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Riskantes Reisen in den Süden - Parasitus Ex.eV

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DHUND_07_016_019.qxd 12.06.2006 8:25 Uhr Seite 17<br />

zahlen <strong>in</strong>fizierter Hunde s<strong>in</strong>d bekannt:<br />

Frankreich 66 Prozent<br />

(Provence)<br />

Italien (Sizilien) 60 Prozent<br />

Griechenland 22 Prozent<br />

(Peloponnes)<br />

Portugal 20 Prozent<br />

Spanien 42 Prozent<br />

(Andalusien)<br />

Spanien 67 Prozent<br />

(Mallorca)<br />

Diese Prozentzahlen erkrankter<br />

Hunde sprechen für sich, daher<br />

soll Leishmaniose hier an erster<br />

Stelle stehen und ausgiebig behandelt<br />

wer<strong>den</strong>. Denn die Leishmaniose<br />

gilt auch heute noch<br />

als nicht heilbar bei Hun<strong>den</strong>,<br />

die Sterblichkeitsrate erkrankter<br />

Hunde ist sehr hoch. E<strong>in</strong>e Impfung<br />

existiert derzeit nicht. Man<br />

geht heute davon aus, daß alle<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Deutschland ca. 20 000 Leishmaniose-<strong>in</strong>fizierte<br />

Hunde leben,<br />

die entweder aus dem mediterranen<br />

Raum importiert wur<strong>den</strong><br />

oder sich als reisebegleitende<br />

Hunde im Sü<strong>den</strong> <strong>in</strong>fiziert haben.<br />

Erreger:<br />

Leishmanien s<strong>in</strong>d Protozoen<br />

(E<strong>in</strong>zeller). Sie vermehren sich <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> weißen Blutkörperchen<br />

(Freßzellen), hauptsächlich im<br />

Knochenmark und schädigen <strong>in</strong>nere<br />

Organe wie Leber, Milz und<br />

Nieren. Der alle<strong>in</strong>ige Erreger im<br />

mediterranen Europa ist Leishmania<br />

<strong>in</strong>fantum.<br />

Überträger:<br />

Leishmanien wer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong><br />

Stich von Sandmücken übertragen.<br />

Nur die weiblichen Mücken<br />

saugen Blut. Von <strong>den</strong> 23 verschie<strong>den</strong>en<br />

Sandmückenarten, die im<br />

europäisch-mediterranen Raum<br />

vorkommen, übertragen vor allem<br />

die Arten Phlebotomus perniciosus,<br />

P. ariasi und P. neglectus<br />

Leishmanien auf Mensch und<br />

Hund.<br />

Sandmücken entwickeln sich<br />

nicht im Wasser, sondern brüten<br />

im feuchten Bo<strong>den</strong>. Die Larven<br />

der Sandmücken ernähren<br />

sich von organisch-zersetzendem<br />

Material. Solche Sandmükkenbiotope<br />

oder -brutplätze bef<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

sich eher im H<strong>in</strong>terland,<br />

nie am Strand.<br />

Die Überw<strong>in</strong>terung von Sandmücken<br />

erfolgt <strong>in</strong> Europa im<br />

Larvenstadium. Wenn die Nächte<br />

milder wer<strong>den</strong>, verpuppen<br />

sich die Sandmücken, wer<strong>den</strong><br />

dann nachts 20°C überschritten,<br />

schlüpfen die erwachsenen<br />

Sandmücken. Die „Sandmückensaison“<br />

beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> Frankreich,<br />

Griechenland, Norditalien und<br />

Nordspanien etwa Ende Mai und<br />

reicht bis Mitte Oktober. In Süditalien<br />

oder Südspanien fliegen<br />

Sandmücken bereits ab Anfang<br />

Der Grünbereich neben dem Eselskarren ist e<strong>in</strong> typischer<br />

Sandmückenbrutbereich <strong>in</strong> mediterranen Regionen.<br />

Mai und s<strong>in</strong>d gelegentlich auch<br />

Ende November noch vere<strong>in</strong>zelt<br />

anzutreffen.<br />

Verbreitung:<br />

Je nach Verbreitung und Dichte<br />

dieser Sandmücken s<strong>in</strong>d auch die<br />

Leishmaniose-Durchseuchungsraten<br />

bei Hun<strong>den</strong> (auch Menschen)<br />

europaweit sehr unterschiedlich.<br />

Sandmücken kommen<br />

im gesamten Mittelmeerraum,<br />

Portugal, Deutschland (Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

und Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz)<br />

und der Schweiz vor.<br />

In Südbelgien wur<strong>den</strong> kürzlich<br />

die ersten Sandmücken gefun<strong>den</strong>.<br />

Symptome:<br />

Die Symptomatik bei Hun<strong>den</strong> ist<br />

sehr variabel. Milzvergrößerung,<br />

Lymphknotenschwellungen, Gewichtsverlust,<br />

allgeme<strong>in</strong>e Schwäche,<br />

Durchfall und Erbrechen,<br />

verstärktes Krallenwachstum,<br />

Haarausfall, begleitet von Ekzemen<br />

können beobachtet wer<strong>den</strong>.<br />

Äußere Ersche<strong>in</strong>ungen, wie<br />

Hautveränderungen s<strong>in</strong>d sekundäre<br />

Ausprägungen und weisen<br />

auf e<strong>in</strong>e fortgeschrittene Organleishmaniose<br />

h<strong>in</strong>.<br />

Besteht e<strong>in</strong>e Gefahr für Menschen?<br />

Leishmaniose ist e<strong>in</strong>e Zoonose<br />

und über die Sandmücke auf<br />

Menschen übertragbar. Leishmania<br />

<strong>in</strong>fantum führt bei Erwachsenen<br />

meist nicht zu e<strong>in</strong>em Krankheitsbild,<br />

außer bei bestehen<strong>den</strong><br />

Immunschwächen wie z.B. HIV.<br />

Diabetiker und Transplantationspatienten<br />

sowie K<strong>in</strong>der bis zu<br />

fünf Jahren tragen jedoch e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Risiko, auch während des<br />

Urlaubs im Sü<strong>den</strong> zu erkranken.<br />

Erkrankte Hunde sollten wegen<br />

der häufig auftreten<strong>den</strong> offenen<br />

Ekzeme nicht mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern<br />

<strong>in</strong> Kontakt kommen. Der<br />

Übertragungsweg durch Wundsekret<br />

<strong>in</strong>fizierter Hunde wird diskutiert,<br />

allerd<strong>in</strong>gs ist bisher ke<strong>in</strong><br />

Fall bekannt gewor<strong>den</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Übertragung von Leishmanien<br />

durch Hundebisse, Speichel oder<br />

frisches Blut ist unwahrsche<strong>in</strong>-<br />

lich. E<strong>in</strong>e transplazentare Übertragung<br />

(Infektion im Mutterleib)<br />

ist ebenfalls möglich.<br />

Prophylaxe:<br />

Die Flugzeiten der Sandmücken<br />

s<strong>in</strong>d zu beachten. E<strong>in</strong> herkömmliches<br />

Moskitonetz bietet ke<strong>in</strong>en<br />

Schutz vor Sandmücken. Diese<br />

Mücken s<strong>in</strong>d so kle<strong>in</strong>, daß sie<br />

durch die Maschen e<strong>in</strong>es Netzes<br />

schlüpfen können. Sandmückenbiotope<br />

s<strong>in</strong>d nachts zu mei<strong>den</strong>.<br />

Synthetische Pyrethroide wirken<br />

abweisend und tötend auf Sandmücken.<br />

Babesiose<br />

(Piroplasmose, Hunde-Malaria)<br />

Die Babesiose bzw. „Hunde-Malaria“<br />

ist die gefürchtetste Erkrankung<br />

beim Hund <strong>in</strong> Frankreich.<br />

Nach Angaben lokaler Tierärzte<br />

kommt es alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Frankreich zu<br />

400 000 Infektionen durch Babesien<br />

pro Jahr. E<strong>in</strong> Impfstoff existiert<br />

zwar, jedoch ist er <strong>in</strong> Deutschland<br />

nur schwer zu bekommen.<br />

Erreger:<br />

Auch die Babesien s<strong>in</strong>d Protozoen<br />

(E<strong>in</strong>zeller). Ähnlich wie<br />

der Erreger der menschlichen<br />

Malaria vermehren sich<br />

die Babesien <strong>in</strong> <strong>den</strong> roten<br />

Blutkörperchen und zerstören<br />

sie. In Europa gibt es derzeit<br />

zwei bekannte Babesiose- Erreger<br />

beim Hund: Babesia canis<br />

und Babesia vogeli.<br />

Überträger:<br />

Die Zeckenart Dermacentor reticulatus<br />

(Kuh-, Au- oder Auwaldzecke)<br />

überträgt Basesia canis.<br />

Rhipicephalus sangu<strong>in</strong>eus (Braune<br />

Hundezecke) überträgt beim<br />

Blutsaugen Babesia vogeli auf<br />

<strong>den</strong> Hund.<br />

Steckbrief Dermacentor reticulatus:<br />

Die Auzecke (Dermacentor<br />

reticulatus) gehört zu <strong>den</strong> Buntzecken<br />

und fällt durch e<strong>in</strong>e marmorierte<br />

Zeichnung auf dem<br />

7/2006 · der Hund 17

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