4 MENSCHEN 5 «Wieder einmal über si<strong>ch</strong> hinaus wa<strong>ch</strong>sen!» Frank Heinzmann, ehemaliger Spitzen-Handballer <strong>und</strong> heutiger <strong>Thun</strong>er Chef des Amtes für Bildung <strong>und</strong> Sport, betritt sportli<strong>ch</strong>es Neuland. Er nimmt im <strong>Thun</strong>er Team «Bildung & Sport» am Gigathlon teil – als Vorbild <strong>und</strong> aus persönli<strong>ch</strong>em Ehrgeiz. Sportli<strong>ch</strong>e Bronzeskulptur von Karl Geiser im Büro von Frank Heinzmann. Der Familienmens<strong>ch</strong> Frank Heinzmann in den Ferien. Frank Heinzmann spielte neun Jahre im Wacker-Dress. Frank Heinzmann, Sie haben vor zehn Jahren Ihre Karriere als Spitzensportler beendet. Wie war die erste Zeit dana<strong>ch</strong>? Glei<strong>ch</strong>zeitig mit der Sportkarriere beendete i<strong>ch</strong> mein Wirts<strong>ch</strong>aftsstudium an der Uni Bern <strong>und</strong> verliess die S<strong>ch</strong>weiz in Ri<strong>ch</strong>tung Kalifornien. Dort habe i<strong>ch</strong> die Freiheit genossen, meine Zeit selber zu gestalten. In der Spra<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule, am Strand <strong>und</strong> beim Reisen konnte i<strong>ch</strong> gut loslassen – vor allem au<strong>ch</strong>, weil i<strong>ch</strong> neugierig auf Neues war. Sie spielten mit BSV Wacker <strong>Thun</strong> <strong>und</strong> der Nationalmanns<strong>ch</strong>aft Handball auf hö<strong>ch</strong>stem Niveau. Wie geht es Ihrer S<strong>ch</strong>ulter na<strong>ch</strong> zwei Operationen, gibt’s andere Folges<strong>ch</strong>äden? Meine S<strong>ch</strong>ulter ist o.k. Ges<strong>und</strong>heitli<strong>ch</strong> habe i<strong>ch</strong> keine Folges<strong>ch</strong>äden davongetragen. Vielmehr ist von meiner Aktivzeit ein «Folgenutzen» vorhanden. I<strong>ch</strong> bin als Walliser bzw. Tärbiner in meiner heutigen berufli<strong>ch</strong>en Funktion sehr wohlwollend aufgenommen worden. Ni<strong>ch</strong>t zuletzt, weil i<strong>ch</strong> in <strong>Thun</strong> neun Jahre Sport getrieben <strong>und</strong> bereits viele Leute gekannt habe. Era<strong>ch</strong>ten Sie rückblickend den Sport als eine Lebenss<strong>ch</strong>ule? Ganz klar ja. Ob Sport, Musik oder soziales Engagement, wi<strong>ch</strong>tig ist, dass gerade junge Mens<strong>ch</strong>en neben den familiären Strukturen <strong>und</strong> ihrer Ausbildung eine Freizeitbes<strong>ch</strong>äftigung haben, die sie gerne ausüben. Im Sport kann man si<strong>ch</strong> bewegen <strong>und</strong> messen, Sport fördert die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ermögli<strong>ch</strong>t eine soziale Anbindung <strong>und</strong> Erfahrung. I<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> habe dur<strong>ch</strong> den Sport sehr viel erlebt <strong>und</strong> gelernt. Meine Lebensqualität ist dank dem Sport gestiegen. Eine lebenslange Sportförderung von den Kleinsten über alle Generationen hinweg zu den älteren Erwa<strong>ch</strong>senen ist daher erstrebenswert. Wie haben Sie na<strong>ch</strong> der Handballzeit Ihre Kondition in S<strong>ch</strong>wung gehalten? Mit etwas Fitness <strong>und</strong> Krafttraining. Daneben habe i<strong>ch</strong> gejoggt, Fussball <strong>und</strong> ein wenig Handball gespielt. Dur<strong>ch</strong> die Geburten meiner beiden Kinder bin i<strong>ch</strong> wieder aktiver geworden: am Anfang mit «Kinderwagenjoggen», dann mit «Kinderstemmen», heute beim «Kinderfangis». Sie haben si<strong>ch</strong> mit einem Team für den Gigathlon angemeldet? Als Vorbild oder aus persönli<strong>ch</strong>em Ehrgeiz? Na<strong>ch</strong> einem Ausfall im Team bin i<strong>ch</strong> h<strong>und</strong>ert Tage vor dem Anlass in die Lücke gesprungen. Um auf die Frage zurückzukommen: eigentli<strong>ch</strong> als Vorbild <strong>und</strong> aus persönli<strong>ch</strong>em Ehrgeiz. Die Mögli<strong>ch</strong>keit, in <strong>Thun</strong> <strong>und</strong> in der Region bei einem unvergessli<strong>ch</strong>en Sportevent mitzuma<strong>ch</strong>en, persönli<strong>ch</strong>e Grenzen zu erfahren <strong>und</strong> e<strong>ch</strong>ten Teamspirit zu erleben, musste i<strong>ch</strong> einfa<strong>ch</strong> nutzen. Und warum ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> einmal wieder über si<strong>ch</strong> hinaus wa<strong>ch</strong>sen. Wie heisst das Team? I<strong>ch</strong> bin mit tollen Leuten aus meiner Abteilung <strong>und</strong> näherem Umfeld unterwegs. Wir nennen uns in Anlehnung an unseren Abteilungsnamen <strong>und</strong> gemäss der lateinis<strong>ch</strong>en Redewendung «Mens sana in corpore sano» ganz einfa<strong>ch</strong> «Bildung & Sport». Besonders freut mi<strong>ch</strong>, dass die städtis<strong>ch</strong>e Verwaltung total fünf Teams stellt. Ebenfalls dabei sind die Finanzabteilung, das Planungsamt, das Tiefbauamt <strong>und</strong> die Fa<strong>ch</strong>stelle Integration. Der ganze Anlass will aber no<strong>ch</strong> organisiert sein. Hier gibt es unter anderem ebenfalls ein aus vers<strong>ch</strong>iedenen Abteilungen bestehendes städti- s<strong>ch</strong>es lokales OK unter der Leitung von Heinz Hostettler. Diesen Damen <strong>und</strong> Herren gebührt ein besonderer Dank. Wel<strong>ch</strong>e der fünf Disziplinen bestreiten Sie? Laufen. Am Samstag werde i<strong>ch</strong> die Strecke Interlaken–<strong>Thun</strong> (31 Kilometer) <strong>und</strong> am Sonntag von Spiez na<strong>ch</strong> <strong>Thun</strong> (19 Kilometer) zurücklegen. Laufen ist beliebt bei Jung <strong>und</strong> Alt <strong>und</strong> begründet ein Volkssport geworden. Neben Spiel- <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>neesportarten liegt mir diese Disziplin von allen fünf am meisten. Wie sieht nun Ihr persönli<strong>ch</strong>es Training im Hinblick auf das Wo<strong>ch</strong>enende vom 10./11. Juli aus? Eigentli<strong>ch</strong> sind h<strong>und</strong>ert Tage Vorbereitung zu wenig. Zurzeit trainiere i<strong>ch</strong> zwei- bis dreimal pro Wo<strong>ch</strong>e mit unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>er Intensität <strong>und</strong> Länge. Lei<strong>ch</strong>te Stabilisierungs- <strong>und</strong> Kraftübungen ergänzen das Programm. Im Moment fehlt mir die Si<strong>ch</strong>erheit, dass i<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> meiner do<strong>ch</strong> eher mässigen Regenerationsfähigkeit 31 Kilometer dur<strong>ch</strong>ziehen bzw. am zweiten Tag no<strong>ch</strong>mals 19 Kilometer anknüpfen kann. Laufen findet aber au<strong>ch</strong> im Kopf statt. Die ri<strong>ch</strong>tige Einstellung <strong>und</strong> mentale Stärke werden zwis<strong>ch</strong>en Lei<strong>ch</strong>tigkeit oder Leiden ents<strong>ch</strong>eiden. «Geht ni<strong>ch</strong>t gibt’s ni<strong>ch</strong>t», haben Sie einmal jungen Sportlerinnen <strong>und</strong> Sportlern auf den Weg gegeben. Vertreten Sie dies au<strong>ch</strong> als Chef seit 2½ Jahren im Amt für Bildung <strong>und</strong> Sport in <strong>Thun</strong>? In meiner heutigen Funktion kann i<strong>ch</strong> meine Führungsaufgabe ni<strong>ch</strong>t auf eine einzelne Aussage reduzieren. Heute führe i<strong>ch</strong> er- wa<strong>ch</strong>sene Mens<strong>ch</strong>en, da sind unter anderem Werte wie Werts<strong>ch</strong>ätzung, Fairness, Fördern <strong>und</strong> Fordern sowie Ganzheitli<strong>ch</strong>keit <strong>und</strong> Vielfalt wi<strong>ch</strong>tig. Aber gerade für junge Mens<strong>ch</strong>en ist es wi<strong>ch</strong>tig, bei Misserfolgen immer wieder aufzustehen. Irgendwann wird man belohnt, solange man den Glauben an si<strong>ch</strong> selbst ni<strong>ch</strong>t verliert. Das gibt Kraft <strong>und</strong> Selbstvertrauen. Sie haben Ihre Dissertation dem Thema «Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>ssportförderung in der S<strong>ch</strong>weiz» gewidmet. Kann die <strong>Thun</strong>er Jugend davon profitieren? Der praktis<strong>ch</strong>e Nutzen einer akademis<strong>ch</strong>en Arbeit steht leider ni<strong>ch</strong>t im Vordergr<strong>und</strong>. Denno<strong>ch</strong> lässt si<strong>ch</strong> eine Art methodis<strong>ch</strong>e Handlungsanleitung ni<strong>ch</strong>t abstreiten. I<strong>ch</strong> analysierte das Thema zur Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>sförderung aus ganzheitli<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t <strong>und</strong> erarbeitete in Anlehnung an Swiss Olympic Association <strong>und</strong> den Deuts<strong>ch</strong>en Sportb<strong>und</strong> sieben Förderberei<strong>ch</strong>e, wel<strong>ch</strong>e die zentralen Aspekte des Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>ssports sowie mögli<strong>ch</strong>e Wege einer erfolgrei<strong>ch</strong>en Förderung aufzeigen. Hervorzuheben ist, dass eine differenzierte Leistungssportförderung nebst Training au<strong>ch</strong> eine pädagogis<strong>ch</strong>-soziale Betreuung unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung vers<strong>ch</strong>iedenster Rahmenbedingungen beinhaltet <strong>und</strong> diese immer im Zusammenhang betra<strong>ch</strong>tet werden müssen. Wie fördern Sie Ihre beiden Kinder in sportli<strong>ch</strong>er Hinsi<strong>ch</strong>t? Meine sportli<strong>ch</strong>e Frau <strong>und</strong> i<strong>ch</strong> wollen unseren Kindern einfa<strong>ch</strong> Vorbilder sein. Sie sollen die Vielfalt der Sportarten kennenlernen, bspw. beim S<strong>ch</strong>wimmen, Turnen, Skifahren <strong>und</strong> Tanzen, bei Ballspielen <strong>und</strong> Selbstverteidigungskursen. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen immer der Spass an der Bewegung <strong>und</strong> der soziale Kontakt zu anderen Kindern. Ob sie si<strong>ch</strong> eines Tages einer einzelnen Sportart widmen <strong>und</strong> diese gar intensiv ausüben mö<strong>ch</strong>ten, werden unsere Kinder selber ents<strong>ch</strong>eiden. Wir wüns<strong>ch</strong>en Ihnen <strong>und</strong> dem Team am Gigathlon viel Spass <strong>und</strong> Erfolg! Haben Sie einen Wuns<strong>ch</strong> für si<strong>ch</strong> <strong>und</strong> die Organisatoren? I<strong>ch</strong> hoffe auf viele Zus<strong>ch</strong>auerinnen <strong>und</strong> Zus<strong>ch</strong>auer <strong>und</strong> wüns<strong>ch</strong>e mir sonnige Tage – getreu dem Slogan «cat<strong>ch</strong> the sun», damit si<strong>ch</strong> <strong>Thun</strong> <strong>und</strong> die Region den r<strong>und</strong> 5600 Athletinnen <strong>und</strong> Athleten von ihren besten Seiten zeigen können. Dies wüns<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> ebenfalls allen freiwilligen Helfern, allen Vereinen, den lokalen OKs in <strong>Thun</strong> <strong>und</strong> der Region, dem Militär, dem Zivils<strong>ch</strong>utz <strong>und</strong> letztli<strong>ch</strong> dem Organisator Swiss Olympic Gigathlon. Gerade diese haben na<strong>ch</strong> der r<strong>und</strong> einjährigen Vorbereitung s<strong>ch</strong>önes Wetter verdient. Interview <strong>und</strong> Bilder: Beat Straubhaar, Weber AG