Diagnose und Therapie der Bienen- und Wespengiftallergie - dgaki
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in <strong>der</strong> Steigerungsphase unter kontinuierlicher<br />
Überwachung vorgenommen <strong>und</strong> danach wie üblich<br />
fortgesetzt. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen<br />
waren Allgemeinreaktionen während<br />
Dosissteigerung <strong>und</strong> Erhaltungstherapie <strong>der</strong> Hymenopterengift-SIT<br />
sowie bei erneutem Stich mit o<strong>der</strong> ohne<br />
β-Blocker behandlung vergleichbar häufig [75].<br />
Die Häufigkeit systemischer Reaktionen auf<br />
eine Hymenopterengift-SIT war unter ACE-Hemmertherapie<br />
nicht erhöht [110, 132]. Dennoch sind<br />
ACE-Hemmer bei Patienten mit Hymenopterengift-<br />
SIT kontraindiziert [125]. Sie können fast immer<br />
durch eine an<strong>der</strong>e Medikation ersetzt werden, was<br />
mindestens eine Woche vor Beginn <strong>der</strong> SIT erfolgen<br />
sollte. Ansonsten ist wie bei einer notwendigen<br />
β-Blockertherapie zu verfahren.<br />
Maligne Erkrankungen <strong>und</strong> Immunstörungen:<br />
Über Fallberichte hinausreichende Untersuchungen<br />
zur wechselseitigen Beeinflussung von Hymenopterengift-SIT<br />
<strong>und</strong> diesen Begleiterkrankungen gibt<br />
es nicht. Bei Patienten mit malignen Erkrankungen<br />
erfolgt die Hymenopterengift-SIT, wenn die Neoplasie<br />
in Remission ist, nach Möglichkeit sollte auch die<br />
Phase des höchsten Progressionsrisikos vorüber sein.<br />
Treten Komplikationen <strong>der</strong> malignen Erkrankung<br />
ein, wird die SIT temporär o<strong>der</strong> dauerhaft abgesetzt.<br />
Bei Patienten mit angeborenen o<strong>der</strong> erworbenen<br />
Imm<strong>und</strong>efekten, mit Autoimmunerkrankungen o<strong>der</strong><br />
mit immunmodulieren<strong>der</strong> <strong>Therapie</strong> ist neben dem<br />
möglichen Einfluss <strong>der</strong> SIT auf die Erkrankung o<strong>der</strong><br />
<strong>Therapie</strong> auch eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wirksamkeit<br />
<strong>der</strong> SIT in Betracht zu ziehen. Dabei sind Patienten<br />
mit Autoimmunerkrankungen in stabiler Remission<br />
o<strong>der</strong> unter immunmodulieren<strong>der</strong> Basistherapie, für<br />
<strong>der</strong>en Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen langjährige<br />
Erfahrung vorliegt, eher für eine SIT geeignet als<br />
Patienten mit einer aktiven Autoimmunerkrankung<br />
o<strong>der</strong> unter <strong>Therapie</strong> mit neuen, weniger gut charakterisierten<br />
Immuntherapien (z. B. zytokinblockierende<br />
Biologika).<br />
Schwangerschaft: Während einer Schwangerschaft<br />
wird die Hymenopterengift-SIT nicht begonnen.<br />
Eine bei Eintritt einer Schwangerschaft bereits laufende<br />
<strong>und</strong> gut vertragene Erhaltungstherapie sollte<br />
fortgesetzt werden [117].<br />
Durchführung <strong>der</strong> spezifischen Immuntherapie<br />
Für die SIT sind wässrige Allergenzubereitungen<br />
sowie an Aluminiumhydroxid adsorbierte Depotpräparate<br />
verfügbar, die subkutan injiziert werden.<br />
Die Standar<strong>der</strong>haltungsdosis ist 100 µg Hymenopterengift.<br />
Die Wirksamkeit ist dosisabhängig [26,<br />
71, 104]. Da die <strong>Therapie</strong> mit <strong>Bienen</strong>gift weniger<br />
wirksam ist als diejenige mit Wespengift [71], können<br />
erwachsene Patienten mit <strong>Bienen</strong>giftallergie <strong>und</strong><br />
Risikofaktoren (Tab. 4) von vornherein mit einer<br />
erhöhten Erhaltungsdosis von 200 µg behandelt<br />
werden; bei Mastozytose o<strong>der</strong> Imkern sollte dies<br />
jedenfalls erfolgen. Bei Kin<strong>der</strong>n fehlen ausreichende<br />
Erfahrungen, das Vorgehen ist individuell festzulegen.<br />
Bei Patienten mit <strong>Wespengiftallergie</strong> kann bei<br />
ungewöhnlich hohem Risiko ebenfalls eine erhöhte<br />
Erhaltungsdosis von Beginn an angezeigt sein.<br />
Die Auswahl des Gifts zur SIT erfolgt nach dem<br />
Gesamtergebnis <strong>der</strong> Diagnostik. Bestehen sowohl<br />
eine <strong>Bienen</strong>- als auch eine <strong>Wespengiftallergie</strong> o<strong>der</strong><br />
kann nicht entschieden werden, ob ein <strong>Bienen</strong>- o<strong>der</strong><br />
Wespenstich Ursache <strong>der</strong> Reaktion war, so wird mit<br />
beiden Giften behandelt. Letzteres gilt ganz beson<strong>der</strong>s<br />
für Patienten mit hoher Gefährdung (Tab. 4).<br />
Steigerungsphase. Für die Steigerungsphase gibt<br />
es zahlreiche <strong>Therapie</strong>protokolle [103], zu <strong>der</strong>en<br />
Nebenwirkungen <strong>und</strong> Wirksamkeit nur einzelne<br />
vergleichende, prospektive kontrollierte Studien<br />
publiziert wurden [66, 100, 110]. Insgesamt ist<br />
davon auszugehen, dass die Wirksamkeit von <strong>der</strong><br />
Erhaltungsdosis, nicht aber vom Vorgehen in <strong>der</strong><br />
Steigerungsphase abhängt; demgegenüber beeinflusst<br />
das <strong>Therapie</strong>protokoll die Nebenwirkungs rate<br />
(s. unten).<br />
Es gibt zwei gr<strong>und</strong>sätzlich unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
in <strong>der</strong> Steigerungsphase:<br />
— Schnellhyposensibilisierung (stationär mit wässriger<br />
Allergenzubereitung) mit Erreichen <strong>der</strong><br />
Erhaltungsdosis nach St<strong>und</strong>en (Ultra-Rush) bis<br />
wenigen Tagen (Rush),<br />
— konventionelle SIT (ambulant mit wässriger o<strong>der</strong><br />
aluminiumhydroxidadsorbierter Allergenzubereitung)<br />
mit Erreichen <strong>der</strong> Erhaltungsdosis nach Wochen<br />
bis Monaten, auch als Cluster-Protokolle.<br />
Ein Protokoll zur Steigerung <strong>der</strong> üblichen Erhaltungsdosis<br />
von 100 µg auf 200 µg findet sich in<br />
Tabelle 8.<br />
Protokolle mit Erreichen <strong>der</strong> Erhaltungsdosis<br />
erst nach mehreren Wochen bis Monaten sind nur<br />
Tabelle 8: Steigerung <strong>der</strong> Erhaltungsdosis<br />
<strong>der</strong> spezifischen Immuntherapie über die<br />
erreichte Dosis von 100 µg mit wässriger<br />
Insektengiftzubereitung<br />
Zeit<br />
Dosis (µg)<br />
1. Tag 0 min<br />
+ 30 min<br />
+ 30 min<br />
2. Tag 0 min<br />
+ 30 min<br />
+ 30 min<br />
100<br />
20<br />
30<br />
150<br />
20<br />
30<br />
3. Tag 0 min 200<br />
Allergo J 2011; 20: 318–39 331