />

D<br />

D<br />

Götze 4<br />

Müller 4<br />

D<br />

Lewandowski 3<br />

D<br />

Osako 5<br />

D<br />

Hector 4<br />

D<br />

Wimmer 4<br />

D<br />

Ujah 2<br />

D<br />

Horn 3<br />

D<br />

Lehmann 4<br />

D<br />

Maroh 4<br />

D<br />

Alaba 3<br />

D<br />

Ribery 2<br />

D<br />

Vogt 4<br />

D<br />

Brecko 4<br />

Hoffenheim – Mainz 2:0 (0:0)<br />

D<br />

Baumann 3<br />

D D D D<br />

Beck 4 Strobl 3 Bicakcic 2 Kim 2<br />

D<br />

Volland 2<br />

D<br />

de Blasis 3<br />

D<br />

Bengtsson 4<br />

D<br />

Rudy 4<br />

D<br />

Polanski 3<br />

D<br />

D<br />

Roberto Firmino 3<br />

D<br />

Park 4<br />

Szalai 6<br />

D<br />

Okazaki 4<br />

D<br />

Malli 2<br />

D<br />

Bell 3<br />

D<br />

Geis 2<br />

Tore: 1:0 Volland (55.), 2:0 Polanski (76.).<br />

Auswechslungen: Hoffenheim:<br />

Schwegler 2 (46.) für Salihovic, Schipplock<br />

(64.) für Szalai, Abraham (88.) für<br />

Roberto Firmino,<br />

Mainz: Jairo (72.) für Clemens, Hofmann<br />

(78.) für Park, Soto (86.) für Malli.<br />

Schiedsrichter: Sippel (München).<br />

Zuschauer: 24 310.<br />

D<br />

Bungert 4<br />

D<br />

Karius 3<br />

D<br />

Salihovic 5<br />

D<br />

Clemens 3<br />

D<br />

Brosinski 2<br />

Frankfurt – Hamburg 2:1 (1:1)<br />

D<br />

Trapp 2<br />

D D D D<br />

Chandler 4 Russ 3 Madlung 4 Oczipka 4<br />

D<br />

Aigner 3<br />

D<br />

Gouaida 2<br />

D<br />

D<br />

Stendera 3<br />

D<br />

Inui 3<br />

D<br />

Jiracek 3<br />

D<br />

Hasebe 2<br />

Tore: 1:0 Meier (12., Foulelfmeter), 1:1<br />

Müller (45.), 2:1 Meier (54).<br />

Auswechslungen: Frankfurt: Kittel<br />

(77.) für Aigner.<br />

Hamburg: Beister 4 (60.) für Rudnevs,<br />

Marcos (70.) für Müller, van der Vaart<br />

79.) für Rajkovic.<br />

Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).<br />

Zuschauer: 50 500.<br />

D<br />

Meier 1<br />

D<br />

Rudnevs 5<br />

D<br />

D<br />

Stieber 3<br />

D<br />

Kacar 4<br />

D<br />

Piazon 2<br />

D<br />

Müller 5<br />

Ostrzolek 6<br />

Diekmeier 4<br />

Rajkovic 4 Djourou 4<br />

D<br />

Drobny 4<br />

D<br />

D<br />

DPA/ANGELIKA WARMUTH<br />

Arjen<br />

Robben<br />

FC Bayern München<br />

Dortmund – Schalke 3:0 (0:0)<br />

D<br />

Weidenfeller 3<br />

D D D D<br />

Kirch 2 Subotic 3 Hummels 3 Schmelzer 3<br />

D<br />

Gündogan 2<br />

D<br />

D<br />

Aogo 4<br />

D<br />

Fuchs 4<br />

D<br />

Sahin 3<br />

D<br />

Kagawa 2<br />

D<br />

D<br />

Höger 4<br />

D<br />

Reus 2<br />

Mkhitaryan 2<br />

Aubameyang 3<br />

D D<br />

Choupo-Moting 5 Huntelaar 5<br />

D<br />

Boateng 5<br />

D<br />

Nastasic 3<br />

D<br />

Neustädter 4<br />

D<br />

Wellenreuther 5<br />

D<br />

Uchida 4<br />

D<br />

Höwedes 4<br />

Tore: 1:0 Aubameyang (78.), 2:0 Mkhitaryan<br />

(79.), 3:0 Reus (86.).<br />

Auswechslungen: Dortmund:<br />

Blaszczykowski (77.) für Kagawa, Bender<br />

(83.) für Gündogan, Kehl (87.) für<br />

Sahin.<br />

Schalke: Barnetta (64.) für Boateng.<br />

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin).<br />

Zuschauer: 79 500 (ausverkauft).<br />

Hannover – Stuttgart 1:1 (0:0)<br />

D<br />

Zieler 3<br />

D D D D<br />

H. Sakai 5 Marcelo 3 Schulz 4 Albornoz 3<br />

D<br />

Briand 5<br />

D<br />

Werner 3<br />

D<br />

Sakai 4<br />

Tore: 0:1 Gentner (52.), 1:1 Stindl (70.).<br />

Auswechslungen: Hannover:<br />

Kiyotake (61.) für Andreasen, Bittencourt<br />

(61.) für Prib, Sobiech (84.) für<br />

Briand Stuttgart: Kostic (87.) für<br />

Werner, Hlousek (90.+3) für Sakai.<br />

Schiedsrichter: Stark (Ergolding).<br />

Zuschauer: 40 200.<br />

M’gladbach – Paderborn 15.30 Uhr<br />

D<br />

Sommer<br />

D D D D<br />

Korb Jantschke Stranzl Wendt<br />

D<br />

D<br />

Xhaka<br />

D<br />

Kramer D Hazard<br />

Hahn<br />

D<br />

Bakalorz<br />

D<br />

Brückner<br />

D<br />

Gülselam 5<br />

D<br />

D<br />

Raffael<br />

D<br />

Meha<br />

D<br />

Vrancic<br />

D<br />

Hünemeier<br />

D<br />

Andreasen 4<br />

D<br />

Stindl 3<br />

D<br />

D<br />

Joselu 4<br />

Ginczek 5<br />

D<br />

Maxim 4<br />

Gentner 3<br />

D<br />

Niedermeier 5<br />

D<br />

Ulreich 3<br />

D<br />

Hrgota<br />

D<br />

Kachunga<br />

D<br />

Koc<br />

D<br />

Ziegler<br />

D<br />

Kruse<br />

D<br />

Prib 4<br />

D<br />

Rupp<br />

D<br />

Heinloth<br />

Nach dem Aus in der Europa League<br />

gegen Sevilla kann sich Mönchengladbach<br />

nun voll auf die Liga konzentrieren.<br />

Und da gilt es, den Weg zurück<br />

ins internationale Geschäft zu ebnen.<br />

„Jetzt zählen die Ergebnisse in der<br />

Liga, da brauchen wir einen Dreier<br />

gegen Paderborn, um oben dranzubleiben“,<br />

fordert Martin Stranzl.<br />

D<br />

D<br />

Harnik 4<br />

Die 4<br />

D<br />

Schwaab 3<br />

D<br />

Klein 3<br />

CAROLINE SEIDEL<br />

3 Borussia<br />

Marco<br />

Reus<br />

Dortmund<br />

Leverkusen – Freiburg 1:0 (1:0)<br />

D<br />

Leno 2<br />

D<br />

Hilbert 3<br />

D<br />

Bellarabi 3<br />

D<br />

Klaus 4<br />

D<br />

Günter 4<br />

Tore: 1:0 Rolfes (33.).<br />

Auswechslungen: Leverkusen:<br />

Reinartz (64.) für Bender, Brandt (72.)<br />

für Bellarabi, Drmic (76.) für Calhanoglu.<br />

Freiburg: Guede 4 (44.) für Klaus,<br />

Höfler (72.) für Schuster, Schahin (80.)<br />

für Mehmedi.<br />

Schiedsrichter: Hartmann (Wangen).<br />

Zuschauer: 28 624.<br />

Bremen – Wolfsburg 17.30 Uhr<br />

D<br />

Wolf<br />

D D D D<br />

Gebre Selassie Lukimya Vestergaard Garcia<br />

D<br />

D<br />

Fritz<br />

D<br />

Kroos D Öztunali<br />

D<br />

Arnold<br />

D<br />

Schäfer<br />

D<br />

Toprak 3<br />

D<br />

Bender 4<br />

D<br />

di Santo<br />

Junuzovic<br />

D<br />

de Bruyne<br />

D<br />

Caligiuri<br />

D<br />

Selke<br />

D<br />

Dost<br />

D D<br />

Knoche Naldo<br />

D<br />

Benaglio<br />

Luiz Gustavo<br />

D<br />

Guilavogui<br />

Knapp 13 Jahre fungierte er als Geschäftsführer<br />

in Bremen, ehe er 2012<br />

nach Wolfsburg wechselte. Mit großem<br />

Respekt schaut Klaus Allofs auf<br />

seinen Ex-Klub, der sich nach einigen<br />

Problemen berappelt hat. „Es freut<br />

mich, dass in Bremen im Moment nicht<br />

über den Abstieg, sondern über andere<br />

Dinge geredet wird“, sagt Allofs.<br />

D<br />

Spahic 3<br />

D<br />

Rolfes 3<br />

D<br />

Calhanoglu 3<br />

D<br />

Kießling 4<br />

D<br />

Mehmedi 4<br />

D<br />

Darida 4<br />

D<br />

Höhn 4<br />

D<br />

Philipp 4<br />

D<br />

Schuster 4<br />

D<br />

Bürki 4<br />

D<br />

Krmas 3<br />

D<br />

Wendell 3<br />

D<br />

Son 3<br />

D<br />

Schmid 3<br />

D<br />

Riether 3<br />

Berlin – Augsburg 1:0 (0:0)<br />

D<br />

Kraft 3<br />

D D<br />

D Langkamp 3 Brooks 4 D<br />

Pekarik 3<br />

Plattenhardt 4<br />

D D<br />

Niemeyer 3 Lustenberger 3<br />

D<br />

Beerens 3<br />

D<br />

To. Werner 3<br />

D<br />

D<br />

Skjelbred 3<br />

D<br />

Kalou 3<br />

D<br />

Bobadilla 3<br />

D<br />

D<br />

N. Schulz 4<br />

Altintop 4 Höjbjerg 4 Caiuby 3<br />

D<br />

Baier 4<br />

Baba 3 D D Feulner 3<br />

Klavan 3 Callsen-Bracker 3<br />

D<br />

Hitz 3<br />

Tore: 1:0 Kalou (88.).<br />

Auswechslungen: Berlin: Njdeng 4<br />

(57.) für N. Schulz, Ben-Hatira (75.) für<br />

Pekarik, Hegeler (82.) für Skjelbred.<br />

Augsburg: Ji (83.) für Bobadilla.<br />

Schiedsrichter: Stieler (Hamburg).<br />

Zuschauer: 36 015.<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

D<br />

Vierinha


<strong>**</strong><br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 <strong>**</strong><br />

SPORT<br />

25<br />

Meier schießt<br />

den HSV ab<br />

Die letzte Aktion ging zwar schief.<br />

Frankfurts Alexander Meier setzte<br />

einen Elfmeter gegen die Latte<br />

(90.). Doch sein Team gewann trotzdem<br />

mit 2:1 gegen den HSV - nicht<br />

zuletzt durch ihn. Die Fans feierten<br />

den Stürmer als „Fußball-Gott“.<br />

Meier spielte in die Karten, dass<br />

Schiedsrichter Meyer zuvor schon einen<br />

umstrittenen Strafstoß gegeben<br />

hatte, den er verwandelte (12.). Der<br />

HSV kam durch Nicolai Müller zum<br />

Ausgleich (45.), doch auch im zweiten<br />

Abschnitt gab Meier mit dem 2:1 früh<br />

den Takt vor (54.). Die Gäste liefen,<br />

geschwächt durch die Gelb-Rote Karte<br />

gegen Matthias Ostrzolek (64.),<br />

dem Rückstand hinterher. Aber<br />

Frankfurt gab sich keine Blöße mehr.<br />

Beim HSV war Rafael van der Vaart<br />

wieder Reservist, er wird wohl im<br />

Sommer gehen. Der US-Klub Kansas<br />

City hat großes Interesse an ihm. ws<br />

Maskenball: Nach seinem Tor zum 1:0 feiert Pierre-Emerick Aubameyang mit einer Batman-Maske. Und Kollege Marco Reus verkleidet sich als Robin<br />

Dortmund feiert Batman und Robin<br />

Die Borussia kehrt im Revierderby zu alter Spielfreude zurück. Aubameyang und Reus maskieren sich und begeistern die Fans<br />

In Köln gibt es den Karneval, in<br />

München das Oktoberfest. Im<br />

Ruhrpott langen zwei Tage im<br />

Jahr, an denen es kracht: die<br />

beiden Derbys zwischen Dortmund<br />

und Schalke. Zum 146.<br />

Mal trafen die Erzrivalen am<br />

Samstagnachmittag aufeinander. Doch<br />

selten dürfte ein Duell so einseitig gewesen<br />

sein. Dortmund beherrschte Schalke<br />

in allen Belangen. Und doch schien ein<br />

0:0 unvermeidlich. Bis Batman die Borussia<br />

erlöste und die Partie doch noch<br />

verdient 3:0 für Dortmund endete.<br />

VON OLIVER MÜLLER<br />

Kalou gibt Hertha<br />

neue Hoffnung<br />

Batman? Dafür müssen wir in die 78.<br />

Minute springen. Die Partie ist immer<br />

noch torlos, als Henrik Mkhitaryan den<br />

Ball in den Strafraum spielt, Aogo ihn zu<br />

Pierre-Emerick Aubameyang abfälscht<br />

und der zum 1:0 einschiebt. Doch was<br />

macht er dann? Er schnappt sich eine<br />

Tasche hinter dem Tor, verteilt eine Gesichtsmaske<br />

an Marco Reus und stülpt<br />

sich selbst ein Fledermaus-Kostüm über.<br />

Batman und Robin erlegen Schalke.<br />

„Wir waren neulich essen und haben<br />

uns das ausgedacht“, verriet Marco<br />

Reus, „wir wollten einfach wieder Spaß<br />

haben. Der ist in der Hinrunde ja etwas<br />

zu kurz gekommen.“ Aubameyang holt<br />

Reus seit dessen Führerscheinskandal<br />

regelmäßig zum Training ab: „Wir sind<br />

beide etwas verrückt“, strahlte er.<br />

Aus Dortmunder Sicht begann die<br />

Partie beinah mit einer schmetternden<br />

Ouvertüre. Kaum drei Minuten waren<br />

gespielt, als Aubameyang frei auf das<br />

Schalker Tor zustrebte. Doch das wird<br />

neuerdings gehütet von einem jungen<br />

Mann namens Timon Wellenreuther,<br />

den die Verletzungen seiner Torwart-<br />

Kollegen von der Nummer vier zur<br />

Nummer eins machte. Er wartete lange,<br />

zwang Aubameyang zum Abschluss und<br />

lenkte dann mit dem Knie den Ball über<br />

die Latte. Nicht immer sollten ihm solche<br />

Glanztaten gelingen.<br />

Es war dieser eine Moment, auf<br />

den sie bei Hertha BSC gewartet<br />

hatten. Der ein Spiel möglicherweise<br />

entscheiden kann. Und er<br />

kam, wenn auch erst zwei Minuten<br />

vor Schluss. Aber Salomon Kalou<br />

nutzte ihn: Nach Vorarbeit von Jens<br />

Hegeler traf der Stürmer von der Elfenbeinküste<br />

aus fünf Metern zum 1:0<br />

gegen den FC Augsburg. Das Tor des<br />

Afrika-Cup-Siegers entschied die Partie<br />

und bescherte den Berlinern Luft<br />

im Abstiegskampf.<br />

„Man muss bis zum Ende fokussiert<br />

sein. Der Sieg fühlt sich gut an<br />

und wird uns neues Selbstvertrauen<br />

geben“, sagte Torschütze Kalou. Kapitän<br />

Fabian Lustenberger warnte davor,<br />

nun in Freude zu verfallen. Auch<br />

wenn die Erleichterung groß sei. Mit<br />

Blick auf einen möglichen Punktgewinn<br />

in der bevorstehenden Partie<br />

beim Tabellenletzten VfB Stuttgart<br />

ergänzte er: „Das ist das berühmte<br />

‚Hätte, hätte, Fahrradkette‘. Wenn<br />

das immer funktionieren würde, würden<br />

wir nicht da unten stehen.“<br />

Bei Hertha wurde vor der Partie<br />

viel geredet. Denn nachdem es bei<br />

der Premiere von Pal Dardai, dem<br />

neuen Trainer, noch einen Sieg in<br />

Mainz gab, folgten wieder zwei Pleiten.<br />

Dardai stellte bei seiner Analyse<br />

für die Krise fest, dass es bei Hertha<br />

keine Hierarchie gibt. Deshalb installierte<br />

er einen neuen Mannschaftsrat<br />

mit acht Spielern. „Vom Mannschaftsrat<br />

erwarte ich einen ehrlichen<br />

Dialog mit dem Trainer und auch der<br />

ganzen Mannschaft. Auch in kritischen<br />

Situationen“, sagte der Coach.<br />

Gegen Augsburg wirkten die Berliner<br />

gefestigt, vor allem in der Defensive.<br />

Vorn lief dagegen nicht viel zusammen.<br />

In der 24. Minute kam Stürmer<br />

Kalou im Strafraum nach einer<br />

Flanke von Beerens zu spät. Kurz danach<br />

zögerte Lustenberger in guter<br />

Schussposition zu lange. Nach dem<br />

Seitenwechsel agierten die Gäste mutiger.<br />

Sie wirkten optisch zwar überlegen,<br />

waren aber gegen die gut verteidigenden<br />

Berliner wenig kreativ.<br />

Das Spiel der Hauptstädter war zwar<br />

nicht so ansehnlich. Doch am Ende<br />

sind es die Punkte und nicht die<br />

Spielanlage, die über Erfolg und<br />

Misserfolg entscheiden. Deshalb legten<br />

sie mehr Wert auf die Defensive<br />

und lauerten auf eine gute Chance.<br />

Und die kam in besagter 88. Minute.<br />

Es war das erste Heimtor nach 407<br />

Minuten. Dadurch verließ Hertha die<br />

Abstiegsränge.<br />

ws<br />

Ganz ohne Fan-Scharmützel ging es<br />

leider nicht ab. Nach zehn Minuten<br />

tauchten plötzlich Dutzende von Schalke-Schals<br />

am Zaun vor dem Dortmunder<br />

Fan-Block auf. Die BVB-Anhänger präsentierten<br />

ihr Diebesgut, das sie zuvor<br />

offenbar den gegnerischen Fans abgenommen<br />

hatten. Die anrückende Polizei<br />

wurde mit Bierduschen empfangen. Zum<br />

Glück beruhigte sich die Lage nach den<br />

Gockeleien schnell wieder.<br />

Die Fans hatten auch eigentlich keine<br />

Zeit für Reibereien. Denn ihre Gelb-<br />

Schwarzen legten den Turbo ein. Erst<br />

rutschte Wellenreuther aus bei einem<br />

Ausflug aus seinem Tor und ermöglichte<br />

Aubameyang eine formidable Chance<br />

zum Lupfen, die dieser jedoch ungenutzt<br />

ließ (12.). Dann schoss Marco Reus volley<br />

aus spitzem Winkel vorbei (15.). Und<br />

auch Shinji Kagawa brachte den Ball aus<br />

bester Position nicht im Tor unter (16.).<br />

Diese Chancen waren gut und trotzdem<br />

nichts gegen das, was Aubameyang<br />

nach 26 Minuten vor sich hatte. Nämlich<br />

VON CHRISTIAN OTTO<br />

Vielleicht war es Galgenhumor, auf<br />

jeden Fall aber ein Kalauer nach<br />

dem anderen, den sich Stuttgarts<br />

Trainer Huub Stevens nach dem 1:1 (0:0)<br />

in Hannover leistete. Es war das siebte<br />

Spiel der Schwaben nacheinander ohne<br />

Sieg, der VfB ist die schlechteste Rückrundenmannschaft<br />

der Liga, Tabellenletzter<br />

sowieso. Und was sagte Stevens, als es<br />

um die akut aufgekommene Trainerdiskussion<br />

ging? „Die letzten vier Monate<br />

schaffe ich auch noch.“ Oder aber: „Welche<br />

Trainerdiskussion? Ich lese keine Zeitungen.“<br />

Dass der Abstand auf den Relegationsrang<br />

nicht kleiner geworden ist?<br />

„Ich habe keine Brille auf“, antwortete<br />

Stevens, schnappte sich eine Brille von einem<br />

Journalisten und befand wohlgelaunt,<br />

dass alles nicht so schlimm sei.<br />

Es hatte was von Slapstick, wie sich die<br />

Stuttgarter Verantwortlichen in Hannover<br />

gaben. Vorstand Robin Dutt etwa vermied<br />

jegliches Bekenntnis zum Trainer,<br />

wich mit merkwürdigen Statements aus.<br />

Dazu sage er prinzipiell nichts, sagte er<br />

etwa. Und dass er ein gutes Auswärtsspiel<br />

seiner Mannschaft gesehen habe. Den<br />

Punkt müsse man nun im kommenden<br />

Heimspiel „gegen Hertha veredeln“.<br />

ein fast leeres Tor. Nur noch Abwehrmann<br />

Matija Nastasic stand zwischen<br />

ihm und dem Erfolg – und der wurde<br />

vom BVB-Stürmer prompt angeschossen.<br />

Ein Schicksal, das er sich mit der<br />

Latte teilte. Denn die wackelte in der 34.<br />

Minute, als Reus wuchtig abgezogen hatte,<br />

Schalkes Neustädter den Kopf hinhielt<br />

und dem Ball so den entscheidenden<br />

Auftrieb verlieh. Es war pure Verschwendung,<br />

was die Dortmunder betrieben,<br />

brotlose Kunst bei gnadenloser<br />

Überlegenheit. Und die setzten Klopps<br />

Spieler auch in der zweiten Halbzeit zunächst<br />

fort. Erst fand Reus fand seinen<br />

Meister in Wellenreuther (56.), dann<br />

Henrik Mkhitaryan (64.) – übrigens der<br />

25. Torschuss der Borussen in diesem<br />

Spiel. Die Schalker Maurer nahmen am<br />

Spiel nur passiv teil. Bis sie von „Batman“<br />

Aubameyang und „Robin“ Reus dafür<br />

bestraft wurden.<br />

Nach dem 1:0 brach das verdiente<br />

Elend über die Königsblauen herein. Eine<br />

Minute später erhöhte Mkhitaryan<br />

In Hannover entwickelte sich ein Spiel,<br />

in dem recht schnell klar wurde, dass das<br />

Geschehen wenig mit Fußballrafinesse<br />

gemein haben würde. Es war eine Partie<br />

auf äußerst mäßigem Niveau. Auch der<br />

Gastgeber wartet weiter auf den ersten<br />

Erfolg in der Rückrunde. Lediglich als<br />

„Ergebniskrise“ hatten die Verantwortlichen<br />

die vergangenen Wochen moderiert.<br />

Das Remis, sagte Trainer Tayfun Korkut<br />

nun, „ist mit Sicherheit zu wenig“.<br />

Vor allem in Anbetracht des folgenden<br />

Programms: Am kommenden Wochenende<br />

geht es gegen die Bayern, danach gegen<br />

Gladbach und Dortmund. Trotz Platz<br />

Witzbold-Modus: Stevens erklärt mit<br />

verrutschter Brille das VfB-Dilemma<br />

PICTURE ALLIANCE / GES-SPORTFOTO<br />

nach Vorarbeit durch Gündogan auf<br />

2:0. Und dann brachte sich auch noch<br />

Torwart Wellenreuther um sein Lob.<br />

Kurz vor dem Ende setzte er im eigenen<br />

Strafraum zum Dribbling gegen<br />

Reus an. Keine gute Idee: Der Dortmunder<br />

spitzelte ihm den Ball weg, der<br />

direkt ins Tor kullerte (86.). So wurde<br />

aus dem Festival der vergebenen<br />

Chancen noch ein Ergebnis, das den<br />

Spielverlauf adäquat widerspiegelte.<br />

„Ein perfekter Nachmittag für uns mit<br />

einem tollen Spiel meiner Mannschaft<br />

von der ersten bis zur letzten Minute“,<br />

lobte BVB-Trainer Jürgen Klopp.<br />

Schalke hingegen muss sich dringend<br />

hinterfragen, ob ein solch destruktives<br />

Spiel eines Klubs würdig ist,<br />

der in die Champions League möchte.<br />

„Zehn Minuten haben wir gute Ansätze<br />

gezeigt, danach konnten wir das Spiel<br />

nicht mehr unter Kontrolle bringen“,<br />

kommentierte Coach Roberto Di Matteo.<br />

Ein Satz, so ungelenk wie das Spiel<br />

seiner Mannschaft.<br />

Stevens seltsamer Galgenhumor<br />

Stuttgart gelingt auch in Hannover trotz Führung kein Befreiungsschlag<br />

elf kann man wohl jetzt schon sagen: willkommen<br />

im Abstiegskampf.<br />

Wie verunsichert sowohl Hannover als<br />

auch Stuttgart waren, zeigte sich vor allem<br />

in der ersten Hälfte, die sich schnell<br />

abhandeln lässt: Zwei eklatante Fehler<br />

von Stuttgarts Innenverteidiger Georg<br />

Niedermeier eröffneten Hannover die<br />

einzigen beiden Möglichkeiten, die Joselu<br />

vergab. Weil auf der Gegenseite auch Kapitän<br />

Christian Gentner und Timo Werner<br />

fahrlässig mit ihren beiden Chancen<br />

umgingen, blieb es bei einem 0:0.<br />

Erst nach der Pause versuchten es beide<br />

Teams mit mehr Tempo und kamen so<br />

auch zu Toren. In der 52. Minute war es<br />

Gentner, der sich gegen die zaudernde<br />

Hannoveraner Defensive durchsetzte und<br />

zum 1:0 der Stuttgarter traf. Lange hielt<br />

die VfB-Führung allerdings nicht. Hannovers<br />

Kapitän Lars Stindl markierte in der<br />

70. Minute den verdienten Ausgleich.<br />

Es war bezeichnend für die Partie, dass<br />

der größte Aufreger nichts mit Torraumszenen<br />

zu tun hatte: In der 89. Minute<br />

kam es nach einem Handspiel von Stindl<br />

zur Rudelbildung - mit Folgen auf beiden<br />

Seiten. Stindl erhielt die Gelb-Rote Karte,<br />

bei Stuttgarts Martin Harnik wollte Referee<br />

Wolfgang Stark gar eine Tätlichkeit<br />

gesehen habe und zeigte Rot - sehr zum<br />

Unmut von Dutt: „Das war zu hart.“<br />

BONGARTS/GETTY IMAGES/LARS BARON<br />

Bayern jagt<br />

Torrekord<br />

Beinahe wäre es zu einer brutalen<br />

Attacke gekommen. „Ich<br />

war froh, dass er nicht im Abseits<br />

war. Sonst hätte ich ihn gekillt“,<br />

sagte Arjen Robben lachend zum letzten<br />

Tor des FC Bayern beim 4:1 (2:1)<br />

gegen den 1. FC Köln von Robert Lewandowski.<br />

Der Stürmer hatte den<br />

Lupfer des Niederländers vor der<br />

Torlinie noch berührt.<br />

Der Witz passte zur Festtagsstimmung<br />

am Freitagabend: 115 Jahre alt<br />

war der Rekordmeister geworden.<br />

Robben hatte zudem mit dem 3:1 sein<br />

17. Saisontor erzielt, Schweinsteiger<br />

und Ribery sowie Ujah für Köln die<br />

restlichen Treffer. Durch die anhaltende<br />

Gier auf Tore kann Bayern in<br />

dieser Saison sogar einen mehr als 40<br />

Jahre alten Rekord knacken: 1971/72<br />

kamen die Münchner auf 101 Treffer.<br />

Ihnen bleiben nun noch elf Spiele,<br />

um die fehlenden 39 zu erzielen. jwo<br />

Rolfes erlöst<br />

Leverkusen<br />

Die Woche darf aus Sicht von<br />

Bayer Leverkusen als gelungen<br />

abgehakt werden. Erst ein Sieg<br />

im Achtelfinale der Champions League,<br />

dann auch noch ein 1:0 gegen den<br />

SC Freiburg – Kür und Pflicht erfüllt.<br />

Die Breisgauer gingen arg ersatzgeschwächt<br />

in die Partie, insbesondere<br />

an Abwehrspielern mangelte es ihnen.<br />

Die Leverkusener dagegen starteten<br />

selbstbewusst, gestärkt durch den respektablen<br />

Auftritt gegen Atletico Madrid<br />

(1:0) am Mittwoch.<br />

Weil sie aber nur das Nötigste taten,<br />

war es in der ersten Hälfte ein<br />

zerfahrenes Spiel. Einziger Höhepunkt:<br />

das Tor von Simon Rolfes (33.).<br />

Doch Bayer behielt bis zum Schluss<br />

die Kontrolle, da die Freiburger das<br />

Risiko scheuten. Die kleine Krise der<br />

Werkself konnte dadurch überwunden<br />

werden, es war erst der zweite Sieg in<br />

diesem Jahr.<br />

ws<br />

Hoffenheim<br />

im Glück<br />

Fünfmal hatten es die Hoffenheimer<br />

in den vergangenen<br />

Jahren vergeblich versucht.<br />

Das 2:0 (0:0) bedeutete den ersten<br />

Heimsieg gegen Mainz 05, angesichts<br />

der deutlichen Vorteile der Rheinhessen<br />

in der ersten Halbzeit ein<br />

schmeichelhafter Erfolg.<br />

Im zweiten Spiel von Trainer Martin<br />

Schmidt überzeugte Mainz erneut<br />

spielerisch wie kämpferisch, konnte<br />

die Dominanz aber nicht nutzen und<br />

wurde bestraft. Kevin Volland versetzte<br />

die Mainzer nach uneigennützigem<br />

Zuspiel von Roberto Firmino<br />

unter Schock (55.), ein Kopfball von<br />

Eugen Polanski brachte die Entscheidung<br />

(76.).<br />

Schmidt sagte: „Wir sind mit viel<br />

Mut ins Spiel gegangen. Wir hätten in<br />

Führung gehen müssen, das hätte uns<br />

den Tag einfacher gemacht. Die gute<br />

Leistung können wir mitnehmen.“ ws


26 SPORT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

„Die Frage ist:<br />

Will Tuchel<br />

zu uns?“<br />

Hoch hinaus:<br />

Sportdirektor<br />

Ralf Rangnick hat<br />

mit RB Leipzig<br />

Großes vor<br />

Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick möchte den<br />

Trainer nach Leipzig holen und gibt die Ziele vor:<br />

Aufstieg 2016, Deutsche Meisterschaft 2023<br />

Ralf Rangnick bestellt<br />

Tee, das Vibrieren des<br />

Handys ignoriert er.<br />

Der rastlose Sportdirektor<br />

von RB Leipzig<br />

und Red Bull Salzburg<br />

wirkt ausgeglichen. Er<br />

spricht gern und ausgiebig über Ernährung,<br />

doziert über Menschenführung, Insulinwerte<br />

und sein Studium in England.<br />

Neben neuen Köchen für das Nachwuchsleistungszentrum<br />

in Leipzig muss<br />

er nach der Trennung von Alexander<br />

Zorniger nun vor allem einen Trainer<br />

finden, der den von Red Bull geführten<br />

Zweitligaklub zum erfolgreichen Bundesligaverein<br />

macht.<br />

VON LUTZ WÖCKENER<br />

WELT AM SONNTAG: Herr Rangnick,<br />

wann haben Sie das letzte Mal<br />

mit Thomas Tuchel gesprochen?<br />

RALF RANGNICK: Dass wir immer mal<br />

wieder während seines Sabbaticals telefoniert<br />

haben, ist doch völlig klar. Wir kennen<br />

uns gut und schätzen uns gegenseitig.<br />

Er war mein Spieler in Ulm, ich habe<br />

ihn als Nachwuchstrainer zum VfB Stuttgart<br />

geholt. Ich wollte ihn 2009, da war er<br />

U-19-Trainer in Mainz, auch für die U23<br />

in Hoffenheim haben, aber da hat Christian<br />

Heidel ihn nicht freigegeben.<br />

Über den Trainerjob in Leipzig ...<br />

... habe ich mit ihm nie gesprochen. Thomas<br />

Tuchel wird im Sommer bei vielen<br />

Vereinen, manche wissen es jetzt vielleicht<br />

noch gar nicht, sehr weit oben auf<br />

der Liste stehen.<br />

Auch in Leipzig?<br />

Natürlich erfüllt Thomas unser Anforderungsprofil.<br />

Aber das erfüllt er eben auch<br />

bei anderen Klubs. Wir befinden uns wie<br />

bei den Spielern auch in einer freien<br />

Marktwirtschaft. Die Frage wird sein:<br />

Will er das bei uns überhaupt machen?<br />

Wäre er Ihr Wunschkandidat?<br />

Er ist auf jeden Fall einer von denen, mit<br />

denen wir uns beschäftigen. Trotzdem:<br />

Wir können nicht davon ausgehen, dass<br />

wir ihn bekommen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass wir nächstes Jahr Zweite Liga<br />

spielen, ist definitiv höher, als dass wir<br />

Bundesliga spielen.<br />

Noch mal die Frage: Wann haben Sie<br />

letztmals miteinander gesprochen?<br />

Dass es mal einen telefonischen Kontakt<br />

gab, seit Alexander Zorniger nicht mehr<br />

Trainer ist, ist doch logisch.<br />

Weshalb haben Sie sich eigentlich<br />

von Zorniger, der immerhin den direkten<br />

Durchmarsch von der Regionalliga<br />

schaffte, getrennt?<br />

Aus verschiedenen Gründen. Letztlich<br />

war das 0:2 gegen Aue der Punkt, an<br />

dem wir gesagt haben: Wir wollen den<br />

Weg ab Sommer mit einem anderen<br />

Trainer weitergehen. Auch den Weg,<br />

der uns dann irgendwann weiterführen<br />

soll. Es ist vollkommen klar, dass wenn<br />

du bei Red Bull einen Vertrag unterschreibst,<br />

du dem schnellen, aber auch<br />

nachhaltigen Erfolg verpflichtet bist.<br />

Für viele im Verein war es unverständlich,<br />

dass Alex im November öffentlich<br />

sagte, ein Nichtaufstieg sei für RB<br />

Leipzig besser, weil das Umfeld noch<br />

nicht so weit ist.<br />

Hat er angesichts der rasanten sportlichen<br />

Entwicklung nicht recht?<br />

Als wir 2008 mit Hoffenheim in die Bundesliga<br />

aufstiegen, waren wir sehr weit<br />

von den Bedingungen in Leipzig entfernt,<br />

das sind mindestens zwei Klassen<br />

Unterschied. In Leipzig ist das Umfeld<br />

erstligareif. Schon seit Saisonbeginn.<br />

Dass es immer Verbesserungsmöglichkeiten<br />

gibt, ist klar. Wir sind gerade dabei,<br />

Köche für unser Nachwuchsleistungszentrum<br />

zu scouten. In den letzten<br />

Monaten haben wir weiteres Personal<br />

gesucht: Ärzte, Physiotherapeuten, Projektleiter,<br />

Assistenten.<br />

Scouten Sie selbst?<br />

Ich bin bei allen Gesprächen dabei.<br />

Auch, wenn ein Koch gesucht wird?<br />

Na klar.<br />

Klar ist das nicht.<br />

Für mich schon. Es gibt viele Facetten,<br />

in denen du dir Wettbewerbsvorteile,<br />

und sei es nur ein Prozent, verschaffen<br />

kannst. Wenn wir das mit unseren Mitteln<br />

und Möglichkeiten nicht können,<br />

wer dann? Deshalb habe ich Alex da auch<br />

nicht verstanden. Wir waren zwei, drei<br />

Punkte hinter den Aufstiegsplätzen, und<br />

wenn ein Verein das Umfeld hat, um aufzusteigen,<br />

dann sind das wir. Es müssen<br />

jetzt Schritte kommen, um eine Mannschaft<br />

zu entwickeln, die dann tatsächlich<br />

aufsteigen kann.<br />

Ist der Aufstieg 2016 Pflicht?<br />

Er ist dann auf jeden Fall das erklärte<br />

Ziel. Dietrich Mateschitz hat gesagt, er<br />

möchte nicht erst 80 sein, wenn RB<br />

Leipzig Deutscher Meister wird. Das ist<br />

natürlich sehr anspruchsvoll. Aber es ist<br />

eben auch nicht völlig unmöglich. Er<br />

wird dieses Jahr 71, also haben wir noch<br />

acht Jahre Zeit (lacht). Da dürfen wir unterwegs<br />

nicht viele Fehler machen.<br />

Welche Konsequenz hätte ein Scheitern<br />

im kommenden Jahr?<br />

Ach, dann hätte ich ja niemals vor zweieinhalb<br />

Jahren anfangen dürfen. Wenn<br />

Lotte das Rückspiel um den Drittliga-<br />

Aufstieg gewonnen hätte, würden wir<br />

hier wahrscheinlich gar nicht sitzen.<br />

Mit Kampl, Kimmich oder Mane<br />

mussten Sie zuletzt Spieler abgeben,<br />

die Sie gern behalten hätten. Droht<br />

mit Yussuf Poulsen der nächste?<br />

Yussuf hat keine Ausstiegsklausel. Bei<br />

ihm werden wir versuchen, den Vertrag<br />

vorzeitig zu verlängern. Wenn der Spieler<br />

sich schneller entwickelt als der Verein<br />

und die Möglichkeit hat, in eine der<br />

großen Ligen zu wechseln, dann ist es<br />

Teil unserer nicht schriftlich fixierten,<br />

aber mündlich getroffenen Vereinbarung,<br />

ihm diesen Schritt zu ermöglichen.<br />

Aber in dem Moment, wo Leipzig Erstligist<br />

ist, haben wir völlig andere Voraussetzungen.<br />

Unsere Ziele sind hoch. Wir<br />

wollen uns dann ja nicht drei Jahre lang<br />

etablieren und ehrfürchtig schauen, was<br />

so passiert. Wir wollen eine schnelle,<br />

aber auch nachhaltige Entwicklung. Und<br />

dann ist es am Ende auch eine Frage der<br />

finanziellen Voraussetzungen. Wolfsburg<br />

zeigt das ja: Die haben Luiz Gustavo von<br />

den Bayern geholt, einen Kevin de Bruyne,<br />

den halb Europa gejagt hat. Und einen<br />

André Schürrle für 32 Millionen Euro.<br />

Wenn wir in der Ersten Liga sind,<br />

könnten wir das auch – wenn wir das<br />

wollten. Unser Beuteschema aber ist ein<br />

Schürrle, als er noch in Mainz war. Oder<br />

ein Marco Reus, bevor er zu Mönchengladbach<br />

gewechselt ist. Da wollen und<br />

müssen wir mit im Rennen sein. Einen<br />

Schürrle für 32 Millionen Euro oder einen<br />

Gareth Bale für 100 Millionen Euro<br />

zu holen – dafür bedarf es keiner Scoutingabteilung.<br />

Das ist nicht unser Weg.<br />

Mittwoch treffen Sie im DFB-Pokal<br />

auf die Wolfsburger. Deren Transferbilanz<br />

weist für die vergangenen fünf<br />

Jahre 110 Millionen Euro minus aus.<br />

Dennoch gilt RB als Speerspitze des<br />

kommerzialisierten Fußballs. Fühlen<br />

Sie sich ungerecht behandelt?<br />

Wir haben einen Transferüberschuss<br />

von 20 bis 25 Millionen Euro erwirtschaftet,<br />

seit ich hier bin. Die Kritik liegt<br />

darin begründet, dass wir neu sind. Nur<br />

so viel: Bei uns wird das Spiel ausverkauft<br />

sein, in Wolfsburg wäre das wahrscheinlich<br />

nicht der Fall. Wir sind ein<br />

Fußballstandort. Das Beispiel Wolfsburg<br />

zeigt aber auch einmal mehr, dass die<br />

Klubs erfolgreich sind, die die drei Ks<br />

besitzen: Kompetenz, Konzepte und Kapital.<br />

Kapital ist hilfreich, genügt aber<br />

nicht. Das zeigt beispielsweise das Gehaltsniveau<br />

bei Klubs wie Stuttgart,<br />

Hamburg und Hertha. Das ist sicherlich<br />

höher als in Mainz oder Augsburg.<br />

Dennoch: Sind Investoren und Firmenklubs<br />

die Zukunft des Fußballs?<br />

Wenn ich unseren Sport mal von oben<br />

betrachte und auf Europa schaue, lande<br />

ich schnell in England. Ich kann immer<br />

RALF<br />

RANGNICK<br />

LEHRER, TRAINER,<br />

KLUB-AUFRÜSTER<br />

Der am 29. Juni 1958 in Backnang,<br />

nahe Stuttgart, geborene Fußball-<br />

Funktionär, ist eigentlich Sport- und<br />

Englischlehrer. Schon während des<br />

Studiums arbeitete er als Coach,<br />

erwarb mit 22 Jahren die Trainer-A-<br />

Lizenz. Mit 41 übernahm Rangnick<br />

seinen ersten Bundesliga-Klub. Nach<br />

Stationen in Stuttgart, Hannover, bei<br />

Schalke und in Hoffenheim erlitt er<br />

2011 einen Burn-out. Seit 2012 lenkt<br />

er als Sportdirektor die Fußball-<br />

Projekte von Red Bull. Das Ziel: RB<br />

Leipzig in die Bundesliga führen.<br />

noch nicht glauben, was da passiert ist.<br />

Dort bekommt jetzt schon ein Aufsteiger<br />

in die Premier League das Doppelte an<br />

Fernsehgeldern wie der FC Bayern München:<br />

garantierte 70 Millionen Euro.<br />

Durch den neuen Fernsehvertrag ab 2016<br />

gibt es noch einmal 70 Prozent mehr.<br />

Wir müssen im internationalen Vergleich<br />

mit weniger Mitteln schauen, wie<br />

wir klarkommen. Wir sollten daher über<br />

die Rechteverwertung reden, die „Sportschau“<br />

und das „Aktuelle Sportstudio“.<br />

Wissen Sie, was das ist? (beginnt eine<br />

Melodie zu singen)<br />

Nein, da muss ich passen.<br />

Die Erkennungsmusik vom Match Of<br />

The Day, BBC. Das gibt es heute immer<br />

noch, es läuft aber in der Aufzeichnung<br />

zu nachtschlafender Zeit. Früher durfte<br />

sich die BBC das Topspiel der Premier<br />

League aussuchen, heute entscheidet<br />

Sky, welches Spiel läuft. Die Frage ist:<br />

Warum zahlt Sky der Liga so viel?<br />

Weil Sky in England verglichen mit<br />

Deutschland ein Vielfaches an Abos<br />

verkauft?<br />

Wenn du in England keinen Sky-Decoder<br />

hast, bekommst du nicht mit, was im<br />

Fußball passiert. Hier in Deutschland ist<br />

die „Sportschau“ nach wie vor immer<br />

noch eine Heilige Kuh.<br />

Und Sie wollen die gern schlachten?<br />

Nein. Aber wenn wir den Anschluss finanziell<br />

nicht verpassen wollen, dann<br />

müssen wir uns mit dem Thema auseinandersetzen.<br />

Ob wir das gut oder<br />

schlecht finden, ist eine andere Frage.<br />

Wir werden das Rad der Entwicklung<br />

aber nicht dadurch aufhalten, dass wir<br />

einfach so tun, als gäbe es das nicht.<br />

Derzeit gibt es in England wenige Leute<br />

und Klubs, die zumindest mal zwei der<br />

drei beschriebenen Ks vereinen. Wir<br />

sollten jedenfalls nicht krampfhaft an allem<br />

festhalten, sondern müssen flexibler<br />

werden.<br />

Auch bezüglich der Öffnung für Investoren?<br />

Diese Entwicklung wird meiner Meinung<br />

nach nicht aufzuhalten sein. Grundsätzlich<br />

ist es doch erstrebenswert, wenn du<br />

als Unternehmen möglichst viel Umsatz<br />

generierst. Und wenn ein Fernsehsender,<br />

ein Investor oder Sponsor bereit ist, so<br />

viel Geld dafür zu bezahlen, dann musst<br />

du doch sagen: „Ja klar, her damit.“ Die<br />

Frage ist nur, was du damit machst. Das<br />

ist das Entscheidende.<br />

ACTION PRESS/ROSICKA,RICHARD<br />

Glücksgefühle auf der ewigen Baustelle<br />

Es gibt Momente, da offenbart sogar<br />

das harte Fußballgeschäft einen<br />

weichen Kern. Das passiert<br />

selten in Zeiten, in denen es zumeist ja<br />

bloß noch darum geht, wie sich aus viel<br />

Geld noch mehr Geld machen lässt. Aber<br />

es passiert. Wie neulich am Niederrhein,<br />

nahe der niederländischen Grenze.<br />

VON PHILIP SAGIOGLOU<br />

Da verlängerte Borussia Mönchengladbach<br />

den Vertrag mit Granit Xhaka,<br />

22, einem Mittelfeldspieler mit großartiger<br />

Perspektive. Und als genügte die Unterschrift<br />

nicht als Zeichen der Zuneigung,<br />

folgten warme Worte: „Ich fühle<br />

mich superwohl, es gibt derzeit keinen<br />

besseren Verein für mich“, sagte Xhaka<br />

und erklärte noch, er möchte eines Tages<br />

sogar Titel mit der Borussia gewinnen.<br />

Keine Woche später verpflichten<br />

die Gladbacher auch Thorgan Hazard, 21,<br />

hochbegabt und bislang ausgeliehen vom<br />

FC Chelsea. Ein Supertalent, das sich gegen<br />

eine Zukunft beim Londoner Topklub<br />

entschied und dies mit romantischer<br />

Diktion versüßte: „Borussia ist der<br />

Klub, der perfekt zu mir passt. Eine gute<br />

Trotz des<br />

Dämpfers in der<br />

Europa League<br />

blickt Borussia<br />

Mönchengladbach<br />

optimistisch in die<br />

Zukunft. Neue<br />

Verträge für die<br />

Toptalente<br />

Mannschaft, ein guter Trainer, das ist für<br />

mich ein guter Platz, um mich weiterzuentwickeln.“<br />

Mönchengladbach, das<br />

Zentrum der Harmonie. Nicht einmal<br />

das unglückliche Aus in der Europa League<br />

gegen Sevilla vermag den Optimismus<br />

beim aufstrebenden Tabellendritten<br />

der Bundesliga zu dämpfen, zumal heute<br />

Nachmittag mit Aufsteiger Paderborn<br />

nicht gerade ein Angstgegner anrückt.<br />

Innerhalb weniger Tage hat die Borussia<br />

schließlich mit Xhaka und Hazard das<br />

Fundament gegossen, mit dem der Klub<br />

seine aussichtsreiche Zukunft zementieren<br />

möchte. Dass sich außerordentlich<br />

talentierte, junge Spieler für<br />

Gladbach entscheiden und dies offenkundig<br />

nicht nur aus finanziellen Motiven<br />

– das sorgt für neue Glücksgefühle<br />

im Verein, der vor vier Jahren noch vor<br />

dem Absturz in die Zweitklassigkeit<br />

stand und der nur über die Relegation<br />

die Bundesliga erhalten konnte.<br />

Dass die Borussia über die notwendige<br />

Kompetenz und Liquidität verfügt,<br />

Deals wie diese abzuwickeln, ist zu einem<br />

großen Teil dem Sportdirektor Max<br />

Eberl zu verdanken. Dank dessen weitsichtiger<br />

Organisation ist die Borussia<br />

von einem Abstiegskandidaten zu einem<br />

Champions-League-Aspiranten aufgestiegen.<br />

Längst zählt Eberl nach seinen<br />

Managementerfolgen zur gehobenen<br />

Klasse im Kreis der deutschen Strippenzieher.<br />

Entscheidungen wie die von Hazard<br />

und Xhaka sind für den 41-Jährigen<br />

„eine Bestätigung für die erfolgreiche<br />

Entwicklung, die wir<br />

„Wenn andere<br />

schwächeln,<br />

wollen wir<br />

da sein“<br />

genommen haben und<br />

die wir auch fortsetzen<br />

werden“.<br />

Der ehemalige Profi<br />

hat es bei allem Fortschritt<br />

in Mönchengladbach<br />

dennoch mit<br />

einer ewigen Baustelle<br />

zu tun. In den zurückliegenden<br />

Jahren<br />

musste die Borussia<br />

so manchen Umbruch<br />

stemmen. 2012 verließen<br />

die Leistungsträger Marco Reus,<br />

Dante und Roman Neustädter den Verein.<br />

Im vergangenen Sommer wechselte<br />

Torwart Marc-André ter Stegen zum FC<br />

Barcelona. „Dass wir nicht in der günstigen<br />

Situation sind, alle Spieler zu behalten<br />

und noch mal drei draufzusatteln, ist<br />

Max Eberl, Manager<br />

Borussia Mönchengladbach<br />

bekannt“, sagt Eberl. „Die Romantik,<br />

dass alle bei uns bleiben, gibt’s nicht.“<br />

Wohl wahr, schließlich wird sich in<br />

wenigen Monaten auch der noch ausgeliehene<br />

Weltmeister Christoph Kramer<br />

verabschieden und zu Leverkusen zurückkehren.<br />

„Für uns ist es ein gesunder<br />

Prozess, dass wir Spieler optimal entwickeln,<br />

bis sie so gut<br />

sind, dass sie eventuell<br />

zu Topklubs wechseln“,<br />

erklärt Eberl.<br />

„Dann müssen wir<br />

eben Geld generieren,<br />

um als Verein den<br />

nächsten Schritt zu gehen.“<br />

Ob Eberl von der<br />

Champions League<br />

spricht? „Das wäre<br />

noch einmal ein sehr<br />

großer Schritt für<br />

uns“, sagt er, aber: „Jetzt davon zu träumen,<br />

bringt nichts. Wenn andere schwächeln,<br />

dann wollen, müssen und können<br />

wir da sein.“ Dass die Borussia trotz der<br />

vielen Abgänge namhafter Spieler noch<br />

immer oben steht, ist auch Eberls Geschick<br />

zu verdanken. Neben Xhaka, Hazard<br />

und Kramer hat er seit 2012 unter<br />

anderem Yann Sommer, André Hahn<br />

und Max Kruse geholt, die echte Verstärkungen<br />

und Stammkräfte wurden.<br />

Auch am Borussia-Park wissen alle,<br />

dass der Weg auf dem dritten oder vierten<br />

Tabellenplatz enden könnte. Daran<br />

hat sich auch nach dem Aus in der Europa<br />

League nichts geändert - im Gegenteil:<br />

Jetzt will sich Gladbach auf die Liga<br />

konzentrieren. Ohnehin sind sie der Favorit<br />

im Schneckenrennen um die Europapokal-Plätze,<br />

das sich hinter den Bayern<br />

und Wolfsburg abspielt.<br />

Die Teilnahme an der Champions League<br />

– und damit Zusatz-Einnahmen in<br />

zweistelliger Millionenhöhe –, würde eine<br />

exzellente Basis für Verhandlungen<br />

bieten, zum Beispiel mit Stürmer Max<br />

Kruse, dessen Vertrag angeblich eine<br />

Ausstiegsklausel beinhaltet und an dem<br />

Schalke und Dortmund interessiert sein<br />

sollen. „Er hat erklärt, dass an den Gerüchten<br />

nichts dran ist“, sagt Eberl dazu.<br />

Und sollte es tatsächlich einen Klub geben,<br />

der einen Spieler aus Gladbach abwerben<br />

möchte, dann müsse, wie Eberl<br />

betont, „mittlerweile schon ein großer<br />

Verein mit guten Argumenten kommen“.


*<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 *<br />

SPORT<br />

27<br />

Röhrendes Kraftpaket<br />

Was die Masse<br />

sagt, das kümmert<br />

Candace<br />

Puopolo herzlich<br />

wenig.<br />

Die Amerikanerin<br />

lässt<br />

sich nichts diktieren, unterwirft sich keiner<br />

gesellschaftlichen Norm, auch wenn<br />

sie der eine oder andere Zeitgenosse bisweilen<br />

schräg von der Seite mustert.<br />

Candace Puopolo ist 34 Jahre alt, 158<br />

Zentimeter klein und im Gegensatz zu<br />

früheren Zeiten kein zartes<br />

Persönchen mehr – denn<br />

sie hat sich viele harte<br />

Muskeln antrainiert.<br />

Sechzig nahezu fettfreie<br />

Kilogramm bringt sie mittlerweile<br />

auf die Waage, jeder<br />

ihrer muskulösen Arme<br />

und sogar ihr Dekolleté ist<br />

zugepflastert mit Tattoos,<br />

die langen Haare rot gefärbt,<br />

ihr Lachen klingt rau<br />

und herzlich. Ein Energiebündel,<br />

der Gegenentwurf<br />

zu einem Püppchen. „Ich<br />

hätte früher gegen mich<br />

selbst rebelliert, hätte ich<br />

gekonnt“, sagt sie und lächelt.<br />

VON MELANIE HAACK<br />

Candace Puopolo ist eine<br />

erstaunliche Frau. Eine,<br />

die gleich zwei Männerdomänen<br />

durchbricht: Als gefeierte<br />

Frontfrau der Hardcore-Band<br />

Walls Of Jericho<br />

ist sie in dieser Szene am<br />

Mikro fast allein unter<br />

Männern. Außerdem<br />

stemmt sie Gewichte, die<br />

ihr niemand zutrauen würde<br />

– Puopolo ist eine leidenschaftliche<br />

und erfolgreiche<br />

Powerlifterin, einer<br />

Dreikampf-Disziplin aus<br />

Kniebeugen, Bankdrücken<br />

und Kreuzheben.<br />

„Ich wollte nie schwach<br />

sein – weder physisch noch<br />

psychisch“, sagt die Mutter<br />

einer dreieinhalbjährigen<br />

Tochter. Das alles hat einen<br />

ernsten Hintergrund und<br />

ein hehres Ziel als Antrieb.<br />

„Ich möchte dabei helfen,<br />

etwas zu bewegen, die Dinge<br />

zum Guten verändern.“<br />

Auf einmal blickt sie sehr<br />

ernst.<br />

Im Kampf gegen Vorurteile<br />

und Konventionen ist<br />

Puopolo mehr als konsequent.<br />

„Mein Mann und ich haben uns<br />

vor ein paar Jahren entschlossen, einen<br />

weiteren Traum zu verfolgen, deshalb<br />

zogen wir von Boston nach Ohio“, erklärt<br />

sie. Der Grund ist sportlicher Natur:<br />

Das Paar wollte in Ohio von den<br />

Candace Puopolo<br />

ist Sängerin einer<br />

Hardcore-Band und<br />

die beste Powerlifterin<br />

Amerikas. 200 Kilo<br />

kann sie stemmen. Jetzt<br />

will sie den Weltrekord<br />

Starke Frau: Hardcore-Röhre Puopolo hält mit<br />

200 Kilogramm den US-Rekord im Kreuzheben<br />

besten Powerliftern lernen und sich ihrem<br />

Sport voll und ganz verschreiben.<br />

Inzwischen trainiert die Sängerin sechsmal<br />

pro Woche, selbst während einer<br />

Tournee mit ihrer Band nimmt sie sich<br />

die Zeit fürs Fitness-Studio und für das<br />

Gewichtestemmen.<br />

Dass aus der zierlichen Person eine<br />

Frau mit Muskeln geworden ist, die so<br />

manchen Kerl vor Neid erblassen lässt,<br />

ist eine logische Konsequenz. 200 Kilogramm<br />

kann sie mittlerweile aus einer<br />

vorn übergebeugten Position, genannt<br />

Kreuzheben, vom Boden<br />

stemmen, das ist<br />

US-Rekord in ihrer<br />

Klasse.<br />

„Mein großes Ziel ist<br />

es, irgendwann den<br />

Weltrekord zu knacken“,<br />

sagt sie. Der liegt<br />

bei 232 Kilogramm.<br />

Auch weil es ihr möglich<br />

ist, Grenzen zu<br />

sprengen, fasziniert sie<br />

diese Sportart. „Mein<br />

Ziel ist es, einen stärkeren<br />

Willen zu haben, einen<br />

stärkeren Körper.<br />

Mich kümmern keine<br />

Kommentare, die mir<br />

sagen, ich sei nicht<br />

mehr feminin genug.“<br />

Puopolo sitzt im<br />

WALLS OF JERICHO/PICASA<br />

Backstage-Bereich des<br />

Event-Werks in Dresden,<br />

noch fünf Stunden<br />

bis zum Konzert vor<br />

2000 Fans des harten,<br />

brachialen Sounds. Die<br />

Powerfrau wirkt lässig,<br />

keine Spur von Anspannung<br />

im kraftstrotzenden<br />

Körper. Walls of Jericho<br />

ziehen bereits seit<br />

17 Jahren umher, sie gehören<br />

zu den bekannten<br />

Namen der Szene – vor<br />

allem dank der unverwechselbaren<br />

Frontfrau.<br />

Später an diesem<br />

Abend wird sie über die<br />

Bühne rennen, gewaltig<br />

springen, ins Mikrofon<br />

schreien und mit der<br />

Urgewalt ihrer Musik<br />

über die Masse hereinbrechen.<br />

Wütend und<br />

brutal kommen die<br />

Songs daher, erstaunlich,<br />

welche Energie diese<br />

kleine Frau verströmt.<br />

Doch es gibt<br />

auch diese eine, ganz<br />

ruhige, melancholische<br />

Platte „Redemption“ –<br />

in Gedenken an ihre<br />

verstorbene Mutter. Wie in ihrem Sport<br />

gilt für Puopolo in der Musik einzig der<br />

eigene Anspruch, keine vorgefertigten<br />

Meinungen, keine Schubladen.<br />

Nur wenn es darum geht, was sie kurz<br />

vor dem Konzert am liebsten noch machen<br />

möchte, dann wird die nach außen<br />

so taffe Frau auf einmal ganz zart. Und<br />

sagt: „Meine kleine Tochter sehen“.<br />

Mehr als 7000 Kilometer liegen gerade<br />

zwischen Mutter und Kind, zehn Tage<br />

haben sie sich nicht gesehen. Skype hilft<br />

eben nur bedingt.<br />

„Ich liebe Musik und bin happy, dass<br />

ich durch sie die Welt sehen darf, aber<br />

ich bin eben auch leidenschaftliche<br />

Sportlerin und vor allem Mutter“, unterstreicht<br />

sie. Dabei hat das Powerlifting<br />

die Musik als primäres Ziel ihrer Ambitionen<br />

längst abgelöst. Obwohl sie Band<br />

und Tourleben nicht missen möchte, gehören<br />

ausgedehnte Konzertreisen mittlerweile<br />

der Vergangenheit an: zehn Tage<br />

am Stück, zwei- bis dreimal im Jahr,<br />

mehr geht und will Puopolo nicht mehr.<br />

Auch weil sie die Sache mit dem<br />

Powerlifting sehr ernst nimmt.<br />

Rock’n’Roll mit wenig Schlaf, viel Alkohol<br />

und ungesundem Essen ist nicht unbedingt<br />

zuträglich, um in bester körperlicher<br />

Verfassung zu bleiben.<br />

Candace Puopolo betreibt ihre Passion<br />

Sport dabei auch für andere – für<br />

krebskranke Kinder. Sie ist ein Teil von<br />

Relentless, einer Organisation, die Kindern<br />

mit lebensbedrohlichen Erkrankungen<br />

und deren Familien hilft. Einmal im<br />

Jahr wird dafür unter anderem ein großes<br />

Powerlifting-Event veranstaltet. Der<br />

Erlös kommt den kleinen Patienten zugute.<br />

„Wer kann denn dagegen etwas sagen?<br />

Ich mache das, was ich liebe, und<br />

nutze es noch dazu, die Welt dieser Kinder<br />

zum Positiven zu verändern.“<br />

Dass ihr der Job als Hardcore-Sängerin<br />

den Weg geebnet habe, zu ihrer Leidenschaft,<br />

dem Powerlifting, führt sie<br />

noch aus. „Es hat mir das kleine Extra<br />

gegeben“, sagt Candance Puopolo. „Dieses<br />

Wissen: Ich kann mich überall<br />

durchkämpfen, egal was kommt.“ Und<br />

damit meint sie nicht nur Gewichte,<br />

%<br />

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Ich kann<br />

mich überall<br />

durchkämpfen,<br />

egal, was<br />

kommt<br />

Candace Puopolo über ihr<br />

neues Selbstverständnis –<br />

gestärkt durch Hardcore-Musik<br />

und Gewichtheben<br />

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sondern jegliche Hindernisse, die es zu<br />

überwinden gilt.<br />

Davon hatte sie besonders in ihrer<br />

Kindheit und Jugend recht viele. Puopolo<br />

war ein Teenager, der Vater gerade<br />

gestorben, die Mutter süchtig nach allem,<br />

was sie in die Finger bekam. Und<br />

sie brachte bisweilen sogar gewaltbereite<br />

Männer mit nach Hause. „Ich war<br />

zerstört und fühlte mich alleine. Hardcore<br />

hat mir ein Zuhause gegeben“, erzählt<br />

sie.<br />

Die positiven Gefühle will sie mit ihren<br />

Songs auf das Publikum übertragen.<br />

Doch als Frontfrau von Walls of Jericho<br />

schlug ihr anfangs von vielen Seiten Unverständnis<br />

und Skepsis entgegen. Was<br />

macht die Frau da? Kann man die in dieser<br />

Männerdomäne überhaupt ernst<br />

nehmen? „Es hat mich verletzt, aber es<br />

hat mich auch stärker gemacht. Ich war<br />

einfach eine wütende Person, die viel<br />

durchgemacht hatte und das mit der<br />

Welt teilen wollte. Niemand durfte mir<br />

erlauben, nicht Teil einer Szene zu sein.<br />

Einfach nur, weil ich eine Frau war.“<br />

Candace Puopolo blieb. Und sie singt<br />

– besser: schreit – heute noch von Themen<br />

wie häuslicher Gewalt, sexuellem<br />

Missbrauch, darüber, positiv zu denken,<br />

die eigene Einstellung zu ändern, seinen<br />

eigenen Weg zu gehen und an sich selbst<br />

zu glauben. „Du darfst nicht zu dem<br />

Menschen werden, in den dich andere<br />

gerne verwandeln würden. Das ist<br />

schwierig, aber eine starke Frau<br />

bleibt sie selbst.“ Auch ihrer Psyche und<br />

ihren moralischen Maximen hilft das<br />

Powerlifting.<br />

„Du wirst ja auch immer wieder herausgefordert.<br />

Um voranzugehen,<br />

brauchst du Energie“, sagt sie. Mit<br />

Hardcore-Musik und Kraftsport lädt sie<br />

ihre Batterie.<br />

Besonders für ihr wichtigstes Projekt,<br />

die kleine Patsy, ihre Tochter.<br />

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NACHRICHTEN<br />

FUSSBALL<br />

Mario Gomez nimmt<br />

Podolski in Schutz<br />

Nationalspieler Mario Gomez, 29, hat<br />

eine Lanze für seinen schwer in die<br />

Kritik geratenen Italien-Kollegen Lukas<br />

Podolski, 29, gebrochen. „Es ist nicht<br />

immer einfach, das Land zu wechseln.<br />

Podolski leistet sein Bestes, doch Inter<br />

hat eine schwierige Phase erlebt, nicht<br />

nur Podolski“, sagte der Stürmer des<br />

AC Florenz der „Gazzetta dello Sport“.<br />

Gomez hatte am vergangenen Donnerstag<br />

gegen Tottenham Hotspur<br />

(2:0) sein erstes Tor in der Europa<br />

League seit einem Jahr geschossen.<br />

Podolski war dagegen beim 1:0 von<br />

Inter Mailand gegen Celtic Glasgow<br />

zum Zuschauen verdammt. Er ist nicht<br />

für den europäischen Wettbewerb<br />

nominiert worden.<br />

Regelhüter halten an<br />

Dreifachbestrafung fest<br />

Die umstrittene Dreifachbestrafung<br />

bleibt vorerst bestehen. Das für Regelfragen<br />

zuständige International Football<br />

Association Board IFAB sprach sich<br />

gegen eine Änderung der Bestrafung<br />

aus Elfmeter, Roter Karte und Sperre<br />

für den Sünder bei Notbremsen im<br />

Strafraum aus. Abgelehnt wurde auch<br />

eine vierte Einwechslung bei Spielen,<br />

die in die Verlängerung gehen, und die<br />

Einführung von Videotechnologie zur<br />

Unterstützung der Schiedsrichtern.<br />

BASKETBALL<br />

Schwacher Schröder<br />

gewinnt mit Atlanta<br />

Dennis Schröder feierte mit den Atlanta<br />

Hawks in der nordamerikanischen<br />

Profiliga NBA trotz einer enttäuschenden<br />

Vorstellung den dritten Sieg<br />

in Serie. Beim 95:88 gegen die Orlando<br />

Magic traf der Braunschweiger nur<br />

einen von acht Würfen aus dem Feld<br />

und leistete sich vier Ballverluste. Am<br />

Ende standen in 13:47 Minuten Spielzeit<br />

drei Punkte sowie drei Assists zu Buche.<br />

Atlanta führt in der Eastern Conference<br />

mit 45 Siegen und 12 Niederlagen<br />

vor den Toronto Raptors (37:20).<br />

RODELN<br />

Wendl/Arlt und Eitberger<br />

erstmals Europameister<br />

Die Olympiasieger und Weltmeister<br />

Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee)<br />

holten sich beim letzten<br />

Saisonrennen in Sotschi ihr erstes<br />

EM-Gold. Bei den Damen triumphierte<br />

EM-Debütantin Dajana Eitberger. Die<br />

Thüringerin setzte sich überraschend<br />

vor Olympiasiegerin Natalie Geisenberger<br />

(Miesbach) durch, die jedoch<br />

den Gesamtweltcup gewann.<br />

BOB<br />

Schneiderheinze und<br />

Martini mit WM-Medaillen<br />

Die Pilotinnen Anja Schneiderheinze<br />

(Erfurt) und Cathleen Martini (Oberbärenburg)<br />

glänzten bei den Weltmeisterschaften<br />

in Winterberg mit Medaillengewinnen.<br />

Schneiderheinze holte mit<br />

Anschieberin Annika Drazek Silber, der<br />

Sieg ging an Elana Meyers Taylor<br />

(USA). Martini gewann im letzten großen<br />

Rennen ihrer Karriere mit Stephanie<br />

Schneider nach vier Läufen Bronze.<br />

Stefanie Szczurek (Oberhof) belegte<br />

mit Erline Nolte Rang vier. Junioren-<br />

Weltmeisterin Miriam Wagner (Riesa)<br />

und Lisa Buckwitz wurden Zehnte.<br />

SKI NORDISCH<br />

Frenzel und Rydzek<br />

holen WM-Silber<br />

Eric Frenzel (Oberwiesenthal) und<br />

Johannes Rydzek (Oberstdorf) gewannen<br />

im letzten Wettbewerb der Nordischen<br />

Kombination bei den Weltmeisterschaften<br />

in Falun die Silbermedaille.<br />

Im Team-Sprint mussten sie sich nur<br />

Titelverteidiger Frankreich geschlagen<br />

geben. Die deutschen Skispringer landeten<br />

dagegen im Team-Wettbewerb<br />

nur auf Platz fünf. Norwegen durchbrach<br />

die Siegesserie von Österreich<br />

(seit 2005), die Polen wurden Dritte.<br />

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28 SPORT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

TOPS & FLOPS<br />

+ Gewinner<br />

Lindsey<br />

Vonn<br />

Ob der US-Skistar die Sicherheitskräfte<br />

am Münchner Flughafen mit<br />

ihrem Augenaufschlag bezirzte, ist<br />

nicht bekannt. Die Weltcup-Rekordsiegerin<br />

durfte auch ohne ihren (vergessenen)<br />

Reisepass weiterfliegen.<br />

Thomas<br />

Bach<br />

Der Präsident des Internationalen<br />

Olympischen Komitees will mit dem<br />

Werbe-Tabu brechen. Bei den Spielen<br />

2016 in Rio sollen die Sportler erstmals<br />

mit ihren persönlichen Sponsorenlogos<br />

starten dürfen. Neue PR-Zeitrechnung.<br />

– Verlierer<br />

Brooklyn<br />

Beckham<br />

Der 15-jährige Sohn des früheren englischen<br />

Fußball-Nationalmannschaftskapitäns<br />

hat es schwer, in die<br />

Fußstapfen seines Vaters David zu<br />

treten. Sein Junior-Vertrag bei Arsenal<br />

London wurde nicht verlängert.<br />

Darren<br />

Clarke<br />

Vorige Woche wurde der Nordire als<br />

Kapitän des europäischen Ryder-Cup-<br />

Teams 2016 nominiert. Hat ihm die<br />

Berufung die Konzentration geraubt?<br />

Bei den Joburg Open in Johannesbug<br />

scheiterte er bereits am Cut.<br />

ZITAT DER WOCHE<br />

„Romantische<br />

Flitterwochen<br />

würde ich das<br />

nicht nennen“<br />

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel<br />

über die Startphase bei der Scuderia<br />

FOTOS DER WOCHE<br />

Er wurde beschimpft,<br />

verspottet und bedroht.<br />

Jahrelang schlug Valmore<br />

„Val“ James, 58,<br />

bei jedem Auswärtsspiel<br />

der blanke Rassenhass<br />

entgegen. Als<br />

Erster in den USA geborener Afroamerikaner<br />

spielte er 1981/82 in der nordamerikanischen<br />

Eishockey-Liga NHL. In seiner<br />

jetzt erschienenen Autobiografie<br />

„Black Ice“ schildert er auf 217 Seiten die<br />

unfassbaren Demütigungen.<br />

VON GUNNAR MEINHARDT<br />

WELT AM SONNTAG: Mister James,<br />

konnten Sie sich mit dem Buch Ihre<br />

Schmerzen von der Seele schreiben?<br />

VALMORE JAMES: Absolut, dadurch<br />

habe ich eine Neugeburt erlebt. Ich kann<br />

jetzt wieder ruhig schlafen. Das Martyrium<br />

ist vorbei. Es war die beste Therapie<br />

nach dem Gang durch die Hölle.<br />

Eine Hölle, die für Sie im Alter von 13<br />

Jahren begann.<br />

Ja. Ich war mit einem Kinder-All-Star-<br />

Team unterwegs. Wir spielten in Michigan.<br />

Noch bevor der erste Puck geworfen<br />

wurde, schrie ein weißer Zuschauer:<br />

„Hey, du, du bist nichts anderes als ein<br />

verdammter Nigger. Du Nigger. Wer hat<br />

dir gesagt, dass es für einen Nigger okay<br />

ist, Eishockey zu spielen?“<br />

Wie haben Sie darauf reagiert?<br />

Ich war erschüttert, schockiert. Ich<br />

konnte nicht glauben, dass ich gemeint<br />

war. Was hatte ich diesem Menschen getan?<br />

Ich kannte ihn gar nicht. Ich fragte<br />

mich: Warum beschimpft er mich, warum<br />

hasst er mich? Ich wusste natürlich,<br />

was das N-Wort bedeutet. Dass damit<br />

Untermenschen gemeint sein sollen, die<br />

man knechtet, foltert oder gar tötet.<br />

Meine Eltern waren dem Rassenhass im<br />

Süden Floridas ausgesetzt. Deshalb zogen<br />

sie, als ich drei war, nach Long Island<br />

in eine weiße Nachbarschaft. Ich<br />

sollte es besser haben als sie.<br />

Ein Irrglaube?<br />

Jedenfalls solange ich Eishockey spielte.<br />

Egal in welcher Liga, bis hoch in die<br />

NHL, immer wurde ich bei Auswärtsspielen<br />

aufs Schlimmste verachtet. Nicht<br />

nur von Fans, auch von Gegenspielern.<br />

Sobald ich auf dem Eis stand, machten<br />

sie mich als Nigger nieder und beschimpften<br />

mich im Zusammenhang mit<br />

dem N-Wort als „Spook“ („Gespenst“),<br />

„Coon“ („Waschbär“), „Jungle Bunny“<br />

(„Dschungelhase“) oder „Porch Monkey“<br />

(„Balkonaffe“). Die reine Spielzeit<br />

beim Eishockey beträgt 60 Minuten,<br />

durch die vielen Unterbrechungen dauert<br />

ein Match etwa zweieinhalb Stunden.<br />

Alle drei Sekunden brüllten sie ein übles<br />

Wort. Und das bei 40 Auswärtsspielen<br />

pro Saison über einen Zeitraum von<br />

zehn Jahren. Können Sie sich vorstellen,<br />

was ich durchgemacht habe?<br />

Nicht annähernd, zumal Sie über eine<br />

Zeit reden, die weit nach dem Beschluss<br />

des „Civil Rights Act” liegt.<br />

Seit 1964 gibt es in den USA das Rassendiskriminierungsgesetz.<br />

Außerdem<br />

wurden in Ihrer Ära Sportler wie<br />

der Basketballspieler Kareem Abdul-<br />

Jabbar oder Leichtathlet Carl Lewis<br />

trotz ihrer dunklen Hautfarbe als<br />

Megastars gefeiert.<br />

Das ist richtig. Aber Amerika ist groß. Ich<br />

stand auch nicht im Rampenlicht wie Abdul-Jabber<br />

oder Lewis. Bei den Spielen in<br />

Kanada entlud sich der Hass gegen mich<br />

gleich doppelt. Denn die Kanadier wollten<br />

nicht, dass ein Amerikaner ihr Spiel<br />

spielt. Außerdem war ich noch schwarz.<br />

Sie winkten mit Bananen oder bewarfen<br />

mich damit. Es flogen auch Chicken<br />

„Ich habe geweint<br />

vor Schmerz“<br />

Sanfter Koloss: 1,88-Meter-Mann Val James sitzt entspannt in seinem Lieblingssessel, zu Hause in Ontario/Kanada<br />

VAL JAMES<br />

ERSTER SCHWARZER<br />

US-EISHOCKEY-PROFI<br />

Wings in meine Richtung. Ich wurde verspottet<br />

mit Wassermelonen, auf denen<br />

mein Namen stand. Manchmal trugen die<br />

aggressiven Fans sogar Ku-Klux-Klan-<br />

Kostüme. Mir wurden auch Plakate entgegengehalten,<br />

auf denen in Lebensgröße<br />

ein schwarzes Dschungelwesen zu sehen<br />

war, mit einem Knochen durch die Nase,<br />

abstehenden Haaren, Grasrock, Speer<br />

und Schild in der Hand.<br />

Wie haben Sie das nur ausgehalten?<br />

Ich liebte Eishockey und wollte in der<br />

NHL spielen. Diesen Traum wollte ich<br />

mir von keinem zerstören lassen. Vom<br />

Heimpublikum hörte ich nie ein schlechtes<br />

Wort. Auch nicht von meinen Mitspielern.<br />

Sie halfen mir, die Schmähungen<br />

bei den Auswärtsspielen zu verdrängen.<br />

Ich sagte mir: Wenn auf den Rängen<br />

keine Ruhe herrscht, bringe ich meine<br />

Val James musste als<br />

erster schwarzer<br />

Amerikaner im<br />

Profi-Eishockey<br />

unerträgliche<br />

Beleidigungen und<br />

Anfeindungen ertragen<br />

Valmore Curtis James wurde am 14. Februar 1957 in Ocala/Florida geboren. Als Kind<br />

zog er mit seinen Eltern nach Long Island, wo sein Vater auf der Insel vor den<br />

Toren New Yorks einen Job als Manager einer Eislaufbahn übernahm. Die Freude<br />

am Schlittschuhlaufen führte ihn zum Eishockey und bis hin zu einer Karriere in<br />

der National Hockey League. In der Saison 1981/82 debütierte James bei den Buffalo<br />

Sabres, wurde der erste in den USA gebürtige Schwarze in der NHL – und<br />

oftmals Opfer rassistischer Anfeindungen durch Fans oder Gegenspieler.<br />

Gegenspieler auf dem Eis zum Schweigen.<br />

Ich war sehr kräftig, körperlich robust,<br />

diese Stärke bekamen sie zu spüren.<br />

Ich habe mich oft geprügelt. Mit<br />

meinen Fäusten war ich immer der Sieger.<br />

So verschaffte ich mir zumindest<br />

Respekt auf dem Eis.<br />

Und das gab Ihnen inneren Frieden?<br />

Mein Vorbild war und ist Muhammad<br />

MICHELLE SIU/THE NEW YORK TIMES//REDUX/LAIF<br />

Ali. In seiner Zeit als Boxer opferte er alles<br />

für seine Antikriegshaltung. Ihm wurden<br />

alle Titel und Ehrungen aberkannt,<br />

doch Stolz und Ehre konnte ihm keiner<br />

nehmen – so wie mir. Obwohl es natürlich<br />

extrem schwer war, sich außerhalb<br />

des Eisrings zu beherrschen.<br />

So wie nach einem Vorfall 1982 in<br />

Boston, den Sie ausführlich im Buch<br />

beschreiben. Damals spielten Sie mit<br />

Buffalo bei den Bruins.<br />

Nach dem Match erlebte ich meine<br />

schrecklichsten Momente. Wir saßen<br />

im Mannschaftsbus und wollten losfahren,<br />

als eine wütende Menge sich vor<br />

den Bus stellte und skandierte:<br />

„Schickt den Nigger raus!“ Eine Bierflasche<br />

flog an die Frontscheibe, sie zersplitterte.<br />

Mein Puls stieg bestimmt auf<br />

über 200. Wenn mich der Trainer nicht<br />

zurückgehalten hätte, wäre ich rausgegangen<br />

und hätte mich gestellt. Über<br />

all die schrecklichen Jahre hatte ich<br />

aber auch gelernt, ruhig zu bleiben. Ich<br />

muss aber zugeben, dass ich damals geweint<br />

habe. Diese Schmähungen taten<br />

extrem weh.<br />

Konnte jeder zu Ihnen sagen, was er<br />

wollte, ohne bestraft zu werden? Das<br />

1964 erlassene Gesetz verbot doch<br />

jegliche auf Rasse, Hautfarbe, Religion,<br />

Geschlecht oder nationaler Herkunft<br />

begründete Diskriminierung in<br />

öffentlichen Einrichtungen.<br />

Wer Tickets gekauft hatte, konnte sich<br />

benehmen, wie er wollte. Selbst Hinweise<br />

der Hallensprecher, dass rassistische<br />

Beleidigungen nicht erlaubt sind, wurden<br />

ignoriert. Strafen legte die NHL erst<br />

nach meiner Zeit fest. Deshalb kommt so<br />

etwas in den Arenen heute nicht mehr<br />

vor. Es gab damals aber auch Weiße, die<br />

versuchten, mich zu schützen.<br />

Sie meinen Patrick Meehan, der heute<br />

ein hochrangiger Politiker ist.<br />

Bevor er Politiker wurde, war er Eishockey-Schiedsrichter.<br />

Einmal pfiff er ein<br />

Spiel von mir und unterbrach es, als<br />

Fans mit einer Angel einen Spielzeugaffen<br />

in die Strafbox hielten, in der ich gerade<br />

saß. Mister Meehan wollte das Spiel<br />

abbrechen, wenn die Rassisten nicht aus<br />

der Halle fliegen würden. Das hätte einen<br />

riesigen Eklat gegeben. Seiner Forderung<br />

wurde stattgegeben.<br />

Warum haben Sie Ihre Erinnerungen<br />

erst 27 Jahre nach Ihrem Karriereende<br />

niedergeschrieben?<br />

Nachdem ich aufgehört hatte, wollte ich<br />

nur noch eins: ein normales, ruhiges Leben.<br />

Ich war nervlich am Ende. Es dauerte<br />

länger als zehn Jahre, bis ich wieder<br />

ein Eishockeyspiel ansehen konnte.<br />

Selbst wenn ich heute Matches anschaue,<br />

dröhnen die wüsten Beschimpfungen<br />

wieder in meinen Ohren. Sie<br />

werden mich immer verfolgen.<br />

Wusste Ihre Frau, was Sie durchgemacht<br />

haben?<br />

Erst, als ich ihr das Manuskript zum Lesen<br />

gab, erfuhr sie von meiner furchtbaren<br />

Vergangenheit. Nach den ersten fünf<br />

Seiten begann sie bitterlich zu weinen.<br />

So ging es weiter. Erst ab Seite 77 wurde<br />

sie gefasster. Der Einzige, mit dem ich<br />

über alles gesprochen habe, ist John Gallagher.<br />

Er war Polizeioffizier, ist jetzt<br />

Rechtsanwalt und mein Co-Autor.<br />

Was erhoffen Sie sich vom Buch?<br />

Es soll die Menschen zum Nachdenken<br />

anregen, sie an die zehn Gebote aus der<br />

Bibel erinnern. Sie sollen sich fragen:<br />

Wie würde ich mich verhalten, wenn<br />

man mich so beleidigen würde? Wenn<br />

die Erkenntnis reift, alles dafür im friedlichen<br />

Sinne zu tun, dass so etwas nicht<br />

vorkommt, wäre viel erreicht.<br />

Wenn Lionel Messi Ablenkung vom<br />

Fußball finden will, widmet er sich -<br />

na klar - der Familie. Nach dem verschossenen<br />

Elfer in der Champions<br />

League brachte ein Selfie mit Freundin<br />

und Sohn die gute Laune zurück.<br />

Wer sich schon immer fragte, was<br />

diese Männer mit den so merkwürdig<br />

anmutenden Staubsaugern beim<br />

Skispringen machen: Jedes noch so<br />

kleine Körnchen wird aus der Spur<br />

gepustet. Der Sicherheit zuliebe.<br />

REUTERS, GETTY IMAGES (2). INSTAGRAM, AP, AFP<br />

Der Norweger Petter Northug<br />

stürmte als Staffel-<br />

Schlussläufer vorbei am<br />

schwedischen Rivalen zum<br />

Gold bei der nordischen<br />

Ski-WM. Nach der Zieldurchfahrt legte<br />

er vielsagend den Zeigefinger auf die<br />

Lippen, seine Augen blitzten herausfordernd.<br />

Pure Arroganz – befanden die<br />

Schweden, in inniger Feindschaft mit<br />

den Norwegern verbunden. Später posierte<br />

das gesamte Sieger-Quartett mit<br />

VON MELANIE HAACK<br />

dieser Geste für ein Foto. Sollte das ein<br />

Zeichen für die schwedischen Fans sein?<br />

Ganz nach dem Motto: „Jetzt herrscht<br />

Ruhe, die Verhältnisse sind geklärt. Wir<br />

sind die Besten?“ Northug schwieg dazu.<br />

Und die Langlaufszene diskutiert.<br />

Der 29 Jahre alte Norweger gewann<br />

bei diesen Weltmeisterschaften in Falun/<br />

Schweden bereits drei Titel und kann am<br />

Sonntag noch einen draufpacken. Mit<br />

insgesamt zwölf Goldmedaillen ist er<br />

schon jetzt der erfolgreichste Langläufer<br />

der WM-Geschichte. Northug aber ist<br />

Umkehr<br />

zum<br />

stillen<br />

Star<br />

Petter Northug<br />

verzichtet auf große<br />

Sprüche und sammelt<br />

lieber Langlauf-Gold<br />

nicht nur enorm erfolgreich, sondern<br />

auch ein Unangepasster, der polarisiert<br />

und mit seiner Art heraussticht aus der<br />

Masse. Der Sport braucht einen wie ihn:<br />

einen Sieger mit Ecken und Kanten.<br />

„Er ist eine Galionsfigur im Langlauf“,<br />

bestätigt der deutsche Bundestrainer<br />

Frank Ullrich.<br />

Northug ist der etwas andere Langlaufheld.<br />

Und selbst die Norweger mussten<br />

sich erst daran gewöhnen, einen Siegertypen<br />

zu haben, der gerne Poker<br />

spielt und sich von der Nationalmannschaft<br />

emanzipiert, um sein eigenes<br />

Ding zu machen. Northug schlägt zuweilen<br />

auch richtig über die Stränge: Im Mai<br />

hatte er betrunken einen Autounfall verursacht,<br />

sich vom Unfallort entfernt und<br />

später behauptet, ein Freund sei gefahren.<br />

Wochenlang gab es in der Öffentlichkeit<br />

kein anderes Thema. Die Norweger<br />

waren einiges gewohnt von ihm, aber<br />

das war zu viel. Der Langlaufstar stand<br />

am Pranger, zeigte Reue und musste sich<br />

das Vertrauen neu erkämpfen. Die zu<br />

Hausarrest mit elektronischer Fußfessel<br />

umgewandelte Gefängnisstrafe muss er<br />

nach der WM absitzen. Sein erster Sieg<br />

zum WM-Start in Falun war da wie eine<br />

Erlösung für ihn. „Alle wissen, was im<br />

vergangenen Jahr passiert ist. Wenn ein<br />

Mensch sich wieder so aufbaut und zurückkommt,<br />

zeugt das von absoluter<br />

Willenskraft und großer Persönlichkeit“,<br />

sagt Frank Ullrich.<br />

Northug benahm sich die ersten Tage<br />

in Falun denn auch demütig. Er verneigte<br />

sich vor dem schwedisch-norwegischen<br />

Publikum, kein Wort, keine Geste<br />

der Provokation. Diese Zurückhaltung<br />

aber konnte<br />

nichts Gutes verheißen. Jede<br />

Bewegung des größten<br />

Langlaufstars dieser Zeit<br />

stand in Falun unter Beobachtung.<br />

Es schien nur eine<br />

Frage der Zeit, bis aus dem<br />

braven Northug wieder das<br />

rebellische Kind herausbricht.<br />

Früher lief er auch<br />

schon mal rückwärts ins<br />

Ziel, um die gesamte Konkurrenz<br />

zu demütigen.<br />

Nach der Staffel der<br />

Männer und dem Zeigefinger-Zeichen<br />

glaubten die s<br />

Ruhe bitte: Northug<br />

nach dem Staffelsieg<br />

Fans schon, der alte Provokateur sei zurück.<br />

Prompt prangte Samstag das Foto<br />

von Northugs Gesicht mit dem Finger<br />

auf den Lippen von den schwedischen<br />

Zeitungen. „Wir sind wie Brüder – und<br />

Brüder bekämpfen sich“, so Schwedens<br />

Langlaufidol Thomas Wassberg, 58.<br />

Northug aber schweigt beharrlich zu allen<br />

Unterstellungen – und gewinnt damit<br />

neue Sympathien.<br />

„Die jungen Leute lieben ihn“, sagt<br />

Truls Dæhlie von der norwegischen<br />

Zeitung „VG“.<br />

„Wir hatten noch nie einen<br />

Langläufer, der so gewinnt<br />

wie er.“ Durch den Ausnahmekönner<br />

sei auch das Publikum<br />

größer und vielschichtiger<br />

geworden.<br />

Beweis dafür sind die<br />

Siegerehrungen. Bei der<br />

Zeremonie für den Staffel-<br />

Sieg hätte der Zuschauer<br />

meinen können, Northug<br />

DPA/PETER KLAUNZER<br />

sei der allein Verantwortliche<br />

für den Triumph. Der<br />

Lärmpegel bei seinem Namen<br />

war ohrenbetäubend.


Wirtschaft<br />

Gas geben mit<br />

Dieter Zetsche<br />

FEIERABEND S. 40<br />

Post verschicken<br />

an skurrilen Orten<br />

PAKETSHOPS S. 34<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 29<br />

FRAUENSACHE<br />

Windenergie-Parks rücken näher an bewohnte Ortschaften heran. Anwohner klagen dabei immer häufiger über gesundheitliche Belastungen durch die niederfrequenten Schallwellen, die von den Drehflüglern ausgehen<br />

GETTY IMAGES<br />

Albtraum<br />

Jeder kriegt den Albtraum, den er<br />

verdient. Mich rief im Traum neulich<br />

mein Chef an. Gute Neuigkeiten,<br />

er werde mich befördern, von<br />

der New-York- zur Stuttgart-Korrespondentin.<br />

Das sei ja nun gar nichts<br />

im Vergleich zu seinem Albtraum,<br />

sagt mein Freund Peter. „Ich hab ein<br />

universelles Ticket bekommen, mit<br />

dem ich alles auf der Welt umsonst<br />

kriegen konnte. Tausend Möglichkeiten,<br />

fürchterlich.“ Peter hasst<br />

Entscheidungen. Er trägt seit 20<br />

Jahren dieselbe abgewetzte Lederjacke,<br />

bestellt in jedem Restaurant<br />

immer das siebte Gericht auf der<br />

Karte. „So habe ich Variation ohne<br />

Entscheidungsprobleme.“ Bis er mit<br />

seiner Frau Viola zusammenzog,<br />

lebte er in einer Wohnung, in der es<br />

bloß eine Matratze, zwei Stühle und<br />

einen Tisch gab. Er wollte keine<br />

Möbel aussuchen müssen. Den Heiratsantrag<br />

hat ihm Viola gemacht,<br />

eine Frau nach seiner Fasson.<br />

Ich habe Peter dann selbstlos<br />

angeboten, seine Zauberkarte gegen<br />

meinen neuen Job in Stuttgart zu<br />

tauschen. Seitdem hab ich nichts<br />

mehr von ihm gehört. Er kann sich<br />

nicht entscheiden. Tina Kaiser<br />

Macht Windkraft krank?<br />

Beim ersten Test begannen die Tiere<br />

zu schreien. „Sie tobten mit einem<br />

schrillen Kreischen in ihren<br />

Käfigen und begannen sich gegenseitig<br />

zu beißen“, sagt Kaj Bank<br />

Olesen, Nerzzüchter in Vildbjerg,<br />

Dänemark. Als seine Tierärztin im<br />

Morgengrauen die Polizei anrief, um die neuen<br />

Windkraftanlagen hinter Olesens Bauernhof abschalten<br />

zu lassen, lag schon ein halbes Dutzend<br />

Tiere tot in den Käfigen. Mehr als 100 hatten sich<br />

gegenseitig so tiefe Wunden zugefügt, dass sie getötet<br />

werden mussten.<br />

VON DANIEL WETZEL<br />

AUS VILDBJERG, DÄNEMARK<br />

Aus Angst vor<br />

Gesundheitsschäden<br />

werden in Dänemark<br />

kaum noch<br />

Windenergie-Anlagen<br />

gebaut. Für die deutsche<br />

Energiewende könnte<br />

diese Skepsis fatale<br />

Folgen haben<br />

schnitt bei 20 Fehlgeburten“, sagt Olesen, während<br />

er durch einen dämmrigen Gang seines Werkzeugschuppens<br />

geht. Am Ende öffnet er eine zwei Meter<br />

lange Tiefkühltruhe: Darin liegen rund 2000<br />

daumengroße tote Nerzwelpen.<br />

In der Gemeinde Holbaek auf der Insel Seeland,<br />

250 Kilometer östlich von Olesens Nerzfarm,<br />

herrscht ebenfalls Windkraft-Ärger. Der Pflanzenzüchter<br />

Boye Jensen, 67, steht mit Familie, Freunden<br />

und Mitarbeitern vor seinem ehemaligen Betrieb<br />

und reckt Protestplakate in die Höhe. Der Insolvenzverwalter<br />

hat für heute den Ausverkauf der<br />

Firma Lammefjordens Perennials angesetzt. Von<br />

überall kommen Käufer und laden die Kofferräume<br />

ihrer Kombis mit billigen Pflanzentöpfen und Stauden<br />

voll. Jensen hat diese Staudenzucht in vier<br />

Jahrzehnten aufgebaut, doch jetzt hat er Hausverbot.<br />

Sein Betrieb mit zuletzt 14 Mitarbeitern ist insolvent,<br />

und laut Jensen sind die Windkraftanlagen<br />

hinter seinen Feldern schuld.<br />

Jensen hatte lange gegen das Vorhaben der Gemeinde<br />

Holbaek gekämpft, direkt neben seinem<br />

Betrieb Windkraftanlagen aufbauen zu lassen. Im<br />

November 2011 stellte der Energiekonzern Vattenfall<br />

die fast 130 Meter hohen Türme auf. Zwei Wochen<br />

später litt Jensen nach eigener Aussage an<br />

Schlaflosigkeit. Nachts fühlte er ein „Vibrieren im<br />

Brustkorb“, sagt er. „Ich war schon direkt nach<br />

dem Aufstehen erschöpft.“ Doch Jensens eigentlicher<br />

Albtraum begann erst einige Monate später,<br />

als ihm mehrere seiner Gärtnerinnen sagten, dass<br />

sie unter Kopfschmerzen und Menstruationsproblemen<br />

litten.<br />

Der Chef trat eine Odyssee durch Gesundheitsund<br />

Aufsichtsämter an. Dann verbreiteten die dänischen<br />

Medien die Bilder von Olesens toten Nerzen<br />

aus Jütland. Windkraftgegner wurden zitiert, die<br />

das Schicksal der Tiere als das Ergebnis eines unfreiwilligen<br />

Feldversuchs ansahen: Von den Anlagen<br />

gehe für Menschen unhörbarer Schall mit niedriger<br />

Frequenz aus. Er entstehe immer dann, wenn<br />

das Rotorblatt am Turm der Windkraftanlage vorbeistreicht<br />

und dabei Luft komprimiert. Die ehemaliger Staudengärtner<br />

Boye Jensen,<br />

Schwingungen von unter 20 Hertz seien nicht nur<br />

für Tiere, sondern auch für Menschen gesundheitsschädlich.<br />

Die Internetseiten der Windkraftgegner,<br />

stilhed.eu, wcfn.org, windwahn.de oder vernunftkraft.de,<br />

verweisen auf Dutzende wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen. Das World Council for Nature,<br />

eine internationale Organisation, die Windkraft<br />

aus Naturschutzgründen ablehnt, warf der dänischen<br />

Regierung in einem offenen Brief vor, die<br />

wachsende Zahl der Belege für die Existenz eines<br />

„Windturbinen-Syndroms“ zu ignorieren.<br />

All das löste in der Staudengärtnerei Panik aus.<br />

Fünf Angestellte kündigten ihren Job fristlos. Jensen<br />

sah keine Chance mehr, den Betrieb aufrechtzuerhalten.<br />

Er wollte die Gärtnerei mit einer geschrumpften<br />

Mannschaft langsam abwickeln. „Ich<br />

konnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren,<br />

meine Mitarbeiter länger diesem gesundheitlichen<br />

Risiko auszusetzen“, sagt er. Doch die Banken akzeptierten<br />

den Plan nicht und kündigen die Kreditlinien.<br />

Jensen musste Insolvenz anmelden.<br />

„Du weißt gar nicht, was Du in Christiansborg<br />

angerichtet hast.“ Hans Christian Schmidt, Vorsit- Fortsetzung auf Seite 30<br />

Die Vorkommnisse auf Olesens Nerzfarm in der<br />

Nacht zum 6. Dezember 2013 haben viele der so<br />

ökologisch orientierten Dänen verunsichert. Macht<br />

Windkraft krank? Erzeugen die Turbinen Schwingungen<br />

unterhalb der Hörbarkeitsgrenze, die Tiere<br />

verrückt machen und vielleicht auch die Gesundheit<br />

von Menschen belasten?<br />

Das Schicksal des jütländischen Nerzzüchters<br />

machte landesweit Schlagzeilen und beschäftigte<br />

sogar das Parlament in Kopenhagen. Und seitdem<br />

hat die Energiewende ein Problem, wie Jan Hylleberg<br />

eingesteht, der Vorstandschef des Verbandes<br />

der dänischen Windindustrie: „Ein Großteil der dänischen<br />

Kommunen hat die Pläne für neue Windparks<br />

auf Eis gelegt, bis die staatliche Untersuchung<br />

über die Gesundheitsprobleme durch Infraschall<br />

abgeschlossen ist.“ 2014, im ersten Jahr nach<br />

dem Vorfall in Vildbjerg, sind landesweit nur noch<br />

neue Windmühlen mit einer Gesamtleistung von<br />

67 Megawatt ans Netz gegangen. Im Jahr zuvor waren<br />

es 694 Megawatt.<br />

Droht das, was die Dänen derzeit erleben, auch<br />

in Deutschland? Ein Windrad dreht sich hierzulande<br />

nicht anders. Die hiesigen Hersteller von Turbinen,<br />

Rotorblättern und Stahltürmen sind alarmiert.<br />

Derzeit erleben sie einen nie da gewesenen Höhenflug:<br />

1766 Windkraftanlagen wurden im vergangenen<br />

Jahr in Deutschland neu aufgebaut, so viele<br />

wie nie zuvor. In diesem Jahr sollen ebenso viele<br />

hinzukommen. Könnte dieser Boom bald enden?<br />

Inzwischen machen mehr als 500 Bürgerinitiativen<br />

gegen Windkraftprojekte Front. Deutschen Genehmigungsbehörden<br />

werfen sie immer häufiger<br />

vor, die Schallemissionen von Windkraftanlagen<br />

gefährdeten die Gesundheit der Anwohner. Die<br />

Angst, die jetzt in Dänemark herrscht, kann schnell<br />

nach Deutschland überschwappen.<br />

Das kleine Nachbarland ist mit einem Anteil von<br />

40 Prozent am Stromverbrauch weltweit führend<br />

bei der Windstromerzeugung. Die ambitionierte<br />

Energiepolitik strahlte weit über die Grenzen des<br />

Landes hinaus. Ganz Dänemark sei „ein Geschenk<br />

an die Erde“, fand die Umweltschutzorganisation<br />

WWF, als sie 2013 Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt<br />

ihren „Gift to the Earth“-Preis überreichte.<br />

Die parlamentarische Monarchie im Norden<br />

„gilt als ein Labor und Exempel für den Umbau<br />

eines ganzen Landes, weg von dreckiger Kohle,<br />

Öl und Gas, hin zu einer erneuerbaren Energiegewinnung“,<br />

jubelte auch das deutsche Nachrichtenmagazin<br />

„Der Spiegel“. Die Wikinger-Nachfahren<br />

seien „die Bändiger des Windes“.<br />

In dem 5,6-Millionen-Einwohner-Staat sind allerdings<br />

inzwischen mehr als 200 Bürgerinitiativen<br />

gegen Windparks aktiv. Und das liegt nicht nur an<br />

den europaweit höchsten Strompreisen. Die dänische<br />

Tageszeitung, „Jyllands Posten“ veröffentlicht<br />

Berichte über Familien, die aus Sorge um die Gesundheit<br />

ihrer Kinder ihre Häuser aufgeben, weil in<br />

der Nähe Windturbinen errichtet wurden. Das<br />

Boulevardblatt „Ekstra Bladet“ zeigt seitenfüllend<br />

die Karikatur eines Landwirts, der dem Leser den<br />

Mittelfinger in Form einer Windkraftanlage entgegenstreckt.<br />

Schlagzeile: „Vindmoller hat altid ret“:<br />

Der Windmüller hat immer recht. Der Streit über<br />

das Pro und Contra des weiteren Windkraftausbaus<br />

spaltet die dänische Gesellschaft.<br />

Kaj Bank Olesen ist ein blonder Zwei-Meter-Hüne<br />

mit einem von Sonne und Wind geröteten Gesicht.<br />

„Ich glaube nicht, dass es diese Farm in zwei<br />

Jahren noch geben wird“, sagt er und damit meint<br />

er auch sein Wohnhaus, das inzwischen als unbewohnbar<br />

und damit unverkäuflich gilt. Seit sich die<br />

vier Windräder nebenan drehen, ziehen sich seine<br />

Frau und er jeden Abend zum Schlafen in ihr 50 Kilometer<br />

entfernt liegendes Sommerhaus zurück.<br />

Olesen klagt über Atembeschwerden, Kopfschmerzen<br />

und ein Engegefühl in der Brust. Dass die Beschwerden<br />

von den Schallwellen der Windturbinen<br />

stammen, hält er für ausgemacht. Die Tiere reagierten<br />

ja auch darauf.<br />

Olesen hält 25.000 Nerze in lang gezogenen, flachen<br />

Ställen. Bei Westwind beißen die Weibchen<br />

jetzt immer ihre Jungtiere tot. Olesen glaubt, dass<br />

der tieffrequente, für Menschen nicht mehr hörbare<br />

Schall der Windturbinen die Tiere verrückt<br />

macht. Die vier Rotortürme hinter seinem Hof liegen<br />

genau 561 Meter vom Wohnhaus entfernt. Die<br />

vierfache Höhe der Windkraftanlagen ist in Dänemark<br />

als Mindestabstand zu Wohngebäuden vorgeschrieben.<br />

Hier wurde er gerade noch eingehalten.<br />

Nur für Tierställe gilt der Abstand nicht. Das<br />

nächste Rad dreht sich 320 Meter von den Nerzkäfigen<br />

entfernt. Nach der ersten Paarungszeit hatten<br />

rund 500 der 4500 Nerzweibchen Fehl- und<br />

Totgeburten. „Normalerweise liegt der Durchzender<br />

des Parlamentsausschusses für Land-Distrikte<br />

und Inseln, hat dem Staudengärtner Jensen<br />

zwei Stunden lang zugehört. Schmidt, Mitglied<br />

der Liberalen Partei (Venstre), ist ehemaliger Umweltminister<br />

Dänemarks und der einzige prominente<br />

Politiker, der bereit ist, die Probleme des<br />

Windkraftbooms im Kopenhagener Schloss Christiansborg,<br />

dem Sitz von Parlament und Regierung,<br />

zur Sprache zu bringen. Dass sich sonst niemand<br />

mit der Branche anlegt, hat gute Gründe: Die<br />

Windturbinen-Industrie ist mit ihrem Umsatz<br />

von gut zehn Milliarden Euro ein wichtiger Wirtschaftsfaktor,<br />

der allein für fast vier Prozent der<br />

dänischen Exporte steht. Wohl auch deshalb gingen<br />

„<br />

die Anhörungen stets mit wenig greifbaren<br />

Ergebnissen zu Ende. Mit einer Ausnahme: Weil<br />

die Zahl der Anti-Windkraft-Gruppen rasch zunahm,<br />

gab die Regierung Ende 2013 eine Studie<br />

über mögliche Gesundheitsgefahren von Windkraftanlagen<br />

in Auftrag.<br />

Ich konnte es mit<br />

meinem Gewissen<br />

nicht vereinbaren,<br />

meine Mitarbeiter<br />

länger diesem<br />

Risiko auszusetzen<br />

Dieser Forschungsauftrag hat weitreichende<br />

Folgen. Viele Kommunen, die in Dänemark die gesetzliche<br />

Planungshoheit haben, legten ihre Pläne<br />

für Windenergieprojekte auf Eis. Aus Rücksicht<br />

auf verunsicherte Bürger wollen sie erst dann wieder<br />

neue Windparks zulassen, wenn 2017 das Ergebnis<br />

der Studie über Windkraftgefahren vorliegt.<br />

Ein faktisches Ausbaumoratorium, das sich<br />

dänische Windkraftgegner als ersten großen Erfolg<br />

anrechnen. Als weiterer Erfolg gilt, dass die<br />

Regierung den Forschungsauftrag ausgerechnet<br />

an ein führendes Krebsforschungsinstitut vergab.<br />

Das private Institut Kraeftens Bekaempelse logiert<br />

in einem langen Gebäudekomplex aus hellen<br />

Klinkersteinen in der Nähe des Kopenhagener<br />

Kastells. Rund 250 Forscher bilden hier den Kern<br />

des Forschungszentrums der Danish Cancer Society.<br />

Zu ihnen gehört auch Mette Sørensen, Umweltmedizinerin<br />

mit dem Spezialgebiet Ökologi-<br />

Wirtschaft<br />

attackiert<br />

Schäuble<br />

Die Reform der Erbschaftsteuer<br />

schien ein Selbstläufer zu sein.<br />

„Minimalintensiv“ wollte Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble<br />

(CDU) vorgehen und nur Änderungen<br />

entsprechend den Vorgaben des<br />

Bundesverfassungsgerichts vornehmen,<br />

das im Dezember die Privilegien<br />

von Unternehmenserben für verfassungswidrig<br />

erklärt hatte. Doch die<br />

Eckpunkte, die Schäuble diese Woche<br />

vorlegte, sorgen in der Wirtschaft für<br />

Entsetzen. Auf Kritik stößt vor allem<br />

die geplante Freigrenze von 20 Millionen<br />

Euro für Betriebserben. Ab<br />

diesem Unternehmenswert soll künftig<br />

eine Bedürfnisprüfung gelten. Bis<br />

zur Hälfte des Privatvermögens der<br />

Erben kann dann für die Steuer herangezogen<br />

werden. Das Ministerium<br />

verteidigt die Pläne: 98 Prozent aller<br />

Firmen lägen unter der Freigrenze.<br />

Die Stiftung Familienunternehmen<br />

sieht das anders. „Die Bedeutung der<br />

großen Familienunternehmen kann<br />

man nicht an der Anzahl ihrer Unternehmen,<br />

sondern muss man an ihrem<br />

Beitrag an Umsatz, Beschäftigung<br />

und Wertschöpfung festmachen“,<br />

sagt Matthias Lefarth, Steuerexperte<br />

des Verbandes. Dann komme man zu<br />

ganz anderen Ergebnissen, nach denen<br />

viele Beschäftigte von den Plänen<br />

Schäubles betroffen seien. Laut<br />

einer bislang unveröffentlichten Analyse<br />

des Zentrums für Europäische<br />

Wirtschaftsforschung (ZEW), die dieser<br />

Zeitung in Auszügen vorliegt, arbeiten<br />

14 Prozent aller Beschäftigten<br />

in Familienunternehmen mit einem<br />

Umsatz über 50 Millionen Euro.<br />

Andere Berechnungen gehen noch<br />

weiter: wenn man Zahlen des Statistischen<br />

Bundesamtes zugrunde legt,<br />

weisen mehr als 10.000 Unternehmen<br />

einen Jahresumsatz von mehr<br />

als 38 Millionen Euro auf und würden<br />

damit über einem Unternehmenswert<br />

von 20 Millionen Euro liegen,<br />

argumentiert die Stiftung Familienunternehmen.<br />

Damit wären Unternehmen<br />

von der Bedürfnisprüfung<br />

getroffen, in denen mehr als 20 Prozent<br />

aller Arbeitnehmer in Deutschland<br />

arbeiten. Die Firmen müssten<br />

künftig womöglich deutlich mehr<br />

Erbschaftsteuern zahlen. Lefarth beklagt:<br />

„Selbst ein CDU-geführtes Ministerium<br />

hat die volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der großen Familienunternehmen<br />

ganz offensichtlich nicht erkannt.“<br />

Martin Greive


30 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Macht<br />

Windkraft<br />

krank?<br />

Fortsetzung von Seite 29<br />

sche Epidemiologie. Bisher hat sie die gesundheitlichen<br />

Auswirkungen von Verkehrslärm und Luftverschmutzung<br />

erforscht. Seit Anfang 2014 ermittelt<br />

sie im Auftrag der dänischen Regierung, ob<br />

von Windkraftanlagen gesundheitsschädliche Infraschall-Emissionen<br />

ausgehen. Aslak Harbo Poulsen,<br />

der mit Sørensen das Windturbinenprojekt<br />

leitet, hält das Forschungsprojekt für einmalig.<br />

„Bislang wurden Gesundheitseffekte nur auf der<br />

Basis von Interviews mit Betroffenen untersucht“,<br />

sagt Poulsen. „Wir hingegen legen objektive Daten<br />

zugrunde.“<br />

Die Daten sind eine dänische Besonderheit.<br />

Denn es gibt kaum ein anderes Land, dessen Bewohner<br />

von den Behörden so umfassend vermessen<br />

und registriert werden. Die Wissenschaftler<br />

haben Zugriff auf einen Datenpool, der selbst individuelle<br />

medizinische Befunde umfasst. Zugleich<br />

kennt die amtliche Statistik die Daten jeder<br />

Windkraftanlage, die seit 1980 errichtet wurde.<br />

„Wir wählen diejenigen Menschen aus, die im<br />

Umkreis der Anlagen von Schallemissionen betroffen<br />

sind, und vergleichen deren Gesundheitsdaten<br />

mit Bewohnern in den Nachbarkommunen“,<br />

sagt Poulsen. Rund eine Million Bürger fallen<br />

so in den Fokus der Betrachtung, danach konzentriert<br />

sich die Studie auf schätzungsweise<br />

10.000 bis 15.000 Betroffene.<br />

Werden Bevölkerungs- und Windradstatistiken<br />

übereinandergelegt, können die Forscher feststellen,<br />

ob es im Umkreis von Windkraftanlagen einen<br />

höheren Anteil von Herzerkrankungen gibt,<br />

ob Schlafstörungen hier häufiger behandelt werden<br />

und ob Antidepressiva öfter verschrieben<br />

werden. Bei den registrierten Gesundheitsbeschwerden<br />

„können wir ein um 20 Prozent erhöhtes<br />

Krankheitsrisiko mit 80-prozentiger Sicherheit<br />

bestimmen“, sagt Poulsen.<br />

Doch trotz ihres hohen wissenschaftlichen Anspruchs<br />

wird auch die dänische Studie den Streit<br />

zwischen Windkraftgegnern und -befürwortern<br />

nicht aus der Welt schaffen können. Selbst wenn<br />

in der Nähe von Windkraftanlagen eine höhere<br />

Krankheitsrate festgestellt werden würde, könnte<br />

doch niemand sagen, ob die Symptome physikalisch-medizinisch<br />

verursacht wurden oder lediglich<br />

psychosomatische Gründe haben. „Hunderttausende<br />

von Menschen leiden auch in Dänemark<br />

seit jeher unter chronischen Gesundheitsproblemen<br />

unklarer Herkunft“, sagt ein Forscher an<br />

der Kopenhagener Universität, der namentlich<br />

nicht genannt werden will. „Da liegt es für viele<br />

nahe, ihre Beschwerden einfach auf die Existenz<br />

der weithin sichtbaren Windkraftanlagen zurückzuführen.“<br />

Nach dieser Lesart leiden insbesondere Windkraftgegner,<br />

die aktiv gegen Bauprojekte in ihrer<br />

Rotorblätter von Windkraftanlagen: Die Hersteller nehmen Berichte über Gesundheitsgefahren ernst. Windkraft-Weltmeister Dänemark hat bereits eine Studie über Infraschall-Wirkungen in Auftrag gegeben<br />

NORDWIND<br />

Anzahl der<br />

Windenergieanlagen<br />

nach Ländern<br />

SAARLAND<br />

113<br />

BREMEN<br />

84<br />

HESSEN<br />

857<br />

HAMBURG<br />

SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN<br />

3228<br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

396<br />

54<br />

MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

1742<br />

NIEDER-<br />

SACHSEN<br />

5616<br />

NORDRHEIN-<br />

WESTFALEN<br />

3037<br />

RHEINL.-<br />

PFALZ<br />

1472<br />

SACHSEN-<br />

ANHALT<br />

2603<br />

THÜRINGEN<br />

820<br />

BAYERN<br />

797<br />

BRANDENBURG<br />

3319<br />

2<br />

BERLIN<br />

SACHSEN<br />

727<br />

Gesamtzahl der<br />

Windräder in<br />

Deutschland:<br />

24.867<br />

QUELLE:<br />

WINDGUARD,<br />

STAND: 31.12.2014<br />

Nachbarschaft kämpfen, unter einer Stressbelastung,<br />

die auch gesundheitliche Auswirkungen haben<br />

kann. Die Empfindung, als Einzelner gegen einen<br />

grünen gesellschaftlichen Mainstream anzukämpfen,<br />

setze gerade die eher angepasst lebenden<br />

Normalbürger unter einen hohen psychischen<br />

Druck. „Nicht die Windkraftanlage, sondern der<br />

Kampf gegen Windkraftanlagen macht krank“,<br />

sagt der Wissenschaftler.<br />

Der Windkraftgegner als eingebildeter Kranker:<br />

Auch deutsche Behörden neigen zu dieser Sichtweise,<br />

weil die Beweise für die Existenz von<br />

Windkraft-Krankheiten bislang dünn waren. Tatsächlich<br />

legten Experimente neuseeländischer<br />

Forscher den Verdacht nahe, dass das Unwohlsein<br />

der Probanden bei niederfrequenter Beschallung<br />

auf einen „umgekehrten Placebo-Effekt“, den<br />

sogenannten Nocebo-Effekt, zurückzuführen ist.<br />

In dem Experiment behaupteten auch solche<br />

Teilnehmer, Symptome zu spüren, die der Infraschallquelle<br />

im Labor nur scheinbar ausgesetzt<br />

waren. Allein die Erwartung einer gesundheitlichen<br />

Beeinträchtigung hatte also zu Unwohlsein<br />

geführt, obwohl eine physikalische Ursache gar<br />

nicht gegeben war.<br />

Nasenbluten, Tinnitus, Kopfschmerz, Schlafstörungen,<br />

Schwindelgefühle, Herzrasen: Solche<br />

Symptome hatte die amerikanische Autorin Nina<br />

Pierpont 2009 zum ersten Mal in einem Buch unter<br />

dem Titel „Wind Turbine Syndrome“ beschrieben.<br />

Doch das unter Windkraftgegnern weltweit<br />

verbreitete 300-Seiten-Werk der Psychologin genügt<br />

wissenschaftlichen Minimalansprüchen<br />

nicht. „Schon die Vorgehensweise, lediglich auf<br />

der Grundlage von 23 Telefonaten ohne begleitende<br />

medizinische Untersuchungen ein neues<br />

Krankheitsbild mit zwölf Leitsymptomen zu entwickeln,<br />

mutet abenteuerlich an“, urteilt etwa die<br />

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz<br />

Baden-Württemberg. So sei es kein Wunder,<br />

dass „die Arbeit bis heute in keiner wissenschaftlichen<br />

Fachzeitschrift veröffentlicht wurde“.<br />

Fazit der baden-württembergischen Behörden:<br />

„Ein Windturbinen-Syndrom gibt es nicht.“<br />

Auch die Bayerischen Landesämter für Umwelt,<br />

Gesundheit und Lebensmittelsicherheit erklären<br />

die Unbedenklichkeit von tieffrequentem Schall:<br />

„Die von Windenergieanlagen erzeugten Infraschallpegel<br />

in üblichen Abständen zur Wohnbebauung<br />

liegen deutlich unterhalb der Hör- und<br />

Wahrnehmungsgrenzen“, heißt es dort. Daher<br />

hätten „nach heutigem Stand der Wissenschaft<br />

Windenergieanlagen keine schädlichen Auswirkungen<br />

für das Wohlbefinden und die Gesundheit<br />

des Menschen“. Was man nicht hört, kann nach<br />

Einschätzung der Beamten auch nicht schädlich<br />

sein. Windkraftgegner glauben allerdings nicht,<br />

dass sich diese Sichtweise noch lange halten lässt<br />

– und verweisen unter anderem auf die toten<br />

Nerzwelpen des dänischen Pelztierzüchters Olesen:<br />

Um eingebildete Kranke wird es sich bei den<br />

Tieren ja kaum gehandelt haben, sagt Mauri Johansson,<br />

ein pensionierter Arbeitsmediziner, der<br />

Organisationen dänischer Windkraftgegner berät.<br />

Andernorts werden die Gesundheitsbeschwerden<br />

als medizinisches Problem anerkannt. So<br />

stellte die Ärztekammer für Wien fest, dass sich<br />

„bei Anrainern von Windkraftanlagen Beschwerden<br />

durch übermäßige und vor allem niederfrequente<br />

Schallentwicklung und Infraschall häu-<br />

Vor gut zwei Jahren versuchte<br />

Tom Enders noch die Fusion<br />

mit dem britischen Rüstungskonzern<br />

BAE Systems. So wollte der<br />

Airbus-Chef den weltgrößten Luftfahrt-<br />

und Rüstungskonzern schaffen.<br />

Doch die Politik, besonders Deutschland,<br />

zeigte die Rote Karte. Damit sei<br />

industriepolitisch eine Riesenchance<br />

vertan worden, schimpfte Enders.<br />

GERHARD HEGMANN<br />

ÜBER AIRBUS<br />

Seitdem rüstet er den Airbus-Konzern<br />

ab. Die breit aufgestellte Verteidigungssparte<br />

wird verkleinert, Aktivitäten<br />

verkauft. Übrig bleibt ein Rüstungs-Kerngeschäft<br />

um den Oberbegriff<br />

„alles was fliegt“: Kampfjets, Militärhubschrauber,<br />

Militärtransporter<br />

und Lenkwaffen. Vom gesamten Auftragseingang<br />

2014 über 166 Milliarden<br />

Euro kamen nur noch sieben Prozent<br />

aus der Rüstung. Dennoch macht die<br />

Sparte die meisten Probleme. Beim<br />

Bau des Militärtransporters A400M<br />

sind bereits vier Milliarden Euro Verluste<br />

entstanden. Jetzt kommt eine<br />

halbe Milliarde Euro hinzu, weil es<br />

weitere Verzögerungen gibt. Der<br />

MARKTPLATZ<br />

Abrüstung beginnt<br />

sich auszuzahlen<br />

Transporter ist in einer Zeit entstanden,<br />

als Rüstungsaufträge für die Industrie<br />

noch eine Mixtur aus staatlicher<br />

Technologieförderung und teurer<br />

„Goldrandlösung“ für die Militärs<br />

waren. Diese Zeiten sind vorbei.<br />

Enders hat erkannt, dass es<br />

schwieriger wird, mit Rüstung Geld<br />

zu verdienen. Dabei sind es nicht nur<br />

die Bürokratie, zähe Entscheidungen<br />

oder politische Einflussnahme bei<br />

Exporten, die das Geschäft erschweren.<br />

Es wird jetzt auch mehr Leistung<br />

und Transparenz in der Branche gefordert,<br />

die bislang von Seilschaften<br />

bestimmt war.<br />

Der Airbus-Chef kann von Glück<br />

reden, dass sein Konzern am Zivilgeschäft<br />

mit den Fluggesellschaften immer<br />

mehr verdient. Diese Entwicklung<br />

muss er auch nutzen, um neue<br />

Innovationsquellen zu erschließen.<br />

Während einst viele Militärentwicklungen<br />

am Ende im Zivilbereich landeten,<br />

profitieren in einigen Techniksparten<br />

die Militärs inzwischen<br />

schon von Konsumentenanwendungen.<br />

Die besten Entwickler gehen<br />

nicht mehr in die Rüstung, sondern<br />

zu Google, Apple oder jungen<br />

Hightech-Firmen. Irgendwann werden<br />

sie das große Elektroflugzeug<br />

entwickeln. Ob sie es bei Airbus tun,<br />

hängt auch von Enders’ Strategie ab.<br />

GUT GEBRÜLLT<br />

„Ich trage<br />

mein<br />

Hemd in<br />

der Hose<br />

und sehe<br />

nicht so<br />

gut aus“<br />

Tim Höttges,<br />

Telekom-Chef, über sein<br />

Auftreten mit blauem<br />

Anzug, dunkelblauem<br />

Hemd und ohne Krawatte<br />

bei der Bilanzvorlage –<br />

in Anspielung auf den<br />

griechischen<br />

Finanzminister<br />

Janis Varoufakis<br />

6,7<br />

AUFHOLJAGD DER TABLETS<br />

Absatz von Computern in Deutschland (in Millionen Geräten)<br />

7,1<br />

5,7<br />

Desktop Notebook Tablet<br />

1,6 0,4 1,4 1,4 1,3<br />

1,3<br />

1,6<br />

2010 2011<br />

2012<br />

2013 2014<br />

Auch wenn sich die Wachstumsraten<br />

beim Tablet-Verkauf in Deutschland<br />

abschwächen, so steht doch eine Zeitenwende<br />

an. Voraussichtlich schon in diesem<br />

Jahr werden in Deutschland mehr<br />

Tablets als Computer an Privatkunden<br />

verkauft. Immer mehr Menschen nutzen<br />

ihre Tablets inzwischen für Aufgaben, die<br />

früher Notebooks und Desktop-Rechner<br />

übernommen haben. Wer schnell eine<br />

E-Mail verfassen oder abrufen will, macht<br />

sich vielfach nicht mehr die Mühe, den<br />

Rechner hochzufahren. Das Tablet ist immer<br />

an und sofort verfügbar. Käufer entscheiden<br />

sich daher immer häufiger für<br />

eines der handlichen Geräte. Der Trend<br />

zeichnet sich bereits seit 2011 ab, dem<br />

Jahr nach der iPad-Einführung.<br />

Zuletzt stieg aber auch der Verkauf von<br />

Desktops und Notebooks an Privatnutzer<br />

wieder an. Vielfach haben Verbraucher ihre<br />

Kaufentscheidung aufgeschoben, bis<br />

sie sich von höher auflösenden Displays<br />

und Formfaktoren überzeugen ließen.<br />

Vor allem sogenannte 2-in-1-Computer<br />

ZAHLENSALAT<br />

3,3<br />

5,0<br />

5,5<br />

5,4<br />

6,6<br />

QUELLE: CEMIX<br />

finden zunehmend Interessenten. Das<br />

sind Notebooks, deren Display man abnehmen<br />

und als Tablet weiter verwenden<br />

kann. Inzwischen ist die Auswahl dieser<br />

Geräte groß.<br />

Ob der Trend jedoch anhaltend ist,<br />

wird dieses Jahr zeigen. Die sinkende<br />

Wachstumsrate der Tablet-Verkäufe hat<br />

mehrere Ursachen. Zum einen sind die<br />

Erneuerungszyklen länger als beispielsweise<br />

bei Smartphones. Ein Tablet funktioniert<br />

auch nach zwei oder drei Jahren<br />

meist noch reibungslos. Für die Angabe<br />

einer durchschnittlichen Erneuerungsrate<br />

ist der Markt noch zu jung. Die Hersteller<br />

haben damit schlicht noch keine Erfahrung.<br />

Ein weiterer Grund für die Kaufzurückhaltung<br />

bei Tablets sind größere<br />

Smartphones, die häufig auch als Phablets<br />

bezeichnet werden. Wer ein solches<br />

Gerät mit einer Display-Diagonale von<br />

sechs Zoll besitzt und damit Nachrichten<br />

liest oder Filme sieht, ist häufig so zufrieden,<br />

dass ein Tablet nicht mehr notwendig<br />

scheint.<br />

heu<br />

RÜCKSPIEGEL<br />

Montag: Nach zahlreichen Rückrufen kündigt<br />

Honda-Chef Takanobu Ito überraschend<br />

seinen Rücktritt an. Er hat Japans<br />

drittgrößten Autobauer sechs Jahre geleitet.<br />

Nachfolger Takahiro Hachigo hat bisher<br />

wenig Führungserfahrung, arbeitet aber<br />

bereits seit mehr als 30 Jahren für Honda.<br />

Dienstag: Der erste große Tarifabschluss in<br />

diesem Jahr beschert den 3,7 Millionen<br />

Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie<br />

ein Lohnplus von 3,4 Prozent.<br />

Nach einem Verhandlungsmarathon von<br />

16 Stunden einigen sich IG Metall und<br />

Südwestmetall in Baden-Württemberg auf<br />

einen Pilotabschluss.<br />

Mittwoch: Der niederländische SIM-Kartenproduzent<br />

Gemalto hat bei einer internen<br />

Untersuchung keine Spuren eines<br />

massiven Datendiebstahls durch den mutmaßlichen<br />

Hackerangriff von britischen und<br />

US-Geheimdiensten feststellen können.<br />

Gleichwohl glaubt das Unternehmen, dass<br />

ein solcher Angriff in den Jahren 2010 und<br />

2011 „wahrscheinlich“ stattgefunden hat.<br />

Donnerstag: Apple hat Einladungen zu<br />

einer Produktpräsentation am 9. März<br />

verschickt, bei der der Konzern weitere<br />

Einzelheiten zur Computeruhr Apple Watch<br />

vorstellen könnte. Das deutet der Titel<br />

„Spring Forward“ an: Gemeint ist die Umstellung<br />

der Uhren auf die Sommerzeit, die<br />

in den USA am 8. März vorgenommen wird.<br />

Freitag: 150 Jahre BASF, 100 Millionen<br />

Euro für die Mitarbeiter: Während sich die<br />

Beschäftigten im Jubiläumsjahr über Sonderzahlungen<br />

freuen, rechnet der Chemieriese<br />

mit stagnierendem Gewinn.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WIRTSCHAFT 31<br />

fen“. Umfassende Untersuchungen „hinsichtlich<br />

etwaiger gesundheitsschädlicher Auswirkungen<br />

sind unabdingbar“, erklärt Piero Lercher, Referent<br />

für Umweltmedizin an der Wiener Ärztekammer.<br />

Auch Untersuchungen der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München<br />

widersprechen den bayerischen Aufsichtsämtern:<br />

„Die Annahme, tiefe<br />

Töne würden vom Ohr nicht verarbeitet,<br />

weil sie nicht oder schwer<br />

hörbar sind, ist falsch“, sagt der<br />

Neurobiologe Markus Drexl: „Das<br />

Ohr reagiert sehr wohl auch auf<br />

sehr tieffrequente Töne.“ So hatte<br />

die Abteilung Neurobiologie der<br />

Universität in einem Laborexperiment<br />

gemessen, wie sich tieffrequente<br />

Töne auf das Innenohr auswirken.<br />

Der Untersuchung zufolge<br />

wird durch Infraschall die „Hörschnecke“<br />

(Cochlea) des Innenohres<br />

stimuliert. „Die Zeit, die das<br />

Innenohr braucht, um sich von tieffrequenten<br />

Geräuschen zu erholen,<br />

ist länger als die Dauer, die es selbst<br />

dem Ton ausgesetzt ist“, stellte<br />

Drexl fest. Ob dies ein erstes Anzeichen<br />

für eine potenzielle Schädigung<br />

des Innenohrs durch tieffrequente Töne<br />

sei, sollen weitere Versuche zeigen.<br />

In der Tat wäre es ungewöhnlich, wenn sich die<br />

inzwischen große Zahl gemeldeter Gesundheitsprobleme<br />

weltweit allein durch psychosomatische<br />

Einbildung und Nocebo-Effekte erklären ließen.<br />

Im Internet häufen sich die Berichte von<br />

Züchter Kaj Bank<br />

Olesen (oben):<br />

2000 tote Nerzwelpen.<br />

Staudengärtner<br />

Boye Jensen (unten):<br />

Firma verloren<br />

„Windkraft-Flüchtlingen“, deren Schicksal etwa<br />

die Dokumentation „Wind Rush“ der staatlichen<br />

kanadischen Fernsehanstalt beschreibt. Auch in<br />

Deutschland nehmen die Konflikte zwischen<br />

Windkraft-Projektierern und Anwohnern<br />

zu. Im Wind-Bundesland Nummer<br />

eins, Schleswig-Holstein, wurden im<br />

vergangenen Jahr 455 Rotortürme<br />

neu errichtet. Nach Auskunft des<br />

Landesamtes für Umwelt gingen bei<br />

der Behörde in demselben Zeitraum<br />

60 Beschwerden über Schallemissionen<br />

von Windkraftanlagen ein,<br />

wobei „die Zahl der Beschwerden<br />

statistisch nicht vollständig erfasst“<br />

werde.<br />

Zu den deutschen Windkraft-Opfern<br />

zählen sich zum Beispiel Pieter<br />

und Heimke Hogeveen, die in einem<br />

umgebauten alten Wasserwerk in<br />

Dörpum, Schleswig-Holstein, ein<br />

Gesundheitszentrum mit vier Mitarbeitern<br />

betreiben. Zum Angebot<br />

des Teams gehören Krankengymnastik,<br />

Massagen, Reha-Sport und<br />

Präventionssport. Doch das sportlich<br />

selbst hochaktive Paar klagt über<br />

einen dramatischen körperlichen<br />

Leistungsabfall, Schwindelgefühl und<br />

Schlaflosigkeit, seitdem 500 Meter vom<br />

Wohnhaus entfernt eine Enercon-E82-Mühle mit<br />

140 Meter Nabenhöhe errichtet wurde. Die Hogeveens<br />

gaben ihr Schlafzimmer unter dem Dach<br />

auf und richteten sich im Keller ein neues ein. Als<br />

die Beschwerden auch dort nicht nachließen,<br />

antwortlich zu sein. Ein heikles Unterfangen. Die<br />

Landesregierung Bayerns hat bereits als Mindestabstand<br />

zur Wohnbebauung das Zehnfache der<br />

Windradhöhe durchgesetzt. Bei Windrädern von<br />

oft 200 Meter Höhe darf also in Umkreis von<br />

2000 Metern kein Wohnhaus stehen. Kritiker dieser<br />

„10-H-Regelung“ sehen bei dieser Auflage keine<br />

Chance mehr, noch eine nennenswerte Zahl<br />

von Windkraftanlagen im Land unterzubringen.<br />

Das Umweltbundesamt (UBA) warnt andere<br />

Bundesländer deshalb davor, dem Beispiel<br />

Bayerns zu folgen. Wenn sich in ganz Deutschland<br />

ein Abstand von zwei Kilometern zur<br />

Wohnbebauung durchsetzte, wäre nur noch<br />

Platz für Windturbinen mit einer Gesamtleistung<br />

2100<br />

ABGEHÄNGT<br />

Neu installierte Windenergieleistung in Megawatt<br />

2415<br />

Deutschland<br />

Dänemark<br />

3238<br />

694<br />

211 217 67<br />

5279<br />

2011 2012 2013 2014<br />

DANIEL WETZEL (3)<br />

QUELLE: EWEA<br />

stemmten sie den Küchenboden auf und bauten<br />

den früheren Wasserspeicher darunter mithilfe<br />

von Gipskartonplatten zu einem „schalltoten<br />

Raum“ aus, um wieder Schlaf finden zu können.<br />

Genutzt hat es wenig. „Ich bin heute Nacht<br />

wieder um drei Uhr aufgewacht“, sagte Heimke<br />

Hogeveen. „Ostwind.“ Die Hogeveens glauben,<br />

dass der Infraschall sie auch dort unten erreicht.<br />

Häufiges Nasenbluten und geschwollene Mandeln<br />

seien die Symptome. Inzwischen stehen<br />

zwölf Windkraftanlagen rund um ihr Wohnhaus.<br />

„Wir sind wie in einem Kessel“, sagt Heimke Hogeveen.<br />

Ihren 17-jährigen Sohn haben sie auf ein<br />

Internat nach Flensburg geschickt. Das Nasenbluten,<br />

unter dem der Junge häufig litt, habe dort<br />

endlich aufgehört. Pieter Hogeveen prüft jetzt<br />

mit seinem Anwalt, ob er gegen den Betreiber der<br />

Windkraftanlage Strafanzeige wegen vorsätzlicher<br />

Körperverletzung einreicht.<br />

Zu solchen Berichten über Gesundheitsgefahren<br />

äußert sich der Bundesverband Windenergie<br />

nur zurückhaltend und verweist auf die Studien<br />

der süddeutschen Landesämter. Dennoch nehme<br />

die Branche die Debatte zum Thema Infraschall<br />

„sehr ernst“. Mit gutem Grund. Falls sich<br />

herausstellen sollte, dass die Klagen berechtigt<br />

sind, würde sich die Frage nach Konsequenzen<br />

stellen. Reicht es aus, Mindestabstände zur<br />

Wohnbebauung festzulegen? Wenn ja, wie groß<br />

müssen diese sein? Viele aus der Branche der erneuerbaren<br />

Energien haben zur Rechtfertigung<br />

einer schnellen Energiewende stets auf die Gesundheitsrisiken<br />

von Kohlestrom und Atommeilern<br />

verwiesen. Jetzt müssen sie selbst mit dem<br />

Verdacht umgehen, für Gesundheitsgefahren vervon<br />

36 Gigawatt. Da bereits genau diese Größenordnung<br />

installiert ist, müsste der Neubau von<br />

Windturbinen sofort gestoppt werden. Die Energiewende<br />

wäre am Ende. UBA-Präsidentin Maria<br />

Krautzberger riet den Ländern deshalb, sie „sollten<br />

nicht den Fehler machen, durch überzogene<br />

Abstandsregeln den Ausbau der Windenergie als<br />

wichtige Säule der Energiewende zu gefährden“.<br />

Merkwürdig ist allerdings, dass das Umweltbundesamt<br />

in einer anderen Studie feststellt,<br />

dass die Indizien für gesundheitliche Gefahren<br />

von Infraschall-Emissionen ernst zu nehmen<br />

seien und dringend besser erforscht werden<br />

müssten. Zwar stünden gesicherte wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse noch aus. Doch habe sich erwiesen,<br />

„dass weitgehend auf den tieffrequenten<br />

Bereich konzentrierter Schall schon bei niedrigen<br />

Pegeln das mentale Wohlbefinden deutlich beeinträchtigen<br />

kann“, heißt es in der „Machbarkeitsstudie<br />

zu Wirkungen von Infraschall“, die von der<br />

Bergischen Universität Wuppertal im Auftrag des<br />

Umweltbundesamtes erstellt wurde. Bei den registrierten<br />

Beschwerden aus der Bevölkerung<br />

gehörten „Geräuschemissionen von Windenergieanlagen<br />

zu den häufigsten Ursachen“. Insbesondere<br />

die Art der Schallmessung, die vom Immissionsschutzgesetz<br />

vorgeschrieben wird, ignoriere<br />

die Wirkung von tiefen Frequenzen in Innenräumen<br />

völlig.<br />

Was soll man nun glauben? Einerseits fordert<br />

das Umweltbundesamt, die gesundheitlichen<br />

Auswirkungen von Infraschall weiter zu erforschen.<br />

Andererseits rät UBA-Präsidentin Krautzberger<br />

von größeren Mindestabständen zu Windrädern<br />

ab, damit die Energiewende nicht gefährdet<br />

wird.<br />

Die Dänen haben aus diesem Dilemma einen<br />

Ausweg gefunden. An Land werden zwar nur<br />

noch wenige neue Anlagen hinzukommen,<br />

glaubt Jan Hylleberg, der Chef des Windindustrie-Verbandes.<br />

Das Wachstum werde aber auf<br />

dem Meer erfolgen. Mit zwei neuen Großwindparks<br />

in Nord- und Ostsee soll die 50-Prozent-<br />

Marke beim Ökostromanteil bis 2020 übersprungen<br />

werden. In dänischen Küstengewässern<br />

gebe es dann ebenso viel Windkraftleistung<br />

wie an Land.<br />

Deutschland will diesem Öko-Vorbild nicht folgen.<br />

Im Gegenteil: Die Ausbaupläne für Offshore-<br />

Wind wurden jüngst kräftig zusammengestaucht.<br />

Die Bundesregierung will bis 2020 nur noch 6500<br />

Megawatt in Nord- und Ostsee zulassen, während<br />

es an Land bereits mehr als 35.000 Megawatt<br />

Windkraft gibt. Damit wäre in Deutschland siebenmal<br />

mehr Windkraft an Land installiert als<br />

auf See – obwohl der Infraschall dort wohl nur<br />

ein paar Möwen stören würde.<br />

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32 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

STEUERFLUCHT<br />

Entwicklung der Bankguthaben in Steuerparadiesen zwischen 2007 und 2011 in Prozent<br />

11<br />

6<br />

2<br />

5<br />

1<br />

5<br />

4<br />

1<br />

7<br />

9 2<br />

8<br />

3<br />

Länder, die dem automatischen Austausch<br />

von Steuerinformationen zugestimmt haben<br />

ab 2017 ab 2018<br />

7<br />

6<br />

4<br />

10<br />

12<br />

3<br />

-4 % -3,5 % -3 % -2,5 % -2 % -1,5 % -1 % -0,5 % 0% 0,5 % 1 % 1,5 % 2 % 2,5 %<br />

Jersey 1<br />

Luxemburg 2<br />

Schweiz 3<br />

Isle of Man<br />

4<br />

Guernsey 5<br />

Bahrain 6<br />

Niederlande 7<br />

1<br />

2<br />

Bermuda<br />

Bahamas<br />

3<br />

Macao<br />

4<br />

Malaysia<br />

5<br />

Chile<br />

6<br />

Panama<br />

7<br />

Zypern<br />

8<br />

Österreich<br />

9<br />

Belgien<br />

10<br />

Singapur<br />

11<br />

Cayman Inseln<br />

12<br />

Hong Kong<br />

Steueroasen gesamt<br />

QUELLE: OECD, JOHANNESEN/ZUCMAN, BIZ<br />

Oh, wie schön ist Panama<br />

Luxemburg, Schweiz, Caymans: Steuerflucht werden die Staaten nie ganz stoppen können. Auch weil Banker ihren Kunden dabei helfen<br />

Jeder denkbare Unsinn ist möglich<br />

– wie zum Beispiel „Habimo“.<br />

Eine Kombination aus den<br />

Anfangsbuchstaben der Familienmitglieder<br />

Hans, Berta, Ina,<br />

Markus und Ole. Oder das Geburtsjahr<br />

1969: Happy69. Beliebt<br />

sind auch italienische Inseln oder<br />

Opern. Hauptsache der Besitzer kann<br />

sich den Namen gut merken und er verschleiert<br />

seine wahre Identität. Das vollständige<br />

Fantasiekonstrukt heißt dann<br />

etwa: Happy69International, Habimo-<br />

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Consulting oder ToscaFoundation. Das<br />

klingt dann, als sei die Gesellschaft nicht<br />

nur eine leere Hülle, sondern würde tatsächlich<br />

Geschäfte machen. Es reicht ein<br />

VON SEBASTIAN JOST, ANNE KUNZ<br />

UND KARSTEN SEIBEL<br />

kurzer Anruf beim Banker des Vertrauens<br />

in Luxemburg, Zürich oder Genf –<br />

und die Gesellschaft wird gegründet. Die<br />

Unterschrift auf dem vorgefertigten Formular<br />

kann nachgereicht werden.<br />

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So lief das Geschäft viele Jahre. Das<br />

Verwischen von Spuren ließ sich der<br />

Banker natürlich bezahlen. Meist empfahl<br />

er panamaische Gesellschaften. Sie<br />

waren schneller und billiger als die in<br />

Liechtenstein und Luxemburg zu haben:<br />

Kostenpunkt etwa 2000 bis 3000 Dollar.<br />

Und sie waren noch verschwiegener.<br />

Und damit sicherer.<br />

Zumindest bisher. Ein Datenleck hat<br />

die Besitzer der panamaischen Briefkastenfirmen<br />

jüngst enttarnt. Und damit<br />

auch die Banken, die ihnen dabei geholfen<br />

haben, ihr Geld dort zu verstecken.<br />

Das Rampenlicht fällt auf die Commerzbank.<br />

Mitarbeiter ihrer Luxemburger<br />

Tochter stehen im Verdacht, Steuerhinterziehern<br />

geholfen zu haben. In zahlreichen<br />

Niederlassungen des in der Finanzkrise<br />

staatlich geretteten Instituts gab es<br />

in dieser Woche Razzien. Schon jetzt ist<br />

klar: Die Frankfurter sind nicht die einzigen.<br />

In den nächsten Wochen dürften<br />

weitere deutsche Geldhäuser Besuch<br />

von der Steuerfahndung bekommen.<br />

Die jüngsten Ereignisse bei der Commerzbank<br />

machen deutlich, dass<br />

Schwarzgeld nie nur ein Thema Schweizer<br />

oder Liechtensteiner Bankadressen<br />

war – und wie schwer deutschen Instituten<br />

immer noch die Aufarbeitung fällt.<br />

Seit Jahren wiederholt sich hierzulande<br />

das Spiel: Die Ermittler durchsuchen,<br />

die Kunden bibbern und die Banken beschwichtigen,<br />

es seien alles nur Altlasten.<br />

Viele bezweifeln, dass die fragwürdigen<br />

Praktiken wirklich abgeschafft wurden<br />

– und vermuten, dass sie nur eine<br />

andere Gestalt angenommen haben.<br />

Nervosität kam zum ersten Mal im<br />

Steuerparadies auf, als der ehemalige<br />

Springreiter Paul Schockemöhle in den<br />

90er-Jahren aufflog. Er hatte Millionen<br />

in einer Liechtensteiner Stiftung versteckt.<br />

Danach kehrte erst einmal Ruhe<br />

ein. Das änderte sich, als im Frühjahr<br />

2008 die systematische Jagd auf die<br />

Steuersünder begann.<br />

Als ersten traf es den ehemaligen<br />

Deutsche-Post-Chef Klaus Zumwinkel<br />

mit seinen heimlichen Konten bei der<br />

liechtensteinischen Fürstenbank LGT.<br />

Gefunden hatten ihn die Steuerbehörden<br />

dank einer CD mit Kundendaten, die<br />

Mitarbeiter Schweizer und liechtensteinischer<br />

Banken gestohlen hatten. Die<br />

Fahnder hatten die CD den Dieben abgekauft.<br />

Eine umstrittene Praxis, die sie<br />

aber in den nächsten Jahren wiederholten<br />

und reihenweise Steuerflüchtlinge<br />

enttarnten. Darunter Kunden der<br />

Schweizer Institute Credit Suisse, UBS<br />

und Julius Bär. Alle drei zahlten Bußgelder<br />

an deutsche Behörden. Auch erste<br />

Kontodaten der HSBC-Niederlassung in<br />

Genf landeten 2010 bei deutschen Steuerfahndern.<br />

Der öffentliche Druck zwang<br />

die Schweizer Regierung dazu, ihr Bankgeheimnis<br />

zu lockern. Die meisten Institute<br />

begannen zähneknirschend, ihre<br />

Kunden zur Steuerehrlichkeit zu drängen<br />

– aus Angst vor weiteren Repressalien<br />

für das Institut selbst.<br />

Bisher fiel der Name Commerzbank<br />

bei diesem Thema kaum. Die bösen Buben<br />

schienen in den Banken in der<br />

Schweiz, in Liechtenstein oder in zwielichtigen<br />

Inselparadiesen zu sitzen.<br />

Ein Irrglaube. Auch bei der Luxemburger<br />

Tochter des deutschen Instituts florierten<br />

die Geschäfte mit den Steuersündern.<br />

2008 beschloss der Verwaltungsrat<br />

diese zu stoppen – allerdings ziemlich<br />

halbherzig. Die Regelung galt nur für<br />

Neukunden. Erst 2010 gab es eine Weißgeld-Strategie<br />

auch für bestehende Kunden.<br />

Sie wurden dazu aufgefordert, die<br />

Besteuerung ihrer Guthaben nachzuweisen.<br />

Falls sie dies nicht konnten, sollten<br />

sie die Zahlung nachholen oder die Bank<br />

verlassen. Dabei griff das Institut alles<br />

andere als hart durch. Knapp fünf Jahre<br />

gab es seinen Kunden Zeit. Erst zum Ende<br />

des vergangenen Jahres trennte die<br />

Commerzbank sich von ihren verbliebenden<br />

Steuerflüchtigen. Angeblich geschah<br />

dies auf Eigeninitiative und wurde<br />

„Wer sein Geld<br />

verstecken will,<br />

wird dafür auch<br />

zukünftig Wege<br />

finden“<br />

Stefan Süss, Steueranwalt bei<br />

der Kanzlei Latham & Watkins<br />

nicht durch die staatsanwaltlichen Ermittlungen<br />

ausgelöst.<br />

Luxemburg ist kaum der einzige Berührungspunkt<br />

des Instituts mit Steuerflüchtlingen.<br />

Schließlich hatten sowohl<br />

die Commerzbank als auch die 2008<br />

übernommene Dresdner Bank jeweils eine<br />

Tochter in der Schweiz.<br />

2009 wurden sie verkauft, nicht aus<br />

moralischen Gründen, sondern weil die<br />

EU-Kommission als Ausgleich für staatliche<br />

Beihilfen eine Verkleinerung des<br />

Konzerns forderte. Die Dresdner Bank<br />

Schweiz ging an die liechtensteinische<br />

Fürstenbank LGT, die Commerzbank-<br />

Tochter an die Zürcher Vontobel. Die<br />

neuen Eigentümer fanden anscheinend<br />

nicht nur saubere Konten vor.<br />

„Wir mussten leider im Rahmen der<br />

Integration feststellen, dass zahlreiche<br />

deutsche Kunden aus dieser Übernahme<br />

bei der Regularisierung ihrer Steuerangelegenheiten<br />

gezwungen waren, unsere<br />

Hilfe in Anspruch zu nehmen“, bemerkte<br />

Vontobel-Chef Zeno Staub jüngst<br />

spitz in einem Interview. Hinter der etwas<br />

umständlichen Bemerkung verbirgt<br />

sich ein erhebliches Maß an Groll. Zwar<br />

will sich die Bank selbst nicht weiter zu<br />

der Angelegenheit äußern. So mancher<br />

Banker in Zürich regt sich aber über<br />

deutsche Doppelmoral auf.<br />

Da verkaufe ein Institut, an dem die<br />

Bundesregierung einen 25-Prozent-Anteil<br />

hält, eine Tochter mit Schwarzgeld-<br />

Konten. Und wenn der neue Eigentümer<br />

nun versuche, diese Altlasten zu bereinigen,<br />

müsse er befürchten, dass die eigenen<br />

Mitarbeiter wegen möglicher Beihilfe<br />

zur Steuerhinterziehung von deutschen<br />

Behörden verfolgt würden. Und<br />

das, so die Lesart in Zürich, nachdem die<br />

Commerzbank das Ausmaß ihres<br />

Schwarzgeld-Problems bei den Verkaufsgesprächen<br />

nicht offengelegt habe.<br />

Den Vorwurf der Täuschung halten<br />

Commerzbank-Manager für bigott. Sie<br />

hätten eher den Eindruck gehabt, dass<br />

Vontobel den Deal unbedingt wollte und<br />

manche Sachen gar nicht so genau habe<br />

wissen wollen. Ein Commerzbank-Sprecher<br />

wollte sich zu dem Thema nicht äußern.<br />

Doch ob getäuscht wurde oder<br />

nicht: dass es bei der Schweizer Tochter<br />

steuerrechtlich nicht immer sauber zugegangen<br />

sein dürfte, stellen Commerzbank-Kenner<br />

gar nicht in Abrede. „Das<br />

Motto Schweizer Banken zu dieser Zeit<br />

lautete: Augen zu und durch“, sagt ein<br />

Banker, der mit der Causa vertraut ist.<br />

„Ob schwarzes oder weißes Geld, das<br />

war den Jungs dort doch eher egal.“ Und<br />

die Commerzbank Schweiz sei da wohl<br />

keine Ausnahme gewesen.<br />

Dabei gab es schon früher durchaus<br />

Versuche vonseiten der Commerzbank,<br />

das Schwarzgeldproblem in den Griff zu<br />

bekommen. 2008, vor dem Verkauf der<br />

Schweiz-Tochter, sollten Kunden eine<br />

Erklärung unterschreiben, dass ihr Geld<br />

sauber versteuert sei. Die geforderten<br />

Unterschriften lagen dem Vernehmen<br />

nach kurz darauf nahezu vollständig vor.<br />

Mit der bloßen Unterschrift gaben sich<br />

die Verantwortlichen angeblich zufrieden<br />

– obwohl sie die Aussagen nicht prüfen<br />

konnten. Das Ganze erweckt daher<br />

aus heutiger Sicht den Anschein einer<br />

Alibi-Aktion zur Beruhigung des Frankfurter<br />

Gewissens. Jahre später fiel das<br />

Schwarzgeld-Problem der Schweizer<br />

Commerzbank dann dem Käufer Vontobel<br />

auf die Füße.<br />

Und heute? Holt die Vergangenheit<br />

die Geldhäuser immer wieder ein? Die<br />

Aufarbeitung der Steuerflucht wird laut<br />

Stefan Süss von der Großkanzlei Latham<br />

& Watkins in München ohnehin nie abgeschlossen<br />

sein: „Ich würde mich sehr<br />

wundern, wenn irgendwann tatsächlich<br />

alle Fälle von Steuerhinterziehung abgearbeitet<br />

wären. Es wird immer wieder<br />

ein Nummernkonto in der Schweiz auftauchen<br />

oder irgendeine exotische<br />

Struktur.“ Die gängigen Steuertricks seien<br />

allerdings überwiegend bekannt geworden<br />

– bis auf extreme Gestaltungen<br />

mit Lebensversicherungsmänteln in<br />

Liechtenstein. Hier könnte es eine<br />

nächste Welle geben, wenn die im Vorfeld<br />

der Abgeltungsteuer aufgesetzten<br />

Strukturen aufgedeckt würden.<br />

Dass die Banken inzwischen frei von<br />

Schuld sind, bezweifeln Kenner der<br />

Branche. Viele Steueroasen seien zwar<br />

mittlerweile trockengelegt, doch an anderen<br />

Orten seien bereits neue eröffnet.<br />

„So gut wie keine Bank in Europa bietet<br />

heute noch Offshore-Geschäfte an“, sagt<br />

Christopher Steckel von der Kanzlei<br />

Leisner Steckel Engler in Zürich. Die<br />

Steueroasen in Luxemburg und der<br />

Schweiz seien vollständig trockengelegt.<br />

„Die USA sind für Steuerhinterzieher dagegen<br />

interessant. Die Amerikaner werden<br />

auch zukünftig keine Informationen<br />

rausgeben. Sie interessiert auch nicht,<br />

ob das Geld versteuert wurde. Sie wollen<br />

vor allem Terrorismusfinanzierung und<br />

Geldwäsche ausschließen.“<br />

Die wohl wichtigste Lektion, die die<br />

Branche aus der Vergangenheit gelernt<br />

hat: Steuersparmodelle sind kaum mehr<br />

etwas für die breite Masse. Doch für reiche<br />

und risikobereite Kunden wird das<br />

Geld immer noch rund um den Globus<br />

versteckt. Nur eben noch vorsichtiger als<br />

früher. „Die Zeiten, in denen Steuerhinterziehung<br />

ein Volkssport für Reiche<br />

war, sind allerdings vorbei“, meint auch<br />

Rechtsanwalt Süss. „Doch wer sein Geld<br />

verstecken will und über kriminelle<br />

Energie verfügt, wird dafür auch zukünftig<br />

Wege finden.“<br />

Und die Banken werden ihnen dabei<br />

weiterhin zur Seite stehen. So sagt auch<br />

der ehemalige Steuerfahnder Frank<br />

Wehrheim: „Wenn eine deutsche Bank<br />

international tätig ist, besteht immer die<br />

Gefahr, dass Mitarbeiter Kunden dabei<br />

assistieren, Geld vor dem Fiskus zu verstecken.<br />

Das wird nie aufhören.“ Die<br />

Vorfälle in Luxemburg machten deutlich,<br />

dass die Banken stets einen Weg finden.<br />

Als die Banken Auskunft über ihre Geschäfte<br />

in Luxemburg geben mussten,<br />

stiegen ihre Berater auf Briefkastenfirmen<br />

in Panama um, um so die Identität<br />

ihrer Kunden zu vertuschen, berichtet<br />

Wehrheim. „Damit bleibt es bei dem<br />

ewigen Spiel: Hase gegen Igel.“


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34 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Der Laden ist klein und eng,<br />

aber dafür gibt es eine<br />

Menge zu sehen. Ein<br />

Schwarm von Neonfischen<br />

gleitet vorbei. Ein stolzer<br />

Skalar durchstreift die Unterwasserwelt,<br />

ein Stück weiter wuseln ein paar Guppys.<br />

Es riecht etwas streng nach Käfigstreu<br />

und Tierhaut. Gegenüber den<br />

Aquarien gibt es Kinderbücher, Hundemotivkärtchen<br />

und Telefonkarten. Eine<br />

schräge Mélange, aus der ein gelber Karton<br />

hervorleuchtet: die „Kinderpost“<br />

von Schmidt-Spiele. Das passt gut. Denn<br />

tatsächlich ist dieses seltsame Geschäft<br />

nicht nur Zoohandlung, Papier- und Gemischtwarenladen.<br />

Es ist auch die Post<br />

von Hohen Neuendorf bei Berlin.<br />

VON STEFFEN FRÜNDT<br />

AUS HOHEN NEUENDORF<br />

Zoohandel und Postamt in einem: Wolfgang Linke betreibt „Linke’s Tierparadies“ in Hohen Neuendorf. Weit mehr Umsatz macht er aber mit dem Paketversand<br />

Neonfische,<br />

Kinderbücher –<br />

und Pakete<br />

Weil die Post keine eigenen Filialen mehr hat,<br />

holen die Kunden ihre Päckchen in manch<br />

kuriosem Laden ab. Das führt häufig zu Ärger<br />

Vor elf Jahren war Zoohändler Wolfgang<br />

Linke der letzte Mieter in seinem<br />

Gewerbekomplex, und auch bei ihm lief<br />

es nicht besonders gut. „Dann kam ein<br />

blonder Engel von der Post herein und<br />

fragte mich, ob ich nicht eine Postagentur<br />

eröffnen möchte.“ Wolfgang Linke<br />

wollte. Er stellte sich einen Postschalter<br />

in den Laden, schickte seine zwei Mitarbeiterinnen<br />

zur Schulung und stellte<br />

zwei weitere ein. Er erweiterte sein Sortiment<br />

um Schreibwaren und was ihm<br />

sonst noch passend erschien. Die Kundenfrequenz<br />

stieg von vielleicht 50 auf<br />

400 am Tag. Vor Weihnachten schieben<br />

sich bis zu 1000 Paketabholer und Geschenkeverschicker<br />

durch den Laden.<br />

Linke macht heute nur noch 30 Prozent<br />

seines Umsatzes mit Fischen und Futter.<br />

„Wir leben von Retouren und Einschreiben“,<br />

freut sich der 65-jährige. „Ich liebe<br />

Zalando und Amazon!“<br />

Linke’s Tierparadies ist eine von<br />

13.000 sogenannten „Partnerfilialen im<br />

Einzelhandel“, mit denen die Deutsche<br />

Post eine selbst geschaffene Versorgungslücke<br />

schließt. Seit Beginn der<br />

Postreform Mitte der 90er-Jahre hat die<br />

privatisierte Post das einst bis in die<br />

kleinsten Orte reichende eigene Filialnetz<br />

auf null ausgedünnt. Die 1100 größere<br />

Standorte werden von der zur Deutschen<br />

Bank gehörenden Postbank betrieben.<br />

In der Fläche aber besteht das deutsche<br />

Postwesen aus einem kuriosen Flickenteppich<br />

aus Zigtausenden von Agenturen,<br />

Verkaufspunkten und Paketshops<br />

verwandelt, die in den unterschiedlichsten<br />

Kulissen stehen können. Supermärkte,<br />

Tabakläden, Gärtnereien, Zoohandlungen.<br />

„Harte Ausschlusskriterien gibt<br />

es nicht“, heißt es bei der Post. Solange<br />

ein solider Geschäftsmann dahintersteht,<br />

ist als Miniaturpostamt so ziemlich<br />

jeder Standort recht. Die Kunden<br />

sind allerdings oft anderer Meinung. „Es<br />

gab böse Briefe. Die Kunden wünschten<br />

sich ein repräsentatives Postamt und<br />

waren pikiert“, amüsiert sich Zoohändler<br />

Linke. Er sieht ein, dass sein Geschäft<br />

etwa Heuallergiker vor Probleme stellt,<br />

und bemühte sich um geruchsneutrale<br />

Verpackungen. Mittlerweile hätten sich<br />

die meisten Kunden daran gewöhnt.<br />

„Es gibt nicht wenige Leute im Westerwald<br />

und anderswo, die mit ihren Paketen<br />

20 Kilometer weit fahren müssen“,<br />

klagt Elmar Müller vom Postkunden-<br />

Verband DVPT. Viele Kommunen hätten<br />

wegen der Ausdünnung des Filialnetzes<br />

Alarm geschlagen, es gebe auch Beschwerden<br />

wegen schlechter Beratung.<br />

„Wenn Sie eine Sendung ins Ausland haben,<br />

muss mancher Agenturmitarbeiter<br />

erst die Hotline anrufen, oder er gibt eine<br />

falsche Auskunft“, sagt Müller. Nur<br />

langsam bekomme die Post ihre Qualitätsprobleme<br />

in den Griff. Sie versichert,<br />

dass sie mit Fortbildungen, persönlichen<br />

Betreuern und anonymen Testkunden<br />

alles tue, um die Qualität der externen<br />

Dienstleister hochzuhalten.<br />

Laut Bundesnetzagentur hat sich die<br />

Zahl der Beschwerden von Postkunden<br />

JAKOB HOFF<br />

im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Bei<br />

der Aufsichtsbehörde gingen 2350 Beschwerden<br />

gegen die Post und ihre<br />

Wettbewerber ein, ein Jahr zuvor waren<br />

es nur 1228. 75 Prozent der Beschwerden<br />

hatten mit Beförderung und Zustellung<br />

von Briefen und Paketen zu tun. Kritik<br />

an „stationären Einrichtungen“ machte<br />

nur einen deutlich kleineren, wenn auch<br />

leicht steigenden Anteil der Beschwerden<br />

aus. Moniert wurde unter anderem<br />

die Ausdünnung des Filialnetzes.<br />

Das Problem ist, dass es der Post und<br />

ihren Wettbewerbern immer schwerer<br />

fällt, überhaupt geeignete Standorte aufzutreiben.<br />

2,7 Milliarden Pakete haben<br />

die Deutschen 2014 verschickt, 100 Millionen<br />

mehr als im Jahr zuvor. Ein<br />

Boommarkt, um den sich die Logistikkonzerne<br />

einen erbitterten Wettbewerb<br />

liefern. Alle brauchen Vertriebsstellen<br />

vor Ort, aber bitte ohne hohe Kosten.<br />

In Hohen Neuendorf liegen sie fast<br />

Tür an Tür. Ein paar Schritte von Linkes<br />

Zoo-Post entfernt weht die DPD-Fahne<br />

vor „Classic Mode“ im Wind. „Ich mache<br />

das als Dienstleistung für den Ort“,<br />

sagt Inhaberin Simone Güldner. Die Provision<br />

vom Paketdienst reiche kaum für<br />

die Teppichreinigung. Die Kunden trügen<br />

nicht nur Dreck, sondern auch Ärger<br />

hinein. „Wir sind der Prellbock für die<br />

Kunden“, klagt sie und zeigt einen leeren<br />

Benachrichtigungszettel, den ein Kunde<br />

an seiner Haustür gefunden hat – ohne<br />

Hinweis, wo sein Paket deponiert wurde.<br />

Güldner überlegt, ihren Nebenjob samt<br />

DPD-Scanner wieder abzugeben. Kunden<br />

für ihr Kerngeschäft habe sie keine<br />

dazugewonnen. Dabei locken die Konzerne<br />

genau mit diesem Versprechen.<br />

Herbert Millmann vom Verband der<br />

Postagenturunternehmer berichtet, dass<br />

der Marktführer in einigen Gegenden<br />

große Probleme habe, Agenturpartner zu<br />

halten oder zu gewinnen.„Die flächendeckende<br />

postalische Versorgung ist in<br />

Deutschland in einigen Regionen gefährdet“,<br />

sagt er und nennt Beispiele in Süddeutschland,<br />

wo nach vergeblicher Suche<br />

schließlich die Kommunen selbst<br />

Postagenturen betrieben. Das führe die<br />

Privatisierung ad absurdum. Dabei können<br />

die Bürger dort wieder das tun, was<br />

sich ohnehin hartnäckig im Sprachgebrauch<br />

hält: Sie gehen aufs Postamt.<br />

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1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WIRTSCHAFT 35<br />

Die Köpfe der<br />

Tourismusbranche<br />

( v. l. n. r.) im<br />

„Welt“-Newsroom:<br />

Thomas Winkelmann<br />

(Germanwings),<br />

Christian Clemens<br />

(TUI), Tobias Ragge<br />

(HRS), Markus<br />

Daldrup (Alltours),<br />

Sören Hartmann<br />

(DER), Michael Tenzer<br />

(Thomas Cook)<br />

Urlaub buchen im Internet<br />

– das ist für<br />

die Mehrheit der<br />

Deutschen inzwischen<br />

selbstverständlich.<br />

Doch je<br />

teurer die Reise ist,<br />

desto mehr stresst die Kunden das unübersichtliche<br />

Angebot im Netz, berichten<br />

die Reiseveranstalter. TUI und Co.<br />

wollen die Online-Beratung kräftig ausbauen.<br />

Wie das gehen soll, verrieten sie<br />

auf dem fünften Tourismusgipfel der<br />

„Welt am Sonntag“. Thomas Winkelmann<br />

von Germanwings, DER-Touristikchef<br />

Sören Hartmann, TUI-Deutschlandchef<br />

Christian Clemens, der<br />

Deutschlandchef von Thomas Cook Michael<br />

Tenzer, Alltours-Geschäftsführer<br />

Markus Daldrup sowie HRS-Chef Tobias<br />

Ragge wagten einen Blick in die Zukunft.<br />

VON THOMAS EXNER, SÖNKE KRÜGER<br />

UND ERNST AUGUST GINTEN<br />

WELT AM SONNTAG: Überkommt<br />

Sie eigentlich, wenn Sie unterwegs<br />

sind, schon mal der Leichtsinn?<br />

TOBIAS RAGGE: In Form von Leichtigkeit<br />

des Seins, Entspannung, Vergnügungen<br />

– ja, sicher. Ansonsten gehört Leichtsinn<br />

heute nicht mehr zum Reisen.<br />

CHRISTIAN CLEMENS: Die Deutschen<br />

sind nicht besonders leichtsinnig.<br />

Viele arbeiten sehr viel und haben wenig<br />

Zeit für Hobbys und Familie. Dabei würde<br />

es einigen mal ganz guttun, Abstand<br />

vom Arbeitsalltag zu gewinnen, um in Ruhe<br />

nachdenken zu können.<br />

Sie sind Schwede. Können die Skandinavier<br />

besser die Balance halten<br />

zwischen Arbeit und Freizeit?<br />

CLEMENS: Ich denke schon. Die Deutschen<br />

identifizieren sich sehr viel stärker<br />

mit ihrer Arbeit und definieren darüber<br />

auch zu einem großen Teil ihre Persönlichkeit.<br />

Deshalb sind positive Urlaubserlebnisse,<br />

das Zusammensein mit Freunden<br />

und Familie hier umso wichtiger.<br />

Die Urlaubsplanung gehen viele<br />

ziemlich verbissen an. Wie viel Zeit<br />

verbringen die Kunden im Durchschnitt<br />

damit?<br />

MICHAEL TENZER: Im Internet lässt<br />

sich das leicht nachvollziehen. Die User<br />

besuchen etwa elf Seiten und brauchen<br />

dazu eine Stunde. In der Regel wird 90<br />

Tage vor Urlaubsbeginn gebucht, und viele<br />

Menschen beschäftigen sich etwa drei<br />

Monate bis zur Buchung mit der Planung<br />

ihrer Haupturlaubsreise. Das ist schon eine<br />

lange Zeit.<br />

RAGGE: Bei den Geschäftsreisenden ist<br />

das anders. Rund drei Viertel buchen einen<br />

Tag vor Reisebeginn. Das gilt mittlerweile<br />

auch für Städtereisen.<br />

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Der Trend geht also weiter zur Buchung<br />

ohne menschlichen Kontakt?<br />

CLEMENS: Nein, ganz und gar nicht.<br />

Gerade beim Haupturlaub legen Kunden<br />

sehr viel Wert auf persönliche Beratung,<br />

weil er zu den teuersten Anschaffungen<br />

des Jahres zählt. Da sind persönliche<br />

Empfehlungen und eine passgenaue Beratung<br />

natürlich enorm wichtig. Entscheidend<br />

ist, dass wir für unsere Kunden immer<br />

und überall erreichbar sind. Egal ob<br />

vor, während oder nach der Reise – virtuell<br />

oder real. In jedem Fall helfen uns die<br />

Die Reiseberater<br />

Buchungen im Internet sind inzwischen Standard, überfordern aber viele Kunden.<br />

Die Chefs der größten Tourismusunternehmen versprechen künftig mehr Unterstützung<br />

heutigen digitalen Möglichkeiten bei der<br />

Verbesserung des Kundendialoges. Um<br />

einen Ausflug zu buchen, muss ich nicht<br />

mehr in die Sprechstunde des Reiseleiters<br />

gehen. Das kann ich künftig auch vom<br />

Strand aus per Smartphone erledigen.<br />

Das dürfte Sie dann aber eine ganze<br />

Menge Geld kosten.<br />

CLEMENS: Für die meisten Menschen<br />

sind die Ferien die wichtigsten Wochen<br />

des Jahres. Und ich bin fest davon überzeugt,<br />

dass sich die Kunden solch eine<br />

Beratungsdienstleistung auch was kosten<br />

lassen werden.<br />

Ist das aber nicht die klassische Aufgabe<br />

der Reisebüros?<br />

CLEMENS: Die Mitarbeiter in unseren<br />

Reisebüros wollen wir in diesen Prozess<br />

ja auch mit einbinden. Damit können wir<br />

uns von den neuen, technologiegetriebenen<br />

Anbietern im Internet absetzen. Viele<br />

von denen sind ja nur technische Maschinen<br />

und Datenbanken.<br />

SÖREN HARTMANN: Es gibt eine einfache<br />

Faustregel. Je weiter weg der Kunde<br />

reisen will, umso individueller und beratungsintensiver<br />

wird die Buchung. Das<br />

liegt aber auch daran, dass es einen eindeutigen<br />

Trend zu immer hochwertigeren<br />

und damit teureren Reisen gibt.<br />

Das kann aber doch nur bedeuten,<br />

dass Sie versuchen, die Kunden in Ihre<br />

Reisebüros zu zwingen?<br />

HARTMANN: Das kann man so nicht sagen.<br />

Derzeit verbinden wir beide Kanäle,<br />

sind aber schon dabei, persönliche Beratungsqualität<br />

auch online anzubieten. Dafür<br />

sind die technischen Voraussetzungen<br />

bereits vorhanden. Auch wir wollen künftig<br />

Kunden bei der Urlaubssuche im Internet<br />

intensiv begleiten. Sie holen sich<br />

den Reiseberater schon bald online ins<br />

Wohnzimmer.<br />

Wann wird es so weit sein?<br />

HARTMANN: Flächendeckend spätestens<br />

in drei bis fünf Jahren.<br />

CLEMENS: Ich bin mir sicher, das wird<br />

schneller gehen, weil die Kunden es erwarten<br />

und für mehr Service und Individualisierung<br />

durchaus auch bereit sind,<br />

mehr zu bezahlen. Im Internet buchen<br />

und im Reisebüro bezahlen wird in unserem<br />

Eigenvertrieb wahrscheinlich schon<br />

in diesem Jahr möglich sein. Mit Reiseexperten<br />

chatten oder telefonieren kann<br />

man auf unserer Verkaufsplattform bereits<br />

heute. Die Grenzen von realer und<br />

virtueller Welt verschwimmen zusehends.<br />

MARKUS DALDRUP: Die meisten Reisenden<br />

in Deutschland suchen mittlerweile<br />

im Internet nach guten Angeboten<br />

für ihren Jahresurlaub. Viele finden dort<br />

zwar durchaus, was sie suchen, gehen<br />

dann aber doch noch ins Reisebüro, um<br />

sich eine persönliche Bestätigung für ihre<br />

Wahl zu holen. Die Deutschen brauchen<br />

immer noch ein Quäntchen mehr Sicherheit<br />

als andere Europäer.<br />

HARTMANN: Das kann ich nur bestätigen.<br />

Es gibt Studien, die zeigen, dass die<br />

Deutschen bei der Buchung einer teuren<br />

Urlaubsreise im Internet gigantischen<br />

Stress empfinden. Wir arbeiten deshalb<br />

daran, dass sich die Kunden durch mehr<br />

persönliche Betreuung im Internet sicherer<br />

fühlen können und in ihrer Auswahl<br />

bestätigt fühlen.<br />

Herr Ragge, Sie beherrschen ja so eine<br />

seelenlose Buchungsmaschine.<br />

Fühlen Sie sich bereits überflüssig?<br />

RAGGE: Uns wird es noch lange geben,<br />

denn die Geschäftsreisenden wie<br />

auch Städtetouristen reagieren immer<br />

noch auf Preis, Preis, Preis. Unsere<br />

Kunden wollen von einer intelligenten<br />

Maschine fünf passende Angebote, die<br />

ihre Suchkriterien erfüllen. Das kann<br />

ein Mensch in so kurzer Zeit gar nicht<br />

leisten. Aber zugegeben: Für eine teure<br />

Urlaubsreise würde ich mich auch beraten<br />

lassen.<br />

NOSTALGISCHE GRIECHENLAND-TOURISTEN<br />

Die Pauschalreiseveranstalter sind<br />

gut in das neue Reisejahr gestartet. Für<br />

den Sommer 2015 ist in den Reisebüros<br />

bis Ende Januar laut Auswertungen der<br />

GfK-Marktforscher ein Umsatzplus<br />

von rund fünf Prozent aufgelaufen.<br />

Noch sehr uneinheitlich ist allerdings<br />

das Bild bei den Buchungseingängen<br />

für die einzelnen Urlaubsländer.<br />

Griechenland war bei allen großen<br />

Veranstaltern bis vor Kurzem gut bis<br />

sehr gut gebucht. Die Griechen hatten<br />

sich bereits im vergangenen Jahr über<br />

ein Gästeplus von 17 Prozent gefreut.<br />

Darunter könnten nach Ansicht von<br />

einigen Reisemanagern durchaus auch<br />

viele Altlinke sein, die aus Nostalgie<br />

und Solidarität nach Griechenland<br />

gereist sind. Zahlen darüber, welcher<br />

politischer Gesinnung Urlauber sind,<br />

gibt es natürlich nicht. Aber die GfK<br />

hat zum Beispiel festgestellt, dass die<br />

Zahl der Reisenden in der Altersgruppe<br />

65 plus merklich zugenommen hat.<br />

Vergebens warten Hoteliers aber wohl<br />

auf die Rückkehr der Russen. Bislang<br />

machen die bereits eingegangenen<br />

festen Buchungen aus ganz Europa das<br />

Ausbleiben der russischen Gäste mehr<br />

als wett, sagt Sören Hartmann von<br />

DER-Touristik. Griechenland wird nach<br />

Ansicht vieler Reisemanager trotz aller<br />

politischen Unsicherheiten der Renner<br />

des Sommers werden. „Das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis ist gut“, findet<br />

Hartmann. Das bestätigt auch Germanwings-Chef<br />

Thomas Winkelmann.<br />

Zugenommen hat im vergangenen<br />

Jahr auch das Interesse der Deutschen<br />

an Fernreisen. Insgesamt 2,2 Prozent<br />

mehr Gäste buchten nach Auswertungen<br />

der Veranstalter auf Datenbasis<br />

des Statistischen Bundesamtes eine<br />

Fernreise. Das brachte den Veranstaltern<br />

fast vier Prozent mehr Umsatz.<br />

Besonders stark zulegen konnten dabei<br />

die Ziele in der Karibik (plus 13,9 Prozent).<br />

Für alle Auslandsreisen – also<br />

auch für Mittel- und Kurzstreckenziele<br />

– gaben die Deutschen laut Deutscher<br />

Bundesbank mit fast 70 Milliarden<br />

Euro so viel Geld aus wie noch nie<br />

zuvor.<br />

Die deutschen Reiseveranstalter<br />

konnten ihren Umsatz im Touristikjahr<br />

2013/14 (Stichtag: 31. Oktober 2014)<br />

insgesamt um rund eine Milliarde Euro<br />

auf die neue Bestmarke von nunmehr<br />

26,3 Milliarden Euro steigern. Im<br />

Vorjahr lag der Umsatz noch bei 25,3<br />

Milliarden Euro. Das ist ein Plus von<br />

fast vier Prozent. Dieses endgültige<br />

Ergebnis verkündete der Präsident des<br />

Deutschen Reiseverbandes (DRV),<br />

Norbert Fiebig, im Vorfeld der weltweit<br />

größten Reisemesse ITB Berlin<br />

2015, die vom 4. bis 8. März in der<br />

Hauptstadt stattfinden wird. Das Ergebnis<br />

liegt sogar noch deutlich über<br />

der Hochrechnung, die der Branchenverband<br />

im Dezember 2014 veröffentlicht<br />

hatte. Damals war der DRV noch<br />

von einem Wachstum von nur zwei<br />

Prozent ausgegangen.<br />

Wie gut trifft die automatisierte Suche<br />

den Geschmack der Kunden?<br />

RAGGE: 67 Prozent der Suchenden bei<br />

uns sind zufrieden mit den Ergebnissen,<br />

die bei der automatisierten Suche vorgeschlagen<br />

werden. Sie verändern die Suchkriterien<br />

nicht.<br />

Die Kunden wollen also gar keine intensivere<br />

Beratung?<br />

TENZER: Viele Veranstalter sind heute<br />

durchaus schon in der Lage, Kunden,<br />

die eine Städtereise nach Paris gebucht<br />

haben, im Nachgang auch eine Woche<br />

Urlaub auf Mallorca anzubieten. Die<br />

spannendste Frage in unserer Branche<br />

aktuell ist: Wie kann online offline unterstützen<br />

und umgekehrt, wie können<br />

Reisebüros den Online-Kunden einen<br />

Mehrwert bieten?<br />

THOMAS WINKELMANN: Unsere<br />

Kunden wollen ab einem bestimmten<br />

Preislevel durchaus Vorschläge, was sie<br />

noch zusätzlich zur Grundleistung dazubuchen<br />

können. Ich sehe das auch bei<br />

den Hotelanbietern. Zum Beispiel gibt es<br />

immer mehr Anbieter, die dem Kunden<br />

bereits vor dem Einchecken im Hotel<br />

mehrere Alternativen bei der Lage ihres<br />

Zimmers anbieten.<br />

Der Preis ist also gar nicht mehr so<br />

wichtig bei der Buchung von Flug<br />

und Hotel?<br />

WINKELMANN: Fliegen ist für alle erschwinglich<br />

geworden. Die entscheidenden<br />

Kriterien für die meisten Kunden bei<br />

der Buchung einer Flugreise sind heute<br />

der Flugplan und der Preis. Unsere Kunst<br />

ist es dann, den Kunden über dieses Basisprodukt<br />

hinaus Angebote mit echtem<br />

Mehrwert zu machen. Und das aus Kostengründen<br />

möglichst automatisiert.<br />

Dieses Geschäftsmodell will die Lufthansa<br />

jetzt auch auf die touristische<br />

Langstrecke übertragen. Sind Sie sicher,<br />

dass Sie damit Erfolg haben<br />

können?<br />

WINKELMANN: Wir sehen auf einigen<br />

Fernstrecken, zum Beispiel in die Karibik,<br />

noch einiges Wachstumspotenzial.<br />

Werden Sie nur über die Lufthansa<br />

Tickets verkaufen oder auch Kontingente<br />

an Reiseveranstalter abgeben?<br />

WINKELMANN: Wir gehen dahin, wo<br />

die Kunden sind, und sprechen natürlich<br />

mit den Pauschalreiseveranstaltern, ob<br />

sie Interesse an unserem neuen Flugangeboten<br />

haben. Natürlich werden die<br />

Flüge auch online erhältlich sein.<br />

JAKOB HOFF<br />

Herr Daldrup, was ist den Alltours-<br />

Kunden wichtiger, der Flugplan oder<br />

der Preis?<br />

DALDRUP: Eindeutig der Preis, das ist<br />

aber nicht neu. In den letzten Jahren haben<br />

ja bereits diverse große europäische<br />

Linienfluggesellschaften verstärkt auch<br />

touristische Ziele angeflogen und Restplatzkontingente<br />

dann günstig an uns<br />

Veranstalter abgegeben.<br />

Herr Hartmann, zur DER-Touristik<br />

gehören sowohl ITS wie auch Meiers<br />

Weltreisen. Welche Altersgruppe<br />

reist derzeit eigentlich am häufigsten?<br />

HARTMANN: Das Wachstum kommt<br />

aus der älteren Generationen. Die haben<br />

mehr Zeit, Geld und bereits jede Menge<br />

Reiseerfahrung.<br />

Welche Altersklasse ist das?<br />

HARTMANN: Das fängt bei 50 Jahren<br />

an und ist nach oben offen. Es gibt mittlerweile<br />

Achtzigjährige, die ohne Probleme<br />

einen Halbmarathon laufen. Und<br />

diese Kunden sind sehr reiseerfahren.<br />

Sie wissen genau, wo sie hinwollen, und<br />

suchen für ihr auserwähltes Urlaubsziel<br />

dann den günstigsten Preis und nicht<br />

mehr andersherum. Früher galt: erst<br />

Preis, dann Ziel.<br />

Angesichts der Euro-Schwäche müssten<br />

Sie aber doch bei Reisen in den<br />

Dollarraum mittlerweile eine deutliche<br />

Zurückhaltung bei den Buchungen<br />

spüren.<br />

HARTMANN: Nein, denn die großen<br />

Veranstalter haben das Währungsrisiko<br />

für den gesamten Sommer und einige bis<br />

in den Winter hinein abgesichert. Fernreisen<br />

sind also derzeit so günstig wie<br />

selten. Bei uns ist die Nachfrage sehr gut.<br />

Jetzt haben wir niedrige Ölpreise und<br />

einen schwachen Euro. Wie wird sich<br />

Wer kann<br />

Ihre Liquidität<br />

langfristig steigern<br />

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diese Kombination auf die Reisepreise<br />

auswirken?<br />

RAGGE: Tendenziell werden die Reisepreise<br />

auf der Fernstrecke schon sinken.<br />

Aber unterschätzen darf man derzeit<br />

auch nicht die geopolitischen Verwerfungen,<br />

sei es nun Isis oder der Russland-<br />

Ukraine-Konflikt. Ich denke, dass der Gewinner<br />

in diesem Jahr der Deutschland-<br />

Tourismus sein wird.<br />

TENZER: Ich gehe davon aus, dass wir<br />

bei den Verhandlungen mit den Hoteliers<br />

die währungsbedingten Preissteigerungen<br />

eingrenzen können und höchstens leichte<br />

Preissteigerungen auf der Fernstrecke haben<br />

werden. Die Erfahrung der letzten<br />

Jahre zeigt uns allerdings, dass die Nachfrage<br />

nach Fernreisen, trotz Preiserhöhungen,<br />

steigt.<br />

Das jährliche Gipfeltreffen der führenden<br />

Persönlichkeiten aus der deutschen Reiseindustrie<br />

im Vorfeld der ITB Berlin ist<br />

eine gemeinsame Initiative der WeltN24-<br />

Gruppe und des Travel Industry Club.<br />

In dem 2005 gegründeten unabhängigen<br />

Wirtschaftsklub sind rund 670 Führungskräfte<br />

aus sämtlichen Segmenten der<br />

Reisebranche organisiert. Der Klub versteht<br />

sich als innovativer Thinktank der<br />

Branche und hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

die wirtschaftliche Bedeutung der Reiseindustrie<br />

stärker ins Licht der Öffentlichkeit<br />

und Politik zu rücken.


36 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Schulden<br />

ohne Ende<br />

Die neuen EU-Hilfen für Griechenland<br />

reichen nur für wenige Monate. Weitere<br />

Milliarden müssen von den Euro-Staaten<br />

kommen – weil die Syriza-Politik jeglichen<br />

privaten Investor verprellt<br />

Triumph vor seinen Anhängern: Syriza-Chef Alexis Tsipras in Athen<br />

NIKOS PILOS/LAIF<br />

Ausgerechnet kurz vor der<br />

Abstimmung im Bundestag<br />

über die Verlängerung des<br />

griechischen Hilfsprogramms<br />

brachte Janis Varoufakis<br />

erneut einen Schuldenschnitt<br />

ins Gespräch. „Ich spreche über Umschuldungen,<br />

die unsere Schuldenlast<br />

deutlich senken“, sagte der griechische<br />

Finanzminister – und provozierte erneut<br />

seine Geldgeber. Denn das Hilfsprogramm<br />

für sein Land wäre am Samstag<br />

um Mitternacht ausgelaufen. Der Bundestag<br />

segnete die Hilfen zwar rechtzeitig<br />

ab – aber keinesfalls bedenkenlos.<br />

VON MARTIN GREIVE, SEBASTIAN JOST<br />

UND ANDRE TAUBER<br />

Das Grummeln in der Unionsfraktion<br />

war nicht zu überhören. Von 32 Gegenstimmen<br />

kamen 29 von CDU/CSU – so<br />

viele wie nie zuvor. Und noch deutlich<br />

mehr stehen neuen Hilfen kritisch gegenüber.<br />

Viele Abgeordnete fürchten, in<br />

einer Dauerschleife gefangen zu sein, in<br />

der sie immer wieder neue Rettungsprogramme<br />

für Griechenland beschließen<br />

müssen und in der die Rückzahlung der<br />

Kredite bis zum Sankt Nimmerleinstag<br />

in die Zukunft verschoben wird. Eine<br />

Sorge, die berechtigt erscheint. Und das<br />

liegt nicht nur an ökonomischen Gewissheiten,<br />

sondern auch an der Politik der<br />

Regierung in Athen. Ihr Kurs ist geeignet,<br />

private Investoren noch auf Jahre<br />

hinaus von Griechenland fernzuhalten.<br />

Und so atmete am Freitag niemand in<br />

Berlin durch. Nur wenige Stunden nach<br />

der Abstimmung stellte man sich in Regierungskreisen<br />

bereits die Frage, ob<br />

Griechenland finanziell überhaupt durch<br />

den März kommt. An diesem Montag<br />

muss Athen 1,5 Milliarden Euro an den<br />

Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />

zurückzahlen. Die ausstehenden 7,2 Milliarden<br />

Euro an Hilfsgeldern sollen aber<br />

erst fließen, wenn die „Institutionen“,<br />

also die Troika aus EU, IWF und Europäischer<br />

Zentralbank (EZB), Athens Reformpläne<br />

gebilligt haben. Das ist frühestens<br />

Ende April der Fall. Und weil die<br />

Wirtschaft nach den Wahlkampfunruhen<br />

wieder schrumpft, reichen die Steuereinnahmen<br />

womöglich nicht einmal mehr,<br />

um die laufenden Ausgaben zu finanzieren.<br />

Die Hilfen benötigt das Land bisher<br />

vor allem, um bestehende Schulden abzulösen.<br />

Den Überblick hat womöglich<br />

nicht einmal die Regierung in Athen,<br />

unkt man in Berlin.<br />

Bis Juni muss Athen weitere 2,7 Milliarden<br />

Euro an den IWF zahlen. Dazu<br />

werden Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit<br />

fällig, T-Bills genannt. Diese Papiere<br />

werden in der Regel von griechischen<br />

Banken fortgeschrieben, die sich das nötige<br />

Geld wiederum bei der Zentralbank<br />

besorgen können. Hier besteht möglicherweise<br />

noch etwas Spielraum für die<br />

nächsten zwei Monate – Griechenland<br />

könnte einige Milliarden an zusätzlichen<br />

T-Bills platzieren, das mit EU und IWF<br />

vereinbarte Limit von 15 Milliarden Euro<br />

war zuletzt nicht ganz ausgeschöpft.<br />

Doch selbst wenn Griechenland durch<br />

die kommenden Monate kommt: Im<br />

zweiten Halbjahr sind mehr als zehn<br />

Milliarden Euro an den IWF und die Europäische<br />

Zentralbank zu zahlen, Geld,<br />

das das Land definitiv nicht hat. Sicher<br />

ist daher schon jetzt: Das nächste, dann<br />

dritte Rettungspaket kommt bestimmt.<br />

Die zehn Milliarden Euro, von denen vor<br />

den Neuwahlen in Athen die Rede war,<br />

werden dafür sicher nicht mehr ausreichen.<br />

„Es gibt viele Gründe, weshalb diese<br />

Finanzierungslücke für Griechenland<br />

bereits heute deutlich größer ist, denn<br />

die Steuereinnahmen und das Wachstum<br />

sind in den vergangenen Monaten deutlich<br />

gesunken“, sagt Marcel Fratzscher,<br />

Direktor des Deutschen Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung. Er rechnet mit 30<br />

bis 40 Milliarden Euro für die nächsten<br />

drei Jahre. Zudem wird sich der IWF an<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

2015 '20<br />

GRIECHENLANDS SCHULDEN<br />

Nach Fälligkeitsjahr, in Milliarden Euro<br />

Internationaler Währungsfonds<br />

Besitzer kurzfrist. Anleihen<br />

Europäische Zentralbank<br />

Europäische Investitionsbank<br />

künftigen Hilfen finanziell wohl nicht<br />

mehr beteiligen. Damit droht der deutsche<br />

Haftungsanteil zu steigen. Für Abgeordnete<br />

macht es das nicht leichter,<br />

einem neuen Programm zuzustimmen.<br />

Und auf private Geldgeber kann<br />

Athen auf absehbare Zeit auch nicht hoffen.<br />

„Bis vergangenes Jahr war das Land<br />

auf einem guten Weg“, sagt Michael Hei-<br />

Privatinvestoren<br />

Euro-Länder<br />

Europäischer Stabilitätsfonds<br />

'25 '30 '35 '40 '45 '50<br />

QUELLE: WALL STREET JOURNAL/EIGENE RECHERCHE<br />

Schulden: Die kurzfristigen Anleihen (T-Bills) werden immer wieder fortgeschrieben<br />

se, Chefökonom der Allianz. Aber die<br />

neue Regierung habe viel von dem mühsam<br />

zurückgewonnenen Vertrauen wieder<br />

zunichtegemacht. „Ein umfassender<br />

Einstieg privater Investoren ist vorerst<br />

nicht zu erwarten“, urteilt auch Michael<br />

Menhart, Chefvolkswirt des Rückversicherers<br />

Munich Re. Dies sei erst eine<br />

Perspektive, wenn absehbar sei, dass<br />

Griechenland seine Reformen fortsetze.<br />

„Mit einer glaubwürdigen Politik kann<br />

es Griechenland gelingen, bis zum kommenden<br />

Jahr wieder kapitalmarktfähig<br />

zu werden“, glaubt Allianz-Ökonom Heise.<br />

Dazu müsse Syriza aber zeigen, dass<br />

man das von Vetternwirtschaft und<br />

Steuerbetrug geprägte System wirklich<br />

verändern wolle. Außerdem müsse das<br />

Gerede über einen Schuldenschnitt aufhören.<br />

Die Eurogruppe hat Athen zwar<br />

eine weitere Streckung der Hilfskredite<br />

und ein Absenken der Zinsen in Aussicht<br />

gestellt, wenn sich das Land reformfreudig<br />

zeigt. Ein echter Schuldenerlass wie<br />

2012 steht allerdings nicht zur Debatte.<br />

Doch genau darauf drängt Varoufakis.<br />

Ändert er diese Rhetorik nicht, wird<br />

ein drittes Rettungspaket mit dem Bundestag<br />

ohnehin kaum zu machen sein.<br />

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38 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Christine Prahm hat<br />

ihre Achtklässler im<br />

Griff. Bevor die<br />

Schüler ihre Laptops<br />

aufklappen dürfen,<br />

wiederholt die resolute<br />

Mittfünfzigerin<br />

in einem kleinen Quiz den Stoff der letzten<br />

Stunde. Dann geht es „ran an die<br />

Computer“. „Findet mithilfe einer kleinen<br />

Recherche heraus, wer zum ersten,<br />

zweiten und dritten Stand unter Ludwig<br />

dem XIV. gehörte“, trägt die Geschichts-<br />

Lehrerin den Kindern auf. „Ihr habt sieben<br />

Minuten Zeit.“ Der 14-jährige Felix<br />

ist ratlos. „Gib doch einfach mal ,erster<br />

Stand unter Ludwig‘ ein, vielleicht findest<br />

du etwas“, rät Prahm. Mit zwei Fingern<br />

tippt Felix in die Google-Maske. Die<br />

Ergebnisse machen ihn unglücklich.<br />

„Das sind ja alles so lange Texte.“<br />

VON INGA MICHLER<br />

Die 8.1 ist eine von vier „Laptopklassen“<br />

an der Albrecht-Haushofer-Schule<br />

in Berlin-Heiligensee. Die Sekundarschule<br />

im grünen Berliner Norden will<br />

„dem Trend der Zeit folgen“ und verspricht<br />

sich „nachhaltigen Kompetenzerwerb“<br />

ihrer Schüler durch die neuen Medien.<br />

Das steht im Konzept für die Laptop-Klassen.<br />

In der Praxis allerdings ist<br />

das gar nicht so einfach. Zwar tragen die<br />

Eltern die Kosten für die Laptops und es<br />

gibt ein Budget für die Ausstattung der<br />

Klassenräume mit elektronischen Tafeln,<br />

sogenannten Active-Boards. Wie man<br />

die schöne neue Technik aber sinnvoll<br />

im Unterricht einsetzt, müssen sich die<br />

Pädagogen selbst beibringen. „Leider<br />

gab es bisher keine Schulungen“, sagt<br />

Lehrerin Prahm, die auch Schulleiterin<br />

ist. „Aber ein Schüler in meiner ersten<br />

Laptopklasse war ein richtiger Crack.<br />

Von dem habe ich viel gelernt.“<br />

Solche Cracks gibt es hierzulande wenige.<br />

Nur 1,5 Prozent der deutschen<br />

Achtklässler erreichten in der im November<br />

veröffentlichten internationalen<br />

Vergleichsstudie ICILS im Umgang mit<br />

Computern und dem Internet die höchste<br />

Kompetenzstufe. Sie fanden sich allein<br />

in der digitalen Welt zurecht und<br />

konnten Inhalte kritisch hinterfragen.<br />

Ein Drittel der Schüler dagegen verfügte<br />

nur über „rudimentäre“ Kenntnisse. Damit<br />

liegen deutsche zwölf- bis 13-Jährige<br />

im mauen Mittelfeld von 19 untersuchten<br />

Industrie- und Schwellenländern.<br />

Befunde wie dieser haben die Politik<br />

aufgeschreckt. Erst im Herbst verkündete<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer<br />

Videobotschaft: Die Vermittlung von<br />

Kenntnissen über Computer sei die<br />

„derzeit größte Herausforderung für die<br />

Schulen“. Solche Sätze sind Wasser auf<br />

die Mühlen von Eltern und Politikern,<br />

die mehr Geld für die Computerausstattung<br />

an Schulen fordern. Mit neuer Gerätschaft<br />

allerdings, das zeigt nicht nur<br />

das Beispiel der Albrecht-Haushofer-<br />

Schule, ist es längst nicht getan.<br />

SERIE DIGITALISIERUNG, TEIL 4<br />

Das<br />

klickende<br />

Schulzimmer<br />

Laptops und Smartboards sollen deutsche<br />

Schüler beflügeln. Lehrer und Eltern aber<br />

stellen sie vor ungeahnte Herausforderungen<br />

MARTIN HAAKE/MARTIN HAAKE<br />

Die breite Ausstattung von Schülern<br />

mit Laptops oder iPads kann sogar kontraproduktiv<br />

sein, warnt die Leiterin der<br />

ICILS-Studie, Birgit Eickelmann von der<br />

Universität Paderborn. „Wenn wir den<br />

Lehrern nicht gleichzeitig vermitteln,<br />

was sie mit der Technik in ihrem konkreten<br />

Unterricht anfangen können, wäre<br />

das die reinste Geldverschwendung.“<br />

Zwar gehört der Computer zu den modernen<br />

Kulturtechniken. Ob Schüler mit<br />

dem Computer aber tatsächlich mehr<br />

lernen als ohne, darüber, so Eickelmann,<br />

sei die Forschung der vergangenen 20<br />

Jahre doch recht widersprüchlich.<br />

Schulrektorin Prahn jedenfalls ist davon<br />

überzeugt, dass ein Laptop nicht für<br />

jeden Schüler die beste Lernhilfe ist. In<br />

ihren Laptopklassen sitzen auch Kinder<br />

mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom<br />

AHDS. Manche Eltern, die sich<br />

durch die Computer mehr Struktur und<br />

Ordnung für ihre Kinder erhofften, ließen<br />

sich nicht von der Bewerbung abbringen.<br />

Die Rektorin aber warnt, dass<br />

die zusätzlichen visuellen Reize die Aufmerksamkeitsspannen<br />

solcher Kinder<br />

noch verkürzen können.<br />

Im Idealfall eröffnet der Tablet-Computer<br />

neue Lernwelten. Kamera und<br />

Tonbandgerät sind immer griffbereit,<br />

das Wissen der Welt ist per Internet jederzeit<br />

abrufbar. Im Französisch- oder<br />

Englischunterricht lauschen Schüler den<br />

Podcasts von Muttersprachlern. In Chemie<br />

und Physik zeigen Lernvideos faszinierende<br />

Experimente. Die Tafelzeichnung<br />

des Lehrers gibt es digital zum<br />

Mitnehmen. Wie arbeitet eine Suchmaschine?<br />

Wie funktionieren Algorithmen?<br />

Was passiert mit meinen Daten im Netz?<br />

Antworten auf solche Fragen bekommen<br />

Schüler im Vorübergehen.<br />

Außerdem wird Teamarbeit an den<br />

Nachmittagen unabhängig von Zeit und<br />

Raum. Auf Projektplattformen können<br />

sich Schüler zusammenschalten und gemeinsam<br />

an Referaten oder Hausaufgaben<br />

arbeiten. Im Unterricht projizieren<br />

sie ihre Ergebnisse drahtlos auf das<br />

Smartboard. Und wer etwas nicht gleich<br />

versteht, lädt sich den Stoff herunter,<br />

um ihn daheim im eigenen Tempo nachzuvollziehen.<br />

In der Theorie.<br />

In der Praxis aber brauchen sie dafür<br />

gut ausgebildete Lehrer und fachkundige<br />

Eltern. Beide müssen im Alltag eng zusammenarbeiten.<br />

Das wissen auch die<br />

Lehrer an der Albrecht-Haushofer-Schule.<br />

Nicht umsonst heißt es in den Statuten,<br />

die Eltern müssten klare Regeln für<br />

Computerzeiten und die altersgerechte<br />

Nutzung von Spielen setzen.<br />

Die Schülerin Maria* aus Prahms Laptopklasse<br />

ist froh, dass ihre Eltern das<br />

nicht sehr genau nehmen. Die 13-Jährige<br />

verbringt, wie viele ihrer Klassenkameraden,<br />

viele Nachmittage vor dem Computer.<br />

„Chatten, skypen und ein paar Hausaufgaben<br />

muss ich ja auch machen“, sagt<br />

sie. Im Netz habe sie viele Freunde. Und<br />

zum Geburtstag hat sie eine Kamera und<br />

ein Mikrofon bekommen. Damit will sie<br />

jetzt einen eigenen YouTube-Kanal mit<br />

Schönheits- und Modetipps aufmachen.<br />

„Ein Leben ohne Computer, das könnte<br />

ich mir gar nicht mehr vorstellen“, sagt<br />

das Mädchen.<br />

Michael Kölch, Leiter der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie am Vivantes-Klinikum<br />

in Berlin Friedrichshain, lassen solche<br />

Berichte aufhorchen. 500 bis 600 stationäre<br />

junge Patienten hat Kölch in seiner<br />

Klinik pro Jahr. Angststörungen und Depressionen<br />

sind häufige Diagnosen –<br />

manchmal gepaart mit Computersucht.<br />

„Vielen Eltern fehlt schlicht der Blick für<br />

die Probleme“, sagt Kölch. Sie denken,<br />

sie tun ihren Kindern mit freiem Zugang<br />

zum Computer etwas Gutes. Sie würden<br />

dann „gut in Computern“. „Das ist genauso,<br />

als würden sie sagen, mein Kind<br />

ist ,gut im Fernsehen‘.“ Denn die Kinder<br />

stiegen ja keinesfalls in die Strukturlogik<br />

des Programmierens ein, sondern zappten<br />

sich meist lediglich durch verlockende<br />

Angebote. „Eltern sollten in jedem<br />

Fall den Medienkonsum ihrer Kinder<br />

kontrollieren“, appelliert Kölch. Für Kinder<br />

unter zehn Jahren sieht er „überhaupt<br />

keine Notwendigkeit“ ohne Begleitung<br />

durchs Internet zu surfen. Bei<br />

Älteren, die den Computer auch für die<br />

Schule brauchen, mache ihm Nutzung<br />

von mehr als drei Stunden am Stück<br />

„Bauchschmerzen“. „Da kommen Bewegung<br />

und echte soziale Kontakte schnell<br />

zu kurz. Die aber sind für die Entwicklung<br />

extrem wichtig.“ Ein Tabu sollte für<br />

jeden Menschen – ob Jung oder Alt – die<br />

Mediennutzung zum Einschlafen sein.<br />

„Ob Fernseher oder Computer, das Licht<br />

macht nervös und beruhigt nicht.“<br />

Maria wird das nicht gerne hören. Sie<br />

hat einen eigenen Fernseher auf dem<br />

Zimmer. Ihren Schullaptop kann sie auf<br />

den Bildschirm schalten. „Und abends<br />

schaue ich dann bis elf oder zwölf Uhr<br />

noch YouTube-Videos zum Einschlafen.“<br />

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40 WIRTSCHAFT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Dieter Zetsche taucht<br />

ohne großes Gefolge<br />

auf, wie es Konzernchefs<br />

sonst hinter<br />

sich herziehen. Er<br />

trägt Jeans, ein blütenweißes<br />

Hemd und<br />

eine Baseballmütze. Bei Testfahrten darf<br />

es ruhig etwas lockerer sein. Der Daimler-Chef<br />

steuert den Mercedes-AMG C<br />

63 an, den ihm seine Techniker auf die<br />

große, kahle Asphaltfläche am Flughafen<br />

Faro gestellt haben. Zetsche kam mit<br />

dem Flieger, der AMG mit dem Lastwagen<br />

aus Stuttgart an die Algarve. Ein<br />

Kraftpaket mit V8-Motor, Biturbo, mehr<br />

als 500 PS. Der Daimler-Chef steht einen<br />

Moment prüfend davor, groß, schlank,<br />

fast schlaksig. Dann reicht er höflich die<br />

Hand. Eine große Hand.<br />

VON NIKOLAUS DOLL<br />

AUS FARO<br />

Warum ist die Bedeutung der Marke<br />

so wichtig?<br />

Die Marke ist die Summe der Erfahrungen,<br />

die die Menschen mit unseren Autos<br />

gemacht haben. In unserem Fall<br />

sind das hundert Jahre. Aus diesen Erfahrungen<br />

entsteht ein Bild, dem man<br />

vertraut. Man weiß, was man mit dieser<br />

Marke verbinden kann und was sich<br />

dahinter verbirgt. Insofern muss ich<br />

nicht jedem Einzelnen immer neu erklären,<br />

für was ein Mercedes steht, wo<br />

die Vorteile liegen. Die Marke ist ein<br />

Gütezeichen.<br />

Wenn man sie pflegt.<br />

Damit das so bleibt, muss man allerdings<br />

das mit dem Produkt verbundene Versprechen<br />

einlösen. Immer wieder. Und<br />

man muss die Marke weiter positiv ergänzen.<br />

Und bei AMG muss dieses Versprechen<br />

über das hinausgehen, was<br />

man mit Mercedes-Benz verbindet.<br />

Wir wollen heute gemeinsam Auto<br />

fahren. Dieter Zetsche möchte dabei<br />

über Autos sprechen. Ich über Dieter<br />

Zetsche. „Da bin ich nicht unbedingt<br />

scharf darauf“, brummt er. Aber man<br />

kann raushören: Er wird es doch tun.<br />

Zetsche weiß, dass ein Daimler-Chef –<br />

anders als der von BMW oder Audi –<br />

eine öffentliche Person ist. Er kann<br />

sich nicht wegducken wie andere Autobosse.<br />

„Wollen wir mal“, sagt er, lächelt<br />

und startet den Motor, der gurgelnd<br />

aufheult. Er macht das Gesicht, das<br />

viele verleitet vom „netten Dieter Zetsche“<br />

zu schreiben.<br />

WELT AM SONNTAG: Herr Zetsche,<br />

muss ich Angst haben, wenn Sie<br />

gleich durchstarten?<br />

DIETER ZETSCHE: Ich bin ein ganz<br />

friedlicher Autofahrer. Wenn hier jemandem<br />

auf der Rückbank schlecht wird,<br />

selbst schuld. An mir liegt das jedenfalls<br />

nicht.<br />

Autos bauen, über Autos reden, Auto<br />

fahren, wird das nicht eintönig?<br />

Auto fahren ist immer schön, es sei<br />

denn, man steht zwei Stunden im Stau.<br />

Grundsätzlich unterhalte ich mich im<br />

Auto gerne über alles, nicht unbedingt<br />

über mich, aber mit Vergnügen über<br />

Sound und PS. Sie haben mir Fragen gestellt,<br />

darf ich jetzt mal?<br />

Gerne.<br />

Könnten Sie das Notizbuch etwas anders<br />

halten? Es verdeckt den rechten Außenspiegel.<br />

O, natürlich.<br />

So können wir die Sicherheit hier im Auto<br />

weiter erhöhen.<br />

Meint er das jetzt so? Oder<br />

schwingt da wieder eine<br />

Spur Ironie mit? Dieter Zetsche<br />

ist gerne ironisch. Das<br />

soll die Leute zum Lachen<br />

bringen. Sagt er. Aber es<br />

führt dazu, dass man nie so<br />

recht schlau aus ihm wird.<br />

BMW-Chef Norbert Reithofer<br />

ist ganz eindeutig ein<br />

scheuer Mensch, einer, der<br />

sich in der Öffentlichkeit<br />

zurücknimmt. Dem der Medienzirkus<br />

sichtlich suspekt<br />

ist. VW-Chef Martin Winterkorn beherrscht<br />

ihn. Wenn er einen Raum betritt,<br />

hat man das Gefühl, er fülle sich<br />

mit Macht. Und wenn Winterkorn wieder<br />

das Raubein gibt, mächtig lospoltert,<br />

zieht man unwillkürlich den Kopf ein.<br />

Dieter Zetsche bleibt immer korrekt,<br />

aber unverbindlich. Unerreichbar. Wie in<br />

einem Kokon. Vermutlich sieht er Pressegespräche<br />

einfach als Teil seines Jobs,<br />

den er professionell abarbeitet.<br />

Haben Sie immer noch lupenreinen<br />

Spaß am Autofahren?<br />

Natürlich. Zur Arbeit werde ich gefahren,<br />

aber am Wochenende, wann immer<br />

Zeit ist, oder bei Testfahrten lasse ich<br />

keine Gelegenheit aus und fahre selbst.<br />

Sogar an den Wochenenden?<br />

Wenn es möglich ist, ja. Aus Spaß. Letztes<br />

Wochenende war es ein GLC. Aber<br />

ich probiere auch Fremdfahrzeuge aus,<br />

die mich interessieren. Ich schaue mir<br />

die dann ganz genau an, intensiver, als<br />

das beispielsweise auf Messen geht. Das<br />

ist der schönste Teil meines Jobs.<br />

FEIER-<br />

ABEND!<br />

Dieter<br />

Zetsche<br />

Motorsport-Fan: Dieter Zetsche begeistert sich für die Formel 1, schließlich hat Mercedes ein eigenes Team. In Faro war sein Ziel die Rennstrecke bei Portimão<br />

„Ich bin kein Workaholic“<br />

Dieter Zetsche liebt Autos, beruflich und privat. Bei einer Testfahrt mit mehr als 500 PS erklärt<br />

der Daimler-Chef, wie er nach Feierabend runterschaltet. Ein Expertengespräch über Freizeit<br />

Haben Sie jemals Zeit für sich, Zeit<br />

ohne Daimler?<br />

Es ist nicht so, dass ich nie Zeit habe<br />

und ständig verplant bin. Ich bin kein<br />

Workaholic, ich verbringe meine Zeit<br />

nicht bei der Arbeit, wenn ich das nicht<br />

muss. Und ich versuche, mir die Wochenenden<br />

möglichst frei zu halten. Wobei<br />

das nicht immer gelingt.<br />

Dieter Zetsche blinkt artig bei jedem<br />

Richtungswechsel und dreht den Kopf.<br />

Er hat vor schätzungsweise 40 Jahren<br />

den Führerschein gemacht und würde<br />

wohl dennoch die Prüfung jederzeit wieder<br />

bestehen. Zetsche fährt defensiv –<br />

offenbar zu defensiv für die Portugiesen.<br />

Beim Einfädeln auf die<br />

Schnellstraße nach Westen<br />

hupt ein Auto. Zetsche reagiert<br />

mit mildem Protest:<br />

„Ja, ja … also so was. Da waren<br />

locker noch 200 Meter<br />

Abstand.“<br />

Kann man als Vorstandschef<br />

eines solchen Unternehmens<br />

regelmäßig Dinge<br />

tun, die nichts mit<br />

dem Job zu tun haben?<br />

Ich habe das Gefühl, dass<br />

ich die Dinge, die mich<br />

sonst so interessieren, zwar<br />

nicht beliebig oft, aber schon oft genug<br />

machen kann. Am wichtigsten ist mir dabei<br />

die Familie. Wir haben intensiven<br />

Kontakt. Der leidet nicht unter meinem<br />

Zeitmangel.<br />

Was unternehmen Sie denn so gewöhnlich<br />

mit Ihren Kindern?<br />

Vergangene Woche war schon ungewöhnlich.<br />

Da konnte ich mir einen Tag<br />

freischaufeln. Einfach so. Ich bin nach<br />

Memmingen gefahren, dort ist meine<br />

Tochter zugestiegen, die aus München<br />

kam. Dann sind wir nach Lech. Fünf<br />

Stunden Skifahren. Dann wieder nach<br />

Memmingen, ich habe sie ins Auto gesetzt<br />

und bin nach Hause gefahren. Toll.<br />

Wie tankt man in einem solchen Job<br />

neue Kraft?<br />

Ich habe zum Glück eine ziemlich gute<br />

Konstitution. Das ist wohl auch eine Voraussetzung<br />

dafür, dass man einen Job<br />

wie meinen machen kann. Ansonsten<br />

kann ich mich ziemlich schnell regenerieren<br />

und sehr gut abschalten. Wenn<br />

nichts Dringendes ansteht, kann ich<br />

meinen Job in meiner Freizeit aus meinem<br />

Kopf verbannen und mich ganz mit<br />

anderen Dingen beschäftigen.<br />

Abschalten, Dinge nicht zu nah an sich<br />

ranlassen – könnte Zetsche das nicht,<br />

wäre er wohl heute nicht mehr Daimler-<br />

Chef. Die vergangenen Jahre waren oft<br />

nicht gut für den heute 61-Jährgen. Als<br />

Hoffnungsträger und Medienliebling<br />

hatte er 2006 die Nachfolge von Jürgen<br />

Schrempp angetreten. Zuvor, als Chef<br />

von Chrysler, war Zetsche mit seinen<br />

Auftritten in US-Werbesports so beliebt<br />

in Nordamerika geworden, dass deren<br />

geplante Wirkung verpuffte: Die Amerikaner<br />

hielten „Dr. Z.“, der witzig und<br />

selbstironisch über Autos plauderte, für<br />

eine Kunstfigur, einen Schauspieler. Der<br />

„Real Manager“-Effekt war dahin. Als<br />

Daimler-Chef gelang es ihm, den als Folge<br />

der Ära Schrempp bedrohlich schwächelnden<br />

Konzern zu stabilisieren, 2007<br />

stieß Zetsche Chrysler ab – kurz bevor<br />

die Finanzkrise die US-Autobauer in den<br />

Abgrund riss.<br />

Haben Sie 2006 gewusst, was da als<br />

Daimler-Chef auf Sie zukommt?<br />

Ich kannte das Unternehmen recht gut –<br />

aber nicht in all den Details und jeder<br />

Einzelheit, wie ich es dann als Vorstandschef<br />

erlebt habe. Die Erfahrung<br />

kurz nach meinem Antritt, die Tatsache,<br />

dass die Risiken von Chrysler eins zu<br />

eins die Risiken des Gesamtkonzerns<br />

DaimlerChrysler waren, dass es da keinerlei<br />

Firewalls gab, das war etwas, was<br />

ich in diesem Ausmaß so vorher nicht erwartet<br />

hatte. Die Konsequenz war, dass<br />

ich mich für einen Verkauf von Chrysler<br />

entschied.<br />

Sie wurden als Krisenmanager an die<br />

Spitze gestellt, als Sanierer?<br />

Wenn man auf einen Posten wie den des<br />

Daimler-Chefs berufen wird, geht es ja<br />

nicht darum, mal zu sehen, was so mit<br />

dem Unternehmen passiert. Die Aufgabe<br />

ist es, die Herausforderungen anzugehen.<br />

Krisen in den Griff zu kriegen, Defizite<br />

zu meistern. Und auf der anderen<br />

Seite etwas zu gestalten, das Gesicht der<br />

Firma für die Zukunft zu formen. Am<br />

Anfang meiner Zeit als Vorstandschef<br />

stand sicher das Krisenmanagement im<br />

Vordergrund.<br />

Seit Abflauen der Krise 2010 verkauft<br />

Daimler jedes Jahr mehr Fahrzeuge und<br />

macht mehr Gewinn – aber BMW und<br />

Audi liegen weiter vorn. Die Kritik an<br />

Zetsche riss lange nicht ab. Tiefpunkt<br />

war Anfang 2013, als sein Vertrag überraschend<br />

nur um drei statt um fünf Jahre<br />

verlängert wurde. Betriebsratschef Erich<br />

Klemm hatte die Opposition angeführt,<br />

aber es gab auch manchen im Management,<br />

der den Vorstandschef gern geopfert<br />

hätte. Zetsche hatte damals im Konzern<br />

einige Gegner. Er hat diese Zeit<br />

nicht vergessen. „Es hat mich getroffen“,<br />

sagt Dieter Zetsche. Die Krise ist überwunden,<br />

inzwischen läuft nicht nur das<br />

Geschäft, Daimler holt auch gegenüber<br />

den Rivalen auf, gilt wieder als Angreifer.<br />

Zetsche attackiert BMW und Audi zunehmend<br />

erfolgreich mit Mercedes,<br />

Smart, Maybach und AMG.<br />

AMG hat lange ein Nischendasein geführt,<br />

galt oft als Tuning-Marke. Wie<br />

wichtig ist sie jetzt für Daimler?<br />

Mercedes-AMG hat im vergangenen Jahr<br />

über 47.500 Autos verkauft, das ist in<br />

diesem Segment eine beachtliche Größenordnung.<br />

Zweitens ist Mercedes-<br />

AMG äußerst margenstark und damit<br />

ziemlich profitabel. Aber der mit Abstand<br />

wichtigste Punkt ist die Stärke der<br />

Marke AMG, die auf die Muttermarke<br />

Mercedes-Benz abstrahlt. AMG entwickelt<br />

sich mehr und mehr zu einer eigenständigen<br />

Sportwagenmarke. Dazu tragen<br />

unter anderem die AMG-Performance-Modelle<br />

bei – wie dieser Mercedes-AMG<br />

C 63 S.<br />

Zetsche spricht präzise, druckreif und<br />

TV-tauglich. Klar haben Top-Manager eine<br />

Schulung für Auftritte in der Öffentlichkeit.<br />

Aber der Daimler-Chef beherrscht<br />

sie besser als die meisten in seiner<br />

Liga. Er ist darin Mary Barra nicht<br />

unähnlich. Die GM-Chefin ist perfekt,<br />

wenn es „Showtime“ heißt. Und taut wie<br />

Zetsche erst beim Plausch über Technik<br />

so weit auf, dass man ein Stück des Menschen<br />

hinter dem Manager erkennen<br />

kann. Dieter Zetsche bekommt einen anderen<br />

Ton, wenn er über AMG-Modelle<br />

wie SLS oder GT spricht. Sein leicht hessischer<br />

Slang klingt noch etwas weicher,<br />

wenn er davon schwärmt, dass sich AMG<br />

von Audi oder BMW längst abhebe. Oder<br />

auf Augenhöhe mit den Marken der erfolgreichsten<br />

Sportwagenhersteller gesehen<br />

werden wolle.<br />

DR. DAIMLER UND DIE ERFINDER DES AUTOMOBILS<br />

Der Manager Dieter Zetsche wurde<br />

1953 in Istanbul geboren. Sein Vater, ein<br />

Bauingenieur, betreute damals ein<br />

Staudammprojekt bei Ankara. 1955<br />

kehrte die Familie zurück, und Zetsche<br />

wuchs bei Frankfurt auf. 1976 startete<br />

er seine berufliche Laufbahn bei der<br />

damaligen Daimler-Benz AG. Zetsche<br />

stieg schnell bei Mercedes auf, wurde<br />

schließlich Nutzfahrzeuge-Chef und im<br />

Jahr 2000, nach der Fusion von Daimler<br />

und Chrysler, der Chef von Chrysler.<br />

2006 folgte er auf Jürgen Schrempp<br />

als neuer Vorstandschef von Daimler.<br />

Seit dem Tod seiner Ehefrau Gisela im<br />

Jahr 2010 ist Zetsche Witwer. Er hat<br />

aus dieser Ehe zwei Söhne und eine<br />

Tochter.<br />

Das Unternehmen Die Daimler AG<br />

ist – nach zahlreichen Zwischenstufen –<br />

aus der Daimler-Motoren-Gesellschaft<br />

sowie Benz und Cie. hervorgegangen.<br />

Die beiden Keimzellen des Premiumherstellers<br />

gelten als älteste Kraftfahrzeugunternehmen<br />

der Welt, Daimler<br />

nennt sich daher „Erfinder des Automobils“<br />

– und wenige Dinge ärgern die<br />

Stuttgarter so wie der Slogan „Das<br />

Auto“ von Volkswagen. Daimler ist der<br />

größte Nutzfahrzeughersteller und hat<br />

im Pkw-Bereich die Marken Mercedes,<br />

Maybach, Smart und AMG.<br />

Daimler-Chef Dieter Zetsche (l.) mit<br />

Redakteur Nikolaus Doll<br />

HOCH ZWEI/CORBIS<br />

MERCEDES-BENZ<br />

Das klingt jetzt schon sehr erhaben.<br />

Wir verkaufen ja nicht in erster Linie<br />

Blech, Glas und Gummi, ein Beförderungsmittel,<br />

mit dem man trocken von A<br />

nach B kommt, sondern in letzter Konsequenz<br />

wollen wir Träume verkaufen.<br />

Wir wollen die Begehrlichkeiten der<br />

Menschen befriedigen, wir wollen ihnen<br />

die Möglichkeit geben, sich selbst mit ihren<br />

Werten darzustellen.<br />

Und, wie ist das Fahrgefühl in diesem<br />

AMG C63?<br />

Das ist ein Auto, wie es sein muss. Ich<br />

kann damit völlig entspannt unterwegs<br />

sein, zum Brötchenholen fahren, aber<br />

auch weite Strecken schnell und komfortabel<br />

zurücklegen. Ich habe hier drin alles,<br />

was ich brauche. Das gleiche Auto<br />

gibt mir aber auch die Möglichkeit, nachher<br />

auf der Rennstrecke neue Bestzeiten<br />

zu fahren. Der AMG kann beides, das ist<br />

gut. Ich will hier nicht ständig einen wild<br />

röhrenden Motor haben. … So, jetzt<br />

schalte ich in den Sport-Modus. (Der<br />

Motor heult auf und dröhnt, wir werden in<br />

die Sitze gedrückt. Das Auto macht einen<br />

Satz nach vorn. Wir rasen dahin, dann<br />

geht Zetsche in die Eisen) Sehen Sie, das<br />

ist sportlich. Jetzt könnten wir uns mit<br />

Autos auf der Rennstrecke messen. Nun<br />

schalte ich auf Komfort zurück, dann<br />

animiert mich das Fahrzeug erst gar<br />

nicht, sportlich zu fahren. Dann kann ich<br />

hier ganz relaxed sitzen und dahingleiten.<br />

Das Fahrzeug fordert mich nicht<br />

mehr, es strengt mich nicht an. Und<br />

wenn ich nicht angestrengt bin, bin ich<br />

ein besserer Fahrer.<br />

Unternehmen Sie manchmal auch etwas,<br />

das nichts mit Autos zu tun hat?<br />

Aber natürlich. Ich lese gerne, ich bin<br />

gern in der Natur, sei es in den Bergen<br />

oder am Meer. Zu Hause habe ich nur 150<br />

Meter zum Wald. Wenn ich am Wochenende<br />

Zeit habe, laufe ich ganz gerne mal<br />

durch den Wald. Es gibt Sportarten, die<br />

ich gerne betreibe.<br />

Ski fahren.<br />

Auch. Ich bin auch gerne geritten, früher.<br />

Aber das ist sehr zeitaufwendig und<br />

dem Zeitmangel zum Opfer gefallen. Das<br />

gilt leider auch für das Musizieren. Ich<br />

habe Geige gespielt, eine Zeit lang auch<br />

Bratsche. Aber es gibt viele andere Dinge,<br />

die ich gerne und oft mache.<br />

Das wäre?<br />

Bekannte treffen zum Beispiel, Menschen,<br />

die ich schätze.<br />

Dieter Zetsche in Stuttgart in einer Kneipe<br />

oder im Supermarkt zu treffen ist<br />

nicht ausgeschlossen. Schließlich geht<br />

der Mann mit dem Millionengehalt nach<br />

eigenem Bekunden bisweilen selbst einkaufen<br />

oder abends auch mal in die<br />

Kneipe. In Jeans und Hemd – selbst gebügelt,<br />

wie Zetsche betont. Es sei wichtig,<br />

die Bodenhaftung nicht zu verlieren,<br />

sagt er. Auch wenn sein Leben seit 1976<br />

Daimler gehört und er dort alles erreicht<br />

hat – fast alles. 2020 soll der Mercedes<br />

wieder die Nummer eins der Premiummarken<br />

sein.<br />

Haben Sie je daran gedacht, das Unternehmen<br />

zu wechseln?<br />

Eigentlich nicht, ich hatte nie einen Anlass<br />

dazu. Ich habe bei Daimler so viele<br />

verschiedene Dinge gemacht, vermutlich<br />

mehr, als es in verschiedenen Unternehmen<br />

möglich gewesen wäre.


Finanzen<br />

Kampf um<br />

die Courtage<br />

MAKLER IM VISIER S. 42<br />

Kampf gegen die<br />

Staatsschulden<br />

EZB-KAUFPROGRAMM S. 46<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 41<br />

GELD AM SONNTAG<br />

Chips und Cola<br />

zum Frühstück<br />

Ein schmuckloses Bürogebäude<br />

unweit der<br />

glitzernden Bankentürme<br />

in Frankfurt: Während<br />

es draußen dämmert,<br />

füllt sich drinnen<br />

der Raum – mit Frauen,<br />

vielen Frauen. Sie sind alle gekommen,<br />

um eine Revolte zu starten, eine Revolte<br />

gegen die Dominanz der Männer. „Lasst<br />

uns erfolgreich sein“, schwört Anne<br />

Connelly ihre 60 Mitstreiterinnen ein.<br />

Es ist die Gründungsveranstaltung des<br />

Karrierenetzwerks „Fondsfrauen“.<br />

Die versammelten Damen haben ein<br />

Ziel: Bis zum Jahr 2019 sollen 30 Prozent<br />

aller Investmentfonds von Frauen gemanagt<br />

werden, derzeit sind es nur acht<br />

Prozent. „Es wird höchste Zeit, etwas zu<br />

ändern“, sagt Connelly, die seit vielen<br />

Jahren Top-Managerin der Fondsrating-<br />

Agentur Morningstar ist und die<br />

Neztwerkidee hatte – „am Küchentisch,<br />

wie sich das für Frauen gehört“, fügt sie<br />

selbstironisch hinzu.<br />

VON KARSTEN SEIBEL<br />

In kaum einer anderen Branche<br />

herrscht noch so viel Testosteronüberschuss<br />

wie in der Finanzwelt. Männer<br />

besetzen die Führungsetagen, Männer<br />

dominieren das Treiben in den großen<br />

Handelssälen, Männer bestimmen, in<br />

welche Aktien und Anleihen die Altersvorsorge<br />

von Millionen von Menschen<br />

fließt – bei den großen Fonds genauso<br />

wie beim Wertpapierdepot zu Hause.<br />

Und das alles, obwohl Männer nachweislich<br />

nicht erfolgreicher als Frauen sind,<br />

wenn es um Geldanlage geht. Frauen investieren<br />

nicht schlechter, nur anders.<br />

In der Investmentbranche wird die<br />

Qualität eines Fonds in Sternen gemessen.<br />

Liefern die Managementteams über<br />

mehrere Jahre hinweg überdurchschnittliche<br />

Ergebnisse, erhält der Fonds fünf<br />

Sterne. Liegen sie dauerhaft daneben,<br />

nur einen. Reine Männermannschaften<br />

kommen derzeit im Durchschnitt auf<br />

3,07 Sterne, ist mindestens eine Frau im<br />

Team, sind es 3,01 Sterne. Diese Auswertung<br />

von Connellys Arbeitgeber Morningstar<br />

deckt sich mit vielen anderen<br />

Studien, vor allem aus den Vereinigten<br />

Staaten, wo es mehr Fonds und eine längere<br />

Anlagehistorie gibt.<br />

Auch bei Privatanlegerdepots offenbaren<br />

höchstens die Nachkommastellen einen<br />

Unterschied. Der Online-Broker<br />

DAB Bank wertete vor zwei Jahren rund<br />

480.000 Depots aus. Das Ergebnis: Männer<br />

kamen innerhalb von zwölf Monaten<br />

auf eine Wertentwicklung von 7,72 Prozent,<br />

Frauen auf 7,66 Prozent. Beide Geschlechter<br />

erreichten allerdings auf un-<br />

Der<br />

weibliche<br />

Faktor<br />

Die Altersvorsorge der Deutschen ist<br />

fest in Männerhand. Frauen sind zwar<br />

genauso erfolgreich, haben aber kaum<br />

etwas zu sagen. Dafür gibt es ein<br />

nachvollziehbares Argument<br />

GELD IM GESCHLECHTERKAMPF<br />

Das liebe Geld kann selbst jahrelange<br />

Partnerschaften vorübergehend<br />

entzweien. Das beginnt mitunter<br />

schon bei Kleinigkeiten, beispielsweise<br />

dann, wenn es ans Bezahlen<br />

der Rechnung im Restaurant geht. Da<br />

wird plötzlich, gerne auch vor der<br />

Bedienung, angefangen zu diskutieren,<br />

wer heute dran ist, von welchem<br />

Konto das Geld abzugehen hat.<br />

Was Außenstehende irritiert, zeigt<br />

doch, wie sehr sich die Geschlechter<br />

in dem Punkt misstrauen. Dies belegte<br />

vor zwei Jahren eindrücklich eine<br />

Umfrage mit dem Titel „Geschlecht<br />

und Finanzen“. Zu den zentralen<br />

Fragen gehörte, wer sparsamer ist.<br />

27 Prozent der Männer hielten ihr<br />

eigenes Geschlecht für sparsamer,<br />

nur 24 Prozent sahen das Geld bei<br />

der Frau besser aufgehoben. Die<br />

befragten Frauen sahen dies – kaum<br />

überraschend – genau umgekehrt: 41<br />

Prozent sprachen sich dafür aus, dass<br />

die Frau auf die Ersparnisse aufpassen<br />

sollte. Nur 17 Prozent fühlten<br />

sich wohler, wenn der Mann die<br />

Familienkasse im Blick hat.<br />

Spannende Ergebnisse lieferte<br />

auch die Frage, welche Rolle das Geld<br />

bei der Partnerwahl spielt. 71 Prozent<br />

der Männer entschieden sich für<br />

die Antwort „Das ist mir egal – nur<br />

die Liebe zählt“. Diese romantische<br />

Sicht – andere dürften eher von<br />

einer klischeehaften sprechen –<br />

hatten dagegen nur 58 Prozent der<br />

Frauen. Zudem machten 18 Prozent<br />

der weiblichen Antwortgeber keinen<br />

Hehl aus der Erwartung, dass der<br />

Partner mehr verdienen müsse – nur<br />

für sechs Prozent der Männer spielte<br />

das eine Rolle. Einig waren sich beide<br />

Gruppen immerhin in dem Punkt,<br />

wer risikobereiter bei der Geldanlage<br />

ist. 62 Prozent der Männer<br />

und 58 Prozent der Frauen entschieden<br />

sich für: die Männer.<br />

Stabile Kursgewinne: eine der Stärken<br />

von Frauen am Finanzmarkt<br />

RAR, ABER (GLEICH) GUT<br />

Anzahl männlicher und weiblicher<br />

Fondsmanager in Deutschland<br />

935<br />

(91,58 %)<br />

männlich<br />

86<br />

(8,42 %)<br />

weiblich<br />

Durchschnittliches Morningstar-Rating<br />

rein männl. Teams weibl./gem. Teams<br />

3,07 3,01<br />

QUELLE: MORNINGSTAR<br />

terschiedlichen Wegen das gleiche Ziel.<br />

Männer legten mehr Geld in Einzelaktien<br />

an, Frauen kauften eher Fonds mit<br />

Dutzenden verschiedenen Aktien und<br />

streuten so das Risiko stärker.<br />

„Männer sind häufiger extrem gut<br />

oder extrem schlecht“, sagt Alexandra<br />

Niessen-Ruenzi. Sie ist Professorin für<br />

Bankwesen und Finanzwirtschaft an der<br />

Universität Mannheim. Gemeinsam mit<br />

ihrem Mann erforscht sie seit Jahren<br />

„geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

auf Finanzmärkten“. Die unterschiedliche<br />

Herangehensweise wird durch eine<br />

aktuelle Untersuchung der rund<br />

700.000 Depots der Consorsbank bestätigt.<br />

Demnach kamen die schlechtesten<br />

zehn Prozent aller von Männern eröffneten<br />

Depots 2014 auf ein Minus von 22<br />

Prozent, die besten auf ein Plus von 22<br />

Prozent. Bei den Depots der Frauen waren<br />

die Ausschläge geringer: Hier kamen<br />

die schlechtesten Frauen auf ein Minus<br />

von elf Prozent, dafür ging es für die<br />

besten nur bis auf 20 Prozent hinauf.<br />

Die Literatur hält viele Erklärungsversuche<br />

für das unterschiedliche Verhalten<br />

männlicher und weiblicher Marktteilnehmer<br />

bereit: Männer sind angeblich<br />

selbstbewusster, aggressiver, kompetitiver,<br />

schichten das Portfolio häufiger um,<br />

was gut sein kann, allerdings auch jedes<br />

Mal Kosten verursacht. Frauen gelten<br />

dagegen als vorsichtiger, wägen mehr ab,<br />

vergewissern sich lieber einmal zu viel,<br />

dass sie kein Detail übersehen haben.<br />

Läuft es nicht wie gewollt, haben sie<br />

aber auch weniger Probleme, ihren Fehler<br />

einzugestehen – dadurch lassen sich<br />

Verluste begrenzen.<br />

Die Empfehlung von Niessen-Ruenzi<br />

lautet denn auch: „Wer als Anleger gerne<br />

spekulieren will, sollte den Fonds eines<br />

Mannes wählen.“ Wer allerdings über<br />

die Zeit gleichmäßige Ergebnisse wolle,<br />

sei bei einer Frau besser aufgehoben. Die<br />

Masse der Anleger dürfte Letzteres bevorzugen.<br />

Das heißt, jeder rational denkende<br />

Investor müsste sich für Fondsmanagerinnen<br />

oder zumindest gemischte<br />

Teams entscheiden.<br />

Doch das ist nicht so. Die Realität<br />

sieht anders aus. In einen Fonds einer<br />

Frau fließt weniger Geld als in einen<br />

Fonds in Männerhand. Das konnten<br />

Niessen-Ruenzi und ihr Mann empirisch<br />

belegen: Zwischen 1992 und 2009 flossen<br />

in US-Aktienfonds mit weiblichem Management<br />

zehn Prozent weniger Mittel<br />

als in die der männlichen Kollegen.<br />

Den Grund dafür fanden die Forscher<br />

in einem Laborexperiment. Die Probanden<br />

konnten sich zwischen zwei Indexfonds<br />

entscheiden. Da beide den gleichen<br />

Index abbildeten, spielte die Wertentwicklung<br />

keine Rolle. Als Zusatzinformation<br />

erhielten die Testpersonen<br />

neben den Kosten auch den Namen des<br />

verantwortlichen Managers. Das Ergebnis:<br />

Stand ein Frauenname auf dem Zettel,<br />

legten sie weniger Geld an – sogar<br />

dann, wenn der Fonds günstiger war.<br />

Dieses Verhalten zeigte sich vor allem<br />

bei jenen Investoren, die mit Vorurteilen<br />

durchs Leben gehen. Dazu gehört: Die<br />

Finanzindustrie ist eine Männerdomäne,<br />

also haben Männer auch eine höhere Finanzkompetenz.<br />

„Das ist ähnlich wie im<br />

Krankenhaus: Dort erwarten die meisten<br />

Menschen weibliches Pflegepersonal<br />

und sind deshalb irritiert, wenn ein<br />

Mann ins Zimmer kommt“, sagt Niessen-Ruenzi.<br />

In der Untersuchung waren<br />

es vor allem Männer, die sich stets für<br />

den Männerfonds entschieden.<br />

Denkt man diese wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse zu Ende, sieht es schlecht<br />

für einen höheren Frauenanteil in der<br />

Fondsbranche aus: Da die Erträge einer<br />

Fondsgesellschaft einzig von der Höhe<br />

des verwalteten Vermögens abhängen,<br />

gibt es für einen rational denkenden<br />

Chef keinen Anreiz, mehr Frauen einzustellen.<br />

Doch es gibt Hoffnung: Die großen<br />

Gesellschaften führen angeblich keine<br />

Statistik darüber, ob Männer- oder<br />

Frauenfonds bei ihnen mehr Anleger anlocken.<br />

Und: Der politische Druck, mehr<br />

Frauen zu beschäftigen, ist auch in der<br />

Finanzindustrie groß.<br />

Michaela Krahwinkel von Union Investment,<br />

der Fondsgesellschaft der<br />

Volks- und Raiffeisenbanken, liefert auf<br />

der Gründungsveranstaltung der Fondsfrauen<br />

noch ein egoistisches Argument<br />

für mehr Frauen. Sie habe keine Lust<br />

mehr, sich in Sitzungen mit allzu selbstbewussten,<br />

sich überschätzenden Männern<br />

zu messen. Solche Auseinandersetzungen<br />

kosteten viel Energie. Führt der<br />

geringere Energieverbrauch in Sitzungen<br />

künftig zu besseren Fondsergebnissen,<br />

würden auch Anleger davon profitieren.<br />

GETTY IMAGES; MONTAGE WELT AM SONNTAG<br />

Warren Buffett<br />

ist das<br />

freundliche<br />

Gesicht des<br />

Kapitalismus<br />

Seine Ernährungsweise ist speziell.<br />

Zum Frühstück trinkt er eine Dose<br />

Coca-Cola, manchmal begleitet von<br />

Kartoffelsticks oder Eiskrem. Und<br />

auch sonst ist Warren Buffett, drittreichster<br />

Mensch der Welt, ein Original.<br />

Seit Jahrzehnten schafft der<br />

Investor aus Nebraska etwas, was<br />

der Wirtschaftstheorie zufolge eigentlich<br />

unmöglich ist: Er schlägt<br />

den Markt.<br />

An diesem Wochenende veröffentlicht<br />

Buffett nun wieder seinen<br />

alljährlichen berühmten Brief an die<br />

Aktionäre. Anleger aus aller Welt<br />

werden das 20.000 Zeichen starke<br />

Schreiben genauestens studieren,<br />

denn darin finden sich Hinweise auf<br />

seine neuesten Engagements. Und<br />

wenn Buffett Dividendenpapiere<br />

zukauft, glaubt er stets, etwas entdeckt<br />

zu haben, was dem Unternehmen<br />

eine große Zukunft und den<br />

Aktionären außerordentliche Gewinne<br />

verheißt.<br />

Durch eine akribische Analyse der<br />

Bilanz und anderer Unternehmenszahlen<br />

macht er versteckte Vermögenswerte<br />

und Entwicklungspotenziale<br />

ausfindig. Liegt der Börsenkurs<br />

unter diesem inneren Wert<br />

der Firma, schlägt Buffett zu. Die<br />

Theorie des effizienten Marktes<br />

bestreitet, dass das möglich ist.<br />

Denn danach steckten alle relevanten<br />

Informationen bereits im Aktienpreis.<br />

Wer besser abschneidet<br />

als ein Marktbarometer, habe folglich<br />

einfach Glück.<br />

Doch Buffetts Aufstieg lässt sich<br />

nicht allein mit Glück erklären. In<br />

den vergangenen 50 Jahren entwickelte<br />

sich sein Portfolio in gerade<br />

einmal zehn Jahren schlechter als<br />

der US-Leitindex S&P500. Die Gesamtbilanz<br />

ist beeindruckend und<br />

erklärt, warum Buffett rund um den<br />

Globus als Finanzgenie verehrt wird.<br />

Wer 1965 Buffet-Aktien-erwarb,<br />

konnte damit rund 20 Prozent jährlichen<br />

Ertrag erzielen, während der<br />

Index lediglich knapp zehn Prozent<br />

machte.<br />

Buffetts Genie freilich beruht<br />

nicht allein auf Mathematik. Die<br />

Kraft seiner Persönlichkeit hat den<br />

bescheiden auftretenden Multimilliardär<br />

davon abgehalten, an die<br />

Wall Street zu gehen. So managt der<br />

84-Jährige sein Unternehmen von<br />

der Provinzstadt Omaha aus. Dort<br />

residiert er nicht in einem Glas-und-<br />

Stahl-Palast, sondern in der Kiewit<br />

Plaza, einem nüchternen Verwaltungsbau.<br />

20 %<br />

Gewinn pro Jahr<br />

mit Berkshire-Aktien<br />

Buffett ist das freundliche Gesicht<br />

des Kapitalismus, und er ist ein<br />

Philosoph. So haben auch die Marotten<br />

des volkstümlich auftretenden<br />

Investors eine tiefere Bedeutung.<br />

Darauf angesprochen, worauf sich<br />

seine Ernährungsgewohnheiten<br />

gründen, meinte Buffett: Er habe<br />

sich die Sterbetafeln angesehen und<br />

festgesellt, dass die Mortalität bei<br />

Sechsjährigen besonders niedrig sei.<br />

Und Chips, Eis und Cola seien nun<br />

mal das, was Sechsjährige am liebsten<br />

essen und trinken. Daniel Eckert


42 FINANZEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Letzte Bastion der Makler<br />

Für die Vermietung von<br />

Wohnraum gilt<br />

demnächst: Wer den<br />

Makler bestellt, muss ihn<br />

bezahlen. Warum nicht<br />

auch beim Kauf von<br />

Immobilien, wo es um<br />

viele Tausend Euro<br />

Provision geht?<br />

Eigentlich hat Roland<br />

Kampmeyer ein leichtes<br />

Spiel. Als Immobilienmakler<br />

mit Sitz am<br />

Waidmarkt, mitten im<br />

Zentrum von Köln,<br />

müsste er theoretisch<br />

nicht viel tun, um auf einen einigermaßen<br />

akzeptablen Umsatz zu kommen.<br />

Auf der linken Rheinseite ist das Wohnungsangebot<br />

besonders knapp und der<br />

Quadratmeter kaum noch unter elf Euro<br />

Nettokaltmiete zu haben. Ein paar<br />

schnell gezimmerte Exposés ins Internet<br />

gestellt, und schon stehen Mieter und<br />

Käufer Schlange, um zu unterschreiben<br />

und Provision zu zahlen.<br />

VON MICHAEL FABRICIUS<br />

Doch Kampmeyer geht einen anderen<br />

Weg und hat sich damit schon das ein<br />

oder andere Mal Unmut aus der Kollegenschaft<br />

eingehandelt. Sein Büro erstellt<br />

teils aufwendig visualisierte und<br />

ausführliche Immobilienbeschreibungen,<br />

bietet Flatrate-Angebote für Vermieter<br />

und einen genau definierten Leistungskatalog.<br />

Er sieht seine zahlende Kundschaft<br />

nicht bei Mietern und Käufern,<br />

sondern auf der anderen Seite, bei Vermietern<br />

und Verkäufern. Und er findet<br />

das neue Bestellerprinzip gut. „Ich halte<br />

es für richtig, dass der Vermieter zahlt.<br />

Und auch viele Eigentümer akzeptieren<br />

das schon heute für eine schnelle, effiziente<br />

Vermietung.“<br />

Damit spricht der quirlige Kölner ein<br />

neues Tabu an, über das die meisten Immobilienmakler<br />

am liebsten den Mantel<br />

des Schweigens decken würden: die Provision<br />

beim Immobilienkauf. Schon das<br />

in der vergangenen Woche vom Koalitionsausschuss<br />

beschlossene Bestellerprinzip<br />

für Mietwohnungen bringt viele<br />

Makler auf die Palme. Denn künftig wird<br />

in der Regel der Vermieter die Provision<br />

in Höhe von 2,38 Nettokaltmieten zahlen<br />

– und der wird genauer nachfragen, was<br />

für eine Leistung er eigentlich für sein<br />

Geld bekommt. Beim Kauf geht es um<br />

ganz andere Summen. Nicht selten werden<br />

fünfstellige Euro-Beträge aufgerufen.<br />

Und genau wie Mieter sehen auch<br />

Käufer in gefragten Regionen ein Missverhältnis<br />

zwischen diesen Summen und<br />

der Leistung, die sie dafür erhalten. Außerdem<br />

haben sie wenig Chancen, die<br />

Provision herunterzuhandeln. Sie sitzen<br />

am kürzeren Hebel. Warum sollte nicht<br />

Kaufinteressenten vor dem Maklerbüro: Auf sie kommen hohe Nebenkosten zu<br />

GETTY IMAGES<br />

SO FUNKTIONIERT<br />

DIE MIETPREISBREMSE<br />

Künftig darf die Miete bei einem<br />

neu abgeschlossenen Mietvertrag<br />

nicht mehr als zehn Prozent<br />

oberhalb der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

liegen. Verlangt der<br />

Vermieter mehr, dürfen Mieter<br />

den über dem Schwellenwert<br />

liegenden Betrag einbehalten. Die<br />

ortsübliche Vergleichsmiete<br />

lässt sich anhand von qualifizierten<br />

oder einfachen Mietspiegeln<br />

vor Ort ermitteln. Wichtig: Wohnungen,<br />

bei denen die Miete zum<br />

Stichtag bereits über der Preisschwelle<br />

liegen, sind ausgenommen.<br />

Vermieter müssen also die<br />

Miete nicht wieder senken. Neubauten<br />

(ab 1. Oktober 2014) sind<br />

ebenfalls ausgenommen, so wie<br />

Wohnungen, die grundlegend<br />

saniert wurden (nur für den<br />

ersten Vertrag nach der Sanierung,<br />

danach greift die Bremse).<br />

Die Mietpreisbremse wird nur in<br />

Gebieten gelten, die von den<br />

Bundesländern als angespannter<br />

Wohnungsmarkt definiert<br />

werden. Und sie ist zunächst auf<br />

fünf Jahre befristet. Außerdem<br />

gilt: Wer künftig den Miet-Makler<br />

beauftragt, muss die Courtage in<br />

Höhe von normalerweise 2,38<br />

Kaltmieten zahlen. In der Regel<br />

dürfte das der Vermieter sein. Der<br />

Bundestag soll das Gesetz am 5.<br />

oder 6. März beschließen, schon<br />

im April oder Mai könnte es<br />

dann in Kraft treten.<br />

auch für den Kauf ein Bestellerprinzip<br />

eingeführt werden?<br />

„Nach der Änderung bei der Wohnraumvermietung<br />

sollten wir auch über<br />

eine klare Zuordnung der Provision für<br />

den Kauf nachdenken und Lösungen<br />

schaffen“, ist Kampmeyer überzeugt.<br />

Und wird sich damit erneut keine Freunde<br />

in der Kollegenschaft machen. Denn<br />

gerade beim Kauf lassen sich stattliche<br />

Provisionen erwirtschaften. Die Vermittlung<br />

einer größeren Eigentumswohnung<br />

zum Preis von 450.000 Euro bringt<br />

schließlich eine Brutto-Courtage in Höhe<br />

von 32.130 Euro ein. Das entspricht in<br />

etwa dem durchschnittlichen Arbeitslohn<br />

eines ledigen deutschen Arbeitnehmers<br />

– im gesamten Jahr.<br />

Wofür ein Käufer diese Summe aufbringen<br />

muss, ist ihm meistens nicht<br />

klar. Schließlich ist er nicht der Empfänger<br />

der vollen Leistung eines Maklers –<br />

Lageanalyse, Kaufpreisberatung, Erstellen<br />

eines Exposés, organisieren von Besichtigungsterminen<br />

und so weiter. Diese<br />

Leistungen werden im Auftrag des<br />

Verkäufers erbracht und primär zu seinem<br />

Nutzen. Der Käufer hingegen bekommt<br />

nur einen Teil davon, eine mitunter<br />

lieblose Objektbeschreibung, eine Besichtigung<br />

und soll dann zahlen. Stehen<br />

die Interessenten Schlange, dürfte der<br />

Makler außerdem wenig Motivation haben,<br />

sich bei der Provision herunterhandeln<br />

zu lassen.<br />

Bisher zeigt der Gesetzgeber wenig Interesse,<br />

diese relative Marktmacht der<br />

Immobilienmakler zu beschneiden. Bundesjustizminister<br />

Heiko Maas (SPD)<br />

sieht vornehmlich die Mieter als schutzbedürftig<br />

an. Im Berliner Senat immerhin<br />

gibt es Überlegungen, über den Bundesrat<br />

ein Gesetz für ein Bestellerprinzip<br />

auch beim Kauf auf den Weg zu bringen.<br />

Noch sei das Projekt nicht ad acta gelegt,<br />

heißt es.<br />

Vollkommen abwegig wäre ein solches<br />

Gesetz nicht, ganz im Gegenteil. In vielen<br />

Ländern Europas ist es üblich – per<br />

Gesetz oder Gewohnheitsrecht –, dass<br />

der Verkäufer den Makler bezahlt. Und<br />

auch die Höhe der Provisionen ist fast<br />

überall deutlich niedriger als in Deutschland<br />

(siehe Tabelle).<br />

Kai H. Warnecke, Hauptgeschäftsführer<br />

des Eigentümerverbands Haus &<br />

Grund, rechnet zwar nicht damit, dass<br />

sich die Höhe des Bruttobetrags für Käufer<br />

am Ende deutlich ändert. „Wenn der<br />

Verkäufer die Courtage bezahlen muss,<br />

wird er einen höheren Preis verlangen“,<br />

sagt er. Doch erstens wäre der Verkäufer<br />

eher in der Position, über die Provision<br />

zu verhandeln, was den Gesamtbetrag<br />

wiederum senken könnte. Und zweitens<br />

kann der Käufer den etwas höheren Preis<br />

über die Immobilienfinanzierung stemmen.<br />

Eine Provision dagegen muss er in<br />

bar bereithalten. Und nicht zuletzt: „Der<br />

Verkäufer kann den Makler eher dazu<br />

bringen, eine bessere Leistung abzuliefern,<br />

als der Käufer.“<br />

Aus Sicht des Branchenverbandes IVD<br />

dagegen gibt es keinen Anlass für ein<br />

weiteres Bestellerprinzip. „Die Provision<br />

wird bereits heute frei verhandelt, sowohl<br />

was die Aufteilung zwischen Käufer<br />

und Verkäufer angeht, als auch in Bezug<br />

auf die Höhe“, sagt IVD-Vizepräsident<br />

Jürgen Michael Schick. In seinem Unternehmen<br />

sei es schon heute so, dass in<br />

40 Prozent der Fälle der Eigentümer<br />

zahle. In der Realität der Verkaufsverhandlungen<br />

werde zudem auch über die<br />

Courtage verhandelt. „Am Ende wird bei<br />

jeder Transaktion die Luft irgendwann<br />

dünn. Irgendwann sitzt man sich gegenüber,<br />

redet klar über den endgültigen<br />

Kaufpreis, und dann geht es auch um die<br />

Höhe der Provision“, sagt Schick. „Der<br />

Makler findet einen für beide Seiten<br />

idealen Preis. Stünde von vornherein<br />

fest, dass er ausschließlich vom Verkäufer<br />

bezahlt wird, könnten für den Käufer<br />

Nachteile entstehen“, betont Schick –<br />

und gestattet sich einen Seitenhieb auf<br />

die Politik, die in vielen Bundesländern<br />

in den vergangenen Jahren durch teils<br />

extreme Anhebungen der Grunderwerbsteuer<br />

den Immobilienkauf deutlich verteuert<br />

habe. Inklusive Maklergebühren<br />

sind in manchen Bundesländern aktuell<br />

fast 15 Prozent Nebenkosten fällig.<br />

Noch ist Deutschland ein Mietermarkt,<br />

und die Immobilienkäufer stehen<br />

weitgehend ohne Lobby da. Doch die<br />

niedrigen Kapitalmarktzinsen machen<br />

aus den Deutschen nach und nach ein<br />

Volk von Eigentümern. Und so könnte<br />

nach dem „bezahlbaren Mieten“ bald<br />

ein neues Thema auf die politische<br />

Agenda rücken: „bezahlbares Kaufen“.<br />

Kleingedrucktes mal ganz groß<br />

Ganz Deutschland ist im Widerrufsfieber:<br />

Zu Tausenden kramen<br />

Bauherren und Wohnungskäufer<br />

die Verträge über ihre Immobilienfinanzierungen<br />

heraus und schauen<br />

sich – viele sicher zum ersten Mal – das<br />

Kleingedruckte an. Besonderes Interesse<br />

haben sie plötzlich an jenen Passagen,<br />

die im einzelnen die Möglichkeit regeln,<br />

den Vertrag binnen 14 Tagen zu widerrufen.<br />

Denn dabei haben die Banken nach<br />

Meinung der Gerichte in der Vergangenheit<br />

wiederholt Fehler gemacht.<br />

VON KATHRIN GOTTHOLD<br />

UND KARSTEN SEIBEL<br />

Der genaue Blick kann sich lohnen:<br />

Bei den Verträgen, die in der Vergangenheit<br />

vielfach zu deutlich höheren Zinssätzen<br />

abgeschlossen wurden, geht es<br />

häufig um viele Tausend Euro. Die Aussicht,<br />

aus den schlechten Verträgen herauszukommen,<br />

ist für die Kunden verlockend:<br />

Die Banken können sich des<br />

Ansturms kündigungswilliger Kreditnehmer<br />

kaum erwehren. Diese wiederum<br />

werden von Rechtsanwälten zum<br />

Handeln ermutigt, die gute Geschäfte<br />

Der Streit um Fehler in<br />

den Widerrufsklauseln<br />

der Immobilienkredite<br />

bringt manche Bank<br />

zum Einlenken. Wann<br />

das Nachsetzen lohnt<br />

wittern. Und in vielen Fällen sind die<br />

Aussichten besser denn je.<br />

Der Masterplan der Juristen sieht so<br />

aus: Weil ein großer Teil aller Verträge<br />

zur Immobilienfinanzierung rechtlich<br />

angreifbar ist, können viele Kunden diese<br />

Abrede widerrufen. Jederzeit, kostenfrei<br />

und ohne eine Frist einzuhalten. Danach<br />

können sie mit einem neuen Kredit<br />

vom aktuellen Zinstief profitieren. Oder<br />

sie setzen den Widerruf als Druckmittel<br />

ein, um die Zinsen zu senken.<br />

Diesen Idealfall freilich gibt es kampflos<br />

so gut wie nie. Die meisten Banken<br />

wollen weder ihre Kunden noch die einkalkulierten<br />

Annuitäten ziehen lassen.<br />

Und selbst, wer es geschafft hat, aus<br />

dem Vertrag rauszukommen, ist von einer<br />

einvernehmlichen Trennung von der<br />

Ex-Bank oft weit entfernt.<br />

Schon die Beurteilung, ob eine Widerrufsbelehrung<br />

Fehler enthält, ist nicht<br />

einfach. Gerichte haben auch schon gegen<br />

klagende Bankkunden geurteilt. Außerdem<br />

kann je nach Zeitpunkt des Vertragsabschlusses<br />

sogar beim selben Institut<br />

eine Widerrufsbelehrung fehlerhaft<br />

oder richtig sein. Bei Abschlüssen<br />

bis Mitte 2010 ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

Fehler zu finden, allerdings hoch,<br />

sagt Christian Schmidt-Burgk von der<br />

Verbraucherzentrale Hamburg. „Weit<br />

mehr als 80 Prozent der von uns geprüften<br />

Verträge sind fehlerhaft“, sagt er. Timo<br />

Gansel, Fachanwalt für Bank- und<br />

Kapitalmarktrecht, spricht gar von einer<br />

Fehlerquote von 90 Prozent.<br />

Die gute Nachricht für Kunden, die<br />

noch in den Kampf ziehen wollen: Einige<br />

Geldhäuser knicken mittlerweile im<br />

Streit um die Widerrufsklausel ein. „Es<br />

gibt erste Banken, die stöhnen, die<br />

Rechtsabteilung komme nicht mehr<br />

nach“, so Schmidt-Burgk. Sie suchten<br />

nach Möglichkeiten, sich zu vergleichen.<br />

Dem Vernehmen nach gehört zu diesen<br />

Anbietern die DSL Bank, einer der größten<br />

Baufinanzierer im Land. Kunden<br />

werde hier schnell angeboten, nur einen<br />

Teil der Vorfälligkeitsentschädigung<br />

zahlen zu müssen, um ein neues, sehr<br />

viel günstigeres Darlehen zu bekommen.<br />

Bei dem Hamburger Geldhaus selbst will<br />

man eine solch pauschale Vergleichsbereitschaft<br />

jedoch nicht bestätigen.<br />

Roland Klaus, Initiator der „Interessengemeinschaft<br />

Widerruf“, nennt neben<br />

der DSL-Bank unter anderem auch<br />

BHW, Ergo, die Westdeutsche Immobilienbank<br />

und viele Volksbanken und<br />

Sparkassen: „Unserer Erfahrung nach<br />

lässt sich rund die Hälfte der Fälle außergerichtlich<br />

regeln, indem die Banken<br />

ein vernünftiges Angebot machen, das<br />

die Kunden annehmen.“ Der freie Journalist<br />

hatte persönlich einen strittigen<br />

Vertrag und gründete daraufhin die Interessengemeinschaft.<br />

Vier Anwaltskanzleien<br />

haben sich der Interessengemeinschaft<br />

angeschlossen und in den<br />

vergangenen Monaten 1200 Verträge geprüft.<br />

Anwalt Gansel spricht von knapp<br />

100 Klagen und 3000 außergerichtlichen<br />

Vergleichen im vergangenen Jahr, die<br />

sämtlich zugunsten der Bankkunden<br />

ausgegangen seien. Seine Kanzlei ist gemeinsam<br />

mit der Sozietät Baum, Reiter<br />

& Collegen eine Kooperation mit dem<br />

Eigentümerverband Haus & Grund eingegangen.<br />

„Das Ziel ist nicht unbedingt, aus dem<br />

Vertrag herauszukommen, sondern die<br />

Zinskosten deutlich zu senken“, sagt<br />

Klaus. Bei bislang erzielten Vergleichen<br />

hätten rund 75 Prozent der Kunden ein<br />

HOHE FEHLERQUOTE<br />

bei der Widerrufsbelehrung, Anteil<br />

fehlerhafter Verträge ausgewählter Institute<br />

Ing-Diba<br />

Sparda Bank West<br />

DSL Bank<br />

BHW Bausparkasse<br />

PSD Bank<br />

Sparkassen (insg.)<br />

Commerzbank<br />

Deutsche Bank<br />

Dresdner Bank<br />

%<br />

26<br />

21<br />

70<br />

63<br />

59<br />

55<br />

46<br />

84<br />

83<br />

QUELLE: BAUM, REITER & COLLEGEN,<br />

STAND: ENDE 2014, BASIS: RUND 4000 VERTRÄGE<br />

Angebot von ihrer Bank bekommen, den<br />

Vertrag zu niedrigeren Zinsen fortzusetzen<br />

oder zu verlängern. Ein typischer<br />

Kompromiss laut Klaus: Wer heute einen<br />

Kredit mit Zinsbindung bis 2019 hat<br />

und dafür fünf Prozent zahlt, bekommt<br />

ein Angebot für neue zehn Jahre zu 2,0<br />

Prozent, obwohl der aktuelle Marktzins<br />

für zehn Jahre nur bei 1,5 Prozent liegt.<br />

„Die Differenz entspricht also – wenn<br />

man so will – einer deutlich reduzierten<br />

Vorfälligkeitsentschädigung“, sagt Klaus.<br />

Doch neben der gestiegenen Vergleichsbereitschaft<br />

gibt es bei Banken<br />

auch die gegensätzliche Entwicklung:<br />

Manches Geldhaus zeigt sich weniger<br />

gesprächsbereit als noch vor ein paar<br />

Monaten. „Wir lassen uns doch von Anwälten,<br />

die im Widerrufsjoker ein für sie<br />

lukratives Geschäftsmodell entdeckt haben,<br />

nicht am Nasenring durch die Manege<br />

führen“, sagt ein Bankenvertreter.<br />

Selektiver geht seit einigen Wochen etwa<br />

die ING Diba vor, einer der größten<br />

Baufinanzierer des Landes. „Wir schauen<br />

uns jeden Einzelfall an und bestimmen<br />

dann, was wir damit machen“, sagte<br />

unlängst der Vorstandsvorsitzende<br />

Roland Boekhout.


THE SIXTIES – DIE NEUE DOKU-REIHE.<br />

Ab 02.03. täglich um 22.15 Uhr.


WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

44 MÄRKTE<br />

62,02<br />

70,15<br />

105<br />

85<br />

65<br />

45<br />

27.02.15<br />

28.11.14<br />

1.213<br />

1.176<br />

1320<br />

1270<br />

1220<br />

1170<br />

27.02.15<br />

28.11.14<br />

2,00<br />

1,50<br />

1,00<br />

0,50<br />

0,00<br />

27.02.15<br />

28.11.14<br />

1,40%<br />

0,26%<br />

1,1381<br />

1,2483<br />

1,35<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,20<br />

1,15<br />

1,10<br />

13.02.15<br />

28.11.14<br />

Jahresbeginn 52 Wochen %<br />

% Jahresbeginn 52 Wochen %<br />

%<br />

Jahresbeginn 52 Wochen %<br />

%<br />

Umlaufrendite: Hypozins 10 Jahre §:<br />

EURO IN DOLLAR (EZB) ZINSEN GOLD ÖL (BRENT)<br />

-43,08<br />

8,18<br />

-8,91<br />

2,45<br />

-17,16<br />

-6,70<br />

4%<br />

2<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

-2<br />

-4%<br />

AKTUELLES BÖRSENWETTER<br />

MARKTSTIMMUNG in DEUTSCHLAND<br />

Jahresbeginn 52 Wochen Jahresbeginn 52 Wochen<br />

%<br />

% %<br />

1,74 % 11,43<br />

18,91<br />

16,28<br />

18500<br />

17900<br />

17300<br />

16700<br />

27.02.15<br />

28.11.14<br />

18.133<br />

17.828<br />

DOW JONES<br />

11700<br />

10900<br />

10100<br />

9300<br />

27.02.15<br />

28.11.14<br />

11.402<br />

9.981<br />

DAX<br />

keineAngaben<br />

gemessen am<br />

Angst-Index<br />

VDax<br />

Beschwingtheit<br />

Euphorie<br />

Niedergeschlagenheit<br />

Gleichgültigkeit<br />

Verzweiflung<br />

Prozentuale<br />

Veränderung zur<br />

Vorwoche des<br />

jeweiligen Hauptinde<br />

Vorwoche<br />

Aktuell<br />

ASIEN<br />

TECDAX<br />

Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />

Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />

Aixtron 7,16 0,2 12,90 6,27 3,843 0,00 0,0 - 93,4 -/-<br />

BB Biotech 268,30 4,0 268,70 109,25 3,379 7,00 2,1 - - +/+<br />

Bechtle 72,57 2,6 76,74 49,23 0,139 1,10 1,5 19,8 21,1 +/-<br />

C.Zeiss Meditec 24,57 -0,9 25,44 19,75 0,079 0,45 1,8 23,0 15,5 -/+<br />

CANCOM SE 36,58 -5,0 39,94 24,50 0,851 0,40 1,1 22,0 34,6 -/-<br />

CompuGroup Med 27,61 2,0 28,80 16,86 0,386 0,35 1,3 23,1 80,5 o/+<br />

Dialog 39,55 4,2 39,80 15,72 4,199 0,00 0,0 17,4 -0,1 +/+<br />

Drägerwerk Vz 98,28 3,5 98,60 62,32 0,245 0,83 0,8 17,1 -20,4 +/+<br />

Drillisch 37,37 4,0 38,69 22,48 3,223 1,60 4,3 37,3 -68,9 +/+<br />

Evotec 3,85 -1,1 4,32 2,42 0,482 0,00 0,0 - 42,3 -/-<br />

freenet 26,67 -0,6 27,18 17,70 3,602 1,45 5,4 14,0 -1,3 -/-<br />

Jenoptik 12,34 3,4 13,66 8,04 0,463 0,20 1,6 17,5 -14,9 +/+<br />

Kontron 6,28 9,1 6,35 4,32 0,195 0,00 0,0 - 85,9 +/+<br />

LPKF Laser & El 12,25 -3,6 19,00 9,22 0,645 0,25 2,0 30,0 -40,9 -/-<br />

Manz AG 77,00 8,9 84,38 50,96 1,239 0,00 0,0 - -487,9 +/+<br />

MorphoSys 74,48 -2,3 88,50 55,45 0,921 0,00 0,0 - -356,9 -/-<br />

Nemetschek AG 117,35 2,5 118,00 53,58 0,330 1,30 1,1 34,7 46,3 +/+<br />

Nordex 18,71 4,4 18,77 9,97 4,781 0,00 0,0 24,6 56,7 +/+<br />

Pfeiffer Vac 74,07 -2,5 91,96 56,21 1,088 2,65 3,6 22,9 -8,4 -/-<br />

QIAGEN 22,48 5,6 22,50 14,38 0,471 0,00 0,0 22,4 12,4 +/+<br />

QSC 1,81 -6,5 4,14 1,33 1,555 0,10 5,5 - 63,7 -/-<br />

RIB Software AG 13,27 -0,5 14,30 8,83 0,512 0,06 0,5 29,0 92,5 -/+<br />

Sartorius AG 124,50 -0,2 126,60 75,99 0,075 1,02 0,8 26,6 21,1 -/+<br />

SMA Solar Tech 11,97 -5,5 50,10 10,28 0,378 0,00 0,0 - -62,8 -/-<br />

Software 24,80 -0,1 29,27 17,54 0,073 0,46 1,9 13,3 -5,1 -/+<br />

Stratec 45,20 6,9 53,10 30,15 0,140 0,60 1,3 26,5 28,5 +/-<br />

TelefoncDtschlnd 4,92 4,7 5,16 3,47 1,033 0,37 7,6 - 51,6 +/-<br />

United Internet 40,08 1,6 40,70 28,35 0,352 0,40 1,0 21,6 72,6 -/-<br />

Wirecard 41,24 0,1 42,19 25,17 1,620 0,12 0,3 44,8 24,7 -/-<br />

XING 123,75 1,0 126,00 72,00 0,649 4,20 3,4 37,0 37,1 -/+<br />

Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />

zeit 27.02. % %<br />

Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />

zeit 27.02. % %<br />

Gold (Fix. London) 1205,0 1203,5 1379,0 1144,5<br />

Silber (Fix. London) 16,53 16,34 21,50 15,28<br />

Platin (Fix. London) 1177,0 1166,0 1512,0 1160,0<br />

Palladium (Fix. Lond.) 808,00 783,00 911,00 743,00<br />

Crude Oil (Brent, Lon.) 62,02 60,22 115,71 45,19<br />

Aluminium ($/t, Lond.) 1791,3 1774,5 2114,0 1668,3<br />

Blei ($/t, London) 1745,0 1754,3 2269,0 1744,0<br />

Kupfer ($/t, London) 5917,5 5708,0 7183,5 5390,0<br />

Kupfer (Del-Notitz) 535,27 515,22 556,62 471,81<br />

Nickel ($/t, London) 14323 13899 21200 13905<br />

Zink ($/t, London) 2054,5 2031,0 2420,0 1933,9<br />

Zinn ($/t, London) 18068 17868 23904 17825<br />

27.02. Vor- 52-Wochen-<br />

Schluss woche Hoch Tief<br />

Euro in £ 0,74 0,74 0,84 0,74<br />

Euro in A-$ 1,47 1,47 2,83 1,38<br />

Euro in C-$ 1,42 1,42 3,24 1,39<br />

Euro in HK-$ 8,83 8,83 10,83 7,48<br />

Euro in Rand 13,34 13,34 39,69 12,84<br />

Euro in Rubel 72,99 72,99 91,52 45,88<br />

Euro in Tsch.Kronen 27,64 27,64 28,41 27,33<br />

Euro in US-$ 1,14 1,14 1,40 1,12<br />

Euro in Yen 135,46 135,46 149,03 132,12<br />

Euro in dkr 7,44 7,44 7,47 7,43<br />

Euro in nkr 8,65 8,65 9,54 8,09<br />

Euro in skr 9,59 9,59 9,63 4,50<br />

Euro in sfr 1,06 1,06 9,47 0,98<br />

Euro in S$ 1,54 1,54 53,96 1,51<br />

Euro in TRY 2,81 2,81 70,46 2,63<br />

Euro in ILS 4,43 4,43 15073,02 4,36<br />

Euro in Zloty 4,18 4,18 4,33 4,10<br />

27.02. Vor- 52-Wochen-<br />

Uhr woche Hoch Tief<br />

Einlagenfazilitaet -0,20<br />

Umlaufrendite (10j.Restlf.) 0,26<br />

Euro-Tagesgeld (Banken) -0,05<br />

Euribor (1 Woche) -0,03<br />

Euribor (1 Monat) -0,01<br />

Euribor (3 Monat) 0,04<br />

Euribor (1 Jahr) 0,23<br />

Euro-Libor (1 Monat) -0,01<br />

Euro-Libor (1 Jahr) 0,21<br />

Hypo-Zins 5 Jahre § 1,09<br />

Hypo-Zins 10 Jahre § 1,40<br />

2jährige Bund, Rendite -0,23<br />

5jährige Bund, Rendite -0,09<br />

Hauptrefinanzierungssatz 0,05<br />

Spitzenfinanzierungssatz 0,30<br />

Bobl-Future 131,18<br />

Schatz-Future 111,31<br />

Bund-Future 159,52<br />

REX 140,18<br />

in %<br />

Advantest 11,67 5,7 11,75 6,96 10,0 ¥ 23,4 -<br />

Aeon 9,34 -2,9 9,73 7,16 13,0 ¥ 25,4 -8,9<br />

Ajinomoto 16,96 3,2 18,90 9,91 12,0 ¥ 29,4 11,1<br />

Alps El. 19,62 3,6 20,32 7,58 10,0 ¥ 15,1 118,4<br />

ANA Holdings 2,40 2,1 2,44 1,57 4,00 ¥ 27,7 119,3<br />

Asahi Kasei 9,17 3,6 9,18 4,65 9,00 ¥ 16,4 3,3<br />

Astellas Pharma 14,36 5,3 14,37 7,61 16,0 ¥ 27,5 72,9<br />

Bangkok Bank 5,02 -0,8 5,45 3,78 4,05 TB 8,9 6,9<br />

Bank of China 0,51 0,8 0,52 0,28 0,18 C¥ 6,0 5,7<br />

Bank of EastAsia 3,71 1,1 3,71 2,72 0,68 H$ 12,5 -4,3<br />

Bridgestone 34,24 -1,3 35,79 24,31 60,0 ¥ 10,2 16,7<br />

Canon 28,81 1,4 29,56 21,10 0 16,1 6,1<br />

Casio 15,49 11,3 15,53 7,97 22,5 ¥ 22,0 58,9<br />

Cathay Pacific 2,03 5,2 2,11 1,29 0,10 H$ 19,8 31,8<br />

Cheung Kong 17,42 -0,5 17,70 10,46 3,02 H$ 10,8 -11,9<br />

China Constr. Bk 0,74 0,7 0,75 0,45 0,27 C¥ 5,6 7,6<br />

China Mobile 11,99 0,9 12,30 6,00 1,54 H$ 15,5 -10,3<br />

China Unicom 1,50 1,1 1,50 0,84 0,14 C¥ 19,4 23,4<br />

Citic Pacific 1,55 5,2 1,60 0,99 0,02 H$ 7,5 -15,4<br />

City Devel. 6,66 1,2 6,90 5,12 0,04 S$ 14,6 -16,8<br />

Dai Nipp.Print 8,56 2,4 8,56 6,36 16,0 ¥ 27,8 3,8<br />

Daihatsu 12,81 1,3 13,35 10,39 0 12,1 -28,8<br />

Daiichi Sankyo 13,80 2,2 13,87 11,15 30,0 ¥ 18,7 14,2<br />

Daikin Industries 57,81 1,4 63,97 36,40 30,0 ¥ 19,4 27,1<br />

Daiwa House I. 17,44 1,4 17,44 11,56 25,0 ¥ 13,7 5,6<br />

DBS Group 12,74 1,1 13,44 8,81 0,30 S$ 11,2 5,9<br />

Denso 41,68 2,4 41,68 30,28 48,0 ¥ 16,5 -6,4<br />

East Jap.Rail 74,35 -1,4 76,00 49,57 60,0 ¥ 19,6 1,3<br />

Eisai 46,14 2,3 47,08 26,81 80,0 ¥ 60,0 -10,6<br />

Esprit 0,93 -5,1 1,42 0,88 0,02 H$ 126,2 -41,8<br />

Fanuc 169,10 -0,6 175,45 115,10 0 22,8 75,5<br />

Fuji Electric 4,35 9,4 4,35 2,90 0 15,7 35,7<br />

Fuji Heavy Ind. 30,13 2,4 33,08 16,82 31,0 ¥ 11,9 28,6<br />

Fujifilm 30,45 4,0 30,46 17,74 35,0 ¥ 18,0 35,0<br />

Fujitsu 5,26 -3,3 5,90 3,95 4,00 ¥ 11,1 170,4<br />

Guangdong 1,13 -0,7 1,24 0,67 0,08 H$ 15,3 15,7<br />

Hang Seng Bank 16,16 -0,7 16,47 10,85 2,30 H$ 14,1 9,7<br />

Henderson Land 6,14 -0,8 6,50 3,40 0,34 H$ 16,7 2,8<br />

Hikari Tsushin 57,31 -0,1 62,67 45,00 40,0 ¥ 15,7 -21,8<br />

Hitachi 6,19 1,2 6,99 4,74 0 14,4 5,0<br />

HK&China Gas 1,99 2,6 2,00 1,33 0,12 H$ 24,6 9,1<br />

Honda Motor 29,43 1,1 29,79 22,90 22,0 ¥ 12,4 -0,1<br />

Hongkong L. 6,80 0,2 6,95 4,37 0,06 $ 20,2 -30,6<br />

Hutchison Wh. 12,25 4,7 12,27 8,83 1,76 H$ 13,3 6,8<br />

Hyundai 44,29 0,9 60,68 38,03 0 - -<br />

ICBC 0,66 0,5 0,67 0,40 0,24 C¥ 5,9 5,3<br />

Japan Tobacco 27,97 -0,1 28,39 21,00 54,0 ¥ 16,5 -2,0<br />

JX Holdings 3,50 2,4 3,95 2,89 8,00 ¥ - -<br />

Kansai El.Power 7,95 0,7 8,72 6,11 0 - -14,1<br />

Kao 39,91 4,7 39,91 22,75 38,0 ¥ 29,8 14,6<br />

Kasikornbank 5,93 0,5 6,31 3,79 3,15 TB 10,1 10,7<br />

Kawasaki H. 4,20 2,0 4,38 2,46 5,00 ¥ 17,4 41,5<br />

KDDI 61,55 2,9 63,24 35,94 80,0 ¥ 16,1 30,2<br />

Keppel Corp. 5,68 0,6 6,78 4,80 0,36 S$ 9,8 -15,1<br />

Kirin Hold. 11,59 -1,8 11,90 9,17 19,0 ¥ 32,0 37,7<br />

Komatsu 18,35 1,4 19,93 14,34 29,0 ¥ 14,3 3,1<br />

Konica Minolta 9,05 -3,9 9,88 5,85 10,0 ¥ 18,0 63,6<br />

Korea El.Power 18,30 5,1 18,43 11,81 0 2,9 269,6<br />

Kubota 14,43 1,0 14,43 8,99 16,0 ¥ 17,7 4,3<br />

Kyocera 45,08 4,2 45,23 31,00 40,0 ¥ 22,9 9,2<br />

Lenovo Group 1,37 5,1 1,40 0,75 0,06 H$ 18,3 6,3<br />

Mazda 18,83 0,2 21,70 14,68 10,0 ¥ 8,9 26,0<br />

Mitsub.Estate 20,58 0,7 20,58 15,72 6,00 ¥ 55,3 10,2<br />

Mitsub.Heavy 4,89 2,9 5,18 3,70 5,00 ¥ 19,4 -28,1<br />

Mitsub.Motor 7,78 -1,5 9,67 7,13 7,50 ¥ 8,6 -23,0<br />

Mitsubishi El. 10,33 4,2 10,62 7,72 0 14,7 31,6<br />

Mitsubishi UFJ 5,77 3,5 5,90 3,75 9,00 ¥ 10,3 10,4<br />

Mitsubishi 17,66 2,4 17,75 12,64 30,0 ¥ 9,6 -8,2<br />

Mizuho Fin. 1,60 0,8 1,64 1,30 3,50 ¥ 9,0 -13,6<br />

Murata Mfg. 109,66 9,2 109,66 58,87 100 ¥ 20,5 62,8<br />

NEC Corp. 2,68 3,3 2,93 1,99 4,00 ¥ 18,0 53,0<br />

Nikon 11,44 2,6 13,39 10,09 22,0 ¥ 26,2 -50,0<br />

Nintendo 95,00 5,8 95,89 74,71 130 ¥ 40,0 -<br />

Nippon Steel 2,34 1,0 2,40 1,78 3,00 ¥ 13,6 -12,4<br />

Nippon T & T 55,97 4,7 56,31 36,19 90,0 ¥ 15,2 -4,0<br />

Nissan Motor 9,33 3,7 9,34 6,01 16,5 ¥ 11,5 17,0<br />

NKSJ Holdings 27,49 6,4 28,04 16,69 30,0 ¥ 33,1 3,9<br />

Nomura Hldg. 5,46 2,2 5,46 4,15 0 14,5 -12,3<br />

NTT Data - - - - 30,0 ¥ 27,9 74,7<br />

NTT DoCoMo 15,85 1,3 15,87 10,80 35,0 ¥ 19,9 -5,0<br />

OCBC 6,85 1,6 6,89 5,03 0,18 S$ 10,9 -6,5<br />

Panasonic 11,06 4,1 11,06 7,30 10,0 ¥ 19,3 49,3<br />

PCCW 0,56 -0,2 0,62 0,33 0,13 H$ 14,5 -25,3<br />

PetroChina 1,04 3,4 1,16 0,70 0,15 C¥ 11,9 7,2<br />

Pioneer 1,77 1,0 2,58 1,43 0 4,6 3402,1<br />

Rohm 56,84 2,8 56,84 31,83 45,0 ¥ 20,2 28,1<br />

S.M.F.G. 35,09 2,8 35,09 27,21 70,0 ¥ 8,4 -7,4<br />

Samsung 427,05 3,3 440,03 299,30 0 - -<br />

Sekisui House 11,98 1,2 11,98 8,38 25,0 ¥ 12,7 6,9<br />

Seven & I Holdings 33,93 1,4 33,93 25,81 36,5 ¥ 22,0 4,4<br />

Sharp 1,87 4,4 2,56 1,60 0 - -<br />

Shiseido 15,70 5,8 15,70 11,43 10,0 ¥ 27,6 15,7<br />

Singap. Airl. 7,76 -3,1 8,40 5,56 0,05 S$ 34,8 12,7<br />

Singapore Telecom 2,80 1,9 2,81 1,95 0,07 S$ 17,8 3,9<br />

Softbank 54,62 5,2 65,70 47,62 20,0 ¥ 12,8 29,4<br />

Sony 25,50 7,5 25,64 11,56 0 - -12,1<br />

Sumitomo Chem. 4,12 1,7 4,29 2,42 3,00 ¥ 17,9 36,4<br />

Sun Hung Kai 14,19 2,2 14,63 8,35 0,95 H$ 15,8 -2,1<br />

Suzuki Motor 28,11 1,9 28,80 17,88 14,0 ¥ 18,0 9,1<br />

Swire Pac. 12,41 4,8 12,41 7,80 1,10 H$ 16,0 19,3<br />

Takeda Pharma 45,61 1,6 45,70 31,37 90,0 ¥ 33,3 35,8<br />

Tata Consult 2662,4 0,0 2839,7 1968,8 5,00 InR 24,4 11,9<br />

Tata Motors 43,90 1,2 46,81 23,00 0,14 $ 10,1 38,2<br />

Tata Steel 4,84 -4,8 7,13 3,87 0,14 $ 11,1 -8,3<br />

TDK 63,33 8,4 63,49 28,85 50,0 ¥ 23,2 182,5<br />

Tokyo El.Pow. 3,52 0,3 3,79 2,35 0 2,2 -21,4<br />

Tokyo Electron 66,83 -1,2 67,82 40,28 0 31,4 -<br />

Toshiba 3,76 4,3 3,76 2,72 0 15,5 171,1<br />

Toyota Motor 60,53 0,9 61,38 37,50 0 11,8 19,3<br />

Trend Micro 30,71 15,2 30,71 21,69 0 24,3 2,1<br />

United Overseas 15,02 2,1 15,75 11,16 0,05 S$ 11,2 3,1<br />

27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />

Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />

DEVISEN / ROHSTOFFE / DERIVATE<br />

MDAX<br />

SDAX<br />

LEGENDE<br />

Aktienkurse: Alle Kurse werden in Euro<br />

angegeben. Für Auslandswerte werden<br />

die Kurse der deutschen Notierung<br />

angegeben. Die Kurse für Dax, Mdax und<br />

TecDax stammen von Xetra, die weiteren<br />

Aktien vom Parkett. Wenn am Freitag bei<br />

einer Aktie kein Kurs festgestellt wurde<br />

bezieht sich die Angabe auf den letzten<br />

„Bezahlt“-Kurs.<br />

Anleihen: Kurse von der Frankfurter<br />

Börse in %.<br />

ETF’s: Exchange Traded Funds (börsengehandelte<br />

Fondsanteile). Kurse von Xetra<br />

und vom Parkett.<br />

Zertifikate: Kurse von der Euwax (Optionsschein-<br />

und Zertifikatebörse), Stuttgart<br />

und Frankfurter Parkett.<br />

Devisenkurse: Referenzkurse der<br />

Europäischen Zentralbank<br />

= 52-Wochen-Höchstkurs<br />

= 52-Wochen-Tiefstkurs<br />

NA = Namensaktie<br />

Vz. = Vorzugsaktie<br />

Marktkapitalisierung:<br />

Anzahl der zum Börsenhandel zugelassenen<br />

Aktien der Gattung multipliziert mit<br />

dem aktuellen Kurs<br />

Umsatz:<br />

gehandelte Stückzahl in Frankfurt (Parkett<br />

plus Xetra)<br />

= Umsatzanstieg um mehr als zehn<br />

Prozent<br />

= Umsatzrückgang um mehr als zehn<br />

Prozent<br />

(kein Zeichen: Veränderung innerhalb der<br />

Bandbreite von zehn Prozent)<br />

KGV: Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) auf<br />

Basis der aktuellen Jahresgewinnprognosen<br />

V = Verlust<br />

– = keine Angaben<br />

Gewinn:<br />

Gewinnwachstum (gemessen am Ergebnis<br />

je Aktie) aktuelles Jahr ggü. Vorjahr<br />

Trend:<br />

+ = Wertentwicklung der Aktie besser als<br />

der Index des Segments<br />

– = schlechter als der Index<br />

o = wie der Index<br />

W = Wochenvergleich<br />

U = seit Jahresultimo<br />

Weitere deutsche Aktien im Vergleich<br />

zum Dax.<br />

§: Daten von www.fmh.de<br />

Zusammenstellung: Bloomberg<br />

Aareal Bank 40,10 9,9 40,31 27,67 2,568 0,75 1,9 11,9 -7,3 +/+<br />

Airbus Group 55,33 4,9 55,74 39,65 10,761 0,75 1,4 17,0 7,1 +/+<br />

Aurubis 53,89 1,6 55,00 35,10 0,330 1,10 2,0 13,7 80,3 -/-<br />

Axel Springer 57,65 1,0 58,06 40,37 0,289 1,80 3,1 27,2 -6,9 -/-<br />

Bertrandt 130,30 -2,0 135,95 85,25 0,408 2,40 1,8 19,5 8,5 -/-<br />

Bilfinger 53,19 -2,9 93,05 41,54 2,261 3,00 5,6 14,6 -7,9 -/-<br />

Brenntag 52,25 1,0 52,63 34,44 0,060 0,87 1,7 23,2 -1,6 -/-<br />

Celesio 27,60 1,4 27,79 24,61 0,037 0,30 1,1 23,0 12,9 -/-<br />

DMG MORI SEIKI 29,52 2,2 29,74 17,65 1,004 0,50 1,7 21,3 4,0 o/+<br />

Dt. Annington 34,48 2,0 34,72 19,11 0,517 0,70 2,0 27,8 -45,3 -/+<br />

Dt. Wohnen Inh 24,64 2,4 24,88 14,66 0,194 0,34 1,4 25,3 35,0 +/+<br />

Dt.Euroshop 45,63 2,0 46,00 30,88 0,474 1,25 2,7 20,6 26,0 -/+<br />

Dürr 95,60 5,6 97,33 49,09 1,947 1,45 1,5 23,2 1,7 +/+<br />

ElringKlinger 31,10 -2,3 32,28 21,50 0,065 0,50 1,6 17,4 22,3 -/-<br />

Evonik Indst 30,46 2,4 30,49 24,18 0,473 1,00 3,3 19,2 -9,9 +/-<br />

Fielmann 61,89 3,2 62,50 42,40 1,542 1,45 2,3 30,4 6,2 +/-<br />

Fraport 53,96 -1,0 57,95 46,23 0,054 1,25 2,3 20,9 7,2 -/-<br />

Fuchs Vz 37,29 -2,6 39,96 26,13 0,766 0,70 1,9 22,1 6,9 -/-<br />

GEA Group 44,20 2,9 44,49 30,37 0,399 0,60 1,4 26,2 -9,5 +/+<br />

Gerresheimer 51,47 -1,2 56,99 41,04 0,096 0,70 1,4 17,1 3,8 -/-<br />

Gerry Weber 33,96 -5,6 39,57 27,52 0,819 0,75 2,2 18,2 18,8 -/-<br />

Hannover Rück 86,15 3,8 86,39 58,16 0,282 3,00 3,5 11,1 4,4 +/-<br />

Hochtief 70,12 3,6 73,00 52,00 0,425 1,50 2,1 17,2 12,5 +/+<br />

HUGO BOSS AG 115,00 -0,6 118,50 88,60 0,619 3,34 2,9 22,5 9,4 -/-<br />

Jungheinrich Vz 56,45 0,6 57,55 38,60 0,348 0,86 1,5 15,8 13,7 -/-<br />

KabelDeutschland 124,00 1,7 126,45 95,51 0,047 0,00 0,0 36,6 - -/-<br />

KION Group AG 38,94 6,2 38,97 25,27 0,309 0,35 0,9 17,7 14,6 +/+<br />

Klöckner & Co 9,29 -5,6 12,88 8,19 0,614 0,00 0,0 36,8 - -/-<br />

Krones 86,20 0,5 86,72 58,55 0,119 2,00 2,3 20,3 10,5 -/-<br />

KUKA 69,49 2,9 70,50 33,13 0,747 0,30 0,4 34,4 17,4 +/-<br />

LEG Immobilien 73,49 0,3 79,76 42,30 0,089 1,73 2,4 21,4 37,6 -/o<br />

Leoni 57,57 2,2 61,44 37,25 0,713 1,00 1,7 15,8 3,4 o/-<br />

MAN 95,80 0,3 96,22 87,77 0,111 3,07 3,2 111,5 - -/-<br />

Metro 29,92 -1,4 33,30 22,13 0,907 0,90 3,0 17,2 -5,6 -/-<br />

MTU Aero Engines 84,98 2,8 85,57 59,88 0,650 1,35 1,6 17,1 -0,2 +/-<br />

Norma Group SE 47,74 0,2 47,86 30,76 0,075 0,70 1,5 21,8 12,3 -/+<br />

OSRAM Licht AG 40,98 1,8 50,75 25,31 1,183 0,90 2,2 19,0 -5,7 -/+<br />

Pro7SAT.1 43,90 5,2 44,49 27,91 1,634 1,47 3,4 19,8 12,9 +/+<br />

Rheinmetall 45,29 0,4 58,09 30,39 0,832 0,40 0,9 32,7 -56,1 -/+<br />

Rhön-Klinikum 23,47 5,9 24,77 21,13 0,152 0,24 1,0 25,2 -89,0 +/-<br />

RTL Group SA 88,50 0,7 90,42 64,80 1,259 6,50 7,3 20,3 -18,9 -/-<br />

Salzgitter 25,53 -4,5 33,81 21,01 0,822 0,20 0,8 24,2 - -/-<br />

Stada 29,35 3,6 37,25 24,10 0,959 0,66 2,2 10,4 -9,6 +/-<br />

Südzucker 13,63 1,8 22,68 9,89 0,649 0,50 3,7 42,6 -82,4 -/-<br />

Symrise 56,84 3,8 59,30 33,82 0,254 0,70 1,2 31,3 23,9 +/-<br />

TAG Immobilien 12,02 0,7 12,34 8,46 0,322 0,35 2,9 12,7 226,0 -/+<br />

Talanx AG 28,69 3,1 28,75 23,36 0,482 1,20 4,2 10,0 -5,3 +/-<br />

TUI 16,18 0,7 16,28 9,38 0,432 0,33 2,0 17,6 56,7 -/-<br />

Wacker Chemie 101,70 0,1 104,40 76,04 0,362 0,50 0,5 29,4 -7,6 -/-<br />

Wincor Nixdorf 43,21 1,1 58,07 33,31 0,504 1,75 4,0 13,8 -7,9 -/-<br />

Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />

Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />

alstriaofficREIT 12,33 -0,2 12,82 8,81 0,246 0,50 4,1 19,2 8,1 -/-<br />

Amadeus Fire 71,05 -2,6 71,35 48,18 0,152 2,83 4,0 21,2 17,9 -/-<br />

Bauer 17,15 2,6 19,77 11,70 0,068 0,00 0,0 19,4 - +/-<br />

BayWa vin 36,47 1,8 41,82 27,28 0,262 0,75 2,1 21,6 -40,8 +/-<br />

Biotest AG 106,00 0,5 108,55 69,01 0,354 0,63 0,6 46,3 -11,4 o/-<br />

BorussiaDortmund 4,07 -1,8 5,11 3,61 0,581 0,10 2,5 24,9 -12,8 -/-<br />

BRAAS Monier 20,50 -1,9 23,55 14,59 0,020 0,00 0,0 21,6 - -/-<br />

Capital Stage AG 5,16 3,9 5,20 3,45 0,145 0,10 1,9 21,5 0,4 +/-<br />

Cewe Stiftung 56,93 0,7 61,05 45,53 0,165 1,50 2,6 15,9 15,9 +/-<br />

comdirect bank 9,09 0,4 9,13 7,57 0,293 0,36 4,0 20,7 -7,5 -/-<br />

CTS Eventim 27,55 -1,9 28,50 18,85 0,321 0,32 1,2 32,6 27,9 -/-<br />

Delticom 18,02 -0,7 39,11 14,21 0,045 0,50 2,8 37,8 -56,1 -/-<br />

Deutz 4,05 3,2 7,98 3,27 0,864 0,07 1,7 19,0 -29,6 +/-<br />

DIC Asset 9,70 -0,9 9,99 5,83 0,571 0,35 3,6 46,0 -13,6 -/-<br />

DO Dt Office 3,97 -0,9 4,09 2,55 0,121 0,00 0,0 10,7 916,7 -/-<br />

Dt.Beteil 31,63 8,2 31,63 18,25 1,040 1,20 3,8 16,1 -44,9 +/-<br />

Gesco 72,80 4,0 79,00 62,78 0,150 2,20 3,0 14,6 -8,4 +/-<br />

GfK 36,90 -2,2 44,21 29,63 0,028 0,65 1,8 16,6 33,7 -/-<br />

Grammer 34,67 0,7 45,04 24,21 0,681 0,65 1,9 11,6 11,4 +/-<br />

Grenkeleasing 105,35 -4,5 111,00 70,31 0,588 1,00 1,0 20,8 16,2 -/-<br />

Hamborner Reit 9,45 2,5 9,59 7,43 0,276 0,40 4,2 30,7 -18,4 +/-<br />

Heidelbg.Druck 2,27 9,6 2,87 1,76 1,177 0,00 0,0 - - +/-<br />

Hella KGaA Hueck 42,45 2,1 43,46 26,50 1,699 0,00 0,0 15,8 - +/-<br />

HHLA 19,83 1,3 20,50 15,70 0,183 0,45 2,3 26,5 -0,1 +/-<br />

Hornbach Vz 76,25 2,9 77,99 58,10 0,032 0,80 1,0 13,9 20,4 +/-<br />

HornbachBaumarkt 32,60 -0,2 34,98 26,56 0,062 0,60 1,8 12,4 49,0 -/-<br />

Indus 37,91 2,4 40,90 29,20 0,380 1,10 2,9 14,1 -5,4 +/-<br />

KWS Saat 272,00 -2,0 284,00 250,25 0,224 3,00 1,1 21,9 4,6 -/-<br />

MLP 3,73 1,5 5,35 3,47 0,245 0,16 4,3 12,7 9,3 +/-<br />

PatriziaImmobiln 16,80 -1,3 17,72 7,14 0,255 0,00 0,0 27,1 87,9 -/-<br />

Puma 172,75 -0,4 218,10 154,35 0,063 0,50 0,3 30,1 32,3 -/-<br />

Rational 319,70 -1,3 326,75 212,85 0,061 6,00 1,9 33,8 8,8 -/-<br />

SAF Holland 13,72 -2,7 14,25 8,56 0,260 0,27 2,0 15,5 64,4 -/-<br />

Schaltbau 48,00 6,7 56,51 38,00 0,079 0,96 2,0 11,8 16,1 +/-<br />

SGL Carbon 16,32 -2,3 28,43 12,00 1,002 0,00 0,0 - 57,5 -/-<br />

SHW AG 49,15 3,5 49,58 28,74 0,305 1,00 2,0 22,0 -9,8 +/-<br />

Sixt St 37,47 2,1 37,77 21,65 0,175 1,00 2,7 16,9 12,1 +/-<br />

Stabilus SA 28,70 -1,2 30,00 20,40 0,161 0,00 0,0 16,5 25,4 -/-<br />

Ströer Media 28,00 -0,1 28,80 11,42 0,254 0,10 0,4 24,5 55,6 -/-<br />

Surteco SE 26,05 5,4 31,50 22,07 0,111 0,65 2,5 19,7 -29,3 +/-<br />

TAKKT 16,45 1,9 16,70 11,25 0,099 0,32 1,9 14,9 9,8 +/-<br />

TLG Immobilien 14,73 -1,2 15,50 10,75 0,162 0,00 0,0 13,4 - -/-<br />

Tom Tailor 13,45 4,1 15,18 10,28 0,419 0,17 0,0 17,6 37,3 +/-<br />

Villeroy & Boch 14,76 9,4 14,91 10,21 0,294 0,42 2,8 15,3 7,8 +/-<br />

Vossloh 56,44 -0,8 75,50 41,88 0,375 0,50 0,9 - - -/-<br />

VTG 21,80 3,3 22,48 13,30 0,168 0,42 1,9 21,2 43,7 +/-<br />

Wacker Neuson 21,35 9,5 21,35 11,60 0,221 0,40 1,9 17,0 45,1 +/-<br />

Zalando SE 23,34 -1,9 27,08 17,01 0,492 0,00 0,0 121,6 - -/-<br />

Zeal Network 41,56 2,7 53,00 25,92 0,394 7,50 18,0 45,1 -25,2 +/-<br />

zooplus 89,19 1,6 92,36 43,50 0,255 0,00 0,0 101,3 203,8 +/-<br />

Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />

Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />

DEUTSCHE AKTIEN<br />

Adidas 69,43 0,2 84,86 52,94 2,039 1,50 2,2 22,4 -23,1 -/+<br />

Allianz 149,60 1,6 151,45 115,05 20,842 5,30 3,6 10,7 1,4 -/-<br />

BASF 85,65 1,8 88,28 64,27 15,969 2,70 3,2 15,4 1,8 -/+<br />

Bayer 132,05 5,4 133,15 91,31 6,583 2,10 1,6 19,0 15,0 +/+<br />

Beiersdorf 77,63 4,1 79,22 60,78 0,459 0,70 0,9 28,0 8,6 +/-<br />

BMW 113,00 0,7 113,00 74,74 4,883 2,60 2,3 12,6 10,7 -/+<br />

Commerzbank 12,06 0,2 14,48 9,92 10,138 0,00 0,0 13,6 55,4 -/-<br />

Continental 213,30 -1,7 221,50 136,85 2,362 2,50 1,2 16,8 10,9 -/+<br />

Daimler 86,51 1,4 86,51 55,10 12,876 2,25 2,6 12,1 16,5 -/+<br />

Deutsche Bank 29,38 -0,5 33,67 22,66 8,461 0,72 2,4 10,8 -31,4 -/+<br />

Deutsche Boerse 72,90 2,5 73,69 49,90 1,376 2,10 2,9 18,1 10,8 -/+<br />

Deutsche Post 30,43 2,4 30,43 21,55 2,093 0,80 2,6 17,8 0,5 -/-<br />

Deutsche Telekom 16,67 4,5 16,70 10,07 9,926 0,50 3,0 23,3 32,9 +/+<br />

E.ON 14,45 7,3 15,46 12,23 6,276 0,60 4,2 16,3 -25,4 +/-<br />

Fres.Med.Care 73,17 13,9 73,24 46,70 1,556 0,77 1,1 21,9 10,7 +/+<br />

Fresenius 51,18 7,3 51,66 34,52 2,847 0,42 0,8 21,2 17,7 +/+<br />

Heidelbg.Cement 71,13 1,1 71,48 48,32 0,451 0,60 0,8 14,9 38,3 -/+<br />

Henkel Vz 105,85 6,0 106,00 72,16 0,571 1,22 1,2 24,5 5,9 +/+<br />

Infineon 10,35 0,9 10,45 6,77 2,045 0,18 1,7 19,2 22,1 -/+<br />

K+S 28,83 0,1 29,24 19,12 1,327 0,25 0,9 14,9 -10,8 -/+<br />

Lanxess 46,04 1,3 56,75 33,53 0,849 0,50 1,1 23,9 25,0 -/+<br />

Linde 181,80 1,7 182,00 138,15 0,929 3,00 1,7 24,8 3,0 -/+<br />

Lufthansa 13,10 -2,8 20,30 10,69 4,448 0,45 0,0 14,3 -34,1 -/-<br />

Merck 92,20 5,5 92,64 56,30 0,781 0,95 1,0 19,9 5,4 +/+<br />

Münchener Rück 185,50 3,3 185,55 141,10 2,804 7,25 3,9 10,9 -7,7 +/-<br />

RWE 24,99 7,0 32,98 21,66 3,087 1,00 4,0 11,5 -42,4 +/-<br />

SAP 62,84 2,8 62,92 50,08 3,625 1,00 1,6 17,8 0,5 -/-<br />

Siemens 99,82 1,6 103,30 80,17 6,016 3,30 3,3 14,4 6,4 -/-<br />

ThyssenKrupp 23,79 2,1 23,83 16,84 1,381 0,11 0,5 21,7 301,8 -/-<br />

VW Vz 225,50 -0,2 229,10 147,40 7,460 4,06 1,8 9,4 9,4 -/+<br />

Name 27.02. % zur 52-Wochen Umsatz Div. Div. Gewinn Trend<br />

Xetra Vorw. Hoch Tief Mio.St. Euro Ren. KGV +/- % W./U.<br />

ANLEIHEN<br />

ROHSTOFFE<br />

DEVISEN<br />

ZINSEN<br />

INDIZES<br />

Name 27.02. % zur % Anf. 52-Wochen<br />

Schluss Vorw. d. J. Hoch Tief<br />

Name 27.02. % zur % Anf. 52-Wochen<br />

Schluss Vorw. d. J. Hoch Tief<br />

EUROPA<br />

AMERIKA<br />

27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />

Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />

27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />

Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />

AB Foods 43,12 4,6 43,12 30,26 0,2 £ 30,3 -1,4<br />

ABB 19,07 1,3 19,27 15,40 0,55 SFr 16,8 5,0<br />

Accor 46,55 -1,0 47,75 30,17 0,95 € 25,4 15,5<br />

ACS 32,95 -1,3 34,34 24,85 0,36 € 14,0 75,3<br />

Actelion 106,58 4,2 111,00 65,57 1,30 SFr 21,7 -5,5<br />

Adecco 70,41 -1,2 71,27 47,11 2,00 SFr 18,7 16,9<br />

Aegon 6,95 3,8 6,95 5,70 0,12 € 9,7 19,5<br />

Agfa-Gevaert 2,15 1,7 2,78 1,68 0 5,0 31,6<br />

Ahold 16,71 -0,2 17,25 11,66 0,48 € 15,9 17,0<br />

Air France-KLM 7,08 -0,1 11,80 5,84 0 20,2 -<br />

Air Liquide 117,40 1,9 117,80 86,15 2,55 € 21,9 10,5<br />

Akzo Nobel 66,45 1,1 66,82 46,78 1,12 € 17,5 35,3<br />

Allied Irish Bk 0,08 9,1 0,17 0,07 0 84,0 -<br />

Alstom 29,42 3,2 30,13 18,75 0 24,2 -48,3<br />

Anglo American 16,60 -2,8 21,19 13,43 0,53 $ 13,3 -17,6<br />

Anh.-Busch InBev 113,68 5,2 114,35 71,58 1,50 € 23,1 1,4<br />

ArcelorMittal 9,77 1,5 12,12 7,84 0,20 $ 17,0 -24,0<br />

AstraZeneca 62,29 4,1 64,28 44,87 1,90 $ 16,6 -1,5<br />

Aviva 7,47 0,8 7,66 5,36 0,1 £ 11,3 10,8<br />

AXA 22,66 5,8 22,71 16,57 0,95 € 10,2 14,1<br />

Barclays 3,57 1,2 3,64 2,57 0,01 £ 12,2 -<br />

BAT 52,69 5,2 52,69 37,72 1 £ 17,8 2,6<br />

Bco Bilb.V.Arg. 8,91 2,5 9,95 7,28 0,06 € 14,8 36,2<br />

Bco Santander 6,53 3,3 7,95 5,78 0,12 € 12,0 14,0<br />

BG Group 13,29 -0,1 16,16 10,00 0,10 £ 34,0 -63,1<br />

BHP Billiton 22,27 3,1 26,79 15,79 0,62 $ 15,7 -36,6<br />

BNP Paribas 51,90 1,9 60,04 43,22 1,50 € 10,0 13,2<br />

BP 6,19 1,7 6,58 4,62 0,10 $ 20,0 -47,3<br />

Carrefour 29,40 -0,2 29,73 22,24 0,62 € 19,1 14,3<br />

CEZ 22,31 3,4 24,56 18,66 40,0 Kc 11,3 -19,3<br />

Christian Dior 171,23 1,1 171,23 113,48 1,25 € 15,1 46,4<br />

Crédit Agricole 12,55 -1,6 13,05 9,80 0,35 € 10,4 -19,1<br />

CRH Plc 25,01 0,2 25,64 15,29 0,44 € 22,2 43,1<br />

CS Group 21,85 -0,7 23,57 18,26 0,70 SFr 10,4 23,4<br />

Danone 62,35 4,4 62,35 49,07 1,50 € 21,5 10,2<br />

Diageo 26,89 3,8 27,20 21,25 0,2 £ 21,1 -4,1<br />

Electrolux 29,04 0,5 29,45 15,40 6,50 SKr 19,0 31,4<br />

Enel 4,11 4,4 4,48 3,38 0,13 € 12,9 -6,5<br />

ENI 16,63 1,9 20,45 13,09 0,56 € 30,0 -45,9<br />

Ericsson B 11,56 2,0 11,57 8,44 3,40 SKr 18,8 20,1<br />

GDF Suez 19,95 6,7 21,15 16,40 0,50 € 15,6 -1,2<br />

Generali 18,24 0,9 18,77 14,55 0,45 € 13,4 10,7<br />

GlaxoSmithKline 21,27 2,3 21,50 16,20 0,2 £ 16,9 -4,3<br />

Heineken 69,17 3,0 69,50 46,00 0,74 € 20,6 10,6<br />

Hennes & Mauritz 39,00 3,8 39,00 28,67 9,75 SKr 27,0 11,7<br />

Holcim 69,14 2,2 69,14 49,97 1,30 SFr 18,0 -4,2<br />

HSBC Holdings 7,94 -2,8 8,45 7,09 0,20 $ 10,5 -2,5<br />

Iberdrola 6,07 3,4 6,21 4,41 0,02 € 16,2 10,6<br />

ING Groep 13,34 6,1 13,35 9,36 0 11,9 27,5<br />

Int Air Group 7,92 6,4 8,10 3,92 0 12,8 49,8<br />

Intesa Sanpaolo 2,98 3,5 2,99 1,91 0,07 € 16,1 101,1<br />

Julius Bär 41,36 0,2 42,31 29,62 1,00 SFr 15,2 7,9<br />

L‘Oréal 161,69 2,5 161,99 113,84 2,70 € 26,6 13,7<br />

LVMH 162,60 1,7 162,60 109,79 1,95 € 20,9 21,6<br />

Mayr-Melnhof 94,38 1,7 94,79 78,20 2,40 € 16,0 -3,1<br />

Michelin 83,74 -1,1 93,86 65,40 2,50 € 11,4 13,9<br />

Mol Magyar 40,18 3,4 45,93 32,67 590 HUF 12,0 63,1<br />

Nestlé 70,15 4,0 70,25 52,20 2,20 SFr 22,3 -2,6<br />

Nokia 7,18 1,0 7,21 4,84 0,14 € 22,8 7,1<br />

Norsk Hydro 5,11 -1,7 5,56 3,29 1,00 NKr 12,7 123,4<br />

Novartis 91,73 1,7 92,42 58,22 2,60 SFr 19,1 2,9<br />

OMV 25,75 5,1 33,91 19,64 1,25 € 15,8 -53,1<br />

Orange 16,25 4,1 16,45 8,71 0,40 € 16,8 67,1<br />

Peugeot 15,03 6,3 15,03 8,25 0 17,0 -<br />

Philips 26,71 4,1 26,90 20,81 0,80 € 19,6 -16,0<br />

Randstad 52,79 3,5 52,79 31,58 1,29 € 16,2 26,6<br />

Remy-Cointr. 65,22 -0,1 69,53 50,76 1,27 € 37,1 8,0<br />

Renault 85,37 0,9 86,00 49,90 1,90 € 9,3 19,1<br />

Repsol 17,21 2,0 19,99 14,30 0,37 € 17,5 -20,4<br />

Rio Tinto 43,75 -0,5 44,36 32,69 0,8 £ 12,7 -23,0<br />

Roche GS 243,96 1,8 257,48 204,01 8,00 SFr 18,8 -3,0<br />

Rolls-Royce 13,25 1,9 13,75 9,88 0,1 £ 16,1 -7,7<br />

Roy.Dut.Sh.A 29,41 2,0 31,10 24,30 0,47 $ 16,3 -43,5<br />

RTL Group 88,50 0,5 90,42 64,80 1,70 € 20,3 -18,9<br />

Ryanair 10,15 2,8 10,39 6,10 0,38 € 16,7 63,2<br />

Saint-Gobain 40,04 -3,5 46,33 29,85 1,24 € 15,3 33,3<br />

Sanofi 86,94 0,1 89,90 69,68 2,85 € 15,8 5,5<br />

Schneider Elec. 72,00 1,2 72,13 53,18 1,92 € 17,3 2,2<br />

Soc.Générale 41,11 2,5 48,53 32,22 1,20 € 10,0 -1,4<br />

Sodexo 89,92 2,3 89,92 70,55 1,80 € 22,8 16,9<br />

Stand. Chartered 13,95 3,9 16,87 11,15 0,29 $ 9,5 -18,3<br />

Statoil 16,90 1,5 23,65 12,29 1,80 NKr 22,9 -48,5<br />

Stora Enso 8,63 1,8 8,78 5,88 0,30 € 13,1 68,5<br />

Swatch Group 408,97 3,1 485,00 345,55 7,50 SFr 17,7 -3,0<br />

Swiss Re 83,00 3,4 83,00 57,40 3,00 SFr 11,1 -29,0<br />

Swisscom 508,60 2,2 536,81 407,50 22,0 SFr 16,9 -1,3<br />

Telecom Italia 1,06 4,1 1,07 0,75 0 16,1 -26,7<br />

Telefónica 13,86 4,3 13,94 10,80 0,32 € 16,0 -10,7<br />

Telekom Austria 6,28 7,1 6,85 5,07 0,05 € 19,7 -<br />

Tesco 3,38 3,9 4,17 1,99 0 23,3 -67,2<br />

TomTom 7,41 8,1 7,51 4,50 0 34,5 -20,4<br />

Total 48,04 3,9 54,63 38,50 0,61 € 15,7 -39,3<br />

Transocean 14,47 -3,5 34,01 12,34 0,15 $ 8,6 -61,9<br />

UBS 15,59 1,8 15,71 11,56 0,50 SFr 13,8 -21,2<br />

Unibail-Rodamco 257,18 0,6 261,13 181,38 4,80 € 23,9 -1,5<br />

UniCredit 5,92 0,6 6,87 4,85 0,12 € 12,3 21,9<br />

Unilever 39,00 4,5 39,00 27,45 0 22,2 9,1<br />

UPM Kymmene 16,77 -0,8 17,00 10,15 0,70 € 13,8 -6,1<br />

Veolia Env. 17,40 5,2 17,40 12,00 0,70 € 23,3 24,3<br />

VINCI 52,65 -0,7 56,67 39,84 1,22 € 14,8 4,4<br />

Vivendi 22,10 4,5 22,22 17,27 1,00 € 38,8 22,8<br />

Vodafone 3,11 -0,4 3,25 2,25 0,04 £ 37,8 -44,3<br />

Volvo B 10,70 3,3 11,72 7,85 3,00 SKr 17,2 60,3<br />

Zurich Insurance 286,06 0,8 303,94 200,15 17,0 SFr 11,5 -0,2<br />

27.02. % zur 52-Wochen Gewinn<br />

Schluss Vorw. Hoch Tief Div. KGV +/- %<br />

A.N.Z. Bank 24,46 2,7 24,65 19,79 0 13,5 0,8<br />

Alibaba 76,84 0,6 96,84 64,46 0 39,6 -<br />

Alumina 1,27 0,3 1,40 0,75 0 14,3 215,6<br />

Amcor 9,50 -2,8 9,87 6,45 0,24 A$ 18,8 0,2<br />

AMP 4,63 2,8 4,63 3,00 0,14 A$ 17,4 14,4<br />

AngloAm Platinum 28,15 -5,2 35,40 21,08 0 21,3 457,3<br />

Anglogold A. 9,96 -2,3 14,00 5,91 0 11,6 21,6<br />

BHP Billiton 23,41 4,0 27,61 17,85 0,62 $ 16,4 -36,6<br />

Commonw.Bk. 64,07 2,6 64,57 47,94 0 16,5 4,3<br />

FirstRand 4,10 6,2 4,17 2,24 1,0 R 14,1 9,2<br />

Gold Fields 4,16 10,5 5,28 2,51 0,01 $ 27,4 65,4<br />

Harmony Gold 2,17 2,1 2,82 1,17 0 - -<br />

Impala Plat.H. 5,55 -5,7 8,50 4,57 0 39,7 110,4<br />

Macquarie Group 50,43 3,0 50,43 34,98 1,30 A$ 16,0 8,2<br />

Nat.Austr. Bank 26,21 1,2 26,21 20,25 0 13,6 19,0<br />

Newcrest M. 10,00 4,5 10,00 5,87 0 26,6 -4,4<br />

Qantas 2,00 8,1 2,00 0,70 0 11,0 -<br />

Rio Tinto (Aus) 44,48 1,1 47,02 34,32 1,53 A$ 13,0 -23,0<br />

Santos 5,62 3,7 10,80 4,62 0,15 A$ 23,9 -38,2<br />

Sasol 32,34 -4,0 45,94 26,46 1,01 $ 13,6 -47,9<br />

Telecom NZ 2,17 4,5 2,29 1,45 0,09 N$ 17,4 4,5<br />

Vale Vz. 5,88 -2,0 10,06 4,67 0,19 $ 11,8 -18,6<br />

Westpac Banking 26,13 2,4 26,75 20,17 0 15,0 1,9<br />

Woodside Petro. 24,70 -0,4 31,52 22,60 1,44 $ 21,7 -58,2<br />

REST DER WELT<br />

27.02. % zur 52-Wochen Marktk. Gewinn<br />

Schluss Vorw. Hoch Tief Mrd Euro KGV +/- %<br />

Fiserv 69,40 -0,1 69,91 39,65 0 20,6 12,5<br />

Flextronics 10,90 2,7 11,03 6,33 0 11,5 19,1<br />

FLIR Systems 28,61 2,2 30,18 22,37 0,11 $ 19,3 13,9<br />

FMC Technologies 35,79 -2,7 47,75 31,67 0 14,9 -1,9<br />

Ford 14,59 1,3 14,73 10,40 0,15 $ 10,2 37,5<br />

Freeport-McM. 19,26 3,0 28,94 14,48 0,31 $ 20,5 -46,4<br />

Garmin 43,30 -0,5 49,60 37,48 0,48 $ 15,9 1,0<br />

General Dynamics 124,27 1,5 127,00 75,60 0,62 $ 16,6 6,5<br />

General Electric 23,36 5,9 23,45 18,02 0,23 $ 15,1 5,2<br />

General Motors 33,30 1,1 33,70 22,73 0,30 $ 8,3 47,1<br />

Gilead Sciences 92,30 2,8 95,44 45,70 0 10,8 17,5<br />

Goldman Sachs 170,79 2,7 171,44 109,75 0,60 $ 11,1 2,2<br />

Google 505,56 6,2 506,80 367,94 0 19,8 11,6<br />

Halliburton 38,30 -0,1 55,29 29,60 0,18 $ 20,3 -47,6<br />

Harley-Davidson 57,17 2,6 58,15 42,30 0,31 $ 15,1 9,0<br />

Hartford Fin. 36,40 0,1 36,40 23,94 0,18 $ 10,9 12,1<br />

Henry Schein 123,74 -0,5 126,97 80,50 0 23,6 9,2<br />

Hewlett-Packard 31,06 -7,3 35,64 20,61 0,16 $ 9,4 -1,3<br />

Home Depot 102,71 5,5 103,61 54,47 0,59 $ 22,0 14,0<br />

Honeywell Int. 91,99 0,2 92,80 65,00 0,52 $ 16,9 9,8<br />

IBM 144,26 0,4 152,02 120,40 1,10 $ 10,1 -2,8<br />

Illumina 174,61 -1,9 183,75 92,00 0 61,0 17,2<br />

Infosys 32,91 4,1 33,13 18,03 0,23 $ 20,8 17,7<br />

Intel 29,91 -0,6 33,22 17,56 0,24 $ 13,8 5,0<br />

Intl. Paper 50,71 2,4 50,71 31,72 0,40 $ 14,8 27,7<br />

Intuit 86,54 1,8 87,00 51,77 0,25 $ 39,2 -28,6<br />

Intuitive Surgical 446,98 -0,5 460,30 253,00 0 29,8 5,1<br />

Johns.& Johns. 91,83 4,8 93,02 66,13 0,70 $ 16,6 3,8<br />

Joy Global 39,67 2,4 48,41 35,97 0,20 $ 13,8 -2,4<br />

JP Morgan Chase 54,98 4,9 54,98 38,17 0,40 $ 10,5 0,1<br />

Kellogg 57,11 1,4 61,26 43,14 0,49 $ 18,0 -5,4<br />

Keurig Green Mtn 111,19 4,9 126,10 64,83 0,29 $ 30,6 4,8<br />

Kimberly Clark 97,82 0,5 106,71 77,62 0,88 $ 19,2 3,9<br />

KLA-Tencor 58,16 2,4 60,72 35,85 0,50 $ 22,8 -17,8<br />

Kraft Foods 57,23 1,8 60,69 39,20 0,55 $ 19,7 2,9<br />

Lam Research 74,92 3,2 74,92 36,57 0,18 $ 17,3 9,4<br />

Liberty Inter 25,94 1,6 25,94 17,01 0 22,7 55,9<br />

Linear Tech. 42,91 2,1 43,01 30,03 0,30 $ 21,1 6,0<br />

Lockheed Martin 179,49 1,0 182,59 110,58 1,50 $ 18,0 -3,3<br />

Logitech Int. 13,21 3,6 13,53 8,79 0,26 SFr 16,4 18,3<br />

Marvell Techn. 14,00 2,7 14,85 8,99 0,06 $ 16,2 -13,2<br />

Mastercard 81,75 2,8 82,44 49,26 0,16 $ 26,2 11,2<br />

Mattel 23,40 3,2 29,45 21,96 0,38 $ 17,1 2,9<br />

Maxim Integr. 30,43 1,1 30,93 19,86 0,28 $ 23,5 -9,3<br />

McDonald‘s 88,16 6,8 88,89 67,73 0,85 $ 19,6 4,6<br />

Medtronic 69,52 1,9 70,55 40,36 0,31 $ 17,8 14,7<br />

Merck & Co. 52,30 2,8 56,15 38,76 0,45 $ 17,3 -2,7<br />

Microchip Tech. 45,75 3,1 45,75 29,37 0,36 $ 19,4 8,3<br />

Micron Tech. 27,11 -2,6 29,76 15,12 0 8,5 44,2<br />

Microsoft 39,14 2,1 42,45 27,10 0,31 $ 17,3 -4,7<br />

Morgan Stanley 32,08 0,2 32,52 20,50 0,10 $ 12,5 24,3<br />

Motorola 60,67 0,8 61,70 42,08 0,34 $ 20,7 26,4<br />

Mylan 51,29 2,4 51,55 32,70 0 16,2 23,3<br />

Natl. Oilwell Varco 47,54 0,1 65,68 43,70 0,46 $ 13,8 -35,2<br />

NetApp 34,59 3,9 35,32 23,99 0,17 $ 13,9 0,4<br />

Netflix 426,25 2,3 434,00 217,20 0 109,1 -20,9<br />

NII Holdings 0,10 43,3 1,87 0,02 0 - -<br />

Nike 86,81 4,7 86,81 51,18 0,28 $ 27,2 20,3<br />

Northrop 147,40 -2,9 154,05 84,04 0,70 $ 17,6 -3,3<br />

Nvidia 19,74 0,7 19,94 12,71 0,09 $ 15,3 1,6<br />

O‘Reilly Automot. 185,16 3,3 187,48 101,75 0 24,4 16,4<br />

Occidental Petrol. 69,94 -1,8 76,10 58,37 0,72 $ 50,3 -67,8<br />

Oracle 39,16 2,3 39,49 26,75 0,12 $ 14,9 3,0<br />

Paccar 57,33 1,8 57,83 42,80 0,22 $ 14,7 13,9<br />

Paychex 44,50 3,4 44,52 28,61 0,38 $ 26,9 8,4<br />

PepsiCo 88,64 2,4 89,49 57,20 0,66 $ 21,3 0,7<br />

Petrobras 5,81 0,2 16,79 5,01 0,73 $ 6,1 -13,8<br />

Pfizer 30,80 2,5 30,90 20,74 0,28 $ 16,6 -8,1<br />

Philip Morris Int. 73,72 1,3 76,32 56,75 1,00 $ 19,1 -13,9<br />

PNC Financial 81,36 1,8 81,36 58,00 0,48 $ 12,7 2,0<br />

Priceline.com 1107,3 3,1 1110,8 778,17 0 21,6 7,7<br />

Procter&Gamble 76,11 2,1 82,59 56,17 0,64 $ 21,2 -4,8<br />

Prudential Fin. 72,62 3,6 76,00 55,84 0,58 $ 8,3 5,7<br />

Qiagen 22,50 5,6 22,50 14,03 0 22,4 12,4<br />

Qualcomm 64,65 2,9 64,90 53,17 0,42 $ 14,6 -6,1<br />

Raytheon 96,74 1,1 97,39 66,46 0,61 $ 17,1 -8,2<br />

Ross Stores 92,31 7,7 92,58 45,57 0,24 $ 21,8 8,9<br />

SanDisk 71,86 -0,5 86,20 52,61 0,30 $ 15,2 -5,7<br />

Schlumberger 75,54 0,7 86,92 62,37 0,50 $ 21,7 -30,1<br />

Seagate 55,28 1,2 58,40 34,63 0,54 $ 12,4 -2,6<br />

Sears Holding 33,10 1,7 35,56 17,88 0 - -27,5<br />

Sigma Aldrich 122,96 0,5 122,96 66,25 0,23 $ 30,6 3,2<br />

Sirius XM Hold. 3,46 2,2 3,46 2,20 0 31,0 56,3<br />

Southern Comp. 40,97 1,7 46,57 30,13 0,53 $ 16,1 1,4<br />

Staples 14,39 -2,4 17,29 7,90 0,12 $ 17,4 -17,4<br />

Starbucks 83,94 2,4 84,80 49,15 0,32 $ 30,0 17,7<br />

Stericycle 121,36 3,8 121,50 77,00 0 28,7 9,6<br />

Symantec 22,23 -0,8 23,77 13,19 0,15 $ 13,3 -1,4<br />

Teva Pharm. 50,74 1,8 52,67 34,44 0,29 $ 11,0 0,9<br />

Travelers 96,38 2,1 96,93 59,03 0,55 $ 11,3 -10,0<br />

Twitter 42,97 -0,4 44,54 21,50 0 129,7 165,0<br />

United Techn. 108,82 -0,0 110,00 75,59 0,64 $ 17,4 2,9<br />

Urban Outfitters 33,89 2,5 34,36 22,66 0 23,6 -12,5<br />

Verisign 56,78 3,1 57,95 33,32 0 20,7 14,7<br />

Verizon Comm. 44,15 3,2 44,21 32,90 0,55 $ 13,6 9,1<br />

Vertex Pharma 106,54 8,2 114,27 44,47 0 - 61,2<br />

Vodafone ADR 29,38 -0,5 33,02 22,10 0,53 $ 37,9 -44,4<br />

Wal-Mart St. 74,69 1,7 79,36 53,42 0,49 $ 16,9 -2,5<br />

Walt Disney 93,40 2,4 94,11 55,20 1,15 $ 21,3 13,3<br />

Wells Fargo 49,14 2,4 49,24 33,12 0,35 $ 13,2 2,0<br />

Whole Foods M. 50,70 2,0 50,85 26,81 0,13 $ 32,8 11,3<br />

Wynn Resorts 126,40 -9,2 179,48 108,35 1,50 $ 22,5 -16,5<br />

Xilinx 37,02 1,2 40,17 28,33 0,29 $ 17,6 7,8<br />

Yahoo 39,47 1,6 45,75 23,15 0 50,2 -43,9<br />

21st Cent. Fox A 31,10 1,1 33,00 23,01 0,15 $ 20,6 9,2<br />

3M 151,15 2,7 151,79 92,92 1,03 $ 20,7 9,2<br />

Abbott Labs 42,70 3,7 42,78 26,57 0,24 $ 22,2 -5,9<br />

AbbVie 54,42 2,3 59,10 32,57 0,51 $ 13,8 32,3<br />

Activision Blizzard 20,71 0,3 20,85 13,68 0,23 $ 19,7 -16,4<br />

Adobe Syst. 70,64 3,3 70,89 41,36 0 38,3 61,6<br />

AES 11,21 8,0 11,79 9,76 0,10 $ 10,0 -1,8<br />

Aetna 88,06 3,9 89,45 49,00 0,25 $ 13,8 7,1<br />

Aflac 55,51 2,4 55,51 42,30 0,39 $ 10,4 -2,4<br />

Agilent Tech 37,44 3,7 46,35 30,49 0,10 $ 25,5 12,0<br />

AIG 49,03 1,7 49,23 34,66 0,13 $ 11,3 7,3<br />

Air Prod. & Chem. 139,32 1,6 139,32 82,77 0,77 $ 24,1 12,5<br />

Akamai 61,79 -1,3 63,00 36,80 0 25,7 8,6<br />

Alcoa 13,20 -5,7 14,98 8,32 0,03 $ 12,7 26,4<br />

Allegheny Techn. 29,95 3,6 33,92 22,72 0,18 $ 25,0 158,1<br />

Allergan 206,02 0,8 206,92 83,86 0,05 $ 26,9 30,4<br />

Allstate 63,34 0,3 63,97 38,80 0,30 $ 12,3 6,7<br />

Altera 32,51 3,4 32,51 22,99 0,18 $ 22,7 6,6<br />

Altria Group 50,50 3,6 50,50 25,80 0,52 $ 20,2 8,8<br />

Amazon.com 341,37 2,0 344,75 206,70 0 117,2 104,8<br />

AMD 2,77 1,4 3,53 1,85 0 - -<br />

Amer.Elec.Pow. 50,93 -0,3 57,73 35,05 0,53 $ 16,4 2,4<br />

American Express 73,31 5,3 77,90 60,77 0,26 $ 14,9 2,3<br />

Amgen 140,85 2,7 143,27 78,65 0,79 $ 16,9 6,9<br />

Anadarko Petro. 75,89 -0,1 85,73 57,14 0,27 $ - -<br />

AOL Inc 35,38 -1,0 43,77 24,92 0 18,8 -4,7<br />

Apache 58,55 -1,6 78,20 43,54 0,25 $ - -<br />

Apollo Education 24,60 5,3 28,15 18,27 0 20,2 -44,5<br />

Apple 115,80 2,5 118,40 52,84 0,47 $ 15,1 32,9<br />

Applied Materials 22,41 -0,0 22,50 13,36 0,10 $ 19,9 17,5<br />

AT & T 30,88 3,6 31,01 22,87 0,47 $ 13,5 1,4<br />

Autodesk 57,22 5,2 57,22 32,56 0 50,8 8,8<br />

Autom Data Proc 79,00 2,5 79,00 46,54 0,49 $ 30,4 -6,8<br />

Avon 7,61 0,4 11,23 6,35 0,06 $ 13,0 -13,5<br />

Baidu 182,36 -0,4 208,80 102,45 0 25,7 23,9<br />

Baker Hughes 56,24 0,0 57,20 37,87 0,17 $ 29,2 -49,0<br />

Bank of America 14,09 -1,3 15,02 10,50 0,05 $ 11,2 8,1<br />

Bank of NY Mellon 35,04 2,0 35,28 22,85 0,17 $ 15,1 8,8<br />

Barrick Gold 11,65 3,1 15,50 8,26 0,05 $ 19,6 -2,4<br />

Baxter Int. 61,11 2,7 65,20 47,74 0,52 $ 16,6 21,8<br />

Becton Dickinson 131,38 3,5 132,65 80,07 0,60 $ 22,3 5,0<br />

Bed Bath&Beyond 65,50 -2,4 69,63 40,66 0 14,7 6,1<br />

Berkshire H. B 131,88 1,7 135,23 82,00 0 21,7 -99,9<br />

Biogen Idec 365,05 1,9 367,79 192,77 0 24,1 23,0<br />

Blackberry 9,57 4,7 9,77 5,10 0 - 88,4<br />

Boeing 134,96 -2,9 140,20 87,10 0,91 $ 17,7 -1,0<br />

Bristol-Myers 54,83 4,2 56,04 34,19 0,37 $ 36,1 -8,5<br />

Broadcom 40,80 4,0 40,80 21,03 0,14 $ 14,9 3,0<br />

CA Inc. 28,95 1,3 29,28 20,03 0,25 $ 13,1 -19,2<br />

Cameron Intl. 42,02 -1,0 57,11 35,40 0 14,9 -23,9<br />

Campbell Soup 41,02 -0,3 42,60 30,67 0,31 $ 19,9 -7,3<br />

Capital One Fin. 70,36 0,9 70,73 51,91 0,30 $ 10,5 -0,2<br />

Cardinal Health 78,33 3,6 78,34 45,59 0,34 $ 20,3 13,3<br />

Carnival 39,42 3,4 41,60 26,00 0,25 $ 17,3 30,4<br />

Caterpillar 74,15 0,3 86,09 68,31 0,70 $ 17,6 -26,0<br />

CBS B 52,21 0,6 53,48 38,09 0,15 $ 16,5 21,0<br />

Celgene 109,26 1,2 112,29 48,55 0 25,2 29,6<br />

Cerner 64,90 3,3 64,90 34,99 0 34,2 27,8<br />

CH Robinson 66,01 4,3 66,50 36,22 0,38 $ 21,8 12,0<br />

Charles Schwab 26,62 3,7 26,62 18,05 0,06 $ 26,9 15,4<br />

Check Point Softw. 73,31 3,0 75,00 44,25 0 21,0 6,9<br />

Chevron 95,33 0,5 100,35 79,64 1,07 $ 27,0 -60,2<br />

Chubb 89,55 0,9 92,82 61,89 0,57 $ 13,1 0,7<br />

Cigna 108,05 5,8 108,05 55,38 0,04 $ 14,4 13,2<br />

Cisco Systems 26,40 2,3 26,76 15,11 0,21 $ 13,7 5,0<br />

Citigroup 47,05 3,9 47,11 32,35 0,01 $ 9,8 16,7<br />

Citrix Systems 56,17 0,0 57,00 39,13 0 17,5 10,5<br />

Clorox 97,01 1,2 98,51 61,99 0,74 $ 24,1 6,0<br />

Coca-Cola 38,94 6,1 39,14 27,25 0,33 $ 21,9 -2,4<br />

Cognizant Tech 56,27 3,1 56,27 31,42 0 21,4 12,6<br />

Colgate-Palmolive 63,20 2,9 63,54 44,99 0,38 $ 23,6 2,8<br />

Comcast 52,46 2,8 52,66 34,46 0,25 $ 18,3 10,3<br />

ConocoPhillips 58,78 -1,2 65,80 47,57 0,73 $ 67,7 -81,7<br />

Cons. Edison 55,67 1,2 63,52 37,58 0,65 $ 16,2 0,6<br />

Corning 21,98 1,6 22,13 13,37 0,12 $ 15,5 3,4<br />

Costco Wholesale 130,30 1,3 132,88 77,56 0,36 $ 28,4 11,0<br />

CSX 31,27 0,3 32,15 19,82 0,16 $ 16,0 10,4<br />

CVS Caremark 92,93 3,5 93,00 50,86 0,35 $ 20,1 22,2<br />

Danaher 78,32 2,0 78,52 51,87 0,14 $ 20,9 11,0<br />

Deere Co. 81,10 0,7 82,04 61,50 0,60 $ 16,9 -37,8<br />

Dentsply 47,25 -0,2 47,50 31,76 0,07 $ 20,7 2,3<br />

Devon Energy 55,64 -1,7 58,80 41,87 0,24 $ 22,8 -44,7<br />

DIRECTV 79,21 3,8 79,21 52,59 0 14,5 -0,5<br />

Dollar Tree 70,58 4,7 70,91 36,03 0 22,6 12,2<br />

Dow Chemical 43,74 -0,6 44,28 32,82 0,42 $ 17,1 -7,0<br />

DuPont 69,34 4,0 69,58 46,92 0,47 $ 19,0 2,4<br />

eBay 52,19 3,2 52,19 35,40 0 18,8 5,3<br />

Electronic Arts 51,10 1,8 52,26 19,07 0 24,1 40,7<br />

Eli Lilly 61,90 -1,3 65,00 40,00 0,50 $ 22,4 13,1<br />

EMC 25,86 1,7 25,86 18,04 0,12 $ 14,7 4,6<br />

Emerson Electric 51,70 1,0 53,81 44,51 0,47 $ 15,3 1,4<br />

Entergy 70,00 0,7 78,93 44,44 0,83 $ 14,6 -7,1<br />

Exelon 30,20 3,0 33,50 21,32 0,31 $ 13,8 2,6<br />

Expedia 82,27 2,5 83,91 47,97 0,18 $ 23,7 -1,9<br />

Expeditors 43,87 9,7 43,87 27,69 0,32 $ 22,5 11,5<br />

Express Scripts 74,99 -0,9 78,50 47,50 0 15,6 11,4<br />

Exxon Mobil 79,65 1,2 82,70 67,01 0,69 $ 23,2 -49,4<br />

F5 Networks 106,67 2,8 110,31 71,82 0 18,7 17,0<br />

Facebook 70,85 0,7 72,64 40,09 0 40,5 9,9<br />

Fastenal 37,60 -0,3 41,35 31,69 0,28 $ 22,0 14,0<br />

Fedex 158,00 0,7 162,75 94,49 0,20 $ 19,7 33,0<br />

Fifth Third Bc. 17,27 2,5 17,27 13,84 0,13 $ 11,8 -2,4<br />

First Solar 52,97 22,2 56,55 32,80 0 17,6 -13,9<br />

FirstEnergy 31,47 -0,3 36,40 21,87 0,36 $ 13,3 3,6<br />

Zins Name Rating Lauf Kurs +/- Rend<br />

zeit 27.02. % %<br />

SDAX 8149,65 0,5 8150,59 6087,64 - - - - - -<br />

TecDAX 1581,80 2,0 1583,80 1089,92 - - - - - -<br />

MDAX 20092,01 2,220109,41 14397,98 - - - - - -<br />

DAX 11401,66 3,211401,66 8354,97 - - - - - -<br />

2,38 02 Telef. Dtld. 14 BBB 02.21 109,03 0,00 0,80<br />

8,25 Air Berlin 11 NR 04.18 107,70 0,00 5,48<br />

6,75 Air Berlin 14 NR 05.19 102,75 0,83 5,94<br />

7,25 Akzo Nobel BBB+ 03.15 100,47 -0,02 0,07<br />

4,50 BASF 06 A+ 06.16 105,86 -0,01 0,03<br />

5,13 BASF 09 A+ 06.15 101,33 -0,01 0,08<br />

2,50 BASF 14 A+ 01.24 114,95 -0,15 0,75<br />

1,13 Bayer 14 A- 01.18 102,72 -0,03 0,17<br />

3,50 Belgien Aa3 03.15 100,20 -0,01 -0,22<br />

4,75 Bertelsmn 06 BBB+ 09.16 107,05 -0,03 0,20<br />

1,00 BMW Fin. 13 A+ 10.16 101,39 -0,02 0,11<br />

2,63 BMW Fin. 14 A+ 01.24 115,50 -0,26 0,77<br />

6,25 Bund 00 Aaa 01.30 180,07 -0,57 0,58<br />

5,50 Bund 00 II Aaa 01.31 173,14 -0,11 0,66<br />

4,00 Bund 05 Aaa 01.37 138,01 -15,41 0,86<br />

3,25 Bund 05 II Aaa 07.15 101,16 -0,01 -0,19<br />

4,25 Bund 07 Aaa 07.39 155,05 -10,94 0,90<br />

3,50 Bund 09 Aaa 07.19 116,00 -0,08 -0,17<br />

1,75 Bund 09 II Aaa 04.20 113,10 0,33 -0,77<br />

3,00 Bund 10 Aaa 07.20 116,56 -0,11 -0,10<br />

3,25 Bund 10 II Aaa 07.42 154,41 -1,52 0,93<br />

2,25 Bund 10 III Aaa 09.20 112,92 -0,11 -0,09<br />

3,25 Bund 11 Aaa 07.21 120,80 -0,13 -0,03<br />

2,00 Bund 11 II Aaa 01.22 113,56 -0,17 0,02<br />

1,75 Bund 12 Aaa 07.22 112,13 -0,44 0,05<br />

2,50 Bund 12 II Aaa 07.44 139,14 -1,02 0,96<br />

1,50 Bund I/L 06 Aaa 04.16 101,12 0,26 0,51<br />

0,50 Bund I/L 14 Aaa 04.30 119,22 0,86 -0,71<br />

4,50 Celesio Fin. 10 NR 04.17 106,87 0,00 1,17<br />

3,00 Continental 13 BBB 07.18 108,47 -0,02 0,47<br />

3,13 Continental 13 II BBB 09.20 113,07 -0,09 0,68<br />

2,25 Daimler 14 A- 01.22 110,82 -0,12 0,61<br />

4,50 Dexia 07 AA+ 11.17 111,98 -0,02 -0,01<br />

4,50 Dexia 08 AA+ 04.15 100,67 0,00 -0,04<br />

5,75 DIC Asset 13 NR 07.18 108,07 -0,03 3,15<br />

1,75 Dt.Bahn Fin. 13 AA 11.20 108,37 -0,07 0,23<br />

6,00 Dt.Telekom 09 BBB+ 01.17 110,84 -0,03 0,18<br />

2,88 Dürr 14 NR 04.21 109,05 -0,14 1,24<br />

6,38 E.ON 02 A- 05.17 113,78 0,07 0,18<br />

1,88 Evonik Ind. 13 BBB+ 04.20 106,98 -0,07 0,48<br />

2,00 Finnland 14 AA+ 04.24 114,82 -0,10 0,33<br />

5,25 Fraport 09 NR 09.19 119,26 -0,05 0,84<br />

3,00 Fresen. Fin. 14 BB+ 02.21 110,00 0,36 1,22<br />

4,00 Fresen. Fin. 14 BB+ 02.24 118,42 0,05 1,73<br />

5,63 GdF Suez 09 A 01.16 104,84 0,01 0,08<br />

3,00 Griechenld 12/23 B- 02.23 64,22 -1,99 10,03<br />

3,00 Griechenld 12/37 B- 02.37 55,32 -2,04 8,20<br />

4,75 Griechenld 14/19 B- 04.19 75,00 -2,45 12,82<br />

7,50 Hapag-Lloyd 14 B- 10.19 105,60 0,00 6,05<br />

9,50 Heckler & Koch CCC 05.18 75,51 0,00 19,82<br />

9,25 Heidel. Druck 11CCC+ 04.18 102,70 0,69 8,17<br />

2,88 Iberdrola 13 BBB 11.20 112,19 -0,04 0,67<br />

5,25 ING III AAA 06.18 116,69 0,00 0,06<br />

4,60 Irland 99 A 04.16 105,13 -0,02 -0,01<br />

4,13 K+S AG 13 BBB 12.21 118,66 -0,00 1,15<br />

6,25 Kraft Foods BBB 03.15 100,29 -0,02 0,12<br />

2,63 Lettland 14 A- 01.21 112,76 -0,01 0,35<br />

6,75 Linde Fin. A+ 12.15 105,00 -0,08 0,10<br />

3,38 Metro AG 12 BBB- 03.19 110,70 -0,09 0,59<br />

2,25 Metro Fin. 12 BBB- 05.18 105,45 0,05 0,45<br />

7,63 MetroMed.-T. BBB- 03.15 100,00 -0,04 -4,61<br />

6,75 Nokia II BB 02.19 120,95 -0,06 1,14<br />

2,50 Obl.S.156 AAA 02.15 100,00 0,00 -1,12<br />

2,25 Obl.S.157 Aaa 04.15 100,26 0,00 -0,24<br />

1,75 Obl.S.158 Aaa 10.15 101,18 -0,01 -0,21<br />

2,00 Obl.S.159 Aaa 02.16 102,19 -0,01 -0,22<br />

2,75 Obl.S.160 Aaa 04.16 103,25 0,00 -0,21<br />

0,75 Obl.S.162 Aaa 02.17 101,91 -0,02 -0,22<br />

0,50 Obl.S.163 Aaa 04.17 101,52 -0,01 -0,22<br />

0,50 Obl.S.164 Aaa 10.17 101,91 -0,02 -0,23<br />

0,50 Obl.S.165 Aaa 02.18 102,13 -0,03 -0,22<br />

0,25 Obl.S.166 Aaa 04.18 101,43 -0,02 -0,21<br />

1,00 Obl.S.167 Aaa 10.18 104,34 -0,06 -0,20<br />

1,00 Obl.S.168 Aaa 02.19 104,72 -0,06 -0,18<br />

6,50 Österr. 94 AA+ 01.24 146,50 0,00 0,38<br />

3,75 Otto GmbH 13 NR 09.20 111,40 -0,22 1,47<br />

5,75 PhilipMorris 09 A 03.16 106,33 0,00 -0,22<br />

5,63 Polen A- 06.18 117,93 0,01 0,15<br />

3,88 Porsche NR 02.16 103,22 -0,00 0,29<br />

4,63 Port.Telec. 13 BB+ 05.20 100,02 -0,02 4,55<br />

3,85 Portugal 05 Ba1 04.21 115,59 0,81 1,12<br />

4,95 Portugal 08 Ba1 10.23 126,13 -0,29 1,58<br />

5,65 Portugal 13 Ba1 02.24 132,07 -0,35 1,65<br />

3,88 Portugal 14 Ba1 02.30 118,68 1,65 2,26<br />

5,25 Rheinmetall 10 Ba1 09.17 109,40 -0,09 1,38<br />

8,88 Rickmers Holding NR 06.18 92,70 6,55 11,72<br />

5,63 Roche Hldgs II AA 03.16 105,56 -0,02 0,02<br />

6,50 Roche Hldgs. AA 03.21 135,81 -0,07 0,41<br />

6,25 RWE Fin. 01 BBB+ 04.16 106,86 -0,02 0,06<br />

4,50 Shell Fin. AA 02.16 104,12 -0,01 0,02<br />

4,90 Spanien 07 BBB 07.40 153,43 0,68 2,13<br />

4,80 Spanien 08 BBB 01.24 130,27 0,02 1,17<br />

4,70 Spanien 09 BBB 07.41 149,61 0,63 2,18<br />

5,40 Spanien 13 BBB 01.23 132,79 0,02 1,04<br />

2,75 Spanien 14 BBB 04.19 109,36 -0,01 0,45<br />

2,75 Spanien 14 II BBB 10.24 113,25 0,03 1,25<br />

4,38 StatoilHydro AA- 03.15 100,04 -0,01 -0,18<br />

5,63 StatoilHydro II AA- 03.21 129,79 -0,09 0,58<br />

5,13 TAG Immo 13 NR 08.18 107,70 -0,09 2,71<br />

4,38 Thyssen 05 BB 03.15 100,10 -0,00 0,43<br />

4,00 Thyssen 13 BB 08.18 108,28 0,07 1,51<br />

5,00 Tschechien AA- 06.18 115,87 -0,02 0,06<br />

7,00 Venezuela 05 CCC 03.15 98,01 0,11 52,78<br />

5,13 Veolia Env. BBB 05.22 129,80 -0,13 0,79<br />

6,25 Weltbank 86 AAA 03.16 106,37 -0,02 0,03<br />

Stoxx 50 3401,25 2,54 13,23 3401 2715<br />

Euro-Stoxx 50 3599,00 3,11 14,38 3599 2790<br />

CAC-40 4951,48 2,50 15,89 4951 3789<br />

FTSE-100 6946,66 0,45 5,80 6967 6073<br />

AEX 483,93 3,00 14,01 483,93 366,84<br />

ATX 2495,21 1,81 15,51 2676 1981<br />

RTX 1257,43 -1,21 14,01 1979 811<br />

SMI 9014,53 1,38 0,35 9292 7853<br />

Dow Jones 18132,70 -0,04 1,74 18244 15855<br />

Nasdaq 100 4440,67 -0,05 4,82 4464 3414<br />

S&P 500 2104,95 -0,25 2,24 2120 1814<br />

TSE 15264,93 0,61 4,32 15685 13636<br />

Merval 9601,61 1,75 11,92 12599 5654<br />

Bovespa 51583,09 0,67 3,15 62305 44905<br />

Shanghai 3572,84 2,97 1,11 3690 2078<br />

Hang Seng 24823,29 -0,04 5,16 25363 21138<br />

BSE Sensex 29220,12 -0,04 6,26 29844 20860<br />

Nikkei 225 18797,94 2,54 7,72 18865 13885<br />

Topix 1523,85 1,57 8,27 1529 1122<br />

Strait Times 3402,86 -0,95 1,12 3458 3054<br />

Taiwan W. 9622,10 1,69 3,38 9700 8501<br />

Thailand Set 1587,01 -1,03 5,97 1620 1314<br />

JSE All Share 53344,20 0,58 7,18 53615 46068<br />

All Ordinaries 5898,48 0,90 9,46 5917 5121<br />

Daten von


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9 INVESTMENTFONDS 45<br />

UniProfiAnl.2017II €* 110,23 110,23 +0,23 0,23 0,01 5,5<br />

UniProfiAnl.2019II €* 115,57 115,57 +0,46 0,87 0,53 3,9<br />

UniProfiAnl.2023II €* 120,55 120,55 +1,02 1,02 0,76 5,5<br />

UniProfiAnlage2015 €* 103,83 +0,11 -9,64 -9,39 12,7<br />

UniProfiAnlage2017 €* 112,00 +0,03 -9,55 -9,48 18,1<br />

UniProfiAnlage2019 €* 108,67 +0,19 -12,96 -12,72 12,1<br />

UniProfiAnlage2020 €* 109,43 109,43 +0,23 -3,38 -3,54 8,9<br />

UniProfiAnlage2024 €* 116,05 116,05 +1,01 -3,65 -3,82 11,9<br />

UniProfiAnlage2027 €* 121,99 121,99 +1,52 1,15 0,95 4,9<br />

UniProt.Europa II €* 117,01 113,60 +0,41 6,37 6,32 17,0<br />

UniProtect:Europa €* 118,50 115,05 +0,51 1,33 1,09 16,6<br />

UniRak Em. Mkts €* 163,83 157,53 +2,03 32,57 32,42 0,0<br />

UniRak Nachh.A net €* 69,13 69,13 +1,01 27,00 26,65 0,0<br />

UniRak NachhaltigA €* 71,88 69,79 +1,01 27,00 26,71 0,0<br />

UniRenta Corp A €* 97,91 95,06 +2,24 0,00 0,00 45,1<br />

UniRes: Euro Corp. €* 42,37 42,37 +0,05 0,00 0,00 0,0<br />

UniReserve: Euro A €* 504,99 504,99 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

UniReserve: USD $* 987,83 987,83 +0,01 0,00 0,00 0,0<br />

UniSec. Bas. Ind. €* 105,98 101,90 +2,32 49,04 48,96 0,0<br />

UniSec. BioPha. €* 113,28 108,92 +2,09 60,21 60,16 0,0<br />

UniSec. High Tech. €* 71,39 68,64 +1,28 60,33 60,72 0,0<br />

UniSec.Klimawandel €* 34,56 33,23 +1,62 -31,02 -30,03 0,0<br />

UniVa. Europa A €* 57,63 55,41 +1,80 33,27 32,66 0,0<br />

UniVa. Global A €* 90,36 86,88 +1,82 55,40 54,89 0,0<br />

UniVa.Euro.-net-A €* 56,18 56,18 +1,79 32,65 32,45 0,0<br />

UniVa.Glb-net-A €* 87,09 87,09 +1,80 54,80 54,68 0,0<br />

UniVorsorge 1 ASP €* 49,67 48,22 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

UniVorsorge 1 AZP €* 49,57 48,13 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

UniVorsorge 2 ASP €* 49,55 48,11 +0,04 0,00 0,00 2,6<br />

UniVorsorge 2 AZP €* 49,73 48,28 +0,04 0,00 0,00 3,5<br />

UniVorsorge 3 ASP €* 51,31 49,82 +0,14 0,00 0,00 2,6<br />

UniVorsorge 3 AZP €* 52,53 51,00 +0,12 0,00 0,00 3,3<br />

UniVorsorge 4 ASP €* 54,96 53,36 +0,40 0,00 0,00 2,7<br />

UniVorsorge 4 AZP €* 57,44 55,77 +0,40 0,00 0,00 3,5<br />

UniVorsorge 5 ASP €* 61,09 59,31 +0,94 0,00 0,00 3,2<br />

UniVorsorge 5 AZP €* 66,91 64,96 +0,93 0,00 0,00 4,4<br />

UniVorsorge 6 ASP €* 64,61 62,73 +1,34 0,00 0,00 2,6<br />

UniVorsorge 6 AZP €* 73,97 71,82 +1,34 0,00 0,00 3,8<br />

UniVorsorge 7 ASP €* 67,17 65,21 +2,00 0,00 0,00 2,3<br />

UniVorsorge 7 AZP €* 79,90 77,57 +2,00 0,00 0,00 3,4<br />

UniWirts.Aspirant €* 37,39 36,30 +0,39 0,00 0,00 0,0<br />

Universal Investment<br />

Acatis Akt.GL.UI A €* 296,98 282,84 +2,06 53,57 53,53<br />

Concept Aurelia Gl €* 139,97 133,30 +0,85 32,46 32,38<br />

G&P-Univ.Aktien A €* 53,56 51,01 +0,33 -120,12 -119,74<br />

Han BasisInvest €* 62,90 62,28 +0,39 0,00 0,00 0,0<br />

Han MaxInvest €* 39,02 37,88 +2,43 -38,45 -38,47 0,0<br />

Han MediumInv. €* 57,52 56,39 +1,37 -6,11 -6,14 0,0<br />

HP&P Euro Sel UI €* 95,47 90,92 +1,76 52,40 52,33<br />

quantumX Global UI €* 103,30 100,29 +0,67 3,10 3,08<br />

SC BondValue UI €* 73,41 71,27 +0,56 0,00 0,00<br />

Sydbank VV Dyn €* 52,51 50,01 +0,26 31,29 31,17 0,0<br />

Sydbank VV Klass €* 51,18 48,74 +0,45 11,36 11,36 0,0<br />

Trendco.-U.-A.-Eur. €* 80,91 77,06 +2,80 -5,80 -6,13<br />

Vermögensmgt-UniFd €* 112,56 112,56 +1,04 -3,35 -3,47<br />

WAVE Total Return R €* 59,00 57,28 +0,44 4,63 4,60<br />

WAVE TR Fnds Dyn R €* 61,19 59,41 +0,64 4,42 4,42<br />

Universal Lux.<br />

CondorBalance-UI €* 78,44 74,70 +1,87 47,11 47,03 0,0<br />

CondorChance-UI €* 58,91 56,10 +1,76 42,83 42,80 0,0<br />

CondorTrends-UI €* 64,42 61,35 +1,52 45,27 45,24 0,0<br />

Europ Alpha Buil I €* 94,96 94,96 -0,63 6,43 6,18<br />

Europ Alpha Buil R €* 99,04 94,32 -0,64 5,17 6,03<br />

FPM FdStpGerm AC €* 348,45 335,05 +0,91 74,67 75,23 0,0<br />

FPM FdStpGerm SMC €* 273,37 262,86 +0,36 69,67 71,38 0,0<br />

FPMFdLadonEuroVal €* 197,35 189,76 -0,07 50,70 51,37 0,0<br />

Stkp Ger All Cap I €*16444,86 16444,86 +1,02 40,31 39,16<br />

Stkp Ger S/M Cap I €* 1075,10 1075,10 +0,50 7,46 7,17<br />

W&W Int. Asset Mgmt. Dublin<br />

Euro Corporate Bd. €* 9,30 9,31 +0,32 -0,01 0,0<br />

SouthEast Asian Eq €* 97,67 98,51 +1,05 52,01 0,0<br />

Tel.:+352 - 27 35 72 - 1 info@wallberg.eu www.wallberg.eu<br />

Acatis AktienD ELM € 269,37 255,33 +1,47 76,04 77,88 1,6<br />

Tel.: +49 40 3282-5100 www.warburg-fonds.com<br />

Advisor Global € 76,76 73,10 +1,29 31,69 29,53 0,0<br />

AE&S Struktur Sel € 46,00 43,81 +1,04 -1,56 -1,35<br />

AE&S Substanz Sel € 30,12 28,69 +0,14 -14,78 -14,60<br />

Aequo Global I € 44,29 43,85 +0,76 1,08 0,70<br />

AES Rendite Selekt € 62,23 60,42 +0,23 0,96 0,96<br />

AES Selekt A1 € 42,16 40,15 +2,06 26,78 26,74<br />

AFA Gl Werte Stab € 16,71 15,75 +1,68 29,80 32,27<br />

BK FOKUS BASEL III € 51,67 49,21 +1,05 0,00 0,00<br />

Bremen Trust € 26,62 25,84 +1,17 -2,66 -4,12<br />

BUND TREND as I € 7966,93 7966,93 -0,40 0,00 0,00<br />

BUND TREND as R € 80,10 77,77 -0,42 0,00 0,00<br />

Classic € 19,93 18,98 +1,71 -29,79 -29,85<br />

Daxtrend € 53,60 51,05 +2,99 33,17 33,87<br />

Defensiv € 29,16 27,51 +1,48 -136,44 -136,50<br />

Degussa Pf.Priv.Ak. € 101,05 96,24 +3,16 -6,91 -5,96<br />

Duo Best Select. R € 96,63 92,91 +0,24 5,39 5,39<br />

Euro Renten-Trend € 141,10 136,99 +0,48 0,00 0,00<br />

Fundamentum € 41,08 39,12 +0,90 9,33 9,34<br />

Global Economic P. € 56,69 53,99 +1,07 -2,30 -2,44<br />

Global Konz Stab € 71,69 67,57 +1,69 32,65 35,06<br />

MPF Global € 44,94 43,63 +1,28 34,62 40,59<br />

Multi-Asset Select € 74,67 71,11 +1,34 -40,83 -41,31<br />

ORDO - Rentenfonds € 26,04 25,28 +0,56 0,00 0,00<br />

PrivatConsult € 62,70 59,71 +1,10 -1,23 -1,35<br />

Renten Plus € 42,94 41,69 +0,82 -15,50 -15,50<br />

Sm&MiCaps Europa R € 79,25 75,48 +2,03 32,18 31,96<br />

Sm&MidCaps Deut.R € 179,33 170,79 +0,12 43,01 43,03<br />

Trend Alloc. Plus € 175,78 169,02 +3,96 0,00 0,00<br />

Wachstum-Strategie € 32,12 30,59 +2,17 26,69 26,32<br />

WARBURG SELEKT I € 94,58 91,83 +0,03 -0,48 -0,58<br />

WI Selekt C - A - € 51,02 48,59 +1,00 3,57 -3,85<br />

WI Selekt D - A - € 50,10 48,64 +0,66 -2,57 -3,75<br />

World-Top-Defensiv € 87,45 83,29 +0,43 -3,72 -3,13<br />

Zinstrend-Fonds € 94,77 92,01 -0,18 0,00 0,00<br />

Zukunft-Strategie € 43,18 41,62 +2,64 29,72 30,36<br />

Warburg Invest Luxemb. S.A.<br />

ALTIS Bal Value € 74,41 70,87 +0,88 -1,71 -2,27 0,0<br />

ALTIS Global Res € 120,49 114,75 +0,31 46,70 44,53 0,0<br />

Altis Privat Rend. € 60,40 57,52 +0,82 22,60 22,06 0,0<br />

Tel. 0211/88288500 info@westinvest.de www.westinvest.de<br />

WestInv. InterSel. € 49,26 46,69 ±0,00 -0,32 -0,35<br />

WWK Investment S.A.<br />

WWK Sel-Balance € 16,60 15,81 +1,35 33,71 33,63 0,0<br />

WWK Sel-Chance € 16,33 15,55 +2,24 46,89 46,73 0,0<br />

WWK Sel-EuRe B € 12,56 12,19 +0,66 0,00 0,00 0,0<br />

WWK Sel-TopTen € 12,85 12,24 +2,26 36,62 36,12 0,0<br />

WWK Sel-TotalRe A € 12,41 11,82 +0,60 7,83 7,84<br />

Sonstige Finanzprodukte<br />

Antecedo Ind.Inv.A €* 135,94 131,98 -1,90 0,02 0,00<br />

Global Property € 20,70 19,60 +0,51 20,65 19,03 0,7<br />

grundb. europa RC € 42,89 40,84 +0,02 -0,03 -0,03<br />

grundb. global RC € 55,18 52,55 +0,06 -3,33 -4,54<br />

grundinvest Fd. € 35,10 ±0,00 -2,58 -2,58<br />

hausInvest € 42,90 40,86 +0,07 2,04 2,10<br />

INTER ImmoProfil € 51,54 49,09 ±0,00 -0,58 -0,58<br />

UniImmo:Dt. €* 96,20 91,62 +0,03 1,31 1,16 0,0<br />

UniImmo:Europa €* 57,38 54,65 +0,22 2,27 2,31 0,0<br />

UniImmo:Global €* 53,95 51,38 -0,02 -3,65 -3,60 0,0<br />

W&W Europarent A €* 66,77 64,83 +1,39 0,00 0,00 0,0<br />

W&W Europarent B €* 1341,29 1302,22 +1,39 0,00 0,00 0,0<br />

W&W Globalrent EUR €* 123,09 118,93 +1,29 4,85 4,85 0,0<br />

www.aberdeen-asset.de<br />

Asia Pacific Equ T $ 74,66 +0,69 62,96 0,0<br />

Asian Bond T $ 154,11 +0,62 0,00 0,00<br />

Asian Small Comp T $ 44,85 +0,04 74,85 0,0<br />

Emerg Mkts Equ T $ 65,27 +0,59 63,41 0,0<br />

EmerMkts Sm Comp T $ 18,27 -0,57 46,64 0,0<br />

Euro Corp Bond T € 11,17 +0,29 0,00 0,00<br />

European Eq T € 50,84 +2,21 41,51 0,0<br />

Japanese Equity T ¥ 450,97 +1,76 40,10 0,0<br />

Sel Em Mkts Bond T $ 39,16 +0,54 0,00 0,0<br />

US-$ High Yield A $ 10,03 +0,78 0,00 0,00<br />

World Equity T $ 18,34 +0,24 50,73 0,0<br />

World Gov Bond T $ 10,09 +0,34 0,00<br />

www.allianzglobalinvestors.de<br />

Adifonds A € 116,60 111,05 +2,35 22,70 21,29 0,0<br />

Aktien Europa A € 96,06 91,49 +2,66 12,09 12,00 0,0<br />

Concentra AE € 112,74 107,37 +2,30 55,80 53,88 0,0<br />

Europazins AE € 60,48 58,72 +1,19 0,00 0,00 0,0<br />

Fl Rentenfd AE € 96,00 92,75 +1,41 10,24 10,14 0,0<br />

Flex Eur Dy AE € 72,60 69,14 +2,05 9,66 9,38 0,0<br />

Flexi Immo A € 65,69 63,16 ±0,00 -6,71 -7,12 0,0<br />

Fondak A € 165,40 157,52 +2,23 49,53 49,62 0,0<br />

Global Eq.Dividend € 122,26 116,44 +1,57 -5,36 -10,78 0,0<br />

Industria AE € 114,26 108,82 +1,77 12,94 7,18 0,0<br />

Interglobal A € 262,83 250,31 +2,04 12,28 8,63 0,0<br />

Kapital + AE € 67,22 65,26 +1,57 19,76 19,10 0,0<br />

Mobil-Fonds AE € 53,27 52,23 +0,17 0,00 0,00 0,0<br />

Nebw. Deutschl.A € 271,90 258,95 +2,12 81,02 80,96 0,0<br />

Rentenfonds A € 92,01 89,77 +0,77 0,00 0,00 0,0<br />

Rohstofffonds A € 68,16 64,91 +1,30 32,70 29,83 0,0<br />

Stratf. Stab. A2-EUR € 57,35 55,68 +0,98 2,51 2,50<br />

Thesaurus AT € 887,88 845,60 +2,35 59,39 59,47 0,0<br />

Verm. Deutschl. A € 181,41 172,77 +2,39 54,82 52,59 0,0<br />

Wachstum Eurol A € 104,51 99,53 +2,13 30,16 32,34 0,0<br />

Wachstum Europa A € 116,88 111,31 +2,73 50,99 50,57 0,0<br />

Allianz Global Investors GmbH<br />

Luxembourg Branch<br />

AGIF B St E IE € 11,28 11,28 +2,17 11,45 11,10 0,0<br />

AGIF Eu EqD ATE € 275,10 262,00 +1,72 47,62 46,85 39,6<br />

AGIF EuBd AE € 12,51 12,15 +1,08 0,00 0,00 0,0<br />

AGIF Gl AgTr AE € 175,62 167,26 +1,53 22,29 20,80 0,0<br />

Best Sty Eur Eq AT € 129,52 123,35 +2,25 18,96 18,63 0,0<br />

Best Sty Glb Eq A € 132,54 126,23 +2,05 20,65 20,38 0,0<br />

Best Sty US Eq AT € 165,22 157,35 +1,58 24,59 23,88 1,4<br />

Dyn Mu Ass Str15 A € 107,38 104,25 +1,03 -0,01 -0,01 0,0<br />

Dyn Mu Ass Str50 A € 125,63 121,97 +1,56 2,05 2,22 0,0<br />

Dyn Mu Ass Str75 I € 1147,83 1147,83 +1,55 0,03 0,03 0,0<br />

Emerging Europe A € 294,99 280,94 -0,60 45,17 44,96 11,3<br />

EmMkts Bd Ex 2018A € 97,50 95,59 +0,35 0,00 0,00 0,0<br />

Enh ShTerm Euro AT € 108,89 108,89 -0,01 0,00 0,00 9,6<br />

Euro Bond A € 71,77 69,68 +1,10 0,00 0,00 0,0<br />

Euro HiYield Bd A € 118,83 115,37 +0,84 0,01 0,01 0,0<br />

EuSmCp Eq A € 177,92 169,45 +1,87 41,39 40,97 0,0<br />

Fl Rate NoPl-VZi A € 100,34 100,34 +0,04 0,00 0,00 0,0<br />

Flex Bond Strat A € 109,79 106,59 +0,28 0,02 0,02 0,0<br />

Flexi Asia Bond AT $ 11,09 10,56 +0,57 0,00 0,00 0,8<br />

Glb SmCap Eq AT $ 12,02 11,45 +1,51 12,87 13,62 0,0<br />

HY Bd Extra 2017 A € 103,00 100,98 +0,64 -0,01 -0,01 0,0<br />

Income & Gro A USD $ 11,25 10,82 +0,74 6,88 6,47 0,0<br />

Income Gr A-H2-EUR € 124,08 119,31 +0,76 15,75 15,30 0,0<br />

Laufzeitf Ex 2019A € 102,11 100,11 +0,45 0,00 0,00 0,0<br />

Oriental Income AT € 184,04 175,28 +2,70 22,97 22,62 4,6<br />

Rendite Pl 2019 A € 102,70 101,68 +0,37 0,00 0,00 0,0<br />

Renminbi Cur A USD $ 10,50 10,29 -0,29 0,00 0,00 0,0<br />

Tot Ret Asian Eq A $ 28,36 27,01 -0,48 49,14 48,98 0,0<br />

Allianz Global Investors Ireland<br />

Emg Mrkt Bd A € 61,68 59,88 +0,83 0,00 0,00 0,0<br />

US Equity A € 81,70 77,81 +1,49 57,83 57,58 0,0<br />

Alte Leipziger Trust<br />

€uro Short Term € 46,09 45,63 +0,13 0,00 0,00 0,0<br />

Aktien Deutschland € 121,54 115,75 +2,84 20,15 20,08 0,0<br />

AL Trust €uro Relax € 54,66 53,07 +0,36 6,43 6,30 0,0<br />

Trust €uro Cash € 46,35 46,35 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Trust €uro Renten € 47,46 46,08 +0,48 0,00 0,00 0,0<br />

Trust Akt Europa € 57,08 54,36 +2,32 -24,73 -24,78 0,0<br />

Trust Glbl Invest € 86,50 82,38 +2,39 -4,22 -4,24 0,0<br />

www.ampega.de<br />

AAA MAP Rend.AMI €* 108,52 103,35 +0,88 1,38 1,43<br />

AAA MAP Sicher.AMI €* 96,99 93,62 +0,60 6,07 6,13<br />

Active Return AMI € 103,71 100,69 -0,03 0,00 0,00<br />

All-in-one AMI € 16,74 15,78 +2,00 42,44 43,16 0,0<br />

Alpha select AMI € 28,46 27,10 +1,57 32,31 30,00<br />

Amp AmerikaPl Aktf € 131,43 125,17 +2,56 19,89 19,86<br />

Amp Balanced 3 € 205,01 195,25 +3,59 24,21 23,72<br />

Amp CrossoverPl. I € 111,62 111,62 +0,96 0,00 0,00<br />

Amp CrossoverPl. P € 114,53 111,19 +0,94 0,00 0,00<br />

Amp DivPlus Akt I € 1327,91 1327,91 +2,01 24,91 22,52<br />

Amp DivPlus Akt P € 138,65 132,05 +2,00 24,40 22,40<br />

Amp Euro Star 50 € 48,88 48,88 +2,50 35,58 35,38<br />

Amp EuroAktVC10P € 110,50 107,28 +1,36 15,86 15,84<br />

Amp Global Aktien € 11,50 11,00 +2,33 -76,81 -77,37<br />

Amp Global Renten € 19,59 18,88 +1,40 0,00 0,00<br />

Amp ISP Dynamik € 122,63 117,91 +1,40 13,25 12,62<br />

Amp ISP Komfort € 110,48 107,26 +0,63 5,44 5,50<br />

Amp ISP Sprint € 134,99 128,56 +1,47 10,01 10,14<br />

Amp Massiv € 114,57 109,11 +0,56 3,78 3,53<br />

Amp Pf Mu ETF St € 25,24 24,50 +1,41 25,15 27,22<br />

Amp Pf MuETFStr Pa €* 24,06 23,36 ±0,00 -57,89 -59,77<br />

Amp Pf Real Estate € 111,59 106,28 +0,33 4,21 4,18<br />

Amp Rendite Renten € 22,67 22,01 +0,41 0,00 0,00<br />

Amp Reserve Renten € 53,14 52,61 ±0,00 0,00 0,00<br />

Amp Responsibility € 104,60 99,62 +1,39 1,96 2,78<br />

Amp Substanz Pt € 115,46 111,02 +0,94 14,91 14,78<br />

Amp UnternAnl.fds € 26,82 26,04 +0,54 0,00 0,00<br />

ComfortInvest C € 60,12 57,26 +1,54 45,10 44,01 0,0<br />

ComfortInvest P € 68,92 65,64 +1,86 23,24 22,57 0,0<br />

ComfortInvest S € 61,89 60,09 +0,50 12,25 12,41 0,0<br />

CQUAD AsQuSt AMI It € 129,28 129,28 +2,19 23,06 23,14<br />

CQUAD AsQuSt AMI Pt € 135,00 128,57 +2,19 22,72 22,83<br />

CQUAD Strat Eur P1 € 64,82 61,30 +1,66 21,89 24,57<br />

CQUAD. Strategie € 64,94 61,41 +1,66 36,74 37,21<br />

CQUAD.ArtsTRGI AMI € 120,51 114,77 +1,46 99,24 100,19<br />

CQUAD.Flex Ass AMI € 40,10 38,28 +1,14 -19,55 -17,80<br />

CT Welt Pf AMI CT € 49,17 46,83 +1,92 40,95 37,78<br />

CT Welt Pf AMI PT € 137,58 131,03 +1,90 21,12 28,39<br />

CT Welt Pf GGa AMI € 121,12 115,35 +1,88 -106,62 -104,90<br />

D3RS Welt AMI € 110,66 107,44 +0,54 5,08 4,70<br />

DC Value One AMI Pt € 127,85 121,76 +0,81 24,29 23,98<br />

FVV Select AMI € 67,06 63,87 +0,98 14,21 13,83 0,0<br />

GFS Strat IV AMI € 151,96 144,72 +1,37 16,60 17,28<br />

Glob.ETF Aktien Pa € 14,75 14,32 +2,14 21,87 36,45<br />

H&S FM Global 100 € 119,35 113,67 +0,59 25,35 25,01 0,0<br />

H&S FM Global 60 € 116,29 112,90 +0,51 17,77 17,53 0,0<br />

inprimo AktSpezAMI € 105,50 100,48 +1,80 10,62 10,46<br />

inprimo Global € 45,62 44,73 +1,04 0,00 0,00<br />

inprimo Mittelst I € 36,46 36,46 +0,39 -0,01 -0,01<br />

inprimo Mittelst P € 37,34 36,25 +0,36 -0,01 -0,01<br />

inprimo Wachstum € 114,58 112,33 +0,63 0,00 0,00<br />

Kapit.Tot.Re.AMI P € 107,88 104,74 +0,74 -27,13 -26,10<br />

Kapitalauf.+ AMI P € 89,20 86,60 +1,48 -134,86 -135,70<br />

Lacore AA.AMI It € 977,37 977,37 +0,46 -6,04 -6,07<br />

Landert Stiftf.AMI € 53,30 53,30 +0,97 4,12 4,11<br />

Max Otte Verm AMI € 127,99 123,07 +1,53 18,76 18,20<br />

Mayerhofer Str. AM € 141,33 137,21 +1,85 19,25 19,16<br />

MultiManager 1 € 70,22 68,17 +0,53 11,14 11,54 0,0<br />

MultiManager 2 € 74,43 71,91 +0,63 18,16 18,89 0,0<br />

MultiManager 3 € 83,08 79,88 +0,72 32,85 33,30 0,0<br />

MultiManager 4 € 77,07 73,75 +1,43 33,64 35,14 0,0<br />

MultiManager 5 € 68,68 65,41 +1,58 40,92 40,58 0,0<br />

NV Str.Stif.AMI Pt € 104,75 104,75 +0,33 0,20 0,52<br />

NV Strat Q PI AMI PO € 68,61 68,61 -0,44 489,51 492,36<br />

NV Strat Stift AMI € 111,74 108,49 +0,08 -3,13 -3,14<br />

NV Strat.Q.Pl. AMI € 91,86 87,49 -0,34 -44,23 -43,70<br />

Postall AM FOR4 Ia € 1000,00 1000,00 ±0,00 0,00 0,00<br />

Postall AM FOR4 Pt € 52,50 50,00 ±0,00 0,00 0,00<br />

terrAss Akt I AMI € 26,74 25,59 +1,95 5,14 4,95<br />

terrAss Rent I AMI € 100,11 99,61 +0,03 0,00 0,00<br />

Tres BaRet AMI Aa € 109,68 109,68 +0,94 5,10 5,03<br />

Tres BaRet AMI Ba € 112,48 109,20 +0,91 5,05 5,03<br />

Tres Div&Gr AMI Aa € 128,61 128,61 +2,36 22,09 21,43<br />

Tres Div&Gr AMI Ba € 134,33 127,93 +2,34 21,88 21,50<br />

Tres InFlex AMI Aa € 106,35 106,35 +0,51 0,00 0,00<br />

Tres LowBe AMI Aa € 124,15 124,15 +2,59 19,49 19,08<br />

Val. Intell.Fd AMI € 167,61 167,61 +1,77 36,50 35,62<br />

Val-HoldMittst AMI € 108,82 103,64 +0,27 4,58 4,71<br />

Zan.Eu.Cor.B.AMI I € 119,94 119,94 +0,51 0,00 0,00<br />

Zan.Eu.Cor.B.AMI P € 121,78 119,39 +0,51 0,00 0,00<br />

Zan.Gl.Cred AMI Ia € 115,61 115,61 +1,13 0,00 0,00<br />

Zan.Gl.Cred AMI Pa € 117,40 115,10 +1,12 0,00 0,00<br />

Zantke Eu.HY AMI Ia € 129,00 129,00 +0,80 0,00 0,00<br />

Zantke Eu.HY AMI Pa € 130,95 128,38 +0,80 0,00 0,00<br />

Apo Asset Management<br />

apo Forte INKA €* 58,27 56,03 +0,76 29,09 29,89<br />

apo Mezzo INKA €* 63,95 62,09 +0,47 17,76 13,40<br />

apo Piano INKA €* 66,10 64,80 +0,34 12,23 9,92<br />

apo Rendite Plus €* 48,40 47,45 +0,19 0,01 0,01<br />

apo VarioZins Plus €* 51,73 51,73 ±0,00 -0,00 0,00<br />

Apo Bank / INKA Intern. KAG<br />

apo Euro. Equities €* 67,90 65,92 +1,34 22,96 22,88<br />

apo Vivace INKA €* 60,78 58,44 +0,55 -5,19 -4,78<br />

PB Balanced € 63,50 60,48 +1,19 25,40 25,33<br />

PB Europa € 50,05 47,67 +1,88 -22,54 -22,63<br />

PB Eurorent € 61,45 59,66 +0,98 0,00 0,00<br />

PB Megatrend € 82,79 78,85 +1,83 61,84 61,80<br />

PB Triselect € 48,46 46,15 +0,92 8,81 8,71<br />

Strategie Welt Sec € 21,56 20,53 +0,64 -11,00 -10,95<br />

Strategie Welt Sel € 20,60 19,62 +0,62 15,59 16,04<br />

C&P Funds (Creutz & Partners)<br />

C&P ClassiX €* 50,66 48,71 +1,12 -0,04 -0,01 3,7<br />

C&P QuantiX €* 95,07 91,41 +0,74 0,44 0,43 3,7<br />

Craton Capital<br />

Global Resources $* 82,36 82,36 +1,03 -215,04 -228,10<br />

Precious Metal $* 81,85 81,85 +1,88 -336,63 -365,62 0,0<br />

CSAM Immobilien KAG<br />

CS EUROREAL €* 31,93 31,93 +0,03 0,05 0,0<br />

CS Euroreal A CHF CH* 48,03 48,03 -0,04 0,04<br />

CS Property Dyn €* 94,59 94,59 -0,01 0,00<br />

DAVIS FUNDS SICAV<br />

Global A $* 32,21 30,36 +0,36 47,98 0,0<br />

Value Fund A $* 44,18 41,64 +0,80 43,93 0,0<br />

Tel.: 069 / 7147-652 www.deka.de<br />

Alstertor Portfolio Fle €14111,54 13312,77 +1,41 11,30 10,61<br />

Alstertor Portfolio Kap €15031,01 14180,20 +2,17 26,33 24,44<br />

AriDeka CF € 73,32 69,66 +2,13 -22,88 -22,99<br />

ARIDEKA TF € 186,54 186,54 +2,09 39,93 39,85<br />

BasisStrat Aktien € 119,42 115,10 +1,43 11,45 10,98<br />

BasisStrat Flex CF € 110,49 106,50 +1,64 4,56 4,46<br />

BerolinaRent Deka € 42,47 40,98 +0,81 -3,19 -3,34<br />

BR Aktien 100 € 66,84 64,58 +1,65 28,69 28,14<br />

BR Aktien 20 € 62,21 60,11 +0,48 6,78 6,62<br />

BR Aktien 35 € 64,48 62,30 +0,73 12,17 11,95<br />

BR Aktien 45 € 63,74 61,58 +0,57 -1,92 -1,92<br />

BR Aktien 55 € 67,18 64,91 +1,04 17,50 17,11<br />

BR Aktien 75 € 69,75 67,39 +1,31 25,37 24,75<br />

BR Aktien 85 € 66,92 64,66 +1,40 20,67 20,21<br />

BW Portfolio 20 € 47,81 46,87 +0,64 1,22 1,09<br />

BW Portfolio 40 € 50,17 49,19 +0,90 2,37 1,74<br />

BW Portfolio 75 € 49,69 48,72 +1,29 9,69 8,39<br />

BW Zielfonds 2020 € 39,66 38,88 +0,70 -8,62 -8,88<br />

BW Zielfonds 2025 € 43,34 42,49 +1,09 1,33 0,65<br />

BW Zielfonds 2030 € 46,04 45,14 +1,37 8,20 7,01<br />

DeepDiscount 2y € 126,80 125,54 +0,36 0,00 0,00<br />

Deka-BasAnl Def € 99,89 99,89 +0,05 -0,06 -0,06<br />

Deka-BasisAnl A100 € 158,91 151,34 +1,83 28,48 27,55<br />

Deka-BasisAnl A20 € 108,82 106,69 +0,56 2,69 2,79<br />

Deka-BasisAnl A40 € 115,43 112,07 +0,99 4,74 5,04<br />

Deka-BasisAnl A60 € 125,16 120,35 +1,26 9,94 9,98<br />

Deka-Co.Bd.NFin. CF € 127,22 123,51 +0,31 0,00 0,00<br />

Deka-Co.Bd.NFin. S € 127,42 123,71 +0,32 0,00 0,00<br />

Deka-DDiscount2y III € 131,18 129,88 +1,08 0,00 0,00<br />

Deka-Deut.Bal. CF € 118,91 115,45 +1,00 8,30 8,28<br />

Deka-Deut.Bal. TF € 115,35 115,35 +1,00 8,27 8,26<br />

Deka-DisStrat5y II € 178,24 176,48 +1,83 0,00 0,00<br />

Deka-Eur. Renten+ € 39,68 38,90 +0,34 0,00 0,00<br />

Deka-Euro Rent.+CF € 46,70 45,34 +0,35 0,00 0,00<br />

Deka-Euro Rent.+TF € 43,84 43,84 +0,34 0,00 0,00<br />

Deka-Eurol.Bal. CF € 61,29 59,50 +0,69 4,68 4,67<br />

Deka-Eurol.Bal. TF € 119,40 119,40 +0,68 6,09 6,09<br />

Deka-EuroRent 2y A € 104,21 104,21 +0,08 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent 2y CF € 106,84 105,78 +0,08 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent 2y TF € 104,08 104,08 +0,09 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent 4y A € 112,35 112,35 +0,04 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent 4y CF € 115,79 114,08 +0,04 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent 4y TF € 112,20 112,20 +0,04 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent.K.IA € 100,91 98,93 +0,22 0,00 0,00<br />

Deka-EuroRent3y CF €* 105,98 104,93 -0,48 0,00<br />

DekaFonds CF € 108,90 103,46 +2,86 41,32 41,21<br />

DekaFonds TF € 262,17 262,17 +2,85 55,13 55,06<br />

Deka-Inst.Ren.Eu. € 71,64 70,24 +0,85 0,00 0,00<br />

Deka-Inst.Ren.Euld. € 61,69 60,48 +0,28 0,00 0,00<br />

Deka-KomEuBal.I(A) € 68,31 66,64 +0,92 18,33 18,13<br />

DekaKomEuBalCF(T € 116,52 113,68 +0,91 9,24 9,04<br />

Deka-Liq:Euro TF € 65,45 65,45 +0,02 0,00 0,00<br />

Deka-MegaTrends CF € 66,99 64,57 +1,89 31,87 31,45<br />

Deka-PB Defensiv € 119,45 117,11 +0,69 4,94 4,92<br />

Deka-PB Multimana. € 115,08 111,73 +0,95 7,09 6,74<br />

Deka-PB Wert 4y € 112,24 109,50 +0,56 6,14 6,01<br />

Deka-PB Wertkonzept € 108,71 106,58 +0,39 1,19 1,18<br />

Deka-RentenReal € 43,19 41,93 +0,67 0,00 0,00<br />

DekaRent-Intern. CF € 20,71 20,11 +1,26 0,00 0,00<br />

DekaRent-intern.TF € 127,81 127,81 +1,22 0,00 0,00<br />

Deka-RentSp 4/17 € 107,16 105,58 +0,04 0,00 0,00<br />

Deka-RentSpezPlus2 A € 111,66 109,74 +0,15 0,00 0,00<br />

Deka-RentSpezPlus2 T € 119,71 117,65 +0,14 0,00 0,00<br />

DekaRSHY2/2018CF € 112,25 110,59 +0,47 0,00 0,00<br />

Deka-Sachwer. CF € 108,88 105,71 +0,69 10,73 10,17<br />

Deka-Sachwer. TF € 104,99 104,99 +0,68 10,75 10,19<br />

Deka-Schweiz € 362,34 350,93 +3,41 49,48 49,49<br />

DekaSe:Konservativ € 97,86 96,89 +0,23 0,28 0,34<br />

DekaSel:Nachhaltig € 120,16 115,82 +0,81 18,48 17,91<br />

DekaSpezial CF € 331,19 314,64 +1,76 3,03 2,83<br />

DekaSpezial TF € 240,03 240,03 +1,75 54,91 54,77<br />

Deka-Stift. Bal. € 60,63 59,44 +0,71 7,60 7,54<br />

Deka-Strat.Inv. CF € 114,39 110,26 +1,26 18,46 17,62<br />

Deka-Strat.Inv. TF € 109,85 109,85 +1,25 18,18 17,65<br />

DekaStruk.5Chance € 162,54 159,35 +1,32 42,42 40,57<br />

DekaStruk.5Chance+ € 216,53 212,28 +1,75 48,80 47,29<br />

DekaStruk.5Ertrag € 111,96 109,76 +0,68 0,25 0,24<br />

DekaStruk.5Ertrag+ € 113,23 111,01 +0,95 8,97 8,40<br />

DekaStruk.5Wachst. € 122,28 119,88 +1,34 16,36 15,22<br />

DekaTresor € 88,86 86,69 +0,25 0,00 0,00<br />

DekaWertk def CF T € 105,68 102,60 +0,24 0,28 0,27<br />

DekaWertk def TF T € 102,02 102,02 +0,26 0,28 0,27<br />

DekaWertk off CF T € 109,99 106,79 +0,31 -0,03 -0,05<br />

DekaWertk off TF T € 105,91 105,91 +0,30 -0,03 -0,05<br />

DekaWertkonzeptCF(T) € 1165,18 1131,24 +0,23 0,51 0,50<br />

DekaWertkonzeptTF(T) € 101,20 101,20 +0,23 1,08 1,06<br />

Div.Strateg.CF A € 165,09 159,12 +1,75 33,82 33,34<br />

Euro Potential CF € 114,80 110,65 +2,02 21,09 21,04<br />

Euro Potential TF € 102,56 102,56 +1,98 24,85 23,31<br />

EuropaBond CF € 127,71 123,99 +0,89 0,00 0,00<br />

EuropaBond TF € 45,58 45,58 +0,89 0,00 0,00<br />

EuropaSelect CF € 62,46 60,20 +2,68 -5,13 -5,22<br />

Frankf.Sparinrent € 55,56 53,94 +0,77 0,00 0,00<br />

Frankf.Sparinvest € 135,44 128,99 +2,91 27,65 27,48<br />

Gl Rent HInc CF € 103,65 100,63 +0,88 0,00 0,00<br />

Gl Rent HInc TF € 100,44 100,44 +0,88 0,00 0,00<br />

GlobalChampions CF € 150,24 144,81 +1,60 26,23 25,60<br />

GlobalChampions TF € 137,07 137,07 +1,59 25,58 25,01<br />

Köln-Aktien Gl. € 37,35 37,35 +1,14 -11,09 -11,49<br />

Köln-Aktienf.o.A. € 44,55 44,55 +2,44 -24,36 -24,75<br />

Köln-Aktienfonds € 55,01 52,26 +2,45 -27,00 -27,54<br />

Köln-Rentenf. o.A. € 31,30 31,30 +0,64 0,00 0,00<br />

Köln-Rentenfonds € 31,13 30,04 +0,67 0,00 0,00<br />

LBBW Exportstrat. € 71,04 68,20 +2,31 13,70 13,74<br />

LBBW-Rentenf.Euro € 43,12 41,86 +0,19 0,00 0,00<br />

Mainfr. Strategiekonz. € 153,32 153,32 +1,25 40,07 39,13<br />

Mainfr. Wertkonz. ausg. € 102,19 102,19 +0,27 -0,09 -0,08<br />

Mainfr. Wertkonz. kons. € 102,33 102,33 +0,53 -0,46 -0,45<br />

Naspa-Aktienfonds € 61,43 58,97 +1,74 0,87 0,65<br />

Naspa-Europafonds € 48,82 48,82 +2,82 -26,95 -27,02<br />

Naspa-Fonds € 50,95 49,17 +1,38 -12,43 -12,57<br />

RenditDeka € 24,52 23,81 +0,85 0,00 0,00<br />

RenditDeka TF € 30,90 30,90 +0,78 0,00 0,00<br />

RentSpeEM3/2019 CF € 105,86 104,30 +0,37 0,00 0,00<br />

RentSpEM12/2014S(A)€* 96,87 95,20 -1,30 0,00<br />

RentSpezHInc9/20CF € 102,82 101,30 +0,56 0,00 0,00<br />

RentSpezial Plus 1 € 111,20 109,29 +0,10 0,00 0,00<br />

ReSpHY6/2019CF € 112,98 111,31 +0,67 0,00 0,00<br />

S-BayRent-Deka € 57,76 55,74 +0,80 0,00 0,00<br />

Sigma + Konservativ € 46,02 44,90 +0,67 -20,17 -20,18<br />

Sigma Plus Balanced € 48,47 47,29 +1,05 10,17 10,06<br />

Technologie CF € 23,68 22,82 +2,33 -64,65 -65,48<br />

Technologie TF € 19,29 19,29 +2,33 -71,55 -73,35<br />

TeleMedien TF € 72,88 72,88 +2,09 -0,74 -1,34<br />

UmweltInvest CF € 105,75 101,93 +1,61 0,50 0,40<br />

UmweltInvest TF € 96,17 96,17 +1,60 -4,34 -5,96<br />

Zielfds 2015-2019 € 47,69 47,69 +0,63 2,94 3,02<br />

Zielfds 2020-2024 € 49,86 48,17 +0,88 10,62 10,08<br />

Zielfds 2025-2029 € 59,10 57,10 +1,19 28,76 26,64<br />

Zielfds 2030-2034 € 68,56 66,24 +1,58 35,75 33,06<br />

Zielfds 2035-2039 € 50,99 49,27 +1,67 15,10 12,36<br />

Zielfds 2040-2044 € 50,53 48,82 +1,69 14,11 11,49<br />

Zielfds 2045-2049 € 50,75 49,03 +1,70 14,29 13,11<br />

Zielfds 2050-2054 € 49,50 47,83 +1,68 12,35 11,38<br />

Zukunftsplan I € 232,18 225,42 +1,83 54,14 52,41<br />

Zukunftsplan II € 199,55 193,74 +1,73 38,53 37,96<br />

Zukunftsplan IV € 129,07 125,31 +0,38 8,04 7,83<br />

ZukunftsplanIII € 200,15 194,32 +1,26 34,36 33,59<br />

Deka International (Lux)<br />

BasisStr.Renten CF € 111,95 109,75 +0,52 0,00 0,00 0,0<br />

BasisStr.Renten TF € 1375,73 1375,73 +0,53 0,00 0,00445,0<br />

Berol.Ca.Chance € 57,04 55,38 +1,39 38,44 36,99 0,0<br />

Berol.Ca.Premium € 61,51 59,43 +1,75 46,20 44,32 0,0<br />

Berol.Ca.Sicherh. € 46,84 45,70 +0,77 13,66 13,21 0,0<br />

Berol.Ca.Wachst. € 45,65 44,43 +1,07 23,53 22,65 0,0<br />

Commodities I (A) € 56,94 54,88 -0,18 -0,00 -0,00 0,0<br />

Commodities I (T) € 61,16 58,95 -0,17 -0,01 -0,01 6,8<br />

Commodities TF (A) € 50,87 50,87 -0,18 -0,01 -0,01 0,0<br />

Corp.Bd. Euro CF € 56,53 54,88 +0,38 0,00 0,00 0,0<br />

Corp.Bd. Euro TF € 54,62 54,62 +0,40 0,00 0,00 0,0<br />

Corp.Bd.HY Euro CF € 42,35 41,12 +0,86 0,00 0,00 0,0<br />

Deka OptiMix Eu.CF € 132,34 128,49 +0,29 0,58 0,58 0,0<br />

Deka OptiMix Eu.TF € 124,33 124,33 +0,29 -1,86 -1,86 0,0<br />

Deka-Commod CF(A) € 55,20 53,20 -0,19 -0,01 -0,01 0,0<br />

Deka-Conv.Akt CF € 143,20 138,02 -0,96 41,47 41,33 0,3<br />

Deka-Conv.Akt. TF € 128,70 128,70 -0,96 43,92 44,08 0,5<br />

Deka-Conv.Rent CF € 55,54 53,53 +0,45 0,00 0,00 0,3<br />

Deka-Conv.Rent. TF € 53,34 53,34 +0,49 0,00 0,00 0,3<br />

DekaDeNebenwerte € 150,21 144,78 +1,05 29,34 28,21 0,0<br />

Deka-Eu.Stocks CF € 40,31 38,85 +2,45 28,31 24,84 0,0<br />

Deka-Eu.Stocks TF € 36,36 36,36 +2,45 25,23 21,92 0,0<br />

DekaEuAktSpezCF(A) € 162,84 156,95 +2,88 24,23 23,70 2,2<br />

Deka-EuropaVal.CF € 50,31 48,49 +2,26 44,32 43,89 0,0<br />

Deka-EuropaVal.TF € 48,14 48,14 +2,27 36,25 35,91 0,0<br />

Deka-Flex:EUR A € 964,89 957,71 +0,07 0,00 0,00366,1<br />

Deka-Flex:EUR C € 1205,68 1196,70 +0,07 0,00 0,00526,3<br />

Deka-Gl.Conv.Re.TF € 42,60 42,60 +0,80 -0,02 -0,02 0,0<br />

Deka-GlbConRent CF € 44,54 42,93 +0,75 -0,02 -0,02 0,0<br />

DekaGlobAktLRCF(A) € 155,50 149,88 +1,74 32,48 32,22 0,0<br />

Deka-InLiqGarCF(A) € 4727,95 4704,43 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-InLiqGarTF(A) € 4679,83 4679,83 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-LiquPlan CF € 976,14 971,28 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-LiquPlan TF € 972,44 972,44 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-LiquPlanPB € 978,17 978,17 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

DekaLux-BioTech CF € 484,66 467,14 +3,72 72,36 71,75 0,1<br />

DekaLux-BioTech TF € 445,52 445,52 +3,72 72,30 71,69 0,0<br />

DekaLux-Bond EUR € 76,08 73,86 +0,85 0,01 0,01 0,0<br />

DekaLux-Deut.TF € 120,56 120,56 +2,78 46,51 46,13 0,1<br />

DekaLux-Europa TF € 64,26 64,26 +2,16 21,99 19,45 0,0<br />

DekaLux-Geldm:Euro € 48,61 48,61 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

DekaLux-Geldm:USD $ 96,44 96,44 +0,03 0,02 0,02 0,0<br />

DekaLux-Japan CF € 658,54 625,63 +2,23 31,65 31,58 1,1<br />

DekaLux-MidCapTF A € 67,95 67,95 +2,24 72,47 69,74 0,0<br />

DekaLuxT-Akt Asien € 591,45 561,89 +1,35 55,90 55,88 0,0<br />

DekaLuxTeamEMBdCF € 104,41 100,64 +0,62 0,00 0,00 0,0<br />

DekaLuxT-EMBd TF € 99,93 99,93 +0,61 0,00 0,00 0,0<br />

DekaLuxT-EmMkts € 129,33 122,87 +1,37 21,68 21,19 0,0<br />

DekaLuxT-GlbSel CF € 175,16 168,83 +1,69 36,14 35,23 0,0<br />

DekaLuxT-GlbSel CF € 166,70 166,70 +1,68 39,63 38,85 2,0<br />

DekaLux-USA TF € 94,24 94,24 +1,73 53,31 51,24 0,1<br />

Deka-NachhAkt CF € 165,22 159,25 +1,85 36,74 36,28 0,0<br />

Deka-NachhBal CF € 117,14 113,73 +0,79 10,92 10,82 0,0<br />

Deka-NachhRent CF € 130,68 127,49 +0,86 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-PB Werterh.2y € 120,75 117,80 +0,13 7,80 7,75 4,3<br />

Deka-Rent 3-7 CF A € 1534,57 1489,87 +0,49 0,00 0,00629,1<br />

Deka-Rent 3-7 CF B € 65,19 63,29 +0,48 0,00 0,00 0,0<br />

Deka-RentEu1-3CF A € 1107,27 1080,26 +0,32 0,00 0,00534,7<br />

Deka-USA Akti. S I € 117,33 114,47 +1,54 11,35 11,03 0,0<br />

Deka-USA Akti.S CF € 118,69 114,40 +1,53 11,29 10,99 0,0<br />

Disc.Strategie 5y € 102,37 98,67 +1,49 0,00 0,00 0,0<br />

GlConvAfrica CF € 117,29 113,05 +1,42 15,46 12,88 0,0<br />

GlConvAfrica TF € 112,17 112,17 +1,42 16,28 13,71 0,4<br />

GlobalResources CF € 78,82 75,97 +0,52 -17,94 -18,89 0,2<br />

GlobalResources TF € 74,67 74,67 +0,51 -53,75 -54,22 0,1<br />

Inst Rent € I T € 106,54 104,45 +0,90 0,00 0,00 0,0<br />

Jap Flex Hd Euro E A € 113,68 109,57 +2,67 13,81 13,76 0,0<br />

Wandelanleihen CF € 67,41 65,45 +1,10 0,34 0,32 0,0<br />

Wandelanleihen TF € 63,11 63,11 +1,11 0,31 0,29 0,0<br />

ZielGar. 2014-2017 € 105,46 105,46 ±0,00 -12,15 -12,15 12,6<br />

ZielGar. 2018-2021 € 105,14 105,14 +0,12 -21,35 -21,35 11,2<br />

ZielGar. 2022-2025 € 111,84 108,06 +0,60 -26,00 -26,05 4,9<br />

ZielGar. 2026-2029 € 113,08 109,26 +1,39 -22,97 -23,34 7,4<br />

ZielGar. 2030-2033 € 108,11 104,45 +1,63 -29,47 -29,80 6,0<br />

ZielGar. 2034-2037 € 105,71 102,14 +1,81 -32,92 -33,29 4,6<br />

ZielGar. 2038-2041 € 103,05 99,57 +2,13 -35,83 -36,27 4,6<br />

ZielGar. 2042-2045 € 102,37 98,91 +2,58 -33,01 -33,97 3,0<br />

ZielGar. 2046-2049 € 111,64 107,86 +1,10 -12,63 -14,52 4,5<br />

ZielGar. 2050-2053 € 108,50 104,83 +1,12 -14,34 -16,22 4,2<br />

Deka Immobilien Investment<br />

Deka Immob Europa € 47,84 45,45 +0,07 3,31 3,40<br />

Deka Immob Global € 57,55 54,67 +0,09 9,06 8,94<br />

Tel.: 069 - 91 01 23 71 Fax: 069 - 91 01 90 90<br />

www.dws.de info@dws.de<br />

ARERO - Der Weltfo € 178,47 178,47 +1,80 0,00 0,00<br />

ArgentosSauren Dyn € 141,47 134,73 +1,53 23,15 23,08<br />

Astra-Fonds € 251,27 239,30 +2,21 38,58 38,47 0,0<br />

Basler-Aktienf DWS € 70,29 67,12 +2,58 42,28 41,26 0,0<br />

Bethmann Nachhalt. € 141,73 141,73 +1,45 25,88 25,66<br />

Convertibles Lc € 176,18 170,90 +0,48 3,36 3,37 0,0<br />

DB Glbl Equity Inc € 133,98 133,98 +2,31 25,68 22,77<br />

DB Z&D O € 115,99 112,61 +0,92 10,05 9,12<br />

De. Nom.Japan G LC € 53,52 51,46 +1,90 -62,62 -62,45 0,0<br />

Deu Q Eq LV Eur LC € 120,34 114,60 +2,57 12,42 12,57<br />

DI II GConStr LC € 122,88 116,74 +2,06 12,70 12,74<br />

DWS Akkumula € 951,70 906,38 +2,05 33,09 32,82 0,0<br />

DWS Akt.Strat.D € 341,22 324,97 +2,83 53,56 53,54 0,0<br />

DWS ALPHA Rent.Gl. € 122,67 120,26 +1,19 10,60 10,59 8,5<br />

DWS Co.Kaldemorgen € 139,70 132,71 +0,95 17,91 17,70<br />

DWS Conc ARTS Bal € 211,50 203,36 +1,17 32,58 33,47 10,3<br />

DWS Conc ARTS Con € 224,57 218,02 +1,33 15,59 15,89 14,9<br />

DWS Conc ARTS Dyn € 189,73 180,69 +1,27 34,11 35,91 5,5<br />

DWS Cov Bond Fd LD € 57,05 55,65 +0,45 0,02 0,02 0,0<br />

DWS Deutschland € 208,58 198,65 +2,07 43,69 43,62 0,0<br />

DWS Eurol Strat R € 36,16 35,27 +0,51 -0,01 -0,01 0,0<br />

DWS Europ. Opp € 281,39 267,99 +2,52 39,43 39,27 0,0<br />

DWS Eurorenta € 59,98 58,23 +0,67 0,07 0,07 0,0<br />

DWS Eurovesta € 129,91 123,72 +2,82 5,65 5,52 0,0<br />

DWS Float Rate Nts € 84,67 83,82 +0,01 0,08 0,08 1,1<br />

DWS Glbl Growth € 102,87 97,97 +2,02 45,45 45,24<br />

DWS Glbl Value LD € 245,54 233,84 +1,52 59,56 58,15 9,8<br />

DWS Hybrid Bond LD € 42,35 41,11 +0,83 4,58 4,58 0,0<br />

DWS I-EO H.YLD C. € 132,62 128,64 +1,12 -0,24 -0,24<br />

DWS Inst. Money+ €14200,52 14059,91 ±0,00 0,00 0,00 2241<br />

DWS Inv. China Bds € 115,72 112,25 +0,45 0,00 0,00<br />

DWS Inv. EMC A2 $ 134,51 130,47 +0,44 -1,03 -1,03 0,0<br />

DWS Inv.As.SM LC € 233,30 221,64 +2,34 58,03 57,18 0,0<br />

DWS Inv.EmMk.T.Di+ € 120,61 114,58 +1,46 10,75 10,68 0,0<br />

DWS Inv.EmMkt Sat. € 113,85 108,16 +0,42 3,62 3,61<br />

DWS Inv.EurBd S LC € 151,02 146,48 +0,12 0,00 0,00 0,0<br />

DWS Inv.Ger.Eq. LC € 178,69 169,75 +2,51 34,87 34,32<br />

DWS Inv.Gl Grow LC € 149,22 141,76 +2,41 29,66 29,61<br />

DWS Inv.II As.T.Di € 149,09 141,64 +1,09 26,29 26,23<br />

DWS Inv.II China H € 118,68 115,12 +1,13 0,00 0,00<br />

DWS Inv.II Eu.T.Di € 162,87 154,72 +2,19 34,45 34,18<br />

DWS Inv.II US T.Di € 172,61 163,98 +2,09 38,33 37,98<br />

DWS Inv.Top Div € 189,79 180,30 +2,10 38,66 38,36<br />

DWS Inv.Top Eurol. € 194,90 185,15 +3,04 63,21 63,06 0,0<br />

DWS Investa € 175,74 167,37 +2,93 29,54 29,37 0,0<br />

DWS Multi Oppor FC € 251,59 251,59 +0,68 22,93 22,86 0,0<br />

DWS Multi Oppor LD € 128,06 123,13 +0,67 10,29 9,98<br />

DWS Rend.Opt.4 S € 102,97 102,97 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

DWS Stiftungsf. € 53,53 51,97 +1,05 5,26 4,74 0,0<br />

DWS Top Asien € 148,57 142,85 +1,67 56,72 56,55 0,0<br />

DWS Top Dividen LD € 123,06 117,19 +1,81 56,65 56,00 0,0<br />

DWS Top Europe € 146,13 140,50 +2,58 32,76 32,60 0,0<br />

DWS Top World € 93,13 89,54 +2,06 17,49 17,27 0,0<br />

DWS TRC Deutschl. € 175,61 167,24 +1,78 49,17 48,36<br />

DWS TRC Glbl Growt € 121,64 115,84 +1,78 23,84 23,30<br />

DWS TRC TOP DIVIDE € 125,91 119,91 +1,61 34,37 32,58<br />

DWS US Dollar Res $ 184,84 184,84 +0,01 -0,02 -0,02 10,3<br />

DWS Vermbf.I LD € 140,66 133,95 +2,01 16,72 16,44 0,0<br />

DWS Vermbf.R € 20,33 19,73 +0,87 0,00 0,00 0,0<br />

DWS VermMan-Bal € 125,22 120,40 +1,08 3,48 3,15 0,0<br />

DWS VermMan-Def € 112,09 108,82 +0,24 -2,23 -2,23 0,0<br />

DWS VermMan-Dyn € 131,93 125,65 +1,46 12,40 12,14 0,0<br />

DWS Zinseinkommen € 111,25 108,01 +0,43 0,00 0,00<br />

E.ON Aktienfonds € 45,64 43,88 +2,40 16,30 15,95 0,0<br />

Eur Corp Bds Lc € 157,54 152,82 +0,35 0,01 0,01 0,0<br />

FOS Rend.u.Nachh. € 118,66 115,20 +0,82 9,98 9,97<br />

Glbl Agri Lc € 163,67 155,48 +1,75 26,60 24,67 0,0<br />

Glbl EmMa Eq LC € 214,60 203,87 +1,74 51,44 51,37 0,0<br />

Inv I Gl. B. LDH P € 106,57 103,37 +0,17 0,00 0,00<br />

M-L-F-Next-Generat € 129,48 123,31 +1,24 26,25 27,10<br />

Multi Opport. III € 221,17 210,63 +1,34 42,55 40,39 0,0<br />

OP Dyn Europe Bal € 75,29 72,39 +1,77 15,97 15,68<br />

OP Food € 302,39 287,99 +2,37 64,80 63,99 0,0<br />

OP Solid Plus €64142,23 61087,84 +1,18 1,71 1,70<br />

Südwestbank V Eq € 1065,10 1014,38 +1,75 29,50 29,35<br />

TOP TREND OP A € 56,13 53,45 +0,79 4,08 4,39<br />

Offene Immobilienfonds<br />

grundb. europa RC € 42,89 40,84 +0,02 -0,03 -0,03<br />

grundb. Fokus D.RC € 52,52 50,01 ±0,00 0,00 0,00<br />

grundb. global RC € 55,18 52,55 +0,06 -3,33 -4,54<br />

Deutsche Postbank Fonds<br />

Best Inv.Chance €* 66,20 63,65 -0,14 6,01 6,01 0,3<br />

Best Inv.Wachst. €* 61,01 58,95 +1,45 -5,77 -5,88 0,3<br />

Business Basic EUR €* 52,30 52,04 -0,17 0,00 -0,00 1,1<br />

Euro Cash EUR €* 56,75 56,75 ±0,00 0,11 0,11 10,9<br />

Europaf. Aktien €* 67,94 65,33 +2,49 -37,53 -38,00 0,0<br />

Europaf. Plus EUR €* 65,87 63,95 +1,04 -1,55 -1,73 1,3<br />

Europaf. Renten €* 63,94 62,08 +0,91 -0,02 -0,02 1,4<br />

Global Player EUR €* 42,41 40,78 +1,85 -132,17 -132,87 0,0<br />

Protekt Plus €* 128,63 123,98 +0,01 -3,97 -3,97 21,2<br />

VL Invest EUR €* 47,70 45,87 +1,98 -31,30 -31,97 0,2<br />

DJE Investment S.A.<br />

DJE Absolut I € 316,07 316,07 +2,22 41,73 41,34 0,0<br />

DJE Absolut PA € 306,60 292,00 +2,03 42,74 42,43 0,0<br />

DJE Alpha Glob PA € 218,11 209,72 +1,63 38,06 37,43 0,0<br />

DJE Alpha Global I € 226,33 226,33 +1,74 36,80 36,32 0,0<br />

DJE Concept I € 248,78 248,78 +1,94 38,35 37,48 0,0<br />

DJE Div&Sub I € 387,67 387,67 +2,21 56,60 55,74 0,0<br />

DJE Div&Sub P € 372,47 354,73 +2,07 57,35 56,70 0,0<br />

DJE Gold&Ressou PA € 138,54 131,94 +3,26 11,94 11,56 0,0<br />

DJE Gold&Ressour I € 138,67 138,67 +3,26 13,47 12,22 0,0<br />

DJE InterCash I € 140,11 140,11 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />

DJE InterCash PA € 128,53 127,26 +0,50 0,00 0,00 5,5<br />

DJE Renten Glob I € 174,66 174,66 +1,00 0,52 0,46 0,0<br />

DJE Renten Glob PA € 158,97 155,85 +0,98 0,51 0,45 5,0<br />

LuxTop-Bk.Sch PA € 19,30 18,38 +1,16 22,63 22,42 0,2<br />

LuxTopic-Akt.Eu A € 24,40 23,24 +0,74 21,14 20,21 0,0<br />

LuxTopic-Akt.Eu B € 1203,56 1203,56 +0,75 15,08 14,29 0,0<br />

LuxTopic-Flex € 207,67 197,78 +0,93 30,07 30,37 0,0<br />

LuxTopic-Pacific P € 23,10 22,00 +1,06 39,38 37,65 0,0<br />

www.ersteimmobilien.de, 1060 Wien, Windmühlgasse 22-24<br />

Erste Immofonds A € 110,79 107,04 +0,01 0,0<br />

Erste Immofonds T € 124,45 120,24 +0,01 0,0<br />

www.ethenea.com, Telefon 00352-276921-10<br />

Ethna-AKTIV E -A- € 140,74 136,64 +1,27 27,60 27,73 2,0<br />

Ethna-AKTIV E -T- € 143,12 138,95 +1,26 9,84 9,99 6,4<br />

Ethna-Dynam.-A € 80,88 77,03 +0,89 29,67 30,22 0,0<br />

Ethna-GLOB Def -A- € 147,65 144,05 +0,88 2,05 2,04 1,3<br />

Ethna-GLOB Def -T- € 164,95 160,93 +0,88 1,79 1,78 20,4<br />

Ethna-GLOB Dyn -T- € 81,61 77,72 +0,90 29,64 30,27 1,5<br />

First Private Investment Mgmt.<br />

FP Aktien Global A €* 94,03 89,55 +1,48 46,29 46,19<br />

FP Dyn.Eq.Alloc. A €* 68,36 65,10 +0,22 23,62 23,67<br />

FP EuroAkt.Staufer €* 88,86 84,63 +2,05 22,10 21,89<br />

FP Europa Akt.ULM €* 85,63 81,55 +1,68 26,73 26,41<br />

FP Wealth B €* 76,29 72,66 +0,64 8,58 8,55<br />

www.fvsag.com +49 221 33 88 290<br />

Ausgewogen R € 154,33 146,98 +1,62 23,84 23,68 1,6<br />

Bond Opport R € 125,39 121,74 +0,73 0,00 0,00<br />

Bond Total Ret R € 114,10 110,78 +0,66 0,00 0,00<br />

Curr Diversif Bd R € 111,48 108,23 +1,65 0,00 0,00<br />

Defensiv R € 139,35 132,71 +1,31 13,92 13,81 4,4<br />

Dividend R EUR € 151,15 143,95 +2,62 27,93 27,54<br />

Equity Opport R € 242,12 230,59 +1,65 53,39 53,77 0,0<br />

Fundament P €* 157,41 149,91 +0,81 30,38 30,10<br />

Global Conv Bond R € 145,50 138,57 +0,84 0,23 0,22 1,4<br />

Global Equity R € 200,83 191,27 +1,80 39,02 38,56 5,1<br />

Multiple Opp II R € 129,32 123,16 +1,90 18,75 19,39<br />

Multiple Opp R € 231,80 220,76 +1,92 38,36 38,44 1,8<br />

Stiftung € 116,85 115,69 +1,30 8,71 8,60<br />

Wachstum R € 167,14 159,18 +1,96 31,60 31,35 2,0<br />

Tel.: 069/92050-200 www.frankfurt-trust.de<br />

AL FT Chance € 75,27 71,69 +1,54 0,00 48,44 0,0<br />

AL FT Stabilität € 65,02 62,52 +1,13 0,00 11,13 0,0<br />

AL FT Wachstum € 73,28 70,12 +1,34 0,00 28,58 0,0<br />

AW Glob.Inv.Basic+ € 46,24 44,68 -0,76 0,00 27,35 0,0<br />

AW Global Dynamic+ € 33,13 31,55 -1,68 0,00 65,44 0,0<br />

Basis-Fonds I € 141,72 141,72 +0,15 0,00 -0,00 0,0<br />

BHF Tot. Return FT € 65,59 63,68 +0,76 10,94 10,89 0,0<br />

Cast Euro ZinsErt K € 998,64 998,64 +0,16 0,00 0,00<br />

EDG Abs.Ret.Strat. € 108,71 105,54 +0,49 -0,20 -0,40 0,0<br />

ETFplus Portf Balan € 65,98 64,06 +0,99 -6,27 -6,75 0,0<br />

FMM-Fonds € 501,82 477,92 +2,03 27,56 27,52 0,0<br />

FT AccuGeld (G) € 5067,89 5067,89 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

FT AccuGeld I € 50,90 50,90 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

FT AccuGeld PA € 49,75 49,75 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

FT AccuGeld PT € 71,24 71,24 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

FT AccuZins € 312,37 303,27 +1,49 0,00 0,00 0,0<br />

FT Alpha EMU € 45,70 44,37 +0,14 20,66 20,47<br />

FT EuroGovernm. M € 55,62 54,00 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />

FT EuropaDynamik I € 90,34 90,34 +2,39 29,81 27,30 0,0<br />

FT EuropaDynamik P € 296,00 281,90 +2,37 39,27 36,84 0,0<br />

FT EuroRendite € 52,99 51,45 -0,06 0,00 0,00 0,0<br />

FT EuroZins € 29,77 28,90 +0,98 0,00 0,00 0,0<br />

FT EuroZins K € 117,22 116,06 +0,21 0,00 0,00 0,0<br />

FT FlexInvest Clas € 39,68 37,79 +0,05 -6,16 -6,58 0,0<br />

FT FlexInvest Pro € 52,23 49,74 +1,34 -13,05 -13,10 0,0<br />

FT Frankfurt-Effek € 229,05 218,14 +1,95 24,60 24,68 0,0<br />

FT Global HighDiv € 83,84 79,85 +1,80 41,28 40,55 0,0<br />

FT GlobalDynamik € 55,68 53,03 +1,38 -50,98 -52,71 0,0<br />

FT InterSpezial € 39,73 37,84 +2,10 25,31 24,68 0,0<br />

FT Navigator 100 € 63,34 60,32 +1,33 0,00 21,22 0,0<br />

FT Navigator 40 € 71,99 69,22 +0,93 0,00 24,20 0,0<br />

FT Navigator 70 € 71,73 68,64 +1,19 0,00 21,61 0,0<br />

FT UnternehmerWert € 75,66 72,06 +1,87 28,79 28,66 0,0<br />

GWP-Fonds FT € 134,32 129,15 +1,59 33,58 33,54 0,0<br />

KapitalPrivatPortf € 50,83 48,41 +0,71 0,00 6,22 0,0<br />

KlawInvest-Trading € 34,89 33,23 +1,10 0,00 -6,01 0,0<br />

Portf. Opportunity € 73,01 69,53 +1,30 -26,09 -27,10 0,0<br />

PTAMStratPortfDef € 53,72 51,16 +0,45 0,00 -0,19 0,0<br />

R1 Value Portfolio € 64,45 61,38 +1,49 0,00 33,48 0,0<br />

S&H GlobaleMaerkte € 53,22 50,69 +1,38 0,00 70,00 0,0<br />

Sch&Ptnr Glob Def € 65,35 62,24 +1,25 0,00 15,41 0,0<br />

Schmitz&PtnrGloOff € 58,54 55,75 +1,29 0,00 31,71 0,0<br />

Substanz-Fonds € 987,86 959,09 +1,27 31,49 31,54 0,0<br />

Vermögens-Fonds € 689,31 669,23 +1,02 14,87 14,85 0,0<br />

WFPortf.Ausgewogen € 55,63 55,63 +1,07 0,00 6,79 0,0<br />

FRANKFURT-TRUST Lux.<br />

BHF Ausgewogen FT € 65,30 63,40 +1,44 11,43 11,17 0,0<br />

BHF Flex. Alloc.FT € 76,40 72,76 +1,31 41,79 41,58 0,0<br />

BHF Flex. Ind. FT € 67,80 67,80 +1,36 16,65 16,35 0,0<br />

BHF Multi Asset FT € 63,60 61,75 +1,40 10,73 10,61 0,0<br />

BHF Rendite P.FT € 52,27 52,27 +0,15 -5,60 -5,60 0,0<br />

BHF Strategie P.FT € 66,00 66,00 +1,29 14,40 13,94 0,0<br />

BHF Value Balan FT € 66,91 66,91 +0,89 18,75 18,60 0,0<br />

BHF Value Lead FT € 65,48 65,48 +1,28 22,88 22,55 0,0<br />

Delta Multi Strat. € 49,70 47,33 +0,98 3,79 2,04<br />

FT Em.Arabia (EUR) €* 46,38 44,17 +0,09 -0,16 -0,67 0,0<br />

FT Em.Arabia (USD) $* 72,03 68,60 +0,04 29,54 29,04<br />

FT Em.Cons.Dem. PA € 61,67 58,73 +0,62 15,85 13,62<br />

FT Em.Cons.Dem. PT € 79,84 76,04 +0,62 32,04 29,73 0,0<br />

FT Euro HighDiv. € 70,67 67,30 +1,92 30,56 30,36 0,0<br />

FT EuroCorporates € 63,98 62,12 +0,50 0,00 0,00 0,0<br />

Grand Cru € 142,71 141,30 +1,41 30,90 31,08 0,0<br />

Grand Cru Swiss CH 105,27 104,23 +1,42 -1,59 -1,46<br />

SMS Ars selecta € 48,98 47,10 +1,03 10,49 10,59 0,0<br />

Valea Invest € 104,43 101,39 -1,29 5,12 5,15 0,0<br />

www.geninvest.de<br />

AktiMix Dyn.Pro.80 € 113,22 108,87 +1,15 5,51 5,28<br />

AktivMix Ertrag € 60,32 58,56 +0,15 -1,00 -1,01<br />

AktivMix Vario Sel € 60,64 58,87 +0,44 0,85 0,80<br />

FdStratAktienGlDyn €* 67,32 67,32 +0,76 3,66 12,21 1,7<br />

GaranT 1 DX €* 122,63 119,06 +0,08 0,00 0,0<br />

GaranT 2 DX €* 114,42 111,09 +0,15 0,00 0,0<br />

GaranT 3 DX €* 121,76 118,21 +0,25 0,00<br />

GaranT 4 DX €* 109,22 106,04 +0,47 0,00<br />

GaranT 5 DX €* 107,00 103,89 +0,02 0,00<br />

Geldmarkt Euro € 60,55 60,55 +0,02 0,00 0,00<br />

IS Euro Bonds DX €* 167,36 162,48 +0,69 0,00<br />

IS Euro Short T. B €* 122,51 122,51 +0,08 -0,06<br />

Komf. Balance €* 70,92 70,92 +0,95 9,28 15,74 3,7<br />

Komf. Dyn. Europa €* 64,95 64,95 +1,41 2,47 12,24 2,4<br />

Komf. Dyn. Global €* 62,84 62,84 +1,24 18,97 30,24 0,7<br />

Komf. Wachstum €* 70,04 70,04 +1,11 15,22 24,73 3,3<br />

Vermö.Strat. Aus.D €* 120,42 120,42 +0,91 0,13 5,46 4,1<br />

Vermö.Strat. Def.D €* 115,42 115,42 +0,58 0,83 1,76 4,0<br />

investments@goam.de<br />

Gothaer Comf.ErtT €* 130,54 126,74 +0,84 13,39 12,16<br />

Gothaer Comf.Bal. €* 144,16 138,62 +0,89 24,07 23,61<br />

Gothaer Comf.Dyn. €* 144,01 137,15 +1,21 31,97 31,34<br />

Gothaer Comf.Ert A €* 114,02 110,70 +0,84 7,78 6,54<br />

Gothaer Euro-CashA €* 105,49 105,49 +0,02 -0,00 0,00<br />

Gothaer Euro-Rent €* 65,66 63,13 +1,07 -0,00 0,00 1,6<br />

Gothaer Global €* 78,62 75,60 +1,07 27,52 25,85<br />

Gutmann Kapitalanlage<br />

PRIME Val Growth T € 147,50 140,44 +1,13 12,87 0,0<br />

Prime Values Inc T € 155,45 148,01 +0,85 6,52 0,0<br />

HANSAINVEST<br />

4Q-Growth Fonds $* 93,71 89,25 -0,41 20,81 21,28<br />

4Q-SMART POWER €* 55,55 52,90 +1,05 18,97 19,26<br />

4Q-Spec.Inc.CHF R CH* 122,62 116,78 +0,47 11,34 10,66<br />

4Q-Spec.Inc.EUR I €* 117,63 117,63 +0,59 19,08 17,50<br />

4Q-Spec.Inc.EUR R €* 122,69 116,85 +0,54 14,79 14,08<br />

antea - R € 90,88 86,55 +1,69 11,69 12,68<br />

ARTUS Europa Core € 59,62 56,78 +1,77 -0,34 0,06<br />

ARTUS GlobalSelect € 50,93 48,50 +1,93 -7,10 -5,89<br />

ARTUS MittelRentHI € 44,28 42,99 +0,35 7,70 7,70<br />

ARTUS Welt Core € 57,89 55,13 +1,72 -0,66 -0,11<br />

C-Quad.ARTS TR Fl.T € 124,56 118,63 +1,65 -4,60 -2,96<br />

C-Quad.ARTS TR Fl.T PL 141,45 134,71 +1,68 -3,80 -0,86<br />

C-Quad.ARTS TRFl A € 127,74 121,66 +1,66 -1,09 -0,15<br />

D&R BoT Classic I € 142,79 138,63 +2,55 0,00 0,00<br />

D&R BoT Classic P € 135,61 129,15 +2,54 0,00 0,00<br />

D&R BoT Devisen € 102,92 99,92 +1,45 0,00 0,00<br />

D&R BoT Optimix € 138,93 132,31 +2,11 7,60 7,24<br />

D&R BoT Wachstum € 133,27 126,92 +1,16 0,47 0,34<br />

D&R Global TAA € 117,71 112,10 +2,31 3,00 2,92<br />

D&R KoStr Europa I € 113,21 109,91 +0,64 5,68 5,62<br />

D&R KoStr Europa P € 112,16 108,89 +0,63 7,68 7,57<br />

D&R Substanz € 110,04 104,80 +0,21 0,19 0,19<br />

D&R WachsGlb TAA I € 122,09 116,28 +2,29 3,10 3,13<br />

D&R WachsGlb TAA P € 121,31 115,53 +2,27 3,06 3,25<br />

Fortmann Str. Kon. € 82,00 79,61 +0,25 -0,02 0,00<br />

HANSAaccura A € 63,77 62,22 +0,17 0,16 0,16<br />

HANSAbalance A € 75,47 72,92 +0,87 0,68 0,61<br />

HANSAcentro A € 70,37 67,02 +1,37 0,81 0,70<br />

HANSAdividende € 128,97 122,83 +2,32 17,59 17,00<br />

HANSAdynamic A € 58,08 55,31 +1,95 1,52 1,39<br />

HANSAertrag € 31,47 30,40 +1,11 -76,69 -76,85<br />

HANSAeuropa € 54,03 51,46 +2,53 -44,75 -46,76<br />

HANSAgeldmarkt € 50,61 50,36 +0,01 0,00 0,00<br />

HANSAgold USD $ 64,36 61,89 +0,26 -2,41 -2,30<br />

HANSAinternat. A € 21,49 20,77 +1,23 0,00 0,00<br />

HANSArenta € 26,58 25,68 +0,50 0,00 0,00<br />

HANSAsecur € 43,95 41,85 +2,44 35,51 33,58<br />

HANSAsmart SelectE € 98,87 94,16 +2,13 36,91 37,43<br />

HANSAzins € 25,34 25,09 +0,04 0,00 0,00<br />

HI Topselect D € 61,09 58,18 +1,90 -0,02 -0,11<br />

HI Topselect W € 69,31 66,01 +1,28 0,15 0,13<br />

Konz. Europa plus € 19,10 18,19 +2,42 26,91 27,18<br />

Konz. privat € 50,07 48,38 +1,04 -19,20 -19,17<br />

Konzept Pro-Sel. I €66246,80 66246,80 +1,82 0,62 1,97<br />

Konzept Pro-Sel. P € 26,16 24,91 +1,80 -78,52 -76,52<br />

Nation-Bk MA GlOpp € 54,02 51,45 +0,98 0,42 0,45<br />

SI BestSelect € 121,49 115,71 +2,28 -93,20 -92,79<br />

SI SafeInvest € 121,44 114,57 +2,47 -0,56 -0,35<br />

HANSAINVEST LUX S.A.<br />

Interbond € 99,33 95,97 +1,19 0,00 0,00 41,3<br />

Hauck & Aufhäuser<br />

Asset Alloca Fds € 119,76 116,27 +1,83 9,88 9,21<br />

HAIG MB Flex Plus € 59,93 59,34 +0,19 0,01 0,04 0,0<br />

HAIG MB Max Global € 84,44 80,42 +1,12 43,05 43,44 0,0<br />

HAIG MB Max Val € 170,03 161,93 +1,33 56,08 55,99 0,0<br />

HAIG MB S Plus € 122,67 116,83 +5,36 39,23 39,18 0,0<br />

HAIG Sel Form 100 € 94,16 89,68 +1,31 43,60 43,55 0,0<br />

HAIG Sel Form 25 € 68,05 64,81 +0,84 32,02 32,15 0,0<br />

Lux Eq.A.Sm.Ca.EMU € 86,68 82,55 +0,39 45,29 45,31 0,0<br />

Lux Unternehmer € 138,26 131,68 +2,35 27,14 27,19 0,0<br />

Rendite CI € 118,34 114,34 +0,70 0,69 0,68<br />

Rendite CII € 128,73 124,38 +0,70 3,36 3,35<br />

Stabilitätswähr € 90,13 88,36 +1,37 0,00 0,00<br />

Vermögensauf.HAIG € 19,46 18,99 +2,04 38,83 39,03 0,0<br />

Wandelan Europa A € 83,70 81,26 +1,12 8,04 7,81 0,0<br />

hwb-fonds.com<br />

HWB Alex.Str.Ptf R €* 93,77 89,30 +2,81 -24,92 -25,14 0,0<br />

HWB Alex.Str.Ptf V €* 93,80 89,33 +2,84 -22,12 -22,26 0,0<br />

HWB DfdsV.V.Vici R €* 70,95 68,88 +2,82 -27,64 -27,61 0,0<br />

HWB DfdsV.V.Vici V €* 70,95 68,88 +2,82 -27,66 -27,63 0,0<br />

HWB Europe Pf. €* 6,65 6,33 +2,93 31,93 33,78 0,0<br />

HWB Inter.Pf. €* 6,16 5,87 +2,80 34,85 35,48 0,0<br />

HWB Pf. Plus R €* 112,15 106,81 +2,24 46,27 46,33 0,0<br />

HWB Pf. Plus V €* 112,15 106,81 +2,24 44,04 44,09 0,0<br />

HWB RentenPf.+ R €* 65,45 63,54 +1,86 5,82 5,82 0,0<br />

HWB RentenPf.+ V €* 65,46 63,55 +1,88 4,69 4,69 0,0<br />

HWB Vict.Str.Pf. R €* 1575,11 1500,10 +2,56 7,40 7,34 0,0<br />

HWB Vict.Str.Pf. V €* 1575,77 1500,73 +2,60 -3,19 -3,26 0,0<br />

Intern. Fund Mgmt. S.A. Lux.<br />

1822 Str.Cha.Pl. € 108,42 104,25 +1,80 43,50 42,11 0,0<br />

1822 Str.Chance € 83,53 80,71 +1,46 36,63 34,85 0,0<br />

1822 Str.Ert.Pl. € 53,26 51,96 +0,97 6,13 5,49 0,0<br />

1822 Str.Wachstum € 61,11 59,33 +1,35 14,41 13,17 0,0<br />

1822-Struk. Ertrag € 49,32 48,35 +0,69 0,39 0,38 0,0<br />

Favo-Invest Gar1 € 122,10 117,97 +0,71 0,00 0,00 0,0<br />

Favorit-Inv Gar 2 € 0,00 114,19 +0,77 0,00 0,00 0,2<br />

Haspa TrendKonzept € 105,01 100,97 +0,50 3,03 2,67 0,0<br />

HMI Chance € 61,83 60,03 +2,21 35,86 33,92 0,0<br />

HMI Chance+ € 58,00 56,04 +2,47 22,48 19,78 0,0<br />

HMI Ertrag+ € 41,60 40,78 +0,82 8,91 8,36 0,0<br />

HMI Wachstum € 48,56 47,38 +1,22 15,27 14,22 0,0<br />

Köln Str.Chance € 60,89 59,70 +1,34 37,22 35,63 0,0<br />

Köln Str.Ertrag € 50,51 49,52 +0,98 4,95 4,34 0,0<br />

Köln Str.Wachstum € 50,28 49,29 +1,38 15,08 13,92 0,0<br />

KölnStr.Chance+ € 45,93 45,03 +1,76 46,36 44,98 0,0<br />

LBBW Bal. CR 20 € 45,66 44,76 +0,67 14,19 12,55 0,0<br />

LBBW Bal. CR 40 € 49,58 48,61 +0,96 23,82 23,24 0,0<br />

LBBW Bal. CR 75 € 56,09 54,99 +1,35 38,69 37,46 0,0<br />

Naspa Str.Chan.Pl. € 91,06 89,27 +1,83 40,41 39,40 0,0<br />

Naspa Str.Chance € 53,98 52,92 +1,52 40,09 38,33 0,0<br />

Naspa Str.Ertrag € 52,00 50,98 +0,91 6,99 6,61 0,0<br />

Naspa Str.Wachstum € 51,15 50,15 +1,23 23,26 22,53 0,0<br />

IPConcept (Luxembourg) S.A.<br />

Istanbul Equity Fu € 104,80 100,77 -0,72 47,53 50,10 1,0<br />

ME Fonds PERGAMONF€ 776,01 739,06 +1,93 -91,07 -90,90 0,2<br />

ME Fonds Special V € 2324,03 2213,36 +2,80 31,29 33,04 13,9<br />

Multiadv-Esprit € 134,85 128,43 +1,47 52,93 54,39 1,0<br />

Multiadv-Priv. Inv € 290,23 276,41 +1,94 51,75 54,54 1,6<br />

Julius Meinl Investment<br />

Asia Capital € 241,80 230,20 +0,79 68,36 68,43101,2<br />

Eastern Europe € 27,90 26,50 +1,53 -46,17 -49,20 0,0<br />

Equity Austria € 144,70 137,70 +1,40 3,90 3,72 56,6<br />

Japan Trend € 57,40 54,60 +2,25 40,72 40,24 42,4<br />

Meinl Excl Bonds&P € 147,00 141,20 +0,43 61,8<br />

Meinl India Growth € 212,60 202,40 -1,08 77,82 77,79 7,3<br />

Meinl Quattro eu € 13,50 12,80 ±0,00 -3,50 -3,84 1,1<br />

LBB Invest<br />

Best-Inv. Bd.Sat. € 49,89 48,44 +0,58 0,15 0,14<br />

Best-INVEST 100 € 48,87 46,99 +1,97 39,75 44,06<br />

Best-INVEST 30 € 52,59 51,06 +0,87 15,03 14,77<br />

Best-INVEST 50 € 53,58 51,77 +1,21 22,85 24,24<br />

Corporate Bond-LBB € 33,72 32,74 +0,09 0,00 0,00<br />

Deutschland Inv € 105,57 100,54 +2,05 40,49 38,75<br />

EuroK-INVEST. € 34,87 34,87 +0,09 0,00 0,00<br />

Europa-Invest € 70,09 66,75 +2,30 -7,36 -9,31<br />

EuroRent-Invest € 45,76 44,43 +0,34 0,00 0,00<br />

Go East Invest € 77,87 74,16 +0,91 43,99 41,76<br />

Keppler Em. Mkts € 39,20 37,33 +2,30 27,35 25,29<br />

Keppler Glbl.Value € 32,21 30,68 +1,86 3,89 2,23<br />

LBB-PrivatDepot1 A € 31,74 30,23 +0,83 -0,51 -0,41<br />

LBB-PrivatDepot1 B € 30,49 30,49 +0,86 -0,39 -0,45<br />

LBB-PrivatDepot2 A € 32,13 30,60 +0,92 4,06 3,90<br />

LBB-PrivatDepot2 B € 30,88 30,88 +0,95 1,96 0,67<br />

LBB-PrivatDepot3 A € 33,01 31,44 +1,06 7,87 7,28<br />

LBB-PrivatDepot3 B € 31,65 31,65 +1,05 4,18 1,61<br />

LBB-PrivatDepot4 A € 33,01 31,44 +1,19 12,35 10,75<br />

LBB-PrivatDepot4 B € 31,58 31,58 +1,19 6,83 2,76<br />

Lingohr-Am.-Sys. € 144,13 137,27 +2,12 41,57 40,09<br />

Lingohr-Asien-Sys. € 98,22 93,54 +3,58 33,74 32,46<br />

Lingohr-EuropaSyst € 74,82 71,26 +2,39 52,27 52,02<br />

Lingohr-Syst.-Inv € 124,41 118,49 +2,70 45,87 45,69<br />

Multirent-Invest € 37,83 36,73 +0,38 0,00 0,00<br />

Multizins-Invest € 36,31 35,25 +0,48 0,00 0,00<br />

PBP Chance € 115,90 109,34 +2,33 39,47 38,67<br />

PBP Ertrag € 54,12 52,04 +0,33 -0,37 -0,41<br />

PMIM-MultiAss-LBB €* 105,25 -0,10 1,13 2,18<br />

TopPortfolio-Invest € 50,99 48,56 +1,91 3,62 1,86<br />

WachstumGlobal-INV € 37,75 35,95 +2,19 -53,17 -54,66<br />

WeltKap-Invest € 52,01 50,01 +1,03 0,04 -0,82<br />

Weltzins-INVEST € 31,16 30,25 +1,41 0,00 0,00<br />

info@LBBW-AM.de www.LBBW-AM.de<br />

Akt. Deutschland €* 183,31 174,58 +2,47 39,66 38,89<br />

Akt. S&M Deutschl. €* 31,55 30,05 +1,18 54,34 54,34<br />

Akt.Min. Varianz R €* 64,54 61,47 +2,98 19,01 17,19<br />

Aktien Europa €* 39,01 37,15 +2,00 7,99 5,96<br />

Devisen 1 €* 103,28 103,28 +0,02 0,00 0,00<br />

Div. Str. Eurol. R €* 48,41 46,10 +1,97 44,61 42,72<br />

Div. Str. Eurol. RT €* 39,81 37,91 +1,96 30,25 30,27<br />

Div.Strat.S&M R €* 59,89 57,04 +1,59 12,61 12,50<br />

Europa Select Plus €* 27,86 26,85 +1,94 6,99 6,91<br />

FP Kontinuität €* 67,63 65,34 +0,85 7,71 7,56<br />

FP Rendite €* 61,27 59,20 +1,02 10,29 9,95<br />

FP Wachstum €* 57,47 55,53 +1,65 21,95 20,74<br />

Geldmarktfonds R €* 49,95 49,95 ±0,00 0,00 0,00<br />

Global Warming €* 39,15 37,29 +2,19 33,70 33,11<br />

H&A Fonds-Select €* 46,21 42,62 +0,28 2,19 1,56<br />

Konsum Dyn. Global €* 37,81 36,01 +2,56 32,52 33,76<br />

Multi Global R €* 106,01 102,92 +0,93 11,43 10,97<br />

Nachh. Aktien R €* 90,50 86,19 +1,88 40,25 38,85<br />

Nachhalt. Renten R €* 57,03 55,64 +0,34 0,00 0,00<br />

RentaMax R €* 72,35 69,90 +0,39 0,00 0,00<br />

Renten Euro Flex €* 35,04 35,04 +0,55 0,00 0,00<br />

Rohstoffe & Ress. €* 25,60 24,38 +1,08 4,41 2,09<br />

Rohstoffe 1 R €* 37,31 35,53 +0,51 0,00 0,00<br />

Rohstoffe 2 LS R €* 47,39 45,13 +0,62 0,00 0,00<br />

RW Rentenstrategie €* 125,12 123,88 +0,30 -0,29 -0,29<br />

W&W €land-Renditefd €* 56,52 54,61 +0,48 -4,67 -4,67<br />

W&W Dachfonds Basis€* 57,31 54,58 +0,92 2,57 3,31<br />

W&W Dachfonds Gl.+€€* 79,61 75,82 +1,39 29,81 30,80<br />

W&W Europa-Fonds €* 62,58 59,60 +1,76 3,80 2,68<br />

W&W Global-Fonds €* 68,99 65,70 +0,91 17,56 17,24<br />

W&W Intern.Rentenfd €* 52,02 50,21 +0,86 -4,76 -4,76<br />

W&W Qua.Sel.Ak.Eu.€€* 43,44 41,37 +1,92 -10,61 -12,45<br />

W&W Qua.Sel.Ak.Welt€* 74,97 71,40 +0,88 28,58 27,69<br />

W&W SachInvest €* 52,85 50,33 +1,00 3,74 3,48<br />

W&W Vermög.Strat. €* 59,01 56,20 +0,95 3,59 3,03<br />

Zyklus Strategie R €* 48,46 46,15 -0,22 -22,97 -24,98<br />

LRI Invest S.A.<br />

E&G Strat.Dyn. A €* 66,06 62,91 +1,70 13,96<br />

E&G Strat.Kons. A €* 56,54 54,89 +0,16 0,00<br />

HWB Glb.Conv.Plus €* 100,27 99,28 +1,86 0,84 0,0<br />

M&W Capital €* 47,39 45,57 +0,75 2,65 0,0<br />

M&W Privat C €* 116,10 111,63 +0,43 0,40 0,0<br />

NW Global Strategy €* 69,64 66,32 +2,11 15,03 0,0<br />

Telefon (0251) 702 49 www.lvm.de<br />

Euro-Kurzläufer €* 28,73 28,64 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

Europa-Aktien €* 24,64 23,41 +2,00 46,01 45,92 0,0<br />

Euro-Renten €* 36,24 35,15 +0,75 0,00 0,00 0,0<br />

Inter-Aktien €* 24,31 23,09 +1,90 54,11 53,83 0,0<br />

Inter-Renten €* 34,53 33,49 +1,61 0,00 0,00 0,0<br />

ProBasis €* 29,10 28,08 +1,12 9,93 9,88 0,0<br />

ProFutur €* 29,98 28,93 +1,76 33,22 33,26 0,0<br />

Tel: 089/2867-2867 www.meag.com info@meag.com<br />

EuroBalance € 58,66 56,40 +1,04 -2,96 -4,11<br />

EuroErtrag € 71,81 69,38 +1,24 1,26 0,76<br />

EuroFlex € 49,33 48,84 +0,33 0,00 0,00<br />

EuroInvest A € 83,85 79,86 +2,75 33,52 31,77<br />

EuroKapital € 49,38 47,03 +0,60 -26,14 -28,42<br />

EuroRent A € 33,77 32,63 +0,83 0,07 0,08<br />

FairReturn A € 61,50 59,71 +0,40 3,72 3,66<br />

GlobalBalance DF € 60,67 58,34 +1,67 35,77 35,54<br />

GlobalChance DF € 54,87 52,26 +2,01 43,50 43,97<br />

Nachhaltigkeit A € 88,36 84,15 +1,83 40,21 39,12<br />

Osteuropa A € 32,78 31,22 +0,45 -59,33 -60,47<br />

ProInvest € 165,57 157,69 +2,67 25,29 25,32<br />

ProZins A € 46,90 46,90 ±0,00 0,00 0,00<br />

RealReturn A € 54,87 53,01 +0,72 0,00 0,00<br />

Metzler Investment GmbH<br />

Aktien Deutschl.AR €* 196,10 186,76 +1,89 32,67 32,59<br />

Aktien Europa AR €* 128,15 122,05 +2,13 -9,29 -9,57<br />

Argentum Perf Navi €* 145,58 140,66 +0,62 34,63 35,39<br />

Argentum Stab.-Port €* 128,96 125,20 +0,48 1,64 1,89<br />

Euro Corporates AI €* 135,88 135,88 +0,41 0,00 0,00<br />

Euro Liquidity €* 68,08 68,08 +0,01 0,00 0,00<br />

Metzler Werts. 93A €* 123,50 119,32 +0,64 0,00 0,00<br />

Metzler Werts. 93B €* 114,28 114,28 +0,65 0,00 0,00<br />

RWS-Aktienfonds €* 84,60 80,57 +2,14 5,61 5,50<br />

RWS-DYNAMIC €* 29,26 27,87 +1,83 29,15 31,18<br />

RWS-Ertrag €* 15,79 15,33 +0,99 4,55 4,65<br />

Vermögverwalt 30A €* 111,07 107,31 +0,83 5,96 6,30<br />

Vermögverwalt 50A €* 111,75 107,97 +0,89 10,82 10,90<br />

Vermögverwalt 70A €* 113,90 110,05 +1,01 17,39 17,25<br />

Wachstum Internat. €* 157,68 150,17 +1,73 -38,81 -39,03<br />

Metzler Ireland Ltd.<br />

Eastern Europe A €* 94,05 89,57 +1,39 12,02 10,74 0,0<br />

Europ.ConcGrowth A €* 174,06 165,77 +2,30 41,20 41,24<br />

Europ.Sm&Micro Cap €* 205,51 195,72 +0,65 50,34 50,30<br />

Europ.Small Comp.A €* 243,45 231,86 +1,79 78,41 77,82 0,0<br />

European Growth A €* 163,32 155,54 +2,50 64,64 63,96 0,0<br />

Internat. Growth A €* 62,74 59,75 +2,22 61,41 60,68 0,0<br />

Japanese Equit A €* 46,15 43,95 +2,26 9,03 8,68 0,0<br />

Monega KAGmbH<br />

50+ Ruhestandsplan €* 53,23 51,18 -0,25 2,93 3,65<br />

Asia Pac. Sm. Sel. € 66,05 63,51 +1,65 25,94 25,72<br />

Australia Val SmSe € 55,40 53,27 +2,88 6,46 4,15<br />

DEVK Verm.Classic € 49,03 47,60 +0,61 -0,12 -0,04<br />

Global Val SmSelect € 56,12 53,96 +1,54 9,84 8,31<br />

Global Val SmSelect $ 46,98 45,17 +0,80 10,28 8,27<br />

IIV Mikrofinanz I € 1018,99 1008,90 +1,38 0,00 0,00<br />

IIV Mikrofinanz R € 104,45 101,41 +1,31 0,00 0,00<br />

Landert Active Eq € 58,45 58,45 +2,04 14,73 14,38<br />

Landert Bond Opp € 51,92 51,92 +0,33 -0,00 0,00<br />

Lupus alpha R I € 109,67 105,45 +0,66 -0,00 0,00<br />

Lupus alpha R R € 54,50 52,40 +0,63 -0,00 0,00<br />

Monega BestInvest € 61,86 61,86 +1,36 9,85 9,97<br />

Monega Chance € 38,08 36,44 +1,62 4,18 3,35 0,0<br />

Monega Dän.Co.Bds € 101,60 101,60 -0,10 0,00 0,00<br />

Monega Ertrag € 65,56 63,34 +1,56 0,49 0,47 0,0<br />

Monega Euro-Bond € 56,54 54,89 +0,44 -0,00 0,00 0,0<br />

Monega Euroland € 45,24 43,71 +2,32 -0,35 -0,80 0,0<br />

Monega FairInv.Akt € 55,05 52,43 +2,99 3,55 2,38<br />

Monega Germany € 79,84 77,14 +2,95 23,53 23,57 0,0<br />

Monega Innovation € 57,70 55,75 +2,09 37,89 37,31 0,0<br />

Monega Rohstoffe € 47,63 45,80 +0,07 7,33 6,73<br />

Monega Vermkonz I € 109,44 109,44 +1,18 0,00 0,00<br />

Monega Vermkonzept € 55,38 53,51 +1,17 -0,00 0,00<br />

Monega Zins ProAkt € 40,76 39,57 +0,30 -3,29 -3,33 0,0<br />

MonegaBestInvEur A € 63,82 60,78 +1,37 6,62 6,54 0,0<br />

OptiAnlage Ausg. T € 56,37 55,26 +0,25 2,49 2,68<br />

Rendite FX Plus I € 106,09 106,09 +0,74 -0,00 0,00<br />

Rendite FX Plus R € 54,36 52,52 +0,71 -0,00 0,00<br />

Short Tra.SGB A € 49,40 48,91 +0,04 -0,00 0,00 0,0<br />

Short Tra.SGB Tnet € 52,24 52,24 +0,04 -0,00 0,00<br />

Sparda M.nh.Verm. € 53,82 53,02 +0,53 7,08 7,12<br />

Sparda OptiAnAusEA € 54,42 53,35 +0,26 3,41 3,59<br />

Sparda-MünchenVerm € 56,49 55,66 +1,46 0,80 1,45<br />

VM Sterntaler € 141,15 135,72 +0,57 26,72 26,93<br />

VM SterntalerEurol € 112,88 108,54 +0,80 8,81 8,93<br />

WGZ Mittelst.-Rent. € 102,04 102,04 +0,34 0,00 0,00<br />

MPC Competence<br />

Amp Europa Meth € 208,71 198,77 +2,16 17,87 17,87<br />

LiLux Convert €* 222,92 216,43 +0,67 1,99 1,97 60,3<br />

LiLux-Rent €* 211,46 205,30 +0,77 0,87 0,87 79,4<br />

Nomura Asset Mgmt. Deutschland<br />

Asia Pacific €* 130,69 124,47 +1,77 42,49 39,63 0,0<br />

Asian Bonds €* 70,52 68,47 +1,09 0,00 0,00 0,0<br />

Euro Convertible €* 46,75 45,39 -0,26 0,00 0,00 0,0<br />

Fundamental Europe €* 52,21 49,72 +0,40 -1,92 -5,09 0,0<br />

Japan Equity €* 44,32 42,21 +1,76 -51,53 -53,41 0,0<br />

Medio Rent €* 71,20 69,80 +0,09 0,00 0,00 0,0<br />

Real Protect €* 104,34 102,29 +0,18 0,00 0,00 0,0<br />

Real Return €* 604,80 592,94 +0,74 0,00 0,00 0,0<br />

Norddeut. Landesbank Lux. S.A.<br />

N.Lux Strat. Cap. €* 109,58 109,58 +0,47 -0,55 -0,27<br />

N.Lux Strat. Dis. €* 109,51 109,51 +0,46 -0,55 -0,27<br />

ÖkoVision Classic € 151,17 143,97 +2,30 79,31 79,31 0,0<br />

Klima € 55,89 53,23 +3,04 11,12 11,03 0,0<br />

ÖkoVision Gar.20 € 118,79 113,13 +0,25 0,00 -5,20 0,0<br />

Water For Life C € 161,77 154,07 +2,41 43,37 43,36 0,0<br />

ÖkoTrust € 136,02 129,54 +1,58 21,01 20,91 0,0<br />

New Energy Fund €* 6,11 5,76 +2,31 0,0<br />

Oppenheim Asset Management Services S.à.r.l. ,Luxembourg<br />

„spec. situations“ € 74,46 70,91 +0,78 45,23 42,79 0,0<br />

3 V Swiss S&M Cap CH* 171,70 168,33 +2,00 -29,09 -31,86 0,0<br />

Aktienstrat.MM.OP € 85,25 81,19 +1,44 42,62 41,73 0,0<br />

AW Stks AlphPls OP € 45,39 43,23 -0,78 46,71 41,37 0,0<br />

Cash Plus € 101,85 100,34 +0,07 0,00 0,00<br />

Com Alpha OP R-EUR €* 62,99 59,99 -0,70 0,00 0,00<br />

Commodity Alpha OP $* 80,87 77,02 -0,70 0,00 0,00 0,0<br />

ERBA Invest OP € 34,41 34,41 +0,35 -32,89 -33,09 0,0<br />

EuroSwitch Bal.Pf. € 61,30 58,66 +1,14 15,02 15,20 0,0<br />

EuroSwitch Def.C. € 58,09 56,13 +0,84 7,82 7,92 0,0<br />

EuroSwitch Subst. € 63,14 60,13 +1,54 11,01 11,10 0,0<br />

EuroSwitch WldProf.OP € 61,38 58,32 +1,29 18,94 18,94 0,0<br />

FFPB Dynamik € 12,30 11,71 +1,21 5,97 5,97 0,0<br />

FFPB Fokus € 13,32 12,69 +1,36 1,24 1,24 0,0<br />

FFPB Kupon € 13,08 12,46 +0,32 1,14 1,14 0,0<br />

FFPB MTrend Dplus € 13,53 12,89 +1,58 23,17 23,18 0,0<br />

FFPB MTrend Plus € 13,63 12,98 +0,85 1,20 1,24 0,0<br />

FFPB Rendite € 12,88 12,27 +0,33 2,76 2,89 0,0<br />

FFPB Variabel € 13,14 12,51 +1,38 11,92 11,92 0,0<br />

FFPB Wert € 13,48 12,84 +1,42 11,02 11,02 0,0<br />

Gl.Trend Equity OP € 57,32 54,59 +1,13 24,23 23,53 0,0<br />

Global Abs.Ret. OP € 42,92 40,88 -1,78 47,58 47,41 0,0<br />

Greiff Def.Plus OP € 56,52 54,87 +0,29 14,43 14,42 0,0<br />

Greiff Dyn.Plus OP € 46,57 44,35 +0,93 -9,58 -9,58 0,0<br />

MedBioHealth EUR € 371,40 353,71 +2,53 91,71 90,60 0,0<br />

MedBioHealth EUR H € 349,25 332,62 +2,23 101,18 100,07 0,0<br />

MedBioHealth I € 403,90 384,67 +2,63 90,67 89,55 0,0<br />

MedBioHealth I H € 392,14 373,47 +2,36 93,05 91,93 0,0<br />

Mercedes-Benz Bk A € 101,23 98,04 +0,52 14,16 14,92 0,0<br />

Mercedes-Benz Bk B € 100,78 97,14 +0,65 11,70 11,74 0,0<br />

Mercedes-Benz Bk C € 103,24 98,56 +1,07 25,56 25,58 0,0<br />

Mu.In.Spezial OP R € 52,76 50,13 +0,52 56,39 56,39 0,0<br />

Mult.Inv.Global OP € 48,29 45,88 +1,08 45,98 45,98 0,0<br />

Multi Invest OP F € 53,11 51,56 +1,20 61,67 61,82<br />

Multi Invest OP R € 46,65 44,32 +1,19 43,38 43,52 0,0<br />

OCP International € 99,98 95,22 +4,37 56,37 55,81 0,0<br />

Pf Defensiv OP € 60,55 58,79 +0,88 -0,01 -0,03 0,0<br />

Pf Dynamisch OP € 60,05 57,19 +1,24 45,56 45,56 0,0<br />

Pf Moderat OP € 52,70 50,19 +1,01 0,38 0,38 0,0<br />

Pharma/Health $ 500,32 490,51 +1,45 70,89 67,88 0,0<br />

PTAM Bal. Pf. OP € 63,58 60,55 +0,82 23,01 21,73 0,0<br />

PTAM Def.Portf.OP € 57,68 54,93 +1,33 20,70 20,04 0,0<br />

Rentenstrat.MM.OP € 54,28 52,19 +0,37 -2,50 -2,50 0,0<br />

SOP Anl ChinaPl I € 54,07 54,07 +0,33 0,00 0,00<br />

SOP Anl ChinaPl I $ 54,67 54,67 +0,35 0,00 0,00<br />

SOP Anl ChinaPl R € 55,41 53,80 +0,32 0,00 0,00<br />

SOP Anl ChinaPl R $ 56,00 54,37 +0,33 0,00 0,00<br />

SOP MultiAssAll I € 52,88 52,88 +1,97 1,49 1,49<br />

SOP MultiAssAll R € 53,68 52,12 +1,94 1,48 1,48<br />

Special Opp. € 49,30 46,95 +1,65 59,32 59,32 0,0<br />

Swiss Opportunity CH 238,19 226,85 +1,76 54,38 52,08 0,0<br />

Tib.Act.Commodity $* 79,55 75,76 +0,03 0,00 0,00 0,0<br />

Tib.EuroBond OP I € 131,55 127,72 -0,07 0,00 0,00 0,0<br />

Tib.EuroBond OP R € 125,61 121,95 -0,08 0,00 0,00 0,0<br />

Tib.Int.Bond OP I € 140,12 136,04 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />

Tib.Int.Bond OP R € 133,57 129,68 +0,26 0,00 0,00 0,0<br />

Top Ten Balanced € 66,65 64,40 +0,92 34,55 34,55 0,0<br />

Top Ten Classic € 80,48 76,65 +1,17 24,74 24,74 0,0<br />

US Opportunities OP $ 186,02 177,16 +1,51 41,88 40,73 0,0<br />

Sarasin Multi Label SICAV<br />

New Energy Fund €* 6,11 5,76 +2,31 0,0<br />

SC Starpoint A-EUR € 202,01 192,39 +2,33 15,96 14,78 1,8<br />

SC Priamos € 186,04 177,18 +2,81 38,81 36,26 0,0<br />

SC Argos € 154,89 150,38 +0,42 0,00 -0,01 0,0<br />

SC Winbonds plus A € 172,25 167,23 +0,64 2,58 2,27 3,6<br />

SC BondValue UI €* 73,41 71,27 +0,56 0,00 0,00<br />

SC Huber-Strategy1 € 144,05 139,85 +1,46 18,95 18,50 0,0<br />

Tel.: 069 58998-6060<br />

www.union-investment.de<br />

BBBank Dyna.Uni. €* 54,70 53,37 +2,30 30,80 29,69 0,0<br />

BBBank Kont.Uni. €* 73,06 71,63 +1,59 11,48 11,16 0,0<br />

BBBank Wach.Uni. €* 60,44 58,97 +1,92 25,82 25,19 0,0<br />

BBBankRenSel 2015 €* 44,70 43,60 +0,09 0,00 0,00 0,0<br />

BBV-Fonds-Union €* 54,74 53,15 +1,14 0,00 0,00 0,0<br />

BBV-Invest-Union €* 136,04 129,56 +2,25 41,97 40,45 0,0<br />

Condor-Fd.Union €* 55,42 53,81 +0,75 -5,15 -5,15 0,0<br />

FVB-Dt. Aktienfds €* 53,16 51,86 +2,39 16,76 16,54 0,0<br />

FVB-Dt. Rentenfds €* 42,08 41,46 +0,34 0,00 0,00 0,0<br />

Geno AS:1 €* 70,16 68,12 +1,49 20,44 19,70 0,0<br />

Invest Euroland €* 57,57 55,89 +2,23 -1,61 -1,72 0,0<br />

Invest Global €* 81,72 79,34 +1,73 29,87 29,50 0,0<br />

KasselerB.UniSel. €* 37,84 37,84 +2,10 28,01 26,89 0,0<br />

KCD Uni. Aktien €* 50,28 50,28 +1,66 7,44 6,90 0,0<br />

KCD Uni.Renten+ €* 54,52 54,52 +0,42 0,00 0,00 0,0<br />

KCD-Uni Nachh.Mix €* 58,53 56,83 +0,91 3,38 2,98 0,0<br />

LIGA-Pax-Aktien-U. €* 40,93 40,93 +2,38 13,50 11,79 0,0<br />

LIGA-Pax-K-Union €* 38,85 38,28 +0,13 0,00 0,00 0,0<br />

LIGA-Pax-Rent-Unio €* 27,23 26,44 +0,27 0,00 0,00 0,0<br />

MultiStratGloUnion €* 81,21 79,62 +0,57 -1,85 -1,85 0,0<br />

MVB RentaSel 2017 €* 51,38 49,87 +0,24 0,00 0,00 0,0<br />

MVB Union Global + €* 60,63 58,30 +1,60 8,08 7,47 0,0<br />

Priv.Fonds:Flex. €* 114,14 114,14 +0,48 8,32 8,04 0,0<br />

Priv.Fonds:FlexPro €* 136,92 136,92 +1,43 15,69 16,13 0,0<br />

Priv.Fonds:Kontr.p €* 146,69 146,69 +1,14 14,83 16,50 0,0<br />

PrivFd:Kontrolliert €* 127,25 127,25 +0,71 9,82 10,55 0,0<br />

Profi-Balance €* 66,91 65,60 +0,86 24,16 23,90 0,0<br />

Stuttg.Bk.Rentinv. €* 41,89 40,67 +0,20 0,00 0,00 0,0<br />

SüdwBk.Intershare €* 63,46 61,61 +1,92 21,44 20,30 0,0<br />

Südwestbk.-Inter. €* 44,37 43,08 +0,82 0,01 0,01 0,0<br />

Uni21.Jahrh.-net- €* 32,50 32,50 +1,66 -1,13 -1,05 0,0<br />

UniDeutschl. XS €* 123,96 119,19 +0,47 66,37 67,55 0,0<br />

UniDeutschland €* 201,76 194,00 +2,48 33,88 32,29 0,0<br />

UniEu.Renta-net- €* 58,21 58,21 +1,50 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuroAktien €* 67,90 64,67 +2,21 4,94 4,67 0,0<br />

UniEuropa-net- €* 64,15 64,15 +2,46 21,49 20,03 0,0<br />

UniEuroRenta €* 71,01 68,94 +0,57 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuroRentaHigh Y €* 38,34 37,22 +0,70 0,00 0,00 0,0<br />

Unifavorit: Aktien €* 120,39 114,66 +1,71 72,05 71,83 0,0<br />

UniFonds €* 55,28 52,65 +1,88 44,17 43,99 0,0<br />

UniFonds-net- €* 80,25 80,25 +1,88 31,94 31,78 0,0<br />

UniGlobal €* 196,89 187,51 +1,73 39,97 39,69 0,0<br />

UniGlobal-net- €* 113,37 113,37 +1,74 35,86 35,60 0,0<br />

UniJapan €* 46,61 44,39 +1,72 -14,67 -15,10 0,0<br />

UniKapital €* 115,33 113,07 +0,35 0,00 0,00 0,0<br />

UniKapital-net- €* 43,24 43,24 +0,37 0,00 0,00 0,0<br />

UniNachhaltig A Gl €* 87,61 83,44 +1,00 47,92 47,66 0,0<br />

UniNordamerika €* 238,77 227,40 +1,52 40,93 40,41 0,0<br />

UnionGeldmarktfds €* 49,60 49,60 ±0,00 0,00 0,00 0,0<br />

UniRak €* 121,04 117,51 +1,86 43,36 42,63 0,0<br />

UniRak Kons.-net-A €* 115,84 115,84 +1,33 11,20 11,32 0,0<br />

UniRak Konserva A €* 118,46 116,14 +1,33 11,36 11,35 0,0<br />

UniRak -net- €* 64,01 64,01 +1,85 22,39 21,76 0,0<br />

UniRenta €* 21,84 21,20 +1,73 0,00 0,00 0,0<br />

UniSel. Global I €* 67,66 65,69 +2,13 37,08 36,30 0,0<br />

UniStrat: Ausgew. €* 60,87 59,10 +1,63 13,72 13,31 0,0<br />

UniStrat: Dynam. €* 50,49 49,02 +2,06 19,34 19,12 0,0<br />

UniStrat: Flex net €* 53,78 53,78 +0,41 1,07 0,95 0,0<br />

UniStrat: Konserv. €* 70,52 68,47 +1,20 11,81 11,73 0,0<br />

UniStrat:Flexibel €* 54,93 53,33 +0,41 1,74 1,53 0,0<br />

UniStrat:Offensiv €* 47,25 45,87 +2,21 20,87 20,21 0,0<br />

VR Main.Sel.Union €* 61,04 61,04 +0,41 17,58 16,99 0,0<br />

VR WestMünsterland €* 51,38 50,40 +0,68 -1,93 -2,13 0,0<br />

VR-BK RH.-NK.UNI.BA €* 127,79 124,37 +0,69 5,59 5,16 0,0<br />

Union Investment Luxemburg<br />

BBBank Konz Divid €* 49,53 48,56 +2,10 12,72 11,59 0,0<br />

Ch.Vielfalt2020 II €* 108,45 +0,70 0,00 0,00 0,6<br />

Chanc.Vielfalt2020 €* 110,29 +1,01 0,00 0,00 0,4<br />

ChancenVielfalt 21 €* 100,50 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />

Deutschl. 2016 III €* 116,44 +0,38 0,00 0,00 2,6<br />

Ern. Ener. (2018) €* 112,33 +0,98 0,00 0,00 3,7<br />

LIGA-Pax-Cattol.-U €* 1649,34 1620,97 +0,90 40,68 39,14 0,0<br />

LIGA-Pax-Corp.-U. €* 45,51 44,18 +0,34 0,00 0,00 0,0<br />

UG BoA Kon.2015 €* 124,47 +0,05 0,00 0,00 15,1<br />

UGaTop: Europa III €* 120,37 114,58 +0,04 -4,27 -4,27 21,0<br />

UGTEuropa €* 136,34 129,79 +0,20 0,09 0,09 27,0<br />

UGTEuropa II €* 123,28 117,35 +0,03 -2,81 -2,81 20,5<br />

UGTop:Europa V €* 117,50 111,85 +0,07 -3,81 -3,81 16,6<br />

UiGa.95:AkWelt2020 €* 117,32 +0,57 0,00 0,00 0,2<br />

UIGl.High.YieldBds €* 46,10 46,10 +0,77 0,00 0,00 0,0<br />

UnGa95ChViel2019II €* 98,08 +0,49 0,00 0,00 0,0<br />

Uni.Eur. M&S.Caps €* 49,47 47,57 +1,82 58,43 59,41 0,2<br />

UniAsia €* 65,91 62,77 +2,18 56,72 55,12 5,2<br />

UniAsia Pac.net €* 124,42 124,42 +1,83 61,20 60,35 0,3<br />

UniAsia Pacific A €* 125,79 120,95 +1,84 61,07 60,28 0,6<br />

UniCommodities €* 48,52 46,21 +1,43 0,00 0,00 0,0<br />

UniDividAss net A €* 62,64 62,64 +1,95 23,01 21,99 0,0<br />

UniDividendenAss A €* 64,53 62,05 +1,96 24,51 23,20 0,0<br />

UniDyn.Eur-net A €* 49,60 49,60 +2,33 50,27 50,63 0,1<br />

UniDyn.Europa A €* 83,43 80,22 +2,33 52,07 52,05 0,0<br />

UniDyn.Gl.-net- A €* 31,64 31,64 +1,64 50,48 50,81 0,0<br />

UniDynamic Gl. A €* 51,07 49,11 +1,63 52,08 52,03 0,0<br />

UniEM Fernost €* 1679,76 1599,77 +1,85 64,54 64,04 35,3<br />

UniEM Osteuropa €* 1979,55 1885,29 +1,27 -2,53 -3,31 0,0<br />

UniEMGlobal €* 85,47 81,40 +2,33 47,04 46,44 0,5<br />

UniEuRe 5J €* 53,64 51,56 +0,72 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe Co 2016 €* 44,38 43,94 +0,02 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe Co 2017 €* 45,38 44,49 +0,04 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe Co 2018 €* 42,94 42,10 +0,07 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe CoDeu19nA €* 104,15 +0,16 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe CorDeut19A €* 104,39 +0,17 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe Corp A €* 52,92 51,38 +0,53 0,00 0,00 0,0<br />

UniEuRe EM 2021 €* 102,35 99


46 FINANZEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

RENDITE DEUTSCHER<br />

STAATSANLEIHEN<br />

mit 10-jähriger Laufzeit<br />

EUROPÄISCHER<br />

ANLEIHENMARKT<br />

Anteil in Milliarden Euro<br />

ANTEIL NEGATIV VERZINSTER<br />

STAATSANLEIHEN<br />

Weltweit, Angaben in Billionen Euro<br />

DIE BISHERIGEN<br />

ANLEIHENKAUFPROGRAMME<br />

umgerechnet in Billionen Euro<br />

2<br />

2. Jan. 2014<br />

1,946 %<br />

25. Feb. 2015<br />

0,347 %<br />

Italien<br />

1607<br />

Frankreich<br />

1351<br />

20<br />

18<br />

negativ verzinste Staatsanleihen<br />

positiv verzinste Staatsanleihen<br />

USA<br />

3,5<br />

BLN<br />

Euro<br />

Anteil zum BIP<br />

BIP<br />

Japan*<br />

1,47<br />

16<br />

1<br />

Östereich<br />

188<br />

Irland<br />

95<br />

Deutschland<br />

1094<br />

Spanien<br />

706<br />

Niederlande<br />

319<br />

14<br />

12<br />

0,5<br />

1,14<br />

0<br />

2014 2015<br />

Portugal<br />

92<br />

Belgien<br />

301<br />

Finnland<br />

79<br />

10<br />

2009 2010<br />

2011 2012 2013 2014 heute<br />

Großbritannien<br />

Eurozone<strong>**</strong><br />

* erwartete Summe Ende 2015, <strong>**</strong> angekündigte Summe<br />

QUELLE: INVESTING.COM<br />

QUELLE: CITI RESEARCH, DMOS, BLOOMBERG<br />

QUELLE: BANK OF AMERICA MERRILL LYNCH; 13.JAN. 2015<br />

QUELLE: NOMURA, MORGAN STANLEY<br />

ANLEIHENKÄUFE DER EZB<br />

Europa wirft die Notenpresse an<br />

Von diesem Monat an wird die Europäische Zentralbank<br />

Anleihen der Euro-Staaten, also deren Schuldscheine, am<br />

Markt aufkaufen. 60 Milliarden Euro will sie dafür jeden<br />

Monat ausgeben, mindestens bis September 2016. Das ergibt<br />

1140 Milliarden Euro, die sie in den kommenden anderthalb<br />

Jahren aus dem Nichts schafft und dann für den Kauf der<br />

Anleihen am Finanzmarkt ausgibt.<br />

Diese Summe soll gemäß dem Kapitalanteil der Euro-<br />

Mitglieder an der EZB verteilt werden. Daher entfällt auf<br />

deutsche Staatsanleihen der größte Betrag, rund ein Viertel<br />

des Geldes, das die Notenbank in den Markt pumpen will.<br />

Dabei machen deutsche Schuldscheine weniger als 20 Prozent<br />

aller Anleihen der Euro-Staaten aus. Andere Länder,<br />

wie Frankreich und Italien, haben weit mehr Schulden<br />

ausstehen. Aus diesen Ländern wird die EZB dennoch weniger<br />

Papiere erwerben. Allerdings hatte sie von einigen Krisenländern<br />

wie Italien und Spanien bereits vor Jahren Anleihen<br />

für über 200 Milliarden Euro aufgekauft.<br />

Mit den anstehenden Anleihenkäufen kopiert die EZB,<br />

was andere Notenbanken schon seit Jahren praktizieren.<br />

Sinn und Zweck des Unterfangens war es dabei stets, die<br />

Zinsen weiter zu drücken. Dadurch wird es Unternehmen<br />

noch leichter gemacht, Kredite aufzunehmen. Sie sollen<br />

mehr investieren und so zur Konjunkturerholung beitragen.<br />

Zumindest in den USA hat dies auch funktioniert.<br />

Die Zinsen immerhin haben in Europa schon reagiert.<br />

Seit Monaten stürzen sie immer tiefer. Deutsche Staatsanleihen<br />

mit zehnjähriger Laufzeit werden nur noch mit<br />

0,30 Prozent verzinst. Bis zu einer Laufzeit von sechs Jahren<br />

ist die Rendite sogar negativ. Wer dem deutschen Finanzminister<br />

also derzeit Geld für bis zu sechs Jahre leiht,<br />

bekommt nicht nur keine Zinsen. Er erhält am Ende der<br />

Laufzeit sogar weniger zurück, als er verliehen hat.<br />

Aber auch die Anleihen anderer Staaten sind inzwischen<br />

häufig bereits negativ verzinst. In Frankreich etwa gilt das<br />

für Laufzeiten von bis zu vier Jahren. In der Schweiz sogar<br />

bis zu neun Jahren. Weltweit bringt heute schon rund ein<br />

Drittel aller staatlichen Schuldscheine den Anlegern negative<br />

Renditen – sie verlieren damit also Geld. Das ist von den<br />

Notenbanken letztlich auch genau so gewollt, denn nur so<br />

lassen sich die Finanzen der überschuldeten Staaten sanieren.<br />

Zahlen müssen dafür jedoch die Anleger, und das sind<br />

vor allem Kunden von Lebensversicherungen oder privat<br />

Rentenversicherte.<br />

fhs<br />

REKORDE AN DER BÖRSE<br />

LÖHNE STEIGEN<br />

WAS MACHEN DIE GESCHÄFTE, HERR BREIDENBACH?<br />

Dax vs. MDax, Angaben indiziert<br />

200<br />

MDax Dax<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

–50<br />

QUELLE: BLOOMBERG<br />

Februar 2010 Februar 2015<br />

3,2<br />

„Wir haben keine<br />

Probleme mit<br />

Transparenz“<br />

Börse? Läuft. Sowohl der Dax (11.401 Punkte) als auch der<br />

MDax (20.109) stellten in der vergangenen Woche Rekorde<br />

auf. Dabei liefen die Nebenwerte den Dickschiffen zuletzt den<br />

Rang ab. Kurzfristig achtsam sein sollten Anleger bei Aktien<br />

sowieso: Der Markt droht ein wenig heiß zu laufen.<br />

SCHEIN-WELT<br />

Neuer<br />

Zwanziger:<br />

So sicher<br />

wie nie<br />

VON FRANK STOCKER<br />

EZB-Chef Draghi betritt den<br />

Raum, hält eine kurze Rede,<br />

tritt an einen überdimensionierten<br />

20-Euro-Schein, unterschreibt<br />

ihn, Blitzlichtgewitter – und tritt<br />

wieder ab. Die Präsentation der neuen<br />

Banknote am Dienstagnachmittag fiel<br />

denkbar kurz aus. Vielleicht lag es an den<br />

turbulenten Tagen davor. Dabei gab es<br />

durchaus etwas Besonderes zu berichten.<br />

Denn der neue Zwanziger, der am 25. November<br />

in Umlauf kommt, enthält ein<br />

neues, einzigartiges Sicherheitsmerkmal.<br />

Das Fenster im Hologramm auf dem Silberstreifen<br />

wird nämlich durchsichtig,<br />

wenn man es gegen das Licht hält, und<br />

dabei ist dann ein Porträt der mythologischen<br />

Gestalt der Europa zu erkennen.<br />

Dadurch soll der neue Schein noch sicherer<br />

werden – und das ist auch dringend<br />

notwendig. Denn in den vergangenen<br />

Monaten ist die Zahl der entdeckten<br />

Blüten sprunghaft angestiegen. Im ersten<br />

Halbjahr 2014 waren es in der gesamten<br />

Eurozone noch 331.000, im zweiten<br />

Halbjahr dagegen schon 507.000. Und 60<br />

Prozent der Fälschungen entfielen auf<br />

den Zwanziger.<br />

Die übrigen Sicherheitsmerkmale des<br />

neuen Zwanzigers sind identisch mit jenen,<br />

die schon beim neuen Fünfer und<br />

Zehner zum Einsatz kommen. Dazu gehört<br />

die in Smaragdgrün gehaltene Wertzahl,<br />

deren Farbe sich beim Kippen des<br />

Scheines ändert. Zudem erhält der neue<br />

20-Euro-Schein auch die typische Riffelung<br />

am linken und rechten Rand der<br />

Vorderseite sowie beim Hauptmotiv, bei<br />

der Schrift und der großen Wertzahl.<br />

Prozent betrug der Zuwachs der Tariflöhne 2014 nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamtes. Die tatsächlich<br />

gezahlten Bruttomonatsverdienste stiegen zwar nur um<br />

2,4 Prozent, da viele nicht nach Tarif bezahlt werden. Bei<br />

einer Inflationsrate nahe null ist dies dennoch gut.<br />

Der neue 20-Euro-Schein<br />

kommt im Winter<br />

in Umlauf<br />

Das Design der Banknote dagegen ändert<br />

sich nur leicht. Die blaue Farbe<br />

bleibt erhalten, auch wenn sich einige<br />

Rot- und Türkistöne dazugesellen. Auch<br />

die Motive – Fenster und Brücken aus<br />

der Zeit der Gotik – bleiben identisch.<br />

Nur erscheint die Brücke auf der Rückseite<br />

künftig dreidimensional.<br />

Die EU-Erweiterung der vergangenen<br />

Jahre bringt es mit sich, dass die Währungsbezeichnung<br />

„EURO“ nun auch in<br />

kyrillischen Buchstaben aufgedruckt ist.<br />

Zudem sind auf der Europakarte nun<br />

auch Malta und Zypern eingezeichnet.<br />

Und der neue Zwanziger fühlt sich ein<br />

wenig anders an, da er mit einer Lackschicht<br />

überzogen ist. Das soll bewirken,<br />

dass er länger hält. Denn der Zwanziger<br />

gehört nicht nur zu den meistgefälschten,<br />

sondern auch zu den meistbenutzten<br />

Euro-Banknoten.<br />

Im Krisenjahr 2004 eingestiegen, ist Rolf Breidenbach<br />

der erste nicht aus der Eigentümerfamilie stammende<br />

Manager bei der Hella KGaA, dem weltweit führenden<br />

Automobilzulieferer für Licht und Elektronik. Mittlerweile<br />

laufen die Geschäfte<br />

deutlich besser. Das macht sich auch an<br />

der Börse bemerkbar. Erst seit November<br />

des vergangenen Jahres ist der Konzern<br />

KAUFEN<br />

an der Börse notiert, und die Anteilseigner<br />

können bislang äußerst zufrieden<br />

sein: Vom Ausgabepreis bei 27,50 Euro ist 50<br />

SDAX<br />

der Kurs der im Sdax notierten Aktie auf<br />

über 42 Euro gestiegen – ein Plus von<br />

30<br />

fast 50 Prozent. Und der ehemalige<br />

10<br />

McKinsey-Mann Breidenbach rechnet<br />

auch für die kommenden Jahre mit deutlichem<br />

Nov. 2014<br />

Wachstum.<br />

WELT AM SONNTAG: Als Chef<br />

eines Autozulieferers sind Sie am<br />

Puls der Wirtschaft. Wann kommt<br />

Europa endlich aus dem Tal der<br />

Tränen?<br />

ROLF BREIDENBACH: In der aktuellen<br />

Nachrichtenlage geht leicht<br />

unter, dass Europa sehr vielschichtig<br />

ist. Wir beobachten zur Zeit durchaus<br />

positive Signale etwa in Märkten wie Großbritannien, Spanien<br />

und Portugal, aber auch Deutschland. Insgesamt sind<br />

wir verhalten optimistisch.<br />

Die Automobilindustrie wächst zunehmend außerhalb<br />

Deutschlands. Welche Rolle spielt der Standort Deutschland<br />

noch für Sie?<br />

Gemessen an den Endkundenmärkten haben wir im ersten<br />

Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres rund 16 Prozent<br />

unseres Umsatzes in Deutschland erwirtschaftet. Der Anteil<br />

von Europa insgesamt liegt bei über 50 Prozent. Deutschland<br />

ist und bleibt für die Automobilindustrie aber ein zentraler<br />

Markt und ein wichtiger Standort. Entsprechend setzen wir<br />

auf unsere deutschen Standorte.<br />

Die Hella-Aktie ist seit dem Börsengang im vergangenen<br />

November um rund 50 Prozent gestiegen. Ist damit die<br />

Kursfantasie raus?<br />

Wir sehen den Kursanstieg als eine Bestätigung für unseren<br />

langfristigen Wachstumskurs. Wir konzentrieren uns darauf,<br />

diese Entwicklung fortzusetzen und unseren Aktionären<br />

dauerhaft eine attraktive Perspektive zu bieten.<br />

Wie wollen Sie diese Versprechen erfüllen?<br />

Die größten Wachstumschancen sehen wir im Segment Automotive.<br />

Hier haben wir durch innovative Produkte und Lösungen<br />

in den Bereichen Licht und Elektronik im ersten<br />

Halbjahr 2014/2015 ein Umsatzwachstum<br />

von zehn Prozent realisiert.<br />

5 – –<br />

HALTEN<br />

ANALYSTENSCHÄTZUNGEN<br />

Hella KGAA Hueck & CO<br />

VERKAUFEN<br />

Feb. 2015<br />

„Positive Signale<br />

aus Spanien<br />

und Portugal“<br />

QUELLE: BLOOMBERG<br />

Schaffen Sie das auch darüber hinaus?<br />

Die aktuelle Entwicklung ist Teil unserer<br />

langfristigen Strategie. Wir erreichen seit<br />

über fünf Jahren Wachstumsraten in<br />

dieser Größenordnung und arbeiten konzentriert<br />

daran, diese Erfolgsgeschichte<br />

fortzuschreiben.<br />

Was haben Sie mit den Erlösen aus<br />

dem Börsengang vor?<br />

Konkret dienen die Erlöse zum Beispiel<br />

der Finanzierung von Innovationsprojekten<br />

in den Bereichen LED-Technologie<br />

und Energiemanagement.<br />

Benötigen Sie auch Kapital für Übernahmen?<br />

Wir setzen auf kleinere und mittlere<br />

Akquisitionen. Hier wollen wir uns insbesondere<br />

auf die Bereiche Elektronik,<br />

Ersatzteilhandel und Spezialanwendungen konzentrieren, um<br />

das technologische Spektrum zu erweitern und die internationale<br />

Präsenz zu stärken.<br />

Als börsennotiertes Unternehmen müssen Sie Anlegern<br />

und Analysten alle drei Monate Rede und Antwort stehen.<br />

Macht Ihnen das Ihr Leben schwerer?<br />

Nein. Wir haben in der Vergangenheit bereits erfolgreich<br />

Anleihen emittiert und veröffentlichen seit langer Zeit Quartalsberichte.<br />

Hella verfügt über ein solides Geschäftsmodell,<br />

daher hatten und haben wir kein Problem mit Transparenz.<br />

Sie bezeichnen die LED-Technologie als Megatrend.<br />

Wann werden all unsere Fahrzeuge damit ausgerüstet<br />

sein?<br />

Die LED-Technologie war in der Vergangenheit wie viele<br />

Innovationen zunächst vor allem im Premiumsegment vertreten.<br />

Mittlerweile sind wir bereits in fast allen Fahrzeugklassen<br />

und Regionen angekommen. Wir rechnen damit, dass<br />

in Europa bis zum Ende dieses Jahrzehnts ein signifikanter<br />

Anteil aller Neuwagen mit LED-Technologie ausgestattet sein<br />

wird.<br />

Das Interview führte Christian Euler


Kultur<br />

Der Philosoph<br />

des Nachtlebens<br />

WESTBAM S. 50/51<br />

Die Ästhetik des<br />

Morgenlandes<br />

RENAISSANCE S. 48<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 47<br />

DIE SERIE<br />

Die<br />

Literatur,<br />

meine<br />

Erfüllung<br />

W<br />

Wen Fritz J. Raddatz zu sich nach Hause<br />

einlud, dem wurde die seltene Ehre rasch<br />

bewusst, dafür sorgte der formvollendete<br />

Gastgeber im Zweifelsfall selbst. Die nicht<br />

besonders große Wohnung in bester Alsterlage<br />

ist ein grandioses Gesamtkunstwerk,<br />

in dem jedes Möbelstück und jeder Teelöffel<br />

von designhistorischem Wert sind, von den<br />

Gemälden und Zeichnungen an den Wänden<br />

zu schweigen. „Wenn wir auch noch<br />

über Kunst reden wollten, müssten Sie vier<br />

Sondernummern drucken“, sagt Raddatz.<br />

Später, beim inoffiziellen Teil am Abend,<br />

weiß man nicht, wohin man das Champagnerglas<br />

stellen soll, ohne den edlen Tisch<br />

zu zerkratzen. Es gibt Kaviar auf Brot, der<br />

Hausherr bedient selbst.<br />

Wir haben Raddatz um ein Gespräch<br />

über fünf Bücher gebeten, die ihn in verschiedenen<br />

Lebensphasen besonders geprägt<br />

haben. Er hat sich perfekt vorbereitet,<br />

die Bücher liegen gestapelt auf dem<br />

Tisch im üppig begrünten Wintergarten,<br />

dazu kleine Preziosen, wie eine Postkarte<br />

von Thomas Mann, der dem entflammten<br />

17-jährigen Schüler freundlich antwortete:<br />

„Sie haben mir mit Ihrem Brief eine Freude<br />

gemacht...“ Ein Interview im eigentlichen<br />

Sinne wird es nicht, Raddatz hält zu<br />

jedem Werk ein Kurzreferat, ohne irgendwelche<br />

Notizen. Irgendwann sagt er en<br />

passant zu einem Ereignis im kommenden<br />

Jahr, dann sei er gar nicht mehr da.<br />

Wir vereinbaren, dass Raddatz diesen<br />

Text vor Erscheinen gegenlesen soll. Mitte<br />

Februar seine Mitteilung, dass man sich<br />

für die Abschrift so viel Zeit nehmen könne,<br />

wie man brauche und wolle. Zehn Tage<br />

später stirbt Fritz J. Raddatz, selbstbestimmt,<br />

in freier Entscheidung. Diese fünf<br />

Bücher sind nun ein Abschiedsgruß.<br />

- Richard Kämmerlings<br />

KARL MARX UND FRIEDRICH ENGELS:<br />

„DAS KOMMUNISTISCHE MANIFEST“<br />

Ich hoffe, Sie damit zu verblüffen: Eine<br />

meiner ersten ganz wichtigen Leseerfahrungen<br />

war das Kommunistische Manifest<br />

– und zwar als sehr junger Schüler<br />

eines sehr vornehmen Westberliner<br />

Gymnasiums, unmittelbar nach dem<br />

Krieg. Ich war 15 oder 16. Dort ging ich,<br />

zum Entsetzen aller anderen, der Mitschüler,<br />

aber natürlich vor allem der<br />

Lehrer, auf dem Pausenhof mit einer roten<br />

Nelke im Knopfloch umher und las<br />

mit lauter Stimme aus dem Kommunistischen<br />

Manifest vor. Natürlich mit dem<br />

Kurz vor seinem<br />

Tod baten wir<br />

Fritz J. Raddatz, uns<br />

die fünf wichtigsten<br />

Bücher seines Lebens<br />

vorzustellen. Das<br />

Protokoll eines letzten<br />

Gesprächs, das nun<br />

zum Vermächtnis eines<br />

großen Geistes<br />

geworden ist<br />

berühmten Eingangssatz: „Ein Gespenst<br />

geht um in Europa“ usw.<br />

Ich hatte damals eine sehr linke Phase,<br />

das hat sich im Laufe des Lebens etwas<br />

gegeben. Damals stand ich nicht zuletzt<br />

unter dem geistigen Einfluss meines<br />

Vormunds, den ich als Vollwaise hatte,<br />

eines Pastors, der aus dem antifaschistischen<br />

Widerstand kam und ein<br />

sogenannter religiöser Sozialist war. Pastor,<br />

ordinierter Theologe, auch gläubiger<br />

Christ – und zugleich Kommunist<br />

und sogar Mitglied der SED. Ich war<br />

nicht nur sein Mündel, sondern auch<br />

sein Zögling. Er war auch mein erster<br />

Geliebter und er hat etwas getan, was<br />

wohl nicht ganz in Ordnung ist, nämlich<br />

sein minderjähriges Mündel verführt.<br />

Er hat sich aber nicht nur an meinem<br />

Schwanz interessiert gezeigt, sondern<br />

mich auch zu erziehen versucht. Er war<br />

ungewöhnlich gebildet, stand aber eben<br />

auch sehr links, machte mich mit Shakespeare<br />

oder Thomas Mann vertraut, aber<br />

auch mit Maxim Gorki. Dann habe ich<br />

das „Kommunistische Manifest“ und<br />

bald auch anderes von Marx entdeckt.<br />

Wie heute noch habe ich damals nicht<br />

sehr viel von Ökonomie verstanden, aber<br />

eigenartigerweise hat mich die fast alttestamentarisch<br />

flammende Sprache<br />

sehr beeindruckt. Später hat die Forschung<br />

herausgefunden, dass der Hauptanteil<br />

in Wahrheit von Engels ist, aber<br />

einige Passagen sind ganz deutlich Marx,<br />

der frühe Marx und seine Sprache.<br />

Es ist von einer aufregend verblüffenden,<br />

erschreckenden Aktualität. Nehmen<br />

wir die Kinderarbeit bei der Baumwollproduktion,<br />

die heute in Bangladesch<br />

schlimmer denn je ist. Seine Analyse der<br />

Globalisierung – dieses Wort kommt bei<br />

Marx tatsächlich an anderer Stelle schon<br />

„So sind die lieben Schriftsteller, ich weiß, wovon ich rede“: Der Journalist und Autor Fritz J. Raddatz (1931–2015)<br />

vor – ist von einer Genauigkeit und einer<br />

revolutionären Passion, die beeindruckend<br />

ist. Und ich kann nur allen Ihren<br />

Lesern empfehlen, sich diese paar Seiten<br />

einmal ernsthaft vorzunehmen, dann<br />

werden sie sehen, dass die Struktur des<br />

Kapitalismus tatsächlich immer noch<br />

dieselbe ist. Insofern geniere ich mich<br />

nicht meiner jugendlichen Emphase.<br />

Für meine Marx-Biografie habe ich<br />

später dann die 34 Bände der Blauen<br />

Ausgabe gelesen. Da habe ich auf andere<br />

Dinge geachtet und bin auf Fehlurteile<br />

von Marx gestoßen, etwa seine falsche<br />

Anthropologie: Er meint, er kann die<br />

Menschen ins Paradies führen, und weiß<br />

natürlich ganz genau, was das Paradies<br />

ist. Aber ich rede ja davon, was mir damals<br />

wichtig gewesen war, was Klein-<br />

Fritzchen zum Denken gebracht hat und<br />

zum Weiterdenken natürlich dann auch.<br />

Ich war nie Marxist, weil ich sehr früh<br />

Widerstände aufgebaut habe.<br />

Ich erinnere noch eine Szene im Gymnasium,<br />

mit einer übrigens sehr netten<br />

und freundlichen, aber nicht übermäßig<br />

gebildeten Deutschlehrerin. Im Deutschunterricht<br />

war ich der Star und kriegte<br />

immer eine Eins, konnte überhaupt das<br />

Abitur nur bestehen, weil ich frecherweise<br />

von den angebotenen Aufsatzthemen<br />

alle drei schrieb. Ich habe damals offenbar<br />

schnell geschrieben. Jedenfalls war<br />

ich fast ein Monster im Deutschunterricht.<br />

Die Lehrerin erzählte uns irgendwas<br />

über Stefan Zweig, bis ich mittendrin<br />

aufstand und sagte: Darf ich Sie darauf<br />

aufmerksam machen, dass es auch noch<br />

einen anderen Zweig gibt, der heißt mit<br />

Vornamen Arnold. Riesenverblüffung,<br />

die arme Frau hatte den Namen Arnold<br />

Zweig noch nie gehört. Noch als West-<br />

Berliner Bürger war ich sehr viel in Ost-<br />

Berlin unterwegs, im Haus der Kulturen<br />

der Sowjetunion sah ich die frühen Gorki-Filme<br />

und war unter anderem dabei,<br />

als Arnold Zweig aus der Emigration zurückkehrte,<br />

und bei der Rückkehr von<br />

Brecht, bei der Brecht gellend schwieg<br />

und gelobt und gefeiert wurde.<br />

THOMAS MANN: „DOKTOR FAUSTUS“<br />

Ich war kein Politiker, habe auch nicht<br />

Politik, sondern Literatur studiert und<br />

war sehr früh und sehr schnell ein literarisch<br />

und kunstinteressierter Mensch.<br />

Mein zweites einschneidendes Erlebnis<br />

war Thomas Mann, und zwar der „Doktor<br />

Faustus“, den ich auch von diesem<br />

Pastor zu lesen bekam. Da war ich immer<br />

noch Schüler und war tief beeindruckt<br />

und aufgewühlt. Ich glaube nicht,<br />

dass ich damals das Buch wirklich verstanden<br />

habe, dazu ist es ja zu kompliziert.<br />

Aber ich habe verstanden, was<br />

Thomas Mann meinte, als er sagte, dies<br />

sei sein „Wehe-Buch“ und sein großer<br />

Abschied von Deutschland und sein Aufschrei.<br />

Also ein sehr politisches Buch.<br />

Hier sind wir beim Übergang vom rein<br />

Politischen ins Literarische.<br />

Als ich 1949 Abitur machte, war das<br />

Buch in Deutschland noch gar nicht erschienen.<br />

Bermann-Fischer hatte es in<br />

Stockholm verlegt, es war also ganz<br />

schwer zu kriegen. Woher der „Pfaffe“,<br />

wie ich ihn immer nannte, es hatte, weiß<br />

ich nicht. Ich habe es wie eine Bibel verschlungen,<br />

obwohl das ja ein ziemlich dicker<br />

Schinken ist. Und in der Abiturprüfung,<br />

zu der in meinem speziellen Fall<br />

eigens der Schulrat kam, wurde ich befragt,<br />

worüber ich referieren möchte, ich<br />

hatte, sagen wir, zehn Minuten Zeit. Ich<br />

sagte, über den „Faustus“ von Thomas<br />

Mann.<br />

Nun wurden die Gesichter schon etwas<br />

seltsam, weil natürlich keiner von<br />

denen das Buch kannte oder kennen<br />

konnte. Ich war aber wie ein Schwamm<br />

vollgesogen von dem Roman und seiner<br />

Dämonie. Natürlich habe ich nicht begriffen,<br />

wo da nun Nietzsche paraphrasiert<br />

wird, aber den inneren Verwüstungskern<br />

des Faschismus habe ich gefunden.<br />

Und ich fing also an und redete,<br />

und dann sagten die nach etwa einer<br />

Viertelstunde, es ist genug, das ist ja<br />

hochinteressant. Darauf ich: Unterbrechen<br />

Sie mich bitte nicht, ich möchte<br />

jetzt bitte ausreden dürfen, und habe sage<br />

und schreibe eine halbe Stunde diesen<br />

unglücklichen Menschen erklärt,<br />

worum es in diesem Buch geht und was<br />

FRITZ J. RADDATZ<br />

KRITIKER<br />

Fritz J. Raddatz wurde 1 931 in Berlin<br />

geboren, seine Mutter starb bei der<br />

Geburt, sein Stiefvater 1 946. 1 950 ging<br />

er zum Studium nach Ost-Berlin und<br />

wurde 1 953 stellvertretender Cheflektor<br />

bei Volk und Welt. 1 958 siedelte er<br />

nach politischen Konflikten in die<br />

Bundesrepublik über, war in den Sechzigerjahren<br />

die rechte Hand des legendären<br />

Verlegers Heinrich-Maria<br />

Ledig-Rowohlt. Später arbeitete er<br />

vor allem als Publizist, leitete von 1 976<br />

bis 1 985 das „Zeit“-Feuilleton. Zuletzt<br />

war er Kolumnist der „Literarischen<br />

Welt“. Er veröffentlichte zahlreiche<br />

Bücher, etwa über Marx, Heine, Tucholsky,<br />

Benn oder Rilke. Seine Autobiografie<br />

„Unruhestifter“ und die beiden<br />

Bände seiner Tagebücher schrieben<br />

Literaturgeschichte. Am vergangenen<br />

Donnerstag trat Fritz J. Raddatz, der<br />

das Recht auf einen selbstbestimmten<br />

Tod immer wieder vehement eingefordert<br />

hatte, freiwillig aus dem Leben,<br />

einen Tag vor Erscheinen seines letzten<br />

Buches: „Jahre mit Ledig“ (Rowohlt).<br />

mich daran, ja, tatsächlich ergriffen hat.<br />

Das ist natürlich der Beginn meiner jahrzehntelangen<br />

Thomas-Mann-Lektüre.<br />

Hier habe ich begriffen, was Literatur<br />

kann, dass sie nicht argumentiert, sondern<br />

in eine andere Tiefenschicht des<br />

Menschen hineingreift. Das tut natürlich<br />

das Kommunistische Manifest überhaupt<br />

nicht, es greift in keine Tiefen-,<br />

sondern in die Gehirnschicht.<br />

Literatur kann führen, wenn der Leser<br />

dafür empfänglich ist. Ich war ja ein<br />

emotional verhungertes Kind, und auch<br />

ein emotional verhungerter junger<br />

Mensch. Und deswegen führte mein Weg<br />

so schnell zu den Dingen, sei es zur bildenden<br />

Kunst, sei es zum Theater, zur<br />

Musik am wenigsten, weil ich für Musik<br />

zu dumm bin, sehr früh zur Lyrik und<br />

vor allen Dingen, also im weitesten Sinne,<br />

zur Literatur. Das brauchte ich, wie<br />

Spalierobst das Gitter braucht, um hochzuranken.<br />

Das hat mich ja vorher keiner<br />

gelehrt. Mein bürgerliches Elternhaus<br />

war grauenvoll, ich hatte keine Erziehung<br />

in dem Sinne, dass man mich irgendwohin<br />

klettern ließ, sondern ich<br />

wurde abgerichtet.<br />

Deswegen ist sehr früh die Welt der<br />

Literatur für mich zur Erfüllung meines<br />

Lebens geworden. Deswegen auch diese<br />

sehr frühe Bindung über Jahre hinweg an<br />

diesen Pastor. Ich hätte wahrscheinlich<br />

einen Feuermelder umarmt und geküsst<br />

und wäre mit dem ins Bett gegangen,<br />

falls man mit Feuermeldern, nicht mit<br />

Feuerwehrleuten ins Bett gehen könnte.<br />

Es ging nicht nur um die Sexualität, in<br />

diesen Jahren läuft man ja den ganzen<br />

Tag mit einer Erektion in der Hose rum,<br />

das ist normal, aber der „Pfaffe“ hat<br />

eben auch die Leere gefüllt – Wärme,<br />

Güte, Bildung. Und das alles hatte ich<br />

vorher nicht.<br />

KURT TUCHOLSKY: „DEUTSCHLAND,<br />

DEUTSCHLAND ÜBER ALLES“<br />

Mit 17 habe ich also Abitur gemacht, danach<br />

immatrikulierte ich mich und<br />

streunte viel herum, etwa durch die Kulturhäuser<br />

der Alliierten, das Maison de<br />

France oder Unter den Linden im Kulturzentrum<br />

der Sowjets, wo jetzt das<br />

Gorki-Theater ist. Und durch Antiquariate,<br />

auch wenn ich kein Geld hatte. Es<br />

gab in Ostberlin ein ganz berühmtes unter<br />

den Bögen des Bahnhofs Friedrichstraße,<br />

wo auch Brecht, Erich Arendt,<br />

Anna Seghers manchmal stöberten.<br />

Eines Tages fand ich ein Büchlein namens<br />

„Wilde Gesänge“ von einem Autor<br />

namens Theobald Tiger und war entzückt.<br />

Und wieder schlug mein Herz<br />

dem entgegen, ich hatte aber keine Ahnung,<br />

was ich in der Hand hatte. Das<br />

kostete, glaube ich, eine Mark, und der<br />

Buchhändler erzählte mir noch: Ja, das<br />

Fortsetzung auf Seite 52<br />

DPA/CHRISTIAN CHARISIUS<br />

Staffel 1, Folge 3:<br />

Der Frauentag<br />

Frauentag, dachte der Ressortleiter,<br />

und im selben Moment:<br />

mein Untergang! Kalt schwitzend<br />

wälzte sich er sich im Bett hin<br />

und her, es war halb vier am Morgen.<br />

Referenzgeschwader schossen ihm<br />

durch den Denkerkopf. Kafka! Verwandlung!<br />

Aber der Samsa konnte<br />

wenigstens noch als Käfer aufwachen!<br />

Er würde aufwachen und wäre<br />

immer noch Ressortleiter. Und außerdem<br />

wäre Frauentag. An Schlaf<br />

war gar nicht zu denken! Abgegriffene<br />

Formulierung, schauderte er.<br />

Würde er demnächst noch von „verkrusteten<br />

Strukturen“ sprechen, die<br />

„aufgebrochen“ werden müssten,<br />

oder der „Schere im Kopf“? Aber es<br />

half ja nichts: Heute war Frauentag.<br />

Gestern hatte der Horror begonnen,<br />

in der Themenkonferenz. Ein<br />

grauer Nachmittag ergoss sich in<br />

einen ebensolchen Konferenzraum,<br />

an dessen Wand bunte Magneten zu<br />

einem bieder-psychedelischen „Yeah!“<br />

geformt waren. „Themen“, sagte<br />

der Ressortleiter schneidend und<br />

kratzte sich den Fünftagebart, der<br />

ihm eine wildlässige Strenge ins<br />

Gesicht warf, fand er, Leidenschaft,<br />

das auch. „Ich will Themen!“<br />

Irgendetwas musste jetzt passieren:<br />

Das Seminar auf dem Land zur<br />

Neuausrichtung des Kulturressorts<br />

hatte nicht mehr als eine Rechnung<br />

von 17.000 Euro und schemenhafte<br />

Eindrücke kollektiven Nacktbadens<br />

hinterlassen. Der Ressortleiter stand<br />

unter Druck. Und in seinem Mailfach<br />

wieder nur Jazzfest Rottweil, Presse-<br />

Peter und Monika Grütters. Themen<br />

mussten her. „Themen!“, rief er wieder,<br />

inzwischen erregt.<br />

„Sonntag ist Frauentag“, sagte<br />

kühl die Autorin, die darauf bestand,<br />

nur als „die Autorin“ bezeichnet zu<br />

werden, und von der man sich erzählte,<br />

sie sei vom letzten Suhrkamp-Kritikerempfang<br />

auf einem<br />

Albino-Cashmere-Alpaka in den<br />

Frankfurter Hof geritten, so eine<br />

also. „Frauentag. Krass wichtig“,<br />

pflichtete ihr die Jungredakteurin bei<br />

und warf ihre loreleyhaften Haare<br />

von der einen auf die andere Seite.<br />

Die beiden blitzten einander zu,<br />

wissende, irgendwie verschworene<br />

Blicke, wie sie wohl nur Frauen austauschen<br />

können, dachte der Ressortleiter.<br />

War da was im Gange?<br />

„Hashtag wichtig“, twitterte zustimmend<br />

die junge Bloggerin, die an<br />

der Konferenz wie immer nur über<br />

Gammastrahlenzuschaltung teilnahm,<br />

eine Technologie, die von<br />

einem ausgegründeten Start-up in<br />

den Katakomben im fünften Untergeschoss<br />

des Verlagshauses entwickelt<br />

worden war. Das Kulturressort<br />

hatte keine Frauenquote, aber<br />

inzwischen immerhin einen freiwilligen<br />

Frauenanteil von 3,6 Prozent.<br />

Man musste also auf sie hören.<br />

Der Ressortleiter setzte an, markwortmäßig<br />

aufröhrend: „Frauen. F wie<br />

Feuilleton. F wie Frauen. Ein Frauielleton!“<br />

Er machte eine Pause, er<br />

hatte Sinn für Pathos. „Wir brauen<br />

mehr weibliche Themen. Sinnlichkeit.<br />

Glamour. Sex. Gefühl. Lebendigkeit.<br />

Wir müssen raus. Ran an die Frau! Das<br />

unbekannte Wesen. Wer ist noch Frau,<br />

wer Mann? Warum macht Sloterdijk<br />

mit seinen Haaren nicht Werbung für<br />

L’Oréal? Ingo Schulze, wissen wir doch<br />

alle, sieht aus wie Andrea Nahles. Was<br />

bedeutet das? Aussehen. Schein. Sein.<br />

Sosein. Dasein.“ Er redete sich in<br />

einen Rausch von Popheideggerrei<br />

hinein, der Stunden dauern und die<br />

Konferenz beschließen würde.<br />

Nun war der Tag da, und der Ressortleiter,<br />

gerädert, stand vorm Goldenen<br />

Turm, wie sie das Verlagshaus<br />

nannten. Auf der Leuchttafel ein<br />

riesiger Busen, darunter der Satz:<br />

„Wir sind Frau“.<br />

„Writer’s Block“ ist eine Axel Springer<br />

Produktion. Ähnlichkeiten mit lebenden<br />

Personen und realen Handlungen sind<br />

zufällig. Drehbuch der 3. Folge: Mara<br />

Delius, Andreas Rosenfelder.


48 KULTUR<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Die Verlockungen des Ruhestands:<br />

Videospiele, kiffen,<br />

Basketball im Fernsehen<br />

und zwischendurch Musik.<br />

So ungefähr muss man<br />

sich die vergangenen Jahre des amerikanischen<br />

Regisseurs John Carpenter vorstellen.<br />

Sein letzter Film „The Ward“<br />

kam 2010 ins Kino. Ob es je einen neuen<br />

geben wird, ist ungewiss. Carpenter<br />

sagt, eigentlich sei er dafür zu alt, er bewege<br />

sich nicht mehr so schnell. Was<br />

ihn nicht davon abgehalten hat, mit 67<br />

noch als Popmusiker zu debütieren.<br />

„Lost Themes“ hat er sein erstes Soloalbum<br />

genannt, das nun erschienen<br />

ist. Verlorene Melodien. Was einigermaßen<br />

in die Irre führt, weil es sich nicht<br />

um Stücke handelt, die er verlegt hatte,<br />

sie sind alle neu. Und streng genommen<br />

handelt es sich auch nicht um Carpenters<br />

Debüt. Knapp zwanzig Soundtracks<br />

hat er zeit seiner Karriere veröffentlicht,<br />

doch zu „Lost Themes“ gibt es keinen<br />

Film, obwohl das Album so klingt, als<br />

sollte es einen geben.<br />

In den 70er- und 80er-Jahren war<br />

John Carpenter der tollste Horror- und<br />

Actionfilmregisseur weit und breit. Mit<br />

„Assault on Precinct 13“ (Anschlag bei<br />

Nacht, 1976) hat er auf der Grundlage<br />

von Howard<br />

Hawks’ „Rio<br />

Bravo“ eine<br />

Art Zombiefilm<br />

ohne<br />

Zombies gedreht.<br />

Zwei<br />

Jahre später<br />

begründete er<br />

mit „Halloween“<br />

das<br />

Slasher-Genre.<br />

Für „Escape<br />

from New<br />

York“ (Die<br />

Klapperschlange,<br />

1981)<br />

hatte er die<br />

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VON HARALD PETERS<br />

Der neue Roman von<br />

MARTIN SUTER<br />

Zwei identische<br />

Geldscheine.<br />

Eine abgründige<br />

Verschwörung.<br />

Hochaktuell und<br />

atemberaubend.<br />

Idee, zwecks<br />

Verbrechensbekämpfung<br />

eine Mauer<br />

um Manhattan<br />

zu ziehen<br />

– eine interessante<br />

Maßnahme,<br />

die<br />

sich aus heutiger<br />

Perspektive bestimmt auch günstig<br />

auf die dortige Mietpreisentwicklung<br />

ausgewirkt hätte.<br />

Ein großes Budget gab es für seine<br />

Filme eigentlich nie. Bei seinem ersten<br />

Werk, der Science-Fiction-Parodie<br />

„Dark Star“, standen ihm 1974 nur<br />

60.000 Dollar zur Verfügung, weswegen<br />

das feindliche Alien von einem aufblasbaren<br />

Plastikball gespielt werden musste.<br />

Daran, einen Komponisten für den<br />

Soundtrack zu engagieren, war nicht zu<br />

denken. Carpenter übernahm die Aufgabe<br />

deshalb einfach selbst.<br />

Mit ein paar altertümlichen Röhrensynthesizern,<br />

die er kaum zu bedienen<br />

wusste, machte er sich ans Werk, und<br />

weil er dabei ebenso effizient wie kostengünstig<br />

vorging, sollte er fast seine<br />

gesamte Karriere als Filmemacher dabei<br />

bleiben. Für den Soundtrack „Assault<br />

on Precinct 13“ brauchte er nur einen<br />

Tag, doch das Hauptthema, eine fiese,<br />

im Schneckentempo dröhnende Basslinie,<br />

die sich geradewegs ins Bewusstsein<br />

fräst, während nebenbei das Metronom<br />

tickt, hinterließ Spuren in allen<br />

möglichen Bereichen der populären<br />

Musik: Techno, House, Dark Wave, Hip-<br />

Hop und Drone.<br />

Das nervöse Pianomotiv aus „Halloween“<br />

ist wahrscheinlich die bekannteste<br />

Horrorfilmmelodie überhaupt;<br />

„The Fog“ (Nebel des Grauens, 1980)<br />

war bereits Ambient Industrial, bevor<br />

es Ambient Industrial überhaupt gab;<br />

und die Soundtracks zu „Prince Of Darkness“<br />

und „Halloween II & III“ schufen<br />

die Grundlage für Nightdrive, ein<br />

wunderbares Genre, das Electropop bezeichnet,<br />

der für das nächtliche Autofahren<br />

auf weitgehend leeren, innerstädtischen<br />

Straßen gedacht ist. Carpenters<br />

jahrzehntealte Musik steckt<br />

heute in den Werken von Bands und<br />

Künstlern wie Zola Jesus, Chromatics,<br />

A$AP Rocky, Zombi und Geoff Barrows<br />

Drokk. Aber wie viel Carpenter steckt<br />

heute in Carpenter selbst?<br />

„Vortex“, dem ersten Stück des Albums<br />

nach zu urteilen, jede Menge. Alle<br />

bekannten Zutaten sind da, die simple,<br />

sich ständig wiederholende Pianomelodie,<br />

die nichts Gutes verheißt; der<br />

Rhythmus, der den Eindruck vermittelt,<br />

dass hier jemand auf der Flucht ist; und<br />

hier und da zur Akzentuierung ein paar<br />

nachhaltig unheilvolle Synthieflächen,<br />

die den Verdacht bestärken, dass der<br />

Grund zur Flucht vielleicht jemand wie<br />

Michael Myers ist, Carpenters berühmteste<br />

Filmfigur, die maskiert und mit einem<br />

riesigen Messer arglosen Teenagern<br />

nach dem Leben trachtet. Ein steter<br />

Spannungsaufbau mit einer Verschnaufpause<br />

in der Mitte – sind wir in<br />

Sicherheit? Haben wir ihn abgehängt? –,<br />

bis bei knapp<br />

fünf Minuten,<br />

zack, die Klappe<br />

fällt und<br />

Minimal,<br />

hoffnungslos,<br />

nasskalt<br />

Der Regisseur John<br />

Carpenter drehte früher<br />

geniale Horrorfilme. Jetzt,<br />

mit 67, bringt er sein erstes<br />

Popalbum heraus. Der<br />

Effekt ist derselbe<br />

320 S., Leinen, € (D) 23.90<br />

Auch als E-Book & Hörbuch<br />

Foto: © Alberto Venzago<br />

der nächste<br />

Film beginnt.<br />

Doch schon<br />

das zweite<br />

Stück „Obsidian“<br />

legt nah,<br />

dass Carpenter<br />

offenbar<br />

nicht in der<br />

Stimmung<br />

war, sich auf<br />

den klassischen<br />

Carpenter-Sound<br />

zu<br />

beschränken.<br />

Mehr eine<br />

Suite als ein<br />

Song, setzt er<br />

sich aus diversen<br />

Passagen<br />

zusammen,<br />

mal schnell,<br />

mal langsam,<br />

mal mit E-Gitarre,<br />

schwerem Georgel oder Klavier.<br />

Irgendwann taucht von irgendwoher<br />

ein elektronischer Chor auf, der aber<br />

gleich wieder verschwindet. Das klingt<br />

zwar ausgesucht filmisch, doch statt an<br />

Carpenter fühlt man sich eher an die<br />

italienische Progressive-Rock-Band Goblin<br />

erinnert, die in den Siebzigern und<br />

Achtzigern die Musik zu den beliebten<br />

Schlitzerfilmen von Dario Argento beisteuerte.<br />

Das könnte daran liegen, dass Carpenter<br />

ein Fan von Goblin ist, oder daran,<br />

dass er „Lost Themes“ mit seinem<br />

30-jährigen Sohn Cody aufgenommen<br />

hat, dem Gründer und einzigen Mitglied<br />

von Ludrium, einem weitgehend<br />

unbekannten Progressive-Rock-Projekt.<br />

Auch Carpenters Patensohn Daniel Davies<br />

war an den Aufnahmen beteiligt,<br />

Sänger und Gitarrist der Stoner-Band<br />

Year Long Disaster.<br />

Man muss sich die Entstehung von<br />

„Lost Themes“ eher als Zeitvertreib im<br />

familiären Rahmen vorstellen. Wenn<br />

die Jungs beim alten John daheim waren<br />

und es im Fernsehen gerade kein<br />

Basketball gab, haben sie sich die Zeit<br />

mit Hausmusik vertrieben. Irgendwann<br />

kam es dann so, dass Carpenter eine<br />

neue Rechtsanwältin hatte, die sich um<br />

seine Musikrechte kümmern sollte. Sie<br />

erkundigte sich, ob es vielleicht neue<br />

Musik von ihm gebe, woraufhin er ihr<br />

Stücke schickte, die mit Sohn und Patenkind<br />

entstanden. Kurz darauf hatte<br />

er einen Plattenvertrag.<br />

Was jetzt auf „Lost Themes“ zu hören<br />

ist, sind die nur leicht bearbeiteten<br />

Aufnahmen aus Carpenters Kellerstudio,<br />

komplett improvisiert und eigentlich<br />

nie zur Veröffentlichung gedacht.<br />

Weil Carpenter mittlerweile mit neuerem<br />

Equipment arbeitet, wird man auf<br />

dem Album das knarzige Gebrumme<br />

von Synthesizern der ersten Generationen<br />

vergeblich suchen, doch seine Vorliebe<br />

fürs Repetitive, seine Angewohnheit,<br />

mit Musik Geschichten zu erzählen,<br />

all das ist da. Man kann sich dazu<br />

gut das Treiben außerirdischer Invasoren,<br />

übler Serienkiller und korrupter<br />

Politiker vorstellen, die danach streben,<br />

das Volk in einem Polizeistaat zu unterjochen.<br />

Und wer bis zum Schluss durchhält,<br />

wird von Carpenter mit einem<br />

Stück belohnt, das so Carpenter-mäßig<br />

minimal, hoffnungslos, nasskalt und<br />

duster ist, dass es den Titel „Night“ völlig<br />

zu Recht trägt.<br />

John Carpenter: „Lost Themes“<br />

(Sacred Bones)<br />

Geschichte wiederholt<br />

sich nicht. Was<br />

war, war. Auch das<br />

luxuriöse Hofzeremoniell,<br />

mit dem<br />

der türkische Präsident<br />

Recep Tayyip<br />

Erdoğan in seinen Prunkpalast gezogen<br />

ist, bringt die Glorie osmanischen Herrschertums<br />

nicht mehr zurück.<br />

Vielleicht kann man deshalb auch<br />

nicht allzu viel lernen vom Clash der<br />

Kulturen am Beginn der Neuzeit, vom<br />

Gemetzel auf den Schlachtfeldern, vom<br />

Wissenstransfer der gebildeten Stände,<br />

vom mächtigen Sultan, der sich mit<br />

Papst und Kaiser die Welt aufteilte. Aber<br />

faszinierend ist es schon, noch einmal<br />

die alten Kostüme und Kulissen auf die<br />

Bühne zu holen und mit ihnen ein Stück<br />

aufzuführen, in dem noch kein Mensch<br />

darüber nachdenkt, ob man ein Einwanderungsland<br />

sein will oder nicht.<br />

VON HANS-JOACHIM MÜLLER<br />

Damals standen die Türken vor Wien.<br />

Und wenn nicht im Oktober 1529 der<br />

drohende Wintereinbruch die Belagerer<br />

zum Rückzug gezwungen hätte, sähe sie<br />

wohl anders aus, die große Schau, die<br />

jetzt im Palais des Beaux-Arts in Brüssel<br />

eröffnet worden ist. Und nichts wirklich<br />

Schönes wäre von „Sultans Welt“ zu berichten,<br />

hätte es nicht einen trefflichen<br />

Holzschneider wie Hans Guldenmundt<br />

gegeben, der uns ein riesenhaftes<br />

Plüschtier als Kamel überliefert, „das hat<br />

ein puckel auff seym ruck Darauff sitzet<br />

ein rechter Mammaluck“.<br />

Und wenn es auch ein wenig übertrieben<br />

scheint, wie auf einer zeitgenössischen<br />

Weltkarte die verfeindeten Hemisphären<br />

Abendland und Morgenland zur<br />

harmonischen Herzform verschweißt<br />

werden, dann ist doch richtig, dass die<br />

gewaltige Expansion des osmanischen<br />

Reiches nicht nur Furcht und Dämonisierung<br />

auslöste, sondern auch intellektuelle<br />

Herausforderung und sinnliche<br />

Verlockung bedeutete.<br />

In einer Dynamik, mit der seinerzeit<br />

Alexander der Große sein makedonisches<br />

Imperium bis nach Indien ausgedehnt<br />

hatte, setzten sich die Osmanen in<br />

Kleinasien fest, eroberten die alte byzantinische<br />

Kapitale Konstantinopel und<br />

stürmten mit ihren Janitscharen-Heeren<br />

auf ein Europa zu, das gerade dabei war,<br />

sich aus dem Korsett mittelalterlicher<br />

Vorstellungen zu befreien.<br />

Zur großen Zumutung der Verstandeskraft<br />

war die Erde ein wenig runder geworden.<br />

Entdeckungsreisen führten über<br />

Meere hinaus, hinter denen früher die<br />

Welt abbrach. Derweil grub die Renaissance<br />

in den Weinbergen, die über die<br />

römischen Ruinen gewachsen waren,<br />

und brachte staunenswerte Überbleibsel<br />

der antiken Kunst an den Tag. Und das<br />

stolze Subjekt, die exemplarische Bewusstseinsfigur<br />

der humanistischen<br />

Epoche, nahm mit Interesse wahr, dass<br />

es auch anderswo stolze Subjekte gab.<br />

Gentile Bellini, der die venezianische<br />

Malerei mit den allersamtigsten Tönen<br />

versah, porträtiert den Sultan Mehmed<br />

II. wie einen Grande aus dem Geschlecht<br />

der Medici. Nobel reiht sich<br />

sein Bildnis ein in die Galerie der Führungskräfte<br />

des späten 15. Jahrhunderts,<br />

und niemand, der es seiner Eminenz ankreiden<br />

wollte, dass ihr die imperiale Mischung<br />

aus Kulturüberlegenheit und<br />

Machtanspruch bis unter den Turban<br />

anzusehen ist.<br />

Auch in anderen Groß-Maler-Ateliers<br />

gingen die Würdenträger mit den voluminösen<br />

Kopfbedeckungen ein und<br />

aus. Paolo Veronese hat eine ganze Ahnenreihe<br />

zu liefern: Bayezid I., Mehmed<br />

II., Süleyman den Großen, Osman I. Bravourös<br />

meistert er Charakterunterschiede<br />

und Genealogie. Und wenn er Osman<br />

I. mit Alterstragik umflort, kann man an<br />

Raffael und sein umschwärmtes Bildnis<br />

von Papst Julius II. denken. Andererseits<br />

gibt die Bellini-Werkstatt Mehmed II. so<br />

viel maskuline Anmut, dass das Bild heute<br />

in der fantastischen Sammlung des<br />

Museum of Islamic Art im katarischen<br />

Doha hängt. Tizian schließlich fiel das in<br />

der Männergesellschaft besondere Privileg<br />

zu, Süleymans Tochter Cameria malen<br />

zu dürfen. Es ist das Bild einer adretten<br />

jungen Frau, die ohne gold verbrämte<br />

Oberbekleidung auch als büßende<br />

Magdalena durchgehen würde.<br />

Man unterhält gute Geschäftsbeziehungen.<br />

Es ist ein bisschen wie heute,<br />

wenn der Scheich in die Schweiz kommt,<br />

um sich die Zähne richten zu lassen. Mit<br />

dem Begriff Kulturaustausch sollte man<br />

vorsichtig sein. Dass der Kundendienst<br />

italienischer Maler zu einem Aufbruch<br />

der islamisch dirigierten Künstler geführt<br />

hätte, kann man nicht behaupten.<br />

Die Bildniskunst im osmanischen Reich<br />

bleibt so flächig und schematisch, wie<br />

sie es seit Jahrhunderten war.<br />

In umgekehrter Richtung sind die Einflüsse<br />

ungleich stärker. Und wenn man<br />

die Kulturgeschichte Europas im 16.<br />

Jahrhundert ein wenig Revue passieren<br />

lässt, wie das in der imposanten Brüsse-<br />

Westöstlicher<br />

Turban<br />

Große Kopfbedeckungen und<br />

exotische Tiere gehen immer:<br />

Eine Brüsseler Schau erforscht<br />

die Orient-Begeisterung<br />

der Renaissance<br />

© COLLECTION BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN, MÜNCHEN<br />

Anderswo gibt<br />

es auch stolze<br />

Subjekte: Sultan<br />

Bayezid I.,<br />

gemalt vom<br />

Italiener Paolo<br />

Veronese<br />

ler Ausstellung geschieht, dann sieht<br />

man, wie sich die Nachrichten und Informationen<br />

mit Fantasien mischen und<br />

die exotischen Reize allmählich auch<br />

nördlich der Alpen ankommen. Auf einer<br />

wunderbaren Zeichnung bietet der Colmarer<br />

Martin Schongauer vier mutmaßliche<br />

elsässische Nachwuchs-Modelle<br />

auf, die sich die Haare im türkischen Stil<br />

hochgebunden haben. Und auch Albrecht<br />

Dürer macht auf seiner ersten<br />

Italienreise Bekanntschaft mit drei „orientalischen“<br />

Respektspersonen. Die Nase<br />

der dunkelhäutigen ist ihm etwas<br />

knubbelig geraten, sodass man an Karikatur<br />

denken könnte.<br />

Wie man sich überhaupt nie ganz sicher<br />

ist, wie ernst man Heere und Herren<br />

genommen hat. Und wenn sich die<br />

Kriegs-Illustratoren berichten haben lassen,<br />

dann würzen sie ihr Hauen und Stechen<br />

immer mit einer Prise Propaganda.<br />

Bei Leonhard Beck, der die Schlacht auf<br />

dem Krbava-Feld im Holzschnitt verarbeitet<br />

hat, schwingen die osmanischen<br />

Elite-Soldaten das Krummschwert und<br />

schneiden Nasen und Köpfe ab. Der italienische<br />

Musiker und Maler Gabriele<br />

Tola sieht das Ende aller Tage angebrochen.<br />

Mit dem Wandschmuck eines Raumes<br />

beauftragt, der an die Kapelle des<br />

Dresdener Schlosses angrenzte, hat er<br />

eine Reihe düsterer Entwurfs-Zeichnungen<br />

vorgelegt. Zwei haben sich erhalten:<br />

Die eine zeigt die türkische Herrschaft<br />

über die Welt, die andere den Zusammenbruch<br />

des türkischen Reichs. Man<br />

könnte ohne Bildunterschrift nicht sagen,<br />

was Übermacht oder Untergang ist.<br />

Dass die „Weisen aus dem Morgenland“,<br />

die dem neugeborenen Christuskind<br />

ihre Aufwartung machen, jetzt oft<br />

Turban tragen, ist natürlich auch eine<br />

Bildbotschaft, die gut verstanden wurde:<br />

Da können die islamischen Eindringlinge<br />

noch so fürchterlich vor den Wiener Toren<br />

poltern, zuletzt kommen sie dann<br />

doch mit Weihrauch und Myrrhe und<br />

fallen vor der Kirche auf die Knie.<br />

Andererseits schöpft das Jahrhundert<br />

mit sichtlichem Vergnügen aus den kuriosen<br />

Beständen, in die sich der Kulturimport<br />

auf dem medialen Weg der<br />

Mundpropaganda verwandelt hat. Tiere<br />

sind immer gut. Ein- und mehrhöckrige<br />

Kamele mit Bärten, wie ihn auch der<br />

finstere Sultan Hayreddin Barbarossa getragen<br />

hat. Oder die Giraffe, die dem<br />

Florentiner Stadtfürsten Lorenzo de’<br />

Medici geschenkt worden ist und die auf<br />

dem Bildchen von Niklas Stör einherstolziert,<br />

als habe sie einen Grundkurs<br />

an der Wiener Hofreitschule hinter sich.<br />

Auch Elefanten sind jetzt in Mode. So<br />

sehr, dass man in Nürnberg erwog, sie<br />

als Lastfahrzeuge zum Transport schwerer<br />

Feuerwerksaufbauten einzusetzen.<br />

Am liebsten hatte man schon damals<br />

die touristische Perspektive. Und wer<br />

wie Melchior Lorck in Flensburg aufbrach<br />

und nach Konstantinopel reiste,<br />

um dort den spitzhütigen Koch der Janitscharen-Kompanie<br />

zu konterfeien, der<br />

konnte mit guten Gründen und gutem<br />

Gewissen Werbung für seine Reportage<br />

machen: „Dess Weitberühmbten, Kunstreichen<br />

und Wolerfahrnen Herren Melchior<br />

Lorichs, Flensburgensis, Wolgerissene<br />

und geschnittene Figuren zu Ross<br />

und Fuss, sampt schönen türckischen<br />

Gebäwden, und allerhand was in der<br />

Türckey zu sehen, Alles nach dem Leben<br />

und der perspectivae Jederman vor Augen<br />

gestellet, hamburg, 1626“. Dass sich<br />

das gebildete 18. Jahrhundert dann noch<br />

einmal in Sultans Welt hineinfantasieren<br />

wird, ist eine andere Geschichte.<br />

Ein Besuch des türkischen Präsidenten<br />

in der Brüsseler Schau ist nicht bekannt.<br />

Vielleicht wäre es ja eine Genugtuung,<br />

wenn man ihn vor Tizians Dame<br />

im blauen Kleid führte und ihm erzählte,<br />

dass die Schöne im habsburgischen Bilder-Inventar<br />

lange als<br />

„türkische Frau mit jungem<br />

Moor“ geführt wurde<br />

und heute korrekt<br />

„Laura Dianti mit<br />

schwarzem Pagen“<br />

heißt.<br />

Etwas misstrauisch<br />

blickt man vor dem<br />

Hintergrund heutiger Parallelgesellschaften<br />

auf jene kulturgeschichtliche Phase<br />

wechselseitiger Faszination. Man ließ die<br />

Janitscharen los, ohne sie wüten zu lassen.<br />

Man verbündete sich mit der Kultur,<br />

in die man einbrach, und kein osmanischer<br />

Triumph hätte die irdischen Geschäfte<br />

behindert oder den Weg zum venezianischen<br />

Maler versperrt, bei dem<br />

man sein Porträt bestellte.<br />

Soll man sagen, ein Fall gelungener<br />

Integration, wenn Sultan Bayezid II. am<br />

9. Oktober 1502 in bestem Italienisch an<br />

König Alexander von Polen schreibt und<br />

ihm einen fünfjährigen Frieden anbietet?<br />

Friede war nie, aber die Renaissance-Tugend<br />

der Courtoisie, das Interesse am<br />

fremden anderen lässt die Epoche doch<br />

in ein paar friedlichen Farben leuchten.<br />

Palais des Beaux-Arts Brüssel: Die Welt<br />

des Sultans. Der osmanische Orient in der<br />

Renaissancekunst; bis 31. Mai


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50 KULTUR KULTUR 51<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

„Denken und Gehen – da haben<br />

wir die großen Themen des<br />

Lebens.“ Westbam, kurz vor<br />

seinem fünfzigsten Geburtstag<br />

„Techno<br />

hat Ordnung<br />

in mein Leben<br />

gebracht<br />

“<br />

Ohne ihn ist das Nachtleben der vergangenen<br />

dreißig Jahre nicht denkbar. Kommende<br />

Woche wird Westbam fünfzig Jahre alt und<br />

veröffentlicht seine Autobiografie. Ein<br />

Gespräch mit dem klügsten DJ Deutschlands.<br />

Von Benjamin von Stuckrad-Barre<br />

CHRISTIAN WERNER; ANDREAS BLECKMAN<br />

Mitte der Neunzigerjahre hatte Techno<br />

gewonnen. Techno lief plötzlich in<br />

der Warteschleife der Telekom, in der<br />

CDU-Werbung, überall. Es war endgültig<br />

Volksmusik.<br />

Ich bin ein Sohn der Alternativkultur.<br />

Aber das Neue Mitte der Neunziger war<br />

eben gerade, dass es dazu eine Pop-Kultur<br />

gab. Und das ist in der ganzen Moderne<br />

immer die Forderung, dass die<br />

Kunst das ganze Volk erreicht. Dieses<br />

Kunstwerk war natürlich erst dann vollendet,<br />

als alles so überdreht und übertrieben<br />

war, dass es zusammenbrach.<br />

Im Buch bezeichnest du die Neunzigerjahre<br />

als „Jahrzehnt der Überdosierungen“.<br />

Das waren sie wohl, in vielerlei Hinsicht.<br />

Der hässliche kleine Bruder des Mauerfalls<br />

war ja der erste Irakkrieg, „Desert<br />

Storm“. Die Euphorie war ja, man könne<br />

ohne eigene Verluste mit „Smart Bombs“<br />

all den Unterdrückten dieser Welt zielgenau<br />

die Freiheit herbeibomben. Man<br />

muss wohl leider zugeben, dass diese<br />

Stimmung den Aufstieg von Techno in<br />

den Neunzigern begünstigt hat.<br />

Bis zum 11. September 2001. Im Buch<br />

beschreibst du, wie ihr in eurer Plattenfirma<br />

vor dem Fernseher saßt, es<br />

wurde geweint, Drogendealer wurden<br />

bestellt, und abends verkündete Peter<br />

Scholl-Latour das Ende der Spaßgesellschaft.<br />

Das war dann genau der gegenteilige<br />

Schock, man merkte, nein, unsere wunderbaren<br />

Werte lassen sich leider doch<br />

nicht herbeibomben. Wie stehen wir eigentlich<br />

da? Wir haben überhaupt keine<br />

Werte mehr. Die anderen haben wenigstens<br />

ihren Glauben. Und die wollen<br />

nichts mit uns zu tun haben. Die hassen<br />

uns sogar.<br />

Plattenauflegen geht schon auch komplett<br />

nüchtern und wird dann sogar<br />

besser teilweise. Aber da ist man auch<br />

Pawlowscher Hund: Ich bin so dran gewöhnt,<br />

dass ich dann auch ein alkoholisches<br />

Getränk zu mir nehme<br />

zum Beispiel und mir das<br />

erstmal nicht einfällt, das zu unterlassen.<br />

Wohlgemerkt, hier zuhause<br />

habe ich keinen Alk im<br />

Kühlschrank. Wenn ich die Veranlagung<br />

zum Alkoholiker hätte,<br />

wäre ich das längst. Aber offensichtlich<br />

ist das nicht mein Ding.<br />

Ich trinke wirklich nur bei der<br />

Arbeit.<br />

Und andere Drogen sind wahrscheinlich<br />

auch wirklich hinderlich<br />

beim Plattenauflegen?<br />

Drogen beim Plattenauflegen sind<br />

ganz schlecht, die meisten. Bei<br />

Ecstasy weißt du schlicht nicht, was du<br />

tust. Bei Kokain bist du irgendwann zu<br />

verstört und zu sehr mit dir selbst beschäftigt.<br />

LSD geht natürlich auch nicht,<br />

das wussten ja schon die Hippies, dass<br />

man sich auf LSD nur unter einen Baum<br />

setzen kann. Ein bisschen Alkohol, das<br />

ist eigentlich das Einzige, das geht. Vielleicht<br />

auch Speed, das ist ja in dem Sinne<br />

keine Droge, sondern es macht dich<br />

einfach wach. Aber das ist mir auch zu<br />

asozial, das macht keinen Spaß.<br />

„<br />

Nein, ich bin überhaupt<br />

kein Nachtmensch.<br />

Ich bin Frühaufsteher<br />

und Frühzubettgeher<br />

Dein Überlebenstipp?<br />

Nicht zuletzt: mitdenken. Das ist etwas,<br />

was einen jung erhält und das unheimlich<br />

gesund ist – Mitdenken, Denken überhaupt.<br />

Das Denken ist in der Lage, einen<br />

Körper, der eigentlich nicht mehr mitmacht,<br />

über Jahrzehnte am Leben zu halten.<br />

Stephen Hawking zum Beispiel, wenn<br />

der nicht so ein großer Physiker wäre und<br />

so ein großer Denker, wäre der, glaube ich,<br />

schon vor dreißig Jahren gestorben. Oder<br />

Thomas Bernhard mit seinen Lungenkrankheiten<br />

ab der Kindheit. Wenn der<br />

nicht so ein großer Kopf gewesen wäre,<br />

wäre der schon als Twen gestorben. Denken,<br />

so glaube ich, denken ist total gesund.<br />

Du bist berühmt dafür, leise murmelnd,<br />

denkend vor dich hinzugehen.<br />

Denken und Gehen – da haben wir die<br />

großen Themen des Lebens. Ich habe<br />

mir mal so ein Fitnessarmband<br />

geholt und festgestellt, an einem<br />

normalen Tag laufe ich 14 Kilometer<br />

nur hier durch die Wohnung.<br />

Ich kann nicht so gut sitzen,<br />

das hat mich in der Schulzeit<br />

schon genervt. Deshalb laufe<br />

ich rum. Entweder ich liege oder<br />

ich gehe.<br />

Nun ist es draußen dunkel geworden.<br />

Die Nacht, dein<br />

Freund?<br />

Nein, ich bin überhaupt kein<br />

Nachtmensch. In den Neunzigern<br />

und auch in den Achtzigern<br />

dachte ich, ich wäre ein Nachtmensch.<br />

Aber ich bin Frühaufsteher<br />

und Frühzubettgeher. Von meiner<br />

ganzen Natur her bin ich eigentlich jemand,<br />

der spätestens um 22 Uhr im<br />

Bett liegen muss und spätestens auch<br />

um sieben wieder aufzustehen hat. Das<br />

ist tatsächlich so. Das ist auch einer der<br />

Gründe, weswegen ich kaum noch ausgehe.<br />

Ich bin einfach von meinem<br />

Rhythmus her nicht dafür gemacht. Für<br />

meine Auftritte nachts kann ich ein<br />

bisschen vorpennen. Da stelle ich den<br />

Wecker.<br />

JEDES UNRECHT HAT SEINEN PREIS<br />

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Berlin Prenzlauer Berg, ein Nachmittag<br />

Ende Februar. Zuhause bei DJ Westbam,<br />

in der Küche. Zu seinem fünfzigsten Geburtstag<br />

hat der große Nachtlebenerzähler,<br />

der er immer schon war, seine Autobiografie<br />

geschrieben („Die Macht der<br />

Nacht“, erscheint am 6. März bei Ullstein).<br />

Anlass, zurückzuschauen auf sein<br />

Leben und seine Karriere.<br />

Als es draußen schon dämmert, kommen<br />

seine beiden Söhne nach Hause, er<br />

unterhält sich mit ihnen, wie so der Tag<br />

war, dann dürfen sie vor den Fernseher,<br />

er kommt zurück in die Küche, macht<br />

endlich das Licht an – und weiter geht’s.<br />

WELT AM SONNTAG: Um gleich jeden<br />

Verdacht kritisch-journalistischer<br />

Distanz auszuräumen, zunächst<br />

der Hinweis: Ich bin großer<br />

Westbam-Fan, immer schon gewesen,<br />

außerdem kennen wir uns seit fast<br />

zwanzig Jahren und duzen uns. So.<br />

WESTBAM: Das ist doch wunderbar.<br />

Zu deinem fünfzigsten Geburtstag<br />

veröffentlichst du nun deine Autobiografie.<br />

Bemerkenswert ist ja erstmal,<br />

dass dieses Buch tatsächlich erscheint.<br />

Ist das so?<br />

Ein Topos des Nachtlebens sind doch<br />

all die im Rausch erdachten, aber natürlich<br />

niemals geschriebenen Bücher,<br />

die nicht gegründeten Firmen,<br />

die nicht gedrehten Filme, die nicht<br />

gemachten Platten, die nie umgesetzten<br />

Pläne.<br />

In dem Sinne bin ich eben wirklich kein<br />

Mensch des Nachtlebens. Ich habe eine<br />

allergrößte Freude an vollendeten<br />

Werken.<br />

B<br />

„Über gelungene Arbeiten freut er<br />

sich sehr.“<br />

So stand es in meinem Schulzeugnis in<br />

der ersten Klasse. Und das stimmt. Der<br />

Sechsjährige, der da beschrieben wird,<br />

der bin ich noch heute. Heute war ich<br />

im Studio, und wir haben zwei Lieder<br />

fertig gemacht. Wunderbar, ein geglückter<br />

Tag.<br />

Deinen Eltern war es, so schilderst<br />

du es, ziemlich egal, ob du gut in der<br />

Schule bist.<br />

Ich war nie ein besonders brillanter<br />

Schüler, aber glücklicherweise vermittelten<br />

mir meine Eltern, das zählt alles<br />

nicht. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben.<br />

Wenn die Lehrer mir das Gefühl<br />

gaben, ich sei eine Gurke, sagten meine<br />

Eltern, nein, die Lehrer sind Gurken<br />

und du bist genial. Diese Hypothese ist<br />

mir später wahrscheinlich nützlich<br />

gewesen.<br />

Du hattest Hippie-Eltern.<br />

Das würde meine Mutter so natürlich<br />

nicht gerne hören. Aber es gab bestimmte<br />

Merkmale, die diese Deutung zulassen<br />

– lange Haare, Batikhemden, selbstgenähte<br />

Klamotten und jede Menge Leute,<br />

die bei uns ein- und ausgingen.<br />

Eher antiautoritäre Erziehung.<br />

Antiautoritäre Erziehung, absolut.<br />

Worin erkennt Westbam, Vater zweier<br />

Kinder, nun in seiner Vaterrolle Zitate<br />

der eigenen Erziehung?<br />

Konsumkritik vielleicht, aber eher parodistisch.<br />

Wenn es wieder so übertrieben<br />

viele, übertrieben teure Weihnachtsgeschenke<br />

gibt, sage ich immer: Wir hätten<br />

uns früher über ein Paar Gummistiefel,<br />

Nüsse und eine Orange gefreut. Aber das<br />

waren eigentlich die Sprüche meines Vaters,<br />

der hat in unserer Familie in Bezug<br />

auf irgendwelche Weihnachtswünsche<br />

den Begriff geprägt: „die Perversion der<br />

Wünsche“.<br />

Wenn man antiautoritär erzogen<br />

wurde, erzieht man dann später eher<br />

autoritär, als Gegenbewegung?<br />

Was Erziehung angeht, gibt es wenig<br />

Menschen, die mehr im Mainstream sind<br />

als ich. Das weiß inzwischen auch jeder<br />

AfD-Wähler, dass man Kinder nicht<br />

schlägt, auch nicht mit Würde. Bei Kindererziehung<br />

geht es nicht darum, dass<br />

man ein geiles Konzept hat, sondern<br />

dass es für die Kinder okay ist.<br />

Kann man antiautoritär lernen, ein<br />

Musikinstrument zu spielen?<br />

Ich jedenfalls habe es nicht gelernt, und<br />

das hat wohl damit zu tun. Meine Eltern<br />

hätten mich nirgendwo gegen meinen<br />

Willen hingeschickt. Meine Familie war<br />

ohnehin sehr unmusikalisch. Bei uns<br />

wurde auch nicht gesungen.<br />

Dass Marschmusik deine erste Lieblingsplatte<br />

war, ist ein bisschen Legende?<br />

Nein, das war schon so. Das kam über<br />

Karneval. In Münster gab es Karneval.<br />

Da lief Marschmusik, man trug Uniformen,<br />

das Kawusch-Kawusch fand ich<br />

gleich gut.<br />

Eine Vorform der Love-Parade.<br />

Das war natürlich die Love-Parade, und<br />

es war natürlich auch Anti-Hippie, die<br />

Uniformen, das Marschieren, all diese<br />

Sachen, die wir eigentlich nicht machen<br />

sollten. Wobei, mein Vater war da ambivalent.<br />

Er war schon Hippie, aber er war<br />

auch Rheinländer und also Karnevalist.<br />

Deshalb waren wir auch zusammen bei<br />

diesen Umzügen. Und da hat mich besonders<br />

fasziniert dieses Vorangehen<br />

mit dem Marschierstab, der Taktgeber,<br />

das war es tatsächlich. Wobei jede Lebensschilderung<br />

natürlich auch immer<br />

die eigene Erfindung ist.<br />

Hattest du anfangs Vorstellungen,<br />

wie lange man das machen kann, DJ<br />

sein?<br />

Natürlich nicht. Ich hätte das auch eher<br />

beklemmend gefunden, mit achtzehn zu<br />

wissen, dass ich das mit fünfzig immer<br />

noch tun werde. Aber nun ist es so gekommen.<br />

Und es hat mich geprägt und<br />

auch erhalten, eine künstlerische Perspektive<br />

im weitesten Sinne zu haben,<br />

auch als Lebensperspektive. Wenn du<br />

heute DJ wirst, dann ist das eine Perspektive,<br />

es ist ein akzeptierter Berufsstand.<br />

Aber als ich damit anfing, etwa<br />

1983, da war das natürlich wirklich der<br />

Plattenaushilfsjunge. Der stand auf einem<br />

Level mit den Thekenleuten und einen<br />

Schritt unter der Security – und null<br />

auf irgendeiner künstlerischen Ebene.<br />

Der Beruf DJ und diese Art Musik<br />

handeln natürlich von Jugend. Wie<br />

nimmst du dich beim Auflegen selbst<br />

wahr – dein Alter in Bezug auf das Alter<br />

des Publikums, das ja in der Regel<br />

weit darunter liegt?<br />

Meine Erfahrung sagt mir, dass eine Generation<br />

im Nachtleben etwa fünf, sechs<br />

Jahre dauert. Das ist die normale Zeitspanne,<br />

die ein Mensch intensiv im<br />

Nachtleben verbringt. Mit dreißig gehört<br />

man wirklich schon zu den älteren Herrschaften,<br />

zu den Überlebenden. Leute,<br />

die sich in meinem Alter noch regelmäßig<br />

in Clubs aufhalten, das sind entweder<br />

Freaks oder Leute wie ich, die – das<br />

muss man so hart sagen – davon leben.<br />

WESTBAM<br />

DJ<br />

Maximilian Lenz wurde am 4. März 1965<br />

in Münster geboren. Ursprünglich<br />

vom Punk kommend, arbeitet er seit<br />

Anfang der Achtzigerjahre als DJ und<br />

führt den Künstlernamen Westbam,<br />

eine Zusammensetzung aus seinem<br />

Vorbild Afrika Bambaataa und seiner<br />

Heimat Westfalen. Vor genau dreißig<br />

Jahren erschien sein Manifest „Was ist<br />

Record Art?“, in dem er die Grundzüge<br />

der just entstehenden Musikgattung<br />

skizzierte. Rasch entwickelte er sich zu<br />

einem Pionier des deutschen Techno.<br />

Westbam war Mitbegründer der Love-<br />

Parade und der Mayday. Er hatte<br />

zahlreiche Hits in Deutschland und in<br />

den internationalen Charts und legt bis<br />

heute weltweit auf.<br />

Immer dabei zu sein, über Jahrzehnte,<br />

dort aber nichts anderes zu tun zu haben,<br />

als mitzufeiern, das ist ja dann doch<br />

etwas trostlos.<br />

Besser, wenn man dort etwas zu tun<br />

hat.<br />

Mir war das früh schon sehr angenehm,<br />

dass ich so ein Plätzchen habe im Nachtleben,<br />

nämlich hinter den Plattentellern.<br />

Dadurch konnte ich da ein bisschen länger<br />

bleiben, ohne mich zum Affen zu machen.<br />

Das private Ausgehen entfällt dann<br />

irgendwann.<br />

Es reduziert sich zumindest stark. Ich<br />

habe im Laufe der Jahre einige tausend<br />

Partys erlebt, auf der ganzen Welt, und<br />

natürlich wirklich auch viele von den unglaublichsten<br />

Partys. Deshalb bin ich abseits<br />

davon mittlerweile nur noch<br />

schwer vor die Tür zu bewegen. Momentan<br />

spiele ich ungefähr einmal pro Woche.<br />

Es gibt auch ein paar Wochen im<br />

Jahr, in denen ich dreimal spiele. Aber<br />

das ist dann eigentlich schon schrecklich.<br />

Da muss ich mich fürchterlich anstrengen.<br />

Aber darum geht es ja in der<br />

Kunst immer: sich anzustrengen und es<br />

dabei ganz leicht aussehen zu lassen.<br />

Dein früh gewählter Künstlername<br />

„Westbam“ kannte schon die Musik,<br />

für die er einst stehen wird.<br />

Der vollständige Text meines allerersten<br />

Liedes lautete: „Bumbumbum“. Das ist<br />

jetzt dreißig Jahre her, im Nachhinein erscheint<br />

es fast seherisch. Bam mit bum.<br />

Die großen Westbam-Hits sind sehr<br />

mathematisch aufgebaut. Man hört<br />

sie und freut sich am zwingenden<br />

Aufbau. Komplex, aber simpel.<br />

Anfangs war meine Musik extrem unordentlich.<br />

Ich habe das erst später kapiert,<br />

nee, Musik handelt von Ordnung.<br />

Das sind so Einsichten, die einem die antiautoritäre<br />

Erziehung eher nicht vermittelt.<br />

Antiautoritäre Erziehung tendiert<br />

immer zum Free Jazz.<br />

Eine Clubnacht, das ist ja ein komplexer<br />

Organismus, der auch eine gewisse<br />

Logik in der Musik fordert, weil<br />

sie sonst einfach nervt.<br />

Das stimmt. Techno hat mich ordentlicher<br />

gemacht.<br />

Westbams Telefon klingelt. Kein Smartphone,<br />

es ist tatsächlich ein sehr altes, simples<br />

Nokia-Telefon. Er schaut kurz drauf, stellt<br />

es dann leise.<br />

Ist das echt ein Nokia-Handy?<br />

In der Tat. Das ist mein Handy.<br />

Keine Musik da drauf?<br />

Da ist keine Musik drauf. Man kann damit<br />

– telefonieren. Und SMS schicken.<br />

Ich habe mich oft genug als Avantgardist<br />

gefühlt, beim Telefonieren halte ich<br />

es nicht für notwendig. Vor einem Apple-Store<br />

zu zelten, ist für mich keine<br />

Option.<br />

Die heute gängigen Telefone ermöglichen<br />

es nicht nur, damit Musik herzustellen,<br />

sondern auch sämtliche jemals<br />

veröffentlichte Musik jederzeit<br />

zu erkennen und anzuhören.<br />

Früher zeichnete sich ein DJ aus durch<br />

den Besitz sehr seltener Platten, die in<br />

der Stadt möglichst niemand außer ihm<br />

hatte, importiert aus Chicago und sonstwoher.<br />

Solche Platten hat man dann besonders<br />

herausgestellt und zum Glänzen<br />

gebracht, damit die Leute dachten, wow,<br />

was ist das? Das entfällt heutzutage.<br />

Entfällt damit auch dieses für den DJ<br />

ja sehr angenehme Frauenkennenlernmittel,<br />

nämlich zu wissen, wie<br />

das Lied heißt?<br />

Wie das Lied heißt, wollten die Frauen<br />

noch nie wissen. Das interessierte immer<br />

nur Männer. Die seltsame Begeisterung<br />

der Frauen für DJs ist eine fehlgeleitete<br />

Prägung, weil sie den DJ irrtümlicherweise<br />

für den Rudelführer halten,<br />

obwohl er meistens der größte Versager<br />

im ganzen Laden ist. Das ist eine Laune<br />

der Natur – die hier umschlägt in eine<br />

Laune der Kultur.<br />

Gut für den DJ bleibt: Frauen kommen<br />

an und wünschen sich bestimmte<br />

Lieder.<br />

Das stimmt. Wenn es Männern im Club<br />

nicht gefällt, dann gehen sie weg. Frauen<br />

aber wollen dann was verändern. Sie gehen<br />

zum DJ hin, beschweren sich und<br />

wünschen sich Lieder.<br />

Zusammen eine Lösung finden.<br />

Ja ja, so in der Art.<br />

Der frühe Westbam: Maximilian Lenz, damals noch Punk, 1981 in Berlin<br />

Wenn man die Geschichte von Techno<br />

mal Guido-Knopp-artig erzählt,<br />

Achtung, steile These: Techno dauerte<br />

vom Mauerfall bis Nine Eleven.<br />

Man sagt ja immer, das Thema finde den<br />

Künstler und nicht umgekehrt. Es ist darüber<br />

hinaus auch so, dass das Publikum<br />

den Künstler findet, in dem sich die Zeit<br />

perfekt spiegelt. Und meine Musik hat<br />

nun in die Zeitspanne zwischen diesen<br />

beiden Zäsuren glücklicherweise besonders<br />

gut gepasst. Die Neunzigerjahre hätten<br />

ganz andere Künstler hervorgebracht,<br />

wenn es politisch anders gelaufen wäre.<br />

Startpunkt also der Fall des Eisernen<br />

Vorhangs, Auflösung der Ost-West-<br />

Trennung.<br />

Vom Osten her gesehen war das für die<br />

damaligen Teenager natürlich eine Befreiung.<br />

Und für uns aus dem Westen<br />

war das – vorübergehend – natürlich<br />

auch die große Euphorie, jetzt wird alles<br />

gut, alle unsere Werte haben sich als<br />

überlegen erwiesen und werden nun von<br />

der ganzen Welt umarmt: Demokratie,<br />

Meinungsfreiheit und so weiter. Und<br />

diese Euphorie hat sich gespiegelt in der<br />

größenwahnsinnigen Love-Parade, dem<br />

Begriff der „ravenden Gesellschaft“. Wir<br />

feierten uns und unsere wunderbare<br />

westliche Welt und die goldene demokratisch-technologische<br />

Zukunft.<br />

Ohne die Love-Parade hätte es wohl<br />

später die sogenannte Fan-Meile und<br />

die Fußballweltmeisterschaft 2006<br />

nicht in der Form gegeben. Ausgerechnet<br />

Berlin als Schauplatz einer<br />

völkerverbindenden, riesigen Party,<br />

dieses Bild wurde gesetzt durch die<br />

Love-Parade.<br />

Man muss es heute so sagen, die Love-<br />

Parade war eines der gesellschaftlich<br />

prägendsten Ereignisse der Neunzigerjahre.<br />

Sie hat nach innen den Deutschen<br />

geholfen, den Zweiten Weltkrieg zu beenden.<br />

Und vor allem hatte sie eine immense<br />

Wirkung auf die Außenwahrnehmung<br />

durch Menschen aus Mexiko, England,<br />

Holland, Israel, Polen und woher<br />

auch immer. Man sah auf diesen Paraden<br />

in lauter ungläubige Gesichter von Menschen,<br />

die sowas in und von Deutschland<br />

nun am allerwenigsten erwartet<br />

hatten. Plötzlich war Deutschland vom<br />

unbeliebtesten zum beliebtesten Land<br />

der Welt geworden.<br />

Und ausgerechnet dann erschien die<br />

letzte Westbam-Platte mit dickem<br />

Vorschuss bei einer großen Plattenfirma,<br />

und ironischerweise war das<br />

eure erste Platte, deren Titel eine<br />

Frage enthält: „Do you believe in the<br />

Westworld?“<br />

Das fiel mir erst beim Schreiben des<br />

Buchs auf, wie passend unpassend das<br />

doch war, dass ich 2005 wirklich mit dieser<br />

Frage kam. In den Neunzigern wäre<br />

die Antwort auf diese Frage, „Do you believe<br />

in the Westworld?“, ganz klar „Ja!“<br />

gewesen. Und in den Nullerjahren dann<br />

war die Antwort ganz klar: „Nein!“<br />

Diese Platte war einer deiner größten<br />

Misserfolge.<br />

Wenn man als Produzierender so in seiner<br />

Kunst schwebt, kann es passieren,<br />

dass man zwar innerhalb des eigenen<br />

Werks immer weiter voranschreitet –<br />

sich dabei aber immer weiter vom Publikum<br />

entfernt. Das nennt man dann wohl<br />

Alterswerk.<br />

Im Buch schreibst du über diese Zeit<br />

sehr schön lakonisch: „Manchmal<br />

kam ich mir unpassend vor.“<br />

Erstmal habe ich mir gesagt, scheiß<br />

drauf, ich rotze einfach was ganz Neues<br />

raus. Und dabei wird der Bogen natürlich<br />

überspannt, aber das ist auch immer<br />

schon die Geschichte meines Lebens<br />

und meines Acts.<br />

Du erzählst im Buch auch von einigen<br />

Todesfällen, früheren Mitstreitern,<br />

die sozusagen die Nacht und<br />

das damit verbundene Leben geschluckt<br />

hat. Diese Kultur, die sagte,<br />

einmal bitte alles, volles Programm,<br />

totaler Exzess – das war ja alles nicht<br />

immer ganz ungefährlich. Aber für<br />

dich irgendwie nicht?<br />

Das würde ich so nicht sagen.<br />

Wenn man Kinder hat, ist das ein guter<br />

Schutz dagegen, komplett zum<br />

Junkie zu werden?<br />

Da gäbe es auch Gegenbeispiele. Mir hat<br />

es schon geholfen. Aber ich würde auch<br />

nicht sagen, dass ich deshalb heute gegen<br />

Abstürze gefeit wäre. Das kann mir<br />

durchaus immer noch passieren.<br />

Funktioniert die Nacht, funktioniert<br />

Ausgehen eigentlich ohne Rauschmittel?<br />

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Thrillerautor unserer Zeit.« Ken Follett<br />

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52 KULTUR<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Fortsetzung von Seite 47<br />

JOHANN WOLFGANG GOETHE: „MARI-<br />

ENBADER ELEGIE“<br />

Das fünfte und letzte Buch ist eigentlich<br />

auch nur ein Gedicht, nämlich die „Marienbader<br />

Elegie“ von Goethe. Es ist wohl<br />

auch einer der gar nicht so seltenen Texte,<br />

die ich erst spät im Leben begriffen<br />

habe. Das ist Schullektüre, aber in meiner<br />

Schule in der Nazizeit wurde es<br />

nicht gelehrt. Egal wann ich es entdeckt<br />

habe, begriffen habe ich es eher spät.<br />

Was mich an dieser Elegie so fasziniert,<br />

ist, dass sie zugleich auch eine Erleichterung<br />

ist. Goethe ist im Grunde genommen<br />

froh, dass eine Liebe nicht stattgefunden<br />

hat, gescheitert ist, nicht erwidert<br />

wurde. So war es ja auch in der Realität<br />

und die Dame hat ja später sogar<br />

den Kuss geleugnet, den Goethe ihr andichtete.<br />

Hier ist also ein Mensch, der einerist<br />

ganz, ganz ungewöhnlich, dass ich<br />

das habe, das war von einem früheren<br />

Kunden noch in der Nazi-Zeit verbuddelt<br />

worden irgendwo im Grunewald,<br />

deswegen hatte es Stockflecken.<br />

Ich zeigte es an der Uni einem Kommilitonen,<br />

der schon zwei oder drei Semester<br />

weiter war als ich, und fragte:<br />

Kennen Sie das? – Man siezte sich ja,<br />

man saß mit Krawatte und dunklem Anzug<br />

in der Vorlesung. Das war Hagen<br />

Müller-Stahl, der Bruder des inzwischen<br />

sehr viel berühmteren Schauspielers.<br />

Der sagte mit schneidender Stimme zu<br />

mir: Wenn Sie nicht wissen, dass das<br />

Kurt Tucholsky ist, dann haben Sie das<br />

falsche Studium ergriffen. Und ich war<br />

natürlich in Schande und Scham und<br />

dachte mir, na ja, vielleicht hat der Mann<br />

recht, und ich studiere das Falsche, ich<br />

gehöre hier gar nicht hin. Das war aber<br />

eine Initialzündung, nun einmal nachzuforschen<br />

und mich kundig zu machen.<br />

Daraus ist meine lebenslange Beschäftigung<br />

mit Tucholsky entstanden.<br />

„Deutschland, Deutschland über alles“<br />

mit den Kollagen von John Heartfield<br />

ist das Buch, das mich besonders<br />

bewegt hat. Das war nun, anders als<br />

Thomas Mann, scharf, polemisch, aggressiv<br />

und endet zugleich fast am Rande<br />

des leicht Kitschig-Sentimentalen,<br />

mit einem Bekenntnis zur Heimatliebe,<br />

zur Schönheit Deutschlands. Schon vom<br />

zweiten oder dritten Semester an arbeitete<br />

ich bei Volk und Welt, das war damals<br />

der zweitgrößte belletristische Verlag<br />

der DDR, auch als es noch gar nicht<br />

DDR hieß. Da habe ich dann angefangen,<br />

mich um Tucholsky zu kümmern und zu<br />

verlegen, unter anderem dieses Buch. Inzwischen<br />

hatte ich John Heartfield kennengelernt,<br />

kannte ihn, schätzte ihn, habe<br />

mir alte Bildbände besorgt.<br />

„Deutschland, Deutschland“ war also<br />

bei Volk und Welt schon auf der Verlagsebene<br />

– von mir gepuscht –, und in letzter<br />

Minute hatte ein törichter oder leider<br />

zum Schluss aufmerksam gewordener<br />

Zensor das gelesen. Der fand Tucholskys<br />

Beitrag „Kriegsschauplatz“, und der behandelt<br />

die Aufrüstung der verbotenen<br />

Reichswehr in der Sowjetunion in den<br />

Zwanzigerjahren. Das durfte natürlich<br />

nicht sein, so wie es keinen Trotzki auf<br />

Fotos neben Lenin geben durfte. Das<br />

Buch lag schon auf dem Stand der Leipziger<br />

Messe mit Umschlag und allem,<br />

aber als Blindband. Dieser Blindband<br />

existiert heute noch als Prunkstück des<br />

Tucholsky-Archivs in Marbach. Also: Das<br />

Buch durfte nicht erscheinen.<br />

Viel später, in den Sechzigern, war ich<br />

Programmchef des Rowohlt-Verlages,<br />

wo ich wiederum diese sehr schöne<br />

Dünndruck-Ausgabe Tucholskys und alles<br />

Mögliche für und mit Tucholsky gemacht<br />

hatte. Und dieses Werk, ein flacher,<br />

großformatiger Band, sollte separat<br />

erscheinen. Ledig-Rowohlt war zwar<br />

schon Mehrheitseigentümer, musste<br />

aber immer zu einem anderen Geschäftsführer<br />

gehen und eine zweite Unterschrift<br />

einholen. Und alle drei anderen<br />

Geschäftsführer haben gesagt: Wir<br />

zeichnen den Vertrag nicht, das antideutsche<br />

Buch darf nicht bei Rowohlt<br />

erscheinen. Also dieselbe Geschichte wie<br />

in Ostberlin, also les extrêmes se touchent.<br />

Ledig war derart außer sich, wie ich ihn<br />

selten erlebt habe. Das führte dazu, dass<br />

ich Geschäftsführer wurde, und er sagte:<br />

Jetzt können wir beide immer zusammen<br />

Unterschlagungen machen.<br />

LOUIS ARAGON: „DER FLIEDER UND<br />

DIE ROSEN“<br />

Jetzt bin ich nicht bei einem Buch, sondern<br />

bei einem Gedicht von Louis Aragon,<br />

das im Original „Les lilas et les roses“<br />

heißt, und in der deutschen Übersetzung<br />

„Der Flieder und die Rosen“.<br />

Aragon habe ich früh kennengelernt, gelesen<br />

und, wenn man so will, gefördert<br />

beim Ostberliner Verlag Volk und Welt.<br />

Inzwischen bin ich älter, sagen wir mal<br />

Mitte zwanzig. Aragon war wohl der berühmteste<br />

Westkommunist, den es gab.<br />

Von ihm verlegt wurden aber in der DDR<br />

vor allen Dingen die sozialkritischen Romane<br />

aus dem Zyklus „Le Monde reél“<br />

wie „Die Reisenden der Oberklasse“ und<br />

so weiter.<br />

Gelegentlich kam er nach Deutschland,<br />

in Wahrheit vor allem wegen der<br />

sehr hohen Tantiemen, und da er ein<br />

Genosse war, kriegte er die natürlich in<br />

West-Valuta ausbezahlt, und er ließ sich<br />

ein bisschen rumreichen. Als ich ihn<br />

kennenlernte, war das eine sehr komplizierte<br />

und heikle Beziehung, weil ich zu<br />

der Zeit vor allem in der Kulturpolitik<br />

schon sehr kritisch war. Ich wollte nicht<br />

gerade das ZK in die Luft sprengen, aber<br />

es gab hier einen verbotenen Film, dort<br />

eine abgesetzte Inszenierung, die große<br />

Fehde gegen Hanns Eisler wegen seiner<br />

Faust-Oper und dies und das. Ich wollte<br />

Aragon davon erzählen, aber das mochte<br />

er nicht so gerne hören und stellte sich<br />

taub.<br />

Aber wenn es dann um Louis Aragon<br />

selber ging – so sind die lieben Schriftsteller,<br />

ich weiß, wovon ich rede –, beklagte<br />

er sich sehr, dass seine Gedichte<br />

gar nicht verlegt würden, und vor allen<br />

Dingen natürlich nicht diese surrealistischen<br />

(Surrealismus war ja fast wie<br />

Trotzkismus, ganz schlimm). Dann gab<br />

er mir als erstes dieses Gedicht, was ich<br />

nicht kannte, und sagte: Das ist das Gedicht<br />

überhaupt über den Sieg der Nazis<br />

gegen Frankreich und über den Fall von<br />

Paris. Es ist herzergreifend, ganz wunderbar,<br />

natürlich auch vertont von Jean<br />

Die Literatur,<br />

meine<br />

Erfüllung<br />

Ferrat und Léo Ferré und von allen möglichen<br />

gesungen. Es ist das große Widerstands-<br />

und Schmerzgedicht über das<br />

besiegte Frankreich, von einer makellosen<br />

Schönheit.<br />

In dieser Schönheit aber nistet nicht<br />

nur Schmerz, sondern eben auch Kampfeswille<br />

und Militanz. Es erinnert ein<br />

bisschen an das berühmte Lied der Résistance<br />

von Yves Montand. Immer wieder,<br />

wenn irgendwelche Interview-Leute<br />

kommen für den Rundfunk und fragen,<br />

welches Lied, wir brauchen Musik, Musik,<br />

wähle ich unter anderem das. Das ist<br />

aber ein bisschen musikantisch, wie Yves<br />

Montand halt war. „Der Flieder und die<br />

Rosen“ hingegen ist sehr streng im Bau,<br />

von einem wirklich großen Lyriker.<br />

Nun gibt es zwei Leute, die anscheinend<br />

dieses Gedicht besonders lieben<br />

oder liebten. Der eine ist der kleine Raddatz,<br />

der es dann doch schließlich bei<br />

Volk und Welt durchsetzen konnte. Aber<br />

ein anderer, etwas bekannterer Mann<br />

liebte das Gedicht auch, und der hieß<br />

Charles de Gaulle. Als die Alliierten ihm<br />

erlaubten, so zu tun, als habe er Paris befreit,<br />

zog er über die Champs-Élysées,<br />

und was zitierte er auswendig? Das Gedicht<br />

von Louis Aragon, er trug es wie<br />

die Trikolore vor sich her. So als wäre<br />

ein deutscher Politiker nach dem Krieg<br />

mit einem Gedicht von Bertolt Brecht,<br />

oder, die Parallele würde eher stimmen,<br />

von Johannes R. Becher in den frisch<br />

einberufenen Bundestag eingezogen –<br />

unvorstellbar. Aragon war zu der Zeit ein<br />

ganz berühmter Kommunist, er war<br />

nicht nur Résistance-Kämpfer gewesen.<br />

Dieses Gedicht wieder zu lesen, das eine<br />

große Ruhe und gleichzeitig Härte und<br />

Militanz hat, ist immer wieder, damals<br />

wie heute, ein Erlebnis.<br />

seits einer verlorenen oder nicht erfüllten,<br />

späten oder sogar letzten Liebe<br />

nachtrauert, und gleichzeitig wächst die<br />

Erleichterung, je größer die Entfernung<br />

von dem Ereignis, der Emotion wird, der<br />

er nachtrauert. Vermutlich habe ich sie<br />

deswegen so spät begriffen, weil man<br />

das selber erst erfahren haben muss:<br />

Dass man um etwas trauert und sich eigentlich<br />

am liebsten aufhängen möchte<br />

und doch zugleich erleichtert ist. Die<br />

große Chance des noch einmal eingelösten<br />

Liebesglücks fällt in sich zusammen.<br />

Es ist ja selten, dass jemand so etwas zugibt.<br />

Denn meistens sagt man heutzutage,<br />

naja, ist halt schief gegangen.<br />

Ich komme noch mal zurück auf meinen<br />

großen ewigen Kurt Tucholsky: Als<br />

das schließlich auseinanderging mit seiner<br />

angebeteten Mary Tucholsky,<br />

herrschte auf beiden Seiten erst einmal<br />

Erleichterung, obwohl sie umeinander<br />

wie zwei Monde gekurvt waren, Jahre<br />

und Jahre und Jahre. Eigenartigerweise<br />

liest man die „Marienbader Elegie“ immer<br />

als große Liebeslyrik – ach, wie<br />

schrecklich, und was ist ihm da widerfahren,<br />

und er ist abgewiesen worden,<br />

und der alte Mann von der jungen Frau<br />

und so – aber das ist es nicht, es hat einen<br />

Subtext, und wie immer in der Lyrik<br />

ist dieser der entscheidende.<br />

Das habe ich bestimmt erst, ich würde<br />

mal sagen, vor 20, vielleicht 25 Jahren<br />

richtig begriffen. Da war ich zwar auch<br />

nicht mehr jung, aber auch noch nicht so<br />

greisenalt wie heute. Wie bei vielen<br />

Goethe-Texten gehört sehr viel eigene<br />

Lebenserfahrung dazu, um das richtig<br />

aufzufangen wie einen Sonnenstrahl.<br />

Anders als eine Tucholsky-Polemik, die<br />

man teilen kann und sagen: „Ja, ja, ich<br />

bin auch so wütend.“ Es ist eine ganz andere<br />

Dimension. Ein ganz tiefer, existenzieller,<br />

fast hätte ich gesagt: existenzialistischer<br />

Text.<br />

Damit wollte ich enden, um zu sagen,<br />

dass der Bogen der Literatur, die mich<br />

geprägt, beeindruckt, getragen hat, eben<br />

ziemlich weit geht. Es ist ein weit gespannter,<br />

weit aufgefächerter, großer Bogen.<br />

Und deswegen hatte ich mir auch<br />

vorgenommen, diese Goethe-Anmerkung<br />

zum Schluss zu setzen.<br />

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1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

KUNSTMARKT 53<br />

Geologen tragen Schichten<br />

Erde, Gestein, gepresste<br />

Pflanzen, pulverisiertes<br />

Leben und was auch sonst<br />

noch alles ab, um irgendwann<br />

zum Erdkern zu gelangen. Archäologen<br />

graben so gesehen an der kulturellen<br />

Oberfläche.<br />

Alicja Kwade sieht tatsächlich gerade<br />

aus wie eine Archäologin. Die Ausgrabungsleiterin<br />

steht in schweren Schuhen<br />

(Doc Martens, 16 Loch) auf staubigem<br />

Grund, zwischen lauter starken Männern<br />

in den weißen Räumen der Galerie<br />

VON FRÉDÉRIC SCHWILDEN<br />

Johann König in Berlin. Und dirigiert ihren<br />

neusten Fund, ein Ensemble massiver<br />

Marmorbruchstücke. „Den nächsten<br />

daneben. Dann können wir hier. Den<br />

hier so hin. Die Seiten quasi hier. Die<br />

beiden. Dann.“ Die Steinmetze verschieben<br />

die Fragmente auf ihre Anweisung<br />

hin um Zentimeter, heben sie an und<br />

senken sie wieder.<br />

Tatsächlich wurde Alicja Kwades<br />

Marmor nicht nur abgetragen, sondern<br />

auch hier hingetragen. Von Griechenland<br />

nach Berlin. „War übrigens<br />

schwierig. Ich musste alles cash und im<br />

Voraus bezahlen“, sagt sie Vom Rücken<br />

eines Lasters auf den Boden des Kunstraums.<br />

Ein Lastenzug steht breitbeinig<br />

im Raum. Kwades Kunst, der gerne das<br />

Adjektiv „dekorativ“ vorangestellt wird,<br />

ist eben doch massiv, sperrig, anstrengend<br />

und tief. Nicht umsonst ist sie<br />

Deutschlands meiste Künstlerin. Die<br />

Künstlerin mit den meisten Ausstellungen,<br />

der man auf den Partys in Berlin<br />

meistens begegnet und über die am<br />

meisten geredet wird. Sie ist die am<br />

meisten geliebte und auch am meisten<br />

kritisierte Künstlerin.<br />

Die Installation trägt wie die Ausstellung<br />

den Titel „Etwas Abwesendes,<br />

Sie<br />

tötet<br />

Götter<br />

Alicja Kwade ist<br />

allgegenwärtig –<br />

auf Partys, in Galerien<br />

und Museen. Ihre<br />

Kunst gilt als dekorativ.<br />

Wir haben ihren tiefen<br />

Ernst entdeckt<br />

Gestauchte Zeit: „Europa (UTC -2 UTC +4)“<br />

Will niemals<br />

eine Diva sein:<br />

Die 35 Jahre alte<br />

Künstlerin<br />

Alicja Kwade<br />

FABRICE SEIXAS/GALERIE JOHANN KÖNIG<br />

dessen Anwesenheit erwartet wurde“.<br />

Kwade lässt sich dafür eben jene Marmorblöcke<br />

kommen. Einen Meter und<br />

siebenundsiebzig Zentimeter groß. So<br />

groß wie der Durchschnittseuropäer,<br />

sagt sie. Antike Bildhauer meißelten daraus<br />

Götterstatuen. Wie diese durch ihren<br />

Proportionskanon unterteilt Kwade<br />

jeden Block nun in Achtelabschnitte.<br />

Und schlägt jedem Block immer ein<br />

Achtel mehr weg, bis nur noch Marmorkrümel<br />

übrig bleiben. Der erste ist<br />

noch ganz. Der zweite nur noch Siebenachtelblock.<br />

„Der Lieferant hat geweint,<br />

als er erfahren hat, was ich damit<br />

mache“, sagt sie.<br />

Die Reihe an Marmorblöcken wirkt<br />

wie die tausendfache Verlangsamung<br />

der Zerschlagung eines Steins. Die Bewegung<br />

wird erst im Stillstand sichtbar.<br />

Im Zerbröseln des ewigen Materials<br />

Marmor konfrontiert Kwade das Unendliche<br />

mit dem Vergänglichen. Sie tötet<br />

die Götter, bevor sie gemeißelt werden<br />

können.<br />

Ihr Ansatz ist grundsätzlich eher naturwissenschaftlich<br />

als ketzerisch.<br />

„Selbstportrait“ nennt sie einen Kasten<br />

mit einer Reihe von Phiolen, in denen<br />

der Mensch in seine Bestandteile zerlegt<br />

ist. Magnesium, Eisen, Wasserstoff, Sauerstoff,<br />

Phosphor, Kobalt, jedes Element,<br />

das uns ausmacht.<br />

Im nächsten Moment wirkt die Künstlerin<br />

wie ein staunendes Kind. Neugierig,<br />

rätselnd, verspielt, im Rausch der eigenen<br />

Gedanken, „Das bin ich“, sagt<br />

Kwade und dann: „Aber das bin ich ja<br />

nicht. Was ist das eigentlich? Das bist<br />

auch du. Das ist jeder. Aber eben nicht.<br />

Wo ist der Geist? Die Seele?“ Und dann<br />

wieder die Naturwissenschaftlerin, die<br />

das Chaos ordnen will, aber einsehen<br />

muss, es nicht zu können. Das Naturgesetz<br />

ist am Ende eben nur der klägliche<br />

Versuch einer Abbildung von Wahrhaftigkeit<br />

und nicht selbst wahrhaftig.<br />

Die Arbeit von Alicja Kwade ist Ausdruck<br />

eines künstlerisch gelebten Existenzialismus.<br />

Der Sisyphos, der jeden<br />

Tag wieder von vorne beginnt, den Felsblock<br />

hinaufzurollen. Die Existenz zeigt<br />

sich hier als mythologische Strafe. Als<br />

Absurdität in der Philosophie. Und in<br />

der Kunst als ästhetisches Infernal.<br />

Auffällig in ihrem Werk: Linear abnehmende<br />

Graphen überall. An einer Wand<br />

hängt „Schritte zur Nacht“, eine Reihe<br />

von Kerzenfragmenten von der nicht<br />

brennenden Kerze bis zur halb abgebrannten,<br />

bis hin zum letzten kleinen<br />

Fetzen Docht. Für das Werk „Relikt und<br />

Bedarf“ illustriert sie die Goldreserven<br />

verschiedener Länder mit der Größe nach<br />

abnehmenden vergoldeten Messingwürfeln.<br />

Wenig überraschend, die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate haben die größten<br />

Goldreserven. Interessant, die USA sind<br />

nur im globalen Mittelfeld und Frankreich<br />

ganz weit hinten. Wir sehen vor uns<br />

ein willkürliches Wertesystem vorbeiziehen<br />

und als Staubkorn enden. Die Werke<br />

kosten von 2500 bis 120.000 Euro.<br />

Unter dem Glanz der weiß-grau-goldenen<br />

Gefälligkeit liegt ein mahnendes<br />

Memento mori, ein großer Ernst. Die<br />

Frage nach mehr. Und eine Künstlerin,<br />

deren große Kunst ein Scheitern ist.<br />

Nicht, weil sie mit ihrer Kunst scheitert.<br />

Ihr persönliches Scheitern ist die Kunst<br />

selbst. Scheitern aber wollen Alicja Kwade<br />

alle sehen. Fünf Ausstellungen hat sie<br />

dieses Jahr. Berlin, Mannheim, Nürnberg.<br />

Frankfurt. Und noch mal Berlin.<br />

Alicja Kwade ist von Arbeit gezeichnet.<br />

Sie steht zwischen den Trümmern.<br />

Staub im Haar. Der schwarze Nagellack<br />

abgeblättert. „Das habe ich mir von Anfang<br />

an immer geschworen, ich werde<br />

niemals die Diva machen, der alles zu<br />

viel ist.“ Dann gräbt sie weiter. Tiefer<br />

und tiefer und tiefer.<br />

Bis 18. April, Galerie Johann König, Berlin<br />

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Die Sendung mit der Maus<br />

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D 2013. Mit Jakub Gierszal<br />

12.03 ¥ Presseclub<br />

12.45 ¥ g Europamagazin<br />

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13.30 ¥ Das Traumhotel: Vietnam<br />

TV-Familienfilm, D/A 2012<br />

Mit Christian Kohlund<br />

15.00 ¥ Das Traumhotel: Brasilien<br />

TV-Familienfilm, D/A 2012<br />

16.30 ¥ g Die Elbe (1/2) Vom Riesengebirge<br />

bis nach Dresden<br />

17.15 ¥ g Tagesschau Mit Wetter<br />

17.30 ¥ g Gott und die Welt Mujib –<br />

Ohne Eltern auf der Flucht<br />

18.00 ¥ g Sportschau<br />

Fußball: Bundesliga, 23. Spieltag<br />

18.30 ¥ g Bericht aus Berlin<br />

18.50 ¥ g Lindenstraße Soap<br />

19.20 ¥ g Weltspiegel Magazin<br />

20.00 ¥ g Tagesschau Mit Wetter<br />

20.15 ¥ g Polizeiruf 110: Sturm im<br />

Kopf TV-Krimi, D 2014. Mit Charly<br />

Hübner, Anneke Kim Sarnau<br />

21.45 ¥ g Günther Jauch 8 Euro 50<br />

– funktioniert der Mindestlohn?<br />

22.45 ¥ g Tagesthemen<br />

23.05 ¥ g ttt U.a.: „Die Rückkehr des<br />

Kalifats„: „ttt” über den Umgang<br />

des Westens mit dem IS / „Das<br />

Mädchen Hirut” – Die Geschichte<br />

einer jungen Äthiopierin, die ihren<br />

Peiniger erschoss<br />

23.35 ¥ Druckfrisch U.a.: Gila Lustiger:<br />

„Die Schuld der anderen” /<br />

Julian Barnes: „Lebensstufen”<br />

0.05 H Der freie Wille Kriminalfilm,<br />

D 2006. Mit Jürgen Vogel, Sabine<br />

Timoteo. Regie: Matthias Glasner<br />

2.50 H ¥ Tage oder Stunden<br />

Drama, F 2008. Mit Albert<br />

Dupontel, Marie-Josée Croze<br />

6.00 Kinder-TV 9.00 ¥ sonntags 9.30 ¥<br />

Katholischer Gottesdienst<br />

10.15 ¥ g Sport extra Ski alpin:<br />

Weltcup, Superkombination Damen,<br />

Super-G / ca. 10.30 Riesenslalom<br />

Herren / ca. 11.00 Bob:<br />

WM, Zweierbob Herren / ca. 11.20<br />

Rodeln: EM, Herren / ca. 11.55 Ski<br />

alpin: Weltcup, Superkombination<br />

Damen / ca. 13.00 Bob: WM,<br />

Zweierbob Herren / ca. 13.25 Ski<br />

alpin: Weltcup, Riesenslalom / ca.<br />

14.40 Ski nordisch: WM, Langlauf,<br />

50 km Herren / ca. 15.55 Rodeln:<br />

EM, Teamstaffel / ca. 16.20 Eisschnelllauf:<br />

Sprint-WM / ca. 16.40<br />

Bob: WM, Teamwettbewerb<br />

17.00 ¥ heute<br />

17.10 ¥ g Sportreportage<br />

18.00 ¥ g ZDF-Reportage<br />

Der Superflieger (2): A 380<br />

18.30 ¥ g Terra Xpress<br />

19.00 ¥ heute Wetter<br />

19.10 ¥ Berlin direkt<br />

19.30 ¥ g Terra X Dokureihe<br />

20.15 ¥ g Nele in Berlin<br />

Komödie, D 2015. Mit Cornelia<br />

Gröschel, Vladimir Burlakov<br />

Regie: Katinka Feistl. Nele, die die<br />

Apotheke von ihrem Papa übernehmen<br />

soll, hat ihr Pharmazie-<br />

Studium heimlich abgebrochen.<br />

21.45 ¥ heute-journal Wetter<br />

22.00 ¥ g Arne Dahl: Tiefer<br />

Schmerz Kriminalfilm, S 2012<br />

Mit Malin Arvidsson, Irene Lindh,<br />

Claes Ljungmark. Regie: Mattias<br />

Ohlsson, Niklas Ohlson<br />

0.00 g ZDF-History Dokumentationsreihe.<br />

Die Akte Mensch:<br />

Wie viel Steinzeit steckt in uns?<br />

0.45 heute<br />

0.50 ¥ Arne Dahl: Tiefer Schmerz<br />

Kriminalfilm, S 2012 (Wh.)<br />

2.50 Frag den Lesch Magazin<br />

Außerirdische zu Besuch:<br />

Lüge, Wahrheit, Wirklichkeit<br />

5.05 Verdachtsfälle 5.55 Verdachtsfälle<br />

6.55 Verdachtsfälle 7.55 Die Trovatos –<br />

Detektive decken auf 8.55 Die Trovatos<br />

– Detektive decken auf 9.55 g<br />

Monk Mr. Monk geht in den Zirkus / Mr.<br />

Monk und der älteste Mann der Welt<br />

11.50 g Dr. House<br />

Arzt-Serie. Schlank und krank /<br />

Solche Leute bitte nicht<br />

13.45 Best of...! Deutschlands<br />

schnellste Rankingshow<br />

14.45 g Deutschland sucht den<br />

Superstar Die Castings<br />

16.45 Das Jenke-Experiment<br />

Jenke von Wilmsdorff wird in diesem<br />

Jahr 50. In einem neuen Experiment<br />

will er nun herausfinden,<br />

ob er die Zeit aufhalten oder sogar<br />

zurückdrehen und den körperlichen<br />

Verfall stoppen kann.<br />

17.45 g Exclusiv – Weekend<br />

18.45 g RTL aktuell<br />

19.05 g Secret Millionaire<br />

Dr. Akbas lernt die Schattenseiten<br />

einer Luxusstadt kennen<br />

20.15 H ¥ g Mann tut was<br />

Mann kann Komödie, D 2012<br />

Mit Wotan Wilke Möhring,<br />

Jasmin Gerat, Jan Josef Liefers<br />

Regie: Marc Rothemund<br />

22.25 „Spiegel”-TV Magazin<br />

Eine App für die Liebe: Digitale<br />

Partnersuche / Aus der Rausch –<br />

Leben mit der Alkoholsucht /<br />

Sonneborn rettet die EU – Foltern,<br />

Peitschen, Freihandeln<br />

23.35 Best of...! Deutschlands<br />

schnellste Rankingshow (Wh.)<br />

0.35 H ¥ g Mann tut was Mann<br />

kann Komödie, D 2012<br />

Mit Wotan Wilke Möhring (Wh.)<br />

2.30 g Exclusiv – Weekend<br />

Das Infotainment-Magazin ist immer<br />

ganz nah dran an den<br />

Trends nicht nur in der Welt der<br />

Schönen und Reichen. (Wh.)<br />

3.25 Verdachtsfälle Doku-Soap<br />

5.20 g Steven liebt Kino – Spezial<br />

Traumfrauen 5.30 g Mein dunkles Geheimnis<br />

Doku-Soap 5.50 g The Voice<br />

Kids 8.00 g So gesehen – Talk am<br />

Sonntag 8.20 g Schicksale – und plötzlich<br />

ist alles anders Allein unter Kühen<br />

8.50 g Auf Streife 9.50 g Auf Streife<br />

10.50 g Auf Streife Reportagereihe<br />

11.50 g Auf Streife<br />

13.40 g Auf Streife<br />

14.35 H g Kindsköpfe<br />

Komödie, USA 2010. Mit Adam<br />

Sandler, Kevin James, Chris Rock<br />

Regie: Dennis Dugan. Als ihr Basketball-Coach<br />

aus Highschool-<br />

Zeiten stirbt, kommen fünf alte<br />

Freunde zum ersten Mal seit<br />

über 30 Jahren zusammen, um<br />

ihm die letzte Ehre zu erweisen.<br />

Reifer sind sie nicht geworden.<br />

16.35 g The Biggest Loser Moderation:<br />

Ramin Abtin, Detlef D! Soost<br />

18.55 g Julia Leischik sucht: Bitte<br />

melde dich Reportagereihe<br />

19.55 g Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 g Navy CIS<br />

Krimi-Serie. Eingeschneit. Tony<br />

will seinen Vater vom Flughafen<br />

abholen. Dabei stellt sich heraus,<br />

dass in der Maschine, mit der Tonys<br />

Vater aus London anreist,<br />

der Drogenboss Victor Gomez<br />

sitzt, der ermordet werden soll.<br />

21.15 g Navy CIS: L.A.<br />

Krimi-Serie. Alte Mauern<br />

22.15 g Scorpion Action-Serie<br />

Kernschmelze. Mit Mit Elyes<br />

Gabel, Katharine McPhee<br />

23.15 g Criminal Minds<br />

Krimi-Serie. Letzte Anrufe<br />

Mit Joe Mantegna, Paget<br />

Brewster, Shemar Moore<br />

0.15 g Navy CIS (Wh.)<br />

1.10 g Navy CIS: L.A. (Wh.)<br />

2.00 g Scorpion (Wh.)<br />

2.50 g Criminal Minds (Wh.)<br />

3.30 g In Gefahr Doku-Soap<br />

6.10 g Suburgatory 6.30 Malcolm mittendrin<br />

7.20 g Mike & Molly 8.05 g<br />

Cougar Town 9.00 g Two and a Half<br />

Men 9.50 g The Big Bang Theory<br />

10.40 g How I Met Your Mother<br />

11.35 g Galileo Big Pictures<br />

14.35 H g Planet 51<br />

Animationsfilm, E/GB/USA 2009<br />

Regie: Jorge Blanco<br />

16.15 H g Full of It – Lügen werden<br />

wahr Komödie, USA/SA/I 2007<br />

Mit Ryan Pinkston, Kate Mara,<br />

Teri Polo. Regie: Christian<br />

Charles. Sam Leonard ist neu an<br />

der High School. Der 17-Jährige<br />

gilt als Außenseiter und wird von<br />

niemandem ernst genommen.<br />

Um seinen Beliebtheitsgrad zu<br />

steigern, erzählt Sam haarsträubende<br />

Lügengeschichten.<br />

18.00 Newstime<br />

18.10 g Die Simpsons<br />

Zeichentrick-Serie. Walverwandtschaften<br />

/ Der weinende Dritte<br />

19.05 g Galileo Magazin<br />

20.15 H g Hänsel und Gretel:<br />

Hexenjäger Fantasyfilm,<br />

D/USA 2013. Mit Jeremy Renner,<br />

Gemma Arterton, Famke<br />

Janssen. Regie: Tommy Wirkola<br />

Als schwer bewaffnete Hexenjäger<br />

sollen Hänsel und Gretel<br />

die Stadt Augsburg von einer<br />

Hexenplage befreien.<br />

22.00 H g 300<br />

Actionfilm, USA 2006<br />

Mit Gerard Butler, Lena Headey,<br />

Dominic West. Regie: Zack Snyder<br />

0.10 H g Hänsel und Gretel:<br />

Hexenjäger Fantasyfilm, D/USA<br />

2013. Mit Jeremy Renner (Wh.)<br />

1.50 H g 300<br />

Actionfilm, USA 2006<br />

Mit Michael Fassbender (Wh.)<br />

3.45 H g Dragon Wars Actionfilm,<br />

COR 2007. Mit Jason Behr,<br />

Amanda Brooks, Robert Forster<br />

6.20 g Without a Trace – Spurlos verschwunden<br />

7.15 g Elementary 9.00<br />

Nuclear Hurricane Thriller, USA 2007<br />

10.40 Mayday – Katastrophenflug 52<br />

Actionfilm, USA 2005<br />

12.10 H Instinkt Thriller, USA 1999<br />

Mit Anthony Hopkins, Cuba<br />

Gooding jr., Donald Sutherland<br />

Regie: Jon Turteltaub<br />

14.25 g K1 Reportage spezial<br />

16.15 g News<br />

16.25 g Mein Revier<br />

18.15 g Rosins Restaurants –<br />

Ein Sternekoch räumt auf!<br />

In dieser Woche besucht Sternekoch<br />

Frank Rosin eine kleine Stadt<br />

im nördlichen Bayern. Auf Fürths<br />

legendärer Kneipenmeile Gustavstraße<br />

herrscht immer reges Treiben.<br />

Auch mit dem Gasthaus<br />

„Grüner Baum” findet Frank einen<br />

Laden vor, der nur so brummt.<br />

Dennoch steht das Lokal von Wirtin<br />

Monika Barth nach nur eineinhalb<br />

Jahren kurz vor dem Aus!<br />

20.15 g K1 Reportage spezial<br />

Unterwegs auf unseren Straßen.<br />

In dieser Ausgabe begleiten wir<br />

u. a. den Fernfahrer Bernd Greller,<br />

der seit dreißig Jahren auf Europas<br />

Straßen unterwegs ist. Außerdem:<br />

Unterwegs mit Hamburger<br />

Taxifahrern im Partygewühl.<br />

22.10 g Abenteuer Leben<br />

Wo kauft man am besten Möbel?<br />

Wir vergleichen Möbel aus dem<br />

Online-Handel mit dem Angebot<br />

von Einrichtungshäusern.<br />

0.00 g Mein Revier Doku-Soap<br />

Zigarettenschmugglern,<br />

Falschparkern und Temposündern<br />

– ihnen allen sind eifrige<br />

Ordnungshüter auf der Spur.<br />

2.00 Nuclear Hurricane<br />

Thriller, USA 2007 (Wh.)<br />

3.35 Mayday – Katastrophenflug 52<br />

Actionfilm, USA 2005 (Wh.)<br />

5.25 Menschen, Tiere und Doktoren<br />

6.15 g hundkatzemaus 7.25 g 3 Engel<br />

für Tiere 8.30 g Vier Hochzeiten und<br />

eine Traumreise 9.30 g Vier Hochzeiten<br />

und eine Traumreise Doku-Soap<br />

10.30 g Vier Hochzeiten und eine<br />

Traumreise Doku-Soap<br />

11.25 g Vier Hochzeiten und<br />

eine Traumreise Doku-Soap<br />

12.25 g Vier Hochzeiten und<br />

eine Traumreise Doku-Soap<br />

13.25 g Goodbye Deutschland!<br />

Die Auswanderer<br />

Reportagereihe<br />

15.30 g Auf und davon – Mein<br />

Auslandstagebuch Doku-Soap<br />

16.30 g Schneller als die Polizei<br />

erlaubt Doku-Soap<br />

17.00 g auto mobil Magazin<br />

Fahrbericht BMW 2er Cabrio / Unfallakte<br />

Halle / Fahrer eines Tiefkühl-Lkw<br />

verbrannte in Kabine<br />

18.15 g Biete Rostlaube, suche<br />

Traumauto Doku-Soap<br />

19.15 g Ab ins Beet! Garten-Soap<br />

20.15 g Das perfekte Promi Dinner<br />

Let's Dance-Spezial. Mit Willi<br />

Gabalier, Christian Polanc, Liliana<br />

Matthäus, Tanja Szewcenko<br />

Sie sind Dinnerpartys gewöhnt,<br />

genießen auf Galas die besten<br />

Speisen und bekommen im Edelrestaurant<br />

von Profikellnern<br />

die teuersten Weine serviert.<br />

Doch wie stellen sich Prominente<br />

als Gastgeber an?<br />

23.05 Prominent! Magazin<br />

Mit Constanze Rick<br />

23.45 g Game of Chefs<br />

1.25 g Biete Rostlaube,<br />

suche Traumauto (Wh.)<br />

2.20 g Ab ins Beet! (Wh.)<br />

3.10 Medical Detectives – Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin<br />

Dokument des Todes<br />

4.00 Medical Detectives – Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin<br />

5.15 X-Factor: Das Unfassbare 6.45 g<br />

Der Trödeltrupp – Das Geld liegt im<br />

Keller 8.50 Zuhause im Glück – Unser<br />

Einzug in ein neues Leben<br />

11.00 g Die Bauretter Doku-Soap<br />

13.00 g Die Schnäppchenhäuser –<br />

Jeder Cent zählt<br />

Doku-Soap. Neue Folgen<br />

14.00 g Die Schnäppchenhäuser –<br />

Der Traum vom Eigenheim<br />

15.00 g Der Trödeltrupp – Das<br />

Geld liegt im Keller Doku-Soap<br />

Trödeltrupp Spezial (23)<br />

17.00 g Mein neuer Alter Doku-Soap<br />

18.00 g Grip – Das Motormagazin<br />

GRIP-Moderator Matthias Malmedie<br />

testet den neuen Audi<br />

TTS Roadster / Jens Kuck fährt<br />

die neue BMW S 1000 RR / Det<br />

sucht amerikanischen Straßenkreuzer.<br />

Neue Folgen<br />

19.00 g Grip – Das Motormagazin<br />

Crème de la Chrome – GB-Special<br />

(Eagle/Noble/BAC) / Aus zweiter<br />

Hand – Top 3 Tuning-Highlights<br />

20.00 g RTL II News<br />

20.15 H g Das Mercury-Puzzle<br />

Thriller, USA 1998. Mit Bruce<br />

Willis, Alec Baldwin, Chi McBride<br />

Regie: Harold Becker. Der FBI-<br />

Agent Art Jeffries beschützt den<br />

neunjährigen Autisten Simon,<br />

der von Killern verfolgt wird.<br />

22.25 H g 8mm – Acht Millimeter<br />

Thriller, USA/D 1999<br />

Mit Nicolas Cage, Joaquin<br />

Phoenix, James Gandolfini<br />

Regie: Joel Schumacher<br />

0.45 Das Nachrichtenjournal<br />

1.15 H g Das Mercury-Puzzle<br />

Thriller, USA 1998<br />

Mit Peter Stormare (Wh.)<br />

3.00 H g Der Blade Runner<br />

Science-Fiction-Film,<br />

USA/HK/GB 1982. Mit Harrison<br />

Ford, Rutger Hauer, Sean<br />

Young. Regie: Ridley Scott<br />

MORD AM SONNTAG – FILMKRITIK<br />

Wenn der Sturm kommt,<br />

haltet einander<br />

Dieser Fall wird vielleicht in die<br />

Krimi-Geschichte eingehen. Er<br />

fällt, sie fällt, sie halten sich, fangen<br />

sich auf. Und fallen und halten. Es<br />

ist ein grauer Tag in Rostock. Der Fall<br />

der beiden Kommissare dauert nur eine<br />

Sekunde. Dann liegen Frau König und<br />

Herr Bukow, die sich seit Jahren siezen<br />

und eigentlich seit Beginn ihrer prekären<br />

Zusammenarbeit nicht leiden können<br />

und doch einander nah sind wie sonst<br />

nichts auf der Welt, dann liegen sie aufeinander.<br />

Und ein bisschen Ruhe ist am<br />

Meer.<br />

VON ELMAR KREKELER<br />

Sie haben sich gefunden, die Kommissare.<br />

Das war auch diesmal, in „Sturm im<br />

Kopf“, ihrem elften Fall, nicht abzusehen.<br />

Sie haben sich bis zu ihrem Fall wie<br />

immer angeknurrt wie der Terrier des<br />

Nachbarn Katze auf der Straße. Sich zu<br />

finden war aber nötig und überfällig. Irgendwie<br />

alle hatten den Kopf verloren.<br />

Einer sogar beinahe buchstäblich.<br />

Der lag tot im Wald. Ein Windkraftmagnat.<br />

Irgendwer hatte<br />

ihm aus ziemlicher Nähe<br />

mit vier Schüssen den<br />

Schädel beinahe komplett<br />

weggepustet. Das sah<br />

nicht gut aus.<br />

Ein paar Kilometer<br />

weiter schwankt die Kamera<br />

um einen Mann herum, der sich<br />

den Kopf hält, sich eine Gitarre nimmt,<br />

schlecht schrammelt, die Kamera<br />

schwankt weiter. Er faselt was, man versteht<br />

es kaum, er hält sich den Kopf, er<br />

glaube, faselt er, einen Mann erschossen<br />

zu haben.<br />

„Die Festplatte“, wird ein Psychiater<br />

kurze Zeit später von ihm sagen, „ist<br />

noch in seinem Kopf. Aber das Kabel ist<br />

ab.“ Das lässt sich mit<br />

Fug und Recht von ziemlich<br />

vielen, beinahe allen<br />

sagen in dieser wilden<br />

Geschichte. Die haben<br />

sich verloren, da in Rostock.<br />

Sind ohnmächtig<br />

gegenüber ihrer Mitwelt,<br />

gegenüber ihrer Obrigkeit. Bis zur Bewusstlosigkeit<br />

sind sie das. Schweben im<br />

All ihrer Einsamkeit herum. Da ist es<br />

kalt. Und man stirbt schnell. Zumindest<br />

den Gefühlstod.<br />

Wie Hund und Katze: Bukow (Charly<br />

Hübner) und König (Anneke Kim Sarnau)<br />

NDR/CHRISTINE SCHROEDER<br />

Der Kommissar Bukow (Charly Hübner)<br />

zum Beispiel, dessen Geschichte in<br />

den Rostocker „Polizeirufen“ konsequent<br />

durcherzählt wird, verliert endgültig<br />

seine Frau, seine Familie. Die war<br />

ihm so wichtig wie der Sauerstoffschlauch<br />

dem Astronauten. Sie sitzen im<br />

Auto. Er kann es nicht fassen. Selten hat<br />

man die Verwandlung eines hoffnungsvollen<br />

Mannes in ein hochexplosives<br />

schwarzes Loch derart grandios erlebt.<br />

Es bleibt überhaupt nichts bloße Behauptung,<br />

was man da sieht. Jedes Bild,<br />

jede Geste, jeder Dialog sitzt, beißt und<br />

tut weh. Alle fallen, einige fallen über andere<br />

her. Am Ende ist man wie durchs<br />

Wasser gezogen. Und muss dringend jemanden<br />

in den Arm nehmen.<br />

3SAT<br />

ARTE<br />

WDR<br />

NDR<br />

BAYERN<br />

SWR<br />

HESSEN<br />

MDR<br />

9.15 g Sternstunde Philosophie 10.15<br />

g 1914 – Künstler im Krieg<br />

11.00 g Max Beckmann – Der Maler<br />

11.50 g Edvards Munchs Dämonen<br />

12.45 Schätze Brandenburgs<br />

13.00 g ZIB<br />

13.05 ¥ g Österreich-Bild<br />

13.35 ¥ g Im Himmel über Alaska<br />

14.00 Im Bann des Yukon<br />

15.30 Durch die Wildnis Amerikas<br />

(1-2/2) 3000 Kilometer zu Fuß<br />

17.00 H Renegade Actionkomödie,<br />

I 1987. Mit Terence Hill, Ross Hill<br />

18.25 ¥ g Mythos Galizien<br />

19.00 ¥ heute<br />

19.10 g NZZ Format Magazin<br />

19.40 Schätze der Welt Dokureihe<br />

20.00 ¥ g Tagesschau<br />

20.15 g Verleihung Deutscher<br />

Kleinkunstpreis 2015<br />

Mit Christoph Sieber, Stoppok,<br />

Matthias Egersdörfer, Martin<br />

Zingsheim, Gerd Dudenhöffer<br />

21.30 ¥ õ Nuhr im Ersten<br />

22.15 ¥ Versicherungsvertreter<br />

Dokumentarfilm, D 2011<br />

23.35 ¥ Polizeiruf 110: Siegquote<br />

180 Krimi, DDR 1973. Mit Peter<br />

Borgelt, Sigrid Göhler, Willi<br />

Schrade. Regie: W. Luderer<br />

0.40 H ¥ g In einer heißen Nacht<br />

Thriller, NL 1994. Mit Renée<br />

Soutendijk, Victor Löw, Hans<br />

Hoes. Regie: Ben Verbong<br />

2.20 ¥ Ausgeliefert Psychothriller, A/<br />

CH 2002. Mit Harald Krassnitzer<br />

Regie: Andreas Prochaska<br />

9.05 ARTE Journal Junior 9.25 H g König<br />

von Deutschland Komödie, D/F 2013<br />

11.20 g Abgedreht!<br />

11.55 g Skulpturen – Constantin<br />

Brancusi Dokumentation<br />

12.20 ¥ g Philosophie<br />

12.50 g Square Idee<br />

13.25 g 360° Geo Reportage<br />

14.20 g Die Magie der Aleutischen<br />

Inseln Dokumentation<br />

15.05 g Das Schicksal Roms (1-2/2)<br />

16.50 g Metropolis Magazin<br />

17.35 g Fürst Pückler<br />

18.30 Smetanas „Mein Vaterland”<br />

19.15 ARTE Journal<br />

19.35 Karambolage Magazin<br />

19.45 g Zu Tisch ... In Thessalien<br />

20.15 H g Sleepers<br />

Drama, USA 1996. Mit Kevin<br />

Bacon, Robert De Niro, Dustin<br />

Hoffman. Regie: Barry Levinson<br />

22.35 Eliot Ness gegen Al Capone<br />

23.30 g Maurizio Pollini, ein Meister<br />

am Klavier Pollini spricht über<br />

sein Leben, sein politisches Engagement,<br />

seine italienische Heimat<br />

und seine Liebe zur Musik.<br />

0.25 g Klavierabend mit Maurizio<br />

Pollini Konzert. Karlheinz<br />

Stockhausen: das Klavierstück X<br />

0.50 g ARTE Lounge Gäste: Laing,<br />

Piotr Beczala, Edgar Moreau &<br />

Some Handsome Hands<br />

1.45 g Vox Pop Spenden –<br />

Stets für einen guten Zweck?<br />

2.15 g Kiew brennt<br />

Dokumentarfilm, UA 2014<br />

7.10 ¥ Aktuelle Stunde 7.50 Lokalzeit<br />

8.20 ¥ g Bagger 9.05 ¥ g Lindenstraße<br />

9.35 ¥ Kölner Treff Talkshow<br />

11.00 ¥ West ART Talk<br />

12.25 ¥ g West ART Meisterwerke<br />

12.30 ¥ Hier und heute<br />

12.45 ¥ g Die Lebenslüge<br />

Drama, D 2009. Mit Christine<br />

Neubauer, Bernhard Bettermann<br />

14.15 ¥ g Wunderschön!<br />

15.45 ¥ Cosmo-TV<br />

16.15 ¥ g Schluss mit lustig<br />

16.45 ¥ g Die letzten Millionen<br />

Komödie, D 2014. Mit Anna Loos<br />

18.15 ¥ Tiere suchen ein Zuhause<br />

19.10 ¥ Aktuelle Stunde<br />

19.30 ¥ Westpol Magazin<br />

20.00 ¥ g Tagesschau<br />

20.15 ¥ g Wunderschön!<br />

Entlang der Rur in sechs Tagen /<br />

Die Torfstecher vom Hohen<br />

Venn / Sauberes Wasser für<br />

feinstes Büttenpapier / Einladung<br />

zum Kaffee ins Märchenschloss<br />

21.45 ¥ g Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23. Spieltag<br />

22.15 ¥ Zimmer frei! Gast: Beatrice<br />

Egli (Schlagersängerin)<br />

23.15 ¥ Dittsche – Das wirklich<br />

wahre Leben Show<br />

23.45 ¥ g Zeiglers wunderbare<br />

Welt des Fußballs Show<br />

0.15 Kraut und Rüben (1/6) Über die<br />

Anfänge deutscher Rockmusik<br />

Neue Töne braucht das Land<br />

1.10 Kraut und Rüben Dokureihe<br />

2.10 Rockpalast Deutschrock-Nacht<br />

9.00 ¥ g Nordmagazin 9.30 ¥ Hamburg<br />

Journal 10.00 ¥ Schleswig-Holstein<br />

Magazin 10.30 ¥ buten un binnen<br />

11.00 ¥ Hallo Niedersachsen<br />

11.30 Zu Gast in Britannien<br />

12.00 g Volleyball: DVV-Pokal<br />

Live. Finale Herren: SVG<br />

Lüneburg – VfB Friedrichshafen<br />

14.00 ¥ g Schönes Landleben XXL<br />

15.30 g 7 Tage ...<br />

16.00 Lieb und teuer Magazin<br />

16.30 DAS! Wunschmenü mit Rainer<br />

Sass Senfeier für Feinschmecker<br />

17.00 Bingo! Die Umweltlotterie<br />

18.00 ¥ g Ostsee Report<br />

18.45 ¥ g DAS! Gast: Annette Dittert<br />

19.30 Ländermagazine<br />

20.00 ¥ g Tagesschau<br />

20.15 ¥ g Landpartie Meer, Moor<br />

und mehr – das Cuxhavener Land<br />

21.45 g Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23. Spieltag:<br />

Bor. M'gladbach – SC Paderborn,<br />

Werder Bremen – VfL Wolfsburg<br />

22.05 ¥ g Die NDR Quizshow<br />

22.50 g Sportclub Magazin<br />

Fußball u.a.: Bundesliga, SV Werder<br />

Bremen – VfL Wolfsburg<br />

23.35 ¥ g Sportclub Reportage<br />

Mythos Hansa Rostock<br />

0.05 Dittsche – Das wirklich wahre<br />

Leben Mit Olli Dittrich u.a.<br />

0.35 H ¥ õ g Königreich des<br />

Verbrechens Kriminalfilm, AUS<br />

2010. Mit Ben Mendelsohn, Joel<br />

Edgerton. Regie: David Michôd<br />

2.20 ¥ g Ostsee Report (Wh.)<br />

7.30 Panoramabilder / Bergwetter 8.40<br />

¥ Checker Tobi 9.05 H ¥ Zoomer –<br />

Kleine Spione – Große Geheimnisse<br />

Komödie, DK 2009 10.30 KlickKlack<br />

11.00 Der Sonntags-Stammtisch<br />

12.00 ¥ Die Landfrauenküche<br />

12.45 Polizeiinspektion 1<br />

14.00 H ¥ Die Landärztin Heimatfilm,<br />

D 1958. Mit Marianne Koch<br />

15.30 Einblick<br />

16.00 ¥ weiß blau Der Süden<br />

16.45 ¥ Rundschau<br />

17.00 ¥ Schuhbecks Magazin<br />

17.30 ¥ Alpen-Donau-Adria<br />

18.00 Regional<br />

18.45 ¥ Rundschau<br />

19.00 ¥ Unter unserem Himmel<br />

19.45 ¥ õ Der Komödienstadel:<br />

Paulas letzter Wille Lustspiel,<br />

D 2014. Mit Heide Ackermann,<br />

Matthias Ransberger, Götz Burger<br />

Regie: Matthias Kiefersauer<br />

21.15 ¥ Bergauf, bergab Helvetic<br />

Backcountry – Snowboardtouren<br />

in der unbekannten Schweiz<br />

21.45 Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23. Spieltag<br />

22.05 Blickpunkt Sport<br />

22.50 Regional<br />

23.00 ¥ Rundschau-Magazin<br />

23.15 H Kalter Schweiß Kriminalfilm,<br />

I/F/B 1970. Mit Charles Bronson<br />

Regie: Terence Young<br />

0.45 Startrampe Magazin<br />

1.15 Mit den Augen der Seele<br />

1.20 ¥ weiß blau (Wh.)<br />

2.05 ¥ Schuhbecks (Wh.)<br />

9.15 Deutsche Lebensläufe 10.15 Wie<br />

die Beatles den Kreml stürmten<br />

11.15 g Geheimnisvolle Orte<br />

12.00 Volleyball: DVV-Pokal<br />

Live. Finale Herren: SVG Lüneburg<br />

– VfB Friedrichshafen<br />

14.00 Der Traumschiff-Mann<br />

14.30 Wildes Russland Ural<br />

15.15 Länder – Menschen – ...<br />

16.00 ¥ Tierisch wild im Südwesten<br />

16.45 g Essgeschichten<br />

17.15 ¥ g Lecker aufs Land<br />

18.00 SWR Landesschau aktuell<br />

18.15 Ich trage einen großen Namen<br />

18.45 Treffpunkt Reportagereihe<br />

19.15 ¥ g Die Fallers Soap<br />

19.45 ¥ SWR Landesschau aktuell<br />

20.00 ¥ g Tagesschau<br />

20.15 ¥ g Der Südwesten von oben<br />

Die Pfalz / Das Saarland<br />

21.45 ¥ Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23. Spieltag: Bor.<br />

M'gladbach – SC Paderborn,<br />

Werder Bremen – VfL Wolfsburg<br />

22.05 Sport im Dritten<br />

U.a.: Fußball: 1. Bundesliga, Hoffenheim<br />

– Mainz, Leverkusen –<br />

Freiburg, Hannover – Stuttgart<br />

23.02 ¥ Fußballfieber Der SC Freiburg<br />

und seine Geschichte<br />

23.45 Tatort: Augenzeuge TV-Krimi,<br />

D 1976. Mit Werner Schumacher,<br />

Frank Strecker, Henning Venske<br />

Regie: Theo Mezger<br />

1.10 Butler Parker Krimi-Serie. Der<br />

Heckenschütze / Das Sanatorium<br />

2.00 ® Der Nachtkurier meldet ...<br />

9.00 Glanz und Elend im Reich der Zaren<br />

9.45 Hauptsache Kultur 10.15 Horizonte<br />

10.45 ¥ Vorfahren gesucht<br />

11.30 Amerikas legendäre Straßen<br />

12.15 Landgasthäuser in Hessen<br />

13.00 Alles Wissen<br />

13.45 Die tollsten Spielzeug-Klassiker<br />

14.30 Zu Gast im Süden Afrikas<br />

15.15 ¥ Ein Strauß voll Glück Drama,<br />

D 2009. Mit Janina Hartwig<br />

16.45 Herkules Magazin<br />

17.15 Mex – Das Marktmagazin<br />

18.00 defacto Das Landesmagazin<br />

18.30 Hessen-Reporter Reportage<br />

19.00 Kriminalreport Hessen Magazin<br />

19.26 alle wetter kompakt!<br />

19.30 ¥ Hessenschau Magazin<br />

20.00 ¥ Tagesschau<br />

20.15 Urwald, Steppe, Felsenmeer –<br />

Naturschätze in Hessen<br />

Dokumentarfilm, D 2014<br />

21.45 Sportschau – Bundesliga am<br />

Sonntag Magazin. 23. Spieltag<br />

22.05 heimspiel! Bundesliga<br />

Magazin. U.a.: Fußball: 23. Spieltag,<br />

Eintracht Frankfurt – Hamburger<br />

SV; Bundesliga der Frauen<br />

22.15 Das große Hessenquiz<br />

Die Show mit Jörg Bombach<br />

23.00 Dings vom Dach Die Rateshow<br />

23.45 strassen stars Comedy-Quiz<br />

0.15 Wer weiß es? Rätselraten<br />

1.00 Ich trage einen großen Namen<br />

1.30 Istanbul – Sehnsucht nach<br />

Heimat Reportage<br />

2.30 ¥ Hessen-Reporter Reportagereihe.<br />

Meine Liebe aus Ankara<br />

9.45 ¥ g Selbstbestimmt! – Die SonntagsFragen<br />

10.15 g Das Tal des Lebens<br />

– Afrikas Rift Valley (1/3)<br />

11.00 H ¥ Im Zeichen der Lilie<br />

Historienfilm, F/I 1961<br />

12.40 g Brisant – die Woche<br />

13.10 ¥ g Paul Kemp Familienbande<br />

14.00 Fußball Regionalliga Nordost<br />

16.00 ¥ g MDR aktuell<br />

16.05 g Heute auf Tour<br />

16.30 ¥ g Sport im Osten<br />

18.00 ¥ g MDR aktuell<br />

18.05 ¥ g In aller Freundschaft<br />

18.52 Unser Sandmännchen<br />

19.00 MDR Regional<br />

19.30 ¥ g MDR aktuell<br />

19.50 ¥ g Kripo live<br />

20.15 ¥ g Damals war's<br />

Die Oldie-Show. Das Jahr?<br />

21.45 ¥ g MDR aktuell<br />

22.00 ¥ g Olaf verbessert die Welt<br />

Die Schubert-Show!<br />

Mit Kalle Schwensen (Die Kiezgröße<br />

auf St. Pauli), Larissa<br />

Marolt (Model, Schauspielerin<br />

und Dschungel-Camperin)<br />

22.45 ¥ g Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23. Spieltag<br />

23.05 Dolce Vita in der DDR<br />

Ein Elbdampfer voller Exoten<br />

23.55 ¥ g Sport im Osten<br />

Aktueller Sport vom Tage (Wh.)<br />

1.25 ¥ g Kripo live (Wh.)<br />

1.50 g Nah dran (Wh.)<br />

2.20 ¥ g Selbstbestimmt! –<br />

Die SonntagsFragen (Wh.)<br />

2.50 g Zittauer Gebirge Nonstop<br />

RBB<br />

12.00 Viele Wege führen nach Sylt (1/3)<br />

12.30 Wildsau von rechts 13.15 Wildes<br />

Skandinavien 14.00 Fußball: Regionalliga<br />

Nordost Live aus Potsdam. 18 Spieltag:<br />

SV Babelsberg 03 – 1. FC Magdeburg<br />

16.00 Rapunzel Märchenfilm, D 2009<br />

17.00 rbb aktuell 17.05 In aller Freundschaft<br />

17.50 Unser Sandmännchen<br />

18.00 Querbeet 18.32 Kowalski &<br />

Schmidt 19.00 g Täter – Opfer – Polizei<br />

19.30 Abendschau 20.00 ¥ g Tagesschau<br />

20.15 Lafers leckerer Osten<br />

21.45 rbb aktuell 22.00 g rbb Sportplatz<br />

22.40 g Sportschau – Bundesliga<br />

am Sonntag 23.00 H ® Sherlock Holmes<br />

und das Halsband des Todes Kriminalfilm,<br />

F/I/D 1962 0.25 Lindenstraße<br />

SPORT 1<br />

5.00 Sport-Clips (Wh.) 5.20 Sport-Clips<br />

(Wh.) 8.00 Andreas Herrmann – Kraftvoll<br />

Leben TV 8.30 Die Arche-Fernsehkanzel<br />

9.00 Teleshopping (Wh.) 9.15<br />

Hattrick pur 9.30 Bundesliga pur 11.00<br />

Doppelpass Die Runde 13.15 Bundesliga<br />

pur (Wh.) 15.00 Volleyball: DVV-Pokal<br />

der Damen Live. Finale: Ladies in Black<br />

Aachen – MTV Stuttgart 17.15 Handball:<br />

1. Bundesliga Live. SC Magdeburg – TSV<br />

Hannover-Burgdorf 19.00 Hattrick 2.<br />

Bundesliga 20.15 Die PS-Profis – Mehr<br />

Power aus dem Pott (Wh.) 22.15 Doppelpack<br />

23. Spieltag 23.00 Bundesliga –<br />

Der Spieltag 23.54 Die Rene Schwuchow<br />

Show – 6 vor 12 (Wh.) 0.45 Teleshopping<br />

(Wh.) 1.00 Sport-Clips (Wh.)<br />

EUROSPORT<br />

8.30 g Ski alpin: Weltcup Live. Superkombination<br />

Damen, Abfahrt 10.15 g<br />

Ski alpin: Weltcup Live. Riesenslalom<br />

Herren, 1. Lauf 11.30 g Ski alpin: Weltcup<br />

Live. Superkombination Damen, Slalom<br />

13.00 g Ski alpin: Weltcup Live.<br />

Riesenslalom Herren, 2. Lauf 14.30 g Ski<br />

nordisch: WM Live. Langlauf: 50 km klassisch<br />

Herren mit Massenstart 16.00 g<br />

Snooker: European Tour Live. Gdynia<br />

Open: Halbfinale (Best of 7) 18.00 g Ski<br />

nordisch: WM (Wh.) 19.00 Springreiten:<br />

Weltcup 20.00 g Snooker: European<br />

Tour Live. Gdynia Open: Finale<br />

(Best of 7) 22.00 g Ski nordisch: WM<br />

23.00 g Ski nordisch: WM (Wh.) 0.00<br />

g Snooker: European Tour (Wh.)<br />

N24 Nachrichten um 8, 9, 12, 15, 18, 19<br />

und 20 Uhr<br />

5.25 g Seitensprünge der<br />

Geschichte Dokureihe<br />

6.05 g Vorsicht Hochspannung!<br />

6.55 Explosionen außer Kontrolle<br />

8.00 N24 Nachrichten<br />

8.10 g AUTO BILD TV – Magazin<br />

8.30 g Stunt Heroes<br />

9.00 N24 Nachrichten<br />

9.20 Toxine der Tiere<br />

10.10 g Zwischen Leben und Tod –<br />

Rettung in letzter Sekunde<br />

11.05 S.O.S. – Hilferuf auf hoher See<br />

12.00 N24 Nachrichten<br />

12.15 Geheimnisse der Menschheit<br />

13.05 g F... you Brain<br />

14.00 N24 Mystery<br />

15.00 N24 Nachrichten<br />

15.20 Seitensprünge der Geschichte<br />

16.10 g Der Zweite Weltkrieg<br />

aus dem All Dokumentation<br />

18.00 N24 Nachrichten<br />

18.05 g Vorsicht Hochspannung!<br />

19.00 N24 Nachrichten<br />

19.10 g Die gefährlichsten Straßen<br />

der Welt Dokumentation<br />

20.00 N24 Nachrichten<br />

20.05 N24 Zeitreise<br />

21.00 Die Tragödie von Norwegen<br />

22.00 g Das Waco-Protokoll<br />

23.00 g Erbarmungslos – Frauen<br />

hinter Gittern Dokumentation<br />

0.30 g USA Top Secret<br />

22.00 Sie glaubten, das Ende<br />

der Welt stehe kurz bevor. Der<br />

selbsternannte Prophet David<br />

Koresh führte die Davidianer-<br />

Sekte nahe der texanischen<br />

Stadt Waco an. Und am 19.<br />

April 1993 spielten sich hier<br />

apokalyptische Szenen ab<br />

N-TV<br />

6.10 g Feuerlöscher XXL – Der Panther<br />

7.30 g PS – Spezial: Tatort Autobahn<br />

8.10 g PS – Das Automagazin<br />

9.30 g Auslandsreport 10.10 Quallen<br />

11.10 g Haie hautnah – Im Reich der<br />

Tiefe 12.10 g Hai-Alarm – Angriffe aus<br />

der Tiefe 13.05 g Deluxe 14.10 Stalin –<br />

Der Diktator in Farbe 15.10 Stalingrad:<br />

Was wirklich geschah 16.10 g Pearl<br />

Harbor – die wahre Geschichte 17.05<br />

g Pearl Harbor – die wahre Geschichte<br />

(Wh.) 18.30 g Wissen 19.10 g Wissen<br />

(Wh.) 20.05 Naturgewalten 21.05<br />

Naturgewalten 22.05 Naturgewalten<br />

23.10 g Wissen (Wh.) 0.05 g Safari-<br />

Paparazzi: Wildlife pur 1.00 g Haie<br />

hautnah – Im Reich der Tiefe (Wh.)<br />

PHOENIX<br />

8.15 Wenn die Wildnis ruft (1/2) 9.00<br />

Wenn die Wildnis ruft 9.45 Weite Wildnis<br />

Alaska 10.30 Ein Franke entdeckt<br />

Alaska 11.15 Im Dialog 11.50 Augstein<br />

und Blome 12.00 Presseclub 12.45<br />

Presseclub – nachgefragt 13.00 Kamingespräch<br />

14.00 Historische Ereignisse<br />

17.00 Thema 18.15 Ein Schloss in den<br />

Rocky Mountains 18.30 Im Zauber der<br />

Wildnis (1/2) (Wh.) 19.15 Im Zauber der<br />

Wildnis (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau<br />

20.15 Als der Osten durch den Westen<br />

fuhr 21.00 Beutezug Ost 21.45<br />

Schweizer Himmelsstürmer 22.30 Höhenflüge<br />

23.15 Ich war doch erst 13<br />

0.00 Kamingespräch (Wh.) 1.00 Als der<br />

Osten durch den Westen fuhr (Wh.)<br />

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© Picasa/ MMXII DISCOVERY COMMUNICATIONS, LLC<br />

Heute um 19.10 Uhr<br />

Nichts für schwache Nerven<br />

„Die gefährlichsten Straßen der Welt“


Stil<br />

Ein Plädoyer für<br />

die Tulpe<br />

Plötzlich sind alle<br />

hochsensibel<br />

FRÜHLINGSBOTE S. 57<br />

RATGEBER S. 58<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 55<br />

NEW LOOK<br />

Mr. Bigger<br />

M<br />

Man möchte ihn kneifen, nur um zu sehen, was passiert.<br />

Mit der Haut, mit der stabilen Laune. Tom<br />

Ford sieht jung aus und scheint doch irgendwie<br />

nicht ins Jahr 2015 zu passen. Ein paar japanische<br />

Mädchen erkundigen sich nach der awesomely beautiful<br />

Kollektion, ein französischer Blogger ist scharf<br />

wie ein Dobermann, ihm endlich „zehn ganz kurze<br />

Fragen“ zu stellen, doch Ford lehnt ab. „Ich mache<br />

nichts mit zehn Worten, es muss schon intelligenter<br />

sein.“ Der Blogger ist darüber nicht erfreut, man<br />

ahnt schon, dass die Security ihn gleich nach draußen<br />

führen wird.<br />

VON ANNE PHILIPPI<br />

Wie es sich für einen Modemacher von Weltrang<br />

gehört, hat Tom Ford auf sich warten lassen. Eine<br />

spritzige Assistentin im Tellerrock hat sich dafür alle<br />

drei Minuten in Toms Namen entschuldigt. Gerade<br />

hat der Designer seine neue Kollektion vorgestellt,<br />

und zwar ausgerechnet in Los Angeles, einer<br />

Stadt, die sonst nicht gerade als Modemetropole<br />

gilt. Die Show war sensationell besetzt: Alle Stars<br />

waren da, und wer nicht da war, der spielte keine<br />

Rolle. Nun gibt Tom Ford eine kleine Audienz in einem<br />

Fotostudio. Er hat sich für diesen Ort entschieden,<br />

damit das Licht auch wirklich gut ist. Ganz<br />

egal, wer welches Foto mit ihm machen will und wo<br />

er es posten muss, der Mann kennt seine Schokoladenseiten<br />

und auch die seines Gegenübers. „Sie<br />

wollen doch nicht auf der schlecht beleuchteten<br />

Seite stehen?“, zwinkert er und wirft eine Art Liebesstrahl<br />

auf den Interviewer – fast so, als hätte er<br />

ihn schon nach Sekunden fest in Herz geschlossen,<br />

zumindest für a couple of minutes. Das ist sein Talent.<br />

Es braucht ein paar Minuten, um Tom Ford zu<br />

erfassen. Wer ist dieser Mann mit seinen 53 Jahren?<br />

Er könnte sein eigener Sohn sein. Vielleicht hat ihn<br />

ein Raumschiff hier in Hollywood abgesetzt. Es ist,<br />

als wäre man Ford schon mal in einem früheren Leben<br />

begegnet. Aber welches Leben war das noch<br />

mal? Oder war es doch nur ein Poster?<br />

An diesem kühlen Abend hat der Designer es in<br />

Hollywood geschafft. Das ganze Filmdorf ist vorbeigekommen.<br />

Sogar Anna Wintour, im Office-Blumenkleid,<br />

hat die London Fashion Week sausen lassen,<br />

um hier aufzukreuzen. Tom Ford vollbringt<br />

Wunder. Niemand schaut blasiert. Auf der blitzhellen<br />

Toilette wäscht man sich freudig die Hände mit<br />

Tom Fords Waschgel. Der Mann will einen guten<br />

Abend, für alle. Später wird er weiße Rosenblätter<br />

von der Decke regnen lassen, die spitzen Absätze<br />

der Louboutins werden diese Blätter aufspießen,<br />

und alle werden es beautiful finden.<br />

Hier in Los Angeles ist man wegen Fashion noch<br />

aufgeregt. Beinahe aufgeregter als wegen der Oscars,<br />

die drei Tage später stattfinden. Ford hat den<br />

Termin für die Show gut gewählt, einen Zeitpunkt<br />

ausgesucht, zu dem „die Leute noch nicht voneinander<br />

gelangweilt sind“, weil sie sich zum hundertsten<br />

Mal auf den üblichen Veranstaltungen über<br />

den Weg gelaufen sind. Der Mann hat verstanden,<br />

dass man Hollywood nicht mit saisonaler Logik und<br />

komplizierten Kollektionen belästigen kann. Dass es<br />

seine eigene Vorstellung von pretty und sexy hat.<br />

Und dass es von Zeit zu Zeit jemanden braucht, der<br />

ihm erklärt, was das eigentlich ist: sexy und pretty.<br />

Das konnte Tom Ford schon immer besonders<br />

gut. Zum Beispiel in seinen 14 Jahren bei Gucci, als<br />

er den luxuriösen Look der 90er-Jahre prägte, Frauen<br />

in die knappsten Samthosen steckte und Roben<br />

entwarf, die vom „Studio 54“ inspiriert waren. Tom-<br />

Ford-Frauen waren für ihn „Hitchcock-Heldinnen,<br />

die sich in reiche Bohemiens verwandelt hatten.<br />

Aber sehr kontrolliert, nicht dirty hippie.“ Sauberer<br />

Luxus trifft auf sexbereiten Körper – das war seine<br />

Obsession. Vor elf Jahren gründete er dann die eigene<br />

Luxusmarke, launchte 2006 die Männermode<br />

und 2010 die Frauenlinie. Seither gilt Ford in der<br />

Modewelt als Ausnahmeerscheinung: als Designer,<br />

der entschlossen ist, seine eigene, sehr teure Version<br />

der Welt hinzustellen.<br />

Hollywood ist gern zu Gast in dieser Welt, denn<br />

Ford kennt die Nöte seiner „Freundinnen“, die<br />

nicht in Pailettenmonstern und durchsichtigem<br />

Netzoberteilen auf die Teppiche wollen, um aufzufallen.<br />

„Das Ritual auf dem roten Teppich ähnelt<br />

heute einer globalen Gameshow“, sagt Ford. „Die<br />

meisten haben Angst.“ Angst vor was? „Vor der harten<br />

Kritik der Modepolizei und dem viralen Untergang.“<br />

Seine Strategie stammt aus der alten, analogen<br />

Welt. „Ich sage ihnen: Du bist eine Schauspielerin,<br />

du spielst in einem Film. Spiel deine Rolle.<br />

Spiel, wie du aus dem Auto steigst.“<br />

Wegen Tom Ford ist Hollywood heute Abend zu<br />

allem bereit und trägt: Tom Ford. Beyoncé lässt sich<br />

vor Ort in ein Kristall-Mosaik-Kleid nähen und verpasst<br />

den Anfang der Show. Gwyneth Paltrow steht<br />

in einem hochgeschlitzten Miniding an der Bar, sie<br />

zeigt ihre langen Beine, extra für Ford. An der Makeup-Front<br />

hat Paltrow heute gespart, sie kann nicht<br />

so recht strahlen und lässt sich eine Minute nach<br />

der Show von ihrem Fahrer abholen. Aber ihre Beine,<br />

die hat sie gezeigt. Amy Adams mag ihren roten<br />

Samt-Smoking von Ford und wirft sich in Position,<br />

Jennifer Lopez trägt ein Minikorsett, Miley Cyrus<br />

Die Dinge<br />

waren einfacher<br />

vor Instragram<br />

Tom Ford, Designer<br />

In Hollywood ist Fashion noch aufregend: Josh<br />

Duhamel und Jennifer Lopez in der ersten Reihe<br />

hält sich am Arm von Patrick Schwarzenegger fest,<br />

um nicht über ihr langes, schwarzes Spitzenkleid zu<br />

fallen. Anjelica Huston hat einen Ford-Smoking gewählt<br />

und sieht stolz darin aus.<br />

Der Designer hat heute Abend einen Was-istsexy-und-was-ist-pretty-Reminder<br />

an Hollywood<br />

geschickt. Am Tom-Ford-Körper muss immer noch<br />

alles stimmen. Jedenfalls tragen Scarlett Johansson<br />

(mit superkurzem New-Wave-Schnitt am Arm ihres<br />

Verlobten),<br />

„<br />

Julian Moore und Amber Valetta diese<br />

Art Minikleider, die den Schenkel eng umspannen.<br />

Der Schenkel wird von einer klar definierten Wade<br />

ergänzt, die angespannt auf einem sehr hohen High-<br />

Heel-Schuh steht. Bewegung ist somit ausgeschlossen.<br />

Der Tom-Ford-Körper ist auch 2015 ein sogenannter<br />

hardbody, wie wir ihn seit Bret Easton Ellis’<br />

„American Psycho“ kennen: ein Körper, der keinen<br />

Makel verzeiht, der kein Gramm Fett besitzt und<br />

der keine Nonchalance als Klassenziel kennt. Hier<br />

in Los Angeles hat dieser Körper überlebt.<br />

Ford mag auf harte Körper stehen, auf kalte Seelen<br />

zum harten Körper jedoch nicht. Auch heute<br />

Abend ist das nicht sein Ding. „Mode sollte erreichen,<br />

dass du die Person, die sie trägt, zum Freund<br />

haben willst“, sagt er. „Sie sollte nicht hart und kalt<br />

sein.“ Also schickt er viel Versöhnliches auf den<br />

Tom Ford zeigt seine<br />

Mode da, wo sie getragen<br />

wird: In Hollywood.<br />

Nun denkt er sogar über<br />

einen Umzug nach Los<br />

Angeles nach. Eine<br />

Begegnung mit einem<br />

Designer, der seine<br />

amerikanische Heimat<br />

als Inspirationsquelle<br />

entdeckt hat<br />

PA AP IMAGES/DPA/PA/CHRIS PIZZELLO<br />

Laufsteg: Jeansjacken mit Leoprint-Kuschelfell,<br />

lange Jeansröcke, kniehohe Stiefel, alles sehr<br />

Cowgirl-inspiriert. Und dann schwarze Anna-Karenina-Roben,<br />

getragen von Models, die backstage<br />

In-N-Out-Burger essen und ihr russischen Flechtwerk<br />

vom Kopf in die Ecke feuern, weil es ihnen zu<br />

schwer geworden ist.<br />

Tom Ford versteht seine Freundinnen da draußen<br />

in der Front Row. Doch die Frage bleibt: Was bedeutet<br />

Tom Ford im Jahr 2015, also in Zeiten, in denen<br />

der Glamour der 2000er wie ein Eintrag im Geschichtsbuch<br />

erscheint? In denen Instagram eine<br />

Welt regiert, die Ford und seine Designerkollegen<br />

nicht mehr als absolute Herrscher anerkennt? In denen<br />

die Inspiration aus der Mode selbst nicht mehr<br />

ausreicht und die europäischen Einflüsse abgearbeitet<br />

sind, wie im Fall von Hedi Slimane, der sich über<br />

Jahre in den Straßen von Los Angeles herumgetrieben<br />

hat, um auf neue Ideen zu kommen?<br />

Innerlich kämpft Tom Ford, wie jeder, mit dieser<br />

neuen Welt. „Die Dinge waren einfacher vor Instagram.<br />

Am Ende einer Show konnte man die Leute<br />

noch mit den Mitteln des Kinos zum Weinen bringen.“<br />

Ist das der Grund, warum er den ADD-<br />

Smartphone-Menschen mit ihren harten Körpern<br />

heute Abend eine Göttin in Jeans-Klamotten vorsetzte?<br />

„Beim Designen dachte ich an Ali MacGraw.“<br />

Das ist die Hauptdarstellern des Hollywood-Klassikers<br />

„Love Story“. „Sie lebt in Santa Fe, wo ich aufgewachsen<br />

bin.“ Tom Fords neues Ideal von Schönheit<br />

sind also die Sonnenuntergänge über der Wüste<br />

von Santa Fe, nicht mehr die Martinis am Nachmittag<br />

in einem Fifth-Avenue-Knast in New York City.<br />

Langfristig bedeutet das für das System und die<br />

Familie Ford vielleicht einen Umzug von London<br />

ins Richard-Neutra-Haus in Beverly Hills. Fords<br />

neue Inspirationsquelle ist, tatsächlich und endlich<br />

wieder, die amerikanische Heimat.<br />

„Ich bin Amerikaner. Das heißt, ich mag es big.<br />

Außerdem bin ich Texaner, das heißt, ich mag es bigger.<br />

Warum würde jemand nicht the biggest sein wollen?”<br />

Er arbeitet am Bigger-Sein – auch für seinen<br />

Sohn Alexander John Buckley. Er könnte später das<br />

Imperium übernehmen und „TF“ besitzen, wenn er<br />

Lust dazu hat. Doch diese Entscheidung wird Tom<br />

Ford seinem Sprössling überlassen.<br />

Nach der Hollywoodshow wird er selbst sich erst<br />

mal wieder seiner neuen Leidenschaft widmen, dem<br />

Film. Nach dem Style-Drama „A Single Man“ will<br />

Ford einen Thriller drehen. Im Herbst soll es so<br />

weit sein, dann will er einen neuen Frauentyp erschaffen,<br />

für seinen Film und für den Laufsteg. Dazu<br />

wird er sein berühmtes Fashion-Pendel einsetzen.<br />

„Es geht immer darum, wohin das Pendel als<br />

Nächstes schwingt. Das ist es, was mich interessiert.“<br />

Heute Nacht ist das Pendel in eine Richtung<br />

geschwungen, die Ford an sich selbst erinnert, an<br />

Texas und an Santa Fe, und nicht so sehr an den<br />

Glamour einer vergangenen Zeit. Damit ist Tom<br />

Ford auf einem guten Weg.<br />

DAMON WINTER/THE NEW YORK TIMES/REDUX/LAIF<br />

AP/UNCREDITED<br />

Zendayas<br />

Löwenmähne<br />

Ganze Tage investieren Schauspielerinnen<br />

in die Vorbereitung ihres<br />

Oscar-Stylings. Auch Zendaya hat<br />

für ihre Frisur sicher lange gebraucht.<br />

Die 18-Jährige, die man aus<br />

der Tanzserie „Shake It Up“ kennen<br />

kann, erschien zur diesjährigen Verleihung<br />

nicht wie ihre Kolleginnen<br />

mit Glamourwelle oder Hochsteckfrisur,<br />

sondern präsentierte eine<br />

elegante Variante von Dreadlocks,<br />

also Filzlocken, die durch vielfach<br />

wiederholtes Kämmen von Haarsträhnen<br />

gegen die Wuchsrichtung<br />

entstehen. Eine mutige Entscheidung<br />

von Zendaya und ihrem Stylisten<br />

Law Roach. Schließlich sind<br />

Afroamerikanerinnen, die ihr Haar<br />

natürlich kraus zeigen oder traditionelle,<br />

afrikanische Frisuren tragen,<br />

immer noch eine Seltenheit. Zendayas<br />

Vorbilder sind Zoë Kravitz und<br />

deren Mutter Lisa Bonet, die schon<br />

zu vergangenen Oscar-Verleihungen<br />

mit Dreadlocks erschienen waren.<br />

Zendaya erhielt für ihren Look<br />

nicht nur Lob. Giuliana Rancic vom<br />

Online-Magazin „E! Fashion Police“<br />

empörte sich, dass ihr Haar den<br />

Eindruck machte, als röche es nach<br />

Marihuana. Dabei hat die Frisur der<br />

jungen Frau wirklich nichts mit dem<br />

verfilzten Kopfhaar eines bekifften<br />

Rastafaris zu tun. Zendaya entgegnete:<br />

„Für mich sind Dreadlocks ein<br />

Symbol für Stärke und Schönheit,<br />

fast wie eine Löwenmähne.“ Lieber<br />

ein Löwe als eine Barbie. cls<br />

ZIELSTREBIG<br />

„Gott, Karma, das<br />

kann man nennen,<br />

wie man will. Aber<br />

es geht nichts<br />

über harte Arbeit“<br />

Mark Ronson, DJ und Produzent, 39,<br />

nimmt das Schicksal in die Hand<br />

SYMBOLISCH<br />

300<br />

neue Emoji-Charaktere soll die<br />

nächste Version von Apples Betriebssystem<br />

iOS beinhalten, die ab Mitte<br />

März verfügbar sein wird. Die Benutzer<br />

können dann zwischen vielen<br />

putzigen Bild-Symbolen mit sechs<br />

unterschiedlichen Hautfarben wählen,<br />

um ihre Gefühle per Smartphone<br />

zu verschicken. Die verschiedenen<br />

Weltreligionen werden ebenfalls<br />

vertreten sein, und auch Gender-<br />

Grenzen sollen die neuen Emojis<br />

sprengen: Es wird gleichgeschlechtliche<br />

Paare geben.<br />

WIREIMAGE/ES


56 STIL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

WARENWELT<br />

Wow!<br />

Von gebleicht bis<br />

gezippt: Produkte,<br />

die das Leben<br />

schöner machen<br />

Ausgesucht von Clark Parkin<br />

Gebleicht: Stiefelette<br />

„Swinging“ von Louis<br />

Vuitton, 950 Euro,<br />

bei louisvuitton.com<br />

Zusammengeflickt: Antike<br />

Patchworkdecke in japanischer<br />

„Boro“-Technik, um 5200 Euro<br />

bei 1stdibs.com<br />

Selbst gemacht: Mit Jeans<br />

bezogener antiker Sessel von<br />

Legend Blues, um 3200 Euro bei<br />

legendbluesllc.com<br />

Verwaschen: Automatikuhr „Big Bang Jeans Vintage“<br />

mit Jeans-Zifferblatt und Jeans-Armband von Hublot,<br />

Stahlversion um 12.300 Euro, über hublot.com<br />

Gezippt: Vintage-Jeanskostüm<br />

aus den 80ern von Azzedine Alaia,<br />

um 1050 Euro bei 1stdibs.com<br />

Bestickt:<br />

Flap Bag aus<br />

Denim-Patchwork<br />

von<br />

Chanel, um<br />

2560 Euro bei<br />

chanel.com<br />

Poliert: Ring „Sultane“ aus Weißgold<br />

mit Diamanten und Aquamarin<br />

von Dior, Preis auf Anfrage<br />

Aufgenäht: Jeansrock<br />

von Saint Laurent,<br />

um 890 Euro bei ysl.com<br />

LEGENDBLUESLLC.COM; 1STDIBS.COM(2); YSL.COM; CHANEL; DIOR; LB PRODUCTION; HUBLOT<br />

Als sie die Ausstellung „Savage Beauty“<br />

über das Werk des Designers Lee Alexander<br />

McQueen 2011 zum ersten<br />

Mal in New York sah, weinte Daphne<br />

Guinness. Ein Jahr zuvor hatte sich<br />

ihr guter Freund McQueen, der mit<br />

seinen theatralischen Entwürfen und<br />

seinen an Kunstperformances erinnernden Shows die<br />

Modewelt revolutionierte, das Leben genommen.<br />

VON SILVIA IHRING<br />

Daphne Guinness, die schwerreiche Nachfahrin des<br />

irischen Gründers der gleichnamigen Brauerei, war eine<br />

seiner engsten Vertrauten. Die für ihr Stilbewusstsein<br />

und ihren mutigen Modegeschmack bewunderte Millionärin<br />

mit dem weißblonden, von schwarzen Strähnen<br />

durchzogenen Haar inspirierte McQueen, trug und<br />

sammelte seine Entwürfe. Ab<br />

dem 14. März wird „Savage<br />

Beauty“ erneut im „Victoria &<br />

Albert Museum“ in London<br />

gezeigt. Aus diesem Anlass<br />

spricht Daphne Guinness<br />

über den Designer – und über<br />

sich selbst.<br />

WELT AM SONNTAG: Sie<br />

waren eine enge Vertraute<br />

von Alexander McQueen.<br />

Wie haben Sie ihn kennengelernt?<br />

DAPHNE GUINNESS: Ganz<br />

ehrlich, ich wollte ihn eigentlich<br />

niemals treffen. Ich trug<br />

seine Mode, aber ich dachte,<br />

er sei irgendwie furchteinflößend.<br />

Issie (Isabella Blow,<br />

Mentorin von Alexander<br />

McQueen sowie eine gemeinsame<br />

Freundin, Anm. d. Redaktion)<br />

sagte ständig zu mir ,Du<br />

musst Alexander kennenlernen.‘<br />

Und eines Tages sieht er<br />

mich zufällig am Leicester<br />

Square in einem seiner Entwürfe,<br />

kommt zu mir und<br />

sagt: ‚Das ist meine verdammte<br />

Jacke, die du da<br />

trägst.‘ Wir gingen in einen<br />

Pub und haben uns betrunken.<br />

Na ja, nicht betrunken,<br />

aber wir haben uns sofort<br />

verstanden.<br />

So gut verstanden, dass er<br />

sogar mal Ihre Kleider kaputtmachen<br />

durfte?<br />

Er griff sich die Sachen aus<br />

meinem Kleiderschrank und<br />

riss sie auseinander. Manchmal<br />

nahm er etwas mit und<br />

schickte es ohne Futter zurück.<br />

Er wollte sehen, wie die<br />

Kleider genäht waren, Alexander<br />

hatte beim Savile-<br />

Row-Maßschneider Anderson<br />

& Sheppard gelernt. Alles,<br />

was er für mich anfertigte,<br />

war eigentlich sehr simpel.<br />

Ich trage sehr viele Catsuits<br />

von ihm, und er hat für mich<br />

das perfekte Kleid entworfen,<br />

von dem ich etwa 20 Modelle<br />

besitze. Er war ein extrem guter<br />

Schneider.<br />

Vor fünf Jahren wurde<br />

McQueen erhängt in seiner<br />

Wohnung aufgefunden,<br />

drei Jahre nachdem sich<br />

bereits ihre Freundin Isabella<br />

Blow umgebracht hatte.<br />

Wie haben Sie von seinem<br />

Selbstmord erfahren?<br />

Unser gemeinsamer Freund,<br />

der Schmuckdesigner Shaun<br />

Leane, er kannte Alexander,<br />

seit er 14 Jahre alt war, rief<br />

mich damals um vier Uhr<br />

morgens an. Genau so, wie<br />

mich Jahre zuvor Alexander<br />

wegen Isabellas Tod anrief.<br />

Ich konnte es nicht fassen.<br />

Ich dachte nur, schon wieder?<br />

Könnt ihr bitte aufhören,<br />

mir wegzusterben? Als<br />

ein Jahr später die Ausstellung<br />

„Savage Beauty“ in New<br />

York eröffnete, konnte ich<br />

nicht aufhören zu weinen.<br />

Wie erklären Sie sich den<br />

Selbstmord?<br />

Ich wusste einiges von seinem<br />

Leid, aber nicht genug.<br />

Ich glaube, die Masse an Arbeit<br />

hat ihm sehr zugesetzt.<br />

Mode sollte mit einem Warnhinweis<br />

versehen sein, wie eine Zigarettenpackung.<br />

Vor langer Zeit sprach ich mit Valentino darüber, er<br />

sagte, er müsse 14 Kollektionen im Jahr entwerfen, darunter<br />

Sonnenbrillen und Badeanzüge. Das ist ein gigantischer<br />

Druck, vor allem, wenn ein großer Konzern<br />

Anteile an deinem Namen besitzt. Mode ist einfach lächerlich.<br />

Alexander McQueen nahm sich das Leben, wenige<br />

Tage nachdem seine Mutter gestorben war.<br />

Er hat seine Mutter geliebt. Ich habe noch am Tag nach<br />

ihrem Tod mit ihm gesprochen, da war er ganz bei sich.<br />

Auch bei seiner letzten Show wirkte er so fokussiert, so<br />

vernünftig. Er hatte sich außerdem an der Londoner<br />

Kunsthochschule Slade School of Fine Arts beworben<br />

und war dort angenommen worden.<br />

„Am Ende geht<br />

es um Liebe“<br />

DAPHNE<br />

GUINNESS<br />

MODE UND<br />

MUSIK<br />

Wollte er mit der Mode aufhören?<br />

Ich glaube nicht, dass er sich komplett zurückziehen<br />

wollte, aber er dachte sicher darüber nach, sich mehr<br />

Zeit für sich selbst zu nehmen und etwas Neues zu lernen.<br />

Aber dann starb seine Mutter. Irgendwas in ihm ist<br />

in dem Moment zerbrochen. Und jetzt, da er tot ist,<br />

wird er von allen verehrt. Ich sage immer, kein Künstler<br />

ist so gut wie ein toter Künstler.<br />

Aber McQueen wurde doch als Designer gefeiert.<br />

Ich finde nicht, dass er so geschätzt wurde, wie er es<br />

verdient hätte. Er war immer der Bad Boy der Mode. Er<br />

hat viele düstere Sachen entworfen, aber in Wahrheit<br />

war ein sehr unbeschwerter Mensch. Er wollte einfach<br />

nur geliebt werden. Am Ende geht es immer um Liebe.<br />

Was liebten Sie so an ihm?<br />

Alexander schätzte Individualität. Er, Isabella Blow,<br />

Daphne Guinness gehörte zu den engsten Vertrauten des<br />

verstorbenen Designers Alexander McQueen. Die<br />

Brauerei-Erbin über ihre Freundschaft und darüber, warum<br />

man Mode mit einem Warnhinweis versehen sollte<br />

Daphne Guinness wurde 1967 als Tochter des Baron und Brauereierben<br />

Jonathan Guinness und Suzanne Lisney geboren. Mit 19 heiratete sie den<br />

Reederei-Erben Spyros Niarchos und bekam mit ihm drei Kinder. Nach zwölf<br />

Jahren Ehe ließ sich das Paar scheiden. Heute lebt Guinness in Irland. Sie hat<br />

in mehreren Filmen mitgewirkt, ursprünglich wollte sie Opernsängerin<br />

werden und hat bereits ein Album aufgenommen. Ihre Modesammlung<br />

besteht aus Stücken von Gareth Pugh bis zu Givenchy und wurde 2011 mit<br />

einer Ausstellung gewürdigt. Viele Stücke entwirft sie selbst.<br />

Shaun Leane, mit ihnen konntest du wirklich du selbst<br />

sein, sie ließen dich einfach sein. Alexander hat mich<br />

beschützt. Er ist der Einzige, von dem ich jemals etwas<br />

geschenkt bekommen habe. Normalerweise akzeptiere<br />

ich keine Geschenke oder Rabatte. Ich weiß gar nicht,<br />

wie man danach fragt. Deswegen kann ich auch sagen,<br />

was ich will.<br />

Sie werden in Modekreisen verehrt, aber auf Fashion<br />

Weeks oder Events sieht man Sie selten.<br />

Ich besuche nur Modenschauen von Freunden, wie bei<br />

Alexander. Ich gehe zu Chanel, weil Karl ein alter<br />

Freund von mir ist. Aber niemals würde ich irgendwo<br />

hingehen, nur um mich zu zeigen. Dafür können die eine<br />

Schauspielerin engagieren. Die sagt dann „Oh, ich<br />

liebe diesen Schnitt.“ Was wissen die von Schnitten, die<br />

kennen sich mit Schauspielerei aus. Und warum sollte<br />

ich irgendwo hingehen, wo ich die größtmögliche Aufmerksamkeit<br />

auf mich ziehe?<br />

Aber Sie sind doch sowieso kaum zu übersehen?<br />

Ich versuche immer unsichtbar zu sein. Wenn ich einfach<br />

so unterwegs bin und mich ganz normal verhalte,<br />

denkt jeder ich sei meine Doppelgängerin.<br />

Dabei dürften nur wenige in der Lage sein, wie Sie<br />

in Plateauschuhen ohne Absatz zu laufen.<br />

Die stammen meistens von dem französischen Schuhmacher<br />

Massaro oder dem Japaner Noritaka, oft entwerfe<br />

ich sie selbst. Ständig fragen mich die Leute danach.<br />

Ich brauchte eine Art holografischen Absatz, damit<br />

keiner bemerkt, dass einer fehlt. Aber wissen Sie<br />

was, sie sind sehr bequem und, nein, ich foltere mich<br />

nicht selbst. Ich hab es ja mit High Heels versucht.<br />

Über zwei Blocks bin ich<br />

dreimal hingefallen. Ich mag<br />

einfach das Gefühl, nach hinten<br />

zu schwanken. Wenn ich<br />

mich auf die Fersen stütze ist<br />

das eine wunderbare Dehnübung<br />

für meine Waden.<br />

FILMMAGIC/GETTY/CO/CG<br />

Spielte Mode in Ihrer Familie<br />

eine Rolle?<br />

Eigentlich nicht. Ich war ein<br />

Tomboy, trug meistens Schuluniformen<br />

oder Cordhose<br />

und T-Shirt. Ich dachte immer,<br />

ich sei ein Junge. Mein<br />

Vater trug einen Kaftan und<br />

meine Mutter wunderschöne<br />

französische Kleider. Jeder<br />

kleidete sich, wie er wollte.<br />

Sie haben in Ihrer Jugend<br />

viel Zeit in dem Ort Cadaqués<br />

in Katalonien verbracht.<br />

Wie muss man sich<br />

Ihr Leben dort vorstellen?<br />

Es war wunderschön, ich fahre<br />

heute noch oft hin. Man<br />

Ray, Salvador Dalí und Marcel<br />

Duchamp kamen zu Besuch.<br />

An diesen Ort geht man, um<br />

nicht gefunden zu werden,<br />

weil das Haus schwer zu erreichen<br />

ist, versteckt auf einem<br />

Berg. Die Wolken dort<br />

sehen genau so aus, wie Dalí<br />

sie in seinen Bildern gemalt<br />

hat. Das Anwesen ist ein ehemaliges<br />

Kloster, und ich<br />

wuchs in der Kapelle auf.<br />

Nachts sang ich oft in einer<br />

Bar im Ort, und um drei Uhr<br />

morgens musste ich eine<br />

Stunde lang den Weg wieder<br />

hinaufsteigen. Wir aßen um<br />

sechs Uhr abends zu Mittag<br />

und um ein Uhr nachts zu<br />

Abend. Ich dachte, jeder würde<br />

so leben. Wenn ich im<br />

Herbst nach England ins Internat<br />

zurückkehrte, hatten<br />

alle anderen Ferien auf dem<br />

Reiterhof gemacht.<br />

Und Sie wuchsen in der Kapelle<br />

auf?<br />

Ja, mein Vater spielte darin<br />

oft Bach am Klavier. Ich erinnere<br />

mich noch an das Echo,<br />

das die Musik auslöste.<br />

Sie haben keine einfache<br />

Familiengeschichte. Ihre<br />

Großmutter Diana Mitford,<br />

die vor über zehn Jahren<br />

starb und der Sie sehr<br />

nahestanden, war mit dem<br />

Gründer der faschistischen<br />

Partei in Großbritannien<br />

Oswald Mosley zusammen,<br />

die beiden haben im Haus<br />

von Joseph Goebbels geheiratet.<br />

Ich kann sie nicht verdammen,<br />

sie ahnte nicht, was passieren<br />

würde, niemand ahnte<br />

das. Meine Großmutter war<br />

einfach verliebt. Sie lebte auf<br />

dem Land, und mit 23 Jahren<br />

verließ sie meinen Großvater<br />

für Mosley. Man steckte sie<br />

Anfang des Krieges wegen ihrer<br />

politischen Überzeugung<br />

drei Jahre ins Gefängnis, ohne<br />

einen Prozess oder eine<br />

Verurteilung. Sie hatte keinen<br />

Zugang zu irgendwelchen Informationen.<br />

Viele Briten<br />

sind in den 30er-Jahren nach<br />

Deutschland gegangen, sie<br />

sind Heuchler, wenn sie das<br />

leugnen. Meine Großmutter<br />

war ehrlicher, als gut für sie war. Ich habe viel mit ihr<br />

darüber diskutiert und wäre sie ein rassistischer,<br />

furchtbarer, Juden hassender Mensch, hätte ich sie niemals<br />

so geliebt.<br />

Die Briten haben es ihr sehr übel genommen, dass<br />

sie sich nie entschuldigt hat.<br />

Ich meinte auch zu ihr, Granny, du solltest dich entschuldigen,<br />

und sie sagte nur: „Darling, ich bin keine öffentliche<br />

Figur, und es würde mir sowieso niemand<br />

glauben.“ Die Presse würde sie so oder so hängen.<br />

Empfinden Sie Ihre Herkunft manchmal als Bürde?<br />

Sie gibt mir das Gefühl, nirgendwo hineinzupassen.<br />

Aber ich sehe mich nicht als Außenseiter im klassischen<br />

Sinn. Es ist eher so, als sei ich aus der Zeit gefallen.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

STIL 57<br />

Im Namen<br />

der Tulpe<br />

Sie gilt als billiges Massenprodukt. Doch in<br />

seltenen Sorten zeigt sich die Schönheit der<br />

Tulpe. Eine Ehrenrettung zum Frühlingsanfang<br />

Ihre Blütenblätter waren weiß<br />

mit einem rot gezackten<br />

Flammenmuster, und ihre<br />

Liebhaber stürzten sich für sie<br />

reihenweise in den Ruin. Auf<br />

dem Höhepunkt der „Tulpenmanie“,<br />

der ältesten dokumentierten<br />

Spekulationsblase, die 1637<br />

in Holland platzte und heute gern als<br />

Vorläufer zeitgenössischer Börsencrashs<br />

zitiert wird, zahlte man für eine<br />

einzige Tulpenzwiebel der Sorte „Semper<br />

Augustus“ um die 10.000 Gulden.<br />

Das entsprach in etwa dem Gegenwert<br />

eines Wohnhauses in bester Amsterdamer<br />

Kanallage inklusive Interieur und<br />

Silberbesteck.<br />

VON HEIKE BLÜMNER<br />

„Semper Augustus“ gibt es längst<br />

nicht mehr, und auch sonst käme heute<br />

niemand auf die Idee, mehr als ein bisschen<br />

Kleingeld für einen Strauß Tulpen<br />

in Klarsichtfolie auszugeben. Die Tulpe,<br />

einst Symbol für den Frühling, begleitet<br />

uns längst das ganze Jahr über. Auf gewisse<br />

Weise hat sie den Platz der zu<br />

zweifelhaftem Ruhm gekommenen holländischen<br />

Gewächshaustomate eingenommen:<br />

Sie kostet wenig, ist stets verfügbar,<br />

variiert lediglich im Farbton und<br />

passt sich jeder Umgebung an. Die gemeine<br />

Tulpe ist ein Produkt der Gartenindustrie<br />

und tritt bevorzugt in großen<br />

Mengen auf.<br />

Jede Gartenschau, die etwas auf sich<br />

hält, muss heute eine designierte Tulpenzone<br />

haben. Auf der Mitte April eröffnenden<br />

Bundesgartenschau in der Havelregion<br />

liegt einer der Hauptschwerpunkte<br />

ebenfalls auf dem Thema Tulpe.<br />

Besucher erwarten unter anderem die<br />

Hallenschau „Tulpen, Tulpen, Tulpen!“<br />

und „FrühlingsDuft und KnospenKnall“.<br />

Es gilt: Je mehr Tulpen auf einem Fleck<br />

stehen, desto mehr Menschen kommen<br />

zusammen, um die bunt blühenden Flächen<br />

zu bewundern.<br />

Bis in die Plastikeimer der Tankstellen<br />

und zu den Großevents im Namen der<br />

Tulpe war es ein langer Weg. Ursprünglich<br />

wohl aus China stammend, wanderte<br />

die Tulpe in den 1570er-Jahren über<br />

den kleinasiatischen Teil der Türkei und<br />

die habsburgischen Höfe in Wien, Brüssel<br />

und Madrid weiter in protestantische<br />

Regionen wie die nördlichen Niederlande.<br />

„Die Tulpe war ungeheuer exklusiv,<br />

kostbar und teuer. Sie war robust, was<br />

das Klima anging, und hatte für die damalige<br />

Zeit spektakuläre Farben. Bis dahin<br />

waren die Menschen von einer Art<br />

Kräuterkultur umgeben, und dann eine<br />

Blume zu haben, die so leuchtkräftig und<br />

so variantenreich ist, das war etwas Besonderes“,<br />

sagt Ursula Härting, Kunsthistorikerin<br />

und Sachverständige für niederländische<br />

Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts.<br />

Mit der exotischen Tulpe kamen<br />

die Künstler, die ihre Schönheit auf<br />

botanische Zeichnungen und Gemälde<br />

bannten: „Die Bilder von Jan Brueghel,<br />

Clara Peeters oder Jacob Savery landeten<br />

in den aristokratischen Kunstkammern.<br />

Nicht nur die lebende Tulpe war extrem<br />

kostbar, sondern auch das Gemälde danach“,<br />

so Härting. Auch wenn der Tulpenhype<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts abnahm,<br />

die Blume hat seitdem ihren festen<br />

Platz in der Kunstwelt. Zuletzt landete<br />

Jeff Koons mit seinen tonnenschweren,<br />

hochglänzenden Tulpenskulpturen<br />

einen zeitgenössischen Kunstcoup.<br />

Im Jahr 2013 wurde eines der fünf Exemplare<br />

für mehr als 33 Millionen Dollar<br />

verkauft.<br />

Preiswerter, aber im Vergleich zu den<br />

Standardtulpen immer noch teuer sind<br />

historische Tulpenzwiebeln. Sie findet<br />

man heute nur noch beim Spezialisten.<br />

Schätzungen zufolge gibt es mehr als<br />

4000 Tulpenarten, darunter gänseblümchengroße<br />

Exemplare oder gefüllte Tulpen,<br />

die der Pfingstrose ähneln, aber nur<br />

2000 Arten werden kommerziell angebaut.<br />

Das klingt immer noch nach viel,<br />

aber auf unseren täglichen Einkaufswegen<br />

begegnen uns diese Blumen nicht.<br />

Dort sehen und kaufen wir die immer<br />

gleichen Tulpenarten wie „Purple Flag“<br />

oder „Pink Flag“. Sie gehören zu einer<br />

alles dominierenden, populären Gruppe,<br />

die höchstens 30 Sorten umfasst.<br />

Bei Thomas Reichelt aus Bielefeld findet<br />

man Tulpensorten abseits des botanischen<br />

Mainstreams. Sein Online-<br />

Pflanzenversand „Naturwuchs“ hat sich<br />

seit zwanzig Jahren auf „Tulpen mit geschichtlichem<br />

Hintergrund“ spezialisiert.<br />

Viele von ihnen stammen aus dem<br />

„Hortus Bulborum“ im holländischen<br />

Limmen, einer Gartenanlage mit angeschlossenem<br />

Archiv, in dem die nationale<br />

Zwiebelsammlung der Niederlande lagert.<br />

Reichelt hat die älteste noch existierende<br />

Zuchttulpe aus dem Jahr 1620 im<br />

Programm, „Zomerschoon“, die lachsrosa<br />

geflammte cremeweiße Blüten trägt.<br />

Wer sich durch das historische Tulpenangebot<br />

auf seiner Website klickt, unternimmt<br />

eine Reise durch den Blumengeschmack<br />

der Jahrhunderte. Die Tulpe<br />

„Beauty of the Bath“ aus dem Jahr 1906<br />

zum Beispiel sieht aus, als wäre sie einer<br />

für die damalige Zeit typischen, nachkolorierten<br />

Postkarte entsprungen. Die<br />

„Rose de la Montagne“ aus dem Jahr<br />

1893, die trotz ihres Namens ebenfalls<br />

eine Tulpe ist, könnte auch auf einem<br />

Seerosenteich von Monet schwimmen.<br />

Im Moment, so Reichelt, seien lilienförmige<br />

Tulpen sehr gefragt, und ein Dauerbrenner<br />

seien die Wildtulpen.<br />

Dass seine Tulpen bei einem Preis<br />

zwischen drei und neun Euro pro Zwiebel<br />

– je nach Sorte und Menge – liegen,<br />

erklärt Reichelt so: „Es dauert zehn bis<br />

zwölf Jahre, bis ein Züchter überhaupt<br />

einen Bestand aufbaut. Jedes Jahr ziehe<br />

ich in Holland durch die Gärtnereien<br />

und muss dort hören, dass eine bestimmte<br />

Zwiebel vielleicht in fünf Jahren<br />

zur Verfügung stehen wird.“ Reichelts<br />

Onlineshop, der am Ende jeder Saison<br />

ausverkauft ist, nimmt schon im Frühjahr<br />

Bestellungen für den kommenden<br />

Herbst entgegen.<br />

Der Vergleich mit der Modewelt liegt<br />

da nahe: „Es gibt billige Konfektionsware,<br />

und es gibt die Haute Couture unter<br />

den Tulpen“, sagt Ronald van der Hilst.<br />

Van der Hilst ist gebürtiger Holländer,<br />

Landschaftsarchitekt und Produktdesigner<br />

und lebt seit mehr als zwanzig Jahren<br />

in Antwerpen. Erst dort entdeckte er<br />

seine Liebe zur Tulpe. Davor war er<br />

überzeugt, „dass Tulpen das langweiligste<br />

Thema der Welt“ seien. Als ironisch<br />

gebrochene Geste sah er von daher seine<br />

Teilnahme bei einem Tag der offenen<br />

Ateliers im ehemaligen Antiquitätenviertel<br />

Antwerpens: „Ich wollte keine Fotos<br />

von meinen Landschaftsarbeiten zeigen,<br />

und so kam mir eher als Witz die Idee,<br />

dass ich etwas mit Tulpen mache.<br />

Schließlich kam ich aus Holland.“<br />

Die ungeplante Pointe war jedoch,<br />

dass die Tulpe, ihre Geschichte und ihre<br />

Schönheit van der Hilst seitdem nicht<br />

mehr losgelassen haben. Heute<br />

schwärmt er davon, wie „geradezu nonchalant“<br />

sich die Blüten der Zomerschoon-Tulpe<br />

öffnen oder wie sich ihm<br />

RONALD VAN DER HILST<br />

Alter Meister<br />

im zeitgenössischen<br />

Gewand: Vase<br />

„Ganesh“ für<br />

Mobach Keramiek<br />

von Ronald van der<br />

Hilst, gespickt<br />

mit historischen<br />

Tulpen<br />

eines Tages eine neue Welt offenbarte,<br />

als er bemerkte, wie die Murillo-Tulpe<br />

duftet. Er erzählt von Wildtulpen, die ursprünglich<br />

entlang der Seidenstraße<br />

wuchsen, von der „Tulipa clusiana“ im<br />

Speziellen, deren grau-grüne Blätter<br />

„schmal und spitz wie Gräser“ seien.<br />

Als erfolgreicher Landschaftsarchitekt<br />

hat van der Hilst natürlich auch schon in<br />

großer Dimension gearbeitet. In der Nähe<br />

von Utrecht legte er einen 35 mal 35<br />

Meter großen Garten mit 100.000 weißen<br />

Tulpen aus<br />

sechs verschiedenen<br />

Sorten an, die nacheinander<br />

blühten.<br />

Das wirkte, „als<br />

wenn ein Tropfen<br />

auf Wasser fällt und<br />

sich nach und nach<br />

die Ringe bilden“, so<br />

van der Hilst. Aber<br />

eigentlich arbeitet<br />

van der Hilst inzwischen an immer neuen<br />

künstlerischen Plattformen, um die<br />

Schönheit seiner Lieblingsblume in Szene<br />

zu setzen.<br />

Es begann 2005 mit einer Kristallvase<br />

für die belgische Glasmanufaktur Val<br />

Saint Lambert. Dabei konzentrierte sich<br />

van der Hilst weniger auf das Bouquet. Jede<br />

Tulpe wird einzeln in das bauchige Gefäß<br />

gesteckt. „Das minimalistische Konzept<br />

der Tulpe gefällt mir. Es gibt immer<br />

nur einen dünnen Stiel und sechs Blütenblätter.<br />

Außerdem wachsen die Blumen in<br />

der Vase und bewegen sich zum Licht. Sie<br />

sind sehr lebendig. Doch selbst wenn sie<br />

tot und verblüht sind, sind sie noch wunderschön“,<br />

schwärmt er. Die Vase war<br />

2006 das offizielle Gastgeschenk für die<br />

ehemalige niederländische Königin Beatrix<br />

bei ihrem Besuch in Antwerpen.<br />

Es folgten weitere Vasen aus unterschiedlichen<br />

Materialien, spektakuläre<br />

Wandgemälde für den Interior-Bereich –<br />

von dezent bis schreiend poppig. 2006<br />

kuratierte van der Hilst in Antwerpen<br />

einen Ausstellungsparcours, bei dem<br />

sich Museen, Galerien, Einzelhändler<br />

und Designer dem Thema Tulpe widmeten.<br />

Für die italienische Keramikmanufaktur<br />

Bardelli hat er eine von Tulpen inspirierte<br />

Fliesenkollektion gestaltet. Und<br />

für den italienischen Hersteller Xilo 1934<br />

entwarf er gerade eine Parkettkollektion<br />

mit schwarzen Tulpenintarsien.<br />

Die Faszination für die Schönheit der<br />

einzelnen Tulpe und die daraus folgende<br />

künstlerische Inspiration und Handwerkskunst<br />

– van der Hilst ist ein alter<br />

Meister im zeitgenössischen Gewand.<br />

Wäre er Tomatenliebhaber, würde er<br />

vermutlich ein ausgezeichnetes regionales<br />

Restaurant mit dem Schwerpunkt<br />

auf alten Tomatensorten leiten, mit eigens<br />

entworfenem Geschirr und Besteck.<br />

In der Gastronomie gehört die Wiederentdeckung<br />

traditioneller Lebensmittel,<br />

ihre moderne Verarbeitung und<br />

Präsentation längst zum gehobenen<br />

Standard. Wenn die Qualität einer Blume<br />

an ihrer Einzigartigkeit und nicht an<br />

ihrer Uniformität festgemacht würde,<br />

wäre das auch im botanischen Bereich<br />

ein konsequenter Schritt nach vorne.<br />

Für van der Hilst ist er bereits vollzogen:<br />

„Ich betrachte Tulpen als Individuen.<br />

Jede einzelne Blume hat ihre eigene<br />

Persönlichkeit.“<br />

Die Erfindung der Horizontaldusche<br />

Das Künstlerkollektiv DIS zeigt im New Yorker New Museum ein surreales Hybrid aus Küche und Bad. Ein provokanter Showroom, made in Germany<br />

Er ist schon von der Bowery<br />

aus zu sehen: Im verglasten<br />

Eingangsbereich des New<br />

Museum steht ein langer,<br />

weißer Quader; an den Rändern<br />

blitzt er silbern und kupfern. Das<br />

Monument ist eine Küche mit integrierter<br />

Horizontaldusche, inszeniert wie im<br />

Showroom einer Design-Messe. Die Arbeit<br />

mit dem Titel „The Island (KEN)“<br />

ist ein Beitrag des Künstlerkollektivs DIS<br />

zur diesjährigen Triennale „Surround<br />

Audience“, die sich vorausschauend mit<br />

den Auswirkungen des Internet-Zeitalters<br />

beschäftigt.<br />

VON EVA MUNZ<br />

DIS ist eine lose Gruppe von Kreativschaffenden<br />

mit diversen Hauptberufen.<br />

Vor fünf Jahren gründeten Lauren Boyle,<br />

Solomon Chase, Marco Roso und David<br />

Toro mit ein paar Freunden das Online-<br />

Kulturforum „DIS Magazine“. In New<br />

York haben sie nicht nur die starren Hierarchien<br />

der etablierten Galerien und Institutionen<br />

hinterfragt, sondern auch die<br />

Mechanismen des Modediktats ausgehebelt,<br />

wie man es vorher nur vom testosterongeladenen<br />

Medienkonglomerat Vice<br />

kannte. Jetzt gibt es DIS: glatt, hochintellektuell,<br />

diskurswütig und affirmativ.<br />

„Kill them with your kindness.“ DIS<br />

expandiert mit Ablegern wie einer Fotoagentur<br />

(DIS Image) und einem Ladenund<br />

Galeriekonzept (DIS Own). Im<br />

nächsten Jahr wird das Künstlerkollektiv<br />

die Berlin Biennale kuratieren.<br />

Die Arbeit von DIS ist der Post-Internet-Kunst<br />

verpflichtet, nie selbstgefällig,<br />

völlig uneitel und selten sexy. DIS will<br />

nicht den Mainstream unterlaufen, son-<br />

HEJI SHIN/DORNBRACHT<br />

Fusion von Wasserquelle<br />

und Feuerstelle:<br />

Standbild aus<br />

dem Video zur Bad-<br />

Küchen-Installation<br />

vom DIS-Kollektiv<br />

und Mike Meiré im<br />

New Museum<br />

dern die Subversion dem Mainstream<br />

anpassen. Ursprünglich belächelt und<br />

von Luxusmarken abgewiesen („Die haben<br />

uns nie Kleider aus ihren Showrooms<br />

gegeben“), haben sich die DIS-<br />

Künstler längst zu einflussreichen Akteuren<br />

entwickelt.<br />

Zur Triennale im New Museum haben<br />

die Kuratorin Lauren Cornell und ihr<br />

Co-Kurator Ryan Trecartin 51 junge<br />

Künstler (kaum jemand ist älter als 40)<br />

aus über 25 Ländern eingeladen, um die<br />

Zukunft auszuloten. „Mir geht es dabei<br />

nicht um Gadgets, sondern um die tieferen<br />

sozialen und psychologischen Auswirkungen<br />

von Technologie auf unser<br />

Leben,“ sagt Cornell. Herausgekommen<br />

ist eine multi-disziplinäre Studie der<br />

kommerziellen und politischen Folgen<br />

des Internets und anderer Technologien.<br />

Der chinesische Künstler Li Liao zum<br />

Beispiel hat sich mit seinem Selbstexperiment<br />

„Consumption“ in den spätkapitalistischen<br />

Prozess eingeklinkt. 45 Tage<br />

lang arbeitete er am Fließband einer Fabrik<br />

in Shenzen, die iPads herstellt. Von<br />

seinem Lohn kaufte er sich anschließend<br />

ein iPad, das zusammen mit seiner Uniform<br />

und seinem Arbeitsvertrag neben<br />

der DIS-Installation hängt.<br />

Mit seiner raffinierten Videoinstallation<br />

„Freedom“ untersucht der Amerikaner<br />

Josh Klein die Manipulation von<br />

Sprache und den euphemistischen<br />

„Doublespeak“ der politischen Jargons.<br />

Klein schrieb eine Staatsrede, bei der<br />

Präsident Obama seine Wahlversprechungen<br />

einhält. Dazu animierte er das<br />

Gesicht des Präsidenten fast perfekt.<br />

Die Triennale-Künstler beherrschen die<br />

Rhetorik der Macht besser als die<br />

Machthaber.<br />

Der DIS-Beitrag „The Island (KEN)“<br />

mag nicht zu stärksten Arbeiten der<br />

Triennale gehören, aber dem Kollektiv<br />

waren Fragen immer wichtiger als bequeme<br />

Antworten. Für ihr Projekt suchten<br />

sie nach Metaphern aus der Werbung,<br />

sie durchstöberten das Netz und<br />

stießen auf Dornbracht, den deutschen<br />

Luxushersteller für Bad und Kücheneinrichtungen<br />

– und auf dessen langjährigen<br />

Berater und Creative Director Mike<br />

Meiré. Dornbracht und Meiré arbeiten<br />

seit über 20 Jahren eng mit internationalen<br />

Künstlern zusammen.<br />

Durch die Fusion von Feuerstelle und<br />

Wasserquelle wollte das Künstlerkollektiv<br />

die Trennung der verschiedenen Lebensräume<br />

aufheben – der Küche als sozialem<br />

und dem Badezimmer als privatem<br />

Raum. Entstanden ist eine Verschiebung,<br />

eine Spiegelung des Internets als<br />

Kommunikationsplattform, die stets unseren<br />

Bedürfnissen lauscht, uns zur freiwilligen<br />

Hingabe verführt und uns<br />

gleichzeitig instrumentalisiert und zu<br />

Komplizen macht.<br />

Meiré entwickelte eine glatte Performance-Bühne<br />

im Nassbereich. Eine weiße,<br />

halb schwebende Küchenkonsole mit<br />

Herd und Spüle verläuft parallel zur Horizontaldusche,<br />

an deren Ende eine<br />

Heißwasserstation aus glänzenden Cyprum<br />

installiert ist. Aus einer Art Abzugshaube<br />

pulsiert farbiges Licht, wohltemperiertes<br />

Wasser regnet auf die Latexmatratze.<br />

Das Latex verfärbt sich<br />

beim Kontakt mit Wasser und gibt der<br />

Arbeit etwas seltsam Geriatrisches. In<br />

der Spüle liegt eine rote Plastiktüte, wie<br />

sie bei Händlern im nahen Chinatown<br />

beliebt ist. Zur Installation gehört auch<br />

ein Film, der Darsteller beim Kochen<br />

und Duschen zeigt. Meiré ist begeistert:<br />

„So aseptisch und doch so lebendig, so<br />

wahr und so künstlich. Wie unsere Zeit.“<br />

Die Installation war für die Kuratoren<br />

nicht ganz unproblematisch. Die Rückwand<br />

des Museums musste geöffnet<br />

werden, weil die New Yorker Behörden<br />

verlangten, dass ein eigener Wasserkreislauf<br />

installiert wird. Kuratorin Cornell<br />

ist deswegen noch bei der Eröffnung<br />

gestresst: „Das war ein kuratorischer<br />

und verwaltungstechnischer Albtraum.<br />

Ich werde die Dusche heute benutzen.<br />

Ich finde, das habe ich verdient.“


58 STIL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

RUND UM<br />

DIE UHR<br />

PIERRE-ANDRÉ SCHMITT<br />

Unikat mit<br />

Geschichte<br />

Wer bei Manuel Bruehlmann<br />

eine Uhr kaufen<br />

will, erhält eine schriftliche<br />

Warnung: „Diese Uhr ist nicht<br />

zum Tragen bei sportlichen Aktivitäten<br />

geeignet“, steht auf einer<br />

Art Beipackzettel. Sie sei „weder<br />

schockresistent noch wasserdicht“.<br />

Diese Uhr, so darf ich ergänzen,<br />

ist ein überraschendes Produkt für<br />

Freunde des Besonderen und Liebhaber<br />

feiner Mechanik aus der Vergangenheit.<br />

Ein Objekt, das aus dem<br />

Rahmen fällt. Ein Stück mit Stammbaum.<br />

Ein Hingucker. Und ein Unikat<br />

mit eigener Geschichte.<br />

Konkret: Manuel Bruehlmann,<br />

Schweizer Uhrenfan und gelernter<br />

Maschineningenieur, kauft in den<br />

USA alte Taschenuhren auf. Nicht<br />

irgendwelche, sondern ein ganz<br />

bestimmtes Stück. Marke: Hamilton.<br />

Referenznummer: 4992B. Einstiger<br />

Verwendungszweck: Navigationsoder<br />

Beobachteruhr der US Air Force.<br />

Baujahr: 1941 bis 1968. 140.000<br />

Stück wurden gebaut, die meisten<br />

während des Zweiten Weltkrieges.<br />

Die US-Uhrenindustrie hatte damals<br />

einen sehr hohen Fertigungsstandard.<br />

Die 4992B wurde von<br />

Piloten und Navigatoren der amerikanischen<br />

Luftwaffe eingesetzt<br />

und war ein technischer Leckerbissen.<br />

Das Werk, 43 Millimeter Durchmesser,<br />

ist mit Genfer Streifen dekoriert<br />

und fein poliert, es hat eine<br />

sehr große feine Unruh, eine Breguet-Spirale<br />

aus Palladium, eine<br />

hübsche Schwanenhals-Regulierung<br />

und eine 24-Stunden-Anzeige. An<br />

Bord einer B52 musste man ja<br />

schließlich wissen, ob es sieben Uhr<br />

morgens oder 19 Uhr abends ist.<br />

Manuel Bruehlmann lässt die<br />

Werke aus dem Original-Taschenuhrgehäuse<br />

nehmen, drei Uhrmacher<br />

revidieren und regulieren das<br />

Kaliber von Grund auf. Oft müssen<br />

sie dabei auf das Ersatzteillager des<br />

Patron zurückgreifen, die Antriebswelle<br />

hat oft gelitten und muss ersetzt<br />

werden. Krone, Zeiger und<br />

Zifferblätter werden gereinigt und<br />

dann mit dem alten Werk in ein<br />

neues Armbanduhr-Gehäuse eingeschalt.<br />

Ein Jahr Garantie gewährt<br />

Bruehlmann darauf.<br />

Werk unter Saphirglas: Rückseite der<br />

GCT Watch von M. Bruehlmann<br />

Weil die Uhr das Original-Zifferblatt<br />

behält, bleibt auch das Logo der<br />

Uhr erhalten: G.C.T. steht für Greenwich<br />

Civil Time, GCT Watch heißt<br />

die Uhr auf der Homepage.<br />

Das Resultat ist eine eigenwillige<br />

XL-Armbanduhr. Die Krone ist, wie<br />

bei Taschenuhren üblich, bei zwölf<br />

Uhr platziert, die Uhr kann also<br />

auch rechts getragen werden. Weil<br />

die Soldaten ihre Uhren akkurat<br />

synchronisieren mussten, hat die<br />

Uhr auch einen Sekundenstopp:<br />

Wenn man die Krone zieht, bleibt<br />

der Sekundenzeiger stehen. Das<br />

vielleicht Schönste ist die Rückseite:<br />

Das Werk unter dem Saphirglas füllt<br />

das Gehäuse vollständig aus und<br />

bietet ein hübsches Schauspiel.<br />

Auf die Idee kam Bruehlmann<br />

zufällig. Im Uhrensammlerklub sah<br />

er die 4992B-Hamilton in einem<br />

Umbau, der ihm wenig geglückt<br />

schien, vor allem weil die Krone<br />

rechts platziert war wie bei einer<br />

gewöhnlichen Armbanduhr.<br />

Bruehlmann verkauft seine Uhr<br />

für 2900 Euro in einer lackierten<br />

Holzbox mit Glasfenster. Rechts<br />

liegt darin die Uhr im neuen Kleid,<br />

links das Original-Gehäuse. Wer<br />

will, kann die Uhr also jederzeit in<br />

den Originalzustand versetzen. Eine<br />

Versicherung für Puristen.<br />

Pierre-André Schmitt ist Co-Chefredakteur<br />

von „Icon Schweiz“<br />

G.C.T<br />

Zu viel Gefühl<br />

Sie grübeln viel, weinen häufig und können sich gut in andere hineinversetzen? Willkommen bei den Hochsensiblen<br />

Bernhard wohnt in Berlin<br />

und organisiert eine<br />

Selbsthilfegruppe für<br />

Hochsensible. Mehr<br />

möchte er an dieser<br />

Stelle nicht über sich lesen.<br />

„Wenn gleich am<br />

Anfang das Alter und der Beruf stehen,<br />

da geht doch im Kopf sofort eine Schublade<br />

auf und wieder zu. Aber der Leser<br />

soll diesen Text doch wirklich spüren.“<br />

Manchen sollte das leichterfallen als<br />

anderen. Glaubt man der kalifornischen<br />

Psychologin Elaine Aron, die das Thema<br />

Hochsensibilität in den USA und dann in<br />

Deutschland auf die Agenda setzte, nehmen<br />

20 Prozent der Menschheit ihre<br />

Umwelt besonders intensiv wahr und<br />

denken besonders viel und tiefsinnig darüber<br />

nach. Das, so die Theorie, kann<br />

mit großen Vor- und Nachteilen einhergehen.<br />

Im Extrem mit einem besonders<br />

erfüllten, interessanten Leben – oder mit<br />

permanenter Reizüberflutung.<br />

VON BRENDA STROHMAIER<br />

Zu viel Gefühl – bei dem Gedanken<br />

fallen einigen Menschen vor allem Witze<br />

ein. Erst kürzlich scherzten Kollegen in<br />

einer „Welt“-Kolumne darüber, dass<br />

Hochsensibilität „eine Seuche“ sei. In<br />

der Tat kann man auf die Idee kommen,<br />

dass es sich um einen Lifestyle-Trend<br />

handelt, der gut zu anderen Phänomenen<br />

wie Achtsamkeitsratgebern und Meditationsworkshops<br />

passt. Und in unsere<br />

Zeit. Im Jahr 2015 werden auch härtere<br />

Kaliber von E-Mails, Handygedudel und<br />

iPad-Gedaddel derart überfordert, dass<br />

sie sich dünnhäutig fühlen wie Elfen.<br />

Doch tatsächlich nehmen sehr viele<br />

Menschen das Thema Hochsensibilität<br />

sehr ernst. Volkshochschulen bieten<br />

Kurse an mit Titeln wie „Mit Hochsensibilität<br />

leben“ (VHS Herrenberg) oder<br />

„Hochsensible Kinder erkennen und verstehen“<br />

(VHS Geldern). Auf Webseiten<br />

wie www.treffpunkt-hochsensibilität.de<br />

diskutieren Menschen Themen wie „Persönlicher<br />

Distanzbereich“ oder „Gerüche<br />

und Geräusche, die ich liebe“. Und<br />

von Kiel bis Freiburg finden sich Dutzende<br />

Treffs und Selbsthilfegruppen für<br />

hochsensible Personen, kurz HSP.<br />

Gruppen wie die von Bernhard, die<br />

sich zwei Mal im Monat im Nachbarschaftszentrum<br />

Berlin-Neukölln zusammensetzt.<br />

An einem Dienstag im Februar<br />

sind sechs Frauen und zwei Männer gekommen,<br />

von Anfang 20 bis Mitte 60.<br />

Zunächst geht es darum, dass eine Teilnehmerin<br />

Veilchengeruch im Raum<br />

wahrnimmt, der von den Händen einer<br />

anderen Teilnehmerin herüberströmt.<br />

Später wird darüber geredet, wie es ist,<br />

mehr Ruhe zu brauchen als der Rest der<br />

Welt. Und wie erleichternd es war, andere<br />

zu finden, denen es auch so geht.<br />

Eine Woche danach erzählt Bernhard<br />

in seiner Wohnung bei offenem Fenster<br />

und Verkehrsrauschen: „Ich bin nicht<br />

besonders geräusch- oder lichtempfindlich<br />

wie manch andere Hochsensible.<br />

Aber ich bekomme oft mehr davon mit,<br />

was in anderen Menschen vorgeht. Ich<br />

habe da besonders viele Tentakel. Ich<br />

spüre etwa bei jemandem, der wütend<br />

ist, auch die Verletzung, die dahinter<br />

liegt.“ In der Praxis heißt das: „Nach anderthalb,<br />

zwei Stunden auf einer Party<br />

bin ich knallvoll mit Eindrücken und erschöpft.<br />

Wenn ich dann gehe, wundern<br />

sich die anderen, die erst richtig aufdrehen.“<br />

In der Praxis heißt das auch: Bernhard<br />

ist einer, der zuhören kann und<br />

will, der sich ehrenamtlich um andere<br />

kümmert. Unter anderen um Obdachlose<br />

und einen Mann, der so dick ist, dass<br />

er seine Füße nicht selbst pflegen kann.<br />

So sehr sich Hochsensible in den Ratgebern<br />

erkennen, so wenig setzt sich die<br />

Idee im Gesundheitswesen durch, dass<br />

manche Patienten empfindlicher sind als<br />

andere. „Das ist keine offizielle Diagnose,<br />

für uns ist das kein Thema“, heißt es<br />

etwa an der Psychologischen Hochschule<br />

in Berlin. Dort gibt es allerdings eine<br />

„Arbeitsstelle Hochbegabung“, und deren<br />

Leiter André Jacob findet klare Worte<br />

zur Hochsensibilität: „Für mich ist<br />

das ein unterkomplexer, sehr einseitiger<br />

Ansatz, der wissenschaftlich noch nicht<br />

ausreichend untersucht ist“, sagt er.<br />

Die amerikanische Psychologin<br />

Elaine Aron näherte sich vor<br />

rund 20 Jahren erstmals dem<br />

Thema Hochsensibilität mittels Fragebögen,<br />

1996 packte sie ihre Forschungsergebnisse<br />

in das Buch „The Highly<br />

Sensitive Person“, das in 70 Sprachen<br />

übersetzt wurde und als Standardwerk<br />

zum Thema gilt.<br />

WELT AM SONNTAG: Erkennen<br />

Sie Hochsensible auf Anhieb?<br />

ELAINE ARON: Nicht unbedingt.<br />

Auch deshalb, weil dreißig Prozent der<br />

Hochsensiblen extrovertiert sind. Aber<br />

es existiert definitiv eine unterschiedliche<br />

Empfindlichkeit von Lebewesen.<br />

Hochsensible nehmen ihre Umgebung<br />

in allen Aspekten intensiver wahr. Deshalb<br />

tut ihnen ein positives Umfeld ungleich<br />

besser als anderen, ein negatives<br />

schadet ihnen mehr.<br />

Was passiert, wenn Hochsensible<br />

im falschen Umfeld aufwachsen?<br />

Wenn die Eltern sich oft streiten oder<br />

die Mutter depressiv ist, kämpfen die<br />

Kinder eher mit Depressionen, psychosomatischen<br />

oder stressbedingten<br />

Krankheiten. Aber ich betone immer,<br />

Hochsensibilität ist keine Krankheit.<br />

Sondern?<br />

Ein Persönlichkeitsmerkmal,<br />

eine alternative Überlebensstrategie<br />

der Natur,<br />

die den Menschen heute<br />

noch Vorteile bringt. Viele<br />

Hochsensible lieben es etwa,<br />

Karten zu studieren.<br />

Wenn ich im Stau stehe,<br />

dann weiß ich oft eine Abkürzung.<br />

Wir sehen Dinge,<br />

die andere nicht sehen,<br />

und das ist gut für uns und die Gesellschaft.<br />

Hochsensible sind zum Beispiel<br />

gut darin, neue Geschäftsfelder zu<br />

entdecken. Das kann Deutschland brauchen,<br />

wenn es innovativ sein will.<br />

Was sagen Sie denen, die Ihr Konzept<br />

für Lifestylequatsch halten?<br />

Hochsensibilität und Hochbegabung solle<br />

man anders als in der Ratgeberliteratur<br />

üblich besser nicht in direkten Zusammenhang<br />

bringen.<br />

Es gibt allerdings wissenschaftliche<br />

Unterstützung für Elaine Arons Thesen<br />

über Hochsensible – wie vom deutschen<br />

Biologen Max Wolf, der die Evolution<br />

mithilfe von Computersimulationen<br />

nachstellt. Demnach ist bei den unterschiedlichsten<br />

Tierarten davon auszugehen,<br />

dass einige Individuen von Natur<br />

aus besonders aufmerksam sind. „Diese<br />

Individuen können zum Beispiel Futterquellen<br />

entdecken, die anderen entgehen“,<br />

erklärt er. Das Verhalten lohne sich<br />

dem Modell zufolge aber nur, wenn<br />

nicht alle dorthin strömen, sondern nur<br />

ein Teil der Population.<br />

Arons Theorie zufolge bilden die<br />

Hochsensiblen seit jeher eine „priesterliche<br />

Kaste“, die den Herrschenden und<br />

der Gesellschaft als Berater dient. Hochsensible<br />

arbeiteten Aron zufolge überdurchschnittlich<br />

oft als Schreiber, Historiker,<br />

Philosophen, Richter, Künstler,<br />

Forscher oder Theologen. Tatsächlich<br />

hat Bernhard mal katholische Theologie<br />

studiert, haderte aber damit, „dass in der<br />

Hierarchie so getan wird, als ob der Heilige<br />

Geist von oben nach unten vermittelt<br />

werden müsste. Dass er auch unten<br />

weht, wird nicht wahrgenommen, weil er<br />

da nicht vermutet wird.“ HSPs, so heißt<br />

es in den Ratgebern, haben generell Probleme<br />

mit Ungerechtigkeit und damit,<br />

herumkommandiert zu werden. Inzwischen<br />

ist Bernhard Laienprediger in einer<br />

evangelischen Gemeinde. Auch<br />

wenn Bernhard die Kategorie Hochsensibilität<br />

wie alle Schubladen suspekt ist,<br />

findet er sie nützlich. „Das Konzept hilft<br />

mir, mich selbst zu verstehen. Und wenn<br />

es eine Pille gegen Hochsensibilität gebe,<br />

die meisten Betroffenen würden sie<br />

nicht nehmen“, versichert er. Wie Aron<br />

(siehe Interview unten) betont er, dass<br />

es sich nicht um eine Krankheit, sondern<br />

um ein Persönlichkeitsmerkmal handelt.<br />

Eines, das nicht leicht festzustellen<br />

ist. So dürften bei dem wohl populärsten<br />

Internettest auf zartbesaitet.net höchstens<br />

Staubmilben als unsensibel auffallen.<br />

Das kritisiert auch Hochsensiblen-<br />

Coach Anne Heintze, bei der immer wieder<br />

Leute aufgeregt anrufen: „Ich habe<br />

300 Punkte, ich bin nicht lebensfähig.“<br />

Heintze ist Gründerin einer „Open Mind<br />

Akademie“ in Hessen und Autorin des<br />

Ratgebers „Außergewöhnlich normal.<br />

Hochbegabt, hochsensitiv, hochsensibel:<br />

Wie Sie Ihr Potenzial erkennen und entfalten.“<br />

Heintze sagt von sich, sie habe<br />

„mehr dieser besonderen Menschen beraten<br />

als jeder andere in Deutschland“.<br />

Dass sie Hochbegabte zusammen mit<br />

Hochsensiblen und Hochsensitiven –<br />

Personen, mit einem sogenannten sechsten<br />

oder siebten Sinn – abhandelt, begründet<br />

sie mit ihrer Erfahrung: „Ich<br />

„Hochsensibilität ist keine Krankheit“<br />

Selbst hochsensibel:<br />

Elaine Aron<br />

STEPHANIE MOHAN<br />

Die wissenschaftliche Basis ist stark, an<br />

über 50 Universitäten wird dazu geforscht.<br />

Und es bewegt sich nachhaltig<br />

etwas in vielen Bereichen. Eltern setzen<br />

sich für ihre hochsensiblen Kinder ein,<br />

Mediziner begreifen allmählich, dass<br />

unterschiedliche Menschen auch<br />

unterschiedliche Behandlung<br />

benötigen.<br />

Ist Ihnen Ihr Erfolg manchmal<br />

unheimlich?<br />

Unglaublich, wer da alles versucht,<br />

mit dem Thema Geld<br />

zu machen und was da ins Internet<br />

strömt. Vieles stimmt<br />

aber nicht, wie zum Beispiel,<br />

dass Hochsensibilität und Autismus<br />

etwas miteinander zu tun hätten.<br />

Was raten Sie denn Hochsensiblen?<br />

Planen Sie viel Zeit für Ruhe ein, meditieren<br />

Sie. Und lesen Sie mein Buch.<br />

Das vollständige Interview finden Sie<br />

unter welt.de/Aron<br />

Party als Schwerstarbeit Hochsensiblen<br />

fällt abschalten in der<br />

Menge schwer<br />

weiß, dass das wissenschaftlich nicht belegt<br />

ist. Aber von meinen Klienten waren<br />

eben viele hochbegabt und hochsensibel<br />

oder hochsensitiv zugleich.“ Die unterschiedlichen<br />

„Hoch“-Typen verbinde,<br />

dass sie sich schon als Kind wie Außerirdische<br />

fühlten. „Wenn ein Kind besonders<br />

verträumt ist, in einer Fantasie-<br />

Welt lebt, bekommt es eins aufs Dach.<br />

Insbesondere Neugierde stört den Ablauf<br />

im pädagogischen Betrieb, da ist<br />

kein Platz für ständige Warum-Fragen.“<br />

Auch Bernhard hat solche Fragen gestellt,<br />

wichtige Fragen wie jene, was mit<br />

der Giftschlange passiert, wenn sie sich<br />

selbst beißt. Professorchen haben sie ihn<br />

genannt. Und er hat mit seiner Art genervt,<br />

auch später, als er groß war, etwa<br />

als er in einem Heim für mehrfach Behinderte<br />

Babys wickelte. „Da hat mir eine<br />

Kollegin vorgeworfen, sie wickle drei<br />

Kinder in der Zeit, in der ich eins schaffe.<br />

Aber ich möchte doch in dem Tempo<br />

des Kindes mit dem Kind mitschwingen,<br />

damit es ein gemeinsames Tun wird. Ich<br />

bin doch kein Akkordwickler.“<br />

Hochsensiblen-Coach Anne Heintze<br />

hält es für höchste Zeit, dass Betriebe<br />

die besonderen Begabungen ihrer Klienten<br />

nutzen lernen. „Die Unternehmen<br />

erkennen erst ganz langsam, welches Potenzial<br />

da schlummert“, sagt die studierte<br />

Psychologin. Sie wünscht sich, dass<br />

endlich auch Schulen und Hochschulen<br />

in ihren Lehrplänen Erkenntnisse darüber<br />

verankern, wie Menschen sich in ihrer<br />

Empfindsamkeit unterscheiden.<br />

Bei manchen Psychotherapeuten ist<br />

die Idee immerhin angekommen. Wie in<br />

Chemnitz bei Sabine Hein, die durch einen<br />

französischen Kinofilm auf das Thema<br />

stieß. Die Komödie „Die anonymen<br />

Romantiker“ handelt von zwei schüchternen<br />

Schokoladengourmets, die gemeinsam<br />

ihre Ängste meistern. „Danach<br />

habe ich mich mit Hochsensiblen beschäftigt<br />

und mir wurde klar, dass viele<br />

meiner Patienten dazuzählen“, sagt sie.<br />

„Und weil das bei manchen Kollegen<br />

noch nicht bekannt ist, werden Menschen<br />

noch falsch therapiert.“ So sei eine<br />

Patientin zu ihr gekommen, die zuvor<br />

in einer Tagesklinik wegen Angststörungen<br />

behandelt wurde und dort viele Verhaltensvorschriften<br />

erhielt. „Die haben<br />

sie stark gestresst – und sie damit noch<br />

stärker überreizt.“<br />

Auch wenn manche sich noch hartleibig<br />

geben, Deutschland scheint so sensibel<br />

für Sensibilität wie seit der Romantik<br />

nicht mehr. Ideale Bedingungen für ein<br />

privates Outing als empfindsamer<br />

Mensch. Und wer jetzt immer noch<br />

lacht, der sollte sich noch anhören, was<br />

Elaine Aron dazu zu sagen hat: „Gerade<br />

bei Männern, die darüber Witze reißen,<br />

habe ich öfter festgestellt, dass sie selbst<br />

hochsensibel sind.“ Ach so. Bernhard ist<br />

übrigens 62 Jahre alt.<br />

ILUUSTRATION: MARC THEIS FÜR WELT AM SONNTAG


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG<br />

ZU TISCH 59<br />

Léa Linster kommt in<br />

weißer Kochjacke aus ihrer<br />

Küche und geht<br />

strahlend durch ihr Restaurant.<br />

An jedem Tisch<br />

unterhält sie sich kurz<br />

mit der Kundschaft. Einige<br />

sind offensichtlich Stammgäste, die<br />

Tonart ist vertraut. Mehr<br />

als dreißig Jahre ist es her,<br />

dass Léa Linster hier in<br />

Luxemburg die elterliche<br />

Tankstelle, zur der auch<br />

ein Bistro gehörte, in ein<br />

Gourmet-Restaurant verwandelte<br />

hat.<br />

VON CLARK PARKIN<br />

WELT AM SONNTAG:<br />

1989 haben Sie als erste<br />

und bislang einzige Frau<br />

den Bocuse d’Or gewonnen,<br />

eine Art Weltmeisterschaft<br />

der Köche. Das<br />

war zu einer Zeit, als Bocuse<br />

noch behauptete,<br />

Frauen gehörten ins<br />

Schlafzimmer, nicht in<br />

eine Restaurantküche.<br />

LÉA LINSTER: Mir gegenüber<br />

hat er sich nie so<br />

geäußert. Er hat mich sehr<br />

unterstützt. In Frankreich<br />

durften Frauen in den Hotelfachschulen<br />

erst seit<br />

1984 den Kochberuf erlernen.<br />

Auch dieses Jahr war<br />

weder eine Frau in der Jury<br />

noch unter den Finalistinnen.<br />

Warum sind Frauen in<br />

den Gourmetküchen<br />

noch so selten?<br />

Die Welt des Guide Michelin<br />

war schon immer eine<br />

Männerwelt. Die französische<br />

Köchin Ghislaine Arabian hat einmal<br />

gesagt, um als Frau in der Gourmetwelt<br />

zu reüssieren, muss man wie ein<br />

Mann werden. Ich bin damit überhaupt<br />

nicht einverstanden. Männer gehen ans<br />

Kochen zu technisch ran. Aber gute Küche<br />

hat wenig mit dem Gehirn zu tun,<br />

sondern mit dem Bauch. Wir sollten als<br />

Frauen auf unsere Stärken setzen. Beispielsweise<br />

haben Frauen ein besseres<br />

Gespür dafür, was bekömmlich ist. Sie<br />

denken von ihrer Veranlagung her nachhaltiger.<br />

Statt nur das Mittelstück des Filets<br />

zu verwenden, mache ich mir gleich<br />

Gedanken, was ich aus den Enden machen<br />

kann. Beispielsweise ein Tartar.<br />

Trotzdem entscheiden sich wenige<br />

Frauen für diesen Beruf.<br />

In der Gastronomie geht der Gast vor.<br />

Als Frau neigt man dazu, die Familie an<br />

erste Stelle zu setzen. Was macht man,<br />

wenn das Kind plötzlich krank ist? Bleibt<br />

man dann zu Hause? Wenn man Sterneköchin<br />

ist und seinen Stern behalten<br />

möchte, ist das eine sehr schwere Entscheidung,<br />

bei der man bezahlt, wie auch<br />

immer man sich entscheidet.<br />

Den Bocuse d’Or haben Sie mit einem<br />

Lammrücken im Kartoffelmantel<br />

gewonnen. Das klingt aus heutiger<br />

Sicht nicht sehr revolutionär. Was<br />

war das Besondere daran?<br />

Die Jury, in der mein großes Vorbild<br />

Frédy Girardet und auch Eckart Witzigmann<br />

saßen, wunderten sich, wie ich<br />

den Kartoffelmantel rundum knusprig<br />

bekommen hatte, sodass er nicht wie<br />

sonst auf der Unterseite matschig war.<br />

Das Gericht servieren Sie heute noch<br />

in Ihrem Restaurant. Auch sonst ist<br />

Ihre Küche klassisch ausgerichtet.<br />

Hatten Sie nie Lust, so aufwendige<br />

Menüs zu kreieren, wie es heute in<br />

der Sternegastronomie üblich ist?<br />

Asiatisch inspiriert oder molekular?<br />

Da hätte ich einen Japaner heiraten müssen!<br />

Ich kann mir doch nicht einfach eine<br />

Kultur aneignen. Und ich mag es<br />

nicht molekular, warum sollten meine<br />

Gäste das mögen?<br />

Folgen Sie keinen Moden?<br />

Mit der Mode konnte ich eh nie mithalten,<br />

die gab es nie in meiner Größe. Ich<br />

wollte immer ein Spezialitätenrestaurant<br />

haben, in das man geht, weil es dort die<br />

beste Crème brûlée gibt oder den besten<br />

Hummersalat. Außerdem wird bei den<br />

vielen Gängen, aus denen diese Menüs<br />

heute bestehen, zu viel vorgekocht. Das<br />

kann man nicht alles „à la minute“ zubereiten.<br />

Bei mir wird jeder Hummer erst<br />

in dem Moment gekocht, in dem die Bestellung<br />

des Gastes eingegangen ist. Wir<br />

servieren lieber ein Süppchen zwischendurch,<br />

um die Wartezeit zu überbrücken.<br />

Deshalb wird heute in guten Restaurants<br />

so selten Huhn serviert. Das lässt sich<br />

nämlich nicht vorkochen, weil es so<br />

schnell oxidiert.<br />

Sie schenken auch einfachen Zutaten<br />

besondere Beachtung.<br />

„Ich<br />

hasse<br />

Tonkabohne“<br />

Fernsehköchin Léa<br />

Linster über Frauen<br />

in der Sterneküche,<br />

neumodisches<br />

Essen und<br />

Verführung mit<br />

gutem Geschmack<br />

LÉA LINSTER<br />

DIE KÖCHIN MIT<br />

DEM ABO FÜR<br />

EINEN STERN<br />

1987 erkochte sich die Luxemburgerin<br />

Léa Linster in ihrem Restaurant in<br />

Frisange einen Stern, den sie seither<br />

Jahr für Jahr verteidigt. Inzwischen<br />

betreibt sie zwei weitere Lokale in<br />

ihrem Heimatland. In Deutschland<br />

kennt man sie vor allem deshalb, weil<br />

sie über zehn Jahre eine Kolumne in<br />

der „Brigitte“ schrieb und immer wieder<br />

im Fernsehen mitkochte. Zuletzt<br />

saß sie in der Jury der Sat.1-Show<br />

„The Taste“. Kommenden Donnerstag<br />

erscheint ihre kulinarische Autobiografie<br />

„Mein Weg zu den Sternen“<br />

(Kiwi, 18,99 Euro).<br />

Léa Linster<br />

weiß, wie man<br />

aus dreckigen<br />

Kartoffeln<br />

Kochkunst<br />

macht<br />

Ich sehe einen Eimer voller dreckiger<br />

Kartoffeln, und die sehen nach nichts<br />

aus. Geben Sie mir 45 Minuten Zeit,<br />

dann zaubere ich daraus ein seidiges<br />

Kartoffelpüree, serviere es in einer<br />

hauchzarten Porzellanschale, mit einer<br />

Leinenserviette auf einem Silbertablett,<br />

und es wird das beste Kartoffelpüree<br />

sein, das Sie je gegessen haben.<br />

Wenn man bekannte Gericht<br />

so gut serviert, wie die<br />

Leute sie noch nie gegessen<br />

haben, wird man ein großer<br />

Koch. Wenn man Ihnen nur<br />

etwas Molekulares vorsetzt,<br />

sagen sie vielleicht: „Ach, ist<br />

das interessant.“ Aber wenn<br />

ich Ihnen die beste Butter<br />

und das beste Brot hinstelle,<br />

dann können Sie das einschätzen.<br />

Ihr Brot ist wirklich von<br />

herausragender Qualität.<br />

Ich bin meinem Koch Dominique<br />

sehr dankbar, dass er<br />

seit 14 Jahren jeden Tag wieder<br />

dieses Brot backt, ohne es<br />

infrage zu stellen. Dazu gehört<br />

Demut, ebenso zu meiner<br />

Crème brûlée. Warum<br />

soll man etwas Perfektes ändern?<br />

So wie Männer, die eine<br />

perfekte Frau zu Hause haben<br />

und plötzlich mit einer Blondine<br />

um die Ecke kommen.<br />

Dann wäre die Tonkabohne<br />

die Blondine in der Crème<br />

brûlée.<br />

Ich hasse Tonkabohne. Gute<br />

Vanille kann man nicht ersetzen.<br />

Ich sage Ihnen noch etwas:<br />

Eine Hausfrau, die so gute<br />

Mehlklöße machen kann,<br />

dass der Mann sagt, „Ach<br />

Schatz, mach mir doch bitte<br />

deine Mehlklöße“, die muss<br />

nicht darauf warten, dass ihr<br />

Mann ihr die Louis-Vuitton-Tasche<br />

schenkt, die kann sie sich nach acht Monaten<br />

von ihrem gesparten Haushaltsgeld<br />

selbst kaufen. Gutes Essen hat<br />

mehr mit Können als mit Geld zu tun.<br />

Bevor ich in einem Restaurant 20 Euro<br />

für ein Essen ausgebe, das in der Tüte<br />

aufgewärmt wurde, gehe ich nach Hause<br />

und mache mir für 60 Cents ein Omelett.<br />

Und ich kann mir so viel Schnittlauch<br />

reinmachen, wie ich mag.<br />

KIEPENHEUER & WITSCH/MARC THEIS<br />

Sind das für Sie zwei schwer zu vereinbarende<br />

Leben, einerseits als Restaurantbesitzerin<br />

in Luxemburg und<br />

andererseits als populäre Fernsehköchin<br />

in Deutschland?<br />

Manchmal habe ich das Gefühl, in zwei<br />

Broadway-Stücken gleichzeitig aufzutreten.<br />

Das ist in Frisange in meinem Restaurant<br />

immer schon so gewesenen. Da<br />

muss ich in der Küche eine Brigade leiten,<br />

dann durch die Tür und zack, die<br />

strahlende Gastgeberin sein. Diese Fähigkeit,<br />

in der Sekunde umschalten zu<br />

können, hat mir viel erleichtert.<br />

Wann haben Sie beschlossen, Köchin<br />

zu werden?<br />

Ich habe schon als Vierjährige davon geträumt,<br />

Köchin zu werden. Ich habe gespürt,<br />

dass ich ein Bühnenkind bin. Ich<br />

habe mich gern gezeigt. Wenn ich alle<br />

froh machen konnte, machte mich das<br />

am allerfrohsten.<br />

Da wären Sie doch besser Schauspielerin<br />

oder Tänzerin geworden.<br />

Nein, man erreicht die Menschen am<br />

einfachsten an ihrem empfindlichsten<br />

Organ, dem Magen. Beim Essen geht die<br />

Seele auf. Das habe ich schon in der<br />

Gaststätte meiner Eltern beobachten<br />

können. Selbst sehr wichtige oder berühmte<br />

Leute wurden ganz weich, wenn<br />

sie etwas Gutes zu essen bekamen.<br />

Sie wollen die Menschen durch Essen<br />

verführen, schreiben Sie in Ihrem<br />

neuen Buch „Mein Weg zu den Sternen“.<br />

Wie stark sind bei Ihnen Erotik<br />

und Essen verknüpft?<br />

Wenn ich von Verführung spreche, meine<br />

ich nicht: „Komm, gehen wir ein<br />

Stockwerk höher.“ Ich verführe die Menschen<br />

lieber in meiner Geschmackswelt.<br />

Wenn Gäste einen schlechten Tag haben<br />

und nach zwanzig Minuten lächeln sie –<br />

dann habe ich sie verführt. Also nicht<br />

„50 Grades of Cookbook“. Bei „50 Shades<br />

of Grey“ habe ich übrigens erst geglaubt,<br />

es handele sich um eine Anleitung<br />

für Sex im Alter. Das kannst du später<br />

lesen, habe ich gedacht.<br />

Sie werden nächsten Monat sechzig.<br />

Auch ein Grund, ihr Leben in einem<br />

Buch Revue passieren zu lassen?<br />

Ich bin sehr stolz. Ich hätte nicht gedacht,<br />

dass ich es als Blondine so weit<br />

bringe. Nicht verheiratet und glücklich,<br />

mit einem Sohn. Ich wollte nie jemand<br />

sein, dem man ansieht, dass ihn sein Beruf<br />

fertiggemacht hat. Ich bin froh, dass<br />

ich meine Arbeit geschafft habe und<br />

nicht sie mich.<br />

DIE SPITZE<br />

DES REISBERGS<br />

REIS-KREATIONEN AUS DER STERNEKÜCHE<br />

STERNEKOCH<br />

ALEXANDER DEHN<br />

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Rote Thai Curry.<br />

TIM RAUE THOMAS BÜHNER CHAKALL<br />

ALEXANDER DEHN THOMAS KAMMEIER KARLHEINZ HAUSER<br />

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60 STIL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Die Grenzen zwischen Atrium und Wohnräumen sind im Riad „Wüstenrose“ fließend. Der Poolbereich ist mit traditionellen marokkanischen Fliesenmosaiken gestaltet. Die Vasen und Kandelaber stammen von dem lokalen Händler Mustapha Blaoui<br />

Geheimnis von<br />

Marrakesch<br />

Wände und Böden im Salon sind in leuchtendem Blau gehalten. Über<br />

dem Kamin ein mit Perlmuttintarsien verzierter antiker Spiegel.<br />

Rechts: Marta Marzotto mag Muster. Man muss zweimal hinschauen,<br />

bis man sie in ihrem Kaftan von Roberto Cavalli vor der farbenfrohen<br />

Wand sieht. Unten links: Das Bett mit Silberintarsien in einem<br />

der Gästezimmer ist ein Entwurf von Stuart Church. Mitte: Die<br />

massive Badewanne aus Sandstein ist mit Tadelakt-Technik beschichtet.<br />

Rechts: Die vergoldeten Gitterwerke an Wand und Decke<br />

verleihen dem großen Salon abends eine märchenhafte Stimmung<br />

MATTHIEU SALVAING(6)<br />

Unweit des Labyrinths der Souks von Marrakesch hat die italienische Gräfin<br />

Marta Marzotto in den 90ern einen verfallenen Palast entdeckt. Heute ist ihr<br />

originalgetreu restauriertes Riad ein Spiegel ihrer Persönlichkeit: bigger than life<br />

D<br />

„Der wahre Zauber von Marrakesch liegt in<br />

seinem Spiel mit dem Verborgenen“, sagt Marta<br />

Marzotto. „Wenn Sie durch die Gassen der<br />

Medina schlendern, können Sie sich kaum vorstellen,<br />

welche Geheimnisse sich hinter dicken<br />

Mauern und unscheinbaren Türen entfalten.<br />

Das ist einer der Gründe, warum ich seit mehr<br />

als 30 Jahren hierherkomme.“ Ende der 90er<br />

hat sie bei einem solchen Spaziergang ein baufälliges<br />

Riad aus dem 19. Jahrhundert im Stadtteil<br />

Bab Doukkala entdeckt, das zum Verkauf<br />

stand. „Es war eine Ruine“, erzählt sie, „aber<br />

es gab diesen wunderschönen Innenhof und<br />

zwei Dachterrassen, von denen man die Altstadt<br />

und die schneebedeckten Gipfel des Atlasgebirges<br />

sehen konnte. Ich habe nicht lange gezögert.“ Nur<br />

wenige Minuten vom Straßenlabyrinth der Souks und Marrakeschs<br />

zentralem Marktplatz entfernt, ist ihre „Wüstenrose“, wie<br />

sie das zweistöckige Anwesen getauft hat, heute eines der am<br />

prachtvollsten restaurierten historischen Palais der Gegend. Hinter<br />

dem von Bougainvillea umrankten Eingangstor ist es kühl<br />

und still. Ein antiker Springbrunnen plätschert im Atrium mit<br />

dem smaragdgrün gekachelten Pool. Im Haus duftet es nach Olivenholz,<br />

das im Winter in den offenen Kaminen brennt.<br />

VON LYDIA SCHMID<br />

„Ich habe hier mein kleines Juwel gefunden, ein Refugium, in<br />

dem ich mich zurückziehen oder für Freunde und Familie entspannte<br />

Abendessen geben kann“, sagt sie. Eine charmante Untertreibung,<br />

wenn man weiß, dass die sonstigen Juwelen der 85-<br />

jährigen Contessa, die sie oft selbst entwirft und zu maßgefertigten<br />

Couture-Kaftans von Roberto Cavalli trägt, alles andere als<br />

bescheiden sind. Marzotto ist die Matriarchin der gleichnamigen<br />

italienischen Textildynastie und seit den 60ern eine wichtige<br />

Protagonistin des italienischen Jet Set, mit fünf Kindern, neun<br />

Enkeln und Wohnsitzen in Rom, Mailand und Punta del Este. Ihre<br />

Feste in Marrakesch sind als opulente Affären bekannt, bei denen<br />

auch mal als Haremsdamen verkleidete Männer auftreten<br />

und die Gräfin mit dem italienischen Ballettstar Roberto Bolle<br />

bis spät nachts um den mit Kerzen beleuchteten Pool tanzt.<br />

Eine Freundin aus dem marokkanischen Königshaus, bei dem<br />

Marta Marzotto ein gern gesehener Gast ist, erzählte ihr irgendwann<br />

von Stuart Church. Der in Tanger ansässige<br />

amerikanische Architekt hatte sich<br />

schon mit Anwesen für Yves Saint Laurent,<br />

Pierre Bergé und diverse kuwaitische Royals<br />

einen Namen gemacht und teilt Marzottos<br />

Vorliebe für einen eklektischen Kulturen- und<br />

Epochenmix. Die beiden einigten sich auf ein<br />

Konzept aus traditionellen Bauelementen<br />

und luxuriösen Materialien und beschäftigten<br />

eine Armada von einheimischen Arbeitern,<br />

die das heruntergekommene Riad in mehr als<br />

zweijähriger Arbeit zu der Hommage an das<br />

maghrebinische Kunsthandwerk machten,<br />

das es heute ist.<br />

Nach den Entwürfen von Church fertigten<br />

sie Maschrabiyyas an, Türen aus Zedernholzgittern, wie sie typisch<br />

sind in der arabischen Architektur. Sie schmückten Decken<br />

und Wände mit Zzelige, kunstvoll geschnitzten Mosaiken in einem<br />

Kaleidoskop aus Sechsecken, Sternen, Diamanten- und Blütenmotiven,<br />

und beschichteten massive Sandsteinbecken mit<br />

Kalkputz in der Tadelakt-Technik. Auch die maurisch inspirierten<br />

Bögen in den zum Pool hin offenen Salons und die filigranen<br />

Gitterwerke an den verspiegelten Decken und Wänden im<br />

Wohnzimmer waren eine Idee des Architekten. Die handgewebten<br />

Beduinenteppiche im ganzen Haus stammen von Händlern,<br />

die auch den König von Marokko beliefern. „Irgendwann kamen<br />

sie aus der Wüste und haben 150 Teppiche aus den 30er-Jahren<br />

vor die Tür gelegt“, erzählt die Hausherrin. „Ich habe alle gekauft,<br />

heute bekommt man so etwas nicht mehr.“<br />

Stuart Church hat die klassische Konfiguration des Riads beibehalten,<br />

mit offenen Räumen, die sich symmetrisch um das<br />

zentrale Atrium gruppieren. Alle Salons und die vier Gästezimmer<br />

sind individuell gestaltet. Das meiste Mobiliar, die Betten<br />

mit den Silberintarsien, die Sofas und Sessel, hat Church selbst<br />

entworfen. Die Kronleuchter aus Kupfer, die aus Ali Babas<br />

Schatzkammer stammen könnten, die Spiegel, Vasen und Kandelaber<br />

stammen von den besten Antiquitätenhändlern Marrakeschs.<br />

Nur das Porzellan, das Silber und die Bett- und Tischwäsche<br />

hat die Contessa aus Italien mitgebracht. Zum Rezept der<br />

legendären Gastgeberin für einen unvergesslichen Abend gehören<br />

stets eine üppig gedeckte Tafel und eine bunte Mischung von<br />

Menschen, die am liebsten nur eines möchten: tausendundeine<br />

Nacht lang bleiben.


Wissen<br />

Neue Autos<br />

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GENFER SALON S. 70<br />

Smartphones<br />

erleichtern den Alltag<br />

MOBILFUNKMESSE S. 66<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 61<br />

QUANTENSPRUNG<br />

Vorsicht:<br />

Keine Satire<br />

S<br />

Sanft, ruhig, harmonisch, das Ohr umschmeichelnd<br />

wie leichter Frühlingswind,<br />

der durch die Wipfel streicht. Der<br />

fünfte Satz von Beethovens Streichquartett<br />

Nr. 13 B-Dur, die sogenannte Cavatina,<br />

bietet zunächst alles, um in einen seligen<br />

Schlummer hinüberzugleiten. Doch<br />

nach etwa dreieinhalb Minuten ist es damit<br />

vorbei. Die Streicher sind dann zwar<br />

immer noch nicht laut, doch ihre Klangwogen<br />

schwellen nun an. Der Komponist<br />

gibt ihnen auch in der Partitur ausdrücklich<br />

die Anweisung, dass sie „beklemmend“<br />

spielen sollen. Zum Einschlafen<br />

eignet sich das nicht mehr, denn jetzt<br />

bekommt man Angst, danach nicht mehr<br />

aufzuwachen. Berechtigterweise, wie<br />

Forscher jetzt herausgefunden haben.<br />

VON JÖRG ZITTLAU<br />

Denn Ludwig van Beethoven verarbeitete<br />

in der Cavatina wohl seine Herzrhythmusstörungen.<br />

Und nicht nur dort,<br />

sondern auch in anderen Kompositionen.<br />

Er selbst wusste um seine angeschlagene<br />

Gesundheit. „Ich bringe mein<br />

Leben elend zu“, schrieb er in einem seiner<br />

Briefe. Er hatte guten Grund zu dieser<br />

resignierenden Feststellung. Denn er<br />

wurde von vielen Krankheiten gepeinigt.<br />

Dazu zählten auch Herzrhythmusstörungen,<br />

die den großen Komponisten offenbar<br />

aber nicht nur quälten. Sie wurden<br />

Teil seiner musikalischen Meisterwerke.<br />

„In der wissenschaftlichen Literatur<br />

wird darüber schon länger diskutiert“,<br />

erklärt Musikwissenschaftler Steven<br />

Whiting von der University of Michigan<br />

School. Doch bisher fehlte eine interdisziplinäre<br />

Betrachtung dieser Hypothese.<br />

Also beschloss Whiting zusammen mit<br />

dem Kardiologen Zachary Goldberger<br />

und dem Medizinhistoriker Joel Howell,<br />

der Hypothese einen „frischen Look“ zu<br />

verleihen und sie aus ihren unterschiedlichen<br />

Fachrichtungen zu betrachten.<br />

Und man fand neben der Cavatina unter<br />

den rund 340 Werken des Komponisten<br />

noch weitere Stücke, „in denen Beethoven<br />

der Nachwelt sein musikalisches<br />

EKG hinterließ“.<br />

Nicht Herzstolpern, sondern auch andere<br />

Krankheiten wurden nachweislich<br />

in musikalischen Meisterstücken verewigt.<br />

So litt Bedřich Smetana unter<br />

chronischem Tinnitus, den er als „das<br />

schrille Pfeifen eines As-Dur-Sextakkords<br />

in den höchsten Registern der Piccoloflöte“<br />

beschrieb. Musikalisch setzte<br />

er ihm ein Denkmal in einem Streichquartett,<br />

dem er konsequenterweise den<br />

Titel „Aus meinem Leben“ verlieh.<br />

Der depressive Robert Schumann erschuf<br />

– ebenfalls konsequenterweise –<br />

seine fröhlichen Werke nur dann, wenn<br />

er gerade in einer manischen Phase war,<br />

während die farbige Umsetzung der einfachen<br />

Klanglinien im „Bolero“ der Tatsache<br />

zu verdanken sind, dass sein Verfasser,<br />

der französische Komponist Maurice<br />

Ravel, so schwer an der linken Gehirnhälfte<br />

erkrankt war, dass er keine<br />

komplexen Tonfolgen mehr verarbeiten<br />

konnte.<br />

Auch im Pop gibt es Beispiele für den<br />

Einfluss gesundheitlicher Probleme auf<br />

das musikalische Schaffen. So verarbeitete<br />

Michael Jackson in seinem „Thriller“-Album<br />

die Traumata seiner Kindheit,<br />

die ihm vor allem sein Vater zugefügt<br />

haben soll. Und Chris Rea wechselte<br />

nach überstandenem Krebs vom Pop<br />

zurück zum Blues. Doch nicht immer<br />

tritt Krankheit so offen zutage. Oft<br />

muss man schon genau hinhören, wenn<br />

man spüren will, wie sie mitspielt –<br />

denn sie hält sich eher im Hintergrund.<br />

Die Herzprobleme Beethovens zeigen<br />

sich beispielsweise in der Klaviersonate<br />

Nr. 26, Opus 81a. Sie entstand im Jahre<br />

1809, als Österreich den Krieg gegen das<br />

napoleonische Frankreich erklärte. In<br />

der Folge flüchtete Beethovens freundschaftlicher<br />

Gönner, Erzherzog Rudolph,<br />

aus Wien, und der Musiker selbst<br />

musste sich wegen der Kanonaden im<br />

Keller verschanzen – mit einem Stapel<br />

Kissen über seinen empfindlichen Ohren.<br />

Er stand unter starkem emotionalen<br />

Stress, der, so die amerikanischen<br />

Forscher, „bekanntlich ein häufiger Trigger<br />

für Herzrhythmusstörungen ist“.<br />

Und die findet man auch in der Sonate.<br />

So hört man in ihrem Allegro-Teil eine<br />

zweifache Wellenbewegung, wie sie<br />

auch beim stolpernden Herzen oft auftritt:<br />

Das rhythmisch markante, sehr<br />

lebhafte Ab und Auf der ersten vier Takte<br />

wird im nächsten Viertakter in umgekehrter<br />

Folge fortgesetzt.<br />

Die Klaviersonate Nr. 31 Opus 110 entstand<br />

1821, als Beethoven bereits taub<br />

war und nicht mehr als Musiker arbeiten<br />

Beethovens<br />

musikalisches<br />

EKG<br />

In den Werken berühmter Komponisten spiegelt sich<br />

nicht nur ihr Genie wider. Auch ihre Gebrechen<br />

spielen eine Rolle<br />

SCHWIERIGER<br />

PATIENT<br />

Beethoven hatte ein sehr widersprüchliches<br />

Verhältnis zu seinen<br />

Ärzten. Einerseits verspottete er<br />

sie als „hochgelahrte Herren“,<br />

die viel versprachen, doch nur<br />

wenig davon einhielten, andererseits<br />

ging es ihm schlecht genug,<br />

dass er willfährig nach jedem<br />

medizinischen Strohhalm griff.<br />

Sein Lieblingsarzt war Dr. Johann<br />

Baptist Malfatti – vielleicht auch,<br />

weil er seinem multimorbiden<br />

Patienten ein ebenso leckeres wie<br />

hochprozentiges Punsch-Eis<br />

verordnete. Beethoven jubilierte:<br />

„Wunder, Wunder, Wunder! Nur<br />

durch Malfattis Wissenschaft<br />

werde ich gerettet.“<br />

Das hat sich allerdings nicht so<br />

ganz bewahrheitet. Beethoven<br />

siechte weiter dahin – und starb<br />

1827 im Alter von gerade einmal<br />

56 Jahren.<br />

konnte. Zudem versuchte er vergeblich,<br />

seinen Neffen, für den er kurz vorher die<br />

Vormundschaft erklagt hatte, unter sein<br />

strenges Erziehungsregime zu zwingen.<br />

Auch eine Gelbsucht machte ihm zu<br />

schaffen. Es gab also wieder einmal genug<br />

Stress, um das Herz zum Stolpern<br />

zu bringen – und dadurch erhielt speziell<br />

das Finale der Sonate eine völlig unübliche<br />

Struktur.<br />

Es gibt wohl nirgendwo sonst in Beethovens<br />

Gesamtwerk so viele Tonart- und<br />

Taktwechsel wie in diesem abschließenden<br />

dritten Satz der Nr. 31. „Die Tastenanschläge<br />

der linken Hand wirken geradezu<br />

wie das akustische Abbild einer Tachykardie“,<br />

erklärt Goldberger, der am<br />

Harborview Medical Center in Seattle<br />

auf die Behandlung von Herzkrankheiten<br />

spezialisiert ist. Bei einer Tachykardie<br />

beschleunigt der Puls auf über 100<br />

oder sogar 120 Schläge pro Minute – für<br />

die Finger der linken Hand kann dies,<br />

speziell bei einem rechtshändigen Amateurmusiker,<br />

am Klavier schon eine echte<br />

Herausforderung sein. Und für den<br />

Herzmuskel erst recht. In der Medizin<br />

wird eine Tachykardie von über 120 als<br />

bedrohlich eingestuft.<br />

Wie überhaupt Herzrhythmusstörungen<br />

zusammen mit ihren Begleitsymptomen<br />

wie Brustenge und Schwindel von<br />

den Betroffenen oft als starke Bedrohung<br />

erlebt werden. Dies führte vermutlich<br />

auch dazu, dass Beethoven, der ja<br />

als multimorbider Patient noch unter<br />

chronischem Schnupfen mit Nasenbluten<br />

sowie unter Rheuma, Asthma, Hörstürzen,<br />

Tinnitus, Unterleibskrämpfen<br />

und Wassersucht litt, ausgerechnet das<br />

Herzstolpern in seinen Kompositionen<br />

verarbeitete. „Außerdem dürfte die<br />

Taubheit seine Wahrnehmung für die<br />

Aktivitäten des Herzens sensibilisiert<br />

haben“, vermuten die US-Forscher.<br />

Denn wenn die Außenwelt verstummt,<br />

richtet sich die Aufmerksamkeit mehr<br />

auf das, was innerhalb des Körpers vor<br />

sich geht. Ganz zu schweigen davon,<br />

dass auch Beethovens Beruf und Leidenschaft<br />

ihn besonders sensibel auf Arrhythmien<br />

reagieren ließen. „Das Herz<br />

ist ein innerer Taktgeber“, erklärt Whiting.<br />

Und wenn der aus dem Takt gerate,<br />

falle das einem Musiker natürlich eher<br />

auf als einem unmusikalischen Menschen.<br />

Es ist daher kein Wunder, dass auch<br />

andere Komponisten die kardiologischen<br />

Arrhythmien in ihre Werke einbauten.<br />

Wie etwa Gustav Mahler, der ähnlich wie<br />

Beethoven unter diversen Krankheiten<br />

litt. Die ersten Takte seiner neunten<br />

Symphonie wirken in ihrem Wechsel von<br />

Beschleunigung und anschließender,<br />

kompensatorischer Verlangsamung geradezu<br />

wie das akustische Abbild einer<br />

Herzrhythmusstörung.<br />

Als jedoch der Dirigent Leonard Bernstein<br />

1973 erstmals mit dieser These an<br />

die Öffentlichkeit ging, wurde sie konsequent<br />

ignoriert. Niemand wollte Zweifel<br />

am Genie des österreichischen Komponisten<br />

aufkommen lassen. „Dabei ist eine<br />

Musik keinesfalls entheiligt, wenn sie<br />

sich an einer Krankheit orientiert“, betont<br />

der Musiker und Mediziner Charles<br />

Amenta aus Chicago.<br />

Im Gegenteil. Gerade geniale Komponisten<br />

können ihre alltäglichen Erfahrungen<br />

kreativ überhöhen – und wenn<br />

Krankheiten ihren Alltag prägen, fließen<br />

offenbar auch sie in ihre Meisterwerke<br />

mit ein.<br />

GETTY IMAGES; DPA PICTURE-ALLIANCE ; MONTAGE: TOM UECKER<br />

„Das hat ja super geklappt!“ Dieser<br />

Satz kann bei entsprechender Betonung<br />

auch bedeuten, dass alles<br />

schiefgelaufen ist. Die meisten Menschen<br />

erkennen problemlos solche<br />

versteckten Bedeutungen, die sich<br />

nicht einfach aus den Worten ableiten<br />

lassen. Ähnliches gilt für Wortwitz,<br />

Sprachspiel, Ironie und Doppeldeutigkeiten.<br />

Autisten und Computer<br />

sind indes überfordert, wenn es ums<br />

Lesen zwischen den Zeilen geht. Bei<br />

automatischen Systemen zur Sprachübersetzung<br />

oder der Spracherkennung<br />

am Telefon sollten die Elektronenhirne<br />

aber möglichst in der<br />

Lage sein, den Sinn gesprochener<br />

Sätze zu erkennen. Forscher der<br />

Universität des Saarlandes entwickeln<br />

Sprachanalyseverfahren, die es<br />

Computern ermöglichen, die hinter<br />

den Wörtern und Sätzen verborgenen<br />

Informationen zu „verstehen“. Dazu<br />

reicht es nicht, die Bedeutung aller<br />

Wörter und die linguistischen Regeln<br />

zu kennen. Die Algorithmen und<br />

Datenbanken versorgen den Rechner<br />

mit zusätzlichen Informationen,<br />

durch die Meinungen, Stimmungen<br />

oder Ironie erkannt werden können.<br />

Natürlich muss diese Forschungsarbeit<br />

individuell für jede Sprache<br />

gemacht werden. Die Saarländer<br />

entwickeln ihr System für die deutsche<br />

und englische Sprache. Während<br />

sie bei Deutsch praktisch bei<br />

null angefangen haben, können sie<br />

beim Englischen auf Vorarbeiten in<br />

den USA aufbauen. Dort gewann 2011<br />

der Supercomputer „Watson“ beim<br />

Fernsehquiz „Jeopardy“ gegen Menschen,<br />

weil er Bedeutungen zwischen<br />

den Zeilen verstand. Norbert Lossau<br />

GETTY<br />

QUÄNTCHEN<br />

27.000<br />

Menschen sind in Deutschland in der<br />

aktuellen Saison mit Grippe von ihren<br />

Ärzten gemeldet worden. Das teilte die<br />

Arbeitsgemeinschaft Influenza mit<br />

BEFUND<br />

Schlechte Nachrichten haben in<br />

dieser Woche Ernährungsforscher<br />

vorgelegt. Benoit Chassaing von der<br />

Georgia State University und sein<br />

Team haben Emulgatoren untersucht,<br />

die in sehr vielen Lebensmitteln<br />

vorkommen. Sie wollten<br />

wissen, ob Polysorbat 80 und Carboxymethylzellulose<br />

sich auf die<br />

Gesundheit auswirken können.<br />

Dazu hatten die Forscher junge<br />

Mäuse ab der Geburt mit den beiden<br />

häufig eingesetzten Emulgatoren<br />

gefüttert – und nach vier Monaten<br />

die Gesundheit der Tiere untersucht.<br />

Es stellte sich heraus, dass die Mäuse<br />

dicker waren, höhere Blutzuckerwerte<br />

hatten und Zeichen von chronischen<br />

Darmentzündungen zeigten.<br />

Das berichten die Forscher in „Nature“.<br />

Emulgatoren werden vielen<br />

Lebensmitteln zugesetzt, um wässrige<br />

und fettige Komponenten zu<br />

vermengen – also um beispielsweise<br />

einen Joghurt cremig zu halten. Ob<br />

auch die Gesundheit von Menschen<br />

durch Emulgatoren beeinflusst wird<br />

– und in welchen Mengen die Stoffe<br />

dazu überhaupt in den Lebensmitteln<br />

eingesetzt werden, muss nun<br />

untersucht werden.<br />

Emulgatoren sorgen dafür, dass sich<br />

Fett und Wasser im Joghurt mischen


62 WISSEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Am Meeresgrund lagern große Mengen<br />

Methanhydrat. Ein Rohstoff, der den<br />

Energiebedarf der Menschen auf Jahrzehnte,<br />

vielleicht sogar Jahrhunderte decken könnte.<br />

Japan und Korea versuchen, den Rohstoff zu<br />

fördern. Ein riskantes Unternehmen<br />

M<br />

Schatz aus<br />

der Tiefsee<br />

Mit lautem Brausen und Zischen und einem<br />

geradezu betäubenden Gestank nach faulen<br />

Eiern gaben Methanhydrate ihren ersten<br />

wirklich großen Auftritt an Bord eines Forschungsschiffes.<br />

„Die Szene werde ich wohl<br />

kaum vergessen“, erinnert sich Gerhard<br />

Bohrmann, damals Fahrtleiter für das Kieler<br />

Meeresforschungsinstitut Geomar, noch heute.<br />

Auf dem Arbeitsdeck der „Sonne“ lag an<br />

jenem 12. Juli 1996 ein beachtlicher Haufen<br />

Schlamm und Geröll – triefend, blubbernd<br />

und eben auch stinkend. Es war das erste<br />

Mal, dass große Mengen an Gashydrat geborgen<br />

werden konnten.<br />

VON HOLGER KROKER<br />

Der Meeresgeologe hatte das Schiff rund<br />

100 Kilometer vor der Pazifikküste der USA<br />

in Position bringen lassen und in der Tiefe<br />

mit einer riesigen Baggerschaufel ein paar<br />

Zentner Material aus dem Meeresboden gebissen.<br />

In aller Eile sortierten Bohrmann und<br />

seine Kollegen am Schiffsheck die größten<br />

Hydratstücke aus und steckten 50 Kilogramm<br />

in Tiefkühlbehälter mit flüssigem Stickstoff.<br />

Was übrig blieb, wurde schnell über Bord gespült<br />

– oder für Fotoaufnahmen angezündet.<br />

In der Hand verbrannte das „Eis“ dann spektakulär<br />

mit rötlicher Flamme.<br />

Für Hydratforscher wie Bohrmann war die<br />

Baggerschaufel voll pazifischen Meeresbodens<br />

ein Glücksgriff. Hydrate sind Gemische<br />

aus Wassereis und Methan, und sie brauchen<br />

tiefe Temperaturen und hohe Drücke, um<br />

stabil zu bleiben. An der Erdoberfläche zerfallen<br />

sie schnell in ihre Bestandteile Wasser<br />

und Gas. Seitdem die ersten Brocken auf das<br />

Deck der „Sonne“ gefallen sind, ist geradezu<br />

ein Run auf den Rohstoff ausgebrochen.<br />

Denn das Wasser-Gasgemisch, das so spektakulär<br />

verbrennt, wird als eine zukunftsträchtige<br />

Energiequelle angesehen. Einziges Problem:<br />

Man muss sie erst einmal vom Meeresboden<br />

bergen.<br />

2013 förderte Japan mit seinem gigantischen<br />

Wissenschaftsbohrschiff „Chikyu“ Zigtausende<br />

Kubikmeter Methangas aus Hydraten<br />

am Meeresboden des Nankai Troges vor<br />

Honshu. Es war der Versuch, die neue Energieressource<br />

zu erschließen. Die Japaner<br />

mussten ihren Versuch nach einer Woche abbrechen,<br />

weil es ein technisches Problem gab.<br />

Dennoch zeigte das Projekt, dass die Förderung<br />

möglich ist. In diesem Jahr startet Südkorea<br />

einen vergleichbaren Versuch, im<br />

nächsten Jahr hat Japans „Chikyu“ ihren<br />

nächsten Hydrateinsatz.<br />

Die beiden ostasiatischen Wirtschaftsmächte<br />

sind nicht die einzigen Nationen, die<br />

in dem Gasgemisch eine Zukunft sehen. Vor<br />

13 Jahren schon starteten Kanada und die<br />

USA im Delta des Mackenzie Rivers an der<br />

Nordküste des Kontinents einen Hydrat-Förderversuch,<br />

2011/12 wagten sich US-Amerikaner<br />

und Japaner an Gashydrate in der Tundra<br />

Alaskas. Doch über kurze Testförderungen<br />

ging keines der Projekte hinaus. „Die Technik<br />

ist noch nicht ausgereift“, urteilt Klaus Wallmann,<br />

der sich am Kieler Geomar vor allem<br />

mit Methanhydraten als Ressource beschäftigt.<br />

Ein Hindernis ist die mangelnde Fördertechnik<br />

dennoch nicht. Rings um die Welt suchen<br />

Küstenstaaten ihre Wirtschaftszonen<br />

nach interessanten Hydratlagen ab.<br />

Vielversprechend sind vor allem die Kontinentalhänge,<br />

wo die Küstensäume in die Tiefsee<br />

übergehen. Das liegt an den Besonderheiten<br />

der Hydrate. Die Temperaturen und<br />

Druckstärken, die sie stabil halten, existieren<br />

unterhalb von etwa 500 Metern Wassertiefe.<br />

Tiefe in Metern<br />

ENTSTEHUNG DES METHANHYDRATS IM MEERESBODEN<br />

Methanhydrate im<br />

Permafrostboden<br />

300<br />

500<br />

1000<br />

2000<br />

3000<br />

5000<br />

Methan<br />

Sediment<br />

Methanproduzierende<br />

Bakterien setzen biogenes<br />

Methan frei<br />

METHANHYDRAT<br />

Methanmolekül<br />

Wassermolekül<br />

Methanhydrate im<br />

tiefen Kontinentalrand<br />

Thermogenes Methan<br />

steigt durch Risse im<br />

Meeresboden auf<br />

Gestein<br />

Plankton im Küstenmeer<br />

Plankton stirbt<br />

Plankton sedimentiert<br />

thermogene Methanhydrate<br />

VERSCHIEDENE VERFAHREN ZUR FÖRDERUNG<br />

Über eine Bohrung wird<br />

zunächst heißes Wasser<br />

in eine Methanhydratlagerstätte<br />

gepumpt.<br />

Durch die Erwärmung<br />

zersetzt sich das Hydrat,<br />

Methan wird frei.<br />

Sediment<br />

Sediment<br />

heißes<br />

Wasser<br />

Auch durch eine<br />

Druckentlastung zerfällt<br />

das Hydrat und das Gas<br />

wird frei.<br />

Sediment<br />

Sediment<br />

Methan<br />

Methan kann auch durch die<br />

Begasung mit CO ²<br />

freigesetzt<br />

werden. Das Kohlendioxid<br />

geht mit den Wassermolekülen<br />

des „Käfigs“ eine stärkere<br />

Bindung ein. So könnte<br />

man Kohlendioxid aus Abgasen<br />

elegant im Meeresboden<br />

verschwinden lassen.<br />

Sediment<br />

Sediment<br />

Methanhydrat<br />

Kohlendioxid<br />

QUELLE: WORLDOCEANREVIEW.COM, MARIBUS


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WISSEN 63<br />

Der Abraham-See liegt im<br />

Permafrostgebiet Nordamerikas.<br />

Die Eis-Idylle<br />

birgt eine Gefahr – denn<br />

vom Grund des Sees steigt<br />

Methan auf<br />

„<br />

Methan ist ein sehr starkes Klimagas<br />

Gerhard Bohrmann, stellvertretender Direktor des Zentrums für<br />

marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen<br />

BEDEUTENDE METHANHYDRATVORKOMMEN WELTWEIT<br />

Die wichtigsten Fundstellen von Methanhydrat<br />

Vorkommen, die durch direkte Beprobung nachgewiesen wurden<br />

Vorkommen, die mithilfe geophysikalischer Methoden identifiziert wurden<br />

QUELLE: US DEPARTMENT OF ENERGY<br />

GETTY IMAGES/MOMENT OPEN<br />

Das nötige Methan gibt es nur in Küstennähe,<br />

wo genug Nährstoffe ins Meer gelangen, damit<br />

Mikroorganismen in verschwenderischer<br />

Fülle blühen können. Wenn diese absterben,<br />

zu Boden sinken und im Schlamm begraben<br />

werden, ist die Grundlage für die Methanentstehung<br />

gelegt. Das Gas geht im Meeressediment<br />

mit dem ebenfalls reichlich vorhandenen<br />

Wasser eine extrem dichte Mischung ein.<br />

Jedes Gasmolekül sitzt praktisch in seinem<br />

eigenen Käfig aus Wassermolekülen. Ein Kubikmeter<br />

Methanhydrat kann so bis zu 164<br />

Kubikmeter Gas speichern.<br />

Entdeckt wurde das Wasser-Methangemisch<br />

erstmals in den 1930er-Jahren in sowjetischen<br />

Gasleitungen. Die verstopften im sibirischen<br />

Winter so oft, dass sich die Ingenieure<br />

eingehender mit dem Problem beschäftigen<br />

mussten. Als Übeltäter fanden sie<br />

Pfropfen aus Gashydrat. Erst in den 1970er-<br />

Jahren fanden Geologen an Land natürlich<br />

vorkommende Methanhydrate: in den Tundren<br />

Westsibiriens, Nordwest-Kanadas und<br />

Alaskas. Doch inzwischen ist klar: Das Gros<br />

der weltweiten Vorräte – Experten sprechen<br />

von 90 Prozent – steckt nicht im Tundraboden,<br />

sondern in der Tiefsee.<br />

Zuverlässige Zahlen, wie groß dieser Schatz<br />

tatsächlich ist, gibt es nicht. Es gibt nur grobe<br />

Schätzungen. „Selbst die sind im Lauf der<br />

Jahre immer weiter heruntergegangen“,<br />

sagt der Kieler Geologe Klaus<br />

Wallmann. In einer zuletzt im Mai<br />

2014 aktualisierten Übersicht<br />

spricht der US-amerikanische geologische<br />

Dienst USGS davon, dass<br />

nach derzeitigem Stand weltweit<br />

zwischen 2,8 und 140 Billiarden Kubikmeter<br />

Methan in den Hydraten<br />

stecken könnten. Das wäre mindestens<br />

das 848-fache des Erdgases,<br />

das die Welt 2013 verbrauchte.<br />

Wallmann und seine Kollegen vom<br />

Kieler Exzellenzcluster „Ozean der<br />

Zukunft“ schätzten ebenfalls 2014<br />

die Menge auf 500 bis 1500 Gigatonnen<br />

Kohlenstoff. Das entspricht<br />

etwa ein bis drei Billiarden Kubikmeter<br />

– wesentlich weniger als die<br />

USGS-Schätzung, aber nach Angaben<br />

der Kieler immer noch das<br />

Fünf- bis 15-fache der Weltreserven<br />

an Erdgas.<br />

In einem sind sich US-Amerikaner<br />

und Deutsche jedoch einig: Nur<br />

ein Bruchteil dieser Menge ließe<br />

sich auch tatsächlich fördern,<br />

Schätzungen reichen von 50 bis hinab<br />

zu zehn Prozent. Doch selbst<br />

in diesem ungünstigen Fall wäre<br />

das dreimal mehr als die derzeit abbauwürdigen<br />

Erdöl- und Erdgasvorkommen. Das meiste<br />

davon liegt weder im Nahen Osten noch in<br />

Sibirien, die „big player“ im Hydratspiel sind<br />

diesmal gleichzeitig auch die großen Konsumenten.<br />

Indien und China berichten etwa<br />

über große Vorkommen in ihren Hoheitsgebieten.<br />

Die staatseigene japanische Rohstofffirma<br />

Jogmec, die die Förderversuche mit der<br />

„Chikyu“ durchführt, spricht davon, dass allein<br />

im Nankai-Trog genug Gas lagert, dass<br />

Nippon seinen Konsum 100 Jahre lang damit<br />

bestreiten könne.<br />

Südkorea behauptet Ähnliches von dem<br />

Ulleung-Meeresbecken östlich der Halbinsel.<br />

Große Vorkommen werden auch in den Küstengewässern<br />

von Chile, Taiwan, Kanada und<br />

den USA vermutet. Europa geht weitgehend<br />

leer aus: Seine Meere sind zu flach, oder vor<br />

der norwegischen Küste unergiebig. Nur an<br />

zwei Stellen scheint es größere Methanhydratlager<br />

zu geben: westlich von Spitzbergen<br />

und an der Schwarzmeerküste Bulgariens und<br />

Rumäniens, wo die Donau für Nährstoffnachschub<br />

sorgt.<br />

Was die Augen der Energieexperten in den<br />

Industriestaaten aufleuchten lässt, sorgt an<br />

anderer Stelle eher für skeptische Blicke.<br />

„Methan ist ein sehr starkes Klimagas“, sagt<br />

Gerhard Bohrmann, der heute stellvertretender<br />

Direktor des Zentrums für marine Umweltwissenschaften<br />

(Marum) an der Universität<br />

Bremen ist. Sein Treibhauspotenzial ist<br />

ungefähr 24-mal so groß wie das von Kohlendioxid.<br />

In den Kontinentalhängen schlummert<br />

also nicht nur die energetische Zukunft<br />

der Menschheit – sondern möglicherweise<br />

auch ein Klimaalbtraum. Die große Frage ist,<br />

was mit dem Methanhydrat geschieht, wenn<br />

die Temperaturen nach und nach auch in der<br />

Tiefsee ansteigen.<br />

Die Gesetze der Physik sind da eindeutig:<br />

Wird die Temperaturschwelle überschritten,<br />

öffnet sich das Wassergefängnis und das Methan<br />

wird freigelassen. Vermutlich kann man<br />

genau das gerade vor der Küste Spitzbergens<br />

beobachten. Am Vestnesa-Rücken, rund 100<br />

Kilometer vor der Westküste der Hauptinsel<br />

haben in den vergangenen Jahren verschiedene<br />

Expeditionen mit hochmoderner Sonartechnik<br />

Gasfontänen entdeckt, die aus dem<br />

Meeresboden emporsprudeln und anzeigen,<br />

dass dort Methan austritt. Da Seismologen an<br />

dieser Stelle auch eindeutig Gashydrate im<br />

Untergrund orten, liegt der Schluss nahe,<br />

dass sie sich auflösen und so die Fontänen<br />

antreiben.<br />

Doch ganz so einfach scheint es nicht zu<br />

sein. Die Methanfontänen sprudeln offenbar<br />

schon wesentlich länger, als der Mensch das<br />

irdische Klima beeinflusst. „Die Sedimentkerne,<br />

die wir studiert haben, zeigen, dass dort<br />

Methan seit mindestens 23.500 Jahren ausgast“,<br />

erklärt Giuliana Panieri, Professorin für<br />

Umwelt und Klima an der Universität Tromsø<br />

und Forschungsgruppenleiterin am dortigen<br />

RICHTIGER DRUCK,<br />

RICHTIGE TEMPERATUR<br />

METHANHYDRAT-ENTSTEHUNG: Es müssen ganz bestimmte<br />

Bedingungen herrschen. Die Gashydrate sind nur bei einer niedrigen<br />

Temperatur und einem hohen Druck stabil. In der Arktis<br />

wurden die Hydrate in Tiefen von 300 Meter gefunden, in den<br />

tropischen Meeren kommen sie ab 600 Meter Tiefe vor. Auch in<br />

den Tiefen des Permafrostbodens gibt es Methanhydrate.<br />

METHANHYDRAT-ABBAU: Wenn die Temperaturen steigen,<br />

dehnt sich das Gas in seinem „Käfig“ aus Wassermolekülen aus<br />

und kann entweichen. Das Methan steigt zur Wasser- oder<br />

Bodenoberfläche. Es ist unklar, ob und wie viel Gas Mikroorganismen<br />

auf diesem Weg abbauen können – und wie viel Methan<br />

in die Atmosphäre entweicht.<br />

METHANZEITALTER: Am Ende des Paläozäns, vor fast 60 Millionen<br />

Jahren, stiegen die Temperaturen weltweit um bis zu sechs<br />

Grad Celsius. Instabil gewordene Methanhydrate vom Meeresgrund<br />

hatten die Methankonzentrationen in der Atmosphäre<br />

steigen lassen und einen Treibhauseffekt ausgelöst.<br />

Zentrum für arktische Gashydrate. Panieri hat<br />

in den Sedimenten Kalkschalen von winzig<br />

kleinen Algen gefunden, deren Zusammensetzung<br />

auf viel Methan in ihrer Umgebung hindeuten,<br />

und das schon für einen Zeitraum, der<br />

bis in die jüngste Eiszeit zurückreicht. Deutsche<br />

Wissenschaftler vom Kieler Geomar haben<br />

im August 2012 mit dem Schiff „Maria S.<br />

Merian“ die dortigen Methanfontänen eingehend<br />

erforscht. Die Ausgasungen, so heißt es<br />

in „Science“, seien seit mindestens 3000 Jahren<br />

im Gange, zudem würden saisonale Temperaturschwankungen<br />

im Bodenwasser über<br />

dem Meeresgrund die Methanfontänen zusätzlich<br />

antreiben.<br />

Ohnehin ist es nur der erste Schritt, wenn<br />

Methan aus dem Meeresboden austritt. Um<br />

sich auf das Klima auszuwirken, muss das<br />

Gas erst einmal durch den Ozean aufsteigen<br />

und in die Lufthülle gelangen – alles andere<br />

als eine leichte Aufgabe. Schließlich warten<br />

im Meeresboden und in jedem einzelnen<br />

Zentimeter der rund 400 Meter hohen Wassersäule<br />

darüber hungrige Mikroben, die das<br />

energiereiche Gas abbauen. Es ist keineswegs<br />

geklärt, wie viel Methan überhaupt an die<br />

Oberfläche gelangen kann. Daher wollen die<br />

Norweger ein Tiefseeobservatorium in dem<br />

Gebiet errichten, um die Methanaktivitäten<br />

rund ums Jahr zu beobachten. Kombinierte<br />

Schiffs- und Flugkampagnen sollen synchrone<br />

Daten für die Ausgasungen am Meeresboden,<br />

den Methantransport in der Wassersäule<br />

und schließlich die Methanabgabe von der<br />

Meeresoberfläche an die Atmosphäre liefern.<br />

Im Fernen Osten wird derweil an der geeigneten<br />

Fördertechnik getüftelt. „Am effizientesten<br />

hat sich bislang die Druckentlastung im<br />

Meeresboden erwiesen“, erklärt Klaus Wallmann<br />

vom Kieler Geomar. Nach dem Muster<br />

sind die wenigen Förderversuche bislang verlaufen:<br />

Eine Bohrung wird abgeteuft, durch die<br />

der Druck in der Lagerstätte abgesenkt wird,<br />

wie der Luftdruck in einem Reifen sinkt, wenn<br />

er angestochen wird. Hat sich das Hydrat erst<br />

einmal zersetzt, strömt das Gas zum Bohrloch<br />

und von dort in Richtung Oberfläche. Beim japanischen<br />

Förderversuch hat das eine Woche<br />

lang gut geklappt. „Doch dann geriet Sediment<br />

in die Bohrung und man musste abbrechen“,<br />

sagt Wallmann. Der Filter, der Sand und<br />

Schlick vom Bohrloch fernhalten sollte, war offenbar<br />

verrutscht.<br />

Der koreanische Versuch in diesem Jahr zielt<br />

auf ein besonders interessantes Hydratvorkommen.<br />

„Dort sind Förderraten von 300.000 Kubikmeter<br />

pro Tag möglich“, sagt Wallmann, der<br />

an den Wirtschaftlichkeitsabschätzungen für<br />

das Vorhaben beteiligt war. Ab täglichen Fördermengen<br />

von 100.000 Kubikmetern gehen<br />

Fachleute davon aus, dass sich das Vorhaben<br />

rechnen kann. „Allerdings kennen wir die Förderdauer<br />

nicht genau“, sagt er. Die Abschätzungen<br />

bisher modellieren das Vorkommen<br />

nicht weiter als bis zu 500 Meter vom Bohrloch<br />

entfernt. Das reicht allenfalls für ein paar Monate.<br />

„Eine Bohrung“, so Wallmann,<br />

„müsste aber zehn Jahre betrieben<br />

werden können.“<br />

Für eine solche Förderung müsste<br />

eine völlig andere Technik her. Ein<br />

Bohrschiff, das wie die „Chikyu“ einen<br />

hohen sechsstelligen Betrag am<br />

Tag kostet, kann dafür nicht abgestellt<br />

werden. „Da bräuchte man Installationen,<br />

die vom Meeresboden<br />

aus arbeiten“, so Klaus Wallmann. Er<br />

stellt sich vor, dass man kleine und<br />

flexible Bohrgeräte herablässt, die die<br />

Hydratvorkommen anzapfen. Am<br />

Bremer Marum hat man solche Geräte<br />

bereits für Forschungszwecke entwickelt.<br />

Die beiden Meeresbodenbohrgeräte<br />

MeBo sitzen auf dem<br />

Meeresgrund und können 75 beziehungsweise<br />

200 Meter tief hineinbohren.<br />

„Die werden sogar von normalen<br />

Forschungsschiffen eingesetzt“, so<br />

Wallmann. Die Förderung übernähmen<br />

Stationen am Meeresgrund, wie<br />

sie bereits für die Tiefseegasvorkommen<br />

etwa vor der norwegischen Küste<br />

eingesetzt werden. Bis solche<br />

Technik einsatzreif ist, wird noch einige<br />

Zeit vergehen.<br />

Europas Potenzial an Gashydraten<br />

ist verglichen mit den Asiaten zwar bescheiden,<br />

dennoch forschen Klaus Wallmann und seine<br />

Kollegen bereits daran, wie man Methangemische<br />

im Meeresboden durch gleichartige Kohlendioxid-Hydrate<br />

ersetzen kann. Ein solcher<br />

Austausch hätte Vorteile: Für jedes Methan-<br />

Molekül, das gefördert wird, würde ein Kohlendioxid-Molekül<br />

gespeichert – auf Dauer, da die<br />

Kohlendioxid-Hydrate sehr stabil zu sein scheinen.<br />

Es stabilisiert den Förderprozess, denn die<br />

Auflösung der Methangemische kostet Energie,<br />

die der Umgebung in Form von Wärme entzogen<br />

wird. Je kälter es aber ist, desto schwieriger<br />

ist es, den Förderprozess aufrechtzuerhalten.<br />

Werden aber parallel zum Abbau der Methanhydrate<br />

Kohlendioxidhydrate aufgebaut, bleibt<br />

die Energiebilanz im Lot. Der Hydrataufbau<br />

setzt schließlich etwas Wärme frei. Ein weiterer<br />

Vorteil wäre, dass das Sediment weiterhin<br />

stabil bleibt. Wie Zement verbinden Hydrate<br />

die Sand und Schlickpartikel am Meeresgrund<br />

zu kompakten Schichten.<br />

Was passiert, wenn großräumig die Wassereisgemische<br />

in den Tiefseeböden abgebaut<br />

werden, lässt sich derzeit nur erahnen. Im japanischen<br />

Nankai-Trog und im Ulleung-Becken<br />

lagern die Hydrate in sogenannten Turbiditen,<br />

Sedimentpaketen, die durch einen untermeerischen<br />

Erdrutsch abgelagert wurden. Im<br />

Schwarzen Meer lagern die hydratreichen Sedimente<br />

in Rinnen am Kontinentalhang. Hydratforscher<br />

wie Klaus Wallmann denken daran, an<br />

diesen Vorkommen die Förderung unter Kohlendioxid-Einsatz<br />

zu demonstrieren. Allerdings<br />

ist dies ein langfristiges Vorhaben – das Millionen<br />

kosten wird.


64 ZEITSPRUNG<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

HEUTE IST<br />

SONNTAG<br />

PETER BACHÉR<br />

„Wollen Sie<br />

das wirklich<br />

wissen?“<br />

Es war eine jener flüchtigen<br />

Begegnungen, die unser Leben<br />

ausmachen – neben den<br />

bedeutenden, bei denen wir natürlich<br />

hellwach sind. Aber diesmal<br />

stand ich, gedankenverloren, plötzlich<br />

bei einem Spaziergang an der<br />

Außenalster in Hamburg vor einem<br />

alten Bekannten, den ich seit Jahren<br />

aus den Augen verloren hatte und<br />

den ich daher mit der Allerweltsfloskel<br />

„Hallo, wie geht’s?“ begrüßte.<br />

Dies war, wie ich zugebe, das<br />

kleinste Wechselgeld, das man hinschenken<br />

kann, und ich erwartete,<br />

dass er mir sofort mit gleicher Münze<br />

heimzahlen würde „Es geht irgendwie,<br />

man soll nicht klagen.“ –<br />

So oder so ähnlich ziehen wir uns<br />

gerne schnell aus der Affäre.<br />

Diesmal war es anders. Der Mann<br />

blieb stehen, schaute mich länger als<br />

üblich an, um dann einen Schuss<br />

loszulassen, der mich sofort traf:<br />

„Wollen Sie das wirklich wissen?“<br />

Nun zögerte ich, fühlte mich hilflos,<br />

gab mir dann aber einen Ruck –<br />

und doch wusste ich in derselben<br />

Sekunde, dass ich ihm nur aus Höflichkeit<br />

antwortete: „Aber natürlich,<br />

wir haben uns ja lange nicht gesehen<br />

– was machen Frau und Kinder?“<br />

Er hatte längst gespürt, dass mein<br />

Interesse an seinem Schicksal gering<br />

war. Darum berichtete er mir auch<br />

nur Oberflächliches, Alltägliches,<br />

Unverbindliches – dann gaben wir<br />

uns die Hand, aus, vorbei. Wir hatten<br />

nur Kleingeld gewechselt.<br />

Die Flüchtigkeit dieser zufälligen<br />

Begegnung ging mir dann noch lange<br />

nach. Ich tröstete mich damit, dass<br />

wir nicht die Kraft und schon gar<br />

nicht die Zeit haben, um uns die<br />

Sorgen anderer Menschen lange<br />

anzuhören. Es muss einfach im Leben<br />

abgeschlossene Kapitel geben.<br />

Und doch war ich traurig über meine<br />

Unfähigkeit. Denn in dem Gesicht<br />

des Mannes glaubte ich zu<br />

erkennen, dass er gerne länger mit<br />

mir gesprochen hätte, dass ihn etwas<br />

bedrückte, dass er vielleicht<br />

sogar Hilfe brauchte, dass er aber<br />

sehr wohl bemerkte, wie ich mich<br />

ihm innerlich verweigert hatte.<br />

Man muss gar nicht besonders<br />

sensibel sein, um zu erkennen, dass<br />

etwas Wesentliches in unserem<br />

eiligen Leben immer schneller zu<br />

verschwinden droht: die aufrichtig<br />

empfundene Anteilnahme am<br />

Schicksal anderer.<br />

Wir lieben es heute glatt, möglichst<br />

problemlos. Keine langen<br />

Geschichten bitte, die unseren Seelenfrieden<br />

stören könnten. Das<br />

schnelle Begrüßungsritual ist nur ein<br />

Ritual. Wer es durchbricht, wer sich<br />

gar mutig öffnet, wer nachfragt, der<br />

läuft Gefahr, in das Schicksal anderer<br />

Leute verstrickt zu werden, sich<br />

gar darin zu verheddern.<br />

So zahlen wir mit kleiner Münze –<br />

und die ist oft auch noch Falschgeld:<br />

Denn wir wollen gar nicht so genau<br />

wissen, wie es jemandem geht, wenn<br />

wir ihm, mit den Gedanken schon<br />

ganz woanders, die Frage „Wie<br />

geht’s denn?“ hinknallen.<br />

Der Mann übrigens, von dem ich<br />

hier berichtet habe, hatte – wie ich<br />

später erfuhr – gerade seine Stellung<br />

verloren – ein Buchhalter, der nicht<br />

mehr gebraucht wurde, so Mitte 50,<br />

und dem es nach seinen Worten gut<br />

ging –, was man halt so sagt, wenn<br />

man nichts sagen will oder kann<br />

oder darf.<br />

Beim Heimweg dachte ich an ein<br />

Wort des französischen Universalgenies<br />

Jean Cocteau, der schon<br />

Mitte der 50er-Jahre einen schmerzhaften<br />

Befund niederschrieb: „Unsere<br />

Epoche ist keine des wirklichen<br />

Sehens, sie verweilt nicht bei einem<br />

Gesicht, die Verehrung unserer Epoche<br />

gilt den Schattenrissen.“ Mit<br />

anderen Worten: Wir haben uns an<br />

das Fern-Sehen gewöhnt und dabei<br />

das Nah-Sehen verlernt, denn Nah-<br />

Sehen bedeutet, im Antlitz eines<br />

Menschen die Spuren seiner wirklichen<br />

Befindlichkeit zu suchen.<br />

Aber wer will das heute noch?<br />

Peter Bachér war langjähriger Chefredakteur<br />

der Zeitschrift „Hörzu“.<br />

Seine Kolumne erscheint an jedem<br />

ersten Sonntag eines Monats.<br />

„Endlich ist unseren U-Booten ein großer Fang gelungen“, schrieb die „Westfälische Tageszeitung“. Dass das deutsche Kriegsschiff so nah heranfuhr, entsprang der Fantasie des unbekannten Malers<br />

Der Torpedo traf das<br />

unbewaffnete Schiff<br />

ohne Vorwarnung. Es<br />

sank binnen 18 Minuten,<br />

nicht wie bei der<br />

„Titanic“ in drei Stunden.<br />

Zum geordneten<br />

Herunterlassen der Rettungsboote blieb<br />

auf dem untergehenden Schiff kaum Zeit,<br />

unvorstellbare Panik brach aus. Während<br />

im chaotischen Gedränge einige Boote<br />

umstürzten und Menschen unter sich begruben,<br />

sprangen andere ohne Schwimmwesten<br />

ins kalte Wasser. Fast 1200 Menschen,<br />

darunter 270 Frauen und Kleinkinder,<br />

fanden unter schrecklichen Umständen<br />

den Tod, die meisten von ihnen Briten.<br />

Zu den Opfern zählten aber auch 128<br />

amerikanische Staatsbürger. Während die<br />

Menschen zu Tode stürzten, ertranken<br />

und die See sich langsam mit Leichen<br />

und Leichenteilen füllte, betrachtete der<br />

deutsche U-Boot-Kapitän Schwieger die<br />

Szene durch sein Periskop. Als er genug<br />

gesehen hatte, ließ er abtauchen.<br />

VON WILLI JASPER<br />

Es war Schwiegers „U-20“, die am 7.<br />

Mai 1915 den aus New York kommenden<br />

englischen Liniendampfer „Lusitania“<br />

vor Irland torpedierte. Die Welt befand<br />

sich im zweiten Kriegsjahr. Für die<br />

Durchbrechung der englischen Seeblockade<br />

waren die deutschen U-Boote zur<br />

wichtigsten und unheimlichsten Waffe<br />

des Reichsmarinechefs Alfred von Tirpitz<br />

geworden. Die Attacke auf die „Lusitania“<br />

geschah nicht zufällig. In den Augen von<br />

Thomas Mann war das Opfer „ein Riesenlustschiff“<br />

und „freches Symbol der<br />

englischen Seeherrschaft und einer immer<br />

noch komfortablen Zivilisation“.<br />

Ein derartiges Geschehen hatte es in<br />

diesem Krieg noch nicht gegeben. Im Mai<br />

1915 wurde erstmals mit schrecklicher<br />

Symbolik Ludendorffs Konzept einer „totalen“<br />

Kriegsführung realisiert. Es war die<br />

„Eliminierung des Unterschiedes zwischen<br />

Zivilisten und Soldaten“, meinte<br />

später Golo Mann, Thomas Manns Sohn.<br />

Die meisten Deutschen, die sich drei<br />

Jahre zuvor über den Untergang der „Titanic“<br />

noch schockiert gezeigt hatten,<br />

brachen jetzt in Jubel aus. Kronprinz<br />

Wilhelm telegrafierte aus seinem Hauptquartier<br />

an den kaiserlichen Vater: „Hier<br />

große Freude über die Torpedierung der<br />

Lusitania … “. Und die „Westfälische Tageszeitung“<br />

triumphierte: „Endlich ist<br />

unseren U-Booten ein großer Fang gelungen<br />

… Wir Deutschen freuen uns von<br />

ganzem Herzen über den gelungenen<br />

Schlag und sehen dem allgemeinen Wutgeheul<br />

und Entrüstungsschrei kühl lächelnd<br />

entgegen … Keine Sentimentalität;<br />

Kampf bis aufs Messer mit dem gemeinen<br />

Krämervolk …!“<br />

Mit Thomas Mann schloss sich auch<br />

die deutsche Kulturelite dem schaurigen<br />

Jubel an. Nur wenige distanzierten sich<br />

von dem terroristischen Akt. Der Schriftsteller<br />

Erich Mühsam konstatierte fassungslos<br />

„eine Steigerung des Entsetzlichen,<br />

eine Übergreuelung der Greuel“<br />

Der Furor teutonicus<br />

Die Versenkung der<br />

„Lusitania“ 1915 durch<br />

ein deutsches<br />

U-Boot war ein<br />

Terrorakt. Das<br />

Angriffsziel war die<br />

westliche Zivilisation<br />

und der sozialistische Reichtagsabgeordnete<br />

Karl Liebknecht verfasste sein berühmtes<br />

Flugblatt „Der Hauptfeind steht<br />

im eigenen Land!“ Erschreckend ist die<br />

Aktualität der verhängnisvollen Verbindung<br />

von Kulturkampf und Terror. Auch<br />

heute richten sich fundamentalistische<br />

Anschläge gegen Symbole der westlichen<br />

Zivilisation.<br />

Im Propagandakrieg hatten die Deutschen<br />

nach der „Lusitania“-Katastrophe<br />

einen schweren Stand. Schon nach der<br />

brutalen Verletzung der belgischen Neutralität<br />

wurden sie als „Barbaren“ und<br />

„Hunnen“ gebrandmarkt. Jetzt war man<br />

in England, Frankreich und Amerika<br />

überzeugt: Der „Furor Teutonicus“ hatte<br />

nichts mehr mit europäischer Zivilisation<br />

zu tun. Die Franzosen vergröberten das<br />

Feindbild des blindwütigen „Boche“, in<br />

England erschien ein Pamphlet mit dem<br />

Titel „Malice in Kulturland“ (in sarkastischer<br />

Anlehnung an „Alice im Wunderland“),<br />

in den USA kursierten Plakate, auf<br />

denen eine furchterregende King-Kong-<br />

Gestalt eine Keule mit der Aufschrift<br />

„Kultur“ schwingt – und Zeitschriften karikierten<br />

den deutschen Kaiser als militaristischen<br />

Diktator.<br />

„Hier große<br />

Freude über die<br />

Torpedierung“<br />

Kronprinz Wilhelm nach der<br />

Versenkung des Passagierschiffes<br />

Die aufgestauten Emotionen entluden<br />

sich im gesamten angelsächsischen Bereich<br />

in deutschfeindlichen Ausschreitungen.<br />

Vor dem Untergang der „Lusitania“<br />

hatte es keine organisierte politische<br />

Kraft in den Vereinigten Staaten gegeben,<br />

die eine Teilnahme am Krieg befürwortete.<br />

Der Tod der 128 Amerikaner verschob<br />

die politischen Gewichte nun dramatisch.<br />

In den Augen der jetzt schlagartig wachsenden<br />

Gruppe der Militanten war der<br />

Konflikt zwischen amerikanischer Demokratie<br />

und deutscher Autokratie unausweichlich<br />

geworden.<br />

Das Vorgehen der Deutschen warf ein<br />

trübes Licht auf ihre Kulturtradition. Es<br />

ging ihnen um eine nationalistisch-romantische<br />

Sinnstiftung des Krieges, in<br />

der sich das „Deutschtum“ im Wider-<br />

spruch zur französischen Demokratie<br />

(„Ideen von 1789“) und dem englischen<br />

Liberalismus definierte – als Bewahrung<br />

und Bewährung der Eigenart der „deutschen<br />

Kultur“ gegenüber der „westlichen<br />

Zivilisation“. Nach 1914 waren zahlreiche<br />

Philosophen, Soziologen, Ökonomen und<br />

Schriftsteller bemüht, Deutschlands<br />

Kampf einem heiligen Ziel zu weihen und<br />

mit der metaphysischen Aura historischer<br />

Notwendigkeit zu umhüllen. Zu den einflussreichsten<br />

Autoren dieser geistigen<br />

Mobilmachung gehörten der Theologe<br />

und Philosoph Ernst Troeltsch, der spätere<br />

Literatur-Nobelpreisträger Thomas<br />

Mann sowie der Soziologe und Ökonom<br />

Werner Sombart.<br />

Als Theologe war Troeltsch auch um<br />

die Stilisierung und Stabilisierung des<br />

deutschen Seelenlebens bemüht. Um der<br />

Gefahr einer Entseelung zu entgehen,<br />

müsse der „mit strengem Einordnungsund<br />

Pflichtgefühl“ verbundene „außergewöhnliche<br />

Ordnungssinn“ der Deutschen<br />

ausgeglichen werden durch ein<br />

„überaus weiches und zartes Gefühlsund<br />

Gemütsleben“, durch „Familiensinn<br />

und Heimatgefühl, dessen schönstes<br />

Symbol das Weihnachtsfest“ sei. Nur<br />

dann könne der gemeinsame „Kulturkrieg“<br />

gegen die „Weltagitation der westlich-demokratischen<br />

Ideen“ erfolgreich<br />

sein. Es sei der Geist Kants, der Romantik<br />

und Goethes, der eine „neue Form<br />

des Evangeliums“, eine „Ursprünglichkeit<br />

des metaphysischen Glaubens an<br />

die göttliche Weltbestimmung des<br />

Deutschtums“ geschaffen habe.<br />

Auch Thomas Mann rüstete weiter auf.<br />

Seit Oktober 1915 war er bemüht, seine<br />

Kulturkriegsgedanken neu und grundlegender<br />

als „Betrachtungen eines Unpolitischen“<br />

zu fassen. Schon in seinen „Gedanken<br />

im Krieg“ hatte er 1914 „deutsche“<br />

Kultur und „westliche“ Zivilisation als<br />

feindliche Pole konstruiert. Der „deutsche<br />

Militarismus“ verkörpere „Form und<br />

Erscheinung der deutschen Moralität“<br />

und die aggressive deutsche Kriegspolitik<br />

sei ein Gebot der „sittlichen Not“. Solche<br />

Sätze brachten ihm zwar den Beifall des<br />

konservativen Lagers, aber deutsche und<br />

europäische Linksliberale wie sein Bruder<br />

Heinrich oder Romain Rolland waren<br />

entsetzt. Es war nicht nur der private<br />

„Bruderkrieg“, der Thomas Mann im<br />

Sommer 1915 so unter Druck setzte, dass<br />

er die Arbeit am „Zauberberg“ unterbrach,<br />

um sich ganz seiner neuen Streitschrift<br />

zu widmen. Er fühlte sich nach der<br />

„Lusitania“-Katastrophe als angehender<br />

Nationalschriftsteller berufen, „dem<br />

welterfüllenden Zetermordio humanitärer<br />

Hypokrisie“ die Stirn zu bieten und<br />

den uneingeschränkten U-Boot-Krieg als<br />

deutschen Kulturkampf zu veredeln.<br />

Festgehalten hat Thomas Mann nicht<br />

nur an den Ideen Nietzsches, sondern<br />

ebenso an denen Werner Sombarts. Besonders<br />

beeindruckte ihn das 1915 erschienene<br />

Pamphlet des Nationalökonomen<br />

über den notwendigen Konkurrenzkampf<br />

der „Händler und Helden“. Die<br />

Deutschen, so Sombart, fühlten sich als<br />

Nation der Helden großen Taten und Ideen<br />

verpflichtet, während die Engländer –<br />

wie die Juden – seelenlosen Krämergeist<br />

und niedrige Profitgier verkörperten.<br />

Auch Thomas Mann schrieb der angelsächsischen<br />

Welt damals jene Attribute<br />

zu, die traditionell den Juden angelastet<br />

wurden. Neuere militärgeschichtliche<br />

Studien haben „die Entgrenzung des<br />

Krieges“ als einen fortschreitenden ideologischen<br />

und gesellschaftlichen Prozess<br />

beschrieben, der die „soziale Realität“ der<br />

verschiedenen Fronten ebenso beeinflusst<br />

habe wie „den Kampf um die Deutung<br />

des Kriegserlebnisses“ und „die Erfahrungen<br />

von fremden kulturellen Räumen“.<br />

Bei beiden Weltkriegen falle „das<br />

Unvermögen, die Leiden und Opfer der<br />

anderen Seite anzuerkennen“, besonders<br />

in Deutschland auf.<br />

Dass Elemente des kriegerischen Expansionismus<br />

und mörderischen Antisemitismus<br />

Hitlerdeutschlands bereits im<br />

Kaiserreich als „Keime des späteren Unheils“<br />

angelegt waren, hat als Zeuge beider<br />

Systeme Friedrich Meinecke früh erklärt.<br />

Für ihn waren Aufstieg und Zusammenbruch<br />

beider Systeme eine zusammenhängende<br />

„deutsche Katastrophe“,<br />

deren „erstes Wetterleuchten“ sich Ende<br />

des 19. Jahrhunderts gezeigt habe.<br />

Zutreffend ist auch die von Golo Mann<br />

beobachtete „bis ins Persönliche“ reichende<br />

Kontinuität und „Wiederholung“.<br />

Fast alle überlebenden U-Boot-Kommandeure<br />

des Ersten Weltkriegs sollten später<br />

einflussreiche Positionen im Nationalsozialismus<br />

einnehmen. Anschauliches<br />

Beispiel ist die Karriere von Karl Dönitz.<br />

Er stieg vom U-Boot-Kommandanten<br />

des Ersten zum Befehlshaber der<br />

deutschen U-Boot-Flotte im Zweiten<br />

Weltkrieg auf, wurde Admiral und Chef<br />

der gesamten Marine – und trat schließlich<br />

im Mai 1945 für ein paar Wochen das<br />

Erbe Hitlers an. Mit seinem Namen und<br />

seiner Funktion ist vor allem die Eskalation<br />

des Seekriegs verbunden, die auf beiden<br />

Seiten zu immer neuen und schrecklicheren<br />

Katastrophen führen sollte.<br />

Ganz zuletzt musste auch Goethes Werk<br />

für deutsche Durchhalteparolen herhalten.<br />

Selbst Kriegsschiffe wurden als<br />

Fronttheater benutzt. Noch 1945 trug Will<br />

Quadflieg auf einem U-Boot im Ostseehafen<br />

Neustadt Marinesoldaten Szenen<br />

aus dem „Faust“ vor.<br />

Bezeichnenderweise spielt die „Lusitania“-Katastrophe<br />

in der revisionistischen<br />

Kriegsschulddiskussion keine Rolle, ihre<br />

symbolische und kulturhistorische Bedeutung<br />

wird negiert. Aber immer noch<br />

gilt: In Kriege schliddert man nicht hinein<br />

– sie werden nicht zufällig von Technologien<br />

provoziert, sondern von Menschen<br />

organisiert und von Ideologien und<br />

kulturhistorischen Traditionen vorbereitet.<br />

Obwohl auch gegenwärtig kriegerische<br />

Konflikte den Weltfrieden bedrohen,<br />

wiederholt sich die Geschichte nicht als<br />

Blaupause. In Europa sind die einstigen<br />

„Erbfeinde“ inzwischen partnerschaftlich<br />

und sogar freundschaftlich verbunden.<br />

Die Repräsentanten und Ideologen der<br />

Europäischen Union erklären, dass sie die<br />

Nationalstaaten nicht beseitigen wollen,<br />

sondern einen politischen und ökonomischen<br />

Verbund anstreben, der auch in der<br />

Globalisierung als Friedensmacht Bestand<br />

haben werde. Aber Europa ist kein<br />

bloßer „Text“ oder „Diskurs“, sondern<br />

ein historisches Ensemble harter sozialer<br />

und ökonomischer Fakten.<br />

Heute erscheint die Verwirklichung<br />

von Weltbürgerrechten und transnationaler<br />

Demokratie wichtiger als internationale<br />

Finanzspekulationen und militärisch-technologische<br />

Aufrüstungen.<br />

Deutschland muss endgültig auf einen<br />

Sonderweg verzichten und sich als stabile<br />

und solidarische Kraft im westlichen<br />

Wertesystem bewähren. Dann hat die<br />

geistige Elite Deutschlands die historische<br />

Chance, erstmals für eine positive<br />

Kontinuität zu wirken. Das neue Europa<br />

braucht für seine humanen Projekte und<br />

Entwürfe mehr denn je den freien und<br />

einklagenden Geist der kritischen Intellektuellen,<br />

der zu Politik und Gesellschaft<br />

gehört wie Mephisto zu Faust – und Zivilisation<br />

zur Kultur.<br />

Von unserem Autor gerade erschienen: Willi<br />

Jasper. Lusitania. Kulturgeschichte einer<br />

Katastrophe. 19,95 €<br />

Vor 50 Jahren<br />

GETTY IMAGES/IM<br />

Die „Welt am Sonntag“<br />

am 28. Februar 1965<br />

Tansania-Hilfe gestoppt. Kein Geld<br />

für Militär und Entwicklung. Grund:<br />

Diplomatische Beziehungen zur Zone.<br />

Warnung vor Automation. US-Präsident<br />

Kennedy: Größtes innenpolitisches<br />

Problem der nächsten 15 Jahre.<br />

Fernsehsendung für halb Europa.<br />

Neu: „Spiel ohne Grenzen“. Orte aus<br />

fünf Ländern treten gegeneinender an.<br />

Rainier gegen Onassis. Fürst will<br />

mehr Touristen für Monaco, Hotel- und<br />

Klub-Magnat Onassis mehr Exklusivität.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WISSEN 65<br />

„Hunde sind Psychologen“<br />

Haushunde sind erstaunliche Menschenkenner, sagt Verhaltensforscher Ludwig Huber aus Wien<br />

Kann ein Hund den Therapeuten,<br />

sogar den Analytiker<br />

ersetzen? Das Gros aller<br />

Hundehalter hat die<br />

Meinungsbildung hierzu<br />

abgeschlossen: Aber selbstverständlich!<br />

Die meisten haben nie daran gezweifelt,<br />

dass ihr Hund sie besser versteht als die<br />

Ehefrau, der Freund, der Rest der Welt.<br />

Allerdings glauben dieselben Hundehalter<br />

auch, dass ihr Hund tiefe Reue empfindet,<br />

wenn Herrchen/Frauchen mit<br />

ihm schimpft. Forscher haben hierzu<br />

nachgewiesen: Tut er nicht. Um nicht zu<br />

sagen, es schert ihn einen Dreck.<br />

VON BARBARA KOLLMANN<br />

Ganz gleich, ob der Hund etwas geoder<br />

ausgefressen hatte, wenn der<br />

Mensch schimpft, setzt sein Hund den<br />

„guilty dog“-Blick auf, den schuldigen<br />

Gesichtsausdruck. Das verkürzt die Unannehmlichkeiten,<br />

weiß der Hund nach<br />

mehr als 100.000 Jahren Domestikation<br />

durch den Menschen. Genauso lange hat<br />

der Mensch daran festgehalten, der ausgestellten<br />

Zerknirschung beim Hund seien<br />

Einsicht und Schuldbewusstsein vorangegangen.<br />

Jetzt wundert er sich,<br />

wenn der Hund demnächst doch wieder<br />

das Sofakissen ausweidet.<br />

Hundehalter sind fest davon überzeugt,<br />

dass ihr Hund, wenn nicht einsichtsfähig,<br />

so doch gelehrig sei. Das hatte<br />

sogar das Pärchen aus East Wenatchee<br />

(Bundesstaat Washington) geglaubt, deren<br />

Pitbullmix weltberühmt wurde: Die<br />

beiden überraschten einen Einbrecher<br />

dabei, wie er gerade ihren Wachhund mit<br />

Pudding fütterte. Als der Dieb das Weite<br />

suchte, schloss sich der Hund ihm an. Er<br />

war das Einzige, was hinterher fehlte.<br />

Wie zuverlässig also können Hunde<br />

Emotionen und Mimik eines Menschen<br />

deuten? Professor Ludwig Huber, Chef<br />

einer Forschungsgruppe an der Veterinärmedizinischen<br />

Universität zu Wien,<br />

hat dazu die erste wissenschaftlich abgesicherte<br />

Versuchsanordnung entwickelt.<br />

WELT AM SONNTAG: Herr Professor<br />

Huber, wie haben Sie die psychologischen<br />

Fähigkeiten der Hunde<br />

getestet?<br />

LUDWIG HUBER: Wir haben ihnen<br />

Gesichter gezeigt, freundliche und ärgerliche,<br />

an einem Touchscreen. Die Hunde<br />

sollten sie unterscheiden, sie mussten je<br />

nach Aufgabe mit der Schnauze mal auf<br />

die Bilder von fröhlichen und mal auf die<br />

zornigen Mienen stupsen. In acht von<br />

zehn Fällen lagen sie richtig. Die Hunde<br />

schafften sogar, woran einige Menschen<br />

scheitern: Nur an Teilen des Gesichts<br />

Gefühle zu erkennen, zornige Augen von<br />

fröhlichen zu unterscheiden, sowie frohe<br />

und ärgerliche Münder. Hunde lernen<br />

übrigens das Erkennen von fröhlichen<br />

Gesichtern auf dem Touchscreen schneller.<br />

Die Hunde, die das finstere Gesicht<br />

anstupsen sollten, haben fast dreimal so<br />

lange gebraucht. Es scheint, als hätten<br />

sie Hemmungen, sich zornigen Gesichtern<br />

zu nähern.<br />

Wie haben Sie die Hunde zum Mitmachen<br />

motiviert?<br />

Für jedes erkannte Gesicht gab’s ein Leckerli.<br />

Die Hunde waren ehrgeizig, sie<br />

GETTY IMAGES<br />

wollten ihre Aufgabe gut machen. Irrtümer<br />

frustrierten sie, einige zogen sich<br />

enttäuscht zurück. Andere Hunde entwickelten<br />

sich dagegen zu Computerfreaks.<br />

Sie kamen voller Begeisterung ins Testlabor<br />

gestürmt und steuerten gleich auf<br />

den Bildschirm zu. Die Tiere waren so<br />

begeistert, dass sie sogar dranblieben,<br />

als es keine Leckerli mehr im Futterkarussell<br />

gab.<br />

Das klingt sehr menschlich: Der Erfolg<br />

ist Belohnung genug?<br />

Es sah ganz danach aus.<br />

Warum interessiert sich die Wissenschaft<br />

erst jetzt dafür, wie der Hund<br />

zu uns Menschen steht?<br />

Zu den großen Zeiten des Behaviorismus<br />

waren Hunde nie ein Thema, da hat man<br />

sich eher mit Wölfen befasst. Hunde waren<br />

den Wissenschaftlern lange Zeit<br />

nicht exotisch genug. Haustiere galten<br />

als zu vermenschlicht, sie waren den<br />

Forschern suspekt. Erst vor einigen Jahren<br />

fingen Kognitionsforscher damit an,<br />

sich mit Hunde zu beschäftigen. Die ersten<br />

waren die Ungarn, dann kamen die<br />

Leipziger vom Max-Planck-Institut und<br />

dann wir.<br />

Ist es als Hundeforscher peinlich,<br />

selbst einen zu besitzen? Einer ihrer<br />

Kollegen legt offenbar Wert darauf ...<br />

Das ist Ádám Miklósi von der Budapester<br />

Universität, der ist stolz drauf,<br />

keinen Hund zu halten. Ich habe einen,<br />

bin aber nicht stolz. Meine Tochter hatte<br />

sich einen Hund gewünscht, jetzt haben<br />

wir einen Spitz namens Elli.<br />

Diese Rasse existiert noch? Wer hält<br />

heute noch einen Spitz?<br />

Einer der berühmtesten Österreicher<br />

hatte auch einen Spitz.<br />

Wer?<br />

Na, der Mozart. Pimperl hieß der.<br />

So wie es aussieht, kommt in Berlin<br />

auf Hundebesitzer nicht nur die<br />

Leinenpflicht zu, sondern auch die<br />

Kotbeutel-Mitführ-Pflicht. Ich bin weder<br />

gegen die Leinenpflicht noch gegen die<br />

Kotbeutel-Mitführ-Pflicht. Unruhig werde<br />

ich nur, wenn ich mir vorzustellen versuche,<br />

wie diese Pflichten von Amts wegen<br />

durchgesetzt werden sollen. Dass in<br />

Berlin jeder Hundebesitzer seinen Hund<br />

an der Leine führt, ist eine schlechthin<br />

aberwitzige Vorstellung. Das weiß auch<br />

der Senat, der kürzlich den Entwurf zum<br />

Hundegesetz beschlossen hat. Deshalb<br />

macht er bei der Leinenpflicht die Ausnahme<br />

zur Regel. Jeder, der einen „Hundeführerschein“<br />

besitzt, soll von der Leinenpflicht<br />

befreit sein. Wie man an diesen<br />

Hundeführerschein kommt, muss im<br />

Einzelnen noch geklärt werden. Wer aber<br />

drei Jahre lang einen Hund besessen hat,<br />

ohne in irgendeiner Weise auffällig geworden<br />

zu sein, soll diesen Hundeführerschein<br />

vom Ordnungsamt ohne Weiteres<br />

ausgestellt bekommen. Wegen des Hundeführerscheins<br />

muss ich mir als Altbesitzer<br />

also keine Gedanken machen. Vielleicht<br />

wird ja auch der Jagdschein als<br />

Hundeführerschein anerkannt. Den habe<br />

ich allerdings nicht immer dabei.<br />

Kotbeutel führe ich immer mit. Ich besitze<br />

keine Hose, in deren Taschen nicht<br />

mindestens zwei Kotbeutel deponiert<br />

sind, damit ich niemals in die Verlegenheit<br />

komme, unvermutete Hinterlassenschaften<br />

meines Hundes nicht vorschriftsmäßig<br />

entsorgen zu können.<br />

Wenn die Papierkörbe an viel frequentierten<br />

Hundepromenaden häufiger geleert<br />

würden, könnte man das Thema Hundedreck<br />

eigentlich ganz entspannt angehen.<br />

Das wird allerdings ein frommer Wunsch<br />

bleiben. Schon der Adrenalinhaushalt von<br />

eingefleischten Hundehassern lässt Entspanntheit<br />

nicht zu. Ihnen wird es nie<br />

sauber genug sein. Jetzt schaue ich gespannt<br />

der ersten Kotbeutel-Kontrolle<br />

entgegen. Wenn ein Mitarbeiter oder eine<br />

Mitarbeiterin des Ordnungsamtes mich<br />

strengen Blickes auffordert, die Tüte vorzuzeigen,<br />

werde ich in meinen Hosentaschen<br />

wühlen und ein buntes Sortiment<br />

an roten, blauen und schwarzen Beuteln<br />

hervorkramen und wie Konfetti in die<br />

Luft werfen, denn es ist ja ein Anlass zu<br />

ausgelassener Freude, wenn Ordnungshüter<br />

so gewissenhaft ihre Aufgaben erfüllen.<br />

Viko könnte das als Aufforderung<br />

zu ausgelassenem Spiel verstehen und die<br />

Plastiktüten beuteln, als wären es Ratten.<br />

Ich würde den Ordnungshütern erklären,<br />

dass das ein völlig natürliches Hundeverhalten<br />

ist und nichts mit Missachtung der<br />

Obrigkeit zu tun hat. Daraus könnte sich<br />

ein angeregtes Gespräch über Menschen<br />

und Hunde ergeben, alle hätten etwas davon.<br />

Letztlich ist jede Kotbeutel-Mitführ-<br />

Verordnung nichts anderes als ein kommunikativer<br />

Akt. Man muss nur die<br />

Chancen ergreifen, die darin liegen.<br />

Manchmal werde ich gefragt, ob es<br />

nicht verrückt sei, einen Hund in der<br />

Großstadt zu halten, noch dazu einen<br />

Jagdhund wie Viko. Verrückt ist das nicht.<br />

Wo Menschen sind, gibt es Hunde, wo<br />

viele Menschen sind, viele Hunde. Nur<br />

totalitäre Regime können das zeitweilig<br />

unterbinden. Mensch und Hund sind ein<br />

Gespann. Sie brauchen einander. Viko<br />

findet übrigens die Großstadt spannender<br />

und aufregender als ich. Mir gehen<br />

die vielen Menschen oft auf die Nerven.<br />

Viko findet viele Hunde toll.<br />

Der Autor ist Korrespondent<br />

für Kultur und Gesellschaft der<br />

WeltN24-Gruppe<br />

Prinz schlägt König<br />

SCHACH<br />

MIT HELMUT PFLEGER<br />

SONNTAGSRÄTSEL – Gewinne im Wert von 350 €<br />

SUDOKU<br />

AUTOR: STEFAN HEINE<br />

Das Grenke Chess Classic in Baden-Baden<br />

war ein Stelldichein<br />

der besten deutschen Spieler,<br />

wobei die etablierte Elite sich mit<br />

vielversprechendem Nachwuchs<br />

auseinandersetzte. Keinesfalls<br />

überraschend gewann mit seinem<br />

bedingungslosen Angriffsschach<br />

der deutsche Spitzenspieler Arkadi<br />

Naiditsch, obwohl er gegen den<br />

17-jährigen Matthias Blübaum<br />

sogar in einem dramatischen<br />

Gefecht verlor. Letzterer eroberte<br />

einen guten Mittelplatz und weckt<br />

zusammen mit den anderen „Prinzen“<br />

Dennis Wagner, Rasmus<br />

Svane und Alexander Donchenko<br />

berechtigte Hoffnungen für das<br />

deutsche Schach.<br />

Blübaum – Naiditsch<br />

Damenindisch<br />

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.g3 La6<br />

5.b3 d5 6.Lg2 Sbd7 7.0-0 c5<br />

8.cxd5 Sxd5 9.Lb2 cxd4 10.Sxd4<br />

Tc8?! Besser 10...Lb7. 11.Lxd5!<br />

exd5 12.Sf5 Sf6 13.Dd4 Tc6 Solch<br />

einen „krummen“ Zug macht man<br />

nicht gern, aber es drohte bereits<br />

14.De5+. 14.Sa3 Lc8 15.De3+ Te6<br />

Nicht 15...Le6? 16.Sd4 Td6 17.Sab5.<br />

16.Dg5 Tg8 Schwarz kann seinen<br />

Laden nur mühsam zusammenhalten,<br />

Rochadeträume sind vorbei.<br />

Geheimniskrämer<br />

Das richtige Ziel hatte Nord vor<br />

Augen und schlug auch den richtigen<br />

Pfad ein, um dieses sicher zu<br />

erreichen. Leider versäumte es<br />

Süd, Nords Bedenken bezüglich<br />

möglicher Hindernisse aus dem<br />

Weg zu räumen und ein Klein-<br />

Schlemm wurde versäumt. Süd<br />

eröffnete mit 2 (Weak-Two),<br />

West passte und Nord war hoch<br />

erfreut. Ein Vollspiel stand außer<br />

Frage, aber wenn Süd die richtigen<br />

Werte haben sollte, dann wäre<br />

ein Schlemm gewinnbar. Neben<br />

dem A ist der ®K von großem<br />

Wert, ein ßK hingegen ziemlich<br />

nutzlos, da der Verlust eines<br />

Karostiches droht. Um mehr von<br />

Süd zu erfahren, reizte Nord 2 SA.<br />

Gemessen an der mit seiner Eröffnung<br />

gezeigten Stärke war Süd an<br />

der Obergrenze und ging auf 4.<br />

Leider wusste Nord damit nicht,<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

a b c d e f g h<br />

a b c d e f g h<br />

Stellung nach 22.Sd4<br />

17.Sb5 Txe2 18.Tac1 Le6 Nicht<br />

18...Txb2? 19.Txc8! Dxc8 20.Sbd6+<br />

mit Damengewinn. 19.Df4! Se4<br />

Wieder war der Läufer b2 tabu:<br />

19...Txb2? 20.Sc7+ Kd7 21.Da4+ Kc8<br />

22.Sxe6+. 20.Sc7+ Kd7 Hier hätte<br />

der „Prinz“ dem „König“ mit<br />

21.Tfd1! und furchtbaren Drohungen<br />

die Krone bereits abnehmen<br />

können. 21.Sxe6? fxe6 22.Sd4?!<br />

Völlig überraschend hätte Naiditsch<br />

hier mit 22...Sg5!, was die<br />

schreckliche Springergabel auf h3<br />

droht und gleichzeitig f7 überdeckt,<br />

sogar in Vorteil kommen<br />

können. 22...Txb2? 23.Df7+ De7<br />

24.Dxg8 Sf6 25.Dh8 Df7 26.Sc6<br />

Sg4?! Mit 26...Dg8 mühselig ums<br />

in welcher Farbe Süd noch Stärke<br />

besaß und passte. Auf dem Weg<br />

zu 4 kann Süd mit 3® zeigen,<br />

dass er einen Nebenwert in dieser<br />

Farbe hält. Alle nördlichen Sorgen<br />

wären damit beiseite geräumt und<br />

Teiler: Süd; Gefahr; Ost/West<br />

♠ 5 2<br />

♥ B 10 9 4<br />

♦ B 2<br />

♣ K 10 8 7 4<br />

♠ K D 6 3<br />

♥ K D 8<br />

♦ A D 7 4 3<br />

♣ A<br />

N<br />

W O<br />

S<br />

♠ A B 10 8 7 4<br />

♥ 3 2<br />

♦ K 8 5<br />

♣ B 5<br />

♠ 9<br />

♥ A 7 6 5<br />

♦ 10 9 6<br />

♣ D 9 6 3 2<br />

Nord kann 6 ansteuern.<br />

Aufgabe für den 1.3.2015: Können<br />

Sie auf Süd 4© erfüllen? West<br />

greift mit drei Runden Pik an.<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

a b c d e f g h<br />

a b c d e f g h<br />

Stellung nach 38.Da3<br />

Remis zu kämpfen ist Naiditschs<br />

Sache nicht. 27.h3! Lc5 Nun hätte<br />

gleich 28.Sb8+ leicht gewonnen:<br />

28...Kc7 29.Sa6+! 28.Txc5 bxc5<br />

29.Sb8+ Kc7 30.hxg4 Kb7 31.Dd8<br />

Dc7! Der Springer hat kein Entrinnen,<br />

aber dafür steht der<br />

schwarze König unsicher. 32.De8<br />

Dxb8 33.Db5+ Ka8 34.Dxc5 De8<br />

35.Tc1 Dd7 36.Df8+ Kb7 37.Db4+<br />

Ka8 38.Da3! Mit dieser Feinheit<br />

erobert Weiß den „verirrten“<br />

Turm. Auch 38...Te2 39.Da6! mit<br />

der Doppeldrohung 40.Dxe2 und<br />

40.Tc8+ hätte gewonnen. 38...Td2<br />

39.Df8+ Naiditsch gab wegen<br />

39...Kb7 40.Db4+ nebst 41.Dxd2<br />

auf.<br />

BRIDGE<br />

MIT ROBERT BOEDDEKER<br />

Teiler: Süd; Gefahr: Ost/West<br />

♠ A K D 8 3<br />

♥ 8 7 3 2<br />

♦ D 10<br />

♣ B 9<br />

♠ 9 7 6<br />

♥ K 10 5 4<br />

♦ A K 2<br />

♣ K 6 2<br />

N ♠ 10 4 2<br />

W O ♥ -<br />

♦ B 9 7 6 4<br />

S ♣ D 10 7 5 4<br />

♠ B 5<br />

♥ A D B 9 6<br />

♦ 8 5 3<br />

♣ A 8 3<br />

Lösung vom 22.2.2015:<br />

Süd schnappt das Ausspiel und<br />

einer Runde Atout. Er kassiert<br />

seine Treffstiche, geht mit Trumpf<br />

zum Tisch und sticht ©10. Mit Pik<br />

erreicht Süd nochmals den Tisch<br />

um ©D zu spielen, auf die er ®4<br />

abwirft. West gewinnt und kann<br />

nur noch entweder Cœur in die<br />

Doppelchicane oder Karo in Süds<br />

Gabel spielen.<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

von der<br />

Kirche<br />

verehrte<br />

Frau<br />

kleines<br />

Nagetier<br />

Vater<br />

(Kosename)<br />

Heilpflanze<br />

Rasenpflanzen<br />

weit<br />

weg<br />

beinahe<br />

russ.<br />

Münze<br />

elektron.<br />

deutscher<br />

Aktienindex<br />

ugs.:<br />

verdorben,<br />

kaputt<br />

Einheit<br />

für 24<br />

Stunden<br />

erhöhter<br />

Sitzraum<br />

in<br />

Kirchen<br />

Sänger<br />

komischer<br />

Rollen<br />

6<br />

unverfälscht<br />

Abk.: Int.<br />

Automobil-Ausstellung<br />

7<br />

Schwellung<br />

Ausruf<br />

der<br />

Verwunderung<br />

Priesterin<br />

in<br />

Delphi<br />

8<br />

süddt.:<br />

heben<br />

Gewässer<br />

Südamerikaner<br />

it. Barockmaler<br />

† 1642<br />

Fingerreif<br />

slv1318.21-9<br />

Monatsname<br />

Arbeitsentgelt<br />

Gasgemisch<br />

der Erde<br />

Gebirge<br />

in Marokko<br />

afrik.<br />

Siedlung<br />

1<br />

3<br />

Ansturm<br />

auf eine<br />

Bank<br />

(engl.)<br />

Stadt<br />

mit dem<br />

Schiefen<br />

Turm<br />

Folge,<br />

Serie<br />

eher,<br />

früher<br />

als<br />

2<br />

2<br />

Schiffseigner<br />

geschl.<br />

Hausvorbau<br />

veraltet:<br />

Türke<br />

Auf-,<br />

Zusammenbau<br />

Reifeprüfung<br />

3<br />

4<br />

nicht<br />

der Mode<br />

unterworfen<br />

dringend,<br />

in Hast<br />

Fußstoß<br />

fries.<br />

männl.<br />

Vorname<br />

grinsend<br />

lachen<br />

4<br />

5<br />

5<br />

digitales<br />

Datennetz<br />

(Abk.)<br />

Drall<br />

des<br />

Balles<br />

(engl.)<br />

Schwermetall<br />

besitzanzeigendes<br />

Fürwort<br />

6<br />

7<br />

1<br />

lateinamerikanischer<br />

Tanz<br />

Schulnote<br />

8<br />

9<br />

ugs.:<br />

hitverdächtig<br />

Abk.:<br />

Republik<br />

Stalldung<br />

Gaunersprache:<br />

einfache<br />

Herberge<br />

Auflösung aus dem Heft 07<br />

N<br />

E R G U S S<br />

R<br />

E S<br />

J<br />

U<br />

P A R T E I F A L<br />

A D U M E T E O I<br />

L I E B I G R A<br />

N E O N N A E N<br />

S A R T<br />

W E D R<br />

T<br />

Y<br />

L<br />

E<br />

R<br />

K<br />

E<br />

M<br />

A<br />

L<br />

L Z<br />

U W<br />

I O<br />

® (1-9) Naschwerk<br />

Machen Sie sich fit – mit dem leckeren „Quäse“. Die Käserei Loose verlost zwei TomTom Runner<br />

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So spielen Sie mit:<br />

Nennen Sie das Lösungswort per Telefon: 01379-560 056 (0,50€ aus dem dt. Festnetz, mobil deutlich teurer) oder<br />

Sie senden eine SMS mit folgendem Text an die 40400 (0,50€/SMS): Rätsel, Lösung, Name, Anschrift<br />

Teilnahmeschluss ist am 7. März 2015 um 24 Uhr. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen.<br />

Das Lösungswort in Nr. 7 hieß: Naschwerk.<br />

Die Wein- und Sektkelche in Rot/Platin plus Sektkühler gewonnen haben: Inge Heß, Überlingen; Evita Ehrhardt, Starnberg; Peter Keller,<br />

Zellingen; Siegrid Gatter, Meerbusch; Angelika Grae, Erfurt; Petra Ehrenberg, Hamburg; Alfons Deitert, Herzebrock; Jil Rohmund, Buchholz<br />

A<br />

G<br />

G<br />

A<br />

R<br />

N<br />

I<br />

R<br />

E<br />

I<br />

S<br />

G<br />

E<br />

S<br />

U<br />

N<br />

D<br />

L<br />

T<br />

E<br />

E<br />

R<br />

A<br />

N<br />

D<br />

E<br />

R<br />

S<br />

E<br />

R<br />

S<br />

T<br />

U<br />

R<br />

N<br />

E<br />

M<br />

A<br />

R<br />

N<br />

E<br />

M<br />

A<br />

E<br />

Z<br />

E<br />

N<br />

E<br />

F<br />

R<br />

Z<br />

D<br />

U<br />

R<br />

C<br />

H<br />

S<br />

A<br />

G<br />

E<br />

R<br />

I<br />

H<br />

9<br />

R<br />

T<br />

R<br />

E<br />

N<br />

N<br />

E<br />

N<br />

LEICHT<br />

MITTEL<br />

SCHWER<br />

Lösung des Rätsels<br />

der vergangenen<br />

Woche: im Uhrzeigersinn<br />

rechts<br />

beginnend leicht,<br />

mittel und schwer


66 WISSEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

BIN ICH NOCH<br />

NORMAL ...<br />

FANNY JIMÉNEZ<br />

... wenn ich<br />

Geschirr staple?<br />

Man sollte meinen, Geschirrspülmaschinen<br />

vereinfachen<br />

das Leben. Sie sind<br />

praktisch, sparen Wasser – und der<br />

tägliche Streit um den Abwasch<br />

entfällt. Allerdings ist es so, dass<br />

Leute überhaupt keinen Spaß verstehen,<br />

wenn es um das richtige<br />

Einräumen der Spülmaschine geht.<br />

Das habe ich als noch immer von<br />

Hand Spülender inzwischen gelernt.<br />

Jeder hat da ein ganz eigenes ausgeklügeltes<br />

System, und da pfuscht<br />

man ihm besser nicht rein.<br />

Denn dahinter stehen wirkliche,<br />

oft felsenfeste Überzeugungen – und<br />

die Spülmaschineneinräumtechnik<br />

anzuzweifeln wirkt für viele fast<br />

identitätsbedrohend. So, als würde<br />

man den ganzen Menschen gleich<br />

mit anzweifeln. Und das macht das<br />

Ganze dann doch wieder ganz schön<br />

kompliziert. Mit anderen zusammen<br />

die Spülmaschine einzuräumen, ist<br />

meistens keine gute Idee.<br />

Die strengen Regeln reichen von<br />

Silber und Metall getrennt einräumen,<br />

gar kein Holz rein bis zu Holzbrettchen<br />

nur getrennt von Tellern,<br />

immer erst unten, dann oben ausräumen,<br />

Sortiereinsatz für’s Besteck<br />

rein oder raus, scharfe Messer mit<br />

der Spitze nach unten, alles andere<br />

aber mit der Spitze nach oben, das<br />

Besteck nach Messern, Gabeln und<br />

Löffeln sortiert einräumen, „dann<br />

geht das Ausräumen sehr viel<br />

schneller“, wie ein Bekannter sagt.<br />

„Ein Griff, ein Fach – zack!“<br />

Kaffeetassen spülen viele kurz<br />

aus, damit es beim Reinstellen nicht<br />

eklig tropft, andere halten das für<br />

unnötige Wasserverschwendung<br />

oder sind schlicht zu faul dafür.<br />

Einen Freund regt es auf, wenn das<br />

Geschirr vorher quasi von Hand<br />

sauber gespült wird „und dann erst<br />

eingeräumt, damit ja kein Krümel in<br />

das Ding gelangt“. Die Nächste findet<br />

vorgespültes Geschirr genauso<br />

dämlich wie klebrige Essensreste auf<br />

den Tellern und nimmt deshalb zum<br />

Abstreifen immer Servietten.<br />

Einen anderen Bekannten stört<br />

es, wenn Leute „immer noch nachlegen“,<br />

wie er sagt. „Nach dem Motto:<br />

Einer geht noch rein, und das,<br />

obwohl alles schon voll ist! Am besten<br />

dann noch Tassen mit der Öffnung<br />

nach oben.“ Schüsseln übereinanderstapeln,<br />

das geht auch bei<br />

vielen anderen gar nicht.<br />

Wie also die richtige Mischung<br />

aus optimal genutztem Platz und<br />

perfektem Sauberkeitsergebnis erreichen?<br />

Es ist wirklich schwierig<br />

mit diesem Geschirrtetris. Mancher<br />

resigniert daran. „Ich kenne nur die<br />

Regel „Ich mach’s falsch und die<br />

Frau hat recht“, sagt einer. „Jeder<br />

hat sein System. Wer anfängt, sie<br />

einzuräumen, muss sie auch ganz<br />

einräumen“, sagt ein anderer.<br />

Der Psychologe aber wittert hier<br />

vor allem eins: das ideale Testfeld.<br />

Nur was persönlich sehr bedeutsam<br />

ist, wird derart hart verteidigt, wie<br />

es anscheinend bei Spülmaschinenregeln<br />

der Fall ist. Derzeit arbeite<br />

ich deshalb an einem kurzen Persönlichkeitstest<br />

an der Spülmaschine<br />

– vielleicht offenbart sich ja hier<br />

die wahre Seele des Menschen.<br />

GOOGLE<br />

Bildung<br />

LERNEN & MEHR<br />

Im Projekt Ara zeigt Google, was ein modulares Smartphones ist: Bauteile wie Speicher oder Kamera lassen sich austauschen, wenn es leistungsfähigere Modelle gibt<br />

Im Labor von Huawei Lab ist<br />

schon eines der ersten Handys zu<br />

besichtigen, das den künftigen<br />

Mobilfunk-Standard 5G beherrscht.<br />

„Handy“ im Sinne von<br />

handlich ist allerdings kein passender<br />

Begriff. Es ist so groß wie ein Kühlschrank.<br />

Immerhin ist es mobil, aber<br />

nur, weil es auf einem Tisch mit Rollen<br />

steht. In diesem Jahr will der chinesische<br />

Konzern es auf die Größe eines<br />

Schuhkartons schrumpfen. Es gibt also<br />

noch viel zu tun, bis Mobilfunkkunden<br />

vom flotten 5G profitieren.<br />

Ein Smartphone, groß<br />

wie ein Kühlschrank<br />

Auf dem Mobiltelefon der Zukunft wird es einen 5G-Standard geben, Hologramme,<br />

Beamer, Blutdruckmessgerät. Jetzt muss es nur noch geschrumpft werden<br />

VON THOMAS JÜNGLING<br />

SOMMERSPRACH- & MATHEMATIKKURSE<br />

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Wasserdicht trotz offener Buchsen<br />

Wasser, Dampf, Staub oder Sand sollen<br />

Smartphones nichts mehr anhaben können.<br />

Dabei müssen Nutzer nicht einmal<br />

die Anschlüsse für Mikro-USB-Kabel<br />

oder Kopfhörer geschlossen haben. Hersteller<br />

HZO versiegelt die Komponenten<br />

des Telefons schon, während sie zusammengebaut<br />

werden. Dazu wird eine wenige<br />

Nanometer dünne, wasserabweisende<br />

Schicht über die Bauteile gelegt.<br />

Erstes Produkt mit HZO-Technik ist der<br />

E-Reader Tolino Vision 2, bald aber soll<br />

sie auch Smartphones schützen.<br />

Tasten auf Befehl<br />

Trotz spürbarem Feedback ist das Tippen<br />

auf einer virtuellen Tastatur noch immer<br />

ein nerviges Gefummel. Mit der Technik<br />

des Unternehmen Tactus Technology soll<br />

es anders werden. Auf Wunsch des Nutzers<br />

wölbt sich das ansonsten flache<br />

Smartphone oder Tablet an bestimmten<br />

Stellen – und bildet eine fühlbare Tastatur.<br />

Ein kleiner Schubs des winzigen<br />

Schiebereglers auf der Gehäuserückseite<br />

reicht aus, um die Mikroflüssigkeiten zu<br />

aktivieren, die dann die Tasten bilden –<br />

und sich auf Wunsch wieder ganz zurückbilden.<br />

Ab Sommer ist die Tastatur für<br />

das iPad mini erhältlich, danach will<br />

Tactus die Technik auch für das iPhone 6<br />

Plus zur Verfügung stellen.<br />

Mehr Durchblick<br />

Die Ikea-App zeigt schon, wie Augmented<br />

Reality (AR) funktioniert: Das<br />

Handydisplay zeigt das reale Zimmer<br />

und blendet gleichzeitig virtuell ein<br />

Möbelstück ein. Doch AR-Anwendungen<br />

wären noch eindrucksvoller, wenn<br />

das Smartphone durchsichtig wäre.<br />

Auch das wird es geben, einen Prototyp<br />

hat Polytron Technologies schon<br />

entwickelt. Nur noch wenige Bauteile<br />

wie Chips und Speicherkarte sind in<br />

dem Modell am Rand sichtbar.<br />

Erst 2020 werden 5G-Smartphones in<br />

den Handel kommen. Auf der bedeutendsten<br />

Mobilfunkmesse nächste Woche<br />

in Barcelona ist das Thema aber<br />

schon jetzt weit oben auf der Agenda.<br />

Die 5G World Alliance wird dann präsentieren,<br />

was der neue Mobilfunk so alles<br />

kann. Es wird auf jeden Fall vieles deutlich<br />

schneller gehen.<br />

Wer sich über den derzeit verfügbaren<br />

LTE-Mobilfunk einen Film von einem<br />

Gigabyte Größe auf das Smartphone<br />

lädt, muss fast eine Minute warten. Mit<br />

5G soll das innerhalb einer Sekunde erledigt<br />

sein. Wegen der höheren Bandbreite<br />

lassen sich auf einem 5G-Smartphone<br />

auch Videos im besonders hochauflösenden<br />

Format 4k problemlos ansehen.<br />

Auch wird es nur noch eine Millisekunde<br />

dauern, bis eine Webseite nach dem Anwählen<br />

auf dem Smartphone-Display zu<br />

sehen ist. Das beschleunigt nicht nur das<br />

mobile Websurfen, auch interaktive Actionspiele,<br />

in denen schnelle Reaktionen<br />

gefordert sind, kann man damit auf dem<br />

Smartphone daddeln. Und das selbst<br />

dann, wenn der Nutzer in einem schnellen<br />

Zug übers Land rauscht: 5G wird so<br />

robust sein und Daten so zuverlässig<br />

übertragen, dass die Verbindung nicht<br />

abbricht, wenn der Nutzer in hohem<br />

Tempo unterwegs ist.<br />

Auch ohne 5G wird der Umgang mit<br />

Smartphones dank zahlreicher Innovationen<br />

schon bald komfortabler und interessanter.<br />

Displays werden sich biegen<br />

lassen, sie stellen Anrufer als scheinbar<br />

greifbare Hologramme dar und werden<br />

bei Bedarf zu realen Tastaturen.<br />

Das Mobiltelefon wird kleine Beamer<br />

eingebaut haben, die Videos auf die<br />

Tischfläche vor dem Nutzer projizieren,<br />

oder es zeigt mithilfe von Wärmesensoren<br />

an, wo im Haus die Kältebrücken<br />

sind. Es wird sowohl den Haustürschlüssel<br />

als auch das Blutdruckmessgerät ersetzen<br />

und das Einkaufen erleichtern:<br />

Nicht nur Bezahlen wird per Smartphone<br />

möglich sein, Sensoren erfassen sogar,<br />

ob die Lebensmittel in den Regalen<br />

noch genießbar sind.<br />

Lebendige Bilder<br />

Manche Smartphones wie das Amazon<br />

Fire Phone können schon Bilder dreidimensional<br />

auf dem kleinen Display zeigen.<br />

Doch Forscher wollen Darstellungen<br />

noch plastischer zeigen, sie sollen<br />

förmlich vom Bildschirm abheben. Im<br />

Modell Takee 1 ist das schon in Ansätzen<br />

zu sehen. In einem Video zeigt Hersteller<br />

Estar, wie sich Figuren aus einem<br />

Spiel oder der Gesprächspartner<br />

eines Videotelefonats erheben und über<br />

dem Display zu schweben scheinen.<br />

Smartphones zum Verbiegen<br />

Erst organische Leuchtdioden haben<br />

es möglich gemacht: Bildschirme lassen<br />

sich biegen, ohne zu zerbrechen.<br />

Ansatzweise gibt es schon flexible<br />

Displays in Smartphones wie dem<br />

Samsung Galaxy Round oder dem LG<br />

Flex. EmoPulse will noch mehr Krümmung.<br />

Ihr „Smile“-Armreif soll ein<br />

komplett funktionsfähiges Smartphone<br />

werden. Nutzer können es sich um<br />

ihr Handgelenk oder den Fahrradlenker<br />

wickeln. Sie bedienen es auf der<br />

einen Seite und zeigen ihrem Gegenüber<br />

zeitgleich ein Video auf der<br />

Rückseite des Displays.<br />

Am Blick erkannt<br />

Schon seitdem es das iPhone 5s gibt,<br />

brauchen Nutzer kein Passwort mehr<br />

einzugeben, um ihr Mobiltelefon freizuschalten.<br />

Das erledigen sie per Fingerabdruck.<br />

Eines der ersten Smartphones,<br />

das sich durch Blickkontakt entsperren<br />

lässt, zeigt ZTE mit dem Modell Grand<br />

S3. Die von EyeVerify entwickelte Technik<br />

heißt Eyeprint ID. Die im Smartphone<br />

eingebaute Kamera scannt das Muster<br />

der Blutgefäße im Weißbereich des<br />

Auges. Dieses Muster ist bei jedem Menschen<br />

so unterschiedlich wie der Fingerabdruck.<br />

Nur wenn es mit dem hinterlegten<br />

Muster übereinstimmt, wird das<br />

Telefon freigeschaltet.<br />

Exakte Position<br />

GPS allein reicht nicht aus, um den<br />

Standort eines Smartphone-Nutzers präzise<br />

zu bestimmen. In Innenräumen<br />

funktioniert die Technik ohnehin kaum,<br />

da die Satellitensignale nicht bis dort<br />

vordringen. Infineon will daher schon<br />

bald winzige, leistungsfähige Barometer<br />

in Mobiltelefone einbauen. Damit lässt<br />

sich die Position auf fünf Zentimeter genau<br />

erfassen. Damit sollen Kunden eines<br />

Kaufhauses gezielt zu den gesuchten<br />

Produkten geführt werden können. Oder<br />

Anwender finden anhand der Barometer-Daten<br />

das Büro des zuständigen<br />

Sachbearbeiters in einem großen, unübersichtlichen<br />

Verwaltungskomplex.<br />

Augensteuerung<br />

Jeden Blick auf das Display kann der<br />

Eyetracker des dänischen Anbieters Eye-<br />

Tribe auf den Millimeter genau erfassen.<br />

Die Technik dafür steckt in einer Leiste,<br />

die unten am Tablet angebracht wird,<br />

bald aber passt der Tracker in ein<br />

Smartphone. Die Software arbeitet so<br />

exakt, dass sie selbst die geringen Augenbewegungen<br />

beim Blick auf ein kleines<br />

Handydisplay registriert. Mithilfe<br />

der Technik erfassen nicht nur Website-<br />

Betreiber, wohin der Nutzer blickt. Auch<br />

können Anwender damit Figuren durch<br />

ein Spiel lenken, Anrufe annehmen oder<br />

unauffällig die Handykamera auslösen.<br />

Schnupper-Handy<br />

Mit der in manchen Smartphones eingebauten<br />

Funktechnik NFC lässt sich mehr<br />

anstellen, als kontaktlos an der Supermarktkasse<br />

zu bezahlen. Das zeigt<br />

C2Sense. Die Forscher des Start-ups haben<br />

spezielle Verpackungen entwickelt,<br />

die über Nanoröhrchen Ethen erschnüffeln.<br />

Das Gas gibt darüber Hinweise auf<br />

den Reifegrad des eingeschweißten Lebensmittels.<br />

Per Smartphone lassen sich<br />

die Informationen auslesen. So kann der<br />

Kunde im Geschäft feststellen, ob das<br />

Fleisch noch genießbar oder tief im Innern<br />

schon faulig ist.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WISSEN 67<br />

Die Rückkehr eines Erregers<br />

Ach, die Masern. Für viele in<br />

Deutschland, die zwischen<br />

20 und 40 Jahre alt sind,<br />

klang das Wort nach einer<br />

uralten Geschichte. Nach<br />

einer Krankheit aus der Vergangenheit,<br />

gegen die man komischerweise immer<br />

noch seine Kinder impfen soll. Vielleicht<br />

hatten einem die eigenen Eltern mal von<br />

der Zeit, als sie die Masern hatten, erzählt.<br />

Hohes Fieber, die roten Flecken<br />

auf der Haut, lange im Bett gelegen, aber<br />

dann war alles gut gegangen.<br />

VON WIEBKE HOLLERSEN<br />

Wirklich bedrohlich klang das nicht.<br />

Und nun ist in Berlin ein Junge, anderthalb<br />

Jahre alt, an den Masern gestorben.<br />

In der Stadt haben sich seit Oktober<br />

mehr als 600 Menschen mit dem Masernvirus<br />

angesteckt. Jeden vierten von<br />

ihnen traf die Infektion so heftig, dass er<br />

ins Krankenhaus musste. In der vergangenen<br />

Woche stellten Ärzte an einem einzigen<br />

Tag bei 28 Berlinern fest, dass auch<br />

sie die Masern haben.<br />

Viele, die zwischen 20 und 40 sind,<br />

fühlen sich trotzdem sicher, in Berlin<br />

und im Rest des Landes. Sie halten die<br />

Masern für eine Kinderkrankheit. Und<br />

sich selbst für bestens durch Impfungen<br />

geschützt. Beides stimmt leider nicht<br />

ganz. Das könnte in den nächsten Wochen<br />

zum Problem werden.<br />

Die wichtigsten Antworten zum Masernausbruch.<br />

1. Sind Masern nicht eine Kinderkrankheit?<br />

Wer ist überhaupt gefährdet?<br />

Im Herbst waren in Berlin vor allem<br />

Asylbewerber aus Bosnien erkrankt. Das<br />

hatten die Lokalzeitungen berichtet. In<br />

den Jahren, in denen das ehemalige Jugoslawien<br />

im Bürgerkrieg zerfiel, wurden<br />

offenbar viele Kinder dort nicht gegen<br />

Masern geimpft. Inzwischen stecken<br />

sich in Berlin vor allem Leute mit den<br />

Masern an, die keine Flüchtlinge sind.<br />

Und viele der Kranken sind Erwachsene.<br />

„Etwa jeder Zweite, der in Berlin gerade<br />

In Berlin sind die Masern ausgebrochen. Viele Patienten erkranken<br />

schwer – unter ihnen sind auffallend viele Erwachsene<br />

Das Masernvirus hat in Berlin seit Oktober mehr als 600 Menschen befallen<br />

an Masern erkrankt, ist älter als 18“, sagt<br />

Peter Lang von der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung.<br />

Das Virus überträgt sich über Tröpfchen<br />

und ist hoch ansteckend. Geschützt<br />

sind Menschen, die geimpft sind<br />

oder die Masern schon hatten. Krankheiten<br />

wie die Masern werden Kinderkrankheiten<br />

genannt, weil sie früher so weit<br />

verbreitet waren, dass sie beinahe jeden<br />

Menschen in der Kindheit erwischten.<br />

Die Kinder starben an den Masern. Oder<br />

sie überlebten und waren als Erwachsene<br />

gegen das Virus immun. Nach Angaben<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) starben in den 1970er-Jahren etwa<br />

2,6 Millionen Menschen, vor allem<br />

kleine Kinder, an den Masern. Nein,<br />

nicht im ganzen Jahrzehnt – in jedem<br />

einzelnen Jahr.<br />

2. Es heißt, dass sich auch Erwachsene<br />

impfen lassen sollen. Warum das denn?<br />

In der DDR wurden die meisten Kinder<br />

seit dem Jahr 1970 geimpft, in der Bundesrepublik<br />

seit dem Jahr 1973. Aus diesen<br />

Jahreszahlen ergibt sich ein Ratschlag, der<br />

OKAPIA KG, GERMANY<br />

zunächst einigermaßen absurd klingt: Wer<br />

nach der Einführung der Masernimpfung<br />

in Deutschland zur Welt kam, der sollte<br />

sich jetzt womöglich (noch einmal) gegen<br />

die Masern impfen lassen.<br />

Wer vor 1970 zur Welt kam, wurde<br />

nämlich ganz sicher nicht geimpft – und<br />

hatte höchstwahrscheinlich als Kind die<br />

Masern. „Von den Menschen, die vor<br />

1970 hierzulande geboren wurden, sind<br />

95 Prozent gegen die Masern immun“,<br />

sagt Jan Leidel. Der Virologe steht der<br />

Ständigen Impfkommission (Stiko) vor,<br />

die in Deutschland die offiziellen Impfempfehlungen<br />

herausgibt.<br />

Aber wurden seit 1970 wirklich alle<br />

Kinder geimpft? Wer jünger als 45 ist,<br />

solle in seinen Impfausweis schauen,<br />

lautet der Ratschlag der Kommission.<br />

Wer seinen Impfausweis – den aus der<br />

Kindheit – nicht findet, der solle sich lieber<br />

noch einmal impfen lassen.<br />

Jeder zweite Deutsche im Alter zwischen<br />

30 und 39 sei einer Studie zufolge<br />

vermutlich nicht gegen Masern geimpft,<br />

sagt Peter Lang von der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung. Bei den<br />

18- bis 29-Jährigen sei vermutlich jeder<br />

Fünfte nicht geimpft.<br />

Oder nicht ausreichend geimpft. Denn<br />

gegen die Masern sollte man sich zweimal<br />

impfen lassen.<br />

3. Warum reicht eine Impfung nicht?<br />

Vor etwa 15 Jahren sei klar geworden,<br />

dass eine Impfung gegen Masern in etwa<br />

fünf Prozent der Fälle nicht anschlägt.<br />

Das könne daran liegen, dass die Nadel<br />

falsch gesetzt wurde, oder etwas mit<br />

dem Impfstoff nicht in Ordnung war,<br />

sagt Jan Leidel von der Stiko. Deswegen<br />

impfe man Kinder inzwischen zweimal<br />

gegen die Masern. Zum ersten Mal im<br />

Alter zwischen elf und 14 Monaten, zum<br />

zweiten Mal mit 15 bis 23 Monaten.<br />

Kinder sollten übrigens unbedingt<br />

geimpft sein, bevor sie in den Kindergarten<br />

oder zu einer Tagesmutter kommen,<br />

nach Absprache mit dem Arzt sei eine<br />

erste Impfung auch schon für Babys im<br />

Alter von neun Monaten möglich.<br />

Dass gleich zwei Impfdosen nicht anschlagen,<br />

sei äußerst unwahrscheinlich.<br />

4. Könnte man nicht erst einmal testen,<br />

wer schon immun ist?<br />

Man kann im Blut eines Menschen die<br />

Konzentration der Antikörper gegen einen<br />

Erreger bestimmen. Hausärzte sagen,<br />

dass dieser Test im Fall der Masern<br />

zu aufwendig und teuer sei. Jan Leidel<br />

von der Impfkommission sagt, dass dieser<br />

Test nicht sicher genug sei. Jedenfalls<br />

bieten die meisten Ärzte ihn nicht<br />

an. Eine Impfdosis zu viel? Die schade<br />

keinem Gesunden, sagen sie. Menschen,<br />

deren Immunsystem geschädigt ist, impfe<br />

man ohnehin nicht gegen Masern.<br />

5. Stecken hinter der Impfkampagne<br />

nicht nur politische Interessen?<br />

Die Ausrottung der Masern ist in der Tat<br />

ein politisches Ziel. Eins, auf das sich die<br />

Weltgemeinschaft geeinigt hat, und bei<br />

dessen Erfüllung sie große Fortschritte<br />

macht. Seitdem weltweit Kinder geimpft<br />

werden, sterben nicht mehr Millionen<br />

Menschen im Jahr an Masern. Im Jahr<br />

2013 zählte die WHO aber immer noch<br />

145.700 Todesfälle. Die meisten Opfer waren<br />

Babys und Vorschulkinder.<br />

Kinder, die nicht geimpft sind, werden<br />

in Deutschland die Masern fast immer<br />

überleben. Aber sie können Kinder anstecken,<br />

die gar nicht geimpft werden<br />

können, weil sie noch zu klein oder<br />

schon zu krank sind. Und diese Kinder<br />

haben schlechtere Überlebenschancen,<br />

wenn das Virus sie trifft.<br />

6. Wo kann ich mich impfen lassen und<br />

was kostet das?<br />

Kinder impft der Kinderarzt, Erwachsene<br />

der Hausarzt, mit demselben, kombinierten<br />

„MMR-Impfstoff“, der auch gegen<br />

Mumps und Röteln immunisiert. Es kann<br />

sein, dass man nach der Impfung ein<br />

paar Tage unter Fieber und Schmerzen<br />

leidet. Einen reinen Masern-Impfstoff<br />

gibt es in Deutschland derzeit nicht. Die<br />

Impfung ist für Kinder und Erwachsene,<br />

die nach 1970 geboren wurden, kostenlos.<br />

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68 BOOT<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

AUFGETAKELT<br />

Segeln ist nicht nur etwas für alte<br />

Männer. Im Gegenteil: Die Jugend<br />

will sich künftig stärker als bisher in<br />

den Sport einbringen. Dies zeigte das<br />

21. Jugendseglertreffen im nordrheinwestfälischen<br />

Hachen. Mehr als 200<br />

Teilnehmer trafen sich dort zum<br />

Gedankenaustausch. Die Gastgeber<br />

vom Segler-Verband Nordrhein-<br />

Westfalen hatten dem Jugend-Gipfel<br />

ein moderneres Konzept gegeben –<br />

zum ersten Mal konnten die Jugendlichen<br />

ihre Themen selbst bestimmen.<br />

Ergebnis: Wichtig ist ihnen<br />

etwa die Vereinbarkeit von Schule,<br />

Studium und Beruf mit dem Segelsport<br />

oder wie durch bessere Strukturen<br />

und mehr Motivation wieder<br />

mehr Kinder und Jugendliche fürs<br />

Segeln begeistert werden können.<br />

Der Vizepräsident des Deutschen<br />

Segler-Verbandes, Udo Scheer, war<br />

von so viel Engagement berührt: „Es<br />

war schön zu erleben, wie sich die<br />

Jugendlichen intensiv mit den Zukunftsfragen<br />

des Segelsports auseinandergesetzt<br />

haben.“ Zudem<br />

machte die Idee, die Jugendlichen<br />

sich selbst mehr einbringen zu lassen,<br />

über den Segelsport hinaus Eindruck.<br />

So hieß es von der Deutschen<br />

Sportjugend, dass dieser Ansatz für<br />

andere Sportverbände beispielgebend<br />

sein könnte.<br />

ws<br />

Hängen sich rein: Tina Lutz (hinten) und Susann Beucke visieren eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen in der 49er-FX-Bootsklasse an. Vor Palma de Mallorca endet 2016 die Qualifikation<br />

Auf Kollisionskurs<br />

PEDRO MARTINEZ/MARTINEZ STUDIO<br />

ABGETÖRNT<br />

Vier Frauen-Teams kämpfen in der Olympiaklasse 49er FX um eine Fahrkarte zu den Olympischen Spielen<br />

in Rio de Janeiro. An der Rivalität drohen Freundschaften zu zerbrechen<br />

Einen schweren Schlag aus seglerischer<br />

Sicht muss aktuell der deutsche<br />

Segler Boris Herrmann verdauen.<br />

Er war bis vor wenigen Tagen<br />

auf dem modifizierten Volvo-70–Racer<br />

„Maserati“ mit Skipper Giovanni<br />

Soldini unterwegs und bestritt das<br />

Caribbean 600 Race in der Karibik.<br />

Nun mussten Soldini und Herrmann<br />

das Rennen abbrechen. Grund: ein<br />

schwerer Schaden in der Kiel-Hydraulik<br />

des Segelbootes. Die Bilge<br />

füllte sich mit Öl, der Kiel konnte<br />

nicht mehr bewegt werden. Das ist<br />

vor allem schade, weil das Rennen<br />

für die „Maserati“ bis dahin gut lief.<br />

Bis zum Zeitpunkt des Schadens lag<br />

das Schiff auf Platz eins in seiner<br />

Klasse. Nach einem verpassten Atlantik-Rekord<br />

muss das „Maserati“-<br />

Projekt damit erneut einen Dämpfer<br />

hinnehmen. Im Herbst vergangenen<br />

Jahres war die „Maserati“ bei dem<br />

Versuch gescheitert, die über zehn<br />

Jahre alte Bestzeit von „Mari-Cha“<br />

für die Nordatlantik-Passage zu unterbieten.<br />

ws<br />

DSV; SOLDINI<br />

Das Rennen beginnt<br />

für Tina Lutz und Susann<br />

Beucke mit einem<br />

Crash. Ein anderes<br />

Boot kommt ihnen<br />

in die Quere.<br />

Doch sie überstehen<br />

den Zusammenprall in den glitzernden<br />

Fluten vor Miami mit Glück unbeschadet.<br />

Sofort nehmen sie die Verfolgung<br />

ihrer Gegnerinnen wieder auf. An der<br />

ersten Wendemarke zerrt der Wind<br />

dann mit 30 Knoten so erbarmungslos<br />

VON TATJANA POKORNY<br />

am knapp 14-Quadratmeter-Großsegel<br />

der Jolle, dass sie kentern. Nur ein paar<br />

Minuten brauchen die Frauen, um das<br />

knapp fünf Meter lange Boot aufzurichten.<br />

Tina Lutz und Susann Beucke haben<br />

viel Übung darin, denn Kentern gehört<br />

in der Bootsklasse 49er FX zum Alltag.<br />

Nur sieben von 41 Teams erreichen<br />

schließlich die Ziellinie. Tina Lutz und<br />

Susann Beucke gehören als Fünfte dazu.<br />

Es ist ein gelungener Auftakt zum ersten<br />

Weltcup der Saison 2015.<br />

Die beiden Seglerinnen bilden eine<br />

von vier starken deutschen Frauen-<br />

Crews, die in der rasanten olympischen<br />

Segeldisziplin 49er FX um eine Fahrkarte<br />

zu den Olympischen Spielen 2016 kämpfen.<br />

Die anderen drei Teams: Victoria<br />

Jurczok und Anika Lorenz aus Berlin,<br />

Leonie Meyer und Elena Stoffers aus<br />

Kiel sowie die Zwillinge Jule und Lotta<br />

Görge aus Strande.<br />

Insgesamt sind also acht junge Frauen<br />

in einer Bootsklasse gemeinsam für<br />

Olympia am Start – eine Ausnahme im<br />

internationalen Regattasport. Zehn<br />

Bootsklassen werden bei den Spielen antreten,<br />

doch eine solch geballte Segelkompetenz<br />

in einer Klasse gibt es selten.<br />

Mehr noch: Alle Seglerinnen sind gut<br />

miteinander bekannt, teilweise miteinander<br />

befreundet, kennen jeweils die<br />

Stärken und Schwächen der anderen.<br />

Die jungen Frauen zwischen 22 und 27<br />

Jahren verbringen auf dem Wasser und<br />

an Land viel Zeit miteinander.<br />

Daraus entsteht ein interessanter Spagat<br />

– Freundschaft und Anerkennung einerseits,<br />

Rivalität und Gegnerschaft andererseits.<br />

Noch verläuft angesichts dieser<br />

Nähe der sportliche Wettbewerb auf<br />

den Regattakursen ausgeglichen. Mal ist<br />

das eine Team vorn, mal das andere.<br />

Nicht einmal der Trainer der Damengruppe,<br />

Max Groy, vermag vorherzusagen,<br />

welche seiner Schützlinge sich in<br />

der Olympiaqualifikation durchsetzen<br />

werden. „Es ist zugleich Luxus und Herausforderung,<br />

mit einer so starken<br />

Gruppe zu arbeiten“, sagt er. Noch ziehen<br />

die vier Frauen-Teams also an einem<br />

Strang, noch tauschen sie sich offen über<br />

Technik und Taktik aus. Auf diesem Kurs<br />

sind sie gemeinsam in die Top Ten in ihrer<br />

Klasse weltweit vorgestoßen. Doch<br />

diese Harmonie könnte Anfang Juli jäh<br />

enden. Dann fällt bei der Europameisterschaft<br />

vor Porto in Portugal der erste<br />

Startschuss zur dreiteiligen Ausscheidung<br />

für die Olympischen Spiele. Und<br />

dann sind die vier Frauen-Teams plötzlich<br />

die härtesten Konkurrentinnen.<br />

Eine ähnliche Situation hat es schon<br />

einmal gegeben. Viele können sich noch<br />

an die Regatten von Tina Lutz und Susann<br />

Beucke im Vorfeld der Olympischen<br />

Spiele 2012 erinnern. Damals unterlagen<br />

sie in der 470er-Jolle in einem<br />

dramatischen nationalen Ausscheidungsduell<br />

ihren Rivalinnen Kathrin Kadelbach<br />

und Friederike Belcher.<br />

Letztgenannte hatten nichts anderes<br />

getan, als geltende Regeln zu ihrem Vorteil<br />

zu nutzen. Sie waren mit knappem<br />

Vorsprung in die letzte von drei Qualifikationsregatten<br />

gestartet. Diesen Vorsprung<br />

verteidigten sie, indem sie ihre<br />

beiden Konkurrentinnen über mehrere<br />

Wettfahrten in enge Bootsdeckung nahmen<br />

und „nach hinten“ segelten. Eine<br />

Taktik dieser Art ist durchaus erlaubt.<br />

Das gute Verhältnis der vier jungen<br />

Seglerinnen war zerstört. Kathrin Kadelbach<br />

und Friederike Belcher wurden für<br />

unsportliches Verhalten in Teilen der<br />

Seglerszene geschmäht, gleichzeitig<br />

ACHT DAMEN,<br />

VIER TEAMS<br />

Vier Frauen-Crews kämpfen<br />

zwischen Juli 2015 und April 2016<br />

bei drei Regatten um die Fahrkarte<br />

nach Rio in der neuen Olympiadisziplin<br />

49er FX. Aber nur ein<br />

Team kann das Ticket lösen. Die<br />

Nationenhürde haben die deutschen<br />

Frauen schon genommen:<br />

Den Startplatz für Deutschland<br />

sicherten Victoria Jurczok und<br />

Anika Lorenz mit Platz sechs bei<br />

der WM 2014. Damit erwarb das<br />

Berliner Duo aber nicht automatisch<br />

auch ein persönliches Anrecht<br />

auf die Olympiateilnahme.<br />

Das sichert sich jene Mannschaft<br />

unter den vier deutschen Damen-<br />

Teams Tina Lutz / Susann Beucke,<br />

Victoria Jurczok / Anika Lorenz,<br />

Leonie Meyer / Elena Stoffers sowie<br />

Jule Görge / Lotta Görge, das sich<br />

in der dreiteiligen nationalen<br />

Ausscheidung in Portugal, in den<br />

USA und vor Palma de Mallorca<br />

nach einem DSV-Punktesystem<br />

durchsetzt. Weiterhin muss die<br />

Norm des Deutschen Olympischen<br />

Sportbundes erfüllt werden.<br />

wussten alle: Wenn es darum geht, einen<br />

Startplatz bei Olympischen Spielen zu<br />

ergattern, so ist sich jeder selbst der<br />

Nächste. Zu viele Jahre arbeitet man auf<br />

dieses eine Ziel hin. Im entscheidenden<br />

Augenblick zählen auch Freundschaften<br />

dann nichts mehr.<br />

„Der Knackpunkt kommt nun mit der<br />

ersten Ausscheidung und der Reaktion<br />

der Teams darauf. Wir haben alle Sorge,<br />

dass unsere Trainingsgruppe dann auseinanderfällt“,<br />

sagt Steuerfrau Leonie<br />

Meyer. Doch da sind eben noch Victoria<br />

Jurczok und Anika Lorenz. Sie sind die<br />

Leichtwind-Königinnen der Gruppe –<br />

vor allem bei wenig Wind sind sie die internen<br />

Favoriten. Auch die beiden Berlinerinnen<br />

glauben fest an ihre Chance.<br />

Ebenso wie die Görge-Zwillinge Jule und<br />

Lotta, die auf Teamwork setzen.<br />

„Wir kennen uns unfassbar gut“, sagt<br />

Steuerfrau Jule über die Zusammenarbeit<br />

mit ihrer Schwester Lotta. Die beiden<br />

jungen Frauen, jeweils 22 Jahre alt,<br />

segeln seit ihrem 14. Lebensjahr zusammen.<br />

„Die Olympiaqualifikation ist derzeit<br />

unser Lebensinhalt“, sagt Jule Görge.<br />

Auch die Görges setzen auf den Zusammenhalt:<br />

„Wir haben mit dem gesamten<br />

Team einen offenen Umgang<br />

vereinbart und hoffen, dass es dabei<br />

bleibt.“ Dieser Wunsch danach eint die<br />

vier Teams. Letztlich wird Olympia aber<br />

für die Mehrheit ein Traum bleiben.<br />

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1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

MOTOR 69<br />

Oh, du kleines knuffiges Kerlchen!<br />

Ungeniert in Strunzgelb<br />

strahlend stehst du in<br />

der Tiefgarage und leuchtest,<br />

leuchtest, leuchtest. Selbst<br />

wer nicht weiß, auf welchem<br />

Platz du stehst, er findet<br />

dich. Weil du anders bist, und weil du das auch<br />

ausströmst, selbst um Ecken und Pfeiler herum.<br />

231 PS in einem Wägelchen wie dem S1, das<br />

muss man sich trauen. Audi hat dieses Selbstbewusstsein<br />

– auch weil man der wuchtigen Motorleistung<br />

einen Allradantrieb beigeben kann. Sicher,<br />

mit elektronischer Traktionskontrolle könnte<br />

auch die Vorderachse allein den Überfall von<br />

231 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment bewältigen,<br />

aber eine souveränere Beschleunigung ergibt<br />

sich, wenn man überschüssige Kraft nach hinten<br />

lenkt. Hier ist sie besser aufgehoben, mögen<br />

Fans des frontgetriebenen Mini John Cooper<br />

Works (ebenfalls 231 PS) das auch anders sehen.<br />

STEFAN ANKER ist Autor der<br />

WeltN24-Gruppe und fährt seit<br />

25 Jahren professionell Auto. Sein<br />

erster Testwagen war ein Daihatsu<br />

Applause<br />

Es zeugt von Wohlstand, wenn man über das<br />

Beschleunigungsverhalten eines eigentlich übermotorisierten<br />

Kleinwagens philosophieren kann,<br />

aber andererseits: Warum soll das Leben im Leistungsüberfluss<br />

den Käufern größerer Autos vorbehalten<br />

bleiben? Überdies gibt es eine Klientel, die<br />

sich nichts sehnlicher wünscht als ein kleines Auto<br />

mit großem Motor: Und junge Männer müssen<br />

die Chance haben, ihre Träume zu verwirklichen.<br />

Da es ihnen oft an Geld mangelt, wird der Audi<br />

S1, der mindestens 29.950 Euro kostet, seine eigentliche<br />

Blütephase erst in rund zehn Jahren erreichen.<br />

Wenn er als Gebrauchter zu Preisen angeboten<br />

wird, die das Gehalt eines Auszubildenden<br />

der Handwerksberufe nicht überstrapazieren.<br />

Dann wird dieses Auto Hege und Pflege erfahren,<br />

die es für weitere zehn Jahre ansehnlich bleiben<br />

lassen. Vielleicht wird es an GTI-Treffen teilnehmen.<br />

Oder in Tuningzeitschriften auftauchen.<br />

Dabei wäre das zusätzliche Veredeln gar nicht<br />

nötig. Der S1 unterscheidet sich auch so deutlich<br />

von den zivileren A1-Modellen, indem er 17-Zoll-<br />

Räder trägt mit breiten Niederquerschnittsreifen<br />

(215/40), dazu einen sehr gut erkennbaren Dachspoiler<br />

und eine auffälligere Frontschürze. Etwas<br />

FLOTTER VIERER: STEFAN ANKER IM AUDI S1<br />

Zuckungen im<br />

Fußgelenk<br />

Audi hat das Selbstbewusstsein,<br />

sein kleinstes Modell mit<br />

231 PS auszustatten.<br />

Übermotorisiert ist es<br />

trotzdem nicht<br />

Audi hat den kleinen A1 (3,98 Meter) zum S1 gemacht: ausschließlich mit Sechsgangschaltung und Allrad. Die fünftürige Version kostet 31.300 Euro<br />

1<br />

2<br />

AUDI (3)<br />

tiefer liegt er mit seinem Sportfahrwerk auch.<br />

Und wem das zu dezent ist, der kann gegen 1250<br />

Euro Aufpreis noch größere Räder bekommen (18<br />

Zoll mit 225/35er-Reifen), rotlackierte Bremssättel,<br />

eine zusätzliche Spoilerlippe vorn sowie hinten<br />

Flügel statt Spoiler (1). Bi-Xenonlicht ist in diesem<br />

Paket zusätzlich enthalten.<br />

Die Frage ist nur: Wie viel wird 2025 der Liter<br />

Super kosten? Jetzt geht es ja, jetzt kann man den<br />

S1 in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 pushen oder auf<br />

der Autobahn Eindruck schinden im Rückspiegel<br />

weit größerer Autos, indem man mithält bis Tempo<br />

250. Genuss ohne Reue, der energiepolitischen<br />

Weltlage sei Dank. In der Tat führt der Audi S1 seinen<br />

Fahrer täglich in Versuchung, mit dem rechten<br />

Fuß etwas mehr vom Benzin auszugeben, als<br />

der Normverbrauch (7,0 l/100 km) andeutet.<br />

Was den Menschen für seinen potenten Zweiliter-Benziner<br />

einnimmt, ist dessen quicklebendiges<br />

Ansprechen auf die kleinsten Zuckungen im<br />

Fußgelenk. Derzeit gibt es ja eine Diskussion darüber,<br />

ob es sinnvoll ist, dass die Hersteller von<br />

sportlichen Autos von Saugmotoren auf Turbos<br />

umstellen. Weil der Turbolader immer erst eine<br />

Portion Abgas braucht, um seine Wirkung zu entfalten,<br />

sind Saugmotoren per se reaktionsschneller,<br />

was das Umsetzen der Fahrerwünsche angeht.<br />

Doch die Ingenieure machen ja Fortschritte,<br />

auch bei Audi. So wohnen zwei Seelen in der Brust<br />

des S1. Weil seine größte Kraft schon bei 1600 Umdrehungen<br />

ansteht, kann er lässig brummelnd<br />

durch die Stadt gondeln und Sprit sparen. Wer<br />

mag, kann ihn aber auch artgerecht halten und<br />

zwölf Liter oder mehr verbrauchen. Zur Potenz<br />

des Motors passt die knackige Fahrwerksabstimmung,<br />

die sich mit dem DriveSelect-Schalter in<br />

der Mittelkonsole (2) an die eigenen Vorlieben<br />

anpassen lässt. Efficiency, Auto und Dynamic lauten<br />

die Wahlmöglichkeiten, verändert werden die<br />

Feder-Dämpferabstimmung, die Gasannahme sowie<br />

die Lenkcharakteristik.<br />

Am Ende bleibt zu sagen, dass die Farbe des<br />

Testwagens nicht wirklich Strunzgelb hieß, auch<br />

wenn sie so aussah, sondern Vegasgelb (1230 Euro<br />

extra). Und es fiel der Abschied schwer, auch weil<br />

der Umgang mit dem Audi S1 ein Ausflug in die<br />

Wunschvorstellungen der eigenen Jugend war. So<br />

ein Auto hätte man damals gern gehabt, lieber jedenfalls<br />

als den ollen Opel Kadett mit 55 PS.<br />

Und den jungen Menschen, die sich schon jetzt<br />

den Traum S1 erfüllen, möchte man zurufen:<br />

Herzlichen Glückwunsch! Aber fahrt vorsichtig.<br />

Nächste Woche im automobilen Quartett am Start:<br />

Andreas Rüttenauer im Jaguar XF.<br />

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03


Motor<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 70<br />

Traumauto des<br />

Bürgertums:<br />

Die Isabella wurde<br />

von 1954 bis 1961 gebaut.<br />

Sie wurde als<br />

Zweitürer und als<br />

Kombi angeboten und<br />

war das erfolgreichste<br />

Modell der Marke<br />

Borgward<br />

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Die Marke ist ein<br />

Mythos. 50 Jahre<br />

nachdem das letzte<br />

Auto vom Band lief,<br />

plant Borgward ein<br />

Comeback. Der Plan<br />

ist nebulös<br />

VON THOMAS GEIGER<br />

Sein erstes Auto zeichnete<br />

er als Jugendlicher daheim<br />

auf dem Dachboden,<br />

als frühe Übung für die<br />

Isabella, eines der schönsten<br />

Autos der deutschen<br />

Nachkriegsgeschichte. Mit<br />

diesem Auto, neben dem Lloyd Alexander<br />

und der Arabella, stieg Carl Friedrich<br />

Wilhelm Borgward zum Star der Automobilbranche<br />

auf und verkaufte über eine<br />

Million Autos, in einigen Jahren sogar<br />

mehr als Mercedes oder Ford. Der Sohn<br />

eines Kohlehändlers zählte den Zeitungsverleger<br />

Axel Springer zu seinen<br />

Kunden und Schauspieler Paul Newman.<br />

Aber auch politische Ränkespiele prägten<br />

sein Leben, ein vermutetes Liebesgeflüster<br />

mit einer Sekretärin namens Isabella,<br />

Streitigkeiten mit den Banken,<br />

missgünstige Konkurrenten und Dutzende<br />

Verschwörungstheorien – bis er<br />

schließlich ganz tief fiel. Am 11. September<br />

1961 musste der Bremer Automobilhersteller<br />

Borgward Konkurs anmelden.<br />

„Statt des großen Bellheims hätte das<br />

ZDF auch den großen Borgward drehen<br />

können“, sagt Peter Kurze, der die Geschichte<br />

der Marke erforscht, die zum<br />

Wirtschaftswunder-Deutschland gehört<br />

wie das Tempo-Taschentuch oder der<br />

Nierentisch.<br />

Kommende Woche nun soll auf dem<br />

Genfer Autosalon die Fortsetzung der<br />

42-jährigen Geschichte von Borgward<br />

verkündet werden. Hinter dem Comeback<br />

stehen der Enkel des Gründers,<br />

Christian Borgward, für den der „Relaunch<br />

ein Kindheitstraum war, der nun<br />

Realität wird“, und Karlheinz Knöss, der<br />

bislang als Sprecher diverser Hersteller<br />

aufgetreten ist und sich mit schwierigen<br />

Projekten auskennt. Kurz vor der Übernahme<br />

durch General Motors war er für<br />

Saab tätig und führte für Mercedes den<br />

glücklosen Vaneo ein. Während es Christian<br />

Borgward auch darum geht, die Familienehre<br />

wiederherzustellen, betont<br />

Knöss die Faszination der Marke: Er<br />

rühmt den Gründer als „Designer, Konstrukteur<br />

und Unternehmer, der ein beeindruckendes<br />

Lebenswerk geschaffen“<br />

hat, der weltoffen, international und innovativ<br />

gewesen sei. Er schwärmt von<br />

der „positiven Ausstrahlung der Marke“<br />

und berichtet von der großen Resonanz<br />

auf die Rückkehr: „Sowohl junge Ingenieure<br />

als auch erfahrene Fachleute waren<br />

und sind daran interessiert, mit<br />

Borgward in die Zukunft zu gehen.“<br />

Allein: So begierig die PS-Branche die<br />

Nachricht vom neuen Borgward aufgenommen<br />

hat, so nebulös sind die Pläne.<br />

Sicher ist nur, dass in Genf kein neuer<br />

Borgward stehen wird, aber trotzdem<br />

400 Quadratmeter Ausstellungsfläche<br />

gebucht wurden. Die Markenrechte sollen<br />

beim chinesischen Lkw-Hersteller<br />

Beiqi Foton liegen. Deswegen gilt es als<br />

wahrscheinlich, dass mit Blick auf die<br />

chinesischen Investoren zunächst nur<br />

eine große Limousine in Serie gehen<br />

wird und erst danach weitere Modelle in<br />

anderen Klassen folgen.<br />

Ob nun der technisch fortschrittliche,<br />

am Ende aber ziemlich erfolglose Borgward<br />

P 100 ein Comeback erlebt oder<br />

doch gleich die Isabella, dieser „bürgerliche<br />

Traum der 50er-Jahre“ (Peter Kurze)<br />

– einfach wird die Auferstehung der<br />

Marke keinesfalls. „Wiederbeleben lässt<br />

sich nur ein Markenimage, das bei einer<br />

ausreichend großen Bevölkerungsschicht<br />

bekannt und mit positiven Emotionen<br />

verbunden ist“, sagt der Automobilwirtschaftler<br />

Sven Henkel von der Universität<br />

für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden.<br />

Die Isabella mögen viele mit einem<br />

klangvollen Automodell verbinden, doch<br />

wie das Auto ausgesehen hat, wissen<br />

wahrscheinlich nur noch die wenigsten.<br />

Und auch wenn Borgward seinerzeit bis<br />

nach Finnland, Brasilien, Südafrika und<br />

in die USA exportiert hat, dürfte auch im<br />

Ausland die Marke gelitten haben. Von<br />

China ganz zu schweigen.<br />

Gründer-Enkel<br />

Christian Borgward<br />

BORGWARD<br />

Auch dass die Wiederbelebung ausgerechnet<br />

aus China betrieben wird, gilt<br />

nicht jedem als gutes Omen. „Das wird<br />

nichts“, unkt das Fachblatt „Auto Motor<br />

und Sport“ und weist auf den wenig<br />

glücklichen Umgang mit untergegangenen<br />

Traditionsmarken wie MG, Rover<br />

oder Saab hin, die mittlerweile allesamt<br />

im Fernen Osten zu Hause sind.<br />

Aber es gibt auch Argumente, die für<br />

ein Happy End sprechen. „Es kostet Unsummen,<br />

eine neue Marke zu etablieren“,<br />

sagt Autoexperte Henkel: „Warum<br />

nicht stattdessen einen emotional positiv<br />

aufgeladenen, wenn auch leicht verstaubt<br />

anmutenden bestehenden Namen<br />

nutzen?“ Ahoj-Brause, Afri Cola und der<br />

Mini von BMW seien laut Henkel Beispiele<br />

für eine gelungene Wiederbelebung.<br />

Dass es dagegen mit dem Trabant<br />

nicht geklappt habe, führt Henkel auf die<br />

geringe Relevanz der Marke und das<br />

nicht ausschließlich positiv besetzte<br />

Image des Trabis zurück.<br />

Nicht nur die Marke, sondern auch die<br />

Modelle und technische Kompetenz von<br />

einst können Borgward als Fundament<br />

dienen, glaubt Andreas Berse. Der Nürnberger<br />

Romanautor und Borgward-Kenner<br />

beschwört die Innovationskraft des<br />

Firmengründers. Der Lloyd LP300 und<br />

sein Front-Quermotor haben das Prinzip<br />

des modernen Kompaktfahrzeuges vorweggenommen,<br />

er hat den elektrischen<br />

Blinker in Deutschland eingeführt, die<br />

Pontonkarosserie und die Luftfederung.<br />

Und lange bevor VW auch nur an Plattformen<br />

oder gar den modularen Querbaukasten<br />

gedacht hatte, gab es bei<br />

Borgward ein Baukastensystem. Andreas<br />

Berse sagt: „Mit technischer Brillanz<br />

kann man auch heute noch punkten.“<br />

Dass die Isabella von Borgward in ein<br />

paar Jahren den Autofahrern wieder so<br />

geläufig wird wie ein VW Golf oder Opel<br />

Corsa, ist nur schwer vorstellbar. Retro-<br />

Autos liegen zwar im Trend, „aber es ist<br />

kein Megatrend“, sagt Auto-Professor<br />

Henkel. Borgward werde ein Auto für<br />

Connaisseure sein, die sich einen Jugendtraum<br />

erfüllen werden, „so wie man<br />

sich eine Junghans-Uhr kauft, die vom<br />

Bauhaus-Architekten Max Bill designt<br />

wurde“. Für Borgwards gebe es eine „interessante,<br />

kaufkräftige Zielgruppe, aber<br />

beileibe keinen Massenmarkt“.<br />

Dass sich Borgward überhaupt und<br />

ohne ein fertiges Auto in Genf präsentiert,<br />

liegt an der großen Symbolik. „Das<br />

ist der richtige Ort für die Rückkehr“,<br />

sagt Borgward-Macher Knöss. Auf dem<br />

Genfer Salon stand 1949 das Modell Hansa<br />

1500, der erste Nachkriegs-Borgward.


Reisen<br />

Die Beatles in<br />

Obertauern<br />

ÖSTERREICH S. 75<br />

Wladimir Kaminer<br />

über Badegäste<br />

THAILAND-TYPOLOGIE S. 78<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 71<br />

GLOBETROTTER<br />

Weltweite<br />

Reiseträume<br />

Leerstand auf 2188 Metern: In diesem Grenzhäuschen am Kleinen St. Bernhard taten französische Grenzer ihren Dienst. Die Passstraße zwischen Savoyen (Frankreich) und dem Aostatal (Italien) ließ Napoleon III. errichten<br />

Grenzgänger<br />

In Europa sind die Schlagbäume vor Jahren<br />

gefallen, schneller als die Barrieren im Kopf.<br />

In anderen Teilen der Welt sind die<br />

Grenzen dagegen unüberwindlich<br />

geworden. Ein Plädoyer für freies Reisen<br />

VON ALAN POSENER<br />

Nutzlos stehen sie in<br />

der Gegend herum,<br />

wie bestellt und<br />

nicht abgeholt:<br />

Grenzwärterhäuschen,<br />

Schlagbäume,<br />

Rampen für die Zollkontrolle<br />

bei Lastwagen. Einst staute sich<br />

hier der Verkehr. Finger trommelten nervös,<br />

Zigaretten wurden angezündet, Kohlenmonoxid<br />

verpestete die Luft. Einst saßen<br />

hinter den Glasscheiben Menschen in<br />

Uniform, deren Berufsleben aus dem<br />

Stempeln von Pässen und Papieren bestand,<br />

standen an den Betonrampen Menschen<br />

in Uniform mit Schnüffelhunden<br />

und fahrbaren Spiegeln. Aus. Vorbei. Zumindest<br />

in Teilen Europas. Der Fotograf<br />

Josef Schulz hat diese Leerstellen gesucht<br />

und mit seiner Kamera eingefangen, jene<br />

Grenzen, die zum bürokratischen Ärgernis<br />

wurden. Immer wieder ist er an die<br />

staatlichen Trennlinien gefahren, hat Fotos<br />

gemacht an den Nahtstellen zwischen<br />

Deutschland und Belgien, Österreich und<br />

Tschechien, Spanien und Frankreich. Einige<br />

dieser symbolstarken Bilder illustrieren<br />

diese Geschichte.<br />

„Grenzen waren Markierungen, die<br />

nicht nur territorial gezogen wurden“,<br />

sagt Schulz, „sondern quer durch die Köpfe.<br />

Das andere, Unverständliche, Irritierende<br />

hatte so einen räumlich abgesteckten,<br />

eigenen Ort.“ Wie recht er hat! Als<br />

West-Berliner kannte man sich mit<br />

Grenzkontrollen aus. Jede Fahrt in das<br />

Sehnsuchtsland Italien etwa stoppte,<br />

kaum dass sie begonnen hatte, am Grenzübergang<br />

Dreilinden. Als West-Berliner<br />

musste man seinen „behelfsmäßigen Personalausweis“<br />

abgeben, als Westdeutscher<br />

seinen Reisepass, dann folgte eine<br />

Gesichtskontrolle, danach musste man<br />

sich einreihen in die Autoschlange, während<br />

Pass oder Ausweis per Förderband<br />

zum zweiten DDR-Grenzhäuschen ratterte,<br />

wo man gefragt wurde, ob man Rundfunkgeräte<br />

oder Waffen mit sich führe.<br />

Ein Freund, in dessen Auto wir gen Süden<br />

fuhren, machte einmal die dumme Bemerkung,<br />

die Kalaschnikow würde er<br />

grundsätzlich im Kofferraum lagern. Das<br />

kostete uns sechs Stunden. Das Auto, ein<br />

Renault 4, wurde auseinandergeschraubt.<br />

Wir durften es anschließend selbst zusammenschrauben<br />

und – erstaunlich genug<br />

– weiterfahren durch die Deutsche<br />

Demokratische Republik.<br />

Am anderen Ende warteten dann die<br />

Bayern, die kaum freundlicher verfuhren.<br />

Man wusste nie, ob man den bundesdeutschen<br />

Beamten in Hirschberg als möglicher<br />

DDR-Infiltrant suspekt war, oder<br />

schlicht als West-Berliner. Ein R4 oder Citroen<br />

2CV, die bevorzugten Marken der<br />

Berliner Studenten, machte einen obendrein<br />

als Linksradikalen verdächtig.<br />

Fortsetzung auf Seite 73<br />

JOSEF SCHULZ/VG BILDKUNST BONN 2015<br />

USA, Spanien, Italien, Thailand,<br />

Deutschland – als klassische Urlaubsländer<br />

müssten diese Nationen eigentlich<br />

gar nicht mehr die Werbetrommel<br />

rühren auf der ITB. Tun<br />

sie aber. Afghanistan, Irak, Südsudan<br />

– als klassische Krisengebiete, für die<br />

das Auswärtige Amt eine Reisewarnung<br />

verhängt hat, könnten sich<br />

diese Staaten den Messeauftritt eigentlich<br />

sparen. Tun sie aber nicht.<br />

Und auch Pakistan, die Demokratische<br />

Republik Kongo, Kamerun,<br />

Eritrea, Algerien, Mali und die Ukraine<br />

sind keine einladenden Reiseziele<br />

ersten Ranges, hier gilt aufgrund der<br />

instabilen politischen Großwetterlage<br />

eine Teilreisewarnung. Dennoch<br />

sind all diese Länder seit Jahren auf<br />

der Berliner Tourismus-Börse vertreten.<br />

Auch 2015. Und das ist gut so.<br />

Damit kann die größte Reisemesse<br />

der Welt in diesem Jahr wieder eine<br />

hohe Ausstellerzahl aus 180 Destinationen<br />

verkünden – und als Besucher<br />

kann man eine Weltreise durch die<br />

26 Messehallen unternehmen, sich<br />

Richtung Italien, Thailand, Afghanistan,<br />

Südsudan träumen, ganz nach<br />

Wunsch. Auch wenn man später<br />

dann eher nicht Richtung Afghanistan<br />

oder Südsudan reisen wird.<br />

Blickt man auf all die Krisenherde<br />

rund um den Globus, muss man<br />

leider konstatieren: In dem Maße, in<br />

dem die Messe wächst, schrumpft die<br />

Welt des klassischen Urlaubers, der<br />

Sonne, Sand und Sicherheit sucht.<br />

Dafür ist auch die jüngst veröffentlichte<br />

„Health Risk Map 2015“ ein<br />

Indiz. Die Weltkarte weist 111 Länder<br />

aus, in denen für Reisende ein hohes<br />

oder sehr hohes Gesundheitsrisiko<br />

besteht. In Afrika gelten beispielsweise<br />

nur Südafrika, Tunesien und<br />

Marokko als halbwegs sicher. Selbst<br />

die Mongolei, diesjähriges Partnerland<br />

der ITB, wird als „Hochrisikoland“<br />

eingestuft. Der Grund: Die<br />

„Health Risk Map“ berücksichtigt<br />

auch die Unfallrisiken im Straßenverkehr.<br />

Da schneidet die Mongolei<br />

schlecht ab. Aber weil Mongolei-<br />

Touristen meist nicht selbst durch<br />

das unwegsame Land fahren, sondern<br />

chauffiert werden, ist die<br />

Warnung für sie Makulatur. Was<br />

zeigt, dass der Sicherheitsbegriff<br />

ziemlich relativ ist.<br />

Das beweist auch der Irak, heute<br />

eines der gefährlichsten Reiseländer,<br />

1966 – als Gründungsland der ersten<br />

ITB – noch ein touristischer Hoffnungsträger.<br />

Was zeigt, dass auch der<br />

Begriff klassisch im Zusammenhang<br />

mit Reisen relativ ist. Bettina Seipp<br />

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Anzeichen des Frühlings zu sehen sind, so wird<br />

ganz wichtig) Überfahrt gebucht, kann die Vorfreude<br />

beginnen: auf entspannte Urlaubstage<br />

es Zeit, schon an den Sommerurlaub zu denken.<br />

Besonders Familien mit Kindern sind<br />

an der Nordsee und mit einem garantiert<br />

„Hundstage“ auf Sylt in die nächste<br />

Runde: Vom 1. bis 6. März dürfen sich Hundefreunde<br />

und ihre Vierbeiner auf ein abwechs-<br />

gut beraten, mit ihren Wünschen und Vorstellungen<br />

frühzeitig in die Planung zu<br />

Programm. Für die Jüngsten gibt es<br />

abwechslungsreichen und spannenden<br />

lungsreiches Programm in Wenningstedt-Braderup<br />

gehen, denn Urlaub auf Sylt ist gerade in<br />

stunden- oder auch tageweise Aktionen<br />

freuen. Neben einer speziellen Wattwanderung und<br />

den Sommermonaten und zu den Ferienzeiten<br />

besonders gefragt. Ob Ferien-<br />

Kreativangebote sowie Piratenfahrten<br />

wie den Mitmach-Zirkus, Theater- und<br />

Tipps zu einem erfolgreichen Hundetraining,<br />

gibt es erstmalig dieses Jahr den „Eiland<br />

haus oder -wohnung, Hotel oder Pension,<br />

oder Wattwanderungen – zum Teil auch<br />

Dog“- Wettkampf und die „Tricks für Jederhund“.<br />

Das ganze Programm ist unter<br />

gerade für den Familienurlaub sollten die<br />

ohne Eltern, die dann eine kleine (Familien-)<br />

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ständigen Doppelbelastung ausgesetzt sind, ist es<br />

schwierig, sich auf die eigene<br />

Gesundheit zu konzentrieren.<br />

Eine Alternative ist ein Gesundheitsurlaub<br />

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als mehrwöchige Kur in speziellen<br />

Eltern-Kind-Kurheimen<br />

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betreut werden, während sie selbst aktiv<br />

werden oder einfach einmal eine kleine Auszeit<br />

genießen und sich mit anderen Eltern austauschen<br />

können. Auch für den Nachwuchs liegt der<br />

Vorteil auf der Hand: Sie<br />

kommen mit Gleichaltrigen<br />

zusammen und werden auch<br />

schulisch betreut, damit sie<br />

nicht zu viel verpassen.<br />

Sinnvoll ist es immer, die<br />

Maßnahmen vorab mit dem<br />

Hausarzt zu besprechen, um<br />

die passenden, individuell zugeschnittenen Maßnahmen<br />

zu erhalten. Wer den Gesundheitsurlaub<br />

für die eigene Familie zur reinen Prävention antreten<br />

möchte, ist in spezialisierten Kurkliniken<br />

bestens aufgehoben.<br />

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Geben Sie Ihrem Leben eine neue Richtung !<br />

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<br />

Unser nächstes Thema in der Rubrik Ärztlich geleitete Sanatorien & Kliniken<br />

„Die Natur sprießt –<br />

Den Frühling trotz Heuschnupfen genießen“<br />

erscheint am 07./08. März 2015.<br />

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1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

REISEN 73<br />

Grenzgänger<br />

Fortsetzung von Seite 71<br />

Besonders wenn die Haare ein wenig zu<br />

lang waren. Weshalb die echten Radikalen<br />

Mercedes fuhren und Scheitel trugen. Eine<br />

weitere Kontrolle gab es bei Kufstein,<br />

dann am Brenner. Weg, alles weg. Aus der<br />

Abfertigungsanlage Dreilinden ist ein Industriepark<br />

geworden. Bei Hirschberg<br />

steht auf der thüringischen Seite ein<br />

Autobahnrestaurant – dort, wo einst die<br />

bewaffneten DDR-Grenzorgane ihren<br />

Dienst taten. Es ist besser als das Restaurant<br />

auf der bayerischen Seite. Aber es hat<br />

irgendwie etwas Obszönes, eine Bratwurst<br />

dort zu verspeisen, wo schon die<br />

Männer aßen, die 1976 den italienischen<br />

LKW-Fahrer Benito Corghi erschossen<br />

haben. Der stellte damals an der bayerischen<br />

Kontrollstelle fest, dass die DDR-<br />

Grenzer ihm nicht alle Papiere zurückgegeben<br />

hatten, und lief zurück, um sie zu<br />

holen. Ein tödlicher Fehler. Der überzeugte<br />

Kommunist Corghi wurde von Grenzern<br />

eines kommunistischen Staats getötet.<br />

Niemand wurde dafür zur Rechenschaft<br />

gezogen.<br />

Grenzgänge zwischen Ost und West<br />

konnten leicht vom Komischen ins Bedrohliche<br />

kippen. Mit einem Freund<br />

machte ich Mitte der 80er-Jahre eine<br />

Wanderung im Bayerischen Wald. Wir<br />

mussten uns unbemerkt der Grenze zur –<br />

damals kommunistischen und vereinten –<br />

Tschechoslowakei genähert haben, denn<br />

plötzlich stießen wir auf einen Trupp<br />

tschechoslowakischer Soldaten, die in ihren<br />

Helmen Blaubeeren sammelten. Anscheinend<br />

wusste niemand, wo genau die<br />

Grenze verlief. Die Soldaten ließen die<br />

Blaubeeren fallen und griffen zum Gewehr.<br />

Wir hoben die Hände, und diesmal<br />

machte mein Freund – es war derselbe,<br />

der an der Kontrollstelle Dreilinden den<br />

Witz mit der Kalaschnikow gemacht hatte<br />

– keine dummen Bemerkungen. Nach einigen<br />

Sekunden fingen die Soldaten an zu<br />

lachen, der Kommandeur reichte uns zum<br />

Zeichen des Friedens seine Zigarettenpackung.<br />

Wir waren beide Nichtraucher, taten<br />

aber tiefe Züge und husteten, sehr zur<br />

Freude der Soldaten. Dann zogen sie ab<br />

Richtung Osten. Ob eine solche Begegnung<br />

mit DDR-Grenzern ähnlich glimpflich<br />

abgegangen wäre?<br />

1989 fiel über Nacht die Mauer. Das<br />

Ereignis habe ich schlicht verschlafen.<br />

Wir waren am Abend des 9. November in<br />

irgendeinem Off-off-Theater gewesen, irgendwo<br />

in Berlin-Kreuzberg, anschließend<br />

in einem Lokal. Niemand rannte<br />

herein und schrie: „Die Mauer ist gefallen!“<br />

Nirgendwo lief ein Fernseher oder<br />

ein Radio. Handys gab es noch nicht. Wir<br />

fuhren nach Hause und fielen ins Bett.<br />

Am nächsten Morgen musste ich früh zur<br />

Bank. Sie war voller Leute in Stonewashed-Jeans,<br />

die ihr Begrüßungsgeld<br />

abholten. Ich fragte die Kassiererin, was<br />

los sei: Sie blickte mich an, als wäre ich<br />

vom Mars gekommen: „Die ham die<br />

Mauer uffjemacht! Und mir jehn die<br />

D-Mark-Scheine aus.“<br />

Man vergisst im Rückblick leicht, dass<br />

die Systemgrenze durch Deutschland<br />

schneller verschwand als jene zwischen<br />

der Bundesrepublik und den benachbarten<br />

Demokratien Österreich, Schweiz,<br />

Frankreich, Dänemark und den Benelux-<br />

Staaten. Ich erinnere mich gut an das erhebende<br />

Gefühl, als wir bei einer Bergwanderung<br />

im Allgäu an einem verlassenen<br />

österreichischen Grenzhäuschen vorbeikamen.<br />

Europa! An dieser Leerstelle<br />

wurde die Einheit des Kontinents bereits<br />

greifbar, fünf Jahre vor Einführung des<br />

Euro: Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört.<br />

Mindestens zehn Fotos<br />

hat die Wandergruppe damals von dieser<br />

Sensation geschossen, die inzwischen Alltag<br />

ist, von der polnischen Ostgrenze bis<br />

zum Süden Portugals. Und an die sich viele<br />

Europäer längst gewöhnt haben, obwohl<br />

der grenzenlose Schengen-Raum, in<br />

dem jeder überallhin frei und ohne lästige<br />

Kontrollen reisen kann, alles andere als<br />

selbstverständlich ist.<br />

Vier Jahre lang ist Josef Schulz durch<br />

Europa getourt und hat die funktionslos<br />

gewordenen Grenzanlagen fotografiert.<br />

Das Glück unserer offenen Grenzen<br />

könnte einen dazu verleiten, an den<br />

Fortschritt zu glauben. Doch Schulz relativiert:<br />

„Da die Schlagbäume schneller<br />

verschwinden als die Barrieren im Kopf,<br />

bleiben die alten Grenzen im Bewusstsein.“<br />

Und wer Agatha Christies Roman<br />

„Der Tod wartet“ liest, sollte ebenfalls<br />

nicht in Euphorie ausbrechen: In dem<br />

Buch reist eine Touristengruppe Ende der<br />

1920er-Jahre von Jerusalem nach Amman<br />

und Petra, ohne einen einzigen Grenzposten<br />

zu passieren. Auch Ausflüge nach<br />

Baalbek und Damaskus sind ohne Komplikationen<br />

möglich, das einzige Ärgernis<br />

sind die schlechten Straßen (und natürlich<br />

eine Leiche, aber das ist eine andere<br />

Geschichte).<br />

Hier muss niemand mehr anhalten: Grenzeinrichtungen zwischen Deutschland und den Niederlanden (ganz oben l.) sowie Deutschland und Frankreich (ganz oben r.).<br />

Das österreichische Grenzhäuschen in Hörbranz (an der Grenze zu Deutschland, oben) wurde 2013 abgerissen, auf dem Gelände entsteht eine neue Raststätte.<br />

Das Grenzhäuschen bei Finkenstein an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien (u.) markiert den ehemaligen Eisernen Vorhang<br />

Heute liegen die herrlichen Tempelanlagen<br />

von Baalbek im Grenzland zwischen<br />

Libanon und Syrien; die Vororte<br />

von Damaskus sind Killing Fields; und<br />

dass man überhaupt von Jerusalem nach<br />

Amman fahren kann, ist ein kleines Wunder.<br />

Erkauft wird es durch einen längeren<br />

Aufenthalt am israelisch-jordanischen<br />

Grenzübergang.<br />

Ganze Regionen, die noch vor Jahren<br />

oder Jahrzehnten selbstverständliche Ziele<br />

von Touristen waren, sind heute No-go-<br />

Areas, unerreichbar hinter undurchlässigen<br />

Grenzen. Aus meinem Abiturjahrgang<br />

brachen noch mehrere abenteuerliche<br />

Geister mit dem Rucksack Richtung Osten<br />

auf und landeten im gelobten Land<br />

Afghanistan, wo es den besten Haschisch<br />

und die schönsten Mädchen der Welt gab.<br />

Der Libanon war ein weiteres Traumziel:<br />

Ob der „schwarze Afghane“ oder der „rote<br />

Libanese“ besser sei, oder doch lieber<br />

der „grüne Marokkaner“? Darüber redete<br />

man sich bei der „Dicken Wirtin“ oder in<br />

der „Apotheke“ in West-Berlin die Köpfe<br />

heiß – oder ging zum Praxistest über, bei<br />

dem man leider am nächsten Tag nicht<br />

mehr genau wusste, was am Vorabend los<br />

gewesen war. Egal. Man konnte ja noch<br />

mal hinfahren: Per Zug nach Istanbul und<br />

dann mit dem Auto durch Anatolien und<br />

die syrische Küste entlang in den Libanon.<br />

Oder durch Francos Spanien hinüber<br />

nach Marokko, wo man am Strand von<br />

Essaouira Jimi Hendrix treffen konnte.<br />

Auch Richtung Iran fuhr man gern mit<br />

VW-Bus, Schlafsack und einer gehörigen<br />

Portion Blauäugigkeit.<br />

Islamische Länder waren auch deshalb<br />

beliebte Reiseziele damals, weil man dort<br />

gegenüber unverheirateten Paaren, Kiffern<br />

und Schwulen toleranter war als im<br />

JOSEF SCHULZ/VG BILDKUNST BONN 2015 (4)<br />

Westen. Kaum vorstellbar heute, aber<br />

wahr. Während die Welt also dank Billigfluglinien<br />

kleiner geworden ist und die<br />

Grenzen innerhalb Westeuropas obsolet<br />

werden, richtet man anderswo neue Mauern<br />

auf. In der Ukraine zum Beispiel. Die<br />

Krim, einst Vorzeige-Ferienparadies der<br />

Sowjetunion, ist heute besetztes Gebiet,<br />

hier führen jetzt russische Grenzer ein<br />

strenges Regiment und trennen, was einst<br />

zusammengehörte. Neue Grenzen gibt es<br />

auch in Abchasien, wo die schönsten<br />

Strände und Berge Georgiens liegen. Andere<br />

Grenzen werden porös, aber das ist<br />

nicht immer beruhigend; so muss manchmal<br />

die Bewachung ins Landesinnere verlegt<br />

werden. Bei der Fahrt durch Ägypten<br />

freut man sich sogar über die Checkpoints<br />

der Armee, die alle paar Kilometer<br />

die Fahrt unterbrechen. Tatsächlich aus<br />

Sicherheitsgründen. In anderen Ländern<br />

lauern an Straßen-Checkpoints oft Wegelagerer<br />

im Dienst irgendeines Warlords.<br />

Die Fotos von Josef Schulz bilden eine<br />

Utopie ab, die leider nur in Westeuropa<br />

Realität geworden ist und selbst dort wieder<br />

gefährdet ist, weil man Flüchtlings-,<br />

Arbeiter-, Terroristen- und Geldströme<br />

kontrollieren will. „Die Grenzstationen<br />

erscheinen als verlorene Hüter, als verblichene<br />

Mahnmale für die einstige Trennung“,<br />

sagt Schulz, um zugleich zu warnen:<br />

„Eines Tages könnten sie mit Leichtigkeit<br />

wieder in ihrer alten Funktion genutzt<br />

werden.“<br />

Dies ist die Situation, in der die weltgrößte<br />

Tourismusmesse ITB in der kommenden<br />

Woche in Berlin stattfindet. Als<br />

sie 1966 zum ersten Mal unter dem Funkturm<br />

ihre Tore öffnete, stellten sich nur<br />

fünf Länder vor: Ägypten, Brasilien, Guinea,<br />

der Irak und die Bundesrepublik<br />

Deutschland. Dieses Jahr sind Aussteller<br />

aus über 180 Ländern dabei, erstmals seit<br />

Jahren ist sogar Afghanistan wieder mit<br />

von der Partie. Man möchte glauben,<br />

möchte hoffen, dass der Tourismus mit<br />

dazu beiträgt, Grenzen einzureißen, und<br />

sei es erst einmal nur die in den Köpfen.<br />

NACHRICHTEN<br />

ITB BERLIN<br />

Reisemesse steuert auf<br />

Ausstellerrekord zu<br />

Die Nachfrage bestimmt den Preis –<br />

so gesehen steuert die Internationale<br />

Tourismusbörse, die am Mittwoch in<br />

Berlin ihre Türen öffnet, auf einen<br />

neuen Ausstellerrekord zu. Denn der<br />

Quadratmeterpreis in einer der 26<br />

Messehallen unter dem Funkturm ist<br />

2015 fünf Euro teurer als im vergangenen<br />

Jahr. Dennoch sind nach<br />

Angaben der Messeleitung bereits<br />

einige Hallen ausgebucht. Eine besonders<br />

große Nachfrage verzeichnet<br />

die ITB aus arabischen und asiatischen<br />

Ländern. Bis Freitag ist die<br />

weltweit führende Reisemesse Fachbesuchern<br />

vorbehalten, Samstag<br />

und Sonntag öffnet sie für jedermann;<br />

online kostet die Eintrittskarte<br />

zwölf und vor Ort 15 Euro. Zur<br />

ITB im Vorjahr waren rund 174.000<br />

Besucher gekommen, 114.000 davon<br />

waren Reiseprofis.<br />

tdt<br />

BALEAREN<br />

Deutsche stellen weiter<br />

größte Urlaubergruppe<br />

13,5 Millionen Touristen besuchten<br />

2014 die Balearen – und gaben dort<br />

rund zwölf Milliarden Euro aus. „Die<br />

Einnahmen waren so hoch wie noch<br />

nie“, teilt das spanische Tourismusministerium<br />

mit. Die meisten Urlauber<br />

kamen aus Deutschland (4,1<br />

Millionen) und Großbritannien (3,3<br />

Millionen). Auch die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere<br />

stieg um drei Prozent<br />

auf 1,5 Millionen. Anders hingegen<br />

die Zahl der russischen Touristen –<br />

sie sank im vergangenen Jahr um 9,8<br />

Prozent auf nur noch 120.000. Ziel<br />

Nummer eins unter den vier Inseln<br />

blieb Mallorca: 9,6 Millionen Urlauber<br />

reisten auf die größte Balearen-Insel,<br />

das entspricht einem Plus<br />

von zwei Prozent.<br />

tdt<br />

REISESTATISTIK<br />

Urlauber-Boom an Nordund<br />

Ostsee prophezeit<br />

Deutschlands Küsten sind im Kommen:<br />

Freizeitforscher Professor Ulrich<br />

Reinhardt prophezeit, dass die<br />

Ostsee – so wie schon 2014 – auch in<br />

diesem Jahr die bayerischen Regionen<br />

vom Spitzenplatz der beliebtesten<br />

deutschen Feriengebiete verdrängen<br />

wird. Für den „Boom an<br />

Nord- und Ostsee“ gebe es mehrere<br />

Gründe, wie zum Beispiel ein „insgesamt<br />

günstigeres Preisniveau“,<br />

eine hohe Investitionsbereitschaft<br />

und eine „grundsätzliche Faszination<br />

für die Kombination aus Wasser,<br />

Sonne und Strand“. Allein auf den<br />

Inseln Rügen und Hiddensee war<br />

2014 das Volumen der Übernachtungen<br />

im Vergleich zum Vorjahr um<br />

drei Prozent auf mehr als sechs Millionen<br />

gestiegen.<br />

tdt<br />

WINTERSPORT<br />

Ischgl ist der beste<br />

Après-Ski-Ort der Alpen<br />

Après-Ski spielt für Wintersportler<br />

bei der Planung ihres Urlaubs eine<br />

große Rolle: Für 56 Prozent – so zeigt<br />

eine Umfrage unter 4600 Touristen<br />

aus zehn europäischen Ländern – ist<br />

der Spaß am Abend ein wichtiges<br />

Kriterium bei der Wahl des Reiseziels.<br />

Nummer eins in Sachen Après-<br />

Ski ist Ischgl: 24 Prozent halten die<br />

Tiroler Feriengemeinde als den besten<br />

Party-Ort der Alpen, vor Sölden<br />

(12,1 Prozent), Mayrhofen (8,9), Livigno<br />

(8,4) und Val Thorens (8,1). Auch<br />

für Deutschlands Wintersportler sind<br />

die ersten drei Skidörfer die beliebtesten<br />

Après-Ski-Orte, auf Rang vier<br />

und fünf liegen aber Kitzbühel und<br />

Saalbach-Hinterglemm. tdt<br />

UMFRAGE<br />

Ryanair ist Britanniens<br />

unbeliebteste Airline<br />

Zwei Parteien, eine vegetarische<br />

Paste und die Fluggesellschaft Ryanair<br />

führen in Großbritannien die<br />

Liste der unbeliebtesten Marken an.<br />

Das ergab eine Umfrage unter 1500<br />

Verbrauchern. Der Billigflieger reagierte<br />

auf das Ergebnis gelassen: Dem<br />

Verbrauchervotum stünden 1600<br />

tägliche Flüge gegenüber, ließ das<br />

Unternehmen verlauten. Noch<br />

schlechter als Ryanair schnitten die<br />

Partei für die Unabhängigkeit Großbritanniens,<br />

die Konservative Partei<br />

und der Brotaufstrich Marmite ab. tdt


74 REISEN WELT AM SONNTAG SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />

ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG 28. FEBRUAR/1. MÄRZ 2015<br />

TIMMENDORFER STRAND UND NIENDORF<br />

In Familienbesitz<br />

Beliebt Herzlich und familiär.<br />

Ambiente zum Wohlfühlen.<br />

NEUE RÄUME Einst Kolonialwarenladen<br />

und später<br />

Restaurant und Hotel, hat sich<br />

der Fuchsbau zu einem der<br />

beliebtesten 4-Sterne-Hotels in<br />

Deutschland entwickelt. Bereits<br />

MODERNES FLAIR<br />

Erholung pur<br />

Foto: Hotel Fuchsbau<br />

ELEGANT Das 4-Sterne-Hotel<br />

Royal beherbergt 40 komfortable<br />

Zimmer und Suiten<br />

sowie sieben Ferienwohnungen.<br />

Es liegt direkt im Herzen<br />

von Timmendorfer Strand mit<br />

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seit 1915 in Familienbesitz,<br />

spüren die Gäste hier überall<br />

das Engagement, um sich<br />

sofort wohlzufühlen. Aktuell<br />

wird das Hotel erweitert, so<br />

dass sich die Gäste ab dem<br />

Frühjahr auf 30 neue Zimmer<br />

im Landhausstil freuen<br />

dürfen. Und auch der neu<br />

geplante rund 700 Quadratmeter<br />

große SPA mit Innenpool,<br />

drei unterschiedlichen Saunen,<br />

Dampfbad, Floating SPA,<br />

Fitnessbereich sowie unterschiedlichen<br />

Behandlungsräumen<br />

wird zu unvergesslichen<br />

Urlaubstagen beitragen.<br />

» www.fuchsbau.com<br />

direktem Strandzugang.<br />

Erstklassiger Service, ein<br />

Hallenbad, Sauna und<br />

Restaurant garantieren einen<br />

unbeschwerten Aufenthalt.<br />

Noch bis zum 25. März gibt<br />

es die attraktiven Winterangebote.<br />

» www.royal-timmendorf.de<br />

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Ruhe & Entspannung<br />

Massage & Fitness im Haus<br />

Sonderangebot im März<br />

Massage 45 min. € 40,–<br />

Strandallee 139a • 23669 Timmendorfer Strand<br />

Reservierung 04503/60 030 • www.ostseebellevue.de<br />

Zum Saisonstart am 6. März<br />

3 Übernachtungen buchen<br />

und nur 2 zahlen ab € 92,–<br />

pro Person inkl. Frühstück Montag – Freitag<br />

(gültig 6. März – 26. März)<br />

Alle Preise jeweils p. P. im DZ inkl. Frühstücksbuffet und Nutzung von<br />

Schwimmbad, Sauna, Fitnessraum<br />

Ab Mai 2015:<br />

Innenpool<br />

3 Saunen<br />

Dampfbad<br />

Eisbrunnen<br />

Fitness- und<br />

Behandlungsräume<br />

...<br />

Ostern<br />

Tipp Verwöhnen.<br />

FEIERTAGE Eine Ostereiersuche<br />

am Strand macht viel<br />

Spaß, besonders, wenn man<br />

dafür vom Hotel aus nur<br />

wenige Schritte zurücklegen<br />

muss. Gäste der Maritim<br />

Ostsee-Hotels in Timmendorfer<br />

Strand genießen Ostern die<br />

Nähe zum Meer, köstliche<br />

Feiertagsmenüs<br />

und die<br />

abwechslungsreichen<br />

Programme.<br />

Das<br />

Maritim<br />

ClubHotel<br />

Foto: Maritim Hotels begeistert<br />

mit Spaß<br />

und Action für die ganze<br />

Familie. Im Maritim Seehotel<br />

kommt man bei Cocktailstunden,<br />

Schnuppergolfen und<br />

gemeinsamen Ausflügen<br />

wunderbar mit anderen Gästen<br />

ins Gespräch.<br />

» www.maritim.de<br />

Golf-Opening<br />

Neu Ein besonderer Tag am Meer.<br />

GELUNGEN Golfen und<br />

Shoppen – zu dieser gelungenen<br />

Kombination lädt die<br />

Timmendorfer Strand<br />

Niendorf Tourismus GmbH<br />

am 8. März unter dem Motto<br />

„Golf für Jedermann“ ein. In<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

Maritim Golfpark Ostsee und<br />

der Golfanlage Seeschlösschen<br />

können die Gäste<br />

zwischen 12 und 17 Uhr an<br />

neun kreativen Stationen<br />

erste Golfschwünge versuchen<br />

und vielleicht eine neue<br />

Leidenschaft entdecken.<br />

Nichtgolfer hingegen können<br />

den Tag an der Ostsee mit<br />

SUPERIOR KLASSE<br />

Erste Adresse<br />

STILVOLL Das Grand Hotel<br />

Seeschlösschen SPA & Golf<br />

Resort ist in Timmendorfer<br />

Strand das erste Haus am<br />

Platz und das einzige in dieser<br />

Kategorie. Das 5-Sterne-Supe-<br />

HEILFASTEN nach Buchinger<br />

fachärztlich geleitet. Im Ambiente eines engl. Landsitzes nahe<br />

Timmendorfer Strand. Ernährungsmedizin & Naturheilverfahren,<br />

Osteopathie & Homöopathie. Rufen Sie an!<br />

Wir beraten Sie gern.<br />

Schlossstraße 10<br />

23626 Warnsdorf<br />

Tel. 0 45 02 / 84 00<br />

www.schloss-warnsdorf.de<br />

ERHOLUNGSZEIT<br />

... gültig bis 30. April 2015 – ausgenommen<br />

Ostern – 7 Nächte wohnen – 6 Nächte bezahlen<br />

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€ 354,–<br />

23669 Timmendorfer Strand · Tel. 04503/35 95-0, Fax 6820 · www.royal-timmendorf.de<br />

Landleidenschaft nah am Meer.<br />

Große Freude! Anfang Mai 2015 kommen Sie in<br />

den Hochgenuss unseres frischfertigen SPAs.<br />

Fantastische Vielfalt – mit allem, was das verwöhnbedürftige<br />

Herz begehrt und höher hüpfen lässt.<br />

Gern erwähnen möchten wir auch unsere 75 Zimmer<br />

und Suiten im edel lichten Landhausstil, inspirierende<br />

Event-Räume, eine romantische Tenne für bis zu<br />

120 Feierfreudige und ein À-la carte-Restaurant.<br />

Ruhesucher, Stressflüchter ... mit Gemütlichkeitsgespür<br />

sind bei uns genau richtig.<br />

Moin, Moin. Willkommen im Fuchsbau<br />

Ihre Familie Fuhrmann<br />

PRIVATKLINIK<br />

W SCHLOSS<br />

ARNSDORF<br />

FUCHSBAU Hotel · Restaurant · SPA<br />

Dorfstraße 9-11 · 23669 Timmendorfer Strand<br />

Telefon 04503-80 20 Fax: 04503-57 67<br />

info@fuchsbau.com · www.fuchsbau.com<br />

Golf macht Spaß.<br />

Foto: TSNT<br />

einer ausgedehnten Shoppingtour<br />

verbinden, denn die<br />

Geschäfte öffnen zwischen 13<br />

und 18 Uhr ihre Türen. Und<br />

zusätzlich gibt es für alle<br />

Gäste natürlich noch viel<br />

gesunde Ostseeluft.<br />

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Traumhafter Ausblick.<br />

Foto: Seeschlösschen/Nils Bergmann<br />

rior-Hotel liegt direkt an der<br />

Ostsee und hat 125 elegante<br />

und individuell eingerichtete<br />

Zimmer sowie Suiten. Neben<br />

drei Restaurants – alle mit<br />

Meerblick – und einem über<br />

2.000 Quadrat meter großen<br />

Spa-Bereich können die Gäste<br />

auch eine eigene 36-Loch-<br />

Golfanlage nutzen. Stilvolles<br />

Ambiente und die familiäre<br />

Atmosphäre garantieren<br />

unvergessliche Urlaubstage.<br />

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Timmendorfer Strand liegt<br />

das Hotel Bellevue. Das<br />

Urlaubshotel besticht zudem<br />

durch seine geschmackvoll<br />

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Minibar sowie<br />

kostenlosem WLAN ausgestattet<br />

sind. Für Gäste mit Wunsch<br />

nach mehr Platz gibt es auch<br />

eine Ferienwohnung in direkter<br />

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Wellnessbereich des seit<br />

drei Generationen im Familienbesitz<br />

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Tees, Regelbuch und Handschuh<br />

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23669 Timmendorfer Strand<br />

Telefon (0 45 03) 601-399<br />

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Inhaber : Stahlberg &<br />

Hotel Yachtclub Partner GmbH & Co. KG<br />

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1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

REISEN 75<br />

LUFTPOST<br />

AUS KAPSTADT<br />

VON CHRISTIAN PUTSCH<br />

Vor ziemlich genau 50<br />

Jahren bot sich den<br />

Leuten in dem kleinen<br />

Salzburger Skidorf<br />

Obertauern ein seltsamer<br />

Anblick. Da<br />

standen im März 1965<br />

vier langhaarige Typen aus England, die<br />

angeblich weltberühmt waren, wackelig<br />

auf Skiern beim Kirchbühellift herum.<br />

Wild fuchtelten sie mit Skistöcken in der<br />

Luft umher, sie hielten sich nur mit<br />

Mühe aufrecht, und auch sonst wirkten<br />

sie ziemlich ratlos. „Help! I need somebody!“<br />

VON GERALD STURZ<br />

Diese hilflosen vier, das waren die<br />

Beatles, die nach Obertauern gekommen<br />

waren, um hier Szenen für den Film<br />

„Help!“ zu drehen, der im deutschsprachigen<br />

Raum später unter dem albernen<br />

Titel „Hi – Hi – Hilfe!“ in die Kinos kam.<br />

Regisseur war Richard Lester, ein Experte<br />

für komisch-absurdes Entertainment.<br />

John Lennon war damals der Einzige,<br />

der zuvor je auf Skiern gestanden hatte –<br />

in St. Moritz, einige Unterrichtsstunden<br />

lang. Also wurden vier fesche Jungs aus<br />

der Gegend angeheuert, die des Englischen<br />

mächtig waren, um die Fab Four<br />

bei jenen Szenen, in denen sie ihre<br />

Abenteuer auf Skiern erleben sollten, zu<br />

doubeln: Herbert Lürzer, Gerhard<br />

Krings, Franz Bogensperger und Hans<br />

Pretscherer. Vor der Kamera wurden alle<br />

mit langhaarigen Pilzkopf-Perücken ausgestattet.<br />

Bogensperger hatte die Gäste<br />

schon zuvor im Dorf erspäht. „Als ich sie<br />

zum ersten Mal sah“, erinnerte er sich<br />

später, „rief ich: ‚Mei, san des schiache<br />

Weiber‘, worauf jemand antwortete:<br />

‚Was bist du für ein Trottel, das sind ja<br />

die Beatles‘.“<br />

Man sieht: Die Bewohner von Obertauern<br />

nahmen die Anwesenheit der<br />

Weltstars damals ausgesprochen gelassen.<br />

Und die Beatles nahmen ihren Ausflug<br />

in die österreichische Bergwelt mit<br />

Humor. Das hatten sie schon einige Tage<br />

zuvor bei ihrer Ankunft in Salzburg gezeigt.<br />

Fans aus ganz Europa waren angereist,<br />

um sie am 13. März am Flughafen<br />

Salzburg-Maxglan zu empfangen, aber<br />

auch Beatles-Gegner, die den Untergang<br />

des Abendlandes befürchteten, hatten<br />

sich angekündigt. Die Polizei war in<br />

Mannschaftsstärke angerückt; man<br />

konnte ja nicht wissen. Doch alles blieb<br />

ruhig, die Zahl der Wutbürger hielt sich<br />

seinerzeit noch in Grenzen. Im Hotel<br />

„Österreichischer Hof“, das heute „Hotel<br />

Sacher Salzburg“ heißt, gaben die<br />

Beatles eine skurrile Pressekonferenz.<br />

Was wissen Sie über Mozart, wurden sie<br />

gefragt, und John Lennon antwortete:<br />

„Mozart? Wunderbar. Wie geht es ihm?“<br />

Was wissen Sie über Österreich, war eine<br />

andere Frage, und wieder antwortete<br />

Lennon: „Die Habsburger, Wiener<br />

Schnitzel, schmeckt gut“. Auf die Frage<br />

nach ihren Hobbys antwortete George<br />

Harrison: „Ich habe eine Lieblingsbeschäftigung,<br />

aber darüber kann man in<br />

einer Zeitung nicht schreiben.“<br />

Anschließend reisten die Briten weiter<br />

nach Obertauern. Das damals kleine Skidorf<br />

schien den Produzenten aus zwei<br />

Gründen als Drehort besonders geeignet:<br />

Es galt erstens als schneesicher,<br />

zweitens lag es abgeschieden genug, um<br />

einen Massenansturm hysterischer<br />

Beatles-Fans zu verhindern. Paul<br />

McCartney, John Lennon, George Harrison<br />

und Ringo Starr quartierten sich im<br />

„Hotel Edelweiss“ ein, die Zimmer 502,<br />

504, 506 und 507 waren für sie reserviert.<br />

Der Rest der Crew stieg im „Hotel<br />

Marietta“ ab.<br />

Inzwischen ist Obertauern zu einem<br />

der größten Wintersportzentren der österreichischen<br />

Alpen avanciert. 26 Lifte<br />

gibt es und gut 100 Pistenkilometer bis<br />

auf über 2500 Meter Seehöhe. Allzu viel<br />

erinnert heute nicht mehr an den Abstecher<br />

der Beatles in den Schnee. Im „Hotel<br />

Edelweiss“ kann man in den Beatles-<br />

Zimmern nächtigen, aber wie vor 50 Jahren<br />

schaut hier nichts mehr aus. Es dominiert<br />

zeitgemäßer Alpen-Chic, hier<br />

und da dekoriert mit Beatles-Fotos. Immerhin<br />

veranstaltet Obertauern zum Jubiläum<br />

der Dreharbeiten eine Event-Woche<br />

(siehe Kasten), am Kirchbühel-Lift<br />

hat man eine Beatles-Statue aufgestellt<br />

und mitten im Ort den Nachbau eines<br />

Flügels, den ein Metallkünstler geschaffen<br />

und mit dem Wort „Help!“ dekoriert<br />

hat. Damals war tatsächlich ein Flügel<br />

aus dem „Hotel Marietta“ für Film- und<br />

Fotoaufnahmen in den Schnee geschleppt<br />

worden.<br />

Im „Hotel Seekarhaus“ werden<br />

Beatles-Fans am ehesten fündig. Das<br />

Spaß bei der Arbeit: Ringo Starr, George Harrison, John Lennon und Paul McCartney (von oben) bei den Dreharbeiten im Tiefschnee von Obertauern<br />

Die hilflosen vier<br />

Im März 1965 weilten die Beatles im österreichischen Bergdorf Obertauern – für Dreharbeiten<br />

zum Film „Help!“ Sie mussten gedoubelt werden, denn Skifahren konnten die Pilzköpfe nicht<br />

Haus gehört Gerhard Krings, der damals<br />

George Harrison gedoubelt hat. Krings<br />

hat überall Fotos von den Dreharbeiten<br />

aufgehängt, und auch ein paar jener weißen<br />

Kneissl-Ski („White Star“) , die für<br />

die Dreharbeiten genutzt wurden, hat er<br />

ausgestellt. Die Tränke des Hotels heißt<br />

passenderweise „Beatles Bar“, dekoriert<br />

mit Fotos und Beatles-Kitsch. Manchmal<br />

sitzt der Hotelier hier und plaudert aus,<br />

dass er damals mit George Harrison Gitarre<br />

spielte.<br />

Das zweite heute noch lebende Pilzkopf-Double<br />

ist Herbert Lürzer, der Paul<br />

McCartney spielte. Wenn man sich Fotos<br />

von damals ansieht, dann ist eine gewisse<br />

Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Es<br />

habe 1965 für den Film nur ein recht rudimentäres<br />

Drehbuch gegeben, sagt er,<br />

es wurde improvisiert, es wurde geblödelt<br />

– und keiner der Beteiligten wusste<br />

so recht, um was es in diesem Film überhaupt<br />

ging. Von der Unbeholfenheit der<br />

Pilzköpfe im Schnee kann er erzählen,<br />

aber auch wie sympathisch und zugänglich<br />

sie waren. Von den Frauen, die sie<br />

begleiteten, kann er berichten, und dass<br />

die so gar nicht dem Geschmack von<br />

Lürzer und den anderen Mannsbildern<br />

im Ort entsprachen. Irritationen hätten<br />

zudem die langen Haare der Beatles ausgelöst.<br />

Ohnehin habe kaum einer im Ort<br />

die Gruppe gekannt; im nahe gelegenen<br />

Ort Radstadt ließ sich damals gerade mal<br />

eine Single der Beatles auftreiben: „Ain’t<br />

She Sweet“.<br />

Legendär war der Abend des 18. März,<br />

sagt Lürzer. An diesem Tag gaben die<br />

Beatles ihr einziges Konzert in Österreich:<br />

in der Bar „Schistall“ des „Hotels<br />

Marietta“ aus Anlass des Geburtstages<br />

eines der Regieassistenten. Zwei Stunden<br />

spielten sie, etliche Instrumente<br />

gingen dabei kaputt, die Bar war geram-<br />

LÜRZER OBERTAUERN<br />

ANREISE Der nächstgelegene Flughafen<br />

ist Salzburg; ein Shuttle-Service<br />

bringt Gäste auf Wunsch nach Obertauern.<br />

Wer mit dem Auto anreist,<br />

verlässt die Tauernautobahn A 10 an<br />

der Abfahrt Radstadt (Exit 63). Der<br />

nächstgelegene Bahnhof ist Radstadt.<br />

UNTERKUNFT Die Beatles stiegen im<br />

März 1965 im „Hotel Edelweiss“ ab;<br />

Doppelzimmer ab 77 Euro pro Person<br />

und Tag. Es gehört der Familie Lürzer<br />

und bietet auch heute noch Beatles-<br />

Zimmer an (luerzer.at). Die Film-Crew<br />

wohnte vor 50 Jahren im „Hotel<br />

Marietta“, DZ ab 130 Euro pro Person<br />

inklusive Halbpension (marietta.at). Als<br />

4-Sterne-Superior-Hotel bezeichnet<br />

sich das idyllisch gelegene „Seekarhaus“,<br />

DZ ab 100 Euro pro Person und<br />

Tag. Das Hotel gehört einem der<br />

Beatles-Doubles und verfügt über eine<br />

„Beatles Bar“ (seekarhaus.at).<br />

Historisches Hotel: Im „Edelweiss“<br />

wohnten 1965 die Beatles<br />

TIPPS UND INFORMATIONEN<br />

BEATLES-WOCHE Obertauern begeht<br />

das Jubiläum der Dreharbeiten mit<br />

allerlei Halligalli, vor allem in der<br />

Woche vom 14. bis 21. März. Sie steht<br />

unter dem Motto „A Tribute to the<br />

Beatles“. Es wird unter anderem<br />

der Film „Help!“ gezeigt (16. März im<br />

Haus des Gastes, Eintritt frei), das<br />

Musical „All You Need Is Love“ wird<br />

im Sportzentrum Obertauern zur<br />

Aufführung gebracht (17. März, Tickets<br />

53 Euro). Am 18. März werden die<br />

Cavern Club Beatles aus Liverpool, die<br />

als eine der besten Beatles-Tribute-<br />

Bands gelten, das legendäre Konzert<br />

der Fab Four im „Hotel Marietta“<br />

nachstellen – in originalgetreuen<br />

Beatles-Anzügen.<br />

AUSKUNFTTourismusverband<br />

Obertauern. Tel. 0043/6456/72 52,<br />

obertauern.com; hier sind auch Tickets<br />

für die Veranstaltungen erhältlich<br />

DEUTSCH-<br />

LAND<br />

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Salzburg<br />

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A10<br />

20 km<br />

Radstadt<br />

Obertauern<br />

melt voll, einige Hotelgäste beschwerten<br />

sich wegen nächtlicher Ruhestörung. Es<br />

wurde dennoch ein toller Abend. Leider<br />

gibt es keine Aufzeichnungen des Konzerts.<br />

Brian Epstein, der Manager, verhinderte<br />

jede akustische oder visuelle<br />

Dokumentation dieses denkwürdigen<br />

Ereignisses. Wer Herbert Lürzer heute<br />

danach fragt, wie ihm die Musik der<br />

Beatles gefallen habe, erhält eine diplomatische<br />

Antwort: „Na ja, Volksmusik<br />

gefällt mir halt besser.“<br />

Lürzer und seine Freunde verbrachten<br />

im März 1965 viel Zeit mit Paul, John,<br />

George und Ringo. „Das waren nette und<br />

unkomplizierte junge Männer. Die freuten<br />

sich, dass wir nichts von ihnen wollten,<br />

nicht einmal ein Autogramm. Uns<br />

reizten damals vor allem die Dreharbeiten<br />

auf Ski“, erinnert sich Lürzer,<br />

„und dass wir eine Tagesgage von 1000<br />

Schilling erhielten. Das war damals ja<br />

sehr viel Geld.“<br />

Andere in Obertauern wollten hingegen<br />

durchaus etwas von den Beatles.<br />

Zum Beispiel die Tochter des Eigentümers<br />

vom „Hotel Marietta“. Gloria<br />

Mackh war nicht nur Skilehrerin, die<br />

John und Paul einige Stunden Skiunterricht<br />

gab, sie war auch die aktuelle Miss<br />

Austria. Paul McCartney, der als einziger<br />

der Gruppe ohne weibliche Begleitung<br />

nach Obertauern gekommen war, fand<br />

schnell Gefallen an der schönen jungen<br />

Frau – und sie offenkundig an ihm. Fotos,<br />

die die beiden in inniger Nähe zeigten,<br />

gingen jedenfalls um die Welt.<br />

Am 21. März verließen die Beatles<br />

Obertauern. Sie verbrachten noch eine<br />

Nacht in Salzburg und flogen anschließen<br />

zurück nach London. Herbert Lürzer,<br />

Gerhard Krings, Franz Bogensperger<br />

und Hans Pretscherer haben von ihnen<br />

nie wieder etwas gehört.<br />

GETTY IMAGES<br />

Tapfere<br />

Kaltduscher<br />

bei Kerzenlicht<br />

Endlich. Nach knapp 21 Jahren<br />

Demokratie wurde es auch<br />

höchste Zeit, dass sich Südafrika<br />

vereint präsentiert. „White<br />

Power“ riefen die Weißen während<br />

der Apartheid. „Black Power“ skandierten<br />

die Schwarzen danach. Nun<br />

hallt ein kollektiver Power-Schrei<br />

durch das Land, über alle ethnischen<br />

Grenzen hinweg, ganz dem kollektiven<br />

Anspruch der Regenbogennation<br />

entsprechend: „No Power“.<br />

Der Strom ist aus, immer wieder,<br />

fast täglich, oft stundenlang. In den<br />

Townships, aber auch in den reichsten<br />

Stadtteilen Kapstadts. Präsident<br />

Jacob Zuma hatte schon oft die Reduzierung<br />

der sozialen Unterschiede<br />

gepredigt – selten wurde dieses Ziel<br />

so innovativ und effektiv erreicht.<br />

Das Volk hatte sich doch Kontinuität<br />

gewünscht, also hatte die<br />

Regierung beständig Investitionen in<br />

den Stromsektor vermieden. Und<br />

auch die Kontinuität der vorhandenen<br />

Kraftwerke wurde nur selten<br />

durch lästige Wartungsarbeiten oder<br />

gar Investitionen in erneuerbare<br />

Energien unterbrochen. Da muss<br />

doch mal in Kauf genommen werden,<br />

dass ein Kohlesilo einstürzen kann –<br />

und damit die Stromversorgung<br />

zusammenzubrechen droht. Nationbuilding,<br />

der Aufbau einer gemeinsamen<br />

Nation, hat also seinen Preis.<br />

Stadtteil für Stadtteil wird in Kapstadt<br />

in diesen Wochen für jeweils<br />

ein paar Stunden der Strom abgeschaltet,<br />

weil die Kraftwerke die<br />

Nachfrage nicht mehr erfüllen können.<br />

Gerade ist mein Wohnort Hout<br />

Bay dran, wie derzeit jeden Tag. Das<br />

wird maximal bis Ende 2016 so weitergehen,<br />

meint die Energieministerin<br />

und fordert eine Aufbruchstimmung<br />

wie vor der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2010, als die Nation<br />

doch auch zusammenstehen musste.<br />

Recht hat sie, Optimismus ist<br />

gefragt: Ich schreibe diesen Text<br />

notgedrungen auf einem iPad, aber<br />

die Batterie zeigt noch komfortable<br />

62 Prozent. Yes! Und in meinem<br />

Lieblingscafé haben sie mit Gas immerhin<br />

das Wasser für Filterkaffee<br />

zum Kochen gebracht. Tschaka!<br />

Und wenn dann doch überraschend<br />

die Lichter wieder angehen,<br />

dann brandet Applaus auf. Mancherorts<br />

liegen sich die Leute in derartigen<br />

Momenten freudetrunken in<br />

den Armen. Der Kerzen-Umsatz in<br />

Kapstadt ist auf Rekordkurs, was ja<br />

nicht nur der Wirtschaft nutzt, sondern<br />

Alltag und Beziehungen neue<br />

Romantik einhaucht. Eine geradezu<br />

magische Energie verbindet die Nation<br />

– eine, die kein Kraftwerk der<br />

Welt generieren könnte. Eine, die das<br />

„Der Strom ist<br />

aus. Immer<br />

wieder, fast<br />

täglich, oft<br />

stundenlang“<br />

Herz wärmt. So etwas kommt nicht<br />

aus der Steckdose. Was macht es da<br />

schon, wenn aus der Dusche nur<br />

kaltes Wasser kommt?<br />

Es ist ein wenig deprimierend,<br />

dass vielen ausländischen Besuchern<br />

diese Erfahrung weitgehend vorenthalten<br />

wird. Die Flughäfen werden<br />

weiter versorgt, und viele Hotels und<br />

Gasthäuser haben längst in eigene<br />

Stromgeneratoren investiert. Einleuchtend,<br />

argumentiert der dröge<br />

Ökonom. Eine vertane Chance historischer<br />

Dimension, würde wohl<br />

Visionär Zuma dagegenhalten.<br />

Der Tourismus hält sich bislang<br />

wacker. Sollten Sie aber dennoch<br />

eines Tages der letzte Besucher Kapstadts<br />

sein, vergessen Sie bitte nicht,<br />

bei der Rückreise das Licht auszumachen.<br />

Oder die Kerze auszupusten.<br />

In der Kolumne „Luftpost aus ...“<br />

berichten unsere Korrespondenten<br />

und Mitarbeiter jede Woche aus<br />

einer anderen Weltstadt.


76 REISEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

WELTREISE (35)<br />

Mongolei<br />

Typisches, Rekordverdächtiges, Skurriles:<br />

Was Sie schon immer über dieses Land<br />

wissen wollten<br />

Zusammengestellt von Kira Hanser<br />

Die prächtige Nationaltracht der Mongolen<br />

tragen schon Knirpse. Der knöchellange<br />

Mantel heißt Deel, er hat einen<br />

aufknöpfbaren Brustlatz, Stehkragen und<br />

wird mit einem Stoffgürtel eng um die<br />

Taille gewickelt. Jeder Nomade hat mindestens<br />

zwei, einen aus Wolle für die<br />

Arbeit, den anderen aus Seide für Festtage.<br />

So ein bunter Deel ist multifunktional<br />

und wird sommers wie winters<br />

getragen, bei Kälte mit Ziegenfell unterfüttert.<br />

Er dient als Kleidungsstück,<br />

Tasche, Decke, und, das ist ziemlich praktisch,<br />

auch als Sichtschutz bei der Toilette<br />

in der Steppe.<br />

1992 hat die Mongolei sogleich<br />

den kommunistischen Stern aus<br />

der Flagge entfernt, was ihre<br />

einzigen Nachbarn Russland und<br />

China nicht so gut fanden. Seither<br />

buhlt die parlamentarische<br />

Demokratie eifrig um westliche<br />

Touristen, etwa 150.000 sind es<br />

pro Jahr. Mit der pünktlichen<br />

Eröffnung des neuen Flughafens<br />

in der Hauptstadt Ulan<br />

Bator 2016 will das Partnerland<br />

der Internationalen Tourismusbörse<br />

eine Million Fluggäste ins<br />

Steppenland locken.<br />

GETTY IMAGES; DPA PA (2)<br />

Mongolen trinken gerne Tee –<br />

das typisch mongolische Getränk<br />

heißt Süütei, ein salziger<br />

Tee. Hirten bereiten aus Stutenmilch<br />

„Ajrag“ zu, mit einem<br />

Alkoholgehalt von höchstens<br />

drei Prozent. Viele Mongolen<br />

brennen daraus einen Wodka<br />

namens Arkhi, der es in sich<br />

hat. Männliche Besucher, die<br />

sich weigern, Arkhi als Zeichen<br />

der Gastfreundschaft zu trinken,<br />

gelten als Schwächlinge. Deshalb<br />

sollten sie tunlichst vorher etwas<br />

essen, um mithalten zu<br />

können. Was kein Problem sein<br />

sollte: Zum Frühstück und Mittag<br />

wird gekochtes Hammelfleisch<br />

mit viel Fett gereicht.<br />

30<br />

PROZENT<br />

der Mongolen leben heute noch<br />

nomadisch, zieht mit Pferden, Ochsen<br />

und Yaks von Weideplatz zu<br />

Weideplatz. Doch die 800 Jahre alte<br />

Nomadenkultur bröckelt. Jugendliche<br />

zieht es zu Tausenden in die<br />

Städte auf der Suche nach urbanem<br />

Glück, sie träumen von Geländewagen<br />

statt Pferden, von Smartphones<br />

und Nachtleben. Die Entwicklung<br />

vom Nomadentum zur urbanen<br />

Gesellschaft vollzieht sich rasant.<br />

Gerade wurde der dreimillionste<br />

Bürger geboren – nicht in einer<br />

Jurte, sondern in einer Stadt. Die<br />

Familie bekommt als staatliches<br />

Geschenk eine neue Wohnung –<br />

und das Kind heißt auf Vorschlag<br />

des Präsidenten „Mongoljin“.<br />

Überall in der Steppe stehen große Steinpyramiden mit zusammengebundenen<br />

bunten Stoffstreifen. Es sind die Owo – heilige Steine, die für die<br />

Götter zusammengelegt werden. Oft kennzeichnen sie auch böse Orte,<br />

von deren Besichtigung gewarnt wird. Lautes Sprechen, Anzünden von<br />

Lagerfeuer und Campen sind für Touristen verboten. Auch sollten diese<br />

Steine nicht berührt werden. Manche Owo dürfen nur Mönche besuchen,<br />

nach einer meditativen Vorbereitung. Selfie mit Owo? Lieber nicht.<br />

„<br />

So modern ist das Nomadenleben geworden: Ein Fernseher darf auch in<br />

einer mongolischen Jurte mitten in der Steppe nicht fehlen – die eigene<br />

Satellitenschüssel gehört deshalb zur Grundausstattung. Ein Solarkollektor<br />

versorgt sie mit Strom. Mobilfunk gibt es nur rund um die Städte, und das<br />

Pferd ist noch das häufigste Fortbewegungsmittel.<br />

Gut ist es,<br />

wenn die<br />

Schwiegereltern<br />

fern und<br />

Wasser und<br />

Brennstoff<br />

nahe sind<br />

Mongolisches<br />

Sprichwort<br />

Edles von der Ziege ist das beliebteste<br />

Souvenir für Mongolei-Reisende.<br />

Pullover, Decken und feine<br />

Schals aus Kaschmir, dem besten<br />

Wollstoff der Welt. Die weiche und<br />

besonders geschmeidige Kaschmirwolle<br />

ist der größte Exportartikel<br />

des zentralasiatischen Staates<br />

und stammt von den im Hochgebirge<br />

lebenden Kaschmir-Ziegen.<br />

Eine Schur ergibt durchschnittlich<br />

nur bis zu 500 Gramm<br />

des wertvollen Flaumhaars. Dafür<br />

braucht man auch nicht extra aufs<br />

Land reisen: Die besten Boutiquen<br />

gibt es in der Hauptstadt, bezahlt<br />

wird mit Kreditkarte oder in der<br />

mongolischen Währung Tögrög.<br />

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Exklusive WELT-Leserreise: Das Reich der Inka erleben und genießen<br />

Weitere WELT-Reisen:<br />

Aqua Expeditions (2), iStock/carlosphotos (1), promperu (2), Vibe Images/fotolia.com (1), Trixi Lange-Hitzbleck (1)<br />

Peru in Style<br />

Peru – das Land der Inkas und der Anden, das Land mit jahrtausendealter<br />

Kulturgeschichte und einer erstaunlich modernen Gegenwart.<br />

Kulinarisch haben die jungen Köche der Cocina Andina die alten Rezepte<br />

zeitgenössisch, mutig und kreativ interpretiert. In historischen<br />

Klöstern und Palästen sind stylische Hotels eingezogen, die aus der<br />

Spannung aus altem Gemäuer und jungem Design ihren frischen<br />

Charme beziehen. Und immer ist es auch der Zauber der Vergangenheit,<br />

der fasziniert – die leise Wehmut der Panflöte, die uralten Völker<br />

am Titicacasee und natürlich das sagenhafte Machu Picchu.<br />

TERMINE<br />

30.03.2015 – 11.04.2015<br />

17.08.2015 – 29.08.2015<br />

19.10.2015 – 31.10.2015<br />

25.01.2016 – 06.02.2016<br />

21.03.2016 – 02.04.2016<br />

13 Tage pro Person im Doppel ab<br />

9.690 Euro in der Business Class<br />

Gerne können Sie diese Reise<br />

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Die Höhepunkte Ihrer exklusiven WELT-Leserreise<br />

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Feinster Luxus – Wohnen im ehemaligen Kloster<br />

Lima – Privatführung durch das archäologische Museum Larco<br />

Arequipa – koloniales Erbe vor grandioser Vulkankulisse<br />

Colca Canyon – in tiefen Schluchten dem Kondor auf der Spur<br />

Titicacasee – Bootsfahrt mit Blick auf die Anden<br />

Fahrt im Luxuszug „Belmond Hiram Bingham“<br />

Genießen Sie die moderne peruanische Küche, zum Beispiel von Virgilio Martinez<br />

(ganz l. o.), und bestaunen Sie Machu Picchu (ganz l. u.) und rituelle Goldmasken<br />

im Larco Museum (r. u.). Begegnen Sie traditionsbewussten Viehhirten (l. u.) und<br />

exotischen Tieren wie dem Riesentukan (r. o.). Auf einer Amazonas-Kreuzfahrt<br />

mit der MS Aqua (l. o.) verbinden sich junges Design, Luxus und Abenteuer.<br />

Langstreckenflüge in der Business Class mit Iberia, LAN oder Lufthansa, Inlands- oder Regionalflüge in der<br />

Economy Class mit LAN und Avianca; Transfers, Ausflüge und Rundreise in bequemen Fahrzeugen; Zugfahrt mit dem<br />

Hiram Bingham und dem Anden Explorer; 11 Übernachtungen in Hotels mit Frühstück, 7 Mittagessen, 5 Abendessen;<br />

durchgehende, deutschsprechende Reiseleitung; Eintrittsgebühren; hochwertige Reiseliteratur; Rundum-Sorglos-Bonus*<br />

Cusco – privates Konzert in der charmanten Kapelle<br />

des 5*-Luxushotels Belmond Monasterio<br />

Machu Picchu – erster Besuch der legendären Inkastadt am<br />

Nachmittag, ein zweiter „stiller Besuch“ am nächsten Morgen<br />

Wanderlust – Optionale Besteigung des „Postkartenberges“<br />

Huayna Picchu mit Traumblick auf die Ruinen<br />

AMAZONAS: Verbinden Sie Ihre Reise mit einem Besuch im peruanischen Amazonasbecken. Tief im Regenwald<br />

beschert Ihnen das stilsichere Kreuzfahrtschiff MS Aqua einmalige Erlebnisse. Entspannen Sie in Lounge- und<br />

Dinner-Areas im Contemporary Design. Auf den täglichen Ausflügen im Kanu und zu Fuß lernen Sie die Artenvielfalt des<br />

Regenwaldes kennen. Lassen Sie sich zudem – mitten im Dschungel! – von kulinarischen Köstlichkeiten überraschen.<br />

PER HARLEY AUF DEN SPUREN<br />

DES AMERICAN DREAM<br />

Seit 30 Jahren geht der Schauspieler und<br />

Sänger Wolfgang Fierek mit seinem Harley<br />

Chopper auf Biketouren im grandiosen Westen<br />

der USA. Er begleitet Sie auf drei exklusiven<br />

Motorradtouren durch drei verschiedene<br />

Regionen. Die Auswahl für Ihren Bike-Urlaub:<br />

Kalifornien mit Las Vegas und Highway No. 1<br />

entlang der kalifornischen Küste; New Mexico<br />

Trail – Hohe Berge mit Schnee, eine Wüste<br />

aus Gips und Santa Fe, die älteste Hauptstadt<br />

der USA; Canyon Run – der Grand Canyon,<br />

Antelope Canyon und das Monument Valley<br />

gehören zu den schönsten und wildesten<br />

Landschaften Nordamerikas.<br />

CALIFORNIA TRIP<br />

Las Vegas, Death Valley,<br />

Joshua Tree-Nationalpark, Highway No.1<br />

02.05.2015 – 15.05.2015<br />

14 Tage pro Person<br />

Fahrer: ab 7.990 EUR<br />

Sozius: ab 2.490 EUR<br />

NEW MEXICO TRAIL<br />

White Sands National Monument,<br />

Santa Fe, Indianerdorf Taos Pueblo,<br />

Westernstadt Durango<br />

29.08.2015 – 10.09.2015<br />

13 Tage pro Person<br />

Fahrer: ab 7.690 EUR<br />

Sozius: ab 2.390 EUR<br />

CANYON RUN<br />

Grand Canyon, Las Vegas, Monument<br />

Valley, Antelope Canyon, Route 66<br />

03.10.2015 – 15.10.2015<br />

13 Tage pro Person<br />

Fahrer: ab 7.890 EUR<br />

Sozius: ab 2.490 EUR<br />

Mehr Informationen zu diesen und weiteren Reisen finden Sie unter www.welt.de/weltreisen<br />

Buchung und Beratung: Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr, Sa., 28.02. und So., 01.03. 10 – 13 Uhr Telefon: 030/2017 2170 E-Mail: weltreisen@welt.de<br />

Reiseveranstalter: Windrose Finest Travel GmbH, Fasanenstraße 33, 10719 Berlin<br />

*für WELT-Abonnenten und WELT am Sonntag-Bezieher per Sonntagshändler


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

REISEN 77<br />

Glattes, rotbraun<br />

glänzendes Haar<br />

fällt auf ihre Schultern.<br />

Unter Ponyfransen<br />

schauen<br />

dunkle, große Augen<br />

den Gast freundlich<br />

an. Während die junge Frau erklärt, dass<br />

man im „Henn na Hotel“ keinen Zimmerschlüssel<br />

braucht, sondern durch<br />

Gesichtserkennung die Tür öffnen kann,<br />

umspielt ein sanftes Lächeln ihre Lippen.<br />

Wer jetzt der Versuchung erläge,<br />

mit der Rezeptionistin zu schäkern, würde<br />

recht bald enttäuscht. Sämtliche<br />

Flirtversuche prallen an ihr ab, genauso<br />

wie Beleidigungen oder Wutausbrüche.<br />

Egal, was man zu ihr sagt, was man ihr<br />

an den Kopf schmeißt: Sie bleibt ruhig,<br />

VON SONJA BLASCHKE<br />

sie regt sich nicht auf. Nie. Denn in ihrem<br />

Körper fließt kein Blut. Unter der<br />

fleischfarbenen Oberfläche verlaufen<br />

Drähte und Kabel. Ihre Mimik und Gestik<br />

steuert ein Computer, ebenso ihr<br />

Sprachzentrum. Während Rezeptionisten<br />

aus Fleisch und Blut jahrelang büffeln<br />

müssen, um ihre Gäste auf Japanisch,<br />

Chinesisch, Koreanisch und Englisch<br />

begrüßen zu können, braucht sie<br />

dafür lediglich die richtige Software.<br />

Die Rezeptionistin ist ein Roboter, genauer:<br />

ein „Actroid“, der sich laut Herstellerfirma<br />

Kokoro ziemlich menschlich<br />

verhält. Die künstliche Dame heißt laut<br />

Namensschild Frau Iwazume. Sie und ihre<br />

zwei Kolleginnen, jeweils 80 Kilogramm<br />

schwer, werden bald Gäste im<br />

ersten Roboterhotel der Welt begrüßen.<br />

Es eröffnet am 17. Juli in der Präfektur<br />

Nagasaki auf Japans südlicher Hauptinsel<br />

Kuyshu, auf dem Gelände des Huis<br />

Ten Bosch, einem Vergnügungspark. Der<br />

ist nach dem Vorbild der Niederlande<br />

modelliert und zog im vergangenen Jahr<br />

fast 2,8 Millionen Touristen an, knapp<br />

zehn Prozent davon aus dem Ausland.<br />

Mit dem Roboterhotel hat der Themenpark<br />

eine neue Attraktion, die perfekt<br />

zum Image von Japan als Technologienation<br />

passt. Schließlich ist Japan der<br />

Geburtsort von „Aibo“, dem Roboterhund<br />

von Sony, und „Asimo“ von Honda,<br />

einem 1,20 Meter kleinen Roboter,<br />

der aussieht wie eine Lego-Figur. Mit<br />

den Hotelrobotern weist Japan aber<br />

HUIS TEN BOSCH (2)<br />

auch einen Schritt in die Zukunft: Funktionieren<br />

die Maschinenmenschen wie<br />

geplant und werden sie von den Gästen<br />

akzeptiert, könnten sie die Hotellerie revolutionieren<br />

– und Menschen aus einem<br />

Servicebereich zurückdrängen, in<br />

dem sie bisher unverzichtbar waren.<br />

Denn die Roboter-Damen mit den<br />

asiatischen Gesichtszügen sind erst der<br />

Anfang. Im „Henn na Hotel“ sind noch<br />

weitere motorisierte Hoteldiener geplant.<br />

Wer zum Beispiel ankommt, bevor<br />

das Zimmer für den nächsten Gast vorbereitet<br />

ist, kann seinen Koffer zwischenzeitlich<br />

in die Obhut eines Roboterwesens<br />

geben. Den Job des Portiers<br />

übernimmt ebenfalls ein Roboter – er<br />

schleppt ohne Ächzen und Murren das<br />

Gepäck aufs Zimmer. Der Vorteil für den<br />

Gast: Gedanken darüber, ob und wie viel<br />

Trinkgeld für diese Dienstleistung angemessen<br />

wäre, kann er sich sparen.<br />

Urlaub beim<br />

Roboter<br />

In Japan eröffnet im Sommer das erste<br />

Roboterhotel der Welt. Wer dort eincheckt,<br />

wird von elektronischen Kunstwesen<br />

bedient, die wie Menschen aussehen und<br />

Small Talk führen können – in vier Sprachen<br />

Maschine mit menschlichem Antlitz: Roboter in Gestalt junger Asiatinnen<br />

(l.) sollen im „Henn na Hotel“ in Nagasaki an der Rezeption Gäste<br />

empfangen. In der Lobby sind weitere Roboter als Blickfang geplant (o.)<br />

Sparen ist ohnehin ein Teil des Konzepts.<br />

Während die anderen drei Hotels<br />

auf dem Gelände des Parks mit Namen<br />

wie „Europa Hotel“ und „Amsterdam<br />

Hotel“ eher eine ältere Kundschaft mit<br />

gut gefülltem Portemonnaie im Auge haben,<br />

zielt das „Henn na Hotel“ vor allem<br />

auf Durchschnittsverdiener und jüngere<br />

Kunden, namentlich junge Paare und Familien.<br />

Entsprechend ist das Design der<br />

Zimmer angelegt: hell, schlicht und klar,<br />

von skandinavischer Anmutung, die viele<br />

junge Japaner sehr schätzen. In manchen<br />

Zimmern steht die Badewanne direkt neben<br />

dem Bett hinter einer durchsichtigen<br />

Glaswand. Die Licht- und Energiesteuerung<br />

funktioniert über einen Tablet-PC.<br />

Die Preise sind vergleichsweise günstig:<br />

7000 Yen (umgerechnet rund 51 Euro)<br />

soll das kleinste Einzelzimmer kosten,<br />

9000 Yen sind für das kleinste Doppelzimmer<br />

zu bezahlen. Wer Frühstück<br />

will, legt 2000 Yen drauf. Wenn sich die<br />

Zimmer zur Hauptsaison stark füllen,<br />

dann sollen die Gäste per Auktion selbst<br />

bestimmen können, wie viel sie bezahlen.<br />

Das Mindestgebot liegt gerade mal<br />

bei 1000 Yen (7,41 Euro), der Maximalpreis<br />

für das Einzelzimmer bei 14.000<br />

Yen (102 Euro).<br />

Damit sich das Projekt trotz der günstigen<br />

Übernachtungspreise lohnt, haben<br />

namhafte japanische Architekten sowie<br />

die Universität Tokio gemeinsam Konzepte<br />

entwickelt, die den Energieverbrauch<br />

niedrig halten sollen, etwa durch<br />

den Einsatz von LED-Lampen. Den<br />

Strom für den Betrieb liefert eine Solaranlage.<br />

Hinzu kommt, dass dank der Roboter,<br />

die zum Beispiel die Hotelflure<br />

putzen oder im Service aushelfen, weniger<br />

menschliches Personal nötig ist als<br />

normalerweise in einem Hotel dieser<br />

Größenordnung. Das soll zwischen einem<br />

Drittel und der Hälfte der Kosten<br />

im Vergleich zu einem regulären Übernachtungsbetrieb<br />

sparen. Nebenbei<br />

könnte die Idee helfen, in der überalternden<br />

und schrumpfenden japanischen<br />

Gesellschaft in absehbarer Zeit<br />

den befürchteten Mangel an Arbeitskräften<br />

auszugleichen.<br />

Hideo Sawada, Präsident der Betreiberfirma,<br />

die zu dem großen japanischen Reiseveranstalter<br />

H.I.S. gehört, kündigte an,<br />

in Zukunft sogar bis zu 90 Prozent der anfallenden<br />

Arbeiten im Hotel von Robotern<br />

erledigen zu lassen. „Wir werden das effizienteste<br />

Hotel der Welt eröffnen“, sagte<br />

er auf einer Pressekonferenz. Schon der<br />

Name spiegele wider, dass das Hotel auf<br />

Veränderung und Innovation setze. In der<br />

Tat: „Hen“ kann auf Japanisch „seltsam“<br />

heißen, ist aber auch Teil des japanischen<br />

Wortes für Veränderung.<br />

Wer sich vor so viel Veränderung doch<br />

ein wenig gruselt und nicht nur mit Robotern<br />

zu tun haben will, dem sei zur<br />

Beruhigung gesagt: Es wird auch einige<br />

menschliche Mitarbeiter geben, die die<br />

Wünsche der Gäste im „Henn na Hotel“<br />

erfüllen, die in zunächst 72 Zimmern im<br />

ersten Bauabschnitt des Hauses wohnen<br />

werden. Anfang 2016 soll der zweite Bau<br />

eröffnet werden. Reservierungen sind<br />

bereits jetzt online (https://ssl.huistenbosch.co.jp/hnh/)<br />

möglich, allerdings<br />

bisher nur auf Japanisch. Ob die Anfragen<br />

von Robotern oder Menschen bearbeitet<br />

werden, ist nicht bekannt.<br />

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78 REISEN<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

HORRMANNS<br />

HOTELTEST<br />

VON HEINZ HORRMANN<br />

5-Uhr-Tee mit<br />

dem Hochadel<br />

Das Hotel Das Londoner „Savoy“,<br />

das heute von der Fairmont-Hotelgruppe<br />

betrieben wird, ist eines<br />

der traditionsreichsten und ältesten<br />

Grandhotels der Welt. 1889<br />

wurde der edle Wohnpalast als<br />

Gästehaus der Oper eingeweiht. Im<br />

Handumdrehen avancierte das<br />

Domizil zur Lieblingsherberge der<br />

Könige und Regenten, die London<br />

besuchten. Ein Anruf aus der damaligen<br />

Zeit ist verbrieft: Ich<br />

möchte „His Royal Highness“ sprechen.<br />

Rückfrage der Telefonistin:<br />

Wen genau? Wir haben zur Zeit<br />

sieben Königliche Hoheiten zu<br />

Gast im Haus.<br />

Obwohl das Hotel immer wieder<br />

ein wenig aufgefrischt wurde, musste<br />

es 2008 für eine Komplettrenovierung<br />

und Grunderneuerung<br />

geschlossen werden. 2010 wurde es<br />

wiedereröffnet – und war sofort<br />

erneut Treffpunkt des Adels. Ich<br />

hatte das Glück, zu einem kleinen<br />

Kreis von 40 Hotel-Begeisterten zu<br />

gehören, die von Englands Kronprinz<br />

Charles und vom Fairmont-<br />

Besitzer Prinz Al-Walid von Saudi-<br />

Arabien zur Eröffnungsparty geladen<br />

wurden. Dabei konnte ich mich<br />

davon überzeugen, dass die Hotellegende<br />

in ihrer besonderen Gestaltung<br />

erhalten geblieben war, aber in<br />

neuem Glanz erstrahlte.<br />

Zimmer und Suiten Die 195 Zimmer<br />

und 73 Suiten sind sehr konservativ<br />

und geschmackvoll eingerichtet,<br />

variieren aber stark in der Größe.<br />

Auch die Betten sind mit 1,60 Meter<br />

Breite eindeutig zu klein und die<br />

Fenster nicht schallisoliert, sodass<br />

Baustellenlärm nerven kann. Ganz<br />

exzellent sind die Suiten mit Blick<br />

auf die Themse. Sehr positiv ist die<br />

Gesamtausstattung: Mascioni-Bettwäsche,<br />

geräuschlose Klimaanlage,<br />

Internet, teilweise haben die Zimmer<br />

und Suiten offene Kamine und<br />

Marmor-Fußböden. Die Zimmerraten<br />

beginnen bei 350 Pfund (475<br />

Euro).<br />

Essen und Trinken „Savoy“-Gäste<br />

können im Haus gleich mehrere der<br />

besten Restaurants Londons genießen,<br />

so „Kaspar’s Seafood Bar &<br />

Grill“ oder „Gordon Ramsay’s Savoy<br />

Grill“. Im „Simpson’s-In-the-<br />

Strand“ wird vom Frühstück bis zum<br />

Dinner ausschließlich britische<br />

Küche serviert – wer’s mag. Im<br />

„Thames Foyer“, dem idealen Ort<br />

zum Ausruhen und Entspannen, gibt<br />

es im ungezwungenen Rahmen<br />

Frühstück, Kaffee, Afternoon Tea<br />

und leichte Snacks am Abend.<br />

Londons Klassiker: Lobby des 1889<br />

eröffneten Hotels „Savoy“<br />

Der Service Der Service holperte<br />

am Anfang, hat sich aber jetzt eingependelt.<br />

Das gilt auch für den 24-<br />

Stunden-Room-Service. Sehr gut<br />

werden die Gäste im Beauty- und<br />

Fitness-Center bedient. Das Business-Center<br />

ist rund um die Uhr<br />

verfügbar, stets ist Hilfe da, wenn<br />

der Business-Reisende sie braucht.<br />

Das Urteil Location, location – der<br />

Standort eines Hotels, so hatte es<br />

Conrad Hilton immer gepredigt, sei<br />

das Wichtigste für ein Hotel. Und<br />

die Location ist beim „Savoy“ erstklassig.<br />

Auch die guten Restaurants<br />

wiegen so schwer, dass man über<br />

kleine Schwächen in den Zimmern<br />

hinwegsieht. In der Summe aller<br />

Bewertungen sind das fünf ehrliche<br />

Sterne.<br />

Der Autor verabschiedet sich in den<br />

wohlverdienten Urlaub. Die nächste<br />

Hotelkolumne von Heinz Horrmann<br />

lesen Sie wieder Anfang Mai.<br />

PH/RT/SAN<br />

Nationale Unterschiede: Russen in Thailand knipsen gern Elefanten, aber hassen Elefantensafaris. Chinesen reiten lieber auf den Tieren – und lassen sich dann fotografieren<br />

Nationenkunde am Strand<br />

Was tut Schriftsteller Wladimir Kaminer,<br />

wenn er in Thailand urlaubt? Er beobachtet<br />

andere – und stellt fest: Westeuropäer<br />

haben die meisten Tattoos, Russen meckern<br />

gern, Chinesen üben schwimmen – und<br />

Kanadier bevorzugen Ganzkörpermassagen<br />

Schmerbäuche über knapp sitzenden Badehosen: So rennt der typische ältliche<br />

Westeuropäer an Phukets Stränden herum. Da hilft auch Bauch einziehen wenig<br />

Busen-Drink: Den roten Cocktail im<br />

Glas, geformt als Pin-up-Girl, probierte<br />

Wladimir Kaminer in Phuket<br />

chen sie Seerobben-Urlaub, das heißt,<br />

sie liegen einfach in der Sonne und<br />

schauen in den Himmel. Reden höchstens<br />

ein wenig über die Politik. Jahrelang<br />

war Politik in Russland kein Thema. Nun<br />

sprechen sie wieder gerne darüber, dass<br />

es so, wie es ist, nicht länger bleiben<br />

kann. Doch in Demonstrationen oder<br />

oppositionellen politischen Bewegungen<br />

sehen sie keinen Sinn, seit Urzeiten wurde<br />

jeder Mensch in Russland, der politische<br />

Überzeugungen besaß, verdächtigt,<br />

entweder korrupt oder ein Idiot zu sein<br />

– und bis jetzt hatten die Russen mit ihren<br />

Vermutungen auch immer recht.<br />

Das Einzige, was dem Land helfen<br />

könnte, aus der Sackgasse zu kommen,<br />

wäre eine Revolution, doch auf die Revolution<br />

haben die Russen erst recht<br />

keine Lust, sie haben schon einige durch<br />

und wissen, dass jede Revolution die Lebenserwartung<br />

der Bevölkerung rapide<br />

senkt. Also machen sie die Seerobbe und<br />

warten ab.<br />

Die Chinesen zeigen mehr Neugier.<br />

Sie haben ihre Reisefreiheit zeitgleich<br />

mit den Russen bekommen, vielleicht<br />

sogar etwas später und werden nie müde,<br />

sich zu amüsieren. Die Chinesen haben<br />

anders als die Russen keine Angst,<br />

auf Elefanten zu reiten. Kaum sehen sie<br />

einen, springen sie ihm sofort auf den<br />

Rücken, während die Russen nur Elefantenfotos<br />

schießen. Ältere Chinesen, mit<br />

ausgebleichten blauen Mao-Tattoos auf<br />

den Schultern, lernen fleißig im flachen<br />

Wasser schwimmen. Diese Bucht ist wie<br />

für die Chinesen gemacht, man muss eine<br />

halbe Stunde bis ins offene Meer laufen,<br />

und die Badehose bleibt trocken,<br />

das Wasser reicht einem höchstens bis<br />

zum Knie.<br />

An manchen Stellen ganz weit am Horizont<br />

sieht man Menschen, die wie Jesus<br />

übers Wasser laufen – ohne nass zu<br />

werden. Oder sind sie bloß auf eine<br />

Sandbank gestoßen? Abends, wenn es<br />

dunkel wird, trainieren die Chinesen im<br />

Swimmingpool weiter. Dort ziehen sie<br />

eine Rettungsweste an, den Rettungsring<br />

oben drauf, Rettungsschuhe und Rettungsmütze<br />

für alle Fälle. Trotzdem<br />

schaffen es einige, auch in dieser sicheren<br />

Aufmachung unterzugehen. Vielleicht<br />

war Schwimmen früher in China<br />

verboten, die kommunistische Diktatur<br />

hatte Angst, ihr würden alle Kommunisten<br />

und Komsomolzen davonschwim-<br />

Andamanensee<br />

Phuket<br />

Golf<br />

von Thailand<br />

THAILAND<br />

Krabi<br />

100 km<br />

Ko Samui<br />

ASIEN<br />

Auf Phuket denkst du,<br />

der Turm zu Babel<br />

wäre direkt auf den<br />

Strand gefallen. Völker<br />

aus der ganzen<br />

Welt laufen verloren<br />

im thailändischen<br />

Sand. Die Insel ist klein, die Bucht noch<br />

kleiner, wir sitzen Schulter an Schulter<br />

und starren an den Horizont. Die Kanadier<br />

neben uns essen eine Ananas nach<br />

der anderen, cremen einander den Rücken<br />

ein und beschweren sich, in Kanada<br />

sei der Winter dieses Jahr besonders<br />

hart ausgefallen, das Wetter spiele verrückt,<br />

plötzlich habe das Thermometer<br />

minus 25 Grad gezeigt. In aller Eile sind<br />

sie nach Thailand geflüchtet.<br />

Die Russen beschweren sich, sie bekämen<br />

immer die schlechtesten Zimmer<br />

in den Hotels, bei einem gab es Kakerlaken<br />

im Bad, beim anderen kam sogar eine<br />

kleine grüne Schlange aus dem<br />

Nachtschrank. Sie fühlen sich nirgends<br />

herzlich willkommen, nicht einmal von<br />

der Natur. Vor Kurzem meldete ein großer<br />

russischer Reiseveranstalter Konkurs<br />

an und wollte seine ausländischen<br />

Partner nicht mehr bezahlen. Tausende<br />

russische Touristen blieben infolgedessen<br />

im Ausland sitzen und hauten dann<br />

schnell auf eigene Faust ab – ohne vor<br />

Ort ihre Rechnungen beglichen zu haben.<br />

Darunter leiden jetzt alle russischen<br />

Touristen, denn ihre Gastgeber<br />

verlangen neuerdings Garantien. Sie<br />

vermuten, die Russen würden erneut<br />

abreisen, ohne zu zahlen.<br />

Deswegen können sich die Russen,<br />

wo immer sie sind, noch immer nicht<br />

richtig entspannen. Es klappt einfach<br />

nicht. Obwohl sie bereits vor 20 Jahren<br />

angefangen haben, sich in der Sonne<br />

Ägyptens und der Türkei zu entspannen.<br />

Heute ist Thailand das gelobte Land.<br />

Die Russen brauchen für Thailand kein<br />

Visum, viele russische Fluggesellschaften<br />

fliegen direkt hierher, preiswerter<br />

als in Russland ist das Land allemal.<br />

Trotzdem bleiben sie steif. Sie sind mit<br />

keiner Attraktion zu beeindrucken. Sie<br />

fahren kein Wasserski, die einheimischen<br />

Schnellboote sind ihnen nicht<br />

schnell genug. „Ach was, das ist doch<br />

Schnee von gestern“, sagen die Russen,<br />

obwohl es in Thailand nie Schnee gegeben<br />

hat. Elefantensafaris und Ballonflüge<br />

lassen sie auch kalt. Am liebsten ma-<br />

men. Jetzt holen die Ex-Kommunisten<br />

ihren Schwimmunterricht nach.<br />

Die Koreaner haben dieses Problem<br />

nicht. Sie schwimmen wie Fische, sind<br />

laut und essen gerne und viel. Auch<br />

kaufen sie bei jedem Strandverkäufer<br />

ein, Konsum macht ihnen großen Spaß.<br />

Die wenigen Westeuropäer am thailändischen<br />

Strand, die Deutschen und die<br />

Franzosen, haben mehr Tattoos als die<br />

Asiaten. An ihren Schultern und Rücken<br />

sind fernöstliche Schriftzeichen zu sehen,<br />

über die die Asiaten gerne lachen.<br />

Die Europäer sitzen abends bei Kerzenlicht<br />

direkt am Wasser, sie lieben gegrillte<br />

Krabben und Romantik. Extra für sie<br />

haben die Einheimischen Tische aus den<br />

Restaurants fast bis ans Wasser getragen<br />

und das schwierige ausländische Wort<br />

„Barbe-kju“ gelernt.<br />

Die Thailänder bleiben cool. Ihren Gesichtern<br />

ist nicht zu entnehmen, was sie<br />

mögen und was sie denken. Mit gleichgültiger<br />

Freundlichkeit massieren sie jeden<br />

direkt am Strand, mal zärtlich und<br />

mal hart, je nach Wunsch. Die Kanadier<br />

bestehen auf Ganzkörpermassage, die<br />

Chinesen mögen es mit Öl, die Russen<br />

fragen nach „very deep“, was im hiesigen<br />

Jargon eine besonders feste Massage bedeutet,<br />

weil die Russen bei einer herkömmlichen<br />

Massage fast nichts spüren.<br />

Ich las am Strand das Buch eines französischen<br />

Indianerforschers, der behauptete,<br />

es gäbe gar keine Exotik, nur<br />

eine Verlangsamung der Entwicklung.<br />

Alle Völker gehen den gleichen Weg, und<br />

wenn das eine Volk in Anzügen und das<br />

andere in Straußenfedern herumlaufe,<br />

heiße das nichts anderes, als das das eine<br />

Volk reif für den Anzug, das andere dagegen<br />

noch unterwegs zum Anzug sei. Dieser<br />

Glaube, den man auch von der Politik<br />

der Amerikaner kennt, die stets versuchen,<br />

ihre Sicht anderen Ländern aufzudrängen,<br />

als wären alle anderen Länder<br />

bloß Teile Amerikas, die auf dem<br />

Weg des Fortschritts zurückgeblieben<br />

sind, dieses Denkmuster schien mir angesichts<br />

meiner Strandbeobachtungen<br />

nicht ganz korrekt. Sicher haben wir alle<br />

den gleichen Ursprung und gehen dem<br />

gleichen Ende entgegen. Doch jedes<br />

Land und jedes Volk, ach was, jeder<br />

Mensch geht seinen eigenen, nur für ihn<br />

bestimmten Pfad – und verdient dementsprechend<br />

(auch ohne Anzug) in<br />

Thailand eine ganz persönliche Massage.<br />

CORBIS; GETTY IMAGES; WLADIMIR KAMINER


Reisen Spezial Kreuzfahrt<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 79<br />

Exklusiv für diese Zeitung<br />

skizzierte Partner Ship Design<br />

die neue „Aida Prima“<br />

Volle<br />

Fahrt<br />

Neue Entwürfe, frische Designideen und<br />

abenteuerliche Touren: Kreuzfahrten faszinieren<br />

jedes Jahr Millionen Menschen in aller Welt.<br />

Wir präsentieren die wichtigsten Trends<br />

PARTNER SHIP DESIGN


80 REISEN SPEZIAL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

MIKKA<br />

MEINT<br />

VON MIKKA BENDER<br />

Hier putzt der<br />

Gast selbst<br />

Völlig klar, wer bis heute noch<br />

keine Kreuzfahrt gemacht<br />

hat, ist nun wirklich von<br />

gestern. Aber seien wir mal ehrlich.<br />

Früher sind wir doch nicht mehr<br />

nach Mallorca geflogen, weil die<br />

eigene Putzfrau einem da die Liege<br />

blockierte. Ja und jetzt? Lustwandeln<br />

Sie lustig über die Corniche in<br />

Dubai – und zack, steht da wieder<br />

Ihre Putzfrau, vielleicht mittlerweile<br />

mit Rollator, aber trotzdem: Sie<br />

steht da oder sitzt da. Kreuzfahrten<br />

sind wie Aldi. Schön billig, praktisch,<br />

übersichtlich. Daran ändern auch die<br />

kreativsten Themenreisen nichts.<br />

Als ob Sie auf einer Helene-Fischer-<br />

Kreuzfahrt oder einer SM-Bodensee-<br />

Tour mit der „MS Schwaben“, einer<br />

Swinger-Cruise oder einem Golf-<br />

Törn nicht auch jederzeit Ihre „Perle“<br />

treffen könnten. So einfach lassen<br />

sich Putzhilfen nicht abschütteln.<br />

Das ginge nur mit einer „do it<br />

yourself“-Kreuzfahrt.<br />

Da besteht die Crew nicht aus 790<br />

Malaien, Singhalesen und Filipinos,<br />

sondern lediglich aus einem russischen<br />

Kapitän und einer amerikanischen<br />

Krankenschwester. In jeder<br />

Kabine gibt’s statt Föhn, Bademantel<br />

und Flat Screen Mikrowelle, Staubsauger<br />

und Bügelbrett. Jeder Gast<br />

bringt sein Essen mit, und dann<br />

kann es losgehen, Richtung Karibik,<br />

Kreta oder Korea. An Seetagen wird<br />

nicht auf dem Sonnendeck herumgelungert,<br />

sondern Kabine geputzt,<br />

inklusive Fenster. Wohl dem, der<br />

eine Innenkabine gebucht hat. Zum<br />

Captains Dinner bringt jeder mit,<br />

was er in der „Mikro“ gezaubert hat,<br />

und der Kapitän spendiert für alle<br />

Wodka. Jeden Morgen überprüft er<br />

die Sauberkeit in den Kabinen, so<br />

lange steht die Krankenschwester<br />

auf der Brücke.<br />

An Ausflugstagen muss jeder<br />

Gast seinen Krempel mit von Bord<br />

nehmen, damit die Einheimischen<br />

auch mal in den Genuss kommen,<br />

so ein schönes Schiff von innen zu<br />

erleben. Ausflüge finden überwiegend<br />

in Eigeninitiative im Hafengelände<br />

statt, weil ja alle örtlichen<br />

Bus-, Taxifahrer und Reiseleiter<br />

den Tag an Bord verbringen und<br />

man den eigenen Trolley an der<br />

Hacke hat. Nach Beendigung jedes<br />

Landgangs muss das gesamte Schiff<br />

wieder auf Vordermann gebracht<br />

werden. Das dauert oftmals die<br />

ganze Nacht, besonders auf Touren<br />

in der Karibik, da die Inselbewohner<br />

bei ihren Gelagen an Bord das<br />

Schiffsinnere erfahrungsgemäß<br />

einer extremen Belastungsprobe<br />

unterziehen.<br />

Bei schwerem Seegang müssen<br />

alle in ihren Betten bleiben, da der<br />

Kapitän nicht an die Krankenschwester<br />

übergeben kann, sondern<br />

auf der Brücke ausharren muss. Das<br />

mag sich alles etwas freudlos anhören.<br />

Aber keine Sorge: Sie werden<br />

auf solch einer Schiffstour keine<br />

Sekunde Langeweile haben und nie<br />

über das Essen meckern müssen. Sie<br />

werden es genießen, sich ihren eigenen<br />

Schwan aus Handtüchern als<br />

Bettdekoration zu bauen, Sie werden<br />

nicht ständig nach bunten Cocktails<br />

aus dem Mund riechen und Sie können<br />

sich endlich mal bei den Einheimischen<br />

revanchieren.<br />

Klar, Sie werden nicht braun, aber<br />

dafür werden Sie auch nicht dick.<br />

Und Sie müssen auch keinen dämlichen<br />

Klubtanz tanzen oder einen<br />

Michael-Jackson-Verschnitt auf der<br />

Bühne beklatschen oder Themenbüfetts<br />

begaffen. Ja, und Sie können<br />

todsicher sein, dass Ihnen definitiv<br />

nicht Ihre Putzfrau über den Weg<br />

läuft. Warum ich das behaupte? Weil<br />

ich mal Fensterputzer war und weiß,<br />

wie Reinigungskräfte ticken.<br />

REISEN SPEZIAL<br />

IMPRESSUM<br />

Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />

Redaktion: Michael Hegenauer<br />

(Managing Editor),<br />

Sönke Krüger (Ressortleiter)<br />

Layout: Daniela Seidler<br />

Anzeigen: Stephan Madel<br />

Vermarktung: Lars Golde<br />

(lars.golde@axelspringer.de)<br />

„Eigene Träume<br />

zählen nicht“<br />

Showtime: Entwurf<br />

des Theatersaals<br />

für die<br />

„Aida Vita“<br />

S<br />

Sie kennen offenbar das Geheimnis eines<br />

gelungenen Schiffs. Jedenfalls gibt es<br />

kein anderes Designbüro, das bei deutschen<br />

Reedern derart gefragt ist wie<br />

Partner Ship Design. Das 1991 in Hamburg<br />

gegründete Büro ist mit seinen 31<br />

festangestellten Mitarbeitern auf die<br />

Entwicklung und Gestaltung von Kreuzfahrtschiffen<br />

spezialisiert und seither an<br />

vielen Neubauten und Umwandlungen<br />

beteiligt. Unter anderen für die Reedereien<br />

Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, Aida<br />

Cruises, Deilmann, Sea Cloud, Carnival<br />

Cruise Lines, Costa und P&O.<br />

VON ANGELIKA BUCERIUS<br />

WELT AM SONNTAG: Herr Schindler,<br />

Herr Bunge, Sie haben als Designer<br />

in den letzten Jahren so unterschiedliche<br />

Kreuzfahrtschiffe wie die<br />

Luxusschiffe „Europa“ und „Europa<br />

2“, den Großsegler „Sea Cloud II“,<br />

die „Deutschland“, Flusskreuzfahrtschiffe<br />

und auch die Kussmund-Flotte<br />

von Aida gestaltet. Wie unterscheiden<br />

sich die Anforderungen an ein<br />

schwimmendes Hotel gegenüber denen<br />

eines Hotels an Land?<br />

KAI BUNGE: Zunächst ist ein Kreuzfahrtschiff<br />

heute mehr als ein schwimmendes<br />

Hotel. Es ist eher eine schwimmende<br />

Kleinstadt mit einer breiten Palette<br />

an unterschiedlichen Restaurants,<br />

Bars, Lounges, Theatern und Diskotheken,<br />

Spas und vielen anderen Freizeitangeboten.<br />

All diese Angebote an Bord<br />

unterliegen den besonderen Platzverhältnissen<br />

sowie den technischen und<br />

gewichtsmäßigen Restriktionen.<br />

Welche Farben und Formen sind derzeit<br />

modern auf Passagierschiffen?<br />

BUNGE: Farben und Materialauswahl<br />

sollten sich nicht an Moden orientieren,<br />

da die Schiffe ein sehr breites Publikum<br />

ansprechen sollen und eine lange Lebenszeit<br />

haben. Wir entwerfen für unsere<br />

Kunden daher auf sie individuell abgestimmte<br />

maritime Farb- und Materialkompositionen.<br />

Ob „Europa 2“<br />

oder „Aida Prima“<br />

– auf die Ideen<br />

der Schiffsdesigner<br />

Kai Bunge und<br />

Siegfried Schindler<br />

vertrauen deutsche<br />

Reeder am<br />

liebsten: Ein<br />

Gespräch über<br />

runde Ecken,<br />

maritime Farben<br />

und das Schiff<br />

der Zukunft<br />

SIEGFRIED<br />

SCHINDLER<br />

INNENARCHITEKT<br />

Schindler, Jahrgang<br />

1950, absolvierte<br />

nach<br />

der Schule eine<br />

Schreinerlehre<br />

und studierte<br />

Innenarchitektur.<br />

Er begann<br />

seine Karriere als Möbeldesigner<br />

und kam 1977 zum ersten Mal mit<br />

dem Passagierschiffbau in Berührung.<br />

1991 gründete er mit Kai<br />

Bunge das Unternehmen Partner<br />

Ship Design.<br />

Was wird von Kreuzfahrern als maritimes<br />

Ambiente wahrgenommen?<br />

BUNGE: In den Anfängen der Passagierschifffahrt<br />

waren Teak und Mahagoni typische<br />

Materialien, die sich aufgrund ihrer<br />

Eigenschaften für den Einsatz an<br />

Bord besonders gut eigneten. Zusammen<br />

mit den Farben des Meeres: Blau, Türkis<br />

und Weiß werden diese Elemente noch<br />

heute als typisch maritim erkannt.<br />

Wie vermittelt man durch Design<br />

maritimes Ambiente?<br />

SIEGFRIED SCHINDLER: Maritimes<br />

Ambiente entsteht im Allgemeinen<br />

nicht durch den Einsatz von vordergründig<br />

dekorativen Elementen. Das<br />

wäre nur für einzelne, entsprechend<br />

thematisierte Räume ein probates Mittel.<br />

Vielmehr setzen wir heute natürliche<br />

Materialien, wie zum Beispiel Holz<br />

in Hochglanz lackierter oder ausgewaschener<br />

Oberfläche, natürliche Webstoffe,<br />

Strukturen wie Lamellen und<br />

Profilierungen, unterstützt durch<br />

blaue, türkis- oder sandfarbene Töne<br />

ein, um ein modernes sonniges, maritimes<br />

Urlaubs-Ambiente zu schaffen.<br />

BUNGE: Unser Ziel ist es, die Schiffe<br />

möglichst so zu öffnen, um bestmögliche<br />

Sicht auf die umgebende Natur, insbesondere<br />

das Meer, zu schaffen.<br />

Wie stark beeinflussen Sicherheitsaspekte<br />

das Design?<br />

SCHINDLER: Sicherheit ist das wichtigste<br />

Kriterium. Schon bei der Konzeption<br />

werden die Grundlagen für ein sicheres<br />

Schiff geschaffen. Die Einteilung<br />

in Feuerzonen und wasserdichte Abteilungen<br />

ist dabei der erste Schritt.<br />

Fluchtwege und die Anordnung der<br />

Rettungsboote der zweite, Materialauswahl<br />

der dritte. Diese Liste lässt sich<br />

beliebig erweitern, würde hier aber sicherlich<br />

zu weit führen. Die Grundlage<br />

bilden die Vorschriften der IMO, der<br />

International Maritime Organisation,<br />

die international verbindlich sind. Häufig<br />

werden diese durch interne Regelungen<br />

der Reedereien sogar noch<br />

strenger ausgelegt.<br />

BUNGE: Aber es gibt auch im Kleinen<br />

Sicherheitsaspekte. Beispielsweise achten<br />

wir darauf, durch abgerundete Ecken<br />

an Möbeln und Einbauten die Verletzungsgefahr<br />

zu reduzieren. Schließlich<br />

schwankt ein Schiff typischerweise. Dadurch<br />

erhöht sich das Risiko, durch eine<br />

unbeabsichtigte Bewegung an einen Gegenstand<br />

zu stoßen.<br />

Inwieweit können Sie beim Design<br />

Ihre eigenen gestalterischen Vorlieben<br />

einbringen?<br />

SCHINDLER: Nun, die eigenen Präferenzen<br />

bleiben bei solchen Projekten<br />

privat. Unser Unternehmen gestaltet die<br />

Schiffe nach den Vorgaben der Auftraggeber.<br />

Das übersetzen wir mit unserer<br />

Arbeit in eine Designsprache, die den<br />

Anforderungen der jeweiligen Projektvorgaben<br />

gerecht wird. Persönliche Designwünsche<br />

treten dabei zwangsläufig<br />

in den Hintergrund.<br />

Wie würden Sie denn Ihr eigenes<br />

Traumschiff designen?<br />

SCHINDLER: Es geht nicht darum, die<br />

eigenen Träume, sondern die Vision des<br />

Reeders umzusetzen.<br />

BUNGE: Sollte es wirklich einmal dazu<br />

kommen, wäre mein Traumschiff eine<br />

sportliche, komfortable Segelyacht.<br />

Eines Ihrer aktuellen Projekte ist, der<br />

„Aida Prima“ ihr Aussehen zu geben.<br />

Mit dem Design wird auch immer ein<br />

Image vermittelt. Wie unterscheidet<br />

sich die Aida-Flotte von anderen Anbietern?<br />

SCHINDLER: Die Kreuzfahrt galt früher<br />

eher als Urlaubsform für ein älteres,<br />

häufig wohlsituiertes Publikum. Aida hat<br />

die Kreuzfahrtszene in Deutschland und<br />

auch weltweit mit einem jungen, dynamischen<br />

Ansatz revolutioniert. Zunächst<br />

entwickelte sie die Marke vom Clubschiff,<br />

um auch die jüngere Generation<br />

anzusprechen. Mit der Zeit hat sich die<br />

Marke Aida weiterentwickelt. Heute sind<br />

die Schiffe so gestaltet, dass sie ein Urlaubserlebnis<br />

auf See für alle Generationen<br />

ermöglichen.<br />

Was heißt das konkret auf dem<br />

Schiff? Und wie kann Design dazu<br />

beitragen?<br />

SCHINDLER: Emotionalisierung ist<br />

hier das Stichwort. Wir versuchen, Farben,<br />

Strukturen und Licht in einen Kontext<br />

zu bringen, der alle Altersgruppen<br />

anspricht. Denken Sie an eine in der<br />

Sonne liegende blühende Mai-Wiese –<br />

jeder Mensch fühlt sich in dieser Atmosphäre<br />

wohl.<br />

Welche Rolle spielt die Stromlinienform<br />

beziehungsweise der möglichst<br />

geringe Wasser- und Luftwiderstand<br />

beim Design?<br />

BUNGE: Die Berechnung und Auslegung<br />

der hydrodynamischen Eigenschaften<br />

eines Schiffes obliegen den Ingenieuren<br />

der Werft und den Schiffsbauversuchsanstalten.<br />

Diese spielen für den<br />

möglichst energiearmen Betrieb eine<br />

wichtige Rolle. Für jedes Schiff muss<br />

dies individuell optimiert werden. Auf<br />

der „Aida Prima“ kommt zusätzlich noch<br />

ein „Bubble“-System zum Einsatz, das<br />

das Schiff auf einem Luftpolster energiesparend<br />

durch die Meere gleiten lässt.<br />

SCHINDLER: Betrachtet man speziell<br />

die Stromlinienform des Aufbaus, dann<br />

spielt dies vor allem bei der Auslegung<br />

von Windschutzanlagen und der Führung<br />

von Abgasen und geruchsbelasteter<br />

Abluft, beispielsweise aus den Küchen<br />

und der Wäscherei, eine Rolle.<br />

Ist die neue, auffällig gerade Bugform<br />

der „Prima“ also mehr als optische<br />

Spielerei?<br />

SCHINDLER: Der vertikale Bug hat<br />

Vorteile bei langsameren Fahrtgeschwindigkeiten,<br />

etwa auf kurzen Strecken zwischen<br />

den einzelnen Hafenstopps, das<br />

spart Treibstoff. Der Schiffbauer würde<br />

antworten: „Länge läuft“, und das Schiff<br />

bekommt dadurch außerdem einen besonderen<br />

Charakter.<br />

Aida will mit dem neuen Schiff<br />

Maßstäbe in der Kreuzfahrt setzen.<br />

Ein Aspekt ist die Ökologie. Welche<br />

Neuerungen und Besonderheiten<br />

bringen Sie beim Design ein?<br />

SCHINDLER: Auf jeden Fall wird es<br />

eine Mischung aus Bewährtem und<br />

Neuem. Wie auch schon auf den vorhandenen<br />

Schiffen der Flotte verwenden<br />

wir für die Passagier- und Crewbereiche<br />

natürliche und umweltfreundliche Materialien.<br />

So nehmen wir zum Beispiel<br />

Teppiche einer Firma, die diese zurücknimmt<br />

und recycelt, wenn ein Austausch<br />

der Teppichböden ansteht. Für


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

REISEN SPEZIAL 81<br />

Aida-Skizzen: Das Top-Deck auf der „Prima“<br />

(oben) darunter ein Querschnitt durch die „Diva“<br />

sowie Restauranttische und -stühle für die „Vita“<br />

die Beleuchtung des Schiffes wurde ein<br />

energiesparendes Beleuchtungskonzept<br />

entwickelt.<br />

Welche Materialien können beim<br />

Schiffsbau nicht verwendet werden?<br />

SCHINDLER: Diese Frage ist nicht so<br />

leicht oder gar pauschal zu beantworten,<br />

da die Möglichkeiten und Grenzen<br />

für den Einsatz von Materialien durch<br />

die SOLAS-Vorschriften geregelt werden<br />

(Anm. d. Red.: „Safety of Life at<br />

Sea“, internationales Übereinkommen<br />

von 1974 zum Schutz des menschlichen<br />

Lebens auf See). Dabei geht es vor allem<br />

darum, möglichst wenige leicht entflammbare<br />

Materialien zu verwenden.<br />

Auch Material, das giftige Gase entwickeln<br />

kann, sollte man vermeiden.<br />

BUNGE: Für alle Materialien, die auf<br />

Schiffen zum Einsatz kommen, müssen<br />

entsprechende Zertifikate nachgewiesen<br />

werden. Die Anforderungen der SOLAS<br />

sind hoch und erfordern spezielle Tests.<br />

Leider gibt es keine Übereinstimmung<br />

mit entsprechenden Vorschriften für den<br />

Hochbau. Daher ist die Bandbreite von<br />

Materialien häufig stark eingeschränkt.<br />

Wie gelingt Ihnen die Abstufung der<br />

Kabinenkategorien?<br />

SCHINDLER: Kabinenkategorien unterscheiden<br />

sich in erster Linie durch ihre<br />

Größe, die durch die Reederei festgelegt<br />

wird. Als Innenarchitekten können<br />

wir durch unterschiedliche Materialien<br />

und Farbzusammenstellungen diese Unterschiede<br />

unterstützen oder mildern.<br />

Können Sie das verdeutlichen? Wie<br />

gelingt es Ihnen zum Beispiel, Innenkabinen<br />

so zu gestalten, dass sie<br />

nicht eng und bedrückend, sondern<br />

sicher und zum Wohlfühlen wirken?<br />

SCHINDLER: Für Kabinen ohne natürliche<br />

Belichtung ist die Farb- und Materialauswahl<br />

besonders wichtig. Helle<br />

Töne weiten die Räume. Großflächige<br />

Landschaftsaufnahmen können ebenfalls<br />

zur optischen Erweiterung des<br />

Raumes eingesetzt werden. Dank moderner<br />

Technologie kommen heutzutage<br />

auch schon große Flachbildschirme<br />

zum Einsatz, die die Außenwelt in die<br />

Kabine hineinprojizieren können.<br />

Schiffe werden<br />

immer mehr<br />

zur Destination<br />

Kai Bunge<br />

KAI BUNGE<br />

ARCHITEKT<br />

Bunge, Jahrgang<br />

1958,<br />

wuchs an der<br />

Nordseeküste<br />

auf<br />

und studierte<br />

nach seiner<br />

Schulausbildung Architektur in<br />

Hamburg. Seit 1985 arbeitet er für<br />

Werften und Schiffsbauarchitekten.<br />

Das Credo von Partner Ship<br />

Design: Passagierschiffe müssen<br />

innen wie außen „Lebensqualität<br />

und Sinnlichkeit ausstrahlen“.<br />

Waren Sie selbst schon einmal auf<br />

Kreuzfahrt?<br />

BUNGE: Selbstverständlich! Die Urlaubsform<br />

Kreuzfahrt ist unwiderstehlich.<br />

Besonders durch die zunehmende<br />

Größe der Schiffe wird die Bandbreite<br />

der Angebote an Bord immer größer. Mir<br />

persönlich gefällt es, dass ich meinen<br />

Urlaub dadurch sehr gut auf mich maßschneidern<br />

kann.<br />

SCHINDLER: Schon mehrfach! Es ist<br />

für uns als Innenarchitekten wichtig,<br />

selbst entworfene Schiffe oder die von<br />

Mitbewerbern real zu erleben, um dann<br />

die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen<br />

in neue Projekte einfließen zu lassen.<br />

Wie sieht – aus dem Blickwinkel eines<br />

Designers – das Kreuzfahrtschiff<br />

der Zukunft aus?<br />

SCHINDLER: Derzeit werden die Schiffe<br />

immer größer. Aber ich bin davon<br />

überzeugt, dass diesem Wachstum Grenzen<br />

gesetzt sind. Dazu gehören unter anderem<br />

Wassertiefen, Durchfahrtshöhen<br />

von Brücken und Abmessungen von Hafenanlagen.<br />

Natürlich sind die Grenzen<br />

für die verschiedenen Fahrtgebiete unterschiedlich.<br />

In der Karibik wird es vermutlich<br />

auch in Zukunft größere Schiffe<br />

geben als zum Beispiel im Mittelmeer<br />

und der Ostsee.<br />

BUNGE: Schiffe werden immer mehr<br />

zur Destination, es wird größere Projekte<br />

geben, die man dann schon als Inseln<br />

bezeichnen könnte von denen dann mit<br />

kleineren Schiffen Exkursionen gemacht<br />

werden. Die Entwicklung hin zu großen<br />

Einheiten wird aber auch Nischen für<br />

kleinere Schiffe schaffen, die Individualreisenden<br />

eine größere Vielfalt von Destinationen<br />

bieten können.<br />

SCHINDLER: Neben den traditionellen<br />

Kreuzfahrtmärkten USA, Großbritannien,<br />

Deutschland und Italien werden<br />

sich vor allem in Asien neue, schnell<br />

wachsende Märkte entwickeln, die Schiffe<br />

erfordern, die auf die kulturellen Besonderheiten<br />

der Märkte zugeschnitten<br />

sein müssen, um dort auf Dauer Erfolg<br />

zu haben. Es wird also nicht „das“<br />

Kreuzfahrtschiff der Zukunft geben, sondern<br />

für verschiedene Märkte speziell<br />

zugeschnittene Varianten.<br />

Fast zu viel<br />

Harmonie<br />

Kreuzfahrt ist sexy“, sagt Karl J.<br />

Pojer. Er muss das nicht sagen.<br />

Doch Pojer, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung von Hapag-<br />

Lloyd Kreuzfahrten, ist sich sicher:<br />

„Deutschland wird die zweitgrößte<br />

Kreuzfahrtnation der Welt.“ Nur die<br />

Amis und Briten sind derzeit noch<br />

vernarrter. Weiterhin schippert die<br />

Branche unverdrossen mit der Strömung,<br />

Kreuzfahrten liegen noch immer<br />

voll im Trend. In diesem Jahr<br />

rechnet man mit 23 Millionen Passagieren<br />

weltweit – vier Prozent mehr<br />

als 2014. Damit auch alle Platz haben,<br />

gibt es auf den Meeren und Flüssen<br />

gleich 22 neue Schiffe. Eitel Sonnenschein,<br />

egal wohin man blickt: RTL-<br />

Mann Hans Meiser („Notruf“) heuert<br />

bei Plantours an und geht für einen<br />

Monat als Kreuzfahrtdirektor an Bord<br />

der „Hamburg“, um zwölf Stunden<br />

am Tag Urlauber zu begrüßen, über<br />

die Brücke zu führen, Shows und<br />

Talkrunden zu moderieren. Auf den<br />

Outer Islands der Seychellen ist das<br />

Aldabra-Atoll wieder als Expeditionsund<br />

Kreuzfahrtziel freigegeben worden.<br />

Und jetzt steht auch der Name<br />

jenes 362,15 Meter langen Ozeanriesens<br />

fest, der im Mai 2016 als größtes<br />

Schiff der Welt ablegen wird: „Harmony<br />

of the Seas“. Geht doch. Und<br />

dennoch haben die Deutschen mal<br />

wieder etwas zu meckern. Eine frische<br />

Umfrage des Reiseportals Travelzoo<br />

deckt auf: Fast drei Viertel der<br />

Befragten empfinden vor allem Landausflüge<br />

als zu teuer. Auch Internetzugang,<br />

Wellnessbehandlungen und<br />

alkoholische Getränke belasten das<br />

Urlaubsbudget. Negativ vermerkt<br />

werden zudem nervige, stillose Passagiere<br />

sowie lange Warteschlangen an<br />

Bord. Was fehlt noch auf der „Gefällt<br />

nicht“-Liste? Natürlich das Wetter.<br />

Das ist für immerhin ein Fünftel der<br />

befragten Seebären ein Aufreger. heg<br />

Müssen Kabinen, die tiefer liegen, anders<br />

gestaltet werden als Kabinen,<br />

die höher, das heißt mit mehr Tageslicht,<br />

im Schiff liegen?<br />

SCHINDLER: Es ist richtig, dass Kabinen,<br />

die auf den unteren Decks angeordnet<br />

sind, aus Sicherheitsgründen nur<br />

kleinere Fenster haben. Hierfür gilt<br />

ebenso wie bei den Innenkabinen, dass<br />

wir mit hellen Materialien und sonnigen<br />

Farben das Minus an Tageslicht auszugleichen<br />

versuchen.<br />

ANZEIGE<br />

Gibt es Idealpunkte der Anordnung<br />

von Möbeln und Innenausstattung in<br />

einer Kabine?<br />

SCHINDLER: Das ist natürlich von<br />

dem Zuschnitt der Kabine abhängig. Ein<br />

Fixpunkt jedoch ist die Anordnung der<br />

Nasszelle. Diese muss an den Korridor<br />

angebunden sein, damit Wartungsarbeiten<br />

vom Korridor aus durchgeführt werden<br />

können und der Techniker die Kabine<br />

nicht zu betreten braucht.<br />

BUNGE: Passagierkabinen sind in der<br />

Regel 15 bis 20 Quadratmeter groß, also<br />

kleiner als durchschnittliche Hotelzimmer,<br />

die etwa 25 Quadratmeter Grundfläche<br />

haben. Auf kleineren Grundrissen<br />

ist die Anordnung der Möbel und<br />

das optimierte Ausnutzen der Flächen<br />

oberste Priorität. Ein Trick ist, raumhohe<br />

Möbel, wie zum Beispiel Schränke,<br />

eher im Eingangsbereich zu platzieren,<br />

damit sie nicht den Lichteinfall beschränken.<br />

Denn Kabinen werden in<br />

der Regel mit einer minimalen Breite<br />

geplant, um möglichst viele Fensterund<br />

Balkonkabinen auf einem Schiff<br />

unterzubringen.<br />

Farben sorgen für Stimmungen: Entspannungszone mit Ausblick im Wellnesscenter<br />

der „Mar“, darüber der Aufenthaltsbereich vor dem Theater der „Stella“<br />

PARTNER SHIP DESIGN (8)<br />

Wie schaffen Sie es darüber hinaus,<br />

ein Schiff so zu konstruieren, dass<br />

möglich viel freier Blick auf das Meer<br />

geboten wird?<br />

BUNGE: Genau wie im Hochbau sind<br />

Schiffe auf statischen Prinzipien aufgebaut.<br />

Freischnitte in der Außenhaut<br />

können daher immer nur eine bestimmte<br />

Größe erhalten und müssen in<br />

der Gesamtkonstruktion berücksichtigt<br />

werden. Da wir mit unserem Team<br />

schon frühzeitig in die Entwicklung<br />

von Schiffen mit einbezogen werden,<br />

können wir hier entsprechend Einfluss<br />

nehmen.<br />

SCHINDLER: In den unteren Decks<br />

kommt hinzu, dass Fenster und Öffnungen<br />

durch den Wellenschlag hohen<br />

Wasserdrücken ausgesetzt sein können.<br />

Auf den Schiffen der Aida-Sphinx-Klasse<br />

haben wir in Zusammenarbeit mit<br />

der Werft das „Theatrium“ mit einer<br />

durchgehenden Fensterfront mittschiffs<br />

über drei Decks entwickelt. Dies<br />

ist ein Novum in der Kreuzfahrtindustrie<br />

und ein gutes Beispiel für die gelungene<br />

Zusammenarbeit von Designern<br />

und Ingenieuren.


82 REISEN SPEZIAL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Mit Außenbordmotor und gutem Orientierungssinn: Wie der einheimische Fischer im Gewirr der Kanäle und Flüsse den Überblick behält, bleibt sein Geheimnis<br />

GETTY IMAGES/SCOTT WALLACE; MARYNA MARSTON<br />

Anakonda, genau dieser<br />

Name musste es sein<br />

für mein Schiff!“ Kapitän<br />

Raúl Garcia, ein<br />

sympathischer Graubart,<br />

steht an der Reling<br />

und lässt den<br />

Blick über die Amazonas-Landschaft<br />

schweifen, hier im äußersten Nordosten<br />

Ecuadors. „Es waren zwölf Schiffsteile,<br />

die ich per Lastwagen von Quito über<br />

Berg und Tal hierher transportieren lassen<br />

musste, damit sie auf einer hiesigen<br />

Werft zusammengebaut werden konnten.<br />

Und der Name ‚Anakonda‘ kam mir<br />

in den Sinn, weil sich das Schiff ja<br />

schlangengleich bewegen soll, um selbst<br />

bei niedrigem Wasserstand und Untiefen<br />

manövrierfähig zu bleiben“, erklärt Señor<br />

Raúl, der Kapitän, Ingenieur und Besitzer<br />

des Schiffes ist. „Wir haben ein<br />

System entwickelt, das den Boden unseres<br />

Hotelschiffs derart knapp unter der<br />

Wasseroberfläche hält, dass wir nicht<br />

stranden können.“<br />

VON MARKO MARTIN<br />

Spinnt der Mann gar Seemannsgarn,<br />

während sich seine „Anakonda“ längst<br />

von ihrem Ankerplatz bei der Stadt Coca<br />

entfernt hat und nun flussabwärts in einem<br />

sanften Zickzack gleitet? Die Büsche<br />

und Baumwipfel sind üppig grün,<br />

grau-blau schimmert der Rio Napo, die<br />

an einen See gemahnende Riesenfläche,<br />

die 900 Kilometer ostwärts dann an der<br />

Stadt Iquitos vorbeistrudeln wird und<br />

kurz darauf in den Amazonas mündet.<br />

Iquitos freilich liegt bereits in Peru. „Sie<br />

kennen die Geschichte, ja?“, fragt Señor<br />

Raúl, er stammt aus Ecuadors Hauptstadt<br />

Quito und ist ein erklärter Fan des<br />

deutschen Regisseurs Werner Herzog.<br />

„Da drüben in Iquitos hatte Herzog für<br />

seinen Film ‚Fitzcarraldo‘ ein Schiff über<br />

einen Dschungel-Berghang hieven lassen,<br />

und so ähnlich hab’ ich das auch gemacht!“<br />

Was er – noch – unerwähnt lässt, ist<br />

die Fragilität der immergrünen Landschaft,<br />

die Flächenrodungen und industriellen<br />

Anlagen. Kaum vorstellbar, befinden<br />

wir uns doch an Bord eines 45<br />

Meter langen, dreistöckigen Luxusschiffs,<br />

dessen 18 Suiten an die Ästhetik<br />

skandinavischer Lofts erinnern, ganz zu<br />

schweigen vom Oberdeck-Whirlpool.<br />

„Ladies and Gentlemen, breakfast will<br />

be ready in thirty minutes ...“ Die Stimme,<br />

welche die dreißig „Anakonda“-Gäste<br />

nun jeden Morgen sanft per Kabinenlautsprecher<br />

anflüstert, gehört Javier,<br />

der aus einer lokalen indigenen Ethnie<br />

stammt. Sein fein akzentuiertes Englisch<br />

hatte der junge Mann mit dem schulterlang<br />

seidenschwarzen Haar bei einem<br />

Ethnologiestudium in den Vereinigten<br />

Staaten erlernt, ehe es ihn zurückzog in<br />

Kleine Wellen<br />

auf dem Rio Napo<br />

Im Osten Ecuadors schlängelt sich der Rio Napo durch eine<br />

bedrohte Urwaldlandschaft. Schiffsreisende tun gut daran, ihr<br />

schwimmendes Domizil für kleine Abenteuer zu verlassen<br />

DEUTSCHLAND Kreuzfahrten auf<br />

Rhein und Mosel bieten etwa Arosa<br />

(a-rosa.de), Plantours (plantourspartner.de)<br />

oder Phoenix Reisen<br />

(phoenixreisen.com). Einige Tour-<br />

Beispiele: „Der ganze Rhein von<br />

Amsterdam nach Basel“, „Rheinromantik<br />

– Von Basel nach Köln“<br />

oder „Über Rhein und Mosel bis<br />

zur Saarschleife“.<br />

DONAU Fahrten von Passau über<br />

Budapest bis nach Wien oder von<br />

Passau bis ins Donaudelta und<br />

zurück kann man etwa über Paradeast.com<br />

buchen. Der „Donau<br />

Klassiker“ mit verschiedenen Arosa-<br />

Schiffen führt von Passau über<br />

Wien, Esztergom, Budapest, Bratislava,<br />

Krems und Melk bis nach<br />

Passau und zurück (a-rosa.de).<br />

ÄGYPTEN Lange Nilkreuzfahrten<br />

von Kairo nach Assuan (und umgekehrt)<br />

mit der „Champollion II“<br />

FLUSSKREUZFAHRTEN IN ALLER WELT<br />

sind etwa bei TUI (tui.com) oder<br />

Thomas Cook (thomascook.de)<br />

buchbar.<br />

BIRMA Zum Beispiel mit der „Road<br />

to Mandalay“ auf dem Irrawaddy<br />

von Bagan nach Mandalay, buchbar<br />

etwa über Geoplan (geoplan-reisen.de),<br />

Rose Travel Consulting<br />

(rosetravel.de) oder mit der<br />

„Sanctuary Ananda“ über Windrose<br />

Finest Travel (Windrose.de).<br />

CHINA Auf dem Jangtsekiang, etwa<br />

von Chongqing bis nach Shanghai,<br />

kann man mit China Tours (chinatours.de)<br />

oder Gebeco (gebeco.de)<br />

reisen.<br />

SÜDOSTASIEN Mekong-Kreuzfahrten<br />

gibt es in allen möglichen<br />

Facetten und Längen, länderübergreifend<br />

(Laos, Thailand, Vietnam<br />

und Kambodscha) oder nur im<br />

Delta (Vietnam). Anbieter sind<br />

Coca<br />

Rio Coca<br />

Puerto<br />

Francisco<br />

de Orellana<br />

Kommt mit<br />

Untiefen bestens<br />

zurecht: „Anakonda“,<br />

ein luxuriöses Flussschiff<br />

mit 18 Kabinen<br />

SÜDAMERIKA<br />

ECUADOR<br />

Yasuni-<br />

Nationalpark<br />

40 km<br />

unter anderen Lernidee Erlebnisreisen<br />

(lernidee.de) oder Studiosus<br />

(Studiosus.com), letzterer mit<br />

einer 820 Kilometer langen Schiffsreise<br />

von Laos ins Goldene Dreieck.<br />

INDIEN Auf dem Ganges kann man<br />

beispielsweise von Kalkutta über<br />

Varanasi bis nach Delhi reisen,<br />

Angebote über Nicki Tours (nickotours.de)<br />

oder Lotus Travel Service<br />

(Lotus-travel.com).<br />

USA Auf der „American Queen“<br />

von New Orleans bis nach Memphis<br />

oder von St. Louis bis St. Paul –<br />

Mississippi-Fahrten mit der American<br />

Steamboat Company gibt es<br />

beispielsweise bei Dertour<br />

(dertour.de).<br />

AUSTRALIEN Auf dem Murray River<br />

etwa mit Australia Tours (australiatours.de)<br />

oder den Reiseexperten<br />

von australien-individuell.com.<br />

KOLUMBIEN<br />

Rio Napo<br />

Nuevo<br />

Rocafuerte<br />

das Universum riesiger Wälder und Wasserstraßen.<br />

Und so beginnt jeder Morgen<br />

der einwöchigen Flusstouren zunächst<br />

mit einem leichten Ruckeln, sobald das<br />

Schiff den nächtlichen Ankerplatz verlässt<br />

und wieder in die Mitte des Rio Napo<br />

steuert, ehe Javiers Stimme das Frühstück<br />

ankündigt. So bleibt Zeit zum Duschen<br />

– vor einem Panoramafenster, das<br />

den Blick freigibt auf die Wasserfläche,<br />

an deren Rand sich eine gestrichelte Linie<br />

befindet, für die das konventionelle<br />

Wort „Ufer“ geradezu unwahrscheinlich<br />

ist. Selbst dann, wenn sich die Passagiere<br />

in einem Kanu-Schnellboot dieser Linie<br />

nähern. Jetzt ist sie nämlich eine grüne<br />

Wand, haushoch und undurchdringlich.<br />

Bis sich plötzlich selbst hier ein schmaler<br />

Anlegeplatz findet, eine aus dem rotfarbenen<br />

Erdreich gehauene Treppe,<br />

die sich mühelos ersteigen lässt.<br />

Also hinein in den Dschungel,<br />

PERU<br />

der sich, entgegen dem Klischee,<br />

jedoch keineswegs als<br />

„grüne Hölle“ entpuppt. Denn<br />

wie zirpt und zwitschert es da<br />

auf einmal, kreisen Papageien<br />

und Kolibris – quasi im<br />

Schlepptau einer Affenhorde,<br />

die sich von Baum zu Baum<br />

hangelt. Die von den behände<br />

wandernden Affen aus den Baumkronen<br />

aufgeschreckten Insekten<br />

sind schlichtweg das Frühstück der Vögel,<br />

welche sich nun eine langwierige<br />

Lüfte-Tour ersparen können. Freilich<br />

wird man des Spektakels nur durch einen<br />

kleinen menschlichen Eingriff ansichtig:<br />

Von der Anlegestelle führt ein<br />

bequemer Holzplanken-Pfad ins Waldinnere,<br />

wo ein natürliches System schmaler<br />

Wasserkanäle die Abstände zwischen<br />

den Baumriesen vergrößert. An anderen<br />

Stellen scheint es wiederum, dass man<br />

sich im Inneren einer wuchtigen Kathedrale<br />

befindet, wo der Weihrauch Bodennebel<br />

ist, die Wandgemälde Baumrindenmuster<br />

und die gotischen Bögen<br />

biegsame Lianen. Nirgendwo aber – und<br />

nicht zuletzt das macht den Reiz des<br />

ecuadorianischen Teils der länderübergreifenden<br />

Amazonas-Welt aus – der<br />

Lärm anderer Reisegruppen, die sich<br />

sonst an touristischen Hotspots stauen.<br />

Und nie fühlt man sich in einer isolierten<br />

Wohlstandsblase. Was auch daran<br />

liegt, dass man einander halt kennt auf<br />

der Flussstrecke zwischen Coca und der<br />

Stadt Nuevo Rocafuerte, der letzten vor<br />

der peruanischen Grenze. Flussfähren<br />

voll knallbunter Lkw tuten fröhlich in<br />

den Tag hinein, grazile Indianer-Gestalten<br />

erheben sich aus schmalen Kanus,<br />

um zu winken. Auch den Schulkindern<br />

eines Uferdorfes ist die Mannschaft der<br />

„Anakonda“ wohlbekannt, vor allem das<br />

stets freundliche Allround-Genie Javier,<br />

der mit den Kids sogleich auf Quechua<br />

spricht. Und ihnen rät, in den weißgekalkten<br />

Schulräumen nicht nur den lindgrün<br />

huschenden Geckos hinterherzuschauen,<br />

sondern vor allem dem Lehrer<br />

zuzuhören, denn wer ein gutes Spanisch<br />

spreche, lerne dann auch umso einfacher<br />

das nützliche Englisch. Kürzlich haben<br />

Personal und Gäste der „Anakonda“ wieder<br />

gesammelt; seither hat das Schulgebäude<br />

seinen ersten PC, zuvor hatte man<br />

Hefte und Stifte besorgt.<br />

Wie lange diese Idylle Bestand haben<br />

wird, steht allerdings in den Sternen.<br />

Schon zucken auf gerodeten Flächen tags<br />

und nachts die Flammen der Ölförderanlagen<br />

in den Himmel, und die autoritäre<br />

Regierung im fernen Quito schätzt die<br />

Eingaben heimischer und ausländischer<br />

Umweltaktivisten keineswegs; zu viel<br />

Geld und Einfluss sind da im Spiel. Allerdings<br />

haben auch die Freunde des Amazonas<br />

ein Ass im Ärmel: Wenn Ecuador<br />

auch in Zukunft profitablen Flusstourismus<br />

will, muss sichergestellt sein, dass<br />

die Landschaft nicht verschandelt wird,<br />

das Wasser nicht verseucht. Denn was<br />

für ein Paradies ist das, dort im Yasuni-<br />

Nationalpark. Gräser, Strauchwerk und<br />

mystisch verzweigte Baumgiganten, die<br />

sich im beinahe regungslosen Wasser<br />

spiegeln und dabei zitternde Kopien ihrer<br />

selbst erschaffen. Momente der Stille,<br />

Ahnung von Ewigkeit. Bis plötzlich ein<br />

verspielt auftauchender Delfin das Bild<br />

sekundenlang zersplittern lässt.<br />

Eine solche Kontemplationserfahrung<br />

ist auch vom „Anakonda“-Hochdeck aus<br />

möglich – während man im Whirlpool<br />

sitzt, einen Drink in der Hand, und der<br />

Blick über eine Fluss- und Waldlandschaft<br />

schweift. Am Ende der Reise<br />

kommt noch einmal das Gespräch mit<br />

Kapitän Raúl in den Sinn. Etwas ganz<br />

Wichtiges nämlich unterscheidet seine<br />

Lebensgeschichte von Werner Herzogs<br />

legendärem Film. Es fehlt – zu unser aller<br />

Glück – ein egomanisch brüllender<br />

Klaus Kinski. Im Gegenteil: nichts als<br />

Harmonie, Menschenfreundlichkeit und<br />

Wohlbehagen auf dieser Flussreise.<br />

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt<br />

von Windrose Finest Travel. Unsere<br />

Standards der Transparenz und journalistischen<br />

Unabhängigkeit finden Sie unter<br />

www.axelspringer.de/unabhaengigkeit<br />

Anreise: z. B. von Frankfurt via Madrid<br />

mit Iberia (www.iberia.com), via Amsterdam<br />

mit KLM, oder ab Madrid mit LAN<br />

(www.lan.com) täglich nach Quito.<br />

Schifffahrt: „Anakonda“-Touren finden<br />

sich im Vorprogramm einer 12-tägigen<br />

Ecuador-Rundreise von Windrose (ab Euro<br />

10.990 Euro, www.windrose.de) oder<br />

sind für ab Euro 700 Euro buchbar bei<br />

www.advantagecuador.com<br />

Auskunft: www.quito.com.ec


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

REISEN SPEZIAL 83<br />

An der Schleuse hört der<br />

mächtige Columbia River<br />

scheinbar auf zu fließen.<br />

Die Oberkante des mächtigen<br />

Stahltors markiert das<br />

optische Ende, nur ganz weit entfernt<br />

am Horizont strahlt der schneebedeckte<br />

Vulkangipfel des Mount Hood in der<br />

Morgensonne. Ganz ähnlich müssen sich<br />

die Seefahrer im frühen Mittelalter wohl<br />

das Ende der Welt vorgestellt haben: eine<br />

Kante am äußersten Rand der Erdscheibe,<br />

über die das Wasser des Ozeans<br />

hinabfällt ins endlose Nichts. Das Ende<br />

der Welt findet man am Columbia River<br />

nicht. Auch nicht am „John Day Lock“,<br />

einer Schleuse mit der zweithöchsten<br />

Fallhöhe der Welt. 33,5 Meter sinken die<br />

Schiffe hier abwärts, wenn sie in Richtung<br />

Portland und zum Pazifik wollen.<br />

Die Schleuse ist so hoch wie ein zwölfstöckiges<br />

Haus.<br />

VON FRANZ NEUMEIER<br />

Zwischen<br />

Steppe<br />

und<br />

Regenwald<br />

Spektakuläre Landschaften,<br />

atemberaubende Schleusen<br />

und viel Geschichte abseits<br />

des Massentourismus – der<br />

Columbia River im<br />

Nordwesten der USA ist<br />

noch ein Geheimtipp<br />

Astoria<br />

Vancouver<br />

Portland<br />

Pazifik<br />

Colu m bia River<br />

WASHINGTON<br />

Kennewick<br />

The Dalles<br />

OREGON<br />

200 km<br />

Obwohl der fast 2000 Kilometer lange<br />

Columbia River im Nordwesten der USA<br />

so viel Abwechslung bietet wie kaum ein<br />

anderer Fluss, ist er selbst bei erfahrenen<br />

Flusskreuzfahrt-Urlaubern noch<br />

weitgehend unbekannt. Er führt durch<br />

enge Schluchten und über weite Seen,<br />

vorbei an gewaltiger Berglandschaft<br />

und aktiven Vulkanen wie dem Mount<br />

St. Helens, durch weitläufige Regenwaldgebiete<br />

bis hin zu Ufern mit Steppe<br />

und Wüste. Eine Flussreise auf dem Columbia<br />

River ist aber nicht nur ein Naturerlebnis.<br />

Sie ist auch ein Schritt zurück<br />

in die Pionierzeit Amerikas, die<br />

Entdeckung des Kontinents. Denn die<br />

Schiffe fahren auf der gleichen Route,<br />

die vor gut 200 Jahren die beiden Entdecker<br />

Meriwether Lewis und William<br />

Clark nahmen, um vom Osten her den<br />

Weg zum Pazifik zu finden. Ihre Hoffnung,<br />

eine Wasserverbindung zwischen<br />

Missouri River und dem bereits von der<br />

Pazifikküste bekannten Columbia River<br />

zu entdecken, zerschlug sich freilich.<br />

Auch wenn sich in den vergangenen<br />

200 Jahren viel verändert hat, ist eine<br />

Reise auf dem Columbia River auch heute<br />

noch vor allem landschaftlich spektakulär.<br />

Das gilt besonders für Hell’s Canyon,<br />

einer langen, tiefen Schlucht zwischen<br />

steilen Felswänden, die man nur<br />

mit dem Jetboot befahren kann. Unterwegs<br />

sieht man mit etwas<br />

Glück die hier heimischen<br />

River<br />

Snake<br />

Clarkston<br />

Die „Queen of the West“ ist eines von nur drei Flusskreuzfahrtschiffen auf dem mächtigen Columbia River<br />

Bighorn-Schafe, alte, längst<br />

verlassene Minen, saust<br />

über schäumende Stromschnellen<br />

und erfährt vom<br />

Guide ganz nebenbei, dass<br />

Hell’s Canyon tiefer ist als<br />

der Grand Canyon. Ein<br />

mächtiger Einschnitt in<br />

USA der Kaskaden-Bergkette,<br />

die sich bis nach Nordkalifornien<br />

erstreckt, ist auch<br />

die Columbia Gorge. Der<br />

Stausee, der sich hier gebildet hat, ist die<br />

Grenze zwischen trockenem Kontinentalklima<br />

östlich der Berge und feuchtem<br />

Küstenklima zum Pazifik hin. Der Wechsel<br />

im Landschaftsbild könnte kaum<br />

kontrastreicher sein und wandelt sich<br />

innerhalb weniger Stunden von Steppe<br />

und Wüste zu kühlem Regenwald an den<br />

Flussufern.<br />

Der höchste Berg der Kaskadenkette<br />

ist mit 4392 Metern der Mount Rainier<br />

bei Seattle. Der spektakulärste aber ist<br />

Mount St. Helens. Der Vulkan war 1980<br />

mit enormer Macht ausgebrochen und<br />

hatte durch den Ascheausstoß das Klima<br />

der gesamten Welt verändert. Ein Besuch<br />

im Nationalpark Mount St. Helens<br />

verdeutlicht die Dimensionen des damaligen<br />

Ausbruchs: 400 Höhenmeter des<br />

Gipfels sprengte er einfach weg, bewegte<br />

unvorstellbare drei Kubikkilometer Gestein.<br />

Selbst der 60 Kilometer entfernt<br />

Columbia River wurde durch Erdrutsche<br />

auf sieben Kilometer Länge so stark verschüttet,<br />

dass die Fahrrinne acht Meter<br />

schmaler wurde.<br />

AMERICAN CRUISE LINES<br />

Am westlichsten Punkt einer Columbia-River-Kreuzfahrt<br />

liegt mit Astoria die<br />

älteste amerikanische Ansiedlung westlich<br />

der Rocky Mountains. Zahlreiche<br />

historische Häuser aus der viktorianischen<br />

Zeit zieren die Straßen. Fort Clatsup,<br />

das Winterquartier der Entdecker<br />

Lewis und Clark, ist ganz in der Nähe,<br />

und das Columbia River Maritime Museum<br />

veranschaulicht die Geschichte der<br />

Flussmündung in den Pazifik. Gefährliche<br />

Sandbänke haben die Gewässer vor<br />

Astoria zu einem regelrechten Schiffsfriedhof<br />

verwandelt. Bis heute ist die<br />

Passage nicht ganz ungefährlich.<br />

Drei Reedereien fahren auf dem Columbia<br />

River und dem wilderen Seitenfluss<br />

Snake River mit jeweils einem<br />

Kreuzfahrtschiff: Die „Queen of the<br />

West“ von American Cruise Lines (americancruiselines.com)<br />

ist ein den klassischen<br />

Mississippi-Raddampfern nachempfundenes<br />

Schiff für nur 120 Passagiere<br />

und fährt in sieben Tagen wechselweise<br />

die Route von Portland (Oregon)<br />

nach Clarkston (Washington). Weitgehend<br />

identisch hinsichtlich Dauer und<br />

Route ist die mit 223 Passagieren deutlich<br />

größere „American Empress“ der<br />

American Queen Steamboat Company<br />

(americanqueensteamboatcompany.com),<br />

die sich ebenfalls im Raddampfer-Design<br />

präsentiert. Deutlicher unterscheidet<br />

sich das 88-Passagiere-Schiff<br />

„S.S. Legacy“ der Reederei Un-Cruise<br />

(un-cruise.com), die einem klassischen<br />

Küstendampfer vom Ende des 19. Jahrhunderts<br />

nachempfunden ist. Die Flussreise<br />

mit der „S.S. Legacy“ dauert ebenfalls<br />

eine Woche, hat Portland aber als<br />

Start- und Zielhafen.<br />

Das Publikum ist auf allen drei Schiffen<br />

ähnlich: vorwiegend rüstige, ältere<br />

Amerikaner, die sich eine solche Reise<br />

leisten können. Denn günstig ist der Columbia<br />

River nicht: Ab rund 2400 Euro<br />

kostet der Trip pro Person, plus Fluganreise.<br />

Flusskreuzfahrten in Europa sind<br />

deutlich günstiger, dafür sind die Schiffe<br />

auf Rhein und Donau eher nostalgiearme<br />

schwimmende Standardhotels. Als Europäer<br />

ist man auf den Columbia-River-<br />

Schiffen ein willkommener Exot und erfährt<br />

von den mitreisenden Amerikanern<br />

meist sehr schnell, woher ihre – oft<br />

deutschen – Vorfahren stammen. Beim<br />

Gedankenaustausch mit seinen Reisegefährten<br />

landet man beinahe zwangsläufig<br />

auch bei Politik und Geschichte. Und da<br />

wird es spannend. Denn entgegen aller<br />

eindringlicher Empfehlungen, sich mit<br />

Amerikanern besser nicht über Politik zu<br />

unterhalten, lernt man auf einer solchen<br />

Reise mehr über die amerikanische Seele<br />

als irgendwo sonst.<br />

Nur eines sollte man nicht tun, wenn<br />

man hitzige Debatten vermeiden will:<br />

vorschnell für Demokraten oder Republikaner<br />

Partei ergreifen. Denn da hört<br />

der Spaß für viele Amerikaner dann doch<br />

auf. Historisches wie die Entdeckungsreise<br />

von Lewis und Clark sind dagegen<br />

sicheres Terrain, auf das man sich notfalls<br />

zurückziehen kann. Denn damals<br />

war die Welt noch in Ordnung, da sind<br />

sich alle politischen Lager einig.<br />

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84 REISEN SPEZIAL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Transparenz auf See:<br />

Infinity-Pool auf<br />

der Viking Star<br />

„AIDA PRIMA“,<br />

AIDA CRUISES<br />

Ihre Premiere wird mit Spannung erwartet,<br />

auch wenn die „Aida Prima“ erst im Oktober in<br />

Fahrt kommen wird. Die Auslieferung von der<br />

Mitsubishi-Werft hat sich verzögert, da die Japaner<br />

mit der Konstruktion des Prototypen<br />

zeitlich überfordert waren. Der erste von zwei<br />

Aida-Neubauten bietet Raum für 3300 Passagiere<br />

und wird wetterunabhängig gestaltet –<br />

für seinen ganzjährigen Einsatz ab Hamburg.<br />

Möglich wird dies durch ein ausfahrbares Foliendach,<br />

darunter befinden sich „Activity<br />

Deck“ und „Beach Club“ (Foto). Angeblich<br />

kann man sogar bei geschlossenem Dach braun<br />

werden. Abends finden hier Strandpartys statt,<br />

unter Projektion eines virtuellen Sternenhimmels.<br />

Der erste Nachtklub der Flotte ist angesichts<br />

„verführerischer Showacts“ nur für Gäste<br />

über 18 Jahren geöffnet.<br />

Die Rostocker Reederei integriert auf dem<br />

Schiff darüber hinaus weitere viele Höhepunkte:<br />

Wasserrutschen, Klettergarten, eine Eislaufbahn<br />

und eine Kochschule kommen genauso<br />

an Bord wie ein Skywalk und Infinity-Pools.<br />

Letztere gehören zu den Annehmlichkeiten des<br />

Lanai-Decks, auf diesem finden sich Kabinen<br />

inklusive Wintergarten. Noch exklusiver ist der<br />

Luxusbereich auf dem Patio-Deck. Hier kommen<br />

Bewohner von Panoramakabinen und<br />

-suiten in den Genuss eines eigenen Poolbereichs<br />

mit Bar. Doch auch wer eine Standardkabine<br />

bucht, wird mit Großzügigkeit belohnt:<br />

Die Außenkabinen messen 19 bis 20 Quadratmeter,<br />

die klassische Balkonkabine wird zur<br />

Verandakabine mit 20 bis 25 Quadratmetern<br />

Grundfläche und sechs Quadratmetern Außenbereich.<br />

Beim kulinarischen Konzept fallen<br />

mehr Restaurants ins Auge. Neben dem Aidatypischen<br />

„Markt Restaurant“ wird es zwei<br />

weitere Buffetrestaurants und zwei zusätzliche<br />

Servicerestaurants geben.<br />

Der Bug verläuft erstmals senkrecht, was für<br />

einen geringeren Treibstoffverbrauch sorgen<br />

soll. Außerdem ist ein „Dual Fuel“-Antrieb geplant.<br />

Eingebaute Filter zur Reduzierung von<br />

Emissionen gehören bei Neubauten inzwischen<br />

ohnehin zum Standard.<br />

BILDMATERIAL: REEDEREIEN<br />

„BRITANNIA“,<br />

P&O CRUISES<br />

2015 beginnt die Parade neuer Kreuzfahrtschiffe<br />

mit einem britischen Dampfer: „Britannia“<br />

heißt das nächste Flaggschiff von P&O Cruises.<br />

Der erste Neubau seit vier Jahren wird zugleich<br />

das größte Schiff der Flotte: Ein quergelegter<br />

Eiffelturm verliert im Größenvergleich gegen<br />

die „Britannia“. Auch wenn der Name stolz auf<br />

die Wurzeln der Reederei Bezug nimmt, wirbt<br />

das Unternehmen seit zwei Jahren explizit um<br />

deutsche Passagiere. Sie sollen sich unter anderem<br />

von den neuen Qualitäten der britischen<br />

Küche überzeugen können: Spitzenvertreter<br />

der britischen Gastro-Szene bringen als „Food<br />

Heroes“ ihre Ideen ins gastronomische Konzept<br />

ein. Besonders begehrt werden wohl die<br />

zwei „Fine Dining“-Restaurants sein: das indische<br />

„Sindhu“ unter Leitung des Michelin-Sternekochs<br />

Atul Kochhar und das „Epicurean“, das<br />

Klassiker und die moderne britische Küche vereint.<br />

Rezepte ausprobieren können die Gäste an<br />

den zwölf Kochstationen des „Cookery Club“<br />

(Foto). Und im „Limelight Club“ wird Abendunterhaltung<br />

mit Essen kombiniert. Um die zusätzlichen<br />

Kalorien wieder loszuwerden, steht<br />

den Passagieren das größte Fitnesscenter der<br />

Flotte zur Verfügung und natürlich setzt auch<br />

der Spabereich neue Rekorde. Ein echtes Novum:<br />

Von den 27 Kabinen für Alleinreisende haben<br />

15 einen Balkon. Ab März sind rund 3600<br />

Passagiere ab und bis Southampton unterwegs.<br />

Sieben<br />

auf einen Streich<br />

Starköche, größere Kabinen und Roboter, die Cocktails<br />

mischen – Ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen<br />

und Schiffspremieren des Jahres<br />

Die schiere Größe ist in diesem Jahr gar nicht<br />

so entscheidend – das größte Kreuzfahrtschiff<br />

der Welt ist weiterhin die „Allure of<br />

the Seas“ (Platz für 5400 Passagiere), die Rekordnachfolge<br />

wird – im Mai 2016 – ebenfalls<br />

aus dem Hause Royal Caribbean International<br />

kommen und „Harmony of the Seas“ heißen.<br />

Und so spielt das gastronomische Angebot auf Kreuzfahrtschiffen<br />

eine Hauptrolle bei den Trends dieses Jahres: Die Reedereien<br />

überbieten sich in der Anzahl der Restaurants an Bord<br />

und machen Speisen sowie Getränke rund um die Uhr verfügbar.<br />

Feste Tischzeiten sind passé, stattdessen geben sich Starköche<br />

die Klinke in die Hand. Ein weiterer Trend zeigt sich in<br />

der Kabinengestaltung: Hier ist immer mehr Privatsphäre<br />

gefragt – auch Alleinreisende wollen sich nicht mehr in kleine<br />

Innenkabinen sperren lassen. Und selbstverständlich werden<br />

die fortschreitenden Möglichkeiten der modernen Technik genutzt:<br />

Der Check-in funktioniert vielerorts schneller, und es<br />

gibt bereits die erste Bar, in der ein Roboter die Cocktails mixt.<br />

Es scheint, als sei für jeden Geschmack etwas dabei. Die sieben<br />

wichtigsten Schiffsneuheiten des Jahres bieten eine zusätzliche<br />

Kapazität von mehr als 18.000 Betten. Weltweit gehen gar<br />

22 Kreuzfahrtschiffe auf Meeren und Flüssen an den Start. Das<br />

gesamte Investitionsvolumen beträgt vier Milliarden US-Dollar<br />

(gut 3,5 Milliarden Euro). Eine Investition, die sich für Passagiere<br />

schon jetzt lohnt.<br />

Peggy Günther<br />

„LE LYRIAL“, PONANT<br />

Im Mai präsentiert sich erstmals „Le Lyrial“, es<br />

ist der kleinste Neubau des Jahres. Mit dem<br />

vierten Schiff in fünf Jahren vollendet die französische<br />

Reederei Ponant eine Reihe von Luxusyachten,<br />

die auch als Expeditionsschiffe<br />

einsetzbar sind. „Le Lyrial“ setzt einen luxuriösen<br />

Schlusspunkt: Sie wird größere Kabinen<br />

an Bord haben. Auf Deck sechs sind Suiten mit<br />

bis zu 56 Quadratmetern Grundfläche geplant.<br />

Die Gesamtzahl der Kabinen sinkt dadurch von<br />

132 auf 122. Ein schönes Detail der Schwesterschiffe<br />

sind die Bäder mit Tageslichteinfall.<br />

Der Name des jüngsten Flottenneuzugangs basiert<br />

übrigens wie bei den Schwesterschiffen<br />

(„Le Ponant“, „Le Boréal“, „L’Austral, Le Soleal)<br />

wieder auf einem Himmelsphänomen: Das<br />

Sternbild Lyra wird geprägt vom Hauptstern<br />

Wega, dem zweithellsten Stern der nördlichen<br />

Hemisphäre. Sein bläuliches Licht inspiriert<br />

die Farbgebung an Bord.


1. MÄRZ 2015<br />

REISEN SPEZIAL 85<br />

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„ANTHEM OF THE SEAS“,<br />

ROYAL CARIBBEAN<br />

Ab April macht sich in Southampton, im Lieblingshafen<br />

der Briten, die US-Konkurrenz<br />

stark: Die „Anthem of the Seas“ von Royal Caribbean<br />

International ist das Schwesterschiff<br />

der im November 2014 gestarteten „Quantum<br />

of the Seas“. Außergewöhnliche Erfahrungen<br />

gehören zum Konzept: An einer Bar mixen Roboter<br />

zwei Cocktails pro Minute und die Aussichtskugel<br />

„North Star“ bietet den Passagieren<br />

aus 90 Metern Höhe einen neuen Blick auf<br />

ihr Schiff. Im „Rip Cord“ wird ein Fallschirmsprung<br />

simuliert und der Multifunktionsraum<br />

„SeaPlex“ ermöglicht unter anderem ein Wettrennen<br />

mit Autoscootern. Das „Two70°“ ist<br />

tagsüber eine Panoramalounge mit 270-Grad-<br />

Meerblick und wandelt sich abends zur Showlocation<br />

mit jeder Menge Technik. Allein dieser<br />

Raum soll mit 13,5 Millionen US-Dollar teurer<br />

sein als die „Song of Norway“, das erste Schiff<br />

der Reederei. Insgesamt ist von einer Milliarde<br />

US-Dollar Baukosten die Rede.<br />

Lange Warteschlangen am Anreisetag gehören<br />

dank „Smart Check-in“ der Vergangenheit<br />

an: Die Gäste rufen ihre Bordpässe online ab<br />

und laden bereits ein Foto von sich hoch – innerhalb<br />

von zehn Minuten sollen sie so das<br />

Schiff betreten können. Natürlich lässt sich<br />

auch die genaue Position des Koffers auf dem<br />

Smartphone verfolgen, dank Radio-Frequenz-<br />

Identifizierung. Diese wird auch bei den neuen<br />

Armbändern eingesetzt, die als Kabinenschlüssel<br />

und Zahlungsmittel dienen. Die Innenkabinen<br />

bekommen einen „virtuellen Balkon“: Auf<br />

einem riesigen Monitor ist das Livebild einer<br />

Außenkamera zu sehen: Liegt die Innenkabine<br />

steuerbord, wird auch die Steuerbordkamera<br />

übertragen. Bei so vielen Finessen ist es kein<br />

Wunder, dass die Reederei von ihrer neuen<br />

Schiffsklasse überzeugt ist, eine dritte Schwester<br />

wurde bereits bei der Papenburger Meyer<br />

Werft bestellt.<br />

„VIKING STAR“,<br />

VIKING CRUISES<br />

Auch für den US-Markt kommt im Mai ein<br />

Neubau. Das erste Hochseeschiff des führenden<br />

Flusskreuzfahrtenanbieters Viking Cruises<br />

wird auf den Namen „Viking Star“ getauft.<br />

Mindestens drei weitere sollen folgen. 928 Passagiere<br />

treffen an Bord auf mindestens 25 Quadratmeter<br />

große Kabinen, alle mit eigener Veranda.<br />

Innenkabinen? Fehlanzeige! Ein Hingucker<br />

ist der erste Infinity-Pool auf See, mit einer<br />

Glaswand am Heck des Schiffs. Ebenfalls<br />

beeindruckend: Die „Explorer’s Lounge“ am<br />

Bug des Schiffes erstreckt sich über zwei Decks<br />

und bietet Ausblicke durch eine riesige Fensterfront<br />

(Foto). Dafür musste das Spa auf Deck<br />

eins weichen. Hier sind auch das gemütliche<br />

„Wohnzimmer“ und die Spezialitätenrestaurants<br />

zu finden. Für mehr Frischluft beim Essen<br />

lassen sich die Fenster des Hauptrestaurants<br />

bei gutem Wetter zum Promenadendeck<br />

hin öffnen. Das neue Projekt wendet sich wieder<br />

der ursprünglichen Kreuzfahrt zu – mit Fokus<br />

auf die Zielgebiete und langen Liegezeiten.<br />

Geschickter Schachzug: Ein Landausflug pro<br />

Hafen sowie Bier und Wein zu den Mahlzeiten<br />

sind bereits im Preis enthalten. Buchbar ist das<br />

Schiff allerdings nur über das Internet.<br />

„<br />

Ein Hingucker ist der<br />

erste Infinity-Pool<br />

auf See<br />

Jetzt buchen bis 9. März!<br />

„NORWEGIAN ESCAPE“,<br />

NCL<br />

„MEIN SCHIFF 4“,<br />

TUI CRUISES<br />

Auch TUI Cruises ist weiter auf Expansionskurs<br />

und macht um die Namensgebung wenig<br />

Federlesen: „Mein Schiff 5“ und „6“ sind bereits<br />

bestellt. Am 5. Juni wird jedoch erst einmal<br />

„Mein Schiff 4“ in Kiel getauft. Rund 600<br />

Passagiere der Jungfernfahrt (sie wird ins Baltikum<br />

führen) dürfen beim Event dabei sein.<br />

Wie ihre Schwester „Mein Schiff 3“ wartet der<br />

Neubau aus dem finnischen Turku mit einem<br />

25 Meter langen Swimmingpool für echte,<br />

sportliche Schwimmzüge und einem Konzertsaal<br />

mit besonderer Akustik an Bord auf (Foto).<br />

Das Hauptrestaurant „Atlantik“ ist unterteilt<br />

in ein klassisches, ein mediterranes und<br />

ein eurasisches Segment. Darüber hinaus enthält<br />

das „Premium Alles Inklusive“-Konzept<br />

nicht nur einen Ableger des „Gosch Sylt“ und<br />

eine Backstube, sondern auch die Mehrzahl der<br />

Barangebote. Lediglich attraktiv im Heck gelegene<br />

Einrichtungen, wie das Steakhouse „Surf<br />

& Turf“ (auf dem Neubau mit zusätzlichen Außenplätzen),<br />

die „Coffee Lounge“ und die<br />

„Champagner Bar“ sind nicht im Reisepreis<br />

enthalten. Bei all den gastronomischen Verführungen<br />

kommt es gerade recht, dass der Sport-<br />

& Spabereich auf der „Mein Schiff 4“ gegenüber<br />

der Schwester „Mein Schiff 3“ noch einmal<br />

um 200 Quadratmeter wächst. Diesmal<br />

steht er unter einem skandinavischen Motto.<br />

Inwieweit das maritime Museum „Meerleben“<br />

mit Lounge und Bibliothek (eine eine Kooperation<br />

von TUI Cruises und dem Internationalen<br />

Maritimen Museum Hamburg) weitergeführt<br />

wird, verrät die Reederei noch nicht.<br />

Im Oktober liefert die Meyer Werft in Papenburg<br />

die „Norwegian Escape“ als zehntes Schiff<br />

an Norwegian Cruise Line (NCL) ab. Erstmals<br />

stattet die Reederei Hamburg einen Besuch ab<br />

– mit dem größten jemals in Deutschland gebauten<br />

Schiff und dem zweitgrößten Schiff der<br />

Welt. Für 2016 wurde bereits die Schwester<br />

„Norwegian Bliss“ angekündigt – diese Namensfindung<br />

erfolgte übrigens per Facebook-<br />

Abstimmung. Die neue Schiffsklasse ist angelehnt<br />

an die Vorgängerinnen „Norwegian<br />

Breakaway“ und „Norwegian Getaway“: Der<br />

Entertainment- und Restaurantkomplex „678<br />

Ocean Place“ ist also ebenso wieder an Bord zu<br />

finden wie „The Waterfront“, wo Restaurants<br />

mit Außenplätzen aufwarten. Neu ist ein separater<br />

Bereich im Restaurant „Taste“, der private<br />

Dinner für Gruppen von bis zu 100 Personen<br />

ermöglicht. Ein zusätzliches Deck schafft auf<br />

der „Escape“ mehr Platz für den größten Klettergarten<br />

auf See mit fünf Seilbahnen und zwei<br />

Planken, die über die Bordwand hinausragen.<br />

Auch der „Aqua Park“ (Foto) soll alle Rekorde<br />

brechen. Wer Ruhe sucht, findet im Spa den<br />

ersten „Schnee-Raum“ der Flotte. Nach dem<br />

Saunagang können Wellnessfans sich hier bei<br />

Temperaturen zwischen null und sechs Grad<br />

Celsius abkühlen. Die Außenbemalung wird –<br />

typisch Norwegian – wieder sehr bunt: Der<br />

Meeresbiologe und Künstler Guy Harvey gestaltet<br />

am Rumpf zwei Unterwasserszenen.<br />

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von Juli bis Oktober 2015, egal ob einwöchig von Passau nach<br />

Budapest oder in zwei Wochen bis zum Donaudelta.<br />

Die Preisreduktion gilt für die Kreuzfahrt, nicht für Extras. Buchbar auf Anfrage und nach Verfügbarkeit.<br />

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86 REISEN SPEZIAL<br />

WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Geologie zum Anfassen: Basalt im<br />

Krater eines erloschenen Vulkans<br />

auf der Kurileninsel Kunaschir<br />

Dass auf der Insel<br />

Tschirpoi heute etwas<br />

Besonders passieren<br />

würde, hatte er geahnt.<br />

Deshalb war Expeditionsleiter<br />

Nicolas<br />

Dubreuil am Morgen<br />

extra früh aufgestanden. Noch im<br />

Mondschein entdeckte er den Rauch, der<br />

in der Ferne aufstieg. Jetzt stehen die ersten<br />

Passagiere in der Morgendämmerung<br />

an Deck, die Hände haben sie in die Taschen<br />

roter Polarjacken gesteckt. Vor ihren<br />

Augen passiert, was sonst kaum jemand<br />

zu sehen bekommt: Der Schlot auf<br />

der Insel schafft neues Land. Zentimeter<br />

um Zentimeter drängt die Erde an diesem<br />

Punkt der Welt das Meer zurück. Erstarrte<br />

Lava rollt den Vulkan herunter, zischend<br />

und dampfend stürzt die noch<br />

heiße Gesteinsmasse ins Wasser.<br />

VON INA JAHNSON<br />

In kleinen Booten nähert sich die<br />

Gruppe um Dubreuil dem Vulkan. Es<br />

rumpelt und poltert, wenn das Geröll den<br />

Hang hinunterrutscht. „Da kommt ein<br />

Riesending!“, ruft jemand, während ein<br />

Stein ins Meer kracht. Ein Mann schiebt<br />

seine Kamera vorsichtshalber schnell unter<br />

den Anorak. Eine Welle schwappt ins<br />

schwankende Schlauchboot. „So etwas<br />

habe ich noch nie gesehen, auf keiner<br />

Reise“, sagt Dubreuil. Tausende Sturmvögel<br />

kreisen um die Schlauchboote, und etwas<br />

weiter in der Ferne sitzen Seelöwen<br />

dicht gedrängt auf einem dunklen Fels.<br />

Die Kurilen sind eine ganz besondere<br />

Inselkette, die von der russischen Halbinsel<br />

Kamtschatka bis nach Japan reicht.<br />

Hier umspült das raue Meer moosbewachsene<br />

Felsen, heiße Quellen sprudeln<br />

aus dem Boden. Rund hundert Vulkane<br />

erstrecken sich auf den Inseln, 40 von ihnen<br />

gelten als aktiv. Schwarze Basaltsäulen<br />

zeigen, wo die Erde einst ihr Innerstes<br />

nach außen kehrte.<br />

Um diese besondere Landschaft zu sehen,<br />

sind viele der Teilnehmer der Kreuzfahrt<br />

um die halbe Welt geflogen. Von<br />

Europa quer über Russland in die Stadt<br />

Petropawlowsk auf Kamtschatka, wo die<br />

Schiffsreise beginnt. Manche kennen die<br />

Gegend vielleicht aus TV-Dokumentationen<br />

über wilde Braunbären. Die Hauptstadt<br />

der russischen Region<br />

Kamtschatka gleicht dagegen einer<br />

Betonwüste. Was hier gebaut<br />

wird, hält Erdbeben stand. Angeblich.<br />

„Die Häuser sollen vor allem<br />

sicher sein, nicht schön“, sagt<br />

eine Touristenführerin. Petropawlowsk<br />

sei von Vulkanen umgeben<br />

– und die Erde bebt<br />

manchmal mehrmals am Tag.<br />

Manche Bewohner sind wegen<br />

der ewig drohenden Naturkatastrophe<br />

weggezogen. Die Kreuzfahrtgäste<br />

hingegen kommen genau<br />

aus diesem Grund, sie wollen<br />

einen Teil des Pazifischen Feuerrings<br />

erleben. So heißt der Vulkangürtel,<br />

der im Halbbogen von<br />

Südamerika über Russland und<br />

Japan bis nach Neuseeland reicht. An den<br />

Rändern des Pazifiks schiebt sich der<br />

Meeresboden unter die Kontinentalplatten,<br />

enormer Druck entsteht. Die Folge:<br />

Die Erdkruste schmilzt zu Magma, und<br />

Spannungen entladen sich in Form von<br />

Erdbeben.<br />

Von Petropawlowsk sind es rund 1400<br />

Kilometer Luftlinie bis zu Japans Nordinsel<br />

Hokkaido. Was beide Länder hier verbindet,<br />

sind die Kurilen – und ihr Kampf<br />

um die Inseln. Russland hatte sie am Ende<br />

des Zweiten Weltkriegs von Japan erobert.<br />

Die südlichen Inseln werden bis<br />

heute von Japan beansprucht, das Schiff<br />

umfährt diesen Bereich. Wer die Kurilen<br />

besucht, findet Felsformationen, die<br />

Filmkulissen gleichen, in Nebel getauchte<br />

Kraterseen, Seeotter und Seelöwen.<br />

An den ersten Tagen der Expeditionskreuzfahrt<br />

mit der „L’Austral“ landen die<br />

Passagiere an der schwarzen Küste von<br />

Schumschu. Die komfortverwöhnten<br />

Touristen stecken nun in Gummihosen<br />

und Parkas. Ein Fußmarsch führt über erdige<br />

Wege auf einen Hügel. Weit entfernt<br />

sieht man den knapp 2300 Meter hohen<br />

Vulkan Alaid, von dem ein japanischer<br />

Dichter gesagt haben soll, er habe eine<br />

perfektere Form als der Fuji. Die Gruppe<br />

wandert weiter zu einem zerfallenen<br />

Holzhaus. In der Gegend verrostet ein<br />

umgekipptes Militärfahrzeug, in einem<br />

Flugzeugwrack klaffen Einschusslöcher.<br />

Auf den Kurilen verrotten viele Militärruinen.<br />

„Ich will das nicht sehen“, sagt<br />

Wo die Erde dahinschmilzt<br />

Entlang der<br />

russischen Kurilen<br />

führt eine<br />

Expeditionsfahrt<br />

zu aktiven Vulkanen<br />

und in Nebel<br />

getauchte Kraterseen<br />

Überreste von Krieg und Konflikt: Ein Wandgemälde<br />

mit Lenin in einer alten U-Boot-Station<br />

TIPPS UND<br />

INFORMATIONEN<br />

TOUREN Eine 11-tägige Expeditionskreuzfahrt<br />

zu den Kurilen-<br />

Inseln bietet zum Beispiel die<br />

Reederei Ponant (de.ponant.com)<br />

ab 7770 Euro pro Person in der<br />

Doppelkabine an. Vom 29.9. bis<br />

14.10.2015 geht es von Petropawlowsk<br />

(Russland) nach<br />

Kanazawa (Japan). Im<br />

August fährt die<br />

Silver Explorer<br />

(www.silversea.com)<br />

17 Tage<br />

Sachalin<br />

lang von Nome RUSSLAND<br />

KURILEN<br />

(Alaska) nach<br />

Otaru (auf der<br />

japanischen Insel<br />

Kleine<br />

Hokkaido<br />

Hokkaido). Preis:<br />

Kurilen<br />

ab 11.500 Euro pro JAPAN Pazifik<br />

Person in der Doppelkabine.<br />

400 km<br />

Für die Ausflüge gehören<br />

unbedingt Gummistiefel, Windund-Wetter-Jacke<br />

und eine wasserdichte<br />

Hose ins Gepäck.<br />

EINREISE Für Kamtschatka und<br />

die Kurilen benötigen Touristen<br />

ein russisches Visum, für Japan<br />

reicht ein gültiger Reisepass.<br />

ein deutscher Passagier. Er habe als Kind<br />

in Kriegstrümmern gespielt. Als die<br />

Gruppe an einem anderen Tag eine verlassene<br />

U-Boot-Station der Russen besichtigt,<br />

bleibt er mit seiner Partnerin an<br />

Bord. Dort gibt es eine Bibliothek, Bingorunden<br />

und Livemusik zum Tee mit Gebäck.<br />

Andere kraxeln währenddessen in<br />

einem alten Plattenbau herum. Ein buntes<br />

Porträt von Lenin ziert eine Wand.<br />

Die Überreste von Krieg und Konflikt<br />

verwittern nur langsam.<br />

Etwa zwei Wochen wird die „L’Austral“<br />

unterwegs sein, rund 4300 Kilometer auf<br />

See zurücklegen. Während draußen die<br />

felsigen Inseln vorbeiziehen, unterhalten<br />

sich die Passagiere<br />

drinnen über frühere Reisen. Sie<br />

erzählen von der Seidenstraße,<br />

von Südamerika und China. Die<br />

Antarktis sei besonders schön,<br />

meinen viele. An Bord ist mehr<br />

Personal, als es Gäste gibt. Und<br />

beim Mittagessen lässt eine<br />

Gruppe Französinnen den Wein<br />

gleich mehrmals zurückgehen.<br />

Bei den Ausflügen ist sich diese<br />

anspruchsvolle Truppe dann<br />

GETTY IMAGES/LONELY PLANET IMAGES/PHILIP GAME<br />

aber für kaum etwas zu fein. Auf<br />

Socken schlurfen die Passagiere<br />

durch die Gänge, ihre Gummistiefel<br />

in der Hand. Sie steigen<br />

am abgesenkten Heck des<br />

Kreuzfahrtschiffs in die<br />

Schlauchboote, die sie zur nächsten Insel<br />

bringen. Salzwasser spritzt ins Gesicht,<br />

die Beiboote springen auf dem Meer auf<br />

und ab. Mit der Bandscheibe darf man es<br />

da nicht haben. Alle krallen sich an den<br />

Leinen am Bootsrand fest. Das nächste<br />

Ziel: Yankicha, der Lieblingsort von Nicolas<br />

Dubreuil. „Die Insel ist magisch“, findet<br />

der Expeditionschef.<br />

Die kleinen Boote schlängeln sich<br />

durch eine Öffnung in den Kratersee. Am<br />

grauen Ufer steigt Dunst auf, viele<br />

heiße Quellen brodeln dort. Die<br />

Ochotskisches<br />

Meer<br />

Kamtschatka<br />

Boussole-<br />

Straße<br />

Kameraobjektive beschlagen<br />

so schnell, dass man mit<br />

dem Abwischen kaum<br />

hinterherkommt. Giftgelb<br />

setzt sich Schwefel<br />

an einigen Felsöffnungen<br />

ab, es riecht nach<br />

Hölle. Hier, erzählt Dubreuil,<br />

bekomme er ein<br />

Abenteurergefühl.<br />

Mit Schaufeln buddelt<br />

das Ausflugsteam<br />

eine Grube, rasch staut<br />

sich heißes Wasser in dem selbst gebauten<br />

Pool. Die ersten Urlauber steigen<br />

schon in Badehosen ins Wasser. Angenehm,<br />

meint einer. Andere beobachten<br />

einen Polarfuchs oder klettern durch hohes<br />

Gras auf den Rand des Kraters. Von<br />

dort schauen sie auf den See und moosbewachsene<br />

Felsen hinunter. Eine eigentümliche,<br />

unwirkliche Landschaft im<br />

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Feb. 2015<br />

Zinsbindung: 10 Jahre, Marktdurchschnitt<br />

WELT AM SONNTAG 1. MÄRZ 2015 SEITE 87<br />

Draußen vor<br />

der Stadt<br />

HAUS-RAT<br />

Viele Menschen sehnen sich nach dem Landleben<br />

auf einem alten Bauernhof. Doch die Sanierung<br />

solcher Objekte kostet Geld, Zeit und Nerven<br />

Der Raureif glitzert auf den<br />

Wiesen in der Morgensonne.<br />

Um die Nüstern der<br />

beiden Wallache schweben<br />

Dunstwolken, die Luft ist<br />

kalt. Gesche und Thorben Müller* genießen<br />

den anbrechenden Wintertag mit einem<br />

Becher heißem Kaffee auf dem Hof<br />

ihres alten Bauernhauses. „Die Ruhe hier<br />

ist einfach fantastisch“, sagt der Arzt.<br />

„Kaum zu glauben, dass Hamburg nur eine<br />

halbe Autostunde entfernt ist.“<br />

VON RICHARD HAIMANN<br />

Der 49-jährige Mediziner und die vier<br />

Jahre jüngere, freiberufliche Grafikerin<br />

haben in die Tat umgesetzt, wovon viele<br />

Menschen träumen. Sie sind geflüchtet<br />

aus der Enge und vor dem Lärm der<br />

Stadt, hinein in ein ländliches Idyll – eigene<br />

Pferde inklusive. „Es war das bislang<br />

größte Abenteuer unseres Lebens“, sagt<br />

Gesche. Überstanden allerdings haben sie<br />

es nur mit Mühe: Die Sanierung des sogenannten<br />

Resthofes forderte sowohl ihrem<br />

Budget als auch ihrer Beziehung alles ab.<br />

Den Wunsch nach einem ruhigen Zuhause<br />

draußen im Grünen hegen immer<br />

mehr Menschen. „Gestresste Großstädter<br />

suchen zunehmend die Beschaulichkeit<br />

und Behaglichkeit des Landlebens“, sagt<br />

der Bremer Makler André Marescaux, der<br />

sich auf Resthöfe spezialisiert hat. „Wir<br />

verzeichnen eine steigende Nachfrage<br />

nach alten Bauernhöfen“, sagt auch Joachim<br />

Möske, Mitinhaber des Maklerbüros<br />

Immobilien Monika Olejnik im schleswig-holsteinischen<br />

Ratzeburg.<br />

Jüngere Paare suchten dabei in erster<br />

Linie nach sanierungsbedürftigen Höfen.<br />

„Solche Objekte gibt es bereits für 50.000<br />

Euro“, sagt Möske. „Wer Ersparnisse und<br />

handwerkliches Geschick hat, kann aus<br />

diesen alten Bauernhöfen richtige<br />

Schmuckstücke machen.“ Hingegen würden<br />

ältere, gut situierte Paare meist bereits<br />

modernisierte Resthöfe bevorzugen.<br />

„Dieses Käuferklientel sucht fix und fertig<br />

sanierte Immobilien, in die sie sofort<br />

einziehen können“, bestätigt auch Marescaux.<br />

„Dafür sind sie auch bereit, Preise<br />

von 400.000 Euro und mehr zu zahlen.“<br />

Die Müllers wollten eher etwas Günstiges,<br />

das sie selbst gestalten konnten. Während<br />

Thorben an ein Einfamilienhaus<br />

Ruhe und Entspannung statt Lärm und Stress: Wie hier im Alten Land sieht für viele der Traum vom Leben auf dem Land aus<br />

dachte, kreisten die Pläne der Frau um das<br />

Thema Pferde: Gesche war schon als Kind<br />

geritten, die Tiere waren ihre Leidenschaft.<br />

Als das Paar noch in Hamburg wohnte,<br />

kaufte die 45-Jährige zwei Pferde. Untergestellt<br />

waren sie auf einem Reiterhof vor<br />

den Toren der Stadt. Täglich fuhr die Frau<br />

zu ihnen hinaus, vor der Arbeit und am<br />

Abend. „Das hat viel Zeit gekostet“, sagt<br />

sie. Zugleich hatte ihr Mann zunehmend<br />

Probleme, nach Nachtschichten Ruhe zu<br />

finden. „Spielende Kinder, der Verkehr –<br />

ich konnte nicht schlafen“, sagt Müller.<br />

Nach ein paar Monaten stand die Entscheidung<br />

fest: „Wir ziehen raus aus der<br />

Stadt“, sagt der Mediziner. Seine Frau<br />

setzte sich schließlich durch: Ein Resthof<br />

sollte es sein, mit genügend Land für eine<br />

eigene Pferdekoppel. Vier Monate lang<br />

waren sie fast jeden freien Tag unterwegs,<br />

um sich Objekte anzusehen. Irgendetwas<br />

schien immer nicht zu passen. „Mal waren<br />

die Höfe für den Zustand schlicht zu teuer,<br />

mal so abgelegen, dass die Fahrt zum<br />

Krankenhaus viel zu lang gewesen wäre,<br />

mal waren die Weiden zu nass, um darauf<br />

dauerhaft Pferde zu halten“, sagt Müller.<br />

Doch dann war es da, das Gehöft, bei dem<br />

alles zu passen schien. Ein Bauernhof,<br />

Baujahr 1913, sanierungsbedürftig, mit drei<br />

Hektar Weidefläche. Gutes Weideland, in<br />

angemessener Entfernung gelegen.<br />

„Bis zur A 25, die von Geesthacht in<br />

15 Minuten nach Hamburg führt, sind<br />

es nur knapp 25 Kilometer“, sagt Thorben<br />

Müller. Zwar war sofort klar, dass<br />

an Haus, Stall und Scheune vieles gemacht<br />

werden müsste. „Die Elektroinstallation<br />

war völlig veraltet, das Dach<br />

musste neu gedeckt, die Fenster ersetzt,<br />

eine neue Heizungsanlage samt<br />

Rohren und Heizkörpern installiert<br />

werden“, sagt der Arzt. Dafür verlangte<br />

der Eigentümer aber auch nur 70.000<br />

Euro – dafür reichten die Ersparnisse<br />

des Paares.<br />

Fortsetzung auf Seite 89<br />

DIETER SCHINNER/DIETER SCHINNER<br />

Unter dem<br />

Hammer<br />

Der Immobilienboom hat ja für viele<br />

auch sein Gutes. In manchem Notfall<br />

etwa sorgt die hohe Nachfrage nach<br />

Haus und Grund dafür, dass Familien<br />

der größte anzunehmende Unfall<br />

erspart bleibt: Die Zwangsversteigerung<br />

der eigenen vier Wände. Aktuelle<br />

Zahlen des Fachverlags Argetra<br />

bestätigen das – 2014 sei die Zahl der<br />

entsprechenden Gerichtstermine um<br />

8,5 Prozent auf knapp 44.000 gesunken.<br />

Vielfach schaffen es Eigentümer<br />

mittlerweile noch vor dem Verhandlungstermin,<br />

in Eigeninitiative einen<br />

Interessenten zu finden, ehe das<br />

Heim unter den Hammer kommt.<br />

Freilich sind die Zahlen mit Vorsicht<br />

zu genießen: Wer ein Ein- oder Zweifamilienhaus<br />

vor der Zwangsversteigerung<br />

verkaufen will, hat es<br />

zunehmend schwerer. Und in Sachsen-Anhalt<br />

finden sich dreimal<br />

schwerer Interessenten als in Baden-<br />

Württemberg. Kann man vorbeugen?<br />

Gegen Fährnisse des Lebens wie<br />

Jobverlust oder Scheidung hilft keine<br />

Planung. Eine solide Finanzierung<br />

aber ist erste Käuferpflicht. So<br />

wächst zumindest die Chance, dem<br />

Hammer zu entgehen.<br />

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Um eine einheitliche Abbildung bei der Veröffentlichung der<br />

Pflichtangaben zu gewährleisten, werden wir in den nächsten Wochen<br />

folgende Legende für mögliche Abkürzungen veröffentlichen.<br />

1. Die Art des Energieausweises (§ 16 a Abs. 1 Nr. 1 EnEV)<br />

a. Verbrauchsausweis: V<br />

b. Bedarfsausweis: B<br />

2. Der Energiebedarfs- oder Energieverbrauchswert aus der<br />

Skala des Energieausweises in kWh/(m²a)<br />

(§ 16 a Abs. 1 Nr. 2 EnEV), z. B. 257,65 kWh<br />

3. Der wesentliche Energieträger (§ 16 a Abs. 1 Nr. 3 EnEV)<br />

a. Koks, Braunkohle, Steinkohle: Ko<br />

d. Heizöl: Öl<br />

e. Erdgas, Flüssiggas: Gas<br />

h. Fernwärme aus Heizwerk oder KWK: FW<br />

j. Brennholz, Holzpellets, Holzhackschnitzel: Hz<br />

m. Elektrische Energie (auch Wärmepumpe), Strommix: E<br />

4. Baujahr des Wohngebäudes (§ 16 a Abs. 1 Nr. 4 EnEV)<br />

Bj., z. B. Bj. 1997<br />

5. Energieeffizienzklasse des Wohngebäudes bei ab<br />

1. Mai 2014 erstellten Energieausweisen<br />

(§ 16 a Abs. 1 Nr. 5 EnEV): A + bis H, z. B. D<br />

Bei der Berücksichtigung aller Angaben könnten die abgekürzten Pflichtbestandteile<br />

wie folgt umgesetzt werden:<br />

Verbrauchsausweis, 122 kWh/(m²a), Fernwärme aus Heizwerk, Baujahr<br />

1962, Energieeffiziensklasse<br />

– mögliche Abkürzung: V, 122 kWh,FW, Bj. 1962, D<br />

Bitte verwenden Sie bei Bedarf für Ihre Anzeige im Immobilienmarkt die<br />

in der Legende aufgeführten Abkürzungen für die entsprechenden Energiekennwerte<br />

Ihres Immobilienobjektes.


1. MÄRZ 2015 WELT AM SONNTAG NR. 9<br />

WOHNEN 89<br />

Draußen vor der Stadt<br />

IMMOBILIE DER WOCHE<br />

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Fortsetzung von Seite 87<br />

Das Abenteuer begann. Die Müllers<br />

heuerten einen Architekten und einen<br />

Bausachverständigen an. Auf rund<br />

200.000 Euro wurde der Sanierungsaufwand<br />

geschätzt. Die beiden verhandelten<br />

erfolgreich mit der Bank über die Finanzierung.<br />

Der Kaufvertrag wurde unterschrieben.<br />

Die Handwerker legten los –<br />

und der Ärger begann.<br />

Was Architekt und Gutachter nicht bemerkt<br />

hatten: Der Grundwasserspiegel<br />

war in der Region so stark gestiegen, dass<br />

Nässe in die Kellerwände der Gebäude<br />

drang. Es war nur eine Frage der Zeit, bis<br />

die Feuchtigkeit im Mauerwerk aufsteigen<br />

würde. Rund um Haus, Stall und<br />

Scheune musste der Erdboden ausgeschachtet<br />

werden, um die Keller von außen<br />

abdichten zu können. „Am Ende kostete<br />

die Sanierung fast 350.000 Euro“,<br />

sagt die Grafikerin. „Wir mussten bei der<br />

Bank einen zusätzlichen Kredit aufnehmen<br />

– zu deutlich höheren Zinsen als<br />

beim ersten Darlehen.“<br />

Die Feuchte in den Kellerwänden hätte<br />

lediglich eine teure Bohrkernprüfung aufzeigen<br />

können. Darauf jedoch verzichteten<br />

die Müllers. „Der Sachverständige<br />

sagte, er halte es eigentlich nicht für nötig“,<br />

sagt Bauherr Thorben.Bald hagelte<br />

es Schuldzuweisungen zwischen den Eheleuten.<br />

Thorben warf seiner Frau vor, es<br />

habe „nur der blöden Gäule wegen unbedingt<br />

ein Resthof“ sein müssen. Gesche<br />

konterte, er habe „aus Geiz auf die detaillierte<br />

Prüfung“ verzichtet: „Hätten wir<br />

die 4000 Euro dafür ausgegeben, wären<br />

wir nicht in diese Situation geraten.“<br />

Mit einer detaillierten Untersuchung<br />

der Immobilie durch einen Sachverständigen<br />

oder Architekten können Interessenten<br />

sich zwar vor solch bösen Überraschungen<br />

schützen. Doch: „Die Kosten<br />

für eine gründliche Prüfung summieren<br />

sich schnell auf einen fünfstelligen Betrag“,<br />

sagt Corinna Merzyn vom Verband<br />

Privater Bauherren. „Wer drei Resthöfe<br />

genau untersuchen lässt, hat schnell<br />

Rechnungen über 30.000 Euro und mehr<br />

auf dem Tisch – ohne eine Immobilie erworben<br />

zu haben.“<br />

Die meisten Käufer belassen es deshalb<br />

bei preiswerteren allgemeinen Begutachtungen.<br />

„In diesem Fall sollten sie<br />

aber finanzielle Reserven von mindestens<br />

50.000 Euro einplanen für den Fall,<br />

dass die Sanierung deutlich teurer wird<br />

als erwartet“, sagt Merzyn.<br />

Mit ihrem Feuchteschaden hatte das<br />

Paar tatsächlich noch Glück im Unglück<br />

– denn es hätte noch schlimmer kommen<br />

können. „Zahlreiche alte Bauernhöfe in<br />

Westdeutschland sind in den 70er- und<br />

80er-Jahren teilsaniert worden“, sagt Corinna<br />

Kodim vom Eigentümerverband<br />

Haus & Grund. „Dabei wurden die Dachsparren<br />

und die Balken im Ständerwerk<br />

meist mit PCP-haltigen Holzschutzmitteln<br />

behandelt.“ Auch in der Ex-DDR war<br />

das Mittel das Standardprodukt, um<br />

Holzschwamm vorzubeugen.<br />

„Reserven von<br />

50.000 Euro<br />

sollten da sein“<br />

Corinna Merzyn,<br />

Verband Privater Bauherren<br />

Das Kürzel PCP steht für Pentachlorphenol,<br />

ein chemisches Mittel, das Pilze<br />

tötet – und, wie sich später zeigte, auch<br />

für Menschen höchst ungesund ist. Die<br />

noch Jahrzehnte nach der Auftragung aus<br />

dem Holz ausdünstenden Gase können<br />

Kopfschmerzen, erhöhten Blutdruck,<br />

Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit,<br />

verursachen und sogar zu Herzversagen<br />

führen. 1989 untersagte die Regierung<br />

den Gebrauch von PCP. Mit der Wiedervereinigung<br />

am 3. Oktober 1990 trat das<br />

Verbot auch in Ostdeutschland in Kraft.<br />

Um einen Resthof von PCP zu befreien,<br />

gibt es zwei Möglichkeiten: „Alle Balken<br />

und Sparren können abgeschliffen<br />

und mit modernem Holzschutz neu versiegelt<br />

werden“, sagt Kodim. Oder sie<br />

müssen, wenn die Chemikalie tief in das<br />

Holz eingedrungen ist, komplett ersetzt<br />

werden. Beides ist teuer. „100.000 Euro<br />

und mehr können dabei bei einem alten<br />

Bauernhof anfallen“, sagt Corinna Merzyn<br />

vom Verband Privater Bauherren.<br />

Ein weiteres Problem, mit dem Resthof-Käufer<br />

konfrontiert werden können:<br />

„Bei einem alten Bauernhof besteht immer<br />

die Gefahr, dass er plötzlich unter<br />

Denkmalschutz gestellt wird“, sagt Haus-<br />

&-Grund-Expertin Kodim. „Dann kann<br />

das Denkmalamt verlangen, dass Anbauten<br />

wie ein Wintergarten wieder abgerissen<br />

werden müssen oder neu eingebaute<br />

Fenster und Metalltüren durch Sprossenfenster<br />

und Holztüren im ursprünglichen<br />

Stil ersetzt werden.“<br />

Recht interessant kann es hingegen<br />

sein, einen sanierungsbedürftigen Resthof<br />

zu erwerben, der bereits unter Denkmalschutz<br />

steht. „In diesem Fall können<br />

90 Prozent der Sanierungsaufwendungen<br />

über zehn Jahre hinweg gegen sämtliche<br />

anderen Einkünfte steuerlich verrechnet<br />

werden“, sagt Fachmakler Marescaux. Einige<br />

solvente Mittfünfziger suchten genau<br />

solche Höfe: „Sie wollen bis zum<br />

Rentenbeginn den Steuervorteil noch voll<br />

ausnutzen, in dieser Zeit noch zur Arbeit<br />

in die Stadt pendeln und dann das ruhige<br />

Landleben in einem komplett sanierten<br />

Haus genießen“, sagt Marescaux.<br />

Bei den Müllers ist am Ende alles gut<br />

gegangen. Zwar hatte es zwischenzeitlich<br />

Schuldzuweisungen zwischen den Eheleuten<br />

gehagelt. Thorben hatte seiner Frau<br />

vorgeworfen, es habe „nur der blöden<br />

Gäule wegen unbedingt ein Resthof“ sein<br />

müssen. Gesche konterte, er habe „aus<br />

Geiz auf die detaillierte Prüfung“ verzichtet:<br />

„Hätten wir die 4000 Euro dafür ausgegeben,<br />

wären wir nicht in diese Situation<br />

geraten.“ Doch: „Wir haben uns zusammengerauft,<br />

durchgehalten, Extra-Schichten<br />

geschoben, um genügend Geld für den<br />

zweiten Kredit zusammenzubekommen –<br />

und jetzt genießen wir das Leben mit den<br />

Pferden auf unserem Hof“, sagen sie.<br />

Nicht alle Resthof-Abenteuer gehen so<br />

gut aus, weiß Makler Möske. Wenn er<br />

durch das Lauenburger Land und Ost-<br />

Mecklenburg zu Terminen fährt, sieht er,<br />

was aus jenen Höfen geworden ist, für die<br />

er neue Eigentümer gefunden hat. „Viele<br />

wurden zu stattlichen Anwesen herausgeputzt.“<br />

Andere sehen auch Jahre später genauso<br />

aus wie zuvor – oder sind sie sogar<br />

noch weiter verfallen. „Da weiß ich, dass<br />

die Käufer es nicht geschafft haben, ihren<br />

Traum vom Leben in einem schönen alten<br />

Bauernhof auf dem Land zu verwirklichen.“<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Frankonia Eurobau verfolgt bei jeder Quartiersentwicklung<br />

dasselbe Ziel: Es sollen<br />

Gebäude entstehen, die auch in einem Jahrhundert<br />

noch als qualitätsvoll erachtet werden.<br />

Das betrifft nicht nur den architektonischen<br />

Geschmack und die Ästhetik der Gebäude.<br />

Das umfasst vielmehr auch eine Vielzahl<br />

von einzelnen baulichen Details.<br />

Die herausragende Lage der Hamburger<br />

Alstervillen direkt am Harvestehuder Weg<br />

wird mit dem Baukonzept von Frankonia Eurobau<br />

entsprechend gewürdigt. Es sind die<br />

Liebe zum Detail und der hanseatische<br />

Geist des Quartiers,die den qualitativen Anspruch<br />

und den Respekt vor dem Ort ausdrücken.<br />

So orientieren sich die Neubauten<br />

an den herrschaftlichen Villen und damit<br />

dem klassischen Baustil der unmittelbaren<br />

Umgebung. Es geht darüber hinaus auch<br />

darum, bis ins kleinste Detail echte Qualitäten<br />

zu erzeugen.<br />

Hamburg – Harvestehuder Weg<br />

Die kann man nur schaffen,wenn man mit<br />

den Künstlern ihres Faches arbeitet. Bei<br />

den Alstervillen gibt es viele Gewerke, bei<br />

denen sich in der Ausschreibung gezeigt<br />

hat: Es gibt in ganz Hamburg wenige Spezialisten<br />

dafür. Ein Beispiel sind die penibel<br />

von Hand vor Ort geschliffenen gewendelten<br />

Natursteintreppen. Oder die individuellen<br />

gusseisernen und gelaserten Geländer,<br />

die die Balkone und französischen Fenster<br />

schmücken. Neben der Qualität und der Liebe<br />

zum Detail überzeugt das Konzept auch<br />

durch seine Nachhaltigkeit, seine liebevoll<br />

angelegten Parks um die Villen sowie durch<br />

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Grdgr. ca. 4.391 m². Nfl. insg. ca. 1.583 m², dav. ca. 1.342 m² verm.<br />

Energieausweis: beauftragt. Jahresmiete (netto) ca. € 75.421,–.<br />

Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 355.000,–*<br />

Duingen (NDS), Eckhardtstraße 5<br />

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Denkmalgesch. MFH (ehem. Gutshaus). Bj. ca. 1920. Grdgr. ca.<br />

3.992 m², 6 WE mit ca. 605 m². Jahresmiete (netto) ca. € 20.359,–<br />

Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 189.000,–*<br />

Zeitz/Elster (SAA),<br />

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Donaliesstraße 38/Naumburger Straße 1<br />

Denkmalgesch. WGH. Bj. ca. 1903. San./mod. 2009. Grdgr. ca.<br />

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in DIE WELT und<br />

WELT am SONNTAG.<br />

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SCHWEIZ<br />

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Italien, nahe der Schweizer Grenze Landhaus<br />

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Kontakt: # 0171 / 895 14 66<br />

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ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG 28. FEBRUAR/01. MÄRZ 2015<br />

IMMOBILIEN AN NORD- UND OSTSEE<br />

Die Förde lockt<br />

Das Interesse an Immobilien in Hamburgs nördlichen Nachbarstädten<br />

steigt – Nach Lübeck und Kiel zieht der Markt in Flensburg an<br />

Flensburg mit malerischer Altstadt und dem Nordermarkt<br />

(oben) und dem Hafen mit St. Juergen am Ostufer (unten)<br />

FOTOS: Tourismus Agentur Flensburger Förde GmbH<br />

Die hohe Nachfrage<br />

nach Wohneigentum in<br />

den Ballungsräumen<br />

zur Eigennutzung, Alterssicherung<br />

oder als Investment<br />

strahlt auch auf die kleineren<br />

Städte im Norden aus.<br />

Seit die Preise in Hamburg<br />

stetig steigen, haben Anleger<br />

zunehmend auch die Nachbarinnen<br />

der Hansestadt im<br />

Blick. Objekte in Kiel und<br />

Lübeck geraten zunehmend<br />

in den Fokus. Und auch der<br />

Wohnimmobilienmarkt in<br />

Flensburg ist von steigenden<br />

Preisen geprägt. Die Fördestadt<br />

an der dänischen<br />

Grenze gewinnt zunehmend<br />

an Interesse und bietet neben<br />

einer einmaligen Wasserlage<br />

ein intaktes historisches<br />

Stadtbild mit malerischen<br />

Gassen und Höfen.<br />

Die Folge: nach dem aktuellen<br />

Wohnimmobilien Marktbericht<br />

Deutschland 2014/2015,<br />

den Engel & Völkers vorgelegt<br />

hat, stiegen die Preise in der<br />

Spitze von 2013 auf 2014 in<br />

allen Lagen. So wurden für<br />

Häuser mit einer hochwertigen<br />

Ausstattung in 1a-Lage bis<br />

zu einer Million Euro gezahlt.<br />

Bei Eigentumswohnungen<br />

hat sich die Preisobergrenze<br />

in einfachen Lagen auf 800<br />

Euro pro Quadratmeter und in<br />

mittleren Lagen auf 1100 Euro<br />

pro Quadratmeter erhöht.<br />

Auch die Mieten zogen in fast<br />

allen Lagen der Universitätsstadt<br />

leicht an – auf bis zu<br />

neun Euro pro Quadratmeter<br />

und Monat in guten Lagen.<br />

Mit weiteren Preissteigerungen<br />

rechnen die Experten<br />

in diesem Jahr. Begehrte<br />

Kapitalanlage sind Studentenwohnungen<br />

in einfachen und<br />

mittleren Lagen. Von Bedeutung<br />

ist auch der Zweitwohnungsmarkt.<br />

Ferienimmobilien<br />

in direkter Lage an der Förde<br />

stehen bei Käufern aus dem<br />

gesamten Bundesgebiet hoch<br />

im Kurs. Teuer gehandelt werden<br />

vor allem die Objekte mit<br />

Fördeblick, etwa in den Stadtteilen<br />

Solitüde und Sonwik,<br />

einem Revitalisierungsprojekt<br />

direkt an der Förde. Wegen<br />

der geografischen Nähe sind<br />

Häuser und Wohnungen in<br />

Flensburg auch bei Käufern<br />

aus Dänemark beliebt. Während<br />

im gehobenen Segment<br />

das Angebot höher als das<br />

Kaufinteresse ist, besteht<br />

im mittleren und unteren<br />

Preissegment ein deutlicher<br />

Nachfrageüberhang.<br />

Auch für Lübeck belegt der<br />

Marktbericht vor allem für<br />

Eigentumswohnungen steigende<br />

Preise. In Spitzenlagen<br />

wurden bis zu 4600 Euro pro<br />

Quadratmeter gezahlt. Die Lübecker<br />

Altstadt ist als Adresse<br />

vor allem bei älteren Interessenten<br />

begehrt. Entsprechend<br />

häufig gesucht werden hier<br />

seniorengerechte Eigentumswohnungen<br />

mit drei bis vier<br />

Zimmern und 80 bis 100 Quadratmetern<br />

Wohnfläche. Auch<br />

Anleger interessieren sich für<br />

diese Objekte, so der Bericht.<br />

Urlaub unter Reet<br />

Neubauvorhaben mitten in der Natur<br />

DAS GEBIET Fischland-Darß-<br />

Zingst zählt zu den schönsten<br />

Regionen an der Ostseeküste.<br />

Hier entsteht die Ferienhausanlage<br />

Kranichsruh mit 65<br />

attraktiven Reetdachhäusern,<br />

die den Bewohnern Natur pur<br />

und einen Strand vor der Tür<br />

bieten. Es gibt sechs Haustypen<br />

mit großzügigen Grundrissen<br />

und viel Platz für eine<br />

komfortable Ausstattung.<br />

Sonderwünsche sind kein<br />

Problem. Die Musterhäuser<br />

geben einen Eindruck von<br />

den Möglichkeiten. 14 Häuser<br />

sind fertig, rund 80 Prozent<br />

der Objekte im ersten Bauabschnitt<br />

verkauft. Das Projekt<br />

mit Rundum-Service von der<br />

Baubegleitung durch Architekten<br />

über die Einrichtung<br />

bis zur Verwaltung und Vermietung<br />

ist eine sichere Investition<br />

für Eigennutzer oder<br />

Kapitalanleger (Renditen von<br />

fünf bis zehn Prozent).<br />

» www.kranichsruh.de<br />

Ferienhäuser vom Feinsten<br />

Glanzvolles Bauprojekt im OstseeResort Olpenitz<br />

DAS OSTEERESORT Olpenitz,<br />

ein Projekt der Helma<br />

Ferienimmobilien GmbH,<br />

ist ein Projekt mit ganz<br />

unterschiedlichen Facetten.<br />

Aktuell sollen hier im VII.<br />

Bauabschnitt unter dem<br />

Namen Albatros-Villen zehn<br />

Häuser der Luxusklasse entstehen.<br />

Per Barlag Arnholm,<br />

geschäftsführender Gesellschafter<br />

der HELMA Ferienimmobilien<br />

GmbH, sagte:<br />

„Die Albatros-Villen Ost-<br />

seeResort Olpenitz werden<br />

über rund 240 Quadratmeter<br />

Wohnfläche und ein ca.<br />

1000 Quadratmeter großes<br />

Grundstück direkt an der<br />

Schlei/Ostsee und am Naturschutzgebiet<br />

verfügen. Die<br />

Ausstattung umfasst einen<br />

großen Wohn-/Essbereich,<br />

eine ebenerdige Terrasse<br />

mit Pool, Balkone und eine<br />

Dachterrasse. Der Kaufpreis<br />

einer Villa liegt bei ca. 1,2<br />

Millionen Euro.“ Idyllisch auf<br />

einer Halbinsel im Hafen des<br />

OstseeResort Olpenitz gelegen,<br />

werden in den nächsten<br />

Jahren rund 980 Wohneinheiten<br />

mit ca. 4000 Betten<br />

plus maritimes Zentrum und<br />

Infoturm entstehen. Neben<br />

acht Haustypen (drei freistehende<br />

Einfamilienhäuser und<br />

fünf ein- oder zweigeschossige<br />

Doppelhäuser) werden<br />

die Luxus-Villen besondere<br />

Highlights bieten.<br />

» www.helma-ferienimmobilien.de<br />

Hohe Renditen<br />

Freizeitoase an der Marina wächst<br />

DIE MARINA WENDTORF<br />

liegt am Nordostufer der Kieler<br />

Außenförde – ein Logenplatz<br />

mit Blick auf die Ostsee.<br />

Hier entsteht gegenwärtig<br />

eine Urlaubsoase der besonderen<br />

Art: der OstseeFerienpark<br />

Marina Wendtorf mit<br />

gemütlichen Ferienhäusern.<br />

Die 33 Einheiten des ersten<br />

Bauabschnitts sind bereits<br />

verkauft. Weitere 44 Häuser<br />

sollen folgen.<br />

Investor und Entwickler des<br />

Projekts ist die PLANET<br />

HAUS AG, die seit vielen Jahren<br />

erfolgreich Ferienhaus-<br />

Projekte auf<br />

eigene Rechnung<br />

errichtet,<br />

mit Erfahrungen<br />

von über 8000<br />

Häusern. Die<br />

Immobilien sind<br />

Investition und<br />

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auch im Ostsee-<br />

Ferienpark Marina Wendtorf.<br />

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Nach dem sehr erfolgreichen<br />

Vermarktungsstart des 1. Bauabschnittes<br />

startet nun auch die Vermarktung<br />

für den 2. Bauabschnitt.<br />

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die Ostsee und die neu entstehende<br />

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Doppelhäuser, jeweils in ein- oder zweigeschossiger Bauweise mit Wohnflächen ab ca.<br />

77 m² bis hin zu ca. 87 m². Alle 104 Kapitänshäuser verfügen über einen lichtdurchfluteten<br />

Wohn-Essbereich, 2 Schlafzimmer, Bad mit Sauna, einer großzügigen Terrasse und sind<br />

gehoben ausgestattet mit kompletter Einbauküche, Kaminofen, Fußbodenheizung, Whirlpool<br />

oder Dusche und Solaranlage. Bezugsfertige Übergabe inkl. kompletter Außenanlagen<br />

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des Musterhauses nach Absprache möglich: Hafenstraße in 24376 Kappeln.<br />

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2013. Die Anlage wurde komplett 2014 fertiggestellt. Sichern Sie sich Ihr Kapital noch heute. Sowohl für<br />

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Bringt Sie in eine gute Lage. Der Immobilienteil in DIE WELT und WELT am SONNTAG.


SONNTAG, 1. MÄRZ 2015<br />

NORD- UND OSTSEE<br />

Norddeich ●<br />

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Norden<br />

●<br />

Flensburg<br />

Schleswig ●<br />

● Kappeln<br />

Husum ●<br />

● Eckernförde<br />

Stralsund<br />

●<br />

St. Peter-Ording ●<br />

Heiligenhafen<br />

●<br />

●<br />

Kiel<br />

Warnemünde Graal-Müritz<br />

Büsum ●<br />

● ●<br />

Grömitz ● ● Heiligendamm<br />

Scharbeutz ●<br />

●<br />

Kühlungsborn<br />

Timmendorfer Strand ●<br />

Greifswald<br />

● ●<br />

Cuxhaven ●<br />

Travemünde Boltenhagen<br />

●<br />

Varel<br />

WELT AM SONNTAG<br />

● Wilhelmshaven<br />

Ueckermünde ●<br />

KRANICHSRUH Exklusive Ferienhäuser unter Reet an der Ostseeküste<br />

Renditestarke Kapitalanlage · Region Fischland-Darß-Zingst<br />

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Baubeginn erfolgt. B: 58 kWh (m2a), Erdgas,<br />

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Than & Müller lmmobilien GmbH<br />

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Hotel Immobilien Management<br />

Tel. 07681/47 78 60, Fax 47 78 621<br />

E-Mail: info@bill-immoconsult.com<br />

www.bill-immoconsult.com<br />

Bad Pyrmont (NDS), Schloßstraße 9<br />

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Attraktive Jugendstilvilla „Villa am Palmengarten“ mit Blick auf<br />

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Nfl. insg. ca. 2.030 m². B, 525 kWh/(m²a), Gas, BJ 1920/65.<br />

Besichtigungstermin: Freitag, 20.03.2015, 10:00 Uhr.<br />

Mindestgebot (Auktionslimit) ...................................... € 795.000,–*<br />

Esslingen am Neckar (BW), Plochinger Straße 42 – bezugsfrei<br />

Teileigentum, Bj. ca. 1930, 95 san. GE in Innenstadtlage. Nfl. ca.<br />

434 m². Wohngeld ca. € 263,–. V, 126 kWh/(m²a), Gas, BJ 1995.<br />

Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 490.000,–*<br />

Königsbronn (BW), Zanger Straße 3<br />

– leerstehend<br />

Gewerbeobjekt, ehem. Brauerei. Bj. ca. 1552. Insg. san.-bed.<br />

Grdgr. ca. 4.886 m². Innenbereich gem. § 34 BauGB.<br />

Mindestgebot (Auktionslimit) ........................................ € 69.000,–*<br />

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Mainau<br />

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Romanshorn<br />

Friedrichshafen<br />

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WELT AM SONNTAG NR. 9 1. MÄRZ 2015<br />

Feuer mit Tarnkappentechnik<br />

Die traditionell kantigen<br />

Formen im Kaminbau<br />

werden abgelöst durch<br />

individuell gestaltete<br />

Brennöfen. Der<br />

Ideenvielfalt rund um das<br />

Feuer im Haus sind dabei<br />

kaum Grenzen gesetzt<br />

Das unbemannte Flugobjekt erregte<br />

in dem Oberaargauer Städtchen<br />

Wiedlisbach Aufsehen. Mitten auf<br />

dem Dorfplatz mit den liebevoll sanierten<br />

Bauernhäusern erhob sich<br />

die 3,5 Meter hohe silberne Rakete auf drei stählernen<br />

Füßen. Aufgestellt hatte es der Schweizer<br />

Ofenbauer Benjamin Zweifel als Werbung für sein<br />

Atelier, doch zunächst musste er beunruhigte<br />

Nachbarn über die ganz und gar friedlichen Zwecke<br />

seiner Kreation aufklären.<br />

VON SUSANNE ZIEGERT<br />

In der Mitte des Flugkörpers lassen sich zwei<br />

Aluminiumtüren öffnen und geben den Blick auf<br />

eine Scheibe frei, hinter der sich ein gemütliches<br />

Feuer anfachen lässt. „Als Basis des Raketenofens<br />

diente der frühere Haupttank eines Kampfflugzeugs<br />

der Schweizer Armee“, sagt Benjamin Zweifel,<br />

den die Form und das Material des Fundstücks<br />

zu einem seiner ungewöhnlichen Öfen inspirierten.<br />

Seit zehn Jahren übt er den alten<br />

Handwerksberuf des Hafners aus, das ist die<br />

Schweizer Bezeichnung für den Ofenbauer. Zweifel<br />

verbindet dabei solides Handwerk mit künstlerischer<br />

Experimentierfreude. „Jeder meiner<br />

Öfen ist ein Unikat“, sagt Benjamin Zweifel nicht<br />

ohne Stolz.<br />

Der individualisierte Ofenbau hat noch eine relativ<br />

kurze Tradition. Über viele Jahrzehnte hatte<br />

der Kaminbau an seinen klassischen kantigen<br />

Kaminbau als Raketenwissenschaft:<br />

Extravagantes<br />

Modell von<br />

Benjamin Zweifel<br />

ZWEIFEL OFENBA<br />

geben und müssen mindestens einen Wirkungsgrad<br />

von 75 Prozent haben.<br />

Offene Kamine können lediglich tageweise betrieben<br />

werden, in einigen Städten bestehen zudem<br />

wegen hoher Partikelwerte in der Luft Verbrennungsverbote<br />

für feste Brennstoffe. Energieexperte<br />

Peter Kafke von der Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband hält offene Holzfeuer für eine<br />

„energetische Katastrophe“, die wegen der zahlreichen<br />

Lüftungen mehr Energie kosten, als sie<br />

einspielen.<br />

Lediglich Pelletöfen und Holzhackschnitzelöfen<br />

tragen das Umweltsiegel Blauer Engel, weil<br />

dabei standardisierte Brennstoffe verwendet werden.<br />

Denn wie effektiv und damit ökologisch ein<br />

Kaminofen oder Kachelofen tatsächlich Wärme<br />

spendet, hängt stark von der Beschaffenheit und<br />

Trockenheit des Holzes ab. Ofenbauer Benjamin<br />

Zweifel etwa minimiert die Schadstoffabgabe des<br />

Ofens an seinem Standort zudem durch genaue<br />

Computerberechnungen der Züge des Ofens.<br />

Oft dauert es mehrere Wochen, bis der Ofenkünstler<br />

gemeinsam mit den Bauherren die passende<br />

Heizung entwickelt hat, ob minimalistisch,<br />

kubisch, rundlich oder klassisch. Organische Formen,<br />

Luftfahrtobjekte oder ungewöhnliche Fundstücke<br />

inspirieren ihn zu seinen Objekten, die eine<br />

Kreuzung zwischen wärmender Heizung und<br />

Skulptur sind. Edel und geheimnisvoll wirkt der<br />

Ofen „Stealth“ mit aerodynamischen Formen eines<br />

amerikanischen Fliegers, der durch die Neigungswinkel<br />

seiner Oberfläche für den Radar unsichtbar<br />

ist. Der Hafner hat die Tarnkappentechnik<br />

in einer aufrecht stehenden Ofenskulptur<br />

umgesetzt, deren Form durch Richtungsänderungen<br />

der Oberfläche zu fließen scheint.<br />

Für seine jüngste Kreation, die sich an der Zigarrenform<br />

eines Luftschiffs inspiriert, gewann<br />

der Schweizer kürzlich mit Partnern den ersten<br />

Preis der Gartenmesse Giardina. Dort stand der<br />

Zeppelin aus Schamotte-Beton mit dem Fuß im<br />

See eines Gartens neben einer schwimmenden<br />

Holzplattform. Spektakulär ist auch sein Lorenofen<br />

für ein Bistro in Grindelwald im Berner<br />

Oberland, der an den schwierigen Bau der Bergbahn<br />

zum Jungfraujoch erinnern soll. Eine ausgediente<br />

Lore dient als Feuerstelle und kann auf<br />

Schienen durch das Lokal bewegt werden, wo sie<br />

mit einem Rost als Holzgrill dient und am Ende<br />

Formen festgehalten. In den angelsächsischen<br />

Ländern ist die in die Wand eingelassene Feuerstelle<br />

mit Mantel und Sims mit einem Spiegel darüber<br />

ein klassischer Einrichtungsgegenstand, der<br />

vor allem in der Weihnachtszeit eine zentrale<br />

Rolle spielt. Mit Weihnachtssternen, Schmuck<br />

und namensbestickten Strümpfen bereiten ihn<br />

Kinder für die Ankunft des Santa Claus vor und<br />

lauern nächtelang auf die Geschenke, die aus dem<br />

Schacht hinabregnen sollen.<br />

Erst in den 60er-Jahren setzte ein Wandel ein,<br />

als Architekten und Inneneinrichter die Feuerstellen<br />

neu interpretierten. Der Gropius-Schüler<br />

Marcel Breuer war dabei einer der Pioniere. 1962<br />

rückte er einen geschlossenen Kaminofen aus Beton<br />

ins Zentrum des Restaurants in einem Hotel<br />

in den französischen Alpen. Die von beiden Seiten<br />

transparente Brennkammer gibt den Blick auf<br />

die Berggipfel hinter den Flammen frei. Das Objekt<br />

ist als einziges damaliges Einrichtungsstück<br />

erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.<br />

In mehrere Privathäuser oder Hotels passte<br />

der Bauhaus-Architekt Kamine ein, die sich stilistisch<br />

in das Gesamtwerk einfügten. Meist<br />

rückte er die Feuerstelle als wärmendes Element<br />

ins Zentrum der nüchtern im Bauhausstil gestalteten<br />

Wohnräume. Noch experimenteller fielen<br />

die Holzfeuerungen des Züricher Architekten<br />

Hans Demarmels aus. 1960 vollendete er mit seiner<br />

Cheminée seine ungewöhnliche und umstrittene<br />

Privatresidenz. Spielerisch stapelte er<br />

Balken aus Granit und Beton wie Spielzeugbausteine<br />

zu einer Kombination aus Feuerstelle,<br />

Sitzgelegenheit und Treppe. Konsequent wiederholt<br />

sich dort die Formensprache der ungewöhnlichen<br />

Architektur.<br />

Nicht nur ästhetisch hat sich im Kaminbau<br />

eine Revolution vollzogen. Der Gesetzgeber<br />

hat das Heizen mit Holz zudem<br />

stark reglementiert. Denn die 15 Millionen<br />

deutschen Einzelraumheizungen für Holz<br />

blasen erhebliche Mengen des gesundheitsschädlichen<br />

Feinstaubs in die Atmosphäre.<br />

2010 wurde die Bundesimmissionsschutzverordnung<br />

eingeführt, seit Anfang<br />

des Jahres ist die zweite Stufe mit<br />

noch strengeren Auflagen in Kraft: Neue<br />

Einzelraumheizungen dürfen nicht mehr als<br />

0,04 Gramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft abwieder<br />

in eine Art Bergwerk in der Wand einfährt.<br />

Als Altmeister der Kaminkunst gilt der französische<br />

Designer Dominique Imbert, der eher zufällig<br />

seine Berufung für ungewöhnliche Feuerstellen<br />

fand. Ende der 60er-Jahre hatte sich der<br />

Weltreisende mit Soziologiedoktorat in den südfranzösischen<br />

Cevennen in einer Ruine niedergelassen<br />

und einen offenen Feuerkessel geschmiedet,<br />

die einzige Wärmequelle seines Domizils.<br />

Das Konstrukt fand Bewunderer, die Bestellungen<br />

von Bekannten mehrten sich. Daraus ging die<br />

französische Kamindesign-Firma Focus hervor.<br />

Das Markenzeichen sind die rundlichen Kaminöfen<br />

aus Metall, die an der Wand angebracht sind<br />

oder zentral im Raum schweben. Die Kreationen<br />

sind weltweit verbreitet, einer der offenen Stahlkessel<br />

wärmt Ausstellungsräume im New Yorker<br />

Guggenheim-Museum. Die Stahlkessel gibt es<br />

rundlich mit Verglasung, rhombenförmig oder als<br />

sehr puristisches Rohr mit Heizkammer wie beim<br />

aktuellen Modell Slim, bei dem kein überflüssiger<br />

Schnörkel die Blicke vom Feuer ablenken sollen.<br />

Der Abzug geht direkt in die Brennkammer über,<br />

in der die Flammen lodern.<br />

Ein Fabrikat aus dem Erzgebirge räumte in diesem<br />

Jahr den deutschen Design-Award ab – der<br />

runde, um 360 Grad drehbare Ofen der Manufaktur<br />

Firetube. „Wir haben die Brennkammer der<br />

Form der Flamme angepasst. Dadurch kommt es<br />

nicht zu Rückständen und zu weniger Verrußung“,<br />

sagt Ofendesigner Axel Schmitz. Für die<br />

Brennkammer verwendet er einen brandfesten<br />

Beton, der im Gegensatz zum traditionellen Schamott<br />

weniger rissanfällig ist und zudem langlebiger<br />

als das Mineral Vermiculit. Damit erreicht die<br />

Kaminvariante einen hohen Wirkungsgrad von<br />

über 85 Prozent.<br />

Mit dem Ofen will Schmitz jüngere Käufer ansprechen<br />

und platziert ihn mal als „Heavy-Metal“-Ofen<br />

an einer Sitzbank mit Gitarre oder setzt<br />

ihn in einen rahmenden weißen Betonquader. Als<br />

Modul ist die Feuerstätte zudem wandelbar und<br />

kann vom Kaminofen zum Kachelofen aufgerüstet<br />

werden, wenn die Generation Smartphone<br />

sich vergrößert. Die dürfte sich auf den dazugehörigen<br />

Ofenbänken schnell heimisch fühlen.<br />

Denn dort sind Andockstationen für das<br />

Smartphone und das Tablet eingebaut, dazu eine<br />

passende Kuhle für die Spielkonsole.<br />

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