Unterstützte Kommunikation (UK) – ein Überblick - Zentrum Hören
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Zielgruppen<br />
Es ist nicht klar, wie viele Menschen insgesamt auf <strong>UK</strong> angewiesen sind. Die wenigen deutschen<br />
Untersuchungen, die es gibt, sind meist schulbezogen.<br />
Für die Anwendung von <strong>UK</strong> macht es <strong>ein</strong>en großen Unterschied, ob die Probleme im lautsprachlichen<br />
Bereich <strong>ein</strong>e Folge angeborener bzw. frühzeitig erworbener Störungen sind oder erst später im Leben<br />
aufgetreten sind. Stephen von Tetzchner(2000), <strong>ein</strong> norwegischer Wissenschaftler, schätzt, dass 0,5 %<br />
der Bevölkerung an entwicklungsbedingten Störungen des Lautspracherwerbs leiden. Über den Bedarf<br />
an <strong>Kommunikation</strong>shilfen bei Lautsprachverlust nach <strong>ein</strong>em Unfall, als Folge von Demenz oder<br />
Krankheit liegen kaum Zahlen vor.<br />
Gehörlose normalbegabte Kinder werden in der Regel nicht als zum Personenkreis derjenigen<br />
gerechnet, die <strong>UK</strong> benötigen, obwohl sie heute hauptsächlich Gebärden als <strong>Kommunikation</strong>smittel<br />
verwenden.<br />
Zielgruppe der <strong>Unterstützte</strong>n <strong>Kommunikation</strong> sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit<br />
motorischen Störungen, geistiger Behinderung, Autismus, verzögerter Sprachentwicklung und<br />
anderen entwicklungsbedingten oder erworbenen Problemen beim Lautspracherwerb. Menschen,<br />
die taubblind bzw. seh- und hörbehindert sind, gehören natürlich ebenfalls zu dem Personenkreis,<br />
der von <strong>UK</strong> profitieren kann. Es kann folgende Einteilung vorgenommen werden (Vgl. von<br />
Tetzchner 2000):<br />
1. Menschen, die über <strong>ein</strong> gutes Sprachverständnis verfügen, die aber <strong>UK</strong> benötigen, um sich<br />
mitzuteilen, z.B. bei motorischen Störungen;<br />
2. Menschen, für die <strong>UK</strong> <strong>ein</strong>e Hilfe zum Spracherwerb darstellt, z.B. bei geistiger Behinderung;<br />
3. Menschen, für die <strong>UK</strong> das <strong>ein</strong>zige Ausdrucksmittel darstellt, z.B. bei sehr schweren<br />
Behinderungen;<br />
4. Menschen, die <strong>UK</strong> vorrübergehend in besonderen Lebenssituationen benötigen, z.B. nach<br />
Operationen im Mundraum und Intubation.<br />
Kinder mit dem CHARGE Syndrom können zu <strong>ein</strong>er der vier genannten Gruppen gehören. David<br />
Brown stellt anlässlich <strong>ein</strong>es Vortrage im Rahmen der CAUSE-Konferenz von 2003 fest, dass k<strong>ein</strong>e<br />
der vorhandenen <strong>Kommunikation</strong>shilfen von vornher<strong>ein</strong> als ungeeignet betrachtet werden sollte.<br />
Kinder mit dem CHARGE Syndrom sind sehr verschieden. Für jedes Kind muss immer wieder neu<br />
überprüft werden, von welcher Art der <strong>Kommunikation</strong>shilfe und -förderung es am meisten profitieren<br />
kann.<br />
Bei Gruppe 1 und 3 wird <strong>UK</strong> bereits seit mehr als 10 Jahren <strong>ein</strong>gesetzt. Bei der Gruppe 2 waren die<br />
Fachleute sehr lange der Ansicht, dass der Lautspracherwerb durch <strong>UK</strong> behindert wird. Inzwischen<br />
konnte das Gegenteil nachgewiesen werden. Die von Etta Wilken (2002) propagierte gebärdenunterstützte<br />
<strong>Kommunikation</strong> (GuK) bei Kindern mit Down Syndrom ist <strong>ein</strong> gutes Beispiel für <strong>ein</strong>e<br />
neue Einstellung. Noch relativ unbekannt ist der Einsatz von <strong>UK</strong> bei der vierten Gruppe.<br />
Bestimmte Medizinische Eingriffe haben zur Folge, dass Patientinnen und Patienten vorrübergehend<br />
nicht lautsprachlich kommunizieren können. Es kommt inzwischen öfter vor, dass man diese Personen<br />
nach der Operation mit <strong>UK</strong> zu versorgen versucht. Besser wäre es, wenn Patientinnen und Patienten<br />
bereits vor dem Eingriff mit <strong>ein</strong>em für sie geeigneten Hilfsmittel vertraut gemacht werden würden. An<br />
<strong>ein</strong>em Bostoner Kinderkrankenhaus wird im Rahmen <strong>ein</strong>es Modellversuches schon seit <strong>ein</strong>igen Jahren<br />
in dieser Weise gearbeitet. Die PatientInnen und ihre Familien bewerten das <strong>UK</strong>-Angebot der Klinik<br />
außerordentlich positiv. PatientInnen fühlten sich nicht so ausgeliefert, wie sie es ohne<br />
<strong>Kommunikation</strong>shilfe getan hätten. Eltern und Klinikpersonal waren durch die vorher ver<strong>ein</strong>barten<br />
<strong>Kommunikation</strong>ssymbole sicher, die Wünsche der Kinder richtig zu verstehen.(Vgl. Costello, John<br />
M. 2000)<br />
Methoden und Hilfsmittel<br />
Da CHARGE-Kinder je nach Ausprägungsgrad des Syndroms intellektuell sehr leistungsfähig<br />
s<strong>ein</strong> können, lohnt es sich auch, komplexere <strong>Kommunikation</strong>shilfen in Erwägung zu ziehen