BP-netlab-100211 1.Detailanalyse Arbeitskräfteüberlassung L&R
BP-netlab-100211 1.Detailanalyse Arbeitskräfteüberlassung L&R
BP-netlab-100211 1.Detailanalyse Arbeitskräfteüberlassung L&R
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
unterscheiden zwischen jenen Personen, die sich bewusst auf eine Arbeitskräfteüberlassung<br />
eingelassen haben, und jenen Personen, die erst zum Zeitpunkt der<br />
Arbeitsvertragsunterzeichnung davon erfahren haben, dass die Anstellung über eine<br />
Arbeitskräfteüberlassung erfolgt.<br />
Der letzt genannte Punkt erscheint momentan besonders brisant, so berichteten drei der<br />
acht interviewten Personen davon, dass sie erst zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung<br />
darüber aufgeklärt wurden, dass die Anstellung nicht über die Firma direkt sondern über eine<br />
Arbeitskräfteüberlassung erfolgt und bei Nicht-Unterzeichnung des Vertrages wäre eine<br />
Anstellung nicht möglich. Hier wird also sehr bewusst auf mangelnde Information gesetzt<br />
und die angespannte Arbeitsmarktsituation in der Region ausgenützt, um potentielle<br />
ArbeitnehmerInnen unter Druck zu setzen. Die weiteren Interviewpersonen haben von<br />
Verwandten oder Bekannten von dieser Arbeitsmöglichkeit erfahren. Zu betonen ist in<br />
diesem Zusammenhang, dass die Arbeitsmarktlage für alle interviewten Personen<br />
Schwierigkeiten mit sich führt und so haben auch alle angegeben, dass sie zur Zeit keine<br />
anderen Möglichkeiten für einen Arbeitsplatz sahen.<br />
2.2 Vor- und Nachteile der Leiharbeit<br />
Generell hat die Leiharbeit weder in Österreich noch in Ungarn einen guten Ruf. So wurde<br />
diese auch – vor allem auf österreichischer Seite – von einigen als moderne Form der<br />
Sklaverei bezeichnet:<br />
Man arbeitet für 2-3 Wochen hart in einer Firma und sobald man nicht mehr gebraucht wird, wird man<br />
weitergeschickt. Vor allem wenn man in größeren Firmen arbeiten will, wird man zumeist über<br />
Leihfirma aufgenommen, weil man dann später dadurch ausselektieren kann. Wenn man als<br />
Zeitarbeiter in die Firma kommt ist man so ein bisschen der „Dummkopf“ und muss erst reinkommen.<br />
(Interview 2)<br />
Dementsprechend berichten die InterviewpartnerInnen auch von wesentlich mehr Problemen<br />
als Vorteilen der Leiharbeit.<br />
Auf österreichischer Seite wird als Vorteil gesehen, dass man sich als Leiharbeitskraft<br />
Bewerbungen erspart und hier die Jobvermittlung direkt über den Arbeitskräfteüberlasser<br />
erfolgt. Zugleich wurde aber auch von der Praxis berichtet, dass die Anstellung mitunter nur<br />
zwei bis drei Wochen dauert – eben für einen Auftrag – und danach die Abmeldung erfolgt<br />
und somit auch wieder eine Phase der Arbeitslosigkeit eintritt. Generell besteht aufgrund der<br />
Wirtschaftskrise große Angst vor Kündigungen und die Chance auf eine Übernahme in ein<br />
fixes Beschäftigungsverhältnis wird von vielen als sehr gering bezeichnet.<br />
Als Probleme werden auch die geringe Entlohnung und die fehlenden Aufstiegschancen<br />
gesehen. Eine Person der österreichischen InterviewpartnerInnen kritisierte, dass vor allem in<br />
Großbetrieben ein Einstieg nur über Personalleasingfirmen möglich ist. Zudem wurde