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Marina - Uta Gruenberger

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<strong>Marina</strong><strong>Marina</strong>Sie weint, leidet, verletzt sich. Verbrenntbeinah, lässt sich demütigen. <strong>Marina</strong>Abramovic, die Perfomance-Pistole, machtihren Körper, ihr Leben, sich selbst zurKunst. Qvest sah zu.Text <strong>Uta</strong> <strong>Gruenberger</strong> Photo Elfie SemotanMitten in der Eingangshalle der art Basel liegt sie da, nackt amBoden, auf einem Teppich aus Sand, bedeckt nur von einemklapprigen Skelett und weint still vor sich hin: <strong>Marina</strong> abramovi ć ,Pionierin der Performance-art. als Star-Event der Preview-nightliegt sie unter den Knochen und lässt Tränen über ihre starrenWangen laufen, als wäre alles Herzeleid und alle Traurigkeit undalles Beweinenswerte dieser Welt in diesem Moment unter demGerippe vereint. Kein Messebesucher kann stehen bleiben ohnesich zu fragen, warum sie so weint, abramovi ć , die Mutter, dieGroßmutter der Body art, der man ihre 59 Jahre kaum ansieht.Sie, die uns mit jeder neuen Träne zeigt, worin der Unterschiedzwischen Show und Performance liegt, zwischen Entertainment undKunst – darin, Menschen wahrhaftig zu berühren. Einen Tag späterin der ViP-Lounge: <strong>Marina</strong> abramovi ć ganz anders. Fröhlich,unprätentiös und offenherzig lässt sie sich auf alle Diskussionen,Unterhaltungen oder einfach nur ein „Chuepli“, SchweizerSchampus, mit den Kunstliebhabern ein. Und es ist ein einhelliges„Cheerio“ auf eine Frau, die nun seit 30 Jahren konsequent dieKunstszene aufmischt. Ein Chapeau für dieses Vollblutweib, dasman auf den ersten Blick nicht ansatzweise mit jenen extremenaktionen in Verbindung bringen würde, mit denen sie dasKunstverständnis von heute so entscheidend geprägt, definiert undimmer wieder bereichert hat. Kaum vorstellbar die Zeiten, wonacktheit allein schon zum Skandal geriet. Und <strong>Marina</strong> hat keinennoch so radikalen Schmerz, keine Schinderei oder Gefahr jegescheut, um mit ihrem hüllenlosen Körper die Limits der ausdauerund angst auszuloten. Hat ihren schönen Leib rückhaltlos alsMedium benutzt, zur Provokation und Kommunikation mit demPublikum. Sie bleiben unvergessen, die Bilder und Videos der<strong>Marina</strong> abramovi ć : Wie sie mit zehn Messern auf einem Leintuchkniet und sich so lange zwischen die Finger sticht, bis sie sichschneidet und blutet. Wie sie in der Mitte eines brennendenHolzsterns am Boden in Todesangst ausharrt, bis endlich jemandaus dem Publikum sie packt und aus den Flammen rettet.Wir haben ihr bei Eigenversuchen mit Schizophrenietablettenzugesehen. Sie hat uns kopfüber hängend ihre assoziationenerzählt, sich mit allerlei Werkzeug von ganz normalenGaleriebesuchern „behandeln“ lassen, bis es zu übelstenDemütigungen und Verletzungen kam. Und sie hat für uns nacktund mit verbundenem antlitz zu afrikanischen Trommeln getanzt,bis sie nach acht Stunden zusammenbrach. Es waren immerGrenzerfahrungen, für sie wie fürs Publikum. Kunst war immer ihrLeben, sie lebte immer die Kunst, besonders in den Jahren nach179

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