Unternehmens - BaselArea
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Gründen (m)ein Unternehmen entsteht<br />
SPIN-OFF<br />
Mit Zellkulturen eine Alternative<br />
zu Tierversuchen anbieten<br />
Eine wissenschaftliche Publikation steht am<br />
Anfang der Geschichte des Berner Biotechunternehmens<br />
CELLnTEC: Weil die Universität<br />
ihre Forschungsresultate nicht selber kommerzialisieren<br />
kann, gründeten Forscherinnen und<br />
Forscher am Tierspital ein Spin-off – eine Firma,<br />
die bereits beachtliche Erfolge vorweisen kann.<br />
«Grosstiere», «Kleintiere», «Institut für Tierpathologie»:<br />
Das steht an den mehr als nüchternen<br />
Bauten des Berner Tierspitals; zur<br />
«CELLnTEC advanced cell systems AG» dagegen<br />
müssen wir uns durchfragen. Im Innern huschen<br />
weisse Mäntel geschäftig durch die Gänge<br />
und verschwinden in Labors – das richtige<br />
Ambiente für ein Unternehmen, das als Spin-off<br />
einer Hochschule gegründet worden ist.<br />
«Am Anfang der Erfolgsgeschichte von<br />
CELLnTEC stand unsere wissenschaftliche Publikation<br />
aus dem Jahr 2000 über die Isolation<br />
langlebiger Zellen aus der Haut von Mäusen,<br />
so genannter Vorläuferzellen, die oft auch als<br />
adulte Stammzellen bezeichnet werden», stellt<br />
Eliane Müller, Forscherin und Dozentin für Zellbiologie<br />
am Berner Institut für Tierpathologie,<br />
im Rückblick fest. Dieser Fachbeitrag habe ein<br />
gewaltiges Interesse ausgelöst, «wir wurden<br />
mit Anfragen überhäuft, Zellen für andere Labors<br />
in Europa, Amerika und Japan zu isolieren.<br />
Unsere Aufgabe als Forschungsteam an der Universität<br />
ist es jedoch, Hautkrankheiten zu erforschen<br />
und nicht Zellkulturen herzustellen.»<br />
Trotzdem wollten die beteiligten Forscher ihre<br />
Erkenntnisse nicht im Elfenbeinturm der Wissenschaft<br />
einschliessen, sondern die Chance<br />
nutzen, die sich ihnen eröffnete – ein geradezu<br />
klassisches Drehbuch für ein Spin-off: Eine<br />
Hochschule leistet mit ihrer Forschung nicht nur<br />
einen Beitrag an die Wissenschaft, sondern entdeckt<br />
gleichzeitig auch eine Marktlücke. Hier ins<br />
Geschäft einzusteigen, sei jedoch nicht die Aufgabe<br />
einer wissenschaftlichen Institution, die ja<br />
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auch nicht über entsprechende Kompetenzen<br />
verfügt, betont Eliane Müller: «Wir haben uns<br />
deshalb bei der Universitätsleitung erkundigt,<br />
ob sie die Gründung einer Firma begrüssen würde.<br />
Nachdem das Feedback sehr positiv war, haben<br />
wir Unitectra, die Fachstelle für Technologietransfer<br />
der Universitäten Bern und Zürich, um<br />
logistische Unterstützung gebeten und nahmen<br />
die Gründung eines der ersten Spin-offs der Universität<br />
Bern konkret in Angriff.»<br />
CEO, CSO und VR-Präsidentin stammen<br />
aus dem eigenen Personal<br />
Wie richtig diese Entscheidung war, bestätigte<br />
das Fachmagazin «Tornado Insider», indem es<br />
CELLnTEC Ende 2001 in die Liste der 20 zukunftsträchtigsten<br />
Star-tups in ganz Europa aufnahm.<br />
Und im März 2002 gewann das Berner Spin-off<br />
auch noch den schweizerisch-europäischen<br />
Businessplan-Wettbewerb «Innovation 2002».<br />
An diesem Erfolg war Peter Girling massgeblich<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Spin-off: Ziel ist die Lösung von<br />
der Hochschule<br />
Ein Spin-off ist eine Firma, deren Gründung<br />
auf Forschungsergebnissen einer<br />
Hochschule basiert und an der sich<br />
Mitarbeitende und/oder Absolventen<br />
beteiligen.<br />
Vorbild in der Schweiz war die ETH<br />
Lausanne, heute gibt es an den meisten<br />
Hochschulen (ETH, Uni, FH) spezielle<br />
Institutionen zur Förderung dieser Art<br />
von Firmengründung. Die Schulen ermöglichen<br />
auch ihren Professoren und<br />
Dozierenden das Engagement an<br />
Spin-offs, einzelne verpflichten ihre<br />
Dozierenden sogar zur Förderung solcher<br />
Gründungen.<br />
Spin-off bedeutet wörtlich «hinausschleudern».<br />
Damit ist gemeint, dass<br />
die im Umfeld der Hochschule entstandenen<br />
Unternehmen sich früher<br />
oder später von dieser lösen.<br />
beteiligt: Der junge Australier hatte als Forscher<br />
an der Uni Bern gearbeitet und dann einen Preis<br />
der Gebert-Rüf-Stiftung gewonnen, der ihm eine<br />
fundierte ökonomische Zusatzausbildung in<br />
Boston ermöglichte. Eliane Müller hatte die Idee,<br />
ihn nach Bern zurückzuholen – als CEO des<br />
neuen <strong>Unternehmens</strong>. Reto Calderari, dem es<br />
als Doktorand und Post-Doc-Forscher gelungen<br />
war, die Vorläuferzellen auf der Haut nicht nur zu<br />
isolieren, sondern auch zu kultivieren, war auch<br />
Hauptautor der Studie gewesen, mit der die Geschichte<br />
von CELLnTEC begonnen hatte. So war<br />
es nahe liegend, dass er die Position des Forschungsleiters<br />
(CSO) übernahm. Als Vertreterinnen<br />
der Universität engagierten sich die Direktorin<br />
des Instituts für Tierpathologie, Professor<br />
Maja Suter – durch sie war das Zellforschungsprojekt<br />
nach Bern gekommen – und die Zellforscherin<br />
PD Eliane Müller, in deren Labor die Entwicklung<br />
gemacht worden ist. Eliane Müller ist<br />
auch Präsidentin des Verwaltungsrates.<br />
Allerdings reichten wissenschaftliches Knowhow,<br />
ökonomischer Sachverstand und die logistische<br />
Unterstützung der Universität nicht aus,<br />
um CELLnTEC in die unternehmerische Selbständigkeit<br />
zu entlassen. Die Uni vermietet – neben<br />
ihrem fachlichen und ideellen Support – dem<br />
Spin-off die Räume, das nötige Kleingeld mussten<br />
die Gründerinnen und Gründer jedoch anderswo<br />
auftreiben. Mit einem Preis und einem<br />
sehr guten Rating auf Vorschuss war dies auch<br />
nicht allzu schwierig: Der Novartis-Fonds öffnete<br />
seine für Start-ups bestimmte Schatulle, und mit<br />
Datum vom 24. 6. 2002 wurde das Unternehmen<br />
ins Handelsregister eingetragen. Wichtigster Geschäftszweck:<br />
«Entwicklung und Produktion sowie<br />
Analyse und Verkauf von Zellkulturen sowie<br />
verwandten Produkten.»<br />
Heute verkauft CELLnTEC in erster Linie Nährlösungen<br />
für Zellkulturen – und zwar 30 verschiedene<br />
Varianten, nachdem das Spin-off mit<br />
einer Nährlösung gestartet war. Auch «verkauft»