Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte - Institut für Zeitgeschichte
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156 Lutz Niethammer<br />
freigegeben. Um so notwendiger erscheint es, in den Bereichen, in denen unter Heranziehung<br />
alles erreichbaren Materials 10 ein Bild sowohl von den Grundzügen der<br />
politischen Auseinandersetzung als auch von ihrer praktischen Erscheinungsform,<br />
ihren Personalien und bedingenden Details, entworfen werden kann, diese Chance<br />
zu nützen.<br />
Zum Aufbau der Untersuchung sei noch vorausgeschickt, daß die Vorgänge in<br />
Bayern nur sinnvoll gewürdigt werden können, wenn sie im Rahmen der Besatzungspolitik<br />
bis zum Herbst 1945 gesehen werden. Während die Entwicklung<br />
der US-Deutschlandpolitik in diesem Zeitraum als bekannt vorausgesetzt wird,<br />
müssen der Darstellung der bayerischen Verhältnisse zwei Skizzen vorangestellt<br />
werden: erstens eine Schilderung der Grundlinien der Planung und Organisation<br />
der US-Besatzung und ihrer Praxis in anderen Teilen Deutschlands in den ersten<br />
Monaten nach dem Zusammenbruch; zweitens die sehr knappe Analyse eines Konflikts<br />
zwischen Besatzungsmacht und Stadtverwaltung in Aachen, als dessen erweiterte<br />
Reprise die Entlassungen Pattons und Schäffers amerikanischen Augen erschienen.<br />
Der ,Fall Aachen' ist insbesondere <strong>für</strong> die amerikanische Reaktion auf<br />
die von der Besatzungsmacht eingesetzten konservativen deutschen Verwaltungschefs<br />
bezeichnend und hebt insofern die späteren Ereignisse in Bayern aus der<br />
Sphäre der landesgeschichtlichen Einmaligkeit heraus.<br />
I<br />
Auf Grund der ungünstigen Erfahrungen, die die US-Armee bei der Rheinlandbesetzung<br />
nach dem Ersten Weltkrieg mit der nicht speziell vorgebildeten kämpfenden<br />
Truppe als Besatzungsinstrument gemacht hatte, wurde der Vorbereitung und<br />
Durchführung der Besatzung im Zweiten Weltkrieg große Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
In der Armee bewirkte sie die Ergänzung der vier klassischen Stabsabteilungen<br />
(Personnel, Intelligence, Operations, Supply) durch eine fünfte <strong>für</strong> Zivilangelegenheiten:<br />
G-5 11 .<br />
10 Hierzu sind insbesondere zu rechnen: die in der US-Armee laufend geführten „historical<br />
reports" (HR) <strong>für</strong> jede Einheit (gewöhnlich masch.). Exemplare liegen an verschiedenen<br />
Orten, die meisten im World War II Record Center (WW II RC) der National Archives der<br />
USA. Daneben wurden herangezogen: der Nachlaß von Prof. Dr. Walter L. Dorn im Besitz<br />
von dessen Tochter (Dorn Papers), das Privatarchiv von Prof. Dr. William E. Griffith (Griffith<br />
Papers), das Privatarchiv von Staatsminister a. D. Dr. Josef Müller (Archiv Josef Müller),<br />
der Nachlaß von Staatsminister a. D. Dr. Anton Pfeiffer im Besitz der Familie Pfeiffer (Nachlaß<br />
Pfeiffer) sowie der Nachlaß von Ministerpräsident a. D. Adam Stegerwald im Besitz der<br />
CDU-Rheinland (Stegerwald Archiv). Einzelne Dokumente entstammen dem Archiv des <strong>Institut</strong>s<br />
<strong>für</strong> <strong>Zeitgeschichte</strong> in München (IfZG). Allen, die mir so bereitwillig ihre Materialien<br />
zur Verfügung stellten und mir durch mündliche und schriftliche Auskünfte in so liebenswürdiger<br />
Weise halfen, danke ich von Herzen. Dies gilt auch <strong>für</strong> jene (meist amtliche Stellen),<br />
die im Text nicht einzeln erwähnt werden konnten.<br />
11 Zur G-5 Phase: Office of the Chief Historian, European Command: Civil Affairs, Occupation<br />
Forces in Europe Series, 1945-46, (masch.) Frankfurt 1947.