Investition im Wachstumsmarkt Russland: Spatenstich in Kaluga
Investition im Wachstumsmarkt Russland: Spatenstich in Kaluga
Investition im Wachstumsmarkt Russland: Spatenstich in Kaluga
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10 Blickpunkt<br />
11<br />
„Der E<strong>in</strong>kauf steht vor großen<br />
Herausforderungen“<br />
Die Rohstoffpreise auf e<strong>in</strong>em Allzeithoch, die Verfügbarkeit von Rohstoffen angespannt und<br />
Konzentrationstendenzen auf der Beschaffungsseite – der E<strong>in</strong>kauf bei FUCHS muss schwierige<br />
Aufgaben lösen.<br />
Für Vorstandsmitglied Dr. Lutz L<strong>in</strong>demann, der für den E<strong>in</strong>kauf verantwortlich zeichnet, hat die Sicherung<br />
der Supply Cha<strong>in</strong> höchste Priorität.<br />
An e<strong>in</strong>igen wenigen Zahlen lässt sich die<br />
Bedeutung des Geschäftsbereichs für das<br />
Unternehmen ablesen: 55 bis 60 Prozent<br />
beträgt der Anteil der Rohstoffkosten am<br />
Umsatz. Alle<strong>in</strong> 200 verschiedene Grundöle<br />
s<strong>in</strong>d gelistet. H<strong>in</strong>zu kommen ca. 3.000 Additive,<br />
die <strong>in</strong> 19 Funktionsgruppen e<strong>in</strong>geordnet<br />
werden können. „Wir stellen zahlreiche<br />
Spezialitäten her und bedienen die<br />
unterschiedlichsten Nischen. So haben Additive<br />
für uns e<strong>in</strong>e sehr viel höhere Bedeutung<br />
als für viele unserer Konkurrenten“,<br />
so Vorstandsmitglied Dr. Lutz L<strong>in</strong>demann,<br />
der für das Thema „Supply Cha<strong>in</strong>“ verant<br />
wortlich zeichnet. Trotzdem steht auch<br />
die Beschaffung von Grundölen <strong>im</strong> Fokus<br />
der E<strong>in</strong>kaufsspezialisten, die es hier mit ca.<br />
12 wesentlichen Anbietern zu tun haben.<br />
Doch es s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die oligopolistischen<br />
Strukturen, die L<strong>in</strong>demann<br />
Sorgen bereiten – hier bewegt sich FUCHS<br />
schon seit vielen Jahren und kann auf<br />
lange Erfahrungen zurückgreifen. „Nordwesteuropa<br />
ist für die großen Konzerne<br />
der Petrochemie nicht mehr <strong>in</strong>teressant“,<br />
so se<strong>in</strong>e Beobachtung. „Mit Grundölen<br />
können ihre Raff<strong>in</strong>erien hier ke<strong>in</strong> Geld<br />
mehr verdienen – sie konzentrieren sich<br />
auf die Produktion von Treibstoff. Das Volumen<br />
der Gruppe IGrundöle, die <strong>in</strong> Europa<br />
hergestellt werden, s<strong>in</strong>kt seit Jahren<br />
und muss durch Gruppe IIGrundöle ersetzt<br />
werden. Diese müssen jedoch aus<br />
den USA <strong>im</strong>portiert werden. Das macht<br />
die Lieferkette – wenn auch nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
teurer – so doch komplizierter.“<br />
Doch es gibt Hoffnung: Durch den Aufbau<br />
neuer Kapazitäten <strong>im</strong> nahen Osten und<br />
den möglichen E<strong>in</strong>stieg von Konzernen<br />
aus Spanien und <strong>Russland</strong> <strong>in</strong> diesen Markt<br />
könnte sich die Situation entspannen. „Bis<br />
2014 / 2015 dürften diese neuen Raff<strong>in</strong>eriekapazitäten<br />
<strong>in</strong> Europa zu spüren se<strong>in</strong>.“<br />
Auch wenn der Rohölpreis für FUCHS nur<br />
mittelbar e<strong>in</strong>e Rolle spielt, hat L<strong>in</strong>demann<br />
dessen Entwicklung natürlich stets <strong>im</strong><br />
Auge – wenn er sich mit Prognosen auch<br />
zurückhält. „Wir haben nach der extremen<br />
Hausse <strong>in</strong> 2008 und dem darauf folgenden<br />
massiven Absturz bereits wieder<br />
e<strong>in</strong> Allzeithoch <strong>in</strong> vielen Rohstoffgruppen<br />
erreicht.“ Der Rohölpreis selbst sei zunehmend<br />
e<strong>in</strong> Spekulationsobjekt. Vor allem <strong>in</strong><br />
den USA und <strong>in</strong> Asien gebe es e<strong>in</strong>e hohe<br />
Liquidität, die mit hoher Priorität <strong>in</strong> Rohstoffe<br />
fließt – e<strong>in</strong> Bereich, von dem die<br />
Investoren annehmen, dass er durch e<strong>in</strong>e<br />
zunehmende Knappheit hohe Gew<strong>in</strong>ne<br />
generiert. „Glücklicherweise s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong><br />
der Lage, die höheren Kosten zum<strong>in</strong>dest<br />
teilweise an den Markt weiterzugeben“,<br />
so L<strong>in</strong>demann.<br />
Diskussion über Alternativen<br />
Obwohl Öl <strong>in</strong> den nächsten 50 bis 90 Jahren<br />
noch fließen wird – die Frage nach<br />
Alternativen steht bei FUCHS bereits auf<br />
der Agenda. „Dabei geht es uns nicht nur<br />
um die geologische, sondern auch um die<br />
politische Verfügbarkeit“, br<strong>in</strong>gt es L<strong>in</strong>demann<br />
auf den Punkt. „Wichtige Rohöllieferanten<br />
wie der Iran, Venezuela oder die<br />
OPEC s<strong>in</strong>d nicht wirklich stabil. Wir werden<br />
<strong>im</strong>mer wieder e<strong>in</strong>e politisch motivierte<br />
Verknappung von Rohöl erfahren. Zudem<br />
ist davon auszugehen, dass je mehr die<br />
Vorkommen an ihre Grenzen stoßen, der<br />
Preis umso höher klettert. Technologien,<br />
die es ermöglichen, Kohle, Gas oder Biomasse<br />
<strong>in</strong> für FUCHS relevante Rohstoffe zu<br />
überführen s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Anlaufen. In 5 bis 8<br />
Jahren werden sicher Verfahren und Anlagen<br />
zur Verfügung stehen, die auch auf<br />
Basis von biogenen Rohstoffen für FUCHS<br />
verwertbare Grundstoffe liefern.“ Doch<br />
nicht nur das Thema Öl beschäftigt ihn –<br />
auch bei den Additiven macht er sich Gedanken<br />
über die Verfügbarkeit. „Bei e<strong>in</strong>i<br />
gen Produkten reichen die weltweit vorhandenen<br />
Anlagen e<strong>in</strong>fach nicht aus“,<br />
weiß er. „Hier s<strong>in</strong>d langfristige Vere<strong>in</strong>barungen<br />
gefragt, um Verfügbarkeiten sicherzustellen.<br />
Zum Glück hat FUCHS mittlerweile<br />
e<strong>in</strong>e Größe, die für viele Lieferanten<br />
relevant ist.“<br />
Über 50 Mitarbeiter bei FUCHS befassen<br />
sich mit dem Thema E<strong>in</strong>kauf. Im globalen<br />
E<strong>in</strong>kauf, der von Dr. Jutta Heckenkamp<br />
geleitet wird, s<strong>in</strong>d vier Lead Buyer <strong>im</strong> E<strong>in</strong>satz,<br />
die jeweils für best<strong>im</strong>mte Materialgruppen<br />
wie Basisöle, Additive oder Ester<br />
und Spezialitäten zuständig s<strong>in</strong>d. Der glo<br />
bale E<strong>in</strong>kauf oder Global Procurement<br />
kümmert sich um die Zusammenarbeit mit<br />
den wichtigsten Lieferanten, sucht nach<br />
Alternativen und ist auch für die Evaluierungen<br />
der Lieferanten verantwortlich.<br />
„Die Lead Buyers managen rund 60 Prozent<br />
unseres Beschaffungsvolumens“, so<br />
L<strong>in</strong>demann. Die restlichen 40 Prozent werden<br />
über die lokalen Mitarbeiter des E<strong>in</strong>kaufs<br />
abgewickelt, die <strong>in</strong> den Werken der<br />
FUCHSGruppe beschäftigt s<strong>in</strong>d. Regionale<br />
E<strong>in</strong>käufer, die <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a, Nordamerika und<br />
Indien ihren Sitz haben, knüpfen Kontakte<br />
zu <strong>in</strong>teressanten Lieferanten vor Ort und<br />
Alle<strong>in</strong> 200 verschiedene Grundöle s<strong>in</strong>d bei FUCHS gelistet und werden bei der Produktion e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
eröffnen <strong>in</strong>tensivere E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> diese Beschaffungsmärkte.<br />
„Insgesamt ist unsere<br />
E<strong>in</strong>kaufsorganisation e<strong>in</strong> kompliziertes<br />
Konzert zwischen den klassischen E<strong>in</strong>käufern,<br />
dem Produktmanagement und den<br />
Bereichen Forschung und Entwicklung<br />
sowie Environmental Health & Safety.“<br />
„Die Aufgabe e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>käufers ist nicht<br />
e<strong>in</strong>fach“, weiß er. „Sie brauchen Nerven,<br />
Stehvermögen und sie müssen die komplexen<br />
Prozesse <strong>in</strong> der gesamten Lieferkette<br />
verstehen.“ Und das gilt nicht nur<br />
für die Prozesse der Lieferanten, sondern<br />
auch für die der VorVorLieferanten.<br />
Verfügbarkeit hat Priorität<br />
Das Thema „Konzentration“ <strong>in</strong> vielen<br />
Branchen begleitet FUCHS schon seit vielen<br />
Jahren. „Für viele unserer Rohstoffe<br />
gibt es nur noch e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Zahl<br />
an Lieferanten“, so L<strong>in</strong>demann. „Deshalb<br />
steht das Thema Verfügbarkeit bei uns<br />
absolut an erster Stelle – auch wenn wir<br />
dafür e<strong>in</strong>en Zuschlag zahlen müssen. Unsere<br />
Lieferfähigkeit darf auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />
gefährdet werden.“ Jedes Jahr werden<br />
die Lieferanten evaluiert: Unter die Lupe<br />
genommen werden u. a. Vertragstreue,<br />
Über 50 Mitarbeiter befassen sich <strong>im</strong> FUCHS<br />
PETROLUB Konzern mit dem Thema E<strong>in</strong>kauf.<br />
Lieferfähigkeit, Innovationsfreude und<br />
Preis. Das so entstandene Rank<strong>in</strong>g ist<br />
nicht nur die Basis für die E<strong>in</strong>kaufsstrategie<br />
der FUCHSE<strong>in</strong>käufer, sondern wird<br />
auch den Geschäftspartnern mitgeteilt.<br />
„Und es hat sich herausgestellt, dass auch<br />
unsere großen Lieferanten durchaus<br />
daran <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, wie sie bei uns abschneiden<br />
und zahlreiche Anstrengungen<br />
unternehmen, ihr Stand<strong>in</strong>g zu verbessern,<br />
wenn es e<strong>in</strong>mal nicht so gut gelaufen<br />
ist“, berichtet L<strong>in</strong>demann. „Hier zahlt<br />
sich unsere Rolle als Technologieführer<br />
und Trendsetter für neue Rohstoffqualitäten<br />
aus.“