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Einladung zur Jahreshauptversammlung 2011 Seite 2 ...

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10 / weiterbildung<br />

aufbaustudium bildnerisches gestalten und<br />

therapie an der akademie der bildenden künste<br />

der künstlerische ansatz in der kunsttherapie<br />

Ateliersituation: Adrian Schulz und Eun Young Hwang<br />

Um zu verstehen, wie die Bereiche „Kunst“ und „Therapie“<br />

zusammenkommen können, muss man nach dem Kunstbegriff<br />

fragen, der in der Kunsttherapie verwendet wird.<br />

Im klassischen Sinn hat Kunsttherapie wenig mit Kunst zu<br />

tun: Es geht nicht um die Produktion von Kunst, KlientInnen<br />

und PatientInnen arbeiten nicht für die Öffentlichkeit, nicht<br />

für Galerien und nicht für den Kunstmarkt. Im Beuysschen<br />

Sinne jedoch, der den Begriff der Kunst um die kreative<br />

Gestaltung des Lebens allgemein erweitert, verschmelzen<br />

diese beiden Begriffe und werden zu einem Prozess. Dann<br />

gilt, was Beuys sagt: „Kunst ist ja Therapie.“<br />

In unserem Verständnis von Kunsttherapie geht es also<br />

nicht um das fertige Werk, sondern um den gestalterischen<br />

Prozess, der die Sprache der Bilder verwendet. Er reflektiert<br />

und konfrontiert Fragen, Blockaden, Probleme, er spiegelt<br />

das Suchen, die Ressourcen und die Lösungen.<br />

So nannten wir das Aufbaustudium an der Akademie der<br />

Bildenden Künste München bewusst „Bildnerisches Gestalten<br />

und Therapie“.<br />

Der Studiengang wurde im Sommer 1987 als Weiterbildungsmodell<br />

für Künstler vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Wissenschaft, Bonn (BRD), im Rahmen der<br />

Künstlerförderung eingerichtet und dreieinhalb Jahre lang<br />

finanziert. Er verwirklichte eine Idee, die manchem verrückt<br />

oder sogar gefährlich erschien: Künstler wurden ausge-<br />

bildet, um in Prophylaxe, Rehabilitation und Therapie mit<br />

Randgruppen zu arbeiten sowie mit Patienten und solchen<br />

Menschen, die ihr Ausdruckspotential entwickeln und daran<br />

wachsen wollen. Ausgerechnet Künstler als Therapeuten,<br />

die doch selbst im Ruf stehen, oft leicht verrückt zu sein.<br />

Gerade diese „Verrücktheit“ jedoch, die Fähigkeit, Lösungen<br />

jenseits von Konventionen zu finden, macht sie zu idealen<br />

Partnern derer, die der Lebensweg weggeführt hat von den<br />

asphaltierten und ausgetretenen Straßen der Leistungsgesellschaft.<br />

Das Modell, das einen damals neuen, sich aus der Kunst<br />

ableitenden Ansatz der Kunsttherapie erforschte und entwickelte,<br />

gab den sozial engagierten KünstlerInnen recht. Indem<br />

sie die Teilhabe an Kunst und Kultur in Bereiche trugen,<br />

in denen die Menschen aus verschiedenen Gründen davon<br />

weitgehend ausgeschlossen sind, und das in einer Weise,<br />

die diese Menschen inspirierte, ihre Ausdrucksfähigkeit zu<br />

mobilisieren und zu entfalten, setzten sie Prozesse in Gang,<br />

die die Entwicklung der Betroffenen im Ganzen stimulierten.<br />

Trotz vieler Schwierigkeiten, vor allem in extremen Situationen<br />

wie der forensischen Psychiatrie, und auch deutlicher<br />

Grenzen durch Persönlichkeit und Institution überwogen die<br />

positiven <strong>Seite</strong>n des Experimentes deutlich. Das Weiterbildungsmodell<br />

wurde als Aufbaustudium „Bildnerisches<br />

Gestalten und Therapie“ an der Akademie der Bildenden<br />

APRIL <strong>2011</strong> kLIngeR

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