aus dem rathaus - Gemeindeverwaltung Blaichach im Allgäu ...

AKTUELLES THEMA
Mit der richtigen Balance zur entspannten Geburt
Hebamme Gertrud Ziegenhagen steht Schwangeren mit Rat und Tat zur Seite
Anhand von einer Zeichnung und einem Modell erklärt die
Hebamme Gertrud Ziegenhagen den werdenden Müttern
die wichtigen Schritte vom Einsetzen der Wehen bis zur Geburt.
Bereits im Alter von 16 Jahren
wollte Gertrud Ziegenhagen
Hebamme werden. Da
es für die gebürtige Thüringerin
in der damaligen DDR
nicht so einfach war, diesen
Wunsch in die Tat umzusetzen,
schlug sie zunächst einen
anderen beruflichen
Weg ein. Trotzdem gab sie
ihren Traum nie auf. Daher
bewarb sie sich 2002 bundesweit
für einen Ausbildungsplatz.
Im darauf folgenden
Jahr konnte sie an
der Uni-Klinik in Ulm mit der
Hebammenschule beginnen.
Danach machte sich Gertrud
Ziegenhagen auf die Suche
„nach einem schönen Ort
für eine Praxis“ und landete
im April dieses Jahres in
Gunzesried. Im Mai eröffnete
die 43-Jährige ihre Hebammen-Praxis,
in der sie neben
Geburtsvorbereitungskursen
unter anderem auch Stillberatungen,Rückbildungsgymnastik
und Babymassagen
anbietet. Mit ausschlaggebend
für ihre Entscheidung,
sich im Allgäu niederzulassen,
war ihr Mann Robert
Hornung. Der gelernte Krankengymnast
und Physiotherapeut
besitzt bereits seit 20
Jahren eine Praxis in Buchloe,
suchte allerdings einen
Standort, an dem er sich
auf die Cranio-Sacral-Therapie
spezialisieren kann. Diese
sanfte und tief greifende
Körpertherapie erreicht den
Menschen in seiner Ganzheit.
Mit sanften Berührungen erhält
der Körper den Impuls
Spannungen und Traumata
abzubauen. Daher ist die Cranio-Sacral-Therapie
nicht
nur bestens geeignet, um
Schwangerschaftsbeschwerden
zu lindern, sondern stellt
auch eine wirksame Behandlungsmethode
für Neugeborene
dar. Sie wird zum
Beispiel bei Schreibabys angewandt
und bei Neugeborenen,
die unter Schlaf- und
Verdauungsstörungen leiden.
„Frauen, die gebären gehen
über eine Schwelle und es
wird dabei nicht nur ein Kind
sondern auch eine Mutter
geboren“, sagt Gertrud Ziegenhagen.
In dieser „Schwellensituation“
möchte sie den
Müttern beistehen und sie
mit Rat und Tat unterstützen.
„Es ist ein heiliger Moment,
in dem eine Familie geboren
wird, deshalb will ich die
Menschen über einen längeren
Zeitraum begleiten“, begründet
Ziegenhagen ihren
Entschluss als freie Hebamme
zu arbeiten. Vor ihren Kolleginnen,
die den Stress einer
Klinik bewältigen, habe sie
aber eine enorme Hochachtung.
Allerdings bevorzugt
Gertrud Ziegenhagen die
Hausgeburt, da sie ihrer Meinung
nach die natürlichste
Form einer Geburt darstellt.
Viele Menschen vertreten die
Ansicht, dass Hausgeburten
16
lediglich in der Zeit durchgeführt
wurden, in der die Menschen
nicht die Möglichkeit
hatten eine Klinik aufzusuchen.
Dem widerspricht Gertrud
Ziegenhagen. „Das A
und O bei einer Geburt ist die
Entspannung der Frau und
die meisten sind zuhause
entspannter als im Krankenhaus“,
weis die 43-Jährige.
Da das Thema Hausgeburt
viele Menschen erstmal abschreckt,
hilft Gertrud Ziegenhagen
den Teilnehmerinnen
ihrer Kurse bei einer
sanften Entscheidungsfindung.
Nach Absprache mit
dem behandelnden Frauenarzt
geht es darum „gemeinsam
den richtigen Weg zu
finden“, berichtet Gertrud
Ziegenhagen. Die Hebamme
nimmt nämlich auch gerne
Patientinnen in ihre Geburtsvorbereitungskurse
auf, die
ihr Kind lieber in einer Klinik
auf die Welt bringen möchten.
Für eine gute Hebamme ist
Menschenkenntnis unerlässlich.
„Bei meiner Arbeit mit
den Schwangeren kommt es
auf die richtige Balance zwischen
Einfühlung und Füh-
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Mitteilungsblatt der Gemeinde Blaichach
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Redaktion: Marion Bässler, Ostrachstraße 43
87527 Sonthofen
rung an“, erklärt Ziegenhagen.
Da sie aber von Herzen Seelsorgerin
ist, fällt es ihr nicht
schwer den Kontakt zu den
Menschen herzustellen und
eine familiäre Beziehung aufzubauen.
„Ich versuche zwischen
den Zeilen zu hören, um
Ängste zu erkennen und darauf
einzugehen“, erzählt sie.
Für diese psychologische Suche
ist es wichtig, Vertrauen
aufzubauen und sich für die
Menschen Zeit zu nehmen.
„Ich glaube, dass das Durchstehen
der Schmerzen bei
einer Geburt für eine Frau
eine Grenzerfahrung ist, die
sie selbstbewusster macht“,
meint Ziegenhagen zudem.
Daher betont sie, wie wichtig
es ist, dass die Hebamme nur
begleitet. „Die Frauen müssen
wissen, dass sie das Kind
ganz alleine geboren haben
und nicht die Hebamme“, betont
Ziegenhagen und kritisiert
oft gehörte Ausdrucksweisen.
Wenn eine Hebamme
davon erzählt, wie viele Kinder
sie auf die Welt gebracht habe,
ist nach Meinung von Gertrud
Ziegenhagen etwas falsch,
denn die Anerkennung dafür
gebühre allein den Müttern.
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