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Einführung in die E-Learning–Didaktik - PCNews

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M<strong>in</strong>deststandard vorhanden se<strong>in</strong>), e<strong>in</strong>em<br />

lernorganisatorischen Aspekt (wie muss<br />

<strong>die</strong>ser Unterricht organisiert se<strong>in</strong>, um im<br />

Gehalt dem Präsenzunterricht nahe zu<br />

kommen) und e<strong>in</strong>em didaktischen<br />

Aspekt (welche Lehrmethoden s<strong>in</strong>d anzuwenden,<br />

um echtes Lernen zu ermöglichen).<br />

II.1 Technische<br />

M<strong>in</strong>deststandards<br />

Die Verwendung von E-Mail<strong>in</strong>g alle<strong>in</strong>e<br />

genügt nicht, um e<strong>in</strong>en Lernprozess elektronisch<br />

zu unterstützen. M<strong>in</strong>destvoraussetzung<br />

dafür ist e<strong>in</strong> elektronisches Forum<br />

oder „Portal“, wo <strong>die</strong> Mitwirkenden<br />

Botschaften an alle, e<strong>in</strong>e selektierte Anzahl<br />

oder auch nur e<strong>in</strong>en Mitbenutzer<br />

„versenden“ oder „anbr<strong>in</strong>gen“ können.<br />

Erst der elektronisch unterstützte Dialog<br />

im „Chatroom“ oder im elektronischen<br />

Forum gestattet <strong>die</strong> Art der gedanklichen<br />

Austauschprozesse, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>en vielfältigen<br />

Lernprozess ermöglicht.<br />

Weitere technische Voraussetzungen für<br />

e<strong>in</strong>en elektronischen Lernprozess s<strong>in</strong>d:<br />

� E<strong>in</strong>e Client-Server-Hardwarestruktur, um<br />

<strong>die</strong> Vernetzung und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>wahl von jedem<br />

möglichen Ort und unabhängig vom<br />

Zeitpunkt möglich zu machen („free access“);<br />

� E<strong>in</strong>richtungen, um Nachrichten zu speichern<br />

und selektiv zugänglich zu machen<br />

(„Mail<strong>in</strong>g lists“);<br />

� Konfigurationen, um e<strong>in</strong>e zeitsynchrone<br />

„Arbeitssitzung“ aller Teilnehmer zu ermöglichen,<br />

<strong>die</strong> sich wie bei e<strong>in</strong>er Telefonkonferenz<br />

„zuschalten“ können bzw. <strong>in</strong>teraktiv<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen „Webspace“<br />

zu arbeiten;<br />

� E<strong>in</strong>richtungen, um mit Text, Bild, Ton und<br />

bewegtem Bild (=Video; bei letzterem<br />

e<strong>in</strong>e Frage der Hard- und Softwarekapazität)<br />

Lernsequenzen und Lektionen zusammenstellen<br />

zu können (<strong>die</strong> genannten<br />

Softwareprodukte werden meist „Autorensysteme“<br />

genannt);<br />

� <strong>die</strong> Möglichkeit, e<strong>in</strong>zelnen Studenten Lektionen<br />

und Kurse selektiv zuzuweisen und<br />

ihren Lernfortschritt auch abfragen zu<br />

können (z.B. durch <strong>in</strong>teraktiv bearbeitbare<br />

Prüfungsfragen).<br />

1.<br />

II.2 Lernorganisatorische<br />

M<strong>in</strong>deststandards<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktiver Lernprozess lebt vom<br />

Austausch, also e<strong>in</strong>er (virtuellen) Begegnung<br />

zwischen Lernenden (mit gestellten<br />

Aufgaben) oder von Lehrenden und Lernenden.<br />

Materialien „<strong>in</strong>s Netz zu stellen“,<br />

ist e<strong>in</strong> notwendiges, aber nicht h<strong>in</strong>reichendes<br />

Kriterium für den Lernerfolg.<br />

Nur wenige Menschen schauen aus eigenem<br />

Antrieb regelmäßig auf Webseiten,<br />

um Neuigkeiten zu sehen (und durchzuarbeiten).<br />

Sie müssen dazu aufgefordert<br />

werden.<br />

Daher ist e<strong>in</strong>e aktive Aufforderung, e<strong>in</strong><br />

regelmäßiger „Newsletter“ (u.a.) erforderlich,<br />

um <strong>die</strong> Lernenden wieder „anzustoßen“,<br />

neue Aufgaben etc. anzugehen.<br />

E-Learn<strong>in</strong>g liegt also nur dann vor,<br />

wenn das „virtuelle Unterrichtsmanagement“<br />

Platz greift: E<strong>in</strong>e Aufforderung zum<br />

„Weiterlernen“ an e<strong>in</strong>e persönliche<br />

SCHULE <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> E-Learn<strong>in</strong>g–Didaktik<br />

2.<br />

(E-Mail)-Adresse oder e<strong>in</strong>e sonstige „Ansprache“<br />

(z.B. mit Voice over IP-Vorrichtungen,<br />

also Sprachsequenzen über das<br />

Internet).<br />

Gute Lernplattformen oder Lernmanagementsysteme<br />

gestatten auch<br />

„Teletutor<strong>in</strong>g“ während der Lernphasen,<br />

also e<strong>in</strong>e (sofortige?) Hilfestellung, wenn<br />

der Lernende nicht mehr weiter weiß.<br />

Entsprechende regelmäßige Aufforde-<br />

3.<br />

rungen, gelöste Aufgaben rückzuübermitteln<br />

oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rhythmus „E<strong>in</strong>sendeaufgaben“<br />

zu lösen, können bei E-Learn<strong>in</strong>g-Modellen<br />

mit Präsenzphasen entfallen.<br />

Zu den lernorganisatorischen Standards<br />

muss auch gehören, e<strong>in</strong>en Lehrstoff sequenziell<br />

oder verzweigt, aber nach e<strong>in</strong>em<br />

def<strong>in</strong>iertem Plan, abarbeiten zu können<br />

und dabei von der Lernplattform geführt<br />

zu werden (siehe auch technische Standards).<br />

II.3 Didaktische<br />

M<strong>in</strong>deststandards<br />

E<strong>in</strong>e wichtige Komponente beim E-Learn<strong>in</strong>g<br />

betrifft <strong>die</strong> Abdeckung des Lernplanes<br />

(Lehrplanes) mit elektronisch beund<br />

verarbeitbarem Material <strong>in</strong> vielen<br />

Fachgegenständen. E<strong>in</strong>e möglichst flächendeckende<br />

Gestaltung von Gegenständen<br />

mit guter Lernsoftware oder guten<br />

Lernmaterialien bedeutet sehr viel<br />

Arbeit und ist <strong>in</strong> der fachdidaktischen<br />

Diskussion oft nicht e<strong>in</strong>fach zu lösen.<br />

Trotzdem sollte e<strong>in</strong> E-Learn<strong>in</strong>g-Modell<br />

Kurssequenzen mit Lehrmaterialien für<br />

etwas 50% des Lehrplans auf folgenden<br />

Ebenen abdecken können:<br />

� Interaktive Lernsoftware von e<strong>in</strong>er<br />

CD-ROM oder aus dem Internet (als<br />

Download oder onl<strong>in</strong>e) mit dem Anspruch,<br />

sequentiell Lernschritte bearbeiten<br />

und den Lernertrag sichern zu können<br />

(Selbsttests, Selbstprüfung, etc.). Lernsoftware<br />

ist meist übersichtlich geführt<br />

und <strong>in</strong> Lektionen und Lernschritte mit genauen<br />

Lernzielen aufgeteilt.<br />

� Operative Softwareprodukte, mit denen<br />

man den Kern des fachlichen Lernens<br />

durch aktives Tun beherrschen lernen<br />

kann. Beispiele wären „Computeralgebrasysteme<br />

(CAS)“, mit denen man <strong>die</strong><br />

Lösung mathematischer Aufgabenstellungen<br />

betreiben kann oder Elemente des<br />

Sprachlernens und Übersetzens durch <strong>in</strong>teraktives<br />

Aufzeigen von Situationen, auf<br />

<strong>die</strong> man (<strong>in</strong> der Fremdsprache) reagieren<br />

muss.<br />

E<strong>in</strong>e zum<strong>in</strong>dest teilweise Überdeckung<br />

des gesamten Lehrstoffes mit<br />

derartigen Materialien sollte man ebenfalls<br />

ans Standard für E-Learn<strong>in</strong>g ansehen.<br />

Wenn <strong>die</strong>se wesentlichen Bed<strong>in</strong>-gungen<br />

erfüllt s<strong>in</strong>d, sollte e<strong>in</strong> virtueller<br />

Unterrichtsprozess als E-Learn<strong>in</strong>g anerkannt<br />

werden.<br />

III. Lernarrangements<br />

für E-Learn<strong>in</strong>g-Phasen<br />

Natürlich geht es bei e<strong>in</strong>er E-Learn<strong>in</strong>g-<br />

Didaktik nicht nur um (für gesetzliche<br />

Maßnahmen) festgelegte M<strong>in</strong>deststandards,<br />

sondern um e<strong>in</strong>e Analyse der<br />

möglichen Arbeitsformen und Lernumgebungen.<br />

K. Wilbers (2000) geht<br />

dabei von e<strong>in</strong>em Viereck mit den Koord<strong>in</strong>atenachsen<br />

„Individueller Fokus“ <br />

„Sozialer Fokus“ und „Direkte Lernumgebung“<br />

„Selbstgesteuerte Lernumgebung“<br />

aus, <strong>in</strong> dem Teleteach<strong>in</strong>g, Tutorials,<br />

Informationssysteme zum<br />

Wissensmanagement, Hypertextsysteme,<br />

simulative Methoden und Systemkonstruktionen<br />

und virtuelle Sem<strong>in</strong>are<br />

und Communities platziert werden.<br />

Überlegungen zur Funktion von Lernplattformen<br />

und Portalnutzungen prägen<br />

<strong>die</strong> zukünftigen Entwicklungen.<br />

E<strong>in</strong>en anderen Zugang des „Arrangements“<br />

wählt Heddergott (1998): Beim<br />

Übergang vom klassischen Fernlernen<br />

wird <strong>die</strong> Institution (Fernlehr<strong>in</strong>stitut beliebiger<br />

Ausrichtung) mittels Kommunikationsme<strong>die</strong>n<br />

kontaktiert. Auf dem Weg<br />

zum Teleteach<strong>in</strong>g kommen „querliegende“<br />

Me<strong>die</strong>n und Kommunikationsmöglichkeiten<br />

dazu. Aus der E<strong>in</strong>wegkommunikation<br />

Student-Institution wird e<strong>in</strong> vernetztes<br />

System, das vor allem <strong>die</strong> Kontaktnahme<br />

untere<strong>in</strong>ander (Peer-exchange) gestattet.<br />

Schließlich werden Dozenten und<br />

Tutoren <strong>in</strong> das Netz e<strong>in</strong>gebunden („Mail<strong>in</strong>glist“,<br />

„Newsgroup“, „Chat“). Zeitsynchrone<br />

und zeitasynchrone Kommunikation<br />

ist möglich. Schließlich können<br />

durch selektive Kontaktnahme der Lernenden<br />

untere<strong>in</strong>ander „virtuelle Klassen“<br />

gebildet werden.<br />

Im Rahmen der Erfahrungen der österreichischen<br />

Fachhochschulen mit Telelernansätzen<br />

(Pauschenwe<strong>in</strong>, 2001) wird<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass „Frontalunterricht“<br />

auch <strong>in</strong> elektronischer Form umgesetzt<br />

werden kann (Onl<strong>in</strong>e-Kurs, Virtual<br />

Classroom <strong>in</strong> der ersten Aufbaustufe), aber<br />

genauso „kollaboratives Lernen“ stattf<strong>in</strong>den<br />

kann („Teleübungen“, „Telegruppenarbeiten“,<br />

„Problembasiertes Lernen“).<br />

Auch Prüfungsvorgänge können unter<br />

bestimmten Randbed<strong>in</strong>gungen (klare<br />

Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es „Testcenters“; Prüfungen<br />

über Video-Konferenc<strong>in</strong>g mit „Sichtkontakt“<br />

zwischen Prüfer und Kandidaten)<br />

abgehalten werden (Günther, 2001). Im<br />

Endeffekt laufen alle Betrachtungen <strong>die</strong>ser<br />

Lernprozesse auf e<strong>in</strong>e Verwendung<br />

e<strong>in</strong>er möglichst vielgestaltigen Lernplattform<br />

(oder e<strong>in</strong> elektronisches Lernmanagementsystem)<br />

h<strong>in</strong>aus. Im FH-Bereich<br />

<strong>in</strong> Österreich hat man mit den<br />

Lernplattformen Topclass, WebCT, Lotus<br />

Learn<strong>in</strong>g Space und ELS/Hyperwave gearbeitet<br />

und offensichtlich positive Erfahrungen<br />

gewonnen. Zu ergänzen wäre<br />

noch <strong>die</strong> Lernplattform Blackboard, <strong>die</strong><br />

ebenfalls vielfach im E<strong>in</strong>satz ist.<br />

Bei der Wahl des Blickw<strong>in</strong>kels vom aufbereiteten<br />

Material aus zählt Dör<strong>in</strong>g<br />

(1997) Möglichkeiten e<strong>in</strong>er unterschiedlichen<br />

Gestaltung von (schriftlichen und<br />

elektronischen) Kursangeboten auf, wobei<br />

<strong>die</strong> Philosophie des „Hypertextes“<br />

(Gerdes, 2000) den Kursautoren<br />

hier ganz besondere Bed<strong>in</strong>gungen aus<br />

psychologischer Sicht auferlegt. Dör<strong>in</strong>g<br />

nennt se<strong>in</strong>e Methoden „computerbasiertes<br />

Netzlernen“ und unterscheidet Kurs<strong>in</strong>formationen<br />

(für Interessenten), Kursmaterialien<br />

(für registrierte Teilnehmer,<br />

22 PCNEWS-80 November 2002 Christian Dorn<strong>in</strong>ger Christian.Dorn<strong>in</strong>ger@bmbwk.gv.at

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