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Das Foto als Ware: Bestseller, Brötchen, Blaupause

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Die Käufer<br />

Die Nachfrage nach Bildern verändert sich sowohl quantitativ<br />

<strong>als</strong> auch qualitativ. Ob Mittelständler, Freiberufler oder<br />

Privatnutzer, alle erhalten Zugriff auf professionelle Bilder.<br />

Laut Agentur iiStock sind mehr <strong>als</strong> 80 Prozent ihrer Bildkäufer<br />

„Kleinunternehmen“(5) .<br />

Sicher wird sich diese Tendenz weiter fortsetzen, denn täglich<br />

steigt die Zahl der Websites, der Smartphones, der<br />

Tablet-PCs, national und global, und damit die Nachfrage<br />

nach werbetauglichen Bildern, nach visuellen Inhalten und<br />

Dateiformaten, seien es <strong>Foto</strong>s, Grafiken, Illustrationen oder<br />

Video-Clips.<br />

Es bleibt abzuwarten welche Folgen der Wettlauf zwischen<br />

Bildangebot und Bildnachfrage mittel- und langfristig für die<br />

Bildpreise hat und welche Auswirkungen auf die Qualität<br />

des Bildmateri<strong>als</strong>.<br />

Insbesondere bleibt abzuwarten, inwieweit das Recherche-<br />

Verhalten in den diversen Bilddatenbanken mit nicht selten<br />

mehr <strong>als</strong> 10 oder 15 Millionen Bildern und 100.000 Importen<br />

pro Monat so organisiert werden kann, das sich ein sinnvolles<br />

Verhältnis von Recherche-Aufwand und Recherche-<br />

Ergebnis einstellt und die Frustrationsquote bei der Bildersuche<br />

signifikant sinkt.<br />

Die Produzenten<br />

Jeder kann heute fotografieren. Jeder <strong>Foto</strong>graf möchte<br />

vom Verkauf seiner Bilder leben. Diese beiden Aussagen<br />

markieren das Spannungsfeld eines Konflikts.<br />

Klassische Pressefotos, wissenschaftliche <strong>Foto</strong>grafien,<br />

Reisefotos, - bis vor geraumer Zeit nur analog - entstanden<br />

zumeist auf der Grundlage eines Auftrags, <strong>als</strong>o exklusiv,<br />

für einen bestimmten Auftraggeber, für einen<br />

bestimmten Kunden, für einen bestimmten Zweck und<br />

sie wurden unter diesen Rahmenbedingungen, nach<br />

mehr oder weniger komplizierten Nutzungsrechten,<br />

mehr oder weniger gut vergütet.<br />

In den letzten Jahren wurden vermehrt viele analoge<br />

<strong>Foto</strong>s, fast immer für ein Printmedium produziert, auf<br />

dem Wege der Zweitnutzung bzw. Zweitverwertung<br />

noch einmal auf dem Markt präsentiert - natürlich in digitalisierter<br />

Form.<br />

Dieses Prozedere hat über Jahrzehnte den Markt der<br />

Stockfotografie bestimmt und das RM-Segment wesentlich<br />

geprägt. Gleichzeitig haben <strong>Foto</strong>grafen immer schon<br />

jenseits konkreter Aufträge fotografiert. Es gab immer<br />

schon eine eigenständige, künstlerische, wissenschaftliche,<br />

dokumentarische, journalistische, Reise-, Reportage-<br />

und Spezialbildfotografie.<br />

Es gab immer schon professionelle Bildarchive, es gab<br />

immer schon das <strong>Foto</strong> für die spätere Verwendung, das<br />

<strong>Foto</strong> auf Halde, auf Vorrat - natürlich auch <strong>als</strong> Amateurfoto<br />

im privaten Album oder Schuhkarton.<br />

Es gab <strong>als</strong>o - im weitesten Sinn - immer schon eine<br />

Stockfotografie.<br />

Mit dem Siegeszug der Digitalfotografie und des Internet<br />

allerdings wird das professionelle Auftragsfoto im Bildermarkt<br />

sukzessive aber zügig an den Rand gedrängt und<br />

© Yuri Arcurs - panthermedia<br />

das Stockfoto - des Amateurs, des Semi-Professionellen<br />

oder des Vollprofis - bestimmt jetzt den Wettbewerb, die<br />

Nutzungsrechte und, vor allem, die Preise.<br />

Die ersten Stockfotografen bezeichnen sich selbst <strong>als</strong><br />

„<strong>Foto</strong>produzenten“ (6) und von heute auf morgen findet sich<br />

der klassische Berufsfotograf in einem völlig neuen Bildermarkt<br />

wieder: er ist digital, global, egalitär, er ist billig.<br />

Oder günstig. Je nach Blickwinkel.<br />

Jede Person mit einer <strong>Foto</strong>kamera ist - jedenfalls prinzipiell -<br />

ein möglicher Marktteilnehmer, ein möglicher Mitbewerber,<br />

ein Bildproduzent. Die egalitäre Bilderdemokratie ist etabliert.<br />

Im Bildermarkt ist das Phänomen Microstock sozusagen die<br />

Avantgarde dieser medialen Revolution.<br />

Positiv formuliert: Käufer, Verkäufer und Bildproduzenten<br />

verfügen über eine Fülle neuer Technologien, Formate und<br />

Möglichkeiten der visuellen Kommunikation, des Vertriebs,<br />

der Vermarktung, der Bildproduktion - des kreativen Wettbewerbs.<br />

Kritisch formuliert: die Massengesellschaft ist im Bildermarkt<br />

angekommen und der Wettbewerb verschärft sich brutal.<br />

Aktuell sieht es so aus, <strong>als</strong> ob die Nachfrage nach Bildern<br />

mit dem Angebot nicht proportional wachsen kann.<br />

Es gibt Plattformen, die pro Woche 50.000 Bilder in ihre<br />

Datenbanken importieren. Die Bilder von Heute fressen die<br />

Bilder von Morgen und die Bilder von morgen sind hungrig.<br />

Frisch geknipst und schon von Gestern.<br />

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