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Fair und Bio Besondere Genüsse ZuKunFT GesTaLTen - Weltladen

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2 r e p o rta g e — recycling <strong>Fair</strong> <strong>und</strong> <strong>Bio</strong> — r e p o rta g e 3<br />

Eine Reispflanze bildet bis zu 30 Halme aus,<br />

an denen je 100 Körner hängen können.<br />

<strong>Fair</strong> <strong>und</strong> <strong>Bio</strong> – ein sTarKes doppeL<br />

von Francisca Busch<br />

Für viele Menschen wird es immer wichtiger, dass die Dinge, die sie täglich konsumieren, nachhaltig<br />

hergestellt werden. Durch ihre „politik mit dem einkaufskorb“ haben sie die Chance,<br />

wirkliche Veränderungen herbeizuführen. Dies erfordert jedoch Wissen über die tatsächlichen<br />

produktionsbedingungen, vor allem in Bezug auf ökologische <strong>und</strong> soziale gerechtigkeit. Beides<br />

sind Kernanliegen des <strong>Fair</strong>en Handels. aber wie hängen sie genau zusammen <strong>und</strong> was zeichnet<br />

sie jeweils aus? Diesen Fragen gehen wir nachfolgend auf den gr<strong>und</strong>.<br />

ein Rückblick in die geschichte zeigt: Bereits in den 1920er Jahren<br />

kamen zeitgleich mit einer sehr ertragsorientierten landwirtschaft<br />

erste gegenbewegungen auf, die den erhalt der Bodenfruchtbarkeit<br />

in den Vordergr<strong>und</strong> ihrer Bemühungen stellten. Knapp 50 Jahre<br />

später folgte dann mit der gründung von anbauverbänden wie<br />

demeter oder <strong>Bio</strong>land eine erste größere ausdehnungsphase. mit<br />

der einführung des deutschen <strong>Bio</strong>-siegels im Jahr 2001 <strong>und</strong> (auch)<br />

begünstigt durch skandale konventioneller Hersteller erfolgte eine<br />

starke ausweitung <strong>und</strong> Diversifizierung der Produkte – 2010 betrug<br />

der Umsatz des <strong>Bio</strong>lebensmittelmarktes in Deutschland 5,9 milliarden<br />

euro (das sind r<strong>und</strong> 71 euro pro Kopf).<br />

Die <strong>Fair</strong>-Handels-Bewegung ist deutlich jünger: ende der 1960er<br />

Jahre entstand sie aus Protest gegen die als immer ungerechter<br />

empf<strong>und</strong>enen Handelsstrukturen zwischen so genannter „erster“<br />

<strong>und</strong> „Dritter“ Welt. Während zu anfang politische aktivitäten im<br />

mittelpunkt standen, wird seit den 1990er Jahren mit der einführung<br />

des <strong>Fair</strong>trade-siegels auch die absatzsteigerung forciert. mit<br />

erfolg: 2010 gaben die menschen in Deutschland 413 millionen<br />

euro für fair gehandelte Waren aus (knapp 5 euro pro Kopf). Das<br />

entspricht einer Vervierfachung innerhalb der letzten vier Jahre.<br />

sowohl die ökologische landwirtschaft als auch der <strong>Fair</strong>e Handel<br />

haben sich also seit ihren anfängen verändert <strong>und</strong> weiterentwickelt.<br />

Und während sich ihr Fokus weiterhin unterscheidet – der einen<br />

geht es in erster linie um Umweltschutz, der andere stellt sozialverträgliche<br />

arbeitsbedingungen ins zentrum – gibt es seit mittlerweile<br />

25 Jahren zunehmend engere Verzahnungen zwischen beiden.<br />

Ohne Siegel keine Glaubwürdigkeit?<br />

Vom klassischen müsli- bzw. Jutetaschen-Klischee haben sich beide<br />

Bereiche mittlerweile meilenweit entfernt. nachhaltigkeit ist „in<br />

mode“ <strong>und</strong> spricht heute auch ganz neue zielgruppen an – immer<br />

mehr Konsumenten sind bereit, für nachhaltig produzierte Waren<br />

einen höheren Preis zu bezahlen. Diese entwicklung darf auch als<br />

großer erfolg der <strong>Fair</strong>-Handels-Bewegung gewürdigt werden.<br />

Dass <strong>Fair</strong>er Handel <strong>und</strong> ökologische erzeugung im trend liegen,<br />

hat aber auch zur Folge, dass sich immer mehr Unternehmen den<br />

Begriff auf die eigenen Fahnen schreiben. Verbraucher können oft<br />

schwer nachvollziehen, nach welchen Kriterien ein Produkt wirklich<br />

hergestellt wurde. Wer garantiert ihnen, dass sie mit ihrem Kauf<br />

tatsächlich ökologische oder faire erzeugung unterstützen <strong>und</strong><br />

keinen leeren Versprechen auflaufen?<br />

im Fall „<strong>Bio</strong>“ tut das der staat. seit 1991 regelt ein eU-gesetz<br />

Details wie Be- <strong>und</strong> Kennzeichnungen: so dürfen zum Beispiel die<br />

Begriffe „biologisch“ <strong>und</strong> „ökologisch“ synonym verwendet werden.<br />

Die angabe der sogenannten Öko-Kontrollstelle ermöglicht dem<br />

Verbraucher, die Produktherkunft genau zurück zu verfolgen.<br />

Darüber hinaus gibt es zwei staatliche <strong>Bio</strong>-siegel als zusätzliche<br />

Orientierung: Das 2002 eingeführte deutsche siegel (sechseckig,<br />

mit „<strong>Bio</strong>“-schriftzug) ist in seinen anforderungen identisch mit dem<br />

2010 neu eingeführten eU-siegel (zwölf weiße sterne in Blattform<br />

auf grünem gr<strong>und</strong>). letzteres müssen Hersteller verpflichtend auf<br />

ihren erzeugnissen abbilden, es kann aber durch das nach Umfragen<br />

unter Konsumenten noch weit bekanntere ältere siegel ergänzt<br />

werden. Beide garantieren gleichermaßen die einhaltung von<br />

mindeststandards. so müssen 95 Prozent der inhaltsstoffe aus dem<br />

Ökolandbau stammen, <strong>und</strong> auf gentechnik wird ebenso verzichtet<br />

wie auf Pflanzenschutzmittel, mineralische Dünger <strong>und</strong> Hormone.<br />

nur 45 zusatzstoffe sind erlaubt (zum Vergleich: in der konventionellen<br />

Herstellung sind es r<strong>und</strong> 320). neben den gesetzlichen<br />

siegeln gibt es aber auch noch andere zeichen, die für weitaus<br />

strengere Regelungen stehen: Verbandszeichen von <strong>Bio</strong>-landbau-<br />

Organisationen wie naturland, <strong>Bio</strong>land oder demeter. Hier müssen<br />

Produkte zu 100 Prozent biologisch angebaut sein, <strong>und</strong> je nach<br />

Organisation finden lediglich um die 20 zusatzstoffe Verwendung.<br />

ein solches Verbandszeichen tragen derzeit ungefähr 60 Prozent<br />

aller als „bio“ zertifizierten Waren.<br />

ganz anders sieht es im Bereich des <strong>Fair</strong>en Handels aus: Für<br />

faire Herstellungsbedingungen gibt es keinen gesetzlichen<br />

standard. Da „fair“ also kein geschützter Begriff ist, können ihn<br />

Unternehmen in ganz unterschiedlichen, selbst definierten<br />

Kontexten einsetzen. Klarheit <strong>und</strong> transparenz für Verbraucher<br />

ermöglicht hier das <strong>Fair</strong>trade-logo. als das von der <strong>Fair</strong>-Handels-<br />

Bewegung anerkannte siegel macht es seit 2003 fair gehandelte<br />

Produkte in vielen europäischen ländern auf den ersten Blick<br />

kenntlich. in Deutschland wird es von der siegelorganisation<br />

transfair verliehen. es garantiert, dass wichtige Kriterien des<br />

<strong>Fair</strong>en Handels eingehalten wurden. Dazu zählen ein garantierter<br />

mindestpreis, die möglichkeit der Vorfinanzierung sowie langfristige<br />

Handelsbeziehungen, die eine nachhaltige entwicklung<br />

gewährleisten. Darüber hinaus gibt es aber auch die anerkannten<br />

<strong>Fair</strong>-Handels-importeure, die ausschließlich Produkte aus <strong>Fair</strong>em<br />

Handel anbieten <strong>und</strong> außerdem direkte Kontakte zu ihren<br />

Handelspartnern pflegen wie Bana<strong>Fair</strong>, dwp, el PUente oder gePa.

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