TELSINGTON WHISKY, LIECHTENSTEN - Brennerei-Telser.com

EXPERTENREVIEWS
TELSINGTON, 3 JAHRE, DIST 2006
Jim Murray: (94) n23 Pinot Noirs sind selten besonders salzig. Und gemäss meiner
Erfahrung schon gar nicht rauchig. Und doch ist Salz und leichtes Jod im Überfl uss
vorhanden, fast wie beim Herumtollen im Seegras an der Küste. Das Fruchtige kommt
zum Vorschein, aber erst kurz nachdem sich die Nase an den gewaltigen Aromaangriff
gewöhnt hat, dem sie gerade ausgesetzt wurde. Willkommen zum Whisky aus Liechtenstein…
Und er ist nicht auf leisen Pfoten gekommen. t23.5 Die Geschmacksknospen
werden sofort mit geschmeidigen Handschuhen von fruchtigem Geschmack eingehüllt
– und trotz dieser Zartheit ist der Fruchtgeschmack zur gleichen Zeit steinhart… Ein Spiel
der Pinots! Um die Sache noch komplizierter zu machen, schwebt eine vage Rauchigkeit
herum, die Dich mit schwachen Klapsen und Hieben eindeckt. Auf einer ganz anderen
Ebene tritt die saftigere Gerstennote hervor. Welch Wonne! f23.5 Obwohl eine Art
bittere Note der Eiche ins Spiel kommt, wird diese bestens durch die geschickte Frucht
und Gerste kontrolliert, die schon vorher ähnlich zusammen spielten, nur jetzt sanfter.
b24 Jetzt kommt ein Rätsel, wenn nicht Ironie. Der allererste Whisky aus einem Land
in Europa, das von anderen Ländern wohl nicht eingeschlossener sein könnte und ein
Aroma wie ein Gezeitentümpel, den man auf einer Hebriden Insel gleicher Grösse fi ndet.
Und der Whisky? Was soll ich sagen? Das letzte Mal, als ich in diesem wunderschönen,
eigentümlichen Land weilte, war ich gezwungen, in einem der fürchterlichsten Hotels,
das ich jemals in der westlichen Welt angetroffen habe, die Nacht zu verbringen. Zum
grossen Glück arbeitet die Brennerei nicht nach solchen lausigen Standards! Dies ist
nicht nur ein guter Whisky – er ist herausragend! Viel, viel besser als er eigentlich das
Recht hat beim ersten Mal zu sein. Offensichtlich liegt ein vierter Besuch in Vaduz jetzt
an: Dieser Whisky ist die Mühe einer zweiten Nacht voller Misere und Unhöfl ichkeit
wert. Ich muss unbedingt die Hand des Erzeugers dieses Whiskys schütteln! Dies ist
der unterhaltsamste, köstlichste Whisky aus dem Binnenland Europas, den ich dieses
Jahr probiert habe. 42%
TELSINGTON II, 3 JAHRE, DIST 2007
Jim Murray: (86) n21.5 t22 f21 b21.5. Ein robuster, grossmälziger Zeitgenosse mit
einem köstlichen Nuss und Sirup Nebenspiel. Am besten, wenn er eine kurze Zeit im
Glas belassen wird. Dieser hat zwar nicht die Unterstützung der Qualitätsreben wie bei
der ersten Abfüllung, aber ein genauer Blick in das Innenleben dieses Whiskys kürt ihn
zu einer faszinierenden und beeindruckenden Erfahrung. Irgendwo scheinen ein paar
wenige Rauchfahnen zum Vorschein zu kommen. 42%
Domenic Roscrow: Ziemlich salzig in der Nase mit einer Spur von Pfl aumenmarmelade.
Im Gaumen dominieren Früchte und Trauben, die versprechen übersüss zu werden,
dies dann aber doch nicht tun, ausser einem sanften Eichenbiss. Der Abgang ist
zuerst weich und fruchtig, während die Eiche verglüht und in ein warmes und hellrauchendes
Glühen übergeht.
TELSINGTON III, 4 JAHRE, DIST 2007
Jim Murray: (89) n22 reich, intensiv und zeigt sein kontrolliertes, ungeheures Ausmass.
Die Zucker spiegeln getrocknete Datteln wieder, die Eiche gebärt Marzipan und Vanille.
Dieses Spiel verstärkt sich mit Wärme und Zeit im Glas. Die verschwommendsten
Rauchzeichen, die man sich vorstellen kann... Atome davon inmitten den schweren
Ölen; t22.5 Malzkonzentrat und Nougat. Eine grosse und massiv zähe Explosion für
einen Whisky, ein kleines Marmeladentörtchen hier, aber mit der Persönlichkeit einer
lieblichen Malteser Praline, inklusive Milchschokolade; f22 wie ein gewürztes Früchtebrot,
ohne die Früchte; b22.5 sehr ähnlich zum Telsington II, er hat sich lediglich etwas
in die Eiche bewegt. Einige technische Knitterfalten wurden durch dieses zusätzliche
Jahr ausgebügelt, jedoch nicht zu viel, so dass ihm sein felsenfester Charakter erhalten
blieb. 42%
TELSINGTON IV, 3 JAHRE, DIST 2008
Jim Murray: (94) n23.5 komplex: ein salziger, neugierig wirkender, rauchiger Charakterzug
hilft die Konturen, die Textur und das Relief in diese handkehrum seidigen Früchte
zu sticken; t23 eine der besten diesjährigen Lieferungen aus Kontinentaleuropa;
möglicherweise die Beste. Echt dreidimensional mit einem saftigen Fruchtcharakter,
Schulter an Schulter mit den gleichermassen das Wasser im Mund zusammenlaufen
lassenden gerstigen und eichigen Gewürzen. Die Traube zeigt sich in einer fabelhaften
Sauberkeit und beschert eine würzige Tröckne von teufl ischer Feinheit und gibt, ob
nachvollziehbar oder nicht, einen höchstgradigen Fino-Stil hinzu; f23.5 man zieht rund
herum um diese schön salzigen, malzigen und fruchtigen Umrisse, welche vielleicht
durch die Gewürze gebildet werden; b24 es war mehr als Recht, dass der 999ste
neue Whisky für die Whisky Bible 2012 – ich glaube Sie stimmen mir zu, dass das eine
sehr hohe Nummer ist – aus der weltweit kleinsten Whisky-Nation stammt. Und auch
deshalb, weil sie die Fähigkeit haben, überdurchschnittliche Destillate herzustellen, und
dieser Whisky hier ist wohl der Beste von ihnen überhaupt. Hinzu kommt, dass sie ihn
in einem erstklassigen Barrique haben reifen lassen. Das Resultat ist ein hervorragender
Malzwhisky von seltener Feinheit, würdig des Vertrauens, das ich in ihn gesetzt
habe. 42%