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Kapitel 3 - Grenzen der Algorithmisierung - A. Schwill

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g kann für das Argument w k nicht zwei verschiedene Werte f k (w k ) und f k (w k ) . a besitzen.<br />

Folglich liegt ein Wi<strong>der</strong>spruch vor. Die Annahme war also falsch, d.h., die Menge F ist<br />

nicht abzählbar. Damit ist die Behauptung bewiesen. ♦<br />

Dieses Beweisverfahren stammt von dem Mathematiker G. Cantor (19. Jahrhun<strong>der</strong>t). Es<br />

wurde von ihm u.a. verwendet, um zu zeigen, daß die Menge <strong>der</strong> reellen Zahlen überabzählbar<br />

ist. Das Verfahren heißt allgemein Diagonalisierung, weil man versucht, eine<br />

Annahme zum Wi<strong>der</strong>spruch zu führen, indem man nur die Elemente auf einer Diagonalen<br />

heranzieht.<br />

Ordnet man nämlich die Funktionen f 0 ,f 1 ,f 2 ,... und ihre Argumente w 0 ,w 1 ,w 2 ,... gemäß<br />

Tabelle 3 an, so werden zur Definition von g die Diagonalelemente f k (w k ) herangezogen.<br />

g weicht dann von je<strong>der</strong> beliebigen Funktion f i , i∈IN, an <strong>der</strong> Stelle w i ab und kann<br />

daher nicht in <strong>der</strong> Abzählung f 0 ,f 1 ,f 2 ,... vorkommen.<br />

w f j i f 0 f 1 f 2 f 3 f 4 f 5 f 6 ...<br />

w 0 f 0 (w 0 ) f 1 (w 0 ) f 2 (w 0 ) f 3 (w 0 ) f 4 (w 0 ) f 5 (w 0 ) ...<br />

w 1 f 0 (w 1 ) f 1 (w 1 ) f 2 (w 1 ) f 3 (w 1 ) f 4 (w 1 ) ...<br />

w 2 f 0 (w 2 ) f 1 (w 2 ) f 2 (w 2 ) f 3 (w 2 ) ...<br />

w 3 f 0 (w 3 ) f 1 (w 3 ) f 2 (w 3 ) ...<br />

w 4 f 0 (w 4 ) f 1 (w 4 ) ...<br />

w 5 f 0 (w 5 ) ...<br />

...<br />

Tab. 3: Prinzip <strong>der</strong> Diagonalisierung<br />

Wir haben nun gezeigt, daß die Menge aller Funktionen f: X * →X * überabzählbar ist,<br />

während die Menge aller Algorithmen nur abzählbar ist. Folglich gibt es Funktionen, die<br />

man nicht durch einen Algorithmus berechnen kann.<br />

Satz E:<br />

Es gibt eine Funktion f: X * →X * , die nicht durch einen Algorithmus berechnet werden<br />

kann.<br />

Satz E beinhaltet eine reine Existenzaussage. Wir wissen deshalb noch nicht, wie solch<br />

eine nicht-berechenbare Funktion aussieht. Insbeson<strong>der</strong>e wäre es interessant zu wissen,<br />

ob es auch für die Praxis relevante Funktionen gibt, die nicht algorithmisch berechnet<br />

werden können. Im folgenden Abschnitt wollen wir daher einige konkrete nichtberechenbare<br />

Funktionen angeben.

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