TSV-Nachrichten 2/2007
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großen Zeitungen brachten in ihren Onlineausgaben<br />
Handballschnellkurse für<br />
Unbedarfte. Die Süddeutsche ließ die<br />
Veteranen von 1880 München in Videosequenzen<br />
vormachen, was eine schnelle<br />
Mitte ist, wie ein Kempaanspiel funktioniert<br />
und wann ein Offensivfaul gepfiffen<br />
wird. Spiegel Online sang unter der Überschrift<br />
„Sieg der Werte: werdet Handballer“<br />
ein Loblied auf die Tugenden des<br />
Handballs.<br />
„Ehrliche Fans schätzen ehrliche Kämpfer<br />
und brüllen ehrliche Beleidigungen. Auf<br />
dem Feld wird solider Fleiß- und Kampfsport<br />
geboten, der manchmal auch ins Brachiale<br />
geht. Da kann kein Brasilianer,<br />
Argentinier, Italiener mithalten. Viel Dekor,<br />
Kabinett und Kabarett stören beim Handball<br />
nur.“ So Spiegel-Online<br />
Mit einem Schlag katapultierte die eingeschworene<br />
Truppe von Heiner Brand<br />
unseren Sport in die aller ersten Kategorien.<br />
Vor Fußball und allen anderen – das<br />
Wintermärchen, in Abwandlung des Sommermärchens<br />
der Fußball-WM, war spätestens<br />
mit dem gewonnenem Viertelfinale<br />
gegen Weltmeister Spanien geboren.<br />
Und ich hatte nun auf einmal heißbegehrte<br />
Karten von der besten Kategorie für das<br />
Halbfinale. Dazu kam, dass auch unser<br />
Ableger in Köln Christoph Kohler (Studium)<br />
und Johannes Appl ebenfalls zwei<br />
Karten bei ebay ergattern konnten und<br />
wir also zu viert am Halbfinaltag früh<br />
morgens in Richtung Köln losdonnerten.<br />
Das Henkelmännchen kocht<br />
Frisch angekommen mussten wir vor dem<br />
Spiel allerdings erst einmal in die Innenstadt<br />
um mit zwei, drei Kölsch die aufkommende<br />
Aufregung zu bekämpfen und<br />
um den beiden Stadtoriginalen Tünnes<br />
und Schäl, zwei lebensgroßen Bronzefiguren,<br />
an der Nase zu reiben, was angeblich<br />
Glück bringt.<br />
Es hat geholfen – den linken der Beiden an<br />
der Nase reiben soll Glück bringen.<br />
In der ganzen Innenstadt war die Spannung<br />
zu spüren. Immer mehr Handballfans<br />
in Deutschlandfarben strömten über<br />
den Rhein der Halle entgegen. Die Kölner,<br />
mit ihren Hang zur Verniedlichung, nennen<br />
den Riesenpott Henkelmännchen,<br />
nach einer Teekanne.<br />
Mit 20.000 Zuschauer Fassungsvermögen<br />
ist die Kölnarena allerdings Deutschlands<br />
größte Veranstaltungshalle. Zwischen<br />
Geschäftsgebäuden sah man das<br />
Ungetüm mit dem eigenartigen überdimensionierten<br />
Henkel förmlich herauswachsen.<br />
Imposanter Anblick – die Kölnarena.<br />
Der imposante Anblick von außen steigerte<br />
sich fast ins dramatische, als wir in den<br />
Innenraum gelangten. Die unglaublichen<br />
Ausmaße mit den drei Zuschauerebenen<br />
kann man beim ersten Betrachten überhaupt<br />
nicht mit einer Halle in Einklang<br />
bringen. Instinktiv schaut man sofort<br />
nach oben, als wenn man sich vergewissern<br />
müsste, dass da auch sicher ein<br />
Dach ist.<br />
Wenn man die Größe endlich gepackt hat,<br />
dann haut einen sofort die nicht zu<br />
beschreibende Geräuschkulisse um. Es<br />
ist nicht nur so, dass die 20.000<br />
Zuschauer einfach nur laut sind. Der<br />
Schall wird zu allem Überfluss durch das<br />
Hallendach wieder zurückgeworfen. So<br />
ungefähr muss der Eindruck sein, wenn<br />
man sich in einer Glocke befindet, die<br />
gerade geläutet wird.<br />
Bei der Vorstellung der deutschen Spieler<br />
toste die Halle erstmals auf voller Leis–<br />
tung. Das sollte das ganze Spiel so weitergehen.<br />
Selbst Deutschlands Handballfan Nr. 1<br />
dieser Tage, Bundespräsident Horst<br />
Köhler, ließ sich davon mitreißen. Er sah<br />
dem Spiel nicht etwa aus einer VIP-Lounge<br />
zu, sondern saß mit Deutschlandschal<br />
und Kölsch im Plastikbecher mitten unter<br />
dem „normalen“ Publikum fast auf Höhe<br />
unserer Plätze - nur gegenüber.<br />
Hannibal und Heiner.<br />
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