Das Postwesen in Afghanistan: exotisch und spannend (I) - Tolafghan
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die (britisch-) <strong>in</strong>dischen Marken oder bei den für <strong>Afghanistan</strong><br />
bestimmten Postsendungen die Postwertzeichen<br />
für die <strong>in</strong>nerafghanische Strecke verklebt werden. Erst ab<br />
1925 kamen weitere Routen h<strong>in</strong>zu, z.B. Kandahar–Chaman–Quetta.<br />
Aus der Zeit der Doppelfrankaturen nach<br />
der Unabhängigkeit 1919 gibt es <strong>in</strong>teressante Belege von<br />
<strong>Afghanistan</strong> <strong>in</strong> das Ausland <strong>und</strong> weit seltener von dort <strong>in</strong> das<br />
Land am H<strong>in</strong>dukusch. In dieser Zeit kamen auch reizvolle<br />
Stücke mit Nachgebühr-Stempeln vor. Die weitere Beförderung<br />
aus (Britisch-) Indien nach Europa lief per See meist<br />
über Bombay–Marseille <strong>und</strong> von dort, z.B. nach Berl<strong>in</strong> über<br />
den Landweg (z.T. per Bahnpost Kufste<strong>in</strong>–München). Ende<br />
der 1920er Jahre begann auch der Luftpostverkehr zwischen<br />
Asien <strong>und</strong> Europa, z.B. für Sendungen nach <strong>und</strong> von<br />
<strong>Afghanistan</strong> über London–Karatschi (Lahore).<br />
E<strong>in</strong>schreiben aus Kabul vom 31. März 1928 nach Berl<strong>in</strong>, dem<br />
letzten Tag vor UPU-Beitritt. Handschriftlich <strong>in</strong> schwarz die<br />
afghanische E<strong>in</strong>schreibnummer mit im (britisch-) <strong>in</strong>dischen Auswechselungspostamt<br />
Landikhana nachgeklebten E<strong>in</strong>schreibnummernzettel<br />
105. Frankiert mit Mi.-Nr. 202, teilgezähnt zu<br />
je 15 POULS, also <strong>in</strong>sgesamt 30 POULS. Damit <strong>in</strong> Höhe des doppelten<br />
Inlandtarifes frankiert für e<strong>in</strong>en normalen Auslandsbrief<br />
bis 4,5 g, jedoch ohne Zusatzgebühr für „E<strong>in</strong>schreiben“. Entwertung<br />
mit Stempel-Type RPM-6 nach Wilk<strong>in</strong>s. In Landikhana wurde<br />
noch am 31. März 1928 e<strong>in</strong> Stempel „DUE“ für Nachgebühren<br />
angebracht. Diese hätten e<strong>in</strong>gezogen <strong>und</strong> verklebt werden müssen.<br />
Dies ist jedoch nicht erfolgt. Ankunft Berl<strong>in</strong> 23. April 1928.<br />
E<strong>in</strong>e Seltenheit vom letzten Tag vor UPU-Beitritt.<br />
Der Beitritt zum Weltpostvere<strong>in</strong> (UPU)<br />
Nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong> des andauernd komplizierten Postverkehrs<br />
mit dem Ausland (Doppelfrankaturen, hohe<br />
Gebühren, lange Laufzeiten usw.) kam bereits im Januar<br />
Philatelie <strong>und</strong> Postgeschichte 338 · philatelie 417 · März 2012<br />
Sammelgebiet Übersee<br />
1928 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht der Deutschen Gesandtschaft für<br />
<strong>Afghanistan</strong> die Hoffnung zum Ausdruck, dass der Beitritt<br />
des Landes zum Weltpostvere<strong>in</strong> (UPU) bis Ende des Jahres<br />
möglich se<strong>in</strong> werde. In der philatelistischen Fachliteratur<br />
konnte man lesen, dass die afghanische Regierung <strong>in</strong> dieser<br />
Zeit zur Reorganisation des <strong>Postwesen</strong>s e<strong>in</strong>en französischen<br />
Experten verpflichtet habe, der aber aufgr<strong>und</strong> der<br />
<strong>in</strong>nerafghanischen Wirren nie <strong>in</strong> Kabul angekommen sei.<br />
Die Deutsche Gesandtschaft teilte dagegen im Mai 1928 an<br />
das Auswärtige Amt mit, dass dieser Experte namens „Bouvret“<br />
von Marseille abgereist sei. Und im Juli 1928 meldete<br />
sie nach Berl<strong>in</strong>, dass der französische Sachverständige vor<br />
wenigen Tagen <strong>in</strong> Kabul angekommen sei. Über die Ergebnisse<br />
se<strong>in</strong>er Tätigkeit ist nichts bekannt, zumal der UPU-Beitritt<br />
tatsächlich bereits zum 1. April 1928 erfolgte. Danach<br />
galten die alten Gebühren teilweise weiter, z.B. <strong>in</strong>nerafghanisch.<br />
Im Auslandspostverkehr wurden diese teils neu festgelegt,<br />
z.B. für Zusatzleistungen wie E<strong>in</strong>schreiben, Luftpost<br />
usw. Die bis dah<strong>in</strong> notwendigen Doppelfrankaturen mit (britisch-)<br />
<strong>in</strong>dischen Freimarken entfielen. Der Auslandspostverkehr<br />
brachte nach dem UPU-Beitritt außergewöhnliche<br />
Belege mit den damaligen Briefmarken <strong>Afghanistan</strong>s. Auch<br />
aus der bürgerkriegsähnlichen Zeit nach König Amanullah<br />
(bis 1929) s<strong>in</strong>d solche bekannt.<br />
Die Briefmarken-Ausgaben nach dem Beitritt<br />
zum Weltpostvere<strong>in</strong><br />
<strong>Afghanistan</strong> war seit dem Beitritt zur UPU im postalischen<br />
Bereich immer bei der dort üblichen, französischen Sprache<br />
geblieben. Die Marken trugen logischerweise den Landesnamen<br />
<strong>in</strong> Französisch „Postes Afghanes“. Als Beispiele<br />
für die Motive afghanischer Briefmarken aus der Frühphase<br />
der UPU-Mitgliedschaft sollen e<strong>in</strong>ige Werte der ersten Freimarken<br />
(Dauerserien) vorgestellt werden. „Sondermarken“<br />
gab es u.a. zu den „Tagen der Unabhängigkeit“ <strong>und</strong> zu weiteren<br />
Anlässen mit Bezug zur afghanischen Geschichte.<br />
Im Verlaufe der Jahrzehnte experimentierte man mit verschiedenen<br />
Druckereien, auch im eigenen Lande, so dass<br />
für manche Augen ungewohnte Motive <strong>in</strong> den unterschiedlichen<br />
Druckverfahren entstanden s<strong>in</strong>d. Außerdem gibt es<br />
bei den Marken e<strong>in</strong>e Vielzahl ungezähnter Ausgaben (vor<br />
allem <strong>in</strong> den 60er Jahren), sog. „Kopfsteher“ zu Beg<strong>in</strong>n der<br />
30er Jahre <strong>und</strong> Druckfehler. <strong>Das</strong> Kapitel „Essays, Proofs<br />
<strong>und</strong> Specimen“ bedarf e<strong>in</strong>er eigenen Betrachtung.<br />
In der sowjetischen Besatzungszeit 1979–1989 wurden<br />
die Motive der Markenausgaben im S<strong>in</strong>ne der damaligen<br />
Machthaber festgelegt, <strong>in</strong> der Bürgerkriegs- <strong>und</strong> Taliban-Zeit<br />
gaben „Geschäftemacher“, deren Autorisierung als zweifelhaft<br />
e<strong>in</strong>zuschätzen ist, e<strong>in</strong>e Vielzahl „schöner Motivmarken“<br />
heraus, die selten <strong>in</strong> echter Verwendung vorkommen.<br />
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