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Studie - 4Ing

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ganz große Erlebnis, dass sie es selbst machen.“ (N)Vermutlich für alle Expert / innen, die sich im Themenfeld Migration engagieren, gilt die abschließende,zukunftsweisende Aussage:„Ich wünsche mir, dass die Bundesregierung insbesondere zum Thema Frauen in Spitzenpositionen eine sehrviel klarere Sprache findet als bisher. Und ich wünsche mir, dass wir aufhören, von Integration zu sprechenund es vielmehr normal finden, dass wir eine Gesellschaft, eine Zuwanderungs-Gesellschaft sind. Und dasswir lernen, die Offenheit als Gesellschaft zu finden, die wir brauchen, um als Gesellschaft und damit auch alsUnternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben in einem globalisierten Umfeld.“ (J)V. HandlungsempfehlungenIm Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands studieren junge Menschen mit Migrationshintergrundweit seltener an Universitäten. Ziel der vorliegenden <strong>Studie</strong> war es, die Ursachen hierfür zubeleuchten und Handlungsoptionen abzuleiten, um insbesondere den Zugang zu den Ingenieurwissenschaftenund der Informatik attraktiver zu gestalten.Von grundlegender Bedeutung sind die frühkindliche Bildung und das Erlernen der deutschen Sprache.Aber auch das Wecken eines technischen Interesses spielt dabei eine große Rolle. Hierauf aufbauendbieten dann insbesondere ingenieurwissenschaftliche <strong>Studie</strong>ngänge Möglichkeiten zur beruflichenEntwicklung, einer stärkeren Integration und zum sozialen Aufstieg. Viele junge Menschen mitMigrationshintergrund definieren letzteres als ein bedeutendes Nahziel. Dieses Potenzial wird derzeitin Deutschland noch ungenügend ausgeschöpft.Zu Verbesserung der Situation wurden vier Ansatzpunkte (für mehr Integration, für eine Steigerungdes Technikinteresses, für die Bildungspolitik und schließlich für die Universitäten) mit konkreten Handlungsempfehlungenerarbeitet.1. Ansatzpunkte für IntegrationDass Integration als wichtiger Faktor angesehen wird, beweisen aktuelle Pressemitteilungen zur Anerkennungvon Bildungsabschlüssen (BMBF, 2009), sowie der „nationale Integrationsplan“ der Bundesregierung(Bundesregierung, 2009). Aus den Recherchen und geführten Interviews lassen sich zumThema Integration folgende Handlungsempfehlungen ableiten:a) Begleitende Förderung zur IntegrationFür eine bessere Integration von Kindern mit Migrationshintergrund ist vor allem eine Steigerung derQualität der frühkindlichen Bildung und vorschulischen Angebote notwendig. Gerade im Bereich derBildung, Ausbildung und Weiterbildung stellt eine Ausrichtung auf die Zuwandererbevölkerung einezentrale Integrationschance dar. Insbesondere von einer gezielten Sprachförderung (sowohl Deutschals auch in der Herkunftssprache) und der Entwicklung sozialer Kompetenzen können über 70 % derKinder aus Migrationsfamilien unterstützt werden.Weitere Effekte können durch die Einbindung der Eltern und weiterer Familienmitglieder erreicht werden;Familien können eine Brückenfunktion für die sprachliche und kulturelle Integration erfüllen, siekönnen als „Role Models“ dienen.Auch durch den Einsatz von Vorbildern, die selbst einen Migrationshintergrund, und sich erfolgreichin das deutsche System eingliedert haben, kann Kindern die Anpassung erleichtert werden. Dies könnenz.B. Ingenieur / innen aus Unternehmen sein, die sich in freiwilligen Technikmotivationsprojektenengagieren.b) Integration gleich IdentifikationPersonen mit Migrationshintergrund empfinden sich dann als integriert, wenn sie sich auch mit dem„neuen“ Land identifizieren können. Stereotypisierungen von Personen mit Migrationshintergrund als„Türke / in“, „Russe / in“ oder „Muslim / a“ spielen eine wichtige Rolle für die Integration. Die Best Prac-tice-Beispiele („Zauberhafte Physik in Grundschulen“ und „Alle Kids sind VIPs“) zeigen deutlich, dassbeispielsweise eine stärkere Spiegelung der kulturellen Zusammensetzung der Schülerschaft durchLehrer / innen oder Erzieher / innen, aber auch später durch Mentor / innen mit gleichem kulturellemHintergrund eine Brücke zur Eingliederung bilden kann. Dies bestätigt auch der nationale Integrationsplander Bundesregierung (2009), der unterstreicht, dass wir mehr Lehrer / innen mit Migrationshintergrundbenötigen. Eine stärkere Diversität in den Schulkollegien könnte bei der Bewältigung von interkulturellenKonflikten in der Schule helfen und auch eine kontinuierliche Kommunikation zwischenFamilien und Bildungseinrichtung fördern.2. Ansatzpunkte für TechnikinteresseNicht nur die Integration, die sprachliche Bildung und grundsätzliche Schulbildung verlangt nachAufmerksamkeit. Für eine Potenzialerschließung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrundist auch die Integration von technisch-naturwissenschaftlichen Themen in die frühkindlicheund vorschulische Bildung und ein kontinuierliches „Technik-Curriculum“ entlang der Bildungsketteinsbesondere bis zum Alter von 12 Jahren nötig; dies gilt in anderem Zusammenhang insgesamt fürdie Einbindung von Technik in die (vor)schulische Bildung.Das vorgestellte Technikprojekt („Zauberhafte Welt der Physik“) zeigt eine erfolgreiche Möglichkeit dafürauf. Ähnliche Projekte und Arbeitsgruppen können beim Ausbau von Ganztageskinderbetreuungund Ganztagsschulen systematisch eingerichtet und angeboten werden.Mentor / innen aus dem technischen Umfeld können als Bindeglied (Role-Model) zu technischen, aberauch zu kulturellen Lebensbereichen nützlich sein. Die Darstellung erfolgreicher Ingenieur / innen mitMigrationshintergrund kann auch hier zu einer klareren Identifikation mit Technik führen und das Interessesteigern.3. Ansatzpunkte für die BildungspolitikDa sich die Interessenschwerpunkte von Schüler / innen bereits frühzeitig herausbilden und festigen,müssen auch Maßnahmen, die ein Interesse für naturwissenschaftlichtechnische <strong>Studie</strong>ngänge hervorrufensollen, bereits in der frühkindlichen Bildung ansetzen. Dies würde implizit auch zur Stärkungder Sprachkompetenz führen, ohne dass dies explizit im Mittelpunkt stünde. Hier bietet sich eine großeChance, den Kindern einen konkreten, thematischen Sprachzugang zu eröffnen.Es gibt bereits in einigen Kindertageseinrichtungen und auch Schulen die Bereitschaft zu einer durchgängigenSprachenbildung bei Kindern und Jugendlichen. Vor allem Jungen / junge Männer mit Migrationshintergrundbenötigen mehr Unterstützung, da sie bislang, statistisch gesehen, schlechtereChancen auf dem Bildungs- und Arbeitsmarkt haben, als Mädchen / Frauen mit Migrationshintergrund.4. Ansatzpunkte für UniversitätenÄhnlich wie für andere Zielgruppen von Universitäten sollten Universitäten das Thema „Migration“ zueinem Querschnittsthema ihrer Recruitingstrategien machen. Dies gelingt z.B. durch die Aufhängungdes Themas im Präsidium, mit Arbeitsgruppen aus <strong>Studie</strong>nberatung, Fakultäten und Studentenwerk,durch Weiterbildungsangebote für Lehrende hinsichtlich interkultureller Kompetenz und Sensibilisierungder Hochschulmitglieder. Hier können sowohl Erfahrungen aus Genderkonzepten genutzt werdenals auch aus den Diversity-Konzepten und -Erfahrungen von Unternehmen.In der Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte sollte stärker als bislang auf die Heterogenität der Schüler / innenvorbereitet und in „interkultureller Kompetenz“ geschult werden. Hierzu gehört auch ein reflektierterUmgang mit Unterrichtsinhalten und -materialien (vgl. Norrenbrock 2008). Bislang fehlt es auchan ausreichend vielen Lehrer / innen mit Migrationshintergrund, welche für die entsprechenden Kinderund Jugendlichen als Vorbilder fungieren könn(t)en. Zu wenig untersucht sind im Übrigen nochdie Effekte einer hohen Konzentration von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ineinzelnen Klassen (vgl. Diefenbach, 2007).28 V. HandlungsempfehlungenV. Handlungsempfehlungen 29

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