BERGKNAPPE 117 - Bergbau Silberberg
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Schlacken identisch. Nebenbei erfuhr ich, dass<br />
in Klosters Brücke, an der Stelle, wo heute das<br />
Hotel Silvretta steht, zwei Schmelzöfen standen,<br />
die gleichzeitig nebeneinander in Betrieb waren.<br />
Durch wen und wann konnte nicht mehr ermittelt<br />
werden. Die angefallenen Schlacken sollen etwa<br />
1 km weit bergaufwärts bis zum Entsorgungsort<br />
auf den flachen Moränenwall bei «Egga» vor Selfranga<br />
gebracht worden sein. Dieses Unterfangen<br />
erschien mir schon etwas unlogisch, da in unmittelbarer<br />
Umgebung sicher genügend Ablagerungsmöglichkeiten<br />
bestanden. Ein Schmelzstandort auf<br />
Selfranga wäre von der Lage her auch ideal gewesen.<br />
In besagtem Gebiet deuten alte Flurnamen<br />
wie «uf Ruossisch» oder «uf der Kipp» auf Aktivitäten<br />
in diesem Zusammenhang hin. Eine Schlackenhalde<br />
zieht sich vermutlich von dort zwischen<br />
Brücke und Sportzentrum gegen die Landquart die<br />
steile Böschung hinunter. Mehr Gewissheit gäbe<br />
eine Überprüfung im Privatgelände vor Ort. Durch<br />
das Hochwasser 2005 kamen die Schlacken in die<br />
Landquart. Weiter taleinwärts fehlen vergleichbare<br />
Schlackenfunde gänzlich.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei<br />
Hans Peter Schenk bedanken. Er veranlasste die<br />
aufwendigen Bestimmungen der Schlacken- und<br />
Plattenproben.<br />
Die chemischen Analysen der Schlacken zeigen<br />
nicht die geringsten Spuren von Blei und Zink,<br />
was einen Zusammenhang mit der ehemaligen<br />
Zink-Verhüttung fraglich erscheinen lässt. Auffallend<br />
sind die zum Teil starken Schwankungen der<br />
einzelnen chemischen Verbindungen. Bemerkenswert<br />
ist der relativ hohe Al-Gehalt, der uns aber<br />
nicht wirklich weiterhilft. Manche Al-reiche Feld-<br />
Zusammensetzung der Schlacken, Durchschnitts-<br />
spat- und/oder Tongesteine kommen zusammen<br />
mit abgebauten Vererzungen vor. Vier literarische<br />
Anhaltspunkte könnten zusätzlich Hinweise auf<br />
eine Schmelze geben und somit für die Herkunft<br />
der Schlacken infrage kommen:<br />
1. In einem Schreiben von 1771 des Bergmeisters<br />
F. Bamberg an die Obrigkeit von Klosters geht<br />
es um die Einrichtung einer Silberschmelze<br />
(?). Das Unternehmen, dessen Direktion sich<br />
in Mannheim befand, scheint aber nicht über<br />
die Anfangsstadien hinausgelangt zu sein und<br />
durch Untreue eines Teilhabers weiteren Schaden<br />
erlitten zu haben (Haltiner, 1976). Stammten<br />
die angeblichen Silbererze aus der Abbaustelle<br />
der Schwarzseealp? (siehe nachfolgend)<br />
2. Ebenfalls infrage kommt ein Schmelzversuch<br />
um 1870, aus der «Grüenbödeli-Vererzung» Kupfer<br />
zu gewinnen (Gees, 1956). Das Ausgangsmaterial<br />
war ein Augit-führender Pyroxenit mit<br />
sulfidischen Erzen, begleitet von Quarz- und<br />
Feldspat-Gesteinen.<br />
3. Über den Bleiabbau auf Gotschnaboden-Sandbodenwald<br />
und der anschliessenden Verhüttung<br />
gibt es nur unsichere Angaben (BK 44, S.<br />
15). Vererzte, tonige und quarzreiche Gesteine<br />
stehen am Gotschnawang an (BK 115, S. 9).<br />
Das grau-schwarz metallisch-glänzende Eisenerz<br />
(Rutschharnische) wurde vermutlich auch<br />
zusammen mit Pyrit abgebaut und in Klosters<br />
verhüttet.<br />
4. Aus dem Grubenverzeichnis von Bergrichter<br />
Gadmer sind uns mehrere Erz-Abbaustellen<br />
ganz in der Nähe bekannt:<br />
Ober Laret, eingangs Mönchalptal und Klosters<br />
Brücke. Es ist anzunehmen, dass auch im 16.<br />
Jahrhundert in Klosters eine Schmelze in Betrieb<br />
war.<br />
werte:<br />
Weisser Anteil 1<br />
SiO2 Al2O3 60,5 % 29,5 %<br />
Fe2O3 1,3 %<br />
CaO MgO<br />
2,5 %<br />
K2O 2,4 %<br />
Na2O 1,3 %<br />
P2O5 TiO2 Schlacke 1’ Pulver 43 % 24 % 14,5 % 8 % 1,8 % 3 % 1,5 % 1 %<br />
Schlacke 1’ Masse 21–49 % 21–31 % 15–49 % 2,5 % 2,5 % 2,5 % 1,6 % 0,9 %<br />
Schlacke 2 Pulver 39 % 23 % 18 % 13,5 % 2,2 % 1,8 % 1,4 % 2 % 0,3 %<br />
Schlacke 2 Masse 3–34 % 9–20 % 26–84 % 0,6–11 % 2,8 % 1,4 % 1,5 % 1,6 % 0,4 %<br />
Schlacke 4 Pulver 48,5 % 31 % 6,5 % 5,5 % 2,7 % 3 % 1,4 %<br />
Schlacke 4 Masse 18–53 % 16–33 % 6–61 % 2,5 % 1,8 % 1,7 % 0,8 %<br />
(mit Spuren von Mn, Cu, Cl und S)<br />
<strong>BERGKNAPPE</strong> 2 / 2010 Seite 9