Test Sunseeker Predator 64
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Mit Krallen und Samtpfoten —<br />
<strong>Sunseeker</strong><br />
An Bord<br />
Was vor mehr als 50 Jahren<br />
mit einer kleinen Produktrange<br />
stäbiger und gut gebauter Motorboote<br />
im britischen Poole begann,<br />
hat sich zu einem international<br />
agierenden Unternehmen entwickelt,<br />
dessen Markenname „<strong>Sunseeker</strong>“ zum<br />
Synonym für luxuriöse und sportive<br />
Motoryachten der Extraklasse geworden ist.<br />
Ostseepremiere hatte die <strong>Sunseeker</strong><br />
<strong>Predator</strong> <strong>64</strong>, am Standort in Neustadt. Die<br />
WasserSport Redaktion konnte testen, ob es<br />
sich bei der <strong>Predator</strong> um eine echte Raubkatze,<br />
oder nur um einen Papiertiger handelt.<br />
Text: Christian Schneider<br />
Fotos: <strong>Sunseeker</strong> (7) / Schneider (3)<br />
Design, Konzept,<br />
Innenausbau<br />
Sportlich und mit einem Schuss Agressivität,<br />
dem Namen entsprechend tritt die<br />
<strong>Sunseeker</strong> auch vom Design her auf. Über die<br />
große absenkbare Badeplattform erreicht der<br />
Besucher über eine Treppe das Achterdeck der<br />
Yacht, und passiert dabei die großzügige, achtere<br />
Heckgarage mit elektrisch zu öffnender<br />
Heckklappe. Platz für einem Tender und einen<br />
Stauraum, oder statt des Stauraums für eine<br />
separate Crew-Kabine. Auf dem Achterdeck<br />
eine bequeme gepolsterte Sitzgelegenheit,<br />
dahinter eine großzügige Sonnenliege auf dem<br />
Dach der Heckgarage. Die Wetbar mit Grill,<br />
Kühlschrank und Ice-Maker, der Cockpittisch<br />
und ein optionales Softtop versprechen einen<br />
angenehmen Aufenthalt mit luxuriösem Komfort.<br />
Eine große L-förmige Sitzgruppe an Steuerbord<br />
lädt im Salon zum Verweilen ein. Der<br />
Anschluss zum Achterdeck ist über die großen,<br />
verschiebbaren Glaselemente gewährleistet,<br />
und lässt Innen- und Außenbereich zu<br />
einem großen Lebensraum verschmelzen. Am<br />
mit einem Ledersitz für den Fahrer und einer<br />
Sitzbank mit umklappbarer Sitzfläche für zwei<br />
weitere Personen ausgestatteten Fahrstand<br />
vorbei, geht es über eine leicht geschwungene<br />
Treppe hinunter in die untere Wohnebene.<br />
Sehr gut: Das Seitenfenster am Fahrstand<br />
ist als Schiebefenster zu öffnen.<br />
Während im Salon ein Teakfußboden<br />
verlegt wurde, versinken die Füße im<br />
unteren Deck in einem weißen, flauschigen<br />
Teppichboden. Lediglich der Bereich der Pantry<br />
und der Bäder sind selbstverständlich gefliest.<br />
Die Pantry bietet eine Vollausstattung<br />
50 WasserSport · 08/2011
<strong>Predator</strong> <strong>64</strong><br />
von Miele in gehobenem häuslichen Komfort<br />
mit intelligenten Schranklösungen. Steuerbord,<br />
gegenüber eine kleinen Frühstücks -<br />
ecke, gleich dahinter eine Gästekabine mit<br />
zwei Einzelkojen, im Vorschiff die großzügige<br />
VIP-Cabin, im Acherschiff, ein paar weitere<br />
Stufen hinunter, die großzügige Eigner-<br />
Suite, natürlich mit eigenem Bad. Im Durchgang<br />
dahin eine Miele Waschmaschine mit<br />
Trockner hinter Schranktüren versteckt. Flat -<br />
screens in jeder Kabine und der Frühstücksecke,<br />
ein versenkbarer, großer Monitor im<br />
Salon. Stereo-Anlage? Selbstredend! Klima -<br />
anlage? Sowieso! Der Komfort an Bord lässt<br />
keine Wünsche offen.<br />
Das Design ist modern und stilvoll, die<br />
Qualität des Innenausbaus hochwertig.<br />
Amerikanisches Walnussholz im <strong>Test</strong>schiff ist<br />
Sonderausstattung. Der Standardausbau erfolgt<br />
in Kirschholz. Modern, gerade und klar<br />
ist die Formgebung. Optisch kommt das gut<br />
an. Das kantige Design an Bord eines Seeschiffes<br />
ist allerdings auch mit kritischen<br />
Augen zu sehen. Wer einmal im Seegang den<br />
Halt verloren hat und gegen eine Kante oder<br />
Ecke des Mobiliars gestoßen ist, wird dem zustimmen.<br />
Rundungen sind aber aus der<br />
Mode gekommen und werden im Yachtbau<br />
von vielen Werften zunehmend durch gerade<br />
Linien ersetzt. Die warmen dunklen Holzfarben<br />
werden durch den weißen Teppich<br />
und die großen Fenster und das riesige, elektrisch<br />
zu öffnende Hardtop mit Carbonrahmen<br />
und großen, integrierten Fensterflächen<br />
im Salon aufgehellt und aufgelockert und verbreiten<br />
eine wohnliche und sehr luxuriöse<br />
Atmosphäre.<br />
Ein Highlight: Die Panoramafenster der Eignersuite<br />
bieten dem Eignerpaar einen<br />
08/2011 · WasserSport 51
groß artigen Ausblick. Es gefallen kleine Au -<br />
gen- und Handschmeichler wie geschwungene,<br />
gebürstete Griffe der Küchenmöbel, die in<br />
Leder eingefassten Lampensockel und der Lederbezug<br />
der Polster. Nicht ins Bild passen dagegen<br />
die Schließbleche der Türen. Deren<br />
Zungen sind zu lang und stehen über die Türzarge<br />
hinaus, so dass die Gefahr des Hängenbleibens<br />
z.B. mit der Kleidung besteht. Sehr<br />
gut dagegen: Der mobile Schaumstoffwürfel,<br />
der in einem der Schränke bereitgehalten<br />
wird, und es auch kleineren Personen ermöglicht,<br />
das Vorschiff im Falle einer Gefahr durch<br />
die vordere Luke zu verlassen.<br />
an die große Heckgarage: Wer<br />
die schmale Leiter durch die Luke auf dem<br />
Achterdeck herabsteigt und sich in den Maschinenraum<br />
der <strong>Sunseeker</strong> <strong>64</strong> begibt, hat den<br />
begehbaren Teil des Motorraumes am Fuße<br />
der Leiter erreicht. Daneben wird’s eng. Immerhin<br />
sind die Seewasserfilter in direkten Zugriff<br />
und von oben mit einem Blick gut kontrollierbar.<br />
Der gut schallgedämpfte Generator<br />
und die Batterien haben einen extra Raum<br />
P<br />
latz-Tribut<br />
spendiert bekommen, der achtern einen separaten<br />
Zugang hat.<br />
An Deck<br />
D<br />
ie<br />
D<br />
ie<br />
Große Klappe: Der Zugang zur Heckgarage,<br />
die Plattform ist absenkbar.<br />
Holz-, Niro- und GFK Arbeiten sind<br />
sorgfältig ausgeführt. Sehr schön: Springklampen<br />
mittschiffs, das ist nicht überall<br />
selbstverständlich. Dass die Werft achtern<br />
zwei per Fußschalter elektrisch bedienbare<br />
Verholwinden installiert hat, ist praktisch gedacht.<br />
Hinter der Festmacherklampe stehen<br />
diese Winden allerdings nicht ideal. Besser<br />
wäre es, wenn die Winsch zum einen selbstholend<br />
wäre und des Weiteren direkt hinter<br />
der Klüse stehen würde, und so der Festmacher<br />
über die Winsch auf die Klampe geführt<br />
werden könnte. Praktisch ist das Staufach für<br />
die Leinen, es wäre weiß ausgemalt aber besser<br />
einsehbar. Durch einen Wasserablauf<br />
könnte das Wasser nasser Leinen abfließen<br />
und die Reinigung würde erleichtert.<br />
Verarbeitung der Holz-, GFK- und<br />
Stahlarbeiten ist gut und auch in der Dimensionierung<br />
der Schiffsgröße entsprechend.<br />
Dank des breiten Gangbordes ist der<br />
Weg zum Vorschiff eigentlich kein Problem,<br />
die Seereling ist zumindest für größere Personen<br />
im achteren Bereich am Aufbau aber verhältnismäßig<br />
niedrig. Leider hat die Werft darauf<br />
verzichtet, Handläufe am Aufbau zu montieren.<br />
Hier sollte im Sinne der Sicherheit nachgerüstet<br />
werden. An der Sonnenliege auf dem<br />
Vorschiff stimmt wieder alles: Handläufe an<br />
beiden Seiten und sogar Cup-Holder für die<br />
Getränke.<br />
Fahreigenschaften<br />
S<br />
unseeker<br />
selber spricht von Performance<br />
Yachten. Das weckt in Verbindung mit<br />
dem scharfen Rumpf und zwei MAN V8 Die-<br />
Besser selbstholend und direkt hinter der<br />
Klüse: Die Verholwinschen achtern.<br />
Fahrt- und Geräuschmessungen<br />
<strong>Sunseeker</strong> <strong>64</strong>‘ Fahrt Motor Rasanz Fahrstand Salon Eigner Cockpit Verbrauch<br />
<strong>Predator</strong> kn U/min sec dBA dBA dBA dBA l/h<br />
Hafen / vor Anker* - - -
BAn<br />
ord<br />
Technische Daten<br />
(Werftangaben)<br />
selmotoren mit je 1200 PS Erwartungen. Das<br />
Ausparken aus der Box ist trotz starken Seitenwindes<br />
unproblematisch. Das Querstrahlruder<br />
dreht das Schiff auch gegen einen kräftigen<br />
Wind mit gutem Schub und ist ausreichend<br />
dimensioniert. In langsamer Marschfahrt<br />
benehmen sich die beiden Diesel sehr<br />
kultiviert und sind gut gedämpft. In kleinster<br />
Fahrstufe werden bei 600 Umdrehungen mit<br />
einer Maschine knappe sechs, mit beiden Maschinen<br />
eingekuppelt eben sieben Knoten erreicht.<br />
Bei 1400 Touren läuft die Yacht eine angenehme<br />
und ökonomische Marschfahrt im<br />
Bereich der unteren Gleitfahrt von 15 Knoten.<br />
Der Brennstoffverbrauch liegt bei dieser Fahrstufe<br />
bei 130 L/h, das sind ca. 8,6 Liter Diesel<br />
pro nautische Meile – ein guter Wert für ein<br />
Schiff dieser Größe. „Schuld“ daran dürfte<br />
unter anderem das Design des Unterwasserschiffes<br />
sein. Die Konstruktionen von <strong>Sunseeker</strong><br />
können von jeher durch exzellente Fahrwerte,<br />
Ökonomie und gute Rauwassertauglichkeit<br />
überzeugen. Diese Eigenschaften begründen<br />
ei nen nicht unerheblichen Teil des<br />
guten Rufes der <strong>Sunseeker</strong> Yachten. Mit 70 dB<br />
am Fahrstand sind die Fahrgeräusche bei dieser<br />
Fahrstufe gut gedämpft und auch bei Volllast<br />
werden nirgendwo kritische Werte erreicht<br />
.<br />
Volllast: Da war doch was – 2400<br />
Pferde warten in ihrem Stall unter Deck<br />
darauf freigelassen zu werden. Also denn: Aus<br />
dem Stand heraus drücken wir die beiden<br />
Fahrhebel auf die Carbonplatte des Fahrstandes<br />
und es passiert – erst mal nicht viel. Wer<br />
erwartet hat, jetzt schlagartig von Brachialgewalten<br />
in die Sitze gepresst zu werden, wird<br />
A<br />
propos<br />
eines Besseren belehrt. 2 Common Rail Turbodiesel<br />
werkeln im unteren Deck, da trabt<br />
die Fuhre gelassen an und nimmt erst allmählich<br />
Fahrt auf. Während der Autor noch überlegt,<br />
wie er dies später schriftlich bewerten soll,<br />
erreichen die Zeiger der Drehzahlmesser die<br />
1600 Umdrehungen und damit die Grenze der<br />
Gelassenheit. Das Heulen aus dem Keller kündigt<br />
das Einsetzen der Turbolader an und im<br />
nächsten Moment ändert sich die Beschleunigungscharakteristik<br />
deutlich. Mit vehementem<br />
Druck setzt die <strong>Predator</strong> zum Sprung und<br />
zur Hatz an und kommt nun standesgemäß in<br />
Fahrt. Die Mundwinkel der Fahrbesatzung zeigen<br />
deutlich nach oben, der Bug der <strong>Predator</strong><br />
nach dem abwärts Trimmen der Trimmklappen<br />
hingegen nicht. Bravo! Nach guten 30 Sekunden<br />
aus dem Stand ist die Maximalfahrt von 34<br />
Knoten erreicht und die Raubkatze donnert in<br />
gestrecktem Galopp durch die Lübecker Bucht.<br />
So gehört sich das: Das Prachtstück ist nicht<br />
nur luxuriös und komfortabel, es macht auch<br />
Spaß. Das ist es was gemeinhin von einer <strong>Sunseeker</strong><br />
erwartet wird.<br />
ist das ungemein agile, aber ausgewogene<br />
und hervorragend kontrollierbare<br />
Fahrverhalten der Yacht. Sportlich legt sich<br />
die <strong>Predator</strong> in schnell gefahrenen Kurven ordentlich<br />
auf die Backe, reagiert sensibel auf<br />
kleinste Ruderausschläge und lässt sich phantastisch<br />
dirigieren. Das macht wirklich Freude.<br />
Lebendig wie ein Sportboot lässt sich die <strong>Predator</strong><br />
<strong>64</strong> fahren und ist dabei doch immer souverän.<br />
Ruppig gefahrene Manöver verzeiht das<br />
Schiff mit spielerischer Lässigkeit, ein paar<br />
Wellen schneidet sie kaum spürbar. Selbst bei<br />
Volllast lässt sie sich herrlich eng durch die Kurven<br />
zirkeln, bei Marschfahrt beträgt der Drehkreis<br />
2-3 Bootslängen, bei 8 Knoten nur noch<br />
1 ¼ Längen.<br />
P<br />
erfekt<br />
Fazit<br />
S<br />
portlich<br />
im Design, luxuriös, komfortabel<br />
und stilvoll unter Deck, gut verarbeitet<br />
und sportlich agil im Fahrverhalten bietet diese<br />
Yacht eine tolle Performance in allen Bereichen.<br />
Das Schiff vereinigt Komfort und Sportlichkeit<br />
ohne Kompromisse zu machen und<br />
macht dabei richtig Spaß. Die <strong>Sunseeker</strong> <strong>Predator</strong><br />
hält was der Name verspricht und wird<br />
dem großartigen Ruf der Werft gerecht.<br />
Schnell weg: Der<br />
Schaumwürfel liegt<br />
im Schrank und<br />
dient als Nottreppe.<br />
L.ü.A 20,10m<br />
Rumpflänge 17,42m<br />
LWL 14,67m<br />
Breite 4,95m<br />
Tiefgang 1,48m<br />
Höhe ü.WL 5,07m<br />
Verdrängung 29 tons, halb beladen<br />
Rumpfform V; midship 21, at stern 20°<br />
Rumpf/Deck/Aufbauten<br />
Rumpf-Material GFK<br />
Deck-Material GFK<br />
Aufbauten GFK<br />
Motorisierung 2x 883 kW / 2x 1.200 PS<br />
MAN<br />
Antrieb direkter Wellenantrieb und<br />
5-Blatt-Propeller<br />
Treibstoff 3.000 l<br />
Reichweite 250 sm bei 25 kn<br />
Instrumente:<br />
GPS-Radar-Chart-Plotter Raymarine<br />
Elektronischer Kompass Raymarine<br />
Autopilot Raymarine<br />
Echolot Raymarine<br />
Magnetkompass Ritchie<br />
UKW Raymarine<br />
Generator 17 kW Kohler<br />
Bugstrahlruder 7,5W / elektrisch Sleipner<br />
SidePower<br />
Pantry/Galley 1/Herd mit 4 Keramik-<br />
Kochflächen / Dunstabzug / Mikrowelle mit<br />
Backofen / Grill, Kühlschrank Miele 262l /<br />
Tiefkühlschrank Miele 130 l / Icemaker /<br />
Miele Geschirrspülmaschine / Müllpresse<br />
Hauswirtschaft Waschmaschine &<br />
Trockner (Miele)<br />
Frischwasser 700 l<br />
Warmwasserboiler 75 l elektrisch und<br />
Motorenwärme<br />
Abwasser 1365 l Schwarzwasser<br />
Tender Williams 325 (hier nicht vorhanden)<br />
Tender-Slip-System in der Heckgarage<br />
Passarelle Opacmare<br />
Klimatisierung Extra / Klimaanlage &<br />
Heizung mit Ventilatoren<br />
Klassifizierung CE B<br />
Konstruktion<br />
Exterieur-Design <strong>Sunseeker</strong> Design<br />
Interieur-Design <strong>Sunseeker</strong> Design<br />
Preis ab 1,47 Millionen Euro zzgl. Mwst im<br />
Auslieferungsland<br />
Werft/Baujahr <strong>Sunseeker</strong> International<br />
Limited, BJ 2011<br />
Tel. 44 (0)1202 381 111, Fax 44 (0)1202 382<br />
222, E-mail: info@sunseeker.com<br />
Deutschland-Vertrieb <strong>Sunseeker</strong><br />
Germany AG, Kajen 6-8, 20459 Hamburg, Tel:<br />
+49 (0) 40 555 050, Fax: +49 (0) 40 555 05<br />
150, info@sunseeker.de<br />
Projekt-Manager Tim Baldwin<br />
08/2011 · WasserSport 53