Panda 3/200510© WWF-Canon/C. Holloway, WWF-Canon/M. Harvey (2x), WWF-Canon/A. VorauerH 2O <strong>2006</strong>Unterstützen Sie die Wasserprojektedes WWF!Das Jahr <strong>2006</strong> steht für den WWFganz im Zeichen des Wassers. Esgeht um die Sicherung von Quell-,Grund- und Trinkwasser, den Schutzder letzen intaktenBäche und Flüsse,um ökologischenHochwasserschutzund darum, dass wirÖsterreicherInnenauch im Auslandverantwortungsvoll mitden Wasserressourcenumgehen.• Helfen Sie mit IhrerUnterschrift –mehr dazu aufwwf.at/Wasser• Unterstützen Sieden WWF mit IhrerSpende – mit dembeiliegenden Erlagschein.Quelle: WWF Internationalbevorzugt. So kommt es vor,dass zum Beispiel Dorfgemeinschaftenauf Zypernunter akutem Wassermangelleiden, während die geradeneu errichteten Golfplätzeimmer noch bewässertwerden. Ein einziger Golfplatzbraucht pro Jahr etwaeine Million KubikmeterSüßwasser. Das entsprichtetwa dem Verbrauch einerKleinstadt mit 12.000 Einwohnern!Viele Staudämme,kein WasserVor allem in den küstennahenGebieten ist die Wassernotgroß. Denn hier gibt essowohl Tourismus als auchLandwirtschaft. Letztereverbraucht noch mehr Wasserals wir Touristen, undzwar auch am meisten imSommer. Um dem gewaltigenWasserverbrauch in dertrockensten Jahreszeit gewachsenzu sein, müssen unsere Gastländer entsprechendvorsorgen: Sie zapfen Grundwasser ab, bis keines mehr daist, und bauen Staudämme, um Wasser auf Vorrat zu haben.Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele Staudämmewie im Mittelmeerraum – 500 sind es derzeit. Aber dieseMaßnahmen können das Problem des Wassermangelsnicht lösen. „Im Gegenteil, sie verschärfen es noch, weilsie verheerende Auswirkungen auf den Wasserhaushaltder Region haben“, weiß WWF-Wasserexperte AndreasTouristen brauchen viel Wasser:Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Menschund Tag vervielfacht sich im Urlaub.0zu Hauseim Urlaubim Urlaub (mit Swimmingpool und Golfplatz)100200300400500Täglicher Wasserverbrauch in Liter600700800Wurzer. „Mehr als die Hälfte und inmanchen Ländern bis zu 90 Prozentder Flüsse und Feuchtgebiete sindbereits zerstört oder schwer gefährdet.“Ähnlich problematisch sieht es anden Küsten und Stränden aus. EinGroßteil davon erstickt unter Betonund Hotelburgen. So sind in Italiennur mehr 29 Prozent der 7.600 Kilometerlangen Küstenlinie unverbaut.Und nur sechs dieser Abschnittesind länger als 20 Kilometer. Küstenmit ihren Flussdeltas, Lagunen undStränden sind Lebensraum für eineVielzahl von Tieren und Pflanzen,darunter viele seltene und bedrohteArten. Diese einmaligen Ökosystemeleiden mehrfach unter den Folgendes Massentourismus: Der sinkendeGrundwasserspiegel (siehe oben) legtdie Feuchtgebiete trocken, viele sinddurch die ausufernde Bebauung bereitszerstört worden und die verblei-Tödliche Netze: Einbenden gelten oft als Attraktion für Touristen, obwohl siefür den Besucheransturm nur unzureichend gerüstet sind.Zeit für eine Wende!„Am Mittelmeer ist es längst Zeit für eine Wende“, findetPaolo Guglielmi vom Mediterranen Programmbüro desWWF mit Sitz in Rom. Immerhin ist der Massentourismuseiner der Hauptgründe für den Verlust an biologischerVielfalt in dieser Region. Und trotz alledem ist das Mittelmeermit seinen angrenzenden Ländern eine von über200 Ökoregionen, die der WWF als besonders wichtigfür die Erhaltung der biologischen Vielfalt definiert hat.Guglielmi: „Wir müssen die Natur des Mittelmeers besservor den negativen Auswüchsen des Massentourismus schützen.Derzeit entwickeln wir Modelle für einen naturschonendenTourismus in den wichtigsten Küstenregionen.“Zum Beispiel auf der kleinen kroatischen Insel Lastovo.Dort lebt Vanja Jurica. Sie führt ein kleines Restaurant,baut Gemüse, Früchte und Wein an und leitet außerdemeine Organisation, deren Ziel es ist, die paradiesische Inselvor dem Massentourismus zu bewahren. Auch Vanjaliebt das Mittelmeer und ganz besonders natürlich Lastovo.„Warum sollen wir hier dieselben Fehler machen wiein anderen Teilen des Mittelmeers?“, fragt sie. Die kleineInsel war aus militärischen Gründen für über 50 Jahre nurbeschränkt zugänglich. Wer sie betritt, fühlt sich in alte
Panda 2/<strong>2006</strong>11Taucher versucht vergeblich, eine Leder-Schildkröte vor dem qualvollen Ertrinken zu retten.Fischerei bedroht die Meeresschildkröten© WWF-Canon/M. GuntherDie Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) aufder griechischen Insel Zakynthos sind in ganz Europaberühmt. Alle wissen, dass ihre Nistplätze bedrohtsind. Nach heftigen Protesten von WWF und anderenUmweltverbänden hat sich schließlich die EU eingeschaltetund die griechische Regierung hat für heuerVerbesserungen versprochen.Weniger bekannt ist ein anderes Problem, das fürSchildkröten eine mindestens ebenso ernste Gefahrdarstellt: Unzählige verfangen sich in den Netzen undLangleinen der kommerziellen Fischerei. Viele überlebendas nicht. Gerald Dick, WWF-Programmdirektorfür Artenschutz in Europa, ist gerade mit brandneuenDaten von einem internationalen Symposium zurückgekommen:„Allein an der Küste Spaniens sindes 20.000 Schildkröten pro Jahr, die auf diese Weiseunabsichtlich gefangen werden. Es ist unbedingt nötig,die Fangmethoden so zu verändern, dass Schildkrötensicher sind.“ Der WWF kann dabei auf positive Erfahrungenzurückgreifen, die aus der Karibik stammen.Dort wurden im Rahmen eines Wettbewerbs, den derWWF ausgeschrieben hat, schonendere Fangmethodenentwickelt, die diesen ungewollten Beifang um50 Prozent reduzierten. Sie sollen nun auch im Mittelmeereingesetzt werden.Im Mittelmeer leben drei verschiedene Schildkrötenarten:die Unechte Karettschildkröte und die GrüneMeeresschildkröte (Chelonia mydas), die ihre Nistplätzean den Stränden des östlichen Mittelmeeres haben;die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), die oftvom Atlantik ins Mittelmeer kommt, hier aber nichtnistet. Die beiden ersten Arten sind auf der Roten Listeals „stark gefährdet“, letztere sogar als „vom Aussterbenbedroht“ eingestuft.Meeresschildkröten sind große „Reisende“ – siedurchqueren oft ganze Ozeane und legen dabei Tausendevon Kilometern zurück. Um sie zu schützen, istdaher internationale Zusammenarbeit nötig. Ganz besondersgilt das im Mittelmeerraum, wo 21 verschiedeneLänder und Kulturen zusammentreffen. Gerald Dick:„Der WWF hat einen neuen Aktionsplan zum Schutzder Meeresschildkröten im Mittelmeer erarbeitet, dernun umgesetzt wird.“Tipp: Vortrag von Peter Dutton: The secret lives of sea turtlesNew insights from molecular genetics and satellite trackingMulti-Media Präsentation in englischer SpracheMittwoch, 28. Juni <strong>2006</strong>, 18.00 UhrKinosaal des Naturhistorischen MuseumsMaria Theresien-Platz, 1010 WienEintritt: € 8,– (€ 2,– Ermäßigung für WWF-Mitglieder)