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Jahresbericht ELSA-Deutschland e.V. 2005/2006 - ELSA Germany

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Am 19 . Juli <strong>2006</strong> fand sie statt . Die erste von<br />

<strong>ELSA</strong>-Bayreuth organisierte Legal Debate<br />

zum Thema: „Rasterfahndung – Legitimes<br />

Mittel zur Verbrechensbekämpfung?“ Interessant<br />

war insbesondere die Zusammensetzung<br />

der beiden Teams: Auf der einen Seite<br />

standen drei Jura-Professoren (Prof . Bosch,<br />

Lepsius, Möstel), die das Thema kannten, wie<br />

ihre eigene Westentasche . Auf der anderen<br />

Seite standen drei mutige Redner des Debattierclubs<br />

Bayreuth, welche sich trotz Ihrer<br />

Fachfremdheit der Herausforderung stellten .<br />

Bevor wir jedoch den Handschuh in die Arena<br />

werfen, soll ein kleiner Einblick in das Wesen<br />

einer Debatte gegeben werden .<br />

Beim Debattieren kommt es nicht darauf an,<br />

den Gegner zu überzeugen . Auch kommt es<br />

nicht darauf an, einen Kompromiss zu finden<br />

. Nein, der alleinige Gradmesser für die<br />

Qualität einer Debatte ist die Fähigkeit der<br />

Redner, das Publikum zu überzeugen . Dass<br />

die anstehende Debatte also nicht durch vorlesungsartiges<br />

Rezitieren, sondern eher durch<br />

Schlagfertigkeit und Wortwitz zu gewinnen<br />

war, war von Beginn an beiden Parteien klar .<br />

Aufgrund dieser Sachlage herrschte trotz des<br />

fachlich-argumentativen Vorsprungs der Professoren<br />

rhetorische Waffengleichheit der<br />

beiden Teams . Es versprach also spannend zu<br />

werden . Doch da eine Debatte im Vergleich<br />

zu einer Diskussion gleich einem Boxkampf<br />

zu einer Teepartie ist, konnte es auch hier nur<br />

einen Gewinner geben . Wer letztendlich das<br />

niederwerfende K .O . verkraften musste, entschied<br />

das Publikum . Vor der Debatte waren<br />

75% der Anwesenden für den Einsatz der<br />

Rasterfahndung zur Verbrechensbekämpfung .<br />

Nach der Debatte sollte die Verschiebung des<br />

Stimmungsbildes die Wertung des Publikums<br />

wiedergeben . Dazu aber später .<br />

Von Thunfischen und Terroristen<br />

Legal Debate zur Rasterfahndung<br />

Die Debatte wurde durch den ersten Sprecher<br />

der Studenten eröffnet, welcher gleich durch<br />

ein pragmatisches Argumentationsmuster<br />

versuchte, die juristische Brisanz der Thematik<br />

zu umschiffen . So sei die Rasterfahndung<br />

schon allein aufgrund des enormen Personalaufwandes<br />

zur Überwachung der „Gerasterten“<br />

nicht „effektiv“ . Darüber hinaus spreche<br />

es wohl nicht für die Rasterfahndung, wenn,<br />

so wie geschehen, die Suche nach Terroristen<br />

lediglich 80 jährige Rentner, die ihre Stromrechnung<br />

nicht begleichen, zu Tage fördert .<br />

Als erster Redner des Professorenteams<br />

sprach Herr Prof . Möstel . Er bezweifelte die<br />

Ineffektivität und führte an, dass die Freiheitseingriffe,<br />

die mit einer Rasterfahndung einhergehen,<br />

geradezu „idyllisch“ im Vergleich<br />

zu denen nach einem terroristischen Angriff<br />

seien . Es sei somit nötig, die Maschen des<br />

Rasters enger zu ziehen, um eine größtmögliche<br />

Erfolgsquote zu erzielen . Hier konterte<br />

jedoch sofort der zweite Redner des studentischen<br />

Teams rhetorisch geschickt mit der<br />

Parallele zum Thunfischfang. So sei es zwar<br />

wahr, dass ein engeres Netz mehr Thunfische<br />

an die Oberfläche befördere, jedoch führe<br />

dies auch dazu, dass ungewollt Delphine und<br />

andere Fische, die der Redner mit dem „unschuldigen<br />

Bürger“ verglich, in die Gefahr des<br />

Raubbaus kämen . Darüber hinaus wurde kritisiert,<br />

dass persönliche und geheime Daten,<br />

wie Geschlecht, Religion und Kontodaten als<br />

Differenzierungskriterien für die Rasterfahndung<br />

genutzt würden .<br />

Doch auch hier konterten die Professoren<br />

sofort: „Wer wolle denn von sich sagen, es<br />

sei geheim, dass er männlichen Geschlechts<br />

sei?“ . Diese geschickte rhetorische Frage leitete<br />

dazu über, dass gezeigt wurde, dass jeder<br />

Bürger doch gern bereit ist, gewisse Daten<br />

preiszugeben solang dies von Vorteil für ihn<br />

ist . In Form von Paybackpunkten werde das<br />

Konsumverhalten eines Bürgers bereitwillig<br />

preisgegeben, um so billiger einkaufen zu<br />

können . Analog sei auch die Erhebung von<br />

Daten im Rahmen der Rasterfahndung lediglich<br />

ein Mittel für „billige Sicherheit“ .<br />

Nach diesem Schlagabtausch und vielen Bemerkungen,<br />

die das kritische Publikum zum<br />

Lachen brachten, waren die Reden beendet und<br />

es kam zur Schlussabstimmung . Diese führte<br />

zu einer eindeutigen Verschiebung des Stimmungsbildes<br />

in Richtung des Professorenteams .<br />

Somit standen die Gewinner der ersten <strong>ELSA</strong><br />

– Legal Debate fest: Das Professorenteam .<br />

Auf dem anschließenden Sommerfest wurde<br />

dieser Gewinn bei Steak, Würstchen und<br />

angeregten weiterführenden Diskussionen<br />

gefeiert . Für die Bereitschaft, uns durch ihren<br />

Redebeitrag zu unterstützen und trotz des<br />

engen Terminplans zu Semesterende, auch an<br />

diesem Programmteil noch teilzunehmen, sei<br />

hier noch einmal den Professoren Bosch, Lepsius<br />

und Möstel ganz herzlich gedankt . Dank<br />

gebührt auch dem Team des Debattierclubs,<br />

für Mut, Einsatz und Unterstützung sowie<br />

dem tollen Publikum .<br />

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr,<br />

wenn es wieder heißt: <strong>ELSA</strong>-Legal Debate:<br />

„Ring frei zur zweiten Runde!<br />

Sebastian Woschech, <strong>ELSA</strong>-Bayreuth e.V.<br />

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