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April / Mai 08<br />
ZUM THEMA WANDLUNG<br />
Die<br />
Verwandlung<br />
des Traumadrachens<br />
in den Goldenen<br />
Drachen<br />
der Weisheit<br />
Ein Trauma gehört zum Schlimmsten, was einem Menschen passieren kann. In<br />
dieser Situation fühlt er sich hoffnungslos ohnmächtig, ausgeliefert und schutzlos.<br />
Viele Menschen zweifeln nach einem solchen Erlebnis am Sinn des Lebens.<br />
Das Konzept, in einer früheren Inkarnation etwas “ausgefressen” zu haben, das<br />
es in diesem Leben zu büßen gilt, hilft den Opfern nicht bei der Bewältigung<br />
ihres Leids. Im Gegenteil! Sie hören: “Selber Schuld!”, und fühlen sich noch<br />
mehr ins Abseits gedrängt. Viele bleiben im für sie Unfassbaren stecken, resignieren,<br />
werden depressiv oder gar verbittert.<br />
Der Ausweg ist oft gar nicht so leicht zu fi nden,<br />
denn wir haben es beim Trauma nicht allein mit<br />
den Verletzungen der Seele zu tun, sondern<br />
gleichzeitig mit einer durch die seelische Überforderung<br />
autonom vom Körper ausgelösten<br />
Stoffwechselreaktion. Immer dann, wenn der<br />
Betroffene an sein Trauma erinnert wird, schaltet<br />
das Gehirn selbständig um und katapultiert<br />
den Betroffenen emotional zurück in die unlösbare<br />
Situation. So mischt sich die Vergangenheit<br />
störend in die Gegenwart und beeinfl usst damit<br />
sogar die Visionen von der Zukunft.<br />
Noch heute glauben viele, dass sich die Reaktionen<br />
auf das Trauma in Luft aufl ösen, wenn sie das<br />
Schlimme wieder erleben, je öfter desto besser!<br />
Doch aus der Neurophysiologie wissen wir, dass<br />
das Gegenteil geschieht: Der Körper produziert<br />
bei jeder Erinnerung an das Trauma autonom<br />
eine emotional traumatische Reaktion, mit der<br />
der Betroffene immer weniger gut umgehen<br />
kann. Wir wissen heute, dass die Konfrontation<br />
nicht heilt. Sie kratzt die Seelenwunden wieder<br />
auf!<br />
Systemische Traumaheilung vermeidet Konfrontation<br />
und ermöglicht Begegnung, Begegnung<br />
mit sich selbst und mit dem, was geschehen ist.<br />
Grundlage ist die ressourcen- und lösungsorientierte<br />
systemische Psychotherapie. Die Erkennt-<br />
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