Medienausstatter - Pfleiderer
Medienausstatter - Pfleiderer
Medienausstatter - Pfleiderer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Peter M. <strong>Pfleiderer</strong>: Mein Einstieg in die Thematik<br />
war die Entwicklung von Lautsprechern<br />
als phasenentzerrte Punktstrahler in<br />
den frühen 90er Jahren. Bei unseren zahllosen<br />
Hörsitzungen stellten wir fest, dass<br />
Aufnahmen, vor allem im Bereich der klassischen<br />
Musik und des Jazz von auffällig unterschiedlicher<br />
Qualität waren. Die Schlussfolgerung<br />
daraus war, dass auch bestimmte<br />
Aufnahmeverfahren fehlerbehaftet sein<br />
müssten. In dieser Phase, also Ende 1995,<br />
stand jedoch bereits mein Entschluss fest,<br />
in den Ruhestand zu gehen, da ich schließlich<br />
nicht bis zu meinem Lebensende arbeiten<br />
wollte. Meine Karriere als Lautsprecherentwickler<br />
kam damit gewollt zum Abschluss.<br />
Anfang der 90er Jahre schrieb ich<br />
ein Buch über Akustik, dass sich unter anderem<br />
mit einer Aufnahmetechnik beschäftigte,<br />
die ich aufgrund meiner Hörerfahrungen<br />
mit unterschiedlichsten Aufnahmen für ein<br />
geeignetes Verfahren hielt, wirklich authentische<br />
Aufnahmen zu machen. Mein Partner<br />
Jérôme Marot-Lassauzaie wohnt mit seiner<br />
Familie im gleichen Haus, so dass wir uns<br />
schon lange vor unserer Zusammenarbeit<br />
kannten. Vor einiger Zeit machten wir gemeinsam<br />
einen Film über einen befreundeten<br />
Jazz-Sänger, bei dessen Produktion wir<br />
das von mir beschriebene Aufnahmeverfahren<br />
aus Interesse und Neugier verwendeten.<br />
Das Ergebnis war so überraschend gut,<br />
dass wir beschlossen, uns ernsthaft damit<br />
zu beschäftigen.<br />
Jérôme Marot-Lassauzaie: An der Entwicklung<br />
der Lautsprecher selbst war ich nicht beteiligt,<br />
denn ich war bis zu diesem Zeitpunkt<br />
‚nur der Nachbar‘, aber ich habe sie natürlich<br />
gekauft. Als Peter in den Ruhestand ging,<br />
hörte sein Interesse für die Akustik und ihre<br />
Phänomene logischerweise nicht auf und er<br />
blieb natürlich auch trotzdem mein Nachbar.<br />
Also bemerkte ich auch seinen Ärger darüber,<br />
dass viele Aufnahmen nicht das Potential<br />
seiner Lautsprecher ausschöpfen konnten.<br />
Da ich die gleichen Lautsprecher besaß,<br />
ärgerte ich mich in gleichem Maße. Es<br />
gibt leider sehr schlechte Aufnahmen, aber<br />
auch bei den besseren erlebten wir reihenweise<br />
Enttäuschungen. Aus völlig anderen<br />
Gründen entdeckten wir unsere gemeinsame<br />
Leidenschaft für das Thema ‚Video‘, aber<br />
dazu gehört bekanntlich auch der Ton, besonders<br />
natürlich, wenn man Musikereignisse<br />
filmt, wie das bei uns der Fall war. Selbst<br />
als ‚Amateur‘ fand ich den Kameraton gro-<br />
Studio Magazin 01/10<br />
tesk schlecht. Das war aber auch klar. Da<br />
wir beide HiFi-Enthusiasten sind, haben wir<br />
bei unseren Filmaufnahmen regelrecht gelitten.<br />
Wie wir alle wissen, kann heute jeder<br />
mit geringem Aufwand, ein paar Mikrofonen,<br />
einer Soundkarte und einem Computer<br />
recht gute Aufnahmen machen. Wir<br />
haben daraufhin natürlich nicht das allergünstigste<br />
Equipment erworben, aber wa-<br />
ren in der Lage, mit mehr als zwei Mikrofonen<br />
aufzunehmen. Peter hatte eigentlich gar<br />
nicht daran gedacht, dass technologisch gesehen<br />
inzwischen die Zeit gekommen war,<br />
mit überschaubarem Aufwand gute Aufnahmen<br />
im Sinne des von ihm entwickelten Verfahrens<br />
machen zu können.<br />
Peter M. <strong>Pfleiderer</strong>: Da Jérôme ein ausgewiesener<br />
Experte in Sachen Computer ist,<br />
habe ich mich überhaupt getraut, die Sache<br />
anzugehen…<br />
Jérôme Marot-Lassauzaie: Bei den ersten<br />
Aufnahmen machten wir Experimente mit<br />
der Abmischung und stellten fest, dass man<br />
bei Anwendung dieser Aufnahmetechnik zu<br />
einem Klangbild kommt, das sich sehr nahe<br />
an der Realität bewegt, jedenfalls für unseren<br />
Geschmack und unsere HiFi-Ohren.<br />
Peter M. <strong>Pfleiderer</strong>: Dieses Wissen würden<br />
wir gerne an die Tonmeister weitergeben,<br />
die an einem authentischen Aufnahmeverfahren<br />
interessiert sind und sie davon überzeugen,<br />
dass man wirklich auch heute noch<br />
Fortschritte machen kann, was die Qualität<br />
der Musikwiedergabe betrifft.<br />
Fritz Fey: Welche Überlegungen stecken denn<br />
nun in diesem Aufnahmeverfahren?<br />
Peter M. <strong>Pfleiderer</strong>: Meine grundsätzliche<br />
Überlegung beziehungsweise Erkenntnis war,<br />
dass ich bei einer A/B-Anordnung von zwei<br />
Der Dirigent des Patent Orchesters Folko Jungnitsch<br />
Interview<br />
Mikrofonen in der Abhörposition nur ganz<br />
geringe Laufzeit- und Pegelunterschiede höre,<br />
so dass es genügt, den Kopf ein paar<br />
Zentimeter nach links oder nach rechts zu<br />
bewegen, um eine komplette Verschiebung<br />
des Klangbildes auf eine Seite zu erleben.<br />
Diese Empfindung ist keinesfalls natürlich.<br />
Für das Hören über Lautsprecher ist allerdings<br />
erforderlich, dass ich mich wie im<br />
Konzertsaal bewegen kann und trotzdem<br />
die Musiker auf der rechten Seite spielen<br />
hören können muss, wenn ich mehr auf<br />
der linken Seite sitze. Also müsste man,<br />
so mein Gedanke, die Mikrofone so weit<br />
auseinander und so nahe an die Quellen<br />
stellen, dass ich, egal wo ich mich auf der<br />
Lautsprecherabhörbasis befinde, links und<br />
rechts stets einwandfrei identifizieren und<br />
hören kann.<br />
Jérôme Marot-Lassauzaie: Vielleicht sollte<br />
man sich zunächst fragen, warum die traditionellen<br />
Aufnahmeverfahren kein authentisches<br />
Abbild eines Schallereignisses liefern<br />
können. Das Problem ist nicht nur die Aufnahme,<br />
sondern auch die Wiedergabetech-<br />
37